Frauen in der Bibel, John MacArthur

02/24/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Eines der einzigartigen Merkmale der Bibel ist die Art und Weise, wie sie Frauen erhebt. Die  Bibel ist weit davon entfernt, Frauen zu erniedrigen oder sie herabzusetzen – vielmehr erweist sie ihnen Ehrerbietung, adelt ihre Rolle in Familie und Gesellschaft, erkennt die Bedeutung ihres Einflusses an und preist die Tugenden der Frauen, die besonders gottesfürchtige
Vorbilder waren.


Vom allerersten Kapitel der Bibel an wird uns berichtet, dass Frauen, so wie auch Männer, den Stempel des Bildes Gottes tragen (1Mo 1,27; 5,1-2). Frauen spielen in vielen biblischen Erzählungen eine wichtige Rolle. Ehefrauen werden als verehrte Partnerinnen und geliebte Gefährtinnen ihrer Ehemänner angesehen, nicht als Sklaven oder Möbelstücke im Haushalt (1Mo 2,20-24; Spr 19,14; Pred 9,9). Am Berg Sinai gebot Gott den Kindern, sowohl den Vater als auch die Mutter zu ehren (2Mo 20,12). 

Dies war eine revolutionäre Vorstellung in einer Zeit, als in den meisten heidnischen Kulturen Männer über ihren Haushalt herrschten, während Frauen im Allgemeinen als niedrigere Geschöpfe angesehen wurden, als bloße Dienerinnen der Männer. Natürlich erkennt die Bibel göttlich festgelegte Rollenunterschiede zwischen Männern und Frauen an – viele von ihnen
sind allein schon anhand der Schöpfungsumstände gut ersicht­lich. 

So haben Frauen beispielsweise die einzigartige und lebenswichtige Aufgabe, Kinder zur Welt zu bringen und sie zu pflegen und aufzuziehen. Frauen benötigen selbst ein besonderes
Maß an Unterstützung und Schutz, da sie in körperlicher Hinsicht »schwächere Gefäße« sind (1Petr 3,7). Dementsprechend kennzeichnet die Schrift die richtige Ordnung in Familie und
Gemeinde: Die Männer sind das Haupt ihres Hauses und müssen es beschützen (Eph 5,23), und in der Gemeinde sollen sie die Rolle von Lehrern und Führern übernehmen (1Tim 2,11-15).
Allerdings besitzen Frauen keineswegs eine Randfunktion oder einen zweitklassigen Status (Gal 3,28) – im Gegenteil: 

Die Schrift scheint Frauen eine spezielle Ehre zukommen zu lassen (1Petr 3,7). Den Ehemännern wird gesagt, sie sollen ihre Frauen aufopfernd lieben, so wie Christus die Gemeinde liebt – wenn nötig sogar auf Kosten ihres eigenen Lebens (Eph 5,25-31). Der Wert einer tüchtigen Frau wird von der Bibel anerkannt und hochgehalten (Spr 12,4; 31,10; 1Kor 11,7). Mit anderen Worten: Von der ersten bis zur letzten Seite stellt die Bibel Frauen als außergewöhnlich dar.

In der biblischen Beschreibung der Patriarchen nehmen ihre Frauen immer den ihnen gebührenden Platz ein. Sara, Rebekka und Rahel spielen im ersten Buch Mose eine große Rolle im Handeln Gottes mit ihren Ehemännern. Mirjam, die Schwester von Mose und Aaron, war eine Prophetin und Liederdichterin – und in Micha 6,4 ehrt Gott sie zusammen mit ihren Brüdern als
Führungsperson während des Auszugs aus Ägypten. Debora, ebenfalls eine Prophetin, richtete Israel vor der Zeit des Königtums (Ri 4,4). Biblische Berichte über das Familienleben stellen
Frauen oftmals als weise Ratgeber ihrer Ehemänner heraus (Ri 13,23; 2Kö 4,8-10). 

Als Salomo König wurde, ehrte er öffentlich seine Mutter; als sie in seine Gegenwart trat, beugte er sich vor ihr nieder, bevor er sich auf seinen Thron setzte (1Kö 2,19). Sara und Rahab werden in Hebräer 11 ausdrücklich unter den Glaubenshelden aufgeführt. Auch Moses Mutter (Jochebed) findet sich in dieser Auflistung andeutungsweise wieder (V. 23). Im Buch der Sprüche wird die Weisheit als eine Frau personifiziert.
Die neutestamentliche Gemeinde wird ebenfalls als eine Frau dargestellt, als die Braut Christi.
Im sozialen und religiösen Leben Israels und der neutestamentlichen Gemeinde wurden Frauen niemals in den Hintergrund verbannt. Zusammen mit den Männern nahmen sie an allen Festen und öffentlichen Gottesdiensten in Israel teil (5Mo 16,14; Neh 8,2-3). Von Frauen wurde nicht verlangt, dass sie sich verschleiern oder sich auf öffentlichen Plätzen still verhalten sollen – so wie es in einigen Kulturen des Nahen Ostens heute der Fall ist (1Mo 12,14; 24,16; 1Sam 1,12).

Auch Müttern (nicht nur Vätern) oblag die Verantwortung und Autorität für die Belehrung ihrer Kinder (Spr 1,8; 6,20). In Israel durften Frauen sogar Land besitzen (4Mo 27,8; Spr 31,16). Von den Ehefrauen wurde geradezu erwartet, dass sie viele Angelegenheiten ihres eigenen Haushalts regelten (Spr 14,1; 1Tim 5,9-10.14).

All dies steht in krassem Gegensatz zu der Art und Weise, wie andere alte Kulturen Frauen für gewöhnlich erniedrigten und entwürdigten. In biblischen Zeiten wurden Frauen in heidnischen Gesellschaften oftmals nur mit etwas mehr Würde als Tiere behandelt. Einige der bekanntesten griechischen Philosophen, die als die größten Geister ihrer Zeit angesehen wurden, lehrten, dass Frauen von Natur aus minderwertige Geschöpfe seien. 

Selbst im Römischen Reich (möglicherweise der Höhepunkt der vorchristlichen Zivilisation) wurden Frauen normalerweise nur als beweglicher Besitz betrachtet (als persönliche
Habe ihrer Männer oder Väter) und genossen kaum eine höhere Stellung als Sklaven im Haushalt. Auch dies unterschied sich erheblich von den hebräischen (und biblischen) Vorstellungen von der Ehe als einem gemeinsamen Erbe und einer gemeinsamen Elternschaft, in der sowohl dem Vater als auch der Mutter von den Kindern Ehre und Gehorsam entgegengebracht werden sollten (3Mo 19,3).

Heidnische Religionen neigten dazu, die Abwertung von Frauen weiter zu unterstützen und zu verstärken. Natürlich hatte die griechische und römische Mythologie ihre Göttinnen (wie z.B. Diana und Aphrodite), doch sollte man keineswegs annehmen, dass die Anbetung von Göttinnen zu einer verbesserten gesellschaftlichen Stellung von Frauen führte. Das Gegenteil war der Fall. In den meisten Tempeln, die Göttinnen gewidmet wurden, dienten heilige Prostituierte – Priesterinnen, die sich selbst für Geld verkauften und dadurch angeblich ein religiöses Sakrament ausführten. 

Sowohl die Mythologie als auch die Praxis heidnischer Religionen war für gewöhnlich äußerst erniedrigend für Frauen. Männliche heidnische Gottheiten waren launenhaft und manchmal schamlos frauenfeindlich. Religiöse Zeremonien waren häufig unverhohlen obszön – sie schlossen Dinge ein wie erotische Fruchtbarkeitsriten, Tempelorgien, pervertierte homosexuelle Praktiken und in ganz schlimmen Fällen sogar Menschenopfer.

In eine Welt hineingekommen, in der sich römische und hebräische Kulturen kreuzten, erhob das Christentum die Stellung der Frau auf eine noch nie da gewesene Ebene. Unter den
Jüngern Jesu befanden sich mehrere Frauen (Lk 8,1-3) – eine Praxis, die unter den Rabbinern seiner Zeit nahezu gänzlich unbekannt war. Doch dies war noch nicht alles, er unterstützte
ihre Jüngerschaft sogar, indem er sie als etwas darstellte, das wichtiger ist als häusliche Tätigkeiten (Lk 10,38-42). Als Christus sich das erste Mal als der wahre Messias zu erkennen gab,
tat er dies vor einer samaritischen Frau (Joh 4,25-26). 

Er behandelte Frauen immer mit einem Höchstmaß an Würde – sogar die Frauen, die ansonsten als Ausgestoßene angesehen wurden (Mt 9,20-22; Lk 7,37-50; Joh 4,7-27). Er segnete ihre Kinder (Lk 18,15-16), weckte ihre toten Verwandten auf (Lk 7,12-15), vergab ihnen ihre Sünden (Lk 7,44-48) und stellte ihre Tugendhaftigkeit und Ehre wieder her (Joh 8,4-11). Auf diese Weise erhob er die Stellung der Frau an sich.

Somit überrascht es nicht, dass Frauen im Dienst der frühen Gemeinde eine bedeutende Rolle einnahmen (Apg 12,12-15; 1Kor 11,11-15). Als die neutestamentliche Gemeinde an Pfingsten geboren wurde, waren mit den wichtigsten Jüngern auch Frauen anwesend und beteten (Apg 1,12-14). Einige Frauen waren für ihre guten Werke bekannt (Apg 9,36), andere für ihre Gastfreundschaft (Apg 12,12; 16,14-15), wiederum andere für ihr gutes Verständnis von der gesunden Lehre und für ihre geistlichen Gaben (Apg 18,26; 21,8-9). 

Johannes’ zweiter Brief war an eine führende Frau aus einer der Gemeinden unter seiner Aufsicht gerichtet. Selbst der Apostel Paulus, der von Bibelkritikern zu Unrecht als männlicher Chauvinist karikiert wurde, übte regelmäßig seinen Dienst zusammen mit Frauen aus (Phil 4,3). Er erkannte ihre Treue und ihre Begabungen an und ließ ihnen Grüße ausrichten (Röm 16,1-6; 2Tim 1,5).
Mit zunehmendem Einfluss des Christentums auf die westliche Gesellschaft begann sich auch die Stellung der Frau erheblich zu verbessern. Einer der frühen Kirchenväter, Tertullian, verfasste gegen Ende des 2. Jahrhunderts ein Werk mit dem Titel On the Apparel of Women (»Über die Kleidung der Frauen«). 

Er sagte, dass heidnische Frauen, die kunstvolle Haarverzierungen, unanständige Kleidungsstücke und Körperschmuck trugen, von Gesellschaft und Mode gezwungen wurden, den wirklichen Glanz echter Weiblichkeit aufzugeben.

Als die Gemeinde zu wachsen begann und das Evangelium zunehmend Frucht trug – so stellte er als Gegensatz heraus –, kleideten sich Frauen bescheidener und gewannen gleichzeitig an
Stellung. Er erkannte an, dass heidnische Männer gemeinhin klagten: »Seit sie eine Christin ist, trägt sie nicht mehr so prächtige Gewänder!«
 Christliche Frauen wurden als »Priesterinnen des Anstands«
 bekannt. Aber, so Tertullian, als Gläubige, die unter der Herrschaft Christi lebten, waren Frauen in geistlicher Hinsicht reicher, reiner und somit herrlicher als die extravagantesten Frauen in der heidnischen Gesellschaft. Bekleidet »mit der Seide der Rechtschaffenheit, dem feinen Leinen der Heiligkeit, dem Purpur des Anstands« erhoben sie die weibliche
Tugendhaftigkeit in unvergleichliche Höhen.
Selbst die Heiden erkannten dies an. Chrysostomos, möglicherweise der wortgewandteste Prediger des 4. Jahrhunderts, berichtete, dass einer seiner Lehrer, ein heidnischer Philosoph
namens Libanius, einmal sagte: »Welch Frauen ihr Christen
habt!«4
 Libanius wurde zu seinem Ausruf veranlasst, als er hörte, dass Chrysostomos’ Mutter mehr als zwei Jahrzehnte lang keusch blieb, nachdem sie im Alter von zwanzig Jahren
Witwe geworden war. Mit zunehmendem Einfluss des Christentums wurden Frauen immer weniger von Männern als Vergnügungsobjekte missbraucht. Vielmehr wurden sie für ihre
Tugend und ihren Glauben geehrt.

Christliche Frauen, die sich aus heidnischen Gesellschaften heraus bekehrten, wurden automatisch von vielen erniedrigenden Praktiken befreit. Frei von öffentlicher Ausschweifung
in Tempeln und auf Bühnen (wo Frauen systematisch entehrt und abgewertet wurden), erhielten sie zu Hause und in der Gemeinde eine herausragende Stellung, wo sie für ihre weiblichen Tugenden wie Gastfreundschaft, Dienst an Kranken, die Pflege ihrer eigenen Familien und die liebevolle Arbeit ihrer Hände geehrt und bewundert wurden (Apg 9,39).

Nachdem sich der römische Kaiser Konstantin im Jahr 312 n.Chr. bekehrt hatte, wurde das Christentum in Rom staatlich anerkannt und schon bald zur vorherrschenden Religion im
ganzen Reich. Eine der erkennbaren frühen Folgen dieser Veränderung war ein vollkommen neuer Rechtsstatus für Frauen.
Rom verabschiedete Gesetze, die die Besitzerrechte von Frauen anerkannten. Ehegesetze wurden überarbeitet, sodass die Ehe rechtlich als Partnerschaft angesehen wurde – anstatt einer
sklavenähnlichen Stellung der Ehefrau. In der vorchristlichen Ära hatten römische Männer die Macht, sich aus nahezu jedem Grund von ihrer Frau scheiden zu lassen oder sogar aus gar keinem bestimmten Grund. Neue Gesetze machten Scheidungen schwieriger, während sie der Frau gleichzeitig Rechte gegen ihren untreuen Ehemann in die Hand gaben. Untreue Ehemänner, die zuvor ein Teil der römischen Gesellschaft waren, konnten nicht länger ungestraft gegen ihre Frauen sündigen.

Dies war seitdem der übliche Verlauf. Wo sich das Evangelium ausbreitete, verbesserte sich in der Regel der soziale, rechtliche und geistliche Status von Frauen. Wo das Evangelium verdunkelt wurde (ob durch Unterdrückung, falsche Religionen, Weltlichkeit, humanistische Philosophie oder geistlichen Niedergang innerhalb der Gemeinde), nahm auch der Status der Frau entsprechend ab.

Selbst die Bemühungen säkularer Bewegungen, die sich für Frauenrechte einsetzten, wirkten sich im Allgemeinen nachteilig auf den Status der Frau aus. Hier ist beispielsweise die
feministische Bewegung unserer Generation anzuführen. Der Feminismus hat Weiblichkeit abgewertet und diffamiert. Natürliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern werden
üblicherweise heruntergespielt, aufgelöst, verachtet oder geleugnet. Das Ergebnis ist, dass Frauen heute an militärischen Einsätzen teilnehmen, körperlich anstrengende Arbeiten verrichten, allerlei Demütigungen am Arbeitsplatz ausgesetzt sind und von ihnen erwartet wird, wie Männer zu handeln und zu reden.

Moderne Feministinnen verachten Frauen, die Familie und Haushalt zu ihren obersten Prioritäten machen – sie werten die Mutterrolle ab, ausgerechnet die Berufung, die auf einzigartige Weise der Frau zugedacht ist. Die ganze Botschaft feministischer Gleichmacherei besteht darin, dass es an Frauen im Grunde nichts Außergewöhnliches gibt.

Dies ist gewiss nicht die Aussage der Schrift. Wie wir gesehen haben, ehrt die Schrift Frauen als Frauen und ermutigt sie, Ehre auf ausgesprochen weibliche Weise zu suchen (Spr 31,10-30).
Die Schrift übersieht an keiner Stelle den weiblichen Intellekt, spielt die Talente und Fähigkeiten von Frauen nicht herunter und hält sie nicht von der richtigen Ausübung ihrer geistlichen Gaben ab. 

Doch wann immer die Bibel ausdrücklich über die Kennzeichen einer außergewöhnlichen Frau spricht, betont sie stets weibliche Tugenden. Die bedeutsamsten Frauen in der Schrift übten ihren Einfluss nicht durch eine Karriere aus, sondern durch ihren Charakter. Zusammen stehen diese Frauen nicht für die »Gleichheit der Geschlechter«, sondern vielmehr für echte weibliche Außergewöhnlichkeit – und diese zeigt sich immer in moralischen und geistlichen Qualitäten, nicht im sozialen Stand, in Reichtum oder in der äußerlichen Erscheinung.

Laut dem Apostel Petrus macht sich echte weibliche Schönheit nicht durch äußeren Schmuck bemerkbar, nicht »durch Flechten der Haare und Umhängen von Goldschmuck oder Anziehen von Kleidern«; vielmehr ist es »der verborgene Mensch des Herzens«, der wirkliche Schönheit zeigt, den »unvergänglichen Schmuck des sanften und stillen Geistes, der vor Gott sehr kostbar ist« (1Petr 3,3-4).

Auch Paulus sagt, dass Gottesfurcht und gute Werke die wirklichen Merkmale weiblicher
Schönheit sind, nicht künstliche, äußerliche Verzierungen (1Tim 2,9-10). Diese Wahrheit wird in dem einen oder anderen Maße von jeder Frau veranschaulicht, deren Leben wir in diesem Buch betrachten werden.
Die Treue dieser Frauen ist ihr wahres, überdauerndes Vermächtnis. Wenn Sie ihnen in der Schrift begegnen und Sie ihr Leben kennenlernen, hoffe ich, dass sie Sie herausfordern, motivieren, ermutigen und inspirieren, den Gott mehr zu lieben, dem diese Frauen vertrauten und dienten. Ich wünsche Ihnen, dass derselbe Glaube auch in Ihrem Herzen entfacht, Ihr Leben von derselben Treue geprägt und Ihre Seele von der Liebe zu dem außergewöhnlichen Gott überwältigt wird, den diese Frauen anbeteten

Tertullian, On the Apparel of Women, Buch II, Kapitel 11.
2 Ebd., Kapitel 12.
3 Ebd., Kapitel 13.
4 Chrysostomos, Letter to a Young Widow, 2.