27.) Amos Gericht über Sünde 8.Jahrh.v.Chr.

12/22/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Amos war der Prophet, der vor der Zeit des Erdbebens in den Tagen Ussijas, des Königs von Juda (Kap. 1, 1). Wir können sagen: Er war der Prophet dieses Ereignisses (Kap. 8, 8; 9, 5).

Das Erdbeben wird von Sacharja symbolisch, als in die Zukunft weisend, gesehen, und zwar als Hinweis auf den Streit Jehovas mit der Welt, wenn es wiederum Erdbeben und Seuchen geben wird, Diener des Gerichts und Gefäße des Zornes Gottes (Sach 14, 5).

In diesem Sinne ist Gericht der große Leitgedanke der Prophezeiung des Amos. Deshalb konnte sie auch dem Zweck dienen, den Stephanus in seiner eindringlichen Rede in Apostelgeschichte 7 verfolgte, denn auch jener Augen­blick war eine Krise in der Geschichte des Judentums. Ste­phanus zitiert dort Amos (siehe Apg 7, 42. 43; Amos 5 25‑27).

Doch Amos befaßt sich auch mit den benachbarten heidnischen Völkern. Gott handelt mit ihnen ebenso wie mit den Juden. Er richtet sie alle gleicherweise. Er führte die Philister aus Kaphtor und die Syrer aus Kir herauf, wie Er Israel aus Ägypten herausführte. Und in den künftigen Tagen des Tausendjährigen Reiches wird Er dafür sorgen, daß all Nationen nach Seinem Namen genannt wer d e n , so sicher wie Er die verfallene Hütte Davids aufbaue wird (siehe Kap. 1; 2; 9, 7‑12).

In diesem Charakter gebrauchte Jakobus in Apostelgeschichte 15 diese Stelle aus Amos, indem er für die Unabhängigkeit der Gläubigen aus den Nationen eintrat und dar auf bestand, daß sie nicht beschnitten zu werden und auch keine anderen Bräuche Israels anzunehmen brauchten

Amos deutet das an, und Jakobus zitiert ihn, um zu zeigen, daß die Nationen von Gott angenommen werden würden (oder nach Seinem Namen genannt werden würden), völlig unabhängig von den Juden. Der Herr kannte sie, bevor Israel sie kannte.

Wir sehen daraus, wie der Geist Gottes in zwei entscheiden­den Situationen der Geschichte der Kirche im Neuen Testa­ment sich des Propheten Amos bediente, nämlich in der Rede des Stephanus in Apostelgeschichte 7 wie auch in der Ansprache des Jakobus in Apostelgeschichte 15. 

So erwies sich ein Abschnitt des göttlichen Wortes als sehr bedeutsam, den man vielleicht als sehr weit zurückliegend und unbedeu­tend hätte betrachten können. Es ist schön, auch hier zu sehen, wie wir durch " jedes Wort Gottes" leben sollen. Wir wissen nicht, in weichem verborgenen Winkel dieses Bu­ches die Schriftstelle liegt, die geeignet und von dem Hei­ligen Geist dazu bestimmt ist, der Seele in der Stunde der Versuchung beizustehen. Amos ist ein Zeugnis dafür, indem er Stephanus und Jakobus diente.

Ich füge noch Verse aus einem Gedicht von George Herbert an, die dazu beitragen können, uns ein vertieftes Verständ­nis für die beispielhafte Bedeutung der beiden Amos‑Zitate in der Apostelgeschichte zu vermitteln. Sie sind enthalten in seiner kleinen Schrift "The Holy Scriptures".

"0 vermöchte ich zu sehen, wie alle die Lichtstrahlen deiner göttlichen Zeugnisse zu einem Gemälde von Glanz und Herrlichkeit zusammenfließen! Nicht nur funkeln wie Sterne die einzelnen Verse, sie gruppieren sich auch, Sternbildern gleich, im Fortgang der Berichte. Ein Bibelvers weist oft auf einen anderen hin, beide zusammen führen zu einem dritten Vers, zehn Blätter weiter; aus den drei Schriftstellen eröffnet sich eine Einsicht, die dem Leben irgendeines Christen die entscheidende Richtung gibt, ähnlich wie Heilkräuter, verstreut wachsend, schließlich in einem einzigen Trunk ihre lebenspendenden Kräfte vereinigen."