Saatkörner Dezember 1955

01/12/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Eine gesegnete Unterhaltung

Vor einer Reihe von Jahren ging ich eines abends in ein Dorf, um daselbst Gottes frohe Botschaft zu verkündigen. Da ich noch ein Stündchen Zeit hatte bis zur Versammlung, machte ich bei einer mir bekannten Familie einen Besuch. Kaum hatte ich dort Platz genommen, als der etwa siebzehnjährige Sohn des Hauses von seiner Arbeit aus der Fabrik zurückkehrte. Ich kannte ihn, dass er Gottes Wort nicht liebte und darum auch nicht das Volk Gottes, deshalb auch nicht sonderlich erbaut sein konnte, mich zu sehen. Nachdem er sich Hände und Gesicht gewaschen, setzte er sich an sein Abendbrot, an ein einfaches Mahl aus Kartoffeln und «Dickmilch», das ihm trefflich mundete, ohne dass er jedoch das Bedürfnis gefühlt hätte, Gott für die Gaben zu danken. Es war indessen ein wahres Vergnügen zu sehen, mit welch regem Appetit der kräftige Bursche zugriff; und ich dachte bei mir, welch köstliche Gabe Gottes doch die Gesundheit sei und wie wenig doch Gott dafür gedankt wird.

«Es schmeckt Ihnen wohl recht gut?» sagte ich nun nach einigen Minuten zu dem wackren Esser. «0 ja!» entgegnete dieser lebhaft, «wenn man den ganzen Tag tüchtig gearbeitet hat, dann schmeckt's am Abend ganz vortrefflich.» Er sagte dies mit einem besonderen Ton» woraus ich schliessen konnte, dass er den mühevollen Beruf eines Evangelisten für eitlen Müssiggang hielt; doch entgegnete ich nichts darauf, tat vielmehr einige Fragen über seine Arbeit in der Fabrik, auf die er mir auch ordentlich Bescheid gab.

Alsdann fragte ich ihn weiter: «Haben Sie nun auch heute schon einmal an Gott gedacht?» Ich bemerkte, er schlug die Augen nieder, als er mir zögernd antwortete: «Nein!» «0», sagte ich, «wie gut, dass aber Gott an Sie gedacht hat. Denken Sie einmal» Gott hätte Sie heute vergessen, wo würden Sie jetzt sein? Er ist es, der Sie in Ihrer gefahrvollen Arbeit bewahrt hat, hat Ihnen Leben und Odem erhalten und die Gesundheit. Ohne Seine Güte würde es Ihnen auch jetzt nicht so gut schmecken. Und was haben Sie getan? Für alle Seine Güte haben Sie Gott noch nicht einmal gedankt. Schon aus dieser Undankbarkeit müssen Sie erkennen, dass es wahr ist, was Sie von früher Jugend an gehört haben, dass Sie ein Sünder sind vor Gott.

 Und nicht allein ist Ihr Herz bis heute undankbar gewesen; wie viel Böses mag der gütige Gott an dem einen Tag allein bei Ihnen wahrgenommen haben! Auch hat Er alle Ihre Sünden gesehen, die Sie je bei Tag und Nacht getan. Nun denken Sie sich doch nur, wo wird das Ende Ihres Weges sein, wenn Sie so vorangehen? Ich bitte Sie, erwägen Sie dies doch!» Dann reichte ich ihm die Hand und verabschiedete mich, um in die Versammlung zu gehen.
Nach ungefähr vier Wochen führte mich der gleiche Zweck, das Evangelium zu verkündigen, in das Dorf. Als ich in die Nähe der ersten Häuser kam, kam ein junger Mann auf mich zu, um mich abzuholen. Da es schon etwas dunkel war, erkannte ich ihn nicht. Er aber sagte: «Sie kennen mich wohl nicht mehr? Ich bin jener junge Mann, dem heute vor vier Wochen bei Ihrem letzten Hiersein die Kartoffeln so gut schmeckten; und ich kann Ihnen zu Ihrer Freude mitteilen, dass Gott Ihre Worte von jenem Abend gesegnet hat; ich habe Frieden mit Gott».

Dann erzählte er mir, welchen Eindruck die Worte auf ihn gemacht, wie er mir im Innern hätte recht geben müssen, wie er sich gesagt hätte: «Ja, so böse und undankbar bist du wirklich!» Er habe sieh aber gleich vorgenommen, sieh zu bessern. Seine guten Vorsätze habe er indessen bald wieder vergessen; nur wenn er am Abend nach Hause gegangen, sei ihm alles wieder eingefallen, und er habe sich dann immer recht elend gefühlt und sich dann jedesmal neu sagen müssen: «Heute, wie immer, böse und undankbar!» So seien mehrere Tage vergangen mit immer neuen guten Vorsätzen, aber ohne Erfolg. Seine Unruhe sei darum immer grösser geworden, sodass er den Tag über mit Furcht an den Abend gedacht hätte. 

Ja, er hätte sieh schliesslich lieber hungrig zu Bett legen wollen, als wieder seinen gewohnten Platz am Tisch einzunehmen, um sein Abendbrot zu essen; denn dann sei ihm besonders sein sündhafter Zustand vor die Augen getreten. Zuletzt sei er wegen der Undankbarkeit und Bosheit seines Herzens an sich verzweifelt und habe sich um Gnade und Erbarmen zum Heiland gewandt, der für Gottlose gestorben ist; so sei er glücklich geworden, ja er sei gewiss, dass Jesu Blut auch alle seine Sünden abgewaschen habe und ihm nun gewisslich auch die Kraft geben würde, für Gott zu leben.
Jahre sind seitdem verflossen, und aus dem einstmaligen undankbaren und bösen Jüngling ist ein Mann geworden, der bis heute noch ein Zeugnis für die Gnade und Wahrheit des Herrn ist. Durch Gottes Gnade hat er nun schon viele Jahre mit denen gewandelt, die die Erscheinung des Herrn lieb haben.

Eine Lebenserinnerung
Der berühmte Maler Ludwig Richter teilt folgenden Fall mit, den er als junger Mann auf seiner Reise nach Rom im Jahre 1823 in Salzburg erlebt hat: «Bei schlechtem Wetter sass ich eines abends in meinem Stübchen; mein Wunsch, einen Reisegefährten zu finden und all mein Suchen darnach war vergebens gewesen, und verstimmt darüber war mein Entschluss gefasst, am andern Morgen allein weiter zu reisen; da klopfte es an meine Türe. Auf mein «Herein» trat ein Mann ein, der bereits in den Fünfzigen sein mochte, eine gedrungene, breite Gestalt, sehr sauber in seiner Kleidung und mit einem Gesicht, auf welchem Tüchtigkeit und ehrenhaftes Wesen geschrieben stand. Er erzählte, er komme von Triest und wolle nach Holland zu Frau und Kind. Er sei Steuermann auf einem holländischen Fahrzeuge, welches Schiffbruch gelitten habe; und zur Bestätigung des esag-teil legte er mehrere Zeugnisse von dcxi betreffenden Behörden vor. 

Der Mann hatte für mich etwas Anziehendes in seiner festen, ruhigen und bescheidenen Weise, und so gab ich ihm auch gern ein paar Zwanziger, was in Betracht meiner schwachen Kasse viel genannt werden konnte. Er dankte, nahm seine Papiere wieder zusammen, sah mich mit einem dankbaren Blick an, als möchte er mir auch etwas Liebes erzeigen, und sagte: «Ich habe einen laugen Weg vor mir, aber ich habe einen guten Reisegefährten t» - «0, das ist ja ein Gluckt» erwiderte ich lebhaft, im Gefühl, dass ich einen solchen schmerzlich entbehrte «Wer, ist es denn?» -

 «Es ist unser Gott und Herrselber; und hier» - er zog ein kleines Neues Testament aus der Brusttasche - «hier habe ich Seine Worte, wenn ich mit Ihm rede, so ant-wortet Er mir daraus. So wandere ich getrost, lieber junger Herr -,Nochmals dankte er und ging. Mich aber hatte die Rede wie ein Pfeil getroffen, und ein Stachel davon blieb in meinem Herzen sitzen. Ich hatte an Gott nicht ge-. dacht, für mich war Er eine ferne, unbestimmte Macht, und dieser arme Mann sprach so, als keime er Ihn recht wohl, als stehe er in lebendigem Verkehr mit Ihm, woraus ihm ein so getroster Mut, eine so freudige Zuversicht erwuchs. Sein kleiner Schatz, das Bächlein von unnennbarem Werte war mir völlig fremd; •ich hatte ja nie eine Bibel gelesen«»

Welche unendliche Bedeutung diese kleine Begebenheit auf die Entwicklung des innern Lebens von Ludwig Richter gehabt, das teilt uns der Künstler selber, mit Er wurde vom Tod zum Leben geführt durch die Wiedergeburt Gottes Wort und-Heiliger Geist haben ihn zu Jesu gezogen; und «ist jemand in Jesus Christus, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu' geworden.

'Der reiche Kombauer Lukas 12,13-21
Eines Tages kam ein Mensch zum Herrn Jesus mit der Bitte, ihm in einem Erbteilungssti eit zu hellen, aber der
- Herr bedeutete ihm, dass Er damit nichts zu tun haben wolle. Mit. Recht, denn Er erkannte, dass Habsucht der Beweggrund der Bitte war; aber der Herr hatte mit den mate-riellenDingen dieser Welt und Zeit nichts zu tun Es sind in Wahrheit nur Fesseln, womit Satan die Menschen gefangen halt Vielmehr war der Herr gekommen, um die Seelen von diesen Fesseln -zu befreien und ihnen den Weg zum. Himmel zu zeigen und zu bahnen Deshalb antwortet der Herr dem Fragenden mit einem Gleichnis, welches den wahren Wert der irdischen Dinge, vor allem des Mammons, treffend dartut. ‚Er schildert 'einen Grundbesitzer, welcher 'eine Rekord-Ernte gemacht hatte, aber nichts anderes damit zu tun weiss, als sie f il r sieh aufzuhäufen,' seine Speicher damit füllend..
Dieser Mann dachte nicht im geringsten 'daran, dass Gott im Himmel ihm diese reiche Ernte geschenkt und dass er Ihm deshalb zu danken hätte und auch als Zeugnis seiner Dankbarkeit 'einen gefällten Korb hätte darbringen sollen. Er dachte auch nicht daran, von seinem Ueberfluss denen zu geben, die Mangel hatten Nein, er hamstert nur für sich selber. Auch denkt er nicht an 'die Möglichkeit, dass er plötzlich abgerufen werden konnte und alles zurücklassen müsste, da' er ja nichts ‚mitnehmen konnte 'und leer und bloss vor dem Richterstuhl des Christus erscheinen musste Eben diesen Fall setzt der Herr voraus,' um darzutun, was ‚irdische Güter, nach dem unfehlbaren Mass Gottes gemessen, wert sind - nur vergängliche Guter, ohne Ewigkeitswert. Würde er von seinem Ueberfluss Gott gegeben, d. h. zum Besten seiner Mitmenschen verwendet haben, so wurde ihm dies zum himmlischen Lohn angerechnet worden
5
sein. Auch lili- seine Seele hatte er nicht vorgesorgt, so stand er vor dem Richterstuhl Gottes mit - fl i c h t s
Ach, wie viele gleichen diesem reichen Narren auch in der Christenheit, und dies gerade kurz vor dem Kommen des Herrn, da Er erscheinen wird in den Wolken des Himmels! Jakobus schildert diese Tatsache, die er ausdrücklich auf das Ende der Tage bezieht, recht anschaulich und mit tiefem Ernst, sowohl die selbstsüchtige Gesinnung dieser Reichen, als auch ihr Gericht (Jakobus 5, 1-6). In der Tat, heute erleben wir es immer wieder, nicht nur was Jesus hier andeutet, sondern, dass tatsächlich «Gold und Silber verfault und verrostet», d. h. durch politische Ereignisse, Kriege, Spekulation und Katastrophen ihren Wert verlieren. Es bleiben nur noch wertlose Papiere übrig, auf denen wie zum Hohn der nominelle Wert weiter prangt. Dies meint ohne Frage Jakobus, darum fügt er bei, dass dies in der Seele brenne wie ein Feuer. Vom Reichtum, auf den man sein ganzes Sinnen und Rechnen gesetzt hat, bleibt nichts mehr. übrig, als der leere Name.
Darum hat derjenige recht, der sich sagt: «Das, was ich dem Herrn gebe, sei es direkt für Sein Werk, oder an bedürftige Mitmenschen in Seinem Namen, dies ist allein wirklicher Besitz, denn er bleibt zum ewigen Gewinn». Auch bleibt Gott niemanden etwas schuldig. Was man Ihm gibt, vergilt Er reichlich. Wir werden dabei niemals Mangel haben und dazu ungemessenen Segen in geistlichem Sinn empfangen.
Gott lässt sich nichtspotten!
Ein gottesfürchtiger Kohlengräber in E. glaubte dem heiligen Worte Gottes, . so auch der Bibelstelle: «Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen». So kam es auch, dass man diese Worte öfters hören konnte in Kampf und den Mühen des wechselvollen Lebens, Seine Arbeitskollegen hatten es auch schon öfters aus seinem Munde vernommen, aber sie verachteten Gottes Wort.
Eines Tages, als er im Begriff stand, mit seinen Kameraden in die über fünfhundert Meter tiefe Grube zu fahren. ergriff ein Hund sein wohleingewickeltes Frühstück, und er musste, wollte er nach saurer Arbeit nicht hungern, hinter dem Hunde herlaufen, um es ihm abzujagen. Der Obersteiger konnte aber nicht mehr warten, und hinunter ging es lii die Tiefe, wobei di& Bergarbeiter dem hinter dem Hunde Herlaufenden im Spott zuriefen: «Alle Dinge müssen zum Resten dienen!»
Ja, der Vorfall hat ihm zum Besten . gedient, denn die ganze Mannschaft .kam nicht mehr lebend aus der Grube; das Seil des Förderkorbes riss und sie stürzten in ihm hinab in die Tiefe. Ja, Gott lässt sich nicht spotten.
Feurige Kohlen
Als ein pommerscher Bauer an einem dunklen Abend, in seine Scheune kam; um zu sehen, ob alles in Ordnung sei, früf er hier einen Mann, der damit beschäftigt war, einen Sack mit Korn zu fällen. Als der Mann mit seinem vollen Sack die Scheune verlassen wollte; trat er ihm entgegen. Der Mann liess vor Schreck seinen Sack fallen. Der Bauer aber bedeutete ihm, den Sack wieder auf den Rücken zu nehmen und ihm zu folgen. Stumm und verlegen folgte er dem Bauer, nichts anderes denkend, als dass der Bauer mit ihm