1. Könige 17, 8-24 Elia und die Witwe

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 17, 8-24 Elia und die Witwe zu Zarpath

Als der Bach vertrocknet war, wurde Elia nach Zarpath ge­sandt, um dort von einer Witwe versorgt zu werden. Nach Luk. 4, 25 und 26 wurde er zu der Witwe gesandt, u m s i e z u v e r s o r g e n. Beides ist wahr, und unsere Erzählung ist der Beweis dafür. Gott hatte zwei Absichten Seinen Diener zu ernähren, und durch ihn der Witwe eine Gnadenbotschaft zu bringen. 

Der Herr stellt in Seiner Rede in der Synagoge diese Botschaft dem Evangelium gleich, welches außerhalb der Grenzen Israels den Nationen verkündigt wird. Der Evangelist findet seine eigene Ernährung, indem er anderen die gute Botschaft der Gnade bringt. Doch man findet in dieser Darstellung von Lukas noch eine dritte Sache. Wenn diese Botschaft den Nationen in der Person einer zidonischen Witwe gebracht wird, so sind die Witwen Israels beiseitegelassen. 

Das Gericht über den Zustand Israels öffnet den Heiden die Tür, um die Gnade zu empfangen, und zwar merkwürdigerweise gerade in dem Gebiet, aus welchem Isebel, die große Verderberin des Volkes Gottes, hervorgegangen war! (Kap. 16, 31). 

In Matth. 15, 21 zieht Sich der Herr auf dasselbe Gebiet zurück; doch obwohl Er noch zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt war, konnte Er dem Glauben nicht verborgen bleiben, und dieser fand bei Ihm viel mehr als die Brosamen, die von dem Tische der Kinder fallen. 

Elia wird also in Gnade zu einer Witwe in Zarpath gesandt, die dem Hungertode nahe ist, indem sie sich, ebenso wie Israel, unter der Schwere und den Folgen des von Gott ausgesproche­nen Gerichts befindet. Dieses Weib wußte, daß sie im Begriff war zu sterben. Das Wort des Elia brachte den Glauben, der noch in ihrem Herzen schlummerte, in Tätigkeit: "

Sie ging hin und tat nach dem Worte Elias". Anstatt an einer für die menschliche Vernunft unbegreiflichen Sache zu zweifeln, nahm sie das Unmögliche an und fand darin die Rettung für sich und ihren Sohn. Auch der König von Israel fühlte den bevorstehenden Tod auf sich und auf seinem Volke lasten; aber anstatt die Gewißheit seines Loses anzunehmen, s u c h t e

er Mittel, ihm zu entrinnen. Das ist das Entgegengesetzte von Glauben; das ist Unglaube. Ahab meinte, menschliche Hilfsmittel gegen ,den Hunger und den Tod zu besitzen oder doch finden zu können; dieses Weib hatte keine; wir wollen essen und dann sterben", sagte sie. 

Der Glaube dieser Witwe ist von derselben Natur und Beschaffenheit wie der des Propheten; sie geht infolgedessen denselben Weg wie er. So ist es immer. "Elia ging hin und tat nach dem Worte Jehovas" (V. 5). "Das Weib ging hin und tat nach dem Worte Elias" (V. 15). Aber das Wort Elias war das Wort Jehovas, welches Er zu Elia geredet hatte. Es ist dasselbe Wort, ob es unmittelbar an den Propheten gelangt, oder durch ihn zu den Menschen kommt. So ist es auch heute mit de Evangelium. 

Nachdem die arme Witwe auf diese Weise die göttlichen Hilfsquellen für eine Seele, die nahe daran war zu sterben, kennengelernt hatte, wurde sie berufen, noch tiefere und gesegnetere Erfahrungen zu machen. Ihr Sohn stirbt; sie hat es jetzt mit der Wirklichkeit des Todes zu tun. Sie erkennt zugleich (und das ist recht), daß der Tod der Sold der Sünde ist. "

Du bist zu mir gekommen, um meine Ungerechtigkeit ins Gedächtnis zu bringen und meinen Sohn zu töten!" Es genügt nicht zu wissen, daß der Tod unser wartet und uns ereilen wird; wir müssen auch die tatsächliche Macht des Todes über uns Sünder als eine Wirklichkeit erkennen.

 Die Witwe hatte diese Erfahrung nötig, um die ganze Ausdehnung und Macht der Gnade kennenzulernen. Wie hätte sie, wenn ihr Sohn nicht gestorben wäre, die Kraft der Auferstehung, die vom Tode errettet, kennenlernen können? So war es auch mit Martha am Grabe des Lazarus. 

Dieser ganze Vorgang redet zu uns von Christo. Elia ist ein Vorbild von Ihm. Er tritt mitfühlend in alle Folgen der Sünde des Menschen ein. Wie Christus am Grabe des Lazarus weinte, so "rief Elia zu Jehova und sprach: Jehova, mein Gott, hast du gar an der Witwe, bei der ich mich aufhalte, übel getan, ihren Sohn zu töten?" 

Dann weckte er den Toten wieder auf, indem er sozusagen des s en Platz einnahm. "Und erstreckte sich dreimal über das Kind, und rief zu Jehova und sprach: Jehova, mein Gott, laß doch die Seele dieses Kindes wieder in dasselbe zurückkehren!" 

Das Mehl und das Öl waren ein großer Segen für die arme Witwe. Sie wurde durch dieselben a m L e b e n e r h a 1 t e n. Die Seele, welche noch nicht alle Reichtümer Christi kennt, kann das Wort besitzen und darin ihren Lebensunterhalt finden. 

Anfänglich glich die Witwe ein wenig dem Manne, der unter die Räuber gefallen war und nun halbtot liegen blieb, bis der Samariter ihm half, indem er Öl und Wein auf seine Wunden goß. Das Öl und der Wein entsprachen seinen B e d ü r f n i s s e n, wie das Öl und das Mehl den Bedürfnissen der Witwe zu Zarpath entsprachen.

A b e r die Auferstehung entspricht dem Tode. "Als wir tot waren in unseren Vergehungen und Sünden, hat Er uns mit dem Christus lebendig gemacht und hat uns mitauferweckt". Elia streckt sich dreimal über das Kind. Ist es ein Hinweis darauf, daß Christus drei Tage im Tode zugebracht hat? Elia macht es ebensowenig wie Christus von sich selbst abhängig, wenn er einen Toten

 auferweckt. "Vater", sagt der Herr am Grabe des Lazarus, "ich danke dir, daß du mich erhört hast", und betreffs Seiner eigenen Auferweckung: "Meine Seele wirst du dem Scheol nicht lassen, d u wirst nicht zugeben, daß dein Frommer die Verwesung sehe". Geradeso drückt Elia, wie wir schon weiter oben bemerkt haben, hier seine Abhängigkeit durch das Gebet aus. 

Elia gibt das Kind seiner Mutter zurück. "Und das Weib sprach zu Elia: N u n m e h r erkenne ich, daß du ein Mann Gottes bist, und daß das Wort Jehovas in deinem Munde Wahrheit ist". Sie hat durch die Auferweckung ihres Sohnes zwei Dinge gelernt: erstens, daß Gott gekommen ist, um sich hienieden in einem Menschen zu offenbaren: "Du bist ein Mann Gottes". 

So ist auch Christus  nicht nur als ein Mann ,Gottes, nein, weit mehr als das, "als S o h n Gottes in Kraft erwiesen worden durch Toten-Auferstehung". Vorher hatte Gott Sich der Witwe geoffenbart als Der, der für ihre Bedürfnisse Sorge trug; jetzt als Der, der ein neues Leben gibt, ein Auferstehungsleben, und zwar da, wo der Tod durch "die Ungerechtigkeit" des Menschen

 eingetreten war. Zum zweiten lernt die Witwe, daß sie durch die Auferweckung die Gewißheit erlangt, daß das Wort Jehovas im Munde Elias W a h r h e i t ist. Die Wahrheit des Wortes der Gnade ist durch die Auf­erstehung bewiesen. Christus ist nicht nur unserer Übertre­tungen wegen gestorben, Er ist auch unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden. 

Das 17. Kapitel hat uns also über eine Zeit Bericht gegeben, in welcher Elia vor den Augen seines Volkes und der Welt verborgen war; zugleich haben wir gesehen, daß während dieser Zeit ein Dienst der Gnade ausgeübt wurde. In dem folgenden Kapitel wird Elia sich den Augen aller zeigen, und zwar in dem Augenblick, da das Gericht vollzogen werden soll. Ist es nötig darauf hinzuweisen, wie sehr der Prophet hierin ein bemerkenswertes Vorbild von Christo ist? 

Wir leben in der Zeit, in welcher der Herr verborgen, zugleich aber die Gnade erschienen ist, heilbringend für alle Menschen, und wo die Kraft der Auferstehung den Völkern verkündigt wird. Tage kommen, wo der verworfene Herr von neuem erscheinen, wo jedes Auge Ihn sehen wird, auch die Ihn durchstochen haben, und wo Seinetwegen wehklagen werden alle Stämme des Landes. Ja, Amen! (Offbg. 1, 7).