Römer 5, 1 Da wir nun gerechtfertigt worden sind durch Glauben, so haben wir Frieden mit Gott 1853 BdH

01/01/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Der Friede mit Gott „Da wir nun gerechtfertigt worden sind durch Glauben, so haben wir Frieden mit Gott, durch unse­ren Herrn Jesus Christus."            Röm. 5, 1.

Eines jeden Gläubigen Teil ist es, von sich selbst zu sagen: „Gerechtfertigt durch den Glauben, habe ich Frieden mit Gott, durch unseren Herrn Jesus Christus". Kann er dies nicht, so bleibt es nichtsdestoweniger wahr, daß Gott ihn gerechtfertigt sieht. Aber der Friede seiner Seele hängt von der Fähigkeit ab, es selbst zu sagen, und das ganze, daraus hervorgehende Glück genießen zu können. Diese Sprache ist) keine andere, als die des Glaubens im Gegensatze mit der des Unglaubens; und drückt das aus, was allein der Glaube finden kann. Wer an Jesum glaubt, und dies nicht bezeugen kann, bietet ein trauriges Beispiel von der Verschlagenheit des bösen und un­gläubigen Herzens, das wir noch in uns herumtragen.

Was den Glauben betrifft, so ist zu bemerken: daß der rechtfertigende  Glaube  immer  auf  einen außer uns sich befindenden Gegenstand hin­blickt. Dies soll uns als Prüfstein dienen, um unterscheiden zu können, was der Glaube ist, oder was er nicht ist. Alles, was in uns die Grundlage des Friedens mit Gott sucht, ist nicht der Glaube, denn dieser findet immer Inder Person und im Werke des Herrn Jesu Christi die Grundlage des Friedens. Hieraus folgt, daß der Glaube nicht nach Innen auf das, was der Mensch in sich selbst, sondern nach Außen auf das, was Jesus ist, schaut, um die Beweise zu finden, daß der Friede mit Gott geschlossen ist. Der Unglaube sucht den Frieden stets im Entgegengesetzten. Niemals blickt er auf Jesum, immer auf den Menschen. Der Unglaube kann nie sagen: Ich ver­traue nicht auf Fleisch, denn er setzt seine ganze Zuversicht auf dasselbe, wohingegen der Glaube dies immer sagt, und hinzufügt: Ich freue mich in Christo Jesu. Aufs „ich" setzt der Glaube keinen Wert, denn er liebt es, sich mit Christo zu beschäftigen. Der Glaube ist also immer demütig und immer heilig. 

0 wie unnennbar ist dies Vorrecht, meine Seele durch den Glauben auf Jesum heften zu können, Ihn zu schauen, und Seine ganze Vortrefflichkeit als die meinige betrachten zu dürfen! Den lebendigen und tätigen Glauben zu haben, welcher sich vom „ich" und allem, was daraus ent­springt, wegwendet, und erkennt, daß alles, was mir nötig ist, um mich vor Gott empfehlen zu kön­nen, sich in Christo für mich befindet! Bedarf ich der Ver­gebung der Sünden? Sein: Blut reinigt von aller Sünde (1. Joh. 1. 7). Bedarf ich des Lebens? „In ihm war das Leben" (Joh. 1. 4). „Gott hat uns das ewige Leben gegeben, und dieses Leben ist in seinem Sohne (1. Joh. 5,11). Bedarf ich der Gerechtigkeit? „Jesus Christus ist uns Gerechtigkeit geworden von Gott" (1. Kor. 1. 30). Dies ist auch von jeder ändern Vollkom­menheit zu sagen. „Alles was vor Gott vortrefflich und köstlich ist, findet sich in ihm; und der Gläubige ist angenommen in dem Geliebten". So findet der Glaube den Frieden, „die unaussprechliche Freude voller Herrlichkeit"; denn er er­greift den unendlichen Wert des Blutes Jesu, die unbe­grenzten Vorzüge von Jesus selbst, und eignet sich alles an. Denn es ist zu bemerken, daß der Glaube Jesum und Sein Blut nicht als etwas für sich gleichgültiges, anteilloses betrachtet, wie z. B. jemand die Reichtümer eines ändern ansehen würde;

nein, der Glaube sieht alle Reichtümer und alle Vorzüge Christi als die seinigen an; und also finden wir den Frieden und die Freude durch den Glauben. In der Betrachtung Christi und Seiner Reichtümer in der Herrlichkeit würde ich niemals Frieden finden, wenn ich nicht zusetzen dürfte: Alles ist mein;

im Gegenteil würde es mir eine beständige Qual sein. Aber der Glaube eignet sich Christum immer an, und so betrachtet Ihn der Gläubige. — Man wird fragen: Welches Recht hat er dazu, und wie kann er es tun? Ich antworte: Durch die Be­vollmächtigung Gottes selbst, denn Gott stellt Christum einer Seele niemals zu einem ändern Zweck dar, als zu dem: daß diese Seele sich Christum selbst zu eigen machen könne durch den Glauben. Die Absicht Gottes, wenn Jesus gepredigt wird, ist also nicht, die Seelen zu quälen durch die Darstellung eines Gutes, zu dessen Besitz sie nicht kommen können, sondern ihnen diese „frohe Kunde" zu offen­baren: daß Christus mit aller Seiner Vollkommenheit und Seiner bewunderungswürdigen Herrlichkeit jeder Seele, die an Ihn glaubt, angehört. So laßt uns denn sorgsam über das un­gläubige Herz wachen, welches nach der Einflüsterung Satans spricht: „Ich glaube wohl an Jesum Christum, so wie Gott es im Evangelium angekündigt hat, aber ist er mein"? Bekla­genswerte Ungläubigkeit.' Sie ist nur eine Lüge des Feindes, weil Gott erklärt hat: „daß in ihm ein Jeder, der da glaubt, von Allem gerechtfertigt wird". Hier stellt uns Gott den Glau­ben an Jesum und unsere Rechtfertigung als ein und dasselbe dar. Was aber Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht trennen!

Noch ist zu beachten: Daß, obwohl der Glaube sich immer mit Jesu, als der Grundlage des Friedens beschäftigt, er Ihn auch, als den Weg, der zu Gott führt, kennt. „Wir haben Frie­den mit Oolt, durch unsern Herrn Jesum Christum". Wir sollen nie vergessen, daß Gott, indem er Seinen Sohn gab, uns zu Sich führen wollte. Christus ist gestorben. Er, der Gerechte für die Ungerechten, um uns zu Gott zu führen. Diese Wahr­heit zu entdecken, und das zu genießen, was daraus entspringt, ist die große Freude des Glaubens. Es ist eine sehr unvoll­kommene Kenntnis dessen, was Jesus selbst ist, bei Ihm, als der Grundlage des Friedens, stehen zu bleiben, ohne Ihn als das Mittel, das uns zu Gott führen soll, zu ergreifen. In der Gegenwart Gottes ist es, wo wir zu lernen haben, was die Glückseligkeit Christi ist, und dort ist es auch, wo wir sie genießen sollen. Gott selbst, als Gott, ist die höchste Ruhe des Glaubens. „Auf daß euer Glaube und eure Hoffnung auf Oott sei" (1. Petri 1. 21). Da ruht die Seele aus, denn sie hat die Quelle selbst und die Fülle jeglicher Seligkeit erreicht. Da ruht Jesus Selbst aus; in Gott mit allen, die durch Ihn zu Gott ge­führt wurden. 0, welch' eine Wohnung ist dies! welch ein Zu­fluchtsort! welch heilige Ruhestätte! Es bedurfte nichts weniger, als daß Gott die ganze Vortrefflichkeit Christi auf "uns legte, um uns für jene Wohnung zuzubereiten. — Hierdurch haben wir nun den Frieden, „den Frieden mit Gott". Des Glaubens Teil ist der Wert Christi; und so ist jeder Gläubige wie Christus selber, für die Gegenwart und den Schoß Gottes geeignet. „Ihr gehört Christo an und Christus Gott" (1. Kor. 3,23). Wer an Jesum Christum glaubt, wie es im Evangelium ver­kündet ist, besitzt den ganzen Wert dessen, an den er geglaubt hat. Was sein Glaube ergriffen hat, gehört ihm auf ewig a n ; und in der Hinsicht kann er niemals mehr empfangen, als er in dem Augenblicke erhielt, wo sein Glaube Jesum umfaßte.

Wahr ist's, er soll fortschreiten in der Erkennt­nis dessen, was er empfangen hat; aber den Wert einer Gabe kennen lernen oder dieselbe empfangen, sind zwei sehr verschiedene Dinge. Wenn eine Seele an Jesum glaubt, so gehört Jesus ihr an. Gott hat sie Ihm ge­geben, und Ihn ihr. Indessen wird sie immer mehr den unaus­sprechlichen Wert dieser wundervollen Gabe kennen lernen;

aber welch' ein Unterschied, in der Erkenntnis Jesu zu wachsen, wissend, daß Er mein ist, oder hierin noch im Ungewissen zu sein, wie elend ist dieser letzte Zustand, wie selig der Erstere! Ein vor Hunger Sterbender, der durch ein Gitter ein Gastmahl sieht, an welchem er sich nicht sättigen kann, wie unglücklich ist ein solcher. Oder, wie qualvoll sieht ein von Kleidern ganz entblößter Mensch eine Menge Gewänder an, die ihm nicht gehören, und nicht für ihn sind. Aber, o der  Wonne, an jener Tafel zu sitzen, aller ihrer Gerichte teilhaftig zu sein und das schöne Gewebe, den ewigen Stoff des Rockes bewundern zu dürfen, mit welchem die Liebe ihn schon be­kleidet hat! Dies ist's, was das Herz mit Dank, den Mund mit Lob erfüllt, die friedliche Freude des Glaubens- Nur die, welche bestimmt wissen, daß Gott sie gesegnet und reich gemacht hat, können Gott danken (siehe 1. Petri 1. 3—9). 

Satan weiß dies wohl, und bemüht sich deshalb, die Gläubigen in Zweifel zu führen, um sie des Friedens zu berauben, damit sie gehindert seien, Gott zu loben und Jesum zu preisen. Aber während er dies tut, so ist ein Größerer als er da, welcher die Seele stets zum vollkommenen Frieden zu leiten sucht. Der Selige Geist Gottes „nimmt von dem was Jesus ist und verkündet es uns" (Joh. 16, 14). Er leitet deshalb immer zu Christo, und durch dies einzige Mittel führt Er zum Frieden. Zu diesem Endziel ist der Heilige Geist dem Gläubigen gegeben. Sein gesegnetes Werk ist es, dem Gläubigen zu bezeugen, was Jesus ist und was Er f ü r ihn ist (Joh. 4). Der Gläubige hat also sogar Gott selbst, den Heiligen Geist, der stets bereit ist, seinen Glauben zur Quelle und zum Behälter aller Segnungen zu lenken; und in diesem Werke ist der Geist nicht nur der, welcher dieselben der Seele offenbart, sondern er ist auch für die, welche sie erblickten, der Zeuge, daß Alles, ja Alles ihnen ist (Röm. 8, 16; Eph. 1. 13. 14). Der Unglaube wendet das Haupt, trägt seine Blicke ins Innere und spricht: „Laßt uns auf uns sehen". So wendet er sich weg von der Fülle der Segnungen, die in Christo ist, wo der Geist hinführen will, um sein eigenes Elend und seine Armut zu betrachten. Soll man da erstaunt sein, wenn von Allen, die also handeln, nicht Einer den Frieden findet; Sie können den Frieden nicht haben, denn Gott hat erklärt, daß der Friede durch den Glauben an Jesum kommt. Wenn wir nun unsere Blicke, um ihn zu haben, auf uns richten, so werden wir ihn nie finden. —

Ich sagte, daß Jesus, im Glauben ergriffen, Friede, Freude, Vertrauen und Lob erwecke; aber noch mehr:

Er gibt die Macht, in der Heiligkeit zu wandeln, der Sünde, Satan, dem Fleisch und der Welt zu widerstehen. Erinnern wir uns, daß wir niemals eine Macht wahrhaft aus Gott erhalten werden, um dem Übel zu widerstehen und das Gute zu tun, es sei denn durch den Glauben, der selbst durch den Heiligen Geist gelenkt wird. Nur solche, die einen vollen, vollkommenen Frieden durch den Glauben an Christum haben, werden wahr­haft heilig sein in ihrem ganzen Wandel.

Jerusalem und der Mensch der Sünde

Nachdem der König (Jesus) und das Königreich verworfen wurden von dem irdischen Volke, den Juden, bildete sich Gott ein himmlisches (Tit. 2,14; Ephes. 2,10; 1. Petr. 2,9.10) Volk, um daraus den Leib und die Braut Christi zu machen, ohne allen Unterschied von Juden und Heiden. Seit der Unter­brechung des Reiches wurde die Scheidewand gebrochen, und der Lauf der jüdischen und Irdischen Beschlüsse wurde durch die Wahl eines Volkes des Auferstandenen als Erstlinge ersetzt;

vorherbestimmt, dem zweiten Adam gleich zu werden, um die zukünftige bewohnbare Erde zu richten und zu regieren. Jesus, der Erlöser der Kirche*) ist auch ihr Haupt und Bräutigam, aber nirgends steht in der Schrift, daß Er der König der Kirche sei, wie Er der König zu Zion, oder der König der Völker, oder der König der Könige ist. Die Kirche ist Seine Gefährtin, Bein von Seinem Bein, und Fleisch von Seinem Fleisch; sie ist teil­haftig des Königs, der Regierung und des Königtums.

Nichts ist irdisch in der Berufung der Kirche. Der Lauf der Gedanken, der Neigungen und der Hoffnungen jedes einsichts­vollen Getreuen in der gegenwärtigen Haushaltung wird in diesen drei Worten zusammengefaßt: Einung, Gemeinschalt und Vereinigung, mit dem Sohne Gottes. Als Jesus auferstanden war, ging er durch die Himmel hinein ins Heiligtum, welches nicht von Händen gemacht ist. Dort oben ist der verherr­lichte Mensch, welcher uns in die Gegenwart des Vaters geführt hat. Unsere eigene Menschheit wohnt ohne Sünde in Ihm, tätig und lebendig in dem himmlischen Hause Gottes. Jesus hat uns mit Ihm selber geeint, und hat uns Seines un­sterblichen Lebens und der göttlichen Natur teilhaftig gemacht. Die Folge dieser gesegneten Einung ist die jetzige Gemein­schaft, die schon hinieden mit dem Vater und dem Sohne in einem Geiste stattfindet. Und dann, wenn das letzte Glied des Leibes eingegangen ist, werden wir in der Vereinigung mit diesem teuren Heilande den köstlichsten Preis unseres Glaubens einernten: den Preis, den wir jetzt nur in Hoffnung haben (vergl. 1. Kor. 13, 13, mit 10).

Das ist in kurzem das Evangelium der Gnade und die über­aus glückliche Stellung, die der Kirche, während der „gegen wärtigen bösen Welt" zukommt. Diese Welt, die zur Zeit der ersten Ankunft Christi schon war, ist noch nicht geendet, dieweil wir, die da glauben, aus derselben herausgerissen und aus­erlesen worden sind durch die Gnade Gottes für Ihn. Das Evangelium der Gnade hat an dem Gange der Welt nichts ge­ändert; es sei denn daß Gott die Gerichte, die das Ende der­selben herbeiführen werden, verzögert, bis Er alle Erlösten mit Christo vereinigt hat. Dadurch, daß man diese Welt reformieren will, um daraus ein Reich Gottes zu machen, betrügt man die Welt. Es handelt sich nicht darum, sie zu verbessern, sondern aus ihr auszugehen, gegen sie zu zeugen, und tätig zu sein, die Seelen durch die Predigt der ganzen Wahrheit daraus zu reißen.

Die Kirche soll dem lebendigen und wahren Gott dienen, welcher will, daß alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Deswegen haben wir die Sendung erhalten, die geistig Toten herbei zu rufen, den Ruf wiederholend: „Siehe, der Herr kommt, geht aus ihm entgegen!" um den Gerichten zu entgehen, welche auf die Wegnahme der Kirche folgen, um mit dem König zu sein, wenn er noch einmal die Himmel und die Erde be­wegen wird. Demjenigen, „der hört", ist es nicht erlaubt zu warten, bis die Kirche weg sein wird, um dann zu sagen:

„Komm!" Die Offenbarung Johannes ist das Buch Dessen, Der kommt, und dieses Buch ist offen, denn die Zeit ist nahe. Ernste Worte sind diejenigen, die der Herr darin ausspricht, für den, der nicht hört, was der Geist den Gemeinen sagt: „Wer Unrecht tut, tue noch Unrecht: und wer unrein ist, verun­reinige sich noch"; fürchterliches Gericht für diejenigen, deren Herz sich vor dem Rute verschließt: „Und wer es hört, spreche:

Komm!"

Der Herr Jesus sagt: „So jemand dürstet, der komme zu mir, und trinke". So sagt auch die Kirche, auf dieser Erde, durch den Geist Jesu: „Wer dürstet, der komme und nehme Wasser des Lebens umsonst!" (Joh. 7, 37; Offenb. 22,17).

Der Geist ruft in der Braut mit unaussprechlichen Seufzern: „Komm, Herr Jesu! Komm!" Diese Worte sind da augenschein­lich ein Ruf, welchen Gott in den Mund der Heiligen legt, damit, wer es höre, spreche: Komm! Wenn unser Ruf: Komm, Herr Jesu! aus dem Herzen kommt, so wird er in die Herzen derer gelangen, welche dürsten, aber das Wasser, das in's ewige Leben fließt, noch nicht gefunden haben; dann werden auch sie rufen: „Komm, Herr Jesu!"

Teure Brüder! Wohl geht im Allgemeinen in unseren letzten Zeiten inmitten einer stumpfen, verdorbenen Welt der wiederholte Ruf wirkungslos vorüber; dennoch aber kann die Stimme des Geistes und der Braut mehr noch als ein Herz durchdringen unter denen, welche gerettet Werden sollen.

Der, welcher diese Zeilen schrieb, erfuhr die heilige und mächtige Kraft dieses Wortes, und gewiß ist er hierin nicht der Einzige, und wird vielleicht auch nicht als der Letzte aufge­fordert sein, sich mit der Braut zu vereinen, um zu sagen: „Ja, komm' Herr Jesu!"

Die Geschichte des ersten Kommens des Herrn gibt uns einige Beispiele über die gesegneten Früchte, welche das einsichtsvolle Harren bei den Heiligen jener Zeit, welche Ihn in Einfalt des Glaubens erwarten, hervorbrachte.

In Seiner Treue gegen Israel, welches, obgleich halsstarrig, seiner Väter wegen  immer von Ihm geliebt wurde, wählte Gott arme und einfache Hirten, um ihnen den Frieden und das Hell, welches Jesus auf Erden zu verkünden kam, sowie die Befreiung Israels anzuzeigen. Nach dem Gedanken Gottes sollte dieses dem Volke ein Gegenstand großer Freude sein. Diese Männer gingen eilend nach Bethlehem, und fanden dort Maria und Joseph und den Erlöser der Welt, in der Krippe liegend. Bei diesen einfachen und vorurteilsfreien Menschen sehen wir nicht das geringste Zaudern, den Worten der Engel zu glauben; auch wurde ihr Eiter im Gehorsam nicht beschämt. „Und die Hirten kehrten zurück, indem sie Gott priesen und lobten über alles, was sie gehört und gesehen, so wie ihnen gesagt worden".

Die Weisen, welche nachher an die Krippe des Sohnes kamen, weil sie entschieden dem Lichte und Worte des Herrn folgten, stellten die Nationen vor. Sie besaßen mehr Weisheit als die Weisen, die Mächtigen und die Gelehrten, welche das Volk Gottes sich zu Führern und Leitern erwählt hatte.

In der Folge der Ereignisse sehen wir Simeon und Anna dem Zeugnisse Zacharias nachfolgen. Auch hier sehen wir, wie Gott sich in Seiner Treue verherrlicht, indem er einen kleinen Überrest der Juden aussondert, die den Trost erwarten, und dem Geist der Offenbarung folgend ihr Herz in Gemeinschaft mit Gott erhielten.

Der Glaube Hanna's und Simeon's beruhte weder auf den Überlieferungen der Schriftgelehrten, noch auf dem Unterricht der Leviten, der Priester und des Hohenpriesters; noch auf der Meinung des Königs Herodes und seines Hofes, sondern sie war auf Moses und die Propheten und auf das, was der Geist der Schrift gemäß dem Überrest sagte, gegründet. Indessen, wie klein und verachtet war dieser treue Überrest! Wie sehr wurde dieses Zeugnis von den religiösen Leuten jener Zeit verkleinert und verschrieen! Wie gesegnet war indessen für die Getreuen das Ergebnis ihrer Unterwerfung an Gott allein! Simeon singt den Lobgesang der Auferstehung und geht nach der Verheißung Seines Gottes hin im Frieden; Hanna ihrerseits spricht von Jesus zu allen denen in Jerusalem, die die Erlösung erwarteten.

Für das Fleisch ist die Weissagung Wermuth, weil sie jede Hoffnung vernichtet und jegliche Anhänglichkeit an die Dinge dieser Welt zu Schanden macht; aber wie Honig ist sie im Munde desjenigen, dessen Nahrung sie ist, und der geschmeckt hat, wie freundlich, treu und mächtig der Herr ist. Umsonst begeistert man sich mit „guten Vorsätzen" zur Verleugnung und zum Aus­tritt aus der Welt; denn diese Neigungen sollen aus dem Herzen kommen, Vorsätze können dieselben nicht erzeugen; und ohne eine bessere Hoffnung, eine lebendigere Hoffnung ist nein Austritt möglich. „Wir sind Pilger und Fremdlinge auf Erden"; Gott hat uns für eine kleine Zeit hierher gesetzt, damit wir Ihn hier verherrlichen. Wir müssen daher durch die Kraft Seines Wortes in den Stand gesetzt werden, jeden neuen Tag mit der Hoffnung anzutreten, an demselben in den Himmel einzugehen; und mit Fleiß alles vermeiden, was uns das Ziel verrücken könnte.

Die Freude und die Vereinigung der Kinder Gottes in einer gemeinschaftlichen Hoffnung hienieden waren stets die köst­lichsten Früchte der Erwartung des Herrn. Der Apostel Johan­nes konnte den Gläubigen nichts dringender anempfehlen: als m einem heiligen, reinen Leben zu wandeln, von der Welt ge­trennt, in enger Einigkeit hienieden, und in der Hoffnung, bald in der Herrlichkeit vereint zu sein. „Und nun, Kinder, bleibt bei ihm, auf daß, wenn er erscheinen wird, wir Freudigkeit haben und nicht beschämt werden vor ihm in seiner Gegen­wart" (1. Joh. 2,28). Wir können sterben, das wissen wir; aber wir wissen auch, daß wenn der Herr will, wir bleiben, bis Er kommt, nicht den Tod, sondern die Verwandlung erwartend, nicht den folgenden Tag, sondern den Herrn; „und jeder, der diese Hoffnung hat zu ihm, reinigt sich, wie er rein ist" (1. Joh. 3). Vergleicht man Kol. 3, 4, mit 1. Joh. 3, 2. 3, so muß uns die Über­einstimmung der Sprache von Paulus und Johannes auffallen. Ihre Herzen waren in demselben Sinn und in derselben Hoff­nung des Herrschens und herrlicher Seligkeit. Ist es mit uns ebenso, geliebte Brüder? Ach wie viele Erlöste gibt es, welche sprechen oder handeln, als ob sie sprächen: „Was bekümmert mich alles andere, wenn ich nur gerettet werde!" Ist dieses nicht eine schändliche Rede gegen die Gnade Gottes, welcher uns alle Seine Liebesabsichten geoffenbart hat!

Indem Paulus dringend seine Ermahnung wiederholte: „Seid allezeit fröhlich"; „sorget nichts"; „freuet euch im Herrn allezeit!" „abermals sage ich's, freuet euch!" zeigte er zugleich auch den Grund, die Ursache und das Mark (wenn ich so reden darf) seiner Freude an: „Seid allezeit fröhlich, der Herr ist nahe!" Ja der Herr, der Bräutigam ist nahe, und wir, wir arme Verbannte auf einer feindseligen Erde, wir, die wir Brüder und Mitbürger des Herrn sind, sollten wir uns nicht vereinen, uns auf unsere Abreise vorzubereiten? Wir, die wir miteinander in unser Vaterland zurückkehren, werden wir nicht zusammen dem Hafen zugehen, den wir vielleicht heute noch unter Anführung unseres Hauptes erreichen werden?

In der Absicht, auf das Wohl der Kirche einzuwirken, stell­ten die Apostel immer die Lehre der ersten Auferstehung und der Vereinigung der Heiligen in der Herrlichkeit voran, um die Herzen der Erkauften durch die lebendige Hoffnung mit Freude zu erfüllen, bald Teil nehmen zu können an der Vollkommen­heit unserer Annahme und eines göttlichen Lebens ohne Sünde in der Gegenwart Gottes unsers Vaters. Hier folgen noch einige Stellen, welche verbunden mit den vorhergehenden uns zeigen, daß die tägliche Erwartung des Herrn und unserer Herrschaft mit Ihm, in der Schrift immer als die Quelle aller Heiligung, aller Kraft, aller Zuversicht und aller Freude dargestellt ist:

l. Thess. 1. 3. Die Standhaftigkeit in der Hoffnung unseres Herrn Jesus Christus vor Gott. l.Thess. 2,12; 3,13; 5,23; 4,3. 4. 7.18; 2,19; Jak. 5, 8; 2. Tim. 2, 6.11.12; 1. Thess. 4,13; Röm. 12.12; 1. Tess. 5,6; Röm. 5,17, „lebendig" „in Kraft des Lebens" (Offenb. 15,10).

Der Glaube hat uns gerettet, und die Kraft Gottes bewahrt uns im Glauben an Jesum Christum; die Hoffnung aber beför­dert unser Wachstum, und richtet unsern Wandel aufwärts und vorwärts. Während die Welt dem Gericht entgegenläuft und ver­gängliche Dinge sucht, geht die Kirche der Herrlichkeit ent­gegen. Daher müssen wir uns mit jedem Tag um so fester an himmlische und unvergängliche Dinge schließen, welche wir nur in Jesu finden, der lebendig wieder kommen wird, um uns in die Wohnungen einzuführen, welche er uns bereitet hat. Behalten wir dieses Ziel nun vor Augen, so wandeln wir als Vollkommene, wie die Schrift es nennt; und unser Wandel hienieden wird um so mehr ein der Kinder Gottes würdiger Wandel sein, je größer die Festigkeit unserer Erwartung des Herrn ist. 

Die Folge unserer Rechtfertigung und unserer An­nahme ist also die Hoffnung der Herrlichkeit; daher muß diese lebendig und gegründet sein auf das Wort Gottes, damit unser Zeugnis ein der Erben Gottes und der Miterben Christi an­ständiges sei. Der Geist Gottes, oder „Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit" ist zu gleicher Zeit das Siegel der Erlösung, die Salbung, die uns das Zeugnis und den Genuß davon gibt, und das Pfand der Herrlichkeit und der Erbschaft selbst. Der Geist als Pfand der Herrschaft ist für die Braut des Herrn ein wirklicher Vorbote der Erbschaft. Sobald der Geist in den Erlösten wirkt, prägt er ihren Gedanken, ihren Neigungen und ihrem Leben den himmlischen Charakter auf, welcher die Losreißung aller irdischen Dinge in ihnen bewirkt. Das Auge, welches gewöhnt ist, die Sonne zu schauen, findet nur Finsternis, wenn es sich weg zur Erde wendet.

Wenn unser Herz in dieser beständigen Erwartung lebt, werden wir getröstet, wenn wir in verschiedene An fechtungen kommen; denn unsere Hoffnung wird uns nicht trügen, weil sie auf das Wort unseres Gottes und Vaters gegründet ist, welcher sich in denjenigen erfreut, zu welchen Er sagen kann: „Unablässig eingedenk eures Tuns im Glauben und eurer Liebe in der Mühe und eurer Standhaftigkeit in der Hoffnung unsers Herrn Jesu Christi vor Gott, unserm Vater" (1. Thess. 1. 3). Die Kraft, die Freude, die Wirksamkeit, der Trost der Gemeine, ihre Erlösung, ihre ganze Hoffnung, das Süße ihrer Pilgerschaft auf der Erde ist die Erwartung unseres Herrn Jesu Christi selbst.

Unsere wahre Stellung vor Gott entsteht aus der Stand­haftigkeit, mit welcher wir die Gegenwart und die Ankunft unseres Bräutigams selbst erwarten. So war es mit dem Glau­ben, welcher in Maria wirkte; diese Heilige wollte nicht beim Grabe des Herrn verweilen; ihr Glaube sehnte sich nach dem lebendigen Herrn; Ihn wollte sie wiedersehen, Ihn anbeten; sie wollte Ihn besitzen, Ihn hören. Dies ist der lebendige Glaube, den Gott an der Gemeine gerne sieht. Die Wahrheit vor Gott in der Stellung Simeons und Hanna's be­stand nicht in der Erwartung eines Trostes ohne Jesum, sondern in der Erwartung der Person Jesu, des Trostes Israels.

Geliebte des Herrn! Es hieße mit unsern Herzen nach Ägypten zurückkehren, wenn wir etwas anderes, als den Herrn, in Person erwarteten; ist aber unser Herz im Himmel, dann wird unser Zeugnis lebendig und unser Wirken einsichtsvoll sein, weil unsere Hoffnung auf der Wahrheit beruht, die von Gott ist (Joh. 17,15—20). Möge uns der Herr, der uns für Jesum bei Seite gesetzt hat, je mehr und mehr begreiflich machen, was die Heiligkeit Seiner Gnade sei.

„Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann" (Joh. 9,4). „Ihr aber, Brüder, seid nicht in der Finsternis, daß euch der Tag wie ein Dieb überrasche" (1. Thess. 5, 4).

Die große Wahrheit, die Moses, alle Propheten, Jesus selbst und die Apostel mit festem Glauben predigten, ist das Heran­eilen des zukünftigen Tages des Herrn — des Tages, an welchem die Kirche verklärt, mit ihrem himmlischen Bräutigam in Herrlichkeit regieren wird, an dem die Söhne Israels auf Erden friedlich in ihrem Lande wohnen, und alle Völker im Lichte der Gerechtigkeit wandeln werden, und die Schöpfung, die jetzt seufzet, befreit sein wird; (Röm. 8,19—29) — des Tages, da unter der Regierung des Königs des Friedens und der Gerechtigkeit kein Krieg (Jes. 2, 4), keine Einwirkung des Satans (Offenb. 20, 3), und kein Frevel mehr sein wird; da der Glaube zum Schauen, das Leiden zur Freude, die jetzt Verachteten, Verborgenen, Nichtgekannten offenbar geworden, angesichts des Weltalls den Namen Ihres Vaters auf ihren Stirnen tragend — des Tages, an dessen Morgenröte die Tenne gefegt wird, und Jesus vom Himmel herab erscheint auf den Wolken des Himmels und alle Heiligen mit Ihm; an dessen Abend „die Himmel mit Krachen vergehen, und die Erde und ihre Werke auf ihr verbrannt werden" (2. Petri 3,10) — des tausendjährigen Reiches.

Vor diesem Tage aber kommt die Nacht, d. h. die Zeit der gänzlichen Finsternis, der Fülle der Sünde und der Empörung, die letzte Woche Daniels. „Laßt euch nicht sogleich außer Fassung und in Furcht setzen, .... als ob der Tag des Herrn nahe bevorstehe, .... denn es muß zuvor der Abfall kommen, und sich offenbaren der Mensch der Sünde" (2. Thess. 2). Der Herr sprach: „Es kommt die Nacht". So lange Er auf Erden war, leuchtete Er als Licht der Welt; nach Seinem Heimgang kam die Kirche als Abglanz dieser Sonne, und leuchtete in dieser Welt, zuerst voll und klar; nach und nach schwächer und un­deutlicher; wenn sie weggenommen wird, „dem Herrn entgegen in die Luft", so folgt die stockfinstere Nacht, in welcher der Drache alles Zeugnis des Lichtes und der Wahrheit siegreich überwindet (Offenb. 11, 7. 8; 13,7).

0, wie vernichtet wird diese schauerliche Finsternis der Sünde vor dem weichen, was die Schrift „das Licht", „die Herrlichkeit Jehovas", „den Morgenstern" nennt (Jes. 60, l; 2. Petr. 1. 19)!

Wir fühlen sehr, wie schwach und unwissend wir noch sind, indem wir die Ereignisse der 70. Woche, in welcher die Frucht der Bosheit zur Reife gelangt, für das Gericht, und alles sich vorbereitet zur Wiederkunft Christi, zu betrachten wünschen. Und dennoch ist so viel davon erwähnt in der Schrift.

Wir haben oben schon gesehen, wie durch die Bildung der Kirche der Lauf der Wege Gottes gegen die Erde unter­brochen wurde. Durch die erste Auferstehung und die Ver­wandlung der übrigen Lebenden wird dieselbe von der Erde weggenommen und in die Wohnungen des Vaterhauses gebracht werden. Der Herr Jesus als Bräutigam kommt ihr dann ent­gegen, wie Isaak der Rebekka auf dem Felde entgegenkam, sie darauf zu sich nahm, und ins Zelt Saras führte. So sehen wir auch in der Offenbarung Johannes, ehe von den Gerichten oder dem Zustande der Erde die Rede ist, eine Schar im Himmel, die ein neues Lied singt, und spricht: „ . . . . Und erkauftest uns Gott, mit deinem Blute aus allen Geschlechtern und Zungen und Völkern und Nationen" (5, 9). — Während des ganzen Vorganges der Ereignisse der letzten Woche, die uns die Offenbarung be­sonders zeigt, sind diese im Himmel verborgen •). Dort bereiten .

*) Es ist sonderbar, daß Viele dies nicht begreifen können. Man glaubt allgemein, daß Jesus erst bei Seinem Erscheinen vor der Welt 1. Thess. 4, 13—17 und 1. Kor. 15, 51. 52 erfüllen und alle Gläubigen wegnehmen werde. Man bedenkt aber nicht, daß,

erstens, der Herr mit den Heiligen kommt (Kol. 3, 4); daß sie dann folglich vorher mit Ihm vereinigt worden; dies konnte aber nur durch die Auferstehung geschehen; zweitens, andere Gläubige, Auserwählte auf Erden sein wer­den, wenn Er kommt! solche, die nicht mit Ihm kommen, son­dern auf Ihn harren hienieden. (Matth. 24);

drittens, geschrieben ist, die Kirche gehe Ihm entgegen, treffe Ihn in den Wolken an, und gehe mit Ihm. hinein. Dies „hinein" ist aber nicht die Erde, auf welcher Jesus bleiben und regieren wird, wenn Er kommt, sondern der Himmel, wo Hochzeit ist. Man lese aufmerksam Matth. 25, 10; Joh. 14, 2. 3; 1. Thess. 4, 17;

viertens, die Hochzeit vor Seinem Erscheinen stattfindet, und sicherlich die Braut auch dazu gehört (Lukas 12, 36; Offenb. 19, 7. 11).

Es sei erlaubt, hier das Bruchstück aus dem Briefe eines erleuchteten Christen vorzulegen. Er sagt: „Hinsichtlich der Wegnahme der Gemeine ist die nächste Frage die: Was ist die Gemeine? Denn die meisten wissen nicht, was es ist. Und so ist die Forschung ohne Frucht und Möglichkeit der Lösung. Ebenso war es hinsichtlich des Verfalls der Kirche. Ich fand manchen guten Bruder, der davon durch­aus nichts verstand; sobald er aber begriffen hatte, was die Kirche ist, sobald war auch jede Schwierigkeit weg. Die Kirche, als Leib Christi, geeint ihrem Haupte im Himmel und gebildet in Einheit durch den Heiligen Geist, der sie Ihm einigt, kann ebensowenig von dieser Welt sein, als Christus zur Rechten des Vaters es ist. Ihre Hinwegnahme tut nichts weiter, als sie in Tat und Wirklichkeit dahin versetzen, wo sie von Rechts wegen hingehört. Es ist unmöglich, daß sie ins Gericht komme, denn sie ist mit Christo so vereinigt, daß sie selber die Welt und die Engel richten wird, und wenn Er erscheinen wird (und vorher wird Er nicht richten), so wird sie mit Ihm in Herrlichkeit er­scheinen. Sie kann wohl jedes Gericht des Vaters, wenigstens ihre Glieder), als Züchtigung erfahren zum Guten; aber die Ge­richte, die der Herr üben wird, dem das Gericht gehört, sind nicht für sie, die mit Ihm sein wird, wenn Er sie ausüben wird. Er wird die Welt richten; sie ist nicht von der Welt, wie Er nicht von der Welt war. Seine Interessen, Seine Stellung, Sein Zweck bleiben durchaus die Seinen. Sollte Er der Gegenstand Seines eigenen Gerichtes sein? Er? Sie sehen, wie die schriftgemäße Idee von der Kirche die Frage von selbst auflöst.

Es gibt eine Frage, die vielleicht schwieriger zu lösen ist: ob sie die Trübsalstunde durchzumachen hat, die den Gerichten des Herrn Jesu vorangehen. Auch hier muß man die Kirche von allem anderen unterscheiden. Wie weiß ich, daß ein solcher Augenblick kommen wird? Untersuchen wir die sich darauf be­ziehenden Stellen der Schrift, denn oft verbindet man Ereignisse, nicht mit dem, was die Schrift davon sagt, sondern mit dem, was die Gedanken hinsichtlich seiner selbst erfüllt. Man liebt,  Alles sich zuzuschreiben, und oft ist dies ein Beweis von ver­feinertem Egoismus. Nehmen wir z. B. die Psalmen. Welches ist dort die den Getreuen gewünschte und gewährte Befreiung? Es ist eine Befreiung die durch die Zerstörung der Feinde statt hat, welche dieselben bedrücken. Sie waschen sich die Füße im Blute der Gottlosen. Wir wissen aber, daß sich dies nicht auf die Kirche bezieht, denn zu welcher Zeit es auch sei, daß dies ge­schehe, ihre Erlösung geschieht durch ganz andere Mittel. 

Sie wird hinweggenommen aus der Mitte der Gottlosen, und diese werden später zerstört, sodaß alles, was ähnliches in den Psal­men und Propheten geschrieben ist, sich durchaus nicht auf die Kirche bezieht; die Art ihrer Befreiung ist ganz anders; dies zeigt mir nun auch., daß es eine andere Körperschaft der Gläu­bigen gibt, die befreit werden sollen: ein sehr wichtiges Element in unseren Untersuchungen. (Und es ist wichtiger zu wissen, was das Wort lehrt, als zu sehen, was es entscheidet}. Wir haben also schon zwei Punkte im Keinen; die Kirche wird weggenom­men vor dem Gericht; und es gibt eine andere Körperschaft von Gläubigen, die die Trübsal durchwandern, und durch ein anderes Mittel befreit werden, als dasjenige, durch welches die Kirche aus dem Übel hinweggenommen wird. Wenn ich nun Matth. 14 nehme, so ist klar, daß es sich auf eine jüdische Kör­perschaft in Jerusalem bezieht, welche die Hoffnung der Kirche nicht hat, denn sie erwartet Christum hier unten zur Befreiung. „Er ist hier; er ist dort, in der Kammer, in der Wüste". — Dies geht mich nicht an; denn wenn 

Er in der Wüste wäre, so hätte ich ihn in der Luft schon angetroffen. — Die ändern Beweise fehlen nicht in der Stelle, wo ich nun weiß, daß diese andere Körper­schaft von Gläubigen besonders der Gegenstand der Gedanken Jesu ist, wenn er die umstände der großen Trübsal bezeichnet. Schon wäre es schwer zu glauben, daß die Kirche und eine andere anerkannte, gewarnte Körperschaft von Getreuen zu gleicher Zeit auf der Erde seien. Dies ist doch nur eine Ab­leitung. Ich nehme nun die Gemeine von Philadelphia, zu wel­cher der Herr sagt: „Ich komme bald". Dort finde ich eine Ver­heißung den Getreuen, die das Wort der Standhaftigkeit werden behalten haben, (in welcher Er selbst auf das Reich harrt), daß sie bewahrt sein werden vor der Stunde der Versuchung, die über die ganze Welt kommen wird, zu erproben die Bewohner der Erde. Ich nehme nun 2. Thessal. 2, das mich auf die Hinweg­nahme als auf eine bekannte Sache hinweist, welche der Beweis ist, daß der Tag Christi noch nicht da war. Die Vereinigung des Christen mit Christo macht es zur Unmöglichkeit, daß der Tag Christi da sein kann, während derselbe noch auf Erden ist (Kap. l). Der Geist Gottes stellt die Hinwegnahme, die Ruhe der Kirche dar als Zeit der Linderung hinsichtlich der Leiden dieser Zeit. 

Dies könnte nicht sein, wenn die große Trübsal ihrer noch harrte als besonderes Leiden. In Offenb. 12 finde ich ein System das Ereignissen in seinen Grundsätzen zusammengestellt. Ein. Teil -wird zuerst weggenommen; ein anderer bleibt zur Verfolgung. Welcher? Wenn ich nun lese, was hievon gesagt ist, so zweifle ich gar nicht, daß das Weib (auf der Erde) die Juden sind; und der\ Knabe Christus und die Kirch". als Eins in Ihm. Denn wer soll die Heiden mit dem eisernen Szepter regieren? Christus sicherlich! Und diel Kirche ist Ihm, in eben dieser Sache, beigesellt. Sehen sie die Verheißung Thyatiras. Fahre ich nun im Kapitel fort, so finde ich, daß im Anfang der 1260 Tage, während welcher das Weib verfolgt wird, man den Triumph der Himmels-Bewohner singt, und von den Brüdern, die dort sind, ist es gesagt: „Sie haben ihn besiegt". Sonderbar wäre es, wenn dies sagen wollte, daß es der Anfang der Kämpfe sei, aus welchen die Auserwählten, (Auserwählte, die übrigens, wie wir wissen, andere sind als die Kirche) kaum entrinnen werden. Für denjenigen, der die Verhältnisse zwischen Christo und der Kirche, seiner himmlischen Miterbin und zwischen den auf der Erde gelassenen Gläubigen verfolgt hat, ist dies Kapitel von großer Kraft. Sie werden die Form der Offenbarung selbst schon bemerkt haben, wo die, welche uns die Kirche dar­stellen, von Anfang an Oben gesehen werden, während eine andere Kategorie von Heiligen auf Erden ist. Es gibt noch einen ändern Beweis, der ist, daß die letzte auf der Erde noch zu­künftige Woche von Daniel sich auf sein Volk bezieht, d. h. auf die Juden. Die Hochzeit des Lammes findet statt, bevor der König aller Könige herniedersteigt, und die, die mit JThm sind, sind Aus-erwahlte. Berufene und Gläubige."

sie sich als die Braut zum Hochzeitsmahl, das im Himmel statt­findet, am Ende der 7 Jahre unmittelbar vor der Erscheinung Christi in Herrlichkeit. Man lese das 19. Kapitel, so wird man sehen, daß die Hoch­zeit im Himmel ist (V. l), daß sie am Ende der Woche ist, denn sie findet erst nach dem Falle Babels statt (V. 6), und daß sogleich nachher Christus offenbar vor der Welt mit allen Heiligen erscheint zum Völkergericht (V. 11). Darum, heißt es auch, daß, wenn Christus wieder kommt, Er von der Hochzeit komme (Lukas 12, 36).

Während die Kirche im Himmel verborgen ist, finden schauerliche Ereignisse auf Erden statt. Das römische d. h. das vierte) Reich steht dann wieder da, und zwar unter der Form von 10 Reichen oder unter 10 Königen. Die Heilige Schrift zeigt uns dies mit folgenden Worten an: „Und ich sah aus dem Meere*) ein Tier aufsteigen, das hatte zehn Hörner". „Das Tier, das du

*) Siehe (Offenb. 17, 15) die Wasser, das Meer ist die Menge der Völker. sähest, war und ist nicht und wird aufsteigen aus dem Abgrund" (Offenb. 13, 17). D. h., das vierte Reich, das unterbrochen und durch das Papsttum ersetzt wurde, soll wieder erscheinen, von „seiner tödlichen Wunde heil werden", und dann „werden sich die Bewohner der Erde verwundern, deren Namen nicht ge­schrieben sind im Buche des Lebens seit Gründung der Welt, wenn sie das Tier sehen, daß es war und nicht ist und da sein wird"; denn „die Todeswunde war heil, und bewundernd folgte die ganze Erde dem Tiere nach". „Und die Hörner, die du sähest sind 10 Könige". Der Prophet Daniel, der aus Gründen, die wir oben gesehen haben, die Unterbrechung nicht ahnte, die in den Wegen des Herrn gegen Israel und die Welt kommen sollte, übergeht die Todeswunde, und erklärt die 10 Hörner also: „Aus selbigem Reiche werden 10 Könige aufstehen". Daß diese 10 Könige in den letzten Zeiten sein werden, erhellt auch daraus, daß die letzte Form des Bildes Nebukadnezars 10 Zehen sind, auf welche der ohne Hände losgerissene Stein fällt und sie samt der ganzen Heidenheit zertrümmert.

Neben diesem vierten, wiederhergestellten Reiche haben dann die Juden wieder eine Existenz als Volk unter einem Haupt. Sie haben den Tempel und die Stadt hergestellt. (In Sach. 14, 2 und 2. Thess. 2, 4 sieht man Stadt und Tempel). Aber sie sind im Unglauben, und gehen so weit, einen Gesandten des Satans als Messias anzuerkennen. Nur ein kleiner Überrest Getreuer wird der allgemeinen Empörung entgegen stehen.

Die Stellung dieser Gläubigen ist von großer Wichtigkeit. Nach Matth. 24 werden sie einen jüdischen Charakter haben. Sie werden Zeugnis ablegen von dem Herannahen des Gerichts und des Reiches und von den Rechten Christi, die Erde zu besitzen und den Thron Davids einzunehmen. Wie Noah werden sie einer zum Gericht reifen Welt predigen. Denn da zu den Zeiten Noah's die Bosheit der Menschen ihren Gipfel erreicht hatte, machte Gott aus diesem heiligen Patriarchen einen „Prediger der Gerechtigkeit" (2. Petr. 2, 5), die schrecklichen Ge­richte zu verkündigen, die auf die aufrührerische und verdorbene Welt kommen sollten. Aber Noah's Stimme und Beispiel ver­hallten fruchtlos in der Wüste jener Welt; die Familie dieses Zeugen allein wurde gerettet. „Also wird es sein bei der An­kunft des Menschensohnes". Gottes Stimme wird vermittelst der Zeugen, die Er selbst dazu ausersehen haben wird, der ganzen Erde zurufen: „Fürchtet Gott, und gebt ihm die Ehre, denn die Stunde des Gerichtes ist gekommen". „Siehe der große Tag des Zornes des Lammes hat sich genaht! Wehe! Wehe! der Tag Jehovas kommt brennend wie ein Ofen, ein Tag der Finsternis und des Dunkels!" Und was wird die Folge dieser Predigt sein? Es heißt: „Aber die Übrigen der Menschen .... bekehrten sich nicht. . . . Und die Menschen lästerten Gott" (Offenb. 9,20.14,21). Der größte Teil der Psalmen wird dann im Munde dieser Zeugen seine wahre Anwendung finden. In Matth. 24 sieht man, wie sie die unterbrochene Predigt der Jünger, die Jesus unterwies, wieder aufnehmen und fortführen. Dies Kapitel nennt sie die Auser­wählten.

In diesen Verhältnissen nun erscheint der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens (2. Thess. 2). Johan­nes beschreibt dies Erscheinen mit folgenden Worten: Und ich sah ein anderes Tier aufsteigen aus der Erde,*) und es hatte zwei Hörner gleich einem Lamme, und redete wie ein Drache" (13, 11). In Daniel 11, 31. 32 sieht man, wie er die ungläubigen Juden verführt, und sich in ihre religiösen Handlungen mischt als König; und in Offenb. 19, 20 ist er als falscher Prophet be­zeichnet.

Schon lange hat Satan eine Empörung des Menschen gegen seinen Schöpfer vorbereitet, und ein Werkzeug, das dazu dienen wird, dieselbe förmlich und unmittelbar zu bereiten, wenn er die Freiheit bekommen wird, es auszuführen. Das Geschöpf dahin zu treiben, den Vater und den Sohn z u  l e u g n en (Joh. 2, 22) oder wie Pharao sprechen: „Wer ist der Herr, daß ich seiner Stimme gehorche?" (2. Mose 5, 2) und im Besonderen das alte Bundesvolk durch Sendung eines fal­schen Messias von dem Gott, dem ihre Väter Anbetung und Dienst erwiesen, zu entfernen, ist eine dessen würdige Absicht, dessen Stolz nur mit Ungeduld das Joch des Herrn trägt, und der keine größere Freude hätte, als das Werk des Herrn zu vernichten, und Ihn von Seinem Throne zu stürzen, um sich selbst darauf zu setzen. Aber wie denkt er ein solch verfluchtes. Vorhaben auszuführen? Auf dem nämlichen Wege, den Jehova verfolgt, um ein ihm gehorsames Volk zu bilden. Gott hat den von Ihm erwählten Menschen auf Seinen Thron erhoben: „Er hat seinen Sohn Jesum verherrlicht, und ihn zum Fürsten und Heiland erhöht zu seiner Rechten, um Israel Buße .und Sündenver­gebung zu verleihen" (Apgesch. 3, 13. 5, 31).

Satan wird also auch in den letzten Zeiten einen Menschen seiner Wahl verherrlichen; er wird ihn mit all' seiner Macht bekleiden; er wird ihn mit allen Gaben und mit allem Reiz erfüllen, welche die Menge an eine Person zu locken und zu fesseln vermag, und wird alles in ihm vereinigen, was mit der meisten Kraft die Begierden und Lüste erregen kann, damit die Welt von Bewunderung ergriffen diesem Frevler Lob und Ehre erweise, und in ihm Satan von allen Erdenbewohnern verherrlicht werde.

'") Dos Meer stellt eine ungeordnete Menge Völker dar. Wenn sie geordnet ist, so heißt es Erde.

 Und der Herr des Himmels wird den Teufel gewähren lassen; denn mit diesem letzteren wird es sich wie mit dem Menschen verhalten, „dessen Herz sich vor dem Sturze stolz erhebt" (Spr. 18, 12).

*) Daß man hier unter Kirche nicht eine Religionsgesell­schaft, die aus einer Mischung von Gläubigen und offenbar Ungläubigen zusammengesetzt ist, versteht, sondern die Ge­meinschaft der Gläubigen gemeint ist, die durch den Geist nach der im Worte vorge­schriebenen Kirchenordnung verbunden sind, bedarf wohl keiner näheren Erörterung.