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Die Weisheit - in dem Buch der Sprüche gleichzeitig eine Person und das Wort Gottes - offenbart dem Leser einen gottgemäßen Weg durch diese Welt, die durch Gewalttat, Arglist und sittliche Verdorbenheit gekennzeichnet ist.
gebraucht Bestell-Nr: BN10426-20 Verlag: Ernst-Paulus-Neustadt Jahr: 1985 Einband: Paperback Seitenzahl: 276 Format: 18x12cm Gewicht: 260 g Autor: H. Rossier Titel: Betrachtungen über das Buch der Sprüche Copyright © by:Ernst-Paulus-Verlag, Halteweg 23, D-67434 Neustadt
Betrachtungen über das Buch der Sprüche H. Rossier
Allgemeine Einführung
Das Buch der Sprüche redet zu uns vom Menschen, der in eine besondere Beziehung zu Gott gesetzt worden ist, zu dem Gott des mit Israel geschlossenen Bundes. Daraus erklärt sich der Name Jehova, der ewig Seiende. Das ganze Buch der Sprüche redet von Gott unter diesem Namen, ausgenommen sechs Stellen: 2,5.‑17; 3,4; 25,2; 3o,5.9. Das Buch des Predigers behandelt das Verhältnis des Menschen zu seinem Schöpfer, daher verwendet es, im Gegensatz zum Buch der Sprüche, immer den Namen Gott (Elohim der Schöpfer und Erhalter des Weltalls, die Gottheit im absoluten Sinne). Diese Tatsache ist wichtig: Gott, unter dem Namen Jehova, wendet sich hier an solche, die in Beziehung mit Ihm stehen, denn Seine Weisheit hat sie gezeugt. Deshalb der Beiname "Sohn", der in dem ganzen Buche, vor allem in den ersten Kapiteln, so häufig ist. "Sohn" ist aber nicht nur ein Name, der die persönliche Beziehung angibt; erdrückt auch aus, daß, der mit ihm Benannte abhängig ist von einer Autorität, die Gott ein gesetzt hat. Diese Autorität ist keine gesetzliche Macht, die bedroht und verurteilt. Sie gründet sich vielmehr auf eine Beziehung der Zuneigung und Liebe, wie sie aus dem ureigenen Wesen des Vaters hervorgeht.
Die Eltern, Vater und Mutter, sind die Vertreter dieser göttlichen Autorität auf Erden. Sie sorgen für die Erziehung des Sohnes durch Unterweisung, Zucht und selbst durch Strafe, wenn dies not tut. Außer den Eltern hat die Autorität je doch noch andere Vertreter, auf die wir hören sollen. Z. B. die Autorität des Königs Salomo: Gott hatte ihm eine so große Weisheit gegeben, daß niemand weiser war als er (vgl. 1. Kön 4,29‑34). Diese Weisheit und Autorität des Königs hat für uns, die wir Christen sind, ihre Entsprechung in der von Gott eingegebenen Heiligen Schrift, die uns erziehen und anleiten soll.
Selbstverständlich wendet sich die Weisheit auch unmittelbar an alle Menschen (siehe Kap. 8, 1‑‑9), aber dies geschieht, um aus ihnen ihre Söhne zu machen. Sie ist nicht nur WEISHEIT, sie ist auch GNADE. Sie fordert jeden einzelnen auf, Ohren zu haben, um zu hören. Sie ist gleichzeitig eine Person und das Wort Gottes. Sie hält die Menschen dazu an, von ihrem bösen Wege umzukehren, in die Gegenwart Gottes zu treten und Ihm im Herzen den Platz einzuräumen, der Ihm zukommt; denn darin besteht die Furcht Jehovas. In gewisser Hinsicht ist daher die Weisheit in den Sprüchen dem Evangelium ähnlich, nämlich in dem Sinn, daß sie sich an alle wendet und den Willen bekundet, alle Menschen möchten sich doch retten lassen, um ihre Söhne zu werden. Sie ruft zur Buße. Ihr Wirken ist auf die Gnade gegründet (vgl. Kap. 8 und c».
Im Unterschied zum Evangelium im Neuen Testament aber redet die WEISHEIT in den Sprüchen nicht zu uns von einer auf dein Opfer Christi begründeten Gnade, die uns kraft des einfältigen Glaubens an Sein Werk zu Kindern des Vaters macht, zu Erben des Himmelreiches und der damit verbundenen Vorrechte und Herrlichkeiten. Im Gegenteil: die Sprüche befassen sich mit der Erde, und zwar mit der Erde wohlgemerkt, die durch die eingedrungene Sünde zur Welt geworden ist. Die Welt ist gekennzeichnet durch Gewalttat, Arglist und sittliche Verdorbenheit (,die Fremde" das fremde Weib), und ihr Wesen hat sich seit der Sintflut nicht geändert. Auf diesem Schauplatz regiert das Böse in allen seinen Erscheinungsformen, und es hat jeden Weg, der zu Gott hätte führen können, völlig versperrt. Die WEISHEIT aber offenbart uns einen gottgemäßen Weg inmitten dieses Schuttwalles, wie uns später der zweite Brief an Timotheus inmitten des Verfalls der Versammlung (ecclesia) einen Weg offenbaren wird. Weder das Auge des Raubvogels noch das des Menschen vermag diesen Pfad zu entdecken, aber die göttliche WEISHEIT macht ihn kund. Jeder Sohn der WEISHEIT ist befähigt, ihn wahrzunehmen und kann auf ihm wandeln (Hiob 28,7‑28). Außerdem bleibt für den Gläubigen die Regierung Gottes trotz allem bestehen, wenn auch Gottes Wege durch das Böse vollständig versperrt erscheinen, und wir sind durch die WEISHEIT darin unterwiesen, uns nach den Grundsätzen dieser Regierung auszurichten.
Angebot:
Das Gesagte macht deutlich, daß die Sprüche sich vor allem mit dem Wandel der Kinder der WEISHEIT beschäftigen, dem Wandel in einer Umgebung, in der das Böse allenthalben herrscht, denn sowohl in uns als außer uns ist das Böse auf dem Plan. Aber in dieser Umgebung offenbart Jehova den Seinen einen Weg, der sie vor dem Bösen behütet. Um darauf ohne Straucheln wandeln zu können, muß man die Unterweisung der WEISHEIT empfangen haben. Die Erkenntnis, das Unterscheidungsvermögen, beide lassen sich nur durch eine lange Erfahrung erwerben, denn es heißt: "Der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe" (Kap. 4,18)‑ Grundsätzlich ist die Weisheit in uns eine Gabe der Gnade Gottes, aber sie "leuchtet stets heller" durch Unterweisung und Erfahrung. Wenn wir eine Bedeutsamkeit des Buches der Sprüche herausgreifen, so könnten wir es "Das Buch der ERFAHRUNG" nennen. Und in der Tat: zu dieser Erfahrung führt uns die Gnadengabe der WEISHEIT, das Wort Gottes und die Furcht Jehovas, diese drei. Freilich reicht auch das längste Menschenleben nicht aus, die Erfahrung ganz auf sich allein gestellt zu erwerben. Und doch wird dem Bedürfnis nach ihr stattgegeben durch die Unterweisung der Eltern und der Weisen, die bis heute von Geschlecht zu Geschlecht ihren Söhnen die Frucht ihrer persönlichen Erfahrung weitergeben, einer Erfahrung, die sich auf das Wort Gottes gründet. Das Wichtigste jedoch bleibt das: wir können nur durch die Erkenntnis einer Person wirklich wachsen. Diese Person ist die WEISHEIT, die Jehova besaß "vor seinen Werken von jeher", und "vor den Uranfängen der Erde" (8,22.23).
Wir wollen uns jetzt fragen, was die WEISHEIT in Wirklichkeit ist und wie wir sie auf Grund ihrer Merkmale genau beschreiben müssen. Man kann sie unter vier Gesichtspunkten betrachten:
1) In ihrer Wirksamkeit in Gott ist sie die absolute, vollkommene Kenntnis aller Dinge, ihrer Beschaffenheit und ihrer gegenseitigen Beziehungen. Das Wort Gottes enthält für uns diese Erkenntnis in dem Maße, wie unsere Unvollkommenheit sie zu erfassen fähig ist. Diese Weisheit ist es, die uns Gott durch Sein Wort mitteilt, damit wir mit Ihm in Verbindung kommen. Der erste Schritt dazu ist die Furcht Jehovas. Die Furcht Jehovas macht uns geschickt, das Böse zu hassen und das Gute zu. lieben, nach dem Vorbild Gottes Selbst. Und wiederum ist es die Furcht Jehovas, die uns den Weg offenbart, auf dem wir, getrennt von dein Bösen, zu wandeln haben.
2) Andererseits aber ist die Weisheit eine Person, nämlich Christus. Sie war von Ewigkeit her die Wonne Gottes, sein "Schoßkind", der eingeborene Sohn in dem Schoße des Vaters. Sie leitete den Schöpfungsakt, sie war eine göttliche Person bei Gott, aber sie War Gott Selbst; sie war unterschieden von Gott, aber in allem das nämliche Wesen wie Er. Sie war die Wonne Gottes aber sie selbst fand ihre Wonne bei den Menschenkindern. Zur bestimmten Zeit ist sie ‑herabgekommen, ist Mensch geworden. Gott hat Seine höchste Wonne in diesem Menschen gefunden, gleichwie Er Seine Wonne in Gott fand. Aber weil Gott wohlgefällig auf Jesus Christus, den Menschensohn, blicken konnte, so läßt Er nun uns, die Menschensöhne, zu Sich hinzutreten als solche, bei denen Seine Wonne ist. Er kann sagen: "An den Menschen ein Wohlgefallen" (Luk 2,14), als dieser neue Mensch, ein Kindlein in einer Krippe, auf der Erde geboren wird als der Heiland der Welt.
3) Jesus Christus, des Menschensohn, war nicht allein die Weisheit Gottes, wie wir eben gesehen haben, sondern in ihm selbst war die WEISHEIT. Er war mit ihr erfüllt. Er nahm in ihr zu; Seine Weisheit nahm in demselben Maße zu wie Sein körperliches Wachstum (Luk 2,40.52); Er nahm in der WEISHEIT zu, um für andere den Weg zu bahnen. So ist Er für uns das Vorbild zur Nachfolge geworden, das Vorbild vollkommener WEISHEIT. Wie können wir an dieser WEISHEIT teilhaben? Nur durch die Erfahrung, die wir machen, wenn wir Schritt für Schritt dem Beispiel folgen, das unser Vorbild, der Herr, uns hinterlassen hat. Aber darüber hinaus verkörpert Er, wie oben ausgeführt, von aller Ewigkeit her die WEISHEIT Gottes. Ihn persönlich zu kennen, das heißt an der Quelle der Weisheit selbst trinken.
4) Die Weisheit im Gläubigen schließlich bedeutet die Gesamtheit von allem, was die Erfahrung gläubiger Vorgänger sammeln und ihm Übermitteln konnte; verbunden mit der Unterweisung, die Gott durch Sein Wort gegeben hat. Dazu hat der Gläubige noch das Beispiel der vollkommenen Weisheit in einem Menschen vor Augen, so daß er in ihrem Licht alle Dinge beurteilen kann (siehe unter 3).
Abschließend möchte ich bemerken, daß die Weisheit nicht in der Beschäftigung mit dem Bösen besteht. Ja, schon die bloße Berührung mit dem Bösen kann uns fehlbare Wesen durch die Lüste, die sie in unserem eigenen Herz weckt, ungünstig beeinflussen. Nein, die Weisheit besteht in der Beschäftigung mit dem Guten, wodurch wir das Böse zu meiden suchen, indem wir es hassen. Denn weil sich Eva in eine Unterredung mit der Schlange eingelassen hatte, anstatt vor ihr das Ohr zu verschließen, deshalb ist sie, unschuldig, aber fehlbar, gefallen und hat ihr ganzes Geschlecht in ihren Fall mit hinein gestürzt.
Es ist nützlich, gleich zu Beginn der Betrachtung einige immer wiederkehrende Ausdrücke des Buches der Sprüche zu erläutern. Dadurch werden häufige Wiederholungen im Verlauf der folgenden Ausführungen vermieden. Die ersten Verse des ersten Kapitels enthalten bereits eine ganze Reihe solcher Begriffe. Das Wort die WEISHEIT" bildet den eigentlichen Bestandteil des Buches überhaupt. Es wurde bereits versucht, in der allgemeinen Einleitung diesen Begriff näher zu erläutern. Deshalb halten wir uns jetzt nur an die nachstehenden, alphabetisch geordneten Ausdrücke.
Aufrichtiger (Vollkommener) Ein Mensch ohne Trug im Herzen, dessen Weg dieser Aufrichtigkeit entspricht.
Besonnenheit
Fähigkeit, unsere Gedanken in bezug auf die väterliche Erziehung, die uns vorgestellt wird, abzuwägen, einzuordnen und zu befestigen. Sie steht im Gegensatz zur Unaufmerksamkeit dem Kinde gegenüber.
Einfältiger
Ein Mensch, des Sinnes beraubt, d. h. dem Wesen nach ohne Urteilsfähigkeit. Diesem Zustand kann man sogar bei einem Sohn begegnen, und zur Aufgabe eines solchen Zustandes bedarf es der Zucht des Vaters.
Erkenntnis
Auf Grund der empfangenen Unterweisung ersetzt die Erkenntnis im Menschen die vorherige Unwissenheit. Sie ist die Erkenntnis der Gedanken Gottes, "das Wissen". Wie "die Unterweisung" (siehe nachstehend) so macht die Erkenntnis einen Teil der WEISHEIT aus.
Furcht Jehovas
Zustand einer Seele, die sich im vollen Lichte Seiner Gegenwart befindet und Ihm die Stellung zuerkennt, die Ihm gebührt. Die Seele lernt darin, das Böse zu hassen, wie Gott es haßt, und das Gute zu lieben, wie Gott es liebt.
Gerechtigkeit, Gerechter
Im Alten wie auch im Neuen Testament hat die Gerechtigkeit gewiß immer den Glauben als Ausgangspunkt (1‑ Mo 15,6). Aber im Alten Testament ist der Gerechte ein Mensch, dessen praktischer Zustand zeigt, daß er die Sünde in seinem Wandel und auf seinen Wegen verbannt, oder ihr entgegentritt, wenn sie sich dort einschleichen will.
Gesetzloser
Der Gesetzlose ist stets der Gegensatz des Gerechten. Er ist ein Mensch, der nur die Sünde im Herzen hat, sie beständig ausübt und sich von ihr leiten läßt.
Kenntnis
Das stufenweise erworbene Wissen durch Erforschen.
Kluger
Ein besonnener Mensch mit wachem Geist. Indem er aus der Belehrung der WEISHEIT Nutzen zog, ist er fähig, zwischen zwei Entschlüssen zu entscheiden; dem guten, um ihm zu folgen, dem schlechten, um ihm abzusagen.
Klugheit
Tugend, die uns mit größtmöglicher Umsicht die Wege abwägen läßt, die sich uns anbieten. Klugheit hilft, den schlimmen Weg zu vermeiden.
Narr, Narrheit
Die Narrheit ist der Zustand eines Herzens, dem die Weisheit fehlt, eines Herzens, das durch seinen eigenen, ungehorsamen Willen geleitet wird. Der Narr hat die Vernunft verloren. Er ist sich selbst ausgeliefert. Er geht hin, wohin sein Herz ihn treibt, ohne jegliche Furcht, ohne jegliche Vorstellung von Gott, ohne jegliche Kontrolle.
Rat (Ratschlag)
Reifliche Besonnenheit; ein Geist, der sich über die anzuwendenden Mittel, die zum Ziel führen sollen, Rechenschaft ablegt, und dabei die Schwierigkeiten mit einbezieht.
Recht
Rechte Beurteilung aller Dinge, dem Wesen eines gerechten Gottes gemäß.
Sohn
Diese Bezeichnung ist ausschließlich für solche angewendet, welche die WEISHEIT (oder die Gnade) gezeugt hat und die unter ihrer Belehrung sind. Sie sind Gerechte. Alle, die rächt zu dieser Familie gehören, werden Einfältige, Toren, Gesetzlose, Verkehrte, Treulose, Spötter genannt.
Spötter
Der Spötter ist nicht nur ein Mensch, der das Wort Gottes höhnt, sondern ein Mensch, der es als nicht gegeben mißachtet, es für eine belanglose Sache hält, für die sich keine Aufmerksamkeit lohnt und die wertlos und zu vernachlässigen ist (2. Petr 3,3‑4) Judas 18).
Tor (hebräisch: Kesil)
Ein unwissender Mensch, fremd der Erkenntnis der Gedanken Gottes, hartnäckig in seiner Unwissenheit. Er haßt die Verpflichtung, es mit Gott zu tun zu haben. Ein Tor ist unfähig, irgend etwas zu lernen.
Ein Sohn kann als Tor betitelt werden (in der Elberfelder Bibel mit "törichter Sohn", "törichter Mensch" übersetzt, um den Unterschied hervorzuheben), wenn er nicht die Unterweisung seiner Eltern befolgt.
Unterweisung
Dem Sohn durch die ‑liebevolle Autorität seiner Eltern eingeprägte Grundsätze. Dazu gehören auch noch als Bestandteil der Unterweisung die Zurechtweisung und die notwendige Zucht, um diese Grundsätze einzuprägen. Wie die Erkenntnis, so macht auch die Unterweisung einen Teil der WEISHEIT aus.
Unverständiger siehe unter Einfältiger. Verstand, Verständnis (verständig)
Bereitwilligkeit, zwischen Gutem und Bösem genau zu unterscheiden. Eine Fähigkeit, die andere nicht kennen noch verstehen (i.. Kön 3,9), die aber dazu dient, sich die Gedanken Gottes mit Nutzen zu eigen zu machen.
Vollkommener siehe unter Aufrichtiger.
1. Teil Kapitel 1‑9
Vorrede des Buches
Die ersten Verse des Buches sind dessen Vorrede. Sie haben eine sehr große Bedeutung, weil sie uns Grundsätzliches zeigen: Das Ziel dieser Schrift, an welche Personen sie sich wendet, welchen sittlichen Rahmen sie umfaßt; welcher Weg darin für jene aufgezeigt ist, die berufen sind, ein Land voller Hindernisse zu durchwandern und welche Fähigkeiten erforderlich sind, um auf einem Meere mit vielen Riffen zu fahren, wo das Schiff dessen, der sich ohne Kompaß hinauswagt, notwendig zerschellen wird.
"Sprüche Salomos, des Sohnes Davids, des Königs von Israel: um Weisheit und Unterweisung zu kennen, um Worte des Verstandes zu verstehen, um zu empfangen einsichtsvolle Unterweisung, Gerechtigkeit und Recht und Geradheit; um Einfältigen Klugheit zu geben, dem Jüngling Erkenntnis und Besonnenheit. Der Weise wird hören und an Kenntnis zunehmen" (Verse ‑1‑5).
Der König Salomo hatte die WEISHEIT von Gott empfangen. Er hat somit die rechte Ausgangsstellung, um uns zu sagen, daß es vor allem darauf ankommt, die WEISHEIT zu kennen. Diese WEISHEIT besteht in einer rechten Beurteilung aller Dinge.' Ferner beinhaltet sie alle Belehrungen unserer Erfahrungen, um hier dem Wege Gottes zu folgen. Diese WEISHEIT ist göttlich. Sie hat nichts gemein mit der menschlichen Weisheit. Wahrhaftig, die WEISHEIT, die Erkenntnis aller Dinge nach ihrem Wesen, ist in Gott. Christus ist ihr vollkommener, persönlicher Darsteller. Er ist "Gottes Weisheit" und ist "uns geworden Weisheit von Gott" (i. Kor 1,24‑30)‑
Das Buch der Sprüche ist weiter dazu bestimmt, uns mit dem zweiten Gegenstand, der Unterweisung, vertraut zu machen.
Sobald wir die WEISHEIT, das vollkommene Gute, kennen, sind wir verpflichtet, uns vor dem Bösen zu hüten. Die Unterweisung nimmt oftmals die Form von Zucht und Strafe an, wenn unsere Herzen zerstreut oder leichtfertig sind.
Um Worte des Verstandes zu verstehen. Sie zu verstehen, heißt die Unterscheidung treffen zu können, welche Worte der Ausdruck der Gedanken Gottes sind und welche nicht. Die Sprüche haben noch ein anderes Ziel neben dem, uns die Unterweisung bekanntzumachen. Sie wollen uns diese empfangen lassen (Vers 3). Wir sind in die Schule genommen, um über die Gerechtigkeit unterrichtet zu werden, d. h.:
‑ über die Art und Weise, in dieser Welt zu wandeln und dabei die Sünde in unsere Wege nicht eindringen zu lassen, ‑ über das Recht, das gerechte Urteil über alle Dinge nach den Gedanken Gottes, und schließlich
‑ über die Geradheit, jene Form der Gerechtigkeit, die den Aufrichtigen kennzeichnet, der auf einem geraden Wege wandelt, ohne nach rechts oder nach links abzuweichen.
Um Einfältigen Klugheit zu geben. Die Einfältigen sind dem Wesen nach der Sinne beraubt. Folglich können sie durch die List und die Bosheit ihrer Umgebung leicht auf einen bösen Weg geführt werden, ohne es zu merken. Die WEISHEIT belehrt sie deshalb über die Klugheit, das scharfsinnige Unterscheidungsvermögen, das uns rechtzeitig wachsam macht, damit wir uns nicht auf diesen bösen Weg einlassen.
Dem Jüngling Erkenntnis und Besonnenheit. Die WEISHEIT wendet sich an den Jüngling, sobald seine Laufbahn unter Verantwortung beginnt, um seine Erziehung zu bewirken; denn oftmals sind Unkenntnis und fehlende Erfahrung die Ursachen seines Fallens am Anfang seiner Laufbahn. Solches Fallen hinterläßt manchmal sogar sichtbare Spuren für sein ganzes Leben. Besonnenheit: ein besonnener Mensch ist einer, der sich weder von den Umständen hinreißen läßt, noch sich den aus ihnen ergebenden Anstößen hingibt. Er bietet den Schwierigkeiten die Stirn, indem er im voraus ihr Wesen und ihre Folgen abwägt.
Alle diese Dinge sind an den Weisen gerichtet. Der Weise wird hören und an Kenntnis zunehmen. Es ist nicht etwa so, daß das Fleisch nicht in ihm wäre; das ganze Buch der Sprüche zeigt uns ja, daß der Weise nicht nur gegen die Anstöße von außen, sondern auch gegen die seines eigenen Herzens zu kämpfen hat. Es geht hier nicht darum, unverständige Menschen, die der Welt angehören, zu unterweisen. Wir haben in der Einführung bereits gesehen, daß die Aufgabe der WEISHEIT gegenüber diesen letztgenannten im Rufen und nicht im Unterweisen besteht. Das Ziel der Sprüche besteht darin, den Weisen, den Sohn der WEISHEIT von allem zu entbinden, was in seinem Herzen ein Hindernis für das gottgemäße Leben sein könnte. Wer schon weise ist, wer durch die WEISHEIT geboren worden ist, wird in dieser Schule durch Hören beginnen, wie ein Schüler; denn die WEISHEIT beginnt sich bei dem Sohn durch die Abhängigkeit von Dem auszuwirken, Der sie lehrt. So war es bei Maria zu den Füßen Jesu. Das ist die Art und Weise, an Kenntnis zuzunehmen. Dieses Wachstum als alleinige Frucht der empfangenen Belehrung hält uns in der wahren Demut, anstatt uns mit Stolz zu erfüllen.
Vers 6. Der Verständige wird sich weisen Rat erwerben ' uni einen Spruch zu verstehen und verschlungene Rede (bildliche Rede ‑ Allegorie), Worte der Weisen und ihre Rätsel. So erwirbt Jer Verständige mit der Zeit geübte Sinne, um alle Formen der Belehrungen zu unterscheiden, und sie im rechten Augenblick auf jeden einzelnen der Umstände seines Weges anzuwenden.
Das setzt sich die Weisheit in ihrer Belehrung zum Ziel. Vergessen wir nicht, wir haben es schon betont, daß zwischen der WEISHEIT und dem WORT eine große Ähnlichkeit besteht. Das Kapitel 8 belehrt uns, daß im Anfang die WEISHEIT war, der ganze Ratschluß Gottes. Das Johannesevangelium sagt uns, im Anfang war das WORT, der vollkommene Ausdruck dieses Ratschlusses.
(Kap. 1,7 bis Kap. 2)
Kapitel 1, 7‑33
Vers 7. Wir sagten, das Buch der Sprüche ist uns gegeben, damit wir die WEISHEIT kennen lernen. Es besteht aber ein Grundsatz, der mit dem Ursprung dieser Erkenntnis eng zusammenhängt, der ihre Grundlage und ihr Anfang ist.
Die Furcht Jehovas ist der Erkenntnis Anfang; die Narren verachten Weisheit und Unterweisung. Gottesfurcht bedeutet, sich in Seiner Gegenwart zu befinden, um in unseren Herzen Ihm den Platz einzuräumen, der Ihm gebührt. Es gehört die aufrichtige Überzeugung dazu, daß mit Ihm nichts Unreines und Beschmutztes in Verbindung treten kann. Diese Überzeugung ist der Anfang der Erkenntnis. Man kann nur vor Ihm stehen, indem man das Böse haßt. Aber gleichzeitig befindet an sich angesichts der höchsten Güte und man lernt, Ihn sehr hoch zu achten. Kurz, die Furcht Jehovas heißt: Weiche vom Bösen und tue Gutes, such e Frieden und jage ihm nach!" (Ps. 34,14). Man gibt einfach Gott den Platz, der Ihm zukommt. Er wird ein und alles für den, der sich in Seiner Gegenwart aufhält. Seine Autorität, die Autorität des vollkommenen Guten, wird anerkannt, und alsbald wird Ihm von uns Ehre, Willfahren, Vertrauen, Unterwerfung, Gehorsam, Zuneigung und Liebe erwiesen. Die Narren verachten die WEISHEIT und die Unterweisung, zu denen uns diese Gottesfurcht hinführt.
Vers t3‑‑9. ‑ Noch ein zweiter Grundsatz gehört zur Basis unseres Wandels. Es ist die Unterordnung unter die Autorität der Eltern, die von Gott hienieden eingesetzt worden ist. Höre mein Sohn, die Unterweisung deines Vaters, und verlaß nicht die Belehrung deiner Mutter! Denn sie werden ein anmutiger Kranz sein deinem Haupt und ein Geschmeide deinem Halse.
Alle sittliche Ordnung auf Erden ist auf diese Unterordnung gegründet. Die Unterweisung der Eltern spielt, wie wir in der Einleitung schon sahen, in diesem Buche eine sehr große Rolle. Denn die Eltern sind als sichtbare Vertreter der uns herzlich zugeneigten Autorität Gottes und der göttlichen Weisheit eingesetzt worden, und sie sind verantwortlich ' diese Autorität zum Wohle der ihnen anvertrauten Kinder auszuüben. jedesmal, wenn der Sohn in den Sprüchen erwähnt wird, wird er als von ihnen abstammend und gleichzeitig als Sohn der WEISHEIT gesehen. Er gilt als eingeführt in eine geistliche und unlösbare Verbindung mit Jehova, als Sein Kind, im Gegensatz zu den Törichten und Gesetzlosen, die Kinder der Welt sind. Deshalb vernehmen wir in diesem Buche sowohl die Eltern als auch die WEISHEIT selbst, wie sie sich an ihn als Sohn wenden. Der Sohn, in der Bedeutung dieses Ausdruckes, wie sie in den Sprüchen immer wieder auftritt, steht in dieser Welt zwei Einflüssen gegenüber:
‑ dem guten Einfluß, dem des Vaters und der Mutter (d. h. dem der Autorität, die verbunden ist mit zärtlicher Liebe' als den Vertretern der göttlichen Weisheit auf Erden, und
‑ dem schlechten Einfluß, dem des fremden Weibes als dem Ausdruck der Gesinnung des Fleisches und der Welt.
Die Verse 10-19 zeigen uns den Einfluß des Bösen auf, nachdem wir die Einwirkung des Guten in den Versen 8 und 9 vermittelt bekommen haben. Die Sünder stehen im Widerspruch zu Vater und Mutter und treten auf den Plan, um den Sohn der WEISHEIT zu locken. Sie machen ihm List und Gewalt schmackhaft zur Stillung seiner Begierden. Sie schlagen ihm ihre Mithilfe im Bösen vor, um ihre Anschläge gelingen zu lassen. Diese gesellige Verbindung ist für das natürliche Herz viel anziehender als die Unterwerfung des Willens, als das "sanfte Joch‑, welches uns auf dem einsamen Wege des Guten angeboten ist. Aber für jene, die über den Hinterhalt aufgeklärt sind, spannt der Vogelsteller vergeblich seine Netze aus (Vers 17). Sie haben von nun an Augen, um zu sehen, und Flügel, um ihrem Feinde zu entwischen. Die Füße des Verführers aber verwickeln sich in den Maschen seiner eigenen Falle.
Vers 20‑23. ‑ Die WEISHEIT wendet sich nicht allein an ihre Söhne. Sie hat noch eine andere Aufgabe, die genauer in den Kapiteln 8 und 9 entwickelt werden wird.
Die Weisheit schreit draußen. Sie läßt sich inmitten der Geschäftigkeit, des Lärmes und des öffentlichen Lebens vernehmen. Sie will gehört werden selbst dort, wo der Mensch sich in seiner Unabhängigkeit von Gott zur Gesellschaft formiert hat. Sie richtet sich an die Einfältigen. An solche, die des Verständnisses beraubt sind und somit leicht zur Beute der Versuchungen des Fleisches werden. Sie weist die Spötter und Toren zurecht. Diese Unwissenden hassen die Erkenntnis. Die WEISHEIT fordert sie aber auf, sich zu ihrer, der Weisheit Zucht umzuwenden. Diese Zucht hätte die Unwissenden, wenn sie auf die Stimme der Weisheit gehört hätten, in die Gegenwart Gottes geführt, wo sie hätten Gott erkennen und sich selbst beurteilen können. Wenn sie hören, werden sie an den Quellen des Geistes getränkt werden und die Reden der WEISHEIT erkennen.
Vers 24‑33. ‑ Von Natur aus gehören also alle Menschen zu denen, welche die WEISHEIT hier anredet. Ein schreckliches Los erwartet jene, welche die Absichten Gottes in bezug auf sich verwerfen, welche die "Erkenntnis gehaßt und die Furcht Jehovas nicht erwählt" haben. Ein plötzliches Verderben kommt über sie wie ein Unwetter, ein Sturm (i. Thess 5,3 u. Spr. 1,27). Aber, Gott sei gedankt, es gibt in dieser Menge auch hörende Ohren und Gewissen, die von den Rufen der WEISHEIT erreicht werden. Wer aber auf mich hört, wird sicher wohnen, und ruhig sein vor des Übels Schrecken. Er hat eine sichere Zuflucht gefunden, die Ruhe und den Frieden. Er ist "errettet von dem kommenden Zorn" (‑i. Thess ‑1,1o).
Vers 1‑5. ‑ Der Sohn der WEISHEIT "versteht die Furcht Jehovas“ und "findet die Erkenntnis Gottes", wenn der Zustand seiner Seele dem entspricht, was ihm offenbart worden ist. Dieser Zustand besteht darin, daß wir bereit sind, die Reden anzunehmen, welche die Weisheit an uns richtet, und das, was die göttliche Autorität uns auferlegt, im Innern unseres Herzens zu bewahren und aufmerksam zu hören, um uns ihm zu unterwerfen. Wir sollen dabei bereit sein, unsere Stimme zum Verständnis zu erheben, und es zu bitten, uns zu enthüllen, was uns verborgen ist. Man sieht hier die Wohltat des Gebetes, wenn es darum geht, die Gedanken Gottes zu erfahren. Wir sollen auch darauf bedacht sein, nach dieser Erkenntnis zu forschen und uns mit ihr eingehend zu beschäftigen, wie mit einem verborgenen Schatz, wie mit einem überaus kostbaren Gegenstand, den man zu besitzen sucht. Dies ist eine große praktische Wahrheit: Die herrliche Offenbarung der Gedanken Gottes gegenüber manchen von seinen Knechten hängt von deren sittlichem Zustand und einer ständigen Gemeinschaft mit dem Herrn ab. Diese Werkzeuge Seiner Gnade geben sich nicht mit einer oberflächlichen Erkenntnis, der Gedanken Gottes, die leicht zu erwerben ist, zufrieden. Sie begehren vielmehr die Gedanken Gottes zu ergründen, nicht um Wertschätzung in den Augen anderer Menschen zu erlangen, sondern um persönlich in dieser kostbaren Erkenntnis zu wachsen.
Die Verse 6‑9 untermauern diesen Gedanken. Nachdem uns der Zustand des Herzens beschrieben worden ist, der mit der Erkenntnis der Gedanken Gottes in Einklang steht, wird uns gezeigt, was Gott für solche tut, die in diesem Zustande sind: Jehova gibt Weisheit. So war es mit der Gabe der WEISHEIT für Salomo (‑i. Kön 3). Er vereinte in sich die oben genannten Wesenszüge, und wir wissen, wie vollständig die WEISHEIT war, mit der er bekleidet worden ist. Aus seinem Munde kommen Erkenntnis und Verständnis. Das Wort Gottes vermittelt Verständnis über das, was die WEISHEIT ins Licht rückt. Er bewahrt klugen Rat auf für die Aufrichtigen. Gott macht aus ihnen Weiterträger der klugen Ratschläge an andere. Er übernimmt die Verteidigung für solche, die vollkommen (lauter) im Wandel sind. Er behütet die Pfade jener, deren Urteil Seinem Wesen entspricht. Er bewahrt die Wege derer, die in Frömmigkeit wandeln. Er hält unablässig Seine schützende Hand über alle, die mit ungeteiltem Herzen auf dem Weg der Furcht Jehovas wandeln.
Dieser sittliche Zustand befähigt uns, alles das zu verstehen, was in den Heiligen Gott wohlgefällig ist: Gerechtigkeit, Recht, Geradheit, jede Bahn des Guten. Dieser Zustand zieht die ganze Gunst Gottes auf uns, der uns Seine geheimen Gedanken mitteilt und uns für die Dauer unseres Wandels durch diese Welt wunderbar schützt.
Vers 10-12. ‑ Sobald die Weisheit in unserem Herzen, dem Mittelpunkt unserer Neigungen, aufgenommen ist und die Seele in der empfangenen Unterweisung ihre Freude findet, haben wir die Besonnenheit und das Verständnis, um uns von zwei Gefahren zu erretten:
‑ Dem schlimmen Wege, zu dem die Verkehrten raten, um uns von Gott zu trennen (Vers ‑12‑15; Kap. 1, 10‑19).
‑ Dem fremden Weibe, die ihre Beziehungen mit ihrem ersten Mann, dem Vertrauten ihrer Jugend, verlassen hat, um sich von ihm abzukehren, indem sie sich anderen unzüchtig hingibt (Vers 16‑22).
Das ist ein Bild des Abfalles von den gottgemäßen Verbindungen, um in einen schuldvollen Bund mit der Welt einzutreten. Dieses Weib benutzt schmeichelnde, geglättete Worte, denn ‑ unser natürlicher Mensch weiß es nur zu gut ‑ in der Verführung bestehen Reize. Ach! Wenn der sorglose Jüngling überdenken würde, daß dieser Weg zum Tode führt und es keine Rückkehr zum Pfade des Lebens für den gibt, der zu diesem Weibe eingeht, wie würde er mit Entsetzen vor jeglichem Kontakt mit ihr zurückschrecken!
Wenn diese Warnung von dem Sohne der WEISHEIT beachtet wird und er sich von den krummen Pfaden entfernt, dann gibt es für ihn unter der Regierung Gottes Segen auf Erden während die Gesetzlosen aus dem Lande ausgerottet und die Treulosen daraus weggerissen werden.
Kapitel 3‑9
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