Säg am Kreuz nichts ab!

12/11/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

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Der Kampf ist heiß die Last ist schwer, 
Oft seufz st du müde: Ich kann nicht mehr!
« Doch halte nur äti, einst wird dirs klar, 
Wie ,nötig hier unten das Kreuz dir war.

Auf hartem Stein am Waldesrand
Sitzt müde ein Greis, den Stab m der Hand
Er kann nicht mehr weiter, er ist zu matt,
Weil er, so viel Schweres zu tragen hat

Still schaut er im Geiste den Weg, den er kam
Er fing einst so herrlich mit Sonnenschein. an.
Noch denkt er in stiller Wehmut zurück,
Doch liegt in Trümmern, was einst war sein Glück.

Muß er bis ins hohe Alter nun sein
Da krampft sich das Herz zusammen vor Weh .
Mein Gott, warum muß diesen Weg ich gehn?

Und über dem Denken und über dem Sinnen 
Ihm heiß von der Wange die Tränen rinnen. 
Doch nach und nach wirds still in der Brust,
Er ist sich der Gottesklndschalt bewußt, 

Drum schaut er im Glauben hinauf zur Höh: 
Dort wird sich das klären, was ich nicht versteh. 
So faßt er den Stab, und mit leisem Gesang
Geht er heim zur Hütte am Bergeshang. 

Legt müde vom Wandern zur Ruh sich hin,
Noch zieht ihm so manches durch den Sinn.
Auf all sein Sorgen und was er gefragt, 
Im Traume Gott selbst ihm die Antwort sagt.

Er sieht sich als Pilger von Land zu Land 
Recht mühsam wandern im Pilgergewand. 
Das Ziel seiner Wandrung ist jene Stadt,
Die Gott, der Hrr, selbst gegründet hat.

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Und auf dem Rücken ein Kreuz er trägt,
Das ist die Last, die Gott aufgelegt.
Er wandert mutig, das Ziel winkt von fern,
Schon glänzt die Stadt wie ein goldener Stern.

Doch heiß brennt die Sonne, das Kreuz drückt sehr,
Er muß einmal ruhen, er kann bald nicht mehr.
Dort steht ja ein Häuschen so schmuck und klein,
Da nimmt er das Kreuz ab, wie ruht sichs hier fein.

Als er dann weiter des Weges will gehn.
Sieht eine Säge er neben stehn.
Da denkt er: Dein Kreuz ist so lang und sdrWer,
Du sägst etwas ab, dann drückts dich nicht mehr.

Schnell ist es getan, nun war leichter die Last,
Er denkt: Wie gut, daß dus abgesägt hast.
Nun geht das Wandern bequem und leicht,
Jetzt ist das Ziel viel schneller erreicht. -

Bald sieht er die Stadt auch schon vor sich stehn.
Wie herrlich und schon ist sie anzusehnt
Ein . Graben trennt ihn noch von der. Stadt,
Der aber keine Brücken hat

Er läuft entlang; er sucht und sinnt;
Doch eine Brücke er nirgends find t -
Da fällt ihm das Kreuz auf dem Rücken ein,
Vielleicht konnte das ihm jetzt Brücke sein

Er nimmts und schiebts übern Graben her,
Doch - s ist zu kurz es reicht nicht mehr,
Es fehlt das Stück, das er abgesägt. -.
Ach hatt ichs doch nicht • seufzt er tiefbewegt

Nun stehe ich hier so nahe am Ziel,
Und kann doch nicht hin weil mir 's Kreuz nicht gefiel
Er weint und schreit, er klagt sich an
Weil er schuld, daß er zur Stadt nicht kann. -

Da naht ein Pilger der auch ein Kreuz tragt
Von dem er aber nichts abgesagt
Er kommt zum Graben legts Kreuz drüber hin
Und geht zur Stadt mit frohem Sinn -

Da denkt unser Pilger Ich will doch seh'n
Ob über dies Kreuz Ich zur Stadt kann geh'n.
Er tritt hinzu, o weh, es kracht, -
Mit einem Schrei ist er aufgewacht.

Er sieht sich im Zimmer, e.r ist noch hier,
.Mein Gott, o von Herzen danke ich dir
Es war nur ein Traum, doch die Angst und Qual
Mächt ich durchkosten nicht noch einmal.

Ich seh nun mein Kreuz an als göttliche Gab
Und säg an demselben nichts mehr ab.
So muß es sein, wie der Vater es macht,
Und geht auch mein Weg durch Trübsal und Nacht,

Ich 'haue still aus, trag Kreuz und Leid,
Es ist mir jä Brücke zur Herrlichkeit.
Und du, der du auch ein Kreuze trägst, 
Und auch gern ein Stückchen davon absägst,

Tu's nicht, denn es ist eine göttliche Gab, 
Denn sägst du, dann sägst du den Segen ab.


A. Jung.
Buchhandlung der Pilgermission, Gießen,