Unter der Zucht Gottes Richter, Josef Kausemann

03/19/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Unter der Zucht Gottes

Dem Buch der Richter könnte man die Überschrift geben: »Der erhobene Zeigefinger Gottes.« In erschreckender Weise zeigt es uns nicht nur den Tiefstand des von Gott erwählten Volkes, sondern auch die ernsten Wege, die Gott zu dessen innerer Gesundung benutzt. Das Volk, das er sich in Abraham erwählte, aus der Knechtschaft 'Ägyptens befreite, in der vierzigjährigen Wüstenwanderung unterwies, sollte zum Zeugnis für die umliegenden Völker im Land der Verheißung sein; es versagte in dieser Aufgabe ganz und gar. 

Es entsprach nicht der hohen Berufung: »Ihr sollt mein Eigentum sein aus allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein; und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein«, sondern ließ sich durch die Gepflogenheiten der heidnischen Völker in deren Kult- und Götzendienst hineinziehen. Gott konnte dem aber nicht untätig zusehen, denn die Verbindung mit den Heiden und deren Götzendienst wäre der Untergang des Zeugnisses gewesen. Deshalb ließ er zu, daß sein Volk von seinen Feinden bedrängt und bedrückt wurde. 

Wir lesen sogar, daß er die Feinde erweckte zum Kampf gegen Israel, um es in schwere Knechtschaft zu bringen. In solcher Not wandten sich die Israeliten dann zu ihrem Gott, und er ließ sich jedesmal erbitten und schenkte ihnen einen Richter, auch »Retter« genannt, der sie von dem Druck der Feinde befreite. Im Buch der Richter lesen wir wohl zwölfmal, daß der Herr sie in die Hand der Feinde gab, sie aber auch jedesmal durch einen Retter befreite, weil er sich ihrer erbarmte. Unter diesen Richtern befand sich auch Gideon, mit dem wir uns auf den folgenden Blättern beschäftigen wollen. Er ist der fünfte in der Reihenfolge der Retter, und sein Handeln nimmt in diesem Buch den weitesten Raum ein. Gideons Jugend fiel in die Zeit, die unter der traurigen Überschrift stand: »In jenen Tagen war kein König in Israel; ein jeder tat, was recht war in seinen Augen.„' 

Der Heilige Geist beginnt die Biographie mit der beschämenden Feststellung: »Und die Kinder Israel taten, was böse war in den Augen des Herrn; und der Herr gab sie in die Hand Midians sieben Jahre. Und die Hand Midians wurde stark über Israel. « Große Not und Ängste brachen über das Volk Gottes herein. Es versteckte sich in Höhlen und Bergfesten, denn der Feind überzog das ganze Land wie Heuschreckenschwärme. Die Erde wurde verwüstet, und die Hungersnot war groß. Welch ein trauriges, ja unnormales Bild! Gottes Volk wurde vom Feind beherrscht! Wie konnte es nur so weit kommen? Die Antwort liegt jedoch in dem Hinweis: »Der Herr gab sie in die Hand Midians.« Es war also kein Zufall, kein Schicksalsschlag, sondern der Herr mußte so handeln, weil sich sein Volk in seinem Tun und Lassen der Umwelt angeglichen hatte; es war kein Unterschied mehr zwischen Israel und den Kanaanitern. Israel hatte die Absonderung aufgegeben; die heidnische Art war eingezogen und hatte dem Volk Gottes ihr Gepräge aufgedrückt. 

Dieses Trauerspiel ist bis heute festzustellen, denn die Geschichte der christlichen Kirche trägt dieselben Merkmale: Christliche Tradition und Weltsinn gehen Hand in Hand. Streben nach Anerkennung und Macht haben den Fremdlingscharakter verdrängt. Unter der Parole: »Wir haben ja alle den einen Gott«, ist man eine Verbindung eingegangen mit allem, was sich religiös nennt. Alles hat Platz im christlichen Raum; niemand regt sich mehr auf, wenn fremden Göttern Tempel gebaut werden. Und das im Land der Reformation, wo einst unter den furchtbarsten Verfolgungen die reine Wahrheit des Evangeliums verkündet wurde! Anstatt daß die christliche Kirche die Welt mit der Botschaft Jesu Christi erfüllt und durchdringt, ist die Welt in die Kirche eingedrungen und hat ihr die Salzkraft genommen. 

Ein Gebäude ohne Inhalt, eine Weltanschauung ohne Leben und Ausstrahlung ist übriggeblieben. Längst hat sich schon der ernste Ausruf Christi als wahr erwiesen: »Ich kenne deine Werke, daß du den Namen hast, daß du lebest, und bist tot. «' Im Festhalten alter Traditionen erschöpft sich die religiöse Tätigkeit. Doch wo ist die Kraft des Geistes Gottes geblieben, ohne den es keine Lebensäußerungen geben kann? Seine Wirkungen wurden durch erdachte, fromme Übungen ersetzt. Man will das längst morsche Gebäude retten, anstatt durch die Buße zu einem rechten Neuanfang zu gelangen. Solange aber der Heilige Geist diese Erneuerung nicht bewirken kann, bleibt der »Tod im Topf«. Es geht immer weiter und schneller abwärts. Man tanzt auf allen Böden menschlicher Philosophien, Ideen und Weltanschauungen. 

Beides ist möglich und wird miteinander verkuppelt, nämlich religiöse Übungen und weltliche Freuden. Im »Auch-Christentum« lassen sich sündige Orgien gut unterbringen. Weil Gott nicht mehr durch Zucht unterweisen kann, fallen viele unter das Wort des Apostels Paulus: »Darum hat Gott sie dahingegeben in den Gelüsten ihrer Herzen, in Unreinheit, ihre Leiber untereinander zu schänden; sie, welche die Wahrheit Gottes in die Lüge verwandelt und dem Geschöpf Verehrung und Dienst dargebracht haben statt dem Schöpfer, der gepriesen sei in Ewigkeit. «I Doch Gott ist heilig und läßt auf die Dauer seine Ehre nicht in den Staub treten. Kann die Gnade ihr Werk nicht mehr durchführen, folgt das Gericht. 

Von diesem unerbittlichen Gericht schreibt der Apostel im gleichen Brief: »Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit in Ungerechtigkeit niederhalten. «6 Wer besitzt denn die Wahrheit, das teure Gotteswort, und lebt dennoch in Ungerechtigkeit? Wer ist es, dem unser Herr zurufen muß: »Ach, daß du kalt oder heiß wärest! Also, weil du lau bist und weder heiß noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.« Ist es nicht das zur Welt gewordene christliche Zeugnis? Wir sehen: Wie alle Haushaltungen Gottes, so endet auch die gegenwärtige Gnadenzeit im Gericht. Da nun das Gros der Namenchristen nicht mehr zu retten ist, wendet sich die Gnade Gottes dem einzelnen zu.

 Ihm wird das große Angebot gemacht: »Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. «8 Bei ihm, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, findet der verlorene Mensch die so notwendige Vergebung. Nicht die Zugehörigkeit zu einer christlichen Religion rettet, sondern nur der Glaube an Jesus Christus. Von Geburt her lebt ja jeder Mensch in der Ablehnung dieses Angebotes und in Auflehnung gegen den Willen Gottes. Die Bibel bezeichnet deshalb unsere natürliche Einstellung als böse von Jugend an. Es ist die geerbte Sünde, der angeerbte Naturtrieb, der sich in dieser Weise auswirkt.

Weil keine Verbindung mit Gott vorhanden ist, zeigt sich folglich das Negative in Ausschweifung und im Ausleben der natürlichen Triebe. Hier hat keiner ein Plus vor dem anderen zu verzeichnen. Alle Menschen sind ausnahmslos unter die Sünde verkauft, alle sind deshalb verloren, und alle benötigen die Rettung und Erlösung. Und diese bietet Gott in Jesus Christus, dem Heiland der Welt, umsonst an. Wer als bußfertiger, verlorener Sünder zu ihm kommt und an die Erlösung am Kreuz glaubt, empfängt Vergebung der Sünden und das ewige Leben. Wer diese Gnade Gottes aber ablehnt, bleibt unter Gottes Zorn, und auf ihn wartet das gerechte Gericht. Es gibt eben den großen Unterschied zwischen der christlichen Welt und den Kindern Gottes, die Gott durch den Glauben zu sich ziehen konnte. Tritt nun bei den Erlösten Lauheit und Weltform ein, so muß sie Gott, wie auch sein Volk Israel, durch Zucht zur Einsicht bringen. Unmöglich kann der Herr seine so teuer Erkauften in der Neigung zur Welt gehenlassen. Er versucht, durch sein Wort und den Heiligen Geist ihr Leben zu durchleuchten. Alles, was diesem untrüglichen Licht nicht standhält, muß als Sünde bekannt und ausgeräumt werden.

Das Bekenntnis und der Bruch mit der Sünde führt in die erneute, beglückende Gemeinschaft mit dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus. Läßt sich das Kind Gottes aber nicht durch Gottes Geist überführen und zurechtbringen, dann muß es der Vater züchtigen. Das ist keine Strafe - diese hat der Herr für es getragen -‚ sondern Erziehung durch Gottes Rute. »Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er: er schlägt aber jeden Sohn, den er aufnimmt. »" Zucht heißt ziehen, näher ziehen, fest an das Herz des Vaters! Das eigene Leben unter diesem Gesichtspunkt ständig zu überprüfen, ist sehr gesegnet. Es geht ja bei uns allen um die praktische Heiligung. Wir stehen mitten in der Welt, und ihre Gepflogenheit färbt sehr schnell ab. Wer sich nur ein wenig dafür öffnet, gelangt, oft unbemerkt, in ihren Bannkreis. Schnell gerät man dann unter das beschämende Urteil: »Es ist böse in den Augen des Herrn!« Weil die Sünde immer wieder ihren verlockenden Giftbecher darreicht und es mit ihrer Bezauberung versucht, weil die Welt mit ihrem Widerspruch uns auf allen Wegen begegnet, und weil die Sorgen des Lebens, die Bürden und Lasten im Alltag so schwer drücken, benötigen wir ständig die rechte Blickrichtung. Deshalb mahnt uns die Bibel zur Vorsicht, zum Wachen und zur Nüchternheit. Nur in der Geborgenheit bei dem Herrn Jesus haben wir Sieg. In seiner heiligen Nähe kann uns die Sünde nicht zu Fall bringen. 

Hier sind wir vor dem Einfluß der Welt sicher, der auf jedem Gebiet bei uns einzudringen versucht. Denn: » Wodurch hält ein Jüngling seinen Pfad rein? Indem er sich bewahrt nach deinem Wort.«'° Im moralischen Bereich leistet sich der Mensch ja Unglaubliches. Alle göttlichen Verordnungen werden abgelehnt oder gar auf den Kopf gestellt. Auf jedem Gebiet meint er nach seinem Gutdünken handeln zu dürfen. Ob es sich nun um Ehe, Nachwuchs oder Kinder- und Jugenderziehung handelt, in allem hat der Mensch seine eigenen Vorstellungen. Seine Ansicht über Ehescheidung, Abtreibung und Jugendschutz glaubt er über die Schöpferordnung Gottes stellen zu müssen. Die in seinen Augen veralteten biblischen Vorschriften weiß er in seinem Hochmut durch angeblich klügere, bessere und gerechtere zu ersetzen. Hier nun sind die Kinder Gottes gefordert! Sie müssen gegen den Strom schwimmen. Für sie ist das Wort Gottes in allem maßgebend, und im Befolgen dieser Richtlinien können sie ihren Gehorsam unter Beweis stellen. Sie sträuben sich, zu tun, »was böse ist in den Augen des Herrn«; sie beten: »Leite mich auf dem Pfad deiner Gebote! Denn ich habe Gefallen daran. Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen und nicht zum Gewinn!«" Jedes innere Nachlassen in der geistlichen Energie wird im äußeren Verhalten schnell sichtbar. Jung und alt sollte sich deshalb vom Lichte Gottes durchleuchten lassen. Was wir selbst nicht verurteilen, muß Gott durch oft schwere Wege in Ordnung bringen; Trübsale, Tränen, Krankheit, Not und selbst der Tod sind Mittel dazu. Er setzt sie ein, um uns von allem weltlichen Wesen zu befreien, damit die praktische Heiligung Fortschritte macht. Durch Zucht werden wir unterwiesen, und durch die Schule der Demütigungen weiß Gott schon sein Ziel zu erreichen. Paulus mußte zu seiner Zeit die Korinther, die mit ungerichteten Sünden zum Tisch des Herrn gingen, darauf aufmerksam machen. Er schrieb ihnen: »Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein gut Teil sind entschlafen. 

Wenn wir uns aber selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber vom Herrn gerichtet werden, so werden wir gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden. «12  Auf solches Schreien antwortet Gott immer. Ist der Mensch mit seinem Können am Ende, sieht er seine Kraft- und Hilflosigkeit ein und wendet sich zu dem, der allein seine traurige Lage ändern kann, dann kommt die Hilfe. Ein Prophet hatte die wunderbare Aufgabe, die Israeliten an die Zeit zu erinnern, als Gott sich ihrer erbarmt und sie aus dem Land der Knechtschaft befreit hatte. Alles ließ er an ihrem geistigen Auge vorüberziehen: die wunderbare Erlösung aus der Macht Pharaos, die Führung und Bewahrung Gottes auf dem Weg durch die Wüste, die Vertreibung der Feinde und die Besitzergreifung des Landes, das von Milch und Honig floß. Doch mußte er ihnen vorhalten, daß sie all dieses vergessen, die Treue Gottes mit Undank belohnt und im schnöden Götzendienst geendet hatten. 

Klagend heißt es: »Aber ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht.«„ In unserer Geschichte lesen wir über Israel, daß der Druck des Feindes sehr schwer auf ihnen lastete. Ihre Felder wurden verwüstet, sie hungerten und verarmten. Säen und Ernten konnte nicht mehr ungehindert geschehen; die Felder trugen keine Frucht mehr. Gott war also nicht schuld an ihrer Not, sondern sie hatten sie sich selbst zuzuschreiben. Doch auf ihr Schreien kam die Erhörung; Gott griff ein. Er hatte schon längst vorgesorgt, sein Plan war fertig, und das Werkzeug zu ihrer Errettung war schon von ihm gefunden.

Die Zucht hatte ihr Ziel, die Buße, erreicht; deshalb zerbrach die Zuchtrute. Gottes Ziel ist immer die Zurechtbringung. Diese Erkenntnis macht manche Leidensschule verständlich und bringt Klarheit in die seltsamen Führungen dessen, der stets das Beste für seine Kinder im Auge hat. In diesem Bild wird uns die geistliche Verarmung vorgestellt. Das Wort Gottes ist Geist und Leben! Hat in unseren Tagen der Feind fruchtbare Felder verwüsten können? Leider, leider ist dies geschehen! Das Wort Gottes, die Bibel, hat man auf menschliche Ebene herabgezogen; Inspiration, vom Geiste Gottes eingegebenes Wort, lehnt man ab und glaubt, sich ungestraft über göttliche Vorschriften hinwegsetzen zu können. Bei manchen ist das Wort nicht mehr gefragt, sondern es geht um den Ohrenschmaus einer ausgefeilten hochtrabenden Predigt. 

Wenn auch das Herz leer bleibt, ist man doch befriedigt im Rausch der Gefühle und in dem Gedanken, Gott einen Gefallen getan zu haben. Wo sind wir hingekommen? Paulus hat hier die rechte Einstellung nach den Worten: »Denn ich werde nicht wagen, etwas von dem zu reden, was Christus nicht durch mich gewirkt hat zum Gehorsam der Nationen durch Wort und Werk.«'3 Die Selbstherrlichkeit des Menschen kommt einer Verhöhnung Gottes gleich. Sobald sich das Geschöpf ins Rampenlicht stellt, die eigene Ehre im Dienst sucht, wird die Wirkung des Heiligen Geistes aufgehoben, und die Zuhörer empfangen Steine statt Brot. Der Feind verwüstet die Felder, die Saat des Evangeliums kann nicht aufgehen, und Ernten ist nicht mehr möglich. Hier helfen auch alle menschlichen Heilmittel nicht. Mit Gott ausgesöhnt wird ein Mensch nur durch Gottes Geist und Wort. Die Midianiter, die als Feinde des Volkes Gottes auftraten, waren Verwandte Israels. 

Sie stammten aus der zweiten Ehe Abrahams mit Ketura. Ihr Haß auf Israel war so groß, daß, wenn es möglich gewesen wäre, sie es ausgerottet hätten. Doch Gott hatte ihrem Wirken Grenzen gesetzt. Nach Erfüllung ihrer Aufgabe als Zuchtrute mußten sie abtreten; ja, in unserem Fall kamen sie sogar, wie wir noch sehen werden, selbst unter das Zorngericht Gottes. Unser Text ist deshalb sehr aktuell. Denn wie damals, so ist auch heute der geistliche Niedergang gut zu sehen. Die Zeichen der Endzeit werden deutlich. Wer die geistliche Dürre und Kraftlosigkeit, die innere Verarmung erkennt, hat schon viel gewonnen; bei dem ist noch nicht alles verloren. Es gibt nämlich einen Ausweg aus dieser verhängnisvollen Situation. Wir erkennen in diesem Halbbruder, dem Feind des damaligen Zeugnisses Gottes, eine Gefahr, die dauernd besteht. Alles Halbe und Laue, alles, was sich am Rand bewegt, die Mitläufer, die sich in einer gewissen christlichen Form neben dem Volk Gottes bewegen, wollen ein Hindernis sein für echte Wettläufer und Kämpfer im Reich Gottes. Ihr Bemühen ist es, Gefahren zu verharmlosen und Kompromisse vorzuschlagen. Gelingt das nicht, versucht man, die Streiter zu ermüden oder sie mutlos und verzagt zu machen. Wir lesen: » Und die Kinder Israel schrieen zum Herrn. Und es geschah, als die Kinder Israel wegen Midian zum Herrn schrieen, da sandte der Herr einen Propheten zu den Kindern Israel. «

Man bedrängt sie z. B. mit neueren, höheren Erkenntnissen der modernen Theologie, und wenn sie ein wenig nachgeben, wird die geistliche Energie gelähmt. So arbeitet der Gegenspieler! Einmal versucht er es als Engel des Lichts, dann wieder als brüllender Löwe. Alles Halbe und Laue, das unserer alten Natur anhaftet, muß ständig im Aufblick zum Sieger überwunden werden. Unser Feldherr geht voran, und nur in der Kraft des Auferstandenen bestehen wir den Kampf siegreich. Dadurch wird auch die so gefährliche, geistliche Hungersnot vermieden. Nur die, welche aus der Fülle und dem Reichtum des Wortes Gottes leben, sind vor den modernen Bibelkritikern, die wie die Heuschrecken das Land überziehen und sein Gewächs vertilgen, gefeit und gesichert. Kommt dazu noch das anhaltende Gebet, dann ist der Kreis geschlossen. Die Seele ruht in der Gnade und im kindlichen Vertrauen. Gott hört ja ständig das Rufen seiner Kinder. Muß er einmal die Hand schwer auf sie legen, dann nur, um sie zur Einsicht und zu tieferer Gemeinschaft zu führen. Dadurch erhalten sie inneren Gewinn, denn sie machen die Erfahrung des Volkes Gottes, wovon der Prophet sagt: »Herr, in der Bedrängnis haben sie dich gesucht; als deine Züchtigung sie traf, flehten sie mit flüsterndem Gebet. «16 Der Psalmist ermuntert mit der Zusicherung Gottes: » Weil er an mir hängt, will ich ihn erretten.

 Ich will ihn schützen, weil er meinen Namen kennt. Er ruft mich, und ich antworte ihm. Ich bin bei ihm in der Not. Ich befreie ihn und bringe ihn zu Ehren. Ich sättige ihn mit langem Leben und lasse ihn mein Heil schauen.«` Gottes Vaterherz wird besonders bewegt, wenn seine Kinder in der geistlichen Übung bleiben und immer wieder die sündige Natur überwinden, wie Undank, Weltförmigkeit und Gleichgültigkeit, die sich für die Nachfolge verhängnisvoll auswirken. Darum übt sich das Kind Gottes im ständigen Ab- und Hinwenden: Abwenden von allem, was den Herrn und sein Werk nicht meint, und Hinwenden zur Kraftquelle und ihren Segnungen. Das Bekennen der Sünden zieht Vergebung, Wiederherstellung und Vertiefung in der Gnade nach sich, damit dann auch den tiefen Herzensfrieden und die Freude im Heiligen Geist. Von Herzen plagt der Herr nie die Menschenkinder, geschweige denn seine so teuer Erkauften. Es ist ihm schwer genug, die Geliebten in Zucht nehmen zu müssen. Wir lesen: »In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt, und der Engel seines Angesichts hat sie gerettet.«" Das heißt: Wie ein Vater bei der Züchtigung seines Kindes selbst großen Schmerz empfindet, aber zu dessen Nutzen und Hilfe eingreifen muß, so auch unser Vater im Himmel. Nur Gedanken der Liebe und des Friedens bewegen ihn zu seinem Tun. Er kann bei den Seinen nicht dulden, »was böse ist in seinen Augen«. Er mahnt: »Wer seine Ubertretun-gen verbirgt, wird kein Gelingen haben: wer sie aber bekennt und läßt, wird Barmherzigkeit erlangen.«" Der Druck der »Hand Midians« bleibt so lange, bis die Erkenntnis des Bösen zur Buße und Umkehr führt.

 Alles ist zu unserer Belehrung geschrieben. Ohne jegliche Beschönigung zeigt die Geschichte Israels, wohin der Weg führt, wenn Gottes Wort mißachtet oder nur mit halbem Herzen befolgt wird. Das Volk Israel war zur Besitzergreifung des Landes Kanaan aus Ägypten gerufen worden. Das Sündenmaß der Kanaaniter war so groß, daß Gott befahl, sie auszurotten. Doch das erforderte Kampf. Solange sich die Kanaaniter mit Waffengewalt widersetzten, waren die Fronten klar. Auge in Auge stand man sich gegenüber. Ein Ausruhen der Israeliten wäre vom Feind sogleich ausgenutzt worden, um über sie herzufallen. Leider wurde der Befehl Gottes nur zum Teil vollstreckt. Alle Warnungen Gottes wurden in den Wind geschlagen. Es wurden Kompromisse eingegangen, weil man des Kampfes müde war und Ruhe und Genuß suchte. Anstatt das Gericht Gottes auszuführen, ließen sie die Völker am Leben und verbanden sich mit ihnen. Die Mädchen der heidnischen Völker wurden von den Männern Israels zu Frauen genommen und die Mädchen Israels den heidnischen Männern gegeben. Da konnte es nicht ausbleiben, daß der furchtbare Götzendienst in das Volk Gottes eindrang. Und wie hatte Gott vor diesem Schritt gewarnt! ihr aber, ihr sollt keinen Bund mit den Bewohnern dieses Landes machen, ihre Altäre sollt ihr niederreißen.„" Die Mißachtung dieses Befehls führte zu der schweren Zucht. Gott mußte ihnen das Wort zurufen: »Aber ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht.  Was habt ihr da getan! So habe ich auch gesagt: Ich werde sie nicht vor euch austreiben; und sie werden zu euren Seiten sein, und ihre Götter werden euch  zum Fallstrick werden. «2'

Gideon, der furchtsame »tapfere Held«, der zwar zeichenfordernde, aber gehorsame Knecht des HERRN, der Glaubenszeuge, aber nicht vollkommene Retter seines Volkes aus der Bedrückung durch die heidnischen Midianiter:

- Reinigung und Heiligung - erste Sichtung - erneute Probe zur Stärkung des Glaubens - Gideons Abrechnung mit den Halben und Lauen - tragisceh Bitte mit bitteren Folgen - Gideons Tod - unter der Zucht Gottes

Er ist sowohl Ansporn zur Nachahmung als auch warnendes Beispiel für den persönlichen Glaubensweg. Die damalige Verhaltensweise der Israeliten und der Heiden bieten Anschauungsmaterial für die Christen von heute: für die echten und unechten. 

ISBN: 3921292298, Format: 20,5 x 13,5 cm, 
Seiten: 77, Gewicht: 150 g, 
Verlag: CV Dillenburg, 1982, 
Einband: Paperback,