1. Mose 18,1-18 Abraham und Lot 1870 BdH

07/21/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Abraham und Lot (1. Mose 18, 19) 

Die Zerstörung Sodoms und Gomorras ist ein Bild davon, was geschehen wird, wenn der Herr kommt. Die Menschen 
handelten in einer Weise, als ob die Welt für immer bestehen sollte, und dies ist auch jetzt noch die größte Sünde der Welt und ein unwiderlegbarer Beweis ihres Unglaubens (2. Petr 3). 
Die Menschen treffen die verschiedensten Vorkehrungen im Blick auf die Zukunft, obwohl die Welt seit dem Tode Jesu doch nicht auf einen einzigen Tag zählen kann. Gott wartet, bis die Gottlosigkeit auf der Erde ihren Höhepunkt erreicht 
hat, bis sie bloßgestellt und ganz offenbar gemacht worden ist, bevor er das Gericht vollzieht. Die Welt aber sieht in dieser Langmut Gottes eine Stütze ihres Unglaubens. „Weil das Urteil über böse Taten nicht schnell vollzogen wird, darum 
ist das Herz der Menschenkinder in ihnen voll, Böses zu tun" (Pred 8, 11). Nach diesem Grundsatz und in dieser Weise 


handelt der Unglaube immer. Das zeigt die Geschichte des Menschen vor der Sintflut und diejenige der verfluchten Städte der Ebene (Lk 17, 26. 30. 
Die Kirche hat eigentlich nur eine n Gegenstand, nämlich den verherrlichten Christus im Himmel. Darum ist der Christ berufen, mit dem Herzen von allen Dingen der Erde getrennt zu sein. Als Pilger oder Fremdling auf Erden ist Abraham ein wahres Vorbild des Gläubigen (Hebr 11). Er sah die 
Verheißungen von ferne, er war von ihnen überzeugt, er ergriff sie und bekannte, daß er ein Fremdling auf der Erde sei, und Gott schämt Sich bei solchen Menschen nicht, „ihr Gott zu heißen". 

Er würde Sich schämen, diejenigen als Sein Volk anzuerkennen, die die Welt zu ihrer Heimat erwählen. Abraham suchte ein Vaterland. „Und wenn sie an jenes gedacht hätten, von welchem sie ausgegangen waren, so hätten sie Zeit gehabt zurückzukehren. Jetzt aber trachten sie nach einem besseren, das ist himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott genannt zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt bereitet" (Hebr 11, 15. 16). Abraham besaß im Lande Kanaan nur ein Grab. Da er im allgemeinen Gott treu nachfolgte, hatte Gott ein besonderes Interesse an ihm. 

Abraham wird „Freund Gottes" genannt (Jak 3). Seine Schritte verraten keinerlei Ungewißheit. Er geht von Ur in Chaldäa aus, und später verließen er und die Seinigen Haran. „Sie zogen aus, um in das Land Kanaan zu gehen" (1. Mo 12). 
Wie machte es aber später die Frau Lots? Sie verließ Sodom zwar dem Leibe nach, aber nicht mit dem Herzen, und der Herr Jesus ruft Seinen Jüngern das Gericht an dieser Frau ins Gedächtnis, indem Er sagt: „Gedenket an Lots Weib" 
(Lk 17, 32)! Wem ist die Christenheit zu vergleichen, dem Abraham oder der Frau Lots? Wenn das Volk Gottes nicht in Tat und Wahrheit dieselbe Sprache führt wie Abraham, befindet es sich nicht in der Stellung, in der Gott es anerkennen kann. 
Gott teilt Abraham Seine Gedanken in bezug auf Sodom mit, und Abraham beantwortet eine solche Gnade Gottes nach der ihm verliehenen Gnade. Er bittet hier nicht um etwas für sich selbst wie in Kapitel 15, sondern er tut Fürbitte für andere. 

Es gibt kein lieblicheres Bild als das, mit dem das 18. Kapitel beginnt, obwohl der Unglaube dieses Gemälde durch 
seinen elenden Materialismus entweiht und dadurch offenbart, wie er moralisch vollkommen unfähig ist, diese gnadenreiche Herablassung Gottes zu „Seinem Freunde" zu würdigen. „Das hat Abraham nicht getan" (Joh 8, 40). Obwohl er an die Wege und Worte Gottes gewöhnt ist und sich der göttlichen Gegenwart völlig bewußt ist, wartet er dennoch mit aller Zurückhaltung, bis es Jehova gefällt, Sich zu erkennen zu geben. Dieser wahrhaft rührenden, geziemenden Ehrfurcht von Seiten Abrahams folgt von Seiten Gottes eine Vertraulichkeit, die nicht nur dem Kindeszustande des Menschen mit Bezug auf die von Gott geoffenbarte Segnung völlig angepaßt war, sondern auch Abraham für herrliche, ihm vorbehaltene Vorrechte zubereitete und ihn vor allem für 
jene köstliche Gemeinschaft heranbildete, in der man sich des Glückes andere r erfreut und an den Leiden anderer innigsten Anteil nimmt. 

Durch diese Vertraulichkeit versicherte Gott ihn aufs deutlichste Seines Interesses an ihm und des Vertrauens, das Er zu ihm hatte. 
In der Tat befindet Abraham, wie wir dies in Kap 18, 17-19 sehen, sich in dem Genuß des innigsten Verhältnisses mit Jehova, Der ihm Seine Ratschlüsse offenbarte und mit ihm nicht nur aufs neue und mit größerer Klarheit von dem verheißenen Samen redet, sondern ihm auch das über Sodom verhängte Gericht ankündigt. Jetzt hat Gott andere, reichere und geistlichere Mittel geoffenbart, um unsere Herzen Seiner Liebe zu versichern, während damals nichts geeigneter war, als Seine Wege mit Abraham. Gott erscheint ihm in der 
Ebene von Mamre, Er kommt bis zur Tür seines Zeltes und unterhält Sich mit ihm in bewundernswürdiger Herablassung. Gott wollte in praktischer Weise das Herz Abrahams befestigen, und wir brauchen nicht zu sagen, daß es Ihm gelang. Die Fürbitte Abrahams beweist es. Für uns hat der Herr in Seiner unendlichen Gnade noch etwas Besseres ersehen. 

Er ist gekommen und hat sich in Jesus geoffenbart, und wir haben die Gewissheit, daß wir in Christus jemand besitzen, Der fortwährend für uns bittet. Ja, wir sehen uns selbst in Christo Jesu in der Gegenwart Gottes und sind durch den 
Heiligen Geist in ein so inniges Verhältnis zu Gott getreten, dessen selbst Abraham sich nicht rühmen konnte, weil die 
Grundlage, auf der allein ein solches Verhältnis ruhen kann, noch nicht gelegt war. — Es ist vielleicht möglich, daß wir in 
der Verwirklichung dieses Verhältnisses, in das wir durch die Gnade gebracht worden sind, nicht viele Fortschritte gemacht haben, aber dennoch ist dieses Vorrecht, wenn es auch nicht handgreiflich und sichtbar ist, ein ewig bestehendes, und es ist jetzt, da wir es im Glauben genießen, nicht weniger wirklich als dann, wenn wir es im Schauen genießen werden. 

Die Ratschlüsse Gottes sind uns in Seinem Wort geoffenbart und der Heilige Geist ist uns gegeben worden, damit wir sie erkennen und genießen. Was uns oft fehlt, ist der einfältige und feste Glaube Abrahams. Er fürchtete die Gegenwart Gottes nicht; eine solche Furcht ist die Wirkung der Sünde. 
Wenn wir die Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu geschaut haben, ist die Gegenwart Gottes für uns süß und köstlich, und wir finden in ihr die nötige Kraft und Zuversicht. Ihn zu kennen, ist wirklich das ewige Leben; Seine Gegenwart wirkt in uns die größte Freude. Wenn eine Seele sich in diesem Zustand des Vertrauens befindet, dann teilt Gott ihr Seine Gedanken mit, sowie Er hier Abraham als Seinen Freund behandelte und mit ihm selbst über das, was die Welt betrifft, Aufschlüsse gab. Mit einem Freunde sprechen wir nicht nur von Geschäften, sondern von dem, was wir auf dem Herzen haben. Die Fürbitte ist die Frucht der Offenbarung Gottes und der Gemeinschaft mit Ihm. Von der Welt getrennt, ist Abraham mit Jehova auf dem Berge. Während das Gericht, das über die zu seinen Füßen liegende Welt hereinbricht.

Gott teilt ihr Seine Gedanken mit und zwar nicht nur bezüglich dessen, was Er für sie tun will, sondern auch, was die Welt zu erwarten hat. Der Sohn des Menschen wird sowohl die Lebendigen als auch die Toten richten. Gott hat es uns gesagt. 
Gott erweist der Welt gegenüber die äußerste Langmut. Er wartet mit Geduld. „Der Herr verzieht nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten, sondern er ist langmütig gegen euch, da er nicht will, daß irgend welche verloren gehen, sondern daß alle zur Buße kommen" (2 Petr 
3, 9). Wenn Seine Liebe in uns geistlicher entwickelt wird und dasjenige übersteigt, was die Erzväter kannten, dann verstehen wir auch Seine Langmut gegenüber der schuldigen Welt. 

Wäre ein Mensch berufen, die Welt zu regieren, er wäre nicht eine Stunde lang imstande, ihre Undankbarkeit und Verkehrtheit zu ertragen. Gott brachte Seinen Freund Abraham dahin, bis auf einen gewissen Grad in Seine eigenen Gedanken einzugehen, und Er wirkte sogar, wenn ich 
mich so ausdrücken darf, einen Abdruck von ihnen in ihm. 
Die Engel in menschlicher Gestalt gehen nach Sodom. Abraham aber steht noch vor Jehova. Auch das Teil der Versammlung ist es, vor dem Herrn zu stehen und von Ihm Seine Gedanken und Ratschlüsse zu erfahren. Die Versammlung ist von Seiner Liebe zu ihr überzeugt und mit dem Bewußtsein dieser Liebe betraut. Sie bittet für die Welt in der Hoffnung, daß ihr noch Erbarmung widerfahren möge. 

Das Herz lebt über den Umständen, in denen es sich hier befindet, und rechnet auf die Liebe, die in Gott ist. Wenn wir für jemand nicht Fürbitte tun können, ist die Sünde in uns stärker als der Glaube. Wenn wir praktisch nahe bei Gott sind, dann bittet die Seele, die die Sünde sieht, für den Sünder. Abraham schwieg (V. 32, 33), und „Jehova ging weg, als er mit Abraham ausgeredet hatte". Aber Er tat mehr als Abraham gebeten hatte; Er trieb Lot aus Sodom und rettete ihn. Nichts konnte geschehen, bevor Lot in Sicherheit war (Kap 19, 16-22). Das Auge Gottes wachte über ihm. Welch 
ein Segen für den Gerechten, auf die Liebe Gottes rechnen zu können! 

Abraham verharrte in seiner Fürbitte, obschon er die Fülle der Barmherzigkeit Gottes nicht ergründen konnte. Wir wissen nicht wie Gott, was alles Er tun wird, und dennoch können wir im Glauben Fürbitte tun. Abraham erkühnte sich immer mehr zu bitten. Sein Zutrauen wächst, und am Ende kennt er Gott besser als zuvor. Die Liebe Gottes bewahrte sein Herz. Die Frucht dieser Fürbitte wird uns in Kap. 19, 27. 28 gezeigt, wo wir Abraham am frühen Morgen an den Ort gehen sehen, wo er vor Jehova gestanden hatte, und von wo er jetzt in die Ebene schaut, die wie ein Ofen raucht. 
Von ferne und von oben betrachtet er die Wirkung der Zerstörung. Das ist auch unsere Stellung. Von ferne und von oben werden wir das Gericht der Gottlosen sehen, jetzt durch den Glauben, einst aber in Wirklichkeit. 

Lot und seine beiden Töchter wurden verschont und gerettet wie durchs Feuer. Die treue und unergründliche Barmherzigkeit Gottes hatte über sie gewacht. Aber wie unterschieden sich Lots Umstände von denen Abrahams! Seine Untreue hatte ihn nach Sodom geführt, seine Gier nach den angenehmen Dingen dieser Welt hatte ihn getäuscht. Er hatte seine Augen aufgehoben und über die ganze Jordanebene, die ehe Jehova Sodom und Gomorra zerstörte, ein sehr wasserreiches 
Land war, hingeschaut, „und Lot erwählte sich die ganze Ebene des Jordan" (Kap 13). 

Erst schlug er seine Zelte auf „bis nach Sodom" ; später „wohnte er in Sodom " (Kap 14), und am Abend vor der Zerstörung der Stadt „saß Lot im Tore Sodoms " (Kap 19), also an einem Ehrenplatz! Ach, welch ein warnendes Beispiel für den Gläubigen, der rückwärts geht, weil sein Herz an den 
Dingen dieser Erde hängt. Solche Christen verunehren den Herrn und durchbohren sich selbst mit vielen Schmerzen. 

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