Keine Bewertungen gefunden
Das wohl bedeutsamste Ereignis der Kirchengeschichte der vergangenen 500 Jahre geschah als Fait accompli am 29. März 1994. An diesem Tag unterzeichneten führende amerikanische Evangelikale und Katholiken eine gemeinsame Erklärung mit der Bezeichnung „Evangelikale und Katholiken zusammen: die Christliche Mission im dritten Jahrtausend". [1] Dieses Dokument hat tatsächlich die Reformation umgestürzt und wird in den kommenden Jahren zweifellos weitreichende Rückwirkungen auf die christliche Welt haben.
Diese überraschende Entwicklung war der Höhepunkt sorgfältiger Planung und Verhandlungen während der vergangenen zwei Jahre. Jeder einzelne Schritt wurde ständig vom Vatikan überwacht und gebilligt. Die New York Times brachte dann die Meldung, die in den Zeitungen vom 30. März durch die gesamten USA gingen und die lautete:
Sie arbeiten zusammen in der Bewegung gegen Abtreibung und Pornographie, und jetzt fragten sich die führenden Katholiken und Evangelikalen, ob sie einen einzigartigen Glaubensschritt tun sollten: sich letztendlich gegenseitig als Christen anzuerkennen. In diesem als historische Erklärung bezeichneten Dokument schließen sich Evangelikale wie Pat Robertson und Charles Colson [einer der Hauptorganisatoren] mit konservativen römisch-katholischen Führungspersönlichkeiten zusammen, um das Band der Wahrheit aufrechtzuerhalten, das die zwei größten und politisch aktivsten religiösen Gruppierungen des Landes verbindet.
Sie fordern Katholiken und Evangelikale auf, ... mit dem aggressiven Abwerben von Mitgliedern aus der jeweils anderen Gruppierung aufzuhören.
John White, Direktor des Geneva College und ehemaliger Vorsitzender des Nationalverbandes der Evangelikalen, sagte, die Erklärung stelle im religiösen Leben Amerikas einen „triumphalen Augenblick" nach Jahrhunderten des Mißtrauens dar
Andere evangelikale Unterzeichner waren z.B. die Vorsitzenden der Home Mission Board (Hausmissionsbund) und der Christian Life Commission der Southern Baptist Convention (Baptisten) [die in einer unabhängigen Körperschaft arbeiteten], die größte protestantische Denomination, und Bill Bright, Begründer von Campus für Christus Mark Noll von der Universität Wheaton ... [Os Guinnes, Jesse Miranda (Assemblies of God, Pfingstler), Richard Mouw (Fuller Theological Seminary), J.I. Packer und Herbert Schlossberg].
Robert Simonds, Vorsitzender des Nationalverbandes der Evangelikalen von Südkalifornien, „begrüßte die Erklärung" und sagte, er erhoffe von ihr „eine vermehrte Zusammenarbeit zwischen Evangelikalen und Katholiken ..." Im nachhinein haben noch weitere evangelikale Führungspersönlichkeiten die Erklärung unterschrieben, andere hingegen brandmarkten sie als einen Verrat an der Reformation. Ironischerweise wird dieser kühne Schritt zur „Vereinigung von Katholiken und Evangelikalen" die Evangelikalen derart spalten, wie es anders nicht möglich wäre - und wie seine Unterzeichner es eigentlich vorher gewußt haben sollten.
Das 25seitige Dokument gesteht zwar kompromißlos ein, daß einige wichtige Unterschiede bestehen (wie z.B. die Bedeutung der Taufe und die Autorität der Bibel). Der allerwichtigste Unterschied aber - was es heißt, ein Christ zu sein - bleibt leider unbeachtet. Die Existenz eines solchen Unterschieds wird sogar geleugnet. Dieser Kompromiß zum Evangelium liegt also dem Abkommen zugrunde.
Das Schlüsselelement hinter diesem historischen Zusammenschluß ist das zuvor undenkbare Zugeständnis seitens der führenden Evangelikalen, daß ein Mensch durch aktive Teilnahme an der katholischen Kirche zum Christ wird.
Wenn das tatsächlich der Fall ist, dann war die Reformation ein tragischer Irrtum. Die Millionen, die wegen ihrer deutlichen Ablehnung des falschen Evangeliums des Katholizismus verfolgt und umgebracht wurden (im Laufe der tausend Jahre vor der Reformation und seitdem bis in die heutige Zeit), wären dann alle vergebens gestorben. Hatten die Reformatoren jedoch recht, dann könnte diese neue Übereinkunft zwischen Katholiken und Evangelikalen in der gesamten Kirchengeschichte sehr wohl den geschicktesten und gefährlichsten Schlag gegen das Evangelium darstellen. Wie dem auch sei, die Konsequenzen sind jedenfalls überwältigend. Ein führender Evangelikaler lobt diesen Zusammenschluß und erklärt:
[Dieses Dokument] hat das Potential, die ganzen ökumenischen Diskussionen der letzten Jahre umzugestalten ... Es ist ein neuer Tag. Die Katholiken sind sowohl in kulturellen Angelegenheiten als auch in fundamentalen theologischen Fragen unsere engsten Freunde. [2]
Einst betrachtete man die theologischen Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten als so groß, daß Millionen lieber als Märtyrer starben, als irgendwelche Zugeständnisse zu machen, und ihre katholischen Henker waren ebenso von der Wichtigkeit dieser Unterschiede überzeugt. Wie hat man diese Unterschiede nun aufgelöst? Was hat die führenden Evangelikalen veranlaßt zu erklären, das katholische Evangelium, welches die Reformatoren als Irriehre brandmarkten, sei nun biblisch? Dieses Evangelium hat sich nicht verändert. Hat man etwa die eigene Überzeugung aufgegeben, um eine große Koalition der Konservativen für soziales und politisches Engagement zu schaffen?
Normalerweise würden die Evangelikalen die selbstgefällige Einstellung, jedes aktive protestantische Gemeindemitglied sei automatisch ein Christ ist, lauthals widerrufen. Wie konnten dann die führenden Evangelikalen der Ansicht beistimmen, alle aktiven Katholiken seien Christen und brauchen somit nicht evangelisiert zu werden? Das Dokument erklärt, daß sich sowohl Katholiken als auch Evangelikale zum Apostolischen Glaubensbekenntnis bekennen: „... an Jesus Christus ... gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben ..." Dieses Glaubensbekenntnis stellt jedoch, wie auch das Nicäische und andere Glaubensbekenntnisse, nicht das Evangelium der Errettung (Römer 1,16) dar: „Christus starb für unsere Sünden" (1. Korinther 15,1-4). Auch die Mormonen bejahen das Apostolische Glaubensbekenntnis, aber sie sind keine Christen im Sinne der Bibel. Ebensowenig werden Katholiken (oder Protestanten) durch Übernehmen des Glaubensbekenntnisses zu Christen. Wie wir später noch sehen werden, unterscheidet sich darüber hinaus das Verständnis der Katholiken von der stellvertretenden Sühneleistung Christi am Kreuz grundlegend vom evangelikalen Verständnis dieser Wahrheit.
In ganz Lateinamerika und in weiten Teilen Europas war der römische Katholizismus. früher einmal die offizielle Staatsreligion, und die Ausübung jeder anderen Religion war dort verboten, heute ist das jedoch nicht mehr der Fall. Deshalb benutzt Rom andere Strategien. In manchen Ländern, wie z.B. in Frankreich, setzt die katholische Kirche die Regierung dahingehend unter Druck, das „Proselyten machen", d.h. das Abwerben, zu verbieten - das ist genau das, worin sich die Unterzeichner des Pakts einig geworden sind. Andernorts bemüht sich die katholische Kirche, die Evangelikalen dazu zu bewegen, ein ähnliches Abkommen wie das in den USA zu unterschreiben. Ein aktueller Zeitungsbericht verkündete: Schockiert von dem überwältigenden Wachstum der evangelikalen „Sekten" in Brasilien haben die Hirten der römisch-katholischen Kirche angedroht, einen „heiligen Krieg" gegen die Protestanten auszurufen, bis diese damit aufhören, Menschen aus der katholischen Herde
Keine Bewertungen gefunden