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Familie Flemming durchlebt eine Zeit tiefgreifender Veränderungen. Fast die gesamte Last liegt auf den Schultern und dem Herzen der Mutter. Fünf Kinder hat sie zu betreuen - fünf ganz verschiedene Menschen mit all ihren Anliegen und Nöten - und dann noch einen kranken Mann! Was nutzt alle christliche Erziehung, wenn sie sich im Leben nicht mehr umsetzen lässt und außerdem die Vorstellungen der Kinder in ganz andere Richtungen gehen? Frau Flemming sieht es an ihrer ältesten Tochter, die nur noch die Ansprüche der eigenen Person kennt. Ganz anders ist Gerold, der sein Studium unterbricht, um seine todkranke Verlobte zu betreuen. Peter, der Älteste, kommt durch das Theologiestudium in Verwirrung und Ratlosigkeit hinein. Auch Michaela und Gabriele, die beiden Jüngsten, haben ihre Probleme.
Leseprobe: „Längst überholte Ansichten!"
Das junge Mädchen warf diese Worte lässig und doch herausfordernd in den Raum und drehte der Frau, die soeben mit ihr gesprochen hatte, in beleidigender Nichtachtung den Rücken zu.
Die Frau blickte traurig vor sich hin, dann sagte sie: „Friedegard, wie hast du dich verändert! Wenn ich daran denke -
Heftig unterbrach sie das junge Mädchen.
„Willst du mir helfen oder nicht?°„Nein, ich will nicht! Meine Gründe habe ich dir ge
nannt. Außerdem wäre es für dich keine Hilfe, und für mich bedeutete es, daß ich schuldig würde. Du weißt, Friedegard, ich lebe nicht nur in der Achtung vor dem bestehenden bürgerlichen Gesetz, sondern auch in der Verantwortung vor Gott."
Ein vor Zorn und Enttäuschung entstelltes Gesicht wandte sich ihr zu,
.Und ich wiederhole es noch einmal: Längst veraltete und überholte Ansichten!"
„So hättest du vor wenigen Jahren nicht gesprochen."
„Weil ich unter Druck stand, deiner und Muttis Beeinflussung ausgeliefert war. Ich höre euch noch: Friedegard, es findet eine Bibelfreizeit da und dort statt. Das wäre doch etwas für dich!' - Oder: Während der Ferien ist eine Tagung für junge Leute in der Schweiz. Es wird der Römerbrief behandelt. Meinst du nicht, du solltest daran teilnehmen?' LInd in der Art ging es am laufenden Band, bis es mir zum Halse heraushing und ich mich endlich frei machte von dieser Vergewaltigung meines Inneren?'
„Idi erinnere mich noch gut an die Zeit, wo du deines Glaubens froh warst, Friedegard."
„Auch das sehe ich anders. Was ihr als meine persönliche Entscheidung festzustellen glaubtet, war das, was ihr mir aufzwangt. Immer sollte ich den Weg gehen, den ihr mir gewiesen hattet. Das begann schon in frühester Kindheit und wurde nicht anders, als ich ei-wach-sen war. Meint ihr, ich hätte nicht gemerkt, wie ihr darauf gewartet habt,daß ich mich mit Fred Ritterverlobte? Beinahe hättet ihr mich soweit gebracht. Gott sei Dank, bin ich noch früh genug wach geworden!"
Frau Steilknecht unterbrach die Erregte. „Du sagst: ‚Gott sei Dank.' Hast du mir nicht vorhin erklärt, daß du nicht mehr an Gott glaubst? Wie kannst du ihm dann danken?"
„Leg doch nicht jedes meiner Worte auf die Goldwaage! Aber ich kann solche Redensarten auch unterlassen, wenn du willst. Ja, es ist wahr, ich glaube nicht mehr an Gott!"
„Du täuschst dich über dich selbst. Du willst nur nicht an Gott glauben; denn wenn du es tätest, könntest du dein Verhalten nicht mehr rechtfertigen. Du weißt, wie Gott über Ehebruch denkt."
Friedegard fuhr auf. „Die Ehe hat schon längst nicht mehr bestanden!"
„So sagen die meisten Männer, die ein Mädchen dahin bringen wollen, ihnen willfährig zu sein."
„Meine Liebe zu Hans-Jürgen gibt mir jedes Recht. Aber was rede ich mit dir davon du hast ja gar nicht gelebt! Was weißt du von Liebe?"
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