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VERHEISSUNG DES GEISTES
Pfingsten war der Geburtstag der Gemeinde. Zum ersten Mal kam der Heilige Geist, die dritte Person der Dreieinigkeit, um bei den Menschen zu wohnen. Immer wieder hatte Christus während der letzten Tage seines Dienstes hier auf Erden den Tröster verheißen. Er erklärte, daß sein Fortgehen von dieser Erde deshalb zum besten dienen würde, damit der Fürsprecher kommen könnte. Pfingsten war
die Erfüllung seiner Verheißung, als Er aus der rechten Hand des Vaters den Heiligen Geist auf die wartende Gemeinde ausgoß. Er Selbst war zwar fortgegangen, aber Er hatte sie nicht als Waisen zurückgelassen. Der hochgelobte Fürsprecher (Paraklet) sollte während ihrer ganzen irdischen Pilgerfahrt in ihnen wohnen, mitten unter Feuer und Schwert, sie unterstützen, stärken und trösten, bis zu seiner Wiederkunft.
Ehe ich über die Fülle und Salbung des Heiligen Geistes im Verhältnis zu dem Gläubigen spreche, möchte ich zurückgreifen auf die Zeit, ehe Er ausgegossen wurde, und einen kurzen Uberblick geben über die Verheißung und ihre Erfüllung; denn Sein Kommen war durch Johannes den Täufer vorausgesagt, durch Jesus Christus bestätigt und in der Erfahrung der Jünger erfüllt worden.
Die Verheißung durch Johannes finden wir in Matthäus 3,11: „Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker denn ich, dem ich auch nicht genugsam bin, seine Schuhe zu tragen; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen." Jesus Christus hat die klare Bestätigung dieser Verheißung oftmals in Seinen Abschiedsreden während der Leidenswoche gegeben. Darüber hinaus spricht Er eindeutig davon in Johannes 7, 37—39 und Apostelgeschichte 1, 4—5. Diese Schriftabschnitte lauten: „Aber am letztenTage des Festes, der am herrlichsten war, trat Jesus auf, rief und sprach: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von demGeist,welchen empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Heilige Geist war noch nicht da, denn Jesus war noch nicht verklärt." „Und als er sie versammelt hatte, befahl er ihnen, daß sie nicht von Jerusalem wichen, sondern warteten auf die Verheißung des Vaters, welche ihr habt gehört (sprach er) von mir; denn Johannes hat mit Wasser getauft; ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen."
Die Erfüllung dieser Verheißung in der Erfahrung der Jünger wird uns in Apostelgeschichte 2,1—4 geschildert: „Und als der Tag der Pfingsten erfüllt war, waren sie alle einmütig beieinander. Und es geschah schnell ein Brausen vom Himmel als eines gewaltigen Windes und erfüllte das ganze Haus, da sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeglichen unter ihnen; und sie wurden alle voll desHeiligen Geistes."
Und nun zu der Bedeutung von diesem allem. Wir wollen uns einmal vorstellen, wie Johannes im Jordan getauft hat und in Verbindung mit dieser Taufe eine zweiteTaufe verheißen hat, die durch einen anderen ausgeführt werden sollte. Jener Ausspruch war eine ganz aufsehenerregende Tatsache. Ich kann mir denken, wie jene, die sich damals von ihm taufen ließen, immer wieder an die Worte' des Johannes gedacht haben und bei sich selbst sprachen: „Ich möchte nur mal wissen, wann jene größere Taufe durch den Stärkeren kommen wird, die Johannes verheißen hat?" Und dann hörten sie schließlich eines Tages, daß diese Verheißung durch die Lippen Jesu selbst bestätigt wurde. Wenigstens zweimal, wahrscheinlich aber noch weit öfter, wurde diese Bestätigung gegeben. Endlich brach dieser entscheidende Tag an, dieser Tag der Tage. Pfingsten war gekommen. Sie waren alle in dem Obergemach versammelt, als plötzlich in ihrer eigenen Erfahrimg die Verheißung auf wunderbare Weise erfüllt wurde, die durch Johannes vorausgesagt und durch Jesus bestätigt worden war. Der Stärkere hatte sie getauft mit dergrößerenTaufe.
Dann folgte das Pfingsten der Samariter, wie es uns in Apostelgeschichte 8 beschrieben wird, wo durch Vermittlung der Apostel der Heilige Geist geschenkt wurde. Aber noch standen die Heiden abseits. Gott mußte auf irgendeine Weise die Trennungswand niederbrechen und die Juden auf unmißverständliche Weise wissen lassen, daß auch die Heiden Glieder an dem Leib Christi, der Gemeinde, werden sollten. Und so wurde Petrus in die Familie des Kornelius gesandt. Allerdings war noch eine besondere Vision notwendig, um ihn davon zu überzeugen, daß er das Evangelium auch denen anbieten sollte, die außerhalb von Israel lebten. Dann geschah es zur Verwunderung aller: Gott schenkte auch den Heiden ihr Pfingsten.
Es geschah in solch offenbarer, aufsehenerregender Weise, daß Petrus keine Widerrede mehr fand. Die herrliche Verheißung, wie sie durch Johannes ausgesprochen und durch Jesus bestätigt worden war, sah man nun völlig erfüllt in der Erfahrung der Jünger, der Juden, derSamariterund der Heiden. So war nun schließlich die Gemeinde als volles Ganzes ins Leben gerufen worden, in der es weder Mann noch Frau, weder Sklaven noch Freie, weder Juden noch Heiden gibt.
DIE FÜLLE DES GEISTES
Die Bibel macht einen Unterschied zwischen „den Heiligen Geist haben" — was für alle Gläubigen zutrifft — und „erfüllt sein mit dem Heiligen Geist" — was nur bei sehr wenigen der Fall ist. In Johannes 3, 3—8 haben wir die Wiedergeburt durch den Heiligen Geist. Weil die neue Geburt ein inwendiges Werk ist, so ist es klar, daß der Heilige Geistin unserHerz und Leben Einzug hält, um uns das göttliche Leben zu vermitteln. In 1. Korinther 3,16 lesen wir: „Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?" Aus diesem Vers geht hervor, daß Gottes Geist seine Wohnung in der Gemeinde genommen hat, als der Gesamtkörperschaft der Gläubigen. In 1. Korinther 6, 19 ist klar ersichtlich, daß jeder einzelne Gläubige ein Heiligtum seiner innewohnenden Gegenwart geworden ist: „Wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist?"
Wenn wir uns jetzt mit Römer 8, 9—16 befassen, wollen wir besonders auf das Wort „Geist" achten, in der Bedeutung der dritten Person der Dreieinigkeit. „Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, so anders Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein."
Ich möchte hier besonders auf den letzten Teil von Vers 9 hinweisen: „Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein." Dieser Vers sollte uns ein für allemal Klarheit geben über die Frage des Heiligen Geistes. Nun wird manchmal als Argument ins Feld geführt, daß sich dieser Vers nicht auf den Heiligen Geist, sondern einfach auf den Einfluß Christi beziehen würde. Aber im 1. Petrusbrief 1,10 u. 11 10 sagt uns der inspirierte Schreiber, der von den Männern spricht, die die Bibel geschrieben haben: „Nach dieser Seligkeit haben gesucht und geforscht die Propheten und haben geforscht, auf welche und welcherlei Zeit deutete der Geist Christi, der in ihnen war . . ." Hier ist ganz offensichtlich der Heilige Geist gemeint; denn alle Schriftausleger stimmen darin überein, daß „die heiligen Menschen Gottes in alter Zeit so geredet haben, wie sie getrieben wurden durch den Heiligen Geist". Und doch wird hier der gleiche Ausdrude angewandt, wie wir ihn auch in Römer 8, 9 finden: „der Geist Christi". Wir sehen also klar, daß alle Gläubigen den Heiligen Geist haben.
Nun ist es nicht notwendig, viel Zeit auf die zweite Aussage zu verwenden, nämlich, daß nur sehr wenige erfüllt sind mit dem Heiligen Geist. Als Paulus an die Epheser schrieb, gebot er ihnen: „Werdet voll Geistes!" Epheser 5, 18. Paulus hat niemals eine unnötige Ermahnung erteilt.
Es muß dort einige Christen gegeben haben, die nicht mit dem Geist erfüllt waren, weil Paulus sich genötigt sieht, ihnen diese Mahnung so einzuschärfen. Wir brauchen nur unsere heutigen Christen in fast jeder Gemeinde und Gemeinschaft zu beobachten, um die Tatsache zu erkennen, daß nicht alle mit dem Geist erfüllt sind.
Es besteht einfach ein Unterschied zwischen dem Gläubigen, der den Heiligen Geist „hat" und dem, der mit dem Geist „erfüllt ist".
Es handelt sich weniger darum, daß wir mehr Heiligen Geist bekommen, sondern viel eher darum, daß der Heilige Geist mehr von uns Besitz ergreifen kann. Wir erlauben Ihm, daß er ein oder zwei Kammern unseres Herzens besitzen darf, aber wir händigen Ihm nicht jeden Schlüssel aus und gewähren Ihm nicht Zutritt zu unserem ganzen Leben. Aber es gehört alles unter seine Herrschaft; denn Er ist ja nicht der Gast, sondern das Haupt im Hause.
Nichts brauchen wir so dringend nötig für unsere Gemeinden und Familien, nichts ist so wichtig für unsere Missionare und alle Mitarbeiter im Reiche Gottes, nichts ist so ausschlaggebend in unserem Dienst für Christus, wie das Erfülltsein mit dem Heiligen Geist. Gott wird uns tatsächlich zur Rechenschaft ziehen für die unsterblichen Seelen, die wir hätten gewinnen können, für die Arbeit, die wir hätten zum Abschluß bringen können, wenn wir ein geisterfülltes Leben geführt hätten.
Gottes Plan
Es ist Gottes Plan, daß jeder von dem ersten Augenblick seiner Bekehrung an ein geisterfülltes Leben führen sollte; aber praktisch tut es kaum einer. Vielleicht mangelt es an der rechten Unterweisung. Ich weiß es nicht. Es scheint so, als ob jeder Gläubige in seinem Leben durch die Erfahrung von Römer 7 gehen müßte. Es ist nicht Gottes Wille, daß seine Kinder je zurückgehen sollten.
Trotzdem gibt es viele zurückgegangene Christen. Wenn sie sich wieder zum Herrn wenden, gibt es deshalb einen zweiten entscheidenden Wendepunkt (Krisis) in ihrem Leben. Gott sei Dank, daß Er vorgesorgt hat für unsere Not! Ihm sei Dank für die Möglichkeit, daß unser geistliches Leben wieder hergestellt werden kann! Ach, daß wir uns nie so weit weg verirrt hätten! Darum sage ich, wenn die rechte Unterweisung fehlt und die jungen Christen nicht sofort nach der Bekehrung in das geisterfüllte Leben hineingeführt werden,sondern sich erst weit verirren können, so muß folglich eine zweite große Krisenerfahrung eintreten, wenn es ihnen dann erschlossen wird und sie es annehmen.
Wenn du den Heiligen Geist in Seiner Fülle nicht bei deiner Bekehrung angenommen hast, wenn es Jahre der Sünde und des Versagens in deinem Leben gegeben hat, wenn du jetzt erkennst, daß du in der Energie des Fleisches wirkst und nicht in der Fülle des Geistes, dann darfst du jetzt die Bedingungen erfüllen und seine Innewohnung erfahren.
Da haben wir den traurigen Bericht von denKindern Israel. Sie wanderten vierzig Jahre lang in der Wüste umher, obgleich sie die Reise in das Verheißene Land in elf Tagen hätten schaffen können, wenn sie geradewegs durchgezogen wären. Deshalb erlebten sie den Durchzug durch den Jordan erst etwa ein halbes Jahrhundert nach der ersten großen Krise, dem Durchzug durch das Rote Meer. Sie ließen nun die Wüste mit allem, was sie dort anNiederlagen und Versagen erlebt hatten, hinter sich und betraten das Verheißene Land, wo Sieg und Ruhe an Stelle vonEntmutigung, Murren, Versagen und Niederlage traten.
Genauso war es bei Jakob. Als er in einer Vision die Himmelsleiter sah, übergab er sein Leben Gott. Jedoch viele Jahre später, als er in jener unvergeßlichen Nacht mit einem Engel des Herrn kämpfte, da machte er eine vollständige und bedingungslose Übergabe, sagte ein ewiggültiges „Ja" und war seinem Gott gänzlich ausgeliefert. Von jener Nacht an, in der er das Gesicht von der Himmelsleiter hatte, gab es nichts mehr, das ihn hindern konnte, einen Wandel mit Gott zu führen; — trotzdem gab er in den darauffolgenden Jahren seinem eigenen Ich so oft nach, daß der große Wendepunkt seines Lebens erst auf seiner Heimreise eintrat.
Wenn dein Leben dem eines Jakob gleicht, nutzlos für Gott und eine Enttäuschung für dich selbst; wenn du nicht von Anfang an geradewegs durchgezogen bist bis hin zum Ziel und nicht ein Leben ganz für deinen Herrn gelebt hast; wenn du noch innerlich unbefriedigt bist, dann laß midi dir sagen: du darfst jetzt kommen! Erfülle die Bedingungen, und du wirst die Fülle des Geistes erfahren.
Es war eine ganz entscheidende Erfahrung im Leben der Israeliten. Niemals würden sie die Überquerung des Jordans vergessen. Eine Steinsäule wurde in dem Flußbett aufgerichtet, eine andere am Jordanufer, um den kommenden Generationen zu verkünden, welch eine große nationale Krise sie dort erlebt hatten. Am Morgen waren sie noch auf der einen Seite, am Abend bereits auf der anderen. Im Laufe des Tages, jenes unvergeßlichen Tages, hatten sie den Fluß klar überschritten.
Laß nun das alte Leben hinter dir und tritt in das neue Leben ein! Das hätte schon bei deiner Bekehrung geschehen sollen. Gott wollte nicht, daß du jahrelang außerhalb Seines Willens in der Irre wandern solltest. Aber Er ist auch jetzt noch bereit, dich mit Seinem Geist zu erfüllen, in dem Augenblick, in dem du Seine Bedingungen erfüllst. Preis sei Seinem Namen für diese Gnade! Der Geist Gottes ist ausgegossen. Wenn du bereit bist, Ihn aufzunehmen, dann wird Er dich nicht warten lassen. Die Fülle des Geistes ist das normale Christenleben, das Gott für dich geplant hat, daß du es ausleben solltest.
Die Fülle des Geistes wird alle deine Fragen beantworten, alle deine Probleme lösen, auch deine Fragen über weltliche Vergnügungen. Nie wieder wirst du fragen müssen:
„Ist es wohl recht, wenn ich hierhin gehe?
Ist es falsch, wenn ich dorthin gehe?
Darf ich ins Theater gehen?
Was ist denn schon Böses daran, wenn ich einmal tanze?
Darf ich Kartenspielen? usw."
Du wirst so mit Ihm erfüllt sein, daß du die Welt und was sie zu bieten hat, nicht mehr willst. Du erlebst die umgestaltende Stoßkraft, die aus einer neuen Hingabe an Ihn entspringt. Das Neue wird das Alte vertreiben. Im Dienste des Meisters findest du dann deine größte Freude, und du entdeckst, daß du in der Welt elend und unglücklich bist.
Dreierlei Menschen
In der Bibel wird von drei verschiedenen Menschentypen gesprochen. Sie sind bekannt als der natürliche Mensch, der fleischliche Mensch und der geistliche Mensch.
Der natürliche Mensch
Der natürliche Mensch wird in 1. Korinther 2,14 beschrieben, wo Paulus sagt, „der natürliche Mensch vernimmt nichts von dem Geiste Gottes. Es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, denn es muß geistlich gerichtet sein." Der natürliche Mensch ist der nicht wiedergeborene Mensch. Er ist niemals geboren worden aus dem Heiligen Geist. Er lebt in dem natürlichen Bereich und ist Millionen Meilen entfernt von dem geistlichen. Er kann geistliche Dinge genausowenig verstehen wie ein ungeborenes Kind die Welt verstehen kann, in die es noch erst kommen soll. Bevor er irgend etwas über die geistliche Welt wissen kann, muß er erst in sie hineingeboren werden. Diese beiden Sphären sind weit voneinander entfernt. Er weiß viele Dinge innerhalb des natürlichen Bereiches, in dem er wohnt, aber außerhalb jenes Bereiches ist er ein vollständiger Fremdling. Er muß aus dem Bereich des natürlichen in das geistliche Wesen versetzt werden; nur dann wird er geistliche Dinge verstehen können. Deshalb erscheinen alle Dinge der geistlichen Natur für ihn wie äußerste Narrheit. So ist es mit allen unerlösten Männern und Frauen.Stellen wir uns einen Afrikaner vor, der noch niemals Eis gesehen hat.
Du sagst ihm, daß in deinem Heimatland das Wasser manchmal so hart und stark wird, daß du darüber laufen kannst. Du sagst ihm, daß Menschen ganze Pferdegruppen darüber hinwegtreiben können und sie große Schlitten, die hoch beladen sind mit Baumstämmen, darüber ziehen können. Er wird dir antworten: „Das ist Verrücktheit, das ist äußerster Unsinn! Ich bin jetzt 50 Jahre lang in Afrika. Wasser habe ich jeden Tag gesehen, aber ich habe noch nie erfahren, daß Wasser so hart wird, daß man darauf laufen könnte." Deshalb gibst du es schließlich in Verzweiflung auf. Du kannst ihn nicht überzeugen. Aber du nimmst ihn mit in dein Heimatland, und eines Morgens zeigt das Thermometer 20° unter Null. Nun nimmst du ihn mit hinaus an den nahegelegenen See, und in einem Augenblick ist er überzeugt.
Du sagst mir, daß Feuer brennt und versuchst, mir eine Vorstellung davon zu geben, wie man sich fühlt, wenn man sich verbrennt, und ich strenge mich an, dich zu verstehen. Aber meine Vorstellungskraft verläßt mich vollkommen. Ich habe keinen Begriff von der tatsächlichen Erfahrung, wie das ist, wenn man sich verbrennt.
Aber eines Tages fasse ich einen heißen Ofen an, und sofort weiß ich, wie sich das anfühlt. Du brauchst mir gar nichts mehr weiter zu erklären, ich weiß es nun, ich habe es gefühlt. Genauso ist es mit dem natürlichen Menschen. Die Dinge des Geistes zu verstehen, ist ihm unmöglich. So scharf sein Verstand auch ausgebildet sein mag, so erleuchtet und geübt er sein mag in seinem Geist, so mächtig in seiner Verstandeskraft — aber wenn es auf geistliche Dinge kommt, ist er wie ein kleines Kind. Er hat noch niemals erfahren, was er zu verstehen sucht. Die biblische Richtung ist:
„schmecket und sehet". Aber er hat niemals geschmeckt, er hat niemals gesehen, deshalb weiß er nichts.
Es ist tinmöglich zu verstehen, warum du eine Gebetsversammlung einer Theatervorstellung vorziehst oder eine Evangelisation mehr schätzt als ein Tanzvergnügen. Siehst
du, wer keinen Appetit nach den Dingen Gottes hat, kann das Menü Gottes auch nicht genießen. Es geht nicht darum, etwas verstandesmäßig zu erfassen, sondern es ist eine
Frage des Appetits. Wenn wir Gottes Speisekarte genießen wollen, dann müssen wir uns den Geschmack verändern lassen. Danach wird der gleiche Mensch nichts so sehr
genießen wie ein Festmahl aus Gottes Wort. Sein Geschmack ist jetzt ganz neu geworden, und er kann nur satt
werden, wenn er sich von den Dingen des Geistes nährt.
Deshalb hat auch ein Philippus zu Nathanael gesagt: „Komm und sieh!" Darüber zu argumentieren, wäre nur verlorene Zeit gewesen, denn Nathanael war ein Denker.
Das wußte Philippus, deshalb beantwortete er Nathanaels Frage durch einen einfachen Ausspruch: „Komm und sieh!" Philippus wußte, daß Nathanael erst Jesus selbst
begegnen müßte. So steht es auch mit jedem natürlichen Menschen, eine persönliche Erfahrung ist notwendig.
Der fleischliche Mensch
Der fleischliche Mensch wird in 1. Korinther 3, 1—4 beschrieben, wo Paulus erklärt: „Und ich, liebe Brüder, konnte nicht mit euch reden als mit Geistlichen, sondern
als mit Fleischlichen, wie mit jungen Kindern in Christo."
Deshalb ist der fleischliche Mensch noch wie ein kleines Kind. Nun ist es ja so, daß jeder einen Säugling bewundert; bleibt er aber lebenslang ein Säugling, wo er doch
zum vollen Mannesalter heranwachsen sollte, so wird er geringschätzig behandelt. Man erwartet, daß ein Säugling wächst und erwachsen wird. Wenn ein Christ ein
Säugling bleibt, so ist da etwas grundsätzlich falsch.
Paulus fährt im zweiten Vers fort: „Milch habe ich euch zu trinken gegeben und nicht feste Speise, denn ihr konntet noch nicht. Auch könnt ihr jetzt noch nicht." Ein Säugling
muß gefüttert werden. Kleinkinder haben noch nicht gelernt, für sich selbst zu sorgen. Die Bibel ist ihnen ein verschlossenes Buch, es sei denn, daß ihnen jemand hilft
und ihnen alles erklärt. Sie verlassen sich auf andere, um durch sie die geistliche Nahrung zu empfangen.
„Ihr seid noch fleischlich: Denn sintemal Eifer und Zank und Zwietracht unter euch sind, seid ihr nicht fleischlich
und wandelt nach menschlicher Weise? Denn so einer sagt: Ich bin paulisch, der andere aber: Ich bin apollisch —
seid ihr nicht fleischlich?" Deshalb sind die Kennzeichen eines fleischlichen Christen Neid, Streit und Uneinigkeit.
Dieses sind ebenfalls die Kennzeichen einer fleischlich gesinnten Gemeinde.
Es kommt nicht darauf an, wie wunderbar dein Zeugnis klingen mag. Wenn in deinem Herzen Neid ist, wenn du
im Streit liegst mit deinem Nachbarn, wenn du mit irgend jemandem nicht mehr sprichst, gegen den du Groll im
Herzen hegst, wenn du dich weigerst, ihm die Hand zu schütteln, ihm zu vergeben und zu vergessen, wenn dein
Leben durch Parteigeist gekennzeichnet ist, dann bist du nicht geistlich, dann bist du fleischlich; denn dieses sind
die Zeichen der fleischlichen Gesinnung. Und ich frage nicht danach, welch eine geistliche Gesinnung eine Gemeinde vorschützen kann, noch wie anscheinend erfolgreich ihre Arbeit sein mag. Wenn ihre Glieder untereinander in Parteigeist zertrennt sind, wenn es dort Streit und Neid gibt und als Ergebnis Zersplitterung über Zersplitterung, dann ist jene Gemeinde nicht geistlich, sondern
fleischlich.
In Römer 8, 7 sagt Paulus, daß „fleischlich gesinnt sein eine Feindschaft ist wider Gott,weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht Untertan ist; denn es vermag's auch nicht".
Solche Gesinnung ist ein Feind Gottes und wird immer ein Feind bleiben. Der Mensch, der sich dieser Gesinnung beugt, ihr nachgibt, mit ihr Kompromisse schließt, nimmt
Rat an von einem Verräter in dem Feldlager. Kein Christ kann es sich leisten, dieser Gesinnung nachzugeben oder mit ihr irgend etwas zu tun zu haben.
Es gibt nach dem englischen Gesetz zwei Verbrechen, die die Todesstrafe nach sich ziehen.
Das eine ist Mord und das andere Verrat. Wie schon gesagt, ist aber fleischliche Gesinnung ein Verräter. Das einzige, was man mit einem Verräter tun kann, ist, daß man ihn hinausführt und hinrichtet. Einen Verräter am Leben zu lassen, bedeutet, daß man das ganze Heerlager in Gefahr bringt; denn früher oder später bringt er Unglück. So seht nun zu, daß der alte
Verräter, die fleischliche Gesinnung, hinausgeschafft und hingerichtet wird. Vergewissert euch, daß er mitgekreuzigt, mitgestorben und mitbegraben ist und daß es für
ihn keine Auferstehung gibt. Sprecht mit Paulus: „Ich bin mit Christo gekreuzigt." Wisset, daß „ihr tot seid", denn „unser alter Mensch ist mit Ihm gekreuzigt". Seid dessen
ganz gewiß, daß es eine vollbrachte Tatsache ist, die sich im persönlichen Leben auswirkt.
Der geistliche Mensch
Der geistliche Mensch wird in 1. Korinther 2,15 erwähnt. Paulus sagt: „Der geistliche Mensch aber richtet alles . .
Mit anderen Worten, der geistliche Mensch hat ein Unterscheidungsvermögen. Er kann herausfinden, wo sich falsche Lehre einschleicht, wo sich falsches Feuer einmischt.
Es kommt nicht darauf an, wieviel Wahrheit dabei untermischt sein mag, wenn Irrtum darin enthalten ist, so
erkennt er das. Wie nötig haben wir diesen Unterscheidungssinn gerade in unseren Tagen des Abfalls, des Fanatismus und der Schwärmerei! Wie emsig ist Satan bemüht, uns gefälschteErfahrungen und nachgeahmte Gaben zu vermitteln! Wie leicht ist es möglich, daß man sich betrügen läßt. Da gibt es so vieles, was aus dem Fleisch, aus der irdischen Gesinnung stammt in unseren Versammlungen, so vieles, was nicht aus dem Heiligen Geist ist, so vieles, was täuschend ähnlich nachgemacht und doch nicht echt ist. Wenn wir je den Geist der Unterscheidung nötig hatten, dann ist es heute. Der geistliche Mensch kann den
Irrtum nicht immer erfolgreich bekämpfen und sich ihm entgegenstellen, aber er kann ihn erkennen und ihn meiden. Er kann andere warnen und auf diese Weise die
Herde vor den Wölfen bewahren, die herumschleichen in Schafskleidern.
Dann macht Paulus in Galater 6,1 folgende Feststellung: „Liebe Brüder, so ein Mensch etwa von einem Fehler übereilt würde, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem
Geist, ihr, die ihr geistlich seid; und siehe auf dich selbst, daß du nicht auch versucht werdest." Wenn ein fleischlicher Christ versucht, Uneinigkeiten zwischen christlichen
Brüdern in Ordnimg zu bringen oder sich mit der Sünde eines anderen befassen will, so ist das Ergebnis meist eine Katastrophe. Hier ist zum Beispiel ein Mensch, der in Sünd^ gefallen
ist. Sofort eilt ein fleischlicher Christ ihm zur Hilfe. Aber weil er sich ihm in dem Geist der Überlegenheit nähert, in der Haltung „ich bin heiliger als du", so ganz erfüllt, wie er nun einmal ist, von Selbstvertrauen und geistlichem Stolz, so verdammt er den, der gefallen ist. Er muß entdecken, daß alle seine Anstrengungen zunichtsführen, daß der Bruder, den er zu gewinnen sucht, von Tag zu Tag här20
ter und härter wird und immer weiter abkommt vom Ziel.
Aber schickt man ihm nun einen geistlichen Bruder, was geschieht dann? Der gefallene Bruder läßt sich sofort zurechtbringen. Der Geistliche zieht sich zunächst einmal
ganz in die Stille, in sein eigenes Kämmerchen zurück, wo er allein ist mit Gott, wo er danach trachtet, daß sein Herz zugerüstet werden möchte und daß sein Geist von Gott
her die rechte Einstellung erhalten möchte, ehe er überhaupt dem anderen, der gefallen ist, begegnet. „O Herr", betet er, „gib mir ein zerbrochenes Herz, einen gedemütigten Geist, eine wahre Liebe für meinen Bruder. Wie leicht hätte ich fallen können in der gleichen Versuchung! Wie, wenn ich jetzt an seiner Stelle wäre! Und wie leicht hätte das der Fall sein können." So gedenkt er an die Warnung
aus Gottes Wort: „Siehe auf dich selbst, daß du nicht auch in der Versuchung fallest." Nun ist er bereit. Sein eigenes Herz ist weich und zerbrochen. So geht er demütig zu dem
anderen, von sich selbst hält er gering. Dann legt er seinen Arm um den, der gesündigt hat, und dieser bricht zusammen und weint. Da sind keine Worte der Verdammung, keine Anklagen und Beschuldigungen. Er weist hinauf einen Gott der Barmherzigkeit und der zarten, mitfühlenden Liebe. Der Heilige Geist wirkt, und bald ist alles in Ordnung gebracht.
Dies sind also die drei verschiedenen Menschentypen der Bibel: der natürliche, der fleischliche und der geistliche Mensch. Wer bist du? Lebst du in Ägypten, in der Welt, in
dem Zuhause des natürlichen Menschen, oder in der Wüste, in dem Zuhause des fleischlichen Menschen? Oder bist du wahrhaft wiedergeboren? Hast du das Rote Meer
durchschritten? Bist du schon durch die Wüste gewandert, und hast du den Jordan überquert und wohnst nun in Kanaan, in dem Land des geistlichen Menschen?
Der Zweck der Geistesfülle
Der Zweck der Geistesfülle ist die Ausrüstung mit Kraft. „Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe." Lukas 24, 49. „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird." Apostelgeschichte 1, 8.
Aber Kraft in zwei Richtungen.
1. Kraft zur Überwindung der Sünde Der natürliche Mensch hat nicht den Heiligen Geist. Der Heilige Geist arbeitet von außen her an ihm, um ihn zu überführen. Aber ehe er nicht wiedergeboren ist, kann der Heilige Geist nicht in sein Herz einziehen, um dort Wohnung zu nehmen.
Der fleischliche Mensch hat den Heiligen Geist, aber er befindet sich in einem beständigen Kampf, weil das Fleisch in ihm die Herrschaft und Gewalt hat. Dieser Kampf wird beschrieben in Galater 5, 17: „Das Fleisch gelüstet wider den Geist und der Geist wider das Fleisch, dieselben sind widereinander, daß ihr nicht tut, was ihr wollt." Daher behält das Fleisch oft den Sieg, und der Geist ist unterlegen.
Bald nach der Bekehrung wird sich der Gläubige bewußt, daß dieser große Kampf in ihm entbrannt ist, der Konflikt zwischen dem Fleisch und dem Geist, zwischen der alten Natur und der neuen, und jede versucht, die Herrschaft zu erlangen. Zu seiner großen Betrübnis entdeckt er, daß die alte Natur häufig die Herrschaft davonträgt. Gegen seinen eigenen Willen gibt er sich dem Fleisch hin. Er verliert zeitweise die Geduld, sein Temperament geht mit ihm durch, unreine Gedanken kommen in seine Gesinnung und andere Sünden, wie z. B. der Sorgengeist, Furchtsamkeit, Eifersucht, Stolz,Neid,Bosheit, Groll
- Verheißung des Geistes
- Fülle des Geistes
- Leitung des Geistes
- wer hält die Schlüssel in der Hand
- der Tröster
- Sünden wider den Heiligen Geist
- geisterfülltes Leben
- siebenfältiges Werk des Heiligen Geistes
- Herrnhuter Brüdergemeinde
- John Wesley
- Charles Wesley
- James Montgomery
- Graf Zinzendorf
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