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1. KLEINES GEISTLICHES EXERCITIUM AM BEGINN
Der alte Tübinger Johann Tobias Beck (1804-1878) pflegte in seine Vorlesungen hin und wieder »Expauken« einzuflechten, bei denen sich das Katheder in eine Kanzel verwandelte. Ich glaube, daß auch uns heutigen Dozenten und Studenten so etwas nicht schaden könnte. Die folgenden Darlegungen sind ein Versuch dieser Art, dem schon manche anderen vorangegangen waren. Der Leser wolle deshalb freundlichst verstehen und auch seine Nachsicht damit haben, daß diese Expauke sich nach Form und Inhalt sehr erheblich von dem Stil und dem Stoff unterscheidet, welche die Dogmatik-Vorlesung selbst bestimmen.
Der Erlanger Fr. H. R. Frank (1827-1894), der mit seinem »Vade-mecum für angehende Theologen« Ähnliches versucht hat, spricht in etwas militaristischer (hier aber rührend harmloser) Form ebenfalls diesen Unterschied an: »Wer zumeist auf dem Felde der Systematik Dienst gethan, den gelüstet's wohl, den festgeschlossenen Waffenrock einmal aufzuknöpfen und in freierer Weise sich zu ergehen.« Solche Expauken müssen notwendig auch ungeschützt reden. Die Vorlesung als solche kann dagegen auf methodische Strenge und auf »Sicherungen« nicht verzichten. Ich meinte und meine, hin und wieder meinen Hörern sichtbar und hörbar machen zu müssen, daß ich in ihnen nicht nur »Studenten«, sondern auch Seelen erblicke, die mir anvertraut sind. Und diese Seele eines Theologiestudenten ist sehr gefährdet - keineswegs nur heute, aber vielleicht heute besonders.
Darüber soll im folgenden gesprochen werden. Vielleicht,
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