gebraucht
Bestell-Nr.: BN5427-1
Autor/in: Axel Hambraeus
Titel: Anneli
Preis: 3,30 €
ISBN: 9783765536717 (früher: 3765536717)
Format: 12 x 18 cm
Seiten: 259
Gewicht: 240 g
Verlag: Brunnen
Erschienen: 2000
Einband: Taschenbuch
Sprache: Deutsch
Zustand: leichte Gebrauchsspuren
Kurzinfo:
Ein kleines Dorf im abgelegenen Grubental ist Annelis Heimat. Das Leben der Menschen dort wird vollständig vom Bergbau bestimmt. Es ist ihre Erzgrube, die ihnen Arbeit und Brot verschafft, aber auch tödliche Gefahren in sich birgt. Anneli wächst in der festgefügten dörflichen Gemeinschaft heran. Ihren heiteren, lebensfrohen Vater liebt sie über alles. Die Mutter, eine ernste, fleißige und begabte Frau, wünscht sich für ihre Tochter eine Laufbahn als Ärztin - ein Lebensweg, der ihr selbst versagt geblieben ist. Anneli besucht deshalb die höhere Schule in der Stadt. Aber dann nimmt sie das Studium doch nicht auf, sondern heiratet den Kantor Michael Vasenius. Es kommt zum Konflikt zwischen Mutter und Tochter. Erst viele Jahre später finden die beiden neu zueinander.
Über dem stillen Tal lag abendlicher Friede, der Friede vor dem Feiertag. Sacht ging die Dämmerung des Augustabends in Nacht über. Vor den blauen Schatten der Berge hob sich der Nebel; er kam von den sumpfigen Wiesen rings um den Bach, der das Tal durchfloß. Keine roten Hauswände leuchteten mehr, keine Fensterscheiben glänzten. Doch auf dem östlichen Hang sammelte sich der Schein des Westhimmels um ein weißes Gehöft.
Dort stand Mutter Kari und blickte über das Tal hin. Ihre abgearbeitete Gestalt war noch immer ungebeugt. Sie hatte die Hände unter der Brust gekreuzt, wie es eine Frau aus dem Bergrevier tut, wenn sie sich einen Augenblick Ruhe gönnt. Das Haar war schon etwas ergraut, das ausdrucksvolle Gesicht war wie aus Holz geschnitzt. Die Augen von einem wässerigen Blau waren seltsam fernblik-kend. Um den festgeschlossenen Mund mit den dünnen Lippen hatte ein hartes Leben tiefe Spuren gezeichnet.
Diese Frau, so an ein mühevolles Leben gewöhnt, daß sie kaum wußte, was Ruhe war, konnte sich nicht zu Bett legen, wenn sie nicht zuvor noch etwas gefunden hatte, was sie in letzter Abendstunde in Ordnung bringen konnte. Sie sah, daß Anneli ihre Holzpuppe auf dem Schaukelbrett unter dem Ahorn am Brunnen hatte liegenlassen. Und als sie mit der Puppe in der Hand zurückkam, entdeckte sie, daß Anders vergessen hatte, die weiße Zauntür zu schließen, als er von der Grube nach Hause gekommen war. Ihre Schritte klangen laut auf dem weißen Kalkgrus, als sie zur Zauntür ging. Auf dem Rückweg zum Haus spürte sie den starken Duft von dem Rosenbeet neben der Fliederlaube in dem Blumengärtchen. Sie bog in den schmalen Gartenweg ein. Neben dem Beet stand eine Bank. Es war keine edle Rosensorte, die hier wuchs, nur gewöhnliche Bauernrosen waren es; aber es gab nichts, was so schön duftete wie sie. Kari pflückte eine Rose und
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