Psalm 4,11 Stille - Dem begegnen der alle Sehnsucht stillt

10/03/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin! Ich will der Höchste sein unter den Heiden, der Höchste auf Erden.

                                            Psalm 4,11 (LUT)
Unsere Sehnsucht, Gottes Einladung Stille. Stille ist nicht die Abwesenheit von Lärm. Stille ist eine innere Haltung, eine Insel im Herzen. Es geht um eine heilige Unruhe. Um Fülle und Erfüllung. Um Momente des inneren Still-Werdens, des Gestillt Werdens.
In Khartum, der Hauptstadt des Sudan, gibt es ein kleines Cafe, das bei unseren jährlichen Reisen dorthin mein Lieblingsplatz geworden ist Mitten auf einer großen Verkehrsinsel kann man unter Baumen sitzen und einen guten Kaffee trinken, ein Eis essen, Freunde treffen, entspannen Rundherum fahren Täusende Autos. 

Doch ist man erst einmal heil über die Straße gekommen und sitzt im Cafe auf dieser kleinen Insel, vergisst man die Autos Mitten in der Hektik des Alltags, mitten an einem großen Straßenknotenpunkt hat man das Gefühl, in einem kleinen Garten Eden zu sitzen. Menschen unterhalten sich angeregt. Kinder spielen miteinander. Die Jugendlichen sind auf Brautschau unterwegs Es ist fast so, als wurde man in eine andere Wirklichkeit eintauchen, wenn man die hektische Straße verlasst und bei dem Cafe angekommen ist Und wenn man es wieder verlasst und sich durch die vielen Autos, die den Kreisel umrunden, einen Weg .zurückbabnt, kann man kaum glauben,. dass man im Cafe von all dem Lärm und der Hektik gar nichts mitbekommen hat.

Das ist die Art von Stille, um die es in diesem Buch geht. Mitten in der Hektik um uns herum können wir eintauchen in die Wirklichkeit Gottes, die uns in unserem Leben umgibt.Wir können den Stress für einige Momente vorbeiziehen lassen: und abschalten, hinhören, genießen, gestärkt wieder zurückgehen in den Alltag Stille hat immer schon Menschen fasziniert. Auch wenn wir letztlich selbst für all den Lärm um uns herum verantwortlich sind, auch wenn wir selbst oft die Stille meiden und kaum einmal einen AÜgenblick innehalten, sondern uns berieseln lassen von Musik oder Fernsehen: Wir sehnen uns nach Stille. Nach einer Pause für unsere Seele. .Wenn wir nach einem hektischen Tag nach Hause kommen, wollen wir nur noch eines: abschalten. Und was machen wir? Wir schalten an. Den Fernseher, den Computer, das Radio.  Irgendwie scheinen wir zu ahnen, dass Stille gefährlich sein kann. Wir sehnen uns nach ihr, aber wir haben auch Angst vor ihr.

Mitten in der Hektik um uns herum können wir eintauchen in die Wirklichkeit Gottes, die uns in unserem Leben umgibt.

Als Jugendliche ging ich mit Freundinnen immer wieder einmal in ein Meines, katholisches Karmelitinnenkloster - obwohl ich evangelisch war. Wir durften die Schwestern besuchen und durch eine Scheibe mit ihnen sprechen. Gemeinsam lasen wir in der Bibel und redeten über das, was uns wichtig wurde. Danach feierten sie ihren Gottesdienst. Wir durften dabeisein, aber wieder durch ein Gitter abgetrennt von den Schwestern, quasi als Zuschauer in der hintersten Reihe. Private Kontakte, persönliche Gespräche waren nicht erlaubt. Sie lebten abgeschieden von allem Weltlichen in ihrem Kloster. Sozusagen auf ihrer kleinen Insel. Schon immer haben Mönche und Nonnen sich aus der Welt zurückgezogen, um völlig für Gott da zu sein, in der Stille seine Stimme zu hören und sich ganz dem Gebet zu widmen. 

Damals fragte ich mich bereits: »Muss man einen solch radikalen Weg gehen, um Gottes Stimme hören zu können? Muss man sich von der Welt verabschieden, um für Gott da zu sein?« Was brachte in all den Jahrhunderten so viele Menschen dazu, in ein Kloster zu gehen oder in die Einsiedelei?  Die Frage dahinter ist die: Woher kommt die Sehnsucht des Menschen nach solch absoluter Stille? Ich denke, sie kommt aus unserem Innersten, aus unserer Seele.  So sind wir Menschen geschaffen. Wir tragen in uns das Wissen, dass es im Leben mehr gibt als das Materielle, das Sichtbare. Wir spüren in uns eine Sehnsucht nach der Transzendenz,  nach der Wirklichkeit Gottes. Wir tragen in uns  das Wissen, dass es  im Leben mehr gibt  als das Materielle, das Sichtbare

Das kommt daher, dass Gott uns Menschen als sein Gegenüber geschaffen hat. Als Gefährten, als Freunde, als Gesprächspartner. Er hat viel von sich in uns Menschen hineingelegt, als er uns in seinem Bild erschuf. 

Als Mann und als Frau sind wir dazu gemacht, neben all der Arbeit still zu werden, auszuruhen und auf Gott zu hören. Er selbst erdachte den Rhythmus von Tag und Nacht, von Arbeiten und Ruhen:

Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, 
weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte (1. Mose 2,2-3; LUT).
Gott selbst wurde still. Er ließ alles los, schaute sich an, was er gemacht hatte, und konnte sich an allem freuen. Er gebot auch den Menschen; diesen siebten Tag zu heiligen, das heißt abzusondern von den anderen Tagen. An diesem Tag sollte man die Stille besonders suchen, um Gott zu begegnen. Unsere innere Sehnsucht nach Stille ist also angetrieben von unserer inneren, von Gott in uns Menschen hineingelegten Uhr, die den Rhythmus des Lebens in sich trägt: Arbeiten und Ruhen.

Stille ist nicht die
Abwesenheit
von Lärm, 
sondern die Anwesenheit
von Gott.
Doch nicht nur der wöchentliche Ruhetag bringt Stille in unser Leben. Auch mitten im Alltag können wir kleine Inseln
der Ruhe schaffen und dort der Seele ihren Raum geben, sie »baumeln« lassen. Wir können entspannen und gleichzeitig gespannt hinhören, was Gott uns zu sagen hat.
Nehmen wir als Beispiel ein Formel-i-Rennen. Obwohl es bei diesem Rennen um Hundertstelsekunden geht, vergisst keiner der Fahrer, in die Box zu fahren, um dort zu tanken, sein Fahrzeug zu überprüfen und neu rüsten zu lassen.

Doch nicht nur der wöchentliche Ruhetag bringt Stille in unser Leben. Auch mitten im Alltag können wir kleine Inseln
der Ruhe schaffen und dort der Seele ihren Raum geben, sie »baumeln« lassen. Wir können entspannen und gleichzeitig gespannt hinhören, was Gott uns zu sagen hat.
Nehmen wir als Beispiel ein Formel-i-Rennen. Obwohl es bei diesem Rennen um Hundertstelsekunden geht, vergisst keiner der Fahrer, in die Box zu fahren, um dort zu tanken, sein Fahrzeug zu überprüfen und neu rüsten zu lassen. In den wenigen Augenblicken in der Box geschieht sehr Wesentliches. Jede Hundertstelsekunde entscheidet über Sieg oder Niederlage. Wer meint, 
auf solche Stopps verzichten zu können, kommt vielleicht eine Zeit lang schneller voran, wird aber am Ende nicht das Ziel erreichen. Ohne Benzin im Tank fährt auch ein Formel-i-Auto nicht. 
Und wer die falschen Reifen aufzieht, riskiert bei den dortigen Geschwindigkeiten sein Leben.
Ähnlich ist es bei uns: Wer das Ziel seines Lebens erreichen will, braucht regelmäßige Stopps bei Gott. Anhalten, innehalten, hinhalten, aushalten, neue Kraft erhalten, einen Halt im Leben bekommen. 
Darum geht es in der Stille.
Gott ist bereit für unseren Boxenstopp. Er lädt Sie ein, bei ihm anzuhalten. In seiner Gegenwart, an diesem heiligen Ort der Nähe Gottes, erhält unser Leben eine neue Richtung. 
Vielleicht kennen Sie Gott noch gar nicht. Aber Sie spüren diese Sehnsucht nach mehr. Nach Ruhe im Herzen. Nach Geborgenheit. Nach Sicherheit und Schutz. Nach Nähe und Frieden. 
Dann sollten Sie sich aufmachen, Gott zu suchen. Dieses Buch möchte Ihnen dabei helfen. Schon Augustinus meinte: »Unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet, o Gott, in dir.«
Vielleicht leben Sie auch schon viele Jahre mit Gott und aus einer lebendigen persönlichen Beziehung zu ihm ist Routine geworden, der Stopp bei Gott eine lästige Pflicht. Dann möchte dieses Buch Sie dazu einladen, sich neu auf das Abenteuer des Hörens auf Gott einzulassen. Ihm in der Stille zu begegnen. Neue Kraft bei ihm zu tanken. Sie werden überrascht sein, wie klar Gott redet, und wie spannend das ist.

Stille ist nicht die Abwesenheit von Lärm, sondern die Anwesenheit von Gott.

Mitten im Alltag. Nicht hinter Mauern, nicht hinter Glas, sondern mitten in Ihrem eigenen Leben. Gott ist bereit. Lassen Sie sich auf das Abenteuer ein? (EW)

Stille praktisch:
Schon seit vielen Jahrhunderten üben sich Christen darin, auf Gott zu hören. Um still werden zu können und der Seele Raum zu verschaffen, gibt es eine kleine Übung, mit der wir uns heute und in dieser Woche beschäftigen wollen: das Herzensgebet.
Das geht so: Ächten Sie auf Ihren Atemrhythmus. Einatmen und Ausatmen wechseln regelmäßig ab. Sie atmen gleichmäßig und entspannt. Dabei sprechen Siein Ihrem Herzen beim Einatmen: »Jesus«, und beim Ausatmen: »Christus«. Versuchen Sie das doch einfach eirhnal für einige Minuten.
Man kann diese Übung jederzeit und an allen Orten wiederholen. Sie hilft dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, und lenkt den Blick des Herzens auf Jesus Christus. Wer möchte, kann auch beim Einatmen: »Jesus Christus«, und beim Ausatmen: »Erbarme dich meiner!«, sagen.

Der Gedanke des Tages:
»Das ewige Wort wird nur in der Stille laut.«
(Meister Eckhart)

2.Tag
Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten. Psalm 32,8 (LUT)
Sie haben Ihr ZieL erreicht!
Miteinem kleinen Zettel auf dem Schoß fuhr ich früh am Samstagmorgen zu einem Seminar, bei dem ich sprechen sollte. Auf dem Zettel stand die Wegbeschreibung. Ich war nach Essen unterwegs. Dort sollte ich an einer bestimmten Stelle von der Stadtautobahn abfahren und mich dann Richtung Balde-neysee hallen. Dort würden dann schon die Hinweisschilder auf das Haus stehen, das ich suchte. Am Baldeneysee angekommen, sah ich kein einziges solches Schild. Was blieb mir anderes übrig, als um den See herumzufahren? Um diese Uhrzeit - gegen 8 Uhr an einem Samstagmorgen - sind die Straßen menschenleer. Der Termin meines Vortrags rückte immer näher. Endlich sah ich einen Mann, der die Straße fegte. Er kannte das Haus. Ich war mittlerweile am falschen Ende des Sees angekommen. Also entweder weiter um den See herumfahren oder umdrehen. Ich entschied mich fürs Weiterfahren und kam mit etwas Verspätung an.
Wie anders ist es, wenn ich heute unterwegs bin. Ich habe eine »Regina«, eine »Herrscherin« im Auto. Sie bringt mich von jedem beliebigen Ort an jeden anderen beliebigen Ort. 
Ich muss ihr einfach nur gehorchen. Manchmal fahre ich dennoch »nach Gefühl« und nicht nach ihren Vorschlägen. Aber »Regina« ist ja kein Unmensch. Sie ist barmherzig und wo auch immer 
ich gelandet bin, sie bringt mich doch zum Ziel. Oft sagt sie: »Wenn..