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Es war eine schöne Aprilnacht im Jahre 1946, Ich stand auf dem Höhenzug, der den Berg Skopus im Norden mit dem Ölberg im Süden verbindet. Vor mir, in westlicher Richtung, glitzerte die goldene Kuppel des Felsendoms und die silberne Kuppel der Al-AkhsarMoschee im Mondlicht, Hinter ihnen und um sie herum schien die alte Stadt Jerusalem mit ihren mächtigen Mauern und Türmen und den vielen, so verschiedenen Dächern friedlich zu schlafen und auf den ersten Morgenruf des moslemischen Muezzin vom Turm der Moschee her zu warten.
Doch ich wußte, daß dieser friedliche Eindruck trügerisch war. Unter der Oberfläche waren Kräfte am Werk, durch die es unausweichlich zum Ausbruch von Gewalt und Blutvergießen kommen mußte
Hinter mir erhob sich das große und mit einem viereckigen Turm bestückte Gebäude des Augusta-Viktoria-Hospizes. Es war ursprünglich als Hospiz für Pilger aus Europa gebaut worden. Doch während des 2. Weltkriegs hatte die britische Armee es beschlagnahmt und benutzte es als Lazarett. Hier hatte ich die letzte Zeit meines Dienstes als medizinischer Assistent hinter mich gebracht und stand nun kurz vor meiner Entlassung aus der britischen Armee. Ich stand vor einem neuen Abschnitt meines Lebens. Kürzlich erst hatte ich Lydia Christensen geheiratet. Sie war eine Schullehrerin aus Dänemark, und ich hatte sie hier in Jerusalem kennengelernt. Lydia war die „Mutter" eines kleinen Kinderheims in Ramallah, einer arabischen Stadt, die etwas mehr als 15 Kilometer nördlich von Jerusalem lag. Durch unsere Heirat war ich zum „Vater" der acht Mädchen dieses Heims geworden, die zwischen vier und achtzehn Jahren alt waren. Sechs der Mädchen waren jüdischer, eines arabischer und das jüngste englischer Abstammung. Da Lydia und ich beabsichtigten, weiter in Ramallah zu wohnen, hatte ich meine Entlassung aus der britischen Armee beantragt.
Während ich von dem Bergrücken aus die Schönheit Jerusalems im Mondlicht betrachtete, fragte ich mich: „Was liegt wohl vor uns?" Dabei dachte ich nicht nur an Lydia, mich und unsere acht Mädchen, sondern an alle Bewohner dieses Landes mit ihrer einmaligen Vielfalt an Rassen, Kulturen und Religionen. Die Zukunft dieses Teils der Welt befand sich in einem riesigen Schmelztiegel. Es waren ganz verschiedene rassische und politische Gruppen, die den Besitz von Grund und Boden und die Herrschaft über das Land beanspruchten. Ihre Ansichten und Ziele waren so verschieden, daß es keine Möglichkeit zu geben schien, sie miteinander zu versöhnen. Die britische Regierung hatte eine Reihe von Lösungen als Ausweg aus dieser Sackgasse vorgeschlagen. Doch Vorschläge, die der einen Gruppe jeweils annehmbar erschienen, wurden von den anderen rundweg abgelehnt. Gab es da noch andere Möglichkeiten, von denen man eine Lösung der Probleme erwarten konnte?
Ich war zu der Überzeugung gekommen, daß es eine solche Möglichkeit gab. Ich war nun schon fast sechs Jahre bei der Armee. Während dieser Zeit hatte ich sehr eifrig die Bibel studiert. Während dreier langweiliger Jahre in den sandigen Weiten Nordafrikas war meine Bibel mir ein beständiger Begleiter und eine unfehlbare Quelle des Trostes und der Kraft gewesen. Während dieser Zeit hatte ich ein volles Jahr mit einer Hautkrankheit im Lazarett zubringen müssen. Es gab in unserer Situation keine Medikamente, mit der diese Krankheit zu heilen gewesen wäre. Endlich erlangte ich meine Gesundheit dadurch wieder, daß ich es wagte, alle weitere medizinische Behandlung abzulehnen und einfach den klaren Verheißungen der Bibel für leibliche Heilung zu vertrauen. In dieser und in vielen anderen Lagen erlebte ich zu meiner größten Befriedigung, daß die Lehren der Bibel, wenn man im Glauben danach handelt, immer noch genauso wirksam und lebendig sind wie in jenen Tagen, in denen sie geschrieben wurden. Im Jahre 1944 allerdings, als die Armee mich nach Palästina versetzte, wurde ich mit den biblischen Wahrheiten in einer ganz neuen Weise konfrontiert. Bis dahin war es mit vielen biblischen Berichten für mich so, als wären sie in einem neutralen Raum geschrieben wor
den. Von ganzem Herzen ergriff ich die geistlichen Wahrheiten, die sie enthielten, doch sie waren für mich getrennt von allen Zusammenhängen in bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten. Jetzt sah ich viele der biblischen Berichte in ihrer geographischen Umgebung ganz neu. Mir wurde klar, daß die Ereignisse der Bibel sich in einem Gebiet abspielten, dessen Zentralachse das Mittelmeer ist, mit Italien oder bestenfalls Spanien als westliche und Persien als östliche Begrenzung. Und die meisten dieser Ereignisse geschahen auf einem noch viel kleineren Gebiet, etwa von der Größe Hessens, das unter dem Namen „das Land Kanaan", das „Land Israels", „Palästina" und das „Heilige Land" bekannt ist. (Zur Zeit der Patriarchen kannte man dieses Gebiet als „Land Kanaan ". Später, nach der Eroberung durch die Israeliten unter Josua, wurde es das „Land Israels". Dieser Name wird auch im Neuen Testament noch gebraucht [Matthäus 2, 20], obwohl es zu jener Zeit eine Provinz des Römischen Reiches war. Der Name-Palästina " bedeutet „Land der Philister ". Er wurde zuerst von den Griechen, danach von den Römern und anschließend von den meisten weiteren heidnischen Herrschern, einschließlich der Briten benützt.
Der Begriff das „Heilige Land" wurde von den Christen etwa vom 5. Jahrhundert an gebraucht. Nach Beendigung der britischen Mandatsregierung im Jahre 1948 kam das Land an zwei Staaten. Aus einem Teil wurde der Staat Israel,. und der andere Teil kam zum Königreich Jordanien.) Als ich mir die biblischen Berichte in diesem geographischen Zusammenhang betrachtete, wurden sie für mich auf eine ganz neue Weise lebendig. Ein bezeichnendes Beispiel war da unter anderen der Ort, an dem ich jetzt gerade stand. In Sacharja 14, 4 und 8 wird dieser Ort beschrieben, an dem der Herr auf die Erde zurückkommen wird: „Er wird an jenem Tage mit den Füßen auf den Ölberg treten, der vor Jerusalern gegen Osten liegt,- und der Ölberg wird sich in der Mitte nach Osten und nach Westen hin zu einer überaus großen Schlucht spalten, so da, f.3 die eine Hälfte des Berges nach Norden, die andere Hälfte nach Süden zurückweicht" (V. 4). „Da wird dann an jenem Tage lebendiges (= fließendes) Wasser von Jerusalem ausgehen, zur Hälfte nach dem östlichen Meer und zur Hälfte nach dem westlichen Meer; im Sommer wie im Winter wird es so sein " (V. 8). Es brauchte keine große Fantasie, um mir vorzustellen, was hier...
HISTORISCHE PERSPEKTIVEN - wo Historie und Prophetie sich begegnen - der Traum, der Wahrheit wurde - Geburtswehen einer Nation PROPHETISCHE ERFÜLLUNG - Gottes Plan - der Prozess der Sammlung - die Zeit der Heiden - wem gehört das Land? - was sollten wir tun? - das Völkergericht CHRONOLOGISCHER ÜBERBLICK
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