Nichts fürchen die Menschen dieser Weil mehr, als Einsamkeit und eine Zeit des Nachdenkens oder der inneren Einkehr. Sie sind lieber mit Arbeit überladen, als daß sie Muße für stille Betrachtungen haben möchten. Das unruhige Gewissen erhebt zu solchen Zeiten seine Stimme, und diese sucht man mit der bequemen Ausflucht zu betäuben, daß man Pflichten zu erfüllen und keine Zeit für dergleichen Überlegungen habe. Sünden, viele Sünden sind da, und der Gedanke an Gott, als den Richter der Sünde ist schrecklich. Der Zustand der Seele ist derart, daß sie das Licht nicht ertragen kann, und darum liebt man die Finsternis. Man sucht und liebt das geschäftige, ruhelose Treiben des gegenwärtigen Zeitlaufs, um dadurch dem drückenden Gewicht der stillen Stunden zu entrinnen. Die Vergnügungen und Freuden der Welt dienen zu ihrer Zeit und an ihrem Platz dem gleichen Zweck.
So ist man eifrig besorgt, die Einsamkeit zu vermeiden und jede Gelegenheit zu ruhiger und ernster Betrachtung unmöglich zu machen. Den Interessen der Seele schenkt man keine Betrachtung, keine Minute widmet man ihr, trotz ihres dringenden, tiefen Bedürfnisses. Der höhere und edlere Teil des Menschen wird gänzlich vernachlässigt und außeracht gelassen. Aber ach, „was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewänne und seine Seele einbüßte? Denn was wird ein Mensch als Lösegeld geben für seine Seele?" (Mark. 8,36. 37)