Die
beiden Wege
Bibelstelle:
Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 9ff
Hienieden sind alle Menschen Wanderer und eilen zur Ewigkeit. Du bist mit dabei, lieber Leser, und magst wohl. bald Dein Ziel erreicht haben. Aber zwei Wege sind's, die zum Ziele führen; der eine ist breit, der andere schmal; der eine führt zur ewigen Verdammnis, der andere zur ewigen Seligkeit. Das ist Dir bekannt; aber weißt Du auch gewiss, auf welchem Wege Du Dich befindest? Der Ausgang ist ernst und wohl wert sich umzusehen.
— Der große Haufe wandelt auf dem breiten Wege; auf ihm sieht man Ehrbare und Lasterhafte, Vornehme und Geringe, Gelehrte und Ungelehrte, Alte und Junge und oft geht`s gar lustig zu. Auf dem schmalen Wege zieht ernst ein geringes und verachtetes Häuflein und freut sich in seinem Gott. Mit welchen pilgerst Du? Auf dem breiten Wege ruht die Sünde in den mannigfachsten Reizungen und Versuchungen; da ist Fleischeslust, Augenlust und hoffärtiges Leben; da fragt man nur nach den Freuden dieser Welt; da tut man den Willen des Fleisches und der Vernunft; da liebt man das Sichtbare und erfüllt sein Herz mit den Sorgen dieses Lebens.
Die auf dem schmalen Wege haben die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt; da hat man Abschied genommen vom Dienst der Sünde und der Welt; man ist erlöst, versöhnt und errettet und lebt Gott in Christo Jesu; da hält man sich am Unsichtbaren, harrt auf Gott, der da allein sorgt und das Herz ist erfüllt mit Glaube, Liebe und Hoffnung. Wer auf dem breiten Wege wandelt, liebt nur sich und die Kreatur; verlässt sich auf seine Werke: verehrt Gott mit den Lippen und hofft, die Gerechtigkeit Gottes würde es am Ende doch so genau nicht nehmen. Wer auf dem schmalen Wege einhergeht, hat sich erkannt als einen Gottlosen; gründet allein sein Heil auf die Gerechtigkeit Christi; verehrt Gott mit Wort und Wandel und der Heilige Geist bezeugt ihm, dass er Gottes Kind ist.
Dort auf dem breiten Wege sucht man Ehre und Ansehen bei den Menschen, Ruhe und Frieden in dieser Welt; hier auf dem schmalen Wege findet man Spott und Hohn, Verachtung und Verfolgungen, man ist ein Narr um Christi willen; aber man ruht in Gott und hat tiefen Frieden im lebendigen Glauben an Jesum Christum. Jene trachten nach den Dingen dieser Welt; diese nach dem ewigen, unverwelklichen und unbefleckten Erbe, welches aufbewahrt ist im Himmel. Jene sprechen: Wir können der Sünde und den mannigfachen Anfechtungen nicht widerstehen; sie sind uns zu mächtig. Diese rühmen: Die Gnade ist noch viel mächtiger und in dem Allen überwinden wir weit, um Deswillen, der uns geliebt hat.
Jene fürchten den Tod und das Gericht; diese sprechen mit Zuversicht: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, der mich hernach auferwecken wird. Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg — Und endlich, wenn Der kommt, dem alles Gericht übergeben ist, Jesus Christus, so wird Er zu jenen sagen: „Gehet von mir, ihr Verfluchten in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln"; aber diese wird Er am Tage Seiner Ankunft aufnehmen in" die ewige Herrlichkeit. — Merke doch, der Ausgang ist ernst; siehe wohl zu, auf welchem Wege Du bist.
Betrüge Dich nicht; am Ende des breiten Weges steht kein Gott, der Dich mit Gnade und Erbarmung empfängt. Aber jetzt ist noch die Gnadenzeit; tritt auf den schmalen Weg; noch heißt's: Kehre um, so sollst du errettet sein. Jesus Christus hat Alles aus dem Wege geräumt; darum komme mit aufrichtigem Herzen in Ihm zum Vater; komm' und säume nicht. —