1. Könige 17, Elia am Bach Krith

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 17, 1-7 Elia und der Bach Krith

Das Wort Gottes führt hier den ersten großen P r o p h e t e n Israels ein. Wie wir früher schon gesagt haben, waren alle anderen Propheten von Juda gekommen, oder sie hatten doch ihren Dienst vor der Loslösung der zehn Stämme begonnen. Elia war "von den Beisassen Gileads". Er betritt den Schauplatz in den bösesten Tagen der Geschichte Israels, als der Abfall allgemein geworden und der durch Ahab und Isebel begünstigte Baalsdienst zur Volksreligion geworden war. 

Unter solcher Regierung waren die Diener Jehovas gezwungen, sich zu verbergen, um ihr Leben zu retten, und die, welche noch gesehen wurden, schwiegen. Elia stand daher anscheinend ganz allein diesem furchtbaren Abfall gegenüber. 

Sein N a m e ist bezeichnend. Elia (hebr. Elijah) bedeutet: Mein Gott ist Jah (Jehova). Jedermann kann diesen Namen in den Worten und dem ganzen Verhalten dieses Mannes lesen. Sein Gott war Der, den Israel verlassen hatte. Sein Z e u g n i s ist ebenso bezeichnend: er ist v ö 11 i g g e trennt von dem allgemeinen Abfall. 

Er ist der Zeuge der Wahrheit inmitten des Bösen, und die Wahrheit sondert uns immer für Gott ab. "Heilige sie durch die Wahrheit", sagt der Herr. Diese Wahrheit besteht hier vor allem in den Gerichten Gottes. Im allgemeinen ist Elia der Prophet des Gerichts, wie andererseits Elisa der Prophet der Gnade ist. Dennoch erfüllt sich die Sendung des Elia, wie wir schon im Laufe dieses und des nächsten Kapitels sehen werden, nicht, ohne von Gnade und Rettung begleitet zu sein; und das sogar in einer Zeit, in welcher die Gerichte Gottes sich vorbereiten und ihren Lauf nahmen. 

Elia ist in seinem persönlichen Charakter ebenso bemerkenswert wie als Zeuge Gottes. Vor allem s t e h t e r v o r G o t t. Jehova, der Gott Israels, vor dessen Angesicht ich stehe", sagt er (V. 1; Kap. 18, 15). Er steht mit Gott in Verbindung und hält sich in Seiner Gemeinschaft auf. So stand auch Abraham einst vor Jehova (i. Mose 18, 22), ebenso Elisa (2. Kön. 3, 14) und viele andere Propheten und Männer Gottes. Wenn man vor Jehova steht, empfängt man d i e M i t t e i 1 u n g S e i n e r G e d a n k e n. "

Sollte ich vor Abraham verbergen, ,was ich tun will?" sagt Jehova. Ebenso ist es bei Elia: weil er vor Jehova steht, kennt er Seine Gedanken und kann sie kundmachen: "Es wird in diesen Jahren weder Tau noch Regen geben, es sei denn auf mein Wort". Wenn man vor Jehova steht hat man auch, wie Jeremia, Hunger nach Seinem Worte: man ißt es. Hernach kann man es anderen mitteilen ­"

Du sollst wie mein Mund sein" (Jer. 15, 16. 19). In Offbg. 10, 10 und 11 kann Johannes erst weissagen, nachdem er sich das Büchlein zu eigen gemacht hat, indem er es ißt. Hesekiel redet mit den Worten Gottes, nachdem er die Rolle gegessen hat (Hes. 3, 3 und 4). So ist es auch hier mit Elia; wenn er sagt: "es sei denn auf m e i n Wort", so tut er es, weil sein Wort das Wort Jehovas war, der es ihm geoffenbart hatte (V. 2. 8; Kap. 18, 1). 

Soll indes das Wort seine Kraft nach außen hin durch unsere Vermittlung offenbaren, so ist noch etwas anderes nötig, als daß wir uns von ihm nähren. Es muß A b h ä n g i g k e i t vorhanden sein. Elia kündigt den Gedanken Gottes an, teilt Sein Wort mit, aber er b e t e t (und darin zeigt sich seine Abhängigkeit), daß dieser Gedanke zur Wirklichkeit werden möge. Gerade diese Abhängigkeit durch das Gebet ist die Quelle der K r a f t des Propheten. Der Bereich dieser Kraft ist sehr erhaben: es ist d e r H i m m e 1. 

Der Himmel schließt und öffnet sich auf das Wort des Elia. Von dort läßt er das Feuer herabkommen, welches das Opfer in Gegenwart der Baalspriester verzehrt. In allen diesen Fällen finden wir den Propheten im Gebet. "Elia war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir; und er betete ernstlich, daß es nicht regnen möge, und es regnete nicht auf der Erde drei Jahre und sechs Monate. Und wiederum betete er, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor" (Jak. 5,17.18). 

Unser Kapitel sagt uns nicht, daß Elia in dem ersten Fall gebetet habe. Erst viel später, in dem Briefe des Jakobus, offenbart das Wort uns diese Tatsache; denn Gott erinnert Sich jener Gebete, Er zeichnet sie auf und kann, wenn es Ihm gefällt, davon reden. Keines der Gebete Seiner Geliebten fällt zur Erde. Wenn Feuer vom Himmel herabkommt, so geschieht es nicht nur auf das Wort, sondern auch auf das Gebet des Elia hin. Wenn die Macht des Propheten sich in der Auferweckung von Toten zeigt, so ist die Quelle dieser Macht wiederum das Gebet (Kap. 17, 20-22). 

Laßt uns hier auch gleich darauf hinweisen, daß die Abhängigkeit (die so häufig im Gebet zum Ausdruck kommt) mit fast nur e i n e r Ausnahme (Kap. 19, 3) das ganze Leben dieses Mannes Gottes kennzeichnet. Sie zeigt sich am Bache Krith, mag es sich darum handeln, dorthin oder wieder von da weg zu gehen; sie zeigt sich in Zarpath, in allen Umständen der armen Witwe; sie zeigt sich vor Ahab, vor Baal, auf dem Berge Karmel, in der Sache Naboths und während der ganzen Geschichte des Propheten bis zu dem Augenblick, da er auf den Wagen Israels in den Himmel aufgenommen wird. 

Die außergewöhnliche Kraft des Elia hatte also eine dreifache Ursache: er stand vor Gott, er empfing Sein Wort, und er lebte in der Abhängigkeit von Gott. Bei der einzigen Gelegenheit, wo sein Glaube schwach wurde, vernachlässigte er diese drei Dinge. Anstatt vor Gott zu stehen, floh er in die Wüste; er unterließ es, Jehova um Rat zu fragen, und er ging fort, wie sein Herz ihn trieb, und das war Unabhängigkeit. 

Kaum hatte Elia das ernste und öffentliche Zeugnis von Vers 1 abgelegt, so wurde er von Jehova beiseitegestellt bis zu dem Tage, da er wieder auftreten sollte um das Volk zu befreien, indem er die Helfershelfer des Feindes, die es in Knechtschaft hielten, richtete. Beiseitegestellt zu sein ist eine unendlich peinliche Lage für das Fleisch, welches sich so alles dessen beraubt sieht, wovon es sich nährt; aber es ist leicht für den Glauben; denn der Glaube findet sein Glück im Gehorsam. 

Der große Prophet mußte sich verbergen, der ener­gische Mann mußte gleichsam mit verschränkten Armen in der Einsamkeit den Augenblick Jehovas abwarten; er, der die Gewalt hatte, den Himmel zu verschließen, mußte ganz allein abhängig sein von dem Schöpfer, der über die Vögel des Himmels verfügte, um Seinen Diener zu ernähren, und das Wasser im Bache gerade so lange andauern ließ, wie Er Seinen Propheten am Krith behüten wollte. Eine peinliche Lage für das Fleisch, haben wir gesagt, aber eine glückliche Schule der Abhängigkeit! Elia genoß die Früchte davon. Als ganz Israel vor Hunger und Durst verging, konnte er sagen: "Mir mangelt nichts!" 

Der Apostel Paulus ging innerlich durch dieselben Erfahrungen. Er hatte in Damaskus gepredigt, daß Jesus der Sohn Gottes sei; dann war er in die Einsamkeit Arabiens geschickt worden, um wieder nach Damaskus zurückzukehren und dann nach Jerusalem hinaufzugehen. Wir wissen von seinen Erfahrungen während seines Alleinseins nicht mehr als von denen des Elia. Was wir wissen ist, daß der eine wie der andere mit der in der Gemeinschaft des Herrn gewonnenen Kraft aus der Einsamkeit zurückkehrte. 

Ähnlich war es mit Johannes dem Täufer. Schon im Mutterleibe legte er ein Zeugnis ab bezüglich der Gegenwart Dessen, der kommen sollte; dann wurde er in der Wüste bewahrt bis zu dem Tage seines Auftretens vor Israel. 

ja, war es nicht auch mit dem Herrn Selbst so? Nur bedurfte Er, der sagen konnte: "Ich b i n von Herzen demütig", keineswegs einer Bewahrung in der Demut. Aber das Wort schweigt über die Jahre Seines reiferen Alters, die Seinem öffentlichen Auftreten vorangingen. 

Er war da, Er lebte vor dem Angesicht Gottes, fand Seine Wonne in der Abhängigkeit von Ihm und wartete hinsichtlich Seines Auftretens auf den Willen Gottes; dann, als der Augenblick gekommen war, trat Er hervor in der Kraft des Heiligen Geistes, um Satan zu besiegen und die zu befreien, welche von Satan in Knechtschaft gehalten wurden. Noch ganz anders als Elia war der Herr Jesus ein Mann des Gebets. Das Gebet ging bei Ihm stets der Offenbarung der Kraft voraus. 

Wir sehen das bei der Taufe durch Johannes (Luk. 3, 21. 22; vergl. Kap. 4, 1. 14), auf dem Berge (Luk. 6, 12; vergl. v. 19), bei der Verklärung (Luk. 9, 28; vergl. V. 29), und bei vielen anderen Anlässen auf Seinem Wege.

Doch laßt uns noch einen Augenblick zu den Wegen Gottes mit Seinem Propheten zurückkehren. Sie finden in einer bestimmten Reihenfolge statt, die ihn allmählich auf den Höhepunkt seiner Sendung führt. Gott spricht zu ihm; er glaubt und gehorcht dem göttlichen Worte; dann zeigt er durch die Tat völlige Abhängigkeit am Bache Krith und in Zarpath. 

Je mehr er von Jehova abhängig ist, desto mehr lernt er die Treue Gottes und die Reichtümer Seiner Liebe und Gnade kennen. Das Ganze wird, wie wir im Anfang gesehen haben, von einer gänzlichen Absonderung vom Bös e n beherrscht. In all diesen Dingen liegt das Geheimnis der Kraft. Daß es an der gänzlichen Absonderung vom Bösen weithin fehlt, ist die Ursache des Mangels an wirklicher Kraft unter den Christen unserer Tage. 

An Behauptungen, Kraft zu besitzen, fehlt es ja nicht; aber wo ist die Verwirklichung? Man glaubt nicht mehr dem Worte Gottes, man lebt in Unabhängigkeit und Ungehorsam diesem Worte gegenüber, man ist in Gemeinschaft mit der Welt, die Christum gekreuzigt hat und doch ruft man laut, daß man das Geheimnis der Kraft gefunden habe! Es besteht tatsächlich in der Welt ein Geheimnis der Kraft,

 aber einer satanischen Kraft, die auf das Aufgeben all der oben genannten Dinge sich gründet. Hüten wir uns, daß wir uns nicht von dieser Kraft bestricken lassen! Die Kraft des Elia trug einen Charakter, der sie von jeder anderen unterschied: es war d i e K r a f t 

des Geistes G o t t e s, und jeder wahre Diener Jehovas war verpflichtet, sie anzuerkennen (Kap. 18, 12; 2. Kön. 2, 16).