1. Mose 24, Die Berufung der Braut 1870 BdH

01/03/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Die Berufung der Braut (1. Mose 24)

In Abraham, dem Empfänger der den Erzvätern gegebenen Verheißungen Gottes, finden wir die Grundprinzipien des Gläubigen. Als Abraham seinen Sohn opfert und wieder empfängt, gibt er uns das Vorbild der Auferstehung Jesu, Der wie Isaak Erbe aller Güter Seines Vaters ist. Rebekka ist als Vorbild der Versammlung berufen, die Braut des auf­erstandenen Isaak zu werden. Später haben wir in Jakob die vorbildliche Geschichte des jüdischen Volkes.
In Sara stellt uns Gott den Grundsatz der Verbindung des Menschen mit der unvermischten Gnade ohne Gesetz vor Augen, während Hagar als ein Bild des dazwischentretenden Gesetzes eingeführt wird. Isaak, im Gleichnis aus den Toten auferstanden, zeigt uns Christus als das Haupt, Der Sein Werk vollbracht hat und Sich in der Stellung befindet, in der Er alle Ergebnisse der göttlichen Ratschlüsse offenbaren kann. In dem vorliegenden Kapitel sehen wir, wie Abraham seinen

 Knecht Elieser aussendet, um für Isaak eine Braut zu su­chen — ein deutliches Vorbild auf den Heiligen Geist, Der vom Vater ausgesandt ist, um für Jesus die Versammlung, „die Braut, das Weib des Lammes", zu suchen. Nicht Isaak holt sich eine Frau, wie auch Christus nicht noch einmal auf die Erde kommen wird, um Sich eine Versammlung zu er­wählen. Rebekka muß ihre Heimat verlassen und in das Land der Verheißung kommen. 

Dieses Kapitel zeigt uns also die Wirksamkeit des Heiligen Geistes und die Art und Weise, wie eine Seele unter seine Leitung kommt und unter ihr ge­leitet wird. Beides werden wir in Elieser und Rebekka finden. „Und Abraham war alt, wohlbetagt, und Jehova hatte Abra­ham gesegnet in allem. Und Abraham sprach zu seinem Knechte, dem ältesten seines Hauses, der alles verwaltete, was er hatte: Lege doch deine Hand unter meine Hüfte, und ich werde dich schwören, lassen bei Jehova,

 dem Gott des Himmels und dem Gott der Erde, daß du meinem Sohne nicht ein Weib nehmen wirst von den Töchtern der Kanaaniter, in deren Mitte ich wohne, sondern in mein Land und zu, mei­ner Verwandtschaft sollst du gehen und ein Weib nehmen meinem Sohne Isaak" (Verse 1-4).
Wir sehen hier in Elieser den Verwalter aller Güter seines Herrn; aber nicht er, sondern der Sohn ist der Erbe. In glei­cher Weise verfügt der Heilige Geist über alles; 6r nimmt die Dinge Christi und teilt sie uns, d. 1. der Versammlung mit (Joh 16, 13-16).

„Und der Knecht sprach: Vielleicht wird das Weib mir nicht in dieses Land folgen wollen; soll ich dann deinen Sohn in das Land zurückbringen, aus welchem du weggezogen bist? Da sprach Abraham zu ihm: Hüte dich, daß du meinen Sohn nicht dorthin zurückbringest!" (V. 5-6).
Unmöglich kann irgendeine Verbindung zwischen Christus und der Welt bestehen. Isaak holte Rebekka nicht; sie muß kommen, und zu diesem Zweck gibt Abraham dem Knecht seine Befehle. Anstatt weitere Fragen zu stellen, macht sich der Diener bereit und begibt sich auf den Weg nach Meso­potamien, nach der Stadt Nahors, ohne weitere Befehle empfangen zu haben (V. 10 ff). Ebenso müssen auch wir uns vor allem durch das Wort Gottes leiten lassen. 

Der natürliche Verstand kann sich bis auf einen gewissen Punkt ein Urteil bilden, aber auf diese Weise entfernt die Seele sich aus der Gegenwart Gottes, selbst wenn wir Dinge tun, die nach Sei­nem Willen sind. Wenn wir anfangen zu überlegen, kommt Unschlüssigkeit; wir beraten uns mit Fleisch und Blut. Das erste was wir zu tun haben ist, uns in die Gegenwart Gottes zu stellen. Woanders ist weder Weisheit noch Kraft. Wenn wir aber auf diesem Segenspfad wandeln, dann empfangen wir von Gott die nötige Einsicht. 

Das beweist uns die Reise des Knechtes Abrahams. Elieser betet: „Jehova, Gott meines Herrn Abraham" (V. 12)! Das ist bemerkenswert. Er sagt nicht: „Mein Gott!" Die Ver­heißungen waren dem Abraham gegeben, und Gott hatte Sich als der Gott Abrahams geoffenbart. Der Knecht zeigt sich hier in gänzlicher Abhängigkeit; wir finden ihn auf dem We­ge der Verheißungen als einen, der sich nicht erhebt, sondern gemäß den Ratschlüssen Gottes in völliger Abhängigkeit handelnd, nur da seinen Wanderstab ruhen läßt, wo Gott die Segnungen verordnet hatte; denn die Verheißungen waren Abraham gegeben worden. — 

Für uns ist jede Segnung in Christo, dort finden wir Antwort auf unsere Bitten. Daher wünschen wir nicht anderswo etwas zu erlangen als da wo Gott Seine Segnungen verordnet hat, das heißt nur auf dem Wege des Glaubensgehorsams.
Elieser wendet sich an den Gott Abrahams seines Herrn, und bittet Ihn, an seinem Herrn Dankbarkeit zu üben. Er sagt: „Jehova, Gott meines Herrn Abraham, laß es mir doch heute begegnen, und erweise Güte an meinem Herrn Abra­ham! Siehe, ich stehe bei der Wasserquelle, und die Töchter der Leute der Stadt kommen heraus, um Wasser zu schöpfen;
möge es nun geschehen, daß das Mädchen, zu dem ich sagen werde: Neige doch deinen Krug, daß ich trinke, und welches sagen wird: Trinke, und auch die Kamele will ich tränken, diejenige sei, welche du für deinen Knecht, für Isaak, be­stimmt hast; und daran werde ich erkennen, daß du, Güte an meinem Herrn erwiesen hast" (V. 12-14).
 Elieser läßt Gott handeln, und er will sehen, was Er tut. Ein herrliches Beispiel für uns! Gott will handeln, und wir kön­nen zusehen.
„Und es geschah, er hatte noch nicht ausgeredet, siehe, da kam Rebekka heraus, die dem Bethuel geboren worden, dem Sohne der Milka, des Weibes Nahors, des Bruders Abrahams, mit ihrem Kruge auf ihrer Schulter. Und das Mädchen war sehr schön von Ansehen, eine Jungfrau, und kein Mann hatte sie erkannt; und sie stieg zur Quelle hinab und füllte ihren Krug und stieg wieder herauf. Und der Knecht lief ihr entge­gen und sprach: Laß mich doch ein wenig Wasser aus deinem Kruge schlürfen. Und sie sprach: Trinke, mein Herr. 

Und eilends ließ sie ihren Krug auf ihre Hand hernieder und gab ihm zu trinken. Und als sie ihm genug zu trinken gegeben hatte, sprach sie: Ich will auch für deine Kamele schöpfen, bis sie genug getrunken haben. Und sie eilte und goß ihren Krug aus in die Tränke und lief abermals zum Brunnen, um zu schöpfen; und sie schöpfte für alle seine Kamele. Und der Mann sah ihr staunend zu und schwieg" (V. 15-21). Woher kam es, daß Elieser, nachdem sein Gebet eine solche Antwort erhalten hatte, schwieg und nicht alsbald sein Vor­haben ausführte? 

Die Ursache ist für uns alle höchst bemer­kenswert. Wie immer die Hand Gottes sich offenbaren mag, so gibt es doch im Worte Gottes eine ausdrückliche Regel, auf die der Christ immer achten soll und die er auf Grund der Schwachheit, das was Gott ist zu unterscheiden, nicht vernachlässigen darf. Der Glaube sieht auf die Macht Gottes, aber er beurteilt alle Dinge nach dem Wort Gottes, denn Gott kann nicht anders als Seinem Worte gemäß handeln, und der Knecht, der mit Ihm in Gemeinschaft steht, muß die­selben Pfade einschlagen. 

Wenn auch Zeichen vorhanden sein mögen, darf er doch in nichts entscheiden, bevor der Wille Gottes nach Seinem Wort ins Licht getreten ist. Er muß sagen können: „Dies ist wirklich Gott gemäß". „Und es geschah, als die Kamele genug getrunken hatten, da nahm der Mann einen goldenen Ring, ein halber Sekel sein Gewicht, und zwei Spangen für ihre Arme, zehn Sekel Gold ihr Gewicht; und er sprach: Wessen Tochter bist du? 

sage  mir's doch an. Ist im Hause deines Vaters Raum für uns zu herbergen? Und sie sprach zu ihm: Ich bin die Tochter Bethuels, des Sohnes der Milka, den sie dem Nahor geboren hat. Und sie sprach zu ihm: Sowohl Stroh als auch Futter ist bei uns in Menge, auch Raum zu herbergen. Da verneigte sich der Mann und warf sich nieder vor Jehova" (V. 22-26).
Gott hatte dem Wunsch Abrahams völlig entsprochen, und Elieser ist überzeugt, daß er erhört worden ist. Ehe er aber weitergeht, ja, ehe er die Schwelle des Hauses überschreitet, beugt er sich zur Erde nieder und betet an; denn er erkennt, daß Gott in dieser Sache gewirkt hat. Er sagt: „Gepriesen sei Jehova, der Gott meines Herrn Abraham, der von seiner Güte und seiner Wahrheit nicht abgelassen hat gegen meinen Herrn! Mich hat Jehova geleitet auf den Weg zum Hause der Brüder meines Herrn" (V. 27).
Das gleiche sehen wir bei Daniel. Er betet mit seinen Gefähr­ten, und nachdem er die Offenbarung des Traumes empfangen hat, geht er nicht sogleich zum König, wie dieser es befohlen hatte, sondern preist zuerst Gott für die Offenbarung des Traumes, die der König wissen wollte. So ist es immer, wenn wir dem Herrn den Ihm gebührenden Platz in unseren Her­zen eingeräumt haben. Wir fühlen dann, daß Er es ist. 

Der wirkt, und wir danken Ihm. „Und das Mädchen lief und berichtete die Dinge dem Hause ihrer Mutter. Und Rebekka hatte einen Bruder; sein Name war Laban; und Laban lief zu dem Manne hinaus, zur Quelle. Und es geschah, als er den Ring sah und die Spangen an den Armen seiner Schwester, und als er die Worte seiner Schwester Rebekka hörte, welche sagte: Also hat der Mann zu mir geredet, da kam er zu dem Manne; und siehe, er stand bei den Kamelen, an der Quelle. Und er sprach: Komm herein. Gesegneter Jehovas! warum stehst du draußen? denn ich habe das Haus aufgeräumt, und Raum ist für die Kamele" (V. 28-31).

Nachdem der Knecht Abrahams alle Umstände seiner Reise bis zu dem Augenblick seiner Ankunft mitteilte, erkennen Laban und Bethuel, daß die Sache von Jehova ausgegangen
 ist, und sie sind gezwungen zu sagen: „Wir können dir nichts sagen, weder Böses noch Gutes" (V. 50). So wird es immer sein. Wenn wir in den Umständen unseres christlichen Lebens in völliger Abhängigkeit von Gott handeln, wird Er unseren Weg ebnen, und auf Grund dieser Abhängigkeit von Ihm, in der wir leben, wird Er sogar unsere Feinde beschwichtigen.

 „Ich habe Jehova stets vor mich gestellt; weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken" (ps 16, 8). Wenn ich etwas von Gott erbeten habe, dann handle ich mit Zuversicht in der Überzeugung, daß ich mich auf dem Wege Seines Wil­lens befinde. Ich bin glücklich und zufrieden. Begegne ich einer Schwierigkeit, so hält sie mich nicht auf. 

Sie ist nur ein Hindernis, das der Glaube besiegen muß. Fehlt mir aber diese Gewißheit, dann bin ich unentschieden und weiß nicht, was ich tun soll. Dies kann eine Prüfung für meinen Glauben sein oder auch eine Mahnung, das was ich gerade tun will, zu unterlassen. Ich bin unschlüssig; selbst beim Vollbringen des Willens Gottes bin ich ungewiß, ob es der Wille Gottes ist, und wie könnte ich dabei glücklich sein? Bevor ich daher zu handeln beginne, muß ich die Sicherheit haben, daß ich den Willen Gottes tue.
Bemerken wir noch im Vorübergehen, daß Gott alles nach den Wünschen Eliesers geschehen ließ. Das wird auch selbst­verständlich bei allen der Fall sein, die ihre Freude im Herrn finden. Alle Räder der Vorsehung Gottes bewegen sich auf dem Wege Seines Willens, den ich zu tun versuche. Durch das Wort gibt mir der Heilige Geist den Willen Gottes zu erkennen, und das ist alles, was ich brauche. Gott läßt alle Dinge zur Erfüllung Seines Willens mitwirken. 

Wenn wir durch göttliches Verständnis geleitet dem Willen Gottes ge­mäß wandeln, dann hilft Er uns in der Erfüllung Seines Wil­lens und Seiner Absichten. Wir brauchen dieses geistliche Un­terscheidungsvermögen und ein beständiges Zunehmen in aller Weisheit und geistlichem Verständnis. „Wenn nun dein Auge einfältig ist, wird dein ganzer Leib licht sein". Vielleicht weiß ich nicht, wohin mich mein Weg führen wird, aber ich betrete diesen Weg, auf dem ich berufen bin zu wandeln und überlasse Gott das Übrige. 

So machte es der Knecht Abrahams. Als er den Willen Gottes erkannt hatte, überschritt er die Schwelle des Hauses.
„Und der Mann kam in das Haus; . . . und es wurde ihm zu essen vorgesetzt; aber er sprach: Ich will nicht essen, bis ich meine Worte geredet habe. Und er sprach: Rede" (V. 32. 33)! Welche Charakterfestigkeit finden wir bei diesem Diener! Wie ganz anders ist es bei einem unentschlossenen Men­schen! Ein solcher berät sich bald mit dem einen, bald mit dem anderen, um zu wissen, wie er handeln soll. Und wenn er den Wunsch hat, seinen eigenen Willen zu tun, dann wird er diejenigen, die ebenso wenig Glauben haben wie er, um Rat fragen. 

Paulus ging nicht mit Fleisch und Blut zu Rate (Gal 1. 15ff). Er wußte, daß Christus ihn berufen hatte und ging vorwärts. Von seinem Auftrag erfüllt, nimmt Elieser die ihm vorgesetzte Speise nicht an. Er tut, was ihm aufge­tragen worden ist. Eines der Geheimnisse im Leben eines Christen ist, sobald er den Willen Gottes erkennt, den er­haltenen Auftrag auszuführen und dabei keinen Aufschub zu dulden, selbst wenn es sich um die Befriedigung seiner leiblichen Bedürfnisse handelt. Das ist die Wirkung und zu­gleich der Beweis der Wirksamkeit des Heiligen Geistes. Elieser will sich seines Auftrages entledigen.
Und worum handelte es sich? Um das Interesse und die Ehre Abrahams, seines Herrn. Abraham hatte ihm die Ange­legenheiten seines Sohnes Isaak anvertraut. Ebenso hat Gott uns hier die Verherrlichung Seines Sohnes Jesus anver­traut, und durch den Heiligen Geist, Der uns gegeben wor­den ist, beschäftigen wir uns mit dieser Verherrlichung, d. h. wenn gemäß der Stellung, in die Gott uns versetzt hat, das Auge einfältig und geistliches Verständnis vorhanden ist. 

Wenn es so ist, wird sich bei uns keine Unschlüssigkeit, kein Schwanken zeigen. Wenn wir uns an unserem Platz befinden, dann handeln wir frei und mit freudigem Herzen. Wenn ich mich mit meinen Annehmlichkeiten, mit meinen Interessen, mit meiner Familie, kurz, mit dem was mich betrifft, be­schäftige, dann gehe ich mit Fleisch und Blut zu Rate und werde tausenderlei Dinge entdecken, die einem schnellen Ge­horsam im Wege stehen. 

Wenn ich hingegen nach den Inter­essen Christi frage, ist die Sache bald entschieden. Wenn ich an irgendetwas anderes denke, was es auch sein möge, dann ist mein Herz sicher nicht mit der Verherrlichung Christi be­schäftigt, und ich habe kein Vertrauen zu Dem, Der mich in diese Stellung gesetzt hat.
Elieser denkt immer an Abraham, der alles seinen Händen übergeben hatte. Seine Gedanken nehmen dieselbe Richtung wenn er' mit Rebekka von den Vorrechten und den Reichtü­mern im Hause seines Herrn spricht. Wenn unsere Herzen mit dem Heiligen Geist erfüllt sind, dann wird es auch bei uns so sein. Es ist sehr wichtig und notwendig, daß wir uns immer daran erinnern, daß Gott uns die Verherrlichung Jesu anvertraut hat. Wie können wir das tun? Er wirkt in uns, und wir sollen Ihn ungehindert wirken lassen. 

Es ist Sein Wille, Sich in uns durch die Gegenwart des Heiligen Geistes zu verherrlichen. Wir sehen dies bei den Knechten, denen fünf und zehn Talente anvertraut worden waren. Elieser sagt mit Bestimmtheit: „Ich will nicht essen, bis ich meine Worte geredet habe". Er ist so sehr mit der Ehre seines Herrn be­schäftigt, daß er sich weigert, irgendetwas zu sich zu neh­men, ehe er sich seines Auftrages entledigt hat. Das ist die richtige Art, den Willen Gottes zu erfüllen. 

Elieser teilt Laban alles mit und erzählt ihm, wie Jehova ihn geleitet hat. Alles geschieht ohne vernünftelnde Überlegung. Er ist der Weisung Gottes gefolgt und überläßt Gott den Ausgang der Sache. „Da antworteten Laban und Bethuel und sprachen: Von Je­hova ist diese Sache ausgegangen" (V. 50).
Wenn wir, anstatt unsere Zeit mit allen möglichen Überle­gungen zu verlieren, einfacher und gehorsamer wären und die Dinge so darstellten, wie der Heilige Geist sie uns mit­teilt, dann wäre das Ergebnis gewiß ein besseres. Aber leider stellen wir oft unsere menschliche Weisheit an die Stelle der Gebote Gottes. Die ganz einfach ausgesprochenen Worte ha­ben meistens die größte Wirkung. Petrus sagt im Auftrag Gottes zu den Juden: „Den Urheber des Lebens aber habt ihr getötet" (Apg 3)! Welche Wirkung hatten diese einfachen Worte! 

Wenn wir die Dinge annehmen wie Gott sie sieht, und sie den Menschen in ungeschminkten Worten darstellen, dann begleitet der Heilige Geist dieses Zeugnis, und die Gewissen werden erreicht. Wenn wir uns in solcher Einfachheit mit den Dingen Gottes beschäftigen, dann werden wir mit einem je­den sprechen in Übereinstimmung mit dem Zustand, in dem er sich vor Gott befindet. 

Erkenne ich in dem, mit dem ich mich unterhalte, einen Verlorenen, dann wird es von Nutzen sein, wenn ich ihm dies in der einfachsten Weise sage; und meine im Geiste der Sanftmut ausgesprochenen Worte werden sicher von dem Segen des Herrn begleitet sein.

„Und sie aßen und tranken, er und die Männer, die bei ihm waren, und übernachteten. Und des Morgens standen sie auf, und er sprach: Entlasset mich zu. meinem Herrn! Da sprachen ihr Bruder und ihre Mutter: Laß das Mädchen einige Tage oder zehn bei uns bleiben, danach magst du ziehen. Er aber sprach zu ihnen: Haltet mich nicht auf, da Jehova Glück gege­ben hat zu meiner Reise; entlasset mich, daß ich zu meinem Herrn ziehe" (V.54-56)!

Wir sehen, daß Elieser zur Abreise drängt; er muß diese Angelegenheit schnell zum Abschluß zu bringen, um Rebekka dem Sohne seines Herrn zuzuführen. Sobald sein Auftrag vollendet ist, sagt er daher: „Haltet mich nicht auf!" Er küm­mert sich nicht um das Haus Labans; er schenkt der Bitte des Bruders keine Aufmerksamkeit; die Interessen des Hau­ses seines Herrn gehen ihm über alles. Die Liebe zu seinem Herrn läßt ihn in allem auf dessen Befehl achten. 

Wie häufig fehlen wir in diesem Punkt! Wir schonen das Fleisch und vernachlässigen das, was wir Gott schuldig sind. Im Grunde wollen wir uns selbst schonen, da wir fürchten, anderen nicht zu gefallen. Und doch haben wir so oft gesehen, wie Gott solche segnet, die mit Einfachheit und ohne Furcht die Wahr­heit verkündigen.
„Und sie sprachen: Laßt uns das Mädchen rufen und ihren Mund befragen. Und sie riefen Rebekka und sprachen zu ihr: Willst du mit diesem Manne gehen? Und sie antwortete: Ich will gehen" (V. 57. 58). Hier gibt es kein Zögern. Welch ein herrliches Bild von der Braut des Lammes! Auch sie sagt durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes: „Ich will gehen!" Sie entschließt sich sofort in der entschiedensten Weise und verläßt alles. „Ich will ge­hen!" sagt sie. Prüfen wir hier die Lage Rebekkas. Sie besaß weder das Haus Labans noch dasjenige Isaaks.

So ist es auch mit uns Christen. Wir besitzen weder die Erde, auf der wir uns befinden, noch den Himmel, wohin wir unterwegs sind. Rebekka hat alles verlassen und gesagt: „Ich will gehen!" Unterwegs beschäftigt Elieser, das Vorbild des Heiligen Gei­stes, Rebekka mit dem was im Hause des Vaters Isaaks ist. 

Welch eine köstliche Unterhaltung für die Seele, die durch den Anblick dieser Dinge ermuntert werden muß, um die Mühen und Schwierigkeiten des Weges ertragen zu können, und deren Gedanken nicht zum Vaterhaus oder zum eben verlassenen Land zurückschweifen sollen! Rebekka reist wie wir durch die Wüste; und Elieser, der treue Knecht und Begleiter, bemüht sich, sie zu trösten, mit ihr von den kost­baren Dingen im Vaterhause Isaaks zu reden und tief in ihren Sinn einzuprägen, wie groß und mächtig der Vater ist, der alles seinem Sohne zum Besitztum gegeben hat (V. 36). 

Wie bereits erwähnt, ist dieser Knecht für uns ein Vorbild des Heiligen Geistes, des Trösters, Der uns auf der Reise durch diese Wüste mit Kleinodien beschenkt und uns Mit­teilungen macht über alles was für die, welche die Braut Christi sind, im Vaterhaus vorhanden ist. Er gibt uns Zeugnis von Jesus; Er nimmt das was Christi ist und verkündet es uns. Er ist es. Der uns in die ganze Wahrheit leitet und uns alles lehrt, während wir die Wüste dieser Welt durchreisen.

Hätte Rebekka gezögert, wäre ihr Herz mit Erinnerungen an das soeben verlassene Land erfüllt gewesen, dann wäre sie unglücklich gewesen bei dem Gedanken, daß sie jetzt weder das Haus Bethuels, ihres Vaters, noch das Haus Isaaks, ihres Bräutigams besaß. Da sie alles verlassen hatte und weder das eine noch das andere besaß, wäre ihr in der Wüste so vereinsamtes Herz in einer unerträglichen Lage gewesen, wenn sie sich mit dem Zurückgelassenen beschäftigt hätte. 

Aber sie hat alles aufgegeben, und indem sie sich mit Elieser unterhält, beschäftigt sie sich mit dem, was wahre Anzie­hungskraft auf ihr Herz hat, und sie steht weit höher als die Dinge, die sie für immer verlassen hat. Von Frieden er­füllt und getrost zieht sie weiter, der Wohnung ihres Bräu­tigams entgegen.
Der Christ, der nicht geistlich sondern weltförmig ist, hat ein trauriges Los. Er kann nicht glücklich sein, wenn er die Welt sucht. Der Weltmensch hat wenigstens etwas; er kostet die schnell dahineilenden Vergnügungen und findet, wie verabscheungswürdig sie auch sein mögen und wie viele neue un­befriedigte Begierden sie auch wecken mögen, einen flüchtigen Genuß darin, während der Christ sich unbehaglich und un­glücklich darin fühlt, weil Er ein durch den Heiligen Geist beschwertes Gewissen hat. 

Wie könnte er glücklich sein, wenn er sein Vergnügen in den Dingen der Erde sucht, sein Herz vom Herrn abwendet und aufhört. Ihm zu folgen! Er kann sein Gewissen, das ihn anklagt, nicht beruhigen, und weil er den Mahnungen des Heiligen Geistes kein Gehör geschenkt hat und Wege des Fleisches gegangen ist, gibt es für ihn kei­ne Freude. Die geistlichen Dinge, die sein Glück hätten aus­machen sollen, treten gleichsam wie die Kläger gegen ihn auf, sobald er mit ihnen in Berührung kommt. 

Doch — Gott sei gepriesen! — wir sind unter der Gnade Dessen, Der uns berufen hat und Der uns, wenn wir geirrt haben, um Seines Namens willen wieder auf die ebene Bahn zurückführt. Wenn wir gesündigt haben, so haben wir einen Sachwalter bei dem Vater, Der für uns bittet; und Gott, Der treu ist, hilft uns wieder zurecht, wenn wir uns an Ihn wenden. „Und was wirst du für deinen großen Namen tun" (Jos 7, 9)? Zudem ist die Herrlichkeit Gottes an unserer Wiederherstellung in­teressiert, und da ist Gnade. 

Ja, wir haben einen Heiland, Der für uns beim Vater bittet, und Der Sich bemüht, uns zu dem Gott aller Gnade zurückzurühren. Der das in uns ange­fangene Werk vollführen wird bis auf den Tag Jesu Christi, in dem Er alles tut, was zu unserem Heil nötig ist.
Elieser führt Rebekka zu ihrem Bräutigam, und ebenso führt uns der Heilige Geist bis ans Ende, bis ans Ziel! Das erste was Rebekka erblickt ist Isaak, und Isaak führt seine Frau in das Zelt seiner Mutter. Rebekka, im Besitz ihres Bräuti­gams, kümmert sich um nichts anderes. 

Sie denkt jetzt nicht mehr an die ihr gehörenden Kleinodien und Schätze, sondern an den Bräutigam selbst. Es war nicht das Wichigste, die Braut den Reichtümern zuzuführen, sondern dem Bräutigam. Wenden wir nun das vorliegende Bild auf uns an, so sehen wir, wie Gott uns durch den Heiligen Geist in dieser Welt gesucht hat. 

Er hat uns gefunden; Er will, daß wir nicht zö­gern, Ihm zu folgen, nachdem wir gesagt haben: „Ich will gehen", und Er bringt uns in die Gegenwart Jesu, Der Heilige Geist begleitet uns auf dem Wege, um unsere Stütze und unser Tröster zu sein, um zu unserer Ermunterung mit uns von den Segnungen und der Herrlichkeit, die unser Teil sein werden, zu reden, und um uns einzuführen in die Gegenwart Jesu, unseres himmlischen Bräutigams. Bald werden wir bei Ihm sein und von Ihm ins Vaterhaus geführt werden.
Die Art und Weise der Wirksamkeit des Heiligen Geistes kann aus mancherlei Gründen ganz verschieden sein, aber die Wirksamkeit Seiner Macht ist in der Tat vorhanden. Der wesentliche Grundsatz unserer Berufung muß sich stets darin zeigen, daß wir uns mit Entschiedenheit entschließen, uns durch den Heiligen Geist führen zu lassen, und daß wir ohne Zögern vorangehen, weil wir wissen, daß wir unter dieser Leitung das ersehnte Ziel erreichen und „also allezeit bei dem Herrn sein werden".
Möge der Herr in Seiner Gnade uns allen diese Entschieden­heit schenken, der Leitung des Heiligen Geistes mit willigem Herzen zu folgen!