3. Das Evangelium Gottes, (3) als gepredigt durch die Apostel 1868 BdH

05/05/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Welch einen Lichtstrahl wirft diese Wahrheit auf das Werk Christi!

Nicht nur suchen die Liebe und Gnade Gottes die Rettung des Sünders, sondern auch Seine Heiligkeit und Gerechtigkeit kraft des Werkes Christi. Herr­liche Wahrheit! Aber hier, bemerken wir es wohl, sind wir nicht aufgefordert, um die Vergebung unserer Sünden zu bitten, sondern die Sünden zu bekennen; und Er, weil Er treu und gerecht ist, gewährt uns die Liebe und die Herrlichkeit, die Christo angehört. Das Opfer Christi ist der einzige Grund der Segnung des Gläubigen. Gott hat Seinen Sohn verherrlicht und Ihn zu Seiner Rechten erhöht, weil Er gehorsam war bis zum Tode am Kreuz; und um Christi willen werden alle, die an Ihn glauben, zu dieser Herrlichkeit erhoben werden.

Welch einen Lichtstrahl wirft diese erhabene Wahrheit auf das Werk Christi! Welche Herrlichkeit entfaltet sie! — eine Herr­lichkeit, die dem auferstandenen Christus und allen mit Ihm Vereinigten angehört. Gott ist verherrlicht, Christus ist erhöht und Seine Freunde sind bei Ihm und gleich Ihm, wo Er ist. Welche vollkommene Segnung! — welche vollkommene Glück­seligkeit! Wer wollte nicht den Namen Jesu lieben und an­beten? Das Herz ist mit einem Frieden erfüllt, der alle Ver­nunft übersteigt. 

Aus vielen Stellen des Neuen und auch des Alten Testaments strahlt diese kostbare Wahrheit hervor. Als Beispiele wählen wir folgende Stellen: „Aus ihm aber seid ihr in Christo Jesu, der uns geworden ist Weisheit von Gott, und Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung" (1. Kor 1. 50). „Denn er hat den, der Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde gemacht, auf daß wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm" (2. Kor 5, 21). „Christus ist des Gesetzes Ende, jedem Glau­benden zur Gerechtigkeit" (Röm 10, 4). „Gottes Gerechtigkeit aber durch Glauben an Jesum Christum gegen alle und auf alle, die da glauben; denn es ist kein Unterschied" (Röm 3, 22).

Ja, wahrlich, das ist ein herrliches Evangelium, eine gute Bot­schaft der Herrlichkeit und der Gerechtigkeit Gottes. Welch ein Vorrecht, von Gott berufen zu sein, es zu verkündigen! Darin lässig zu sein, hieße Scherz zu treiben mit dem Elend des Sünders und ist eine Geringschätzung der Gnade und der

Wahrheit Gottes. Aber ach, wie viele Prediger des Evangeliums folgen der Neigung, an sich selbst zu denken, indem sie durch schönklingende Worte die Zuhörer zu fesseln trachten, aber Herz und Gewissen des am schlüpfrigen Rand der Hölle stehen­den Sünders nicht erreichen. Dieser, unwissend über den Weg zur Rettung, geht fort, wie er gekommen ist, weil er kein Wort über seinen wahren Zustand vernommen hat. Wie groß ist daher die Verantwortlichkeit eines Predigers des Evangeliums! Wer kann die Resultate einer Stunde berechnen, in der das Evangelium verkündigt wurde! Was aber sind schön klingende Worte, wenn das Gewissen nicht erreicht wird! Ein einfaches Zeugnis kann oft die größten Wunder tun. 

Zur Erläuterung dieser Behauptung wollen wir einen Vorfall mitteilen, der vor einiger Zeit ein nicht geringes Aufsehen erregte. Ein wüst lebender Handwerker wurde plötzlich krank und mußte seine Arbeit einstellen. Seine Krankheit steigerte sich zusehends; in kurzer Zeit war er fast zu einem Gerippe ab­gemagert. Hoffnung auf Genesung war nicht mehr. Der Herr aber segnete an seiner Seele die wiederholten Besuche christ­licher Freunde. Er fand Frieden im Blute Jesu; und eine nie gefühlte Freude füllte sein Herz. 

Kurz vor seinem Tode hatte er ein heißes Verlangen, noch einmal seine Mitgesellen zu sprechen, mit denen er gemeinschaftlich ein Leben in der Sünde geführt hatte. Augenscheinlich würde er diesen Tag nicht über­leben, und da er sehr schwach war, suchten seine Freunde ihn von diesen Gedanken abzubringen. Aber nein, es war, als ob er nicht in Frieden sterben konnte, bevor sein Wunsch erfüllt war. Man sandte daher nach seiner früheren Werkstätte, und mehrere der jungen Leute erschienen. 

Aber welch eine Szene! Der Sterbende hatte sich ein wenig in seinem Bette aufrichten lassen, seine bleichen Wangen, seine eingesunkenen Augen, sein keuchender Atem, das alles machte die alten Bekannten stutzig. Sie hefteten ihre Blicke auf die entstellte Gestalt des Sterbenden, der mit einer starken Betonung rief: „Heinrich! Ich gehe in den Himmel — aber — wenn Du mir im Himmel be­gegnen willst, dann mußt Du an Jesum glauben. Jesus starb für uns. Wir müssen an Ihn glauben". — Erschöpft schwieg er dann; aber nach kurzer Ruhe wandte er sich an die anderen und beschwor sie mit heiligem Ernst, ihre sündigen Wege zu verlassen und sich zu Jesu zu wenden. Dann sank er in sein Kissen zurück, warf noch einen Blick voll Angst auf die un­glücklichen Gefährten und winkte, daß sie sich entfernen möchten. Nach wenigen Augenblicken starb er in großem Frieden. Welch ein einfaches Zeugnis! Aber welche Verant­wortlichkeit ruht jetzt auf den Zuhörern! Möge sich der Herr ihrer erbarmen!