2.) Mose Befreiung (Exodus) ab.ca.1450.v.Chr

01/02/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Das zweite Buch Mose (auch Exodus - Auszug genannt)

Nach dem Tode Josephs kam ein anderer Pharao in Ägypten an die Macht. Er war dem hebräischen Volk nicht wohlgesonnen und zwang es zur Sklavenarbeit. Gott gab dem Volk Mose als Befreier. Er sollte vom Regenten Freiheit für das Volk verlangen, damit es nach Kanaan zurückkehren könne. Pharao weigerte sich, das Volk gehen zu lassen. 

Daraufhin sandte Gott nacheinander neun Plagen in das Land. Aber keine konnte Pharao bewegen, das Volk ziehen zu lassen. Schließlich kündigte Gott die zehnte Plage an: In allen Häusern, die nicht durch das Blut eines Passah-Lammes geschützt waren, sollten die erstgeborenen Söhne getötet werden. 

Die Ägypter fügten sich der Anordnung Gottes nicht, und so kehrte in allen Familien der Tod ein. Die Israeliten hatten ihre Türrahmen mit Blut bestrichen, deshalb wurden sie verschont. Unter Moses Führung verließen sie fluchtartig das Land, verfolgt von der Armee Pharaos. Gott teilte vor ihnen durch ein Wunder das Wasser des Roten Meeres, so daß sie alle trocken an das andere Ufer gelangten. Das sie verfolgende Heer der Ägypter ertrank.

Abrahams Familie war nun durch seinen Sohn Isaak und durch seinen Enkel Jakob zu einem großen Volk geworden. Es zählte etwa zwei Millionen Menschen, war vereinigt, organisiert und befand sich auf der Reise in das verheißene Land. Welch ein Bild muß es gewesen sein, als dieses gewaltige Volk mit allen Herden und allem Troß durch die Wüste zog und hier und da sein Lager aufschlug! Gott leitete das Volk tags durch eine Wolkensäule und nachts durch eine Feuersäule. 

Er ernährte sein Volk, indem er ihm Manna vom Himmel regnen ließ. Drei Monate nach dem Auszug aus Ägypten kam das Volk in die Wüste am Berg Sinai. Dort sollte es einige Zeit bleiben. Die Israeliten schlugen ihr Lager in der Nähe des Berges Sinai auf. Sie blieben fast ein Jahr dort. Begebenheiten, die von 2Mo 19 bis 4Mo 10,11 berichtet werden, ereigneten sich in diesem Lager.

Jetzt, wo aus Abrahams Familie ein Volk geworden war, brauchte es auch eine Gesetzesordnung, die alle Lebensbereiche im neuen Land regeln sollte. Aber noch wichtiger war es, daß Gott das Volk belehren wollte über seine Heiligkeit, ihre eigene Sündhaftigkeit und darüber, wie dieser Gegensatz überbrückt werden konnte.

Zuerst gab Gott Mose für Israel die 10 Gebote. Diese Gebote bilden die Grundlage für viele menschliche Moralgesetze. Dann gab er ihnen auch verschiedene Gebote über ihre Verpflichtungen Gott und dem Nächsten gegenüber.
Es folgten ausführliche Anweisungen für den Bau der Stiftshütte, einer zeltartigen Konstruktion. Dort in der Stiftshütte wollte Gott mit seinem Volk zusammenkommen. 

Sie wurde so zum religiösen Zentrum für das Volk. Das Material, das zum Bau der Hütte verwendet wurde, die Austattung der Räume, fast alles war ein Hinweis auf den kommenden Messias, Jesus Christus und sein Werk.

Zur Stiftshütte gehörte auch eine Priesterschaft. Deshalb bestimmte Gott zunächst, daß Männer aus der Familie Aarons, des Bruder Moses, aus dem Stamm Levi, zu Priestern berufen würden. Die Priesterweihe, die Kleider Kleider der Priester, ihre Aufgaben, die Zeremonien im Zusammenhang mit dem Eintritt in die Gegenwart Gottes, alles wurde bis in die kleinste Einzelheit vorgeschrieben (2Mo 28 ).

Während Mose noch auf dem Berg Sinai war und die Gesetze empfing, wandte sich schon das Volk von Gott ab. Es hatte sich ein goldenes Kalb gemacht und betete es an. Als Mose vom Berg kam und dies sah, zerschlug er die steinernen Gesetzestafeln, aber flehte zu Gott um Gnade für das Volk. Danach gab Gott erneut das Gesetz, aber diesmal begleitet von Verheißun gen der Gnade und der Barmherzigkeit.

Die Kinder Israel brachten freiwillige Gaben und bauten die Stiftshütte. Als sie fertig war, wurden die Priester abgesondert und eingekleidet. Als alles dafür bereit war, erfüllte Gott die
Stiftshütte mit einer strahlenden Wolke, dem Zeichen seiner Anwesenheit unter dem Volk.

Das 2. Buch Mose enthält viele lehrreiche Bilder für unser eigenes Leben:
1. Das Passah-Mahl ist ein Hinweis auf unsere Erlösung durch das     Blut Jesu Christi.
2. Der Durchzug durch das Rote Meer ist ein Symbol dafür, daß der Christ der Weltlichkeit                      Lebewohl sagt und in einer praktischen Trennung von ihr lebt.

3. Die Stiftshütte und die Ordnungen für den Gottesdienst zeigen uns, wie der Gläubige in Anbetung Gott nahen soll.
4. Die Priesterschaft verdeutlicht, wie Christus uns als Hoherpriester vor Gottes Thron vertritt.

2. Mose 21 Der Hebräische Knecht 1881 BdH

07/24/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Im Anfang des 21. Kapitels des 2. Buches Mose finden wir eine höchst interessante Verordnung in Bezug auf die hebräischen Knechte, die sich inmitten des Volkes Israel befanden. Sie zeigt uns, wie Christus von jeher der Gegenstand des Geistes Gottes war. In allen den Wegen und Handlungen Gottes von Grundlegung der Welt an bildete Er stets den Mittelpunkt, und in allem, was in den Büchern des Alten Testaments geschrieben ist, finden wir immer wieder neue Vorbilder von Christus. „Ihr erforscht die Schriften, denn ihr meint, in ihnen das Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen“ (Joh 5,39). Selbst solch zeitliche Verordnungen, wie die oben erwähnte, gab Gott nur im Blick auf Christus, obwohl sie sich buchstäblich auf diese Erde beziehen mochten.

Wenn jemand in Israel einen hebräischen Knecht kaufte, so sollte dieser sechs Jahre dienen, aber im siebenten frei ausgehen, ohne ein Lösegeld bezahlen zu müssen. „Wenn er für seine Person gekommen ist, so soll er für seine Person ausgehen; wenn er eines Weibes Mann war, so soll sein Weib mit ihm ausgehen. Wenn sein Herr ihm ein Weib gegeben, und sie ihm Söhne oder Töchter geboren hat, so soll das Weib und ihre Kinder ihres Herrn sein, und er soll für seine Person ausgehen. Wenn aber der Knecht etwa sagen wird: Ich liebe meinen Herrn, mein Weib und meine Kinder, ich will nicht frei ausgehen, so soll ihn sein Herr vor die Richter bringen und soll ihn bringen an die Tür oder an den Pfosten, und sein Herr soll sein Ohr durchbohren mit einer Pfrieme, und er soll sein Knecht sein auf ewig“ (V 3–6). Dieselbe Wahl hat der Herr getroffen. Er war hienieden der vollkommen gehorsame Diener, dessen Speise und Wonne es war, den Willen des Vaters zu tun, Er selbst sagte zu seinen Jüngern, als sie sich stritten, wer der Größte unter ihnen sei: „Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld zu geben für viele“ (Mk 10,45). Welch ein Anblick, Ihn, den Sohn Gottes, den Schöpfer aller Dinge – durch welchen und für welchen alles geschaffen ist – den Herrn der Herrlichkeit, in dem Gewände der Niedrigkeit, als gehorsamer und abhängiger Diener, hienieden wandeln zu sehen! Aber so wunderbar, erhaben und göttlich dies auch ist, so erreicht es doch bei weitem nicht die Höhe der Gedanken Christi. Er wollte nicht nur hienieden, während seines Lebens als Mensch auf dieser Erde, Diener sein, sondern für immer und ewig. Nachdem sein Lauf vollbracht war und Er in allen Lagen und Umständen bewiesen hatte, dass nicht sein Wille, sondern der Wille des Vaters die einzige Richtschnur für Ihn war, hätte er frei ausgehen können. Allein das hätte sein liebendes Herz nimmer befriedigt. Er wollte ein ewiger Knecht sein und gab deshalb sein Leben für die Seinen hin, ließ seine Hände und Füße durchbohren.

Er liebte die Seinen, die Er in dieser Welt geliebt hatte, bis ans Ende. Er wusste, dass diejenigen, welche seiner unausgesetzten Sorge und Pflege so dringend bedurft hatten, während Er noch unter ihnen weilte, nach seinem Weggang, dieselben schwachen, kleingläubigen und fehlenden Geschöpfe bleiben würden, die sie immer gewesen waren, und Er sagte gleichsam: „Ich will nicht frei ausgehen; ich liebe mein Weib, die Braut, die mir der Vater gegeben hat, zu sehr, um mich je von ihr trennen zu können. Sie bedarf in ihrer Schwachheit meiner ununterbrochenen, zärtlichen Fürsorge, meiner sorgsamen Pflege, meines aufmerksamen Dienstes; ich kann sie nicht verlassen, noch mein Verhältnis zu ihr ändern.“ Und Er hat uns, ehe Er aus dieser Welt zum Vater ging, gezeigt, in welcher Weise Er die Seinen, solange sie in dieser Welt sind, bedienen will. „Und während des Abendessens ... steht Jesus, wissend, dass der Vater Ihm alles in die Hände gegeben, und dass Er von Gott ausgegangen war und zu Gott hingehe, von dem Abendessen auf und legte die Oberkleider ab und nahm ein leinenes Tuch und umgürtete sich. Dann gießt Er Wasser in ein Waschbecken und fing an, die Füße der Jünger zu waschen und abzutrocknen mit dem leinenen Tuch, womit Er umgürtet war“ (Joh 13,2–5). Die Jünger verstanden damals nicht, was der Herr tat, sie sollten es aber hernach verstehen. Wohl erkannten sie die tiefe Erniedrigung des Herrn, und Petrus weigerte sich deshalb, Ihn diesen Dienst an sich ausüben zu lassen, aber ihr Verständnis war in jenem Augenblick noch zu schwach, um die wahre Bedeutung der Handlung erfassen zu können. Wie gnädig, wie herablassend ist der Herr, dass Er sich mit dem Schmutz beschäftigen will, mit dem wir unsere Füße auf dem Weg durch eine sündige Welt besudeln, dass Er sie reinigt, um uns auf diese Weise fähig zu machen, teil mit Ihm zu haben, in seiner Gegenwart zu weilen und Ihn selbst zu genießen! Wie tief sollte es uns demütigen, wenn, wir durch unser Tun den Herrn veranlassen, diesen niedrigen Dienst an uns auszuüben! Wie sollte uns der Gedanke, dass der Herr, wenn wir gefehlt haben, genötigt ist, sich mit unserer Sünde zu beschäftigen, niederbeugen Und zu einem heiligen Wandel anspornen! Er kann uns nicht so hingehen lassen, weil Er uns so unaussprechlich liebt und die Sünde Ihn verhindert, uns diese seine Liebe genießen zu lassen.

Aber wenn nun der herrliche Augenblick kommt, wo wir Ihn sehen und unsere Leiber dem seinen gleichgestaltet sein werden, wird dann der Herr nicht aufhören, Diener zu sein? Nein; Er hat es freiwillig gewählt, für alle Ewigkeit Diener zu bleiben. Obwohl sein Dienst einen anderen Charakter annehmen mag, so wird er doch nimmer aufhören. Hören wir seine eignen Worte hierüber: „Und ihr, seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten. ... Glückselig jene Knechte, die der Herr, wenn Er kommt, wachend finden wird! Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich umgürten und sie sich zu Tische legen lassen und hinzutreten und sie bedienen“ (Lk 12,36–37). Christus ist nach der freien Wahl seiner Liebe Diener für ewig. Wie Er niemals seine Gottheit ablegen wird, so wird Er auch niemals aufhören, Mensch und Diener zu sein. Er selbst wird seine Geliebten in die Freuden des Vaterhauses einführen und sie bedienen.

Der Herr gebe uns, dass wir als solche erfunden werden, die auf Ihn warten und, solange wir in dieser Welt sind, dem Beispiel, das Er uns hinterlassen hat, nachahmen! „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: der Knecht ist nicht größer, denn sein Herr, noch der Gesandte größer, denn der ihn gesandt hat: Wenn ihr dieses wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut“ (Joh 13,16–17)..

2. Mose 3 Die Berufung Moses, C.H.Mackintosh

01/02/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Kapitel 3DIE BERUFUNG

Wir wenden uns jetzt wieder der persönlichen Geschichte Moses zu, um diesen großen Diener Gottes während des interessanten Zeitab­schnitts zu betrachten, den er in der Zurückgezogenheit erlebte ‑ eines Zeitabschnitts, der, wie man sagen möchte, nicht weniger als vierzig seiner besten Jahre, die Blüte seines Lebens, umfaßte. 

Der Herr entzog in Seiner Güte, Weisheit und Treue Seinen geliebten Diener den Blicken und Gedanken der Menschen, um ihn unter Seiner unmittel­baren Leitung zu erziehen. Dies war notwendig für Mose. Freilich hatte er vierzig Jahre in dem Hause des Pharao verlebt; aber obwohl sein Aufenthalt am königlichen Hof nicht ohne Einfluß und Wert für ihn gewesen sein mag, so war er doch nichts im Vergleich mit seinem Aufenthalt in der Wüste. 

Das Leben am Hof mochte schätzenswert sein, aber der Aufenthalt in der Wüste war unumgänglich notwendig. Nichts kann den geheimen Verkehr mit Gott, nichts die Erziehung und den Unterricht Seiner Schule ersetzen. "Alle Weisheit der Ägypter" hätte Mose nicht für seine zukünftige Aufgabe befähigt. Er hätte in den Schulen Ägyptens Karriere machen können und stolz und eitel mit einem an Kenntnissen überladenen Geist daraus hervorgehen können; er hätte in der Schule des Menschen den höchsten Grad erlangen kön­nen und dennoch wäre es für ihn nötig gewesen, in der Schule Gottes das ABC zu lernen.

 Denn menschliche Weisheit und Gelehrsamkeit, so wertvoll sie auch an und für sich sein mögen, können niemals jemand zu einem Diener Gottes machen, noch ihn zu irgendeinem Teil des gött­lichen Dienstes ausrüsten. Sie mögen den nicht wiedergeborenen Men­schen geschickt machen, eine Rolle vor den Augen der Welt zu spielen; aber der Mensch, den Gott gebrauchen will, muß mit ganz anderen Fähigkeiten begabt sein, die nur in der heiligen Einsamkeit der Gegen­wart Gottes erlangt werden können.

Alle Diener Gottes haben die Wahrheit dieser Feststellung auf de. Weg der Erfahrungen kennenlernen müssen. Mose am Horeb, Elias am Bache Krith, Hesekiel am Flusse Kebar, Paulus in Arabien und Johannes auf der Insel Patmos sind alle treffende Beispiele von der außerordent­lichen praktischen Wichtigkeit des Alleinseins mit Gott. 

Und wenn wir auf den göttlichen Diener selbst sehen, finden wir, daß die Zeit, die Er in der Zurückgezogenheit verlebte, beinahe zehnmal so lang war wie die Seines öffentlichen Dienstes. Obwohl Er vollkommen war in Einsicht und Willen, verbrachte Er beinahe dreißig Jahre in der Verbor­genheit des Hauses eines Zimmermanns, ehe Er öffentlich auftrat. Und selbst nachdem Er in die Öffentlichkeit getreten war, entzog Er sich oft den Blicken der Menschen, um in der Einsamkeit die heilige Gegen­wart Gottes zu genießen.

Aber, wird man vielleicht fragen, wie kann dann dem dringenden Be­dürfnis nach Arbeitern entsprochen werden, wenn diese, bevor sie ihr Werk beginnen dürfen, einer so lang dauernden geheimen Erziehung unterworfen sein müssen? Das ist die Sache des Meisters, nicht unsere. Er kann Arbeiter erwecken, und Er kann sie zubereiten. Das ist nicht das Werk eines Menschen. Gott allein kann sich einen wahren Diener berufen und erziehen; und es ist Seine Sache, die zu seiner Erziehung nötige Zeitdauer festzustellen. Wenn es Sein Wille wäre, würde Er nur einen Augenblick brauchen, um dieses Werk der Erziehung zu vollbrin­gen. 

Eins ist sicher, daß Gott alle Seine Diener, sowohl vor als nach dem Eintritt in ihren öffentlichen Dienst, oft allein in Seine unmittel­bare Nähe geführt hat; denn ohne die Zucht, ohne diese geheime 10bung wären sie sicher dürr und oberflächlich geblieben. jeder, der sich auf eine öffentliche Laufbahn wagt, ohne sich vorher in der Gegenwart Gottes geprüft zu haben, gleicht einem Schiff, das ohne den erforder­lichen Ballast mit vollen Segeln in See sticht und deshalb beim ersten Sturm umschlägt. Wenn wir dagegen die Schule Gottes von Klasse zu Klasse durchgemacht haben, wird sich in unserem ganzen Verhalten Tiefe, Gründlichkeit und Beständigkeit zeigen: Eigenschaften, die we­sentliche Elemente in der Bildung des Charakters eines wahren und wirksamen Dieners Gottes sind.

Wenn wir daher sehen, daß Mose in einem Alter von vierzig Jahren aus all dem Glanz und der Pracht eines königlichen Hofes weggenom­men wird, um vierzig Jahre in der Einsamkeit einer Wüste zuzubringen, SO dürfen wir sicher darauf rechnen, ihn später in einer ausgezeichneten Weise im Dienst des Herrn verwendet zu finden. Nur der Mensch, den Gott erzieht, ist wahrhaft erzogen. Es liegt nicht im Bereich mensch­licher Macht, ein Werkzeug für den Dienst Gottes zuzubereiten. Die Hand des Menschen kann niemals ein dem Hausherrn nützliches Gefäß (2. Tim. 2, 21) formen. Nur der, der das Gefäß gebrauchen will, kann es zubereiten; und wir haben hier ein außerordentlich schönes Beispiel vor uns, wie Er dies tut.

"Und Mose weidete die Herde Jethros, seines Schwiegervaters, des Priesters von Midian. Und er trieb die Herde hinter die Wüste und kam an den Berg Gottes, an den Horeb" (V. 1). Welch ein Wechsel in dem Leben Moses! In 1. Mose 46, 34 lesen wir: "Alle Schafhirten sind den Ägyptern ein Greuel"; und doch wird der "in aller Weisheit der Ägypter" unterwiesene Mose von dem ägyptischen Hof aus hinter einen Berg versetzt, um dort eine Herde Schafe zu hüten, und um dort für den Dienst Gottes zubereitet zu werden. 

Das ist sicher nicht die Weise des Menschen, noch ein der Natur entsprechender Lauf der Dinge. Es ist ein für Fleisch und Blut unbegreiflicher Weg. Nach mensch­licher Meinung wäre die Erziehung Moses vollendet gewesen, als er sich zum Meister aller Weisheit der Ägypter gemacht hatte und zu­gleich alle Vorteile genoß, die ihm ein Hofleben gewähren konnte. Aber nun einen so begabten und unterwiesenen Mann von seiner hohen Stellung abberufen zu sehen, um hinter einem Berg die Schafe zu hüten, das überschreitet die Grenze menschlicher Gedanken und Gefühle. Diese Tatsache beugt den Stolz und die Herrlichkeit des Menschen in den Staub. 

Sie bekundet deutlich, daß alles, was diese Welt geben kann, einen äußerst geringen Wert vor Gott hat, ja, daß es "Dreck" ist in den Augen des Herrn und in den Augen aller, die in Seiner Schule unter­wiesen sind (Phil. 3, 8).

Es besteht überhaupt ein wesentlicher Unterschied zwischen mensch­licher und göttlicher Erziehung. Die erstere hat die Bildung und Ver­edlung der Natur zum Ziel, während die leztere damit beginnt, daß sie diese Natur "verwelken" läßt und völlig beiseite setzt. "Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird" (l. Kor. 2, 14). 

Man kann den "natürlichen Menschen" so viel erziehen und unterweisen wie man will; nie wird es gelingen, ihn zu einem "geistlichen Menschen" zu machen. "Was aus dem Fleische ge­boren ist, ist Fleisch und was aus dem Geiste geboren ist, ist Geist" (Joh 3, 6). Wenn je ein gebildeter "natürlicher Mensch‑‑‑ auf einen glücklichen Erfolg im Dienst Gottes hätte rechnen dürfen, so wäre gewiß Mose der Mann gewesen. Er war "groß geworden", er war "unterwiesen, er war "mächtig in seinen Worten und Werken" (Apg. 7, 22); und dennoch gab es für ihn "hinter der Wüste" noch etwas zu lernen,

worin die Schulen Ägyptens ihn niemals hätten unterweisen können. Paulus lernte in Arabien mehr, als er je zu den Füßen Gamaliels gelernt hatte.*) Niemand kann belehren, wie Gott es vermag; und alle, die von Ihm lernen wollen, müssen mit Ihm allein sein. "In der Wüste wird Gott dich unterweisen". Dort war es, wo Mose die gründlichsten und wirksamsten Unterweisungen empfing, und dorthin müssen alle, die für den Dienst zubereitet werden wollen, ihren Weg einschlagen.

Möchtest du, lieber Leser, durch eigene Erfahrung die wahre Bedeutung des Wortes "hinter der Wüste" erproben; möchtest du die geheiligte Stätte kennen, wo die Natur in den Staub gelegt und Gott allein er­hoben wird! Dort werden Menschen und Dinge, die Welt und das Ich, die gegenwärtigen Umstände und ihr Einfluß nach ihrem wahren Wert gemessen; dort, und nur dort wirst du eine göttliche Waage finden, um alles, was in dir ist und was dich umgibt, abzuwägen. Dort gibt es keine falschen Farben, keine Verstellung, keine leeren Einbil­dungen. 

Der Feind deiner Seele kann den Sand dieser Stätte nicht ver­golden; dort ist alles Wirklichkeit. Das Herz beurteilt in der Gegenwart Gottes alle Dinge in der richtigen Weise; es steht hoch über den auf­regenden Einflüssen der Pläne dieser Welt. Das Getöse und Getriebe, die Unruhe und Verwirrung Ägyptens ‑ nichts berührt das Ohr an dieser entlegenen Stätte; das lärmende Treiben der Geld‑ und Handelswelt wird dort nicht gehört. Dort gibt es kein ehrgeiziges Streben; dort locken nicht die welkenden Lorbeeren dieser Welt; dort wird die

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*)Diese Bemerkungen verfolgen nicht etwa den Zweck, den Wert eines wirk­lich nützlichen Unterrichts oder die Entwicklung der Geisteskräfte herabzu­sehen. Das ist durchaus nicht unsere Absicht. Jeder Vater sollte den Geist seines Kindes sorgfältig mit nützlichen Kenntnissen bereichern und es in allem unterweisen, was später im Dienst des Herrn Verwendung finden könnte. 

Er sollte aber das Kind weder mit Dingen belasten, die es in seiner späteren christlichen Laufbahn wieder beiseite setzen müßte, noch sollte er " aus Erziehungszwecken durch ein Gebiet führen, aus dem es kaum mit unbefleckter Seele herauskommen kann. Es ist völlig nutzlos, die Kinder durch den Schlamm einer heidnischen Götterlehre hindurchwaten zu lassen, um es die für die Auslegung göttlicher Aussprüche geschickt zu machen oder es gar für das Weiden der Herde Christi zuzubereiten.

Sucht nach Geld nicht gespürt. Dort wird weder das Auge durch Lüstern­heit verdunkelt, noch das Herz von Stolz aufgebläht; dort reizt weder das Lob der Menschen, noch bereitet ihr Tadel Entmutigung. Mit einem Wort, dort ist alles beiseite gesetzt, ausgenommen die Stille und das Licht der Gegenwart Gottes. Die Stimme Gottes allein wird vernom­men, man freut sich in Seinem Licht und versteht Seine Gedanken. 

Das ist die Stätte, wir wiederholen es, wohin jeder gehen und wo jeder ver­weilen muß, der mit gesegnetem Erfolg im Werk des Herrn arbeiten will. Wollte Gott, daß alle, die in den öffentlichen Dienst treten, mehr verständen, was es heißt, in dieser Atmosphäre zu leben! Es würde dann weit weniger fruchtlose Versuche in der Ausübung des Dienstes geben, und ein wirksamerer Dienst zur Ehre Christi würde an ihren Platz treten.

Untersuchen wir jetzt, was Mose "hinter der Wüste" sah und hörte. Er lernte dort Dinge, die das Verständnis der begabtesten Gelehrten Ägyptens weit überstiegen. Ein vierzigjähriger Aufenthalt in der Wüste, um dort eine Schafherde zu hüten, mag allerdings nach menschlichem Ermessen als ein unerklärlicher Zeitverlust erscheinen. 

Aber Mose war dort mit Gott, und eine mit Gott verlebte Zeit ist niemals verloren. Wir dürfen nie vergessen, daß es für den Diener Christi noch etwas mehr gibt, als ein bloßes Tätigsein. Ein stets tätiger Mensch setzt sich der Gefahr aus, zu viel zu tun; und es ist nötig für ihn sorgfältig auf die Worte des vollkommenen Dieners zu achten, die wir in Jes. 50, 4 lesen: "Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre gleich solchen, die belehrt werden". Das "Hören" ist ein unerläßlicher Teil der Tätigkeit eines Dieners. Der Diener muß häufig in der Gegen­wart seines Herrn sein, um zu wissen, was er zu tun hat. 

Das Ohr und die Zunge sind in mehr als einer Beziehung eng miteinander verbunden; und wenn in geistlicher oder moralischer Hinsicht mein Ohr geschlossen ist und meine Zunge freien Lauf hat, so werde ich unweigerlich viel Törichtes sagen. "Daher meine geliebten Brüder, sei jeder Mensch schnell zum Hören, langsam zum Reden" (Jak. 1, 19). Diese Ermahnung stützt sich auf zwei Tatsachen, nämlich darauf, daß jede gute Gabe von oben herabkommt, und daß das Herz zum Überfließen voll ist von Schlechtigkeit. 

Daher die Notwendigkeit, das Ohr offen und die Zunge im Zaum zu halten ‑ die seltene und treffliche Kunst, in der Mose "hinter der Wüste" so große Fortschritte machte, und die alle erlernen können, wenn sie nur willig sind, sich in derselben Schule unterweisen zu lassen.

Da erschien ihm der Engel des HERRN in einer Feuerflamme mitten aus einem Dornbusche; und er sah: und siehe, der Dornbusch brannte ftn Feuer, und der Dornbusch wurde nicht verzehrt. Und Mose sprach: Ich will doch hinzutreten und dieses große Gesicht sehen, warum der Dornbusch nicht verbrennt" (V. 2. 3). Ein in Flammen stehender Dorn­busch, der dennoch nicht verbrannte, war in der Tat ein "großes Ge­sicht". 

Der Palast des Pharao hätte niemals ein solches Wunder hervor­bringen können. Aber dieses Wunder war nicht nur groß, sondern zu­gleich ein Ausdruck der Gnade, die mitten im Feuerofen Ägyptens die Auserwählten bewahrte, daß sie nicht verzehrt wurden. "Der HERR der Heerscharen ist mit uns, eine hohe Feste ist uns der Gott Jakobs" (Ps. 46, 7). Hier ist Kraft und Sicherheit, Sieg und Frieden! Gott mit uns, Gott in uns, Gott für uns; was für eine reiche Vorsorge für jedes Bedürfnis!

Die Weise, in der es dem HERRN gefiel, sich hier Seinem Knecht zu offenbaren, ist sehr interessant und lehrreich. Gott stand im Begriff, ihm den Auftrag zu erteilen, Sein Volk aus Ägypten zu führen, damit es in der Wüste wie im Lande Kanaan Seine Versammlung, Seine Wohnstätte bilde; und der Ort, von dem aus Er redete, war ein bren­nender Dornbusch. 

Welch ein schönes, passendes und ernstes Symbol der Wohnstätte des HERRN inmitten Seiner auserwählten und erkauf­ten Gemeinde! "Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer" (Hebr. 12, 29); nicht um uns, sondern alles in und an uns zu verzehren, was Seiner Heiligkeit entgegen ist und unser wahres und ewiges Glück zerstört. .Deine Zeugnisse sind sehr zuverlässig. Deinem Hause geziemt Heilig­keit, o HERR, auf immerdar" (Ps. 93, 5).

Im Alten wie im Neuen Testament findet sich eine Reihe von Vor­fällen, bei denen Gott sich als ein "verzehrendes Feuer" offenbarte. So lesen wir z. B. in 3. Mose 10, daß Nadab und Abihu vom Feuer ver­zehrt wurden. Gott wohnte in der Mitte Seines Volkes, und Sein Wille war, es in einem Seiner selbst würdigen Zustand zu erhalten. Er konnte nicht anders handeln. 

Es würde weder zu Seiner Verherrlichung noch ZUM Besten der Seinigen dienen, wenn Er irgend etwas an ihnen duldete, was mit der Reinheit Seiner Gegenwart unverträglich wäre. Die Wohn­stätte Gottes muß heilig sein.

Die Sünde Achans (Jos. 7) liefert einen weiteren Beweis dafür, daß der HERR das Böse, wie verborgen es auch sein und in welcher Form es auch auftreten mag, niemals durch Seine Gegenwart bestätigen kann. Er war ein "verzehrendes Feuer"; und in diesem Charakter mußte Er handeln gegenüber jedem Versuch, eine Versammlung zu verunreini­gen, in deren Mitte sich Seine Wohnstätte befand. Die Absicht, die Gegenwart Gottes mit ungerichtetem Bösen in Verbindung zu bringen, ist der höchste Ausdruck der Gottlosigkeit.

Auch die Geschichte von Ananias und Sapphira (Apg. 5) belehrt uns in derselben ernsten Weise. Gott, der Heilige Geist, wohnte, und zwar nicht nur als Einfluß, sondern als eine göttliche Person, inmitten der Kirche, so daß es möglich war, Ihn zu "belügen". Die Kirche war und ist noch jetzt Sein Wohnplatz, und in ihrer Mitte muß Er herrschen und richten. Die Menschen mögen sich den Betrug, die Begierde und die Heuchelei zu Gefährten wählen; aber Gott kann es nicht. Wenn Er mit uns gehen soll, müssen wir unsere Wege richten, oder Er wird es an unserer Statt tun. (Vergl. auch 1. Kor. 11, 29‑32).

In allen diesen und in vielen anderen Fällen, die wir noch anführen könnten, erkennen wir die Kraft des ernsten Wortes: "Deinem Hause geziemt Heiligkeit, o HERR, auf immerdar" (Ps. 93, 5). Die morali­sche Wirkung dieser Wahrheit wird immer derjenigen gleichen, die sich hier bei Mose zeigt. "Nahe nicht hierher! Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land" (V. 5). 

Die Stätte der Gegenwart Gottes ist heilig; nur mit unbeschuhten Füßen darf sie betreten werden. Gott, der in der Mitte Seines Volkes wohnt, verleiht der Versammlung dieses Volkes den Charakter der Hei­ligkeit, die die Grundlage jeder heiligen Zuneigung und jeder heiligen Tätigkeit bildet. Die Wohnstätte muß dem Charakter ihres Besitzers entsprechen. Die Anwendung dieses Grundsatzes auf die Kirche, die ge­genwärtige Behausung Gottes im Geiste, ist in praktischer Hinsicht von größter Wichtigkeit. 

Wie es wahr ist, daß Gott durch den Heiligen Geist in jedem Glied der Kirche persönlich wohnt und jedem einzelnen den Charakter der Heiligkeit verleiht, so ist es ebenfalls wahr, daß die Versammlung Sein Wohnplatz ist und demzufolge heilig sein muß. Nichts Geringeres als die Person eines lebenden, siegreichen und ver­herrlichten Christus ist der Mittelpunkt, um den die Glieder gesammelt sind; und die Macht, die sie sammelt, ist keine geringere, als der Heilige Geist selbst; und der Herr, Gott, der Allmächtige, wohnt in ihnen und wandelt in ihrer Mitte (siehe Matth. 18, 20; 1. Kor. 6, 19; Eph. 2, 21. 22). Wenn dies nun aber die hohe, heilige Stellung des Hauses

Gottes ist, so ist es offenbar, daß sowohl im Grundsatz als auch im praktischen Wandel nichts Unreines darin geduldet werden darf. jeder, der mit dieser Behausung in Verbindung steht, sollte den Ernst und die Wichtigkeit des Wortes fühlen: "Der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land". "Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben"( 1. Kor. 3, 17). Wie wichtig sind diese Worte für jedes Glied der Versammlung Gottes, für jeden "lebendigen Stein" an Seinem heiligen Tempel! 0 möchten wir doch alle lernen, die Vorhöfe Gottes mit unbeschuhten Füßen zu betreten!

Doch zeugen die Erscheinungen am Berge Horeb ebenso sehr von der Gnade des Gottes Israels, als von Seiner Heiligkeit. Ist die Heiligkeit Gottes unendlich, so ist es Seine Gnade nicht weniger; und während die Weise, in der Er sich Seinem Diener Mose offenbarte, die Heilig­keit erkennen läßt, bürgt die Tatsache, daß Er sich überhaupt offen­barte, für die Gnade. Daß Gott herniederkam, war Gnade; aber nachdem Er gekommen war, mußte Er sich in Heiligkeit offenbaren. "

Und er sprach: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verbarg Mose sein Angesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen" (V. 6). Die Gegenwart Gottes bewirkt stets, daß die Natur sich verbirgt; wenn wir daher mit unbeschuhten Füßen, und mit bedecktem Antlitz, d. h. in jener Gesinnung, die in diesen Gesten ihren angemessenen Ausdruck findet, vor Gott stehen, so sind wir zubereitet, um die Worte der Gnade vernehmen zu können. Nimmt der Mensch den ihm geziemenden Platz ein, so kann Gott in uneingeschränkter Gnade mit ihm reden.

,Und der HERR sprach: Gesehen habe ich das Elend meines Volkes, das in Ägypten ist, und sein Geschrei wegen seiner Treiber habe ich gehört; denn ich kenne seine Schmerzen. Und ich bin herabgekommen, um es aus der Hand der Ägypter zu erretten, und es aus diesem Land hinaufzuführen in ein gutes und geräumiges Land, in ein Land, das von Milch und Honig fließt ... Und nun siehe, das Geschrei der Kinder Israel ist vor mich gekommen; und ich habe auch den Druck gesehen, womit die Ägypter sie drücken. Und nun gehe hin", usw. (V. 7‑9). 

Die freie, bedingungslose Gnade des Gottes Abrahams und des Gottes der Nachkommen Abrahams wird hier sichtbar, ohne irgendwie durch die "Wenn" und "Aber", durch die Gelübde, Entschlüsse und Bedingungen des gesetzlichen Geistes des Menschen gehemmt zu sein. Gott war herniedergekommen, um sich in unumschränkter Gnade zu offenbaren, um das ganze Werk der Erlösung zu vollbringen, und um Seine Ver­heißung zu erfüllen, die Er Abraham gegeben und Isaak und Jakob erneuert hatte. Er war nicht gekommen, um zu erforschen, ob die Ge­genstände Seiner Verheißung in einem Zustand waren, daß sie Seine Erlösung verdienten. Sie brauchten Erlösung; das war genug für Ihn. 

Der schwere Druck, der auf ihnen lastete, ihre Mühsal, ihre Tränen, ihre Seufzer, ihre harte Sklaverei ‑ alles das war eingehend von Ihm geprüft worden; denn, gepriesen sei Sein Name! Er zählt das Umher­irren Seines Volkes und legt dessen Tränen in Seinen Schlauch (Ps. 56, 8). Es waren nicht ihre Vorzüge oder ihre Tugenden, die Ihn an­gezogen hatten. Er besuchte sie nicht, weil Er etwas Gutes in ihnen entdeckt hatte oder voraussah; nein, Er wußte, was in ihnen war, Wir finden den einzigen wahren Grund Seines gnädigen Eingreifens in den Worten: "Ich bin der Gott Abrahams", und: "Gesehen habe ich das Elend meines Volkes".

Diese Worte offenbaren einen fundamentalen Grundsatz in den Wegen Gottes. Gott handelt stets auf Grund dessen, was Er ist. "Ich bin", sichert alles für "Mein Volk". Er wollte Sein Volk nicht bei den Ziegel­öfen Ägyptens und unter der Geißel der Fronvögte des Pharao lassen. Israel war Sein Volk; und Er wollte zu seinen Gunsten in einer Weise handeln, die Seiner selbst würdig war. Die Tatsache, daß Israel das Volk Gottes, der Gegenstand Seiner auserwählenden Liebe und Seiner be­dingungslosen Verheißung war, ordnete alles. Nichts sollte die Öffent­liche Entfaltung Seines Verhältnisses zu denen verhindern, welchen Er nach Seinen ewigen Ratschlüssen den Besitz des Landes Kanaan zuge­sichert hatte. 

Er war zu ihrer Befreiung gekommen; und die vereinigten Mächte der Erde und der Hölle konnten sie nicht eine Stunde über die von Ihm festgesetzte Zeit hinaus in Gefangenschaft halten. Wohl konnte Er Ägypten als Schule und den Pharao als Zuchtmeister brau­chen; und Er hat dies tatsächlich getan; aber nachdem das notwendige Werk vollendet war, wurden Schule und Zuchtmeister beiseite gesetzt, und mit starker Hand und ausgestrecktem Arm führte Er Sein auser­wähltes Volk aus Ägypten heraus.

Das also war der zweifache Charakter der Offenbarung, die Mose am Berg Horeb empfing. Heiligkeit und Gnade vereinigten sich in dem, was er sah und hörte. Diese beiden Elemente charakterisieren, wie wir wissen, alle Wege und Beziehungen unseres Gottes sehr deutlich; und ebenso sollten sie auch die Wege derer kennzeichnen, die auf irgendeine Art für Gott tätig sind oder Gemeinschaft mit Ihm haben. Jeder wahre Diener ist aus der unmittelbaren Gegenwart Gottes mit ihrer Gnade und Heiligkeit in seine Arbeit gesandt; er ist berufen, heilig und gnädig zu sein und auf der Erde die Gnade und Heiligkeit Gottes widerzuspiegeln; und um dies zu können, darf er nicht nur von der Gegenwart Gottes aus seinen Lauf beginnen, sondern muß dort auch immer im Geist anwesend sein. Das ist das Geheimnis jedes fruchtbaren Dienstes.

,Achte kindlich treu auf jedes Wort,

Schreit' zum Werke, weil es Tag ist, rüstig fort;

Doch verlaß bei Arbeit, Müh und Streit

Nie die traute Stätte Meiner Einsamkeit".

Nur der geistlich gesinnte Mensch versteht die Bedeutung der beiden Dinge: "Schreite zum Werke fort", und: "Verlasse nie". Um nach außen für Gott wirken zu können, muß ich innerlich bei Ihm sein. Wenn ich nicht in dem verborgenen Heiligtum Seiner Gegenwart bin, werde ich bald in meinem Dienst ermatten.

Viele scheitern an dieser Klippe. Wir sind immer der Gefahr ausgesetzt, im Getriebe unseres Verkehrs mit den Menschen und in der Aufregung der Diensttätigkeit aus dem Ernst und der Ruhe der Gegenwart Gottes herauszutreten. In diesem Punkt ist sorgfältige Wachsamkeit nötig. Wenn wir diese heilige Geistesstimmung verlieren, die in den "unbe­schuhten Füßen" ihren Ausdruck findet, so wird unser Dienst sehr bald geistlos und fruchtleer werden. Wenn wir unserer Arbeit erlauben, sich zwischen unser Herz und den Herrn zu drängen, so wird sie von ge­ringem Wert sein. 

Nur wenn wir Christus genießen, werden wir Ihm in wirksamer Weise dienen können. Nur wenn das Herz in Seiner Nähe bleibt, sind die Hände fähig, Seinem Namen in wohlgefälliger Weise zu dienen. Niemand kann Christus mit Frische und Kraft andern vorstellen, wenn er sich nicht selbst in der Verborgenheit von Ihm nährt. Wohl mag er einen Vortrag halten, Gebete sprechen, Bücher schreiben und den äußeren Dienst, soweit er reichen mag, ausüben; aber dennoch dient er Christus nicht. Wer Ihn vor andern darstellen will, muß selbst mit Ihm beschäftigt sein.

Glücklich ist der Mensch, der in dieser Weise tätig ist, wie auch immer der Erfolg seiner Arbeit und die Aufnahme seines Dienstes sein mag! Denn sollte auch sein Dienst nicht die allgemeine Beachtung finden, keinen sichtbaren Einfluß ausüben oder keine augenfälligen Ergebnisse aufweisen, so findet er selbst dennoch in Christus seine glückselige Ruhestätte und sein sicheres Teil, das ihm niemand rauben kann. 

Ein anderer dagegen, der sich nur an den Früchten seines Dienstes weidet, oder an der ihm geschenkten Beachtung seine Lust findet, gleicht einer Röhre, die anderen Wasser zuführt, aber für sich selbst nichts als Rest zurückbehält. Wie beklagenswert ist ein solcher Zustand! Und doch befindet sich tatsächlich jeder Diener in diesem Zustand, der sich mehr mit seiner Arbeit und deren Ergebnissen beschäftigt, als mit dem Herrn und Seiner Verherrlichung.

Dies ist eine Sache, die strenges Selbstgericht erfordert. Das Herz ist betrüglich und der Feind listig; und darum ist es unerläßlich nötig, daß wir auf das Wort der Ermahnung hören: "Seid nüchtern, wachet!" (1. Petr. 5, 8). Erst dann, wenn man sich der zahlreichen und verschie­denen Gefahren bewußt wird, die den Weg des Dieners Christi um­ringen, ist man fähig, die Notwendigkeit zu erkennen, viel mit Gott allein zu sein; denn nur dort ist man glücklich und in Sicherheit. Nur wenn wir unser Werk zu den Füßen des Herrn beginnen, fortsetzen und vollenden, ist unser Dienst von der rechten Art.

Nach diesen Ausführungen muß dem Leser einleuchten, daß der Auf­enthalt "hinter der Wüste" für jeden Diener Christi sehr heilsam ist. Horeb ist in der Tat der Ausgangspunkt für alle, die Gott zu Seinem Dienst aussendet. Am Horeb war es, wo Mose lernte, seine Schuhe auszuziehen und sein Antlitz zu verhüllen. Vierzig Jahre vorher hatte er seine Hand bereits ans Werk gelegt; aber dieser Anlauf war zur Un­zeit geschehen. Erst in der Einsamkeit des Berges Gottes und aus dem brennenden Busch hörte der Diener die Botschaft Gottes: "

Und nun gehe hin, denn ich will dich zu dem Pharao senden, daß du mein Volk, die Kinder Israel, aus Ägypten herausführest" (V. 10). Hier war wirk­liche Autorität. Ob Gott jemand sendet oder ob ein Mensch unge­sandt seinen Lauf beginnt, das sind zwei sehr verschiedene Dinge; und es ist offenbar, daß Mose, als er zum ersten Mal die Hand zur Befreiung seiner Brüder erhob, nicht reif zum Dienst war. Wie hätte er auch, wenn eine vierzigjährige geheime Zucht für ihn erforderlich war, sein Werk früher erfüllen können? Unmöglich! 

Er mußte von Gott erzogen und von Gott ausgerüstet werden; und das gilt für alle, die den Weg des Dienstes und des Zeugnisses für Christus betreten. Möchten sich die heiligen Unterweisungen Gottes tief in unsere Herzen eingraben, damit alle unsere Werke das Gepräge der Autorität und des Beifalls unseres Herrn und Meisters tragen!

jedoch haben wir am Fuß des Berges Horeb noch etwas anderes zu Jemen. "Es ist gut, daß wir hier sind", sagte Petrus auf dem Berg der Verklärung (Matth. 17, 4). Die Gegenwart Gottes ist immer ein Ort von äußerst praktischer Bedeutung, weil dort das Herz aufgedeckt werden muß. Das Licht, das an dieser heiligen Stätte leuchtet, macht alles offenbar; und gerade dieses Offenbarwerden brauchen wir so sehr mitten unter den uns umringenden eitlen Anmaßungen und gegenüber den, Stolz und der Selbstherrlichkeit unserer eigenen Herzen.

Wir könnten nun meinen, daß Mose in demselben Augenblick, als er den göttlichen Auftrag empfing, geantwortet hätte: "Hier bin ich!" oder: ,Herr, was willst du, daß ich tun soll?" Aber nein; dahin mußte er noch gebracht werden. Ohne Zweifel erinnerte er sich an seinen früheren Fehlgriff; denn wenn man in irgendeiner Sache ohne Gott handelt, so wird, selbst wenn Gott uns aussendet, Verzagtheit und Mutlosigkeit die unausbleibliche Folge sein. "

Und Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, daß ich zu dem Pharao gehen, und daß ich die Kinder Israel aus Ägypten herausführen sollte?" (V. 11). Wie wenig gleicht hier Mose dem Mann, der vierzig Jahre früher "meinte ... seine Brüder würden ver­stehen, daß Gott durch seine Hand ihnen Rettung gebe"! (Apg. 7, 25). So ist der Mensch: heute zu eilig und morgen zu langsam zum Handeln. Mose hatte vieles gelernt seit dem Tage, an dem er den Ägypter erschlug. Er hatte Fortschritte gemacht in der Selbsterkenntnis; und diese Erkennt­nis erzeugte Mißtrauen und Furchtsamkeit. Aber zugleich zeigte er offenbaren Mangel an Gottvertrauen. Wenn ich allein auf mich schaue, werde ich nichts ausrichten; wenn ich aber auf Christus blicke, so ver­mag ich alles. Als daher Mose aus Mißtrauen und Furchtsamkeit die Frage stellte: "Wer bin ich?", antwortet Gott: "Ich werde mit dir sein" (V. 12). 

Das hätte ihm genügen sollen. Wenn Gott mit mir ist, dann ist es überhaupt nicht wichtig, wer ich bin oder was ich bin. Wenn Gott sagt: "Ich will dich senden", und "Ich werde mit dir sein", dann ist der Diener reichlich mit göttlicher Autorität und Kraft versehen, und er sollte daher freudig und zufrieden seine Straße ziehen.

Aber Mose erhebt noch eine andere Frage; denn das menschliche Herz ist voller Fragen. "Und Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Kindern Israel komme und zu ihnen spreche. Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie zu mir sagen werden: Welches ist sein Name? was soll ich zu ihnen sagen"? (V. 13). Es ist verwunderlich ' wie das menschliche Herz hin und her überlegt und fragt, während es doch Gott Gehorsam ohne Zögern schuldet; aber wunderbar ist die Gnade, die alle Überlegungen und Bedenken geduldig trägt und alle Fragen beantwortet. Ja, jede Frage scheint immer nur einen neuen Zug dieser göttlichen Gnade hervorzubringen.

"Da sprach Gott zu Mose: Ich bin, der ich bin. Und er sprach: Also sollst du zu den Kindern Israel sagen: Ich bin" hat mich zu euch ge­sandt" (V. 14). Der Titel, den Gott sich hier beilegt, hat eine wunderbare Bedeutung. Wenn wir in der Heiligen Schrift die verschiedenen Namen aufsuchen, die Gott angenommen hat, so finden wir, daß sie stets in enger Beziehung zu den verschiedenen Bedürfnissen derer standen, mit denen Er in Verbindung trat. 

Er hat sich unter den bedeutungsvollen Namen geoffenbart: "Jahwe‑Jireh": der HERR wird ersehen (1. Mose 22, 14), Jahwe‑Nissi": der HERR, mein Panier (2. Mose 17, 15), "Jahwe‑Zidkenu": der HERR, unsere Gerechtigkeit (Jer. 23, 6), "Jahwe‑Schalom": der HERR ist Friede (Richt. 6, 24); und in allen diesen gnadenreichen Titeln begegnet Er den Bedürfnissen Seines Vol­kes. Wenn Er sich aber den Titel: Ich bin" beilegt, so schließt dieser alle andern ein. In diesem Titel überreicht der HERR Seinem Volk sozusagen einen Blankoscheck, der über einen beliebig hohen Betrag ausgestellt werden kann. 

Er nennt sich "Ich bin, und der Glaube darf kühn seine Bedürfnisse neben diesen unaussprechlich kostbaren Namen schreiben. Brauchen wir Leben, Christus sagt: "Ich bin das Leben"; brauchen wir Gerechtigkeit, Er ist unsere Gerechtigkeit; brauchen wir Frieden, Er ist unser Friede; brauchen wir Weisheit, Heilung und Er­lösung, Er ist uns zu allem diesem "geworden" (1. Kor. 1, 30). Wir müssen den ganzen weiten Bereich menschlicher Bedürfnisse kennenler­nen, um von der erstaunlichen Tiefe und Fülle dieses Namens: "Ich bin" eine richtige Vorstellung zu bekommen.

Welch eine Gnade, berufen zu sein, in der Gemeinschaft dessen zu leben, der einen solchen Namen trägt! Wir sind in der Wüste, und da begegnen wir Prüfungen, Kümmernissen und Schwierigkeiten; aber so­lange wir das Vorrecht genießen, immer und unter allen Umständen zu dem unsere Zuflucht nehmen zu dürfen, der sich gerade in Verbindung mit unseren Bedürfnissen und unserer Schwachheit in reicher Gnade ge­offenbart hat, solange haben wir keine Ursache, die Wüste zu fürchten. Gott stand im Begriff, Sein Volk durch die sandige Wüste zu führen, als Er Seinen allumfassenden Namen mitteilte; und obwohl der Gläu­bige jetzt, im Besitz des Geistes der Kindschaft, Abba Vater"! sagen kann, so hat er doch auch das Vorrecht, sich der Gemeinschaft mit Gott in all den verschiedenen Offenbarungen zu erfreuen, die Er uns in Sei­ner Güte über sich selbst geschenkt hat. 

Der Name "Gott" offenbart uns Ihn z. B. wie Er in der Abgeschiedenheit Seines eigenen Wesens wirkt, wie Er Seine ewige Macht und Gottheit in den Werken der Schöpfung entfaltet. "Der HERR, Gott" ist der Titel, den Er in Ver­bindung mit den Menschen annimmt. Seinem Diener Abraham erscheint Er als der "Allmächtige", um ihn in der Gewißheit zu befestigen, daß Er die ihm wegen seiner Nachkommen gegebene Verheißung erfüllen werde. Als "der HERR" endlich gibt Er sich den Kindern Israel kund, indem Er sie aus dem Land der Ägypter befreit und in das Land Kanaan bringt.

Das sind also die verschiedenen Arten, in denen Gott ... ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten" (Hebr. 1, 1); und der Gläu­bige in der heutigen Zeit kann, weil er den Geist der Sohnschaft besitzt, kühn sagen: "Es ist mein Vater, der sich so geoffenbart, der so geredet, so gehandelt hat".

Kaum etwas könnte von größerem praktischem Wert sein als eine eingehende Prüfung der erhabenen Titel, die Gott sich in den verschie­denen Zeiten gegeben hat. Sie stehen immer in genauer moralischer Übereinstimmung mit den Umständen, unter denen sie geoffenbart wurden; aber in dem Namen: "Ich bin" findet sich eine Höhe und Tiefe, eine Breite und Länge, die sich weit über die Grenze menschlicher Vor­stellungen hinaus erstreckt.

Allerdings dürfen wir nicht aus dem Auge verlieren, daß Er diesen Namen nur in Beziehung zu Seinem Volk annimmt. Er wendet sich nicht an den Pharao unter einem solchen Namen. Wenn Er zu diesem redet, nennt Er sich mit dem achtunggebietenden, majestätischen Titel "Gott der Hebräer"; d. h. Er tritt vor ihn als der Gott, der gerade mit dem Volk verbündet war, das der Pharao unterdrücken wollte. Dies hätte genügen sollen, um den Pharao die entsetzliche Stellung erkennen zu lassen, in der er sich Gott gegenüber befand. 

Der Titel: "Ich bin" hätte für ein unbeschnittenes Ohr keinen verständlichen Sinn und für ein ungläubiges Herz keine göttliche Wirklichkeit gehabt. Als Gott, ge­offenbart im Fleische, den ungläubigen Juden die Worte zurief: "Ehe Abraham ward, bin ich" (Joh. 8, 58), hoben sie Steine auf, um Ihn zu steinigen. Der wahre Gläubige allein ist imstande, einigermaßen die unermeßliche Kraft und Schönheit des Namens "Ich bin" zu empfinden. Nur er kann mit Freude von seinem hoch gepriesenen Herrn die Worte vernehmen: "Ich bin das Brot des Lebens". "Ich bin das Licht der Wel7 "Ich bin der gute Hirte". "Ich bin die Auferstehung und das Leben". "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben". "Ich bin der wahre Weinstock". "Ich bin das Alpha und das Omega". "Ich bin der glänzen­de Morgenstern" usw. Er kann jeden Namen von göttlicher Würde und Schönheit nehmen und, nachdem er ihn hinter das majestätische "Ich bin" gestellt hat, mit Bewunderung und Anbetung Jesus darin er­blicken.

In dem Titel "Ich bin" liegt eine Schönheit und eine Fülle von Kraft, für die die menschliche Sprache keinen Ausdruck hat. Jeder Gläubige kann gerade das darin finden, was seinem persönlichen geistlichen Be­dürfnis völlig entspricht. Für jede einzelne Biegung auf seinem Wüsten­pfad, für jeden einzelnen Abschnitt in der Erfahrung seiner Seele, für jeden einzelnen Punkt in seiner Lage, ja, für alles findet er in diesem Titel eine göttlich befriedigende Lösung; und zwar aus dem einfachen Grund, weil er alle seine Bedürfnisse durch den Glauben nur jenem "Ich bin" gegenüber zu stellen braucht, um dann alles in Jesus zu finden. Es gibt für den Gläubigen, so schwach und gering er sein mag, nichts als Segnung in diesem Namen.

Ich kann dieses Kapitel nicht schließen, ohne die Aufmerksamkeit des Lesers noch auf die bemerkenswerten Worte zu lenken, die wir in V. 15 finden: "Und Gott sprach weiter zu Mose: Also sollst du zu den Kindern Israel sagen: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name in Ewigkeit, und das ist mein Gedächtnis von Geschlecht zu Geschlecht". 

Dieser Ausspruch schließt eine wichtige Wahrheit in sich, die aber leider von vielen Christen völlig unbeachtet bleibt: die Wahr­heit nämlich, daß das Verhältnis Gottes zu Israel ein ewiges ist. Er ist ebenso sehr der Gott Israels heute, wie damals, als Er das Volk im Lande Ägypten besuchte. Er beschäftigt sich heute ebenso gewiß mit ihm, wie damals, wenn auch in einer anderen Weise. Er sagt klar und mit Nachdruck. "Das ist mein Name in Ewigkeit". Er sagt nicht: "Das ist mein Name für eine Zeit, oder für so lange, wie sie das bleiben, was sie sein sollen"; nein, sondern: "Das ist mein Name in Ewigkeit, und das ist mein Gedächtnis von Geschlecht zu Geschlecht". Möge der Leser dies wohl beachten! "Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das Er zuvor erkannt hat" (Röm 11, 2). Das Volk Israel, ob ge­horsam, ob ungehorsam, ob vereinigt oder zerstreut, ob den Nationen geoffenbart oder von ihren Blicken verborgen, ist noch immer das Volk Gottes. Sie sind Sein Volk, und Er ist ihr Gott. 

Die Erklärung im 15. Vers unseres Kapitels liefert dafür den klaren Beweis. Die bekennende Kirche ist nicht berechtigt, ein Verhältnis zu leugnen, dessen "ewige" Fortdauer von Gott bestimmt ausgesprochen ist. Hüten wir uns, die Erklärung abzu­schwächen: "Das ist mein Name in Ewigkeit". Gott hat gesprochen, und Er meint, was Er sagt; und bald wird Er vor allen Nationen der Erde offenbar machen, daß Sein Verhältnis zu Israel alle Wechsel und Um­wälzungen der Zeit überdauert. "Die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar" (Röm. 11, 29). "

Ich bin" hat erklärt, daß Er in Ewigkeit der Gott Israels sein will; und alle Heiden werden dahin gebracht werden, diese Wahrheit zu erkennen und sich ver ihr in den Staub zu beugen; zugleich werden sie anerkennen müssen, daß alle Vorsehungswege Gottes mit ihnen, sowie alle ihre Geschicke in der einen oder der anderen Weise mit diesem begünstigten und geehrten, wenn auch jetzt gerichteten und zerstreuten Volk verbunden sind. "Als der Höchste den Nationen das Erbe austeilte, als er von einander schied die Menschenkinder, da stellte er fest die Grenzen der Völker nach der Zahl der Kinder Israel. Denn des HERRN Teil ist sein Volk, Jakob die Schnur seines Erbteils" (5. Mose 32, 8. 9).

Hat das, was Gott gesagt hat, aufgehört, wahr zu sein? Hat der HERR Sein "Teil" aufgegeben und die "Schnur Seines Erbteils" abgetreten? Ruht der Blick Seiner Liebe nicht mehr auf den zerstreuten Stämmen Israels, die dem menschlichen Auge schon so lange entschwunden sind?

 Sind die Mauern Jerusalems nicht mehr vor Ihm, oder hat ihr Staub aufgehört, teuer zu sein in Seinen Augen? Um diese Fragen eingehend zu beantworten, müßten wir einen großen Teil des Alten und zahl­reiche Stellen des Neuen Testaments anführen, aber hier ist nicht der Ort, um sorgfältig auf diese Einzelheiten einzugehen. 

Ich möchte nur noch am Schlug dieses Kapitels allen zurufen, nicht unbekannt zu sein mit diesem Geheimnis: "daß Verstockung Israel zum Teil widerfahren ist, bis daß die Vollzahl der Nationen eingegangen sein wird; und also wird ganz Israel errettet werden« (Röm. 11, 25. 26).

2. Mose 2, 1-10 Moses Geburt Mackintosh C.H.

01/02/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Kapitel 2, 1‑10 MOSES GEBURT

Dieser Abschnitt ist reich an wichtigen Grundsätzen göttlicher Wahr­heit, die sich in drei Hauptteile zusammenfassen lassen: die Macht Satans, die Macht Gottes und die Macht des Glaubens.

In dem letzten Vers des vorhergehenden Kapitels lesen wir: "Da gebot der Pharao all seinem Volk und sprach: jeden Sohn, der geboren wird, sollt ihr in den Strom werfen". Hier tritt uns die Macht Satans entge­gen. Der Fluß war die Stätte des Todes; und durch den Tod trachtete der Feind den Vorsatz Gottes zu vereiteln. Zu allen Zeiten hat die Schlange mit boshaftem Auge den Dienern aufgelauert, die Gott zur Erfüllung Seiner Gnadenabsichten gebrauchen wollte. War es nicht die Schlange, die ihre Blicke auf den von Gott auserwählten Abel richtete und ihn durch den Tod aus dem Weg zu räumen suchte (l. Mose 4, 7)? Erkennen wir in der Geschichte Josephs (1. Mose 37) nicht den Feind, der den Mann der Vorsätze Gottes dem Tod überliefern wollte? überzeugt uns nicht ein Blick auf die Ausrottung des "königlichen Samens" (2. Chron. 22), auf den Kindermord zu Bethlehem (Matth. 2) und endlich auf den Tod Christi selbst daß es immer der Feind war, der sich an­strengte, durch den Tod das Handeln Gottes zu unterbrechen?

Aber, Gott sei gepriesen! Es gibt etwas jenseits des Todes. Der ganze Bereich des Wirkens Gottes liegt, soweit es mit der Erlösung in Ver­bindung steht, außerhalb der Grenzen des Reiches des Todes. Wenn Satan seine Macht erschöpft hat, beginnt Gott sich zu zeigen. Die An­strengungen Satans reichen nur bis zum Grabe; aber gerade hier beginnt das Wirken Gottes. Das ist eine herrliche Tatsache! Satan hat die Macht des Todes; aber Gott ist der Gott der Lebendigen, und Er gibt ein Leben, das außerhalb der Reichweite und der Macht des Todes liegt und das Satan nicht antasten kann. Eine solche Wahrheit gibt dem Gläubi­gen Trost an einem Ort, wo der Tod herrscht. Der Gläubige kann Satan entgegenschauen, wenn dieser die Fülle seiner Macht entfaltet; er kann sich mit Zuversicht auf die göttliche Macht der Auferstehung stützen. Er kann am Grab eines Geliebten stehen und von Ihm, der "die Auf­erstehung und das Leben" ist, die Versicherung der Unsterblichkeit in sich aufnehmen; ja, er kann in dem Bewußtsein, daß Gott stärker ist als Satan, mit Ruhe die völlige Offenbarung dieser höchsten Macht er­warten und so Sieg und dauernden Frieden finden. Die Eingangsverse unseres Kapitels enthalten ein treffendes Beispiel von dieser Kraft des Glaubens.

"Und ein Mann vom Hause Levi ging hin und nahm eine Tochter Levis. Und das Weib ward schwanger und gebar einen Sohn. Und sie sah, daß er schön war, und verbarg ihn drei Monate. Und als sie ihn nicht länger verbergen konnte, nahm sie für ihn ein Kästlein von Schilfrohr und verpichte es mit Erdharz und mit Pech und legte das Knäblein darein, und legte es in das Schilf am Ufer des Stromes. Und seine Schwester stellte sich von ferne, um zu erfahren, was ihm geschehen würde" (V. 1‑4). Hier entwickelt sich vor unseren Augen ein interes­santes Schauspiel, von welcher Seite wir es auch betrachten. Der Glaube triumphiert hier über die Einflüsse der Natur und des Todes und bietet dem Gott der Auferstehung eine Gelegenheit, in dem Ihm angemessenen Bereich und nach Seinem Charakter zu handeln. Zwar war es eigentlich die Stellung des Todes, in die das Kind gebracht werden mußte, und insofern trat hier die Macht des Feindes ans Licht. Überdies drang ein Schwert durch das Herz der Mutter, als sie ihr geliebtes Kind gleichsam dem Tod überliefert sehen mußte. Aber obwohl Satan seine Macht offenbart und die Natur Tränen vergoß, stand Er, der Tote lebendig macht, dennoch hinter der dunklen Wolke; und dorthin sah der Glaube. "Durch Glauben wurde Mose, als er geboren wurde, drei Monate von seinen Eltern verborgen, weil sie sahen, daß das Kindlein schön war; und sie fürchteten das Gebot des Königs nicht" (Hebr. 11, 23).

So gibt uns diese edle Tochter Levis eine tiefe Belehrung. Ihr mit "Erd­harz und Pech verpichtes Kästlein" gibt Zeugnis von ihrem Vertrauen zu der geheimnisvollen Kraft, die wie einst Noah, den Prediger der Ge­rechtigkeit, so auch dieses "schöne Kindlein" gegen die Wasser des Todes schützen konnte. War dieses "Kästlein" nur eine Erfindung der Natur, eine Schöpfung menschlicher Vorsorge und Klugheit? War es nur der Einfall einer Mutter, die hoffte, auf diesem Weg ihren Schatz vor den grausamen Händen des Todes bewahren zu können? Müßten wir diese Frage bejahen, so würden wir die schöne Belehrung dieser ganzen Szene verlieren. Wie könnten wir dem Gedanken Raum geben, daß das "Kästlein" nichts weiter gewesen sei als die Erfindung einer Frau, die kein anderes Schicksal für ihr Kind sah, als das Ertrinken? Un­möglich! Es war die Hand des Glaubens, die das "Kästlein" als ein Ge­fäß des Erbarmens baute, um ein "schönes Kindlein" wohlbehalten über die Wasser des Todes bis zu der Stätte zu führen, die ihm nach dem unerforschlichen. Ratschluß Gottes bestimmt war. Wenn wir diese Tochter Levis beobachten, wie sie sich über das im Glauben gebaute "Kästlein von Schilfrohr" beugt und ihren Säugling hineinlegt, so sehen wir sie in den Fußstapfen des Glaubens ihres Vaters Abraham wandeln, der einst von seiner Toten sich erhob, um von den Kindern Heth die Höhle Machpela zu kaufen (l. Mose 23). Wir sehen in ihr nicht die Ener­gie der bloßen Natur, die den Gegenstand ihrer Zuneigung in schreck­liche Gefahren fallen sieht, sondern wir entdecken in ihr die Kraft eines Glaubens, der sie fähig machte, angesichts der Todesflut den auserwähl­ten Diener des HERRN in dem Kind zu erblicken.

Der Glaube darf immer einen so kühnen und erhabenen Flug in die Re­gionen wagen, die fern von dieser Stätte des Todes und der Verwüstung liegen. Sein Blick kann das finstere Gewölk durchdringen, das über dem Grabe hängt, und mitten in einem Bereich, den kein Todespfeil errei­chen kann, den Gott der Auferstehung schauen, wie Er Seine ewigen Ratschlüsse entfaltet; und auf dem "Felsen der Zeitalter" stehend, des­sen Fuß die Wogen des Todes umspülen, hört er Worte ewiger Wahrheit und Liebe.

Was galt der Befehl des Königs für jemanden, der sich dieses göttlichen Grundsatzes bewußt war? Welchen Einfluß konnte er auf jemanden aus­üben, der ruhig neben dem "Kästlein von Schilfrohr" stehen und dem Tod ins Angesicht schauen konnte? Der Heilige Geist gibt die Antwort: .Sie fürchteten das Gebot des Königs nicht" (Hebr. 11, 23). Wer die Gemeinschaft mit dem kennt, der Tote lebendig macht, fürchtet sich vor nichts. Er kann mit dem Apostel in die triumphierenden Worte ein­stimmen: "Wo ist, o Tod, dein Stachel? wo ist, o Tod, dein Sieg? Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus‑ (l. Kor. 15, 55‑57)! ja, er kann diese Siegesbotschaft verkündigen, sowohl im Blick auf den Märtyrer Abel, auf Joseph in der Grube, auf Mose in dem Kästlein von Rohr, als auch im Blick auf den durch die Hand Athaljas ausgerotteten königlichen Samen und die durch Herodes ermordeten Kinder zu Bethlehem; er kann sie vor allem aus­rufen angesichts des Grabes des Anführers unserer Errettung.

Manche mögen sich außerstande fühlen, in der Einrichtung des Käst­leins von Rohr eine Tat des Glaubens zu sehen; und viele mögen nicht weiter gehen können als die Schwester Moses, die "sich von ferne stellte, um zu erfahren, was ihm geschehen würde" (V. 4). Was das Maß des Glaubens betrifft stand offenbar die Schwester nicht mit der Mutter auf gleicher Höhe. Ohne Zweifel hatte sie ein tiefes Interesse und wahre Zuneigung, wie die am Grab Jesu sitzenden Frauen Maria Magdalene und die andere Maria (Matth. 27, 61); aber in dem Herzen der Mutter, die das Kästlein gebaut hatte, gab es etwas, das dieses Interesse und diese Zuneigung weit übertraf. Sie stand nicht wie die Tochter von ferne, um das Schicksal ihres Kindes zu erfahren; und ihr großes Vertrauen moch­te, wie es ja oft der Fall ist, wie Gleichgültigkeit erscheinen. Aber es war nicht Gleichgültigkeit, sondern wahre Glaubensgröße. Wenn die natürliche Zuneigung sie nicht drängte, am Ort des Todes zu bleiben, so lag der Grund nur darin, daß sie durch die Macht des Glaubens, in der Gegenwart des Gottes der Auferstehung, zur Erfüllung eines vor­trefflichen Werkes ausgerüstet worden war. Ihr Glaube hatte für Ihn die Szene geräumt, und Er offenbarte sich dort in herrlicher Weise.

"Und die Tochter des Pharao ging hinab, um an dem Strome zu baden, und ihre Mägde gingen an der Seite des Stromes. Und sie sah das Käst­lein mitten im Schilf, und sandte ihre Magd hin und ließ es holen. Und sie öffnete es und sah das Kind, und siehe, der Knabe weinte. Und es erbarmte sie seiner, und sie sprach: Von den Kindern der Hebräer ist dieses" (V. 5. 6). Hier beginnt die göttliche Antwort sich anzubahnen. Gott war in diesen Umständen. Der Rationalist, der Zweifler, der Gottesleugner ‑ sie alle mögen diese Vorstellung belächeln. Aber auch der Glaube lacht; und sein Lachen ist ganz anders. Die einen gefallen sich in einem kalten, verächtlichen Lächeln bei dem Gedanken, daß Gott sich um eine so geringfügige Sache wie den Spaziergang einer Königs­tochter am Ufer eines Flusses kümmern sollte. Aber der Gläubige lacht mit wahrer Herzensfreude bei dem Bewußtsein, daß Gott in allem ist. Und in der Tat, wenn Gott jemals Seine Hand in irgendeiner Sache hatte, so war es in diesem Spaziergang der Tochter des Pharao, obwohl sie selbst nichts davon ahnte.

Es ist eine der liebsten Beschäftigungen des Gläubigen, die Spuren des göttlichen Wirkens in Ereignissen zu verfolgen, in denen ein leichtfertiges Gemüt nur blinden Zufall oder unabwendbares Verhängnis entdeckt. Eine belanglose Sache erweist sich manchmal als wichtiges Glied in einer Kette von Ereignissen, die der allmächtige Gott zur Ent­wicklung Seiner großen Absichten mitwirken läßt. Werfen wir z. B. einen Blick auf Esther 6, 1. Wir finden dort einen heidnischen Monar­chen, der eine Nacht schlaflos zubringt. Das war doch wohl nichts Un­gewöhnliches; und doch bildete gerade dieser Umstand ein höchst wich­tiges Glied in der langen Vorsehungs‑Kette, deren Ende die wunder­bare Befreiung des unterdrückten Volkes Israel bildet. Genauso war es mit dem Spaziergang der Tochter des Pharao. Sie dachte sicher nicht im geringsten daran, daß sie zur Förderung der Vorsätze des "Gottes der Hebräer!' mitwirken sollte, und daß das weinende Kind in dem Käst­lein von Rohr das vom HERRN bestimmte Werkzeug wäre, durch das Ägypten bis in sein Innerstes erschüttert werden sollte. Und doch war es so. Wahrlich, der Ewige kann es bewirken, daß "der Grimm des Menschen Ihn preist", und daß Er "mit dem Reste des Grimmes sich gürtet" (Ps. 76, 10). Wie klar tritt uns diese Weisheit in der folgenden Stelle vor Augen:

,Und seine Schwester sprach zu der Tochter des Pharao: Soll ich hinge­hen und dir ein säugendes Weib von den Hebräerinnen rufen, daß sie dir das Kind säuge? Und die Tochter des Pharao sprach zu ihr: Gehe hin. Und die Jungfrau ging hin und rief des Kindes Mutter. Und die Tochter des Pharao sprach zu ihr: Nimm dieses Kind mit und säuge es mir, und ich werde dir deinen Lohn geben. Und das Weib nahm das Kind und säugte es. Und als das Kind groß wurde, brachte sie es der Tochter des Pharao, und es wurde ihr zum Sohne; und sie nannte seinen Namen Mose und sprach: Denn aus dem Wasser habe ich ihn gezogen" (V. 7‑10). Der Glaube der Mutter findet hier seine Belohnung. Satan ist geschlagen, und die wunderbare Weisheit Gottes tritt ans Licht. Wer hätte ahnen können, daß derselbe Mann, der einst gesagt hatte: "Wenn es ein Sohn ist, so tötet ihn", und: "jeden Sohn, der geboren wird, sollt ihr in den Strom werfen" ‑ einen dieser Söhne an seinem Hof auf­ nehmen würde? Der Teufel war durch seine eigenen Waffen geschlagen, indem der Pharao, den er zur Vereitelung des göttlichen Vorsatzes be­nutzen wollte, von Gott gebraucht wurde, jenen Mose zu ernähren und zu erziehen, der als ein Werkzeug in der Hand Gottes die Macht Satans brechen sollte. Wirklich, "der HERR der Heerscharen; er ist wunderbar in seinem Rat, groß an Verstand" (Jes. 28,29). Möchten wir doch lernen, mit mehr Einfalt unser Vertrauen auf Ihn zu setzen! Unser Leben würde glücklicher und unser Zeugnis wirksamer sein.

2. Mose 1 Joseph starb und alle seine Brüder Mackintosh

01/01/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Kapitel 1"JOSEPH STARB UND ALLE SEINE BRÜDER

Wir kommen jetzt zur Betrachtung des zweiten Buches Mose, in dem das Hauptthema die Erlösung ist. Die ersten fünf Verse rufen die Schlußszenen des vorhergehenden Buches in unsere Erinnerung zurück. Die von der auserwählenden Liebe Gottes Begnadigten werden vor uns hingestellt, und wir werden durch den inspirierten Schreiber un­mittelbar in den Kreis der in diesem Buch mitgeteilten Ereignisse ver­setzt.

Bei unserer Betrachtung des ersten Buches Mose fanden wir, daß das Verhalten der Söhne Jakobs, gegenüber ihrem Bruder Joseph der Anlaß für ihr Hinabziehen nach Ägypten wurde. Diese Tatsache kann von zwei Gesichtspunkten aus betrachtet werden. Einerseits wird uns in dem Verhalten Israels gegenüber Gott eine ernste, und andererseits in den Wegen Gottes mit Israel eine sehr ermutigende Unterweisung gegeben.

Was könnte im Blick auf das Verhalten Israels gegenüber Gott ernster sein, als die Folgen ihrer Handlungsweise gegenüber einem Mann zu betrachten, in dem das geistliche Auge ein deutliches Bild des Herrn Jesus Christus erkennt? Ohne Rücksicht zu nehmen auf die Angst, die Joseph erfüllte, überlieferten sie ihn den Händen der Unbeschnittenen. Und was war die Folge dieser Handlung für sie? Sie wurden hinabge­führt nach Ägypten, um dort die schmerzlichen Erfahrungen durchzu­machen, die in den letzten Kapiteln des ersten Buches Mose so ein­dringlich geschildert werden. Aber das war nicht alles. Eine lange und finstere Prüfungszeit wartete ihrer Nachkommenschaft in demselben Lande, in dem Joseph einen Kerker gefunden hatte.

Aber außer dem Menschen war auch Gottes Hand in allen diesen Din­gen. Er behält es sich vor, aus dem Bösen Gutes hervorkommen zu lassen. Mochten auch die Söhne Jakobs ihren Bruder den Händen der Ismaeliter ausliefern, mochten auch die Ismaeliter ihn an Potiphar ver­kaufen und dieser ihn ins Gefängnis werfen ‑ dennoch stand der HERR über allem, und Er benutzte alle diese Umstände, um Seine großen Ziele zu erreichen. "Denn der Grimm des Menschen wird dich preisen" (Ps. 76 , 10). Noch war die Zeit nicht angebrochen, daß die Erben für das Erbteil und das Erbteil für die Erben bereit standen. Noch sollten die Ziegelhütten Ägyptens eine strenge Schule für die Nachkommen Abra­hams werden, während inmitten der "Berge und Täler" des verheißenen Landes "die Ungerechtigkeit der Amoriter" ihrer völligen Reife entgegen­ging (vergl. 1. Mose 15, 16 und 5. Mose 11, 11).

Dies alles ist sehr interessant und lehrreich. In der Regierung Gottes gibt es "Räder inmitten von Rädern" (vergl. Hes. 1, '16). Gott bedient sich zur Erfüllung Seiner Ratschlüsse vielfältiger Mittel. Potiphars Frau, der Obermundschenk, die Träume des Pharao, der Pharao selbst, der Kerker, der Thron, die Kette, der königliche Siegelring, die Teuerung ‑alles steht zu Seiner souveränen Verfügung und muß zur Ausführung Seiner unergründlichen Pläne mitwirken. Das geistlich gesinnte Herz befaßt sich gern mit diesen Dingen; es untersucht mit Freuden das aus­gedehnte Gebiet der Schöpfung und der Vorsehung und erblickt in allem ein kunstvolles Triebwerk, das ein allweiser und allmächtiger Gott benutzt, um die Ratschlüsse Seiner erlösenden Liebe zu entfalten. Mögen wir dabei auch vielen Spuren der Schlange, vielen tiefen und scharf aus­geprägten Fußspuren des Feindes Gottes begegnen, sowie viele uns un­erklärliche und unbegreifliche Dinge entdecken; mag auch das Leiden der Unschuld und das Triumphieren der Bosheit den ungläubigen Über­legungen des Zweiflers eine scheinbare Grundlage verschaffen, so darf dennoch der wahre Gläubige kindlich in der Gewißheit ruhen, daß "der Richter der ganzen Erde Recht üben wird" (1. Mose 18, 25). Der blinde Unglaube wird stets irren; und vergeblich ist sein Bemühen, die Wege dessen zu ergrübeln, der allein imstande ist, sie den Menschenkindern zu offenbaren und auszulegen.

Gepriesen sei Gott für die trostreiche Ermutigung, die aus Betrachtun­gen dieser Art hervorströmt! Wir sind stündlich auf sie angewiesen, während wir in einer bösen Welt leben, in die der Feind so schreckliches Unheil gebracht hat, in der die Lüste und Leidenschaften der Menschen so bittere Früchte tragen und wo der Weg des treuen Jüngers so viele Unebenheiten zeigt, daß die auf sich gestellte Natur sie niemals er­tragen könnte. Nur der Glaube weiß mit völliger Zuversicht, daß sich hinter der Szene jemand befindet, den die Welt nicht sieht noch beachtet; und in diesem Bewußtsein kann er mit Ruhe sagen: "Alles ist gut", und: "Alles wird gut sein".

Die einleitenden Zeilen unseres Buches lassen die oben angedeuteten Gedanken klar hervortreten. Mein Ratschluß soll zustande kommen, und A mein Wohlgefallen werde ich tun" (Jes. 46, 10). Der Feind mag sich widersetzen, aber Gott wird sich immer als der Stärkere erweisen; und alles, was wir brauchen ist ein kindlich einfältiger Geist des Ver­trauens auf Gott und des Ruhens in Seinen Ratschlüssen. Der Unglaube schaut lieber auf die entgegenwirkenden Anstrengungen des Feindes, als auf die Macht Gottes, die alles vollenden kann. Der Glaube dagegen richtet sein Auge auf diese Macht, erringt auf diese Weise den Sieg und genießt einen dauernden Frieden. Er hat es mit Gott und Seiner unver­brüchlichen Treue zu tun; er stützt sich nicht auf den Triebsand mensch­licher Händel und irdischer Einflüsse, sondern ruht auf dem unbeweg­lichen Fels des ewigen Wortes Gottes. Das Wort ist der heilige und zu­verlässige Ruheplatz des Glaubens; mag kommen, was da will, er be­findet sich in diesem Heiligtum der Kraft. Joseph starb und alle seine Brüder und dasselbige ganze Geschlecht" (V. 6). Aber was schadete es? Konnte etwa der Tod die Ratschlüsse des lebendigen Gottes kraftlos machen? Ganz bestimmt nicht. Gott wartete nur auf den bestimmten Augenblick, auf die geeignete Zeit, um selbst feindliche Einflüsse zur Entwicklung Seiner Absichten mitwirken zu lassen.

,Da stand ein neuer König über Ägypten auf, der Joseph nicht kannte. Und er sprach zu seinem Volke: Siehe, das Volk der Kinder Israel ist zahlreicher und stärker als wir. Wohlan, laßt uns klug gegen dasselbe handeln, daß es sich nicht mehre, und es nicht geschehe, wenn Krieg eintritt, daß es sich auch zu unseren Feinden schlage und wider uns streite und aus dem Lande hinaufziehe" (V. 8‑‑10). Hier haben wir die Überlegung eines Herzens, das nie gelernt hat, mit Gott zu rechnen. Der nicht erneuerte Mensch kann das auch gar nicht; seine Überlegun­gen werden hinfällig, sobald er Gott in sie einbezieht. Losgelöst oder unabhängig von Gott mögen solche Pläne und Berechnungen als weise erscheinen; aber sobald Gott einbezogen wird, zeigt sich ihre völlige Torheit.

Warum aber sollten wir uns durch Vernunftschlüsse beeinflussen lassen, deren scheinbare Richtigkeit auf den völligen Ausschluß Gottes gestützt ist? Das wäre grundsätzlich nichts anderes als Gottesleugnung. Der Pharao stellte die verschiedenen Zufälligkeiten, wie die Vermehrung des Volkes den Ausbruch eines Krieges, die Verbindung der Kinder Israels mit dem Feind, ihre Flucht aus dem Land usw., genau in Rechnung und legte alle diese Umstände mit ungewöhnlichem Scharfsinn in die Waagschale. Aber niemals kam ihm der Gedanke, daß Gott irgend etwas mit dieser Sache zu tun haben könnte; denn wenn er hieran gedacht hätte, so wären auf einmal alle seine Vernunftschlüsse über den Haufen geworfen worden und die Torheit seiner Entwürfe wäre ans Licht ge­treten.

Es liegt demnach klar zutage, daß die Überlegungen des zweifelsüchtigen Menschen Gott immer ausschließen, ja daß sogar ihre scheinbare Rich­tigkeit und Stärke gerade in diesem Ausschluß begründet sind. Das Ein­beziehen Gottes ist der Todesstoß für alle Art von Skepsis und Un­glauben. Die menschliche Vernunft kann einen glänzenden und genialen Eindruck machen ‑ sobald aber das Auge nur einen Blick auf Gott wirft, verliert sie ihren Schein und wird in ihrer Nacktheit und Häßlich­keit bloßgestellt.

Von dem König Ägyptens kann man mit Recht sagen, daß er "sehr irrte", da er weder Gott noch Seine unabänderlichen Ratschlüsse kannte (vergl. Mk. 12, 24‑27). Er wußte nicht, daß Jahrhunderte vorher' lange bevor sein sterbliches Leben begonnen hatte, das Wort und der Eid­schwur Gottes, diese "zwei unveränderlichen Dinge", die völlige und herrliche Befreiung des Volkes zugesichert hatten, das er in eigener Weisheit vernichten wollte. Alles das war ihm unbekannt; alle seine Ge­danken und Pläne waren auf die Unkenntnis der Wahrheit aller Wahr­heiten gegründet, nämlich daß Gott ist. Er bildete sich ein, durch seine Anordnungen der Vermehrung des Volkes verhindern zu können, von dem Gott gesagt hatte: "Ich werde dich reichlich segnen und deinen Samen sehr mehren, wie die Sterne des Himmels und wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist" (1. Mose 22, 17). Seine klugen Überlegungen waren deshalb nichts als Unsinn und Torheit.

Überhaupt ist es der größte Fehler, in den ein Mensch fallen kann, zu handeln, ohne Gott dabei in Rechnung zu ziehen. Früher oder Später wird sich der Gedanke an Gott ihm aufzwingen; und dann brechen seine Pläne und Berechnungen zusammen. Bestenfalls kann eine ohne Gott unternommene Sache nur für die gegenwärtige Zeit von Dauer sein. Alles rein Menschliche wird eine Beute des Todes werden, so haltbar, glänzend und beeindruckend es auch immer sein mag. Die "Schollen des Tales" werden die höchste Würde und glänzendste Pracht des Men­schen bedecken (Hi. 21, 33). Er trägt das Siegel der Sterblichkeit an sich und seine Pläne schwinden wie Rauch. Alles dagegen, was mit Gott in Verbindung steht und auf Ihn gegründet ist, ist von ewiger Dauer. "Sein Name wird ewig sein, und sein Gedächtnis von Geschlecht zu Ge­schlecht".

Welche Torheit begeht daher ein schwacher Sterblicher, wenn er sich gegen den ewigen Gott auflehnt und "wider den Allmächtigen trotzt!" (Hi. 15, 25). Der König von Ägypten hätte ebensogut versuchen können, die Gezeiten des Meeres zu hemmen, wie die Vermehrung eines Volkes zu verhindern, das der Gegenstand der ewigen Ratschlüsse Gottes war. Zwar "setzte man Fronvögte über das Volk, um es mit ihren Lastar­beiten zu drücken"; aber "so wie sie es drückten, also mehrte es sich und also breitete es sich aus" (V. 11. 12). So wird es immer sein. "Der im Himmel thront, lacht, der Herr spottet ihrer" (Ps. 2, 4). Jedem Wider­stand von Menschen und Teufeln wird ewige Beschämung folgen. Das gibt dem Herzen Ruhe mitten in einer Welt, in der alles Gott und dem Glauben total entgegengesetzt ist. Besäßen wir nicht die bestimmte Ver­sicherung, daß der Grimm des Menschen den Herrn preisen wird (Ps. 76, 10), so würden wir im Blick auf die uns umgebenden Umstände und Einflüsse oft niedergeschlagen sein. Aber Gott sei Dank! Wir schauen nicht das an, "was man sieht, sondern das, was man nicht sieht; denn das, was man sieht, ist zeitlich, das aber, was man nicht sieht, ewig" (2. Kor. 4, 18). In der Kraft dieser Blickrichtung dürfen wir wohl sagen: "Vertraue still dem HERRN und harre auf ihn! Erzürne dich nicht über den, dessen Weg gelingt, über den Mann, der böse Anschläge ausführt" (Ps. 37, 7). Wie klar tritt die Wahrheit dieser Worte in dem vor uns liegenden Kapitel an den Tag, sowohl hinsichtlich der Unter­drückten als auch des Unterdrückers! Hätte das Volk auf die sichtbaren Dinge geschaut, was hätten sie dann gesehen? Den zürnenden Pharao, die grausamen Fronvögte, die drückenden Lastarbeiten, den strengen Dienst, die harte Sklaverei, den Lehm und die Ziegelsteine. Aber was waren die Dinge, "welche man nicht sieht"? Der ewige Vorsatz Gottes, Seine unfehlbare Verheißung, das Aufdämmern eines Tages des Heils und die Befreiung durch den HERRN. ‑ Wunderbare Gegensätze! Nur der Glaube konnte den armen, unterdrückten Israeliten befähigen, sich von den rauchenden Öfen Ägyptens abzuwenden und sich nach den Gefilden Kanaans zu sehnen. ja, der Glaube allein war imstande, in den niedergebeugten und unter der rauhen Arbeit des Ziegelbrennens seufzenden Sklaven die Erben des Heils und die Gegenstände der be­sonderen Gunst und Fürsorge des Himmels zu erkennen.

Und wie es damals war, so ist es auch jetzt. "Wir wandeln durch Glau­ben, nicht durch Schauen' (2. Kor. 5, 7). "Es ist noch nicht offenbar ge­worden, was wir sein werden" (1. Joh. 3, 2). Wir sind noch auf der Erde, einheimisch in dem Leibe und ausheimisch von dem Herrn (2. Kor. 5, 6). Tatsächlich befinden wir uns noch in Ägypten, aber im Geist sind wir im himmlischen Kanaan. Durch den Glauben werden wir unter den mächtigen Einfluß der himmlischen und unsichtbaren Dinge gebracht und dadurch befähigt, uns über alles zu erheben in dieser Welt, wo Tod und Finsternis herrschen. Möchten wir alle diesen kindlich einfältigen Glauben besitzen, so daß wir an der ewigen Quelle der Wahrheit immer wieder belebt werden und die Kraft empfangen, die wir auf unserem Weg so nötig brauchen!

Die letzten Verse unseres Kapitels geben uns in dem Verhalten der beiden gottesfürchtigen Frauen Schiphra und Pua eine nützliche Beleh­rung. Sie trotzen dem Zorn des Königs und weigern sich, seinen grau­samen Befehl auszuführen; und "Gott macht ihnen Häuser" (V. 21). "Die mich ehren, werde ich ehren, und die mich verachten, werden ge­ring geachtet werden" (‑1. Sam. 2, 30). Möchten wir uns immer an diese Wahrheit erinnern und unter allen Umständen für Gott handeln!

2. Mose 2 11-25 Mose sieht nach seinen Brüdern Mackintosh C.H.

01/01/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Kapitel 2. 11‑25 MOSE "SIEHT NACH SEINEN BRÜDERN

Wenn wir die Geschichte Moses betrachten, müssen wir diesen großen Diener Gottes von zwei Seiten ins Auge fassen, nämlich in seinem per­sönlichen und in seinem vorbildlichen Charakter.

Was zunächst seinen persönlichen Charakter betrifft, so gibt es für uns viel, sehr viel daraus zu lernen. Dieselbe Hand, die ihn aus den Fluten gezogen und erhoben hatte, mußte ihn auch während der lan­gen Zeit von 80 Jahren, zunächst im Hause der Tochter des Pharao und dann "hinter der Wüste" (Kap. 3), in vielfacher Weise erziehen. Daß ein solcher Zeitraum der Erziehung eines Dieners Gottes gewidmet wurde, erscheint allerdings unseren beschränkten Gedanken außerge­wöhnlich. Doch Gottes Gedanken sind nicht unsere Gedanken. Er wußte, daß die zweimal vierzig Jahre zur Zubereitung Seines auserwähl­ten Dieners nötig waren. Wenn Gott die Erziehung eines Menschen in die Hand nimmt, so tut Er es in einer Weise, die Seiner selbst und Seines heiligen Dienstes würdig ist. Er will keinen Neuling in Seinem Werk haben. Für den Diener Christi gibt es manche Lektionen zu lernen, manche Übung durchzumachen und manchen Kampf im geheimen zu bestehen, bevor er wahrhaft fähig ist, in der Öffentlichkeit aufzu­treten. Der menschlichen Natur gefällt dies nicht. Sie möchte lieber eine Rolle in der Öffentlichkeit spielen, als sich in der Einsamkeit unter­weisen zu lassen; sie möchte lieber bewundert als durch die Hand Got­tes in Zucht gehalten werden. Aber so geht es nicht. Wir müssen die Wege Gottes einhalten. Die Natur mag sich eifrig an den Ort des Wir­kens drängen; aber Gott braucht sie dort nicht; sie muß gehorchen, sie muß vernichtet und beiseite gesetzt werden. Der Tod ist der ihr ge­bührende Platz. Wenn sie tätig sein will, wird Gott in Seiner Treue und Weisheit die Umstände so lenken, daß die Resultate ihrer Tätigkeit nur vollständige Niederlage und Beschämung beweisen werden. Er weiß, wie die Natur zu behandeln ist, wohin sie getan und wo sie gehalten werden muß. Möchten wir doch in bezug auf unser Ich und alles, was damit zusammenhängt, tiefer in die Gedanken Gottes eindringen! Wir werden dann weniger Mißgriffe machen, unser Weg wird sicher, unser Geist ruhig und unser Dienst wirksam sein.

„Und es geschah in selbigen Tagen, als Mose groß geworden war, da ging er aus zu seinen Brüdern und sah ihren Lastarbeiten zu; und er sah einen ägyptischen Mann, der einen hebräischen Mann von seinen Brüdern schlug. Und er wandte sich dahin und dorthin, und als er sah, daß kein Mensch da war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sande" (V. 11. 12). Welch einen Eifer zeigte hier Mose für seine Brüder; aber er war nicht "nach Erkenntnis" (Röm. 10, 2). Gottes Zeit war noch nicht gekommen, Ägypten zu richten und Israel zu befreien; und der einsichtsvolle Diener wartet stets die Zeit ab. Mose war "groß geworden", und er war "unterwiesen in aller Weisheit der Ägypter"; auch meinte er, "daß seine Brüder verstehen würden, daß Gott durch seine Hand ihnen Rettung gebe" (Apg. 7, 22‑25). Alles das war völlig wahr; aber er begann seinen Lauf zu früh; und in einem solchen Fall wird immer ein völliger Fehlschlag der Ausgang sein.

(Eine Anspielung auf die Handlung Moses finden wir in den an das Synedrium zu Jerusalem gerichteten Worten des Stephanus: "Als er aber ein Alter von vierzig Jahren erreicht hatte, kam es in seinem Her­zen auf, seine Brüder, die Söhne Israels, zu besuchen. Und als er einen Unrecht leiden sah, verteidigte er ihn und rächte den Unterdrückten, indem er den Ägypter erschlug" (Apg. 7, 23. 24). Es ist deutlich, daß Stephanus in seiner Ansprache von der Absicht geleitet wurde, aus der Geschichte des Volkes verschiedene Momente hervorzuheben, die ge­eignet waren, auf das Gewissen seiner Umgebung zu wirken; und es wäre ganz im Widerspruch mit dieser Absicht, wie auch überhaupt mit der Weise des Heiligen Geistes im Neuen Testament, hier die Frage erörtern zu wollen, ob Mose vor oder zu der von Gott bestimmten Zeit gehandelt hat. überdies sagt Stephanus nur: "Es kam in seinem Her­zen auf, seine Brüder zu besuchen". Er sagt nicht, daß Gott ihn zu dieser Zeit gesandt hatte. Auch berührte dies nicht im geringsten die Frage über den moralischen Zustand derer, die ihn verwarfen. "Sie aber ver­standen es nicht". Das war im Blick auf sie der einfache Sachverhalt, was auch Mose persönlich in diesen Umständen hatte lernen müssen. jeder geistlich gesinnte Mensch wird dies ohne Mühe verstehen.

Wenn wir Mose als Vorbild sehen, können wir in diesen Zügen seines Lebens die Sendung Christi zu den Kindern Israels erkennen sowie dessen Verwerfung durch die Juden: "Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche!" Betrachten wir ihn andererseits in seinem persönlichen Charakter, so finden wir, daß er wie andere Fehler machte und Schwach­heiten offenbarte, daß er bald zu eilig, bald zu langsam ans Werk ging. Doch alles dient nur dazu, die unendliche Gnade und unerschöpfliche Geduld Gottes ans Licht zu stellen.)

Auch beim Fortschreiten eines vor der Zeit begonnenen Werkes werden sich immer Unsicherheit und Mangel an ruhiger Abhängigkeit zeigen. Mose "wandte sich dahin und dorthin". Wenn jemand mit oder für Gott wirkt, in völligem Verständnis Seiner Gedanken über Einzelheiten seines Werkes, so fühlt er kein Bedürfnis, sich dahin oder dorthin" zu wenden. Wenn die Zeit Gottes wirklich da gewesen wäre, wenn Mose die Überzeugung gehabt hätte, zur Ausführung des Gerichts göttlich be­vollmächtigt zu sein, und wenn er sicher gewesen wäre, daß Gott mit ihm war, so würde er sich gewiß nicht "dahin und dorthin" gewandt haben.

Die Tat Moses enthält für jeden Diener Gottes eine Belehrung von großem praktischen Wert. Zwei Dinge sind es, durch die sie beeinflußt wurde, nämlich: die Furcht vor dem Zorn des Menschen, und die Hoff­nung auf die Gunst des Menschen. Der Diener des lebendigen Gottes aber sollte sich weder durch das eine noch durch das andere beeinflussen lassen. Was gilt der Zorn, was gilt die Gunst eines armen Sterblichen für den, der mit einem göttlichen Auftrag betraut ist und sich der Ge­genwart Gottes erfreut? Beides ist für ihn von geringerer Bedeutung als der Staub auf der Waagschale. "Habe ich dir nicht geboten: Sei stark und mutig? Erschrick nicht und fürchte dich nicht! denn der HERR, dein Gott, ist mit dir überall, wohin du gehst" (Jos. 1, 9). ‑ "Du aber umgürte deine Lenden, und mache dich auf, und rede zu ihnen alles, was ich dir gebieten werde; sei nicht verzagt vor ihnen, damit ich dich nicht vor ihnen verzagt mache. Und ich, siehe, ich mache dich heute zu einer festen Stadt und zu einer eisernen Säule und zu einer ehernen Mauer wider das ganze Land, sowohl wider die Könige von Juda, als auch dessen Fürsten, dessen Priester und das Volk des Landes. Und sie werden gegen dich streiten, aber dich nicht überwältigen; denn ich bin mit dir, spricht der HERR, um dich zu erretten" (Jer. 1, 17‑19).

Wenn der Diener Christi auf diesem Boden steht, wendet er sich nicht ,dahin und dorthin", sondern er handelt nach der Weisheit des göttli­chen Rates: "Laß deine Augen geradeaus blicken, und deine Wimpern stracks vor dich hinschauen" (Spr. 4, 25). Gottes Weisheit leitet uns immer an, aufwärts und vorwärts zu schauen. Wenn wir bemüht sind, dem zürnenden Blick eines Sterblichen auszuweichen, oder sein beifälli­ges Lächeln hervorzurufen, können wir sicher sein, daß etwas nicht in Ordnung ist. Wir stehen dann nicht auf dem wahren Boden des Dienstes für Gott, es fehlt uns die Gewißheit, von Gott zu unserem Dienst be­rufen zu sein und in der Gegenwart Gottes zu handeln. Beides ist für jeden Diener Gottes unerläßlich notwendig.

Allerdings gibt es viele, die aus Unwissenheit oder in übergroßem Selbstvertrauen in einen Wirkungskreis eintreten, für den Gott sie nie bestimmt und somit auch nicht befähigt hat. Dabei legen sie häufig eine Kaltblütigkeit und Selbstsicherheit an den Tag, daß jeder, der ihre Gaben und ihre Verdienste unparteiisch beurteilen kann, in Erstaunen versetzt wird. Aber der Schein wird bald der Wirklichkeit Platz machen; er kann auch nicht den Grundsatz ändern, daß nichts einen Menschen von der Neigung, sich "dahin und dorthin zu wenden, befreien kann, als nur das Bewußtsein, von Gott beauftragt und in Seiner Gemein­schaft zu sein. Nur wer diese beiden Dinge besitzt, ist befreit von menschlichen Einflüssen und somit unabhängig von den Menschen. Niemand ist fähig, anderen wahrhaft zu dienen, wenn er nicht völlig unabhängig von ihnen ist; und nur wer den ihm zukommenden Platz kennt und einnimmt, vermag sich zu bücken und die Füße seiner Brüder zu waschen.

Wenn wir nun unsere Blicke von dem Menschen abwenden und sie auf den einzigen treuen und vollkommenen Diener richten, so sehen wir bei Ihm kein Hin‑ und Herwenden. Und warum? Weil Jesus nie auf Men­schen, sondern immer auf Gott blickte. Er fürchtete weder den Zorn der Menschen, noch warb Er um ihre Gunst; Er redete niemals um des Beifalls der Menschen willen, und ebenso wenig schwieg Er, um ihrem Tadel zu entgehen. Aus diesem Grund trugen alle Seine Worte und Handlungen das Gepräge von Erhabenheit und Festigkeit. Er war der Einzige, von dem in Wahrheit gesagt werden konnte. "Sein Blatt ver­welkt nicht; und alles, was er tut, gelingt" (Ps. 1, 3). Was immer Er tat brachte Nutzen und Frucht, weil alles für Gott getan war. Alle Seine Handlungen, Worte, Bewegungen, Blicke und Gedanken erfreuten das Herz Gottes. Er war nie besorgt wegen der Folgen Seines Tuns, weil Er immer mit und für Gott und nach der vollen Einsicht Seines Willens handelte. Sein eigener Wille, obwohl göttlich vollkommen, verband sich nie mit irgendeiner Tätigkeit, die Er als Mensch ausübte. Er konnte sagen: "Ich bin vom Himmel herniedergekommen, nicht auf daß ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat" (Joh. 6, 38). Darum brachte Er auch stets Frucht "zu seiner Zeit". Er tat allezeit, was dem Vater wohlgefällig war (Joh. 8, 29); und deshalb hatte Er nichts zu fürchten oder zu bereuen, und keine Ursache, sich „dahin und dorthin zu wenden".

Welch einen entschiedenen Gegensatz bildet in dieser wie in jeder anderen Beziehung der hochgelobte Meister zu Seinen geehrtesten und hervorragendsten Dienern! Sogar Mose zeigte Furcht (V. 14); und Pau­lus fühlte Reue (2. Kor. 7, 8); aber bei dem Herrn Jesus finden wir weder das eine noch das andere. Er brauchte nie einen Schritt zurück ­zutun' nie ein Wort zu widerrufen oder einen Gedanken zu berichtigen. In Ihm war alles durchaus vollkommen, alles "Frucht zu seiner Zeit". Der Strom Seines heiligen und himmlischen Lebens flog ruhig und ohne Windung dahin. Sein Wille war in göttlicher Weise unterwürfig. Die besten und gottesfürchtigsten Menschen machen Fehler; aber je mehr wir fähig sind, durch die Gnade unseren eigenen Willen zu brechen, um so weniger Fehler werden wir machen. Wahrhaft glückselig ist es, wenn unser Leben wirklich ein Leben des Glaubens und der einfältigen und aufrichtigen Hingabe an Christus ist.

In dieser Weise ging Mose seinen Weg. Er war ein Mann des Glaubens, ein Mann, der die Gesinnung seines Meisters weitgehend annahm und mit bewundernswerter Festigkeit Seinen Spuren folgte. Wohl legte er, wie bereits bemerkt, vierzig Jahre vor der Zeit, die Gott für das Gericht Ägyptens und für die Befreiung Israels bestimmt hatte, seine Hand ans Werk; aber die inspirierten Mitteilungen in Hebr. 11 berühren die­sen Umstand in keiner Weise, sondern bezeichnen nur den göttlichen Grundsatz seines Wandels, dem er im allgemeinen folgte. "Durch Glau­ben weigerte sich Moses, als er groß geworden war, ein Sohn der Tochter Pharaos zu heißen, lieber wählend, mit dem Volke Gottes Ungemach zu leiden, als die zeitliche Ergötzung der Sünde zu haben, indem er die Schmach des Christus für größeren Reichtum hielt als die Schätze Ägyptens; denn er schaute auf die Belohnung. Durch Glauben verließ er Ägypten und fürchtete die Wut des Königs nicht; denn er hielt standhaft aus, als sähe er den Unsichtbaren" (Hebr. 11, 24‑27).

Diese Stelle zeigt uns die Handlungen Moses im Licht der Gnade, und in dieser Weise behandelt der Heilige Geist stets die Geschichte der Heili­gen des Alten Testaments. Wenn Er die Geschichte eines Menschen schreibt, so stellt Er uns diesen so vor, wie er ist, mit seinen Fehlern und Unvollkommenheiten; aber wenn Er im Neuen Testament dieselbe Geschichte durch Anmerkungen erläutert, so beschränkt Er sich darauf, nur das wahre Wesen und das Hauptresultat des Lebens dieses Men­schen herauszustellen. Obwohl wir daher im 2. Buch Mose lesen, daß Mose sich "dahin und dorthin" wandte, daß er sich fürchtete und sprach: Fürwahr, die Sache ist kund geworden, und daß er sogar vor dem Pharao floh, so wird uns dennoch im Brief an die Hebräer berichtet, daß er durch Glauben" handelte, und daß er nicht die Wut des Königs fürchtete, sondern standhaft aushielt, als sähe er den Unsichtbaren.

Ebenso wird es einmal sein, wenn "der Herr kommt, welcher auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Ratschläge der Herzen offenbaren wird; und dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott" (1. Kor. 4, 5). Wie trostreich ist diese Wahrheit für jedes aufrichtige und treue Herz! Das Herz mag manche "Ratschläge" ersin­nen, zu deren Ausführung es gar nicht kommt; aber wenn der Herr kommt, werden alle diese Ratschläge offenbar werden. Gepriesen sei die Gnade, die uns hierüber Gewißheit geschenkt hat! Die Ratschläge eines Herzens das Ihn liebt, sind viel wertvoller für Christus als die am besten gelungenen Werke der Hand. Dies können durch ihren Glanz die Menschen blenden, aber jene sind für das Herz des Herrn Jesus be­stimmt; diese können Stoff zur Unterhaltung und zum Ruhm des Men­schen bieten, aber jene werden vor Gott und Seinen heiligen Engeln offenbar werden. Möchten doch die Herzen aller Diener Christi aus­schließlich mit Seiner Person beschäftigt und möchten ihre Augen auf Seine Ankunft gerichtet sein!

Bei näherer Betrachtung des Lebens Moses finden wir, daß der Glaube ihn eine dem gewöhnlichen Lauf der Natur ganz entgegengesetzte Richtung verfolgen ließ und ihn veranlaßte, nicht nur die Vergnügungen, Annehmlichkeiten und Ehren am Hof des Pharao auszuschlagen, son­dern auch einen anscheinend günstigen und weit ausgedehnten Wir­kungskreis zu verlassen. Die menschliche Vernunft hätte ihn in ganz andere Bahnen gelenkt und ihn gedrängt, seinen ganzen Einfluß zum Besten des Volkes aufzubieten, und anstatt mit ihm zu leiden, tatkräftig für es einzutreten. Nach menschlichem Ermessen schien die Vorsehung dem Diener Gottes ein weites Arbeitsfeld geöffnet zu haben; denn wenn je die Hand Gottes einen Menschen in eine besondere Stellung versetzt hat, so war dies sicher bei Mose der Fall. Durch eine wunder­bare Kette von Umständen, deren einzelne Glieder ausnahmslos die Lenkung des Allmächtigen verrieten, wurde die Tochter des Pharao zum Werkzeug gemacht, um den Knaben Mose den Fluten zu ent reißen, ihn zu ernähren und zu erziehen, bis er ein Alter von vierzig Jahren erreicht hatte (Apg. 7, 23). Wenn nun Mose angesichts all dieser Umstände eine so hohe und einflußreiche Stellung aufgab, so konnte dies nach menschlichem Ermessen nur das Resultat eines falschen, irre­geführten Eifers sein.

Unsere blinde Natur kann nicht anders urteilen. Aber der Glaube denkt anders; denn Natur und Glaube stehen immer miteinander im Wider­spruch. Sie können in keinem einzigen Punkt übereinstimmen. Aber vielleicht in keiner Sache weicht ihr Urteil so sehr voneinander ab, wie in bezug auf das, was man die "Fingerzeige der Vorsehung" nennen könnte. Die Natur wird sich durch solche Fingerzeige immer gern be­rechtigt fühlen, ihren eigenen Neigungen zu folgen, während der Glaube in ihnen ebenso viele Gelegenheiten findet, sich selbst zu verleugnen. Jona hätte das nach Tarsis segelnde Schiff als einen beachtenswerten Fingerzeig der Vorsehung ansehen können, während es in Wahrheit nur eine Tür war, durch die er hindurchschlüpfte und so den geraden Weg des Gehorsams verließ.

Ohne Zweifel ist es das Vorrecht des Christen, in allem die Hand seines Vaters zu sehen und Seine Stimme zu vernehmen; aber niemals darf er sich durch die Umstände leiten lassen. Ein so geleiteter Christ gleicht einem Schiff auf hoher See, das ohne Steuerruder und Kompaß der Willkür der Wogen und Winde preisgegeben ist. Gott ruft Seinem Kind zu. "Mein Auge auf dich richtend, will ich dir raten" (Ps. 32, 8); und Seine Warnung heißt: "Seid nicht wie ein Roß, wie ein Maultier, das keinen Verstand hat; mit Zaum und Zügel, ihrem Schmucke, mußt du sie bändigen, sonst nahen sie dir nicht" (Ps. 32, 9). Es ist ungleich besser, uns durch das Auge unseres Vater leiten zu lassen, als durch den Zaum und den Zügel der Umstände. Ach! wir wissen nur zu gut, daß der Ausdruck "Vorsehung", wie man ihn gewöhnlich versteht, nur ein anderes Wort ist, um den Antrieb der Umstände zu bezeichnen.

Die Kraft des Glaubens zeigt sich gerade darin, daß sie die scheinbaren Fingerzeige der äußeren Umstände nicht beachtet. So war es bei Mose.

,Durch Glauben weigerte sich Moses, ein Sohn der Tochter Pharaos .. heißen‑; und "durch Glauben verließ er Ägypten". Hätte er nach dein geurteilt, was vor Augen war, so hätte er sicher die ihm angebotene Würde als deutlichen Hinweis einer freundlichen Vorsehung angenommen und den Hof des Pharao nicht verlassen, wo ihm Gott dem An­schein nach ein so ausgedehntes Arbeitsfeld bereitet hatte. Aber er lebte in der Kraft des Glaubens und nicht des Schauens und ‑ verzichtete auf alles. Möchten wir jederzeit, geleitet durch die Gnade, seinem Beispiel folgen!

Und was hielt Mose für größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens? Es war nicht nur die Schmach um Christi willen, sondern es war die Schmach Christi selbst. "Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen" (Ps. 69, 9). Der Herr Jesus machte sich in voll­kommener Gnade eins mit Seinem Volk. Alle Seine Herrlichkeit preis­gebend kam Er vom Himmel, nahm den Platz Seines Volkes ein, be­kannte die Sünden der Seinigen und ertrug ihr Gericht am Fluchholz. So weit ging Seine freiwillige Hingabe. Er handelte nicht nur für uns, sondern machte sich auch eins mit uns und befreite uns auf diese Weise von allem, was irgend gegen uns sein konnte.

Wir erkennen daraus, wie sehr Mose sich mit den Gedanken und den Gefühlen Christi hinsichtlich Seines Volkes in Übereinstimmung be­fand. Er sah das Wohlleben, die Pracht und den Aufwand des könig­lichen Hauses, in dem sich die "Ergötzung der Sünde" und die "Schätze Ägyptens" um ihn häuften. Er konnte, wenn er wollte, alle diese Dinge genießen. Er konnte in Reichtum leben und sterben und von Anfang bis zum Ende in königlicher Gunst stehen. Aber wäre das "Glaube", wäre das Christus gleichförmig gewesen? Nein. Von seinem hohen Platz aus sah er seine Brüder gebeugt unter dem Gewicht drückender Lasten; und durch den Glauben erkannte er, daß bei ihnen, in ihrer Drangsal, ihrer Sklaverei, sein wahrer Platz war. Wäre nur ein natür­liches Wohlwollen, Menschenliebe oder Zuneigung zu seinem Volk sein Motiv gewesen, hätte er vielleicht seinen persönlichen Einfluß zugunsten seiner Brüder aufbieten und den Pharao bewegen können, ihre drücken­den Lasten zu erleichtern. Aber so etwas könnte nie ein Herz befriedi­gen, das irgendwie Gemeinschaft mit dem Herzen Christi hat. Ein solches Herz hatte Mose durch die Gnade Gottes; und darum ging er in der ganzen Kraft und mit der vollen Zuneigung dieses Herzens zu seinen unterdrückten Brüdern, um "mit dem Volke Gottes Ungemach zu leiden. Und er tat es "durch Glauben".

Man muß diesen Unterschied recht verstehen. Wir dürfen uns nicht damit zufrieden geben, dem Volke Gottes Gutes zu wünschen, ihm zu dienen oder freundlich von ihm zu reden; nein, wir sollten uns, so verachtet und unterdrückt es auch sein mag, völlig eins mit ihm machen. Es mag für einen großmütigen Geist eine Freude sein, als Beschirmer des Christentums aufzutreten; aber mit den Christen auf demselben Boden zu stehen oder mit Christus zu leiden, ist etwas ganz anderes. Ein Gönner oder Beschützer und ein Märtyrer sind zwei sehr verschie­dene Dinge; und die ganze Heilige Schrift hebt diese Verschiedenheit unmißverständlich hervor. Obadja trug Sorge für die Zeugen Gottes (l. Kön. 18, 3. 4); aber Elias war ein Zeuge für Gott. Darius war so bekümmert um das Schicksal Daniels, daß er seinetwegen eine Nacht schlaflos zubrachte; aber Daniel befand sich in derselben Nacht als Zeuge für die Wahrheit Gottes in der Löwengrube (Dan. 6, 18). Niko­demus hatte den Mut, ein Wort für Christus zu reden; aber eine größe­re Treue in der Nachfolge des Herrn hätte ihn veranlaßt, sich ganz mit Ihm eins zu machen.

Erwägungen dieser Art haben außerordentlich praktische Bedeutung. Der Herr Jesus braucht keine Gönnerschaft! Er will Gemeinschaft. Die Wahrheit über Seine Person ist nicht geoffenbart worden, damit wir die Verteidigung Seiner Sache auf der Erde übernehmen, sondern damit wir Gemeinschaft mit Ihm haben sollen in den Himmeln. Er hat sich um den Preis alles dessen, was die Liebe zu geben vermochte, mit uns einsgemacht. Er hätte dem entgehen und ungehindert da bleiben können, wo Sein ewiger Platz war, in dem Schoß des Vaters. Wie aber wäre es dann möglich gewesen, daß Seine Liebe bis zu uns, den schuldigen und verdammungswürdigen Sündern, hätte dringen können? Zwischen Ihm und uns konnte ein Einssein nur unter Bedingungen bewirkt wer­den, die von Ihm einen totalen Verzicht auf alles forderten. Aber ge­priesen sei Sein herrlicher Name! Diese Verzichtleistung ist geschehen. ,“ der sich selbst für uns gegeben hat, auf daß er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und reinigte sich selbst ein Eigentumsvolk, eifrig in guten Werken" (Tit. 2, 14). Er wollte Seine Herrlichkeit nicht für sich allein genießen; Er suchte Befriedigung darin, "viele Söhne" in dieser Herrlichkeit mit sich zu vereinigen. "Vater", sagte Er, "ich will, daß die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, auf daß sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt" (Joh. 17, 24). Das waren die Gedanken Christi über Sein Volk; und wir können deshalb leicht beurteilen, wie weit Mose mit diesen Gedanken in Übereinstimmung seines Meisters, war. Zweifellos teilte er in hohem Grad die Gesinnung und er offenbarte sie in der freiwilligen Aufopferung jeder persönlichen Rücksicht und in seiner bedingungslosen Vereinigung mit dem Volke Gottes.

Im folgenden Kapitel werden wir von neuem Gelegenheit haben, auf den Charakter und die Handlungen dieses großen Dieners Gottes zurückzukommen; wir beschränken uns deshalb darauf, ihn hier LLU. als ein Bild des Herrn Jesus zu betrachten. Daß er dies war, geht klar aus der Stelle hervor: "Einen Propheten aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, gleich mir, wird der HERR, dein Gott, dir erwecken; auf ihn sollt ihr hören" (5. Mose 18, 15; vergl. Apg. 7, 37). Wir geben daher nicht menschlicher Einbildung Raum, wenn wir Mose als ein Bild be­trachten, sondern folgen darin der klaren und bestimmten Unterweisung der Heiligen Schrift; und zwar tritt er in den letzten Versen unseres Kapitels in zweifacher Weise als ein Bild vor unsere Augen: zunächst in seiner Verwerfung durch Israel (V. 14), und dann in seiner Vereini­gung mit einer Fremden im Lande Midian (V. 21. 22). Diese beiden Punkte haben wir teilweise schon in der Geschichte Josephs entwickelt, der, als er von seinen Brüdern verworfen war, eine Verbindung mit einer ägyptischen Frau einging; obwohl wir in beiden Fällen die Ver­werfung Christi und Seine Vereinigung mit der Kirche bildlich dar­gestellt finden, geschieht dies doch unter zwei verschiedenen Gesichts­punkten. In der Geschichte Josephs tritt die Offenbarung einer tatsäch­lichen Feindschaft gegen seine Person in den Vordergrund, während es sich in der Geschichte Moses mehr um die Verwerfung seiner Sendung handelt. In bezug auf Joseph lesen wir: "Sie haßten ihn und vermoch­ten nicht, ihn zu grüßen" (l. Mose 37, 4); und zu Mose wird gesagt: "Wer hat dich zum Obersten und Richter über uns gesetzt" (V. 14)? So wurde also der eine persönlich gehaßt, der andere in seinem Amt verworfen.

Ebenso verhält es sich mit der Art und Weise, in der das große Geheim­nis von der Kirche in der Geschichte dieser beiden Heiligen des Alten Testaments erläutert wird. Asnath stellt einen ganz anderen Zeitab­schnitt in der Geschichte der Kirche dar als Zippora. Die erste wurde mit Joseph vereinigt zur Zeit seiner Erhöhung; Zippora dagegen war die Gefährtin Moses in der Verborgenheit seines Wüstenlebens (vergl.1. Mose 41, 45 mit 2. Mose 2, 21; 3, 1). Allerdings waren beide, Joseph und Mose, zur Zeit ihrer Verbindung mit einer Fremden von ihren Brüdern verworfen; aber der eine war Herr über ganz Ägypten, während der andere "hinter der Wüste' eine Herde Schafe hütete.

In jedem Fall befindet sich also, ob wir Christus als geoffenbart in Herr­lichkeit, oder als verborgen vor den Blicken der Welt betrachten, die Kirche mit Ihm in innigster Verbindung; und ebenso wie die Welt Ihn jetzt nicht sieht, ist sie auch außerstande, von dem Leib Kenntnis zu nehmen, der eins mit Ihm ist. "Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat" (l. Joh. 3, 1). Bald aber wird Christus in Seiner Herrlichkeit erscheinen, und dann wird die Kirche mit Ihm offenbar werden. "Wenn der Christus, unser Leben, geoffenbart wird, dann werdet auch ihr mit ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit"(Kol. 3, 4). Und wiederum: Die Herrlichkeit die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, auf daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind; ich in ihnen und du in mir, auf daß sie in eins vollendet seien, und auf daß die Welt erkenne, daß du mich gesandt und sie geliebt hast, gleich­ wie wir eins sind; ich in ihnen und du in mir, auf daß sie in eins voll­ endet seien, und auf daß die Welt erkenne, daß du mich gesandt und sie geliebt hast, gleichwie du mich geliebt hast" (Joh. 17, 22. 23).

(In Joh. 17, 21 und 23 ist von einer zweifachen Einheit die Rede. Im ersten Vers handelt es sich um die Einheit, deren Aufrechterhaltung der Verantwortlichkeit der Kirche anvertraut war, aber von dieser gänz­lich vernachlässigt worden ist. In der letzteren dagegen sehen wir die Einheit, die Gott unfehlbar erfüllen und die Er in der Herrlichkeit offen­baren wird. Man kann sich von der Verschiedenheit dieser beiden Dar­stellungen der Einheit, sowohl im Blick auf den Charakter, als auch auf ihr Ergebnis leicht überzeugen.)

Das ist also die hohe und heilige Stellung der Kirche; sie ist eins mit Ihm, der von dieser Welt verworfen ist, aber den Thron der Majestät in den Himmeln eingenommen hat. Der Herr Jesus machte sich am Kreuz mit ihr eins, weil sie mit Ihm Seine gegenwärtige Verwerfung und Seine zukünftige Herrlichkeit teilen sollte. Wollte Gott daß alle, die einen Teil dieses so bevorzugten Leibes bilden, tiefer fühlen möch­ten, was sich im Blick auf ihren Wandel und Charakter auf Erden ge­ziemt! Zweifellos würden die Kinder Gottes dann eine lautere und ver­ständlichere Antwort geben auf die Liebe, womit Er sie geliebt, auf das Heil, das Er ihnen erworben, und auf die Würde, womit Er sie beklei­det hat. Der Weg des Christen sollte immer das naturgemäße Ergebnis

eines verstandenen und verwirklichten Vorrechts sein und nicht das erzwungene Resultat gesetzlicher Gelübde und Vorsätze; die Frucht einer durch Glauben erkannten und verwirklichten Stellung, und nicht die scheinbare Frucht eigener Anstrengungen, um durch "Gesetzeswerk" in irgendeine Stellung zu gelangen. Jeder wahre Gläubige bildet einen Teil der Braut Christi, und darum schuldet er Ihm auch die Zuneigung, die diesem Verhältnis entspricht. Nicht als ob man infolge der Zunei­gung in das Verhältnis eingetreten wäre; wohl aber folgt die Zunei­gung aus dem Verhältnis.

Laß es so sein, o Herr, bei Deinem ganzen Volk, das Du liebst und mit Deinem eigenen Blut erkauft hast.

2. Mose 1-4 Betrachtungen über das Wort Gottes. J.N.Darby

01/01/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

J.N.Darby, Betrachtungen über das Wort Gottes. 2.Mose 1 - 4

Als allgemeinen und charakteristischen Gegenstand haben wir im zweiten Buch Mose die Errettung und Befreiung des Volkes Gottes und dessen Aufrichtung als ein Volk vor Ihm, ob unter dem Gesetz oder unter der Regierung Gottes in Langmut - vor einem Gott, der, nachdem Er sie so zu Sich geführt hatte, für Sein treuloses Volk sorgte. Allerdings durften sie nicht in Seine Gegenwart treten, sondern Er bereitete ihnen einen Weg, sich Ihm in einer gewissen Entfernung zu nähern, obwohl sie versagt hatten. Der Vorhang war aber nicht zerrissen. Gott trat nicht zu ihnen hervor, noch konnten sie zu Gott hineingehen. 

Dies ist von der allergrößten Wichtigkeit und charakteristisch für den Unterschied gegenüber dem Christentum. Gott trat in Christo in Liebe in die Mitte der sündigen Menschen, und der Mensch ist in Gerechtigkeit zu Gott hineingegangen, und dazu ist der Vorhang von oben bis unten zerrissen. Das Gesetz forderte vom Menschen das, was er als ein Kind Adams sein sollte; das Leben wurde als eine Folge des Haltens des Gesetzes hingestellt, und es gab einen Fluch für ihn, wenn es nicht gehalten wurde. Zuerst hatte die Beziehung Gottes zu Seinem Volke in der Gnade bestanden; das blieb aber nicht so, und das Volk hat dies nie mit Einsicht erfaßt, noch begriff es die Gnade so wie solche, die sie als Sünder notwendig brauchten. Laßt uns den Lauf dieser göttlichen Unterweisungen betrachten.

Zuerst haben wir die geschichtlichen Umstände, die sich auf die Gefangenschaft Israels beziehen - die Verfolgungen, die dieses Volk ertragen mußte, und die Oberaufsicht der Vorsehung Gottes, die auf den Glauben der Eltern des Kindleins Mose antwortete und auf diese Weise die Ratschlüsse Seiner Gnade ausführte, die nicht nur das Leben des Knaben bewahrte, sondern ihn in eine hohe Stellung am Hofe des Pharao versetzte. Das, was auf Erden getan wird, tut Er Selbst. Er bereitet alles im voraus, wenn für den Menschen noch nichts zu sehen ist.

Obwohl aber die Vorsehung dem Glauben antwortet und so handelt, um die Vorsätze Gottes auszuführen und den Wandel Seiner Kinder zu überwachen, ist sie nicht die Führerin des Glaubens, obwohl Gläubige, denen es an klarem Licht mangelt, es manchmal so auffassen. Der Glaube Moses wird darin gesehen, daß er, als er im Mannesalter war, alle Vorzüge der Stellung aufgab, in die Gott ihn durch Seine Vorsehung gesetzt hatte. Die Vorsehung mag das geben (und oft tut sie das), was die Diener Gottes in vieler Hinsicht als Gefäße für ihr Werk gestaltet; sie kann aber nicht ihre Kraft in dem Werke sein. Diese zwei Gesichtspunkte sollten nicht

 verwechselt werden. Sie gibt das, was, wenn es aufgegeben wird, von der Echtheit des Glaubens und von der in der Seele wirkenden Kraft Gottes zeugt. Dies wird gegeben, damit es aufgegeben werden mag. Dies ist ein Teil der Zubereitung. Dieser Glaube wirkte durch Zuneigungen, die ihn an Gott fesselten und folglich auch an das Volk Gottes in Seiner Bedrängnis, und er erwies sich nicht in mancherlei Hilfe und Erleichterungen, die er ihnen in seiner Stellung wohl hätte verschaffen können, sondern er veranlaßte ihn, sich mit diesem Volke einszumachen, weil es Gottes Volk war. Der Glaube hängt Gott an und schätzt das Band, das

 zwischen Gott und Seinem Volk besteht, und will daran teilhaben; deshalb denkt er nicht daran, von oben herab zu begünstigen, als ob die Welt über das Volk Gottes Gewalt hätte oder imstande wäre, ihnen zum Segen zu sein. Weil dies Glaube ist, empfindet er, daß Gott Sein Volk liebt und daß Sein Volk Ihm teuer ist -  es sind die Seinigen auf Erden, und gerade durch die Liebe versetzt sich der Glaube in die Lage, in der sich Sein Volk befindet. Das ist es, was Christus tat. Der Glaube folgt Ihm nur in Seiner Laufbahn der Liebe nach, wie groß die Entfernung, in der er wandelt, auch sein mag.

Wie viele Gründe hätten Mose dazu bewegen können, in der Stellung, in der er sich befand, zu bleiben, und das sogar unter dem Vorwand, mehr für das Volk ausrichten zu können, das würde aber bedeutet haben, sich auf die Macht des Pharao zu stützen, anstatt das Band zwischen dem Volke und Gott anzuerkennen. Es könnte eine von der Welt gewährte Erleichterung ergeben haben, nicht aber eine durch Gott in Seiner Liebe und Macht vollbrachte Errettung. Mose wäre viel Ungemach erspart geblieben, er hätte aber seine wahre Herrlichkeit verloren; dem Pharao

 wäre geschmeichelt, und seine Gewalt über das Volk Gottes wäre anerkannt gewesen; und Israel wäre in Gefangenschaft geblieben und hätte sich auf Pharao gestützt, anstatt Gott in den kostbaren und sogar herrlichen Beziehungen Seines Volkes mit Ihm anzuerkennen. Gott wäre nicht verherrlicht worden. Doch alle menschliche Überlegung und jede mit den Wegen der Vorsehung verbundene Überlegung würde Mose dazu bewogen haben, in seiner Stellung zu bleiben; der Glaube bewog ihn dazu, sie aufzugeben. Alles wäre wirklich verdorben gewesen.

Dann macht sich Mose mit dem Volke Gottes eins. Vielleicht wurde er von einer gewissen natürlichen Tätigkeit, und von den unbewußten Gewohnheiten einer Kraft, die nicht ganz und gar von oben war, begleitet; es ist aber die erste Ergebenheit, auf die der Heilige Geist als die gute und wohlannehmbare Frucht des Glaubens hinweist *1). Dieser Glaube hätte Gott aber völliger unterwürfig sein und seinen Ausgangspunkt in Ihm allein und im Gehorsam Seinem ausdrücklichen Willen gegenüber haben sollen. In diesem Falle haben wir ein Beispiel dafür, wie der Herr oft handelt. Die Entfaltung der eifrigen Energie der Treue wird zugelassen, das Werkzeug wird aber für den Augenblick beiseite gestellt, auf daß der Dienst direkt und

 vollständig von Gott abhängen sollte. Sogar bei Jesu gab es etwas Ähnliches, außer daß es in Ihm keine falsche Berechnung und keinen Irrtum gab, noch daraus herrührende Wege der Vorsehung, um Ihn von diesen Dingen zu befreien. Die Vollkommenheit der inneren Lebenskraft handelte bei Ihm stets in dem Bewußtsein dessen, wer Sein Vater war, und zugleich unterwarf Er Sich Seinem Willen in den Umständen, in die Er Ihn sittlich gebracht hatte. Bei den Schriftgelehrten im Tempel erscheint der Herr aber als Sohn, und dann war er, Joseph und Maria bis zu dem von Gott festgesetzten Zeitpunkte und Wege untertan, in beiden Lagen war Er gleicherweise vollkommen. Mose, furchtsam sogar inmitten der Treue und von der Macht erschreckt, die ihm, vielleicht unbewußt, eine gewisse Gewohnheit verlieh, um energisch zu handeln (denn man fürchtet das, woraus man seine Kraft schöpft), und abgestoßen durch den Unglauben derer, zu denen ihn seine Liebe und seine Treue getrieben hatten, „denn sie verstanden ihn nicht“, floh in die Wüste; in bezug auf die Tatsache selbst ist dies ein Vorbild vom Herrn Jesu, von dem Volk, das Er liebte, verworfen.

Zwischen diesem Vorbild und dem Josephs besteht ein Unterschied. Joseph (als getötet) nimmt die Stellung Jesu ein, wie Er zur Rechten des höchsten Thrones über die Nationen erhöht ist, und schließlich empfängt er seine Brüder, von denen er abgesondert gewesen war. Seine Kinder sind für ihn ein Zeugnis seiner Segnung zu jener Zeit. Er nennt sie: Manasse („denn Gott“, sagt er, „hat mich vergessen lassen meine ganze Mühsal und das ganze Haus meines Vaters“) und Ephraim („denn Gott hat mich fruchtbar gemacht in dem Lande meines Elends“). Mose stellt uns Christum als von Seinen Brüdern abgesondert dar *2), und obwohl Zippora (wie auch das Weib

 Josephs) als ein Vorbild der Kirche gelten  könnte, als die Braut des verworfenen Erretters während der Zeit seiner Trennung von Israel, so werden doch, was sein Herz und seine Gefühle betrifft (die in den Namen, die er seinen Kindern gibt, zum Ausdruck kommen), diese durch den Gedanken der Trennung vom Volke Israel beherrscht: seine brüderlichen Zuneigungen sind dort - seine Ruhe und sein Land sind dort. Überall sonst ist er ein Fremdling. Mose ist das Vorbild Jesu als des Befreiers Israels. Er nennt seinen Sohn Gersom, d. h.  „Fremdling daselbst“; „denn“, sagte er, „ein Fremdling bin ich geworden in fremdem Lande“. Jethro stellt uns die Nationen dar, unter die Christus und Seine Herrlichkeit getrieben wurden, als Er von den Juden verworfen wurde.

Endlich aber blickt Gott auf Sein Volk, und Er gibt nicht nur den Glauben, der sich mit Seinem Volke einsmacht, sondern Er entfaltet die Kraft, die sie errettet. Dieser Mose, der als Fürst und als Richter verworfen wurde, muß jetzt inmitten Israels und der Welt als ein Fürst und ein Erretter erscheinen.

Stephanus gebrauchte diese zwei Beispiele, um die Gewissen des Synedriums ihrer ähnlichen und noch größeren Sünde im Falle Christi zu überführen.

Gott - der Mose scheinbar in der Macht seiner Feinde gelassen hatte, ohne seinen Glauben anzuerkennen - tut Sich ihm nun kund, wo er allein ist, um ihn zu senden, Israel zu erretten und die Welt zu richten.

Als praktische Lebensgeschichte betrachtet, ist dieses Entsenden Moses in die Wüste und sein langes Verweilen dort voller Unterweisung. Gott zeigt Sich uns als Der, der die Hoffnung des Fleisches vernichtet und seine  Kraft demütigt. Aus dem adoptierten Sohne eines Königs macht Er unter dem Schutz eines Fremdlings einen Hirten, und dies vierzig Jahre lang, bevor er das Werk Gottes unternehmen kann, und zwar damit das Werk ein Werk des Gehorsams und die Kraft die Kraft Gottes sei; die Hoffnung Moses und die Zuneigung seines Herzens mußten sich diese ganze lange Zeit abwartend verhalten. Keine menschliche Lösung war zu sehen.

Gott aber war jetzt im Begriff, Sich unter dem Namen Jehova zu offenbaren. Er war mit den Vätern unter dem Namen: Gott, der Allmächtige, in Beziehung getreten. Das war es, was sie brauchten, und dies war Seine Herrlichkeit während ihrer Pilgrimschaft. Jetzt nimmt Er einen Namen in Beziehung zu Seinem Volke an, der eine beständige Beziehung zu ihnen bedeutet und in der Er, da sie in Ihm Selbst aufgerichtet ist, in Ihm, welcher Derselbe ist gestern, heute und auf ewig, in Treue das vollbringt, was Er in Gnade und in Verheißung begonnen hatte, indem Er die ganze Zeit zeigte, was Er in Langmut und in Heiligkeit in Seiner Regierung inmitten Seines Volkes ist. Für uns nennt Er Sich Vater, und Er handelt uns gegenüber gemäß der Macht dieses gepriesenen Namens für unsere Seelen *3).

Jehova ist aber nicht der erste Name, den Er bei Seinen Mitteilungen an Sein Volk durch die Mittlerschaft Moses gebraucht. Zuerst stellt Er Sich als solcher dar, der Sich um ihrer Väter willen für sie interessiert, deren Gott Er war. Er sagt ihnen, daß ihr Geschrei Ihn erreicht hätte; Er hatte ihr Elend gesehen, und Er war herabgekommen, um sie zu befreien. Ein ergreifender Ausdruck der Gnade Gottes! Daraufhin sendet Er Mose zu Pharao, um sie aus Ägypten heraufzuführen.

Aber wehe! wenn sich die fleischliche Energie nicht mit dem Gehorsam vermischt und wenn nichts anderes als diese Energie da ist, dann ist es etwas Armseliges für das menschliche Herz. Die fleischliche Energie, mit der Mose den Ägypter erschlagen hatte, war jetzt weg, und wo Gott Mose beruft, um der Errettung Seines Volkes willen nach Ägypten zu gehen, da macht Mose Einwände. Daraufhin gibt Gott ein Zeichen, um zu zeigen, daß Er mit ihm sein wird, ein Zeichen aber, das sich erst nach dem Gehorsam Moses erfüllen sollte und das ihn kräftigen und dessen er sich erfreuen sollte, wenn er gehorcht haben würde.

Mose macht noch immer Schwierigkeiten, auf die Gott in Gnade antwortet, bis diese Schwierigkeiten nicht mehr Schwachheit sind, sondern eher zum Wirken seines Eigenwillens im Unglauben werden. Dazu neigt nämlich Nachsicht bei Schwachheit. Bei der Sendung, die Gott dem Mose anvertraut, tut Er Seinen Namen „Ich bin“ kund. Gleichzeitig aber, während Er kundtut, daß Er ist, der Er ist, nimmt Er für immer als Seinen Namen auf Erden den Namen des

 Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs an: ein wichtiger Grundsatz in bezug auf die Wege Gottes. „Ich bin“ ist Sein eigener eigentlicher Name, wenn Er Sich offenbart; in bezug aber auf Seine Regierung der Erde oder auf Seine Beziehung zu ihr ist Sein Name, d. h. der, unter dem alle Geschlechter Seiner gedenken sollen: der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Dies gab Israel -  jetzt unter diesem Namen von Gott besucht und aufgenommen - einen außerordentlichen Platz.

In Abraham hatte Gott erstmalig einen herausgerufen, als erstem gab Er ihm Verheißungen. Er war der erste, der öffentlich berufen wurde, sich von der Welt abzusondern, so daß Gott Sich sein Gott nannte. Er nennt Sich niemals der Gott Abels oder Noahs, obwohl Er natürlich im allgemeinen Sinne der Gott eines jeden Heiligen ist. Der Glaube selbst wird hier erstmalig als der Weg der Gerechtigkeit bezeichnet. Beim Richten der Schlange hatte Gott in Eden den endgültigen Sieg des verheißenen Samens angekündigt. In Abel hatte Er gezeigt, was eine wohlannehmbare Opfergabe von einem Sünder war - nicht die Früchte seiner Mühe unter Gericht, sondern das Blut, das die Gnade Gottes ihm gegeben hatte und das seiner Not entsprach. Das begründete eine Gerechtigkeit, in welcher der stand, der durch das

 dargebrachte Opfer zu Gott kam, und von der er selbst ein Zeugnis hatte, und die durch seine Opfergabe, d. h. durch Christum Selbst, gemessen wurde *4). In Henoch sehen wir einen klaren und absoluten Sieg über den Tod und ein Entrücken von der Erde weg, da Gott ihn nahm; in Noah ist es die Errettung durch Gericht, als die Welt gerichtet wurde. Dann begann eine neue Welt und ein Aufheben des Fluches der Erde durch den lieblichen Geruch des Opfers, und es wurde ein Bund errichtet, um sie vor irgendeiner zukünftigen Vernichtung durch Wasser zu bewahren. Nach dem Gericht über Babel haben wir aber in Abraham einen, der aus der Welt, die jetzt anderen Göttern huldigt, herausgerufen und in eine abgesonderte und unmittelbare

 Beziehung zu Gott gebracht wird, und es werden ihm Verheißungen gegeben - eine Person, dazu berufen, der Gegenstand und der Bewahrer der Verheißungen Gottes zu sein. Das gab ihm einen ganz besonderen Platz. Gott war sein Gott. Als Erbe der Verheißungen hatte er einen von der ganzen Welt abgesonderten Platz bei Ihm. Er ist die Wurzel aller Erben der Verheißungen. Christus Selbst kommt als Same Abrahams, der auch der Vater aller Treuen in bezug auf die Erde

 ist, Israel ist die verheißene Nation unter diesem Titel. Was die Erwählung betrifft, sind sie Geliebte um der Väter willen. Folglich würde Gott sie jetzt in diesem Namen, als Seinem ewigen Gedächtnis, erretten. Gleichzeitig sagt Gott voraus, daß Pharao das Volk nicht ziehen lassen würde, Er nimmt aber deutlich den Boden Seiner Autorität und Seiner Rechte auf das Volk ein und Seiner rechtmäßigen Forderung an Pharao, daß er sie anzuerkennen hat. Auf seine Weigerung hin, dies zu tun, würde er durch die Macht Gottes gerichtet werden.

Mose erhebt immer noch Einwände, und Gott gibt ihm wieder Zeichen, bemerkenswerte Zeichen. Die zwei ersten scheinen mir in ihrer Art Vorbilder zu sein, das erste von der Sünde und ihrer Heilung; das zweite von der Macht, die satanisch geworden ist, zurückgenommen und zum Stabe Gottes wird, und sie stellt dann das dar, was erfrischt, was von Gott kommt, und was Gericht und Tod geworden war. Wir müssen hier aber den Unterschied beachten zwischen dem, was Mose gegeben wurde, und dem, was in Ägypten geschah. Hier in den zwei persönlichen Zeichen ist erstens Wiederherstellung (der Aussatz wird geheilt), und dann wird die Macht, vor der Mose floh, zum Stabe Gottes in seiner Hand. Daß das Wasser zu Blut wird, ist einfach

 Gericht. In Ägypten wurde das erste nicht gefunden, er handelte dort für Gott, es gab aber eine viel weitere Entfaltung der letzten beiden Zeichen. Die persönliche Heilung, d. h. die Beseitigung der Sünde, gab es überhaupt nicht, Aber Macht vernichtet alle Entfaltung der satanischen Macht völlig, und die angebetete Quelle des Reichtums für das Fleisch und die Welt wurde für sie zum Tod und Gericht. Mose aber weigerte sich immer noch, und der Zorn Jehovas entbrannte wider ihn, doch handelt Er in Gnade, doch auf eine für Mose demütigende Weise, dem Er nun Aaron, seinen Bruder, zugesellt, den Er schon dazu vorbereitet hatte und der ihm aus Ägypten entgegenkam, denn die Torheit Seiner Kinder, während sie zu ihrer Schande und zu ihrem Verlust gereicht, führt zu der Erfüllung der Vorsätze Gottes.

Welcher Art die Macht des Erretters auch sein mag, es ist erforderlich, daß die Beschneidung bei dem gefunden werde, der sich für die Errettung interessiert und der als Werkzeug der Errettung gebraucht wird; denn der Heiland-Gott ist ein Gott der Heiligkeit; es geschieht in Heiligkeit, und indem die Sünde gerichtet wird, daß Er errettet; und da Er in Heiligkeit handelt, duldet Er keine Sünde in denen, die Mitarbeiter für Ihn sind, mit denen Er in Berührung ist; denn Er kommt im Gericht von Seinem Platze hervor. Für uns handelt es sich darum, der Sünde tot zu sein - um die wahre Beschneidung; unser Mose ist ein Blutehemann der gegenüber, die es mit ihm zu tun hat.

 Im Kampf wider Satan kann Gott das Fleisch nicht gebrauchen. Er kann es Selbst nicht dulden, denn Er ist an Seinem Platz zu Gericht. Auch Satan möchte Macht über das Fleisch haben, und zwar zu Recht; deshalb tötet es Gott Selbst, und dies ist für uns auf dem Kreuze getan worden, wo Der, welcher Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde gemacht worden ist (vgl. Röm 8, 3). Und es ist Sein Wille, daß dies auch in uns vollbracht werde. Dies ist von denen wahr, die die Versammlung ausmachen, sie können sich für tot halten. Wir tragen stets das Sterben des Herrn Jesu am Leibe umher *5). In einer Weise wird es beim Gericht am letzten Tage augenscheinlicher wahr sein, wo der Herr mit allem Fleisch rechten wird und wo Er Sich mit denen einsmachen wird, die geistlich an der Gemeinschaft der Leiden Christi nicht teilgenommen haben, was der Platz des Christen ist. Gott wird Jerusalem durch den Geist des Feuers reinigen.
 
 

Anmerkungen
*1 Hebräer 11, 24-26. Dies ist oft bei den Kindern Gottes der Fall; treu in ihren Grundsätzen und Wünschen, sind sie mit dem eigenen „Ich“ und seiner Kraft nicht zu Ende. Das ist fürwahr immer der Fall, bis das „Ich“ restlos gerichtet und erkannt und sozusagen von Christo verdrängt wird, so daß einfach der Wille Gottes getan wird. Die Welt ist aber immer stärker als die Kraft des Christen nach dem Fleische. -1-
*2 Sinnbildlich kam er zu den Seinigen, und sie verwarfen ihn (siehe später). Stephanus betont das moralisch (Apg 7); und so ist Christus von Seinen Brüdern in der Welt abgesondert, bis Er in Macht zurückkehrt. -2-

*3 Vergleiche Matthäus 5 und Johannes 17. Sein Name im Tausendjährigen Reich ist: der Höchste. Siehe den interessanten Zusammenhang dreier dieser Namen in Psalm 91. Der Name Vater wird in den Psalmen nicht gefunden: der Sohn hat ihn geoffenbart. Die anderen drei sind mit der Erde und mit der Regierung der Welt verbunden. „Vater“ gibt uns bei Gott den Platz von Söhnen und stellt uns in dieselbe Beziehung zu Gott, in der Christus Selbst bei Ihm steht, und wenn die Zeit kommt, sollen wir Ihm gleich und Erben Gottes sein. -3-

*4 Man beachte in Hebräer 11, daß es sich nicht um die göttliche Gabe des Christus für uns handelt, sondern darum, daß man im Glauben durch Ihn zu Gott kommt. -4-

*5 In Kolosser 3 finden wir das Urteil Gottes über den, in dem Christus ist (vgl. Röm 8, 10); in Römer 6 betrachtet es der Glaube so; in 2. Korinther 4 wird es praktisch verwirklicht. Gott prüft den Glauben, um die Seele in ihm zu festigen. Siehe 2.Korinther 1 und 4. -5

2. Mose, Vorwort Mackintosh C.H.Mackintosh

10/07/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Gedanken zum 2. Buch Mose C. H. Mackintosh

Vorwort

Im zweiten Buch Mose ist die Versöhnung das zentrale Thema. Mose tritt als der Befreier Israels auf, und das Verhältnis des Volkes Israel zu Gott wird durch das Blut des Passahlammes göttlich geordnet. In ver­schiedenen Bildern wird uns vor Augen geführt, welche Bedeutung das Kreuz Christi für Gott und für den Menschen hat. 

Wir sehen Israel hinter den mit Blut besprengten Türpfosten in voller Sicherheit vor dem Schwert des Gerichts, und wir sehen es am anderen Ufer des Roten Meeres der Gewalt seines Unterdrückers glücklich entronnen. Im Bild erkennen wir hier die Stellung jedes wahren Gläubigen. Durch den Tod Christi vom ewigen Gericht und aus der Gewalt Satans befreit, ist er für den Weg durch die Wüste ausgerüstet. Wir hören den Lobgesang der Befreiten angesichts Fluten, die über ihre Feinde

 hinweggehen; wir begleiten das Volk bis zu den Palmbäumen und Wasserbächen Elims; wir durchschreiten mit ihm die Sandebenen der öden, pfadlosen Wüste; wir hören sein Murren und blicken mit Bewunderung auf die fürsor­gende Hand dessen, der aus dem Felsen Wasser hervorbrechen läßt, der Brot und Fleisch in Fälle sendet, und der in unwandelbarer Treue Seinem murrenden Volk das Geleit gibt; wir hören die Donner des Berges Sinai und das leichtfertige Gelübde

 des Volkes das sich selbst nicht kennt. Mitten in Rauch und Flammen horcht Mose auf die Worte dessen, der ein verzehrendes Feuer ist, und am Fuß des Berges tanzt das Volk mit jauchzendem Geschrei um ein gegossenes Kalb. Wir sehen dann in der Errichtung der Stiftshütte und der Berufung des Priester­tums die unverbrüchliche Treue und Fürsorge Gottes, mit der Er Seine Beziehungen zu Seinem irdischen Volk aufrecht erhält und es durch die Wüste leitet.

Alles das zieht bei der Betrachtung des zweiten Buches Mose wie Licht und Schatten an unseren Blicken vorüber. Und während das Neue Testament uns die Tragweite des vollbrachten Werkes und die Schön­heit der Person Jesu Christi darstellt, zeigt uns das Alte Testament in seinem nun vor uns liegenden Teil die einzelnen Züge dieses Werkes und dieser Person in klar ausgeprägten Bildern. jeder einzelne Zug darin ist geeignet, den Leser mit Bewunderung und Anbetung zu er­füllen. 

Die Wege und Führungen des Herrn mit Seinem Volk, die blut­besprengten Türpfosten, die Fluten des Roten Meeres, das Wasser des Felsens, das Brot vom Himmel, die Einrichtung der Stiftshütte und ihre Geräte, der Altar, der Gnadenstuhl, die Priester und seine Gewänder, die vorgeschriebenen Waschungen und das wohlriechende Räucherwerk ‑ alles zeigt uns Christus. Er ist das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte.