1. Mose 12,1-8 Die Berufung Abrahams BdH 1853

01/03/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Die Berufung Abrahams

Im ersten Buch Mose finden wir die große Grundlage der Beziehungen Gottes zu den Menschen In ihrer ganzen Frische von der Schöpfung an. Wir sehen die Sünde und die Ver­heißung des zweiten Adams; wir sehen wie darin die Regierung Gottes geübt worden und wie der Mensch gefallen' ist; das Ge­richt der Sintflut, welches mit der alten Welt ein Ende machte; die Verheißungen, dem Abraham

 gegeben, die beiden Bündnisse von Sarah und Hagar; die Beziehungen des Herrn mit den Juden in der schönen vorbildlichen Geschichte des Josephs, kurz wir finden in diesem Buche nicht nur eine Geschichte, sondern, wie gesagt, die Hauptgrundlage der Beziehungen Gottes zu den Menschen, — Als Aufbewahrer der Verheißungen nimmt Abra­ham eine wichtige Stelle in dieser Beziehung ein. 

Wir begreifen dies, wenn wir Gal. 3, 13. 14 lesen: „Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, da er ward ein Fluch für uns (denn es steht ge­schrieben: „Verflucht ist jedermann, der am Holze hängt"), auf daß der Segen Abrahams auf die Heiden käme in Christo Jesu und wir die Verheißung des Geistes empfingen durch den Glauben."
Man sieht durch dieses Wort, welche Wichtigkeit den Seg­nungen Abrahams beigelegt ist. Wenn wir sie betrachten, so verstehen wir die köstliche Stellung, in welche uns Gott bei der Erfüllung dieser Verheißungen in Seiner Gnade versetzt hat, und erforschen wir ihre Grundlage, so erkennen wir besser die Herrlichkeit Christi als Erbe aller Verheißungen Gottes. 

Die Beziehungen Christi mit der Kirche waren freilich teilweise verborgen, und wurden erst nach Seinem Tode geoffenbaret, (es sei denn vorbildlich); aber die mannigfachen Seiten der Be­ziehungen Gottes in ihrer ganzen Frische und die verschiedenen Fälle, worin sie stattgefunden haben, finden sich im Keime in diesem Buche.
In Kapitel 9 sehen wir, daß nach der Sintflut dem Noah die Regierung der Erde anvertraut wurde; allein er fehlte, indem er von Wein trunken ward. Dann finden wir die Ungerechtigkeit Ham's, der über seinen Vater spottete; weiter bei Babel die Verwirrung der Völker, ein jedes nach seiner Sprache. — 

Die Menschen unter sich einig, erheben sich gegen Gott. Darin er­scheint Nimrod, der gewaltige Mensch auf der Erde; Babel ist der Anfang seines Reiches. Hier sehen wir die falsche Herrlich­keit der Menschen, welche ihre Einheit in Babel suchten, die aber von Gott zerstreut wurden. Die Familie Sem's, gesegnet auf der Erde, ist diejenige, womit Gott besondere Beziehungen zu den Menschen gründete.
Noah hatte gefehlt und darnach die Völker. Die Menschen hatten sich gegen Gott erhoben, anstatt Ihm unertänig zu sein; sie hatten sich vereinigt, um sich einen Namen zu machen, und um nicht zerstreut zu werden; aber gerade ihre Überhebung wurde die Ursache ihrer Zerstreuung. Der Mensch überhebt sich und trennt sich von Gott, aber ohnmächtig, um sich selbst helfen zu können, wird er Sklave. 

Er wird der Macht Satans untertänig, dient ihm und betet ihn an. Indem er Gott ver­lassen hat, nimmt Satan diese Stelle ein. Er erschreckt das Ge­wissen, bemächtigt sich des Herzens und der Willenskraft des Menschen, welcher sich dann der Abgötterei ergibt. Wir finden diese Tatsache in Josua 24, 2. Der Wunsch aller Menschen ist, von Gott unabhängig zu sein. Der Mensch will seinen eigenen Willen tun und fällt in die Hände des Feindes. 

Das war der Zustand der Familie Abraham's, wie auch der übrigen Menschen. Inmitten all dieser Übel kommt Gott und offenbart dem Abra­ham diese drei Grundlagen: die Auswahl, den Beruf und die Verheißungen. Er findet ihn in dem Übel und beruft ihn nach Seiner Wahl und gibt ihm dann die Verheißungen. Gott redet Selbst mit ihm und offenbart Sich ihm sichtbarlich. Immer teilt Er sich dem Glauben mit und erweckt das Vertrauen; Er wirkt auf das Gewissen und zieht das Herz an Sich. 

Das Gewissen sieht sich in der Gegenwart Gottes; es ahnt ein kom­mendes Gericht, und selbst wenn an sichtbarer Offenbarung Mangel ist, so muß es sich dennoch vor Gott stellen und Ihm folgen, während man vorher nur seinem eigenen Willen folgte. Gott redet selbst, "Wenn Er sich sichtbar offenbart, wie bei Saulus. Man vernimmt aber auch Sein Wort, selbst wenn es geschrieben ist, und dies ist ohne Zweifel von gleicher Auto­rität. 

Der Herr kann Paulus, Petrus und Johannes als Gesandte gebrauchen; aber Er will, daß man das Wort als von Ihm Selbst annehme. Wenn man die Stimme Gottes nicht zu unterscheiden und sich ohne die Autorität der Menschen nicht zu beugen weiß, so ist das nicht der Glaube an Gott und sie wird nicht als Gottes Wort aufgenommen.
Abraham glaubte Gott, und wird von Ihm auf die Probe gestellt. Es gibt eine harte Arbeit in dem menschlichen Herzen bis die Autorität Gottes selbst anerkannt wird. Jeden Tag erkenne ich mehr die Wichtigkeit hiervon. 

Eine geübte Seele, welche weiß, daß Gott sich Ihr geoffenbart hat, die ihre Ver­antwortlichkeit erkannt und deren Herz in Gott ruht, hat Sein Wort als Autorität. Es kann aber auch sein, daß eine Seele einen tiefen Eindruck von der Offenbarung Gottes empfangen hat und das Gewissen wach geworden ist, aber sie nimmt das, was Gott gesagt hat, nicht durch einen ruhigen Glauben auf;

 nachdem sie erkannt, daß Gott geredet hat, hält sie sich nicht fest an Seinem Wort, vertraut nicht darauf ohne Wanken und findet sich nicht in dem rechten Frieden. Man darf diese Stellung nicht verachten, aber nicht darin bleiben. Gehöre Ich Gott an, so kann ich meinen Willen nicht mehr tun und das ist, was Gott dem Abraham sagte: „Gehe aus deinem Lande und von deiner Freundschaft und aus deines Vaters Hause, in ein Land, was ich dir zeigen Will." 

Das ist weder angenehm noch leicht; aber laßt uns wohl beachten, was Jesus sagt: „Wer nicht Allem ab­sagt, das er hat, kann nicht mein Jünger sein." Gott will ein Volk, das Ihm eigen sei; Christus hat Sich nicht halb gegeben. Die Umstände können verschieden sein, aber der Grundsatz bleibt immer derselbe; es mögen die Freuden, die Dinge sein, welche sie wollen, die uns aufzuhalten suchen; immer wieder müssen wir darauf zurückkommen: „Gehe aus deinem Vaterlande und von deiner Freundschaft usw.
Dieser Befehl ist dem Fleische schrecklich. Nicht daß wir Vater und Mutter hassen sollen wie das Fleisch hasset; die Kette, die in uns ist, und die uns nicht völlig dem Herrn überlassen will, ist es, welche wir brechen müssen. Mit sich selbst muß man brechen; und Gott, der das Herz kennt, bewegt uns, daß wir uns verleugnen, indem er uns die Bande, die außer uns in der Welt sind, brechen läßt. 

Abraham muß nicht allein sein Vaterland verlassen; Gott geht noch weiter: er soll auch von seiner Verwandtschaft und sogar aus seines Vaters Hause gehen. Weil der Herr sich ihm geoffenbart hatte, so muß er Ihm auch ganz gehören.
Abraham gehorcht, aber nicht vollständig; er hat nicht gleich Alles verlassen, wie er es tun sollte. Er ist zwar im Allgemei­nen aus seinem Vaterland und aus seiner Verwandtschaft ge­gangen, aber nicht von seines Vaters Hause. Im 11. Kapitel, V. 31, sehen wir, daß Tharah den Abraham mitnahm, also ver­ließ er das Haus seines Vaters nicht und kam nur nach Haran. So geht es einem Herzen, das nicht verstanden hat, daß es sich Gott ganz ergeben soll. Er verläßt Vieles aus Pflicht, aber er empfängt nichts. 

Dessen ungeachtet blieb die Gnade wirksam; allein es ist leicht möglich, daß auf diese Weise eine Seele in Zweifel kommt. Abraham hätte denken können: Was wird aus mir? Ich habe nicht das Haus meines Vaters verlassen, was wird mir begegnen? Ich habe nur halb das Gebot des Herrn befolgt; ich habe hier weder die Welt noch die Verheißungen; ich werde in Haran umkommen. Allein Gottes Gedanken waren anders. 

Kapitel 12, 4 lesen wir: „Da zog Abraham aus, wie der Herr zu ihm gesagt hatte, und Lot zog m i t i h m." Nun geht Alles gut; sie kommen nicht nach Haran, um dort zu wohnen, sondern in das Land Kanaan. Sobald wir den Willen Gottes tun, geht Alles gut; Er sorgt für Alles. Nachdem Tharah gestorben war, der keinen Ruf in das Land Kanaan hatte, und Abraham in demselben anlangte,

 empfängt er Segen (V. 7). Wir bemerken hier, wie freundlich Gott ihm begegnet; Er macht ihm keine Vorwürfe. Alle Hindernisse sind nun beseitigt; Abraham ist auf dem Wege des Glaubens.
Im V. 7 erneuert der Herr ihm die Verheißungen in einer deutlicheren Weise: „Dir und deinen Nachkommen will ich dies Land geben." Er hatte ihn dahin ge­bracht, um unter Seiner Abhängigkeit zu leben und zu wandeln. 

Er hatte ihm das Land gezeigt, die Verheißungen erneuert, indem Er ihm die Erfüllung auseinandersetzt. Er will ihm und seinen Nachkommen das Land geben; für uns ist es der Himmel. Gott will, daß auch wir gesegnet seien, wenn wir in der Abhängigkeit Von Ihm wandeln. Vers 2 und 3 sagte der Herr dem Abraham: „Ich will dich zum großen Volke machen, und will dich segnen und dir einen großen Namen machen; und sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen usw. usw." Gott will verherrlicht sein und Er will segnen. Es sind zwei köstliche Dinge: Gott verherrlicht Sich, indem Er segnet.

Wir sind in Jesu gesegnet. Gott führt uns selbst und macht uns Eins mit den Segnungen Christi. Die Versammlung kann versucht werden; sie kann Schwierigkeiten begegnen, aber der Segen ist in Christo gesichert.
Gott führte den Abraham also nach Kanaan, aber er durfte noch nichts in diesem Lande der Verheißung besitzen: es wohn­ten Kanaaniter darin. Er bedurfte Geduld und Glauben, um die Verheißung zu erlangen. So ist es auch mit der Versamm­lung und dem Lande der Verheißung das droben ist. Man findet da die bösen Geister, und ist hienieden ein Fremdling und Pilgrim. 

Es ist für das Fleisch etwas Hartes, Alles verlassen zu haben und nichts zu finden; in die Wüste hinaus zu gehen und nur eine Wüste anzutreffen. Der Mensch muß Alles opfern, was er liebt, und sich erheben bis zur Höhe der Gedanken Gottes. Der Beruf und die Erlösung machen uns zu Fremd­lingen, selbst im Lande der Verheißung, bis zur Ausführung des Gerichts.
In Hebräer 11, 8—10 lesen wir: „Durch den Glauben ward gehorsam Abraham, da er berufen ward auszugehen in das Land, das er ererben sollte, und ging aus und wußte nicht wo er hin käme. Durch den Glauben ist er ein Fremdling ge­wesen in dem verheißenen Lande als in einem fremden und wohnte in Hütten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselbigen Verheißung. Denn er wartete auf eine Stadt die einen Grund hat, welcher Baumeister und Schöpfer Gott ist." Gott führt ihn durch den Weg des Glaubens und der Verleugnung In das Land der Verheißung; Er gibt ihm nichts, aber 

Er stellt Ihn erhaben genug, um die Stadt zu sehen, welche einen Grund hat. Gott sieht uns auch in der Wüste» und wenn wir darin etwas zu besitzen wünschen, so antwortet Er: „Es ist nicht gut genug." Jesus spricht: „Wo ich bin, sollt ihr auch sein." Er will eine vollständige Glückseligkeit für die Seinen und ehe Er sie verläßt, sagt Er: Ich gehe hin euch die Stätte zu bereiten, auf daß ihr seid, wo ich bin." 

Wenn wir aus der Welt herausgegangen sind und aus dem, was unser Herz aufhält, so kann Er uns annehmen.
Zunächst offenbart sich uns Gott, um uns zu sich zu ziehen und um uns von dieser Welt abzusondern, dann aber läßt Er uns die Offenbarung Seiner Selbst und den Segen Seiner Ge­meinschaft genießen. Er will, daß wir vollständig von den Dingen, wodurch das Fleisch uns aufhält, getrennt sein sollen, damit wir auch wandeln als Berufene Gottes, und das Herz Ihn in Ruhe genieße.

Abraham ist mit Gott gegangen, aber er besitzt noch nichts von dem Erbe, in welches Gott ihn geführt hat. Noch sind die Feinde da, aber der Herr erscheint dem treuen Abraham und unterhält Sich mit ihm über die Erfüllung der Verheißungen und in dieser Gemeinschaft und dieser Hoffnung baut Abraham einen Altar Dem, der ihm erschienen ist. Gott gibt uns Ver­heißungen, damit wir Ihn verehren und läßt uns deutlich ver­stehen, wie Er Seine Verheißungen erfüllen werde. 

Wenn aber Christus, euer Leben, offenbar werden wird, so werden wir mit Ihm offenbar werden in Herrlichkeit. Wir werden Alles mit Ihm haben; ja in Jesu sind alle Verheißungen Gottes Ja und Amen zum Lobe und Preise unseres Gottes.