Es fehlt nicht viel Gedicht; Der Herr ist nah

01/26/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Es fehlt nicht viel

Ein jeder Morgen mir aufs neue
die selige Gewissheit bringt,
dass Gottes Güte, Huld und Treue
auch heute des Tages Lauf durchdringt.

In seiner Sonne frohem Grüßen
fühl ich Sein göttlich Niederschauen.
Ich sink anbetend Ihm zu Füßen
und kann Ihm unbegrenzt vertrauen.

Und ist nicht heiter jeden Morgen,
hält seiner Sonne Glanz und Licht
sich hinter Sturmgewölk verborgen –
ich harre, bis hindurch sie bricht.

Und wenn des Wetters Sturm und Wüten
gleich auch bis an den Abend währt:
Wer sich verlässt auf Gottes Hüten,
bleibt unverzagt und unversehrt.

Und wer dann in den dunklen Nächten
der Not und Sorgen Glauben hält,
kann sicher sein, dass er den rechten
und besten Helfer sich erwählt.

Drum nicht so schnell verlieren,
verzagtes Herz! Es bleibt dabei:
Erscheinet dir auch Gottes Führen
oft hart und schwer: Er ist getreu!

Botschafter des Heils in Christo, 
Jahrgang 1923, Seite 304

Autor: G. H.

Der Herr ist  nah, ganz nah!
Botschafter des Heils 1912 

Der Herr ist  nah, ganz nah! – Das letzte Glied,
mit dem der Vollzahl Gnadenring sich rundet,
ist eingefüget bald. Der Geist bekundet
verheißne Wunder, die kein Herz erriet.
Der Herr ist  nah, ganz nah! – Bald ist`s genug
Gehäuften Erdenwehs. Mit güt`gen Händen,
mit Händen, die der Eisenpflock durchschlug,
wird tränenstillend Er die Trübsal enden.

Der Herr ist  nah, ganz nah! – Schon schimmert`s hell,
wie Morgenröte durch der Zeiten Dämmern.
Beim Erdenpendelschlag im Werktagshämmern,
stehn wir bereit zum göttlichen Appell.
Der Zeit aufdringlich lärmend Marktgeschrei
soll nimmer unser lauschend Ohr betäuben,
des Tages farbenbuntes Vielerlei
nicht unser Auge mählich überstäuben.

Der Herr ist  nah, ganz nah! – Das Herz, es schwillt
In freud`gem Harre, dass Er heute käme,
des Leibes morsche Hülle von uns nähme,
bekleidend uns mit himmlischen Gebild.
Das Ende eilt! Schon glimmet hie und da
ein heimlich Züngeln von verdeckten Bränden,
und Umsturzstürme rütteln fern und nah
verderbendrohend schon an festen Wänden.

Der Herr ist  nah – Posaunen Sein Signal!
Ein Heroldsruf dringt bald in Gräbertiefen.
Die heilgen Scharen, die ein Weilchen schliefen,
erstehn, der Fessel frei, in selger Zahl.
Und sieh, in Ost und West, in einem Nu,
bei den Erlösten gibt`s ein staunend Stocken,
vereint dem Erstling dann, der Heimat zu,
ein freudig Aufwärtsziehen mit Frohlocken!

K.

Am Jakobsbrunnen

Bibelstelle: Johannes 4

Botschafter des Heils 1912 

Wer schreitet dort aus Sichars Toren 
zum Brunnen hin im Mittagsbrand?
Ein Weib, verachtet und verloren,
die Niedrigste vielleicht im Land.
Zur Zeit, da aus dem weichen Lager
der Nachbarn Schar des Traums begehrt, —
der Hoffnung bar, gebeugt und hager,
mit Schmach bedeckt, von Schuld beschwert,
die Stunde meidend, da im Schwarme
die Menge ihre Krüge füllt,
den Schöpfkrug aus gebranntem Arme —-
so geht sie hin, der Schande Bild.

Wer eilt zurück zu Sichars Toren,
leichtfüßig fliegend durch den Sand?
Ein Weib, erlöst und neugeboren,
die Glücklichste vielleicht im Land!
Dess will ihr jubelnd Herz sich freuen,
sie fand Den, dem kein Andrer gleicht,
und braucht den Trunk nie zu erneuen,
den Seine Gnade ihr gereicht.
Durchsichtig lag, gleich dem Kristalle,
vor Seinem Blick ihr Herzensschrein,
und Frieden ward ihr — alle, alle
Bedrückten ladet sie jetzt ein!