Warren Neil Clark, Wohin mit der Wut im Bauch?

05/26/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Jedes Jahr werden fast zwei Millionen Amerikanerinnen von ihren Ehemännern verprügelt. Und überraschenderweise wird auch eine nennenswerte Anzahl von Männern von ihren Frauen geschlagen. Schätzungsweise eine Million Kinder erleiden körperliche Mißhandlungen durch ihre Eltern. Außerdem gelangen zunehmend Berichte an die Öffentlichkeit, wie ältere Menschen von ihren erwachsenen Kindern mißhandelt werden. Gewalt in der Familie könnte, wenn man Polizeistatistiken und wissenschaftliche Studien zugrundelegt, das meistverbreitete Verbrechen in Amerikasein (Theology, News and Notes, Juni 1982, Leitartikel).


Wayne Woodrow Bayers (65), 25 Jahre lang autokratischer Football-Trainer im Bundesstaat Ohio, wurde gefeuert, nachdem er einen gegnerischen Spieler tätlich angegriffen hatte. Gewaltausbrüche waren das Markenzeichen seiner Trainerkarriere. „Woodys Vorstellung davon, wie man sich abreagiert", sagte ein Bekannter einmal, „ist, jemanden zu schlagen." „Wenn wir ein Spiel verlieren, ist niemand wütender auf mich als ich selber", sagte er vor fünf Jahren. „Wenn ich morgens in den Spiegel sehe, möchte ich am liebsten ausholen und mir selbst einen Kinnhaken verpassen." Und das waren keine leeren Worte. Nach der Niederlage gegen Towa 1963
schlug Hayes sich mit einem großen Ring an der linken Hand immer wieder ins Gesicht. Während er am Spielfeidrand auf und ab ging, biß er sich manchmal in den Handballen, bis es blutete. Selbst ein Herzanfall im Jahr '974 brachte Hayes nicht dazu, ruhiger zu werden (Time, 15. Januar 1979).
1980 geschah in Amerika alle 24 Sekunden ein Gewaltverbrechen. Alle 23 Minuten wurde jemand ermordet, insgesamt 82088 Vergewaltigungen wurden registriert, alle 58 Sekunden geschah ein Raub und alle 48 Sekunden ein schwerer tätlicher Angriff. In mehr als 50% der Mordfälle war der Täter ein gu-!rBekannter des Opfers, und in diesen Fällen ging der Tat gewöhnlich eine heftige Auseinandersetzung voraus (Federal Bureau of Investigation: Crime in the United States: Uniform Crime Reports).
Sexuelle Angriffe auf Frauen - ebenso verbreitet wie beunruhigend - verzeichnen eine steigende Tendenz. Doch sie gehören immer noch zu den Fällen, die am seltensten zur Anzeige gebracht werden.
• Jede Stunde werden 16 Frauen von Vergewaltigern angegriffen; alle sechs Minuten wird eine Frau vergewaltigt.
• Jedes Jahr werden drei bis vier Millionen Frauen verprügelt; alle 16 Sekunden wird eine Frau geschlagen.
• Drei von vier Frauen werden im Laufe ihres Lebens Opfer von mindestens einem Gewaltverbrechen.
• Mehr als eine Million Frauen brauchen jedes Jahr ärztliche Hilfe, nachdem sie geschlagen wurden.
In den Vereinigten Staaten ist die Zahl der Vergewaltigungen dreizehnmal so hoch wie in Großbritannien, viermal so hoch wie in Deutschland und mehr als zwanzigmal so hoch wie in Japan (Newsweek, 16. Juli 1990).
Wenn Menschen ärgerlich und zornig werden, sind die Ergebnisse fast immer negativ, wenn nicht beängstigend. Doch ist daran nicht der Ärger schuld. Im Gegenteil glaube ich, daß Ärger eine Fähigkeit ist, die Gott uns geschenkt hat - eine neutrale Kraft mit großartigem Potential. Wenn Menschen lernen, schöpferisch mit ihrem Ärger umzugehen, können sie die negativen Auswirkungen verhindern. Ich glaube sogar, daß Menschen frei werden, richtige Freude zu erleben, wenn sie lernen, ihren Ärger konstruktiv zu nutzen.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich übersehe die verheerenden Auswirkungen eines falschen Umgangs mit Ärger nicht. In den letzten Jahren habe ich Tausende von Stunden damit verbracht, ganz persönlich mit Menschen über ihre Probleme zu reden, und ich bin überzeugt, daß kein Problem so viel Schmerz und Sorge verursacht wie Ärger. Ich habe zusehen müssen, wie eine Ehe nach der anderen auseinander-brach, weil zwei Menschen nicht wußten, wie sie ihren Ärger konstruktiv nutzen sollten. Ichhabe miterlebt, wie Patienten in einem Wutanfall ihre Kinder mißhandelten, Streit mit vorbeikommenden Autofahrern anfingen, Selbstmordpläne faßten oder sogar den Ehepartner, der sie abgewiesen, oder den Kollegen, der sie überflügelt hatte, ermorden wollten. Die Fähigkeit, richtig mit Ärger umzugehen, ist in unserer Gesellschaft erschreckend unterentwickelt.
Doch so muß es nicht sein. Wir erlernen unsere Art, mit Ärger umzugehen; sie ist uns nicht angeboren. Wir können sie also verändern. Meinen Klienten sage ich: „Sie können Ihren Ärger konstruktiv nutzen. Sie können sogar Herr Ihres eigenen Ärgers werden! Ärger gehört zwar unausweichlich zu Ihrem Leben dazu, aber wie Sie damit umgehen, ist Ihre Sache. Wenn Sie lernen, Ihren Ärger möglichst vorteilhaft zu gebrauchen, kann er ihnen sogar helfen, in der Beziehung zu anderen und zu sich selbst einen hohen Grad an Sinn und Erfüllung zu finden."
Und dann leite ich sie durch den sorgfältig ausgearbeitten Prozeß, der in diesem Buch dargestellt wird. 

Jeder Schritt soll ihnen helfen, Ärger so zu nutzen, daß sie besser mit dem Leben fertig werden. Ärger läßt sich aus unserer Erfahrung nicht ausschalten, aber er läßt sich zähmen. Und dann, nach harter Arbeit, kann er eine Dynamik bekommen, die uns hilft, ein erfülltes und zufriedenes Leben zu führen.

Worum es in diesem Buch geht
Dieses Buch enthält eine Anzahl von Gedanken über Ärger und Aggression, die dem allgemein verbreiteten Denken völlig widersprechen. Vielleicht werden Sie mehr als einmal entsetzt sein, wenn Sie auf diese neue Sicht des Ärgers stoßen.
Fünf Punkte bilden die Grundlage des hier dargestellten Systems:
i. Ärger ist keinepnmittelbare Gefühlsregung, sondern wird
im Normalfall als automatische innere Reaktion auf Verletzung, Frustration oder Furcht erlebt. Wir alle haben die Fähigkeit, Ärger zu empfinden. Er gehört so selbstverständlich zu uns wie das Atmen und ist völlig berechtigt. Er ist eine innere Reaktion, die uns darauf vorbereitet, schmerzhafte, frustrierende oder beängstigende Erfahrungen zu bewältigen. Wenn Ärger sinnvoll genutzt wird, hilft er uns beträchtlich, uns mit der Ursache schmerzhafter Erfahrungen in unserem Leben auseinanderzusetzen.
2. Ärger ist ein Erregungszustand unseres Körpers. Nichts weiter. Diese Aussage unterscheidet sich gewaltig vom üblichen Verständnis. Die meisten Menschen verwechseln den Begriff „Ärger" mit allen möglichen anderen Begriffen. Doch in Wirklichkeit ist Ärger einfach ein Zustand körperlicher Bereitschaft. Wenn wir ärgerlich sind, bereiten wir uns einfach darauf vor, zu handeln.
Der Wert des Ärgers wird dadurch bestimmt, wie er ausgedrückt wird. Er läßt sich gebrauchen, um Dinge in Ordnung zu bringen oder um alles und jeden in nächster Nähe zu ver nichten. Diese unterschiedliche Art der Reaktion ist vom Ärger selbst unabhängig.
3. Ärger undAggression sind verschieden. Häufig unterscheidet man nicht zwischen Ärger und Aggression. Man stellt sich vor, daß ein verärgerter Mensch mit den Händen fuchtelt, laut redet, alle möglichen bitteren Worte von sich gibt und vielleicht sogar kurz davor steht, gewalttätig zu werden.
Dies beschreibt jedoch nur eine Ausdrucksform für Ärger, die man als Aggression bezeichnet, nicht den Ärger selbst. Angesichts dieser Verwechslung ist es kein Wunder, daß so viele Menschen negativ über Ärger denken.
Ich will es noch einmal betonen: Ärger ist einfach ein körperliches Vorbereitet-Sein. Er gibt Ihnen die Fähigkeit, in bezug auf die Situation zu handeln, die Sie in Aufruhr versetzt hat.
Aggression ist dagegen fat immer destruktiv. Es ist eine Tragödie, wenn man Ärger in Aggression münden läßt. Das ist so, als würde man seine besten Kräfte vergeuden, als würde man durch Atomenergie Menschen vernichten, statt sie zu nutzen, um das Leben von Millionen Menschen lebenswerter zu machen.
Ich bin Gegner fast allen aggressiven Verhaltens. In diesem Buch vertrete ich immer die Auffassung, daß Aggression gewöhnlich langfristige negative Folgen hat. Ich wende mich gegen jeden Ausdruck von Ärger, der nur dazu da ist, anderen Menschen körperlichen oder seelischen Schmerz zuzufügen. Ich habe etwas gegen jede Form von Bitterkeit, Gemeinheit oder Spott ob mit Worten oder Taten.
4. An und Weise, wie wir mit Ärger umgehen, ist erlernt. Diese Tatsache eröffnet uns unbegrenzte Möglichkeiten. Egal wie Sie Ihren Ärger in der Vergangenheit ausgedrückt haben, diese Verhaltensmuster können Sie ändern. Sie können völlig neue Wege lernen, sich Ihren Ärger zunutze zu machen. Er. kann buchstäblich Ihr hilfreichster Verbündeter werden.

Sorgfältige psychologische Forschungen zeigen, daß die meisten Menschen lernen, ihren Ärger auszudrücken, wenn sie noch sehr jung sind. Der Lernvorgang wird im wesentlichen durch zwei Faktoren geprägt: durch Vorbilder und durch Verstärkung.
Lernen durch Vorbilder bedeutet zu beobachten, wie andere Menschen ihren Ärger ausdrücken, vielleicht Eltern, ältere Geschwister, Freunde oder Personen in einer Fernsehserie.
Die meisten gewalttätigen Menschen hatten ein oder mehrere gewalttätige Vorbilder. Ein hoher Prozentsatz dieser Menschen kommt aus Familien, in denen ein Mitglied gewalttätig war. Doch auch Zeitungen oder Unterhaltungssendungen sind voller Aggressionen. Studien zur Gewalt im Fernsehen haben ermittelt, daß stündlich etwa sieben gewalttätige Angriffe gezeigt werden und über So % aller Sendungen Gewalt in irgendeiner Form enthalten.
Lernen durch Verstärkung hat einfach mit den unmittelbaren Auswirkungen des Verhaltens zu tun. In unserer Kultur wird der aggressiv Ausdruck von Ärger gewöhnlich verstärkt. Die Menschenändern sich, wenn man sie anschreit - wenigstens für ein paar Minuten. Langfristig hat das Anschreien negative Auswirkungen, doch das in jungen Jahren erlernte Verhaltensmuster wird von langfristigen Folgen kaum beeinflußt.

5. Die Ausdrucksform Ihres Ärgers können Sie unter Kontrolle bekommen. Durch den gezielten Einsatz Ihrer Verstandeskräfte können Sie die Fähigkeit entwickeln, Ihren Ärger so zu nutzen, daß Sie auch mit schweren Problemen richtig umgehen können.
Dieses Buch wird Ihnen helfen, Ihre Fähigkeit zu mobilisieren, unter Streß zu denken. Sie werden lernen, wie man destruktive Ausdrucksformen von Ärger abstellen und sich statt dessen neue Verhaltensweisen angewöhnen kann. Diese neuen Verhaltensweisen sind darauf ausgerichtet, Probleme zu lösen und Möglichkeiten für ein sinnvolles, fruchtbares und erfülltes Leben zu schaffen.
Dies sind meine Hauptanliegen, die alle zu folgender Einsicht führen: Ärger bietet ein Fülle von Möglichkeiten. Er kann in Ihrem Leben ein Chaos anrichten, oder Sie können lernen, ihn auf höchst konstruktive Weise auszudrücken. Er kann Ihnen die nötige Kraft geben, um beschwerliche Hindernisse aus dem Weg zu schaffen. Sie können gezielt vorwärtsgehen, wenn Sie gelernt haben, Ihren Ärger effektiv einzusetzen.
Doch es erfordert harte und konzentrierte Arbeit, ein Experte im Umgang mit dem Ärger zu werden. Alles, was Sie dazu wissen müssen, können Sie in diesem Buch erfahren. Und wenn Sie sich regelmäßig darin üben, werden Sie lernen, diese Gefühlsregung für die konstruktiven Ziele in Ihrem Leben zu nutzen.
Ärger: Eine der größten Herausforderungen
Weil jeder Mensch einen Körper hat, der sich bei Herausforderungen aller Art automatisch zum Handeln bereit macht, empfindet jeder Mensch auch Ärger. Ärger ist wie eine innere Sprungfeder, die es Ihnen ermöglicht, auch mit den schwierigen und bedrohlichen Dingen des Lebens fertigzu-werden.
Jeder von uns wird ärgerlich. Gott sei Dank! Denn sonst würden wir jeder Art von Verletzung oder Frustration schutzlos gegenüberstehen. Wenn wir ärgerlich werden, steht uns eine enorme Kraft zur Verfügung. Und unsere Entscheidung, was wir mit dieser Kraft tun wollen, bringt uns wie eine Rakete entweder zu einer friedlichen Problemlösung oder zur Zerstörung
Die meisten Menschen wissen nicht, was sie mit all dieser Kraft anfangen sollen. Sie haben durch Eltern, Lehrer, Pastor oder Hausarzt praktisch keine Hilfe in diesem Punkt bekommen und stehen hier fast immer vor einem Rätsel. 

Sie haben: es satt, so oft ärgerlich zu werden - und sich so hilflos zu fühlen, wenn es darum geht, weise mit diesem Gefühl umzugehen.
Wir müssen unseren Ärger effektiv gebrauchen, damit wir uns besser umeinander kümmern können. Und darum soll es in diesem Buch gehen - Ärger, der in einen Verbündeten verwandelt wird. Im ersten Teil geht es um den falschen Umgang mit Ärger, um Reaktionen, die uns typischerweise in Schwierigkeiten bringen. Im zweiten Teil möchte ich die Mißverständnisse im Zusammenhang mit Ärger ausräumen. Ich möchte sicher sein, daß Sie genau verstehen, was Ärger ist, woher er kommt und wozu er gut ist. Der dritte Teil enthält ausführliche Prinzipien, durch die Sie lernen können, Ärger zu beherrschen.
Wie gefährlich die Gefühlsregung ist, die wir in den Griff bekommen wollen, wissen wir:
• Wenn man so tut, als ob man keinen Ärger empfindet und ihn zu begraben versucht, kann er einen selbst - buchstäblich unter die Erde bringen, indem er einen Herzinfarkt
oder einen Schlaganfall auslöst. -
• Wenn man ihn auf falsche Weise abreagiert, kann er die Ehe zerstören, das Verhältnis zu den Kindern belasten oder den Arbeitsplatz in Gefahr briuigeie.
• Wenn man zuläßt, daß er sich gegen einen selbst richtet, kann er das Selbstwertgefühl zerstören und alle möglichen seelischen Leiden verursachen.
• Wenn man es nicht schafft, ihn in den Griff zu bekommen, kann er zu Groll werden; und wenn das geschieht, entwik-kelt man sich zu einem feindseligen, negativen und unausstehlichen Menschen.
Wie schwer es ist, Ärger zu beherrschen und weise zu gebrauchen, weiß ich aus eigener schmerzlicher Erfahrung. Ich bin in meinem Leben durch eine harte Zeit gegangen, bevor ich diese Gefühlsregung in den Griff bekam.
Das Wort „Ärger" hatte in der Umgebung, in der ich aufwuchs, einen negativen Beigeschmack. Es war einfach nicht in Ordnung, Ärger zu haben. Wenn ich ärgerlich wurde, kamen die Schuldgefühle direkt hinterher.
Es wurde praktisch für unmöglich gehalten, Ärger auch konstruktiv nutzen zu können. Soweit ich mich erinnern kann, hat sich eigentlich niemand auch nur zwei Minuten Zeit genommen, um mir etwas über die positiven Seiten des Ärgers nahezubringen.
Man brachte mir bei, meinen Ärger zu verleugnen und so zu tun, als hätte ich keine Probleme damit, um jeden, mich selbst eingeschlossen, zu täuschen. Und das tat ich dann auch - mit großem Erfolg.
Schließlich entdeckte ich, daß die Fähigkeit zum Ärger eine ganz natürliche biologische Komponente ist. Doch diese Tatsache wurde mir nur sehr langsam bewußt. Auch als ich längst erwachsen war, wirkte der Gedanke, daß die Ausdrucksform von Ärger erlernt wird und sich durch Übung ändern läßt, auf mich völlig neu und unerprobt.
Nun kann ich die Resultate genießen, die sich durch disziplinierte Bemühungen in diesem Bereich erzielen lassen. Ich kenne den Lohn für konstruktiv ausgedrückten Ärger aus eigener Erfahrung. Wenn wir ärgerlich werden, steht uns die gesamte Kraft unserer Persönlichkeit zur Verfügung. Wir haben die Voraussetzung, entschieden auf eine Problemlösung hinzuarbeiten und mit dem Ursprung unseres Schmerzes fer-tigzuwerden. Statt unseren Ärger zu verleugnen, können wir lernen, souverän mit ihm umzugehen.
Martin Luther war für seine Fähigkeit bekannt, effektiv mit seinem Ärger umzugehen. Er sagte: „Wenn ich ärgerlich bin, kann ich gut schreibenb beten und predigen, denn dann ist mein gesamtes Temperament beflügelt, mein Verstand geschärft und alle irdischen Plagen und Versuchungen sind verschwunden." Und ich bin überzeugt, daß wir alle lernen können, unseren Ärger so zu gebrauchen wie Luther.

Eine meiner Lieblingsgeschichten über den Ärger als Verbündeten stand am 2. Dezember 1984 in der Los Angeles Ti-ines; der Autor heißt Andy Furiolo. Es ist die Geschichte über eine ältere Dame namens Deborah Larbalestrier, die in einem Stadtteil von Los Angeles lebte, der eine besonders hohe Verbrechensrate hatte. Angesichts der Raubüberfälle und anderen Verbrechen in ihrer Straße hatte sie sich immer hilflos und ängstlich gefühlt. Doch vor zwei Jahren beobachtete sie drei Jungen im Teenageralter, die versuchten, am hellichten Tag den Wagen ihres Nachbarn zu stehlen, obwohl sie ihnen dabei zuschaute. Sie war außer sich und entschied, einzugreifen. Hier ist der Rest des Zeitungsberichts:
„Ich ging mit einem Stock hinaus und sagte zu ihnen: ‚Wie könnt ihr mich nur so beleidigen! Ihr klaut dieses Auto direkt vor meiner Nase, so als ob ich gar nicht da wäre.'
Die Teenager rannten fort, doch Frau Larbalestrier wollte sicherstellen, daß sie nicht zurückkommen würden. Deshalb rief sie alle Bewohner ihres Wohnblocks zu einem Treffen zusammen und sagte ihnen: ‚Wir sind zu Gefangenen in unseren eigenen Wohnungen geworden ... Wir müssen unsere Wohngegend wieder zurückerobern.'
Anschließend machte sie sich auf den Weg zur Polizeistation, um einen privaten Wach- und Schutzverein für ihre Wohngegend zu organisieren."
Als dieser Artikel geschrieben wurde, hatte es seit eineinhalb Jahren kein einziges Verben mehr in diesem Wohnblock gegeben.
Auf diese Weise kann Ärger zu einem Werkzeug konstruktiver Veränderungen in unserem Leben werden, statt sich in ohnmächtiger Wut zu entladen.
Und das ist die Herausforderung, um die es in diesem Buch geht: zu lernen, wie wir unsere mächtigste Gefühlsregung nutzen können, um unser Leben bedeutend besser zu gestalten.

ERSTER TEIL
Fehlreaktionen im Umgang mit Ärger

Inhalt
Einleitung 11
Erster Teil:
Fehlreaktionen liii Umgang mit Ärger
Ich? Probleme mit Ärger? 23
Fehlreaktion 1: Explodieren
Manchmal dreh' ich einfach durch 26
Ärger explosiv entladen 29
Mit Worten um sich schlagen 32
Die Folgen einer explosiven Entladung 36
Therapie für den „Expiodierer" - Erste Lösungsansätze 42 
Ich bekomme, worum ich bitte, aber nicht, was ich will 47 
Fehlreaktion 2: Somatisch reagieren Meine Gesundheit ist am Ende,
aber Ärger kenne ich nicht 50
Groll wirkt im Körper wie Säure 53
Es nagt im Inneren 55
Könnte es sein, daß wir lernen, krank zu werden? 59
Fehlreaktion 3: Sich selbst bestrafen
Wenn etwas falsch läuft, ist es fast immer meine Schuld 62
Wenn sich der Ärger gegen die eigene Seele wendet 66
Depression - Eine nationale Epidemie 68
Wenn das Leben kaum der Mühe wert ist 70
Eine enge Freundschaft mit sich selbst 131
Fehlreaktion 4: Verheimlichen

Prinzip 2: Ziele neu formulieren
Ich habe keine Freunde, denn niemand ruft mich an 72
Überprüfen Sie Ihre Wertvorstellungen in bezug
Der indirekte Ansatz 75 auf Ärger 134
Mach's nicht offen, aber erwisch sie richtig 77
Ein Brief an mich selbst 138
Der raffinierte Schmoller Ein Meister seines Fachs 79
Prinzip 3: Die „innere Antenne" benutzen
Sarkasmus - Die Kunst, mit Pfeilen zu schießen 82
Achten Sie auf Ihre Gefühle 141
Führen Sie ein Ärgertagebuch 144
Zweiter Teil: Das Ziel: Ärger schon beim ersten
Warum wird Ärger so sehr mißverstanden?
Anzeichen erkennen 147

Prinzip 4: Bewußt nachdenken
Ärger richtig einschätzen lernen 87
Bringen Sie Ihr Gehirn auf Touren 151
Was ist eigentlich Ärger? 89
Bei „Explosionsgefahr" jede Reaktion verzögern 153
Wie unterscheidet sich Ärger von Aggression? 92
Ein Schlüsselwort als Auslöser für
Selbst Fachleute verwechseln Ärger mit Aggression 94
das Alternativprogramm 155
Worin unterscheidet sich Ärger von Feindseligkeit
Wie man eine konstruktive Alternative entwickelt 157
und Haß? 98
Warum bin ich ärgerlich? 159
Was läßt mich aggressiv handeln? 100
Was möchte ich jetzt erreichen? 162
Warum entscheide ich mich manchmal dafür
Wie kann ich bekommen, was ich will? 165
zu explodieren? 103 Marthas und Bills Strategien auf dem Weg zum Ziel 169
Muß ich es sagen, wenn ich verärgert bin? 106
Drücken Sie den Start-Knopf 172
Muß ich mich schämen, wenn ich Ärger empfinde? 109
Prinzip 5: Die Vergangenheit zurücklassen
Woher wissen Sie, ob Ihre Thesen über den
Lernen Sie, dem zu vergeben 174
„Mistkerl"
Ärger stimmen? 112
Was empfindet der andere jetzt? 177
Die Lehre der Bibel über den Umgang mit Ärger 115
Das Gefühl, es geschafft zu haben 181

Dritter Teil:
Ein Trainingshandbuch
Eine Welt, die ihren Ärger beherrschen kann 186
Falls Sie wirklich nicht frei werden können, suchen Sie eine gute Therapie 183

Wie Sie im Umgang mit Ihrem Ärger Experte
werden können 121
Prinzip 1: Das Selbstwertgefühl stärken
Anhang
Anmerkungen 193
Das beste Fundament: Ein solides Selbstbild 123
Über den Autor 195
Die entscheidende Dynamik: Bedingungslose Liebe 125
Kontakt zu Menschen, in deren Nähe Sie sich wohlfühlen 129

@1994 Verlag Klaus Gerth