Haschen nach Wind - Betrachtung des Buches Prediger, William MacDonald

03/29/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

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Irgendwann einmal begann Salomo mit der Suche nach dem Sinn des Lebens, der Bedeutung der menschlichen Existenz. Er nahm sich vor, die Fülle des Lebens zu entdecken. Ausgestattet mit großer Weisheit und einem nicht unerheblichen Vermögen, dachte Salomo, daß er (wenn überhaupt jemand) die richtige Person wäre, um diese Aufgabe zu lösen.
Wie so viele unserer Zeitgenossen suchte auch er eine Antwort auf die Frage: »Was ist wirkliches Leben?« Salo-mo belastete seine Suche jedoch mit einer großen Hypothek. Er war im Begriff, sich allein auf den Weg zu machen, und er hoffte, daß seine überdurchschnittliche Intelligenz genügen würde, den wahren Sinn des Lebens zu entdecken. So wird seine Suche zur Reise eines Mannes ohne die Hilfe Gottes. Auf der Suche-nach den größten Werten des Lebens bewegt er sich ausschließlichim Bereich irdischer Maßstäbe, or nennt es »unter der Sonne«.
Unter der Sonne
In der Formulierung »unter der Sonne« besitzen wir den wichtigsten Schlüssel zum Verständnis des Buches des Predigers. 29 mal lesen wir diesen Ausspruch, und er gibt uns einen Hinweis auf die Sicht des Autors.
Er durchstöbert die Welt, um dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen, und zwar will er diese Aufgabe nur mit seinem Verstand, d.h. ohne göttliche Hilfe bewältigen.
Ohne diesen Schlüssel »unter der Sonne«, ergäben sieh gewaltige Probleme im Verständnis des Predigers. Es hätte den Anschein, als widerspräche dieses Buch den restlichen Heiligen Schriften, indem befremdenden Lehren und -einer zumindest eigenartigen Ethik das Wort geredet wird.
Erinnern wir uns jedoch daran, daß wir im Prediger eine Zusammenfassung menschlicher und nicht göttlicher Weisheit haben, dann sind wir auch nicht überrascht, Schlußfolgerungen von Salomo zu hören die wahr, halbwahr, oder aus Gottes Sicht sogar völlig falsch sind.

Dazu einige Beispiele:
- Pred. 12,1 ist wahr und ein ausgezeichneter Rat an alle jungen Leute. Es ist gut, wenn sie ihres Schöpfers in ihrer Jugend gedenken.
- Pred. 1,4 ist nur halb wahr. Es ist wahr, daß eine Generation der anderen folgt. Es ist aber nicht wahr, daß die Erde ewig besteht (siehe Ps. 102,25-26 und 2. Petr. 3,7. 10).
- Die folgenden Aussagen sind dagegen überhaupt nicht wahr: »Es gibt nichts Besseres unter den Menschen, als daß man esse und trinke und seine Seele Gutes sehen lasse bei seiner Mühe« 2,24 »Denn was das Geschick der Menschenkinder und das Geschick der Tiere betrifft, so haben sie einerlei Geschick« 3,19 »Die Toten aber wissen gar nichts.« 9,5

Hätte Gott uns nicht seine Gedanken kundgetan, möglicherweise wären wir zu ähnlichen Resultaten gekommen wie Salomo.
Ein anderer Autor sieht den Sinn des Buches: »Der Prediger« so: »Wir finden im Prediger also die Überlegungen des natürlichen Menschen über das, was »unter der Sonne« vor sich geht, die Schlußfolgerungen eines Menschen, dessen Erfahrung notwendigerweise ungläubig ist, da er keine Offenbarung besitzt, oder eines Menschen, der - wie es heute so häufig ist - sich weigert, von ihr Kenntnis zu nehmen. Wo mag er hinkommen, wenn er sich nur auf seine eigenen Fähigkeiten stützt? Das ist also der vom »Prediger« unter der Eingebung des Geistes Gottes absichtlich gewählte Rahmen seines Buches. Nicht als ob es sich ausdrücklich um ein »Bekenntnis«, d.h. um eine persönliche Erfahrung handelte, die er in allen Teilen selber erlebt hätte, sondern eher um die absichtlich

begrenzte Schilderung eines in die oben beschriebenen Verhältnisse hineingestellten Menschen.« (Auszug aus dem Vorwort zum Buch: Der Prediger von G.Andre, Beröa-Verlag, Zürich)

Ist das Buch des Predigers vom Geist Gottes Inspiriert?
Wie paßt das zusammen, Halbwahres und Falsches mit göttlicher Inspiration? Selbstverständlich wird die Inspiration auch dieses Buches durch diese Tatsache nicht berührt. Der Prediger ist Teil des inspirierten Wortes Göttes. Es ist göttlich eingehaucht, und der Herr wachte darüber, daß es in den Kanon der Schriften aufgenommen wurde.
Wie bei allen anderen Büchern der Heiligen Schrift bekennen wir uns auch beim Prediger zur verbalen, völligen Inspiration. Die inspirierten Bücher der Bibel enthalten oft unwahre Aussagen Satans oder von Menschen Z B sagte der Teufel zur Eva in 1 Mo 3,4, daß sie nicht sterben wurde, wenn sie von der Frucht des Baumes in der Mitte des Gartens äße. Es war eine Luge, und dennoch wird sie in der Heiligen Schrift festgehalten, um uns zu zeigen, daß Satan der Lügner von Anfang an ist
Inspiration kann zwar die Unwahrheiten des Teufels oder :8er Menschen festhalten, sie heißt sie aber keinesfalls gut oder beschönigt etwas Inspiration gewährleistet die ge--tteue Aufzeichnung guter oder schlechter Dinge
Deshalb sollten wir uns nicht wundern, Halbwahrheiten tuader Unwahrheiten in einem Buch zu finden, welches ilensehliche Weisheit »unter der Sonne« wiedergibt. Auf 'er keinen Fall sollte es unser Vertrauen in die Glaubwür-igkeit der Bibel beeinträchtigen.
u welchem Ergebnis kam Salomo?
Salomos Suche endete mit der Feststellung, daß das Le-en Eitelkeit und Verdruß ist, oder wie er es ausdrückt, ein Haschen nach Wind«.

Soweit er die Sache beurteilen konnte, war ein Leben »unter der Sonne« der Mühe nicht wert. Trotz seiner Intelligenz und seines Reichtums war er nicht in der Lage, auf Erden die Fülle des Lebens oder eine dauerhafte Befriedigung zu finden. Und in der Tat, sein Fazit ist richtig. Jeder, der nicht »über« die Sonne hinauskommt, emp--findet das Leben als eine leere, nutzlose Übung. Es ist bedeutungslos. Was immer die Welt zu bieten hat, kann niemals das Herz eines Menschen befriedigen.
Pascal drückt es so aus: »Da ist ein Gott-geformtes Vakuum im menschlichen Herzen.« Und Augustin stellte schon fest: »Du hast uns für Dich gemacht, o Herr, und unser Herz wird niemals Ruhe finden, bis es ruht in Dir.«
Salomos Erfahrung unterstreicht die Worte des Herrn Jesus: »Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten.« (Joh. 4,13) Das Wasser dieser Welt kann keine anhaltende Erfüllung geben. Wir glauben, daß Salomos Suche nach der Wirklichkeit nur ein Kapitel in seiner Biographie war. Wir wissen nicht genau, wie alt er war, als er auf diese philosophische Suche nach der Wahrheit ging; vermutlich war er aber bereits ein älterer Mann. Letztendlich tat er einen Blick über die Sonne und wurde ein wahrhaft Gläubiger; diesen Schluß darf man aus der Tatsache ziehen, daß der größere Teil von 3 Büchern von einem gläubigen Salomo stammt.
Wie dem aber auch sei, Sünden und Versäumnisse am Ende seines Lebens mahnen uns eindringlich, nicht abzugleiten und zeigen uns, wie unvollkommen selbst die schönsten Vorbilder im Verhältnis zum Herrn Jesus sind.

Glaubte Salomo denn nicht an Gott?
Ganz gewiß glaubte Salomo an die Existenz Gottes, selbst in der Zeit seiner Suche nach wahrer Erfüllung. Er bezieht sich nicht weniger als 40 mal auf Gott im Buch des Predigers. Daraus dürfen wir jedoch nicht schließen, daß er zu dieser Zeit ein ergebener Gläubiger war. Er benutzt
usschließlich den Namen »Elohim« für Gott, welcher Ihn s den Schöpfergott offenbart. Nicht ein einziges Mal ver-'endet er den Namen Jehova, oder Herr - Namen, die ött als den Gott des Bundes, der Gemeinschaft mit dem enschen offenbar machen. Das ist eine sehr wichtige eobachtung.
er Mensch unter der Sonne kann sehr wohl erkennen, aß es einen Gott gibt, wie es auch von Paulus unterstri-en wird: »Denn sein unsichtbares Wesen, sowohl seine 'wige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird von Erschaf-fng der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen und leschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien.« (Röm. 1,20) Atheismus ist durchaus kein Zeichen von Weisheit, er ist vielmehr eine bewußte Blindheit Salomo, der wei-tute Mensch der je gelebt hat, zweifelte zu keiner Zeit seiner Suche die Existenz Gottes an
Während aber Elohim vom Menschen unter der Sonne irkannt werden kann, muß sich Jehova oder der HERR dürch spezielle Offenbarung bekannt machen. Das bedeu-et, daß wir die wiederholte Erwähnung des Namens Gotts im Prediger nicht irrtümlicherweise für rettenden lauben halten dürfen. Diese Stellen sagen nichts ande-'es aus, als daß die Schöpfung die Existenz Gottes belegt md daß jeder Mensch, der dies leugnet, ein Narr ist (Ps. .14,1; 53,1)

Schrleb Salomo das Buch selbst?
bwohl sich der Schreiber selbst als Sohn Davids und König über Israel mit Regierungssitz in Jerusalem bezeichnet (1,1,12), gibt es viele Theologen, die die Autorenschaft Salomos anzweifeln. Es gibt noch mehr interne Beweise, die wunderbar auf Salomo als den Autor hinweisen: Er bezeichnet sich als weise, reich und als jemand, der grenzenlose Möglichkeiten des Genusses besitzt. Außerdem spricht er von seinem großen Bauvorhaben All diese Beschreibungen passen eigentlich genau auf Salomo.
Die Theologen erwidern darauf, daß viele grammatische Konstruktionen des Buches nicht zur Zeit Salomos benutzt wurden, sondern erst viel später nach der babylonischen Gefangenschaft.

Als Entgegnung der internen Beweise wird erklärt, daß es eine oft gebrauchte Methode späterer Schreiber war, ihre Worte in Salomos Mund zu legen.
Viel gäbe es zu diesem Thema noch zu sagen, jedoch nur noch eines soll Erwähnung finden: Keiner der Einwände gegen eine Autorenschaft Salomos ist unüberwindlich und viele ernstzunehmende, bibelgläubige Gelehrte, wie z.B. Gleason Archer, halten an Salomo als Autor des Predigers fest. So wollen wir es auch tun.

Warum wurde dieses Buch geschrieben?
Das ist eine Frage, die sich eigentlich zwangsläufig stellt: »Warum hat Gottes für gut befunden, ein Buch, das sich nie über die Sonne erhob, in die Heilige Schrift aufzunehmen?« Die Antwort ist diese: Das Buch wurde aufgenommen, damit niemand auf der Suche nach Erfüllung die gleichen traurigen Erfahrungen machen muß wie Salomo, der etwas da suchte, wo es nicht zu finden war.
Der natürliche Mensch denkt ganz instinktiv, daß er durch Besitz, Vergnügen, oder Reisen auf der einen, und durch Drogen, Alkohol, oder sexuelle Ausschweifungen auf der anderen Seite glücklich werden kann. Die Botschaft dieses Buches ist, daß jemand, der intelligenter und reicher war als die meisten von uns jemals sein werden, es versucht hat - und gescheitert ist.
So können wir uns die Kosten, den Kummer, die Frustriertheit und die Enttäuschung ersparen, wenn wir »über« die Sonne hinaus schauen, oder besser gesagt zu dem, der allein zufriedenstellen kann - zum Herrn Jesus Christus.
Kris Kristofferson brachte den Inhalt des Predigers zum Ausdruck als er sagte: »Herr, vielleicht kann ich jemandem zeigen, was ich durchgemacht habe auf dem Weg zu Dir.«

Irrlehrer lieben das Buch des Predigers.
Der Prediger ist ein bevorzugtes Buch bei falschen Lehrern und Sekten. Um ihre falschen Lehren »biblisch« zu untermauern, zitieren sie voller Enthusiasmus aus dem Prediger, vor 'allem im Hinblick auf Themen wie den Tod und die Dinge danach. Z.B. werden Verse dieses Buches benutzt, um zu belegen, daß die Seele nach dem Tod schläft und daß die Gottlosen völlig vernichtet werden.
Dabei werden Verse aus dem Zusammenhang gerissen, um die Unsterblichkeit der Seele und die ewige Verdammnis zu leugnen.
Leider benutzen solche Leute nie den Schlüssel. Sie weisen nie darauf hin, daß der Prediger die menschliche Weisheit »unter der Sonne« erklärt und von daher keine untrügliche Quelle zur Untermauerung christlicher Glaubenslehren darstellt.

Komm mit!
Wenn auch du den Prediger schwer verstehst, komm doch mit. Manchmal erscheinen Salomos Rückschlüsse widersprüchlich und viele seiner Beobachtungen sind augenscheinlich ohne logischen Zusammenhang. Einige seiner Bemerkungen sind unklar und deshalb ein Rätsel für viele Ausleger. Überhaupt sind viele seiner Belehrungen manchmal so irritierend, daß wir fast verzweifeln könnten. Aber gerade das ist Teil des großartigen Entwurfs dieses Buches.
Wir wollen nicht vergessen: Es ist der Bericht eines Mannes auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Es ist ein Buch menschlicher Weisheit, nicht Offenbarung. Menschliche Philosophien lassen sich selten leicht lesen. jemand, der die Wahrheit unter der Sonne sucht, kann nicht mit der Klarheit und Bestimmtheit schreiben wie einer, der die Wahrheit gefunden hat. Wenn wir jetzt also Vers für Vers des Buches betrachten.

Eine Betrachtung des Buches: Prediger
1. Sinnlosigkeit allen Lebens
2. sinnloses Jagen nach Vergnügen und Ansehen
3. Alles hat seine Zeit
4. das Leben ist nicht ehrlich
5. Empfehlung an Religiöse und Reiche
6. grausame Ironie
7. das Gute und das Bessere
8. die Weisheit der Weisheit
9. genieße alles, bevor du stirbst
10. Portrait eines Weisen und eines Narren
11. verbreite das Gute
12. Aufstieg und Fall des menschlichen Lebens
- wie finde ich, was Salomo suchte
- der Prediger in meinem Leben