Altes Testament

08/29/2022
von Christ-und-Buch Rolf Rosskopf

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Wie alles begann, im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde (Schöpfung).
Den Menschen, dann der Mensch ungehorsam gegen Gott er hörte auf das Böse (bis heute). Gott gibt einen Weg der Rettung seinen eigenen Sohn (neues Testament). Der Mensch muss sein Versagen vor Gott anerkennen, um seinen eigenen Frieden zu bekommen. Nur zwei Möglichkeiten, Leben oder Tod. Jeder Mensch entscheidet für sein eigenes ewiges Leben. 
Und das schon über viele Generationen.

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33.) Zephanja Tag des Herrn 7.Jahrh.v.Chr.

12/22/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Sehr häufig berühren sich in den Propheten Herrlichkeit und Gericht. Es geht einerseits um die Sünden, die das Gericht hervorrufen, und andererseits um die Cha­rakterzüge der darauffolgenden Herrlichkeit.

Doch diese Dinge, die das Gericht über die Ungerechtigkeit und die nachfolgende Herrlichkeit, haben sich in der Geschichte ständig wiederholt und wiederholen sich immer wieder in den Prophezeiungen der Schrift.

Die Tage Noahs waren solche Tage ‑ Tage, an denen das Gericht der Flut die Erde reinigte und dem Menschengeschlecht ein neuer und herrlicher Morgen beschieden war. Dem Gericht über Ägypten folgte die Befreiung der Israeliten, ihr Triumphgesang, die Gegenwart der Herrlichkeit Gottes in ihrer Mitte und ihre weitere Reise ins verheißene Land. Ebenso mußten die Israeliten erst das Gericht an den Kanaanitern und Amoritern vollstrecken, bevor sie ihr Erbe in Besitz nehmen konnten.

Die Tage Nebukadnezars waren ähnliche Tage des Gerichts. Der Geist der Prophetie verweilt lange dabei. Nicht nur die früheren Propheten wie Jesaja und Micha sehen diese Dinge voraus, sondern auch die in den Tagen Nebukadnezars le­benden Propheten Jeremia, Hesekiel, Daniel, Habakuk und Zephanja zeugen sehr ausführlich davon.

Und jene Zeit, die Zeit des Einfalls der Chaldäer und ihres Triumphs, war wirklich eine besondere Krise. Die Sünde des Königreiches Juda hatte ihr Vollmaß erreicht, wie die der Amoriter in den Tagen Josuas. Doch ist es in der Tat traurig, daß die Dinge diese Wendung nahmen, nämlich daß die Sünde der Juden voll war und die Heiden herbeigerufen wurden, das Gericht auszuführen, so wie einst die Sünde dieser heidnischen Völker voll war und der Jude, der Mann Gottes, berufen war, das Gericht an ihnen zu vollziehen.

Doch der Chaldäer war nicht nur eine wirkliche, historische Person, sondern auch eine vorbildliche, geheimnisvolle Per­son. Er tritt in den Propheten hervor als einer, der auf kom­mende, abschließende Gerichte hindeutet. Sein Schwert suchte nicht nur Juda und Jerusalem heim, sondern auch die umliegenden Völker. 

In seinen Tagen erhob sich der Gott der ganzen Erde, und die Weit mußte stillschweigen. Es war ein Gericht im Kleinen oder sozusagen der Auftakt eines Ge­richts an allen Nationen. Es war "der Tag Jehovas" dem Geiste oder dem Grundsatz nach. Das Schwert war für das Gemetzel blank geputzt. Die Herrschaft wich von der "Toch­ter Jerusalem", weil das Haus Davids sich verderbt hatte, und der Chaldäer nahm, entsprechend dem Willen Gottes, sozusagen Israel den Thron fort.

Doch das Gericht ist niemals das Ende der Szene. Wie ge­sagt, Herrlichkeit und Gericht berühren sich in den Wegen Gottes. Das Gericht reinigt das Gefäß, und dann wird es von Herrlichkeit erfüllt. Das Gericht nimmt weg, was der Gegen­wart des Herrn im Wege steht, und dann wird das Königtum errichtet und entfaltet, wie uns Zephanja, zusammen mit al­len Propheten, sehen läßt. 

Die Offenbarung ist hiervon das letzte große Zeugnis. Auch dort wieder bereitet das Gericht den Weg für die Herrlichkeit; und zwar e n d g ü l t i g  und für immer wird alles, was Ärgernisse schafft und Unge­rechtigkeit ausübt, werden die großen verderbten, abtrün­nigen Mächte alle vom Gericht erfaßt und verschlungen, da­mit der Tag des Tausendjährigen Reiches in Glanz und Herr­lichkeit anbrechen kann.

Es ist Gericht, immer wieder Gericht, in beständiger Aufein­anderfolge, weil kein Verwalter Gottes treu gewesen ist oder sich bewährt hat. Adam, der Jude, der Heide, der Leuch­ter, alle sind in ihren Tagen Dem untreu geworden, der sie eingesetzt hat; und "Gott steht in der Versammlung Gottes, inmitten der Götter richtet er" (Ps 82, 1). Das Paradies ging durch Adam verloren, das Land ihrer Väter durch ihre Kin­der oder Kanaan durch Israel; die Nationen waren ebenso untreu, und die Macht ging von dem Haupt aus Gold über zu der Brust und den Armen aus Silber, danach zu dem Bauch und den Lenden aus Erz und dann zu den Beinen aus Eisen und den Füßen aus Eisen und Ton. Niemand gab Gott das zurück, was er von Ihm empfangen hatte. 

Die Verwalter mußten abtreten, einer nach dem anderen, und ihre Ver­waltung wurde von ihnen genommen, statt daß sie sie zu­rückgegeben oder Rechenschaft darüber abgelegt hätten. So war es immer, und so ist es immer noch, es gibt keine Ausnahme, bis wir auf den Herrn Jesus hinblicken. Er wird für jede Aufgabe, die Ihm übertragen war, Rechenschaft ab­legen, denn alles, was Ihm anvertraut wird, wird Er zur rech­ten Zeit zurückgeben, es wird Ihm nicht genom­men . Der eine Satz in 1. Korinther 15 spricht Bände über die Herrlichkeit Christi: " . . dann das Ende, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt . . . " 

Es zeichnet Ihn aus angesichts der ganzen Weit und im Gegensatz zu allen Generationen der Menschen, vom allerersten Anfang bis hin zum letzten Ende. Jede Verwaltung, die anderen anvertraut war, wird weggenommen wegen der Untreue, mit der sie mißbraucht worden war. Doch Er gibt Seine Verwaltung zu­rück, denn Er hat alle Absichten Dessen erfüllt, der sie Ihm anvertraut hat. In Christus, und in Ihm allein, sind alle Ver­heißungen Gottes Ja und Amen. Wenn Er das Königtum übernimmt, wird Er es am Ende, im rechten Augenblick, "übergeben". Herrliche Worte! 

Wir sehen, wie das Königtum von Saul genommen wird und von dem Hause Davids. Nach­dem es dann den Nationen übergeben worden ist, wird es ihnen in der gleichen Weise genommen. Das wiederholt sich immer wieder in einer Reihe von Gerichten und Umstürzen bis Derjenige kommt, der ein Recht darauf hat. Dann wird zum erstenmal Rechenschaft abgelegt und ein Königtum zurückgegeben.

In diesen Tagen des Chaldäers, die wir jetzt zusammen mit Zephanja betrachten, wird über alles gleichsam das Urteil gesprochen. So wie in den Tagen der Offenbarung vor dem großen weißen Thron alles persönlich und indivi­duell gerichtet wird, so wird hier angesichts des Schwer­tes Nebukadnezars alles n a t i o n a l gerichtet. 

Da ist Juda, da ist Jerusalem, da sind die umliegenden Völker: Edom, die Philister, die Ammoniter, die Äthiopier und die Assyrer. Nor­den, Süden, Osten und Westen, alle kommen an die Reihe bei dieser allgemeinen und vollständigen Entlarvung, und zwar in den kleinsten Einzelheiten; der Oberrest Baals, der Name der Götzenpriester samt den Priestern, die Götzendie­ner, alle, die bei Jehova schwören und bei ihrem König (Mal­kam), die Treulosen und die Gleichgültigen und alle, die sich mit fremder Kleidung bekleiden, alle werden einzeln ge­straft. 

Die "Leuchten" Jehovas machen die ausfindig, die auf ihren Hefen liegen und über die Furcht vor dem Gericht spot­ten (1, 12). Niemand entkommt. Alles ist "bloß und aufge­deckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben" (Hebr 4, 13). Der Richter der ganzen Erde übt Gerechtigkeit (l. Mose 18, 25); wer viele Schläge verdient hat, empfängt sie, während andere mit wenigen geschlagen werden, denn Gott sieht die Person nicht an. Er vergilt einem jeden nach seinen Taten (Lk 12, 47. 48).

Doch "der Überrest nach Wahl der Gnade" wird, wie überall, auch in Zephanja gefunden und anerkannt. "Die Sanftmüti­gen des Landes" werden sie genannt; und sie werden aufge­fordert, auf Jehova zu harren, in der Hoffnung, am Tag des Zornes Jehovas geborgen zu werden (Kap. 2, 3; 3, 8).

Und dann hält, wie bereits gesagt, nach dem Gericht die Herrlichkeit ihren Einzug. Einige Grundzüge des Tausend­jährigen Segens werden uns vorgestellt. Wir hören, daß die Nationen des Königreiches, "des zukünftigen Zeitalters", mit einem Munde oder einer Sprache Jehova, den Gott Israels, anbeten werden. 

Die Verwirrung Babels wird ein Ende haben; Ein Beispiel davon wurde bereits am Pfingsttag in Apostelgeschichte 2 gegeben. Die fernen Teile der Erde, die jenseits der Ströme Äthiopiens liegen, werden teilnah­men an der allgemeinen Anerkennung des Heiland‑Gottes Israels. Israel wird gereinigt sein, gerettet von aller Furcht vor dem Bösen und von ganzem Herzen glücklich, weil Je­hova, ihr Gott, in ihrer Mitte ist.

Das sind die Tage des Königreiches. Die Gerichte haben die Erde gereinigt, der Oberrest ist durch die Gerichte hindurch gebracht worden, die Erde zeugt von der Errettung Gottes, und der Name Jehovas findet in der Freude und dem Dienst Seines wiederhergestellten Volkes seine Anerkennung.

Die Trauernden Zions haben nun ihren verzagten Geist ge­gen ein Ruhmesgewand eingetauscht (Jes 61, 3). Die Weh­klagen Jeremias hört man nicht mehr, denn die gefangene Tochter Zion ist heimgebracht worden, und alle Bande, mit denen sie gefesselt war, sind zerbrochen. Und sie, die als Gefangene weggeführt war, von der geschrieben stand: "Das ist Zion, nach der niemand fragt" (Jer 30, 17), wird zum Ruhm und zum Preis unter allen Völkern der Erde.

Diese Dinge finden wir im 3. Kapitel Zephanjas, Dinge, die das gemeinsame Thema aller Propheten sind. Sie sehen das Königtum des Herrn voraus, das auf den Tag des Herrn folgt.

Die Herrlichkeit tritt hier jedoch in einem sehr anziehen Charakter hervor. Die Harfe Zephanjas hat einen Ton besonderer Lieblichkeit. Das persönliche Wohlgefallen Jehovas an Seinem Volk wird uns mit Worten vorgestellt, die an Worte der Liebe in dem Hohenlied Salomos anklingen. Jehova, dein Gott", wird zu Zion gesagt, "freut sich über mit Wonne, er schweigt in seiner Liebe, frohlockt über 285 mit Jubel" (3,17).

Das ist die Freude des Bräutigams an der Braut, wie Jesaja sie bereits lange vor Zephanja vorhergesagt hatte (siehe Jes 62, 5). Es ist gleichsam so, als nähme der Herr den Platz ein, an den Ihn das begeisterte Lied des Königs von Israel stellt, wenn Er sagt: "Wie schön bist du, und wie lieblich bist du, o Liebe, unter den Wonnen!" (Hohel 7,6).

Es ist die persönliche Freude des Herrn an Sei­nem Volk, die Zephanja vorausschaut ‑ ihr schönstes und köstlichstes Teil. Das erinnert uns an den kurzen Satz in 1. Thessalonicher 4: "und also werden wir allezeit bei dem Herrn sein. "Das ist alles, was von uns gesagt wird, nachdem die Entrückung stattgefunden hat. Die Herrlichkeiten hätten einzeln beschrieben werden können und die mannigfache Freude des Himmels über die Versammlung; doch es wird nur dieses gesagt, "und also werden wir allezeit bei dem Herrn sein." Eine solche Mitteilung hat den persöhnlichen Charakter, ähnlich der Stelle in Zephanja. 

Doch wenn wir Zuneigungen für Ihn haben, können wir sagen, daß diese Innigkeit der persönlichen Beziehung die höchste und beste von allen Segnungen ist, die uns zuteil geworden sind. Ich möchte noch etwas hinzufügen. In Offenbarung 19 wer­den uns zwei Gastmähler vorgestellt ‑ das Mahl des Lam­mes und das große Mahl Gottes. Das Mahl des Lammes ist eine Szene der Freude im Himmel: Glückselig, die geladen sind. 

Es ist ein Hochzeitsmahl. Das große Mahl Gottes ist das Ergebnis des schweren und schrecklichen Gerichts, das die Geschichte der Erde, wie sie nun ist, abschließt. Es ist das Gericht über die gegenwärtige, abtrünnige Weit. Dann wer­den die Leichname der verbündeten Feinde des Herrn den Vögeln des Himmels zur Speise dienen.

Hesekiel erwähnt das letzte dieser beiden Mahle und be­schreibt es ebenso ausführlich wie Johannes in der Offen­barung. Zephanja streift es nur kurz, wenn er das Han­deln des Herrn am Tage Seines Zorns beschreibt (Hes 39; Zeph 1, 7).

"Denn nahe ist der Tag Jehovas, .. sagt Zephanja, "denn Je­hova hat ein Schlachtopfer bereitet, er hat seine Geladenen geheiligt." Er beschäftigt sich nicht weiter mit dieser Szene, wie Hesekiel und Johannes es wohl tun. Er sagt uns nicht, worin das Schlachtopfer oder das Fest besteht, und auch nicht, wer die Gäste sind. 

Denn dafür gibt es andere Stim­men und Untertöne in der vollkommenen Harmonie der Schrift. Bestimmten Wahrheiten und Geheimnissen wird hier und da ein breiter Raum gegeben, während zu anderen Zei­ten dieselben Wahrheiten vorausgesetzt oder wie im Vor­übergehen nur flüchtig erwähnt werden. In alledem sehen wir eine wohltuende, ungekünstelte Harmonie, die in allen Teilen der Bibel lebt. 

Sie zeugt von der einen Hand, die all diese Akkorde auf der wunderbaren Harfe anschlägt, der gegenwärtigen "Harfe Gottes", die so lange erklingt, bis andere Harfen von derselben Hand bereitet sind, um die Herrlichkeiten Seines eigenen Namens und die Frucht Sei­nes eigenen Werkes für immer zu preisen (Offb 15, 2).

31.) Nahum Gericht über Ninive 7.Jahrh.v.Chr.

12/22/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Der Ninivit war zur Zeit der Königreiche der erste große Mann auf der Erde, so möchte ich es ausdrücken, so wie Nimrod, ‑ in diesem Gebiet der Vorfahre der Niniviten ‑ der große Mann der Erde in dem früheren Zeitalter der Väter war. 

Nimrod hatte Gefallen an Herrschaft und Ge­walt gefunden zu einer Zeit, als alles noch in einem ein­facheren, ursprünglichen Zustand war. Nachdem aber nun Königreiche gebildet worden sind und sich ganze Nationen anstelle von Familien auf der Erde ausgebreitet haben, ist der König von Ninive nach dem Muster Nimrods in stolzer und weltlicher Gesinnung auf Herrschaft und Gewalt in der Mitte der Nationen bedacht. Er gehört nicht zu den großen W e l t r e i c h e n , die im Propheten Daniel gesehen werden. 

Er ist weder das Haupt von Gold noch die Brust von Silber, weder die Lenden von Erz noch die Schenkel von Eisen. Dieses prophetische Bild wurde nicht in den Tagen Ninives enthüllt, als der König von Assyrien die Oberherrschaft in der Welt hatte. Doch unter den Königreichen, die der Herrschaft des chaldäischen Hauptes von Gold vorausgingen, stand Ninive an erster Stelle. Assyrien hatte viele dieser Königreiche gefangen weggeführt. Amalek war vom Schauplatz verschwunden, und die Keniter waren verwüstet worden, bis sie schließlich durch den Assyrer weggeführt wurden (4. Mo 24, 20‑22). 

Und dann war es auch der Assyrer, der das Volk, das Je­hova, der Gott des Himmels und der Erde, als Sein Besitztum erwählt und für Sich Selbst gebildet hatte, beleidigt und er­niedrigt hat.

30.) Micha Gericht und Königreich 8/7.Jahrh.v.Chr.

12/22/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Dieser Prophet wird in Jeremia 26,18 erwähnt und zitiert. Er wurde berufen, einer der Wächter Jehovas zu sein, etwa zur gleichen Zeit wie Jesaja. Es war eine bemerkenswerte Zeit. Die Geschichte der Ereignisse in Juda nahm einen eigenartigen Charakter an. 

Die Verhältnisse in Israel reiften für die Sichel des Assyrers heran. Es war eine Zeit, die in ihrer Bedeutsamkeit nur von der Zeit der Chaldäer über­troffen wurde, denn die Gefangenschaft Israels bzw. die Be­seitigung des Zehnstämme-Reiches berührte noch nicht unmittelbar das Haus Gottes, wie das bei der Wegführung Judas er Fall war. 

Die Herrlichkeit Gottes war immer noch im Land, nach dem Israel an den Fluß Habor in Gosan weg­geführt worden war. Die Chaldäer hingegen plünderten die Stadt des Königs und zerstörten
das Heiligtum Gottes, und Seine Herrlichkeit mußte weichen, als Juda in Gefangen­schaft zog und Jerusalem als eine Einöde zurückließ.
So wie später in den Tagen der Chaldäer in Jeremia, Hesekiel, Daniel, Habakuk, Zephanja und anderen der Geist der Pro­phezeiung reichlich ausgegossen wurde, so geschah es auch jetzt in Jesaja, Hosea, Micha und anderen.

2. Könige 17 ist eine wichtige Schriftstelle in Verbindung mit dem Propheten Micha. Dieses Kapitel behandelt aus­führlich die Sünden Israels, die seine Vertreibung zur Folge hatten. Wir finden hier ebenfalls einen Bericht über den An­fang des Volkes, das im Neuen Testament "die Samariter" genannt wird. Wir sehen hier, daß sie ursprünglich eine re­ligiöse Sekte waren, die das für Wahrheit hielt, was die Juden verdorben hatten durch eine Vermischung mit den verschiedensten Lügen, die die heidnischen Eroberer mit in das Land gebracht hatten.

Dieses kleine Buch Micha kann in drei Abschnitte eingeteilt werden: ‑

Kapitel 1‑3: Diese Kapitel zeigen uns ein düsteres Bild von den Sünden und dem darauf folgenden Elend über Israel und Juda.

Kapitel 4 und 5: Diese Kapitel gewähren einen Ausblick auf die politische oder nationale Wieder­herstellung des Volkes.

Kapitel 6 und 7:Diese Kapitel handeln von den Erfah­rungen des Volkes, von seiner morali­schen Wiederherstellung.

Kapitel 1‑3. Dieser Abschnitt beginnt mit der Voraus­schau auf das Gericht, besonders über Samaria; doch Jeru­salem wird nicht außerachtgelassen. Danach wird ausführ­lich über die Sünden gesprochen, die das Gericht herbei­führten. Wir finden hier in prophetischer Sprache dasselbe, was wir geschichtlich in dem bereits angeführten Kapitel 2. Könige 17 gesehen haben.

Sowohl Juda als Israel hatten gesündigt, und Jehova berei­tete nun in Seinem gerechten Zorn Assyrien zu als Rute gegen Jerusalem wie schon gegen Samaria. Ahas war in Juda, was Hosea in Israel war. Doch Hiskia, der auf Ahas folgte, tat, was recht war in den Augen Jehovas. Deshalb hielt Gott Seine Rute zurück, und Assyrien gewann nicht die Oberhand über Juda, wie das bei Israel der Fall gewesen war.

Das war die Lage der Dinge in jenen Tagen, und Micha sprach als Wächter Jehovas. Fürsten, Priester, Propheten und das Volk werden einzeln von ihm aufgerufen. Alle werden für schuldig befunden und verurteilt. Das Land, das aus den Händen der Amoriter erlöst worden und zu einem reinen Gefäß unter den Nationen ge­macht worden war, das sogar die Wohnstätte Jehovas war, hatte nun jedoch einen völlig anderen Charakter angenom­men. Wenn nun irgendein Ohr da war, um zu hören, irgend­ein beschnittenes Herz unter dem Volk, so werden sie, was das Land betrifft, mit diesen Worten angesprochen: "Machet euch auf und ziehet hin! denn dieses Land ist der Ruheort nicht, um der Verunreinigung willen." Sind das nicht eigenartige und demütigende Worte? Wie konnte das feine Gold so seinen Glanz verlieren?

Verwüstung und Trostlosigkeit folgen auf diese Verunreini­gungen. Doch inmitten all dieser Dinge ist der Prophet selbst erfüllt mit der Kraft des Geistes Jehovas; er spricht vor den Ohren der Nationen von dem Gericht. "Darum wird euret­wegen Zion als Acker gepflügt werden, und Jerusalem wird zu Trümmerhaufen und der Berg des Hauses zu Waldes­höhen werden" (Kap. 3, 12).

Kapitel 4 - 5. ‑ Als erstes spricht Micha in diesen Kapiteln über den herrlichen Zustand Zions in den Tagen des König­reichs. Diese Zeit wird hier mit dem Ausdruck "am Ende der Tage" bezeichnet. Es sind wunderschöne Worte, die Jesaja ebenfalls (in seinem zweiten Kapitel) gebraucht, nämlich daß die Völker der Erde, der ganzen Welt, nach Zion kommen, um die Wege und Verordnungen des Königs der Herrlichkeit zu befolgen, der dann Seinen Wohnsitz dort haben wird.

Das ist sehr bezeichnend. Jetzt, in dieser Zeit der Gnade, g e h e n die Boten des Erlösers a u s , verkündigen die frohe Botschaft und bitten Sünder, sich versöhnen zu lassen. Denn die Liebe ist wirksam in Gütigkeit; sie ist auf eigene Kosten mit den Segnungen anderer beschäftigt. Königs­würde und Gericht äußern sich auf eine ganz andere Weise: das Gericht beansprucht selbst den Thron, es erwartet, daß man ihm zur Verfügung steht und seinen Anordnungen Folge leistet. Wenn ein König in Gerechtigkeit regiert, muß das Volk ihm dienen. Der Wille des Königs muß zur Kenntnis genommen und befolgt werden; und so ist es auch hier.

Doch wenn es ein Zepter der Gerechtigkeit ist, wird es auch ein Zepter des Friedens sein; und eine willige, glückliche Welt wird bezeugen, daß ein Morgen ohne Wolken aufge­gangen ist und daß ein anderer Salomo, ein größerer als Salomo, in Zion die Herrschaft über die ganze Erde ange­treten hat (2. Sam 23, 3‑4). Der Oberrest, der jetzt zerstreut ist, wird nach Hause gebracht. Und in Jerusalem herrscht der Herr, der Messias, über sie.

Davon spricht der Prophet. Dann wendet er sich Juda zu und verläßt den Assyrer seiner Tage, um von dem Chaldäer zukünftiger Tage zu sprechen. Der Tochter Zion wird eröff­net, daß sie nach Babylon ziehen muß, bevor sie zu der Herrlichkeit gelangt, die in den Tagen des Königtums ihr Teil sein wird. In Babylon finden ihre Schmerzen und Geburts­wehen ein Ende; auch die Befreiung wird schon erwähnt: "Denn nun wirst du aus der Stadt hinausziehen und auf dem Felde wohnen und bis nach Babel kommen. – Daselbst wirst du errettet werden, daselbst wird Jehova dich aus der Hand deiner Feinde erlösen." Zion kann nur durch Gefan­genschaft zu seiner Freude kommen und nur durch schmerz­hafte Leiden zu Ehren. So war es einst Abraham gesagt wor­den, daß seine Nachkommen sich jahrhundertelang in einem fremden Lande aufhalten würden, bevor sie zu ihrem Erbteil kämen. Genau so geschah es ‑ den Siegen Josuas gingen die Ziegelbrennereien Ägyptens voraus. Und wiederum wird Babylon zu einem zweiten Ägypten für die Kinder Zions, be­vor sie zu der früheren Herrschaft (Kap. 4, 8) gelangen und die herrlichen Tage Davids und Salomos wiederhergestellt werden.

Der Prophet wendet sich dann von den Chaldäern zu der Zeit des Endes, in der sich Israels Feinde zusammengeschlossen haben werden (Jer 4, 10. 11).*) *) Zwischen den Versen 10 und 11 besteht ein langer Zeitraum, den Micha jedoch nicht erwähnt. Diese letzten Ge­richte über Israel werden sehr schwer sein; die Verwerfung Christi wird als Begründung und Ursache hierfür zur Sprache gebracht. Juda verschmähte den Messias, als Er zu ihnen kam. Der Richter Israels wurde auf die Backe geschlagen (Mt 27, 30). Doch Derjenige, den sie zurückwiesen und ver­schmähten, wird ihre einzige Hoffnung sein. Er ist der wahre Joseph und auch der wahre Mose. Diese Männer, die die Na­tion zuerst nicht annahm, sind ihre einzige Stärke und Er­wartung in den Tagen ihrer Bedrängnis. Und nur weil der Messias, den Israel einst verschmähte, ihre Hilfe und Ret­tung sein wird, wird dann Assyrien in den letzten Tagen ver­geblich versuchen, Israel zu beunruhigen. In den folgenden Versen wird der Zustand des Volkes unter diesem Messias beschrieben. Sie werden gereinigt, während alle ihre Feinde vernichtet werden. Der Überrest wird dann "wohnen" (Kap. 5, 3), weil ihr Messias in Kraft und Majestät "groß sein wird bis an die Enden der Erde". Sie werden auch "wie ein Tau von Jehova" und "wie ein junger Löwe unter den Schafhirten" sein. Sie werden für alle Völker um sie her entweder zu einem Anlaß des Segens oder des Gerichts sein.

Und inmitten all dieser Dinge wird der Messias als der Herr­scher in Seinen verschiedenen Herrlichkeiten, sowohl per­sönlich als auch offiziell, vorgestellt. Das arme und in Juda unbedeutende Bethlehem kommt Seinetwegen zu Ehren. So wie die arme Frau des Zimmermanns, Seine Mutter, Sei­netwegen zu Ehren und Segen kam, so ist es jetzt bei der ar­men Stadt Bethlehem, Seinem Geb4irtsort, der Fall. Damit sind wir am Ende des 5. Kapitels angekommen.

Kapitel 6 - 7. ‑Die vorhergehenden Kapitel dieses Pro­pheten gestatten uns einen Blick auf das mehr äußere H a n d e l n Gottes mit Israel; nun sehen wir die Wege Sei­nes G e i s t e s mit diesem Volk. Mit diesen beiden The­men beschäftigen sich alle Propheten in der einen oder an­deren Weise. Sie stellen sowohl die politische als auch die moralische Geschichte des Volkes Gottes dar, die Wiederher­stellung und die Bekehrung Israels.

Das Werk des Geistes Gottes wird uns in diesen Kapiteln Michas in der Form eines Dialoges vorgestellt. Die Seelen­übungen eines Menschen werden uns geschildert. Der Herr Selbst gibt dann gleichsam eine Antwort darauf, indem Er die Handlungsweise Gottes zeigt. Die Art und Weise dieser Kapitel erinnert uns an die Psalmen, wo der Pulsschlag des Herzens gespürt wird und wo die Wege des Geistes, die Gott einen Menschen führt, in so mannigfaltiger Weise beleuchtet werden. Es geht hier, wie in den Psalmen, um den einzelnen ganz persönlich.

Der Herr eröffnet dieses Gespräch. Er tadelt die Wege Sei­nes Volkes. Er tut es gleichsam so, daß es auch die Berge und die Hügel und die Fundamente der Erde hören können.

Er hat nichts dagegen, wenn die gesamte Schöpfung anwesend ist, wenn Er richtet. Der Richter der ganzen Erde übt Recht; deshalb sollen Himmel und Erde in den Vorhöfen Seiner Gerechtigkeit und vor dem Thron Seines Gerichts warten (5. Mo 32, 1).

Diesen Tadel hört ein Überrest. Er antwortet in den Versen 6 und 7. Sie erwachen. Es wird ihnen bewußt, daß das Schwert Jehovas nun erhoben ist. Sie sind erschreckt und würden gern eine Zuflucht finden. Doch Unkenntnis über Gott und Seine Wege kennzeichnet ihre Worte. Aber das ist nicht ausschlaggebend. Eine Belebung hat stattgefunden. Die Seele ist aus ihrem Schlaf und ihrer Betäubung erwacht.

Der Herr gibt eine kurze Antwort. Er läßt die Erweckten, die Fragenden, lernen, was "gut" ist und was Gott "fordert". Das "Gute" wird ihnen gezeigt. Gott offenbart, wie wir wis­sen, daß das Gute mit Ihm in Verbindung steht. "Niemand ist gut als nur einer, Gott" (Mk 10, 18). Das Evangelium offen­bart das in seiner ganzen Fülle. Das Vieh des Menschen wird weder "gefordert" noch als Opfer verlangt; es sind keine "Ströme Öls", auch nicht "die Frucht des Leibes", sondern allein das, was m o r a l i s c h gut ist, nämlich daß wir Recht üben, Güte lieben und demütig wandeln (Vers 8). Das ist vollkommen an seinem Platz. Aber nachdem Er dem Überrest auf diese Weise kurz geantwortet hat (dem "Men­schen"), wie er hier genannt wird, demjenigen, der Ohren hatte, um zu hören inmitten der verderbten Nation), fährt der Herr fort, diese Nation zu tadeln, indem Er auf Einzel­heiten eingeht. Er deckt die schrecklichen Wege und Unge­rechtigkeiten Israels auf. Seine Stimme wendet sich an die Stadt, und doch wird Er sicherlich auf den Ruf Seines Ober­restes antworten, dieses Oberrestes, der auf die Zuchtrute hört und auf den, der sie bestellt hat (Verse 9‑16).

Die zum Leben Erwachten greifen sofort das Wort auf, aner­kennen das gerade verkündete Gericht und sehen auch ein, daß die Dinge wirklich denkbar schlecht standen. Nur wenige waren in der Mitte des Volkes als ein würdiger Same übrig­geblieben. Die engsten Familienbande wurden untergraben und entweiht. In Gott Selbst zur Ruhe gekommen, gehen sie allem aus dem Wege, worin sie keine Zuflucht und Be­freiung gefunden hatten. So konnten sie dem trotzen, was sich ihnen entgegenstellte. Und doch, bei all dieser schönen, Gott wohlgefälligen Kühnheit in der Gegenwart ihrer Feinde, demütigen sie sich unter die Hand des Herrn, indem sie wis­sen und anerkennen, daß sie, da sie zu einem sündigen, un­reinen Volk gehörten, Ihm nicht antworten konnten (Kap. 7,1‑10).

Hierauf antwortet der Herr wiederum in einer sehr schönen Weise. Da die Frommen soeben die Gerechtigkeit Seiner Ge­richte anerkannt haben, setzt Er nun Sein Siegel auf ihre Er­wartungen und spricht zu ihnen von der Zeit, da ihre Gefan­genschaft enden wird ‑ wenn sie wieder zurückgebracht werden in ihr eigenes Land und in ihre Stadt. Dann werden die Absichten ihrer Gegner vereitelt sein, und sie werden aufgesucht werden von allen Nationen um sie her, nachdem diese Nationen in gerechter Weise bestraft worden sind (Verse 11‑13).

Der Oberrest ergreift wiederum das Wort. Ermutigt bitten sie um Wiederherstellung jener Tage, als alle Stämme noch zu Hause in ihrem Erbteil waren, selbst in den entfernten Orten Basans und Gileads (Vers 14).

Der Herr antwortet darauf und übertrifft diese Wünsche; denn die Gnade übertrifft den Glauben ebenso wie die Sünde. Die Sünden können die Gnade nicht erschöpfen ‑der Glaube kann sie nicht ausloten. Der Herr verheißt hier, daß die Tage des Auszugs wiederholt werden und daß Sein Israel sich wiederum freuen soll über die außerordentlichen und erhabenen Entfaltungen Seiner Macht ihretwegen, so wie sie sich damals freuten, als Er sie aus dem Land Ägyp­ten herausführte (Verse 15‑17).

Diese Worte der Gnade unterbricht der Oberrest jedoch, um zu betonen (nachdem sie diesen Bericht über die Barm­herzigkeiten gehört hatten), daß Gott es ist, dem alle Herr­lichkeit zukommt, und daß das Geheimnis ihrer Befreiung darin besteht, Ihn zu fürchten. Das sollten ihre Feinde dann auch wissen. Diese Unterbrechung finden wir am Schluß von Vers 17.

Doch dann, nachdem sie das Wort ergriffen haben, um alle Ehre für diese großen, letzten Barmherzigkeiten der Be­freiung Gott allein zuzuschreiben, fahren sie in diesem Ton fort, und mit Hingabe des Geistes preisen sie Seine Gnade und Treue (Verse 18‑20).

Jona Gottes Barmherzigkeit 8.Jahrh.v.Chr.

12/22/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Wie einfach und klar ist das alles, und doch wie ernst!

Unsere moralische Verderbtheit ist sehr groß, sie reicht bis auf den Grund unseres Seins. Doch zu bestimmten Zeiten verrät sie sich in besonders häßlichen Formen. 

Trotz all der Kenntnis, die wir darüber haben, erschrecken wir dann un­willkürlich und sind bestürzt darüber, daß wir so verderbt sind. Vorrechte von seiten Gottes können sogar dazu dienen, diese Verderbtheit noch stärker ans Licht zu bringen, sie 129 können sie nicht heilen.

Der Hang zur Selbsterhöhung ist uns seit dem Sündenfall angeboren. "Ihr werdet sein wie Gott", dieser Stimme wurde Gehör geschenkt. Dieser Begierde, dieser Neigung, vor an­deren ausgezeichnet zu sein, opfern wir kaltblütig alles, was uns im Wege steht. Wir nehmen dabei keinerlei Rücksicht auf Geschlecht oder Alter, genauso wie wir zu Anfang Gott Selbst gewissermaßen hier für geopfert haben (l. Mo 3).

Wir nehmen die Gaben Gottes und schmücken uns damit. So machte es die Versammlung in Korinth. Statt die Gaben zum Wohl anderer zu gebrauchen, lag den Brüdern mehr daran, diese Gaben zur Schau zu stellen. Doch derjenige, der in ihrer Mitte den Geist Christi hatte, sagte: "Aber in der Ver­sammlung will Ich lieber fünf Worte reden mit meinem Ver­stande, auf daß ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in einer Sprache" (l. Kor 14,19).

Der Jude ‑ der so begünstigte und bevorrechtigte Jude ‑sündigte in gleicher Weise. In Römer 2 wird dieser Jude überführt. Seine Absonderung von den Nationen ging von Gott aus. Doch anstatt das zu einem Zeugnis für die Heilig­keit Gottes inmitten einer rebellischen, beschmutzten Weit zu gebrauchen, benutzte er die Gelegenheit, sich selbst zu erhöhen. Er rühmte sich Gottes und des Gesetzes. Und doch verunehrte er Gott durch Übertretung des Gesetzes.

Jona gehörte zum Volk Israel und außerdem zu den Prophe­ten Gottes. Er war also in doppelter Hinsicht bevorrechtigt. Doch die menschliche Natur war auch in ihm schnell dabei, diese Vorrechte für eigene Vorteile und Zwecke zu nutzen. Aber Jona war auch ein Gläubiger. Doch das allein kann unter dem Druck der Versuchung des Fleisches den Sieg über die alte Natur noch nicht garantieren.

Der Herr sendet ihn als Propheten mit einer Botschaft des Gerichts wider Ninive. Jona aber wußte, als er dieses Wort empfing, daß in dem Herzen Dessen, der ihn sandte*), die Barmherzigkeit überwog. Deshalb vermutete er, daß seine Gerichtsankündigung durch die Gnade, die in Gott über­strömt, beiseite gesetzt werden könnte (Kap. 4, 2).

*) 2. Könige 14 war für Jona der Beweis.

War er darauf vorbereitet? Konnte er als Jude es mit ansehen, daß eine heidnische Stadt so begünstigt und der Barmherzigkeit und Rettung Gottes teilhaftig würde? Konnte er als Prophet es mit ansehen, daß sein Wort nicht eintraf, und das vor den Augen von Unbeschnittenen? Das war zu­viel. Er geht an Bord eines Schiffes, das nach Tarsis unter­wegs war, anstatt den Weg über Land nach Ninive zu neh­men. Wenn wir ihn so an Bord dieses Handelsschiffes auf den Wassern des Mittelmeeres sehen, ist er da nicht treulos in seinem Hochmut, ein zweiter Adam? Er war ein Übertreter wie Adam, ein Übertreter durch Hochmut, wie Adam; und genau wie Adam brachte er das Todesurteil auf sich.

Wie einfach und klar ist das alles, und doch wie ernst!

Das erste, was ein Sünder anerkennen muß, ist die Strafe für seine Sünden. Wir sollten uns nicht durch eigene Bemühun­gen zu rechtfertigen suchen, wenn wir einen falschen Weg gegangen sind. Sonst ergeht es uns wie Israel in Horma (4. Mo 14). 

Das erste, was wir zu tun haben, ist, die Strafe für unsere Sünde anzunehmen, unsere Sünde zu bekennen und uns unter die mächtige und züchtigende Hand Gottes zu beugen (3. Mo 26, 41). David tat das und erhielt das König­reich zurück. Jona tut nun dasselbe.

 "Nehmet mich und wer­fet mich ins Meer", sagte er zu den Seeleuten inmitten des Sturmes, "so wird das Meer sich gegen euch beruhigen; denn ich weiß, daß dieser große Sturm um meinetwillen über euch gekommen ist." Und sie taten es, doch mit einer Scho­nung und Zartheit, die den beschämen mußte, der doch eigentlich über ihnen stand. Das läßt erkennen, daß die Hand Gottes mit ihnen war, wie sie andererseits gegen Jona war. Und Jona wird sogleich vom Meergras um­schlungen und fährt hinab zu den Gründen der Berge.

Hätte sich das heidnische Ninive in einer traurigeren Lage befinden können? War nicht die Beschneidung Jonas wie Unbeschnittenheit? Sowohl Jude als auch Prophet, und dann in den Tiefen des Meeres, das Haupt umschlungen vom Meergras wegen des Mißfallens Jehovas! Jemand, der in solch einem Zustand ist, wird doch wohl aufhören, hoch von sich zu denken und andere zu verachten. Kann jemand noch tiefer gedemütigt werden? Der hochmütige Adam war hin­ter den Bäumen des Gartens, der hochmütige Jona im Her­zen des Meeres.

Jehova hält durchaus nicht für schuldlos den Schuldigen. Der Richter der ganzen Erde tut recht. Doch Gnade bringt Ret­tung, und das bald. Es ist nur die S ü n d e Jonas, die auf dem Meeresgrund zurückbleibt, Jona selbst wird befreit, geradeso wie sein Vorvater Adam seine Schuld und sein Ver­steck hinter sich ließ und in die Gegenwart Gottes zurück­kehrte.

Jona wurde belehrt und auch befreit. In dem Bauch des Fisches wird ihm bewußt, daß, auch wenn er Jude war, er die Rettung Gottes genauso nötig hatte wie jeder Heide. Das unbeschnittene Ninive war in seinen Augen unrein und verachtet gewesen. Er mißgönnte dieser Stadt die Gnade und Barmherzigkeit Gottes. 

Was sollte jetzt ohne diese Barmherzigkeit aus ihm selbst werden? Er war im Ge­fängnis und verdiente es, dort zu sein. Was konnte ihm hel­fen und seine Lage verändern, als nur die freie, völlige und unumschränkte Gnade? Er muß es aussprechen: "Bei Je­hova ist die Rettung." Er wird nun nicht mehr in sich selbst als einem bevorrechtigten Juden oder begabten Propheten frohlocken, sondern in Dem, der allein Rettung bringen kann.

An dieser Stelle erhebt sich die entscheidende Frage, wie wir sie im Neuen Testament gestellt und mit freudigem Tri­umph beantwortet finden: "ist Gott der Gott der Juden allein? nicht auch der Nationen? Ja, auch der Nationen" (Röm 3, 29). 

Unsere Not und Errettungsbedürftigkeit, unsere Abhängigkeit von der Unumschränktheit und der Gnade Gottes stellt uns alle auf die gleiche Stufe. "Dieweil es ein einiger Gott ist, der die Beschneidung aus Glauben und die Vorhaut durch den Glauben rechtfertigen wird" (Röm 3, 29. 30). Der Jude kann Gott nur aufgrund derselben Barm­herzigkeit nahen, die auch die Nationen rettet (Röm 11, 30‑31). Hierin muß Jona Ninive gleich werden.

Das ist die Lektion, die Jona, der Jude, im Bauch des Fisches zu lernen hatte. Mochte Ninive sein, was es wollte, heidnisch und unbeschnitten, ein Fremdling betreffs des Bündnisses Israels oder was auch sonst, es hatte in diesem Augenblick die Rettung von seiten Gottes durchaus nicht nötiger als die­ser begünstigte und bevorrechtigte Jude, der begabte Pro­phet, der seiner Übertretung wegen sich sozusagen in der Hölle befand. 

Es war aus und vorbei mit ihm, es sei denn, daß Gott sich seiner erbarmte. Und das tat Er: Der Fisch warf Jona auf trockenes Land, als er gelernt, bekannt und es aus­gesprochen hatte: "Bei Jehova ist die Rettung." Für die Bewohner Ninives war er ein Zeichen.

Das Volk Israel wird noch die gleiche Lektion lernen müssen. Kein Zeichen ist ihnen jetzt gegeben als nur das Zeichen dieses Propheten: und sie werden erkennen müssen wie aus dem Bauche der Hölle oder unter dem Gericht Gottes (wo sie sich als Nation jetzt befinden) ‑, daß die Gnade und die von ihr bewirkte Erlösung ihr einziger Platz und ihre einzige Zuflucht ist.

Wir wissen, daß die Quelle dieser Errettung Gottes, an der Jona sich zu erfreuen berufen war, in dem Geheimnis des Kreuzes liegt, weil Einer, der dazu in der Lage war, sich für uns Sünder unter die Herrschaft des Todes begab, unter das Gericht der Sünde. Von Ihm in diesen Umständen ‑ drei Tage und drei Nächte in dem Herzen der Erde ‑, ist Jona selbst ein Vorbild, indem er die gleiche Zeit im Bauch des Fisches zubrachte.

Wenn wir daran denken, können wir sagen, daß die Schrift ihren Dienst genauso ehrt, wie der Apostel der Nationen den seinen (Röm 11, 13). Sie soll Gott und Seine Ratschlüsse offenbaren; und zweifellos tut sie dies in wunderbarer und fruchtbringender Weise, indem sie, wie hier, zu unserer Un­terweisung Teile der Geschichte vorstellt und doch zur glei­chen Zeit durch diese Geschichte Beispiele, Verheißungen und Schatten weiterer und reicherer Geheimnisse voraus­wirft, die uns eine umfangreichere Belehrung vermitteln.

Die Evangelien zeigen uns, daß Jona ein treffendes Zeichen sowohl von dem Herrn Selbst als auch von dem Volk Israel ist. Israel muß durch Tod und Auferstehung gehen. Ihre Mis­setat wird nicht vergeben werden, bis sie sterben (Jes22,14).

Die gesamte Schrift bestätigt das. Das Tal der Totengebeine ist ein Bild davon. Doch sie werden wie ein auferstandenes Volk sein, wenn der Tag des Königreiches anbricht ‑ hierfür und für jeden Segen gebührt aller Dank und aller Lobpreis dem gestorbenen und auferstandenen Sohn Gottes! Und Jonas Tod und Auferstehung, ich möchte es wiederholen, sind bezeichnenderweise ein Abbild von der Geschichte sei­nes Volkes und auch von der Geschichte seines Retters (siehe Mt 12, 40; Lk 11, 29‑30).*) *) 

Jonas Sünde war der Ausdruck der Sünde des Volkes. Sowohl er als auch das Volk haben in gleicher Weise den Gedanken an Barmherzigkeit gegenüber den Nationen zurückgewiesen (l. Thess 2, 16). Als Paulus begann, von der Barmherzigkeit Gottes den Nationen gegenüber zu sprechen, wollten die Ju­den ihm nicht länger zuhören (Apg 22, 21‑22).

Die Geschichte dieses Propheten ist wirklich sehr lehrreich. So echt, wie dieser Bericht ist, so bedeutungsvoll ist er als Gleichnis. Und wir alle, die Auserwählten Gottes so gut wie Israel, dürfen auf unsere Weise mit ihm unseren Platz ein­nehmen als gestorben und auferstanden. Das muß uns als gerettete Sünder kennzeichnen.

Wir kehren zu der Geschichte selbst zurück und sehen, daß Jona als einer, der gerade darüber belehrt worden war, daß er die Gnade nötig hatte, zum zweitenmal nach Ninive ge­sandt wird. Er geht und betritt diese große Stadt mit Worten des Gerichts auf seinen Lippen. Diese Stadt Nimrods verkör­perte zu jener Zeit den ganzen Hochmut und die Anmaßung einer Weit, die sich auflehnt. "Noch vierzig Tage," ruft er als Bote aus, "so ist Ninive umgekehrt!"

So "trauerte" er. Es war sein Auftrag. Doch als Antwort dar­auf "trauerte" Ninive zutiefst: Der König stand von seinem Thron auf, und das ganze Volk kleidete sich in Sacktuch. Und in einem solchen Zustand, gedemütigt unter die Hand Gottes, findet ein König von Ninive Jehova so, wie ein König von Israel Ihn vorher gefunden hatte. 

"Ich sagte", so spricht David, "ich will Jehova meine Übertretungen bekennen; und du, du hast vergeben die Ungerechtigkeit meiner Sünde" (Ps 32, 5). "Wer weiß", sagt dieser heidnische König, "Gott möchte sich wenden und es sich geräuen lassen, und um­kehren von der Glut seines Zornes, daß wir nicht umkommen." Und so geschah es auch. "Gott ließ sich des Übels gereuen, wovon er geredet hatte, daß er es ihnen tun wolle, und tat es nicht."

"Ist Gott der Gott der Juden allein? nicht auch der Natio­nen?" frage ich wiederum mit dem Apostel (Röm 3, 29). Und ich antworte zum zweitenmal mit ihm: "Ja, auch der Natio­nen." Die Gnade ist göttlich. Eine Regierung mag ihr Volk kennen und für Ordnung sorgen; doch die Gnade kennt Sün­der, geradeso wie sie sind, um wen auch immer es sich handeln mag. Die Erde trifft ihre Vorkehrungen, doch der Himmel ist souverän. Ninive, wie zu einem früheren Zeit­punkt Jerusalem, wird verschont. Der Hand des verderben­den Engels wird über der einen sowohl als der anderen Stadt Einhalt geboten (l. Chr 21; Jona 3).

Doch "berichtet es nicht in Gath" (Micha 1, 10). Die Töchter der Philister sollen nichts erfahren von dem Juden Jona in Kapitel 4.

Ging Lot nicht ein zweites Mal nach Sodom? Sündigte His­kia nicht im Hochmut, als die Gesandten von Babel kamen, nachdem er es erlebt hatte, daß der Schatten des Sonnen­zeigers rückwärts gegangen war? Ging Josia nicht, nachdem er sich gedemütigt hatte und sein Herz weich geworden war, eigenwillig in die Schlacht gegen den König von Ägypten? Verleugnete Petrus nicht seinen Herrn, obwohl der Herr ihn gewarnt hatte? 

Haben nicht auch wir, Geliebte, du und ich, bereits gelernte Lektionen und erduldete Züchtigun­gen vergessen? Sollte nicht auch Jona in diesem Augen­blick den Bauch des Fisches vergessen können? Das Wun­der verblaßt schnell; eine so deutliche, eindringliche, so tief eingeprägte Lektion, und doch so schnell der Seele entschwunden!

Jona ist ungehalten. Ein Heide war dem Gott des Himmels und der Erde wichtig geworden, und das durch die Gnade, die Ninive zuteil geworden war. Das war zuviel für den Ju­den. Dem Wort eines Propheten war ‑ aus der Sicht des Hochmutes ‑ von der Hand des Gottes der Barmherzigkeit Unrecht getan worden. Jona war sehr zornig. 

Er kann nun nicht gerade wieder ein Schiff nehmen und nach Tarsis fahren; doch in der Gesinnung dessen, der dies erst kürzlich getan hatte, geht er jetzt aus der Stadt heraus mit den Wor­ten: "Ach Jehova! war das nicht mein Wort, als ich noch in meinem Lande war? Darum kam ich zuvor, indem ich nach Tarsis entfloh; denn ich wußte, daß du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langsam zum Zorn und groß an Güte, und der sich des Übels gereuen läßt. Und nun, Jehova, nimm doch meine Seele von mir; denn es ist besser, daß ich sterbe, als daß ich lebe" (Kap. 4, 2‑3). 

Was für eine Ungezogenheit des Herzens war das doch! Stand er nicht im Begriff, sich selbst aufs neue einen Bauch des Fisches zu bereiten? Er hatte ihn verdient. Welche Schwierigkeiten machen wir uns doch oft selbst! Warum blieb Lot nicht in dem heiligen, friedvollen Zelt Abrahams? Und warum bereitete er sich selbst einen ersten und zwei­ten Feuerofen in Sodom? 

Warum brachte David ein Schwert über sein Haus, das nach dem Befehl Jehovas bis zu dem Tag seines Todes nicht davon wich? "Aber wenn wir uns selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir vom Herrn gezüchtigt, auf daß wir nicht mit der Welt verurteilt werden" (l. Kor 11, 31‑32). "Die Stimme Jehovas ruft der Stadt" (Micha 6, 9), und der Mann der Weisheit soll hören; aber Jona war taub. 

Er hat die Lektion von dem Bauch des Fisches vergessen, und nun muß er die Lektion von dem verdorrten Wunder­baum lernen. Außerhalb der Stadt baut Jona sich eine Hütte, um darunter sitzen zu können ‑ mit seinem Mißmut und seinem Ärger über Gott. Jehova Gott bestellt dann einen Wunderbaum, um Jona in seiner Hütte Schatten zu spenden. Jona freut sich sehr über diesen Wunderbaum. Doch dann bestellt Gott einen Wurm, der den Baum sticht, so daß er verdorrt. 

Als dann die Sonne und der schwüle Ostwind Jona zusetzen, ist er schwer erzürnt und möchte sterben. Gott benutzt dann in Seiner wunderbaren Güte all diese natürlichen Umstände für eine tiefe und ergreifende Beleh­rung: "Und Gott sprach zu Jona: Ist es recht, daß du wegen des Wunderbaumes zürnest? Und er sprach: Mit Recht zürne ich bis zum Tode! Und Jehova sprach: 

Du erbarmst dich des Wunderbaumes, um welchen du dich nicht gemüht und den du nicht großgezogen hast, der als Sohn e i n e r Nacht ent­stand und als Sohn e i n e r Nacht zu Grunde ging; und ich sollte mich Ninives, der großen Stadt, nicht erbarmen, in wel­cher mehr als hundertundzwanzigtausend Menschen sind, die nicht zu unterscheiden wissen zwischen ihrer Rechten und ihrer Linken, und eine Menge Vieh?" (Kap. 4, 9‑11)

Die Freude des Propheten an dem Wunderbaum ist nur das schwache Abbild von der Freude Gottes an der Barmherzig­keit, die Er für die Geschöpfe Seiner Hand hat ‑ wer auch immer sie sein mögen ‑ ob in Ninive, in Jerusalem, oder wo auch immer, das spielt keine Rolle. Und wenn Jona den Wunderbaum gern verschont gehabt hätte, so mußte er dem bußfertigen Ninive auch zugestehen, verschont zu bleiben. Aus seinem eigenen Mund wird er gerichtet: Jona muß für Jehova und gegen sich selbst zeugen.

Es ist wirklich ein kostbares und erhabenes Wort. Jona war in die Tiefe hinabgesandt worden, um die Gnade Gottes in einem ihrer Charakterzüge kennenzulernen, und nun hat er einen weiteren Charakterzug dieser Gnade kennengelernt, das eine Mal, daß er selbst diese Gnade nötig hat, das an­dere Mal, weiche Freude Gott daran findet, Gnade zu üben. 

Der Bauch des Fisches, der Bauch der Hölle, wo er gewesen war, hatte ihn gelehrt, daß er der "Errettung" bedurfte, einer Errettung, die in ihrer Unumschränktheit, in ihrer herrlichen Höhe und in ihrer Tiefe gleichsam vom Thron der Macht in den höchsten Himmeln bis zum tiefsten Meeresgrund hinab­reichen konnte, um dort einen Gefangenen, der sich unter dem gerechten Gericht Gottes befand, zu befreien. 

Der ver­dorrte Wunderbaum belehrt ihn nun darüber (so wie die Gleichnisse in Lukas 15 uns belehrt haben), wie der gnaden­reiche Herr, der Schöpfer der Enden der Erde, der Herr des Viehs auf tausend Bergen, sei es nun in Assyrien oder in Judäa, Freude an Seinen Geschöpfen hat, den Werken Sei­ner Hände, und wie Er Seine Ruhe und Erquickung findet in der Barmherzigkeit, die sie verschont, wenn sie Buße tun und zu Ihm umkehren.

28.) Obadja Gericht über Edom Wahr.6.Jahrh.v.Chr.

12/22/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Der Geist in den Propheten schaut nicht nur auf Israel und Juda, sondern auch über die Grenzen dieser Länder, hinaus auf die heidnischen Völker. 

Und zuweilen geschieht es, wie Obadja sagt, daß "ein Bote" ausdrücklich "unter die Nati­onen gesandt" wird. So ist das Gesicht Nahums ein Aus­spruch über Ninive, während Obadja über Edom zu weis­sagen hat.

Von Anfang an hatte Gott ernst mit Edom zu reden, wie Er es jetzt durch den Propheten tut. "Esau aber habe ich gehaßt, und ich habe seine Berge zur Wüste gemacht und sein Erb­teil für die Schakale der Steppe" (Mal 1, 3). Esau war ein Ungöttlicher. Er verkaufte sein Teil an Jehova für ein Lin­sengericht. Er war "ein Mann des Feldes" und "ein jagd­kundiger Mann". Er hatte Gelingen in seinen Tagen. Er liebte das Feld, und er wußte es zu gebrauchen. Er richtete sein Herz auf das gegenwärtige Leben und nutzte dessen Möglichkeiten zu seinem Genuß.

Die Geschichte Esaus und seiner Nachkommen steht zu Is­rael in einer einzigartigen Beziehung. Immer wieder wurde Edom Anlaß zum Leid für das Volk Gottes, obwohl sich an­dererseits zeigt, daß Israel sich dieses Leid selbst zugezo­gen hat.

"Der Ältere wird dem Jüngeren dienen" (1.Mo25,23) war das Wort Gottes zugunsten Jakobs, bevor die Kinder geboren waren. Aber Jakob wartete nicht in der Geduld des Glau­bens, bis Gott zu Seiner Zeit und in Seiner eigenen Weise Seine Verheißungen erfüllte. Die Verheißung wird deshalb mit gewissen Vorbehalten und Schwierigkeiten belastet. Sie wird gewiß am Ende erfüllt werden: aber aufgrund dieses Weges Jakobs, seines Unglaubens und seiner List wird der Ältere dem Jüngeren viele Widerwärtigkeiten bereiten.

Dementsprechend bekam Esau eine Verheißung von Gott 97 durch seinen Vater Isaak mit dem Inhalt: "Siehe, fern von der Fettigkeit der Erde wird dein Wohnsitz sein und ohne den Tau des Himmels von oben her. Und von deinem Schwerte wirst du leben, und deinem Bruder wirst du dienen; und es wird geschehen, wenn du umherschweifst, wirst du sein Joch zerbrechen von deinem Halse" (l. Mo 27, 39‑40). All das erfüllt sich. David, der von Jakob abstammte, legte Besatzungstruppen nach Edom, und die Edomiter wurden seine Knechte und brachten Geschenke. Aber Joram, auch ein Nachkomme Jakobs, verlor später die Edomiter als seine Knechte und Tributpflichtigen. Sie empörten sich unter seiner Herrschaft, und das ist bis heute so geblieben (2. Sam 8,14; 2. Chr 21, 8). 

Dennoch bleibt bestehen: "Der Ältere wird dem Jüngeren dienen". Diese Verheißung ist Ja und Amen. Das bezeugt uns auch Amos, wenn er sagt, daß Israel Edom besitzen wird (Kap. 9). Und unser Prophet Obadja ist ein weiterer Zeuge, wenn er uns berichtet, daß Retter nach Zion kommen und das Gebirge Esaus richten werden (siehe Vers 21). In frühe­ren Tagen gab Gott dem Esau das Gebirge Seir zum Besitz­tum, und was Er ihm gab, wollte Er auch für ihn bewahren, und deshalb erlaubte Er Israel nicht, als es auf seiner Wü­stenreise an den Grenzen Edoms vorbeikam, mit feindseli­ger Hand ein Dorf oder auch nur ein Stückchen Erde zu be­rühren. Aber sehr viel später, nicht nur nach der Wüstenreise der Kinder Jakobs, sondern nach den Zeiten Davids und Jorams, brachte Edom selbst erneut Unglück über sich, wie wir das in diesem Propheten lesen. 

Es freute sich am Tage der Gefangenschaft Jakobs. Edom schaute mit Schaden­freude und Bosheit auf seinen Bruder "am Tage seines Mißgeschicks". Es freute sich über den Fall Jerusalems unter dem Schwert der Chaldäer. Moab hätte den Gefangenen Zions eine Zuflucht gewähren können (Jes 16, 4), aber Edom stand am Wege, um sie zu vernichten.*) *) Es wird uns zu dieser Prophezeiung kein Zeitpunkt mitgeteilt, aber sie muß zwischen der Zerstörung Jerusalems und der Zerstörung des Landes Edom durch die Chaldäer, die in jenen Tagen das Schwert Gottes waren, ausgesprochen worden sein.

Das Maß ist voll. Gott hat deshalb ein Wort an Edom und spricht es durch Obadja aus. Denn Gott streitet mit den N a t i o n e n, weil sie zum Unglück mitgeholfen haben an dem Tage, da Er Seinem Volk zürnte. Wir lesen das in Sacharja 1, 15. Wieviel mehr können wir erwarten, daß Er über E d o m , Jakobs Bruder, zürnt, weil er am Tage seiner Not auf ihn gesehen und sich über seinen Untergang gefreut hat.

Und Jehova der Heerscharen hat "mit großem Eifer für Jerusalem geeifert" (Sach 1, 14). Denn Zion ist Sein Sitz auf der Erde; Er hat Seinen Namen mit Israel verbunden. "Israel ist das Los seines Erbteils." Er ist "der Gott Israels". Bosheit gegen dieses Volk ist deshalb eine Verachtung Seiner Herr­lichkeit und ein Trotzen gegen Seine Macht. In dieser Hin­sicht werden auch Babylon und Edom zusammengefaßt, wie zum Beispiel in Psalm 137. 

Edom freute sich über die Ver­wüstung durch Babylon. Wir können Nimrod und Esau auf demselben Feld antreffen, beide sind Jäger vor Jehova: der eine trotzt dem Gott des Gerichts, und der andere ist ein ungöttlicher Verächter des Gottes des Segens. Babylon wird nie wiederhergestellt werden, und Edom ebenfalls nicht. Den einen erwartet das Gericht des Mühlsteins (Offb 18, 21; Jer 51, 63. 64) und den anderen ewige Verwüstung (Hes 35, 9). Nimrod, der aus den Lenden Hams stammte, und der be­schnittene Esau, der dem Fleische nach sogar von Abraham abstammte, liegen gleichsam zusammen in demselben Grab.

Wir können sagen, daß diese Gewalttätigkeiten gegen Israel, diese Verachtung und dieser Haß gegen Zion, sei es durch die Assyrer, die Babylonier, durch Edom oder wen auch sonst, eine Verachtung Gottes und Trotz gegen Ihn Selbst verraten, weil Gott mit Israel war. Hesekiel drückt es so aus: Jehova war daselbst (siehe Kap. 35, 10). Diese Tatsache hät­ten die Feinde Israels empfinden sollen. Selbst wenn sie als Rute Gottes für Sein Volk benutzt wurden, hätten sie ihren Auftrag ausführen sollen mit einem Empfinden dafür, was Israel war oder gewesen war; und zwar in dem Geist, in dem die Seeleute und der Steuermann handelten, als sie Jona ins Meer warfen. Aber das war nicht so.

Der Assyrer hatte gesagt: "Werde ich nicht, wie ich Samaria und seinen Götzen getan habe, ebenso Jerusalem und seinen Götzen tun?" (Jes 10, 11). Der Chaldäer hatte "die Geräte des Hau­ses Gottes in das Schatzhaus seines Gottes gebracht" (Dan 1, 2), und nun zog der Edomiter in das Tor des Volkes Gottes am Tage seiner Not (Obadja 13). All das geschah gewiß nach dem Vorbild des abtrünnigen Ägypten in den frühen Tagen, welches sagte: "Wer ist Jehova, auf dessen Stimme ich hören soll, Israel ziehen zu lassen?" (2. Mo 5, 2)

So ist es gewesen, und so wird es sein, wie das Gericht des Sohnes des Menschen in den Tagen des Thrones Seiner Herrlichkeit uns lehrt: "Insofern ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan«' (Mt 25, 40).

Alte Propheten, die über Edom geweissagt haben, charakte­risieren das Volk in gleicher Weise und sprechen von den­selben Ursachen, weshalb Gott mit diesem Volk streitet. Je­saja, Jeremia, Hesekiel, Joel, Amos, Obadja und der Psal­mist klagen Edom in ähnlicher Weise an. Ungöttlichkeit oder Untreue, wodurch sie Israel Leiden verursachten, Stolz, Haß gegen Israel, das sind Edoms allgemeine Kennzeichen. Haß gegen Israel wird sowohl in der Geschichte erwähnt als auch von den Propheten (siehe 2. Chron 28,17). Die Welt war Esaus Teil, als Israel noch ein Fremdling und ein Pilger war. Seine Kinder hatten ihre Fürstentümer, waren Könige und hatten ihre Städte; sie hatten sich niedergelassen wie in den Felsenklüften, wo Adler ihre Nester bauten: und alles das, während Jakobs Kinder heimatlose Wanderer in fremden Ländern oder in öden Wüsten waren.

Es entspricht ganz den moralischen Darstellungen, wenn die Edomiter das Volk genannt werden, welches Gott "mit dem Banne belegt" hat (Jes 34, 5), und "das Volk, welchem Je­hova ewiglich zürnt" (Mal 1, 4), und indem der Herr das Land Edom Selbst anspricht, sagt Er: "Wenn die ganze Erde sich freut, werde ich dir Verwüstung bereiten" (Hes 35, 14).

Ich möchte bemerken, daß Amalek von Esau abstammt; und wir wissen, weichen Platz Amalek in der Schrift einnimmt. Agag (l. Sam 15) gehörte zu Amalek, und Haman (Esth 3, 1) zu Agag: Doeg gleicherweise. Er wird ein Edomiter genannt (l. Sam 21, 7); und er war ein wirklicher Edomiter, ein Mann des Blutes. Wenn der Herr aufsteht, um Israel zu rächen, um Vergeltung zu üben für den Streit mit Seinem Volk "am Tag der Nationen", wie er genannt wird, wird uns Edom durch die Propheten als das Land vorgestellt, das Sammelplatz der verbündeten feindlichen Nationen sein wird; dort wird der Herr ihnen im Gericht begegnen (Jes 63).

Ich denke, daß wir aus alt diesen Schriftstellen sehen kön­nen, daß Gott Sich in besonderer Weise mit diesem Volk be­schäftigt. Edom war mit Israel verwandt, es bestand eine Blutsverwandtschaft. Israel hatte Edom auf seinem Durchzug durch die Wüste verschont aufgrund eines ausdrücklichen Befehls Jehovas. Gottes Forderungen und Rechte an Edom ‑ und das auch in Verbindung mit Israel ‑ waren besonde­rer Art. Edom wird gleichsam wie der Knecht behandelt, der viele Schläge verdient hat, weil er den Willen seines Herrn wußte und ihn doch nicht tat.

So kurz auch Obadjas Worte sind, so schließt er doch nicht ohne einen Hinweis auf das Königreich, das auf das Gericht folgt. Das finden wir bei allen Propheten. Die Auferstehung folgt auf den Tod, das Königreich und seine Herrlichkeit auf die Gerichte. Der Herr Jesus spricht nie allein von Seinem Tod, sondern immer zugleich von Seiner anschließenden Auferstehung. Seine Propheten, die durch den Geist rede­ten, sprechen nie von den Gerichten, die die Erde reinigen werden, ohne von der Herrlichkeit zu berichten, die darauf folgt. Und so sehen wir auch hier am Ende von Obadja Zion aufgerichtet und bewundert. Sein König, der König der Herr­lichkeit, wohnt darin, wenn Edom eine Öde geworden ist. Wenn der Berg Esaus gerichtet ist, dann wird die Rettung sich freuen auf dem Berg Zion, und die Heiligkeit wird dort ihr Heiligtum finden.

Wo ich geh',

sitz' und steh',

laß mich Dich erblicken

und vor Dir mich bücken!

(G. Terstegen)

27.) Amos Gericht über Sünde 8.Jahrh.v.Chr.

12/22/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Amos war der Prophet, der vor der Zeit des Erdbebens in den Tagen Ussijas, des Königs von Juda (Kap. 1, 1). Wir können sagen: Er war der Prophet dieses Ereignisses (Kap. 8, 8; 9, 5).

Das Erdbeben wird von Sacharja symbolisch, als in die Zukunft weisend, gesehen, und zwar als Hinweis auf den Streit Jehovas mit der Welt, wenn es wiederum Erdbeben und Seuchen geben wird, Diener des Gerichts und Gefäße des Zornes Gottes (Sach 14, 5).

In diesem Sinne ist Gericht der große Leitgedanke der Prophezeiung des Amos. Deshalb konnte sie auch dem Zweck dienen, den Stephanus in seiner eindringlichen Rede in Apostelgeschichte 7 verfolgte, denn auch jener Augen­blick war eine Krise in der Geschichte des Judentums. Ste­phanus zitiert dort Amos (siehe Apg 7, 42. 43; Amos 5 25‑27).

Doch Amos befaßt sich auch mit den benachbarten heidnischen Völkern. Gott handelt mit ihnen ebenso wie mit den Juden. Er richtet sie alle gleicherweise. Er führte die Philister aus Kaphtor und die Syrer aus Kir herauf, wie Er Israel aus Ägypten herausführte. Und in den künftigen Tagen des Tausendjährigen Reiches wird Er dafür sorgen, daß all Nationen nach Seinem Namen genannt wer d e n , so sicher wie Er die verfallene Hütte Davids aufbaue wird (siehe Kap. 1; 2; 9, 7‑12).

In diesem Charakter gebrauchte Jakobus in Apostelgeschichte 15 diese Stelle aus Amos, indem er für die Unabhängigkeit der Gläubigen aus den Nationen eintrat und dar auf bestand, daß sie nicht beschnitten zu werden und auch keine anderen Bräuche Israels anzunehmen brauchten

Amos deutet das an, und Jakobus zitiert ihn, um zu zeigen, daß die Nationen von Gott angenommen werden würden (oder nach Seinem Namen genannt werden würden), völlig unabhängig von den Juden. Der Herr kannte sie, bevor Israel sie kannte.

Wir sehen daraus, wie der Geist Gottes in zwei entscheiden­den Situationen der Geschichte der Kirche im Neuen Testa­ment sich des Propheten Amos bediente, nämlich in der Rede des Stephanus in Apostelgeschichte 7 wie auch in der Ansprache des Jakobus in Apostelgeschichte 15. 

So erwies sich ein Abschnitt des göttlichen Wortes als sehr bedeutsam, den man vielleicht als sehr weit zurückliegend und unbedeu­tend hätte betrachten können. Es ist schön, auch hier zu sehen, wie wir durch " jedes Wort Gottes" leben sollen. Wir wissen nicht, in weichem verborgenen Winkel dieses Bu­ches die Schriftstelle liegt, die geeignet und von dem Hei­ligen Geist dazu bestimmt ist, der Seele in der Stunde der Versuchung beizustehen. Amos ist ein Zeugnis dafür, indem er Stephanus und Jakobus diente.

Ich füge noch Verse aus einem Gedicht von George Herbert an, die dazu beitragen können, uns ein vertieftes Verständ­nis für die beispielhafte Bedeutung der beiden Amos‑Zitate in der Apostelgeschichte zu vermitteln. Sie sind enthalten in seiner kleinen Schrift "The Holy Scriptures".

"0 vermöchte ich zu sehen, wie alle die Lichtstrahlen deiner göttlichen Zeugnisse zu einem Gemälde von Glanz und Herrlichkeit zusammenfließen! Nicht nur funkeln wie Sterne die einzelnen Verse, sie gruppieren sich auch, Sternbildern gleich, im Fortgang der Berichte. Ein Bibelvers weist oft auf einen anderen hin, beide zusammen führen zu einem dritten Vers, zehn Blätter weiter; aus den drei Schriftstellen eröffnet sich eine Einsicht, die dem Leben irgendeines Christen die entscheidende Richtung gibt, ähnlich wie Heilkräuter, verstreut wachsend, schließlich in einem einzigen Trunk ihre lebenspendenden Kräfte vereinigen."

26.) Joel Tag des Herrn 4.Jahr.v.Chr?

12/22/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Bei diesem Propheten fehlen Zeitangaben. Wir können da­her annehmen, daß der zeitliche Zusammenhang, in dem er auf der Höhe seines Wirkens stand, unwesentlich ist und auch für den Charakter seiner Prophezeiung keine Bedeu­tung hat. Das Schweigen des Geistes zu diesem Punkt er­scheint beabsichtigt.

Er redete das Wort Jehovas zu einer Zeit großen nationalen Unglücks, als das Land durch wiederholte feindliche Einfälle verwüstet wurde und darüber hinaus unter Jahr um Jahr wiederkehrenden Hungersnöten zu leiden hatte.

Aber durch das gegenwärtige Unglück hindurch werden die großen Endkatastrophen über Israel gesehen, und zwar mit dem weitblickenden Auge Dessen, der von Anfang an das Ende kennt und in Seiner Gnade das Volk gern warnen möchte, damit es um den drohenden Tag der Heimsuchung weiß und sich danach verhält.

Wir finden das immer wieder in den Propheten. Sie greifen gegenwärtige Gegebenheiten auf und benutzen sie als eine Art Garantie für das Eintreten zukünftiger Ereignisse. In der Tat folgt auch der Herr selbst diesem prophetischen Stil, wenn Er in Lukas 13 die Grausamkeit des Pilatus, die er an den Galiläern verübte, und den Fall des Turmes zu Siloam erwähnt, um jenem Geschlecht der Juden zu sagen. "Wenn ihr nicht Buße tut, so werdet ihr alle gleicherweise umkom­men."

Zur Zeit Joels ist alles verdorrt, der Weinstock und der Fel­genbaum, das Korn, der Wein, das Öl, der Palmba4im, die Granatäpfel und der Apfelbaum. Priester und Diener werden aufgefordert zu weinen und ein ernstes Fasten auszurufen; alle Ältesten und das ganze Volk sollen sich versammeln.

Die Dienste im Haus Gottes hat man eingestellt, Speis ‑ und Trankopfer werden nicht dargebracht; Freude und Froh­locken, wie sie zu dem Hause des Herrn gehörten, sind ge­schwunden. Die Saat ist auf dem Feld verfault, und die Vor­ratskammern in den Wohnungen sind leer. Auch die Rinder ­und Schafherden bekommen das Elend dieser Zeit zu spü­ren. Der Prophet selbst beginnt, unter seinem tiefen Herze­leid zu Gott zu schreien. Er geht gewissermaßen in der De­mütigung und in dem Bekenntnis voran, die solch einem Augenblick in der Geschichte des Volkes angemessen sind.

Im zweiten Kapitel finden wir wiederum Einzelheiten über das Elend des Volkes, jetzt aber im Blick auf den nahe be­vorstehenden großen und sehr furchtbaren Gerichtstag Je­hovas, der in gerechtem Zorn die Geschichte des Abfalls Israels beenden wird. Der Aufruf zur Buße wird wiederholt in der Hoffnung, daß sich Gottes Zorn noch wenden möge. Diese Aufrufe waren dem Unglück jener Tage durchaus an­gemessen, doch wir wissen, daß erst in den kommenden Ta­gen, die der Befreiung vorausgehen, dieser Geist der De­mütigung und des Bekenntnisses bei einem Oberrest dieses Volkes gefunden werden wird. Ein Geist der Gnade wird dann ausgegossen werden, und jeder wird für sich persön­lich trauern. 

Die Strafe für die Sünde des Volkes wird dann als gerecht empfunden und angenommen werden. So wie die Posaune "Alarm" geblasen hat, um den nahen Feind anzukündigen, wird sie geblasen werden, aber nicht zum Alarm, sondern um das Volk zur Trauer zusammenzurufen, so daß wir in dem Charakter der Tage, in denen der Prophet lebte, wieder die moralischen Verhältnisse der letz­ten Tage finden. Trübsal kommt als das Gericht Jehovas in Gerechtigkeit; Buße kommt als die Frucht des Geistes in Gnade. Und dann, als die Frucht dieser Buße, wird alles in Israel wieder aufleben. Alle Fruchtbarkeit ist dem jetzt wüst liegenden Land verheißen; Zeiten der Erquickung und der Wiederherstellung aller Dinge werden vorausgesehen; und "mein Volk", sagt Jehova immer wieder, "soll nimmermehr beschämt werden". 

Die Gabe des Geistes wird verheißen, und der "Tag Jehovas" wird enden mit der Vernichtung ihrer Feinde und der Befreiung des Israel Gottes. In alledem finden wir die Verbindung von Matthäus 24 und Apostelge­schichte 2: der letztere Schriftabschnitt bietet uns ein Bei­spiel oder eine Teilerfüllung der verheißenen Gabe, der er­stere gibt Einzelheiten über diesen schrecklichen Tag, der den verbündeten Feinden Israels ein Ende macht, um Gottes Überrest, der den Namen Jehovas angerufen hat, zu befreien und die Auserwählten zu sammeln, um derentwillen diese schrecklichen Tage verkürzt werden sollen.

In der Tat sind alle wesentlichen Merkmale dieses kommen­den Tages hier zusammengedrängt "das Ausgießen des Gei­stes, die Befreiung der Auserwählten, die dahin gebracht sind, den Namen Jehovas anzurufen, das Gericht über die abtrünnige Nation durch die Hand ihres großen Feindes, wie es an "jenem Tag ohnegleichen, der Zeit der Drangsal Ja­kobs" stattfindet, dann die Vernichtung dieses Feindes, der verbündeten heidnischen Nationen, durch den Herrn selbst, wenn Sonne, Mond und Sterne in Verwirrung geraten, und schließlich die Friedensherrschaft und die Herrlichkeit des Königs in Zion, die auf all das folgt. 

Diese Dinge sind hier zusammen genannt, während wir sie sonst in allen Prophe­ten verstreut finden. Ich sage, wir sehen sie hier "zusam­mengedrängt". Selbst wenn wir nicht in der Lage sind, sie in die richtige Reihenfolge zu bringen oder das eine dem anderen zuzuordnen, wie sie nach und nach lebendige Ge­stalt annehmen oder ablaufen, so enthalten sie doch bedeutsame Grundsätze der Wahrheit, durch die wir, wenn wir sie kennen, auferbaut werden können. Wir dürfen die Wege jener Weisheit bewundern, die sie verordnet hat, die sie jetzt offenbart und sie zu ihrer Zeit ausführen wird.

Hier muß ich für einen Augenblick innehalten und bemerken, daß die Gabe des Geistes in Apostelgeschichte 2 dieser Pro­phezeiung wohl entspricht, daß aber die Gerichte, auf die die verfinsterte Sonne, der Mond und die herabfallenden Sterne warten und denen sie Zeugnis geben werden, nicht auf die Gabe des Geistes am Pfingsttag gefolgt sind. Das war nicht der Verlauf der Ereignisse, nachdem der Geist gegeben wor­den war. Warum? Israel war damals nicht gehorsam. Diese Gerichte werden zu Israels Gunsten ausgeführt werden. Sie werden auf den Kopf des Unterdrückers kommen und die Drangsal Israels beenden. Aber sie folgten damals nicht auf die Gabe des Geistes in Apostelgeschichte 2, wie von ihnen in Joel 2 gesprochen wird, und das, ich wiederhole es, weil Israel noch nicht bußfertig und gehorsam war. "Wenn ihr nicht glaubet, werdet ihr fürwahr keinen Bestand haben" (Jes 7, 9) ist in bezug auf die Völker eine feststehende Wahr­heit. Und da sie nicht glaubten und (was bis zur Steinigung des Stephanus ging) das Zeugnis des dann gegebenen Geistes verwarfen, wurde die Nation weder befreit noch be­festigt.

Deshalb wirkte der Geist, der an jenem Pfingsttag gegeben wurde, in eine ganz andere Richtung. Ein auserwähltes Volk, bestehend aus Juden und Heiden, wurde in der Kraft dieses Geistes zu einem Leibe getauft, und dieses Volk war be­stimmt, ein himmlisches Erbteil zu empfangen und die Braut des Lammes am Tag Seiner Herrlichkeit zu sein, wenn der Geist wiederum ausgegossen wird. Unter dieser erneuten Ausgießung wird der Oberrest in Israel zum Glauben, zur Buße und zum Gehorsam geführt werden, und dann werden nach dem vollen Umfang dieser Prophezeiung auch die Na­tionen an den Segnungen teilnehmen.

Doch ich muß noch etwas mehr über Apostelgeschichte 2 und Joel 2 sagen.

In welch tiefgründiger und interessanter Weise gibt der Geist in einem Apostel dem Wort des Geistes in einem Propheten eine weitergehende Bedeutung! Viele solcher Beispiele könnten angeführt werden, wie allgemein bekannt ist. Doch will ich hier nur darauf aufmerksam machen, wie Petrus den Propheten Joel auslegt, und zwar denke ich an des Petrus Worte in Apostelgeschichte 2 über Joels Worte in Kapitel 2.

Joel berichtet uns von dem Geist, dem Strom Gottes, wie wir ihn nennen wollen. Er geht ihm nach in seinem Verlauf oder in seiner Richtung bis hin zu den Söhnen und Töchtern, den Männern und Jünglingen, den Dienern und Mägden Is­raels; er spricht von ihm in seinem reichen und überflie­ßenden Strömen und der Fruchtbarkeit, die er hervorbringt. Petrus läßt das alles stehen. Am Pfingsttag, als er in Je­rusalem predigt, schaut er auf den gleichen Strom Gottes und ist überwältigt von seinem Reichtum und seiner Frucht­barkeit, wie er an diesem Tag vor seinen Augen seinen Lauf durch die Versammlung Gottes nimmt. Aber dann tut er mehr als das und mehr als Joel getan hatte. Er verfolgt diesen Fluß rückwärts und vorwärts ‑ rückwärts zu seiner Quelle und vorwärts bis zu seiner Mündung.

Er verfolgt ihn zu seiner Quelle, und zwar sehr sorgfältig. Das beschäftigt ihn in seiner Rede bei dieser einzigartigen Gelegenheit. Er spricht über den dienenden, gekreuzigten, auferstandenen und aufgefahrenen Jesus, wie Er hier auf der Erde gedient hatte in Gnade und Macht, wie Menschen mit sündigen Händen Ihn gekreuzigt hatten; wie Gott Ihn aus den Toten auferweckt hatte und wie Er nun erhöht war zur Rechten Gottes in den Himmeln. Diese Dinge beweist er sorgfältig und mit Einsicht aus der Schrift. Und dann, nach­dem er den Herrn Jesus verkündigt hat: Sein Leben, Seinen Tod, Seine Auferstehung, Seine Erhöhung in den Himmel, da entdeckt er in Ihm, dem aufgefahrenen und verherrlich­ten Menschen, die Quelle dieses mächtigen Stromes.

Er verfolgt ihn gleicherweise weiter bis zum Ende oder Aus­gang seines Verlaufes. Er spricht davon, daß er zu den Kin­dern jener Generation gelangen wird und auch zu allen, die weit entfernt sind, so viele der Herr herzurufen würde.

Weich ein Kommentar eines Apostels über einen Propheten ist das! Wie werden dadurch unsere Gedanken und unser Verständnis über die Wege Gottes erweitert! In weich eindrucksvoller und herrlicher Weise wird Jesus als mit dem Strom Gottes in Verbindung stehend gesehen! Er ist dessen Quelle als der Aufgefahrene, nachdem Er vorher der Die­nende, der Gekreuzigte und der Verworfene war.*)

*) Gerade das sehen wir auch In Johannes 7. Derselbe Strom nimmt seine Verlauf durch die Leiber der Heiligen. Aber es wird erklärt, daß er da noch nicht zu fließen beginnen konnte, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war. Hier In Apostelgeschichte 2 hat er begonnen, seinen Lauf zu nehmen 37 denn Jesus Ist nun verherrlicht worden.

Wir wenden uns nun dem dritten Kapitel zu. Jehova kommt, um Vergeltung zu üben. Andere Schriftstellen beleuchten diesen "Tag der Rache Jehovas in der Rechtssache Zions" und wegen Seines Tempels (vgl. Jes 34, 8 und Jer 50, 28). Das Bild dieser großen Abrechnung erscheint deutlich vor dem geistigen Auge beim Lesen dieses Kapitels. Wenn wir auf das Ende hinschauen, verkehren sich die Rollen ins Ge­genteil. Die Letzten sind die Ersten. Der Gefangene ist der Plündernde. Israel ist das Haupt und nicht der Schwanz, wie es schon zur Zeit der Patriarchen der Nation verheißen war, als Abraham von dem Heiden aufgesucht wurde und er in der Gegenwart des Königs von Gerar, des bedeutendsten Man­nes der Erde in jenen Tagen, das Opfer bereitete, das Bünd­nis schloß und die Geschenke gab (l. Mose 21) .

Gott hat sich alle Interessen Seines Volkes zu eigen ge­macht. Er ruft die Heere der Nationen zur Schlacht zusam­men, wie damals das Heer Siseras mit seinen Wagen und seinen Kriegsscharen zum Fluß Kison (Ri 4), wo das Verder­ben sie ereilte. Sisera war der Anführer der Armee Jabins. Pflugmesser müssen zu Schwertern und Winzermesser zu Speeren geschmiedet werden, bis die Nationen auf der Höhe ihres Stolzes und in der Kraft ihrer Hilfsquellen, wie Ägypten am Roten Meer, dem Tag des Herrn begegnen ‑ dem Ge­richt Gottes im Tale Josaphat,**) ..) Josaphat heißt "Gericht Gottes".

das von herniederkom­menden Helden Gottes ausgeführt wird. Sonne, Mond und Sterne werden sich dann verfinstern und kein Licht geben, für das sie gemacht und von dem sie erfüllt waren. Himmel und Erde werden dann erschüttert werden, statt ihre Bahnen in ruhigem Gleichmaß zu ziehen, wie sie Tausende von Jah­ren ihre Runden liefen. Und so werden diese kosmischen Er­schütterungen zu einem Zeugnis für die Schrecken jenes Gerichtstages Gottes sein.

Denn das Ende ist gekommen. Gericht wird die Erde reini­gen, und danach wird Herrlichkeit sie erfüllen. Jehova wird in Zion wohnen, und Juda und Jerusalem werden in Ruhe und Sicherheit sein. Die Tage des friedliebenden Salomo werden Wirklichkeit in der Fülle des Tausendjährigen Rei­ches, und die Erde selbst wird eine ruhige Wohnstätte sein.

35.) Sacharja Kommen des Messias 6.Jahrh.v.Chr.

12/22/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Thema: Das erste und das zweite Kommen des Messias

Sacharja empfing zusammen mit Haggai jene Energie und Gabe des Geistes, der die zurückgekehrten Gefangenen be­lebte und sie veranlaßte, den Tempel zu bauen. Doch Haggai wendet sich unter der Wirkung jener Inspiration fast aus­schließlich dem Bau des Tempels zu. Durch alles, was er sagt, spricht er zu den Gefangenen, um sie zu ermutigen in der Arbeit, die sie dann unverzüglich aufnahmen. Sacharja sieht weiter voraus auf ferne Tage der Geschichte Israels und der Nationen. Er verfolgt ein Ziel, das darüber hinaus­ geht, lediglich die Bauenden in ihrer Arbeit zu ermutigen. 

Dieses Buch beginnt mit einer Art Vorwort, in dem der Pro­phet, bevor er auf Einzelheiten seiner Gesichte eingeht, das Volk wachrüttelt und sie warnt, die Worte Jehovas nicht so zu behandeln wie ihre Väter das mit anderen Worten Jehovas durch andere Propheten getan hatten. Alle diese Worte hat­ten sich an ihnen erfüllt ‑ hatten sie "getroffen", wie er sich ausdrückt (Kap. 1, 1‑6). Nun beginnt er, seine Gesichte zu berichten. Haggai hatte keine Gesichte. Sacharja wird hauptsächlich durch Gesichte unterwiesen. Doch beide prophezeiten im selben Jahr, im zweiten Jahr der Regierung Darius', des Persers.

Kap. 1, 7‑17. Man kann diesen Abschnitt das Gesicht über die Rosse Zwischen den Myrten" nennen. Auf dem ersten Roß saß ein Reiter. Die anderen Rosse waren im Hintergrund, und so weit wir sehen, ohne Reiter.*) ‑*) Ich glaube daß sie ohne Reiter sind, weil sie die sinnlose, tierische Macht repräsentieren, die die Nationen kennzeichnete. Sie wurden nicht durch den Geist Gottes geleitet. Das erste Pferd wurde von einem Mann geritten ‑ ein Symbol der göttlichen Energie, die das Schicksal Israels bestimmte. Der Reiter war der Engel Jehovas". Nebukadnezar war bereits wie ein unberittenes Pferd gewesen (Dan 4). 

Ebenso jetzt auch die übrigen drei heidnischen Mächte (siehe Ps 49, 20). In dem nächsten Gesicht sind die Nationen "Hörner", also Dinge ohne Gefühl und Verstand. Israels Freunde sind "Werkleute" (Kap. 1, 20). Der Prophet fragt den Engel, der auf ihn wartet, was das bedeutet. Der Reiter auf dem vordersten Pferd sagt ihm, die unberittenen Pferde seien die Täter des Wohlgefallens Jehovas auf der Erde. 

Die unberittenen Pferde, die die Nationen repräsen­tieren, sprechen dann und sagen, die ganze Erde sei still und ruhig, also so, wie sie es gerne haben wollten. Denn das war der Sinn der Nationen, die Gott an die Stelle des abge­setzten und gefallenen Jerusalems gesetzt hatte. So wollten sie es haben ‑ ihre Erhöhung nach dem Ruin des Volkes Gottes.

Der Engel, der für Jerusalem eintritt, ist daraufhin beunru­higt und bittet für die Stadt Jehovas und Israels. Nachdem Jehova auf diese Bitte geantwortet hat, scheint der Engel den Propheten von dieser Antwort zu unterrichten und sagt ihm, daß Jehova den Nationen zürne, die sich sehr wohl fühlten, obwohl sie mit zur Heimsuchung Jerusalems beige­tragen hatten. Weiter sagt er ihm, daß Jerusalem wiederher­gestellt, das Haus Jehovas wiederaufgebaut und die Städte des Landes zurückerobert werden sollen.

Verse 18‑21. ‑ Das zweite Gesicht können wir das Gesicht über die "vier Hörner und die vier Werkleute" nennen. Es ge­währte dem Propheten einen Blick auf die heidnischen Wi­dersacher, die Juda zerstreut hatten, aber auch auf die Freunde, die Juda bald an den heidnischen Widersachern rächen würden.

Kap. 2. ‑ Man kann dieses dritte Gesicht das Gesicht von dem "Mann mit der Meßschnur" nennen. Der Prophet hat hier nicht nur den Engel vor sich, der ihn begleitete, son­dern noch einen anderen Engel und einen Mann mit einer Meßschnur in der Hand, und überdies hört er die Stimme Jehovas; oder vielleicht wird das Wort Jehovas für ihn wiederholt. 

Das alles belehrt ihn darüber, daß Jerusalem seine frühere Stellung zurückerhalten wird, befestigt und wieder mit Würde bekleidet. Nachdem di,3 Herrlichkeit sich dort nie­dergelassen hat, werden die Nationen gerichtet werden, die am Tage des Unglücks das Israel Gottes in Bedrängnis ge­bracht haben.*) *) Wir finden das auch später In Matthäus 25, wenn der Sohn des Menschen im tausendjährigen Reich auf dem Thron Seiner Herrlichkeit sitzt

Zion wird an jenem Tage jubeln. Viele Nati­onen werden sich ebenfalls Jehova anschließen. Alles Fleisch wird das Heil Gottes sehen und von dem Bewußtsein der Gegenwart des Herrn auf der Erde überwältigt werden.

Kap. 3. ‑ Das vierte Gesicht ist das Gesicht über "Josua, den Hohenpriester". Nachdem wir gerade die Zusage über die Wiederherstellung der Stadt bekommen haben, finden wir nun in einem anderen Gesicht ein Bild von der Rechtferti­gung des Volkes. 

Diese Rechtfertigung führt schließlich zur Schönheit und Annahme Israels in den Tagen des König­reiches, wenn der Messias, "der Hirte, der Stein Israels' (l. Mose 49, 24) erhöht sein wird und mit Autorität über die ganze Erde herrschen wird. Dieses Bild ist so lebendig, so anschaulich, daß es dem Grundsatz nach für die Beschrei­bung der Rechtfertigung eines jeden Sünders gebraucht werden kann. 

Denn wir wissen, daß Rechtfertigung für jeden von uns ein und dasselbe ist. Es ist der Sünder, der Besu­delte, der Josua in schmutzigen Kleidern, der erwählt, gerei­nigt, ausgezogen und wiederum bekleidet wird, und das al­les durch Gnade; durch eine Gnade, die von sich selbst aus handelt aufgrund des Blutes Christi, während wir, wie Josua, still zuschauen.

Kap. 4. ‑ Das fünfte Gesicht ist das Gesicht von dem "gol­denen Leuchter". Wenn wir in dem vorigen Gesicht den gro­ßen Akt der Rechtfertigung dargestellt fanden, den Wert Christi, angewandt auf den unreinen Zustand Israels, dann finden wir hier die Übertragung der Macht und die Anwen­dung des Geistes auf die Umstände in Israel. 

Es folgt also in der richtigen Reihenfolge. Es wird Israel zugesagt, daß ihm die Macht nicht entzogen werden wird, bis die notwendige Gnade erfüllt und das angefangene Werk beendet sein wird, bis das, was zur Zeit der Wiederherstellung unter Serubba­bel begann, vollendet sein wird am Tage der Herrschaft des Messias, des wahren Serubbabels, des zurückgekehrten Er­ben und Dessen, der die Ehre und Stärke des Hauses Davids aufrechterhält, des Hauptes aller Ordnung auf der ganzen Erde wie zur Zeit des Königreiches.

Kap. 5, 1‑4. ‑ Das sechste Gesicht ist das Gesicht von der "fliegenden Rolle". Dies ist eine Darstellung des Fluches oder des Gerichts, das den Sünder trifft, sei es, daß jemand gegen seinen Nachbarn als D i e b sündigt oder gegen Gott als jemand, der falsch schwört. *) *) Der Fluch folgt dem Gesetz (Gal 3, 10). So wie das Gesetz zwei Tafeln hatte, so hat der Fluch zwei Seiten, die den beiden Tafeln entsprechen, wie wir hier sehen

In den vorigen Gesichten ging es um die Barmherzigkeit gegenüber Israel, ob nun in der Vorsehung Gottes, oder unter dem Messias, oder unter dem Geist. Doch nun finden wir Gesichte, die auf Gericht hindeuten.

Kap. 5, 5‑11. ‑ Das siebte Gesicht ist das Gesicht von dem "Epha mit der darin sitzenden Frau". Dies ist ein Bild der Sünde oder der Gesetzlosigkeit. Sie ist verborgen ‑ die Frau in dem Epha ‑ und wird in das Land Sinear gebracht, an ihren Ursprungsort, von wo aus sie sich auszubreiten be­gann. Das wissen wir, denn Nimrod war der erste große Repräsentant des Bösen oder des Gesetzlosen, der am Tage des Herrn vernichtet werden wird. 

Diese "Gesetzlosigkeit" ist verborgen, wie hier in einem "Epha" oder wie in Matthäus 13, in "drei Maß Mehl" ‑ verborgen sozusagen unter einem Bekenntnis, wie in der Religion Israels oder in dem Namen des Christentums. Doch es ist in Wirklichkeit Babylon, sowohl am Ende wie auch zu Beginn, "das Land Sinear", wie wir noch einmal in Offenbarung 17 sehen und an vielen anderen Stellen.

Kap. 6, 1‑8. ‑ Das achte Gesicht ist das Gesicht von den "vier Wagen". Sie symbolisieren die vier großen Weltreiche, von denen Daniel oft spricht. Diese Wagen, von verschiede­nen Pferden gezogen, kommen zwischen Bergen von Erz hervor und nehmen ihren bestimmten Lauf über verschiedene Teile der Erde. Das erinnert uns an das erste Gesicht von den "Pferden zwischen den Myrten. 

Nur haben wir hier eine neue Tatsache, nämlich daß der zweite Wagen eine Antwort gibt auf dir Frage Gottes bezüglich des ersten Ge­sichtes, oder in der Sprache dieses Gesichtes ausgedrückt, "diejenigen, welche nach dem Lande des Nordens ausge­zogen sind, lassen meinen Geist Ruhe finden", sagt Je­hova, "im Lande des Nordens". Die Perser hatten in den Ta­gen Sacharjas die Chaldäer zu Boden geworfen.

Kap. 6, 9‑15. ‑ Die Schlußverse dieses Kapitels scheinen eine Art Anhang zu dem Gesicht von den vier Wagen*)*)Denn es deutet auf ein fünftes Königreich hin, das zu seiner Zeit geoffenbart werden soll, dem die vier Königreiche der Nationen vorausgegangen sind.

Der Prophet wird angewiesen, gewisse Kinder der zu­rückgekehrten Gefangenen zu nehmen und in ihrer Gegenwart eine Prachtkrone auf das Haupt Josuas, des Hohenpriesters, zu setzen, und dann Josua anzusprechen als ein Vor­bild des Sprosses, des von Gott bestimmten Erbauers des Tempels Jehovas, des Trägers der Herrlichkeit, dessen, der das Priestertum und das Königtum in Sich vereinigen und den Frieden in den zukünftigen Tagen des Königreiches si­chern wird. 

Und nachdem der Prophet diese feierliche Hand­lung vollzogen hat, wird er beauftragt, diese Krone unter der Hand bestimmter Wächter im Haus Jehovas aufzubewahren als ein Zeugnis von der ganzen von Gott ausersehenen Herr­lichkeit und Macht, die in den letzten 'Tagen in der Person des Sprosses ‑ des Messias Israels, des Christus Gottes ‑entfaltet werden wird.

Wir stellen nun fest, daß wir am Schluß des sechsten Kapitals mit den Gesichten Sacharjas zu Ende gekommen sind. Wir befinden uns auch nicht mehr im zweiten, sondern im vierten Jahre des Darius. Die verbleibenden Kapite1 möchte ich in ihre einzelnen Teile aufgliedern, wie ich es auch mit den vor­hergehenden Kapiteln getan habe.

Kap. 7 und 8. ‑ Diese Kapitel gehören meines Erachtens zu­sammen, denn Kapitel 8, 19 scheint sich deutlich auf Kapi­tel 7, 3 zu beziehen. Sie enthalten die Mitteilung, die Jehova dem Propheten gab, als die zurückgekehrten Gefangenen

anfragten, ob sie ihr Gefangenschafts‑Fasten beibehalten ­sollten. Der Prophet beginnt seine Antwort mit einem demütigenden Wort an ihre Gewissen. Sie hatten in der Tat während der siebzig Jahre ihrer Gefangenschaft regelmäßig gefastet, doch er sagt ihnen jetzt, sie sollten sich selbst fragen, ob sie dies für Jehova getan hatten.

Der Charakter der Antwort, die der Prophet durch den Hei­ligen Geist an das fragende Volk richtet, ist es wert, daß wir

darüber nachdenken. Es würde jedoch zu weit führen, wenn wir sie in allen Einzelheiten betrachten wollten. ich möchte jedoch folgendes dar über sagen: dieses Wort Sacharias er­ innert mich an die Handlungsweise des Herrn Jesus in einem ähnlichen Fall‑ Er beantwortete nie einfach eine Frage, son­dern nahm sie zum Anlaß, Herz und Gewissen des Fragen­den anzusprechen. 

Er ging mehr auf den moralischen Zustand des Fragenden ein als auf den Inhalt der Frage. Das tut Sacharja hier ebenfalls. Er demütigt, ermahnt und belehrt, bevor er eine Antwort gibt. Doch dann gibt er eine vollstän­dige, segensreiche Antwort. Er sagt ihnen, daß ihre Fasten­zeiten zu Festzeiten werden würden und verkündigt ihnen darüber hinaus prophetisch die glänzenden und siegreichen Tage, die ‑ allerdings noch in der Ferne ‑ auf Israel warten.

Kap. 9 und 10. ‑ Diese Kapitel bilden zusammen genommen einen weiteren Ausspruch (eigtl. "Last"; vgl. Jer23, 33) des Propheten.

Syrien, die Philister, Tyrus und Sidon sollen gedemütigt werden, obwohl ein Überrest erhalten bleiben wird in den Tagen, da Israel beschirmt und gerechtfertigt wird von Gott, ihrem Heiland. Dann werden die Augen der Menschen auf den Herrn gerichtet werden. Das wird hier zuerst angekün­digt. Danach wird die Erscheinung, die königliche Herrlich­keit des Messias, vorausgesehen, angeboten, wie wir wis­sen, an dem Tage von Matthäus 21. 

Da der Messias jedoch verworfen wurde bleibt die Herrlichkeit für kommende Tage aufbewahrt, wenn sie ihren Platz einnehmen wird und ihre Rechte durch G e r i c h t erfüllt werden, wie der Prophet uns hier weiter berichtet.*) *) Die Verwerfung des Königs bei Seinem ersten Kommen machte das Ge­richt für die zukünftige und endgültige Entfaltung Seiner Herrlichkeit in Israel notwendig. Viele andere Prophezeiungen neben dieser Prophezeiung Sacharjas sprechen davon, wie auch das große prophetische Wort des Herrn in Matthäus 24.

Doch danach wird das Königreich in seiner Universalität in Kraft und Frieden entfaltet werden. Der Prophet wendet sich dann an den Messias und versi­chert Ihm, daß durch Sein eigenes Blut, das das Siegel des Bundes war, Sein Volk, Seine Gefangenen in Israel befreit würden. Danach wendet er sich in passender Weise wieder an Israel, indem er ihnen den Messias vorstellt als den Ge­genstand ihres Vertrauens und die Gewähr für den Sieg und ihre künftige Ehrenstellung.

In Kapitel 10 werden dann die Ergebnisse dieser Wiederher­stellung Israels in seinen großen und verschiedenartigen Segnungen entfaltet.

Kap. 11. ‑ Dieses Kapitel bildet einen in sich geschlossenen Zusammenhang. Es gibt uns meines Erachtens eine Voraus­schau auf den Dienst des Herrn Jesus, wie wir ihn im Mat­thäus‑Evangelium finden ‑ jedoch eingeleitet in den Ver­sen 1‑3 von einigen ernsten Warnungen vor dem Gericht.

Der Messias beginnt damit, sich auf Seinen Auftrag seitens des Gottes Israels zu berufen, und berichtet uns, daß er gekommen sei, die Schafe Israels zu suchen, weil sie sich durch ihre Käufer, ihre Verkäufer und ihre Hirten (das sind die Römer, die Herodianer und die Pharisäer) in einer schlimmen Lage befinden. 

Er berichtet uns dann, daß er zwei Stäbe genommen habe, um Seinen Auftrag zu erfüllen. Diese beiden Stäbe hatten symbolische Bedeutung. Mose hatte zu seiner Zeit ebenfalls seinen Stab; der Messias hat nun Seine Stäbe. Sie sind ein Bild von Kraft und Huld (Schönheit), denn Christus sollte Israel beides verleihen; Er schenkt ihnen Festigkeit und Schmuck und bekleidet sie mit Würde. Die Bewohner des Landes, die große Masse des jüdischen Volkes, machen Sei­nen Dienst wie auch jeden anderen zunichte; deshalb sondert Er "die Elenden der Herde“ von der allgemeinen "Herde des Würgens" ab.

Dann wird uns Sein erster Dienst berichtet. Nachdem Er sich der Herde Israels angenommen hat (wie Er das in den ersten Kapiteln von Matthäus tut), vertilgt er drei von den Hirten, die Er im Land gefunden hat. Das sehen wir in Matthäus 22: die Pharisäer, die Herodianer und die Sadducäer, religiöse Führer des Volkes, werden dort in ihren Streitfragen mit dem Herrn Jesus zum schweigen gebracht.

Nachdem Er das getan hat, anerkennt Er sie nicht länger und zerbricht Seinen Stab "Huld". Wir sehen das in Mat­thäus 23, wo Er Sich von ihnen zurückzieht und ihnen damit ihre Schönheit nimmt; denn sie verlieren ihre Herrlichkeit, wenn sie Ihn verlieren. Sie waren ohne Ihn ein Haupt ohne Krone; und so war für die Gegenwart alles verspielt.

Er sagt uns dann, daß "die Elenden der Herde" auf ihn ach­teten als "das Wort Jehovas". Das sehen wir in vollkomme­ner Ordnung und Reihenfolge in Matthäus 24 und 25.

Danach wirft Er einen Blick auf Sein Verratenwerden und seinen Tod, wie wir das in Matthäus 26 und 27 dargestellt finden. Dem läßt der Prophet die Zerstörung und Zerstreu­ung Israels folgen, wie sie sich geschichtlich tatsächlich er­eignet hat. Der andere Stab, "Bande", wird zerbrochen.*) *)Die Gottheit des Herrn Jesus, die Tatsache, daß Er Jehova ist, wird in V13 bewiesen. Jehova war es, der dreißig Silberlinge wertgeachtet wurde.

Alles das ist eine sehr bemerkenswerte Vorausschau auf den Dienst Christi. Es ist die Geschichte des wahren Hirten, des guten Hirten seitens der Herde. Danach haben wir die Ge­schichte der Herde in der Hand des törichten Hirten, des Götzen‑Hirten. Wie uns viele andere Schriftstellen zeigen, ist das Aufkommen des Antichristen eine Vergeltung zum Gericht für Israel wegen ihrer Verwerfung des Christus Got­tes, ihres eigenen Messias. Das alles bezieht sich auf zu­künftige Ereignisse (siehe die Verse 15‑17). **) 

Der törichte Hirte, der zum Gericht und zur Vergeltung an Israel erweckt wird, weil sie den Messias verworfen haben, erinnert uns an Saul. Er behandelte die Herde ganz so, wie der törichte Hirte sie behandeln wird (l. Sam 8); er wurde dem Volk gegeben, weil sie Jehova in der Person Seines Knechtes Samuel verworfen hatten. Wir können in Verbindung hiermit auch Hesekiel 34 lesen. 

Doch Ich muß hinzufügen" daß, obwohl der gute und wahre Hirte zuerst ver­worfen wurde und als Vergeltung dafür der törichte Hirte erweckt werden wird, trotzdam am Ende auf den Bergen Israels und an den Flüssen Israels die Herde .ich wiederum lagern wird unter der Fürsorge ihres Hirten‑Königs, des wahren David. Er wird sie mit der Geschicklichkeit Seiner Hände leiten und nach der Lauterkeit Seines Herzens weiden (vgl. Ps 78, 72), Die ganze Schrift sagt uns das.

Kap. 12‑14. ‑ Diese Kapitel bilden den letzten Ausspruch ("Last") unseres Propheten. Sie berichten uns von dem "Tag Jehovas" oder von den großen Ereignissen, die das Königreich einführen werden. Die Kapitel beginnen bezeich­nenderweise damit, daß Gott in drei Kennzeichen Seiner Herrlichkeit gefeiert wird ‑ als 

Der, der den Himmel aus­spannt, die Erde gründet und des Menschen Geist in seinem Innern bildet. Diese dreifache Herrlichkeit Gottes wird im Reich entfaltet werden. Dann wird geschaut werden, daß der Gott der Gnade und der Herrlichkeit die Himmel ausge­spannt, die Erde gegründet und den Menschen erneuert hat. Die Einzelheiten des prophetischen Ausspruchs, die dieser Einleitung folgen, bezeugen diese Dinge.

"Der Tag Jehovas" wird hier, wie ich bereits bemerkte, in verschiedenen Eigenschaften und Grundzügen geschildert.

Die verbündeten Feinde Jerusalems werden an jenem Tage unter den Mauern Jerusalems zusammenbrechen, und zwar wird das in einer Weise und nach einer Methode geschehen, die bestimmte moralische Resultate im Auge hat. Doch wenn die H a n d Gottes inmitten der Ereignisse jenes Tages wirkt, dann wird der G e i s t Gottes an dem Volk jener Tage ebenfalls wirken.

Das wird hier in wunderschöner Weise geschildert. Der Geist wird Sein Wirken an ihnen beginnen, indem Er sie mit Macht überführt. Sie werden dazu gebracht werden, sich ihres Ver­brechens an Jesus zu erinnern, und dann bitterlich weinen. Dann werden sie durch den Glauben das Heilmittel gegen die Sünde gerade in dem Jesus entdecken, den sie damals mit sündigen Händen schlugen und kreuzigten. 

Dann denken sie über ihre Wege nach und reinigen sich mit dem Eifer von Leviten, entsprechend 5. Mose 13; selbst auf Menschen, die ihnen lieb sind wie nächste Verwandte, wird keine Rücksicht genommen. Dann werden sie Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus über gerade die Wunden haben, die sie Ihm selbst ein­mal zufügten.*) ‑) Diese Gemeinschaft wird möglicherweise eingeführt werden, wenn der Herr Jesus Selbst (nach dem Eifer In Kap 13, 4) im Geist sagt: "ich bin kein Prophet, ich bin ein Mann, der das Land bebaut; denn man hat mich gekauft von meiner 341 Jugend an."

Die Hand des Herrn wird dann in Verbindung mit Seinem Geist wirken. Das Feuer der Verfolgung oder der Züchtigung (das Reinigen der Tenne, wie Johannes der Täufer sich aus­drückt) nimmt dann seinen Verlauf, und Juda wird wiederum von Jehova anerkannt werden, und Jehova wird von Juda erkannt werden, entsprechend dem Vorbild oder dem Ge­schehen in 5. Mose 26,17‑19.

Das führt uns zum Ende des 13. Kapitels. Am Anfang des 14. Kapitels, dem letzten, finden wir die großen Ereignisse um die Stadt her, auf die schon am Anfang des 12. Kapitels ein Blick fiel, weitergehend und deutlicher beschrieben in

Verbindung mit dem Dazwischenkommen Christi Selbst zugunsten Jerusalems. Wir sehen auch die Ergebnisse der Be­freiung dieser Stadt, nämlich ihre Weihung zum Zentrum der Ziele Gottes mit der Erde und zum Sitz Seiner irdischen Herrlichkeit. Danach finden wir die Freude der Nationen der Erde, wie sie mit dem Tausendjährigen Reich verknüpft ist.

Ihre "Übriggebliebenen" ziehen Jahr um Jahr nach Jerusalem hinauf, um dort Jehova der Heerscharen anzubeten und in der Teilnahme am Laubhüttenfest ihrer weltumspan­nenden Freude den öffentlich‑festlichen Ausdruck zu geben.

Inmitten dieser Dinge sehen wir das ernste Gericht über die, die gegen Jerusalem kämpfen, und auch über die, die nicht nach Jerusalem hinaufziehen wollen, um in den Tagen der Herrlichkeit anzubeten. Was hätte geschehen sollen, aber nicht geschehen ist, wird dann Wirklichkeit werden. Heiligkeit wird allem ihren Charakter verleihen. 

Alles und jedes wird Gott geweiht sein. Es wird keinen Makel oder Flecken und nichts Anstößiges mehr geben, wie bis dahin. Die Kanaaniter waren im Land und blieben auch dort, nach­dem Abraham hineingekommen war; doch nun: "Und es wird an jenem Tage kein Kanaaniter mehr sein im Hause Jehovas der Heerscharen" (siehe 1. Mo 12, 6; Sach 14, 21). Es werden wunderbare Tage sein ‑ schöner als im Märchen ‑ und doch alles Wirklichkeit.

36.) Maleachi Formalismus verworfen 5.Jahrh.v. Chr.

12/22/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Maleachi beschließt die kleinen Propheten und zugleich auch die Schriften des Alten Testaments. Diese Tatsache legt einen kurzen Rückblick auf die vorhergehende Geschichte Israels nahe.

Von Anfang an hatte Jehova auf verschiedene Art und Weise das Volk, das Er zu Seinem Volk gemacht hatte, auf die Pro­be gestellt. Nachdem Er sie aus Ägypten befreit und durch die Wüste getragen hatte, brachte Er sie unter Josua in das Land, das Er ihren Vätern verheißen hatte. Als sie im Land waren, begann Er sozusagen aufs neue mit ihnen. Das kön­nen wir in den Tagen der Richter beobachten, die auf Josua folgten. Doch wie sah es da aus? Das Volk übertrat Gottes Gebote. Jehova züchtigte es. Das Volk weinte unter der Rute. Jehova erweckte Befreier. So geschah es immer wieder.

Doch während jener ganzen Zeit sah Jehova Israel vor Sich und beschäftigte Sich mit ihm. In diesen Tagen gab es für das Volk weder Gefangenschaft, noch Besetzung des Landes. Israel wohnte im Lande. Es war noch ihr Land, und Jehova war sowohl ihr König als auch ihr Gott.

Zu seiner Zeit gab Gott ihnen das Haus und den Thron Da­vids. Das Königtum erblühte. Doch das Königtum wurde Gott genauso untreu, wie es die Nation zuvor gewesen war. Wel­che Langmut erwies Jehova dem Hause Davids, die gleiche Langmut, mit der Er auch zuvor die Nation ertragen hatte.

 Diese Dinge können wir in den Büchern der Könige und im zweiten Buch der Chronika nachlesen. Doch schließlich gab Jehova sie in die Hand ihrer Feinde; sie verloren ihre Heimat, ja das ganze Land und zogen in die schreckliche Gefangen­schaft. Dort lernten sie unter den Königen von Assyrien und Babylon eine noch weit schlimmere Lage kennen, als sie sie unter der Rute der Philister, Midianiter und Kanaaniter ge­kannt hatten. Das Volk wurde unter die heidnischen Völker zerstreut, und ihr Land wurde von den heidnischen Völkern in Besitz genommen.

Das war furchtbar. Doch es gibt eine Wiederherstellung. Ein Oberrest der Weggeführten kehrt von Babylon zurück. Jeru­salem wird wiedererlangt, wiederaufgebaut und aufs neue bewohnt. Das Haus Gottes wird wiederhergestellt, die Anbe­tung Seines Namens und der Dienst an Seinem Altar wieder aufgenommen. 

Und doch war all das nicht mehr dasselbe wie früher, es war etwas gänzlich Neues. Israel war nicht mehr ein Volk, das in seinem eigenen Land wohnte, wie das zu Zei­ten Josuas und der Richter der Fall war. Es war auch nicht mehr ein Königreich, auf dessen Thron einer von ihnen saß, wie das bei David und seinen Söhnen der Fall war. 

Die Kinder Israel waren Untertanen der heidnischen Völker. Sie mußten diesen Nationen dankbar sein, daß sie die Genehmigung er­hielten, in dem Land ihrer Väter zu wohnen, und auch dafür, daß sie die Gesetze beobachten und den Dienst für ihren Gott verrichten durften. Sie waren die Untertanen des Persischen Königs, und ihr Regent war sein Stellvertreter.

Das waren tatsächlich ganz neue Verhältnisse. Sie mußten das durchmachen, um wiederum erprobt, ja völlig erprobt zu werden. Israel wurde aufs äußerste geprüft und auch über­führt. Und so geschah es: Als sie in diesen Umständen ge­prüft werden, kommt es wieder zum Abfall, wie es von jeher der Fall war. Das Buch der Richter hatte bereits gegen sie als N a t i o n gezeugt. 

Das zweite Buch der Chronika hatte gegen sie als Königreich gezeugt. Und nun zeugen Esra und Nehemia und diese Prophezeiung Maleachis gegen sie als zurückgekehrte Gefangene.

Doch ich muß dieses Thema für einen Augenblick verlassen.

Die zurückgekehrten Gefangenen geben zu Anfang ein wun­derschönes Beispiel des Glaubens und des Dienstes. Doch wie wir hier in Maleachi sehen, gerieten sie in einen sehr trau­rigen moralischen Zustand. Aber es hatte leuchtende, erfri­schende Augenblicke gegeben. Große Dinge hatten sie er­lebt, größere als es Jahrhunderte lang gegeben hatte; denken wir nur an die Rückkehr aus Babylon, den Wiederaufbau des Tempels und der Mauer und die wiederholte Reinigung und Absonderung der Versammlung. 

Aber es gab keine Wunder; alles wurde durch die Kraft moralischer Energie zustande ge­bracht. Es war mehr das Wirken des Geistes Gottes i n dem Volk, als das Wirken der Hand Gottes f ü r das Volk. Es gab keine Wolkensäule, die sie durch die zweite Wüste geführt hätte. Aber sie gingen, und das Fasten und die Gebete an den Ufern des Flusses Ahawa zeigen deutlich die Wirksam­keit des Geistes, der unter ihnen war. Als ein Volk, das seine Nasiräerschaft kannte, lehnten sie ein Bündnis mit den Sa­maritern ab. 

Die Gewohnheiten der Nationen, die Traditionen der Ältesten, ihre eigenen Gedanken und ihre eigene Weis­heit hatten keinen Einfluß auf ihren Charakter und ihr Verhal­ten. Das Wort Gottes war ihr Gesetz. Persönliche Gnade und Gaben treten hervor, wie bei Esra und Nehemia. Das Licht, das Esra hatte, die Aufrichtigkeit und Herzenseinfalt, die Ne­hemia kennzeichneten, konnten das Volk durch Schwierig­keiten hindurchführen, als der Stab Moses nicht mehr im Lager war, um angesichts des Feindes seine Wunder zu tun.

Ich spreche nicht von Mordokai und Esther, wie merkwürdig und bewundernswert ihr Weg auch war ‑ wieder ohne jedes Wunder zu ihren Gunsten ‑, denn sie sind ein Bild von Israel in der Zerstreuung und nicht von den zurückgekehr­ten Gefangenen.*) *) Diese Tugenden, die den Oberrest oder diese zurückgekehrten Gefangenen kennzeich­neten, wurden in Vollkommenheit in dem Herrn Jesus gesehen, der sozusagen der Ober­rest Seiner Tage war. 

Er untersagte Seinen Jüngern eine Verbindung mit den Samaritern, wollte aber doch, daß sie sich einer heidnischen Nation unterwarfen. "Gebet denn dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist" (Mt 22, 21), könnte man als Zusam­menfassung der Religion der zurückgekehrten Gefangenen betrachten.

Doch diese leuchtenden Augenblicke sind nun verblaßt, und Maleachi läßt uns den letzten alttestamentlichen Blick auf den Zustand Israels tun: er ist traurig und niederbeugend.

Zur rechten Zeit kommt die Stunde des Neuen Testamentes, und wir finden alles so vor, wie Maleachi es geweissagt hatte. Der Messias, der Herr des Tempels, erscheint, eingeführt von Johannes dem Täufer. Johannes der Täufer ist der Bote aus Maleachi 3, 1 und auch der Elia (falls das Volk ihn annehmen würde) aus Maleachi 4, 5. Die ganze Reihe der Prüfungen, von dem Tag des Auszugs aus Ägypten an bis zu den Tagen der zurückgekehrten Gefangenen, wird hier zusammenge­faßt. 

Der Messias**)**) "Und wenn ihr es annehmen wollt, er ist Elias, der kommen soll" (Mt 11, 14). Diese Wo~e zeigen deutlich, daß der Dienst Johannes des Täufers eine Zeit der Erprobung war.

wird dem Volk angeboten; Er stellt Sich völlig und in vielfältiger Weise dem Volk dar, damit es Ihn an­nehme. Und schließlich wird der Geist gegeben, und die Apo­stel rufen, voll des Heiligen Geistes, Israel zur Umkehr und zum Glauben auf, damit für sie die verheißenen Zeiten der Erquickung und Wiederherstellung, von denen die Propheten von jeher geredet hatten, anbrechen sollten (vgl. Apg 3, 19‑22). 

Das sind herrliche, leuchtende Gnadenerweise: die letzten und doch die besten, die abschließenden und gerade die verheißungsvollsten. Doch wie immer: sie führen nicht zum Erfolg. Israel wurde nicht gesammelt. Ob in Ägypten, in der Wüste oder im Land; ob als wanderndes Volk, als Gefan­gene, als Nation oder als Königreich; ob in der Gegenwart des Messias und Seiner Werke, oder von dem Geist und Sei­nen Wirkungen heimgesucht ‑ immer, von Anfang bis Ende, unter all den geduldigen Bemühungen Seiner Barmherzigkeit, Gnade und Weisheit: sie sind und bleiben untreu. Sie "widerstreiten allezeit dem Heiligen Geist" (Apg 7, 51), wie Stephanus sagt. Und Paulus zeugt gegen sie: "damit sie ihre Sünden allezeit vollmachen" (l. Thess 2, 16).

Die Nation wurde damals bewahrt und in ihrem eigenen Land erhalten, bis der König, das Haus Davids, eingesetzt wurde; so werden sie auch jetzt wiederhergestellt in ihrem eigenen Land und dort erhalten, bis der Messias erscheint und Sich Selbst ihnen vorstellt. Das Reis aus dem Stamm Juda wird bewahrt, damit der Schößling aus der Wurzel Isais hervor­kommen kann.

Zu Beginn der Evangelien finden wir Zitate aus Maleachi, die sich auf diesen Augenblick beziehen. Auf diese Weise wird das Ende des Alten Testaments mit dem Anfang des Neuen Testaments verknüpft. Und diese Verbindungen, so einfach, auffallend und weitreichend sie sind, legen ein beredtes Zeugnis von der Einheit des göttlichen Wortes ab. Sie entfal­ten etwas von der moralischen Herrlichkeit dieses Buches und lassen uns sehen, was eine andere Stelle sagt (und zwar eine Stelle aus diesem Buch selbst), daß nämlich dem Herrn von Ewigkeit her alle Seine Werke bekannt sind (vgl. Fußnote zu Apg 15, 18 in der französ. Bibelübersetzung von J. N. D.)

Wir wollen nun kurz auf diese Prophezeiung eingehen.

Kap. 1. ‑ Dieses Kapitel beginnt mit einer schrecklichen Ent­hüllung des moralischen Zustandes der zurückgekehrten Ge­fangenen. War der Zustand Israels jemals schlechter gewe­sen? Wenn das besondere Kennzeichen der Geschichte von Anfang an bis zu diesem Zeitpunkt der Götzendienst war, dann war es jetzt der Unglaube, ein Geist des Spottes, ein Geist, der alle Ansprüche Gottes verachtet und von sich weist und über die Aufrufe und Bitten Gottes nur spottet. 

Es war ge­wissermaßen, als ob der unreine Geist zur Zeit Maleachis ausgefahren und ein böser eingezogen wäre. Wir können nicht sagen, daß der frühere unreine Geist zurückgekehrt wäre und sieben andere Geister mit sich gebracht hätte. Wir finden nämlich in diesem Propheten keine Andeutung dafür, daß eine Rückkehr zum Götzendienst stattgefunden hätte, aber wir können wohl sagen, daß ein böserer Geist als der vorherige eingezogen war.

Hinterlassen dieses "worin" oder "womit" unseres Kapitels, mit dem die zurückgekehrten Gefangenen auf die Aufrufe und Zurechtweisungen des Herrn immer wieder antworten, nicht einen schrecklichen Klang in unseren Ohren?

Kap. 2. ‑ In diesem Kapitel tadelt Jehova die Priester, wie Er vorher das Volk getadelt hatte. Der Geist bringt in dem Pro­pheten Worte hervor, durch die er die Greuel, die in Juda und Jerusalem begangen wurden, aufs schärfste verurteilt. Er spricht von ihrer Treulosigkeit gegenüber dem Bund des Vol­kes und läßt sie wissen, daß sie ihre eigenen Feinde waren, indem sie in ihren Umständen unter demselben Bund untreu waren. Es war nicht Jehova, der sie eingeengt hatte. 

Er hatte Vorkehrungen für sie getroffen, die auf Wirkungen des Gei­stes beruhten, um Seinen Anteil an dem Bund zu erfüllen. Es wird von dem Bund unter dem Bild eines Ehebundes oder eines Ehegelöbnisses gesprochen, wie es allgemein Gepflo­genheit der Propheten war. Und es ist ein Bild, wie es uns aus den Worten des Herrn Jesus über Sich Selbst und Sein Volk Israel entgegentritt.

Kap. 3‑4. ‑ Jehova fährt fort, den bösen Zustand Israels zu tadeln, und läßt sie wissen, daß der Herr des Tempels wahr­haftig kommen würde und Sein Bote vor Ihm her, doch daß diese Sendung ganz anders ausgehen würde, als sie erwar­teten. Sie dachten, daß Sein Kommen gewiß zu ihren Gun­sten sein würde, daß es ihnen schmeicheln und zu allgemei­ner Anerkennung verhelfen würde, daß es sie erheben und Befreiung und Herrlichkeit für sie bedeuten würde. 

Sie ver­langten danach und freuten sich in der Erwartung, daß es bald eintreten würde (Vers 1 b). Der Prophet wollte, daß ihnen die Augen aufgingen und sie erkennten, daß diese Sendung wegen ihres sündigen Zustandes notwendigerweise Ge­richt bedeutete. Es sollte sie die Frage bewegen: Wer kann bei diesem Kommen des Herrn bestehen? und nicht: Wer kann die kommende Herrlichkeit und den Segen beschrei­ben? Damit waren ihre Gedanken wohl beschäftigt. Nein, es ging um die Frage: Wer kann bei dieser durchgreifenden Prü­fung und Sichtung, die Sein Kommen begleitet, vor Seinen Augen bestehen?

Und trotzdem hatte Gott, der so beleidigt worden war, noch Geduld. Wäre das nicht so gewesen, wäre Er nicht Gott, son­dern ein Mensch gewesen; dann wäre Israel längst vernichtet worden. Doch sogar jetzt noch hätten sie erfahren können, daß Er sie über alle ihre Erwartungen hinaus segnen würde, wenn sie nur gehorsam wären.

Inmitten all dieser nationalen Ungerechtigkeit zeigt sich ein Oberrest. Jehova erklärt, daß Er ihrer und ihrer Wege gedenkt (3, 16), und daß Er sie sich zubereiten wird, Juwelen gleich (engl. Übersetzung von 3, 17), an dem Tage, da für etliche die Sonne aufgehen wird "mit Heilung in ihren Flügeln" (4, 2), für andere dagegen eine Sonne, die wie ein Ofen brennt, eine Unterscheidung wie bei den zweien in einem Bett, am Mühl­stein oder auf dem Feld, wovon der Herr Selbst in den Evan­gelien spricht (Mt 24; Lk 17).

Der Prophet schließt mit Ratschlägen und Verheißungen an den Oberrest. Und so, wie das Alte Testament endet, so be­ginnt das Neue, denn gleich zu Beginn des Lukasevange­liums sehen wir diesen Oberrest in Zacharias und Elisabeth, die diesem Rat Maleachis folgen und dem Gesetz Moses mit seinen Einrichtungen und Satzungen gehorchen. Wir sehen, wie sie auch Elia in der Person ihres Kindes Johannes auf­nehmen, entsprechend der Verheißung Maleachis.*) *) 

Ich möchte hinzufügen, daß dem Oberrest für die Gegenwart keine Befreiung von den heidnischen Mächten verheißen war. Sie wurden belehrt, das Wort Gottes zu halten, das Gericht über die Gottlosen und neue Verhältnisse zu seiner Zeit zu erwarten. Die Briefe des Neuen Testaments verheißen uns in ähnlicher Weise keine Wiederherstellung der Schönheit der Kirche, sondern lehren uns, auf neue und bessere Dinge zu warten: Das Kommen des Herrn wird uns so antreffen, wie die Briefe uns zurückgelassen haben ‑gerade so, wie das erste Kommen des Herrn den Oberrest Maleachis antraf, nämlich wie Maleachi sie zurückgelassen hatte.

Ich möchte noch etwas als Nachtrag hinzufügen. Der Johan­nes der Täufer der Evangelien wird (was das Amt betrifft, nicht die Person) mit dem Elia des Maleachi identifiziert (Mt 11; Mk 1; Lk 1 und 7). Johannes der Täufer stand bereit, um die Verheißung des Propheten an Israel zu erfüllen. Er war als der Bote gesandt vor dem Angesicht des Herrn des Tempels und als derjenige, der das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu den Vätern wenden sollte. Doch Israel glaubte nicht. Der alte Ausspruch ist nach wie vor gültig in der Geschichte dieses Volkes: "Wenn ihr nicht glaubet, werdet ihr, fürwahr, keinen Bestand haben" (Jes 7, 9). Israel konnte nicht gesegnet werden.

Elia war in den Tagen Ahabs das Werkzeug einer Wiederher­stellung, wie wir in 1. Könige 18 sehen. Doch das galt nur für eine gewisse Zeit. Das Volk freute sich in seinem Licht, doch Isebel zwang ihn, in die Wüste zu fliehen. Ebenso war es bei Johannes dem Täufer. Auch in seinem Licht freute man sich. Doch auch das dauerte nur eine kurze Zeit. Eine Menge Volks ließ sich von ihm taufen. Aber die Gottlosen haßten ihn. Und eine andere "Isebel" war da, die ihn enthaupten ließ. Israel wurde nicht befestigt, weder durch Elia noch durch Jo­hannes den Täufer.

Der verheißene Elia wird jedoch erscheinen und den Weg zum Thron und zur Macht des Messias bahnen. Denn Gott ist wahrhaftig und jeder Mensch ein Lügner. Seine Gnaden­gaben und Seine Berufung sind unbereubar. Er wird treu zu Israel stehen, obwohl Israel, wie wir gesehen haben, bei jeder Prüfung Ihm gegenüber untreu war. Er wird Seine Absichten in Gnade erfüllen, ganz gleich, wie sich die Weit, Israel, oder der Mensch verhalten mag. Gott ist sowohl in Gerechtigkeit als auch in Gnade unveränderlich.

"Und also wird ganz Israel errettet werden, wie geschrieben steht: Es wird aus Zion der Erretter kommen, er wird die Gott­losigkeiten von Jakob abwenden" (Röm 11, 26).

21.) Jeremia Warnung und Gericht 7.Jahrh.v.Chr.

12/21/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Jeremia ist bekannt als der weinende Prophet. 

Dies ist der Schlüssel zu seinen Schriften. Wenn wir beim Lesen daran denken und an den Grund für diese Wehklage, dann können wir auch Jeremias Botschaft besser verstehen.

Jeremia begann seinen Dienst am Volke Juda unter der Regierung Josias, nach der Wegführung Israels und kurz vor dem Fall des Reiches Juda.

Gott offenbarte dem Propheten, daß die Sünde Judas das Volk in die babylonische Gefangenschaft bringen würde, die 70 Jahre dauern sollte. Jeremia stand vor der undankbaren Aufgabe, seinem Volk
dieses Gericht anzukündigen und ihm zur Unterwerfung und Übergabe an die Babylonier zu raten. Daraufhin beschuldigte man ihn des Landesverrats und versuchte ihn umzubringen.

Als Jerusalem dann erobert wurde, erhielt Jeremia die Erlaubnis,mit einigen wenigen im Lande zu bleiben, während der größte Teil des Volkes ins Exil mußte. Jeremia riet den Zurückkbleibenden,
nicht in Ägypten Zuflucht zu suchen, aber sie schlugen seinen Rat in den Wind und zwangen ihn, mit nach Ägypten zu ziehen. Dort starb er.
Die Zeit der Eroberung Jerusalems war für alle eine große Leidens-und Schmerzenszeit. Aus dieser traurigen Zeit stammt das Buch der Klageliede , eine tränenreiche Wehklage über die Zerstörung der

Stadt, die tief aus dem Herzen des Propheten kommt. Jeremia hat aber nicht nur den Sieg Babylons über Juda vorausgesehen, er weissagte auch, daß diese Macht nach 70 Jahren fallen würde und daß
die Juden in ihr Land zurückkehren würden.

22.) Klagelieder Klage über Jerusalem 6.Jahrh.v.Chr.

12/21/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Das Buch »Klagelieder« ist ein Anhang zu dem Buch Jeremia. In fünf Trauerlie-dem klagt der Autor über das Schicksal Jerusalems. 

Und doch enthält dieses Buch mehr als nur den • Rückblick eines Propheten, dessen Weissagungen sich erfüllt haben. »Es ist eine bewegende Erinnerung daran, daß die Sünde trotz all ihrer Verzauberung und Faszination ein schweres Gewicht von Leid, Trauer, Elend, Verlassenheit und Schmerzen mit sich bringt. Es ist die andere Seite der 113, trink und sei fröhlich-Medaille.« (Charles R. Swindoll, The Lamentations ofJere-miah, »Introduction«) In den Klageliedern wird sowohl der Untergang der Stadt beklagt als auch Zurechtweisung, Hilfe und Hoffnung für die Uber-lebenden dieses Untergangs angeboten.

Titel: Der Titel des Buches ist von dem ersten Wort des Buches abgeleitet, 'ekah. Dieses Wort kann mit »Wehe « übersetzt werden und war der charakteristische Aufschrei einer Klage (vgl. 2. Sam 1,19; Jer 9,18). Die rabbinischen und talmudischen Schreiber benennen das Buch mit diesem Titel oder mit dem Wort qtnöt, das >Trauerlieder« oder >Klagerufe« bedeutet.
Die Übersetzer der Septuaginta gaben den rabbinischen Titel qinöt mit thrnoi wieder, dem griechischen Wort für Klagelieder. Dieser Name wurde von der lateinischen Vulgata übernommen, die das Buch mit threni, »Klagelieder«, überschrieb, Die deutschen Übersetzer folgten den griechischen und lateinischen Übersetzungen und nannten das Buch »Klagelieder«. 

Dieses Wort gibt zugleich den Inhalt wieder. Viele übernahmen auch die jüdi sehe Tradition, das Buch dem Prophe ten Jeremia zuzuschreiben. Der deut sehe Name lautet daher entweder »Die Klagelieder Jeremias« oder einfach nur »Klagelieder«.
Autor und Entstehungszeit: Das Buch selbst nennt seinen Autor nicht, aber die jüdische Tradition schreibt es Jeremia zu. In der Septuaginta lesen wir als Einleitung zu dem Buch die folgenden Worte: »Und es geschah, als Israel gefangengenommen und Jerusalem zerstört war, daß Jeremia weinend dasaß und diese Klagelieder über Jerusalem klagte und sagte... « Der aramäische Targum des Jonatan, der babylonische Talmud, die Peschitta und die Vulgata nennen ebenfalls Jeremia als Autor dieses Buches.
Auch innere Argumente sprechen für Jeremia als Autor. Mehrere Aussagen und Gedanken, die Jeremia in seinen Weissagungen benutzt, tauchen in den Klageliedern wieder auf (vgl. Jer 30,14 mit KIgI 1,2 und Jer 49,12 mit KIgI 4,21). In beiden Büchern sagt der Autor, daß seine Augen von Tränen überfließen (Jer 8,23; 9,17; KIgI 1,16; 2,11); in beiden ist er ein Augenzeuge der Eroberung Jerusalems durch Babylon und der Greuel, die Jerusalem in seinen letzten Tagen erlebte (Jer 19,9; KIgI 2,20; 4,10).            Charles H. Dyer

5.) Mose (Deuteronomium) Wiederholung des Gesetzes ca.1450.v.Chr.

12/20/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Das fünfte Buch Mose führt den Bericht von 4. Mose fort und enthält die abschließenden Ermahnungen, Gebote und prophetischen Warnungen, die Gott seinem Volk durch Mose gab, bevor sie das verheißene Land einnehmen sollten. 

Der griechisch-lateinische Name »Deuteronomium« (bed. »Die zweite Verkündigung des Gesetzes«) bezieht sich auf die Wiederholung der 10 Gebote vom Sinai vor der neuen Generation von Israeliten; der hebräische Name lautet nach den Anfangsworten »Elleh hadebarim« (»Dies sind die Worte«). In Kap. 1-3 gibt Mose einen Rückblick auf den Weg des Volkes durch die Wüste; in 

Kap. 4-26 finden sich eine Wiederholung der 10 Gebote, zusätzliche Bestimmungen über das Leben des heiligen Gottesvolkes im verheißenen Land und dazwischen immer wieder eindringliche Ermahnungen, das ganze Wort Gottes zu halten und dem Herrn in Liebe und Gehorsam zu dienen (vgl. das berühmte »Höre Israel« in 6,4-9). In 

Kap. 27-34 finden sich die Abschlußbotschaften Gottes durch Mose an sein Volk, die Ankündigung von Segen für den Gehorsam und Fluch für den Ungehorsam, der feierliche Bundesschluß mit der neuen Generation, das prophetische Lied des Mose und sein Segen über die Stämme Israels sowie der Bericht über seinen Tod. Vor allem die Ermahnung zum Gehorsam gegenüber dem ganzen Wort Gottes und zur ungeteilten Liebe für den Herrn werden immer wieder im NT aufgegriffen und auf die neutestamentlichen Gläubigen angewandt (vgl. u.a. Mt 4,4-10; Mk 12,28-30; Apg 3,22; Röm 10,8; 1Kor 9,9-10).

Inhalt
Kapitel 1 Mose erinnert das Volk an seinen zurückgelegten Weg Die Auflehnung des Volkes angesichts des verheißenen Landes
Kapitel 2 Wanderung und Auseinandersetzungen in der Wüste Die Eroberung des Landes von Sihon, dem König der Amoriter
Kapitel 3 Die Niederlage von Og, dem König von Baschan Die Verteilung des Ostjordanlandes an Ruben, Gad und den halben Stamm Manasse Gott verwehrt Mose den Eintritt ins verheißene Land
Kapitel 4 Israel soll das Gesetz Gottes bewahren und tun Warnung vor dem Götzendienst Der Herr ist der alleinige Gott Drei Zufluchtsstädte Einleitung zur Verkündigung des Gesetzes vor dem Einzug in Kanaan
Kapitel 5 Die Wiederholung der zehn Gebote Mose als Mittler zwischen Gott und dem Volk
Kapitel 6 Gottesfurcht und Gehorsam – die Voraussetzungen des Segens »Höre, Israel«: Das Gebot, den Herrn zu lieben und sein Wort zu bewahren Warnung vor Untreue und Götzendienst im Land Kanaan Das Zeugnis der Erretteten vor ihren Kindern
Kapitel 7 Der Herr befiehlt die Ausrottung der Kanaaniter und ihres Götzendienstes Israel – das heilige Volk des Herrn Ermutigung und Segensverheißung für die Einnahme des Landes
Kapitel 8 Ermahnung zum Gehorsam und Erinnerung an Gottes Erziehungswege Ermahnung zur Dankbarkeit. Warnung vor Hochmut und Abkehr von Gott
Kapitel 9 Mose warnt das Volk vor Selbstgerechtigkeit – Erinnerung an Israels Versagen und Moses Mittlerdienst
Kapitel 10 Die neuen Gesetzestafeln Aufforderung zu Gottesfurcht und Gehorsam
Kapitel 11 Verheißungen und Warnungen Die Bewahrung von Gottes Wort ist die Voraussetzung zum Sieg Gott legt dem Volk Segen und Fluch vor
Kapitel 12 Ausrottung des Götzendienstes im Land. Der künftige Ort des Heiligtums und Gottesdienstes
Kapitel 13 Warnung vor falschen Propheten Warnung vor Verführung zum Götzendienst
Kapitel 14 Verbot heidnischer Trauerbräuche. Reine und unreine Tiere Der Zehnte
Kapitel 15 Das Erlaßjahr Über die Freilassung hebräischer Sklaven Die Erstgeburt der Tiere
Kapitel 16 Gebote zum Passahfest Das Fest der Wochen Das Laubhüttenfest Einsetzung von Richtern. Bewahrung des Rechts Verbot des heidnischen Götzendienstes
Kapitel 17 Schwierige Rechtsfälle Das Königsgesetz
Kapitel 18 Rechte der Priester und Leviten Verbot von Wahrsagung und Zauberei Der verheißene Prophet und die falschen Propheten
Kapitel 19 Die Zufluchtsstädte Grenzverrückung. Falsche Zeugen. Bestrafung des Bösen
Kapitel 20 Kriegsgesetze
Kapitel 21 Die Sühnung von Blutvergießen Ehen mit kriegsgefangenen Frauen Das Recht des Erstgeborenen Widerspenstige Kinder Wer am Holz hängt, ist verflucht
Kapitel 22 Rücksicht auf den Nächsten Gebote gegen ungöttliche Vermischung Sittlichkeitsgesetze. Rechtsschutz für eine verleumdete Frau
Kapitel 23 Ausschluß von der Gemeinde des Herrn Reinhaltung des Heerlagers Verschiedene Verordnungen
Kapitel 24 Ehescheidung Verordnungen für das Leben des Volkes Das Recht der Fremden, Witwen und Waisen
Kapitel 25 Streitigkeiten Die Schwagerpflicht Volles Gewicht und rechtes Maß Vertilgung Amaleks
Kapitel 26 Die Darbringung der Erstlingsfrüchte Die Zehnten des dritten Jahres
Kapitel 27 Gebot über die Gedenksteine mit den Worten des Gesetzes Segen und Fluch sollen auf den Bergen Garizim und Ebal verkündet werden
Kapitel 28 Segnungen für Gehorsam Fluch für Ungehorsam Bedrückung durch Heidenvölker
Ankündigung der Vertreibung und Gefangenschaft
Kapitel 29 Der Bund des Herrn mit Israel im Land Moab Folgen einer Abwendung von Gott
Kapitel 30 Verheißung der Wiederherstellung Israels Die Wahl zwischen Leben und Tod, Segen und Fluch
Kapitel 31 Josua wird Moses Nachfolger Gesetzeslesung alle sieben Jahre Der Herr sagt den Abfall Israels voraus
Kapitel 32 Das Lied Moses Das Wort Gottes ist Leben Mose wird aufgefordert, den Berg Nebo zu besteigen
Kapitel 33 Moses prophetischer Segen über die zwölf Stämme
Kapitel 34 Moses Tod
Bibeltext der Schlachter Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft.