Keine Bewertungen gefunden
Die Liebe rechnet das Böse nicht zu.
1. Korinther 13, 5
Zwei Eheleute hatten einst viel Zank und Streit miteinander. Schließlich holten sie mich herbei. Ich sollte ihnen raten. Während des Gesprächs zog zu meinem Entsetzen der Ehemann ein Notizbuch heraus und fing an vorzulesen: "Am 18. juli hat meine Frau...; am 19. juli hat meine Frau mir gesagt... ; am 20. juli hat sie das und das getan . . ." So ging es lange weiter.
Ich fürchte, wir alle haben solch ein Notizbuch im Kopf, in dem wir alles säuberlich vermerkt haben, was andere uns angetan haben. Ich finde es jedenfalls geradezu erstaunlich, wie selbst leute mit einem schlechten Gedächtnis die Bosheiten der andern genau und jahrelang behalten können.
Wie weit sind wir damit entfernt von dem göttlichen leben! Wer in die Gewalt des Herrn jesus kommt und damit unter die Wirkung des Heiligen Geistes, der zerreißt alle die Notizbücher in der Tasche und im Kopf. Denn "die Liebe rechnet das Böse nicht zu".
Unser Herr jesus hat als Frucht seines Kreuzestodes die Vollmacht, uns die Sünden zu vergeben. Vergebung der Sünden ist sein herrlichstes Geschenk. Der Prophet Micha hat diese Vergebung so vorausverkündigt: "Er wird unsere Sünden in des Meeres Tiefe werfen." Das heißt doch: "Die Liebe rechnet das Böse nicht zu."
Wer nun zum Reiche Gottes gehören will, der sollte doch diesem Heiland nacheifern, der sollte sich von seinem Geist regieren lassen. Also laßt uns alle Erinnerungen an Böses, das uns angetan wurde, "in des Meeres Tiefe werfen". Wie frei werden wir, wenn wir all diese Notizbücher, die wir im Kopf und in der Tasche haben, versenken!
Herr Jesus! Hilf uns dazu! Amen.
Die Liebe freut sich nicht der Ungerechtigkeit.
1. Korinther 13, 6
Im Gegenteil! Sie trauert darüber.
Wir müssen das Wort "Ungerechtigkeit" hier sehr weit verstehen. Die lateinische Bibel übersetzt "iniquitas" = "Unebenheit" oder "Härte".
Goethe hat in seinem "Faust" einen Bürger geschildert, der beim Osterspaziergang gemütlich sagt: "Nichts Bess'res weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen / Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei, / Wenn hinten, weit, in der Türkei / Die Völker aufeinanderschlagen . . ."
ja, wie leicht wird die Ungerechtigkeit, Unebenheit und Härte der Welt zur prickelnden Sensation, wenn sie uns
nicht selber betrifft! .
Und wenn sie uns naherückt, verschließen wir uns gern davor. Als 1945 all die schrecklichen Verbrechen an juden und Gefangenen in den deutschen Konzentrationslagern der Welt bekanntwurden, entschuldigte sich mancher: "Ich habe nichts davon gewußt."
Kindern Gottes aber blutet das Herz über der Härte der Welt. Als der Sohn Gottes in die Welt kam, da "jammerte ihn" des Elends der gefallenen Menschheit. Es brach ihm am Kreuz das Herz darüber. Kinder Gottes, die dem Herrn jesus angehören, sind - so sagt die Bibel - Glieder an seinem leib. Darum kann es ja gar nicht anders sein, als daßsie mit jesus mitleiden an dem jammer der Welt.
Ich werde nie vergessen, wie meine alte, blinde Großmutter erschüttert war, als uns Nachrichten von einer Hungersnot in China erreichten. Als wäre es ihre eigene Not, so brachte sie das ferne Elend vor Gott.
Sind wir Glieder am leibe jesu Christi, so tragen wir mit ihm die lasten der Welt.
Herr! Gib mir ein barmherziges Herz! Amen.
Keine Bewertungen gefunden