5.) Mose (Deuteronomium) Wiederholung des Gesetzes ca.1450.v.Chr.

12/20/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Das fünfte Buch Mose führt den Bericht von 4. Mose fort und enthält die abschließenden Ermahnungen, Gebote und prophetischen Warnungen, die Gott seinem Volk durch Mose gab, bevor sie das verheißene Land einnehmen sollten. 

Der griechisch-lateinische Name »Deuteronomium« (bed. »Die zweite Verkündigung des Gesetzes«) bezieht sich auf die Wiederholung der 10 Gebote vom Sinai vor der neuen Generation von Israeliten; der hebräische Name lautet nach den Anfangsworten »Elleh hadebarim« (»Dies sind die Worte«). In Kap. 1-3 gibt Mose einen Rückblick auf den Weg des Volkes durch die Wüste; in 

Kap. 4-26 finden sich eine Wiederholung der 10 Gebote, zusätzliche Bestimmungen über das Leben des heiligen Gottesvolkes im verheißenen Land und dazwischen immer wieder eindringliche Ermahnungen, das ganze Wort Gottes zu halten und dem Herrn in Liebe und Gehorsam zu dienen (vgl. das berühmte »Höre Israel« in 6,4-9). In 

Kap. 27-34 finden sich die Abschlußbotschaften Gottes durch Mose an sein Volk, die Ankündigung von Segen für den Gehorsam und Fluch für den Ungehorsam, der feierliche Bundesschluß mit der neuen Generation, das prophetische Lied des Mose und sein Segen über die Stämme Israels sowie der Bericht über seinen Tod. Vor allem die Ermahnung zum Gehorsam gegenüber dem ganzen Wort Gottes und zur ungeteilten Liebe für den Herrn werden immer wieder im NT aufgegriffen und auf die neutestamentlichen Gläubigen angewandt (vgl. u.a. Mt 4,4-10; Mk 12,28-30; Apg 3,22; Röm 10,8; 1Kor 9,9-10).

Inhalt
Kapitel 1 Mose erinnert das Volk an seinen zurückgelegten Weg Die Auflehnung des Volkes angesichts des verheißenen Landes
Kapitel 2 Wanderung und Auseinandersetzungen in der Wüste Die Eroberung des Landes von Sihon, dem König der Amoriter
Kapitel 3 Die Niederlage von Og, dem König von Baschan Die Verteilung des Ostjordanlandes an Ruben, Gad und den halben Stamm Manasse Gott verwehrt Mose den Eintritt ins verheißene Land
Kapitel 4 Israel soll das Gesetz Gottes bewahren und tun Warnung vor dem Götzendienst Der Herr ist der alleinige Gott Drei Zufluchtsstädte Einleitung zur Verkündigung des Gesetzes vor dem Einzug in Kanaan
Kapitel 5 Die Wiederholung der zehn Gebote Mose als Mittler zwischen Gott und dem Volk
Kapitel 6 Gottesfurcht und Gehorsam – die Voraussetzungen des Segens »Höre, Israel«: Das Gebot, den Herrn zu lieben und sein Wort zu bewahren Warnung vor Untreue und Götzendienst im Land Kanaan Das Zeugnis der Erretteten vor ihren Kindern
Kapitel 7 Der Herr befiehlt die Ausrottung der Kanaaniter und ihres Götzendienstes Israel – das heilige Volk des Herrn Ermutigung und Segensverheißung für die Einnahme des Landes
Kapitel 8 Ermahnung zum Gehorsam und Erinnerung an Gottes Erziehungswege Ermahnung zur Dankbarkeit. Warnung vor Hochmut und Abkehr von Gott
Kapitel 9 Mose warnt das Volk vor Selbstgerechtigkeit – Erinnerung an Israels Versagen und Moses Mittlerdienst
Kapitel 10 Die neuen Gesetzestafeln Aufforderung zu Gottesfurcht und Gehorsam
Kapitel 11 Verheißungen und Warnungen Die Bewahrung von Gottes Wort ist die Voraussetzung zum Sieg Gott legt dem Volk Segen und Fluch vor
Kapitel 12 Ausrottung des Götzendienstes im Land. Der künftige Ort des Heiligtums und Gottesdienstes
Kapitel 13 Warnung vor falschen Propheten Warnung vor Verführung zum Götzendienst
Kapitel 14 Verbot heidnischer Trauerbräuche. Reine und unreine Tiere Der Zehnte
Kapitel 15 Das Erlaßjahr Über die Freilassung hebräischer Sklaven Die Erstgeburt der Tiere
Kapitel 16 Gebote zum Passahfest Das Fest der Wochen Das Laubhüttenfest Einsetzung von Richtern. Bewahrung des Rechts Verbot des heidnischen Götzendienstes
Kapitel 17 Schwierige Rechtsfälle Das Königsgesetz
Kapitel 18 Rechte der Priester und Leviten Verbot von Wahrsagung und Zauberei Der verheißene Prophet und die falschen Propheten
Kapitel 19 Die Zufluchtsstädte Grenzverrückung. Falsche Zeugen. Bestrafung des Bösen
Kapitel 20 Kriegsgesetze
Kapitel 21 Die Sühnung von Blutvergießen Ehen mit kriegsgefangenen Frauen Das Recht des Erstgeborenen Widerspenstige Kinder Wer am Holz hängt, ist verflucht
Kapitel 22 Rücksicht auf den Nächsten Gebote gegen ungöttliche Vermischung Sittlichkeitsgesetze. Rechtsschutz für eine verleumdete Frau
Kapitel 23 Ausschluß von der Gemeinde des Herrn Reinhaltung des Heerlagers Verschiedene Verordnungen
Kapitel 24 Ehescheidung Verordnungen für das Leben des Volkes Das Recht der Fremden, Witwen und Waisen
Kapitel 25 Streitigkeiten Die Schwagerpflicht Volles Gewicht und rechtes Maß Vertilgung Amaleks
Kapitel 26 Die Darbringung der Erstlingsfrüchte Die Zehnten des dritten Jahres
Kapitel 27 Gebot über die Gedenksteine mit den Worten des Gesetzes Segen und Fluch sollen auf den Bergen Garizim und Ebal verkündet werden
Kapitel 28 Segnungen für Gehorsam Fluch für Ungehorsam Bedrückung durch Heidenvölker
Ankündigung der Vertreibung und Gefangenschaft
Kapitel 29 Der Bund des Herrn mit Israel im Land Moab Folgen einer Abwendung von Gott
Kapitel 30 Verheißung der Wiederherstellung Israels Die Wahl zwischen Leben und Tod, Segen und Fluch
Kapitel 31 Josua wird Moses Nachfolger Gesetzeslesung alle sieben Jahre Der Herr sagt den Abfall Israels voraus
Kapitel 32 Das Lied Moses Das Wort Gottes ist Leben Mose wird aufgefordert, den Berg Nebo zu besteigen
Kapitel 33 Moses prophetischer Segen über die zwölf Stämme
Kapitel 34 Moses Tod
Bibeltext der Schlachter Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft.

5. Mose 8, Reise durch die Wüste BdH 1871

11/15/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

(5. Mose 8) Die Geschichte Israels von seinem Auszug aus Ägypten bis zu seiner Ankunft in Kanaan ist ein Bild des Zustandes der Gläubigen in Christus und ihrer Stellung in dieser Welt. Israel war in jener Schreckensnacht durch das an die Türpfosten gestrichene Blut von der Tötung seiner Erstgeburt errettet worden. Während alle Erstgeborenen der Ägypter starben, ging überall, wo Gott das Blut sah, der Würgeengel vorüber. Geschützt durch das Blut konnte man das Passah feiern. Danach verließen die Israeliten Ägypten. Ebenso ist der Gläubige durch das Blut Christi, des Lammes Gottes, in vollkommener Sicherheit. 

Alle seine Sünden sind für ewig ausgetilgt; und er hat Ägypten, die Welt, verlassen. Gott sieht das Blut Christi, und darum ist der Gläubige sicher. Ebenso sicher, wie der durch das Blut sichergestellte Israelit in seiner Wohnung das Passah feiern konnte, können auch wir im Vertrauen auf das Blut Christi frohlocken und uns freuen. Die Frage ist nicht, ob wir, sondern ob Gott befriedigt ist. Und Er ist es durch das Blut Christi. Auf der Reise gab es bald eine neue Schwierigkeit. Gott rührte die Kinder Israel ans Rote Meer; und Pharao jagte hinter ihnen her. Sie standen zwischen den Fluten des Roten Meeres und dem feindlichen Lager. Vor und hinter ihnen lauerte der Tod. Hier drohte das Meer, sie zu verschlingen, dort Pharao, sie zu vernichten. 

Was sollten sie beginnen? Gott bahnte ihnen einen Weg durch das Rote Meer. Trockenen Fußes gingen sie hindurch, wahrend Pharao mit seinem Heer im Meer den Tod fand. Am jenseitigen Ufer waren sie nicht nur von den Ägyptern getrennt, sondern auch von der Macht Pharaos befreit. Sie befanden sich in einem neuen Zustand. Ebenso ist es mit uns. Wir haben nicht nur, von unseren Sünden gereinigt, die Welt verlassen, sondern wir sind auch der Macht Satans entrückt und in einen ganz neuen Zustand versetzt, und zwar durch den Tod und die Auferstehung Christi. Am Kreuz hat Christus die Fürstentümer und Gewalten ausgezogen und einen Triumph über sie gehalten. Wir sind mit Christus gestorben und auferstanden. Das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden. Am Kreuz ist unser alter Mensch mit Christus gekreuzigt, und als eine neue Schöpfung haben wir mit Christus das Grab verlassen.

Wir sind also vor Gott eine neue Schöpfung, über die der Teufel keine Macht mehr hat. Wie die Israeliten am jenseitigen Ufer des Roten Meeres, können auch wir den Lobgesang unserer Befreiung anstimmen. Alle Unruhe der Christen hat ihren Grund darin, daß sie sich durch die Wasser des Roten Meeres nicht vom Teufel und der Sünde geschieden sehen, daß sie mit anderen Worten im Tod und der Auferstehung Christi nicht ihre Befreiung vom ewigen Gericht und von der Macht Satans und der Sünde sehen. Nach ihren Gedanken und nach ihrem Gefühl befinden sie sich noch immer zwischen dem Roten Meer und Ägypten. Dabei kann das Herz unmöglich glücklich sein. Wenn du, mein Leser, noch in diesem Zustand bist, so laß dich durch die Wahrheit frei machen. Gehe noch einen Schritt weiter und glaube, daß du mit Christus gestorben und auferstanden bist und daß du in Ihm als eine neue Schöpfung vor Gott stehst. Der Weg durch das Rote Meer ist gebahnt; du kannst trockenen Fußes hindurchgehen. Christus ist dieser Weg; alle Feinde sind hinter uns. 

Nach dem Roten Meer folgte für die nach Kanaan reisenden Israeliten die Wüste. So sind auch wir, die Erlösten in Christus, in der Wüste der Welt auf der Reise 'nach dem himmlischen Kanaan. Früher war die Welt mit ihren Vergnügungen und Genüssen unsere Heimat. Nun ist diese Welt eine Wüste für uns. Wir sind nicht von der Welt. Sie bietet nichts, was unser Herz befriedigen oder glücklich machen könnte. Sie hat nur Mühsal und Leiden, Gefahren und Sünde für uns. Unser Herz sehnt sich nach dem Lande himmlischer Ruhe. Freilich zeigen leider viele Christen eine weltliche Gesinung und verraten dadurch, wie wenig sie ihre Stellung kennen und genießen. Für den geistlichen Christen aber ist die Welt eine Wüste, wie sie es für den Herrn Jesus war. In 5. Mose 8 finden wir die Kinder Israel am Ende ihrer 40jährigen Reise durch die Wüste. Sie sind im Begriff, das verheißene Land zu betreten. Ebenso verhält es sich mit uns. Wie? stehen wir denn auf dem Punkt, in den Himmel zu gehen? Könnte es denn nicht der Fall sein, daß wir noch etliche Jahre hier auf der Erde bleiben müßten? 

— Ja, freilich, und dennoch haben wir kein Recht, einen Raum zuzulassen zwischen dem gegenwärtigen Augenblick und der Ankunft Christi, um uns aufzunehmen. „Siehe, ich komme bald", hat der Herr gesagt. Nichts steht Seinem Kommen zur Aufnahme Seiner Kirche im Wege. Alle prophetischen Ankündigungen mit Bezug auf die letzten Tage werden nach dieser Aufnahme ihre Erfüllung finden. Wir haben weder die Rückkehr Israels in ihr Land, noch die Wiederherstellung des römischen Reiches, noch die mit diesen Ereignissen verbundenen Gerichte zu erwarten, sondern wir erwarten die Ankunft Jesu zur Heimholung der Seinigen. Für Paulus gab es keinen Raum zwischen dem Augenblick, in dem er lebte, und der Ankunft des Herrn. Er hoffte, unter der Zahl derer zu sein, die bis zu dieser herrlichen Ankunft übrig blieben. Von Tag zu Tag erwartete er diese Erscheinung. In der Tat ist die Ankunft des Herrn die einzige Hoffnung und Erwartung des Christen. Er kann ebenso gut heute wie morgen kommen. Kein Zwischenraum darf gestattet werden. Darum stehen wir jeden Tag im Begriff, in den Himmel zu gehen. Wie glücklich ist unser Herz selbst inmitten der Schwierigkeiten dieser Wüste, wenn das Auge auf die herannahende Herrlichkeit gerichtet ist! Noch wenige Augenblicke, und wir schütteln den Staub von unseren Füßen, um für immer bei Jesus von allen Kämpfen auszuruhen. Als sie an der Grenze Kanaans, des Landes der irdischen Ruhe, angekommen waren, forderte Gott durch den Mund Moses das Volk auf, zurückzuschauen auf die Reise durch die Wüste und an alles das zu denken, was geschehen war. Ebenso werden auch wir, wenn wir an der Grenze des himmlischen Kanaans stehen, aufgefordert, unseren Blick auf die zurückgelegte Reise durch die Wüste der Welt zu richten. 

Der Herr sagte: „Und du sollst gedenken des ganzen Weges, den Jehova, dein Gott, dich hat wandern lassen ... in der großen und schrecklichen Wüste, wo feurige Schlangen und Skorpionen sind und Dürre, wo kein Wasser ist". Aber der Herr war ihr Führer und Begleiter. Auch unsere Wüste ist groß und furchtbar. Hier gibt es nicht nur Schlangen, Skorpionen und dürre Sandflächen, sondern Satan selbst mit seinem ganzen Heer ist da (Eph 6). Kein Labsal für die Seele ist zu finden. Aber getrost, der Herr, unser Gott, ist unser Führer und Leiter. Und dieser Gott — das konnte Israel nicht sagen — ist unser Vater. Ja, in Christus ist Gott unser Vater. Welch ein Trost für unser Herz! Und mit welcher väterlichen Liebe und Treue hat Er uns durch alle Schwierigkeiten bisher hindurchgeholfen!

 Dieser unser Gott und Vater aber wird uns sicher auch weiterhin nicht verlassen noch versäumen. Wir dürfen stets auf Seine gnadenreiche Führung rechnen. Mag die Wüste auch groß und furchtbar sein, Gott ist doch größer. Mag auch der Feind mit seinem ganzen Heer uns umgeben, Gott hat doch alles in Seiner Macht. Mag es auch an Entbehrungen nicht fehlen, Gott läßt uns doch keinen Mangel leiden. Doch der Herr hat uns noch mehr zu sagen. Warum läßt Er uns in der Wüste? Warum nimmt Er uns nicht gleich nach unserer Bekehrung in den Himmel? — Aus demselben Grunde, aus dem Er auch die Israeliten 40 Jahre lang in der Wüste ließ. „Und du sollst gedenken des ganzen Weges, den Jehova, dein Gott, dich hat wandern lassen diese 40 Jahre in der Wüste, um dich zu demütigen, um dich zu versuchen, um zu erkennen, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote beobachten würdest oder nicht". Das ist also die Ursache, um deretwillen Er uns in der Wüste läßt. Freilich gibt es noch einen anderen Grund. Wir sind in der Wüste, um die Zeugen Jesu zu sein. Jesus sagt bezüglich Seiner Jünger zu Seinem Vater: „Gleichwie du mich in die Welt gesandt hast, habe auch ich sie in die Welt gesandt" (Joh 17). 

Doch davon ist hier nicht die Rede. Unser Bleiben in der Wüste hier hat den Zweck, daß Gott uns demütigt und das Innere unserer Herzen prüft. Diese beiden Dinge sind eng miteinander verbunden. Der Herr will uns demütigen und zugleich ans Licht bringen, was in unseren Herzen ist. Das erste geschieht durch das letzte. Durch die Offenbarung dessen, was in unseren Herzen ist, werden wir gedemütigt. Welch eine hohe Meinung haben wir oft von uns! Wie fühlt sich besonders der noch kurz Bekehrte oft so stark gegenüber der Sünde und der Welt! Doch bald kommen Schwierigkeiten und Versuchungen aller Art; und wieviel Schwachheiten, die man für unmöglich hielt, offenbaren sich dann oft! Das ist demütigend. Wie oft entdeckt man bei anderen traurige Dinge, die zu tun man sich selbst kaum für fähig hält! Später entdecken wir dann dasselbe bei uns. Ja, das beugt uns nieder. Aber das ist es, was Gott will. Er will nicht, daß wir sündigen, denn Er hat uns freigemacht von der Macht der Sünde. Aber Er will uns demütigen und klein machen in unseren Augen und das Gefühl in uns wecken, daß wir nichts sind und nichts vermögen. Ist dieses Gefühl vorhanden, dann vertrauen wir nicht mehr auf unsere eigene Kraft, sondern nehmen zu Ihm, ohne den wir nichts vermögen, unsere Zuflucht. Dann geben wir bei all unserem Tun Ihm die Ehre. 

Dann sagen wir mit Paulus: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark!" Und: „Alles vermag ich durch den, der mich kräftigt". Die Umstände, durch welche Gott uns gehen läßt machen stets offenbar, was in unseren Herzen ist. Als es den Israeliten an Wasser fehlte, murrten sie; als ihnen Speise fehlte, erhoben sie sich gegen Mose; als ihnen an der Grenze Kanaans die Kunde von den Riesen und den mächtigen Städten zu Ohren kam, wollten sie nicht hineingehen; und so offenbarten sie bei jeder Schwierigkeit auf ihrem Weg, was in ihren Herzen war. Ebenso ist es bei uns. Die Umstände offenbaren, wie unser Herz zu Gott steht, ob wir Ihm vertrauen oder nicht. Und nicht allein die bösen, sondern auch die guten Tage stellen den Zustand des Herzens ans Licht. Als das Brot fehlte, murrten die Kinder Israel. Als der Herr eine große Menge Wachteln sandte, zeigten sie eine Gier, die den Tod zufolge hatte. Darum sagt Paulus nicht nur: „Ich habe gelernt, Hunger zu leiden", sondern auch: „Ich habe gelernt, Überfluß zu haben". — Wir müssen in allem unterwiesen werden. Wir können aus uns selbst weder das eine noch das andere. In den Tagen des Mangels können wir murren und uns gegen Gott empören, und in den Tagen des Überflusses können wir verschwenderisch leben und Gott vergessen. Darum will der Herr uns unterweisen, und Er benutzt daher alle Umstände, um uns den Zustand unserer Herzen aufzudecken. Möchten wir doch aufmerksame Schüler sein! Im Gefühl unserer Abhängigkeit werden wir in Seiner Kraft wandeln und in allen Lagen auf Ihn vertrauen. Wie gesegnet kann also unser Leben in der Wüste sein! Der Herr will uns unterweisen, um uns Seiner Heiligkeit teilhaftig zu machen. Er benutzt dazu die Verfolgungen der Menschen und die Versuchungen des Teufels. Nehmen wir doch alles aus Seiner Hand an! Kein Haar fällt von unserem Haupte ohne Seinen Willen. Alle Dinge müssen bei denen, die Gott lieben, zum Guten mitwirken. Hiob sagte: „Jehova hat gegeben, und Jehova hat genommen, der Name Jehovas sei gepriesen!" — Und doch war es der Mensch, der ihm alles nahm, und der Teufel, der ihn plagte. Welch eine Ruhe für unser Herz! 

Der Herr kennt und liebt uns. Er züchtigt uns zu unserem Nutzen. „Alle Züchtigung aber scheint für die Gegenwart nicht ein Gegenstand der Freude, sondern der Traurigkeit zu sein; hernach aber gibt sie die friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die durch sie geübt sind". „Er demütigte dich und ließ dich hungern; er speiste dich mit dem Man, das du nicht kanntest und das deine Väter nicht kannten, um dir kundzutun, daß der Mensch nicht vpn Brot allein lebt, sondern daß der Mensch von allem lebt, was aus dem Munde Jehovas hervorgeht". Wunderbare Worte! Jehova speiste das hungernde Volk mit Man, damit es verstand, daß der Mensch nicht nur von Brot, sondern von allem lebt, was aus dem Munde Jehovas hervorgeht. Konnte Er nicht Köm wachsen lassen, um das Volk zu sättigen? Gewiß. Es wäre kein größeres Wunder gewesen, als daß Er Brot vom Himmel regnen ließ. Aber Er tat es nicht, damit Israel erfahren sollte, daß der Mensch von allem lebt, was aus dem Munde Jehovas hervorgeht. 

Wenn Er in der Wüste Korn hätte wachsen lassen, dann hätten die Pilger es in ihren Zelten aufgespeichert, und solange der Vorrat aushielt, wären sie ruhig und zufrieden gewesen. Ihr Vertrauen wäre auf das Korn, und nicht auf den Herrn gerichtet gewesen, während sie beim Manna stets ihre Abhängigkeit von der Güte Gottes fühlen mußten. Jeden Morgen mußte der Herr aufs neue Seinen Mund öffnen, um Israel zu speisen; und Israel mußte jeden Morgen seine Speise holen. Nach Sonnenaufgang begann das Manna zu schmelzen; und wenn man es bis zu dem folgenden Tag aufbewahren wollte, verdarb es. Auf Gott allein mußte daher das Vertrauen gerichtet bleiben. Hörten Seine Gaben auf, dann mußte das Volk hungern. Man war abhängig von dem, was täglich aus dem Munde Jehovas hervorging. Ebenso verhält es sich mit uns. Hier in der Wüste findet sich für uns nichts. Die Wüste ist dürre und leer und zeigt keine erfrischende Quelle. Unsere Seele kann hier keine Erquickung finden. Alles, was wir brauchen, muß von oben kommen. Gott allein vermag die Bedürfnisse unserer Seele zu stillen. Und täglich zeigt Er in dieser Beziehung Seine Treue und Sorgfalt. Aber Er reicht uns nicht mehr dar, als wir für jeden Tag nötig haben. 

Nie öffnet Er in uns einen Brunnen, aus dem wir schöpfen können. Er Selbst ist die Quelle aller Genüsse und aller Kraft. Von Ihm sind wir ganz abhängig. Sein Wort muß unsere tägliche Speise sein. Nicht nur müssen wir es täglich lesen, sondern es muß auch durch den Heiligen Geist auf unser Herz und unser Leben angewandt werden, so daß es wirklich eine Speise für uns ist, und wir in allem den wohlgefälligen Willen Gottes verstehen lernen. Der Herr Jesus ist auch hierin unser Vorbild. Wie wir wissen, hat Er die Worte Moses dem Teufel gegenüber angeführt. Als Ihn hungerte und der Teufel Ihn versuchte, aus Steinen Brot zu machen, war Seine Antwort: „Es steht geschrieben- Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Worte, das durch den Mund Gottes ausgeht". — Es wäre sicher leicht für den Herrn gewesen, aus Steinen Brot zu machen. Aber Er hatte kein Gebot von Gott, dieses zu tun; und darum wollte Er lieber von jedem aus dem Mund Gottes ausgehenden Wort leben, als Seine leiblichen Bedürfnisse in eigenmächtiger Weise zu stillen. Welch eine ernste Lehre für uns! Wie gesegnet, wenn wir alles von Gott erwarten und keinen Schritt tun, ohne zu wissen, daß unser Tun mit Seinem Willen in Einklang steht. Alles muß für uns von oben kommen. 

Die Wüste bietet uns nichts. Wir müssen jeden Tag leben von dem, was aus dem Munde Gottes ausgeht. Laßt uns daher täglich das himmlische Manna suchen! Es ist stets in reicher Fülle vorhanden. Wir können so viel bekommen, daß wir selbst noch für andere etwas übrig haben. Der Herr stillt reichlich alle unsere Bedürfnisse, wenn wir nur kommen, um zu nehmen. Dies hat Israel in der Wüste in vollkommener Weise erfahren. Was konnte Mose am Ende ihrer 40 jährigen Reise zu ihnen sagen? „Dein Kleid ist nicht an dir zerfallen, und dein Fuß ist nicht geschwollen diese 40 Jahre." — 40 Jahre lang waren sie der sengenden Hitze der Wüste bloßgestellt gewesen. Dennoch waren ihre Kleider nicht veraltet. Mit denselben Kleidern, mit denen sie Ägypten verlassen hatten, sollten sie in Kanaan einziehen. 40 Jahre hindurch hatten ihre Füße den heißen Sand der Wüste durchschritten, und dennoch waren sie nicht geschwollen. Welch eine Macht und welch eine Fürsorge Gottes! Viel Mühsalen waren sie auf ihrem Wege begegnet. 

Feurige Schlangen und Skorpione hatten die Pilger geplagt. Allerlei Versuchungen und Prüfungen waren über sie gekommen. Aber nie hatte Gott sie verlassen. Er hatte sie so herrlich geleitet, daß sie nach einer 40 jährigen Reise durch die große und schreckliche Wüste unversehrt an den Grenzen des verheißenen Landes standen und bekennen mußten: „Uns hat nichts gefehlt!" — Wie herrlich ist es, geliebte Brüder! Ja, der Herr führt uns in mancherlei Mühsale und Versuchungen, um uns zu demütigen und ans Licht zu stellen, was in uns ist. Aber Er verläßt uns nie. Er läßt Leiden, Krankheiten und andere Prüfungen über uns kommen, damit wir Seine Gnade besser kennenlernen, aber nie ermüdet Er in Seiner Sorge für uns. Sein Auge wendet Sich nie von dem Gerechten ab. Inmitten unserer Mühsale sorgt Er für uns und segnet uns. Welch ein Trost! Wenn wir Leiden zu erdulden haben, dann denken wir oft, der Herr habe uns vergessen. Aber das ist ein verwerflicher Gedanke. Machen wir doch einen Augenblick halt und schauen wir auf den Weg zurück, auf dem uns der Herr, unser Gott, durch die Wüste der Welt geleitet hat! Haben wir je Mangel gehabt? 0, nein. Im Gegenteil werden wir sagen müssen: 

Der Herr hat alles wohl gemacht. Und wenn wir noch langer auf dieser Erde bleiben müssen und nach einiger Zeit noch einmal den Blick auf den Weg, der hinter uns liegt, zurückwerfen, dann werden wir dasselbe bezeugen müssen. Der Herr bleibt stets und unverändert Derselbe. Darum laßt uns mit dem Mut des Glaubens unseren Weg fortsetzen, indem wir unverwandt das Auge auf die kommende Ruhe in der ewigen Herrlichkeit gerichtet halten. Bald werden wir bei Jesus sein. Zu den Kindern Israel sagte Mose: „Denn Jehova, dein Gott, bringt dich in ein gutes Land, ein Land von Wasserbächen, Quellen und Gewässern, die in der Niederung und im Gebirge entspringen; ein Land von Weizen und Gerste und Weinstöcken und Feigenbäumen und Granatbäumen; ein Land von ölreichen Olivenbäumen und Honig; ein Land, in welchem du nicht in Dürftigkeit Brot essen wirst, in welchem es dir an nichts mangeln wird; ein Land, dessen Steine Eisen sind, und aus dessen Bergen du Erz hauen wirst". Aber was ist dieses alles im Vergleich mit der Herrlichkeit, die unser Teil sein wird? Kein irdischer Genuß, kein irdischer Glanz, sondern ein himmlischer Genuß, eine himmlische Herrlichkeit warten auf uns. Das Haus des Vaters wird unsere Wohnung sein. Für immer werden wir bei Jesus sein. Seine Herrlichkeit wird die unsrige sein. In Seiner Liebe werden wir uns vollkommen und für ewig ergötzen. 

Die Herrlichkeit Kanaans hatte ihre Grenzen; die unsrige wird unendlich, grenzenlos sein. Vorwärts, geliebte Brüder! Wie mühevoll der Weg auch sein mag, und wie viele Versuchungen und Gefahren uns auch umringen mögen, wir werden bald in das himmlische Kanaan eingehen. Die Reise ist bald zu Ende. Noch wenige Augenblicke, und wir stehen am Ziele und werden von allem Leid und Kampf für immer erlöst sein. Ermüdend ist die Wüste, doch land' ich bald an jener Himmelsküste, wo Jesus wohnt, wo meine Heimat ist. Ja, der Herr ist nahe.  Auch uns ruft Er zu: „Siehe, ich komme bald!" — 0, welch ein seliger Augenblick wird es sein, wenn wir Ihm gleich sein und Ihn sehen werden, wie Er ist. Ja, Herr Jesus, unser Herz verlangt nach diesem Augenblick. Schon schauen wir die Küste von ferne, wo unser Schiff landen wird. Amen. Ja, komm, Herr Jesus!