33.) Zephanja Tag des Herrn 7.Jahrh.v.Chr.

12/22/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Sehr häufig berühren sich in den Propheten Herrlichkeit und Gericht. Es geht einerseits um die Sünden, die das Gericht hervorrufen, und andererseits um die Cha­rakterzüge der darauffolgenden Herrlichkeit.

Doch diese Dinge, die das Gericht über die Ungerechtigkeit und die nachfolgende Herrlichkeit, haben sich in der Geschichte ständig wiederholt und wiederholen sich immer wieder in den Prophezeiungen der Schrift.

Die Tage Noahs waren solche Tage ‑ Tage, an denen das Gericht der Flut die Erde reinigte und dem Menschengeschlecht ein neuer und herrlicher Morgen beschieden war. Dem Gericht über Ägypten folgte die Befreiung der Israeliten, ihr Triumphgesang, die Gegenwart der Herrlichkeit Gottes in ihrer Mitte und ihre weitere Reise ins verheißene Land. Ebenso mußten die Israeliten erst das Gericht an den Kanaanitern und Amoritern vollstrecken, bevor sie ihr Erbe in Besitz nehmen konnten.

Die Tage Nebukadnezars waren ähnliche Tage des Gerichts. Der Geist der Prophetie verweilt lange dabei. Nicht nur die früheren Propheten wie Jesaja und Micha sehen diese Dinge voraus, sondern auch die in den Tagen Nebukadnezars le­benden Propheten Jeremia, Hesekiel, Daniel, Habakuk und Zephanja zeugen sehr ausführlich davon.

Und jene Zeit, die Zeit des Einfalls der Chaldäer und ihres Triumphs, war wirklich eine besondere Krise. Die Sünde des Königreiches Juda hatte ihr Vollmaß erreicht, wie die der Amoriter in den Tagen Josuas. Doch ist es in der Tat traurig, daß die Dinge diese Wendung nahmen, nämlich daß die Sünde der Juden voll war und die Heiden herbeigerufen wurden, das Gericht auszuführen, so wie einst die Sünde dieser heidnischen Völker voll war und der Jude, der Mann Gottes, berufen war, das Gericht an ihnen zu vollziehen.

Doch der Chaldäer war nicht nur eine wirkliche, historische Person, sondern auch eine vorbildliche, geheimnisvolle Per­son. Er tritt in den Propheten hervor als einer, der auf kom­mende, abschließende Gerichte hindeutet. Sein Schwert suchte nicht nur Juda und Jerusalem heim, sondern auch die umliegenden Völker. 

In seinen Tagen erhob sich der Gott der ganzen Erde, und die Weit mußte stillschweigen. Es war ein Gericht im Kleinen oder sozusagen der Auftakt eines Ge­richts an allen Nationen. Es war "der Tag Jehovas" dem Geiste oder dem Grundsatz nach. Das Schwert war für das Gemetzel blank geputzt. Die Herrschaft wich von der "Toch­ter Jerusalem", weil das Haus Davids sich verderbt hatte, und der Chaldäer nahm, entsprechend dem Willen Gottes, sozusagen Israel den Thron fort.

Doch das Gericht ist niemals das Ende der Szene. Wie ge­sagt, Herrlichkeit und Gericht berühren sich in den Wegen Gottes. Das Gericht reinigt das Gefäß, und dann wird es von Herrlichkeit erfüllt. Das Gericht nimmt weg, was der Gegen­wart des Herrn im Wege steht, und dann wird das Königtum errichtet und entfaltet, wie uns Zephanja, zusammen mit al­len Propheten, sehen läßt. 

Die Offenbarung ist hiervon das letzte große Zeugnis. Auch dort wieder bereitet das Gericht den Weg für die Herrlichkeit; und zwar e n d g ü l t i g  und für immer wird alles, was Ärgernisse schafft und Unge­rechtigkeit ausübt, werden die großen verderbten, abtrün­nigen Mächte alle vom Gericht erfaßt und verschlungen, da­mit der Tag des Tausendjährigen Reiches in Glanz und Herr­lichkeit anbrechen kann.

Es ist Gericht, immer wieder Gericht, in beständiger Aufein­anderfolge, weil kein Verwalter Gottes treu gewesen ist oder sich bewährt hat. Adam, der Jude, der Heide, der Leuch­ter, alle sind in ihren Tagen Dem untreu geworden, der sie eingesetzt hat; und "Gott steht in der Versammlung Gottes, inmitten der Götter richtet er" (Ps 82, 1). Das Paradies ging durch Adam verloren, das Land ihrer Väter durch ihre Kin­der oder Kanaan durch Israel; die Nationen waren ebenso untreu, und die Macht ging von dem Haupt aus Gold über zu der Brust und den Armen aus Silber, danach zu dem Bauch und den Lenden aus Erz und dann zu den Beinen aus Eisen und den Füßen aus Eisen und Ton. Niemand gab Gott das zurück, was er von Ihm empfangen hatte. 

Die Verwalter mußten abtreten, einer nach dem anderen, und ihre Ver­waltung wurde von ihnen genommen, statt daß sie sie zu­rückgegeben oder Rechenschaft darüber abgelegt hätten. So war es immer, und so ist es immer noch, es gibt keine Ausnahme, bis wir auf den Herrn Jesus hinblicken. Er wird für jede Aufgabe, die Ihm übertragen war, Rechenschaft ab­legen, denn alles, was Ihm anvertraut wird, wird Er zur rech­ten Zeit zurückgeben, es wird Ihm nicht genom­men . Der eine Satz in 1. Korinther 15 spricht Bände über die Herrlichkeit Christi: " . . dann das Ende, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt . . . " 

Es zeichnet Ihn aus angesichts der ganzen Weit und im Gegensatz zu allen Generationen der Menschen, vom allerersten Anfang bis hin zum letzten Ende. Jede Verwaltung, die anderen anvertraut war, wird weggenommen wegen der Untreue, mit der sie mißbraucht worden war. Doch Er gibt Seine Verwaltung zu­rück, denn Er hat alle Absichten Dessen erfüllt, der sie Ihm anvertraut hat. In Christus, und in Ihm allein, sind alle Ver­heißungen Gottes Ja und Amen. Wenn Er das Königtum übernimmt, wird Er es am Ende, im rechten Augenblick, "übergeben". Herrliche Worte! 

Wir sehen, wie das Königtum von Saul genommen wird und von dem Hause Davids. Nach­dem es dann den Nationen übergeben worden ist, wird es ihnen in der gleichen Weise genommen. Das wiederholt sich immer wieder in einer Reihe von Gerichten und Umstürzen bis Derjenige kommt, der ein Recht darauf hat. Dann wird zum erstenmal Rechenschaft abgelegt und ein Königtum zurückgegeben.

In diesen Tagen des Chaldäers, die wir jetzt zusammen mit Zephanja betrachten, wird über alles gleichsam das Urteil gesprochen. So wie in den Tagen der Offenbarung vor dem großen weißen Thron alles persönlich und indivi­duell gerichtet wird, so wird hier angesichts des Schwer­tes Nebukadnezars alles n a t i o n a l gerichtet. 

Da ist Juda, da ist Jerusalem, da sind die umliegenden Völker: Edom, die Philister, die Ammoniter, die Äthiopier und die Assyrer. Nor­den, Süden, Osten und Westen, alle kommen an die Reihe bei dieser allgemeinen und vollständigen Entlarvung, und zwar in den kleinsten Einzelheiten; der Oberrest Baals, der Name der Götzenpriester samt den Priestern, die Götzendie­ner, alle, die bei Jehova schwören und bei ihrem König (Mal­kam), die Treulosen und die Gleichgültigen und alle, die sich mit fremder Kleidung bekleiden, alle werden einzeln ge­straft. 

Die "Leuchten" Jehovas machen die ausfindig, die auf ihren Hefen liegen und über die Furcht vor dem Gericht spot­ten (1, 12). Niemand entkommt. Alles ist "bloß und aufge­deckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben" (Hebr 4, 13). Der Richter der ganzen Erde übt Gerechtigkeit (l. Mose 18, 25); wer viele Schläge verdient hat, empfängt sie, während andere mit wenigen geschlagen werden, denn Gott sieht die Person nicht an. Er vergilt einem jeden nach seinen Taten (Lk 12, 47. 48).

Doch "der Überrest nach Wahl der Gnade" wird, wie überall, auch in Zephanja gefunden und anerkannt. "Die Sanftmüti­gen des Landes" werden sie genannt; und sie werden aufge­fordert, auf Jehova zu harren, in der Hoffnung, am Tag des Zornes Jehovas geborgen zu werden (Kap. 2, 3; 3, 8).

Und dann hält, wie bereits gesagt, nach dem Gericht die Herrlichkeit ihren Einzug. Einige Grundzüge des Tausend­jährigen Segens werden uns vorgestellt. Wir hören, daß die Nationen des Königreiches, "des zukünftigen Zeitalters", mit einem Munde oder einer Sprache Jehova, den Gott Israels, anbeten werden. 

Die Verwirrung Babels wird ein Ende haben; Ein Beispiel davon wurde bereits am Pfingsttag in Apostelgeschichte 2 gegeben. Die fernen Teile der Erde, die jenseits der Ströme Äthiopiens liegen, werden teilnah­men an der allgemeinen Anerkennung des Heiland‑Gottes Israels. Israel wird gereinigt sein, gerettet von aller Furcht vor dem Bösen und von ganzem Herzen glücklich, weil Je­hova, ihr Gott, in ihrer Mitte ist.

Das sind die Tage des Königreiches. Die Gerichte haben die Erde gereinigt, der Oberrest ist durch die Gerichte hindurch gebracht worden, die Erde zeugt von der Errettung Gottes, und der Name Jehovas findet in der Freude und dem Dienst Seines wiederhergestellten Volkes seine Anerkennung.

Die Trauernden Zions haben nun ihren verzagten Geist ge­gen ein Ruhmesgewand eingetauscht (Jes 61, 3). Die Weh­klagen Jeremias hört man nicht mehr, denn die gefangene Tochter Zion ist heimgebracht worden, und alle Bande, mit denen sie gefesselt war, sind zerbrochen. Und sie, die als Gefangene weggeführt war, von der geschrieben stand: "Das ist Zion, nach der niemand fragt" (Jer 30, 17), wird zum Ruhm und zum Preis unter allen Völkern der Erde.

Diese Dinge finden wir im 3. Kapitel Zephanjas, Dinge, die das gemeinsame Thema aller Propheten sind. Sie sehen das Königtum des Herrn voraus, das auf den Tag des Herrn folgt.

Die Herrlichkeit tritt hier jedoch in einem sehr anziehen Charakter hervor. Die Harfe Zephanjas hat einen Ton besonderer Lieblichkeit. Das persönliche Wohlgefallen Jehovas an Seinem Volk wird uns mit Worten vorgestellt, die an Worte der Liebe in dem Hohenlied Salomos anklingen. Jehova, dein Gott", wird zu Zion gesagt, "freut sich über mit Wonne, er schweigt in seiner Liebe, frohlockt über 285 mit Jubel" (3,17).

Das ist die Freude des Bräutigams an der Braut, wie Jesaja sie bereits lange vor Zephanja vorhergesagt hatte (siehe Jes 62, 5). Es ist gleichsam so, als nähme der Herr den Platz ein, an den Ihn das begeisterte Lied des Königs von Israel stellt, wenn Er sagt: "Wie schön bist du, und wie lieblich bist du, o Liebe, unter den Wonnen!" (Hohel 7,6).

Es ist die persönliche Freude des Herrn an Sei­nem Volk, die Zephanja vorausschaut ‑ ihr schönstes und köstlichstes Teil. Das erinnert uns an den kurzen Satz in 1. Thessalonicher 4: "und also werden wir allezeit bei dem Herrn sein. "Das ist alles, was von uns gesagt wird, nachdem die Entrückung stattgefunden hat. Die Herrlichkeiten hätten einzeln beschrieben werden können und die mannigfache Freude des Himmels über die Versammlung; doch es wird nur dieses gesagt, "und also werden wir allezeit bei dem Herrn sein." Eine solche Mitteilung hat den persöhnlichen Charakter, ähnlich der Stelle in Zephanja. 

Doch wenn wir Zuneigungen für Ihn haben, können wir sagen, daß diese Innigkeit der persönlichen Beziehung die höchste und beste von allen Segnungen ist, die uns zuteil geworden sind. Ich möchte noch etwas hinzufügen. In Offenbarung 19 wer­den uns zwei Gastmähler vorgestellt ‑ das Mahl des Lam­mes und das große Mahl Gottes. Das Mahl des Lammes ist eine Szene der Freude im Himmel: Glückselig, die geladen sind. 

Es ist ein Hochzeitsmahl. Das große Mahl Gottes ist das Ergebnis des schweren und schrecklichen Gerichts, das die Geschichte der Erde, wie sie nun ist, abschließt. Es ist das Gericht über die gegenwärtige, abtrünnige Weit. Dann wer­den die Leichname der verbündeten Feinde des Herrn den Vögeln des Himmels zur Speise dienen.

Hesekiel erwähnt das letzte dieser beiden Mahle und be­schreibt es ebenso ausführlich wie Johannes in der Offen­barung. Zephanja streift es nur kurz, wenn er das Han­deln des Herrn am Tage Seines Zorns beschreibt (Hes 39; Zeph 1, 7).

"Denn nahe ist der Tag Jehovas, .. sagt Zephanja, "denn Je­hova hat ein Schlachtopfer bereitet, er hat seine Geladenen geheiligt." Er beschäftigt sich nicht weiter mit dieser Szene, wie Hesekiel und Johannes es wohl tun. Er sagt uns nicht, worin das Schlachtopfer oder das Fest besteht, und auch nicht, wer die Gäste sind. 

Denn dafür gibt es andere Stim­men und Untertöne in der vollkommenen Harmonie der Schrift. Bestimmten Wahrheiten und Geheimnissen wird hier und da ein breiter Raum gegeben, während zu anderen Zei­ten dieselben Wahrheiten vorausgesetzt oder wie im Vor­übergehen nur flüchtig erwähnt werden. In alledem sehen wir eine wohltuende, ungekünstelte Harmonie, die in allen Teilen der Bibel lebt. 

Sie zeugt von der einen Hand, die all diese Akkorde auf der wunderbaren Harfe anschlägt, der gegenwärtigen "Harfe Gottes", die so lange erklingt, bis andere Harfen von derselben Hand bereitet sind, um die Herrlichkeiten Seines eigenen Namens und die Frucht Sei­nes eigenen Werkes für immer zu preisen (Offb 15, 2).