26.) Joel Tag des Herrn 4.Jahr.v.Chr?

12/22/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Bei diesem Propheten fehlen Zeitangaben. Wir können da­her annehmen, daß der zeitliche Zusammenhang, in dem er auf der Höhe seines Wirkens stand, unwesentlich ist und auch für den Charakter seiner Prophezeiung keine Bedeu­tung hat. Das Schweigen des Geistes zu diesem Punkt er­scheint beabsichtigt.

Er redete das Wort Jehovas zu einer Zeit großen nationalen Unglücks, als das Land durch wiederholte feindliche Einfälle verwüstet wurde und darüber hinaus unter Jahr um Jahr wiederkehrenden Hungersnöten zu leiden hatte.

Aber durch das gegenwärtige Unglück hindurch werden die großen Endkatastrophen über Israel gesehen, und zwar mit dem weitblickenden Auge Dessen, der von Anfang an das Ende kennt und in Seiner Gnade das Volk gern warnen möchte, damit es um den drohenden Tag der Heimsuchung weiß und sich danach verhält.

Wir finden das immer wieder in den Propheten. Sie greifen gegenwärtige Gegebenheiten auf und benutzen sie als eine Art Garantie für das Eintreten zukünftiger Ereignisse. In der Tat folgt auch der Herr selbst diesem prophetischen Stil, wenn Er in Lukas 13 die Grausamkeit des Pilatus, die er an den Galiläern verübte, und den Fall des Turmes zu Siloam erwähnt, um jenem Geschlecht der Juden zu sagen. "Wenn ihr nicht Buße tut, so werdet ihr alle gleicherweise umkom­men."

Zur Zeit Joels ist alles verdorrt, der Weinstock und der Fel­genbaum, das Korn, der Wein, das Öl, der Palmba4im, die Granatäpfel und der Apfelbaum. Priester und Diener werden aufgefordert zu weinen und ein ernstes Fasten auszurufen; alle Ältesten und das ganze Volk sollen sich versammeln.

Die Dienste im Haus Gottes hat man eingestellt, Speis ‑ und Trankopfer werden nicht dargebracht; Freude und Froh­locken, wie sie zu dem Hause des Herrn gehörten, sind ge­schwunden. Die Saat ist auf dem Feld verfault, und die Vor­ratskammern in den Wohnungen sind leer. Auch die Rinder ­und Schafherden bekommen das Elend dieser Zeit zu spü­ren. Der Prophet selbst beginnt, unter seinem tiefen Herze­leid zu Gott zu schreien. Er geht gewissermaßen in der De­mütigung und in dem Bekenntnis voran, die solch einem Augenblick in der Geschichte des Volkes angemessen sind.

Im zweiten Kapitel finden wir wiederum Einzelheiten über das Elend des Volkes, jetzt aber im Blick auf den nahe be­vorstehenden großen und sehr furchtbaren Gerichtstag Je­hovas, der in gerechtem Zorn die Geschichte des Abfalls Israels beenden wird. Der Aufruf zur Buße wird wiederholt in der Hoffnung, daß sich Gottes Zorn noch wenden möge. Diese Aufrufe waren dem Unglück jener Tage durchaus an­gemessen, doch wir wissen, daß erst in den kommenden Ta­gen, die der Befreiung vorausgehen, dieser Geist der De­mütigung und des Bekenntnisses bei einem Oberrest dieses Volkes gefunden werden wird. Ein Geist der Gnade wird dann ausgegossen werden, und jeder wird für sich persön­lich trauern. 

Die Strafe für die Sünde des Volkes wird dann als gerecht empfunden und angenommen werden. So wie die Posaune "Alarm" geblasen hat, um den nahen Feind anzukündigen, wird sie geblasen werden, aber nicht zum Alarm, sondern um das Volk zur Trauer zusammenzurufen, so daß wir in dem Charakter der Tage, in denen der Prophet lebte, wieder die moralischen Verhältnisse der letz­ten Tage finden. Trübsal kommt als das Gericht Jehovas in Gerechtigkeit; Buße kommt als die Frucht des Geistes in Gnade. Und dann, als die Frucht dieser Buße, wird alles in Israel wieder aufleben. Alle Fruchtbarkeit ist dem jetzt wüst liegenden Land verheißen; Zeiten der Erquickung und der Wiederherstellung aller Dinge werden vorausgesehen; und "mein Volk", sagt Jehova immer wieder, "soll nimmermehr beschämt werden". 

Die Gabe des Geistes wird verheißen, und der "Tag Jehovas" wird enden mit der Vernichtung ihrer Feinde und der Befreiung des Israel Gottes. In alledem finden wir die Verbindung von Matthäus 24 und Apostelge­schichte 2: der letztere Schriftabschnitt bietet uns ein Bei­spiel oder eine Teilerfüllung der verheißenen Gabe, der er­stere gibt Einzelheiten über diesen schrecklichen Tag, der den verbündeten Feinden Israels ein Ende macht, um Gottes Überrest, der den Namen Jehovas angerufen hat, zu befreien und die Auserwählten zu sammeln, um derentwillen diese schrecklichen Tage verkürzt werden sollen.

In der Tat sind alle wesentlichen Merkmale dieses kommen­den Tages hier zusammengedrängt "das Ausgießen des Gei­stes, die Befreiung der Auserwählten, die dahin gebracht sind, den Namen Jehovas anzurufen, das Gericht über die abtrünnige Nation durch die Hand ihres großen Feindes, wie es an "jenem Tag ohnegleichen, der Zeit der Drangsal Ja­kobs" stattfindet, dann die Vernichtung dieses Feindes, der verbündeten heidnischen Nationen, durch den Herrn selbst, wenn Sonne, Mond und Sterne in Verwirrung geraten, und schließlich die Friedensherrschaft und die Herrlichkeit des Königs in Zion, die auf all das folgt. 

Diese Dinge sind hier zusammen genannt, während wir sie sonst in allen Prophe­ten verstreut finden. Ich sage, wir sehen sie hier "zusam­mengedrängt". Selbst wenn wir nicht in der Lage sind, sie in die richtige Reihenfolge zu bringen oder das eine dem anderen zuzuordnen, wie sie nach und nach lebendige Ge­stalt annehmen oder ablaufen, so enthalten sie doch bedeutsame Grundsätze der Wahrheit, durch die wir, wenn wir sie kennen, auferbaut werden können. Wir dürfen die Wege jener Weisheit bewundern, die sie verordnet hat, die sie jetzt offenbart und sie zu ihrer Zeit ausführen wird.

Hier muß ich für einen Augenblick innehalten und bemerken, daß die Gabe des Geistes in Apostelgeschichte 2 dieser Pro­phezeiung wohl entspricht, daß aber die Gerichte, auf die die verfinsterte Sonne, der Mond und die herabfallenden Sterne warten und denen sie Zeugnis geben werden, nicht auf die Gabe des Geistes am Pfingsttag gefolgt sind. Das war nicht der Verlauf der Ereignisse, nachdem der Geist gegeben wor­den war. Warum? Israel war damals nicht gehorsam. Diese Gerichte werden zu Israels Gunsten ausgeführt werden. Sie werden auf den Kopf des Unterdrückers kommen und die Drangsal Israels beenden. Aber sie folgten damals nicht auf die Gabe des Geistes in Apostelgeschichte 2, wie von ihnen in Joel 2 gesprochen wird, und das, ich wiederhole es, weil Israel noch nicht bußfertig und gehorsam war. "Wenn ihr nicht glaubet, werdet ihr fürwahr keinen Bestand haben" (Jes 7, 9) ist in bezug auf die Völker eine feststehende Wahr­heit. Und da sie nicht glaubten und (was bis zur Steinigung des Stephanus ging) das Zeugnis des dann gegebenen Geistes verwarfen, wurde die Nation weder befreit noch be­festigt.

Deshalb wirkte der Geist, der an jenem Pfingsttag gegeben wurde, in eine ganz andere Richtung. Ein auserwähltes Volk, bestehend aus Juden und Heiden, wurde in der Kraft dieses Geistes zu einem Leibe getauft, und dieses Volk war be­stimmt, ein himmlisches Erbteil zu empfangen und die Braut des Lammes am Tag Seiner Herrlichkeit zu sein, wenn der Geist wiederum ausgegossen wird. Unter dieser erneuten Ausgießung wird der Oberrest in Israel zum Glauben, zur Buße und zum Gehorsam geführt werden, und dann werden nach dem vollen Umfang dieser Prophezeiung auch die Na­tionen an den Segnungen teilnehmen.

Doch ich muß noch etwas mehr über Apostelgeschichte 2 und Joel 2 sagen.

In welch tiefgründiger und interessanter Weise gibt der Geist in einem Apostel dem Wort des Geistes in einem Propheten eine weitergehende Bedeutung! Viele solcher Beispiele könnten angeführt werden, wie allgemein bekannt ist. Doch will ich hier nur darauf aufmerksam machen, wie Petrus den Propheten Joel auslegt, und zwar denke ich an des Petrus Worte in Apostelgeschichte 2 über Joels Worte in Kapitel 2.

Joel berichtet uns von dem Geist, dem Strom Gottes, wie wir ihn nennen wollen. Er geht ihm nach in seinem Verlauf oder in seiner Richtung bis hin zu den Söhnen und Töchtern, den Männern und Jünglingen, den Dienern und Mägden Is­raels; er spricht von ihm in seinem reichen und überflie­ßenden Strömen und der Fruchtbarkeit, die er hervorbringt. Petrus läßt das alles stehen. Am Pfingsttag, als er in Je­rusalem predigt, schaut er auf den gleichen Strom Gottes und ist überwältigt von seinem Reichtum und seiner Frucht­barkeit, wie er an diesem Tag vor seinen Augen seinen Lauf durch die Versammlung Gottes nimmt. Aber dann tut er mehr als das und mehr als Joel getan hatte. Er verfolgt diesen Fluß rückwärts und vorwärts ‑ rückwärts zu seiner Quelle und vorwärts bis zu seiner Mündung.

Er verfolgt ihn zu seiner Quelle, und zwar sehr sorgfältig. Das beschäftigt ihn in seiner Rede bei dieser einzigartigen Gelegenheit. Er spricht über den dienenden, gekreuzigten, auferstandenen und aufgefahrenen Jesus, wie Er hier auf der Erde gedient hatte in Gnade und Macht, wie Menschen mit sündigen Händen Ihn gekreuzigt hatten; wie Gott Ihn aus den Toten auferweckt hatte und wie Er nun erhöht war zur Rechten Gottes in den Himmeln. Diese Dinge beweist er sorgfältig und mit Einsicht aus der Schrift. Und dann, nach­dem er den Herrn Jesus verkündigt hat: Sein Leben, Seinen Tod, Seine Auferstehung, Seine Erhöhung in den Himmel, da entdeckt er in Ihm, dem aufgefahrenen und verherrlich­ten Menschen, die Quelle dieses mächtigen Stromes.

Er verfolgt ihn gleicherweise weiter bis zum Ende oder Aus­gang seines Verlaufes. Er spricht davon, daß er zu den Kin­dern jener Generation gelangen wird und auch zu allen, die weit entfernt sind, so viele der Herr herzurufen würde.

Weich ein Kommentar eines Apostels über einen Propheten ist das! Wie werden dadurch unsere Gedanken und unser Verständnis über die Wege Gottes erweitert! In weich eindrucksvoller und herrlicher Weise wird Jesus als mit dem Strom Gottes in Verbindung stehend gesehen! Er ist dessen Quelle als der Aufgefahrene, nachdem Er vorher der Die­nende, der Gekreuzigte und der Verworfene war.*)

*) Gerade das sehen wir auch In Johannes 7. Derselbe Strom nimmt seine Verlauf durch die Leiber der Heiligen. Aber es wird erklärt, daß er da noch nicht zu fließen beginnen konnte, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war. Hier In Apostelgeschichte 2 hat er begonnen, seinen Lauf zu nehmen 37 denn Jesus Ist nun verherrlicht worden.

Wir wenden uns nun dem dritten Kapitel zu. Jehova kommt, um Vergeltung zu üben. Andere Schriftstellen beleuchten diesen "Tag der Rache Jehovas in der Rechtssache Zions" und wegen Seines Tempels (vgl. Jes 34, 8 und Jer 50, 28). Das Bild dieser großen Abrechnung erscheint deutlich vor dem geistigen Auge beim Lesen dieses Kapitels. Wenn wir auf das Ende hinschauen, verkehren sich die Rollen ins Ge­genteil. Die Letzten sind die Ersten. Der Gefangene ist der Plündernde. Israel ist das Haupt und nicht der Schwanz, wie es schon zur Zeit der Patriarchen der Nation verheißen war, als Abraham von dem Heiden aufgesucht wurde und er in der Gegenwart des Königs von Gerar, des bedeutendsten Man­nes der Erde in jenen Tagen, das Opfer bereitete, das Bünd­nis schloß und die Geschenke gab (l. Mose 21) .

Gott hat sich alle Interessen Seines Volkes zu eigen ge­macht. Er ruft die Heere der Nationen zur Schlacht zusam­men, wie damals das Heer Siseras mit seinen Wagen und seinen Kriegsscharen zum Fluß Kison (Ri 4), wo das Verder­ben sie ereilte. Sisera war der Anführer der Armee Jabins. Pflugmesser müssen zu Schwertern und Winzermesser zu Speeren geschmiedet werden, bis die Nationen auf der Höhe ihres Stolzes und in der Kraft ihrer Hilfsquellen, wie Ägypten am Roten Meer, dem Tag des Herrn begegnen ‑ dem Ge­richt Gottes im Tale Josaphat,**) ..) Josaphat heißt "Gericht Gottes".

das von herniederkom­menden Helden Gottes ausgeführt wird. Sonne, Mond und Sterne werden sich dann verfinstern und kein Licht geben, für das sie gemacht und von dem sie erfüllt waren. Himmel und Erde werden dann erschüttert werden, statt ihre Bahnen in ruhigem Gleichmaß zu ziehen, wie sie Tausende von Jah­ren ihre Runden liefen. Und so werden diese kosmischen Er­schütterungen zu einem Zeugnis für die Schrecken jenes Gerichtstages Gottes sein.

Denn das Ende ist gekommen. Gericht wird die Erde reini­gen, und danach wird Herrlichkeit sie erfüllen. Jehova wird in Zion wohnen, und Juda und Jerusalem werden in Ruhe und Sicherheit sein. Die Tage des friedliebenden Salomo werden Wirklichkeit in der Fülle des Tausendjährigen Rei­ches, und die Erde selbst wird eine ruhige Wohnstätte sein.