31.) Nahum Gericht über Ninive 7.Jahrh.v.Chr.

12/22/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Der Ninivit war zur Zeit der Königreiche der erste große Mann auf der Erde, so möchte ich es ausdrücken, so wie Nimrod, ‑ in diesem Gebiet der Vorfahre der Niniviten ‑ der große Mann der Erde in dem früheren Zeitalter der Väter war. 

Nimrod hatte Gefallen an Herrschaft und Ge­walt gefunden zu einer Zeit, als alles noch in einem ein­facheren, ursprünglichen Zustand war. Nachdem aber nun Königreiche gebildet worden sind und sich ganze Nationen anstelle von Familien auf der Erde ausgebreitet haben, ist der König von Ninive nach dem Muster Nimrods in stolzer und weltlicher Gesinnung auf Herrschaft und Gewalt in der Mitte der Nationen bedacht. Er gehört nicht zu den großen W e l t r e i c h e n , die im Propheten Daniel gesehen werden. 

Er ist weder das Haupt von Gold noch die Brust von Silber, weder die Lenden von Erz noch die Schenkel von Eisen. Dieses prophetische Bild wurde nicht in den Tagen Ninives enthüllt, als der König von Assyrien die Oberherrschaft in der Welt hatte. Doch unter den Königreichen, die der Herrschaft des chaldäischen Hauptes von Gold vorausgingen, stand Ninive an erster Stelle. Assyrien hatte viele dieser Königreiche gefangen weggeführt. Amalek war vom Schauplatz verschwunden, und die Keniter waren verwüstet worden, bis sie schließlich durch den Assyrer weggeführt wurden (4. Mo 24, 20‑22). 

Und dann war es auch der Assyrer, der das Volk, das Je­hova, der Gott des Himmels und der Erde, als Sein Besitztum erwählt und für Sich Selbst gebildet hatte, beleidigt und er­niedrigt hat.

Nahum, Betrachtungen über das Wort Gottes, J.N.Darby

09/10/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

J.N.Darby, Betrachtungen über das Wort Gottes.

Nahum

Wollten wir die einzelnen Nationen, die mit dem Volke Gottes in Berührung gekommen sind, ihren besonderen Merkmalen nach genauer betrachten, so würden wir vielleicht finden, daß sich in einer jeden eine bestimmte Art des Bösen ziemlich deutlich ausgeprägt findet. Jedenfalls ist dies bei den hauptsächlichsten Feinden jenes Volkes der Fall. Bei Ägypten, Babel und Ninive treten die verschiedenen Zustände, welche sie darstellen, in ausgesprochener Weise hervor. Ägypten ist die Welt in ihrem natürlichen Zustande, aus welcher das Volk ausgegangen ist. Babel ist das Verderben, welches in einer Macht handelt, die das Volk in Knechtschaft bringt. Ninive ist die Welt in ihrem Stolz und ihrer Pracht, die nur von ihrer eigenen Wichtigkeit erfüllt ist und nichts anderem Beachtung schenkt - die Welt, welche einfach durch ihren Hochmut dazu getrieben wird, dem Volke Gottes in offener Feindschaft entgegenzutreten. Sie wird gleich all den übrigen Feinden gerichtet werden und unter dem Gericht des Allmächtigen auf immer verschwinden. Jehova hat gegen sie geboten, daß von ihrem Samen nicht mehr gesät werden soll. Dieses Gericht ist so einfach, daß die Weissagung, in welcher es angekündigt wird, sehr wenig Erklärung erfordert.

Sie beginnt mit einer Darstellung des Wesens Gottes, wie es sich dem gegenüber erweist, was Er seitens des Hochmuts des Menschen ertragen muß. Ein eifernder und rächender Gott ist Jehova. Es ist ein ernster Gedanke, daß, so groß auch die Geduld Gottes ist, doch ein Tag kommt, der es offenbar machen wird, daß Er mit dem Bösen keine Nachsicht hat. Und doch ist dies auch ein tröstlicher Gedanke; denn die Rache Gottes befreit die Welt von dem Druck und dem Elend, in welchem sie sich unter dem Joche des Feindes und der Lust befand, damit sie nun unter den Augen ihres Befreiers und Friedebringers erblühen könne.

Er hat das Böse ohne Zweifel lange Zeit hingehen und sich entwickeln lassen. Er ist nicht ungeduldig, wie es unsere armen Herzen sind. Er ist langsam zum Zorn; doch ist dieser Zorn um so schrecklicher, weil er die Gerechtigkeit Dessen erweist, der nie ungeduldig ist. Er ist groß an Kraft, und Er hält keineswegs für schuldlos den Schuldigen *1). Wer kann vor Seinem Grimme bestehen, und wer die Glut Seines Zornes ertragen?

Das ist aber noch nicht alles. Wenn Er Seinem Grimme freien Lauf läßt, dann ist es nicht so, daß derselbe keine Grenzen kännte und alles ohne Unterschied verwüstete. Jehova ist gütig; Er ist eine Feste am Tage der Drangsal. Wenn sich die Ströme des Bösen und des Gerichts ergießen - des Bösen, welches selbst ein Gericht ist, und des Gerichts, vor welchem nichts bestehen kann, das von demselben betroffen wird -, dann ist Er Selbst die sichere Zuflucht aller derer, die auf Ihn vertrauen: Er Selbst kennt alle, die dies tun. Was die Herrlichkeit des Feindes betrifft, so wird sie zerstört, ausgetilgt, vernichtet werden. Während sie sich unbekümmert ihren Vergnügungen hingeben, sich berauschen und nichts Böses ahnen, sollen sie völlig verzehrt werden wie dürre Stoppeln.

In Kapitel 1, 11 begegnen wir jenem so oft von den Propheten erwähnten Manne, dem Assyrer, der Böses sinnt wider Jehova. Vers 12 ist dunkel, doch glaube ich, daß er sich auf Israel bezieht. Auch Israel wird, wenn es sich im Geiste der Welt seiner Sicherheit und Stärke rühmt, den Einfall des Feindes, die Überflutung der großen Wasser, der Geißel Gottes, zu erdulden haben. Wenn dieselbe jedoch durch das Land (d. h. Israel) zieht, dann sollen sie weggemäht werden *2) (vgl. Jes 28, 18. 19; 14, 25). Mit dieser Geißel kommt aber das Gericht Gottes zum Abschluß, und, wie der Prophet erklärt, Israel wird dann vollständig und für immer befreit sein (vgl. Jes 10, 5. 24. 25). Das Joch des Assyrers wird auf alle Zeiten hin zerbrochen und die stolze, feindselige Macht der Welt ebenso vernichtet sein, wie bereits vorher über die antichristliche Verderbnis und Empörung das Gericht ergangen war. Die gute Botschaft von der vollen Befreiung wird nach außen hin verbreitet werden, und Juda wird in Frieden seine Feste feiern.

Es ist mir unzweifelhaft, daß der Einfall Sanheribs Anlaß zu dieser Weissagung gegeben hat; augenscheinlich geht sie aber weit über jenes Ereignis hinaus, und das Gericht, von welchem die Rede ist, ist ein Endgericht. Wir haben hier wiederum ein Beispiel von dem, was wir schon so häufig bei den Propheten zu beobachten Gelegenheit hatten, daß nämlich ein Gericht von beschränkterem Umfang dem Volke Gottes zur Warnung oder Ermunterung dienen mußte, während es nur den Vorläufer eines noch zukünftigen Gerichts darstellte, in welchem das Tun Gottes seiner ganzen Ausdehnung nach zum Abschluß und zum vollen Ausdruck kommen würde.

Der Nichtswürdige soll fortan nicht mehr durch Juda ziehen; er wird ganz ausgerottet werden.

Wenn es Gott zuließ, daß Jakob völlig verwüstet und zugrunde gerichtet wurde, so war der Grund davon der, daß die Zeit des Gerichts gekommen war - eines Gerichts, welches nicht bei Jakob stehenbleiben sollte. Ohne Zweifel begann Gott bei Seinem eigenen Hause; würde Er aber bei demselben stehenbleiben? 0 nein. Was muß aber das Ende der Feinde des Volkes Gottes sein, wenn Er bei Seinem eigenen Volk das Böse nicht länger duldet? Mochte Ninive sich denn verteidigen, wenn es dazu imstande war! Aber nein, in jene Löwenhöhle würde eingedrungen, und die jungen Löwen würden vertilgt werden; sie würden unfähig sein, sich zu verteidigen.

Bei dem Propheten Jesaja (Schluß von Kapitel 2 und Anfang von Kapitel 3) begegnen wir demselben Gedankengang. Jakob wurde gerichtet; alle Hausgenossen wurden, ebensogut wie Israel selbst, von allem entblößt und ins Elend gestürzt; und nun kam die Reihe an die Welt. So groß auch der Hochmut Ninives sein mochte, so war es doch nicht besser als andere, zu deren Untergang es wahrscheinlich als Werkzeug gedient hatte; denn Assyrien und Ägypten waren lange Zeit Nebenbuhler gewesen. Die Festungen der Assyrer sollen gleich Feigen sein, die beim ersten Schütteln herabfallen, und ihr Volk ohne Kraft, als wenn es lauter Weiber wären. Sie werden vollständig zugrunde gerichtet werden. Feuer wird sie verzehren. Dies hat sich ohne Zweifel in der Geschichte bereits vollzogen, als Ninive erobert wurde; doch wird die vollständige Erfüllung desselben erst dann eintreten, wenn der Assyrer wiederkommen wird. Ich meine nicht, daß dann diese Stadt selbst von dem Gericht betroffen werden wird - sie ist ja bereits zerstört worden; sondern die Macht, welche dann das Gebiet des Landes Nimrods besitzen und auch den Hochmut, der in jenem herrschte, geerbt haben wird.
 

Anmerkungen
*1 Dies bleibt immer wahr und ist von unermeßlicher Wichtigkeit. Gott hält nie den Schuldigen für unschuldig. Das wäre Seiner Natur entgegen. Es würde nicht die Wahrheit sein. Er kann die Sünde hinwegtun und den gereinigten Sünder annehmen; Er kann aber nicht so handeln, als wenn die Sünde nicht da wäre, während sie doch tatsächlich da ist, oder ihr gegenüber gleichgültig sein, ohne Sich Selbst zu verleugnen. Er kann zwar züchtigen „zum Nutzen“ und um Seine Regierung offenbar werden zu lassen, d. h. Er kann Sich in dieser Hinsicht mit der Sünde beschäftigen; Er kann auch, den Forderungen Seiner Natur und Seiner Herrlichkeit entsprechend, die Sünde gänzlich hinwegtun und austilgen, was zu unserem Heile ist: und beides ist dann wahr. Aber Er kann niemals und nirgendwo die Sünde unbeachtet lassen, als ob sie nicht vorhanden wäre, oder als ob es sich um eine gleichgültige Sache handelte. -1-
*2 Bezieht sich der Vers nicht auf Israel, dann ist der Gedanke folgender: Sollte es auch den Assyrern gelingen und sie unversehrt sich vollen Gelingens erfreuen, so werden sie doch (wie es bei Sanherib geschah), wenn sie nach Juda kommen, weggemäht werden, und damit würde dann (wie wir dies auch in Jesaja 10 sehen) Israel für immer befreit sein. -2-