7.) Richter - Ein jeder tat, was recht war in seinen Augen

12/24/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

SCHLÜSSELWORT: «Ein jeder tat, was recht war in seinen Augen». DAS BUCH DER RICHTER LEITGEDANKE: Die Neigung des Menschen, sich von Gott abzukehren und Bemühungen Gottes, ihn von seiner Abtrünnigkeit wiederherzustellen.

VERFASSER:
Der Schreiber dieses Buches ist uns unbekannt. Den Worten, die wir viermal in den Schlusskapiteln finden: «In jenen Tagen war kein König in Israel» (Kap. 17,6; 18,1; 19,1; 21,25) können wir entnehmen, dass das Buch nach der Einsetzung des Königtums geschrieben wurde. Wahrscheinlich wurde es von dem Propheten Samuel, dem letzten Richter in Israel, geschrieben, während er sich, zur Zeit da Saul König wurde, teilweise von der Führung des Volkes zurückzog. Wenn das so ist, mit welcher Freude wird er dann Gideons Ablehnung der Königskrone aufgezeichnet haben (siehe Kap. 8, 22. 23).

EIN TRAURIGES BUCH:
1. Das Buch der Richter - das seinen Namen dem Umstand verdankt, dass es die Geschichte der 14 Richter ist, die über Israel regierten und es befreiten - umfasst den Zeitraum von der Eroberung des Landes Kanaan und dem Tode Josuas bis zu Samuel und der Einsetzung des Königreichs in Israel.
2. Es ist der göttliche Bericht von Israels wiederholtem Abfallen von Gott und seinem traurigen nationalen Verfall, einer der dunkelsten Abschnitte seiner Geschichte.
3. Schon das vierte Buch Mose ist ein trauriges Buch, das von der vierzigjährigen Wanderschaft als Folge der Sünde erzählt, aber das Buch der Richter ist ein weit traurigeres und ernsteres Buch, denn es spricht von Israels Verfehlungen in nicht vierzig, sondern annähernd zehnmal vierzig Jahren.
NICHT BLOSS DUNKELHEIT:
Der Nachdruck, welcher auf Israels wiederholte Verfehlungen gelegt wird, erweckt den Eindruck, dass die ganzen 400 Jahre der Richterzeit in der Sünde verbracht wurden. Das war jedoch nicht der Fall, denn von den 400 Jahren waren nicht weniger als etwa 300, während denen das Volk in Treue wandelte. Diese Entdeckung mag uns überraschen. Über den Zustand der Dinge während dieses glücklichen Zeitabschnittes haben wir ein liebliches Bild im Buche Ruth. Den irrigen Eindruck vermittelt die Betonung, die auf Israels Sünde und die darüber mitgeteilten Einzelheiten gelegt wird. Indes waren auch hundert von vierhundert Jahren viel zu viel, um in
Treulosigkeit gegen Gott voranzugehen. Wie ernst sah Gott diese Untreue an!

BEMERKENSWERTES:
Das Buch der Richter ist bemerkenswert wegen verschiedener Dinge:
1. Es hat zwei Anfänge: Kap. l, l und Kap. 2,6-8.
2. Es enthält die älteste bekannte Parabel (Gleichnis) der Welt (Kap. 9,8-15).
3. Es enthält den grossartigsten Schlachtgesang der Welt (Kap. 5).
4. Es enthält die erste geschichtliche Aufzeichnung von der Übernahme einer hervorragenden Stellung und Führerrolle inmitten eines Volkes durch eine Frau (Kap. 4).

BOTSCHAFT:
Da dieses Buch in erster Linie einen Bericht von Israels tragischen Rückfällen enthält, ist es
1. Eine Offenbarung der beständigen Neigung des menschlichen Herzens, sich von Gott abzuwenden und der damit verbundenen Möglichkeit geistlichen Niedergangs auch nach grossem geistlichem Segen.
2. Gott sei Dank, das Buch des Rückfalles ist auch ein Buch der Befreiung. Wenn es je sieben Fälle von Abfall und Knechtschaft gibt, so aber auch sieben Notschreie zu Gott und siebenmal die darauffolgende Befreiung. Gott bemüht sich hier sichtbarlich um Sein abtrünniges Volk, damit Er es wieder herstelle.

EINTEILUNG:
Auf den ersten Blick erscheint dieses Buch überaus ungeordnet. Es ist nicht in zeitlicher Reihenfolge geschrieben. Die Reihenfolge mfisste sonst sein: Kap. 2,6-9; 1; 2,10-13; Kap. 17-21; Kap. 2,14 bis Kap. 16. Es liegt ein göttlicher Grund
vor, dass es nicht in zeitlicher Reihenfolge geschrieben wurde. Die Auslegung zeigt dies. Im ersten Abschnitt sehen wir Israel in Abhängigkeit vom Herrn; im zweiten verlässt Israel den Herrn, es zeigen sich bittere Folgen; im letzten
sehen wir die bodenlose Tiefe, in die es sank.
 A. Einleitung B. Geschichte der Rückfälle, ihre Folgen, Wiederherstellung C. Anhang
1. Abhängigkeit vom Herrn 2. Verlassen des Herrn und einige Folgen 3. Gesetzlosigkeit, die letzte Folge des Abfalls (Kap. l und 2) (Kap. 2,6 bis Kap. 16) Schlüsselwort: «Und sie verliessen den Gott ihrer Väter». Bald verirrte sich Israel. Kap.
2,6-23 ist ein umfassender Auszug seiner späteren Geschichte. (Kap. 17-21)
Israel machte einen guten Anfang, aber es verharrte nicht darin.
1. Befragung des Herrn und Seine Antwort (Kap.1, 1-2)
2. Juda gehorcht (Kap. 1, 3-4)
3. Gefangennahme Adoni-Beseks (Kap. 1,5-7)
4. Unvollkommene Siege (Kap. 1,8-36)
5. Dei Herrn Tadel (Kap. 2,1-5)
Reihenfolge des verschied. Abfalls: :
Schriftstelle Eroberer Dauer Befreier
Abfall Erster Kap. 3, 1-11 Kuschan-Rischa-thaim, König v. Mesopotamien
8 Jahre Othniel
Zweiter Kap. 3, 12-31 König von Moab und Philistäa 18 Jahre Ehud und Schamgar
Dritter Kap. 4 und 5 Jabin, König der Kanaaniter 20 Jahre Debora und Barak
Vierter Kap. 6-8, 32 Midian 7 Jahre Gideon:
Fünter Kap. 8, 33 bis 10, 5 Bürgerkrieg usw. Abimelech, Tola u. Jair
Sechster Kap. 10, 6 bis 12 Ammoniter 18 Jahre Jephta, Ibzan, Elon, Abdon
Siebenter Kap. 13-16 Philister 40 Jahre Simson
1. Im religiösen Leben des Volkes (Kap. 17-18)
2. Im Familienleben oder den Sitten, des Volkes (Kap. 19)
3. Im Staat oder dem politischen Leben des Volkes (Kap. 20-21)
Beachte: Der erste Priester des geschnitzten Bildes zu Dan war ein Enkel Moses (Kap. 18,30).

Quelle: Abriss und Gliederung der Biblischen Bücher Müller Kersting 1945 Robert Lee Zürich

Unter der Zucht Gottes Richter, Josef Kausemann

03/19/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Unter der Zucht Gottes

Dem Buch der Richter könnte man die Überschrift geben: »Der erhobene Zeigefinger Gottes.« In erschreckender Weise zeigt es uns nicht nur den Tiefstand des von Gott erwählten Volkes, sondern auch die ernsten Wege, die Gott zu dessen innerer Gesundung benutzt. Das Volk, das er sich in Abraham erwählte, aus der Knechtschaft 'Ägyptens befreite, in der vierzigjährigen Wüstenwanderung unterwies, sollte zum Zeugnis für die umliegenden Völker im Land der Verheißung sein; es versagte in dieser Aufgabe ganz und gar. 

Es entsprach nicht der hohen Berufung: »Ihr sollt mein Eigentum sein aus allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein; und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein«, sondern ließ sich durch die Gepflogenheiten der heidnischen Völker in deren Kult- und Götzendienst hineinziehen. Gott konnte dem aber nicht untätig zusehen, denn die Verbindung mit den Heiden und deren Götzendienst wäre der Untergang des Zeugnisses gewesen. Deshalb ließ er zu, daß sein Volk von seinen Feinden bedrängt und bedrückt wurde. 

Wir lesen sogar, daß er die Feinde erweckte zum Kampf gegen Israel, um es in schwere Knechtschaft zu bringen. In solcher Not wandten sich die Israeliten dann zu ihrem Gott, und er ließ sich jedesmal erbitten und schenkte ihnen einen Richter, auch »Retter« genannt, der sie von dem Druck der Feinde befreite. Im Buch der Richter lesen wir wohl zwölfmal, daß der Herr sie in die Hand der Feinde gab, sie aber auch jedesmal durch einen Retter befreite, weil er sich ihrer erbarmte. Unter diesen Richtern befand sich auch Gideon, mit dem wir uns auf den folgenden Blättern beschäftigen wollen. Er ist der fünfte in der Reihenfolge der Retter, und sein Handeln nimmt in diesem Buch den weitesten Raum ein. Gideons Jugend fiel in die Zeit, die unter der traurigen Überschrift stand: »In jenen Tagen war kein König in Israel; ein jeder tat, was recht war in seinen Augen.„' 

Der Heilige Geist beginnt die Biographie mit der beschämenden Feststellung: »Und die Kinder Israel taten, was böse war in den Augen des Herrn; und der Herr gab sie in die Hand Midians sieben Jahre. Und die Hand Midians wurde stark über Israel. « Große Not und Ängste brachen über das Volk Gottes herein. Es versteckte sich in Höhlen und Bergfesten, denn der Feind überzog das ganze Land wie Heuschreckenschwärme. Die Erde wurde verwüstet, und die Hungersnot war groß. Welch ein trauriges, ja unnormales Bild! Gottes Volk wurde vom Feind beherrscht! Wie konnte es nur so weit kommen? Die Antwort liegt jedoch in dem Hinweis: »Der Herr gab sie in die Hand Midians.« Es war also kein Zufall, kein Schicksalsschlag, sondern der Herr mußte so handeln, weil sich sein Volk in seinem Tun und Lassen der Umwelt angeglichen hatte; es war kein Unterschied mehr zwischen Israel und den Kanaanitern. Israel hatte die Absonderung aufgegeben; die heidnische Art war eingezogen und hatte dem Volk Gottes ihr Gepräge aufgedrückt. 

Dieses Trauerspiel ist bis heute festzustellen, denn die Geschichte der christlichen Kirche trägt dieselben Merkmale: Christliche Tradition und Weltsinn gehen Hand in Hand. Streben nach Anerkennung und Macht haben den Fremdlingscharakter verdrängt. Unter der Parole: »Wir haben ja alle den einen Gott«, ist man eine Verbindung eingegangen mit allem, was sich religiös nennt. Alles hat Platz im christlichen Raum; niemand regt sich mehr auf, wenn fremden Göttern Tempel gebaut werden. Und das im Land der Reformation, wo einst unter den furchtbarsten Verfolgungen die reine Wahrheit des Evangeliums verkündet wurde! Anstatt daß die christliche Kirche die Welt mit der Botschaft Jesu Christi erfüllt und durchdringt, ist die Welt in die Kirche eingedrungen und hat ihr die Salzkraft genommen. 

Ein Gebäude ohne Inhalt, eine Weltanschauung ohne Leben und Ausstrahlung ist übriggeblieben. Längst hat sich schon der ernste Ausruf Christi als wahr erwiesen: »Ich kenne deine Werke, daß du den Namen hast, daß du lebest, und bist tot. «' Im Festhalten alter Traditionen erschöpft sich die religiöse Tätigkeit. Doch wo ist die Kraft des Geistes Gottes geblieben, ohne den es keine Lebensäußerungen geben kann? Seine Wirkungen wurden durch erdachte, fromme Übungen ersetzt. Man will das längst morsche Gebäude retten, anstatt durch die Buße zu einem rechten Neuanfang zu gelangen. Solange aber der Heilige Geist diese Erneuerung nicht bewirken kann, bleibt der »Tod im Topf«. Es geht immer weiter und schneller abwärts. Man tanzt auf allen Böden menschlicher Philosophien, Ideen und Weltanschauungen. 

Beides ist möglich und wird miteinander verkuppelt, nämlich religiöse Übungen und weltliche Freuden. Im »Auch-Christentum« lassen sich sündige Orgien gut unterbringen. Weil Gott nicht mehr durch Zucht unterweisen kann, fallen viele unter das Wort des Apostels Paulus: »Darum hat Gott sie dahingegeben in den Gelüsten ihrer Herzen, in Unreinheit, ihre Leiber untereinander zu schänden; sie, welche die Wahrheit Gottes in die Lüge verwandelt und dem Geschöpf Verehrung und Dienst dargebracht haben statt dem Schöpfer, der gepriesen sei in Ewigkeit. «I Doch Gott ist heilig und läßt auf die Dauer seine Ehre nicht in den Staub treten. Kann die Gnade ihr Werk nicht mehr durchführen, folgt das Gericht. 

Von diesem unerbittlichen Gericht schreibt der Apostel im gleichen Brief: »Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit in Ungerechtigkeit niederhalten. «6 Wer besitzt denn die Wahrheit, das teure Gotteswort, und lebt dennoch in Ungerechtigkeit? Wer ist es, dem unser Herr zurufen muß: »Ach, daß du kalt oder heiß wärest! Also, weil du lau bist und weder heiß noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.« Ist es nicht das zur Welt gewordene christliche Zeugnis? Wir sehen: Wie alle Haushaltungen Gottes, so endet auch die gegenwärtige Gnadenzeit im Gericht. Da nun das Gros der Namenchristen nicht mehr zu retten ist, wendet sich die Gnade Gottes dem einzelnen zu.

 Ihm wird das große Angebot gemacht: »Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. «8 Bei ihm, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, findet der verlorene Mensch die so notwendige Vergebung. Nicht die Zugehörigkeit zu einer christlichen Religion rettet, sondern nur der Glaube an Jesus Christus. Von Geburt her lebt ja jeder Mensch in der Ablehnung dieses Angebotes und in Auflehnung gegen den Willen Gottes. Die Bibel bezeichnet deshalb unsere natürliche Einstellung als böse von Jugend an. Es ist die geerbte Sünde, der angeerbte Naturtrieb, der sich in dieser Weise auswirkt.

Weil keine Verbindung mit Gott vorhanden ist, zeigt sich folglich das Negative in Ausschweifung und im Ausleben der natürlichen Triebe. Hier hat keiner ein Plus vor dem anderen zu verzeichnen. Alle Menschen sind ausnahmslos unter die Sünde verkauft, alle sind deshalb verloren, und alle benötigen die Rettung und Erlösung. Und diese bietet Gott in Jesus Christus, dem Heiland der Welt, umsonst an. Wer als bußfertiger, verlorener Sünder zu ihm kommt und an die Erlösung am Kreuz glaubt, empfängt Vergebung der Sünden und das ewige Leben. Wer diese Gnade Gottes aber ablehnt, bleibt unter Gottes Zorn, und auf ihn wartet das gerechte Gericht. Es gibt eben den großen Unterschied zwischen der christlichen Welt und den Kindern Gottes, die Gott durch den Glauben zu sich ziehen konnte. Tritt nun bei den Erlösten Lauheit und Weltform ein, so muß sie Gott, wie auch sein Volk Israel, durch Zucht zur Einsicht bringen. Unmöglich kann der Herr seine so teuer Erkauften in der Neigung zur Welt gehenlassen. Er versucht, durch sein Wort und den Heiligen Geist ihr Leben zu durchleuchten. Alles, was diesem untrüglichen Licht nicht standhält, muß als Sünde bekannt und ausgeräumt werden.

Das Bekenntnis und der Bruch mit der Sünde führt in die erneute, beglückende Gemeinschaft mit dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus. Läßt sich das Kind Gottes aber nicht durch Gottes Geist überführen und zurechtbringen, dann muß es der Vater züchtigen. Das ist keine Strafe - diese hat der Herr für es getragen -‚ sondern Erziehung durch Gottes Rute. »Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er: er schlägt aber jeden Sohn, den er aufnimmt. »" Zucht heißt ziehen, näher ziehen, fest an das Herz des Vaters! Das eigene Leben unter diesem Gesichtspunkt ständig zu überprüfen, ist sehr gesegnet. Es geht ja bei uns allen um die praktische Heiligung. Wir stehen mitten in der Welt, und ihre Gepflogenheit färbt sehr schnell ab. Wer sich nur ein wenig dafür öffnet, gelangt, oft unbemerkt, in ihren Bannkreis. Schnell gerät man dann unter das beschämende Urteil: »Es ist böse in den Augen des Herrn!« Weil die Sünde immer wieder ihren verlockenden Giftbecher darreicht und es mit ihrer Bezauberung versucht, weil die Welt mit ihrem Widerspruch uns auf allen Wegen begegnet, und weil die Sorgen des Lebens, die Bürden und Lasten im Alltag so schwer drücken, benötigen wir ständig die rechte Blickrichtung. Deshalb mahnt uns die Bibel zur Vorsicht, zum Wachen und zur Nüchternheit. Nur in der Geborgenheit bei dem Herrn Jesus haben wir Sieg. In seiner heiligen Nähe kann uns die Sünde nicht zu Fall bringen. 

Hier sind wir vor dem Einfluß der Welt sicher, der auf jedem Gebiet bei uns einzudringen versucht. Denn: » Wodurch hält ein Jüngling seinen Pfad rein? Indem er sich bewahrt nach deinem Wort.«'° Im moralischen Bereich leistet sich der Mensch ja Unglaubliches. Alle göttlichen Verordnungen werden abgelehnt oder gar auf den Kopf gestellt. Auf jedem Gebiet meint er nach seinem Gutdünken handeln zu dürfen. Ob es sich nun um Ehe, Nachwuchs oder Kinder- und Jugenderziehung handelt, in allem hat der Mensch seine eigenen Vorstellungen. Seine Ansicht über Ehescheidung, Abtreibung und Jugendschutz glaubt er über die Schöpferordnung Gottes stellen zu müssen. Die in seinen Augen veralteten biblischen Vorschriften weiß er in seinem Hochmut durch angeblich klügere, bessere und gerechtere zu ersetzen. Hier nun sind die Kinder Gottes gefordert! Sie müssen gegen den Strom schwimmen. Für sie ist das Wort Gottes in allem maßgebend, und im Befolgen dieser Richtlinien können sie ihren Gehorsam unter Beweis stellen. Sie sträuben sich, zu tun, »was böse ist in den Augen des Herrn«; sie beten: »Leite mich auf dem Pfad deiner Gebote! Denn ich habe Gefallen daran. Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen und nicht zum Gewinn!«" Jedes innere Nachlassen in der geistlichen Energie wird im äußeren Verhalten schnell sichtbar. Jung und alt sollte sich deshalb vom Lichte Gottes durchleuchten lassen. Was wir selbst nicht verurteilen, muß Gott durch oft schwere Wege in Ordnung bringen; Trübsale, Tränen, Krankheit, Not und selbst der Tod sind Mittel dazu. Er setzt sie ein, um uns von allem weltlichen Wesen zu befreien, damit die praktische Heiligung Fortschritte macht. Durch Zucht werden wir unterwiesen, und durch die Schule der Demütigungen weiß Gott schon sein Ziel zu erreichen. Paulus mußte zu seiner Zeit die Korinther, die mit ungerichteten Sünden zum Tisch des Herrn gingen, darauf aufmerksam machen. Er schrieb ihnen: »Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein gut Teil sind entschlafen. 

Wenn wir uns aber selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber vom Herrn gerichtet werden, so werden wir gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden. «12  Auf solches Schreien antwortet Gott immer. Ist der Mensch mit seinem Können am Ende, sieht er seine Kraft- und Hilflosigkeit ein und wendet sich zu dem, der allein seine traurige Lage ändern kann, dann kommt die Hilfe. Ein Prophet hatte die wunderbare Aufgabe, die Israeliten an die Zeit zu erinnern, als Gott sich ihrer erbarmt und sie aus dem Land der Knechtschaft befreit hatte. Alles ließ er an ihrem geistigen Auge vorüberziehen: die wunderbare Erlösung aus der Macht Pharaos, die Führung und Bewahrung Gottes auf dem Weg durch die Wüste, die Vertreibung der Feinde und die Besitzergreifung des Landes, das von Milch und Honig floß. Doch mußte er ihnen vorhalten, daß sie all dieses vergessen, die Treue Gottes mit Undank belohnt und im schnöden Götzendienst geendet hatten. 

Klagend heißt es: »Aber ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht.«„ In unserer Geschichte lesen wir über Israel, daß der Druck des Feindes sehr schwer auf ihnen lastete. Ihre Felder wurden verwüstet, sie hungerten und verarmten. Säen und Ernten konnte nicht mehr ungehindert geschehen; die Felder trugen keine Frucht mehr. Gott war also nicht schuld an ihrer Not, sondern sie hatten sie sich selbst zuzuschreiben. Doch auf ihr Schreien kam die Erhörung; Gott griff ein. Er hatte schon längst vorgesorgt, sein Plan war fertig, und das Werkzeug zu ihrer Errettung war schon von ihm gefunden.

Die Zucht hatte ihr Ziel, die Buße, erreicht; deshalb zerbrach die Zuchtrute. Gottes Ziel ist immer die Zurechtbringung. Diese Erkenntnis macht manche Leidensschule verständlich und bringt Klarheit in die seltsamen Führungen dessen, der stets das Beste für seine Kinder im Auge hat. In diesem Bild wird uns die geistliche Verarmung vorgestellt. Das Wort Gottes ist Geist und Leben! Hat in unseren Tagen der Feind fruchtbare Felder verwüsten können? Leider, leider ist dies geschehen! Das Wort Gottes, die Bibel, hat man auf menschliche Ebene herabgezogen; Inspiration, vom Geiste Gottes eingegebenes Wort, lehnt man ab und glaubt, sich ungestraft über göttliche Vorschriften hinwegsetzen zu können. Bei manchen ist das Wort nicht mehr gefragt, sondern es geht um den Ohrenschmaus einer ausgefeilten hochtrabenden Predigt. 

Wenn auch das Herz leer bleibt, ist man doch befriedigt im Rausch der Gefühle und in dem Gedanken, Gott einen Gefallen getan zu haben. Wo sind wir hingekommen? Paulus hat hier die rechte Einstellung nach den Worten: »Denn ich werde nicht wagen, etwas von dem zu reden, was Christus nicht durch mich gewirkt hat zum Gehorsam der Nationen durch Wort und Werk.«'3 Die Selbstherrlichkeit des Menschen kommt einer Verhöhnung Gottes gleich. Sobald sich das Geschöpf ins Rampenlicht stellt, die eigene Ehre im Dienst sucht, wird die Wirkung des Heiligen Geistes aufgehoben, und die Zuhörer empfangen Steine statt Brot. Der Feind verwüstet die Felder, die Saat des Evangeliums kann nicht aufgehen, und Ernten ist nicht mehr möglich. Hier helfen auch alle menschlichen Heilmittel nicht. Mit Gott ausgesöhnt wird ein Mensch nur durch Gottes Geist und Wort. Die Midianiter, die als Feinde des Volkes Gottes auftraten, waren Verwandte Israels. 

Sie stammten aus der zweiten Ehe Abrahams mit Ketura. Ihr Haß auf Israel war so groß, daß, wenn es möglich gewesen wäre, sie es ausgerottet hätten. Doch Gott hatte ihrem Wirken Grenzen gesetzt. Nach Erfüllung ihrer Aufgabe als Zuchtrute mußten sie abtreten; ja, in unserem Fall kamen sie sogar, wie wir noch sehen werden, selbst unter das Zorngericht Gottes. Unser Text ist deshalb sehr aktuell. Denn wie damals, so ist auch heute der geistliche Niedergang gut zu sehen. Die Zeichen der Endzeit werden deutlich. Wer die geistliche Dürre und Kraftlosigkeit, die innere Verarmung erkennt, hat schon viel gewonnen; bei dem ist noch nicht alles verloren. Es gibt nämlich einen Ausweg aus dieser verhängnisvollen Situation. Wir erkennen in diesem Halbbruder, dem Feind des damaligen Zeugnisses Gottes, eine Gefahr, die dauernd besteht. Alles Halbe und Laue, alles, was sich am Rand bewegt, die Mitläufer, die sich in einer gewissen christlichen Form neben dem Volk Gottes bewegen, wollen ein Hindernis sein für echte Wettläufer und Kämpfer im Reich Gottes. Ihr Bemühen ist es, Gefahren zu verharmlosen und Kompromisse vorzuschlagen. Gelingt das nicht, versucht man, die Streiter zu ermüden oder sie mutlos und verzagt zu machen. Wir lesen: » Und die Kinder Israel schrieen zum Herrn. Und es geschah, als die Kinder Israel wegen Midian zum Herrn schrieen, da sandte der Herr einen Propheten zu den Kindern Israel. «

Man bedrängt sie z. B. mit neueren, höheren Erkenntnissen der modernen Theologie, und wenn sie ein wenig nachgeben, wird die geistliche Energie gelähmt. So arbeitet der Gegenspieler! Einmal versucht er es als Engel des Lichts, dann wieder als brüllender Löwe. Alles Halbe und Laue, das unserer alten Natur anhaftet, muß ständig im Aufblick zum Sieger überwunden werden. Unser Feldherr geht voran, und nur in der Kraft des Auferstandenen bestehen wir den Kampf siegreich. Dadurch wird auch die so gefährliche, geistliche Hungersnot vermieden. Nur die, welche aus der Fülle und dem Reichtum des Wortes Gottes leben, sind vor den modernen Bibelkritikern, die wie die Heuschrecken das Land überziehen und sein Gewächs vertilgen, gefeit und gesichert. Kommt dazu noch das anhaltende Gebet, dann ist der Kreis geschlossen. Die Seele ruht in der Gnade und im kindlichen Vertrauen. Gott hört ja ständig das Rufen seiner Kinder. Muß er einmal die Hand schwer auf sie legen, dann nur, um sie zur Einsicht und zu tieferer Gemeinschaft zu führen. Dadurch erhalten sie inneren Gewinn, denn sie machen die Erfahrung des Volkes Gottes, wovon der Prophet sagt: »Herr, in der Bedrängnis haben sie dich gesucht; als deine Züchtigung sie traf, flehten sie mit flüsterndem Gebet. «16 Der Psalmist ermuntert mit der Zusicherung Gottes: » Weil er an mir hängt, will ich ihn erretten.

 Ich will ihn schützen, weil er meinen Namen kennt. Er ruft mich, und ich antworte ihm. Ich bin bei ihm in der Not. Ich befreie ihn und bringe ihn zu Ehren. Ich sättige ihn mit langem Leben und lasse ihn mein Heil schauen.«` Gottes Vaterherz wird besonders bewegt, wenn seine Kinder in der geistlichen Übung bleiben und immer wieder die sündige Natur überwinden, wie Undank, Weltförmigkeit und Gleichgültigkeit, die sich für die Nachfolge verhängnisvoll auswirken. Darum übt sich das Kind Gottes im ständigen Ab- und Hinwenden: Abwenden von allem, was den Herrn und sein Werk nicht meint, und Hinwenden zur Kraftquelle und ihren Segnungen. Das Bekennen der Sünden zieht Vergebung, Wiederherstellung und Vertiefung in der Gnade nach sich, damit dann auch den tiefen Herzensfrieden und die Freude im Heiligen Geist. Von Herzen plagt der Herr nie die Menschenkinder, geschweige denn seine so teuer Erkauften. Es ist ihm schwer genug, die Geliebten in Zucht nehmen zu müssen. Wir lesen: »In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt, und der Engel seines Angesichts hat sie gerettet.«" Das heißt: Wie ein Vater bei der Züchtigung seines Kindes selbst großen Schmerz empfindet, aber zu dessen Nutzen und Hilfe eingreifen muß, so auch unser Vater im Himmel. Nur Gedanken der Liebe und des Friedens bewegen ihn zu seinem Tun. Er kann bei den Seinen nicht dulden, »was böse ist in seinen Augen«. Er mahnt: »Wer seine Ubertretun-gen verbirgt, wird kein Gelingen haben: wer sie aber bekennt und läßt, wird Barmherzigkeit erlangen.«" Der Druck der »Hand Midians« bleibt so lange, bis die Erkenntnis des Bösen zur Buße und Umkehr führt.

 Alles ist zu unserer Belehrung geschrieben. Ohne jegliche Beschönigung zeigt die Geschichte Israels, wohin der Weg führt, wenn Gottes Wort mißachtet oder nur mit halbem Herzen befolgt wird. Das Volk Israel war zur Besitzergreifung des Landes Kanaan aus Ägypten gerufen worden. Das Sündenmaß der Kanaaniter war so groß, daß Gott befahl, sie auszurotten. Doch das erforderte Kampf. Solange sich die Kanaaniter mit Waffengewalt widersetzten, waren die Fronten klar. Auge in Auge stand man sich gegenüber. Ein Ausruhen der Israeliten wäre vom Feind sogleich ausgenutzt worden, um über sie herzufallen. Leider wurde der Befehl Gottes nur zum Teil vollstreckt. Alle Warnungen Gottes wurden in den Wind geschlagen. Es wurden Kompromisse eingegangen, weil man des Kampfes müde war und Ruhe und Genuß suchte. Anstatt das Gericht Gottes auszuführen, ließen sie die Völker am Leben und verbanden sich mit ihnen. Die Mädchen der heidnischen Völker wurden von den Männern Israels zu Frauen genommen und die Mädchen Israels den heidnischen Männern gegeben. Da konnte es nicht ausbleiben, daß der furchtbare Götzendienst in das Volk Gottes eindrang. Und wie hatte Gott vor diesem Schritt gewarnt! ihr aber, ihr sollt keinen Bund mit den Bewohnern dieses Landes machen, ihre Altäre sollt ihr niederreißen.„" Die Mißachtung dieses Befehls führte zu der schweren Zucht. Gott mußte ihnen das Wort zurufen: »Aber ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht.  Was habt ihr da getan! So habe ich auch gesagt: Ich werde sie nicht vor euch austreiben; und sie werden zu euren Seiten sein, und ihre Götter werden euch  zum Fallstrick werden. «2'

Gideon, der furchtsame »tapfere Held«, der zwar zeichenfordernde, aber gehorsame Knecht des HERRN, der Glaubenszeuge, aber nicht vollkommene Retter seines Volkes aus der Bedrückung durch die heidnischen Midianiter:

- Reinigung und Heiligung - erste Sichtung - erneute Probe zur Stärkung des Glaubens - Gideons Abrechnung mit den Halben und Lauen - tragisceh Bitte mit bitteren Folgen - Gideons Tod - unter der Zucht Gottes

Er ist sowohl Ansporn zur Nachahmung als auch warnendes Beispiel für den persönlichen Glaubensweg. Die damalige Verhaltensweise der Israeliten und der Heiden bieten Anschauungsmaterial für die Christen von heute: für die echten und unechten. 

ISBN: 3921292298, Format: 20,5 x 13,5 cm, 
Seiten: 77, Gewicht: 150 g, 
Verlag: CV Dillenburg, 1982, 
Einband: Paperback, 


Richter 6-8 Gideon du tapferer Held BdH 1855

02/18/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Gideon, der tapfere Held Gottes (Richter 6 — 8) 

Die Geschichte Gideons ist von größter praktischer Wichtigkeit. Es ist die Geschichte einer Wiederbelebung unter den Richtern, und ist besonders auf die gegenwärtigen Verhältnisse und Bedürfnisse der Versammlung oder Kirche anwendbar. J e dann und wann wurde Israel (wie wir aus den vorigen Kapiteln dieses Buches sehen, welches sich auf einmal mit dem Fal l Israels zu beschäftigen beginnt, nachdem dies Volk durch Josua im Sege n in das Land gebracht worden war) in die Hände deE Feinde übergeben. Dann unter den Folgen ihrer Sünden seufzend, schrieen sie zum Herrn; und der Herr, immer 381 treu, erweckte Einzelne zu Befreiern, welche sie aus den Händen derer, die sie beraubten, befreiten. Er hatte Mitleid mit den Bedrängnissen Seines Volkes. Ihre Sünden und Übertretung richtete Er; doch zu derselben Zeit erbarmte Er sich und rettete sie. Es waren aber die Personen, durch welche Er be - wirkte, dabei immer unbedeutend. Wir finden nicht, daß die Wiedererwachung von den Ersten des Volkes ausging.


 Gewöhnlich, wenn es sich um irgend eine Wiederaonahme von Lehren und Überlieferungen handelte, geschah dies durch Mitwirkung irgend einer unbedeutenden Persönlichkeit, geleitet durch die wirksame Kraft des Geistes. Ein solcher „Held" war Gideon. „Die Söhne Israels taten, was böse war in den Augen Jehovas; da gab sie Jehova in die Hand Midians sieben Jahre " (Kap. 6, 1). Die Midianiter wußten nicht, daß es der Herr war, welcher Israel in ihre Hände überliefert hatte; doch in der Tat waren sie die Rute, womit es Ihm gefiel, Sein Volk zu züchtigen. Ebenso war es mit den Assyrern. „Ha! der Assyrer! die Rute meines «Zornes und der Stecken ist in seiner Hand meines Grimmes usw." (Jes. 10). Hat es der Herr mit Seiner Rute zu tun, so kann Er sie zerbrechen oder verbrennen. „Rühmt sich wohl die Axt gegen den, der damit hauet, oder brüstet sich die Säge gegen den, der sie führet? als führte die Rute den, der sie hebt, als höbe der Stock den Mann" (Jes. 10, 15). 

Satan selbst ist oft die Rute, welche Gott zur Züchtigung Seiner Kinder gebraucht. „Und die Hand Midians wa r star k übe r Israel " (V. 2). Nichts konnte über sie herrschen, wenn sie vor dem Herrn treu waren. „Vor Midian machten sich die Söhne Israels Schluchten in den Bergen und Höhlen und Bergfesten. Und es geschah, wenn Israel säte, so zogen Midian und Amalek und die Söhne des Ostens hinauf, und zogen wider sie. Und sie lagerten sich wider sie, und verdarben das Gewächs des Landes, bis nach Gaza hin, und ließen keine Lebensmittel übrig in Israel, weder Schafe, noch Ochsen, noch Esel. Denn sie und ihre Herden zogen hinauf und ihre Zelte, und kamen wie Heuschrecken an Menge; und ihrer Kamele war keine Zahl; und sie kamen ins Land, es zu verheeren. Und Israel wa r sehr geschwächt vor Midian" (V. 2—6). 

Sie waren in einer sehr traurigen Lage. „Und die Söhne Israels schriee n z u Jehova. " Dies ist immer das erste Zeichen bei jeder Wiedererwachung. Wenn das Volk Gottes, anstatt zu sagen: „Ich bin reich, und habe reichlich, und bedarf nichts", fühlt, daß es der Elende und der Jämmerliche, und arm und blind und bloß ist, und daß es nur d a s empfangen kann, was Gott zu gebe n bereit ist, — dann ist e r im Begriff, ihm zu begegnen und es aufzurichten. 182 Die Sünde der Versammlung oder Kirche hat diese in einen trostlosen Zustand gebracht. Dennoch steigt so wenig wahres Schreien zum Herrn empor! Und warum? Wir bedenken nicht, wie so weit wir von ihrem ersten Zustande gewichen sind. Wir habe&soviel weltliches Ansehen, so viele weltlichen Einflüsse und Reichtümer empfangen. Diese Dinge, obwohl sie uns nicht vor Gott oder vor dem Satan verbergen, so verbergen sie uns doch vor uns selbst unsere wirkliche Armut. Erkennen wir aber unsere Mängel, schreien wir zu dem Herrn, so wird Er, wenn Er kein Ablassen noch Aufhören sieht, uns erretten und aufrichten. Sei es raun Israel, oder sei der Einzelne, oder sei es die Kirche, — überall, wo es Armut und Mangel gibt, ist es gleich nötig, dieses zu erlernen. Es liegt nichts daran, wi e arm wir sind, oder daß unsere Dürftigkeit so sehr fühlbar ist; denn für sie ist alle Fülle in Christo. 

Und es geschah, als die Söhne Israels zu Jehova schrieen wegen Midians, da sandte Jehova einen Propheten zu den Söhnen Israels, und sprach zu ihnen: So spricht Jehova, der Gott Israels: Ich habe euch herausgeführt aus Ägypten, und euch herausgeführt aus dem Hause der Knechtschaft, und habe euch errettet aus der Hand der Ägypter, und aus der Hand aller eurer Bedrücker, und habe sie vertrieben von euch, und euch ihr Land gegeben. Und ich sprach zu euch: Ich , Jehova , bi n eue r Gott ; ih r soll t nich t di e Götte r de r Ainorite r fürchten , in deren Lande ihr wohnt. Abe r ih r hab t meine r Stimm e nich t gehorcht " (V. 7—10). Das erste vor allem, was Er tut, ist, daß Er ihnen ihre Sünde zeigt; also tat Er, als die Söhne Israels A/li nicht einnehmen konnten (Josua 7). Dort wurde das Geheimnis ihrer Schwachheit aufgedeckt. 

Sie schrieen zu dem Herrn, weil sie ihre Armut fühlten; aber der wahre Grund ihres Elendes lag darin, daß sie gegen Ihn gesündigt hatten. Sie konnten niemand beschuldigen, als sich selbst. Ebenso ist es mit der Kirche in der Offenbarung; darum gilt auch ihr das Wort: „Tue Buße". Gott war treu gegen Israel; aber Israel war nicht treu gegen Gott. Dies war der Grundton des prophetischen Zeugnisses. Gott rechtfertigt stets Sein eigenes Tun. „Wenn wir untreu sind, — er bleibt treu; er kann sich selbst nicht verleugnen" (2. Tim. 2, 13). Wandeln wir nach Seinem Wohlgefallen, so kann weder die Welt, noch das Fleisch, noch der Teufel über uns herrschen. Sobald wir uns aber unter der Gewalt unserer Feinde befinden, so können wir gewiß sein, daß die Schuld an uns und nicht an dem Herrn liegt. Josua lag auf seinem Angesicht, weil die Söhne Israels vor den Männern zu A^i flohen, und der Herr sagte zu ihm: „Stehe auf! warum doch fällst du auf dein Angesicht? Israe l ha t gesündigt " (Josua 7, 10). Josua wußte wohl, daß Sünde in Israel, und nicht Unbeständigkeit des Herrn, der 183 Grund dieses Verlassens war. Der Herr wollte in keiner Weise mehr mit ihnen sein, bis sie das Verbannte aus ihrer Mitte vertilgt hatten.

 Konnte Er mitziehen, um die Ungerechtigkeit zu segnen? Nichts kann unsere Hände schwächen, als die Sünde. „Der, welcher in uns ist, ist größer, als der, der in der Welt ist." — Mag es die Wiederherstellung einer einzelnen Seele, oder die der ganzen Gemeinschaft der Heiligen betreffen, Gott will anerkannt wissen, daß die Schuld nicht an ihm liege, sondern daß wir um unserer Sünde und Gottlosigkeit leiden. Wenn Israel seine Sünde bekannt hatte, so wa r der Herr gleich da, um ihnen ein Werkzeug zu ihrer Errettung zu erwecken. „Und es kam ein Engel Jehovas, und setzte sich unter die Terebinthe zu Ophra, welches Joas, dem Abi-Esriter, gehörte. Und Qtdeea-, sein Sohn, klopfte Weizen aus in der KelterKufe, um ihn zu flüchten vor den Midianitern"' (V. 11). Es konnte kaum etwas niedriger sein, als der Stand Gideons. Wir lesen, daß er aus Furcht vor den Midianitern heimlic h Weizen ausklopfte, um seine Familie zu ernähren. 

Doch er ist einer, welchen in Erinnerung zu bringen, dem Geiste Gottes gefällt; dessen Name, zwar nicht ausgezeichnet vor den Menschen, aber würdig erachtet ist, von Gott ausgezeichnet zu sein (Hebr. 11, 32—34). Der Heilige Geist schreibt dieses, um die Gnade Gottes zu verherrlichen; nicht aber, um den Menschen zu erheben. Er führt solche geringe Gegenstände, wie das hier Aufgezeichnete, vor unsere Seele, damit wir sehen, durch welch schwache und unbedeutende Werkzeuge der Herr wirkt.

 Seine größten Siege sind immer durch solch e gewonnen worden, und nicht durch die, welche zu sich selbst ihre Zuflucht nahmen. „Und es erschien ihm der Engel Jehovas und sprach zu ihm: Jehov a mi t dir , d u tapfere r Held! " (V. 12). Welch eine merkwürdige Begrüßung! Das heimliche Dreschen des Weizen, um diesen vor den Feinden zu verbergen, hat wenig Ähnlichkeit mit einem „tapferen Helden." So etwas ist in den Augen der Menschen eine Herabwürdigung des Geistes. Die Helden Gottes aber waren immer solche, die in sich elend und schwach waren, und mißtrauisch gegen ihre eigene Kraft und Weisheit, gegenüber ihren Feinden; — „aus der Schwachheit gekräftigt" (Hebr. 11, 34). Niemand war ein tapferer Held Gottes, als der, zu welchem gesagt wurde : „De r Her r mi t dir! " Wenn Gott eine Person beruft, so macht Er dieselbe auch tüchtig. Doch nimmt er meistens die niedrigste Person aus einem niedrigen Geschlecht, um aus ihr „einen tapferen Helden" zu machen. „Denn ihr seht eure Berufung, Brüder, daß nicht viele Weise nach dem Fleische, nicht viele Mächtige, nicht viele Edle sind usw." (l.Kor. 1, 25—29). Es ist nicht gewöhnlich, daß Gott durch solch e wirkt, sonst würde der Glaube auf unser e Weisheit und unse r Ansehen gegründet sein; aber es steht geschrieben: 134 „auf daß sich vor ihm kein Fleisch rühme.

 Er hat das Törichte der Welt, das Schwache der Welt, das Unedle der Welt, das Verachtete, und das, was nicht ist, auserwählt (1. Kor. 2, 27. 28). Timotheus ist ermahnt „zu kämpfen den guten Kampf des Glaubens", d. i. stark zu sein in der Gnade, die in Christo Jesu ist. Es ist zu jedem Christen gesagt, was Paulus an die Korinther schreibt: „Wachet, stehet im Glauben, seid männlich, und seid stark" (1. Kor. 16, 13). „Und Gideon sprach zu ihm: Bitte, mein Herr! Ist-Jehova mit uns, warum hat uns all dies getroffen? Und wo sind all Seine Wunder, welche uns unsere Väter erzählten, indem sie sprachen: Hat uns nicht Jehova aus Ägypten heraufgeführt? Und n u n hat uns Jehova verlassen, und uns in die Hand Midians gegeben" (V. 13). Sein Herz war getroffen, und für das Werk, wozu er berufen war, von dem Herrn zubereitet. In.seine r Seele war ein tiefes Gefühl von der Lage Israels, obgleich er ohne Kraft war, ihm zu helfen; aber er bringt diese Lage mit der Macht und dem Namen des Herrn zusammen. Dies ist der Weg des Glaubens. 

Es ist umsonst, wenn wir uns selbst mit uns selbst messen; wir werden nur dann gesegnet sein, wenn wir den Namen und den Willen des Herrn in unsere Lage bringen. Ist nicht auch jetzt etwas von dieser Sprache bei manchem Heiligen? Ist es möglich, daß der Heilige Geist in der Versammlung oder Kirche wirkt, während diese so verweltlicht und so zersplittert ist? Ist es jetzt so, wie es in den Tagen der Apostel war? Die Antwort des Herrn zu dem Geschrei Israels offenbart das Geheimnis unserer Lage. Wir haben gesündigt. Wir haben Seiner Stimme nicht gehorcht. Wenn auch oft das Gefühl über unseren Verlust erwachte, .und dieses nicht zugleich die Anerkennung unserer Schuld in dem Abtreten von Gott war, so führte es auch darum nur zu Ärgernissen und zur Unduldsamkeit, oder zu ungerechten Anmaßungen.

 Gideon sah, daß die Hand des Herrn auf seinem Volke lag, und zwar wegen der Sünde; doch machte er sich selbst mit dem Volke eins. Er hätte sagen können: „Israel hat gesündigt", oder: „Satan hat uns verfolgt"; und dann wäre keine Hoffnung da gewesen. Er kann sich die Gegenwart des Herrn nicht denken, ohne daß Sein Volk glücklich ist; und weil er, wegen seiner Teilnahme am Volke Gottes, als Gotte s Volk, sich selbst ganz und gar außer acht läßt, sagt er: „Ist Jehova mit uns, warum hat uns all dieses getroffen? . . . Und nun hat uns Jehova verlassen, und uns in die Hand Midians gegeben." Und es wandte sich Jehova zu ihm, und sprach: „Gehe hin in dieser deiner Kraft, und rette Israel aus der Hand Midians. Siehe,-ich -sende«eh " (V. 14). Der Herr wandte Sich ihm zu. Das ist das erste, was ge185 schieht. Er hat Sich Selbst mit ihm ein s gemacht, und zeigt, daß Sein Herz mit ihm ist. Jetzt hat seine Kraft keine Grenze. Aber fühlte Gideon selbst, daß er ein starker Mann war? Nein! Nie zuvor hat er so seine eigene Schwäche und sein Nichts gekannt, nie hat er so sehr die Armut des Hauses seines Vaters gefühlt, als jetzt. 

Und der Herr sprach zu ihm: „Bitte, mein Herr! womit soll ich Israel retten? Siehe, mein Haufe ist der Schwächste in Manasse und ich bin der Kleinste im Hause meines Vaters" (V. 15). So ist es immer mit den Kämpfern des Glaubens. Sie haben nie so sehr ihre eigene Schwachheit gefühlt, als dann, wenn sie berufen wurden, Gottes tapfere Helden zu sein. „Weder durch Macht noch durch starke Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht Jehova, der Heilige." Manche wünschen zu fühlen , daß sie stark sind. Was aber nötig ist, ist zu fühlen, daß wir schwach sind; dies führt zur Kraft. Es ist wahr, wir werden ein Leben des Gefühls oder des Schauens dort in der Herrlichkeit haben, aber jetzt sind wir berufen, das Leben des Glaubens zu leben. Mancher Heilige wurde dadurch betrogen, daß er glaubte, stark in sich selbst zu sein, anstatt in Christo; und dies ist es, was Gott nicht berücksichtigt. „Womit soll ich Israel erretten?" Sein Dresch-Werkzeug war in der Tat ein armseliges Ding, um es als das anzusehen, „womit" er wider die Kriegsheere Midians ziehen konnte.

 Niemals hatte er, wir wiederholen es, so sehr die Niedrigkeit des Hauses seines Vaters gefühlt, als jetzt. Will Gott einen Menschen gebrauchen, so bringt Er ihm sein völliges Nichts in sich selbst vor die Seele. Wenn Er durch Gideons Hand errettet, so will E r den Ruhm allein haben, und nicht Gideon ; Sein e Kraft muß es sein, und nicht die des Gideon . Stets sollen wir in unserem eigenen Nichts verschwinden. Sind wir stark in dem Herrn, so sind wir schwach in uns selbst. Können wir nicht fast immer die Ursache unserer Fehltritte im Selbstvertrauen suchen? Wenn ein Gläubiger denkt, hinzugehen und eine Tat zu vollbringen, so macht ihn seine eigene Untüchtigkeit oft lächerlich. Gott erniedrigt das, was stolz und hoffärtig ist. 

Und Jehova sprach zu ihm: „Ja , ichwillmitdirsein " (V. 16). Wie bei David in einem anderen Kampf des Glaubens, so wa r auch in der Hand des Giedon weder Schwert noch sonst etwas, „womit" er gegen Midian ziehen konnte. Aber was war wichtiger, als dies? „Wenn Gott für uns ist, wer wider uns?" Er ging nicht unbewaffnet fort. „Ja , ic h wil l mi t di r sein , und (als Folge davon) du wirst Midian schlagen, wie einen Mann." — Hier nun ist der tapfere Held Gottes, und hier ist seine Waffe. 186 Gideon fordert ein Zeichen . — „Und er sprach zu ihm: Habe ich Gnade gefunden in deinen Augen, so gib mir doch ein Zeichen, daß du mit mir redest. Weiche doch nicht von hier, bis ich zu dir komme, und meine Gabe herausbringe und dir vorsetze" (V. 17. 18). Hier offenbart sich Schwachheit, aber auch Furchtlosigkeit. Gideon hätte nicht nötig gehabt ein Zeiche n zu fordern, sondern einfach zu glauben . Das lebendige Bewußtsein, daß der Herr mit uns ist, kann jede Unruhe des Herzens zum schweigen bringen. „Und er sprach: Ich will bleiben, bis du wiederkommst. Und Gideon ging hinein und bereitete ein Ziegenböcklein und ein Epha Mehl Ungesäuertes; das Fleisch tat er in einen Korb, und die Brühe tat er in den Topf, und brachte es heraus zu ihm unter die Terebinthe, und reichte es dar. Und der Engel Gottes sprach zu ihm: Nimm das Fleisch und das Gesäuerte, und lege es auf diesen Felsen hier, und die Brühe gieße aus. Und er tat also. 

Und es reckte der Engel Jehovas .die Spitze des Stabes aus, der in seiner Hand war, und berührte das Fleisch und das Ungesäuerte: da fuhr das Feuer aus dem Felsen empor, und verzehrte das Fleisch und das Ungesäuerte, und der Engel Jehovas verschwand aus seinen Augen. Da sah Gideon, daß es ein Engel Jehovas war, und Gideon sprach: Ach, Herr, Jehova! denn deshalb habe ich einen Engel Jehovas gesehen von Angesicht zu Angesicht." — Hier haben wir ein anderes Zeichen der Schwäche. (Diese Furcht finden wir bei Abraham in ähnlichen Umständen nicht). Doch der Herr ist bereit, ihm Vertrauen zu geben, um vor Ihm stehen zu können. „Und Jehova sprach zu ihm: Hei l dir ! Fürcht e dic h nicht ; d u wirs t nich t sterben " (V. 18—23). In allem diesem liegt viel Belehrendes für uns. Der Glaube kann nur das vor Gott bringen, was vor Ihm angenehm ist. Was unsere Fehltritte betrifft, so ist Jesus stets derselbe, und der Wert Seines Werkes ist unveränderlich. Jedoch sollten wir frühe r aufwachen, als bis wir schon ein gut Teil im Dienste emsig beschäftigt sind; denn Gott sagt wegen des Dienstes niemals zu einer Seele: „Heil dir! fürchte dich nicht!" Wir sind alsdann in Gefahr, den Dienst an die Stelle des Brandopfers zu setzen; und wo dies geschieht, da wird die Seele die Erfahrung machen, daß sie keine wahr e Befriedigung haben kann. Statt dessen sollte sie in der glückseligen Freiheit des Geistes wandeln. „Da baute Giedon daselbst dem Jehova einen Altar, und nannte ihn: Jehov a Schalo m (Jehova Heil)" (V. 24). Jetzt war Gideon für den Dienst tüchtig gemacht.

 Er war unter der Zubereitung Gottes gewesen, und hatte gelernt, wo seine Kraft war. Jetzt brauchte er nicht mehr zu fragen: „Womit soll ich Israel erretten?" Ebenso hatte ihm der Herr Vertrauen geschenkt, um vor Ihm zu stehen. Doch wohi n setzt Er 187 ihn, um zu wirken? — Gegen die Midianiter? Nein, nicht im geringsten. E r hat das Werk des Herrn daheim zu beginnen, und zwar mit dem, was ihm am nächsten ist. „Und es geschah in selbiger Nacht, da sprach Jehova zu ihm: Nimm den jungen Stier, den dein Vater hat, und den zweiten Stier von sieben Jahren, und zerstöre den Altar Baals, den dein Vater hat, und die Astarte auf demselben haue um. Und baue einen Altar Jehova, deinem Gott, auf dem Gipfel dieses Felsens, mit dem zurechtgelegten Holze, und nimm den zweiten Stier, und opfere ein Brandopfer mit dem Holze der Astarte, welche du umgehauen" (V. 25. 26). Ein Gericht beginnt. Wir müssen „aufhören, Böses zu tun", ehe wir „lernen, Gutes zu tun". Der Herr kommt zu uns, als „der Gott des Friedens"; und stets heißt es: Hinwe g mi t d e n Götze n i n deine s Vater s Hause ! Wir mögen rastlos im Dienste sein; doch wie wenig haben wir, inmitten des vielen Tuns, die s getan! und wie wenig haben wir in Wirklichkeit versucht, Gottes Altar „auf dem verordneten Platz" aufzurichten! Man wil l nicht gestört sein.

 Es ist das Wesen des Eigenwillens, zu sagen: „Ic h hab e ei n Recht , Got t z u verehren , wi e e s mi r gefällt: " Der Gehorsa m gegen Gott aber ist die Ordnung und Freiheit der Heiligen. Und Gott sagt: Zerstöre den Altar Baals! Er will Kraft geben, um es zu tun. — Wie handelt Gideon? Sein Benehmen ist das des einfältigen Glaubens und Gehorsams. „Da nahm Gideon zehn Männer aus seinen Knechten, und tat, so wie Jehova zu ihm geredet. Und da er sich fürchtete vor dem Hause seines Vaters und vor den Leuten der Stadt, es bei Tage zu tun, so tat er es bei der Nacht" (V. 27). — Er handelte ohn e Zögern . Und was war die Folge? Unmittelbarer Widerspruch. „Und als die Leute der Stadt des Morgens früh aufstanden, siehe, da war der Altar Baals zertrümmert, und die Astarte auf demselben umgehauen, und der zweite Stier lag als Brandopfer auf dem erbauten Altar. Und sie sprachen einer zu dem anderen: Wer hat dies getan? Und sie forschten und suchten, und sprachen: Gideon, der Sohn Joas, hat dies getan. Da sprachen die Leute der Stadt zu Joas: Gib deinen Sohn heraus, daß er sterbe; denn er hat den Altar Baals zertrümmert, und die Astarte auf demselben umgehauen" (V. 28—30). Die Handlung des Glaubens regt das Fleisch immer auf. Israel wußte nicht, wo seine Kraft war, es glaubte, daß sie in Baal sei. Gideon aber hatte gelernt, daß sie in Gott war. Dies sind Zeichen der Prüfung. Am Tage des Herrn wa r augenscheinlich alles in guter Ordnung; allein, weil man Seine Überlieferungen beiseite gesetzt hatte, so war in der Tat alles gegen ihn. 

Ebenso jetzt. Wieviele glauben, daß die Kraft der Christen 188 in den Dingen bestehe, welche sie um sich he r erblicken. Die Seele aber, welche von Gott gelehrt ist, weiß, daß sie allein in Jesu ist. „Und Joas sprach zu allen, die bei ihm standen: Wollt ihr für Baal streiten, oder wollt ihr ihn retten? Wer für ihn streitet, der soll getötet werden bis zum Morgen. Ist er ein Gott, so mag er für sich selbst streiten, weil man seinen Altar zertrümmert hat! Und man nannte ihn am selbigen Tage Jerub-Baal , indem man sprach: Es streite mit ihm Baal, weil er seinen Altar zertrümmert hat " ((V. 31. 32). Es wa r nicht nötig, viel über die Sache zu reden; es sei denn, dem Volke die Torheit zu zeigen, für Baal zu streiten. Wenn der Altar Baals beiseite getan war, und Baal wa r ein Gott, wahrlich, er würde ihn wieder aufgerichtet haben. Es wa r nicht nötig, deshalb zu streiten.

 Und wenn alle die Getreuen, die in der Welt sind, disputieren, so können sie doch das Böse nicht zu etwas Gutem machen. Es ist in der Tat betrübend, die Beweise zu sehen, welche durch den Verstand des Menschen zur Rechtfertigung des Bösen erfunden sind. Die Pflicht der Heiligen ist aber, sich vom Bösen zu trennen, wie wir immer in der Heiligen Schrift finden. Der Name Jerub-Baa l gewährte keinen Schutz. Im Gegenteil, er gab jetzt, wo der Glaube wirksam war, sogar zu der Frage Veranlassung, ob Kraft im Satan sei. — Wenn man mit der Welt vermengt ist, so hat Satan keine Veranlassung uns zu stören. Doch wenn er Lärm macht, so stehen Midianiter und Amalekiter auf. „Ganz Midian aber und Amalek und die Söhne des Ostens versammelten sich allzumal, und zogen herüber, und lagerten im Tale Jesreel" (V. 33). Da steht Gideon; sein eigenes Volk ist gegen ihn, und die Feinde Israels sind allzumal versammelt und im Tal Jesreel gelagert. Aber er hat Frieden mit Gott; und der Herr ist, sozusagen, verbunden, an seiner Seite aufzutreten. Wie handelt er? „Der Geist Jehovas erfüllte Gideon, und er stieß in die Posaune , und die Abi-Esriter versammelten sich ihm nach" (V. 34).

 Hätte Gideon dem Baal gedient, er würde die Posaune nicht also haben blasen können. Allein Baal ist zertrümmert, und der Altar Gottes ist auf dem verordneten Platze errichtet. Er sendet Boten durch ganz Manasse, und sie versammeln sich ihm nach; und er sendet Boten durch Asser, und durch Sebulon und durch Naphthali und sie ziehen herauf ihm entgegen, ihm, dessen Haufe der schwächste in Manasse, und welcher der Kleinste im Hause seines Vaters war; zu welchem aber der Herr gesagt hatte: „Geh ' i n diese r deine r Kraft." 1 — Dennoch scheint etwas Mißtrauen in Gideons Seele gewesen zu sein (V. 36—40). Er fordert ein neues und doppeltes Zeichen, um zu erfahren, ob der Herr Israel durch seine Hand erretten will, 189 wie Er geredet hat. Als Zeichen legte er zweimal die Schnur der Wolle auf die Tenne, die einmal vom Tau durchnäßt und das andere Mal trocken sein mußte. Der Herr erfüllte sein Begehren, und Gideon hat dann die gewisse Zuversicht, daß er durch den göttlichen Ruf und Auftrag ausgesandt ist, um „die Waffen der Fremden zur Flucht zu bringen."

 — Nochmals bemerken wir, daß die Glaubenstreue nicht gegen die Midianiter beginnt, sondern daheim. Dies ist ein großer Grundsatz, sowohl in Betreff einer einzelnen Seele, als auch der Kirche Gottes. Gideon mußte zunächst das Böse angreifen, welches sich innerhalb seines Vaterhauses und in der Mitte Israels befand, ehe er von dem Herrn gebraucht werden konnte, um Israel aus der Hand der Midianiter zu befreien. In seinem Innern wirkte ein völliges Gefühl der Gnade, und Gott hatte gesagt: „Gehe hin in dieser deiner Kraft!" Er ist einer zahlreichen Armee als Führe r vorgesetzt; und jetzt konnte er gegenüber den Feinden Israels und auch vor Jehova stehen. „Da machte sich Jerub-Baal, das ist Gideon, früh auf, und alles Volk, das mit ihm war; und sie lagerten an der Quelle Harod. Das Lager Midians aber wa r ihm gegen Norden, beim Hügel More im Tale" (Kap. 7, 1). Beachten wir Gottes Handlungsweise ferner. 

Gott ehrt uns nicht, wenn wir dafür halten, daß wir etwas seien. Es ist oft ein großer Segen aus unserer Demütigung hervorgegangen, aus einer Demütigung selbst in den Augen anderer. Wir sind erniedrigt worden, und Gott hat uns erhöht. — Gideon hatte noch immer mehr zu lernen. Die wohlgefällige Annahme seines Opfers hatte er erfahren. Er, der Geringste eines götzendienerischen Hauses hatte dem Herrn einen Altar aufgerichtet, und angefangen den Götzendienst zu vernichten. Und jetzt hatte er auch zu erlernen, daß in der Tat, in dem um ihn versammelten Volkshaufen nicht mehr Kraft und Tapferkeit war, als in ihm selbst. „Und Jehova sprach zu Gideon: Zuviel ist des Volkes, das bei dir ist, als daß ich sollte Midian in ihre Hand geben, damit Israel sich nicht rühme wider mich, und spreche: meine Hand hat mich errettet" (V. 2). Auf einmal wird er jetzt eine große Zahl von ihnen los. Dies war nach einer früheren Verordnung durch Moses das erste, was geschehen mußte (5. Mose 20, 8). Jehova sagte ihm: „Und nun rufe aus vor den Ohren des Volkes, und sprich: Wer furchtsam und bange ist, der wende sich, und kehre um vom Gebirge Gilead" (V. 3). 

Der große Zweck Gottes in seinem Verfahren war, Israel zu unterweisen, Ihm zu vertrauen. »Er wünschte, in Seinem Volke ein aufrichtige s Her z zu finden; denn ein aufrichtiges Herz macht eine starke Hand. Haben wir Vertrauen zu dem Anführer unserer Errettung und 190 nicht zu uns selbst, so werden wir beim Anblick unserer Feinde nicht mutlos werden, sondern wir urteilen mit dem treuher - zige n Kaleb, „daß wir wohl imstande seien, sie zu überwältigen" (4. Mose 13, 31). „Da wandten sich vom Volke zweiundzwanzigtausend um, und zehntausend blieben übrig" (V. 3). Verstehen wir nicht, was dieses sagen will? Wir wissen, daß der Herr Jesus davon redet, daß diejenigen, welche Ihm wollten nachfolgen, die Kosten überschlagen sollten: „Die Füchse haben Gruben, (sagt er zu einem, der zu ihm gesagt hatte: „Ich will dir nachfolgen, wo du auch hingehst") und die Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber der Sohn des Menschen hat nichts, wo er sein Haupt hinlege."

 — Und Gideon sagt: „Wer furchtsam und bange ist, der kehre um." Wenn uns nur Christus bleibt und alles andere gegen uns ist, so wenden viele den Rücken und wandeln hinfort nicht mehr mit. Das Vertrauen auf das Fleisch muß verleugnet werden; denn Gott will das Fleisch nicht gebrauchen. — In der jetzigen Zeit ist man geneigt, von allem etwas zu wissen . Wäre Gott mit der Gelehrsamkeit der Gelehrten, und dem Einfluß der Einflußreichen, so würde die Versammlung oder Kirche sagen: wir haben uns selbst errettet. Diese, welche, wie man zu sagen pflegt, „den Vorteil einer ,guten Erziehung" gehabt haben, finden, daß Er sagt: Setzt eure Gelehrsamkeit, eure Weisheit, euren Einfluß beiseite; Ich kann durch dies e Dinge nicht erretten. Von dem Gebrauch, den wir mit diesen Dingen gemacht haben, sollen wir mit Paulus sagen lernen: „Das, was mir Gewinn war, habe ich um Christi willen für Schaden gerechnet." Oft werden diese Dinge als ein Hindernis auf dem Wege für den erfunden, der sie besitzt, und sind geeignet, den Kampf zu erschweren. Gott erkennt die menschliche Weisheit, den moralischen Charakter und das menschliche Ansehen, oder etwas anderes der Art, nicht an, als etwas, was in unserer Errettung von irgend einem Wert wäre. Er ist sehr eifersüchtig auf alle menschlichen Vertretungen und Nachahmungen der Kraft des Heiligen Geistes. Nehmen wir an solchen Dingen in keiner Weise Anteil, so werden wir bei anderen als Solche erscheinen, die allen Einfluß und alle Brauchbarkeit verlieren. 

Allein wer ist brauchbar? wer tut Gutes? Der, welcher den Willen Gottes tut; und Gott ist dem Glauben genug. Allem Anschein nach waren Gideons eigene Hände geschwächt; bei der ersten Proklamation verließen ihn zweiundzwanzigtausend; aber in der Tat, anstatt an Kraft zu verlieren, hatte er bei ihrem Weggang gewonnen. Die Furcht und Feigheit dieser, würde auch den Rest vollends entmutigt haben. „Wer ist, der sich fürchtet und verzagt ist? der gehe und kehre zu seinem Hause, daß nicht das Herz seiner Brüder feige werde, wie sein Herz" (5. Mose 20, 8). Das Fleisch 191 ist sehr unerschrocken in Worten; allein sobald es auf die Probe ankommt, flucht und schwört es mit Petrus, daß es Jesum nicht kennt. Dies ist das Wesen „der Philosophie und des eitlen Betrugs'', wie es sich jetzt vielfach offenbart. „Sehet zu, daß euch niemand zur Beute mache", sagt der Apostel. Wer alle Herrlichkeiten des Fleisches beiseite setzt, wird erfahren, wie wenig wahrhaft geistliche Kraft unter uns ist. — Fragst du: Was soll ich lernen? So lerne die wenigen Worte: Da s Fleisc h nütz t nichts ! „Und Jehova sprach zu Gideon: Noch ist des Volkes zuviel. Führe sie hinab ans Wasser, daß ich sie daselbst läutere; und von wem ich dir sagen werde: dieser soll mit dir ziehen, — der soll mit dir ziehen; und von wem ich dir sagen werde: dieser soll nicht mit dir ziehen, — der soll nicht ziehen" (V. 4). Dies ist etwas von der Prüfung unseres Glaubens. 

Wenn wir wie öfter der Fall, unfähig sind, einander zu prüfen, so können wir gewiß sein, daß Gott die besten Wege kennt, dies bei ein 3m Jeglichen zu tun. „Und er führte das Volk hinab ans Wasser. Und Jehova sprach zu Gideon: Alle, die mit ihrer Zunge das Wasser lecken, wie die Hunde lecken, die stelle besonders, und auch alle, die sich niederlassen auf ihre Kniee, um zu trinken. Und es wa r cie Zahl derer, die da leckten mit der Hand zum Munde, dreihundert Mann: und das ganze übrige Volk hatte sich niedergelassen, auf die Kniee, um Wasser zu trinken. Und Jehova sprach zu Gideon: Durc h di e dreihunder t Mann , die geleckt haben, will ich euch erretten, und Midian in deine Hand geben; jenes ganze Volk aber mag gehen, jeglicher an seinen Ort. Und es nahm das ganze Volk Zehrung mit sich und seine Posaunen; aber alle (übrigen) Männer Israels entließ er, einen Jeglichen zu seinen Zelten, un d di e dreihunder t Man n behiel t er. 

Das Lager Midians aber war unten im Tale" (V. 5—8). Die Wege Gottes sind den Sinnen fremd. Der Ungläubige spottet ihrer. Diese Letzteren waren wirklich nicht furchtsam, um in den Kampf zu gehen, wie die Ersteren.; diese waren alle für den Krieg ausgerüstet. Das Zeichen aber war dieses: Alle, die das Wasser mit der Hand schöpften, wurden entlassen, und alle, die es mit der Zunge leckten, wurden zurückbehalten. — Die dreihundert Auserwählten, durch welche Jehova 'wirken wollte, hatten jetzt nicht mehr Zeit, sich aufzuhalten; ihre Herzen waren in dem Werke, und sie nahmen nur etwas Wegzehrung mit auf den Weg und ihre Posaunen. Der Apostel sagt: „Niemand, der Kriegsdienste tut, verwickelt sich in Beschäftigungen des Lebens", nämlich in alles das, wodurch er annehmen müsse, „daß er dem, der ihn angeworben, nicht gefalle" (2. Thim. 2, 4~). Dies ist notwendig auf: 192 dem Wege. Es ist ein großer Unterschied, ob wir in den Beschäftigungen dieses Lebens sind , oder ob wir dari n ver - wickel t sind. Jede Gemächlichkeit wird abgeschnitten. Diejenigen, welche durch den Herrn erprobt, und nicht tüchtig befunden wurden, mußten nach ihrem Hause zurückkehren. „Und es geschah in selbiger Nacht, da sprach Jehova zu ihm: Mache dich auf, gehe hinab ins Lager, denn ich habe es in deine Hand gegeben" (V. 9). Es ist ein köstlich Ding, vor unsern Feinden zu stehen und mit Gideon sagen zu können: sie sind in unsere Hände gegeben. Unser alter Mensch ist mit Christo „gekreuzigt" (Röm. 6, 6), die Welt „überwunden" und ihr Fürst „gerichtet" (Joh. 14, 33, 11). Wenn wir im Glauben wandeln, als Auferstandene mit Christo, so ist Satan, die Welt, und das Fleisch unter unsern Füßen.

 Auch bemerken wir, wie freundlich der Herr Seinen Knechten in der Not zuvorkommt, indem Er hinzufügt: „Und fürchtest du dich hinab zu gehen, so gehe mit Pura, deinem Knappen, hinab zum Lager; d a wirs t d u hören , w a s si e reden , und darnach werden deine Hände sich stärken, daß du hinabziehst zum Lager" (V. 10. 11). Nicht irgend etwas könnte beunruhigender sein, als diese furchtbare Überlegenheit der Macht gegenüber dem Volke Gottes zu sehen: die Welt, das Fleisch und die fortwährenden Feindseligkeiten Satans! — Wer wollte sich angesichts alles dessen nicht fürchten? Es gefiel Gott, den Gideon hören zu lassen, was in den Herzen der Midianiter vorging. Ja, es gefällt Ihm, uns sehr oft wissen zu lassen, was in den Herzen der Feinde ist.

 Die Worte: „Bist du hierher gekommen, uns vor der Zeit zu quälen?" lösen uns dies Geheimnis auf. Unter den Kindern der Welt gibt es unter hundert kaum eins, das nicht die vollste Überzeugung habe, daß die Christen gerecht sind, obgleich sich sehr viele vom Gegenteil zu überzeugen suchen. Doch fast alles, was wir hören, fordert den aufrichtigen Christen auf: Sei stark! Laßt uns Gideon folgen. „Midian aber und Amalek und alle Söhne des Ostens lagen im Tale, wi e Heuschrecke n a n Menge , und ihrer Kamele war keine Zahl, wie der Sand am Ufer des Meeres an Menge. Und Gideon kam, und siehe! Einer erzählte dem anderen einen Traum, und sprach: Siehe ich träumte einen Traum, und siehe! ein Gerstenbrot-Kuchen wälzte sich ins Lager Midians, und er kam an die Zelte, und schlug sie um, daß sie fielen, und kehrte sie zu oberst, und die Zelte lagen da. Und es antwortete der Andere und sprach: Das ist nichts anderes, als das Schwert Gideons, des Sohnes Joas, des Mannes von Israel. Gott gibt in seine Hand Midian und das ganze Heer" (V. 12—14). Die göttliche Ermunterung dient nie zur Erhebung des Fleisches. Aller Hochmut und Selbstbetrug wird uns schmerz47 193 lieh verwunden. Wenn Gott Seinem bevorzugten Knechte die Dinge zeigen will, die sich ereignen, und daß Er die Midianiter wie einen Mann schlagen wird, so läßt Er diesen doch fühlen, daß er nichts mehr als ein „Gerstenbrot-Kuchen"' ist.

 — Wären die Christen, abgesondert von dem Wesen der Welt, mehr einem „Gerstenbrot-Kuchen" ähnlich, die Welt würde vor ihnen auch mehr in Furcht sein. Wir haben uns selbst mit etwas äußerem Schein bekleidet, und wünschen ein wenig geehrt zu werden, und deshalb denkt die Welt, wir seien auch verpflichtet, ihr beizustehen. — Viele sind auch eifrig beschäftigt mit der Frage: W i e werd e ic h Zeugni s geben ? Doch vielmehr sollte jeder Heilige stets die Gesinnung, welche in Christo Jesu ist, zu zeigen suchen. Lasset uns stille vor Ihm sein, in einfältiger Gottesfurcht und Erkenntnis Seiner Selbst, so wird, obleich äußerlich ein Gerstenbrot-Kuchen, die Welt doch vor uns fühlen, was der Midianiter zu seinem Kameraden sagte. „Und als Gideon die Erzählung des Traumes und seine Auflösung hörte, betete er an" (V. 15). Ehe er in die Schlacht ging, betete er mit der vollen Gewißheit des Sieges. Das Gebet des Glaubens ist immer das Gebet der Gewißheit. Würden wir in unsern eigenen Augen wirklich mehr ein Gerstenbrot-Kuchen sein, wir würden von Anbetung überströmen. Er betete an; — „und er kehrte zurück ins Lager Israels und sprach: Machet euch auf! denn Jehova hat in eure Hand das Heer Midians gegeben" (V. 15). Auch hier setzt sich Gideon beiseite. 

Er sagt nicht: in mein e Hand, sondern in eure Hand. Der Herr aber hatte gesagt: in dein e Hand (V. 9) und der Midianiter: in sein e Hand (V. 14). Was war das „Lager Israels?" Dreihunder t Mann! Die Midianiter waren wie „Heuschrecken an Menge"; Jehovas Lager war nur eine Handvoll Männer! Es ist sehr erhebend, die Würde zu sehen, die mit den Dreihundert verbunden war. Gott rechnet, wie wir vorher in der Geschichte dieses tapferen Helden Gottes gesehen haben, nicht nach dem, was mit uns selbst übereinstimmt, sondern nach dem, wozu E r uns gemach t hat. — Und hat Er denn wirklich schon die Midianiter in die Hand Israels übergeben? Nein, keinen; Er ha t sie nur für den G1 a ub e n überliefert. Hätte Gideon gesagt: Ich will nicht glauben, bis ich die Beute erhalten habe, so würde dies nur Unglauben gewesen sein. Jetzt beginnt der Kampf.

 „Und er teilte die dreihundert Mann in drei Haufen und gab allen Posaunen in die Hand und leere Krüge und Fackeln in den Krügen. Und er sprach zu ihnen: Von mir seht es ab und tuet also: siehe ich komme an das Ende des Lagers, und so wie ich tun werde, also tut. Und stoße ich 194 in die Posaune, ich und alle, die mit mir sind, so stoßet auch ihr in die Posaunen rings um das Lager, und ruft: Für Jehova und Gideon!1 « (V. 16—18). Die Waffen ihrer Kriegsführung waren so lächerlich, wie nur möglich; — „Posaunen und leere Krüge und Fackeln in den Krügen." Die Waffen des Glaubens müssen durch Got t allein mächtig sein. „Und so kam Gideon und hundert Mann mit ihm ans Ende des Lagers, zu Anfang der mittleren Nachtwache; eben hatten sie die Wache aufgestellt. Da stießen sie in die Posaunen, und zerschlugen die Krüge, die in ihrer Hand waren. Und es stießen die drei Haufen in die Posaunen und zerbrachen die Krüge, und faßten mit ihrer linken Hand die Fackeln, und mit ihrer rechten Hand die Posaunen zum Blasen, und riefen: Schwer t f ü r Jehov a un d Gideon ! Und sie standen, ein jeglicher an seiner Stelle rings um das Lager. Da lief das ganze Lager, und schrie, und entfloh. Und sie stießen in die dreihundert Posaunen, un d Jehov a richtet e da s Schwer t de s eine n wide r de n anderen , und durch das Lager. Und das Heer floh bis Beth-Sitta gen Zerera, bis zum Rande von Abel-Mehola bei Tabath. Da versammelten sich die Männer Israels von Naphthali und von Asser und von ganz Manasse, und jagten Midian nach" (V. 19—23). Die Waffen, womit wir jetzt zu kämpfen haben, sind das Zeugnis durch das Wort des Mundes, und unsere Niedrigkeit. Unsere Macht besteht in dem Zeugnisgeben von Jesu, und darin, daß wir nicht aus der Stellung herauskommen, nur ein „irdenes Gefäß" zu sein. Wir müssen bemerken, daß das Gefäß nur das Licht enthält , und nicht selbst das Licht ist. Die Überschwenglichkeit der Macht sei Gottes und nicht aus uns.

 „Und Gideon sandte Boten durch das ganze Gebirge Ephraim usw." In uns selbst sind wir untüchtig für den Segen, welcher seinen Grund außer uns hat; doch wir erfahren die Glückseligkeit der einfältigen Abhängigkeit von Gott, und wir können mit Gideon auch den anderen zurufen, unsere Genossen zu sein (V. 24. 25). Aber laßt uns nicht auf uns selbst gründen. Alles hängt von der ungetrübten und ungehinderten Gegenwart des Heiligen Geistes ab. Laßt uns dies gesagt sein, und uns selbst uns ganz und gar verbergen. Die Männer von Ephraim hatten, wie wir am Schlüsse des 7. Kapitels gesehen, die zwei Fürsten Midians, Oreb und Seeb, erschlagen. Sie sind eingeladen an den Segnungen als dem Ergebnis teilzunehmen. Doch jetzt zürnen und hadern sie mit Gideon, weil er sie nicht von Anfang an hat teilnehmen lassen. „Und es sprachen zu ihm die Männer von Ephraim: Warum hast du uns das getan, daß du uns nicht gerufen, als du in den 195 Streit zogest wider Midian? Und sie haderten mit ihm gewaltig" (Kap. 8, 1). 

Dies ist es gerade, was die halbherzige n Christen tun. Sie sind sehr böse darüber, daß sie nicht mit denen vereinigt sind, welche mit ganzem Herzen dem Herrn folgen. Doch woran liegt die Schuld? Sobald sich irgend eine Wirksamkeit des Geistes Gottes in der Kirche erweist,, so ist die Sprache der Männer von Ephraim, die Sprache solcher: Warum habt ihr uns nicht mit euch teilnehmen lassen? Die Antwort des Glaubens ist sehr einfach: weil wir dann auf eure m Grunde gehen mußten; — doch dies ist es, was wir zu tun haben: zu gehen, wann und wie uns der Herr leitet, und wir können uns nicht damit aufhalten, Verbindungen und Übereinkünfte zu bewerkstelligen. Kein Christ hat ein Recht sich auf seinem Wege um eines anderen willen aufzuhalten; er muß selbst vorwärts gehen in persönlicher Treue. Die Anstrengungen, die Halbherzigen stets mit sich zu schleppen, sind eine Erfindung des Satans, de r uns selbst zurückhalten will. Beachten wir das Wort Jehovas an Jeremia: „Jene sollen sich zu dir wenden, doch du wende dich nicht zu ihnen" (Jer. 15, 19). Sind Seelen begierig, vorwärts zu gehen, so mögen sie sich nicht dadurch aufhalten, um jene, „die Männer Ephraims", mit sich zu nehmen. Es ist weit besser, daß uns nur wenige folgen, als wenn viele Halbherzige mit uns gehen. „Und er sprach zu ihnen: Wa s hab e ic h nu n getan , w i e ihr ? Ist nicht die Nachlese Ephraims besser, als die Weinlese Abiesers? In eure Hand gab Gott die Fürsten Midians, Oreb und Seeb. Was konnte ich tun, wie ihr ? Da ließ der Zorn von ihm ab, als er solches redete" (V. 2. 3).

 Laßt uns dies bemerken. Wo die Kraft Gottes am meisten wirksam ist, da ist immer die reichste Gnade, und das Bewußtsein, daß alles das, was wir sind, wir durch die Gnade Gottes sind. Welch eine Kundmachung haben wir hier von der Gesinnung, die in Christo Jesu ist. Wie gar lieblich spricht der Herr zu Seinen oft ungläubigen Jüngern von Seiner Bedürftigkeit und Schwachheit: „Ihr seid es", spricht Er, „die in meinen Versuchungen mit mir ausgeharrt haben" (Luk. 22, 28). Gideon achtete andere höher, als sich selbst.

 Nichts hindert so sehr den Segen, sowohl bei einzelnen auch auch in Gemeinchaft, als das Gefühl der Überlegenheit gegenüber den anderen. Eine erfahrene Seele richtet sich selbst, während sie das, was durch andere gewirkt ist, im Lichte der Gnade sieht. Gideon stellte sich und seine dreihundert Mann in den Schatten, und stellte in den Vordergrund den Sieg der Männer von Ephraim. Sind wir im Selbstgericht aufrichtig, so werden wir auch der Neigung in uns keinen Raum geben, die Gnade in anderen Heiligen zu übersehen, weil „sie uns nicht folgen." Die Gnade vermag alles 196 in einem Bruder zu verwirklichen, was Gott wohlgefällig, und ich soll dies in seinem Tun aufzudecken suchen, selbst wenn sich noch so viele Mängel in demselben offenbaren.

 Jesus erkannte vollkommen die Schwachheit und Mangelhaftigkeit Seiner Jünger und doch redete Er zu ihnen, wie Er tat. Es ist ein Segen, wenn wir uns selbst können ganz beiseite lassen, damit die anderen in den Vordergrund kommen. Es ist gesagt: „Lasset euer Licht leuchten vor den Menschen, daß sie eure guten Werke (nicht euch ) sehen, und (nicht: euch , sondern) euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen" (Matth. 5, 16). Wenn jemand mit uns rechten will, so laßt uns suchen, Gnade auszuüben, und den letzten Platz einzunehmen, und ihm Zeugnis geben. „Sanfte Antwort wendet Grimm; aber ein kränkendes Wort erregt Zorn" (Spr. Sal. 15, 1). „Und Gideon kam an den Jordan, und ging hinüber mit den dreihundert Mann, die bei ihm waren, ermatte t un d nachjagend " (V. 4). Könnten wohl zwei Wörtchen von einem Christen gesagt werden, welche gesegneter sind als diese? — Nicht: ermatte t u n d sic h niederlassend , — nicht: ermatte t un d ablassend , — sondern ermatte t un d nachjagend . Wir haben es mit Ihm zu tun, welcher „den Müden Kraft gibt, und den Ohnmächtigen die Stärke vermehrt" (Jes. 40, 29).

 Es ist ein Segen, von unserer Ermattung und Ohnmacht Gebrauch zu machen, und sie aus der Fülle der Gnade und Kraft in Christo zu ersetzen. Es ist gesagt: „Seid stark in dem Herrn, und in der Macht seiner Stärke"; aber zu wem? Zu demjenigen, der keine Kraft in sich selbst hat, welcher seinen Lauf aufgeben würde, wenn ihm die Kraft nicht ersetzt würde. Ist ein Sieg erlangt, so beginnt der Kampf von neuem. Finden wir uns schwach in uns selbst, so laßt uns zu unser m Gott Zuflucht nehmen, welcher den Schwachen Kraft gibt. Es ist ohne Zweifel schmerzlich, von Tag zu Tag seine eigene Schwäche zu fühlen. Wir wünschen zu fühlen, daß der Kampf vorüber sei; doch laßt uns daran gedenken, daß jetzt für uns die Zeit des Kampfes ist. Wir sind berufen zu kämpfen, „wie gute Streiter Jesu Christi", und das in einem täglich wiederkehrenden Kampf. Der heutige Tag hatte genug des Angenehmen und des Unangenehmen, und der morgende Tag wird es auch haben. Was wir nötig haben ist, Tag für Tag in Gott zu leben. Er ist treu, und wird nach dem Be - dürfnis und der Not Kraft genug darreichen. — Die Kirche wird nicht eher ruhen, als bis der Herr kommt. Doch Schwachheit ist kein Hindernis um vorwärts zu gehen; — „ermattet und nachjagend". Für einen Heiligen ist die geistliche Trägheit eine traurige Sache. Von dem Augenblick an, wo eine Person sich selbst zu verleugnen lernte, ist sie vorwärts gegangen. 

Wäre gefühlte Schwäche eine Ursache zum Stillstehen, — wer war so 197 schwach wie Gideon? — Das zunächst folgende in dieser Geschichte lehrt uns, daß die Welt weder fähig noch willig ist, den Gläubigen Erquickungen darzureichen. Die Welt gib t nie ; sie mag uns etwas einräumen , wenn wir ihr etwas einräumen; aber sie gibt nie. Das was sie im allgemeinen von uns verlangt, ist, tlaß wir ihr die Treue im Glauben zum Opfer darbringen. „Da sprach er zu den Leuten von Succoth: Gebet doch Laibe Brot dem Volke, welches mir folget; denn sie sind ermattet, und ich jage den Königen Midians, Sebah und Zalmuna, nach. 

Und die Obersten von Succoth sprachen: Halst du denn Sebah und Zalmuna schon in deiner Hand, daß wir deinem Heere Brot geben sollen?" (V. 5. 6). Wenn ihr der Welt bekennt, daß ihr Nachfolger des Herrn seid, „das vorgesteckte Ziel immer anschauend, hinstrebet zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christo Jesu", so wird sie euch nichts zur Erquickung darreichen, sondern nur Vorwürfe machen und spotten. „Und Gideon sprach: Deshalb, wenn Jehova Sebah und Zalmuna in meine Hand gibt, will ich euren Leib zerdreschen mit Dornen der Wüste und mit Stechdisteln. Und er zog von dannen hinauf gen Pnuel, und redete zu ihnen auf dieselbe Weise. Und es antworteten ihm die Leute von Pnuel, so wie die Leute von Succoth geantwortet. Und er sprach auch zu den Leuten von Pnuel: Komme ich glücklich zurück, so will ich diesen Turm zerstören" (V. 7—9). In der Gewißheit des Sieges ging Gideon vorwärts, (obgleich im Bewußtsein der Mattigkeit) und die Leute von Succoth, so wie die zu Pnuel wollten nicht dem Herrn zu Hilfe kommen gegen die Mächtigen. Zudem schien es ihnen ein lächerlich Ding mit dreihundert Mann gegen solche Feinde zu kämpfen. So scheinen auch wir sehr töricht zu sein, wenn wir von einer zuversichtlichen Herrlichkeit sprechen. Wir müssen unsere Neigungen zu dieser erheben, und nicht unsere Zuflucht zu der Welt nehmen, daß sie uns in dem verordneten Kampf beistehen möge.

 Sie spricht: Ihr sagt, daß ihr Könige und Priester Gottes seid, daß ihr für die Schmähung der Ungläubigen Ehre haben werdet, aber ihr könnt nicht irgend etwas davon beweisen; wenn wir euch in der Herrlichkeit sehen, so wollen wir glauben! — Wir haben nichts aufzuweisen, was von dem natürlichen Menschen gesehen werden könnte. Unsere Weisheit ist Torheit. Wir müssen, des Sieges gewiß, im Gefühl unserer Schwachheit wandeln. Bald wird sich das Blatt wenden. Der Spott und die Schmach der Welt wird das Gericht auf ihren eigenen Kopf bringen. Es ist eine ernste Sache, daß der Herr kommen wird, zu richten, wie wir unterrichtet sind, „alle die harten Worte, welche gottlose Sünder wider ihn geredet haben" (Juda 15). Es 198 geschieht gegenwärtig kein Spott, der nicht an jenem Tage, als gegen Ihn selbst gerichtet, betrachtet wird. „Sebah aber und Zalmuna waren zu Karkor, und ihre Heere mit ihnen, bei fünfzehntausend, alle, die übrig waren vom ganzen Heere der Söhne des Ostens; der Gefallenen aber waren hundertzwanzigtausend Mann, die das Schwert zogen. Und Gideon zog hinauf den Weg der Zelt-Bewohner, östlich von Nobah und Jogbeha, und schlug das Lager, während das Lager sicher war. Und Sebah und Zalmuna flohen, und er jagte ihnen nach, und fing die beiden Könige Midians, Sebah und Zalmuna; und das ganze Lager hatte er in Schrecken gesetzt" (V. 10—12). „Da kehrte Gideon, der Sohn Joas, aus dem Streite zurück von der Anhöhe Heres. Und er fing einen Knaben von den Leuten von Succoth, und fragte ihn; der schrieb ihm die Obersten von Succoth und die Ältesten der Stadt auf: siebenundsiebzig Mann. Und so kam er zu den Leuten von Succoth und sprach: Siehe , hie r ist Seba h un d Zalmuna , wo - m i t ih r mic h verspotte t habt , da ihr sprächet: Hältst du denn Sebah und Zalmuna schon in deiner Hand, daß wir deinen ermatteten Leuten Brot geben sollen? Und er nahm die Ältesten der Stadt, und Dornen der Wüste und Stacheldisteln, und ließ damit die Leute von Succoth büßen. Und den Turm zu Pnuel zerstörte er, und erwürgte die Leute der Stadt* (V. 13 —17). 

„Und er sprach zu Sebah und Zalmuna: Wie waren die Männer, die ihr erwürgtet zu Thabor? Und sie sprachen: Wie du, so waren sie; jeglicher an Gestalt gleich Königs-Söhnen. Und er sprach: Meine Brüder, die Söhne meiner Mutter, waren es. Beim Leben Jehovas, hättet ihr sie am Leben gelassen, so erwürgte ich euch nicht. Und er sprach zu Jether, seinem Erstgeborenen: Auf, erwürge sie! Aber der Knabe zog sein Schwert nicht, denn er fürchtete sich, denn er war noch ein Knabe. Da sprachen Sebah und Zalmuna: Auf, du selbst, stoße uns nieder; denn so wie der Mann, so seine Kraft. Da erhob sich Gideon, und erwürgte Sebah und Zalmuna. Und er nahm den Schmuck, welcher an den Hälsen ihrer Kamele war" (V. 18—21). „Und es sprachen die Männer von Israel zu Gideon: Herrsche über uns, sowohl du, als dein Sohn, und der Sohn deines Sohnes; denn du hast uns errettet von der Hand Midians. Und Gideon sprach zu ihnen: Ich will nicht herrschen über euch, und mein Sohn soll nicht herrschen über euch; Jehov a sol l herr - sche n übe r euch " (V. 22. 23). Der Herr Jesus wollte nicht durch das Volk zum Könige gemacht sein (Joh. 6,15). Er kam in Seines Vaters Namen, und als solchen wollten sie Ihn nicht aufnehmen; und Er wollte nicht in Seinem eigene n Namen aufgenommen sein. Es ist sehr verschieden, ob wir in unserm eigenen Namen oder im Namen des 199 Herrn aufgenommen werden. Gideon zog sich zurück; er will nicht den Platz einnehmen, der Jehova allein zukommt. Kr weiß, daß, wenn die Gefühle auf Gideo n gerichtet sind, nichts anderes als Schwachheit und Schande erfolgen kann; aber daß, wenn Jehova anerkannt und man sich auf Ihn stützt, Kraft und Segen sein wird. Finden wir nicht, daß sich dieser Grundsatz durch das ganze neue Testament zieht? — Paulus setzte sich beiseite.

Obgleich er solche Offenbarungen von dem Herrn hatte, obgleich er einen solchen Umfang von Kenntnis besaß, so sagt er dennoch: „Wer ist denn Paulus? und wer Apollos? Diener, durch welche ihr geglaubt habt; und zwar wie der Herr einem Jeglichen gegeben hat. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; — Gott aber hat das Wachstum gegeben... . So rühme sich denn niemand der Menschen; denn alles ist euer; — es sei Paulus, oder Apollos, oder Kephas u3w." (1. Kor. 3). Hätte er sich selbst vorgesetzt, so würde Christus nicht gesehen worden sein. Und dieser Grundsatz, richtig bei Gideon, richtig bei Paulus, ist richtig bei einem jeden Gläubigen, der im Glauben handelt. Ein besonderes Zeichen des Wachstums in der Gnade liegt augenscheinlich in der Verherrlichung des Namens des Herrn Jesu durch uns, ebenso in der Erniedrigung unseres eigenen Namens vor den Heiligen und vor der Welt, indem wir allen Tadel auf uns nehmen und alles Lob dem Herrn zuschreiben. „Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn." Wäre die Geschichte Gideons hier geschlossen, welch ein schönes Gemälde würde sie darstellen! Allein es ist hier nichts vollkommen; nur der Herr. Es sei der getreue Gideon, der getreue Simson, oder der getreue David. 

Am Ende des Kapitels sehen wir den Abfall nach der Wiederbelebung — einen schnellen Abfall,, und zwar durch Gideon selbst hervorgerufen. „Und Gideon sprach zu ihnen: Eine Bitte möchte ich an euch tun: gebe mir ein Jeglicher den Ohrring seiner Beute. (Denn sie hatten goldene Ohrringe; denn sie waren Ismaeliter) (V. 24). Er verlangte irgend ein Denkmal, um seinen Sieg auszuzeichnen. Diese Ohrringe waren die Beute des Triumphs, welche ihnen offenbar von dem Herrn gegeben waren. „Und sie sprachen: Wir wollen sie geben! Und sie breiteten den Mantel aus, und warfen darauf ein Jeglicher den Ohrring seiner Beute. Und das Gewicht der goldenen Ohrringe, um welche er bat, wa r tausendsiebenhundert Säckel Goldes, außer den Mondchen und Ohrgehängen und den Purpurkleidern, welche die Könige von Midian trugen, und außer den Halsbändern ihrer Kamele. Und Gideon machte daraus ein überzogenes Bild, und stellte es auf in seiner Stadt, in Ophra. Un d e s huret e gan z Israe l daselbs t ih m nach , un d 200 e s wa r de m Gideo n un d seine m Haus e zu m Fall - stricke " (V. 25—27). Man sucht etwas, wodurch man den gegenwärtigen Segen fortdauern lassen will. Dies wa r immer ein Weg zum Verderben. Welche Sicherheit aber haben wir, daß er fortdauern wird? Der Glaube antwortet: die Gegenwart des Heiligen Geistes. Wenn wir ihn durch unsere Mittel zu sichern suchen, gleich Gideon, so machen wir ein überzogenes Bild.

 Wir suchen den Segen fortdauernd zu machen, ihn den anderen zu sichern, und, in einer sehr kurzen Zeit richten wir, da wir die Kraft verloren haben, die For m und die Anhänglichkeit daran auf, anstatt an Gott, gerade wie dem von Gideon überzogenem Bilde göttliche Ehre erwiesen wurde. Was hilft uns das Aufstellen von Grundsätzen, wenn sie auch noch so biblisch sind, ohne die Kraft des Geistes? Das einzige, um dem Segen Fortdauer zu geben, ist die Gegenwart des Heiligen Geistes. Gott wirkte in dem Wege der Wiederbelebung, und Männer, deren Herz mit Liebe zu Gott und zu ihren Nächsten erfüllt war, sagten: Ich will den Segen verewigen ; und nichts als Übel ist herausgekommen. Wir können die Wahrheit Gottes durch unsere Anordnungen nicht sicher machen. Solche Anordnungen mögen aus einem Gefühl von Frömmigkeit entspringen; aber sie beweisen einen Mangel des Vertrauen s auf Gott. Es war die Kraft des Geistes, welche in Gideon wirkte; doch er war es, welcher den Weg Israels zum Wiederabfall vorbereitete. Die Wiederherstellung dauerte so lange, als die ungeteilte Kraft des Glaubens währte. „Und so ward Midian gebeugt vor den Söhnen Israels, und sie hoben nicht mehr ihr Haupt empor. Und das Land hatt e Ruh e vierzigJahre , zu r Zei t Gideons .

 Und JerubBaal, der Sohn Joas, ging hin und wohnte in seinem Hause. Gideon aber hatte siebzig Söhne, hervorgegangen aus seiner Lende; denn er hatte viele Weiber... . Und es starb Gideon, der Sohn Joas, in glücklichem Alter, und ward begraben im Grabe Joas, seines Vaters, zu Ophra, der Abi-Esriter" (V. 28—32). „Und es geschah, als Gideon gestorben, da hureten die Söhne Israels wieder den Baals nach, und machten sich Baal Berith zum Gott. Und die Söhne Israels gedachten nicht Jehovas, ihres Gottes, der sie gerettet von der Hand aller ihrer Feinde ringsum. Und sie taten keine Liebe am Hause Jerub-Baal-Gideons gemäß all dem Guten, das er getan an Israel" (V. 33—35).

 Wozu diente das Bild jetzt? Es hatte gänzlich den Zweck verfehlt, wozu es Gideon ohne Zweifel bestimmt hatte. Und haben nicht die gut gemeinten Anstrengungen der Männer Gottes, welche gesucht haben, im voraus für die Wahrheit Gottes zu sorgen, immer wieder auf demselben Wege geendigt? Das Wichtigste, worauf wir zu sehen haben, ist nicht das Beo201 bachten der Hervorhebung dieser oder jener besonderen Lehre , sondern daß die ungetrübte Gegenwart des Heiligen Geistes unter uns sei. Lasset uns nicht vergessen, daß es der Heilige Geist ist, welcher das Fleisch immer zurückhält. Wenn ich etwas aufgerichtet habe, so wird dies Etwas ein Gegenstand, welcher in Beziehung zu mir, anstatt zu dem Herrn steht. Sein Ruhm muß stets hervorragend sein. Wie schnell war das Hinschwinden der Kirche schon zur Zeit der Apostel: „Alle suchen das Ihre, nicht das, was Jesu Christi ist" (Phil. 2, 21). (Nach dem Englischen) 20