1. Mose 35, Das Endziel Gottes und die Mittel Jakobs 1857 BdH

01/03/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Das Endziel Gottes und die Mittel Jakobs (1. Mose 35)

Im 13. Kapitel des 1. B. Mose sehen wir, daß Abraham, nachdem sich Lot von ihm getrennt hatte, dem Herrn einen Altar baute. Gott erschien ihm; aber nicht wie das erste Mal, um ihn auf den Weg des Glaubens zu b r i n g e n. Er ist auf dem Weg des Glaubens; die Verheißungen sind ihm gemacht.

 Gott gibt ihm jetzt eine genauere Kenntnis von der Tragweite dieser Verheißungen. „Hebe deine Augen auf, und siehe von der Stätte, da du stehest, gegen Mitter­nacht, gegen Mittag, gegen Morgen und gegen Abend. Denn alles Land, das du siehst, will ich dir geben, und deinem Samen ewiglich ....

 Mache dich auf und ziehe durch das Land, in die Länge und in die Breite; denn dir will ich's geben (1. Mos.13,14-17). Hier haben wir einen großen Grund­satz in Betreff der Trennung von aller Welt.
Wir wollen jedoch jetzt einen anderen Altar betrachten, den, welchen Jakob bei seiner Zurückberufung bei Bethel er­richtete, und diesen ein wenig mit dem Ringkampf Gottes mit Jakob, als er aus Mesopotamien zurückkehrte, verglei­chen. In der Fremde hatte dieser keinen Altar. —

Die Geschichte Jakobs ist die Geschichte eines solchen, der in der Gunst Gottes steht; der aber auf einem hin- und herschwankenden Weg und in vielen Fehltritten erzogen ist. Die Treue Gottes erwies sich in allen seinen Mängeln und Wanderungen, selbst in seinen Versuchen, die Segnung auf einem fleischlichen Weg zu erlangen. Dieses Ergebnis drückt er selbst in seiner Unterredung mit Pharao aus (Kap. 47). 

Er naht dem großen Beherrscher der Welt und segnet ihn, ohne im geringsten zu stocken, während er zu gleicher Zeit eine sehr traurige Mitteilung über sein eigenes Leben macht. Wir sehen seine augenscheinliche Überlegenheit in der Gegen­wart der Welt; aber im Vergleich mit anderen Heiligen ist sein Leben ein trauriges gewesen. „W e n i g und böse waren die Tage meines Lebens." 

Wenn der geringste Hei­lige dem höchsten Herrscher der Welt gegenüber gestellt wird, so ist er doch immer der größte. Es ist aber sehr lieb­lich, in Jakob diese Niedrigkeit, als ein Ergebnis seiner we­nigen und bösen Tage, zu sehen. Der Heilige mag zu seiner eigenen Beschämung manche Fehler vor der Welt zu bekennen haben; seine Seele aber ist in Gemeinschaft mit Gott und im Bewußtsein Seiner Segnungen.
Was den Charakter Jakobs betrifft, so war er gewiß ein Gläubiger, der Gottes Verheißungen schätzte. Esau tat es nicht; die Schrift redet von ihm, als einer „unheiligen Per­son". Während Jakob die Verheißungen schätzte, verkaufte Esau seine Erstgeburt für ein Linsengericht. 

Doch finden wir in Jakob nicht diesen Charakter des Glaubens — das Vertrauen auf Gott, daß Er die Verheißungen auch ausführe. Er schätzte sie wirklich; aber er gebrauchte fleischliche Mit­tel, um sie zu erlangen; er verließ sich auf menschliche Klugheit, anstatt auf Gott. Am Ende sehen wir ihn gesegnet; aber sein Betragen konnte Gott nicht billigen. Auf sei­nen Wegen wurde ihm mit demselben Maß gemessen, mit welchem auch er gemessen hatte. Er wurde selbst stets der Gegenstand eines ähnlichen Betruges. Er sagt zu Laban:
„Des Tages verschmachtete ich vor Hitze und des Nachts vor Frost; und es floh der Schlaf von meinen Augen. Also habe ich diese zwanzig Jahre in deinem Hause zugebracht; habe dir gedient vierzehn Jahre um deine beiden Töchter, und sechs um deine Herde, und du hast mir meinen Lohn zehn Mal verändert" (Kap. 31, 40. 41). 

Betrogen mit seinem Weibe, übervorteilt in seinem Lohn, fern vom Hause seines Vaters und ein Sklave Labans, ging er auf einem betrüge­rischen Wege einher, anstatt sich auf die Erfüllung der Seg­nungen Gottes zu verlassen. In diesem allem sehen wir tat­sächliche Züchtigungen für seine Unlauterkeiten. Gott ließ ihn die Ruhe fühlen; aber zu gleicher Zeit unterstützte Er ihn auch. Und in dieser Weise verfährt der „Vater der Gei­ster" immer mit den Seinigen.

Als sich Jakob auf seiner Flucht vor Esau am Abend niedergelegt und einen der umherliegenden Steine als Kopf­kissen benutzt hatte, träumte er: „Und siehe, eine Leiter war gestellt auf die Erde, die rührte mit der Spitze an den Himmel; und siehe! die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder, und siehe! der Herr stand über ihr und sprach: Ich bin der Herr, der Gott Abrahams, deines Vaters, und der Gott Isaaks; das Land worauf du liegst will ich dir und dei­nem Samen geben; und dein Same soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst dich ausbreiten gegen Abend, Morgen, Mitternacht und Mittag; und durch dich und dei­nen Samen sollen die Geschlechter auf Erden gesegnet wer­den. 

Und siehe! ich bin mit dir, und will dich behüten über­all, wo du hinziehest, und will dich wieder herbringen in dies Land; denn ich will dich nicht lassen, bis daß ich tue, was ich dir geredet habe" (Kap. 28, 12-15). Aber trotz dieser köstlichen Verheißung und dieser trostreichen Zusage ge­brauchte Jakob immer List und menschliche Mittel, um sein Ziel zu erreichen, sowohl in Betreff des Geburtsrechtes und des Segens, als auch der Herde Labans (Kap. 30).

Nach einer gewissen Zeit sieht er ein, daß er nicht länger bei Laban bleiben kann; und er stiehlt sich heimlich von dort weg, obgleich Gott ihm geboten hatte, in das Land sei­ner Verwandtschaft zurückzukehren. Laban verfolgte ihn; aber Gott tritt dazwischen, und wenn jener auch wollte, er durfte ihm keinen Schaden zufügen. Jakob richtet zum Zeugnis einen Steinhaufen auf (Kap. 31).

Als er zum ersten Mal vor Esau floh, sah er ein Gesicht von Engeln, und es wurde ihm offenbart, daß er ein Gegenstand der Gunst Gottes sei. Ebenso jetzt. — Zu Bethel hatte er den Stein, welchen er zu seinen Häuptern gesetzt, als ein Denkmal aufgerichtet; er hatte öl darauf gegossen und ein Gelübde getan. Und darnach sehen wir, daß er durch eine Reihe von Züchtigungen geht. 

Nicht länger fähig bei Laban zu bleiben, erschien ihm der Herr wieder, und indem Er ihm gebot, in das Land sei­ner Väter zurückzukehren, sagte Er ihm: „Ich will mit dir sein!" Und es begegneten ihm die Heere Gottes auf dem Wege, und er nennt diesen Ort: „Mahanaim", d.h. Zwei-Lager (Kap.32,1. 2).

Jetzt aber hat sich Esau aufgemacht, um ihm zu begeg­nen, und wiederum offenbart sich in Jakob derselbe Cha­rakter des Unglaubens. Anstatt sich der Worte Gottes zu erinnern: „Ich will mit dir sein!" und der Tatsache zu ge­denken, daß Gottes Heere ihm begegnet sind, nimmt er aufs neue seine Zuflucht zu fleischlichen Auswegen, um Gnade zu finden „vor den Augen Esau's", und um „zu versöhnen meinen Herrn Esau." Wären viertausend Mann anstatt vier­hundert bei Esau gewesen, was lag daran? — „Wenn Gott für uns ist, wer wider uns?" 

Und dann auch: Welches Recht und welcher Titel gebührt Esau? Wir erniedrigen uns immer unter die Kinder der Welt, wenn wir menschliche, hinter­listige Wege in unserem Handeln mit ihnen einschlagen.

Doch der Herr begegnet dem Jakob in Barmherzigkeit! — Dieser sendet einen Haufen Vieh nach dem andern und auch Knechte. Nach diesen folgen die Kinder und die Weiber; und ganz am Ende er selbst. „Und Jakob blieb allein übrig" (Kap. 32, 24).—Trauriges Bild eines Menschen, der nicht mit Gott wandelt! Befreit von der Verfolgung Labans, ermutigt durch die Verheißung Gottes: „Ich will mit dir sein!" und durch das Gesicht der Heere Gottes zu Mahanaim, — und doch gab dies alles ihm keinen Mut, und warum nicht? 

Sein Herz war nicht mit Gott. Und Gott mußte Selbst die Sache in Seine Hand nehmen; aber wenn Er den Jakob von der Hand Esau's befreien sollte, so mußte Er zuvor mit Jakob selbst zu tun haben.
Auf seiner Flucht nach Mesopotamien hatte Jakob dem Herrn ein Gelübde getan und gesagt: „So Gott mit mir sein wird und mich behütet auf diesem Wege, den ich reise, und mir Brot zu essen geben wird und Kleider anzuziehen, und ich mit Frieden wiederkehre zu meines Vaters Haus, so soll der Herr mein Gott sein" (Kap. 28, 20. 21); und jetzt sagt er:
„Gott meines Vaters Abraham, und Gott meines Vaters Isaak, Herr, der du mir gesagt hast: Ziehe wieder in dein Land und in deine Heimat, ich will dir wohltun. Ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und aller Treue, die du an deinem Knechte getan hast; denn mit meinem Stab ging ich über diesen Jordan, und nun bin ich zwei Heere geworden. 

0, errette mich von der Hand meines Bruders, von der Hand Esau's! Denn ich fürchte mich vor ihm, daß er nicht komme und schlage mich, die Mutter samt den Kindern. Du hast ja gesagt: Ich will dir wohltun, und deinen Samen machen wie den Sand am Meere, den man nicht zählen kann vor Menge" (Kap. 32, 9-12). So sprach er; aber er verstand nicht auf Gott zu vertrauen.
Wir sehen in Jakob einen Menschen, welcher den Herrn liebt und Seine Verheißungen schätzt; aber einen Heiligen Gottes, welcher fortwährend gezüchtigt, und dessen Herz dennoch nicht gebrochen ist. Gott Selbst mußte sogar mit ihm ringen. — Ähnlich finden wir es bei dem Petrus. 

Dieser liebte auch wirklich den Herrn; aber er hatte nicht den ge­ringsten Begriff von dem, was das Fleisch ist, und deshalb mußte er durch Läuterungen gehen. „Simon, Simon! siehe, der Satan hat euer begehrt, euch zu sichten, wie den Wei­zen. 

Ich aber habe für dich gebetet, auf daß dein Glaube nicht aufhöre, und bist du einst zurückgekehrt, so stärke deine Brüder" (Luk. 22, 31. 32). Auf dem Weg der Läuterung wurde er bewahrt. „Ich habe für dich gebetet!" An der Furt Jabbok begegnete der Herr dem Jakob allein. „Da rang ein Mann mit ihm bis die Morgenröte anbrach." Dies ist aber nicht das Ringen Jakobs im Glauben mit Gott, wie oft gesagt wird.

„Und da er sah, daß er ihn nicht über­mochte, berührte er das Gelenk seiner Hüfte, und das Ge­lenk der Hüfte Jakobs ward über dem Ringen mit ihm ver­renkt" (Kap. 32, 24. 25). Es ist kein Ringen, in welchem alle Kräfte Jakobs sich zeigen; und in der Folge, während er fühlte, was es heißt, ein gebrochenes Herz und ein verwelk­tes Fleisch zu haben, konnte zu ihm gesagt werden: „Du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und bist ob­gelegen." — Er empfängt einen Segen: Gott nennt ihn „Is­rael"1; aber Er weigert Sich, Seinen Namen zu offenbaren. 

Und konnte Er als ein Ringender, Seinen Namen kundtun? — eine Stellung, wozu Er sozusagen durch Jakob genötigt worden war. „Warum", sagt Er, „fragst du wie ich heiße? Und Er segnete ihn daselbst." Hier gibt es keine friedliche und ruhige Kenntnis der wunderbaren Gnade Gottes.

 Durch das Ringen ist Jakob der starke Mann Gottes; aber Gott muß das Fleisch schwächen. Er wird immer die Seele früher oder später durch Seine Züchtigungen heimsuchen, wenn das Fleisch nicht geschwächt ist.
Es war ein Segen, solch einen Namen wie „Israel" zu er­halten — ein Segen, der einem hinkenden Heiligen zukam. Er hinkte jetzt alle Tage seines Lebens, und Gott hatte Sich geweigert, Seinen Namen zu offenbaren. Nicht so bei Abra­ham. 

Der Herr sprach zu diesem: „Ich bin Gott, der All­mächtige, wandle vor mir und sei vollkommen!" ..Und als Er Seine Rede mit ihm geendigt, stieg Gott auf von Abra­ham." Hier finden wir eine friedliche Gemeinschaft; und Abraham kann sich für andere verwenden, anstatt für sich selbst zu ringen (Kap. 17. 18). 

Nach diesem sagte Gott zu Jakob: „Mache dich auf und ziehe gen Bethel, und wohne daselbst und mache daselbst einen Altar dem Gott, der dir erschien, da du flohest vor deinem Bruder Esau" (Kap. 35, l). Es scheint in diesem Kapitel, als wenn Gott hier mit Jakob zuerst anfinge, und gleichsam alles Vorhergehende übersähe, als wenn noch nichts vorgefallen wäre.

„Da sprach Jakob zu seinem Hause und zu allen, die mit ihm waren: Tut von euch die fremden Götter, so unter euch sind, und reinigt euch und wechselt eure Kleider; und lasset uns auf sein und gen Bethel ziehen, daß ich daselbst einen Altar mache dem Gott, der mich erhöret hat zur Zeit meiner Trübsal und ist mit mir gewesen auf dem Wege, den ich ge­zogen b i n " (V. 2. 3). Rahel hatte ihres Vaters fremde Götter lange mit sich umhergetragen (Kap. 31,19. 30-35). 

Ja­kob gedenkt jetzt daran, aber früher hatte er es nicht be­achtet. In welch einem geteilten Zustand befand sich sein Herz! Und so ist es immer, wenn wir nicht auf Gott ver­trauen. Jetzt aber, da Jakob in die Gegenwart Gottes treten will, fühlt er, was sich in dieser Gegenwart geziemt oder nicht; sein Unterscheidungsvermögen zwischen rein und un­rein ist erwacht. 

Nach allen den Züchtigungen erinnert er sich jetzt der Liebe und Treue Gottes, die ihm in all seinen Wegen gefolgt ist. „Da gaben sie Jakob alle fremden Götter, die unter ihren Händen waren" (V. 4. 5).
Jetzt wird Gott wieder geehrt, und zwar als der treue Gott, der dem Jakob in den Tagen seiner Trübsal geantwor­tet hatte, und der auf dem ganzen Wege mit ihm gewesen war. 

Zu der Zeit, als Gott den Jakob unter Seine Zucht brachte, sagte Er: „Ich bin mit dir und will dich erhalten in allen Orten, wohin du gehst!" — Jetzt sagt Jakob: „Er ist mit mir gewesen!" — Ja, Er ist der Gott, der, während wir auf dem Wege fehlen, dennoch auf dem ganzen Wege stets mit uns ist.

„Und Gott erschien Jakob abermals, nachdem er aus Me­sopotamien gekommen war und segnete ihn und sprach zu ihm: „Du heißest Jakob; aber du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel sollst du heißen. Und also heißt man ihn Israel" (Vers 9. 10). 

Dies ist eine lange Zeit nach dem Ringkampf. Jakob hatte alle seine fremden Götter abgeschafft und begegnet Gott da, wo Er Sich ihm offenbaren kann, und wo Er ihm den neuen Namen „Israel" gibt. Er tut es jetzt, als wenn Er es nie zuvor getan hätte, und gedenkt nicht sei­ner früheren Übertretungen. Gott betrachtet ihn als einen, der stark bei Ihm ist.
„Und Gott sprach zu ihm: Ich bin der allmächtige Gott! sei fruchtbar, mehre dich: Völker und Völkerhaufen sollen von dir kommen, und Könige sollen aus deinen Len­den hervorgehen. 

Und das Land, das ich Abraham und Isaak gegeben habe, will ich dir geben; und will deinem Sa­men nach dir dies Land geben. Und Gott fuhr auf von ihm, an dem Orte, da er mit ihm geredet hatte" (V. 11-13). Das ist es gerade, was Er auch bei Abra­ham getan hatte. Er macht ihn jetzt nicht hinkend, noch ringt Er mit ihm, noch verbirgt Er jetzt Seinen Namen. 

Vielmehr offenbart Er ihm diesen in allem friedlichen Ver­trauen. „Und er geht auf von ihm." Früher hatte Gott von der Spitze der Leiter zu ihm geredet; jetzt aber kommt Er zu ihm hernieder. „Und Jakob richtete ein Mal auf, an dem Ort, da er mit ihm geredet hatte, ein steinernes Mal, und goß Trankopfer darauf, und begoß es mit Öl. Und Jakob hieß den Ort, da Gott mit ihm geredet hatte, „Bethel", d. 1. Haus Gottes (V. 14.15). Da ist kein Fürchten, kein halbes Verehren. „Wie heilig ist diese Stätte! usw." (Kap. 28, 17). Sein Name war Jakob, d. 1. „Über­treter".

Gott aber kann ihm diesen Namen nicht geben; Er nennt ihn Israel. Er offenbarte sich ihm als Gott, der Allmächtige; und Jakob ist fähig, den Ort zu nennen: „das Haus Gottes."
Hier haben wir die köstliche Belehrung, daß, wenn Gott mit uns handelt, es nicht nur darum ist, uns die Segnung des Landes Kanaan zu geben, und die damit verbundene Freude, sondern daß Er uns züchtigt, um das Fleisch zu de­mütigen, damit Er Sich uns in friedlicher Gemeinschaft of­fenbaren kann. 

Wir mögen, wie Petrus, wirkliche Liebe für den Herrn haben, oder wie Jakob die Verheißungen in Wahrheit schätzen; wenn aber das Fleisch nicht gerichtet ist, so ist dessen Erniedrigung zuerst nötig. Dies mag oft im Anfang, oft durch Umstände auf dem Wege, oft erst auf dem Sterbebett geschehen; aber früher oder später muß das Fleisch, entweder auf eine friedliche oder eine peinliche Weise gerichtet werden. 

In Jakob sehen wir das Vertrauen auf das Fleisch; er stützt sich auf dasselbe zur Erlangung der Verheißungen Gottes; deshalb gibt es auf seinem ganzen Weg allerlei Züchtigungen; aber am Ende ist die Segnung. 

Es kann ein gewisses Trauen auf die Treue Gottes, verbun­den mit Glauben an Seine Verheißungen und mit Freude darin, vorhanden sein, und dennoch, anstatt sich auf die Macht Gottes in Betreff ihrer Erfüllung zu verlassen, zu solchen unheiligen Mitteln Zuflucht genommen werden, die nur Züchtigung und Sorge zur Folge haben. „Irret euch nicht" sagt der Apostel, „Gott läßt sich nicht spotten! denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten. Denn wer für sein eigenes Fleisch sät, wird von dem Fleische Verderben ernten" (Gal. 6. 7. 8).
„Ich bin mit dir und will dich behüten überall, wo du hinziehest!" (Kap. 28, 15). 

Dies war das Teil Jakobs beim Be­ginn; —am Anfang und am Ende fand er die Treue Gottes; aber er verstand nicht, sich auf dem Wege darauf zu ver­lassen. An Gott genug zu haben, und nicht auf die Nichtig­keit des Fleisches zu vertrauen, muß gelernt werden; ent­weder auf eine friedliche Weise, wenn wir mit Gott wandeln, oder auf eine schmerzliche, wenn wir ein­undzwanzig Jahre auf einem fleischlichen Weg einhergehen. Jakob konnte erst dann im Frieden in Bethel sein, nachdem er gelernt hatte: „kein Vertrauen auf das Fleisch zu haben.

" Er liebte zwar nicht die fremden Götter; aber nie war er zu Hause durch sein Gewissen genötigt worden, sie hinwegzu­tun. Jetzt aber war es geschehen, und wir finden ihn im friedlichsten und überaus glücklichen Selbstgericht vor Gott. 

Dahin muß es stets mit uns kommen; mögen auch die Mittel Gottes, uns dahin zu bringen, noch so verschieden sein; Gott kann nicht eher mit Seinem Kinde in Bethel sein, bis Er es von seinem Vertrauen auf das Fleisch entwöhnt hat.
Der Herr gebe uns, auf Ihn allein zu vertrauen, — nicht allein am Ende, sondern auf dem ganzen Wege!     (Übersetzt)