Handreichungen 2. Jahrgang 1914

02/07/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

2. Iakrgang. 1914.
Gegenseitige
6anclret<ckung
aus 6em
Worte Gottes.
„Lasset <!as Wort Ldrlstt reickllck
in euck woknen, in aller Wekskelt sack
gegenseitig lekrenij uncl ermaknenrl."
Kol. 2, 16.
Eine Monatsfrist
für bidliscke Fragen un<i antworten.
kerausgegeden von
Fritz Kock.
Klotzfe
dei Dres6en.
Bestellungen un6 Geldsenöungen
rverclen portofrei erdeten an <IIe LIclresse 6es Verlegers
611d. v. <1. Kammer.
NIotzsck« bei Dressen.
Was will öle ^Gegenseitige Hanüreichung^!
Das sagen am besten einige Sätze aus dem Geleitswort
zum Jahrgang 1913:
„Unser Blatt soll sich von den anderen Blättern dadurch unterscheiden,
daß es nur biblische Fragen und Antworten bringt, und zwar
in der Weise, daß aus dem Leserkreise selbst sowohl die Fragen wie die
Antworten gestellt und gegeben werden, und somit ein reger Austausch
der Gedanken unter den Lesern erstrebt wird und erreicht werden kann,
und zwar, setzen wir hinzu, ohne Gewissenszwang!
ir fragen die an uns Schreibenden, sowie die Einsender von
Fragen und sogar Antworten nicht: woher, aus welcher Denomination,
aus welcher christlichen Gemeinschaft und aus welcher Nation kommst
du? was ist dein Stand oder Beruf? u. dgl. nr. Vielmehr soll da§
allein Entscheidende für uns und alle jeweiligen Mitarbeiter das Wort
Gottes lern, dessen Autorität wir uns durchaus unterordnen, und das
zu erforschen unsere Aufgabe ist."
Wir wollen die Wahrheit verkünden, die Wahrheit in Liebe.
.,Wir vermögen nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit."
2. Kor. 13, 8.
Und so möge der Jahrgang 1914 auch in Buchform
vielen dienen zur Verwirklichung von 2. Petri 3, 18!
Klotzsche bei Dresden. Der Herausgeber
im Dezember 1914. Fritz Koch.
Die »Gegenseitige Handreichung aus dem Worte Gottes"

Inhalt
des 2. Bandes der „Gegenseitigen Handreichung":

Fragen und Antworten                              1-228
Verzeichnis der Fragen und Antworten  230-234
Schriftstellenverzeichms                        235-251
Berichtigungen                     252
Gruß an den Leser:
„Gott aber ist mächtig, jede Gnade gegen euch über-
strömen zu lassen, auf daß ihr in allem, allezeit alle
Genüge habend, Überstömend seid zu jedem guten Werk." 2. Kor. 9,8.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schrift *
stellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich
zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 1: >Vie verkalt es sicb in Gpb. 2, 8 mit dem
Glauben? Er kann dock nie eine Gabe Gottes sein, sonst
könnten Unbekekrte Gott Vorwurfs macben. Der Glaube kommt
dock aus der predigt! (I^öm. W, 17.)
Antwort
Lesen wir Eph. 2, 8 sorgfältig, ohne eigene Gedanken
hineinzubringen, so finden wir, daß im ersten Teile gesagt
telst des Glaubens, und im zweiten Teile, daß dieses
— nämlich dieses Errettetsein mittelst des Glaubens —
steht klar da und ist so einfach: „und das nicht aus euch,
Gottes Gabe ist es," eben das, was im ersten Teile
fluß Seiner Gnade, und nicht etwa nur der Glaube,
worauf oft der zweite Teil dieses Verses entgegen dem
Wortlaut und Zusammenhang beschränkt wird. Daß der
Sinn so ist, wird durch Vers 9 bestätigt, in welchem es
weiter heißt: „nicht aus Werken, auf daß niemand sich
rühme" (vergl. auch Tit. 3, 4—7).
Mit vorstehendem ist aber noch nicht die eigentliche
Frage erledigt, ob der Glaube eine Gabe Gottes ist und
wie die Verantwortlichkeit des Menschen sich damit vereinbaren
läßt.
In Röm. 10,17 heißt es: „Also ist der Glaube aus
der Verkündigung (oder Predigt), die. Verkündigung aber
durch Gottes Wort." Der Glaube wird also auf das
Wort Gottes zurückgeführt, was auch viele Stellen der
Schrift uns zeigen: „Die nun Sein Wort aufnahmen . . ."
(Apgesch. 2, 41); „viele aber von denen, welche das Wort
gehört hatten, wurden gläubig" (Apgesch. 4, 4) u. a. m.
Kein Mensch aber würde das Work Gottes verstehen und
im Glauben aufnehmen können, wenn nicht der Heilige
Geist ihn erleuchtete und ihn dazu befähigte, denn „der
Geist ist es, der lebendig macht" (Joh. 6, 63; 2. Kor. 3,6 k).
Demnach ist der Glaube das Ergebnis des Wirkens
des Heiligen Geistes in dem Herzen durch Sein Wort.
Ich hätte also keinen Glauben, wenn nicht Gott alles dazu
Erforderliche gegeben und getan hätte; darum verdanke
ich es Ihm allein, daß ich glaube; der Glaube wie
überhaupt alles Gute, was ich habe, ist mir von Ihm
geworden, ist ein Geschenk von Ihm — ist Gottes Gabe!
„Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt
von oben herab, von dem Vater der Lichter . . (Jak.
1, 17). Ich habe kein Verdienst, keinen Ruhm — alles,-
allcs ist Seine Gnade, Seme Gabe! Diese kostbare
Tatsache, welche unsere Herzen so unsagbar glücklich macht
und ttberströmen läßt in Dank und Anbetung gegen Ihn,
ist es gerade, die in Epheser vor unser Auge gestellt wird.
Ist darum der Mensch ohne Verantwortlichkeit
in bezug auf den Glauben,, weil der Glaube ein Werk
des Geistes und eine Gabe Gottes ist? Kann er dieserhalb
etwa, wenn er nicht glaubt, sich damit entschuldigen, Gott
habe ihm diese Gabe nicht gegeben? O nein, durchaus
nicht! Denn wenn er nicht glaubt, so liegt es ganz allein
an ihm! Er hat dann eben dem Wirken des Heiligen
Geistes widerstrebt, hat sein Ohr verschlossen gegen Seine
Stimme und sein Herz gegen Sein Licht — er hat „die
Finsternis mehr geliebt als das Licht" (Joh. 3, 19), er
hat „die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen" (2. Thess.
2, 10) und hat „den Reichtum Seiner Gütigkeit und Geduld
und Langmut verachtet" (Röm. 2, 4). Denn „Gott
will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis
der Wahrheit kommen" (1. Tim. 2, 4); „die Gnade Gottes
ist erschienen, heilbringend für alle Menschen (Tit. 2,11);
„der HErr... ist langmütig. . .> da Er nicht will, daß
irgendwelche verloren gehen, sondern daß mlle zur Buße
kommen" (8. Petri 3, 9). Gott will, aber viele
Menschenwollennicht! Unter allen den vielen Menschen,
welche infolge ihres Unglaubens verloren gehen,
«
habe, sondern alle ohne Ausnahme werden sich den Vorwurf
machen müssen, daß sie die ihnen angebotene
„Gabe Gottes" von sich gewiesen haben! —
Es mag für den Verstand unvereinbar sein, daß
es Gnade und nichts als Gnade ist, wenn wir glauben,
und daß dennoch der Mensch allein schuld ist, wenn er nicht
glaubt; der Glaube aber erkennt es; er sieht, daß es
erfüllt die herrliche Gnade und unaussprechliche Liebe
Gottes! Tb. K.
Die ganze Möglichkeit der Errettung liegt in Gott,
in Seiner Gnade, die in Christo Jesu erschienen ist. Der
Zusatz „durch den Glauben" (besser „mittels des Glaubens")
könnte fehlen, ohne den Sinn des Satzes wesentlich
zu verändern. Aber der Apostel schreibt inspiriert durch
den Geist, und so haben wir in diesen Worten das klare
Zeugnis davon, daß von Gottes Seite alles Gnade ist,
und daß wir durch diese allein gerettet sind oder werden,
daß aber von unserer Seite die Hand da sein muß, die
sich die Gnade schenken läßt; denn Gnade ist in jedem
Falle ein Geschenk, wird nie aufgezwungen! Diese Hand
ist der Glaube unsererseits! So gewiß keiner gerettet
wird, es sei denn allein aus Gnaden — wie obige Antwort
A genauer ausführt —, so gewiß gehen alle die ewig
verloren, die dem Evangelium nicht glauben wollen.
Keiner hat eine Entschuldigung! „Wer da will, der nehme
das Wasser des Lebens umsonst!" (Offenb. 22, 27.)
Frage 2: Handelt es sicb bei Maltk. 27,52. 53 um eine
tlukerftekung zur Herrlicbkeit oder um eine ^ukerstekung zum
Weiterleben im Fleiscd? (Vergl. ^ok. ll, 43. 44.)
Antwort A:
Meiner Überzeugung nach handelt es sich weder um
das eine noch um das andere.
Daß es sich nicht um eine Auferstehung zum Weiter
leben im Fleisch handelt, wie z. B. bei Lazarus, sehen
wir schon aus den Worten: „und erschienen vielen"
(V. 53 Schluß)- Daß sie „erschienen", zeigt, daß sie an
sich dem leiblichen Auge nicht sichtbar waren, was auch
noch daraus sich ergibt, daß sie „vielen" erschienen, also
nicht von allen gesehen wurden. Bei einem Menschen „im
Fleische" (d. h. also im Leibe) kann aber von einem „Erscheinen"
in diesem Sinne nicht die Rede sein, da er eben
von allen gesehen wird, vor deren Augen er kommt. Bon
Lazarus lesen wir nicht, daß er „erschien", aber wir lesen,
daß viele kamen, um ihn zu sehen (Joh. 12, 9).
Von Herrlichkeit ist in bezug auf die nach Matth.
28, 52. 53. Auferweckten aber auch nicht die Rede, noch
davon, daß sie etwa in die Herrlichkeit ausgenommen worden
wären. Das ist nur von dem Herrn Jesus gesagt, dem
„Erstling der Entschlafenen" (1. Kor. 15, 20. 23 u; 1. Tim.
3, 16 Schluß).
Nach alledem kann ich, solange ich nicht auf Grund
des Wortes eines anderen belehrt werde, nur zu der Überzeugung
gelangen, daß die hier behandelte Auferweckung
nur eine vorübergehende war zu dem bestimmten Zwecke,
die mächtige Wirkung des Todes des Herrn Jesu zu zeigen;
daß die Auferweckten einen Leib hatten derselben Art wie
der Herr Jesus nach Seiner Auferstehung, als Er noch
nicht verherrlicht war und den Seinen erschien und mit
ihnen verkehrte (s. Luk. 24, 15. 16. 30. 31. 34. 36—43;
Joh. 20, 14. 19. 20. 26; Apgesch. 1,3; 10, 40. 41;
1. Kor. 15, 5—8), und daß sie dann, nach Erfüllung dcS
Zweckes ihrer Auferweckung, zurückkehrten in ihren vorherigen
Zustand, um weiter zu warten auf den wunderbaren
Augenblick der Auferstehung zur Herrlichkeit.
^ntvort 8:
Daß es sich in der erstgenannten Schriftstelle um die
Auferstehung zur Herrlichkeit handelt, in der zweitgenannten
aber um die Auferstehung zum Weiterleben im Fleische,
geht aus folgenden Merkmalen und Schriftworten hervor:
1. wird in Matth. 27 ausdrücklich gesagt: „Sie gingen
nach Seiner Auferstehung aus den Grüften." Christus ist
der Erstling der Entschlafenen (1. Kor. 15, 20). Demnach
warm sie ihrer Leiblichkcit nach Ihm, dem Auferstandenen,
gleich.
2. „Sie erschienen vielen." Es beißt hier nicht
„allen", was wahr sein würde, wenn sie nn „Leibe der
Niedrigkeit gewesen wären, sondern „vielen"; und »erschienen"
kann nur Bezug haben auf den geistigen Leib.
Sie erschienen den „vielen" deutet aber auch klar an, daß
nur eine Auswahl von Menschen sie sahen. Genau so wird
vom HErrn nach Seiner Auferstehung gesprochen (vergl.
1. Kor. 15, 4—8). Ganz andere Begleitumstände finden
wir, wenn es sich um die Auferstehung zum Weiterleben
im Fleische handelt. Wir finden da Worte, die uns klar
zeigen, daß es sich um den Leib der Niedrigkeit handelt:
„Es lebte auf" (1. Kön. 17, 22 d); „er nieste siebenmal
.... schlug seine Augen auf" (2. Kön. 4, 35); „er erhob
sich aus seine Füße" (2. Kön. 13, 21 d); „Er hieß ihr zu
essen zu geben" (Mark. 5,43); „ lösetihn und laßtihn
gehen" (Joh. 11,44; vergl. noch Apgesch. 9,40). Christus
aß auch, aber nur, um zu zeigen, daß Er wirklich der auferstandene
Mensch war (vergl. Luk. 24, 41—43). In jenem
Leibe können wir essen, obwohl wir nicht essen müssen.
Lazarus mußte gelöst werden, was keineswegs getan zu
werden brauchte mit dem Leibe der Herrlichkeit (vergl. Joh.
20, 7). Der Leser möge für sich selbst die angeführten
Stellen nachlesen, um den Unterschied noch klarer zu sehen.
— K. O. St,
Antwort L:
Die Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auserweckt.
Das waren nicht Geister ecscheinungen. Es war
auch keine Auferweckung für ein diesseitiges Leben wie bei
Lazarus. Ebenso haben wir auch nicht den geringsten Anhalt
für die Meinung, daß diese Auferstandenen wieder
z» ihren Gräbern zurückkehrten. Sie gehörten mit dem
Auferstandenen jetzt einer anderen Welt an. Als der HErr
Sein Haupt im Tode neigt und den Geist aufgibt, öffnen
sich die Grüfte, und als Er aus dem Grabe steigt, gehen
auch sie in Auferstehung aus den Grüften. Nicht früher
als nach Seiner Auferstehung kommen sie hervor. Es
muß bleiben — und es kann nicht anders sein: Er ist der
Erstling der Entschlafenen (1. Kor. 15, 20). Er muß den
*
Weg öffnen. Er ist der Anfang — der Erstgeborene aus
den Toten (Kol. 1, 18).
Nur Matthäus allein berichtet die Auferstehung dieser
entschlafenen Heiligen, und es ist köstlich, zu sehen, wie
durch die Verschiedenheit der Berichte jedes Evangelium
die Herrlichkeit des HErrn in einem bestimmten Lichte zeigt.
Der Unglaube in seiner Blindheit gebraucht die Verschiedenheit,
um das Wort Gottes zu verwerfen. Für uns ist sie
ein Schlüssel zum tieferen Verständnis der Evangelien. Wir
wissen, jedes Evangelium gibt uns von einem besonderen
Gesichtspunkte aus einen Bericht von dem HErrn.
Johannes zeichnet uns Christus den Sohn Gottes,
der Sich als Brandopfer Gott darbringt. Der
Auferstehungsbericht zeigt uns den Auferstandenen, wie Er
die himmlische Verwandtschaft verkündigt und die himmlische
Familie um Sich schart. Er ist der Sammelpunkt
der zerstreuten Kinder Gottes, und der Auserstandene tritt
in ihre Mitte (Joh. 20, 17).
Lukas zeichnet uns Christus den verheißenen Samen
des Weibes, denSohndes Menschen, den zweiten
Menschen, in dem alle Vorsätze Gottes ihre Erfüllung
finden und der als das Friedens opfer Frieden macht.
Der Auserstchungsbericht zeigt uns den Auferstandenen nn
Lichte derSchrift nach den Vorsätzen Gottes. Die Jünger
müssen an Hand der Schrift lernen, daß es in dem Plane
Gottes war, daß also Christus leiden und auferstehen mußte
(Luk. 24, 27. 32. 45. 46).
Markus zeichnet uns Christus, den Sohn Gottes, der
in K n e ch t s gestalt der Mund (Prophet) Gottes ist
und in unermüdeter Geduld den Dienst und das Zeugnis
der Gnade ausrichtet; der Selbst das Sündopfer
wird, als Er rief: „Eloi, Eloi rc!" (Mark. 15, 34.) Durch
den Auferstehnugsbericht geht der Ton der Gnade. Kein
Niederschlagen der Hüter wie in Matthäus. — Nur hier
finden wir den Zusatz „und Petrus" (Mark. 16, 7). Der
gefallene Petrus empfängt den Gruß der Gnade rc.
Matthäus zeichnet uns Christus den König Israels;
Christus in Beziehung zu den Verheißungen
Gottes und der Hoffnung Israels. Seine Seele
stellt das Schuld opfer, und der Wille Jehovas kommt
durch Seine Hand zur Ausführung (Jes. 53, 10). Er ist
7
Jehovas Arm, durch den Er Seine Macht offenbart. Die
Beweise Seiner Macht, Seiner königlichen Majestät kennzeichnen
den Aufrrstehungsbericht: Erdbeben, Engel in der
Gestalt des Blitzes, der Stein, der versiegelte, abgetan („der
HErr lachet ihrer") rc. Der König ist da. Der Starke ist
besiegt, überall Triumph. Er hat alle Gewalt (Matth.
28, 18). Er kommt als der große Hirte der Schafe (Hebr.
13, 20) in Auferstehung zu Seinen irdischen „Brüdern"
(Israel). Überall tritt in Matthäus Seine Beziehung zu
Israel, zu den Verheißungen und Vorbildern hervor.
In der Webegarbe (3. Mose 23, 10—13) hatte Gott
das Vorbild der Auferstehung niedergelegt. Als das Weizen-
korn (einzeln) war Er in die Erde gefallen, aber eine
Webe garbe (viele entschlafene Heilige) bringt Er mit Sich
in Auferstehung. In dem Auferstehungsleib „erscheinen"
sie vielen. Der „heiligen Stadt" bringen sie den
Beweis des Sieges, daß der „Hirte" da ist (vergl. Hebr.
13, 20 mit Hes. 34, 11—16).
Wer diese auferiveckten Heiligen sind, sagt die Schrift
nicht, und was wir darüber sagen, ist wertlos.
Bon diesen Heiligen zu folgern, daß heute noch besonders
treue Gläubige fortgesetzt auferweckt werden, gibt
die Schrift uns nicht nur keinen Grund, sondern es hieße
auch den Charakter des Matthäus-Evangeliums verkennen
und das Vorbild der Webegarbe zerstören. Nach der Schrift
ist die „Ordnung: Der Erstling Christus; sodann die§
welche des Christus sind bei Seiner Ankunft" (I.Kor.
15, 23). Das „sodann" läßt keinen Raum für Auferstehungen
zwischen Christus als Erstling (mit der Erstlingsgarbe)
und der „Sodann" - Auferstehung bei
Seiner Ankunft. v. d. K.
^nmerkuri^ 6e8 bienLusAsbers:
Es ist ein der Schrift gänzlich fernliegender Gedanke,
daß fortgesetzt Gläubige aufecstehen. Ja, er widerspricht
aufs klarste den Ausführungen über die Auferstehung in
1. Kor. 15 und 1. Thess. 4 u. a. m. Wonach würde sich
denn diese Bevorzugung einzelner richten? Gilt denn bei
diesen ein Verdienst? Oder wenn es Gnade ist, gibt uns
die Schrift Grund zu der Annahme dieser sonderbaren
Begnadigung einzelner? — Wir wissen gar wohl, daß
8
man von gewissen treuen Männern sagt, sie seien schon
auferstanden; aber wir müssen diese schriftwidrige Behauptung
ins Reich der „frommen Legende" verweisen.
Da übrigens in unserer Stelle deutlich steht, daß jene
Auferweckten „vielen erschienen", so müßte man füglich
erwarten können, daß die jetzt so nach und nach
auferweckten Heiligen das auch getan hätten; aber davon
wissen die Gewährsmänner für obige Behauptungen doch
nichts zu berichten! Wie wäre es auch möglich, wenn das
untrügliche Wort Gottes keinen Grund dazu gibt! Es ist
ein gefährlich Ding, aus einer in einem ganz bestimmten
Zusammenhang stehenden einzigartigen Stelle Folgerungen
zu ziehen, die der übrigen Schrift widersprechen!
Auch wir glauben, daß die hier geschehene Auferstehung,
wie die des HErrn, zur Herrlichkeit war: diese Auf-
erweckten hatten einen Leib wie Christus. Sollten sie mit
einem solchen wieder ins Grab zurückgegangen sein? Oder
wurden sie in den alten Zustand zurückverwandelt? —
Gewiß sollte ihre Auferstehung auch die „mächtige Wirkung
des Todes des HErrn" zeigen; aber diese Wirkung,
die sich hier vorbildlich an diesen „Heiligen" zeigte, wäre
doch sehr eingeschränkt gewesen, wenn jene wieder hätten
ins Grab zurückkehren müssen.
Trage 3: XVsIck ein Unterschied bestekt zwischen den
Namen Jesus Lkristus und Lkristus Jesus u. a. m. (siede z. 8.
I. Him. 1, 12. 14.15. 16) und ikrer Anwendung in der Schritt?
(Vergl. Trage 19, Anmerkung des Herausgebers.)
Antwort
Die Namen und Titel des HErrn sind nicht einfach
Namen in dem Sinne, wie wir Personen dadurch voneinander
unterscheiden. Wie wir in der Welt Personen mit
verschiedenen Namen und Titeln finden und i n den verschiedenen
Namen und Titeln die verschiedenen Eigenschaften,
Würden, Ämter und Beziehungen zu Verwaltungen rc. erkennen,
so auch bei dem HErrn. O, daß wir Ihn besser
kennten in Seinen Eigenschaften, in Seiner Herrlichkeit und
Würde, in Seinen Beziehungen zu den verschiedenen Perioden
der Verwaltungen Gottes — wir würden die Weisheit
9
sehen, die sich in dm verschiedenen Benennungen des Sohnes
offenbart! Es ist wunderbar, wie die heiligen Schreiber
durch Gottes Geist geleitet wurden, gerade den Namen,
den Ausdruck für die Person des Sohnes zu gebrauchen,
wie er gerade zu dem, was gesagt ist, passend ist.
Wieviel haben wir alle nach dieser Richtung hin noch zu
lernen! Welch Durcheinander, welche Unwissenheit offenbart
sich gerade in bezug auf den Gebrauch der Namen und
Titel des HErrn! Wenn ich in dem Gefühl meiner eigenen
Unwissenheit es wage, ein paar kurze Worte auf die Frage
zu antworten, so kann es nur ein Fingerzeig, eine Anregung
sein, mit ganzem Herzen und größerem Aufmerken die
Schriften zu erforschen, um Ihn besser kennen zu lernen.
Jesus ist Sein persönlicher Name, der für den
Sohn Gottes zuvor bestimmt wurde als den Heiland der
Welt. Unter diesem Namen wurde Er hienieden in der
Knechtsgestalt gekannt.
Christus — der Gesalbte — ist Sein Titel zunächst
in Verbindung mit dem Messias des Volkes Israel; als
dieses Ihn aber verwarf und tötete, hat Gott den Auferweckten
und Verherrlichten zum „HErrn" und
„Christus" gemacht — erhoben (Apgesch. 3, 36). Dieses
läßt uns verstehen, warum in den vier Evangelien der HErr
niemals „Jesus Christus" genannt wird, (ausgenommen in
fünf Stellen, die auch bezeichnend sind), sondern allgemein
„Jesus", dagegen in den Briefen „HErr" und
„Christus" und mit den Verbindungen: „Jesus
Christus", „Christus Jesus" und „Herr Jesus Christus".
In Eph. 1, 1. 2 finden wir in den zwei Versen diese
letzten drei Benennungen. Die Voranstcllung des einen
Namens vor dem anderen ist durchaus nicht absichtslos,
wie uns diese und viele andere, auch die in unserer Frage
genannten Schriftstellen beweisen.
Ob wir lesen „Jesus Christus" oder „Christus Jesus"
— immer ist es natürlich dieselbe Person. Ein sorgfältiges
Vergleichen der Schriftstellen läßt uns aber finden, wenn
der persönliche Name „Jesus" vorangestellt ist (Jesus
Christus), daß das Gesagte mehr in Beziehung steht zu
Seiner Person (diese in den Vordergrund tritt) und zu
dem, was Er hienieden war, während wir bei „Christus
Jesus" das Gesagte mehr in Beziehung finden mit dem
10
Verherrlichten, Seinem vollendeten Werke und der Segensfülle,
die von Ihm ausgeht.
In Eph. 1, 1 nennt Paulus sich Apostel „Jesu
Christi". Er war Sein Apostel und hatte dem zu entsprechen,
was Er hienieden war (Hebr. 3, 1). Sobald wie
Paulus dann von den Heiligen und Treuen in ihrer Segensstellung
spricht, wechselt er die Namen und sagt in „ Christo
Jesu". Wenn es sich um unsere Segensverbindung mit Ihm
handelt, so spricht der Apostel nie, daß wir „in Jesu",
sondern „in Christo " sind (Röm. 8, 1; 2. Kor. 5, 17);
Christus starb für Gottlose (Röm. 5, 6); Christus
starb für unsere Sünden (1. Kor. 15, 3); Christus
hat uns losgekauft (Gal. 3, 13); mit Christo sind wir
gestorben (Röm. 6, 8. 9), und in dem verherrlichten
Gesalbte« (Christus) Jesus werden hier die Heiligen
in Ephesus gesehen. Im 3. Verse zeigt Paulus dann, daß
Wie gesagt, tvenn Seine Person, oder was Er hienieden
war, in den Vordergrund tritt, so finden wir auch
den teuren Jesusnamen in dem Vordergrund, z. B.: „Der
des Glaubens an Jesum ist" (Röm. 3, 26); „glaube
an den Herrn Jesum" (Apgesch. 16, 31); „Verheißung
aus (auf dem Grunde des) Glaubens an Jesum Christum"
(Gal. 3, 22). Es ist köstlich, bei dieser letzten Stelle, (wie
auch in anderen Stellen) den Wechsel der Namen zu beachten
(Gal. 3, 22 vergl. mit 26 u. 28; siehe auch ebenso Eph. 4,
20. 21). Wir würden in dem Zusammenhang mit V. 20
sprachlich geschrieben haben:
Christus ist" — aber nein:
„Jesus" ist." In Ihm persönlich, in Seinem Leben,
und in Ihm allein wird die Wahrheit gesehen!
1k
^nmerkunA cte5 tterauseeders:
Je treuer und je lieber wir uns mit dem HErrn
Selbst beschäftigen („Seine Herrlichkeit anschauen",
2. Kor. 3, 18), desto kostbarer werden uns die Geheimnisse
Seiner Namen werden, und die Folge wird sogar die sein,
daß wir selber lernen, in den schriftgemäßen Ausdrücken
— es heißt in der Gebetsanrede z. B. nicht „Jesus",
was für uns Gläubiae aerade-ru unebr
erbietig ist, sondern „Herr Jesus", vergl. Apg.-
Gesch. 7, 60t — und in den schriftgemäßen Namen von
Ihm zu reden. Man kann dies nie verstandesmäßig
lernen, im Gegenteil: der Verstand sieht in den Verschiedenheiten
dieser Namen bloße Willkür oder noch Schlimmeres!
Zu was für ungeheuerlichen Erklärungsversuchen ist z. B.
die ungläubige Theologie gekommen im Hinblick auf den
Wechsel der Namen Gottes im Alten Testament (so gleich
zuerst in 1. Mose 1 und 2)! Für den Gläubigen liegen
gerade in diesem Wechsel ganz besondere Kostbarkeiten! Nein,
nicht durch den Verstand lernen wir, die rechten Namen
Gottes und des HErrn am rechten Orte zu gebrauchen,
aber je mehr wir forschen in der Schrift und nachsinnen
über Ihn Selbst, desto mehr prägt der Geist Gottes
in uns die Fähigkeit, gottgemäß zu denken und zu
reden. Scheinbar ganz wie von selbst, aber durch den
Geist in uns gewirkt, wird es uns dann z. B. auch
klar, daß es nicht heißt: „Bruder in Jesu", sondern
„Bruder in Christo" (Kol. 1, 2) oder „Bruder im
HErrn" (Philem. V. 16).
Möchten wir uns Gnade schenken lassen, den so sehr
häufig eintretenden Wechsel der Namen des HErrn in der
Schrift zu beachten (Beispiele zu nennen, ist bei der Fülle
derselben überflüssig) und unter der in Antwort L. gegebenen
Anleitung zu betrachten! Sicher, es wird uns zum
Segen sein! >
- V f ,
krage 4: 1. Z, 8 u. 9: Was keiht „er kann nicbl
sündigen" und „wer Sünde tut, ist aus dem ^eukel"?
Antwort 7X:
Ein sorgfältiger Vergleich von 1. Joh. 3, 9 mit Kapitel
2, 1 wird zum Verständnis dieser Stelle beitragcn.
In Kap. 2, 1 gebraucht der Apostel die „Aorist"-Zeitform
des Zeitwortes, wodurch eine einzelne, bestimmte
Handlung bezeichnet wird; in Kap. 3, 9 gebraucht er
die „Präsent"-Zeitform, welche eine Fortdauer, ein Fortfahren
in der Sünde ausdrückt.
Nach den feierlichen Worten des ersten Kapitels sagt
er: „Meine Kinder, ich schreibe euch dieses, auf daß ihr
nicht sündiget, und wenn jemand gesündigt hat — wir haben
einen Sachwalter bei dem Vater." Das Ziel seines Schreibens
ist, daß sie nicht sündigen; doch wenn jemand sollte
überwältigt worden sein, so will er diesen auf die Vorsorge,
die Gott in Seiner Güte für einen solchen getroffen hat,
Hinweisen, damit er nicht verzweifle, sondern Vergebung
erlange und zum Sieg über die Sünde geführt werde.
In Kap. 3 zeigt der Apostel zwei Menschenklassen:
die, die Gerechtigkeit tun, und die, die Sünde tun. Bei
der einen Klasse ist die Gerechtigkeit, bei der anderen die
Sünde der herrschende Grundsatz in ihrem Leben. Er
stellt fest, daß, obgleich die Möglichkeit da ist, daß der aus
Gott Geborene in eine Sünde fallen kann, derselbe aber nicht
in der Sünde verharren kann. Ein Schaf mag in den
Schmutz fallen; aber es ringt, herabzukommen, und ist nicht
zufrieden, darin zu sein, während die Sau, selbst wenn
sie gewaschen war, sich darin mit Behagen wälzt.
Manche legen diese Stelle dahin aus, daß der Apostel
meint, daß die Neue Natur nicht sündigt, aber der Apostel
gebraucht die Worte im 10. Vers: „Hieran sind offenbar
die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels." Es
sind Personen, von denen er spricht, und nicht Naturen
(wie in Röm. 7), und der Gegensatz wird gezogen
zwischen denen, die die Gerechtigkeit tun, und denen, die
die Sünde tun. In Kap. 5, 18 finden wir denselben Gegensatz.
Er spricht in Vers 16 von der Möglichkeit, daß ein
„Bruder" sündigt >,eine Sünde nicht zum Tode", und
dann zeigt er: der aus Gott Geborene sündigt nicht
— das Charakteristische des aus Gott-geboren-Seins ist
Gerechtigkeit (2, 29) und nicht Sünde. Der Böse,
in dem die ganze Welt liegt (5, 18. 19), hat keine Rechte
über den aus Gott Geborenen; er ist in der Hand Christi
und Gottes (Joh. 10, 28. 29), und keine andere Hand
kann ihn antasten. Luther drückte sich so aus, daß ein Kind
Gottes in dem Kampfe wohl täglich Wunden empfängt, aber
niemals seine Waffen wegwirft oder Frieden mit dem Todfeinde
macht.
Ein besseres Verständnis dieses Briefes würde manchen
bewahren vor den falschen Gedanken der Sündlosigkeit und
uns anreizen, in größerer Wachsamkeit den Pfad der Gerechtigkeit
zu wandeln und so den Beweis zu geben von
13
unserer Gemeinschaft mit Ihm, der „geoffenbart worden
ist, auf daß Er unsere Sünden wegnehme" und „auf daß
Er die Werke des Teufel vernichte" (I. Joh. 3, 5. 8).
W. H. B., frei übers. von v. d. K.
^ntvort 8: --------------
Diese Schriftstelle ist für manchen eine Schwierigkeit,
und andere sind durch das Nichtverstehen derselben entmutigt
worden. Den einen scheint sie in Widerspruch mit
Kap. 1, 8—10 zu stehen, und den anderen scheint sie auf
einen solchen hohen moralischen und geistlichen Stand hinzuweisen,
den zu erreichen sie mutlos aufgeben. Diese
Stelle zeigt den großen Charakterzug im Leben des aus
Gott Geborenen. Der aus Gott Geborene "ist heilig. Er
haßt die Sünde. Nimm z. B. die zehn Sünden in 1. Kor.
6, 9. 10 und denke dir, eine aus Gott geborene Person
würde ersucht, diese zu begehen; wird sie sich nicht mit
Abscheu von solchen Ansinnen wegwenden? Sie kann nicht
diese Dinge tun. Jede Fiber der neuen Natur sträubt
sich gegen solches Ansinnen. „Nein, nein, niemals!" ist.
die Antwort. So begegnete Joseph der Versuchung, und
so haben Millionen verweigert, sich wieder in dem Schmutz
zu wälzen, von dem sie gewaschen sind. Sie sagten in
Wahrheit: Ich kann Spott tragen, ich kann aus eurer Genossenschaft
gestoßen werden, ich kann gequält werden nach
Leib und Seele, ich kann in Gefängnis und Tod gehen,
aber ich kaun nicht sündige« wider Christus. — Ja, Tausende
haben so gelitten. Diese Stelle zeigt die Wirkung
der neuen Geburt, den Instinkt und das Wesen des aus
Gott Geborenen.
Aber wie, möchte man fragen, kann man diese Stelle
mit 1. Joh. 1, 8. 10 und anderen Stellen vereiniget, in
welchen Gläubige unter der Schuld selbst schwerer Sunden
gesehen werden? Die Antwort ist, daß dieses Ausnahmen
sind, die die Regel beweisen. Zu allen Zeiten und bei
den Besten wurden Fehler und Sünden offenbar, aber dies
ändert nicht die Tatsache des Wesens der neuen Lebensnatur.
G. F. T., frei übers. von v. d. K.
Antwort L:
Die neue Natur 1. Joh. 3, 9 ist die von Gott empfangene,
dem Gläubigen mitgeteilte, die durch den Heiligen
14
Geist in uns wirkt. Dieser neue Lebensgrundsatz kann sich
nicht mit dem alten vereinigen noch vermischen, weil er
diesem gänzlich entgegengesetzt ist. So wie sich Ol mit
Wasser nicht vereinigt, so kann sich das, was aus Gott
geboren ist, nicht vereinigen noch vermischen mit dem, waS
aus dem Fleische geboren ist.
G. K., frei übers. von v. d. K.
Antwort v:
Der Schlüssel zum Verständnis dieser Verse liegt in
dem Worte: „aus Gott geboren". Der Apostel sieht
die Kinder Gottes nur unter diesem ^inen Blick. Er berührt
nicht das Fleisch, welches wir noch an uns tragen.
Er spricht von dem Gläubigen als von Gott gezeugt und
deshalb eine Natur habend, die nicht sündigen kann.
Er sieht den Gläubigen nur von diesem einen Gesichtspunkte
aus. Alles weitere, daß wir, solange wir hienieden
sind, das Fleisch mit der Sünde haben, daß wir der beständigen
Wachsamkeit bedürfen, das Gesetz in unseren Gliedern
unter dem Tode Christi zu halten, damit es nicht
wieder zur Herrschaft kommt, ist in dieser Stelle für den
Augenblick ganz beiseite gelassen. Er zeigt einfach die Natur,
das Lebensprinzip (Grundsatz) derer, die aus Gott
geboren sind: sie können nicht sündigen. Wie in der ganzen
Schöpfung jedes Wesen gemäß seiner Natur sich bewegt und
tut, so auch der aus Gott Geboren?; er „tut nicht
Sünde", es ist gegen seine Natur; er kann nicht sündigen,
weil er aus Gott geboren ist. Es ist unnatürlich,
zu sündigen; es ist eine Verleugnung seiner Natur.
Hieraus folgt nicht, daß wir stets beharrlich nach der Natur
wandeln, leider nicht! Aber der Maßstab, die Wahrheit
bleibt bestehen. Wenn ein Kind Gottes durch Unwachsam-
keit fällt, so verleugnet es sein „aus-Gott-geboren-Sein".
Es erlaubt der alten Natur wieder, zu leben, die in dem
Tode Christi ihr Urteil gefunden hat und kein Recht
mehr hat, zu leben.
Die Gläubigen werden gewarnt (V. 7) vor Verführern,
die in Anmaßung auftreten. Sie sollten auf die Wirkungen
und Äußerungen der Natur achten, ob diese aus dem Teufel
oder aus Gott waren.
Der Liebe des Vaters gemäß sollen wir Gottes Kinder
heißen, und im Kinde muß die Natur des Vaters gesehen
werden. Obgleich noch nicht der Tag der Offenbarung der
Söhne Gottes gekommen ist, so sind die Kinder Gottes doch
jetzt schon offenbar, sie tragen jetzt die Züge ihres Vaters:
Gerechtigkeit und Liebe (V. 10). Sie wandeln in Pfaden
der Gerechtigkeit und lieben die Brüder.
Dagegen tragen die nicht aus Gott Geborenen die
Natur, die sie von dem empfingen, der durch Satan fiel.
Diese Natur offenbart sich in Eigenwillen und in Gott-
nicht-Unterworfensein. Ein Mensch, dessen Weg durch die
Adamsnatur gekennzeichnet ist, zeigt, daß er Gott nicht gesehen
noch erkannt hat. v. d. K.
^nmerkunA äestteraurxekers
Der Hauptzweck dieser Stelle (V. 1—15) ist der, den
großen, unüberbrückbaren Gegensatz fesizustellen, der sich
zwischen dem Leben aus Gott (Gerechtigkeit und Liebe) und
dem Leben aus dem Teufel (Gesetzlosigkeit und Haß) befindet.
Der ganze erste Johannesbrief behandelt das Leben, wie wir
es im Sohne Haben, und wie es praktisch sich äußert in der
Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne (Kap. 1,1—4).
In der Zeit, als dieser Brief geschrieben wurde, traten
manche Jrrlehrer auf, die auf ihre tiefere Erkenntnis pochten;
denen gegenüber mußte den gefährdeten Kindern Gottes gezeigt
werden, was „von Anfang" war (V. 1). Im 3. Kap.
nun zeigt der Apostel, was es heißt, ein Kind Gottes zu
sein: es schließt in sich, Dem, der von Anfang war (vergl.
Ev. Joh. 1) ähnlich zu werden, und das heißt, schon jetzt
dem Grundsatz nach Ihm ähnlich sein! Dies beweist
sich in dem Leben, das in ihnen wohnt, in der Kraft
des Lebens, das sie unauflöslich mit Ihm verbunden hat.
Ihnen gegenüber steht die andere Macht, auch in gewissem
Sinne „von Anfang" (B. 8): der Teufel, der auch feine
Gefolgschaft, seine Kinder hat — Menschen, in denen nicht
der Same (das „Wort Gottes"^ durch das sie gezeugt sind
von oben, vgl. 1. Petri 1, 23) wohnt. Der Unterschied
dieser beiden Menschenklassen äußert sich ebenso unzweideutig
in dem Gang ihres Lebens wie in seinem Ursprung.
Der Ursprung der einen ist der Teufel, der da sündigt
von Anfang, und darum ist ihr Lebens gang die Sünde
im Sinne von Gesetzlosigkeit (V. 4) oder ein Leben ohne
16
Gott; der Ursprung der anderen ist Gott (in Christo),
und darum ist ihr Lebensgang durch Gerechtigkeit gekennzeichnet,
die Kraft ihres Lebens ist Gott, sie wollen für
Ihn da sein, und sie sind praktisch durch Glauben —
wenn auch in Schwachheit — für Ihn da: Gott erkennt
die Seinen an, auch die Schwächsten der Seinen, wenn sie
Nur — wirklich Sein sind, d. h. wenn sie aus dem Wort
gezeugt, von oben geboren sind. Aus Gott geboren sein,
heißt Gerechtigkeit tun; ein Kind des Teufels sein, heißt
Sünde tun. Dieses, d. h. sich in der Sünde betätigen,
sein Leben darin haben — ganz abgesehen davon,
ob ein Ungläubiger in Einzelfällen oft sündigt oder
nicht —, das kann keiner, der aus Gott geboren ist, er
grundsätzliches Leben ist Gerechtigkeit, denn Christus
ist für uns das Leben (Phil. 1, 21) und „Er ist unS
gemacht zur Gerechtigkeit" (1. Kor. 1, 30), und Er ist auch
das Wort (der Same), das in uns bleibt; darum können
wir grundsätzlich nicht sündigen. Welch ein Unterschied
zwischen uns und denen, die noch als Kinder der Welt
und des Teufels dahingchen! Möchten wir diesen grundsätzlichen
Gegensatz recht verstehen und dazu dann Kraft
und Gnade nehmen und haben, um dieser Stellung gemäß
hienieden zu wandeln, indem wir bleiben in Ihm (V. 6)!
Trage s: Wie ist <Zal. H, 17 zu versteken: »Im übrigen
mache mir niemand weitere Milbe; denn ich trage die
Malzeichen Jesu an meinem Leibe"?
Antwort -V:
Der Apostel verweist in dieser Stelle auf seinen Dienst.
Er war in Tat und Wahrheit ein Knecht Jesu Christi.
Da waren solche, die nicht aufhörten, ihn anzutasten und
seinen Dienst und seine Lehre zu untergraben. Solchen
falschen Lehrern hatten die wankelmütigen Galater nur all-
zulcicht ihr Ohr geliehen. Der Apostel weist hin auf seine
Wunden, die er auf dem Wege seines treuen Dienstes empfangen
hatte. Das waren Brandmale, die er um Jesu
willen empfangen hatte: Beweise seiner Knechtestreue. Es
ist eine Anwendung der Sitte jener Tage: Die Sklaven
empfingen ein Brandmal, welches anzeigte, welchem Herrn
17
sie gehörten. Darum sollte man ihm nicht mehr Mühe
machen; er trug an feinem Leibe die Malzeichen Dessen,
dessen er war und dem er diente (Apgesch. 27, 23).
Aus „Simp. Test.", übersetzt von v. d. K.
^ntvorl 8:
Wieviel Mühe bereiteten die Gläubigen dem Apostel
Paulus durch das Achten auf falsche Lehrer! Auch die
Galater hatten solchen ihr Ohr geöffnet. Diese wollten
sie zwingen, sich beschneiden zu lassen und das Zeichen
Israels zu tragen. Er aber trug die Malzeichen des
Herrn Jesu an seinem Leibe. (Der ganze Brief handelt
von dem Umwenden zum Gesetz und zur Beschneidung.)
Mt der Beschneidung hörte die Verfolgung auf (Gal.
5, 11 und 6, 12), aber auch Christus und Sein Werk
war dann für sie nutzlos (Gal. 5, 2). Für ihn sollte
Christus nicht umsonst gestorben sein (Gal. 2, 21). Er
stand in Treue zu dem Kreuze Christi (6, 14), in welchem
der alte Mensch sein Ende gefunden hatte (Röm. 6, 6).
Die Welt drückte da dem Wahrhaftigen und Gerechten
(Jesus) einst das Malzeichen ihres Hasses auf, und auch
er, Paulus, trug das Malzeichen desselben HassÄ an seinem
Leibe. Nicht auf das Malzeichen der Beschneidung (welches
die Verfolgung beendet), sondern auf das Malzeichen der
Verfolgung durch die „nach dem Fleisch Geborenen" (Gal.
4, 29) lenkt er ihren Blick. Dieses, und nicht die Beschneidung,
war das Malzeichen des Herrn Jesu.
Warum machten sie ihm so viele Mühe? Als er
ihnen einst das Evangelium verkündete, da waren sie
seine Freunde; nun er ihnen aber die Wahrheit
sagte, hielten sie ihn als einen Feind (Gal. 4, 13—16).
Stand er nicht mehr in Treue vor seinem HErrn? Sie
sollten ihm keine Mühe mehr machen, denn er trug den
Sklavenbrand — das Knechteszeichen — das Malzeichen
seines verworfenen, aber jetzt mit Ehre gekrönten HErrn
an seinem Leibe. v. d. K.
Das griechische Wort, das Luther mit „hinfort", die
Elb. Übers. in der Fußnote mit „übrigens", die Miniaturbibel
mit „im übrigen" übersetzt, kann wohl dieses alles
18
heißen, indem man im Griechischen das Wort für „Zeit"
ergänzt oder es ohne nähere Bestimmung äßt. Aber man
kann auch ein anderes Wort (im Griechischen) ergänzen
und übersetzen: „Um das übrige (Israel) mache mir
niemand weiter Mühe." Vorher ist „der Israel Gottes"
genannt, wie wir glauben, im Gegensatz zu dem verworfenen
Israel, das nur die äußere Beschneidung hatte, während
Gott „die Beschneidung der Herzen" forderte. Dem Paulus
war durch die Jrrlehrer genügend Mühe gemacht um das
ungläubige Israel, das nicht mehr Gottes war. Um dieses
wollte er keine weiteren Beschwerden haben, wenn er sich
auch sonst nicht vor Beschwerden fürchtete. Aber gerade
die Brandmale Jesu hatte er zumeist von dem Christo feindlichen
Israel erlitten und damit bewiesen, daß er sich nicht
vor Menschen fürchtete. Er diente nicht Menschen, sondern
Christus war sein HErr. Und auch mit diesem Briefe hatte
er bewiesen, daß er nicht in Menschenknechtschaft diente,
sonst hätte er den die Beschneidung befürwortenden Lehrern
und ihren Anhängern wohl nachgegcben, sondern Christo
allein diente er. Aber nun solle man ihn mit dieser Art
von Beschwerden nm das übrige Israel (das nicht Gottes
ist) verschonen. Gewissermaßen: Ich trage schon genügend
Brandmale Jesu — durch Israel hervorgerufen — an
meinem Leibe, als daß ich um dieses (ungläubig bleibenden)
JÄaels willen noch mehr Beschwerden tragen möchte.
Aber es ist nicht nötig, jenes erste Wort des Satzes
so zu übersetzen und zu deuten; man kann auch sagen:
„im übrigen" oder „hinfort".
Bemerkenswert scheint uns noch dies, daß dies Wort
in dem inspirierten Wort Gottes steht. Das Wort bleibt
stets nüchtern. Paulus war auch nur ein Mensch, ein
Mensch, der unter den Angriffen der „Feinde des Kreuzes"
litt. Und wir sind gewiß nicht so „übergeistlich", so erhaben
über alles, daß wir nicht mehr leiden können unter
diesem und jenem, vorzüglich unter den Angriffen derer,
die dem Evangelium nicht gehorchen.
Möchten wir aber auch ebenso bereit sein wie
Paulus, um Jesu willen zu leiden und den HErrn Sein
Eigentumsrecht, Sein Brandmal, Leidensmal auf uns
prägen lassen im Kampf um die Wahrheit und in der
Liebe zu Ihm! (Vergl. Joh. 16, 19 ff.)
19
Persönliche Worte an unsere Leser
un6 Mitarbeiter!
Friede und Freude zuvor!
Ein Jahr der „Gegenseitigen Handreichung" ist vergangen,
und ein neues Jahr der treuen Arbeit im Worte
Gottes liegt vor uns. Ob wir einen neuen Jahrgang
vollenden werden, ob der Herr Jesus vorher kommt oder
ob Er auf andere Weise diese gesegnete Tätigkeit unterbricht
oder abbricht? Wir wissen's nicht! Aber soviel
Er uns Zeit, Gnade und Kraft gibt, wollen wir, denen
Er das Blatt anvertraut hat, diese Arbeit weiter tun in
Dankbarkeit und in fröhlichem Ausblick auf Ihn.
Doch wir bedürfen treuester Mitarbeit seitens der
Freunde der „Handreichung". Wir sind einmal sehr
auf die Hilfe in der Verbreitung angewiesen, denn noch
mehrere Hundert fester Abonnenten sind nötig, um die
erhöhten Kosten des erweiterten und auch äußerlichverbesserten
Blattes zu decken, und darum brauchen
wir treue Helfer, die dasselbe hin und her empfehlen und
Werbehefte verbreiten oder Adressen angeben, an die solche
gesandt werden sollen. Jedoch gerade diese Propagandaarbeit
erhöht durch die vielen Portoausgaben die Kosten
des Blattes erheblich. Gleichwohl haben wir uns entschlossen,
um der vielen unbemittelten Leser willen,
den Jahrespreis desselben in der bisherigen Höhe zu
i belassen (1,20 Mk., Porto extra!).
Wir sind zu diesem Entschluß ermutigt worden durch
freiwillige Unterstützungen, die uns durch des HErrn Güte
in dem vergangenen Jahre seitens bemittelterer Leser
zuteil wurden; wir haben das Vertrauen zum HErrn,
daß Er auch künftig auf diese oder jene Weise alles Nötige
darreichen wird.
Andererseits sind wir jetzt nach des Blattes Vergrößerung
erst recht auf treue Mitarbeit im Beantworten
der stets reichlich und stets erwünscht eingehenden Fragen
angewiesen, und wir bitten die bisherigen Mitarbeiter
um ihre freundliche Hilfe, bitten dazu um neue Helfer
und wünschen allen des HErrn Segen zu jedem Beitrag,
der unter der Leitung des Geistes in wirklicher Schrift
20
forschung entstanden ist. Hierzu möchten wir folgendes
bemerken: Wenn wir entweder infolge Platzmangels oder
aus anderen Ursachen die Antworten hier und da kürzen
oder gar die eine oder andere Antwort ablehnen müssen,
so geschieht das nur im Interesse der Leser oder wegen
Überflusses an Stoff. Nie braucht ein Mitarbeiter zu
glauben, wir gingen leichtfertig mit seinem Beitrag um
oder verachteten seine Hilfe! Jeder darf überzeugt sein,
daß wir auf das Prüfen und Sichten der Einsendungen
nicht geringe Zeit verwenden, um allen gerecht zu werden
und um zugleich das Wort Gottes in seiner ganzen Klarheit
zur Geltung kommen zu lassen, soweit wir dazu Gnade
und Weisheit von oben haben.
Wir bedürfen dann schließlich noch vieler Fürbitte
aller Leser, damit das Blatt wie bisher — wie
viele Dankschreibcn uns beweisen — auch in Zukunft zu
reichem Segen diene. Beten Sie, teure Geschwister, für
den Herausgeber und für jeden der jeweiligen Mitarbeiter
um Gnade, Weisheit und Kraft, und auch um Bewahrung,
damit im Blatt nie Irrlehren oder Schriftverfälschungen
Platz finden, und damit dasselbe in Wahrheit sei und stets
mehr werde eine „Gegenseitige Handreichung aus dem Worte
Gottes"!
Wir bitten dann noch zum Schluß jeden Abonnenten,
daß er die „Handreichung" betend lesen,- ja, durchforschen
möge.
Es ist unser Wunsch und Gebet, daß der HErr verherrlicht
werde durch diesen Dienst, und daß Seine Erkenntnis
sich mehre in Lehre und Wandel! Eph. 4,11-16.
Des HErrn Segen und Frieden Ihnen allen: Lesern,
Mitarbeitern und Freunden! 2. Thess. 3, 16.
Klotzsche, Anfang Januar 1914.
Der Kerousgeder
Fritz Koch.
Gruß an 6en Leser:
„Sehet, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat,
-atz wir Kinder Gottes heißen sollen!
Deswegen erkennt uns die Wett nicht, well sie Ihn
nicht erkannt hat." 1. Joh. 3,1.
Llntworten.
Wlr bitten dringend, man möge die m den Fragen angeführten Schriftstellen
nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich
zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Lrage b: Was beißt ,im Namen Jesu beten"? (Siebe
z. 8. Jak. 15,1H.)
^Ntvort
.Bon allem, was ich bisher erwähnt habe, ist dieses
Wohl das Wichtigste. Denn dies allein ist das Kennzeichen
des Gebetes eines Christen. Männer, die an Gott glaubten,
sind zu allen Zeiten Männer des Gebets gewesen. Aber
bis zu dieser Zeit hatte niemand im Namen Christi gebetet.
Jetzt müssen wir in dem Namen Dessen, der sür uns starb,
aufersiand und in den Himmel Hinaufstieg, beten. In Joh. 14
hören wir zuerst vom Gebet im Namen Christi (V. 13),
aber vor Schluß dieser letzten großen Rede hat unser HErr
nicht weniger als sechs- oder siebenmal davon gesprochen.
Was bedeutet es denn nun, in Christi Namen zu beten?
Es heißt: Beten gemäß Seiner Gesinnung und nach Seinem
Wunsch; es heißt: um die Dinge flehen, von denen Er will,
daß wir sie empfangen. Es bedeutet das Bekenntnis, daß
getrennt von Christus als Mittler ich keine Erwartung habe,
daß meine Bitten gewährt werden. Unsere Anliegen und
unsere Bitten sind gleich ebensovielen Nullen. Christi Name
ist die Ziffer, die vor diese gesetzt werden muß und dann
den Wert der ganzen Zahl angibt. Wir zeigen gewissermaßen
unseren Scheck an der himmlischen Bank vor, und
er wird anerkannt um Christi willen. Nach biblischem
Sprachgebrauchs steht der Nanie für Natur oder Eigenschaften
(Charakter). In Christi Namen bitten heißt für
solche Sachen beten, die übereinstimmen mit Seiner heiligen
Natur und Seinen vollkommenen Eigenschaften. Ein einfaches
Gleichnis mag die Sache verständlicher machen. Angenommen,
in einer Stadt lebte ein Mann, der als ein
22
entschiedener Gegner starker Getränke bekannt ist. Alkoholische
Getränke will er nicht anrühren, kosten, noch sonst irgend
etwas mit ihnen zu tun haben. Einer seiner Dienstboten
ginge nun zu dem Kausmann und verlangte im Namen seines
Herrn vier Liter Schnaps. Aber der Kaufmann würde einen
solchen Auftrag nicht ausführen, ohne erst ganz genaue Erkundigungen
angestellt zu haben. Die verlangte Sache steht
in völligem Widersprüche mit dem Charakter des Mannes,
in besten Namen sie verlangt wurde.
So ist es zweifellos mit vielen unserer Gebete. Die
Anliegen werden nicht gewährt, weil sie nicht von den Eigenschaften
des heiligen Namens sind, den wir ihnen beisügen.
Um eine Sache, die wir nur zu unserem eigenen Vergnügen ,
haben wollen, können wir nicht in Christi Namen beten.
Die revidierte (englische) Übersetzung von Joh. 16, 23
(wie die Fußnote in der Elberf. Bibel) gibt noch einen
anderen Gesichtspunkt. Wir sehen auf Christus als die
einzige Grundlage für unser Bitten; der Vater sieht auf
Ihn als den einzigen Grund zum Geben. In ihrer Wertschätzung
Christi sind Gott und der Gläubige einig, soweit
der Endliche überhaupt mit dem Unendlichen übereinstimmen
kann. Wir jagen unser Amen zu allem, was Er in bezug
auf Christus sagt, und Gott gibt Sein Amen zu allem, was
wir zum Preise unseres Erlösers sagen.
Aus dem Engl. übers. von O. v. Br.
Z.-
„Im Namen Jesu beten" besteht selbstverständlich nicht
darin, daß man dies in Worten ausdrückt, sondern im
Wesen der Sache selbst.
Wenn ich in jemandes Namen erscheine, so ist dieses
gewissermaßen geradeso, als ob es die Person selbst wäre,
in deren Namen ich erscheine. Der Wert des Namens wird
eingeschätzt nach der Person, die ihn trägt. Deshalb kommt
es auf den Wert dieser Person an, aus ihre Stellung, welche
sie einnimmt, auf daß Ansehen und das Vertrauen, welches
ie genießt, und unter Umständen auch auf die Rechte, welche
ie besitzt. So ist es in der Welt, und genau so ist es auch
mit unserem Erscheinen vor Gott im Namen Jesu Der
Wert Seiner Person, Seine Stellung, Seine Vortrefflichkeit
und Herrlichkeit, Seine Wohlgefälligkeit
23
und Seine Rechte, die gegründet sind auf Sein herrliches
Erlösungswerk — alles spricht in voller Kraft für uns
und wir können im Glauben davon Gebrauch machen, wie
es in Eph. 3, 12 heißt: „In welchem (d. h. in Christo Jesu)
wir die Freimütigkeit haben und den Zugang in Zuversicht
durch den Glauben an Ihn." Das erschöpft aber den Begriff
unseres Gegenstandes noch nicht, sondern ist nur die eine
Seite davon. Die andere Seite ist die, daß der im Namen
eines anderen Erscheinende nicht seine eigenen Gedanken
und Wünsche vorbringt, sondern die Gedanken und Wünsche
dessen, in dessen Namen er erscheint. Was er sagt, ist das,
was der sagen würde, in dessen Namen er es sagt; es ist
ebensogut, als ob dieser selbst da wäre und selbst es sagte.
Geradeso ist es, wenn wir im Namen Jesu vor Gott erscheinen.
Wir kommen dann nicht mit unseren Gedanken
und Wünschen, sondern diese sind verschwunden und Seine
Gedanken erfüllen uns und Sein Wille bestimmt uns;
Gedanken und Wünsche sind in Seinem Lichte gesichtet und
gerichtet durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes; wir
sind in bewußter Abhängigkeit von Ihm und durch Sein
Wort unterwiesen über Seine Gedanken und Seinen Willen,
und Er Selbst ist es, welcher Herz und Sinn erfüllt und
in welchem wir vor Gott sind. Darum ist auch Erhörung
gewiß, wenn wir in Seinem Namen beten (s. Ps. 37, 4;
Match. 18, 19. 20; Joh. 14, 13. 14; 15, 7. 16; 16, 23).
Wenn oder insoweit wir keine Erhörung finden, war unser
Gebet eben nicht in Seinem Namen, sondern es war da
irgend ein Mangel auf unserer Seite, denn „Gott ist treu",
was Er zusagt, hält Er gewiß!
„Im Namen Jesu beten" heißt also erstens, daß wir
uns im Glauben ganz und allein auf Seine Person
stützen, und zweitens, daß wir in unserem Gebet uns
ganz und allein durch Seine Gedanken und Seinen
Willen leiten lassen. Th. K.
Antwort L:
Diese Frage zeigt uns den scharfen Gegensatz zwischen
dem Wesen Gottes und Seines Wortes einerseits und der
Welt und ihrer Sprache andererseits. Wie wenig vermag
die Welt in einen Namen hineinzulegen! Es ist nichts als
ein Schall — nur ein Name! Wie aber stellt die Schrift
die Heiligkeit des Namens Gottes und die Herrlichkeit des
Namens Christi in den Mittelpunkt! Hier gibt es nichts
Höheres als Seinen Namen, in dem sich alle Knie beugen
werden (Phil. 2, 10), nichts Größeres für uns, als daß wir
an Seinem Namen halten und Seinen Namen nicht verleugnen
(Offenb. 2, 13; 3, 8).
Der Name bedeutet zunächst eine Kennzeichnung und
eine Unterscheidung (1. Mose 5, 2; 2, 20). Deshalb sind
alle Namen, die Gott gibt oder anerkennt, eine Charakteristik,
die das Wesentlichste des Benannten ins Licht stellen.
Von den vielen, jedem Bibelleser bekannten Beispielen sei
nur aus 1. Mose II, 9; 17, 5 und vor allem auf die Namen
Gottes und Seines Sohnes hingewiesen. Die wunderbaren
Tiefen der Namen Gottes entsprechen dem unendlichen
Reichtum SeinesWesens und bedeuten die Offenbarung
Seiner unveränderten Treue (2. Mose 3,14; Ps. 23,3; 25,11;
124 8' Jer. 14, 7).
Wie Sein Name ewig ist s2. Mose 3,15) und Seine
Offenbarungen unverändert bleiben, so auch der Sohn GotlK,
der „nicht Ja und Nein" war, sondern es war „Ja in Ihm".
Alle Gottesverheißungen sind Ja in Ihm (3. Kor. 1, 19. 20).
Er ist gekommen im Namen, d. h. im Wesen, in Kraft
und Auftrag Seines Vaters (Joh. 5, 43), und was Er
tut, tut Er in diesem Namen (Joh. 10, 25). Ja, Er hat
den Namen, das Wesen Seines Vaters den Menschen geoffenbart
(Joh. 17, 6. 2b). Deshalb erhebt Ihn als den
Sohn Sein Name über alle anderen Namen (Hebr. 1, 4;
Phil. 2,9).
Wenn nun Sein Name Sein vollkommenes Wesen
bedeutet, so kann seine äußerliche Anwendung von keinerlei
Nutzen sein. Hier scheidet sich der Geist aus Gott und der
Geist der Welt (vergl. Matth. 24, 5). Der Name Jesu kann
in Wahrheit nur durch das Halten des Glaubens und des
Wortes bewahrt werden (Offenb. 2, 13; 3, 8). Bon hier
aus fällt Licht auf die füreinander (d. h. wechselweise) ein-
trelenden Verheißungen der Erhörung alles deffen, was wir
im Namen Jesu und was wir im Glauben beten!
(Matth. 21, 22; Mark. 11, 24; Joh. 14, 13; 15,16; 16,23).
Weil Sein Name Sein Wesen, ja Ihn Selbst bedeutet,
kann Er nur im Glauben ergriffen und umfaßt werden
(1. Joh. 3, 23; 5, 13; Joh. 3, 18). Der Name Jesu hat
25
in der Kraft Seines Wesens, Seiner Person selbst Seine
Gewalt. Deshalb beten wir nur dann mit Seiner Vollmacht,
auch das heißt in Seinem Namen (vergl. Esther 2, 22;
3, 12), wenn wir im Leben und im Gebet mit Ihm Selbst,
mit Seinem Wesen und Willen, mit Seiner Person so eins
sind, daß wir in nichts im eigenen Namen kommen (Joh. 5,43).
^nmerkuns äes Herausgebers:
Nur noch ein kleiner Hinweis: Wenn wir im Namen
Jesu beten, so treten wir gewissermaßen an Jesu Stelle,
I und also wird alles, was wirklich im Bolljinne in Seinem
Namen erbeten ist, geschehen. Man vergl. dazu Joh. 11,42-»!
Wie, wenn nun die Erhörung solcher im Sinne obiger
Antworten wirklich im Namen Jesu geschehenen Gebete auf
sich warten läßt, wenn die Erfüllung nicht gleich eintritt?
Sollen wir dann mutlos werden und denken, es sei doch
wohl kein rechtes Gebet in Jesu Namen gewesen? Gewiß
nicht. Das zeigt uns ein Gebet des Herrn Jesus selbst,
dessen Erfüllung wir auch noch nicht sehen: jenes am Kreuz:
„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!"
(Luk. 23, 34.) Ist dieser Bitte Erfüllung schon in die Erscheinung
getreten? Nein. Aber sie wird es gewiß an
einem späteren Tage, wenn der HErr Sich Seines alten
Bundesvolkes wieder annehmen wird, wie die Schrift uns
zeigt an vielen Stellen, so z. B. Nöm. 11,26. 27 und Jes. II,
11—13. —So dürfen auch wir der Erhörung unserer
Bitten in Seinem Namen gewiß sein! Man lese noch
im Zusammenhang Joh. 16, 23—28!
, 5rage 7: Lind nacb der Lckrikt nur gläubig Setaukte be-
rerdtigt, tsilsunsbmen am bibliscben 6bendmakl (vergl. flpgescd.
2, 42; 20, 7; I. kor. t 1, 23 tk.), oder ist dasselbe tür jedes Kind
Sattes?
Hntvort
Die Frage ist von großer Bedeutung, weil bei Bejahung
des ersten Teils derselben einem großen Teil der
Kinder Gottes das Recht abgcsprochen werden würde, am
Mahl des HErrn tcilzunchmen. Nach meiner Überzeugung
ist es gewiß unsers Gottes Wille, daß auf den Glauben das
26
nächste die Taufe sein sollte, aber nicht alle Kinder Gottes
erkennen dieses, sondern manche bleiben im unklaren über
die Frage der Taufe und manche halten entschieden an der
Kindertaufe fest. Hier soll jedoch nicht die Tauffrage aufgerollt
werden, sondern hier kommt es darauf an, ob Gottes
Wort denjenigen Kindern Gottes, die „gläubig" — besser
„biblisch" — getauft sind, das Recht gibt, den nicht biblisch
getauften Kindern Gottes das Recht abzusprechen, am Mahl
des HErrn teilzunehmen. Nun finde ich zwar für meine
Person im Worte Gottes, daß die göttliche Reihenfolge
ist: Glaube, Taufe und dann der Genuß der Vorrechte
(s. Apgesch. 2, 41.42), und daß ich verantwortlich bin, mich
hiernach zu richten, ich finde aber nicht, daß ich das Recht
hätte, von einem anderen Kinde Gottes dasselbe zu fordern.
Ich darf und soll meinen Bruder und meine Schwester belehren
und zum Gehorsam gegen Gottes Wort ermuntern
und ermähnen, damit hört aber rnein Recht und meine Verantwortlichkeit
in bezug auf diese Sache den anderen gegenüber
auf; dann bleibt nur noch eins übrig: in Liebe zu
tragen. Damit soll aber nicht etwa gesagt sein, daß ich mit
jedem Menschen oder auch mit jedein Kinde Gottes Gemeinschaft
haben und das Mahl des HErrn zusammen feiern
könnte — o nein! Es gibt ganz bestimmte Voraussetzungen,
unter denen allein ich das tun kann. Die erste
ist der Glaube, ohne den ja kein Leben da ist. Darüber
ist doch gewiß kein Zweifel, daß nur Gläubige, also
Kinder Gottes, das Recht haben, das Brot zu essen und
den Kelch zu trinken zu Seinem Gedächtnis! Das liegt ja
ganz im Wesen der Sache. Die andere Voraussetzung ist
die, daß bei dem Kinde Gottes nichts vorliegt, was dasselbe
nach Gottes Wort von den Vorrechten aus-
schließt. Ich denke hierbei an 1. Kor. 5 und andere Schriftstellen,
die uns hierüber klare Weisung geben. — Dies sind
Voraussetzungen, auf die wir genau zu achten haben; wir
haben nicht nur das Recht hierzu auf Grund des Wortes,
sondern sind eben darum auch verantwortlich dafür! Wie
könnte ich das Mahl des HErrn zusammen mit einem
Menschen feiern, der nicht durch den Glauben mit Dem verbunden
ist, zu dessen Gedächtnis das Mahl ist, oder^mit
einem Kinde Gottes, in bezug aus welches Gottes Wort
mir gebietet, keinen Umgang mit ihm zu haben, weil Böses
27
>1«
verstehe, was das Mahl des HErrn bedeutet? Trifft dieses
aber auch auf einen Gläubigen zu, der nicht biblisch
getauft ist? Sagt Gottes Wort, daß ein solcher nicht ein
Kind Gottes sei, oder daß ich mit einem solchen keinen
Umgang haben solle? Nein! So etwas sagt Gottes Wort
nirgends, weder ausdrücklich noch dem Sinne nach; dem
HErrn sei Dank dafür! Wenn ein nicht biblisch getaufter
Gläubiger aber doch ein Kind Gottes ist und ich mit ihm
Umgang haben kann — und ich bin überzeugt, daß so
mancher nicht biblisch Getaufte weit mehr würdig ist für
Umgang als mancher biblisch Getaufte! — so frage ich,
mit welchem biblischen Recht könnte ihm die Berechtigung
zur Teilnahme am Mahl des HErrn
versagt werden? Ich selbst bin biblisch getauft und freue
mich, wenn Kinder Gottes zu einer dem klaren Worte Gottes
entsprechenden Erkenntnis kommen und derselben im Gehorsam
folgen, aber fern sei es von mir, nicht biblisch getaufte
Geschwister etwa geringer achten oder ihnen ein Vorrecht
bestreiten zu wollen, welches ich für mich selbst in Anspruch
nehme.
Jedes Gebot unsers HErrn, Sein Wille in jeder Sache
sei uns heilig und wichtig, aber laßt uns ebenso eifrig darauf
achten, nicht in irgendeiner Sache weiter gehen zu
wollen als Er selbst, da wir sonst das größte aller Gebote
— das der Liebe — außer acht lassen und verletzen!
Also nach meiner aus dem Worte Gottes gewonnenen
Überzeugung sind nicht nur „gläubig Getaufte" berechtigt,
teilzunehmen am biblischen Abendmahl, sondern dasselbe ist
für jedes Kind Gottes, welches nicht wegen Sünde ausdrücklich
durch Gottes Wort vom Genusse der Vorrechte der
Kinder Gottes ausgeschlossen ist. Th. K.
8:
In dieser Frage gehen die Meinungen treuer Kinder
Gottes auseinander. Mit Trauer sehen wir, daß dieselbe
zu einem Schlagbaum zwischen Kindern Gottes geworden
ist. Diese Frage zeigt uns recht, wie dunkel es seit den
Aposteltagen geworden ist. Großer Gnade bedarf es, um
zum Worte Gottes zurückzukehren — zu lernen und zu verlernen.
Lernen ist schwer, aber verlernen schwerer!
28
Durch die Einführung der Kindertaufe seit Jahrhunderten
und der Haushalttaufe in neuerer Zeit finden wir Kinder
Gottes, die aufrichtig überzeugt sind, daß Kinder überhaupt,
oder, daß die Kinder der Gläubigen getauft sein sollen, und
daß die übliche Taufhandlung der Bejprengung die biblische
Taufe ist. Wir finden Gläubige, die den HErrn lieben,
die von Herzen suchen, Ihm wohlzugefallen, so völlig hiervon
überzeugt, daß ihnen auch nicht einmal der Gedanke an die
Möglichkeit eines Irrens auf ihrer Seite oder auf feiten
der von ihnen geliebten Lehrer kommt.
Wenn in den Tagen der Apostel jemand gläubig wurde,
war die Frage der Taufe keine Schwierigkeit, denn eine
Taufhandlung war an solchen noch nicht vorgenommen, die
eine Rückprüfung, ob darin der Wille des HErrn ausgeführt
sei, nötig machte. Wenn heute jemand gläubig wird, muß
er, ehe er biblisch getauft werden kann, erst aus dem Worte
gelernt haben, daß die an ihm schon geschehene Handlung nicht
die Verordnung des HErrn ist. Diese Frage kann niemand
für den anderen beantworten. Der eine kann nicht in dem
Lichte des anderen getauft werden. Es liegt auch nicht in
der Entscheidung der Gemeinde. Die Taufe ist persönlich,
sie ist mit dem Glauben und dem Evangelistendienst verbunden
(Mark. 16, 15. 16).
In den Tagen der Apostel war eben solche Frage nicht
nötig (und dies kennzeichnet das „Damals" gegen das „Heute").
Der HErr hat Glauben und Taufe (nicht Taufe und Abendmahl)
zusammengebunden. „Wer da glaubt und getauft
wird, wird errettet werden" (Mark. 16, 16). Was Gott
zusammengefügt, soll der Mensch nicht scheiden! Die Apostel
handelten demgemäß (Apgesch. 2,41; 8,36; 16,14. 15.33;
18, 8). Das erste, was nach dem Gläubiggewordensein
geschah, war die Taufe. Die Schrift gibt ihr den Platz am
Anfang des Christenlebens. Die Gläubigen wurden, nachdem
sie gläubig geworden, sofort getauft (kein Gemeindebeschluß
oder derql. fand darüber statt!), und „sie verharrten
. . . im Brechen des Brotes". Hieraus haben Brüder gefolgert,
daß diese Reihenfolge ohne Rücksicht auf die Verwirrung
innegehalten werden müsse und es zum Lehrgrundsatz
gemacht, daß nur solche, die getauft worden seien, nachdem
sie gläubig wurden, am Mahl des HErrn teilnehmen dürften.
Während das, was die Schrift feststellt, voll und
29
ganz behauptet werden muß, dürfen wir doch nicht über
die Schrift hinausgehen und die Feier des Mahles des HErrn
vom Gläubiggelaufisein abhängig machen — ein Abhängig-
keitsverhältnis schaffen, ein Dogma aufstellen, das die Schrift
nicht kennt. In den ersten Tagen der Apostel, wo die Frage
einer voraufgegangenen Taufhandlung nicht zu erledigen war,
mögen wir die Reihenfolge feststellen können, daraus aber
einen Lehrgrundsatz zu machen, daß es so sein muß, ist ein e
ganz andere Sache. Nirgends in der Schrift, soweit ich
die Schrift verstehe, finden wir solches als Lehre. Taufe
und Abendmahl, obgleich der Grundion in beiden der Tod
Christi ist, berühren nicht gleiche, sondern verschiedene Linien.
Taufe ist einmalig, sich nie wiederholend, Abendmahl oftmals, sich
immer wiederholend. Taufe ist mit dem Glauben verbunden.
Das Mahl des HErrn wird uns in derSchrift in Verbindung mit
demLeibeChristi gezeigt: EinBrol, ein Leib sind wir (l.Kor.
10,17). Der Leib Christi wird nicht durch die Wasserlaufe gebildet,
sondern in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft
worden (1. Kor. 12, 12). In der Taufe kommt unser
Gestorben- und Begrabensein mit Christo zum Ausdruck,
aber im Mahl des HErrn die Einheit der Glieder. Nicht
Erkenntniseinheit, sondern Lebenseinheit — nicht ein
Eins machen, sondern ein Einssein, und zwar auf demGrunde
der von Gott gemachten Einheit.
Niemand wird leugnen, daß Gläubige, denen es durch
die Verwirrung an Licht fehlt über die Taufe, doch Glieder
am Leibe Christi sind. Der HErr hat sie ausgenommen,
können wir sie nicht aufnchmen? (Nöm. 15, 7.) Können
wir unseren Brüdern Licht geben? Wir können die Wahrheit
sesthalten (und möchte es stets in der Liebe geschehen!),
aber das Licht, das Verständnis können wir nicht geben.
Selbst Paulus konnte Timotheus nur belehren und ermähnen,
zu bedeuten, was er sage, aber er mußte es dem HErrn
überlassen, das Verständnis zu geben (2 Tim. 2, 7).—
Wenn der HErr bei der Feier Seines Mahles Plötzlich sichtbar
in unserer Mitte würde und sähe unsere Brüder zurückgesetzt,
würde Er nicht fragen: Sind sie nicht Glieder Meines
Leibes? Wandeln sie in der Sünde? Wollen wir da sagen:
Sie haben noch kein Verständnis für die Taufe, oder sie gehören
nicht zu uns? Würde der HErr nicht Brot und
Kelch nehmen und sagen: Trinket alle daraus!? Die Er
30
selbst mit Sich durch Seinen Geist verband, wird Er sie
zurücksetzen?
Die Schrift zeigt deutlich, daß Ungläubige, Jrrlehrer
und in Sünde lebende Brüder nicht zum Mahl des HErrn
geladen sind, aber wir haben, soweit ich sehe, kein Wort der
Schrift, welches jenem obigen Lehrdogma zugrunde gelegt
werden kann. Ein Kind Gottes, das die Beweise des Lebens
aus Gott und mit Gott trägt, zurückzuhalten, das zu tun,
von dem der HErr sagt: „Tut dies zu Meinem Gedächtnis",
ist eine sehr ernste Sache. Wir'sind leicht bei der Hand,
Brüder, die nicht gleiche Erkenntnis mit uns haben, als
Ungehorsame und Eigenwillige zu verurteilen, die nicht sehen
wollen. Möchte der HErr die Lippen der Seinigen bewahren
vor dem Beurteilen der Gedanken und Gesinnungen
des Herzens. Es ist nichts anderes als ein sich-Setzen-an-
Gottes-Stelle, ein Fallen in das Netz Satans: „Ihr werdet
sein wie Gott" (I. Mose 3, 5). Gott hat Sich allein Vorbehalten,
Beurteiler der Gedanken zu sein (Hebr. 4, 12,'
1. Kor. 4, 5). Der Antichrist wird diesen Platz einst einnehmen
(2. Thess. 2, 4), aber der Geist des Antichrist«» ist
heute schon wirksam. — Es mag sein, daß es Ungehorsam
und Eigenwille, nicht etwa nur Mangel an Licht ist, der HErr
wird es dann an der Frucht offenbar machen, aber bis dahin geziemt
es uns, mit solchem Urteil und dem Zurückweisen zu warten!
Noch einmal, die Schrift gibt uns, soweit ich verstehe
als selbst noch in der Schule, keinen Anhalt, Gläubiggetauft-
sein und Abendmahl zusammenzubinden und zu einem Lehr-
grundsatz zu machen. Wenn dies die entscheidende Frage
wäre, würden wir nicht etwas von einer solchen Lehre in
der Schrift finden? Als Barnabas Saulus entführt, wird
nicht seine Taufe erwähnt, sondern seine Begegnung mildem
HErrn und sein Bekenntnis (Apgesch. 9, 26—28). Laßt
uns die ganze Wahrheit lehren, aber kein Gewissen zwingen
oder belasten, an diesem Tage der Verwirrung etwas zu tun,
wofür es noch nicht Licht oder Glauben hat (Röm. 14, 23),
um damit die Gemeinschaft ain Mahl des HErrn zu erkaufen.
Anmerkung <tes Herausgebers:
Es ist eine ernste, verantwortungsvolle Sache, die vorliegende
Frage entgegen der Erkenntnis vieler teurer Ge
31
schwister beantworten zu müssen, zumal dann, wenn man mit
solchen Geschwistern darin ganz einig ist, daß die Schrift
die einzige Richtschnur für unser gesamtes Leben in Lehre
und Praxis ist. Aber auch uns scheint aus der Schrift nicht
jener Grundsatz, daß nur Gläubiggetaufte Zutritt zum Mahl
des HErrn haben, Hervorzugehen, obwohl auch wir nach
unserer Erkenntnis die Gläubigentaufe als die biblische Taufe
auch für die Jetztzeit ansehen. Doch ist bei allen Fragen
der Schrift, die uns als Kinder Gottes angehen, zu bedeuten,
daß der einzelne sich nicht zum d ewisscn eines anderen machen
darf, vorzüglich nicht in einer Zeit so grenzenloser Verwirrung
wie heute. Auf unsere Frage bezogen, würden nun
manche sagen, daß wir dann eine Weilherzigkeit zeigten, die
die Schrift nicht anerkenne. Keineswegs! Denn wo in der
Schrift haben wir über diele Frage ein klares Wort? Wir
haben eine Unmasse von Worten, die uns sagen, wer ein
von Gott anerkanntes Kind Gottes ist (vergl. z. B. Joh. 1,
12. 13 und Röm. 8, 9. >4—16), aber wir haben, soweit
ich erkennen kann, kein Wort, das dem- Grundsatz vertritt:
Erst die Gläubigentaufe und dann Teilnahme am Mahl des
HErrn! Jener Grundsatz beruht auf der Geschichte der ersten
Kirche. Damals konnte eine Frage hierüber gar nicht sein!
Aber Grundsätze, die aus der Geschichte der Gemeinde gewonnen
werden, sind noch nicht den klaren Schriftworten
gleichzujetzen. Und so sehr jene zu beachten und zu erstreben
sein mögen — diese (die Schriftworte) sind das Bleibende,
Unvergängliche. Und wir haben doch Wohl kein Recht, nur
die als zum Leibe Christi gehörig zu betrachten, die gläubig
getauft sind. Soviele, die jenen geschichtlich göttlich-beglaubigten
Grundsatz vertreten, erkennen solche, die wirklich gläubig
sind an den Namen des Sohnes Gottes, obwohl aus
mangelnder Erkenntnis noch nicht gläubig getauft, als wiedergeboren,
als Kinder Gottes an, sie geben ihnen den Brudernamen,
sie rufen mit ihnen den Vater an im Namen Jesu,
sie erkennen sie als Glieder am Leibe Christi an nach I.Kor.
12, 12, sie verleugnen z. B. in der Teilnahme am Evangelium
nicht die Gemeinschaft mit ihnen — nur beim Mahle
des HErrn glauben sie, ihnen die Gemeinschaft verweigern
zu fallen, d. h. sie können auf alle mögliche Weise mit ungetansten
Gläubigen Gemeinschaft machen, aber mit ihnen
gemeinsam „den Tod des HErrn verkünden" (I.Kor. 11,26),
das erlaubt ihnen jener geschichtliche Grundsatz nicht! Wir
richten sie nicht, wie könnten wir das tun? Aber wir trauern
darüber, daß jener Grundsatz es Tausenden von wahren
Gläubigen unmöglich macht, der Einheit des ungebrochenen
Leibes Ausdruck zu geben. Wenn der Leib Christi aus
allen denen besteht, die in Wahrheit Sein eigen sind, so ist
unserer Erkenntnis nach nur dann das Brolbrechen nach
der Schrift, wenn die Teilnehmer daran dem Grundsatz
Ausdruck geben, daß „die Vielen des einen Brotes teilhaftig
sind"; wenn nun aber „die Vielen" nur Gläubiggetaufte
sind, wozu gehören dann die, die z. B. die Erkenntnis von
der Richtigkeit der Gläubigentaufe bisher nicht einmal haben
konnten? Wenn aber solche Bekehrten, die ihrem besten
Wissen und Gewissen nach sich noch nicht gläubig taufen
ließen, zu „den Vielen", zu dem „Leibe des Christus" gehören,
wer darf ihnen dann die Teilnahme an der Verkündigung
des Todes des HErrn verweigern? — „Nehmet
einander auf, gleichwie auch der Christus euch ausgenommen
hat zu Gottes Herrlichkeit!" (Röm. lö, 7.) Möchten wir
dieses als Grundsatz der Schrift anerkennen und uns einander
tragen lernen!
krage S: vurcb einen ^keosopken bin icb auk Job. 9,1 - 3
aufmerksam gemarkt; kann man denn vor seiner (Zeburt sündigen?
und warum wiederholt Jesus in V. 3 die Redeweise von V. 2?
Antwort
Soviel ich weiß, gibt es in der Schrift keine Stelle,
die meinen lassen könnte, es sei möglich, vor seiner Geburt
zu sündigen, und die angeführte Stelle scheint mir auch nicht
diesen Sinn zu haben, vielmehr eine verneinende Antwort
zu sein.
Als die Jünger den HErrn fragten, waren sie noch
durch den Gedanken beeinflußt, welchen die Pharisäer in
V. 34 ausdrücken, wonach man annehmen darf, daß dieser
Gedanke ziemlich verbreitet war: daß die Blindheit dieses
Menschen (B. 1) die Folge einer von ihm oder feinen Eltern
begangenen Sünde gewesen sei. Der HErr aber braucht in
Seiner Antwort die Redeweise Seiner Jünger eben, um ihr
mehr Wichtigkeit zu geben. Nein, das Wort Gottes läßt
nie denken, man könne vor seiner Geburt sündigen, und wäre
33
es der Fall, so würden die Theosophen die Gelegenheit nicht
vergehen lasten, ändere Schrifistelten anzuführen.
Es ist klar, daß die, welche denken, der Mensch wäre
in Eden nicht gefallen, einen Ausweg suchen, um die Verantwortlichkeit
der Sünde wegzuschaffen und „Ungerechtigkeit
in Gott" zu finden (Röm. 9, 14). R. W. D.
^ntvort 8: —
Wenn dieser Theosoph die Aufmerksamkeit auf diese
Verse richtete, um dadurch, wie es scheint, ein Sündigen
vor der Geburt zu begründen, dann verstehe ich nicht, wie
er dies ausrecht zu halten wagt im Blick auf die verneinende
Antwort des HErrn! Es scheint, daß er in dem HErrn
nicht „Gott geoffenbart im Fleische" sieht und darum Seinen
Worten so wenig Wert beilegt, sondern vielmehr die neugierige
Frage der Jünger für seine unbiblische Anschauung
ausbeulet. Daß die erste Frage zu verneinen ist, wird kaum
nötig sein zu sagen. Die Sünde war freilich die Ursache,
daß er blind war, insoweit Sünde als solche in Frage
kommt. Blindheit würde es sicher nicht geben, wenn nicht
Sünde in die Welt gekommen wäre. Doch hier antwortet
der HErr, wie es scheint, auf das, was die Jünger darunter
verstanden. Sie dachten vielleicht an Schriststellen wie
2. Mose 15, 26; 34, 7; 5. Mose 28, 28, wo Krankheiten
als Strafe von Gott angesehen wurden, hingegen Wohlergehen
als eine Bevorzugung von Gott. Haben sie aber
die Sünde vor der Geburt gemeint, so hat der HErr sie
für alle Zeiten beantwortet, erledigt und für immer beseitigt.
Dadurch waren die Jünger nicht nur in Gefahr,
den armen Blinden zu verurteilen, etwas zu tun, woran der
HErr weder Teil noch Gemeinschaft gehabt hätte, da Er in
Seiner Gnade sich anjchickie, das Gegenteil zu tun, sondern
auch sich zu erheben, wozu sie weder Recht noch Grund hatten.
Wenn der HErr die Redeiveise von B. 2 wiederholt,
tut Er es nur, um zu zeigen, daß es sich hier nicht einerseits
um die Gerechtigkeit des Walrens Gottes handelt, noch
um die Schuld des Menschen, sondern „auf daß die Werke
Gottes an ihm geoffenbart würden." Gott war i«
Christo gegenwärtig in Gnade. Krankheiten waren mithin
nur willkommene Gelegenheiten für Gott, Sich in Gnade zu
verherrlichen. Welche wunderbaren Gedanken der Gnade
34
hat Gott in bezug auf uns und wie wenig gehen wir auf
Seine Gedanken ein, leider aber zu viel auf die unseligen!
Der HErr gebe uns in diesen dürren Zeilen Gnade,
daß unsere Augen mehr und mehr für die Herrlichkeit und
alles überwältigende Gnade unseres HErrn geöffnet werden!
. ________ K. O. St.
^ntvort L:
Die Frage berührt einen viel tieferen Gegenstand und
ist viel wichtiger, als es zunächst scheint.
Wie wäre es möglich, daß der Mensch vor seiner Geburt
sündigen könnte? Wenn sein Dasein erst mit seiner Zeugung
seinen Anfang nimmt und er bis zu seiner Geburt erst im
Werden begriffen ist, erscheint jene Möglichkeit völlig ausgeschloffen.
Dieselbe setzt folglich unbedingt ein Bor-Dasein
voraus, d. h. also, daß der Mensch bereits vor seiner Zeugung
in einem geistigen Zustande besteht. Das ist es denn
auch, was jene behaupten, welche sagen, daß der Mensch
vor seiner Geburt sündigen könne. Diese Behauptung bildet
also den eigentlichen Kern der Frage. Entscheidend hierüber
kann für uns allein das Wort Gottes sein, die einzige Quelle
der Wahrheit. Dasselbe kennt aber etwas derartiges durchaus
nicht, sondern spricht im Gegenteil vom Menschen in
einer Weise, die ein Bor-Dasein desselben in irgendwelcher
Form gänzlich ausschließt. Nur vom Herrn
Jesus spricht es anders (s. z. B. Joh. I, 1—3 Verb, mit
B. t4; l. Joh. 4, 2. 3 a). Jene irren also, indem sie sich
nicht in den Grenzen und Linien des Wortes Gottes
bewegen, sondern ihren eigenen Gedanken folgen. Darum
ist es auch gar nicht zu verwundern, wenn solche Menschen
andererseits den Herrn Jesus, den Sohn Gottes, welcher
Gott ist über alles gepriesen in Ewigkeit (Röm. 9, 5), nicht
als solchen anerkenncn, sondern Ihn nur als einen Menschen
betrachten, wie ihre Einbildung Ihn sich schafft. — Wie
schrecklich irrt doch der Mensch, wenn er nicht glaubend sich
durch Gottes Wort und Geist unterweisen läßt, sondern das
Wort Gottes nur zu dem Zwecke benützt, seine
eigenen, irrenden Gedanken zu begründen. So ist
es im vorliegenden Falle. Liegt in der Frage der Jünger
in V. 2 überhaupt der Gedanke, daß jener Mensch blind
geboren sein könne infolge von Sünde, die er vor seiner
Geburt getan habe? Nein. Das zeigt die Antwort des
35
Herrn Jesu in V. 3. Wenn die Jünger bei ihrer Frage
jenen irrigen Gedanken gehabt hätten, hätte der HErr in
Seiner Antwort nicht ihre eigene, solchen irrigen Gedanken
ausdrückende Redeweise einfach benutzen können, wie Er es
getan hat, da Er sie damit doch nicht nur in ihrem Irrtum
belassen, sondern sie sogar darin bestärkt hätie. Solches
hätte dem Wesen und der Gewohnheit des HErrn völlig
widersprochen. Die Jünger brauchten aber auch gar nicht
einen solchen verkehrten Gedanken zu haben: Sie hatten den
Blindgeborenen vor sich; er war alt genug, um in mancherlei
Weise gesündigt zu haben und hatte selbstverständlich gesündigt,
und Gott kannte auch das Leben und alle Sünden
dieses Menschen, ehe er war, ebenso genau wie nachher;
daher konnte sein Blindgeboren sein ihm in den weisen
Wegen Gottes sehr wohl wegen Sünde auferlcgt sein, die
er in seinem Lebe« begangen hatte, während es aber auch die
Folge von Sünde der Eltern sein konnte. Das ist es,
was die Jünger mit ihrer Frage V. 2 meinten und
was der HErr in Seiner Antwort gerade durch die Wiederholung
der Redeweise in V. 2 durchaus als eine Möglichkeit
anerkennt, wiewohl er für den vorliegenden Fall eine
Schuld des Blindgeborenen sowohl als auch seiner Eltern
verneint und zeigt, daß Gott einen anderen Zweck im
Auge hatte. —
Das Wort Gottes verneint also die Frage, ob
ein Mensch vor seiner Geburt sündigen könne, ganz
entschieden. Wohl sagt es uns, daß der Mensch „in Ungerechtigkeit
geboren" und „in Sünde empfangen" (Ps. 51,5),
also von allem Anbeginn an fündig ist, aber das ist eine
ganz andere Sache. Dafür trifft keinen Menichen eine
Schuld und dafür wird er infolgedessen auch von Gott nicht
verantwortlich gemacht. Gott ist ein gerechter Richter und
Er legt niemandem etwas zur Last, wofür er gar nicht
Schuld trägt. Deshalb gab Er Seinen Sohn nicht nur
dahin, um unsere Sünden an Seinem Leibe auf dem Holze
Fu tragen (1. Petr. 2, 24), sondern auch, um die Sünde der
Welt wegzunehmen (Joh. 1, 29). Die Sünde — die Quelle
der Sünden — ist daher für jeden Menschen in Christo
am Kreuze gerichtet; kein Mensch, auch der Ungläubige nicht,
wird wegen der „Sünde" gerichtet und gestraft werden,
sondern die, welche nicht errettet sind durch den persönlichen
36
Glauben an Jesus Christus, werden gerichtet werden nach
ihren W erken (Offenb. 2", 11—15); sür diese ist der Mensch
verantwortlich. — Der HErr bewahre uns, auch nicht um
Haaresbreite von Seinem Worte abzuweichen! Th. K.
Anmerkung ctes Herausgebers:
Obwohl auch in und 8 wichtige Fingerzeige liegen,
so scheint uns doch erst Antwort 0, die sich mit unserer
Auffassung völlig deckt, den Kern der Stelle zu treffen. Gott
sieht die Menschheit und die Menschheitsgeschichte gewissermaßen
nicht so, wie wenn wir etwa von einem Berge aus
weit in die Ferne sehen und je weiter, desto undeutlicher.
Er sieht sie also nicht vorgeschichtlich, sondern von oben (über-
geschichtlich) — etwa wie Johannes in der Offenbarung die
Gerichte Gottes. — Gott überschaut der Menschen ganzes Tun,
das der geborenen wie der ungeborenen; Er sieht, ob sie nach
ihrem eigenen Willen sich betätigen oder ob sie gläubig
werden usw., und handelt demgemäß! Und so wäre es
denkbar gewesen, daß Er hier diesem Manne die Blindheit
gegeben haben könnte etwa als Strafe oder Erziehungsmittel
für etwas, was er in Gottes Augen schon getan hatte, obwohl
es von vor seiner Geburt aus gesehen noch in der
Zukunft lag. Die Frage der Jünger war also nicht gar so
töricht. Aber ebensowohl ist zu beachten, daß die Schuld-
frage in diesem Falle gar nicht in Betracht kommt. Vielmehr
sollen die „Werke Gottes" an diesem Manne offenbar
werden (B. 3). Und unter diesem Gesichtspunkt wird manches
Leiden auch in der Jetztzeit aufzufassen sein!
§rage S: was meint der 6Crr in Luk. 10,20: »§reuet eucb,
dotz eure Namen in den töimmetn angescbrieben sind' ? Meint
er »in das t3ucb des Lebens' (Oitenb. 3,5), obvsobl dort von
»auslöscben' geredet ist?
^ntvort
Jene Siebenzig waren erfreut zurückgekehrt von ihrer
Sendung und hatten ihrem Meister von ihren Erfolgen berichtet.
Sie waren in die Nachfolge Jesu getreten und
ruhten somit in der Hand ihres Meisters und warm dadurch
auch Gegenstände der Baterliebe Gottes. „Ich und der
Vater sind eins" sagt der Herr Jesus (Joh. 10, 30), und
was Ihm von Seinem Vater gegeben war, gehörte auch mit
zu dem Besitzstand des Himmels und war somit dort angeschrieben.
Daß dieses Angeschriebenwerden nur in Büchern
geschah, geht aus verschiedenen Schriftstellen hervor. Schon
2. Mose 32, 32 redet Mose von einem Buch; er sagt dort:
„Lösche mich doch aus Deinem Buche, das Du geschrieben
hast." Auch der Apostel Paulus gebraucht eine ähnliche
Redewendung im Blick auf seine Mitarbeiter, er sagt Phil.
4, 3: „Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Milknecht, stehe
ihnen bei, . . . deren Namen im Buche des Lebens sind."
Wenn nun in Offenb. 3, 5 dem Überwinder die Zusage gegeben
wird, daß sein Name nicht ausgelöjcht werden soll
aus dem Buche des Lebens und daß sein Name bekannt
werden soll, so liegt dieses Bekennen auf der gleichen Linie
mit der Verheißung, welche der Herr Jesus Matth. 10, 32
gibt: „Ein jeder nun, der Mich vor den Menschen bekennen
wird, den werde Ich bekennen vor Meinem Vater, der in
den Himmeln ist." Sicher liegt dem Herrn Jesus daran,
daß die Seinen an solchen Zusagen festhalten. Bei den
Siebenzig soll es die Freude darüber sein, daß sie ihren
Platz erkennen, und den Geber über die Gaben stellen, und
daß sie sich bewußt werden, daß all ihr Wirken hienieden
nur ein vorübergehendes, zeitliches ist, aber daß dies An-
geschricbensein ihrer Namen in den Himmeln etwas Unauslöschliches
sei. Wenn wir nun noch einen Blick auf das
Wort des HErrn Matth. 24, 35 werfen, so ergibt sich hieraus,
daß dieses Angeschriebensein doch jo sein muß, daß es
unvergänglich ist, also irgendwie urkundlich festgelegt ist.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch auf die Stellen
Offenb. 13, 8; 17, 8; 20, 12 usw. verweisen. Alle diese
und andere Stellen bezeugen uns, daß im Himmel Bücher
geführt werden, welche die Namen der einzelnen festhalten;
strmit dürfen wir annehmen, daß das Wort Jesu in Luk.
10, 20 auch darauf hinweist. Ph. W.
Antwort 8.-
Wir können auf Grund der Schrift wohl annehmen,
daß ein Unterschied besteht zwischen »Namen in dem Himmel
ungeschrieben" und dem „Buch des Lebens"
38
Beim ersteren scheint es sich um die himmlische Bestimmung,
die damit verbundene Stellung mit ihren Segnungen
und ihrer Herrlichkeit, zu handeln, im Gegensatz zur irdischen
Berufung, Hoffnung und Segnung, z. B. wie bei Israel.
Dies ist auch ersichtlich aus Hebr. >2, 23, wo von „der Versammlung
der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben
sind", gesprochen wird. Sie unterscheiden sich
von den alttestamentlichen Heiligen, von denen als „Geistern
der vollendeten Gerechten" Erwähnung getan wird. Wenn
wir Luk. 10 sowohl wie Hebr. 12 betrachten, so finden wir,
daß deren Namen „in den Himmeln angejchrieben" sind, die
an den HErrn glauben, obwohl die Welt und das Volk
Israel Ihn verwarf. Sie haben durch ihren Glauben an
den Herrn Jesum die Welt überwunden und tragen Seine
Schmach, indem sie wissen, daß ihre Namen dort geschrieben
sind, wo Christus, ihr HErr, ist. Ihr Teil, ihre Hoffnung
ist himmlisch (vergl. I. Joh. k>, 4. 5; Hebr. 13, 13. 14; Röm.
8, 17; Ev. Joh. 17, 24 usw.). Anders verhüll sich's mit
„dem Buch des Lebens". Nicht alle Heiligen können in
den Himmeln ungeschrieben sein, da nicht alle zur himmlischen
Familie gehören. Von allen Gläubigen dieses Zeitalters
kann gesagt »»erden, daß ihre Namen in den Himmeln
angejchrieben sind. Aber alle Gläubigen zu allen Zeiten
werden im Buche des Lebens gefunden werden, da mit diesem
„Leben aus Goit" verbunden ist, etwas was wir alle
gemein haben mit allen Heiligen, ohne Unterschied von Zeitaltern
oder Segenskreisen.
Weil man mit Recht aus den Worten des HErrn in
Offend. 3, 5 entnehmen kann, daß ein Auslöschen aus dem
Buche des Lebens möglich ist, möcble ich mir erlauben, den
lieben Lesern einige Punkte zur gefälligen Prüfung an der
Hand des Wortes Gottes vorzulegen.
Wie jeder achtsame Leser der Schrift sehen kann, begegnet
der HErr der Gemeinde in Sardes auf dem Boden
ihres Bekenntnisses und der damit verbundenen Verantwortlichkeit.
Sie hatte den Namen, daß sie lebe, der HErr aber
sagt ihr, daß sie tot sei. Ein Bekenntnis der Welt gegenüber
ohne Wirklichkeit vor Gott! In B. 4 sagt ihr der
HErr: ..Aber du hast einige wenige Namen, die ihre Kleider
nicht besudelt haben." Wir finden hier einen Überrest von
Getreuen. Dann die Ermahnung in B. 5 zum Überwinden
39
und, daß der Name des Überwinders nicht ausgelöscht werde
aus dem Buche des Lebens. Letzteres hat zu tun mit dem
Bekenntnis der Gemeinde, da sie sagt, sie lebe. Es ist das
Buch des Bekenntnisses in der Hand der Menschen. Vergleicht
man V. 1d mit dieser Stelle, so deckt sich dies und
die Schwierigkeiten werden beseitigt. Niemand wird behaupten,
daß alle, die da vorgeben, Leben zu haben, solches
wirklich besitzen (vergl. Mallh. 85, 1—13). Spricht aber
die Schrift vom Buche des Lebens, welches Gott hat,
dann hören wir nie etwas vom Auslöschen, sondern das
Gegenteil: es ist die Ursache ihrer Bewahrung und Vorrechte.
Siehe sorgfältig Phil. 4, 3; Offenb. 13, 8; 17, 8 mit dem
bemerkenswerten Zusatz: „von Grundlegung der Welt an"
(was wir natürlich in Offenb. 3, 5 nicht finden) — Gott kennt
das Ende von Anfang — ferner Offenb. 20, 12. 15; 21, 27.
Leben aus Gott kann nie genommen werden, jeder aber sehe
zu, daß er es wirklich in Christo habe! K. O. St.
Anmerkung cles Herausgebers:
Wir haben diesen letzteren ernsten Worten nur noch die
Frage an die teuren Leser hinzuzufügen, ob ihr Name unauslöschlich
im Buche des Lebens ist; d. h. wenn wir im
Rahmen des Sendschreibens an Sardes bleiben — worunter
manche treue Schriftforscher wie wir glauben, mit vielem
Recht, den Protestantismus verstehen — ist der Leser dieser
Worte nur ein äußerer Bekenner des Lebens oder ein Besitzer
des Lebens? Man kann in Namensverzeichnissen als
bekennender Christ aufgeführt sein und von vielen Menschen
anerkannt sein und ist in Gottes Augen weiter nichts als
ein toter Namenchrist. — Es ist leicht zu verstehen, daß
nur deren Namen nicht ausgelöscht werden aus dem Buche
des Lebens, deren Inhaber dann, wenn Gott richtet, nicht
allein bekennen, das Leben zu haben, sondern wirklich das
Leben haben! „Und dieses Leben ist in Seinem Sohne;"
darum, ..wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn
Goties nicht hat, hat das Leben nicht." (1. Joh. 5, 11—12;
vergl. Joh. 3, 36 >. Möge jeder Leser in Wahrheit sagen
können: „das Leben ist für mich Christus! (Phil. 1,21.)
Persönliche Worte an unsere Leser
unö Mitarbeiter I
Wir können nicht anders als auch diesmal wieder mit innigem
Dank beginnen. Wir fühlen uns überschüttet mit Güte von dem
treuen HErrn, der unsere Arbeit fortgesetzt anerkennt und andere durch
dieselbe reichlichst segnet, wie eine Fülle von Zuschriften uns beweist.
Auch ist die Abonnentenzahl stetig gestiegen; wir haben schon um
Anfang Januar herum mehr Neubestellungen für 1914 bekommen
als Abbestellungen eingetroffen sind. Diese erreichten noch nicht die
Zahl 65. Wir danken unseren so überaus treuen Mitarbeitern, den
alten und den neuen, von ganzem Herzen für ihre Hilfe und Beitröge
und wünschen ihnen, daß sie selbst den reichsten Segen von
ihrer Liebesarbeit haben möchten.
Die „Persönlichen Worte" von Nr. 1 behalten im wesentlichen
fortdauernde Gültigkeit!
Gelegentliche Angriffe verschiedenerer Abstufungen in Ton und
Inhalt, die gegen unser Blatt unternommen werden, möchten wir
nickt hier öffentlich behandeln und zurückweisen (wie wir gebeten
wurden), sondern den Urhebern derselben, soviel uns die Möglichkeit
gegeben ist, mit Liebe und geistlicher Tragkraft begegnen. Da, wo
es uns angebracht erscheint, antworten wir privatim in möglichst
herzlicher Weise. Wir möchten ja auch unseren Gegnern dienen!
Auf die Bücheranzeigen Seite 4 des Umschlags weisen wir noch
besonders hin.
Dem HErrn und Seiner Gnade befohlen! In Liebe mit
Gal. 6, 2. 9 herzlich grüßend
Der Herausgeber
Klotzsche, Anfang Februar 1914.
Gruß an 6en Leser:
„Gott hat uns «icht zum Zorn gesetzt» solcher« zur Erlangung
der Errettung durch unseren Herr« Jesum
Christum, der für uns gestorben ist, auf daß wir, sei es,
daß wir wachen oder schlafen, zusammen mit Ihm leben!"
I. Thess. 5, 9. 10.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schrift-
stellen Nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen oiese letzteren wirklich
zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Lchriftdurchforschenl
Trage 10: Welcker Unterschied ist zvviscden Sühnung und
Versöhnung? (Vergl. z. lZ. 1. loh. 2, 2 und 2. l^or. 5, 18.)
^ntvort
Die Sühnung muß notwendigerweise einer Versöhnung
vorausgehen. Christus mußte in den Tod, Sein Blut mußte
fließen für die Sünde zur Sühnung unserer Schuld (I.Joh.
8, 2), damit die Schuld getilgt und ausgelöscht würde, denn
ohne eine völlige Tilgung oder Sühnung einer Schuld kann
nie eine vollständige Versöhnung stattfindcn; so sind wir denn
durch Christum Jesum versöhnt mit Gott (2. Kor. 5, 1^).
Schon im Alten Bunde (3. Mose 16) lesen wir von der
Sühnung der Schuld (V. ll, B. 16—18). Nachdem der
Priester die Sühnung vollendet und das Blut geflossen war
zur Reinigung für die Sünde, wurde nach V. 20 alle Übertretung
und Ungerechtigkeit auf den Kopf eines Bockes gelegt
und derselbe in die Wüste geschickt, damit alles hinweg-
getan sein möchte, was hindernd der Versöhnung mit Gott
im Wege stand. Hebr. 10, I—5 lesen wir, daß unmöglich
der Tiere Blut die Sünde für immer hinwcgtun konnte
(B. k>): „Darum, als Er in die Welt kommt, spricht Er:
,Schlachtopfer und Speisopfer hast Du nicht gewollt, einen
Leid aber hast Du Mir bereite?" usw., und so ist durch
das Blut unteres HErrn und Heilandes die Sühnung und
Tilgung der Schuld geschehen, und dadurch ist das große
Erlösungswerk vollzogen, und wir, die wir an Ihn glauben,
haben eine vollständige Versöhnung mit Gott erlangt.
42
Hnbvvrt 8:
Ein Mensch hat einen anderen beleidigt; der Beleidigte
fordert eine Genugtuung — die Sühnung; ist diese geleistet,
so findet die Versöhnung — die Wiederherstellung der Beziehungen
zwischen Beleidigtem und Beleidiger — statt. So
erkläre ich mir den Zusammenhang und den Unterschied
zwischen Sühnung und Versöhnung. Die Sühnung für uns,
für mich, wegen meiner Sünden ist das Werk Christi, der
als Mittler (1. Tim. 2, 5. 6), als Priester (3. Mose 4, 20 b.
26b. 31 d. 35b; 5, 6d. 10b. 13». 18b. 26») Sühnung
für mich tat. Don Gottes Seite geschah dann die Versöhnung
auf Grund der durch Christum gemachten Sühnung,
durch die Annahme derselben (stehe auch Röm. 5, 9—11).
In den obigen Stellen in 3. Mose ist zu bemerken: „Der
Priester soll Sühnung tun und es wird ihm vergeben werden"
(Versöhnung). Also waren wir drei in Belracht: 1. Gott,
dessen Gerechtigkeit und Heiligkeit Genugtuung forderte; 2.
Christus, der diese Forderungen befriedigte; 3. Ich, der gar
nichts tat und verdiente. Man darf also sagen: 'Die Versöhnung
ist das Ergebnis der Sühnung. Ich möchte noch
hinzufügen, daß, wie die Sühnung die Forderung der Gerechtigkeit
Gottes ist („der Priester soll Sühnung für ihn
tun"), so ist auch die Versöhnung die Forderung der Liebe
des Christus (2. Kor. 5, 14: „Die Liebe des Christus drängt
uns . . .;" V. 20: „Wir bitten an Christi Statt: Laßt euch
versöhnen mit Gott"). Ja, die Versöhnung mit Gott ist
ebenso sicher und dauerhaft, wie die durch und in Christo
dargebrachte Sühnung vollkommen war. R. W. D.
Antwort L:
Sühnung und Versöhnung sind, obwohl in dem Werke
Christi innig miteinander verbunden, doch zwei verschiedene
Dinge. Sühnung ist die Seite des Opfers Christi, welche
Gott zugekehrt ist und Bezug hat auf die ganze Welt.
Versöhnung oder Stellvertretung ist die entgegengesetzte Seite
und hat nur Bezug auf die Gläubigen. Nach dem Worte
in 1. Joh. 2, 2: „Er ist die Sühnung für unsere Sünden,
nicht allein aber für die unseren, sondern auch sür die ganze
Welt" ist Sühnung für die ganze Welt vollbracht worden,
also nicht für eine beschränkte Zahl von Menschen, sondem
für die ganze Welt. Gott ist durch den Opfertod Christi
befriedigt Mb Hercherrlicht. Der ewige Wert des Blutes
Christi ist vor den Augen Gottes, weshalb der heilige und
gerechte Gott Seine Langmut und Güte Her ganzen Welt
bewegen kann. Aus Grund dieser Tatsache können Wir nun
ausgehen und den uns Mgebenen Dienst der Versöhnung
Mjsrichten, indem wir als Gesandte für CörUMn bitten an
Mrksti Statt: .Laßt euch versöhiM mit Gott!" (2. Kor. 5»
20,21.) Damit kMmen wir aus eine persönliche Linie,
sWf die Linie der Erremmg Her. Bersöhnung des ei^etM«
Gläubige». Werm kiM^seits es Tatsache ip^ daß die SÜn^
in der Welk war und gesühnt werden mußte, so ist es
andererseits Tatsache, daß wir uns selbst m dem Zustande
der Sünde bejanden als unreine, gefallene Geichöpfe und
Sünder, als Schuldige. Um diesen Zustand zu beseitigen,
war ein heiliges, steMllojes Opfer nötig, das an unsere
Stelle trat, unsere Strafe trugundfür uns zur Sünde
gemacht Wurde, o. h. uns v e rsöh n te. Das ist an demselben
Fliichholze Md jv derselben Stunde geschehen, in welcher die
Sühnrmg für die Sünde gemacht und Gott im Blick achs
die Sünde völlig verherrlicht wurde. W. W.
I
v?
Ehe nur näher ar^, diesen so MMgen Wd bedentungs-
»ÄM Mmrrschied zwischen Sühnung und Versöhnung ein«
gehen, ist es vielleicht dienlich, zum besseren Verständnis vor«
liegender Frage alle diejenigen Stellen des B. T anzugeben,
wo die beiden Worte gesunden werden. Sühnung und verwandte
Worte kommen sechsmal vor wie folgt: Luk 18,13;
Mm. 3, SS,- HÄr. S, »7; S, 8; 1. Joh. S, 2; ch 10?) Ber-
föhttiMg: Mm. 5, 10. 11; l l, 15; 2. Kor. 5, 18.19. 20;
Eph. 2, 16; Kol. I, M. 21.
Sühnung ist für Gott, obwohl sie uns aaMt; die«
selbe hat mit der Heiligkeit, Herrlichkeit und den gerechten
Ansprüchen, sowie Korderungen Seines ZHronE M via.
Wir finden darum in der Epistel au die Römer 3, 25 von
„Gnadenftuhl" oder „Snhnungsdeckel'' gesprochen, ehe wir
die leiseste Andeutung von .Versöhnung" haben. Auf Grund
.s
*) DaS ^gnädig sein" in Luk. 18,13 und das ^sühnen" in Hebe.
2, 17 ist im Griechischen das gleiche Wort; in den übrigen vier Ztellen
find griechische Worte gleichen Worrstammes wir in jenen zwei Stellen
gebraucht. Der Herausgeber.
44
der Sühnung kann Gott in vollkommener Harmonie, wenn
ich mich so ausdrücken darf, mit Seiner Heiligkeit und Herrlichkeit
Sünden vergeben. Darum finden wir ja auch in
Rom. 3, 25, daß Gott Nachsicht haben konnte mit den
Sünden der alttestamentlichen Heiligen im Blick auf die
durch den Herrn Jesum zu vollbringende Sühnung. Wie
herrlich! Und was ergibt sich aus diesem? Nichts anderes,
als daß der tiefste und heiligste Beweggrund des Kommens
des Herrn Jesu doch der war, nicht etwa nur Sünder zu
erretten, obwohl dies mit eingeschlossen ist, doch ohne Sühnung
gar nicht möglich sein konnte, sondern Gott in bezug auf
Sünde ewig zu verherrlichen (vergl. Ev. Joh. 4, 34; 5, 38;
8,29; 10,17-18; 12,27- 28; 13,31. 32; 17,4 usw.).
Dies mag manchem Leser etwas fremd erscheinen, da sich in
der heutigen sogenannten christlichen Literatur meist alles um
„uns" dreht, als ob „wir" alles waren und „Gott" Nebensache.
Aber im Worte Gottes handelt es sich immer und
ausnahmslos zuerst um Gott und den Herrn Jesum, da an
die Errettung eines Menschen nie gedacht werden kann auf
Kosten von Gottes Herrlichkeit und Thron; selbst, wenn nicht
ein einziger Mensch gerettet wurde, hatte doch Christus, der
Sohn des lebendigen Gottes, Sich freiwillig Gott geopfert,
ja, es wäre auch dann notwendig gewesen — wir sagen dies
mit großer Ehrfurcht—, da Gott durch die Sünde verunehrt
war. Der Gott des Lichts und der Liebe nimmt es nie
leicht mit der Sünde, also dürfen auch wir es nicht tun!
In dem Brief an die Römer, wo das Evangelium
Gottes uns dargelegt wird, und wo wir die göttliche
Ordnung, sowie die Grundsätze Gottes im Blick auf Seine
Herrlichkeit und Ehre, sowie die Rechtfertigung des Glaubenden
in einer so wunderbaren und vollkommenen Weise vorgestellt
finden, hören wir erst dann von „Versöhnung", nachdem
die Frage der Sünde im Lichte eines heiligen Gottes
und zu Seiner Verherrlichung für immer geordnet ist. Die
Schrift spricht nie (was man so oft hören und lesen kann)
von einer „Versöhnung Gottes mit den Menschen", da Gott
doch nicht der Feind des Menschen ist (vergl. Joh. 3, 16),
obwohl der Mensch der Feind Gottes ist (vergl. Röm. 5, 10).
Bei der Versöhnung handelt es sich um den Menschen oder
Dinge (Kol. 1, 20). Wir bedürfen der Verhöhnung mit Gott.
Auch dies hat Gott in Christo getan. Luk. 15, 11—32 zeigt.
4b
was unter „Versöhnung" zu verstehen ist. Gott hat in
Gnaden mit uns gehandelt, hat uns den Kuß der Vergebung
und des Vergessens gegeben, uns mit dem besten Kleid
(Christus) gekleidet, mit dem Ring der ewigen Liebe
versehen, Sandalen an unsere Füße getan, die wir bisher
im Staub der Sünde uns befanden, wir sind versetzt
in die Gegenwart unseres Gottes, nähren uns von dem
geschlachteten Kalbe (Vorbild auf Christus), anstatt wie vordem
von den Trebern, und erfreuen uns Seiner heiligen
Gegenwart in Gnade. In anderen Worten: Wir sind
zu Gott gebracht, bei Ihm erfreuen wir uns, in Ihm und
Christo Jesu, unserem HErrn, in Seiner Liebe und Gnade,
so daß es heißt, „sie fingen an, fröhlich zu sein." Gepriesen
sei Gott für den Reichtum Seiner Gnade, welche
Er gegen uns hat überströmen lassen! K. O. St.
^ntvoet kr:
Gerechtigkeit verlangt Sühnung für Sünde; Liebe
verlangt Versöhnung, innerste Übereinstimmung und
schattenloses Wohlgefallen. Als die Strafe zu unserem
Frieden auf Ihm lag, wurde unsere Sünde gesühnt, aber
die Liebe Gottes will mehr, ste will Menschen so in Übereinstimmung
mit sich haben, so heilig und tadellos vor sich
sehen, daß Er Sein Wohlgesallen daran haben kann.
(Versöhnung erstreckt sich auch auf die Schöpfung: Kol. 1.)
Die Sühnung bringt keine Veränderung oder Verbesserung
an oder in uns hervor — ste ist der Tod des Sünders, das
gerichtliche Ab- und Hinwegtun des Menschen im Fleische
aus dem Auge Gottes, in dem Kreuze Christi! Das Alte
ist vergangen. — Der Mensch im Fleische ist in seiner Gesinnung
tatsächlich Gottes Feind, er kann nicht verbessert,
nicht heilig und tadellos gemacht werden. Die Versöhnung
kann nicht mit dem Menschen im Fleische stattfinden. Derselbe
muß im Tode Christi sein Ende finden. In 2. Kor.
5, 17 heißt es nicht, das „Schlechte" und „Böse", sondern
das „Alte" ist vergangen. Nichts vom Alten kann Gott
mit Sich Selbst versöhnen, mit Sich in Übereinstimmung
bringen, zu Seiner Freude haben. Das Alte muß gehen.
Alles muß neu werden „in Christo". Versöhnung (das
Wohlgefallen Gottes an uns und unsere Freude in Gott und
Seiner Liebe) erreichen wir nur durch den Tod (Röm. 5,10).
46
Der Tod muß auf alles „Alte" geschrieben und daS „neue"
Leben in Christo ersaßt sein.-
Versöhnung wird verkündigt: „Laßt euch versöhnen;"
Es bedarf eines Eingehens, eines Erfassens unsererseits im
Glauben. Die Grundlage ist der Tod Christi; das
Resultat für solche, die den Tod Christi ersassen, ist die
Versöhnung, die ungetrübte Freude in Gott und der Liebe
Gottes» und eine gegenwärtige Errettung von allein, was
„alt" ist. Unsere Stelle (2. Kor. 5, 18) zeigt, wie Versöhnung
und neue Schöpfung eng verbunden ist.
Sühnung und Versöhnung berühren den ersten und den
zweiten Menschen, das Ausgeben des ersten und das Kommen
zum zweiten, an dem Gott Wohlgefallen findet. Wir stehen
so leicht still, betrachten und beklagen den elenden Zustand
und die Kraftlosigkeit des Alten und verwirklichen nicht, was
das Kreuz Christi für den Gläubigen ist. Nur durch den
Tod erreichen wir die Versöhnung. Wir müssen im Glauben
den Schritt vom ersten zum zweiten Menschen machen, nur
dann gehen wir in die Versöhnung ein und verwirklichen
durch Sein Leben das Errettetsein von dem Gebiet des
Todes. v. d. K.
^nmerkunZ Ues HerausMder8:
Zunächst möchten wir die teuren Leser, die nur eine
lutherische Bibelübersetzung zur Hand haben, daraus Hinweisen,
daß diese Übersetzung leider den Begriff „Sühnung" nicht
hat, sondern auch an Stellen, wo nach dem Urtext „Sühnung"
übersetzt werden muß, „Versöhnung" setzt. Das ist recht
schade, da dadurch Tausenden von Kindern Gottes der Unterschied
zwischen diesen wichtigen Begriffen nie klar wird.
Zu obigen umfassenden Ausführungen nur noch wenige
Bemerkungen. In 2. Kor. 5, 19 handelt es sich nicht darum,
inwieweit die Welt versöhnt ist, noch wie weit die
Menschen in die Versöhnung eingegangen sind, sondern es
ist die grundsätzliche Tatsache gezeigt, daß Gott in Christo
der ganzen Welt gegenüber eine solche Stellung der Gnade
einnimmt und das Zeugnis davon aufrecht erhält. Jeder
kann teilhaben an der Versöhnung, nachdem Christus die
Sühnung für die ganze Welt geworden ist (l. Joh. 2, 2).
Es steht aber keineswegs da, daß Er die Sühnung für die
Sünden der ganzen Welt ist! Weder aus diesen Stellen,
47
noch aus Kol. I, 20 kann man folgern, daß einst alle
Menschen, auch die, die sich nicht versöhnen ließen, gerettet
werden. In der ersten Hälfte von Kol. I, 20 ist (wie in
den Versen vorher) die Rede von versöhnten Dinge» auf
der Erde und in den Himmeln, nicht von Menschen! In
der zweiten Hälfte aber heißt es: „Und euch." Wer sind
diese? Die, welche in die Versöhnung eingegangen sind. Darum:
„Lasset euch versöhnen mit Gott." — Übrigens ist die Stelle
2. Kor. 5, 20 auch für Kinder Gottes da! Mancher Gläubige
ist noch nicht in den vollen Genuß der Versöhnung einge-
trelen; auch darin lehrt uns der „gefundene" Sohn (Luk.
15, 32) vieles. Am Herzen und im Hause des Vaters ist
mehr für uns zu finden, als nur Vergebung der Sünden,
so kostbar diese auch ist (vergl. dazu den Schluß von Antwort
D)!
kroge II: Was ist unter dem „^ausendjübrigen Neict>" ZU
verstsken? (Okkenb. 20, 4—7.)
Antwort :
Ein Reich von lausend Jahren, in welchem Christus als
König Israels nach Psalm 2 und als Sohn des Menschen
nach Psalm 8 über alle Reiche der Welt herrschen wird.
Es ist die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter
ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was
in den Himmeln und das, was aus der Erde ist, in Ihm
(Eph. 1, 10). Auf Seinem gesegneten Haupte, das einst
die Dornenkrone trug, werden sich alle Diademe der Weltreiche
vereinigen (Offenb. 19, 12). Der HErr, welcher jetzt
von der Welt verworfen ist, wird dann von allen anerkannt
werben. „Er wird herrschen von Meer zu Meer und vom
Strome bis an die Enden der Erde. Alle Könige werden
vor Ihm niederfallen, alle Nationen Ihm dienen. Er wird
Sich erbarmen des Geringen und des Armen und die Seelen
der Armen wird Er retten. Sein Name wird ewig sein"
(Psalm 72, 8. II. 12. 17). „Die Gerechtigkeit wird auf
dem Fruchtgesilde wohnen" und „das Werk der Gerechtigkeit
wird Friede sein" (Jes. 32, 1. 16. 17). Eine Fruchtbarkeit
über alle Maßen wird sein (Jes. 35, 1. 2; 41,18.19;
55, 12. 13; Psalm 72, 16; 65, 9-13; 67, 5. 6;, Amos
48
9, 13). Die Raubtiere werden mit den Haustieren zusammen
lagern (Jes. 11,7. 8; 65,25). Es ist die Wiederherstellung
aller Dinge (nicht Personen), von welchen Gott durch den
Mund Seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat
(Apgesch. 3, 21). Christus wird als Sohn Davids Seinen
Thron inne haben (Matth. 25, 31; Luk. 1, 32. 33; Ofsenb.
3, 21). Jetzt sitzt Er zur Rechten der Majestät in der Höhe,
auf dem Throne Seines Gottes und Vaters (Hebr. 1, 3;
8, 1; 10, 12; 12, 2; Mark. 16, 19; Ofsenb. 3, 21). Dies
beweist uns, daß Er jetzt von der Welt verworfen ist und
über alles Gott ist, gepriesen in Ewigkeit, da nur eine göttliche
Person den Thron Gottes innehaben kann. Himmel
und Erde werden miteinander in Harmonie stehen (Ofsenb.
21, 9—27). Seine Getreuen sehnen jenen Tag herbei,
damit Er zu Seinem Rechte in dieser Welt kommt, sie
lieben Seine Erscheinung (2. Tim. 4, 8). An jenem Tage
wird Er verherrlicht werden in Seinen Heiligen und bewundert
in allen denen, die geglaubt haben (2. Thess. 1, 10).
Gepriesen sei unser HErr, gepriesen sei Sein Name immer
und ewiglich!
Antwort ü:
Die Worte „und sie lebten und herrschten mit dem
Christus tausend Jahre" in B. 4 und „sie werden . . .
mit Ihm herrschen tausend Jahre" in V. 6 der genannten
Schriftstelle lassen erkennen, daß es sich um ein Reich handelt,
in welchem Christus der Herrscher sein wird, und die
Verse 7—9 zeigen deutlich, daß dieses Reich aus dieser
Erde sein wird, nicht etwa auf der neuen Erde, von der
wir in Kap. 21, 1 lesen. Die neue Erde tritt erst danach
in Erscheinung, wie wir klar sehen können, wenn wir Kap.
20 und Kap. 21, 1—8 lesen. Auf der neuen Erde wird
weder jemals der Satan sein und ausgehen können, zu verführen
(20, 7. 8), denn er wird vorher seinen Platz für
ewig im Feuersee gefunden haben (20, 101, noch wird es
auf derselben „Nationen" geben, die er verführen könnte —
waS er aber nach 20, 8 nach dem Tausendjährigen Reiche
tun wird! — noch wird es auf derselben irgend etwas von
dem geben, was in 20, 7—9 als nach dem Tausendjährigen
Reiche geschehend geschildert wird.
49
Das Tausendjährige Reich ist also ein Reich auf dieser
Erde, in welchem Christus der Herrscher sein wird.
Bon einem solchen Reiche ist im Worte Gottes an
vielen Stellen prophetisch geredet, und zwar insbesondere im
Alten Testament in den Psalmen und in den Propheten,
und von letzteren wiederum in ganz besonderer Weise in
Jesaias. Man lese z. B. Psalm 96—102; 148—150;
Jes. 2, 2—4; 9, 6. 7; 11, 1—10; 35; 60; 65, 17—25;
66, 10—24. Diese Stellen zeigen uns, welcher Art dieses
Reich sein wird. Es wird ein wunderbares, herrliches Reich
sein: Der Fluch wird von der Erde genommen sein und sie
wird in wunderbarer Fruchtbarkeit alles in Überfluß hervorbringen;
es wird „Fülle von Frieden" sein und „sie werden
den Krieg nicht mehr lernen"; selbst auf die Tierwelt wird
sich dieser Friede erstrecken: „der Wolf wird bei dein Lamm
weilen" usw. und „der Säugling wird spielen am Loch der
Notier" usw.; Gott wird anerkannt und gekannt sein, denn
„die Erde wird voll sein der Erkenntnis Jehovas, gleichwie
die Wasser den Meeresgrund bedecken," Krankheit und Gebrechen
wird es nicht mehr geben, sondern „dann werden die
Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben
geöffnet werden; dann wird der Lahme springen wie ein
Hirsch und ausjauchzen wird die Zunge des Stummen"
(Jes. 35, 5. 6); der Tod wird nicht mehr herrschen, sondern
das Leben — er wird die Ausnahme bilden als unmittelbares
Gericht auf Sünde (Jes. 65, 20); es wird Freude,
Frohlocken und Jubel sein — in allem das völlige Gegenteil
von dem, was jetzt die Regel bildet! Es wird ein
völlig neuer Zustand der Dinge sein. Deshalb heißt es
auch in Jes. 65, 17: „Denn siehe. Ich schaffe einen neuen
Himmel und eine neue Erde." Daß damit nicht der neue
Himmel und die neue Erde von Offenb. 21, 1 gemeint ist,
geht aus den weiteren Versen in Jes. 65 deutlich hervor.
Es ist noch diese jetzige Erde ihrem Stoffe nach, aber ein
gänzlich neuer Zustand im übrigen, in derselben Weise, wie
bei einem Menschen, der wiedergeboren ist: sein Leib ist
noch derselbe, wie bisher, aber ein neues Leben ist eingezogen.
Deshalb nennt auch der Herr Jesus in Matth. 19, 28 diese
Veränderung der Dinge auf der Erde — ihren noch zukünftigen
neuen Friedens- und Segenszustand im Tausendjährigen
Reich — die „Wiedergeburt" und Petrus nennt
50
in Apgesch. 3, 21 jene herrliche Zeit die „Zeiten der
Wiederherstellung aller Dinge" und sagt, daß Gott
von dreien durch den Mund Seiner heiligen Propheten von
jeher geredet hat, wie wir es ja auch in den vorerwähnten
Schriftstellen sehen konnten. Die in diesen Weissagungen
enthaltenen Verheißungen waren dem Volk Israel gegeben
(s. Röm. 9, 4). Diejes wird dann wieder gesammelt in
seinem Lande sein, wird zum HErrn umgekehrt und wieder
eingesetzt sein als Sein Volk, erhöht und herrschend über
alle anderen Völker, und wird die Segnungen in erster Linie
und vollkommener Weise genießen und gleichsam den Mittelpunkt
und Ausgangspunkt derselben bilden. Infolgedessen
war dieses Reich und der verheißene Messias, der dieses
Reich aufrichten und in demselben in Macht und Herrlichkeit
herrschen sollte, der Gegenstand der besonderen Hoffnung
Israels! In Übereinstimmung hiermit lautete die Botschaft
des Johannes und im Anfang auch des HErrn Selbst:
„Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen!"
Das Reich, auf welches sie hofften, war nahe
gekommen, weil der Messias da war, mit dem dieses Reich
verknüpft war und in besten Person alles das da war, was
dieses Reich kennzeichnete. Dieses bewies Er durch Seine
Werke: Blinde wurden sehend, Taube hörend. Lahme wandelnd.
Aussätzige gereinigt. Tote auferweckt — alle zeitlichen Folgen
der Sünde, jede Krankheit und jedes Gebrechen, ja, selbst
der Tod mußte weichen, ganz so, wie es im Tausendjährigen
Reiche sein wird, weshalb auch diese Wunder, die der Herr
Jesus und, in der ersten Zeit, auch die Seinen taten, die
„Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters" genannt werden
(Hebr. 6, 5).
Wenn in den Evangelien vom „Reich der Himmel" und
„Reich Gottes'' geredet ist, so steht das, was damit bezeichnet
wird, immer in Verbindung mit dieser Erde, wiewohl die
Ausdehnung des Begriffes sehr verschieden ist. Letzteren
etwa auf das mefsianische — also das Tausendjährige — Reich
beschränken zu wollen, wie es von manchen geschieht, ist aber
ganz entschieden nicht dem Worte Gottes entsprechend, da
das Tausendjährige Reich nur einen gewissen Abschnitt des
Reiches der Himmel bildet: Das Reich ist gegründet auf
die Person Jesu Christi (s. Jes. 9, 6. 7; 2. Kor. 1, 20)
und in Seiner Person gekommen (s. Matth. 12, 28;
5t
Luk. 17, 21); es hat daher erst durch Ihn und in Seiner
Person hienieden seinen Anfang genommen (s. Gleichnisse
Matlh. 13, bes. V. 24 Verb. m. B. 37), ist fortgesetzt
und gegenwärtig bestehend in den Seinen — obwohl
nicht äußerlich wahrnehmbar — und wird einst äußerlich
in Erscheinung treten im Tausendjährigen Reiche.
Letzteres ist die Erfüllung der Verheißungen des Alten
Testaments.
Das Tausendjährige Reich wird aber noch nicht „das
Vollkommene" sein (I. Kor. 13, 10) und daher auch nicht
bleiben. „Gerechtigkeit und Gericht sind Seines Thrones
Grundfeste" — es wird Menschen geben, die sich nur der
unwiderstehlichen Macht beugen; es wird noch Böses geben,
auf welches sofort Gericht folgt; es wird noch Sünde und
Tod geben, wenn auch als Ausnahme; und wenn die tausend
Jahre eines Reiches des Friedens und göttlicher Gerechtigkeit
und der wunderbarsten irdischen Segnungen vorüber sein
werden und dem Satan dann noch einmal erlaubt werden
wird, den Menschen zu versuchen (Ofsenb. 20, 7. 8), so wird
es sich zeigen, daß der Mensch selbst nach tausend Jahren
überströmender Segnungen immer noch derselbe ist — jederzeit
bereit, sich von Gott wegzuwenden und sich gegen Ihn
zu empören. Das ist lief demütigend für uns und beugt
uns in den Staub über die Gnade, die uns geworden ist!
So ist das Tausendjährige Reich die Erfüllung der Verheißungen
und zugleich die letzte Probe für den Menschen.
Dann folgt das Endgericht (Ofsenb. 20, 11—15), und nach
diesem ein neuer Himmel und eine neue Erde, die vollkommen
Seiner Herrlichkeit entsprechen und ewig zum Preise derselben
sein werden (Ofsenb. 21, 1—5). Th. K.
^ntvoit L:
Der gegenwärtige Tag der Gnade, in welchem der Leib,
die Gemeinde, aus der Welt herausgerufen wird, geht dem
Ende entgegen.
Der HErr kommt und nimmt die Seinen aus dieser
Welt heraus (1. Thess. 4, 10. 17). Die zurückbleibenden
Ungehorsamen und Verwerfer der Wahrheit verfallen dem
Gericht der Verhärtung (2. Thess. 2,10. I I). Die Tage der
großen Trübsal beginnen. Israel wird diese im besonderen
Maße kosten! Es ist die ^Jeit der Drangsal für Jakob"
(Jer. 30, 4—7). Viele Juden werden in dieser Zeit Jesus,
ihren Messias, erkennen, und diese werden das Kommen des
HErrn zum Gericht verkünden und die Völker znr Buße
und Unterwerfung auffordern (Ps. 96, 3—13). Obgleich
das volle Licht, die 7 Leuchter (Offb. 1, 20), von der Erde
weggenommen ist, gibt Gott doch noch zwei Leuchter (Offb.
11, 4), Seine Güte läßt die Erde nicht ohne Licht. Das
Evangelium des Reiches wird gepredigt (Matth. 24, 14).
Trotzdem der Satan die Macht der Finsternis in den furchtbarsten
Formen und Gestalten offenbaren wird, weiß Sich
Gott doch eine Bollzahl aus Israel und eine große ungezählte
Schar aus den Nationen zu bewahren und zur Treue
bis zum Tode zu stärken. Ihre Erlösung steht mit der Vernichtung
ihrer Feinde in Verbindung und den Grundton ihrer
Gebete finden wir in Offb. 6,10. In der Stunde der größten
Dunkelheit erscheint das Zeichen des Sohnes des Menschen
und der HErr wird in Seiner Herrlichkeit gesehen (Matth.
24, 29. 30). Dann werden alle Ärgernisse aus Seinem
Reiche zusammengelesen (Matth. 13, 41) und dem Gerichte
übergeben, das Tier (der Fürst des römischen Reiches) und
der Antichrist werden lebendig in den Feuerjee geworfen
(Offb. 19, 20) und Satan für tausend Jahre gebunden (Offb.
20, 2). Dies ist der Anfang des Tausendjährigen Reiches,
von dem die Propheten in so feurigen, begeisterten Worten
reden. Die ganze Schöpfung wartet aus diesen Tag ihrer
Befreiung (Röm. 8, 19—22). Israel nimmt in dieser zukünftigen
Zeit einen Vorrang unter den Völkern ein und
wird zu einem Kanal des Segens (1. Mos. 12, 2. 3; Jes.
27, 6; Jes. 60 und 62; Röm. 11,12 und 15). Das Tausendjährige
Reich endet mit der Lösung des Satans (Offb. 20, 3),
auf die bald das Gericht und ein neuer Himmel und eine
neue Erde folgen. v. d. K.
Anmerkung ties Herausgebern:
Es ist nicht nötig, zu diesen Antworten, die geradezu
einen Bibelkurs im Kleinen darstellen, noch etwas Wesentliches
hinzuzufügcn. Wir fragen nur, vielleicht im Sinne
dessen, der obige Frage einsandte: Wie kommt es, daß in
der Namens-Christenhcit diese kostbare biblische Lehre vom
Tausendjährigen Reich so gut wie ganz unterschlagen wird?
Ja, wie kommt es wohl? Wir denken, daß einer der Haupt
53
gründe dieser Unterschlagung der ist, daß man die Schrift
nicht ganz und gar als Gottes Wort anerkennt und daß ein anderer
Hauptgrund der Widerwille der unbekehrten Christenheit
gegen Israel als Volk ist. Eine Lehre, die Israel wieder
einen hohen, ja den höchsten Platz unter den Nationen zuspricht,
eine Lehre, nach der „dem Israel das Reich wiederherge-
stellt wird" (Apg. 1,6), ist den sogenannten christlichen Völkern
unbequem, ja abstoßend. Und doch, Gott hat gerade
dies verheißen und auch die Israel betr. Verheißungen sind
in Christo Ja nnd Amen (2. Kor. l, 20!). Und weil Gott
solche hohen Gedanken mit Seinem alten Bundesvolke hat,
deswegen sollten wir Christen, soweit wir wirklich Christen
sind, auch Israels Freunde sein, werden wir doch einst
selbst glückliche Zeugen der irdischen Herrlichkeit dieses jetzt
so verachteten Volkes sein!
§rage 12: V^QS ist für ein Unterschied zwischen der Posaune
in 1. Ukess. 4, 16, der »letzten Posaune" in 1. k^or. 13, 32 und
der Posaune des siebenten Engels in Offb. 11, 15?
In 1. Thess. 4, 15—17 ist Wohl der Hauptgedanke die
Entrückung, während in 1. Kor. 15, 51 mehr die Verwandlung
und Auferweckung hervorgehoben ist. 1. Kor. 15
handelt durchweg von der Auferstehung der Gläubigen; am
Schluß dieses Kapitels sagt ihnen der Apostel ein Geheimnis,
daß nicht alle entschlafen werden, wir aber alle verwandelt
werden oder, wie der Apostel uns an einer anderen
Stelle sagt: „Das Sterbliche wird verschlungen von dem
Leben." Wann geschieht dies? Bei der letzten Posaune.
Es heißt nicht, daß zu diesem Zweck die Posaune ertönt,
sondern, wenn ich recht verstehe: zur Zeit der letzten Posaune.
Die Posaune von 1. Kor. 15 sowohl wie die in 1. Thess.
4, 16 scheint ein und dieselbe zu sein — eins ist unbestreitbar,
daß beide Ereignisse zur gleichen Zeit stattfinden.
Daß sie 1. Kor. 15,52 die „letzte Posaune" genannt wird,
hat vielleicht darin seine Bedeutung, weil von da an die
Erlösten Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Sie sind
in Seiner Gegenwart und ein weiteres Posaunen ist daher
unnötig.
Ganz anders verhält es sich mit der Posaune des sie
54
benten Engels in Offb. 11. Dieselbe darf keineswegs mit
der letzten Posaune von 1. Kor. 15 verwechselt werden. Wie
könnte auch der Apostel auf etwas Bezug nehmen, was noch
ihm, ja selbst dem Apostel Johannes noch verschlossen war.
Bekanntlich empfing Johannes die Offenbarung erst später;
Paulus war längst vom Schauplatz seines Wirkens abgetreten,
demnach ist es ausgeschlossen, die Belehrung in I. Kor.
15 mit den sieben Posaunen in der Offenbarung in Verbindung
zu bringen. Ferner handelt es sich in Offb. 11
um die Aufrichtung des Weltreiches des HErrn, aber nicht
um Auferweckung und Verwandlung der Gläubigen! Sein Reich
setzt letzteres voraus, da die Erlösten mit Ihm herrschen
werden. Die sieben Siegel, die sieben Posaunen und die
sieben Schalen werden ihre Erfüllung nach der Entrückung
der Gemeinde finden, darum hören wir nach Offb. 3 kein
Wort mehr von der Gemeinde auf Erden, sondern es werden
vielmehr die Heiligen von Israel und den Nationen wieder
unterschieden, wie es im Alten Testament der Fall war
(vergl. Offb. 7), aber in diesem Zeitalter der Gnade niemals
geschieht. Wenn der Apostel Paulus 1. Kor. 10, 32
von „Juden, Griechen und der Versammlung Gottes" spricht,
versteht es unter „Versammlung Gottes" die Gläubigen aller
Nationen ohne Unterschied im Gegensatz zu Griechen (d. h.
Heiden) und Juden, die ungläubig waren.
Möge der HErr in Seiner Gnade uns schenken, das
Wort der Wahrheit recht zu teilen! K. O. Sr.
^nttvott 6:
Die sieben Posaunen in der Offb. 8—II haben keine
Verbindung mit der Posaune in I. Kor. 15 und l. Thess 4.
— Die siebente oder letzte Posaune der Offenbarung umfaßt
die letzlen Gerichte über die Welt, während die Posaune
in den Briesen mit der ersten Auferstehung und
der Entrückung zu tun hat.
In dem Ausdruck ..letzte" Posaune scheint der Apostel
auf den Gebrauch im römischen Heere anzuspielen. Jedermann
in Korinlh wußte, daß die letzte Posaune das Signal
zum Aufbruch des ganzen Heeres war. Wir finden gerade
in den Briesen an die Korinther, daß der Apostel oft
an die Gebräuche jener Zeit anknüpfr, z. B. 1. Kor. 4, 9;
9, 24; 2. Kor. 2, 14. — Oder vielleicht denkt er an 4. Mose
55
10, 2, wo die Posaunen zum göttlichen Signal bestimmt
wurden, die Gemeinde zusammenznrufen und das Zeichen
zum Abmarsch zu geben. — Wirklich, jener Augenblick ist der
herrlichste Zusammenruf und der bedeutungsvollste Abmarsch,
der je geschehen. Alle Heiligen zusammengerufen, werden
alle zugleich dem HErrn entgegengeruckt in die Luft.
Aus dem Ausdruck „letzte" Posaune aber zu folgern,
daß andere göttliche Posaunemöne vorangegangen sein müßten,
dazu finde ich in der Schrift weder Grund noch Anhalt.
v. d. K.
^nmerkuim äe8 bler3U8^6der8:
Über die Sache selbst ist nichts mehr zu bemerken.
Nur möchien auch wir ein Paar Worte sagen über die
Frage, warum in 1. Kor. 15, 52 „letzte" Posaune steht.
Und zwar weisen wir darauf hin, daß in diesem Kapitel
viermal Verbindungen mit dem Wort „letzt" vorkommen,
wo im Urtext stets dasselbe Wort steht, nämlich in B. 8,
26, 45. 52. Wir glauben, daß dieses vierfache Vorkommen
des Wortes, zumal in den drei letzten Verbindungen bedeutungsvoll
ist. Ob nicht die Posaune die „letzte" genannt ist,
weil es sich um die Auferstehung und Verwandlung der
Gläubigen handelt, also um das letzte Ereignis, das sich
mit denselben auf Erden vollzieht, womit der Schluß der
gegenwärtigen Haushaltung verbunden ist? (vergl. unsere
Ausführungen in Jahrgang 1913, S. 187/88 zu Joh.
6, 39. 40. 44 54; 11, 24; 12, 48, wo überall dasselbe
Wort steht). Wir bitten, die Austastung zu prüfen im Lichte
des ganzen Kapitels und vorzüglich jener übrigen drei
Stellen!
§rage 13: Haben wir deute nock die m Spk. 4,11 genannten
Dienste der „ Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und iledrer" ?
Bei der Beantwortung dieser Frage ist zunächst zu berücksichtigen,
daß es sich bei den vorgenannten Diensten, wie
bei allen Diensten um eine „Gabe" handelt: — — Er
hat die einen gegeben--------(vergl. 2. Tim. 1, 6. 7!).
Der Dienst ist also eine Gabe, die empfangen wird,
und kann als Gabe des droben verherrlichten Christus oder
56
als die Wirkung des hienieden gegenwärtigen Heiligen
Geistes betrachtet werden. Eph. 4 redet von der Gabe Christi,
1. Kor. 12u. 14 reden von der Einheit des Leibes und von
den Gaben als der Wirkung des Geistes hienieden in den
verschiedenen Gliedern.
Die Gaben wiederum sind zweierlei Art: es gibt
solche zur Aufweckung der Seelen, zur Sammlung und Auferbauung
der Gemeinde und dann solche, welche als Zeichen
für die Welt gegeben sind, als Zeichen der Gegenwart Gottes
(vergl. 1. Kor. 14, 22).
Alle Gaben kommen unmittelbar von Christo, dem Haupt,
herab und haben ihr Bestehen in den Gläubigen durch die
Wirkung des Heiligen Geistes. Eph. 4 und 1. Kor. 12 bezeugen
dies klar. Somit sind diese Gläubigen Gefäße der
Gnade und Kraft und werden durch die ihnen mitgeteilten
Gaben Werkzeuge eines abwesenden Christus.
Nun redet Eph. 2, 20—22 von einem Bau, wohl zusammengefügt,
der wächst zu einem heiligen Tempel im
HErrn. Von diesem Bau ist Jesus Christus Selbst Eckstein.
In sehr bemerkenswerter Weise werden von diesem Bau
auch hinsichtlich der Grundlage belehrende Worte gesagt und
dabei Apostel und Propheten genannt. Mithin wird dem
Dienst der Apostel und Propheten ein besonderer Platz angewiesen
(grundlegend) und dieser Platz an den Anfang der
Gemeinde Gottes gestellt.
Die in Epy. 4, l 1 noch weiter genannten Gaben bezw.
Dienste der Evangelisten, Hirten und Lehrer sind im Gegensatz
zn denen der Apostel und Propheten der Gemeinde Gottes
dauernd gegeben. W. W.
Apostel und Propheten haben die Grundlage des heiligen
Tempels, von welchem Christus Selbst Eckstein ist, gelegt
(Eph. 2, 20—22). Es war nun nicht nötig, nachdem
sie ihr Werk erfüllt hatten, daß sie verblieben oder durch
andere ersetzt wurden. Demnach gibt es in obigem Sinne
keine Apostel und Propheten mehr, da der Grund gelegt
und die Offenbarung Gottes vollendet und abgeschloffen ist.
Auch sind hier nicht etwa die Propheten des Alten Testaments
gemeint; wenn das Wort von ihnen spricht, ist es
meist aus dem Zusammenhang ersichtlich, oder es spricht von
57
ihnen als „heiligen Propheten" (vergl. Luk. I, 70; Apgesch.
3, 21; 2. Pelri 3, 2), noch heißt es hier: „Propheten und
Apostel", sondern umgekehrt, damit uns klar sein soll, daß
es sich hier um Propheten des Neuen Testaments handelt.
Auch hat keiner der Apostel von einem Nachfolger gesprochen;
im Gegenteil verkünden sie alle, daß „nach ihrem Abschied
verderbliche Wölfe" in die Gemeinde eindringen würden usw.
Aber keiner der Apostel verweist die Jünger auf ihre Nachfolger
aus dem einfachen Grund, weil keine vom HErrn
vorgesehen waren, sondern auf „Gott und das Wort Seiner
Gnade" (vergl. Apgesch. 20, 17—35; 2. Petri l, 12—15;
Judas 17—18; Offenb. I, 1—3). Anders verhält es sich
mit „Evangelisten, Hirten und Lehrern". Letztere drei Gaben
wird es geben, solange die Gemeinde auf Erden ist. Die
Dienste dieser Gaben gründen sich und werden nur ausgeübt
auf Grund dessen, was der HErr durch Seine Apostel und
Propheten ihnen hinterlassen hat, sei es im Werk oder in
den Schriften. K. O. St.
Daß wir die besagten Dienste noch haben, ist schon aus
dem 13. Verse deutlich ersichtlich, sobald wir den 11. Vers
mit dem 13. zusammen lesen. „Und Er hat dir einen gegeben
als........... bis wir alle hingelangen zu der Einheit
des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes usw."
Wer würde zu behaupten wagen, daß wir dahin gelangt sind?!
Sicher, wir brauchen noch diese Dienste. Wir sind noch
vor dem „bis wir alle hingelangen", dessen vollkommene
Verwirklichung wir erreichen, wenn „wir allezeit bei dem
HErrn sein werden". Außerdem ist zu beachten, daß in
vielen Stellen (wie Röm. 12, 6. 8; I. Kor. 12, 28—30;
I. Tim. 3, 1 — 8; 5, 17; Jak. 3, 1; 1. Petr! 5, 1—4), die
von Diensten reden, die Zeitform der Gegenwart gebraucht
wird; wenn aber ein Teil dieser Stellen nicht für die Gegenwart
gültig ist, dann auch nicht der übrige Teil derselben.
Wir haben keinen Grund, anzunehmen, daß die Anordnungen in
derBersainmlnng veränderlich sind; sie sindvon Gott, „bei welchem
keineVeränderungist, noch einSchattenvonWechsel"(Jak.1,17).
O Kinder Gottes! wie kommen wir zusammen? Scharen
wir uns zu Parteistellungen, oder um Menschen (1. Kor. 3,
3. 4), oder als ein himmlisches Volk in Seinem Namen zu
58
sammen, um die Einheit des Geistes zu bewahren und ein
Zeugnis des HErrn zu sein? Sammeln wir uns um Ihn,
wo „Menschenweise" kein Recht hat, in der heiligen Furcht
Seiner Gegenwart, so empfangen wir die reichen Gaben
Seines Geistes und genießen sie, solange wir dem HErrn
und Seinem Worte Untertan bleiben.
Von den in Eph. 4, 11 genannten Gaben sind die der
Apostel und Propheten nicht mehr erhalten; das heißt in dem
Sinne, um das Wort Gottes durch neue Offenbarungen zu
vervollständigen. Die Grundlage der Apostel und Propheten:
Jesus Christus, ist feftgclegt. (Eph. 2, 20- 1. Petr! 2, 4—10).
In Hebr. 3, 1.2 wird uns gesagt: Betrachtet den Apostel
. . . . Jesum; Er ist noch lebendig, und neben Ihm brauchen
wir keinen Apostel mehr. Die „Zwölfe" zeigt, daß die Anzahl
auf die zwölf begrenzt ist. Weiteres betreffs der Propheten
lese man im I. Bande (1913) Seite 114 — 119 nach.
Wie aus den zitierten Stellen hervorgeht, sind die
anderen Gaben noch vorhanden. Es muß so sein, damit
„der ganze Leib. . . nach dem Maße jedes einzelnen
Teiles für sich das Wachstum des Leibes bewirkt" usw.
(Eph. 4, 16.) R. W. D.
^nmerkunL äes blergnsEebers:
Haben die Apostel und (die neutestamentlichen) Propheten
ihre Aufgabe verstanden, die in Eph. 4, 12ff. steht? Ja,
davon zeugen die Schriften des Neuen Testaments. Wenn
nun „Er" fortgesetzt Evangelisten, Hirten und Lehrer gibt,
so tut Er das ebenso nur zu deut Zweck, den Eph. 4, I2ff.
enthält. Möchten wir alle, soweit wir „gegeben sind"
als Evangelisten usw., verstehen, wozu wir gegeben sind und
uns von Ihm brauchen lassen zu diesem Dienst und allezeit
Gnade haben, „die Wahrheit festzuhalten in Liebe"! (V. 15.)
Er hat gegeben! Welch eine Gnade liegt darin, von Ihm
gegeben zu sein zur Vollendung der Heiligen!
Trage 14: Ist Sott unbegreiflich in Seinen Lebensführungen
und Sebanken? (vergl. l^Öm. 11,33 und ^es. 55, 8. 9).
^nNvort
Angefrömmelte Weltmenschen stellen Gott als den
Unbegreiflichen dar, der verborgen, um nicht zu sagen un
verstanden, bleiben will. Röm. H, 33 scheint für ihre
Ansicht eine Stütze zu sein und Jes. 55, 8 wird in dem
Sinne gebraucht, als ob unsere Gedanken nicht Seine Gedanken
sein können. Wer aber diese Bibelstelle in ihrem
Zusammenhang erfaßt: „Jeder Gottlose lasse von seinem
Wege und der Übeltäter seine Gedanken", der merkt, wie
Gott mit Trauer feststellt, daß der Mensch andere Wege und
Gedanken geht wie Er, und daß Er ihm gerne Seine höheren
Gedanken mitieilen möchte. Er verheißt. Sein Wort solle
nicht leer zurückkommen, womit ein Eingehen in Seine Gedanken
verbunden ist.
Auch andere Bibelstellen, die den Abstand zwischen
menschlicher Unvollkommenheit und Gottes Größe schildern,
sollen ein Locken Gottes sein. Ihm zu nahen, damit wir
höhere Gedanken bekommen. Wohl sieht der Mensch, was
vor Augen ist, aber wir sollen auch da lernen zu verstehen
und zu werten ohne Rücksicht auf blendendes Äußere
(I. Sam. 16, 7). Gottes Art zu denken und zu werten ist
nicht geoffenbart nur zum Anstaunen, sondern stets auch
zur Nachahmung.
Wenn ein Kind Gottes Führungen erlebt, die es nicht
versteht, so soll es zu Ihm gehen, sich Seine Gedanken offenbaren
zu lasten. Gott will verstanden werden. Er sehnt
Sich danach. Seine Gedanken zu unseren Gedanken zu machen;
und Röm. H, 33 fließt nur aus einem Herzen, das glücklich
ist, etwas von Gottes Gedanken in sich ausgenommen
zu haben, und das anbelend ausruft: Wie gar unergründlich
weise sind Seine Gerichte und Wege; welche Gnade,
daß Er uns Seine Gedanken mitteilt! Sch.
^nvvort 8:
Da danke ich dem HErrn von ganzem Herzen, daß ich
hie und da etwas begreifen darf und vertraue auch, daß ich
je länger, desto mehr begreifen werde. Ich sage aber, es
ist ein Unglück und geradezu verhängnisvoll, zu meinen, wir
könnten Gott in all Seinen Führungen und Gedanken begreifen.
Wie kann ich armer Mensch das zu behaupten
wagen?? Alle Völker sind wie ein Tropfen am Eimer (Jes.
40,15) und nun kommt so ein unendlich kleiner Teil eines
solch armen Tropfens und will mit seinem Verstand den
großen Gott verstehen und mit seinen irdijchen, kurzen Be
60
griffen den unbegreiflichen Gott begreifen und Seine Gedanken
klarmachen bis zum letzten i-Punkt und alles restlos
erklären! Der Abstand von Ihm sollte uns bescheidener
machen! Bei allem Erkennen bleibt es: Wie gar unbegreiflich
sind Seine Gerichte und unersorschlich Seine Wege!
Aber eins dürfen wir begreifen: Er ist treu und steht zu
Seinen Verheißungen! Doch ich fühle eben, auch da komme
ich in die Brüche. HErr, ich will Dir glauben! K. E.
^nmerkunZ äes Herausgebers:
Zu diesem Gegenstand möchten wir nur noch Hinweisen auf
1. Kor. 2, 6—16. Ohne die Offenbarung Gottes in Christo
verstünden wir nichts von Ihm und Seinen Wegen, aber
die, „die Ihn lieben" die, „die Christi Sinn haben", die
erkennen nach und nach auch etwas von Seinen Gedanken,
und wenn nach 1. Kor. 13, 12 unser Erkennen auch nur ein
„stückweises" ist, so ist doch schon dieses stückweise Erkennen
Herrlichkeit. Wie wird es sein, wenn die Zeit kommt, von
der es heißt: „Dann aber von Angesicht zu Angesichts —
Persönlicke Worte an unsere Leser!
Mit herzlichem Dank gegen den HErrn und alle unsere Freunde
— besonders auch unsere treuen Mitarbeiter! — übergeben wir diese
Nummer unserem Leserkreis. Wir sind reichlich erfreut worden
durch mannigfache Zuschriften; es würde sich verlohnen, eine Auswahl
von freundlichen Beurteilungen abzudrucken, aber es fehlt an
Platz dazu.
Die vielfachen Ermunterungen haben uns recht erquickt.
Wir bedürfen derselben so sehr, denn die Herausgabe dieses Blattes
ist in jeder Hinsicht eine schwere Aufgabe, freilich eine gesegnete,
auch für uns. Ihm sei Dank!
Seien alle herzlichst gegrüßt mit 1. Kor. 15, 58. 59
Klotzsche, Anfang März 1914.
von 6em kZerousgeber
Gruß an den Leser:
„Der Gott, Ver aus der Finsternis Licht leuchte« hieß,
ist es, der i« unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz
der Erkenntnis der Herrlichkeit GottesimAngesicht Christi."
2. Kor. 4, 6.
Antworten.
Wir Litten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen
nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich
zum Segen dienen, so muß man ste an der Hand der Schrift durchforschen!
Trage 15: ^VQS bedeutet »Verdirb Nicki..."? Nöm. 14,15b.
In dem genannten Schriftworte handelt es sich um
einen „Schwachen im Glauben" (s. V. l), welcher meint,
man dürfe dieses oder jenes nicht essen. Wenn er mich nun
eine solche Speise essen sieht — sei es, daß wir irgendwo
zusammen essen oder er bei mir als Gast ist —, kann ihm
dieses zum Anstoß oder Ärgernis werden, indem es ihn veranlaßt,
entgegen seinem Glauben diese Speise auch zu essen;
er tut es, durch mein Beispiel dazu verleitet, obwohl sein
Gewissen darüber beunruhigt ist und er mit Anstoß ißt.
In B. 20 sagt aber das Wort: „Alles zwar ist rein, aber
es ist böse für den Menschen, der mit Anstoß isset", und
in B. 22d und 23: „Glückselig, wer sich selbst nicht richtet
in dem, was er gut heißt! Wer aber zweifelt, wenn er
isset, ist verurteilt, weil er es nicht aus Glauben tut. Alles
aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde." Es ist also
für ihn „böse" und „Sünde", daß er diese Speise ißt; sein
Zustand ist ein weniger guter als vorher, er ist durch Sünde
verdorben, und ich bin schuld daran. Deshalb bedeutet
„verdirb nicht": ich soll darauf acht geben, daß nicht
ein Bruder oder eine Schwester durch mich zum
Sündigen verleitet wird und so durch meine Schuld
in seinem Zustand Schaden leidet. Das „verdirb nicht"
bezieht sich also auf den Zustand hienieden; es beschränkt
sich selbstverständlich nicht auf Speisen, sondern erstreckt sich
auf alles, „worin dein Bruder sich stößt oder sich ärgert
oder schwach ist" (V. 21). Laßt uns hierauf acht geben durch
des HErrn Gnade! Th. K.
62
-Anmerkung öes blerousgebecs:
Die Frage des Essens ist an sich gleichgültig; wir können
uns dadurch, daß wir dies oder jenes essen oder nicht essen, nicht
Gott gegenüber wohlgefällig machen (I. Kor. 8, 8). Aber das
Gewissen des Bruders ist keine gleichgültige Sache. Wir
schädigen unsere Geschwister in diesem Leben, wenn wir durch
unsere als eines „Freien" Handlungsweise sie verleiten,
etwas zu tun, was ihnen Sünde ist (1. Kor. 8, 10)! Das,
was Paulus Röm. 14, 15 „verderben" nennt, bezeichnet er
1. Kor. 8, 12a im Griechischen mit einem Wort, das nicht
eigentlich „sündigen" bedeutet, sondern „(rücksichtslos) losschlagen".
— Laßt uns einander zur Erbauung gefallen!
(Röm. 15, 2.)
Trage 16: Warum die augenscheinlich Karte Antwort des
kZCrrn in Jak. 2, 4, und was ist der Sinn und Segen derselben?
^nkvort
Der HErr tritt aus der Verborgenheit eines dreißigjährigen
Lebens heraus. Maria mußte lernen, daß der von
ihr Geborene der Heilige — der Sohn Gottes war. 18
Jahre zuvor hörte sie schon die Worte: „Wußtet ihr nicht,
daß Ich in dem sein muß, was Meines Vaters ist" (Luk.
2, 49). Nun war die Zeit gekommen, da Er öffentlich auf-
Lrat, den Willen Seines Vaters zu tun, wie Er sagte: Der
Sohn kann nichts von Sich Selbst tun, außer was Er den
Vater tun sieht (Joh. 5, 19. 20). Sie hatte zu lernen, daß
das Band der irdischen Verwandtschaft auf diesem Pfade
zurücktreten mußte (vergl. auch Matth. 12,48). Am Kreuze
zeigt Er ihr zuletzt die gänzliche Lösung dieses Bandes, als
Er in so zärtlicher Liebe spricht: „Weib, siehe dein Sohn,"
und zu Johannes: „Siehe, deine Mutter."
Das Wort „Weib" mag in unserer Sprache etwas
Unehrerbietiges, Liebloses haben, aber nicht in der Sprache
jener Völker und Zeit; und ebenso auch die Worte: „Was
habe Ich mit dir zu schaffen." Diese Redewendung finden
wir öfter in der Schrift in dem Ausdrucke des Zurückweisens.
Er konnte auf diesem Pfade, den Er jetzt ging, nicht Weisungen
der Mutter verbinden mit der Ausführung der Worte
und der Werke des Vaters. Wir können sicher sein, der
63
HErr konnte das, was Er Maria zu sagen hatte, nicht in
bessere Worte kleiden. Er ist der Meister. Welch ein Segen
für uns, wenn auch wir in der Nachfolge Jesu mehr lernen,
Fleisch und Blut zurücktreten zu lassen. v. d. K.
Hnmerkuns <le * Herausgebers:
Es würde gut sein, wenn wir jetzt noch ein wenig auf
die symbolische Bedeutung dieser Geschichte eingehen könnten
(„Die Mutter Jesu": im Bilde Israel! u. a. m.), aber es
fehlt jetzt an Platz dazu. Bei einer anderen Gelegenheit
wird, f. G. w., dieser Seite der Geschichte Rechnung getragen.
— Maria muhte hier frühzeitig lernen, welcher Platz dem
„Weibe" gebührt, und daß sie für den Herrn Jesu, was
Seinen Beruf anlangt, nicht Seine Mutter war. „Was
ist dir und Mir gemein?" kann man das Wort auch übersetzen,
und so verliert es nach unserem Sprachgebrauch an
Härte und zeigt doch deutlich die Abweisung einer Gemeinschaft,
die nach Beginn von Jesu Berufslätigkeit nicht mehr
statihaben konnte. Wie köstlich dann, daß Maria sich zurück-
weisen läßt, willig und ohne wankend zu werden in ihrer
Liebe, während ihr Glaube wohl jetzt erst wirklich in ihrem
Herzen Wurzel zu fassen beginnt.
Die Maria der Bibel hat der — einen unbiblischen
Marienkultus pflegenden — katholischen Kirche manches zu
sagen mit ihrem herrlichen Wort: „Was Er euch saget,
das tut.'" (V. 5.)
§rage 17: Warum bescbnitt Paulus den ^imotkeus?i6pgescd.
16, <) Wie stimmt das zu 6aI. 5, 1—4?
^nvvort :
Paulus beschnitt den Timotheus, damit die Juden das
Evangelium durch ihn hören und aufnehmen möchten, da die
Juden mit jemandem, welcher einer anderen Nation angehörte,
zu dieser Zeit nichts gemein haben wollten (Apgesch. 10, 28).
. M. K.
Antwort 8:
Oberflächlich betrachtet ist die Handlung des Apostels
Paulus in Apgesch. 16, 4 mit der Lehre in Gal. 5, 1—4
nicht zu vereinen, und ist ein Widerspruch zwischen Handlung
und Lehre. Doch nur scheinbar für solche, welche Einzelheiten
aus dem Zusammenhang des Schriftganzen heraus-
reißen und durch Bernunftschlüfse irregeleitet werden. Es
ist manchmal schon gesagt worden, daß dunkle Schriftstellen
nur im Lichte der ganzen Heiligen Schrift ausgelegt werden
können. So auch hier.
Timotheus ist ein Kind gemischter Ehe: Der Vater
ein Mrieche, die Mutter eine Jüdin. Paulus findet Timotheus
würdig, ihn auf seinen Reisen im Dienste des Evangeliums
zu verwenden. Er nahm und beschnitt ihn um der
Juden willen, aus Liebe zu dem Volke, deren Vorurteil
begegnend, um auf alle Weise etliche für Christum zu gewinnen.
1. Kor. 9, 20. 21. Wie fern es ihm lag, dadurch
die Gläubigen unter das Gesetz Moses zu bringen, ersehen
wir aus Gal. 2, 1 - 5.
In Gal. 5, 1—4 bemüht sich der Apostel, den Gläubigen
die Nutzlosigkeit der Beschneidung vorzustellen und die
Gefahr zu zeigen, welche mit der Unterwerfung unter das
Gesetz verbunden war. S>e konnten nicht auf dem Werke
Christi zur Gerechtigkeit ruhen und zugleich sich verantwortlich
machen, selbst die Gerechtigkeit nach dem Gesetz zu vollbringen.
Er wendet sich ganz entschieden gegen die, welche
ihnen den Geietzesgehorsam predigten und dadurch der Freiheit
in Christo berauben wollten: „... ich wollte, daß auch
sie sich abjchnitten, die euch aufwiegeln." R. B.
/XnIvvoN L:
Ein Bruder sagte mir einst: „Um die Handlungen eines
Bruders zu beurteilen, ist es nötig, die Beweggründe zu
kennen, welche uns meistens entgehen." — So kommt es
vor, daß ein Bruder durch etwas im Widerspruch zu stehen
scheint mit seiner Lehre. In solchen Fällen, wenn die Tat
nicht bö,e, sondern unbegreiflich ist, ist es gut, bevor man
daraus einen Widerspruch folgert, Geduld zu haben, bis die
Gesinnungen des Herzens geoffenbaret werden, was der HErr,
der alles sieht, früher oder spater tut, wenn es sich um
Böses handelt. — Hier haben wir jedenfalls sofort an-
zunehmen, daß kein Widerspruch besteht.
Den Beweggrund Pauli, als er den Timotheus beschnitt,
finden wir in Vers 3 (Apgejch. t6): „Um der Juden
willen"; also nicht um des Gesetzes willen. Wir wissen
6S
aus der Geschichte des Alten Bundes, wie die Juden die
llnbeschnittenen verachteten und von ihnen nicht zu lernen
hatten. Es ist klar, daß Paulus und Timotheus bei den
Juden nicht Eingang erhalten hätten, wenn sie nicht Juden,
gesetzmäßige Juden gewesen wären. Obgleich Paulus der
Apostel der Nationen war, kann man aus Röm. 10, 1;
11,14; I.Kor. 9, 20—23 ersehen, wie sehr es ihm auf
dem Herzen lag, seinen Brüdern im Fleische die in Christo
geschehene Erfüllung der Verheißung zu verkündigen. — Ja,
mag man sagen, sür Paulus selbst ist es begreiflich, aber
warum Timotheus einer solchen Form zu unterwerfen? Beachten
wir das enge Band zwischen Timotheus und Paulus.
1. Kor. 4, 17; 1. Tim. I, 2; 2. Tim. 3, 10. I I. Wie ein
Kind mit seinem Vater, so war Timotheus in Gemeinschaft
mit Paulus; er war so eins mit dem Apostel, daß er, um
Israel für Christum zu gewinnen und Eingang bei ihm
zu haben, es der Mühe wert hielt, sich der Beschneidung
zu unterwerfen, um dem HErrn mit Paulus in einem breiteren
Gebiete zu dienen. Ist eine solche Gleichgefinnung vorhanden
in den Versammlungen des lebendigen Gottes, zwischen
jungen und alten Brüdern, oder hat der Geist dieses Zeit-
laufs es schon vermocht, Kluften zwischen jungen und alten
Brüdern zu graben?
Bei den Galatern aber war der Kern der Frage ganz
anders Sie waren im Begriff, die Beschneidung zu beobachten
Wegendes Gesetzes, als Gehorsam gegen dasselbe,
als Rechtfertigungsmittel. (5, 4.) Deshalb das scharfe Ent-
gegenlreten des Apostels. Paulus beschnitt Timotheus, um
Juden aus der Herrschaft des Gesetzes herauszuziehen,
während die falschen Lehrer den Galatern die Beschneidung
auserlegten, um sie wieder unter diese Herrschaft zu stellen.
Also standen tatsächlich die Beschneidung des Timotheus und
die des Gesetzes sich ganz und gar entgegen.
Timotheus wie Paulus taten bei jener Gelegenheit, was
jeder Knecht des HErrn tun soll, nämlich sich den Sitten
des Volkes zuneigen wohin der „HErr der Ernte" ihn gestellt
hat, sofern diese Sitten nicht sündhaft sind.
Leider entnehmen manche Christen aus dieser Stelle,
man dürfe in der religiösen Welt bleiben, ja! wie die Welt
bleiben, damit man etliche aus derselben errette» möchte.
Vor falschen, verderblichen Lehren, schriftwidrigen Überliefe
66
rungcn und Gewohnheiten die Augen schließen, um etliche
zu erretten. Sie gleichen Soldaten, die ihre Waffen ab-
legen, um in dem feindlichen Heere Gefangene zu machen;
sie werden bald selbst gefangen fein. Wenn solche Christen
ihr Herz vor dem HErrn im Lichte Seines Wortes prüfen,
werden sie finden, daß ihr Herz solche Dinge liebt.
Geschwister, junge Geschwister, wie steht es um uns?
Sind wir außerhalb des Lagers? (Hebr. 13,13) Erkennen
wir „die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft
Seiner Leiden" ? (Phil. 3, 10.) Sind wir gute Kriegsleute
Jesu Christi? (1. Tim. 1, 18; 2. Tim. I, 8). Beobachten
wir Phil. 3, 17 und I. Tim. 5, 17 und drängt uns die Liebe
des Christus (2. Kor. 5, 14)? Eine solche Untersuchung ist
nie vergeblich, und wenn sie negative Ergebnisse ergibt, so
laßt uns uns vor dem HErrn beugen und Ihm leben, der
da sagt: „Siehe, Ich komme bald und mein Lohn mit Mir."
^nmerkuns äes lleeausZeders:
Mancher möchte vielleicht die Handlungsweise Pauli
unbesonnen richten mit dem bösen Satz: „Der Zweck heiligt
die (unheiligen) Mittel." Aber wurde der Apostel Wohl,
um jemandem das Evangelium wirksam verkünden zu können,
etwas getan haben, was mit der Schrift im inneren Widerspruch
gestanden hätte? Sicher nicht! Nie hätte der Apostel
sich selbst „offene Türen" machen wollen auf einem bösen
Wege, etwa indem er menschliche Systeme gutgeheißen und
sich ihnen in einigen Punkten angeschlossen hätte. Unter
allen Umständen ging er den Weg, den er den Korinlhern
predigt in 2. Kor. 6, I4ff. Aber die Beschneidung war nicht
durch menschliche Mache und Rücksichten auf Menjchenmeinung
entstanden, sondern sie war göttlich gewollt und eingeführt!
Darum konnte Paulus da, wo es sich um die praktische
Liede zu seinem Volke handelte, den das Wort unter Juden
predigenden Timotheus beschneiden. Und er wurde damit
seiner Stellung in der Freiheit vom Gesetz keineswegs untreu.
Aber in dein Augenblick, wo es sich um die Beschneidung
als Stück des Gesetzes als Lehre handelte, das in
Christo erfüllt war und dessen Annahme und Anerkennung
die Gnade ungültig gemacht hätte tGal. 2, 2l), da mußte
er gegen das Sichbeschneidenlassen mit der Strenge austrelen.
67
die eines Apostels Jesu Christi würdig war. Die Liebe zu
seinem Volk hieß ihn von seiner Freiheil Gebrauch machen
und Rücksicht nehmen in einer Sache, deren Ursprung göttlich
war, aber die Liebe zu Christus befahl ihm, da mit äußerstem
Ernste zu verfahren, wo „das Evangelium des Christus verkehrt"
wurde (Gal. I, 7).
§rage 18: Wetcbes kommen meint Jesus in Mattk. 16,28
und Jok. 21, 22?
Antwort /V:
Ich dachte, Matth. 26, 64 könnte da etwa Aufschluß
geben, welches Kommen Jesus in Matth. 16, 28 meint. Es
ist also nicht das Kommen Jesu gemeint, auf das wir noch
warten, sondern das Kommen Seiner Herrschaft vom
Himmel her.
In Joh. 21, 22 aber meint der HErr das Kommen,
das auch wir noch erwarten. Nicht sagt ja der HErr, daß
Johannes soll bis dahin leben bleiben. Er will offenbar
nur sagen, daß es in Jesu Macht liege, wie lange Er einen
Seiner Jünger auf dieser Erde behalten wolle, und daß,
wenn Er wolle. Er auch die Macht habe, ihn zu bewahren
kis an jenen Tag. K. E.
Antwort 8:
In Matth. 16, 28 zeigen die zwei Ausdrücke „Sohn
des Menschen" und „in Seinem Reiche", daß es sich um
ein Kommen für die Erde handelt; dieses Kommen ist die
besondere Erwartung des Volkes Israel, aber auch der
ganzen Schöpfung (Römer 8, 19—2^; 2. Thcff. 1, 7 10).
E nige Worte über den Zusammenhang, in welchem
wir gleichsam die Vorgeschichte zum 28. Vers finden.
In Kap. 16, 13—20 sehen wir festgestellt, daß Jesus
„der Christus sei", der Gesalbte, der König (Pf. 2,6),
was wir für diese Betrachtung vor Augen behalten wollen.
„Bon der Zeit an" (Vers 21), das deutet den Anfang eines
neuen Zeitabschnittes an, „begann Jesus ... zu zeigen, daß
er . . . vieles leiden, und getötet und ... auferweckt werden
müsse", also die Verwerfung des Königs; (vergl.
Dan. 9, 26u). — Im Verse 22, durch das Verhalten des
68
Petrus, wird der Zustand des jüdischen Volkes geoffenbart,
welches durch die Propheten die Notwendigkeit des
Leidens Christi hätte wissen können, sie aber nicht verstand
und noch nicht versteht (Luk. 24, 7. 25 26. 44—16; Römer
10, 14—21); in den letzten Zeiten wird dieses Volk wie
auch die anderen Nationen vom Satan durch dessen Werkzeuge
den Fürsten und den Antichristen völlig beherrscht
werden (Dan. 9, 26 o; 11. 32 a. 36—39); 2. Thess. 2, 3—4.
9; Ofsenb. 13, 11—18). (Die Verse 24-26 sind ein Hinweis
auf die große Drangsal von Dan. 11,33—35; 12, 1;
Sach. 13, 9; Ofsenb. 13, 15.) Dieselbe wird durch die Erscheinung
des Sohnes des Menschen beendigt, der durch das
Gericht alles in Ordnung bringt und die die Erde betreffenden
Verheißungen erfüllt (Sach. 14, 3, 12 ff; 2. Thess.
2,8; Dan. 12, 1—3; Mal. 4, 1—3; Ofsenb. 19,20—20,6).
Merken wir hier, daß, während in den im Alten Testament
angeführten Stellen die Rede von dem Kommen für Israel
ist, im Neuen Testament dieses Kommen den ganzen Erdkreis
betrifft, welches mit Seinem Namen „Sohn des
Menschen" übereinstimmt.
Das im Verse 28 Gesagte wurde „nach sechs Tagen"
in einer Gesichts-Erscheinung vor den Augen von drei
Jüngern erfüllt (Matth. 17, 1—9). Der HErr wurde um-
geftaltet und es erschienen und unterredcten sich mit ihm
Moses und Elias. Moses, als erster, kündigte den Messias
an (5. Mose 18, 15. 18). Elias erscheint unmittelbar vor
Seinem Kommen als Letzter. (Mal. 4, 5. Vergl. auch
Frage 12, Seite 38 der „ Gegen) Handr." 1913.) Ihre
Erscheinung mit dem HErrn „nach sechs Tagen" zeigt die
Zeit der vollkommenen Vollendung aller Weissagungen,
die in diese Zeitpcriode fallen, vom Anfang (Moses) bis zum
Ende (Elias) an. Dies geichah, oder besser, wird geschehen
am Ende der 70. Woche von Dan. 9, 24.
In Joh. 21, 22 aber darf man wohl annehmcn, daß
die Rede vom Kommen des HErrn zur Entrückung der
Kinder Gottes ist; dies stimmt auch mit dem Charakter
dieses Evangeliums überein. In demselben findet man die
Offenbarung „des Vaters" durch „den Sohn". Der Titel
„Brüder" (Vers 23) enthält das durch den Tod und die
Auferstehung des HErrn gebildete neue Band der Verwandtschaft
mit dem Vater (11, 52; 20,17). Was ist aber die
69
Erwartung der Brüder? Sicher nicht die Wiederherstellung
des Reiches für Israel, denn inmitten dieses Volkes
waren sie nun Fremdlinge. Ihr Weg geht jetzt gen Himmel,
wohin der HErr ging. Sie erwarten nichts anderes als
die Erfüllung von Joh. 14, 3: „Ich komme wieder und werde
euch zu Mir nehmen". Obwohl der Tod in Joh. 21, 22. 23
nicht ausgeschlossen ist, wird doch gezeigt, daß, wenn der
HErr will, wir nicht durch den Tod zu gehen brauchen
(I. Kor. 15, 51); dagegen zeigen die Worte in Matth. 16, 28
„den Tod nicht schmecken, bis", — daß der Tod bleibt für
die „etlichen", die diese Verheißung erhielten.
Bruder! Wir, die wir solche Hoffnung haben, lassen
wir, ich und Du, die baldige Wiederkunft unseres HErrn
unser Handeln und Tun beeinflussen! Laßt uns in Ihm
bleiben, auf daß wir nicht beschämt werden bei Seiner Ankunft
(1. Joh. 2, 28). Diese Erwartung ist nicht nur ein
Zustand, sondern eine Tätigkeit (I. Thess. 1, 10; Phil. 2,
12—16; Offenb. 22, 115). Möchten wir in Aufrichtigkeit
des Herzens sagen dürfen: „HErr, Du weißt alles, Du erkennst,
daß ich Dich liebe habe" und „Ja, komm, Herr Jesus!"
R. W. D.
^nmerkunL äes Herausgebers:
Wir sind hocherfreut über diese klaren Darlegungen,
möchten sie vielen dienen; besonders auch denen, die noch
leicht geneigt sind, alles, was von dem Kommen des HErrn
gesagt ist, auf denselben Zeitpunkt zu beziehen. Herrliche
Dinge liegen vor denen, die zu Seiner Gemeinde gehören,
aber auch Israel hat Großes zu erwarten, wenn erst die
Gemeinde entrückt ist zu Christo! Um so mehr sollten wir
Gläubigen der Jetztzeit uns sehnen nach dem HErrn, damit
Er Seine Pläne bald durchführen kann, die Er mit uns
und mit Israel und der Welt hat!
Trage 1-: Wie ist Judas V. d zu versieben? (Vergl. 5. Mose
34, 5. 6!)
Antwort /4:
Der angegebene Vers heißt wörtlich: „Michael aber,
der Erzengel, als er, mit dem Teufel streitend, Wortwechsel
70
hatte um den Leib Moses, wagte nicht, ein lästerndes Urteil
über ihn zu fällen, sondern sprach: Der HErr schelte
dich!" Um diesen Vers einigermaßen zu verstehen, ist es
nötig, zuerst den Gedankengang des Judas dem Zusammenhang
nach hervorzuheben. Judas hat ausgesührt, wie in
die Gemeinden Menschen eingeschlichen sind, die in ihrer
Frechheit es auch fertig bringen, Majestäten zu lästern.
Da nun selbst Michael, der Erzengel, es nicht gewagt hat,
den Teufel zu lästern, wieviel weniger dürfen sündige Menschen
dies tun. Wir haben also auch als solche, die ..errettet
sind von der Obrigkeit der Finsternis", (Kol >, 13) kein
Recht dazu, den Teufel, auch wenn er eine gefallene Majestät
vorstellt, zu lästern. Nun fragt es sich: Wann Halle
Michael, der Erzengel, den Wortwechsel mit dem Teufel?
und: Weshalb diente der Leichnam des Moses als Unterlage
für diese Auseinandersetzung? Erst ein paar Bemerkungen
über Michael und den Teufel und dann die Beantwortung
der Fragen! Michael ist einer von den Engelfürsten
nach Dan. 10, 13, und zwar ist er der Schirmherr
des Volkes Israel, der für sie streitet nach Dan 12,1.
Aus Dan. >0, 13, 20 und 21 scheint Hervorzugehen, daß die
Engelsürften auch über die Völker auf Erden gesetzt sind.
Der Teufel dagegen ist ein gefallener Engelfürst. Der
Herr Jesus nennt ihn dreimal „Fürst dieser Welt" Joh. 12,31;
Joh. 14, 30; Joh. 16, II, und Paulus redet Eph. 2, 2 von
dem Fürsten, der in der Luft herrscht. Das kann nur der Teufel
oder Satan (Off. 12, 9) sein, der auch „Gott dieser Welt"
genannt wird (2. Kor. 4, 4). Der Teufel gebietet nun nicht
nur über Engel (Off. 12, 7—9), sondern nach Eph. 6,12
auch über einen wohlorganisierten Staat und zwar über
„das Reich der Finsternis". Durch die Sünde geriet der
Mensch unter die Macht des Satans (Apgesch. 26, 18), unter
die Obrigkeit der Finsternis (Kol. 1,13.) Da der Teufel
auch die Gewalt des Todes besaß nach Hebr. 2, 14, so gehören
Sünde und Todesmacht, Sterben und Verwesung eigentlich
in das Machtgebiet der Finsternis In gewisser Weise
hatte darum der Satan ein Recht auch auf den Leib des
gestorbenen Sünders, ihn durch Kräfte des Verderbens auf-
zulöjen in Erde und Asche, ihn verwesen zu lassen, da sich
der Mensch hatte verführen lassen durch ihn zum Abfall,
zum Ungehorsam gegen Gott.

71
Michael und der Teufel sind demnach zwei Gegner,
die einander ebenbürtig sind. Dies geht auch aus Off. 12,
7—9 hervor. Beide führen Engelheere an, der eine die
Engel Gottes und der andere die gefallenen Engel (2. Petri
2, 4 und Judä 6.)
Die in Judä 9 angeführte Unterredung zwischen diesen
beiden sich entgegenstehenden Engelsürsten muß nach dem
Tode des Moses stattgefunden haben, da Michael und der
Teufel streiten um den Leichnam des Moses, um den entseelten
Körper. Also Moses war schon verstorben, wie wir's
lesen 5. Mose 34, i>. 6. Moses ist nach dieser Stelle wirklich
gestorben und nicht wie Henoch oder Elias entrückt worden
in den Himmel. Der Teufel scheint nun bei dieser Gelegenheit
den Leib des Moses für sich verlangt zu haben, als
Fürst der Finsternis ihn mit Beschlag zu belegen; deshalb
der Wortwechsel zwischen Michael und dem Teufel. A. C.
Antwort 8:
Sehen sollte Moses das Land, aber nicht hineingehen,
weil er Jehova nicht geglaubt hatte, als er, durch die Widerspenstigkeit
des Volkes gereizt, unbedacht mit feinen Lippen
redete (4. Mose 20, 10; Ps. 106, 32. 33).
Er steigt hinauf aus den Berg Nebo, auf den Gipfel
Pisga. Dort zeigt Gott ihm das Land; dann stirbt er in
voller Lebenskraft „nach dem Munde Jehovas" (5. Mose
34, 5) und ward von Jehova begraben, so daß niemand sein
Grab weiß.
Geheimnisvolle Dinge geschahen da. Der Widersacher,
der Teufel, tritt dem Walten Gottes entgegen. Gott in
Seinen Hoheitsrechten nimmt den Leib Moses, ihn zu begraben
(wie es scheint durch die Hand Michaels), Leib und
Grab gleichsam zu verbergen. Er will Leib und Grab nicht
in der Hand der Menschen lasten. Der Widersacher will
dies verhindern. Um den Leib findet ein Streit statt.
Warum Gott so handelt — welche Absichten Satan mit
dem Leibe hatte — die Schrift schweigt, und wenn sie schweigt,
müssen auch wir lernen, zu schweigen, welche Gedanken wir
auch haben mögen. Es genügt, zu wissen, daß Gottes Tun
Güte ist und Satans Absichten Verderben sind.
So wie Jehova hier bereits Seine Souveränität über
die Gebiete der Finsternis offenbarte, so wird es der HErr
73
Sein Sitzen zur Rechten Gottes angedeutet wird. Im
einzelnen wird der Charakter dieses Reiches nach zwei Seiten
hin im 13. Kapitel des Mauhiiusevangeliums vom HErrn
Selbst gezeichnet, und zwar in seiner äußeren und inneren
Gestaltung.
Über den Eingang in dieses Reich gibt der Herr
Jesus in Joh. 3, 3—5 eine überwältigend klare Belehrung,
die Belehrung von der neuen Geburt und in Verbindung
hiermit von der Gabe des Heiligen Geistes. Bei dieser
neuen Geburt oder bei dem Eingehen in dieses Reich, was
nur geschehen kann, wenn das Wort in der Kraft des
Heiligen Geistes unseren Seelen nahe gekommen ist, und
wir so eines Lebens und einer Natur teilhaftig geworden
find, die einem solchen Reiche entsprechen, handelt es sich
im letzten Grunde um die Unterwerfung von Seelen unter
Christum, der Sich jetzt zur Rechten Gottes (in den Himmeln)
befindet. (Vergl. Luk. 18, 17.)
Was nun den Beginn oder die Aufrichtung dieses
Reiches betrifft, gibt Luk. 16, 16 eine außerordentlich klare
Belehrung. „Das Gesetz uns die Propheten waren bis auf
Johannes; von da an wird das Evangelium des Reiches
Gottes verkündigt." Mithin stand Johannes außerhalb
dieses Reiches bezw. dieser Zeitperiode. Er, der größer
war als alle Propheten, indem er das Vorrecht hatte, direkt
auf den unter Israel weilenden König hinzuweisen, war
doch kleiner als der Kleinste in dem „von da an" kommenden
Himmelreich.
Die Stellen in Luk. 21, 29—31 und Apgesch. l, 3 in
Verbindung mit Apgesch. 2, 33 - 36 belehren uns klar, daß
das Reich der Himmel zur bestimmten Zeit am Tage
der Pfingsten durch das Zeugnis des vom Himmel herniedergesandten
Heiligen Geistes eingeweiht wurde.
Die Worte in Malth. 11, 12: „Gewalttuende reißen
es an sich" und in Luk. 16, 16: ..und jeder dringt mir Gewalt
hinein", will wohl die Tatsache feststellen, daß das
Zeugnis von diesem Reiche einen jeden auf die Probe stellt.
Hierzu mag nur das Wort aus dem Munde des HErrn in
Luk. 14, 25—27 in innerer Stille und Sammlung gelesen
werden, oder das vom reichen Jüngling in Malth. 19,
Worte, welche klar bezeugen, daß zum Eingang in das Reich
der Himmel jene heilige Energie des Glaubens nötig ist,
72
tun in der Stunde Seines Kommens, wenn Er gebietend
in den Bereich der Macht des Todes hineinrufen wird und
die Herausgabe der Leiber Seiner Entschlafenen fordert.
Mit lauter Stimme forderte Er einst das Herauskommen
Lazarus'zum irdischen Leben — mit „gebietendem Zuruf«
fordert Er dann die Leiber Seiner entschlafenen Heiligen,
sie umzugestalten zur Gleichförmigkeit niit Seinem Leibe der
Herrlichkeit. 1. Thess. 4, 16; Phil. 3, 21. v. d. K.
^nmerkunx äes Herausgebers:
Die Frage selbst ist eingehend behandelt. Es erübrigt
nur, noch einmal auf den Zusammenhang der Stelle im
Judasbries hinzuweisen: V. 8—10 ist die Rede von einem
der Kennzeichen dieser Zeit, dem Lästergeist, den „diese" offenbaren!
Michael hätte menschlichem Ermessen nach Grund
imd Recht gehabt, den Teufel zu lästern, und tat es nicht!,
„diese" aber lästern ohne Grund und Recht die Herrschaft
— Christus vor allem! — Obrigkeiten, Würden, obrigkeitliche
Gewalten dieser Zeit, die doch von Gott verordnet sind
(Röm. 13, 1) usw. Möchten wir, die wir wirklich Christi
Eigentum sind, „diesen" in keinem Punkte gleichen oder auch
nur ähneln!
krage 2V: Mattk. 11, I I. 12: g. Warum ist der kleinste
im lZimmelreick größer als Rabannes der Häuser? b. Was beißt
»Sevvalttäter berauben es" (Miniaturbibel)?
/wtvort
Bei der Beantwortung dieses Wortes ist zu beobachten,
daß das „Reich der Himmel" einer ganz bestimmten Zeitperiode
angehört und damit auch einen ganz bestimmten
Charakter hat.
Das Matthausevangelium enthält, was die Zeitperiode
anbelangt, ein dreifaches Zeugnis (vergl. Kap. 3, 2; 4, 17
und 10, 7), wonach das Reich der Himmel als eine demnächst
beginnende Zeitperiode gekennzeichnet wird.
Die Bezeichnung Reich „der Himmel" gibt auch den
besonderen Charakter an und besagt, daß die Macht dieses
Reiches, wenn es aufgerichtet ist, ihren Sitz in den Himmeln
hat, wodurch zugleich auch die Verwerfung des Königs und
74
die jedes Hindernis besiegt, um völlig für Den da zu sein,
der ein unbedingtes Anrecht auf alle die Seinigen hat.
W. W.
^nt^vont k:
Johannes war nicht größer seiner persönlichen Hingabe
oder Treue wegen als alle von Weibern Geborenen, sondern
der Stellung und des Dienstes wegen: vor dem Angesicht
des HErrn herzugehen (Bers 10). Wer von Weibern
Geborenen hat einen solchen Anstrag gehabt, auf wen ist
solch hohe Würde gelegt?! Aber größer als er ist der,
welcher im Reiche der Himmel ist. Dazu war neue Geburt,
Leben aus Gott nötig. Deren Berufung und die diesen
verliehene Herrlichkeit war nicht zu vergleichen mit der
Herrlichkeit derer im Alten Bunde.
Der Vergleich der Größe liegt nicht auf der Linie
der persönlichen Hingabe oder Treue, sondern auf der
des verliehenen Dienstes und der Stellung und der damit
verliehenen Würde.
Ein neues Zeitalter, eine neue Verwaltungsperiode der
Wege Gottes begann. Das Zeitalter des Gesetzes und der
Propheten war „bis" auf Johannes (Luk. 16, l6), von da
an begann ein neues Zeitalter, das der Gnade. Die
Güte Gottes bedeckt die, welche dieser Berwaltungsperiode
angehören, mit Segnungen und Würden sKönige und Priester
usw.), die so groß sind, daß der Kleinste im Reiche der
Himmel größer ist als der Größte der früheren Zeitalter,
der dies Reich mit seinen Segnungen nur an kündigte.
Das Reich war noch nicht ansgerichiet, es war zunächst
nur erst in der Person des Königs da und in der
Verkündigung. Dadurch aber war der Weg für jeden geöffnet,
in das Reich einzugehen und dem König zu huldigen.
Die Führer des Volkes wollten Ihn aber nicht als
König und nannten Ihn Beelzebub (Matth. 10, 25). Sie
versperrten gleichsam den Weg zum König und damit
zum Eintritt in die Untertanenschast Seines Reiches. Kap.
10, 28 ff. zeigen uns etwas von den Dingen der Wegsperrung;
der HErr ermutigt sie, die Furcht vor dem
Tode und den Verlust von Vater und Mutter zu überwinden.
Wenn ein solcher Widerstand zu überwinden war,
um in das Reich einzugehen, so verstehen wir, daß Gewalt
75
tuende es an sich reißen. Es ist ein Kampf, der der ganzen
Gewalt und Kraft des Glaubensansturms bedurfte und
heute noch bedarf! v. d. K.
Anmerkung 6es Herausgebers:
Der unseres Erachtens durchaus unrichtigen Übersetzung
der Miniaturbibel: „Gewalttäter berauben es" liegt vielleicht
die Vorstellung zugrunde, daß die Gewalttäter die Pharisäer
und Schriftgelehrten sind, die durch ihre wegversperrende
Tätigkeit das Himmelreich schädigen, indem sie es um solche
Menschen berauben, die gerne hineingehen möchten (vergl.
Match. 23, 13). — Wir glauben dagegen, daß der Satz
so zu übersetzen ist: «... bis jetzt dringt das Himmelreich
mit Gewalt herein (d. h. das Alte wird mit Gewalt verdrängt
und das Neue nimmt dessen Platz ein), und die Ge-
walttuenden" (Stürmer!) — und nur diese! — „reißen es
an sich." Dazu würde der weitere Verlauf des Kapitels
auch passen: „Dieses Geschlecht" (Vers 15) ergreift es
nicht, aber ..den Unmündigen ist es geoffenbart" (V. 25) und
„die Mühseligen und Beladenen" kommen zu Ihm! (V. 28.)
Frage 2l: Wie ist t. kor. IS, 29 zu versieben: »§ür die
Violen geläutt «erden?"
Antwort A:
Las neulich, daß in einer „neuapostolischen Gemeinde"
sich jemand hat für Bebel „versiegeln" lassen. Was für
ein Unfug und gotteslästerlicher Brauch! Und nun denken
einige Ausleger, daß in der ersten Christenheit sich Gläubige
hätten für, d. h zugunsten schon Verstorbener, taufen
lassen. Ja, welchen Sinn soll denn das haben? Etwa,
daß nun die schon Verstorbenen durch solche Taufe Wiedergeburt
und ewiges Heil erlangen würden ? Oder was? Hätte
Paulus solchen Brauch als beweiskräftig für die Auferstehung
hingestellt? Ich glaube, er hätte entschieden davor
gewarnt.
Denke mir die Sache so: Es gab je und dann Menschenkinder,
die sich, wie das auch heute noch vorkommt, auf
dem Krankenbett bekehrten. Man sah, daß eine leibliche
Gesundung nicht mehr zu erwarten war. Da ließen sie
76
sich todkrank, wie sie waren, noch laufen und bezeugten
damit, daß sie zu Christo gehörten. Zwar nicht mehr für
dieses Leben; denn sie hatten nur noch den Tod zu erwarten.
So bezeugten sie damit, daß sie, da sie nicht mehr im
Leben zu Ihm stehen konnten, im Tode zu Ihm stehen
wollten. Also, sie wurden getauft nicht zum Leben, oder
für die Lebendigen, sondern zum Tode, oder für die Toten.
Im Hingehen zu den für diese Welt Toien bezeugten sie
allen, die es glauben wollten: Wir leben dem HErrn!
/Wtvort 8:
„Für die Toten getauft werden" ist das äußere Bekenntnis,
daß man sich nicht mehr als lebendig achtet,
sondern als tot, begraben; d. h. man wird, sozusagen, für
die in einem Friedhose schon begrabenen Toten gewonnen,
ihnen beigezählt. Das können nur die tun, welche ihrer
selbst überdrüssig sind, ein neues Leben beginnen wollen,
ein Leben der Auferstehung, wofür das Sterbliche den Toten
überlassen werden soll (Luk. 9, > 0). Derjenige, der sich
lausen läßt, tut es mit der gewissen Hoffnung, an der leidlichen
Auferstehung Teilhaber zu werden, von der Christus
der Erstling ist; im Glauben kommt er der Zeit zuvor,
da er dem Leibe nach sterben und auferstehen wird, um
jetzt schon, in der Kraft der Auferstehung (Phil. Z, 10), als
ein neuer Mensch in Christo zu leben, denn ..Christus ist
die Auferstehung und das Leben". Wenn man die Auferstehung
leugnet, wird die Taufe ein Unsinn, vielmehr eine
verdammliche Tat, denn sie würde die Darstellung nur eines
eigenwilligen Todes, eines Selbstmordes sein. Derjenige,
der, wie etliche Korinther, ein Slück der Wahrheit
cmgreift, macht sein christliches Leben und Handeln zum
Unsinn. Colt bewahre uns davor! Er sei gepriesen! denn
Seine Wahrheit ist an sich selbst unantastbar (2. Kor. 13, 8).
Hntvort L:
Die Stelle lautet: „Was werden sonst die tun, die für
die Toten getaust werden, wenn überhaupt nicht Tote auserweckt
werden." Nach einer anderen Lesart heißt es auch,
„an Stelle der Toten getauft werden." Dieser Vers lehnt
sich eng an Vers 19 im gleichen Abschnitt an, wo Paulus
77 —
sagt: „Wenn wir allein in diesem Leben auf Christum
Hoffnung haben, so sind wir elender als alle Menschen."
Er wollte damit ausdrücken: Wenn wir vorgeben, Christo
anzugehören und vielleicht sogar durch die Taufe bekannt
haben, daß wir mit Christus begraben sind, dann müßen
wir auch bereit sein, in die Fußstapfen der Zeugen einzutreten,
welche ihr Zeugnis mit dem Tode besiegelt haben.
So ist dieses Getauflwerden für die Toten, oder an Stelle
der Toten, ein Eintreten in die Nachfolge Dessen, der Sein
Leben für uns dahingab und ein Willigwerden, auch mitgeopfert
zu werden, gleich denen, die um des Zeugnisses
willen ihr Leben gelassen haben. Wenn wir das Leben des
Paulus betrachten, wie es ein Leben voll Kampf und Leid
war (vergl. 2. Kor. 4, 10), so sehen wir, daß er fortwährend
in Gefahr, aber auch allezeit willig war, das Zeugnis für
Jesu mit seinem Tode zu besiegeln (vergl. 2 Kor. 1, 8).
Aber nicht nur Paulus, sondern jeder treue Bekenner des
HErrn, gibt durch sein Zeugnis und seinen Wandel einer gott-
feindlichen Welt den überzeugenden Beweis von der Gewißheit
der Auferstehung aus den Toten. Dieses Zeugnis war in
den Tagen des Paulus mehr als heute mit dem Tode
verknüpft und ein Gläubiger mußte allezeit bereit sein, das
Leben für seinen HErrn, oder um seines HErrn willen
hinzugeben. Die Zeiten können wiederkehren, dann bedarf
der einzelne Gnade vom HErrn, diese Taufe zu verwirklichen.
Wenn wir das Ganze noch einmal kurz ausdrücken,
so heißt „sür die Toten getauft werden", oder „an Stelle
der Toten getauft werden": Ein Christ werden und dieses
durch die Taufe bekennen vor der Welt, um dann auf den
Platz der Zeugen zu treten, die ihr Zeugnis mit dem Tode
besiegelt haben. Ph. W.
Hnmerkuns 6es Herausgebers:
Wenn wir die vorliegenden Antworten lesen, so scheint
es ein Leichtes zu sein, diese in der Schrift ja einzigartige
Stelle richtig zu deuten. Und doch gibt es nach
des gläubigen Schriftforschers I. A. Bengels Wort eine
solche Menge von Erklärungen über diese Stelle, daß derjenige,
der nur eine Aufzählung derselben unfertigen
möchte, schon eine ganze Abhandlung schreiben müßte. Man
vergl. hierüber die Mitteilungen auf Seite 16 des in mancher
78
Hinsicht höchst beachtenswerten Buches von I. Warns über
„Die Taufe". *) Aber ob nun diese Stelle im Sinne obiger
Antworten gedeutet werden muß, oder ob andere Deutungen
mehr Wert haben, ob das griechische Wort (bxper)
mit „für" oder „über" oder „anstatt" oder „hinsichtlich"
übersetzt wird, eins bleibt in jedem Fall sicher, und kommt
ja auch in obigen, uns ziemlich bejriedigenden Antworten
deutlich zum Ausdruck: der Apostel hat in der Heranziehung
dieser als Beispiel den damaligen Lesern seines Briefes genugsam
bekannten Handlungsweise einen geradezu unanfechtbaren
Beweis dafür gefunden, daß Tote auferstehen. Das ist
der bleibende Hauptwert dieser Stelle auch für d ie Leser derselben,
denen der Sinn nicht mehr so leicht verständlich ist!
*) Nur ausnahmsweise wir in der „Handreichung" einmal
eine Bücherempfehlung; aber wir hassen, mit dieser auch eine „Handreichung"
zu tun. Das Buch ist erschienen beim Christs. VerlagSbauS
Wiegand L Co., Homburg v. d. H., zum Preise von 3 Mk. (geb, 4 Mk.).
krage 22: Was ist in Luk. 2,35 unter dem Lcdwert zu
versinken» das Marias Seele DurcbLrmgen wird? finden wir
in Luk. 2, 48 scban eine Llntvvort dafür? Vielleicbt aucb in
lob. 2, 3. 4 ?)
Antwort
Hohe Ehre war Maria als Mutter Jesu zuteil geworden.
Aber sie sollte lernen, daß Er, der Sohn Gottes,
ihr Heiland und Erretter werden sollle. Durch das Schwert,
das mehr als einmal durch ihre Seele ging, wurde sie nicht
allein vor Überhebung bewahrt, es wurde dadurch auch ihre
Stellung zum HErrn und der Gemeinde gekennzeichnet.
Zum erstenmal durchzuckte sie dieser Schmerz, als sie
die Worte vernahm in Luk. 2, 49. Sie dachte, ihr Vorwurf:
„Warum hast Du uns das getan" sei gerechtfertigt und
erfährt nun, daß sie solchen verdient hatte, und daß, wenn
Er auch ihr Sohn, Er zugleich ihr HErr sei.
Tiefer geht das Schwert durch ihre Seele bei der
Hochzeit zu Kana. Mehr und mehr muß sie sich äußerlich
von Ihm lösen. Das scheinbar harte Wort: „Weib, was
habe Ich mit dir zv schaffen" sagte ihr: „Es ist ein höherer,
mein Vater, auf Dessen Wink Ich warte" (Joh. 4, 34).
Noch gewaltiger wurde die Kluft, als sie aus Seinem
79
Munde hörte, daß, wer den Willen Gottes tue, Seine
Mutter, Brüder und Schwestern seien. Aber die schwerste
Zeit war, als man das „Kreuzige" über Ihn rief und Ihn
nach Golgatha führte. Dort löst Er völlig das äußere
Band durch die Worte: „Weib, siehe, das ist dein Sohn."
Dort schaute sie in Ihm das Lamm Gottes, das der Welt
und auch ihre Sünde Wegtrug. L. Th.
^nNvort 8:
Maria sah Jesum so, wie ihr der Engel bei der
Geburtsverkündigung gesagt hatte. Sie sah in Ihm den
König, der das Reich Israel wieder aufrichten sollte, der
der Sohn des Höchsten genannt und dem Gott den Stuhl
Seines Vaters David geben wird; deshalb verstand sie die
Worte, die Gott durch Simeon sprach, nicht.
Als sie Jesum am Kreuze sah, da ging daS Schwert
durch ihre Seele — alle ihre Hoffnungen waren dahin.
Jesus sah ihren Schmerz, und Er wies auf Johannes hin,
der nun ihr Sohn sein sollte. Dies alles sah Simeon im
Geiste zuvor und davon sprach er. A. T.
^nmerkunss <tss Herausgebers:
Wir weisen noch hin auf den ganzen Vers dieser
prophetischen Rede Simeons. Die Überlegungen der Herzen
sollten durch Jesus offenbar gemacht werden, und auch hurch
Marias Seele sollte das Schwert gehen. Wodurch werden
der Menschen Herzen offenbar? Durch das Wort. Das Wort
wird in der Schrift mehrfach mit einem Schwert verglichen,
so z. B. in Eph. 6 und in Hebr. 4, 12. 13! Christus aber
ist das steischgewordene Wort! (Joh. 1, l4.) Und wahrlich:
was Er reoete, und was Er war in dieser Welt — oftmals
wird beides zusammen wie ein Schwert gewesen sein, mit
dem, wenn sie davon Kunde bekam, das arme, menschlich
unverständige Mutterherz der Maria durchbohrt wurde (vergl.
z. B. auch Worte, wie Matth. 10, 34—39), und wodurch
die törichten Überlegungen ihres Herzens offenbar wurden.
— Aber sie lernte glauben an Ihn (vergl. Joh. 2, 5) und
auch sie' war später bei der kleinen Schar auf dem Obersaal
(Apgesch. 1, l3. 14) und durfte glücklichen Herzens warten
aus die Erfüllung Seiner Verheißung!
80
1
PersönNcüe Worte an unsere Freunde!
Mit innigem Dank gegen den HErrn und Sie alle lassen wir
diese Nummer hinausgehen. Wir haben eine größere Reihe von Fragen
behandelt als sonst. Wir mußten es, um mit der Fülle des vorhandenen
Stoffes zu räumen. Es gehen so viele Fragen und so
reichlich Antworten ein, daß es nur auf dem diesmal ein geschlagenen
Wege möglich ist, bei dem gegenwärtigen Umfang des Blattes den
Überfluß an Stoff zu bewältigen. Es wird uns sehr schwer, die
Antworten in dieser Weise kürzen zu müssen, aber wer einmal einen
Blick in die Schwierigkeiten unserer Redaktionsarbeit getan hat, gibt
uns recht, daß keine andere Möglichkeit vorhanden ist. Gelegentlich
werden einzelne freundliche Mitarbeiter nur sozusagen „Blätter und
Blüten" aus ihren Einsendungen Wiedersehen. Sie mögen uns dieS
nicht verargen, sondern die Zwangslage erkennen, in der wir uns befinden!
Möchten unsere geliebten Mitarbeiter aus diesem allem lernen,
sich künftig so kurz wie irgend möglich zu fassen! Wirklich schwere
Fragen werden auch in Zukunft eingehendere Antworten finden.
Aufmerksame Leser des Blattes werden auch bemerken, daß
Fragen beantwortet sind, die gar nicht veröffentlicht waren. Wir
haben auch diesen Weg als nötig ersehen, um leichtere und doch für
die Allgemeinheit nicht unwichtige Fragen, beantwortet durch bekannte
Mitarbeiter, dem Leserkreis vorlegen zu können.
Wenn wir den Umfang des Blattes verdoppeln könnten, so
würde es vielleicht leichter sein, die Artikel so zu veröffentlichen, wie
sie eingesandt werden. Aber dann müßte der Preis der „G. H." auch
wenigstens doppelt so hoch sein wie jetzt, übersteigen doch auch beim
jetzigen Umfang noch die Herstellungskosten des Blattes die Einnahmen
so bedeutend, daß wir nur immer wieder bitten können um Unterstützung
in der Verbreitung desselben.
'N
Aber der HErr segnet uns fortgesetzt. Ihm sei Dank und Lob!
Seien Sie alle Ihm befohlen mit 1. Thess. 5,15—17
Klotzsche, Anfang April 1914.
von riem Kerausgedei»
Gruß an 6en Leser:
„Jehovas Augen durchlaufe« die ganze Erde, um sich
mächtig zu erweise« an denen, deren Herz ungeteilt auf
Ihn gerichtet ist. 2. Chron. 16, 9.
Antworten, ch
Wir bitten drinpenb, man möge die tn den Fragen angeführten Schrift-
stetlen Nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich
zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Lchrift durchforschen!
krage 23: Warum verlangte Sott die Nackter Iepktkas
als Vrandopter? Nickt. II, 31. 34.
-Xntnort
Nirgends ist davon die Rede, daß Gott das verlangt.
Stellen wir uns doch die Situation recht vor. Israel war
in Not. Die Ältesten Israels riefen Jephtha und machten
ihn zum Obersten. Gott erfüllte (11,30) den Jephtha
mit Seinem' Geist; denn Er wollte dem geplagten Volke
helfen. Er, der große Gott, hätte auch sicher geholfen, ohne
daß Jephtha nun (V. 31) das Gelübde ausjprach. Denn
wenn Gott helfen will, macht Er Sich nicht abhängig von
Versprechungen der Menschen
Ob nun Jephtha seine Tochter als blutiges Brandopfer
dargebracht, wie viele glauben, oder ob er sie nicht geschlachtet,
sondern sie zum Dienst des Heiligtums und damit
zur Jungfrauschast bestimmt und dadurch sich und sein
Haus um die Möglichkeit seines Fortbestehens gebracht hat
— wie ich glaube — soviel ist ganz klar: Gott hat kein
blutiges Menschenopfer gefordert, hier nicht und nie! (Aus
jener irrigen Annahme stammt vielleicht auch die irrige Annahme
der Ritualmorde.) K. E.
/^ntvort 8:
Röm. 15,4: „denn alles, was zuvor geschrieben ist, ist
zu unserer Belehrung geschrieben", gilt auch für Richter 11.
Jephtha, von Gott ersehen zum Helfer in der Not
Israels, war ein tapferer Held, aber ohne Erkenntnis
Gottes bezüglich der Gedanken Gottes über Sein Volk.
Jephtha stand nicht auf der Höhe des Glaubens wie
Abraham (1. Moje 22, 2). Jephtha handelte ohne Glauben;
88

er wollte einen Vertrag mit Gott machen, wie einst Jakob
(1. Mose 28, 20).
Jephtha tat ein Gelübde. Gott hat dies Gelübde
nicht gefordert, Er überläßt aber den Jephtha der
Verantwortlichkeit und den Folgen seines Gelübdes.
Jephthas Tochter bezeugt gewissermaßen mehr Glauben,
sie unterwirft sich jedoch freiwillig dem durch Unbesonnenheit
und Unglauben ihres Vaters getanenen Gelübde, und B. 39
vollzieht Jephtha sein Gelübde.
Solche Berichte, wie auch dieser Bericht aus der
Richterzeit, haben für uns insoweit Wert und Bedeutung,
als wir darin einzelne Charakterzüge Gottes und unseres
Herrn Jesu Christi erkennen.
Jephtha stellt sich auf den Boden des Gesetzes und gesetzlicher
Werke. Gott aber handelt aus freier Gnade mit
den Menschen, ohne die Bedingung der Gegenver-
pflichtung von feiten des Menschen. Jephtha handelt
in Unbesonnenheit, Gott aber hat nach Seinem vor Grundlegung
der Welt bestimmten Ratschluß gehandelt und
seinen eingebornen, geliebten Sohn hingegeben zu unserer
Errettung, und Jesus, unser HErr und Heiland, ist gekommen^
wie geschrieben steht Hebr. 10, 7—9. F. B.
^nmerkuns «tes Herausgebers:
Wir freuen uns dieser Antworten. Sie zeigen
klar, was es ist um übereilte Gelübde! Wir Gläubigen,
die wir auf dem Boden der Gnade und der Freiheit stehen,
sollten überhaupt keine Gelübde tun, weil Gelübde stets
etwas von dem Charakter des Gesetzes an sich tragen!
Wenn nun jenes übereilte Gelübde auf wirklichen blutigen
Opfertod Bezug hat, so hätte ein Mann, von dem der
Geist Gottes Besitz ergriffen hatte, um ihn zum Segen
Seines Volkes zu gebrauchen, doch in der Erkenntnis, daß
Gott keine blutigen Menschenopfer wolle (1. Mose 22,12),
sein Gelübde zurücknehmen müssen. Und diese Erwägung.
in Verbindung mit V. 38—40 veranlaßt uns, anzunehmen,
daß es sich nicht um ein blutiges Opfer handelte, sondern
darum, den Sinn des Brandopfers zu erfüllen: Ein Opfer
des Lebens für Jehova zur Annehmung darzubringen.
Daß Jephthas Tochter ihre Jungfrauschaft beweint, wenn
83
sie im Tempeldienst lebenslänglich bleiben soll, also unverheiratet
sein und nie Kinder — die Sehnsucht besonders
jeder jüdischen Jrau— haben soll, ist dann auch verständlicher.
Außerdem steht ja auch nicht da, daß Jephtha sie
wirklich blutig geopfert hat. Dennoch bleibt auch uns die
Stelle etwas dunkel. — Jedoch können wir keinesfalls sagen,
daß Gott die Tochter Jephthas als Brandopfer verlangt
hätte!
§rage 24: Wie Kot sicd ein Lkrist nacd t^öm. 13, l-7 der
Obrigkeit gegenüber zu verkeilten und dort er Kriegsdienst tun?
^nbvort
Paulus will die Gläubigen vor gefährlichen Verirrungen
bewahren. Sie betrachten sich mit Recht als Glieder des
Gottesreiches im Gegensatz gegen die heidnische Welt. Dieser
Gegensatz bezieht sich aber nur aus die Herzensstellung, nicht
auf die in der Welt bestehenden Verhältnisse. In diesen
nur das Reich des Satans zu sehen, ist falsch und irreführend.
Vielmehr bestehen auch in der Welt göttliche
Ordnungen, denen sich alle Menschen, auch die Christen, zu
unterwerfen haben. Das gilt besonders von der staatlichen
Obrigkeit und den damit verbundenen gesetzlichen Ordnungen.
Die hier ausgesprochene Lehre von der Obrigkeit und
dem gottwohlgefälligen Verhalten gegen sie war damals
allen Heiden- und Judenchristen ganz neu und unerhört und
wird leider auch heute von vielen Gläubigen nicht verstanden.
Der Apostel zeichnet hier in gewaltigen Zügen das wahre
Verhältnis der Christen zu ihrer Obrigkeit und beider Verhältnis
zu Gott.
Die Obrigkeit, welche bei anderen Menschen, welche
keine Christen sind, als etwas Menschliches gilt, das in der
Willkür der Menschen seinen Grund habe und durch diese
Willkür auch wieder verändert und aufgehoben werden könne,
ist dem Christen etwas ganz anderes, nämlich eine Anstalt
Gottes zur Beförderung der menschlichen Wohlfahrt und
also etwas Heiliges, Unverletzliches, Unveränderliches. Das
Wort Gottes befiehlt Gehorsam in allen Dingen, die nicht
nachweisbar gegen das Wort Gottes sind, und es erklärt
die Widersetzlichkeit und Untreue gegen die Obrigkeit für
ein Widerstreben gegen Gott, das er nicht ungestraft lassen
— 84
werde. Sogar von der damaligen (Kaiser Nero in Rom)
wie von jeder anderen Obrigkeit gilt das Wort: „Sie ist
Gottes Dienerin", sie hat ihre Macht und Autorität von
Gott, selbst wenn sie auf ungerechte Weise zur Herrschaft
gelangt ist und ungerecht handelt. Sie ist dafür Gott verantwortlich
— eine sehr ernste Verantwortung! — und
Kinder Gottes sollen für sie beten (I.Tim. 2, I), daß sie
sich dieser Verantwortung bewußt werde und Gott wirklich
diene, dürfen ihr aber nicht um ihrer Unvollkommenheit und
Ungerechtigkeit willen, etwa, weil sie die Christen verfolgt,
den Gehorsam verweigern, es sei denn in Dingen, welche
gegen Gottes Wort sind (Apgesch. 4,18.19; 1 Petri 2,13.14).
Zu diesen Dingen wird nun von vielen Gläubigen der
Militärdienst gerechnet. Sie sagen, ein gläubiger Christ
dürfe nicht Soldat sein, weil Gott sage: Du sollst nicht
töten!
Daß aber dieses Gebot sich nicht auf das Töten im
Kriege beziehen kann, geht schon daraus hervor, daß Gott
Selbst Seinem Volke den Ausrottungskampf gegen die Kana-
nuer befiehlt z. B. 4. Mose 33, 52. 55; Jos. 6, 17; 7, 24
bis 26; t. Sam. 15, 1—3). Gott kann Sich ja nicht Selbst
widersprechen. Vielmehr bezieht sich dies Gebot aus das
Verhalten des einzelnen zu seinem Nächsten, wie auch
Match. 5, 39. Die Pflicht und das Recht der Obrigkeit,
die Todesstrafe zu vollziehen, geht aus Röm. 13, 4 hervor:
„sie trägt das Schwert nicht umsonst", vergl. I. Mose 9, 6.
Wie aber ist Match. 26, 51. 52 zu verstehen? Manche
sagen, dies Wort bedeute, daß ein Jünger Jesu überhaupt
keine Waffe in die Hand nehmen, also auch nicht Soldat
werden dürfe. Hat Jesus das sagen wollen? Keineswegs!
Joh. 18, II zeigt, welche Bedeutung das Wort Jesu hat:
„den Kelch, den Mir der Vater gegeben hat, soll Ich den
nicht trinken?' Petrus hatte seinen geliebten HErrn mit dem
Schwert befreien wollen. Das mußte der HErr ihm wehren.
Er mußte und wollte ja leiden und sterben. Hätte er dem Tod
entgehen wollen, so hätten die himmlischen Heerscharen zu
Seiner Verfügung gestanden, aber er bedurfte zu Seiner
Rettung und zur Wahrung Seiner Ehre keines menschlichen
Schweries. Die Seinen aber sind berufen, Seinen Fußstapfen
nachzufolgen: 1. Petri 2, 2l—24.
Der Sinn der Worte des HErrn zu Petrus ist also
85
der, daß Seine Jünger nie mit irdischen Waffen ihren
Glauben verteidigen, nie mit dem irdischen Schwerte für
die Wahrheit Gottes und das Zeugnis des Evangeliums
kämpfen, sondern in den Fußstapfen des HErrn unschuldig
leidend Gott alles anheimstellen sollen, im Vertrauen, daß
Er Seine Sache zum Siege führen werde. Dies war der
Weg aller wahren Glaubenszeugen. Auch Offenb. 13, 10
warnt vor der Verteidigung des Glaubens mit irdischen
Waffen. Das Schwert der Gläubigen ist das Wort Gottes.
Wo die Gläubigen zur Verteidigung ihres Glaubens zum
irdischen Schwert griffen, sind sie durchs Schwert um-
gekommen. Dies lehrt die Kirchengeschichte.
Dies Wort Matth. 26, 52 hat also gar keinen Bezug
darauf, ob ein gläubiger Christ irdischen Kriegsdienst tun
darf. Hier ist nicht die Rede von Schwert und Kamps für
das irdische Vaterland. Wäre letzteres der Fall, so hätte
der HErr sicherlich dem Hauplmann von Kapernaum und
dem Hauptmann Cornelius kundgetan, daß sie ihren militärischen
Platz aufgeben sollten. Jedoch davon weiß die
Bibel nichts.
Die Meinung, daß ein Christ nicht Soldat werden
oder bleiben dürfe, rührt meines Erachtens daher, daß man
sich unter Gesetz stellt und seine Stellung in Christo noch
nicht versteht. Denen, die in Christo sind, gilt das Wort:
„alles ist euer, ihr aber seid Christi", und sie haben das
Vorrecht, alles für Jesum zu tun. Kol. 3, 17. 23-24.
Noch leben wir nicht in dem Zeitalter der Herrschaft
des Messias, in welchem die Völker ihre Schwerter zu Pflugscharen
und ihre Speere zu Winzermeffern schmieden werden,
wo nicht mehr Nation wider Nation das Schwert erheben,
und sie den Krieg nicht mehr lernen werden (Je?. 2, 4);
sondern wir leben noch in dem „Zeitalter des Menschen"
oder der Herrschaft des Fürsten dieser Welt, wo die Christen
als Lichter scheinen sollen inmitten eines verdrehten und verkehrten
Geschlechts, darstellend das Wort des Lebens —
auch als Soldaten in der Armee und im Kriege — bis der
HErr kommt! Chr. K.
Anmerkung <tes Herausgebers:
Wie klar, wie einleuchtend ist dies alles für ein
nur noch die Schrift gelten lastendes Kind Gottes! Aber
86
wie schwierig wird diese Frage, wenn man sie betrachtet
in — leider von vielen Gläubigen aus ihrer Zeit „ohne
Gott in der Welt' mit herübergeretteten — sozialdemokratischen
Gesinnung! Wir hörten kürzlich von einem sonst
treu zum Wort stehenden Bruder, daß er gesagt habe: „wohl
die meisten Kinder Gottes sind mehr oder weniger Sozial-
demokraten". Wie entsetzlich ist solch ein Wort! Welch ein
Widerspruch gegen Röm. 13, 1 ss.; 1. Petri 2, t3 sf.; Luk.
20, 25 und auch gegen Matth. 5, 14 sf. Wie wenig entspricht
dies der Gesinnung von 1. Tim 2, sf.! Denn wie
kann man dies Gebot erfüllen, wenn man seine eigene Verantwortung
für die Aufrechterhaltung der von Gott eingesetzten
staatserhaktenden Einrichtungen (Königtum, Obrigkeit,
usw.) nicht kennt oder gar ableuguet, was ja eines der
Merkmale der Sozialdemokratie ist, ganz abgesehen davon,
daß sie auch gott- und christeutumsseiodlich ist. Und da bis
jetzt noch jeder ganze oder halbe Sozialdemokrat sich für
unendlich viel klüger und — für besser hält als die Männer
sind, „die in Hoheit sind", so sollte schon diese Tatsache es
den Christen unmöglich machen, auch nur innerlich dieser
staatsverderblichen und das Wohl des Landes, in das Gott
uns hineingestellt hat, untergrabenden Geistesrichtung —
aber nicht des Heiligen Geistes! — sich anzuschließen! Und
man vergesse doch nicht, daß es gegenwärtig irgendwo nicht
leicht schlimmer aussehen und zugehen kann, als es unter
der Herrschaft eines Nero zuging, und doch wurden gerade
damals obige Schriftworte den Gläubigen gegeben! Freilich
ist die Sünde heute nicht weniger mächtig, und daher
läßt jede obrigkeitliche Verwaltung zu wünschen übrig, aber
gibt uns dies ein Recht, uns, wenn auch meistens wohl
innerlich, dagegen aufzulehnen? (Mancher spielt gleichsam
mit dem Gedanken, er sei sozusagen Sozialdemokrat?) Der
HErr sieht das Herz an, Bruder! Was sieht Er in Deinem
Herzen in puneto Stellung zur gottgegebeuen Obrigkeit und
ihren Anordnungen? „Seid nicht gleichförmig dieser Well"
(Röm. 12, 2)!
Zu diesen Anordnungen gehört aber unseres Trachtens
die Militärdienstpflicht. Wir unterschreiben durchaus,
in der vorigen Antwort über das Tölen gesagt ist.
man bedenke doch, daß die Verantwortung für alles,
König und Obrigkeit anordnen, sie auch nur selber
aucy
was
Und
was
87 -
tragen. Wenn z. B. die vom Volk gezahlten Steuern
falsch verwendet werden, wir Christen brauchen uns darüber
nicht aufzuregen! Denn wir geben diese Gelder
aus Gehorsam gegen die uns von Gott verordnete Obrigkeit;
andere, z. B. politische Gründe sollen für uns keine
Rolle spielen. Und wenn ein Krieg geführt wird, so erfüllen
wir unsere Dienstpflicht wiederum aus Gehorsam
gegen eine gottgegebene Obrigkeit, die diesen Krieg für
wichtig um des Staates Wohlfahrt willen ansieht. Wir
geben dem Staat und dem uns von Gott gesetzten Oberhaupt
derselben unsere Kräfte moralischer Art — z. B. bei
den für die Wohlfahrt des Staates, in den Gott uns hin-
einstellte und dessen Vorteile wir genießen, nötigen Wahlen!*)
— wie auch körperlicher Art. Und wenn gesagt wird, die
Schrift rede nicht voin Militärdienst, so ist dieser Einwand
hinfällig, wie schon Antwort L zeigt. Und außerdem gab
es in römischer Zeit keine allgemeine Dienstpflicht, die vom
Staat eingesührt war; im Söldnerheere dienen braucht nur,
wer will! Röm. 13,1 ff. und 1. Petri 2,13 reden so deutlich,
daß es für geistlich Gerichtete nicht schwer sein sollte,
zu sehen, was alles zu den obrigkeitlichen Verordnungen gehört,
denen ein Christ sich zu unterziehen hat, und zwar
demütig („unterwerfet!"), also ohne auch nur im Herzen
sich zu widersetzen oder zu murren. Und wenn einer kürzlich
Matth. 26, 52 heranzog als Wort gegen den Militärdienst,
so zeigt er nur, daß man mit der Methode des Herausreißens
von Schristworten aus dem Zusammenhang alles
beweisen kann, was man will. Geistlich ist dies nicht!
*) Politik, auch Sozialpolitik, brauchen wir Christen trotzdem
nicht zu treiben und sollen eS nicht! <2 Tim. 2, 41) Wir geben unsere
Stimme einem Manne staatSrrdaltender Richtung. Unterläßt der einzelne
dies, so haben um seinetwillen die staatSniederreißendcn Mächte
«ine Stimme Borsprung l Der Herausgeber.
Wir danken unserem Gott für jede Möglichkeit, die
heute im Zeitalter der Sünde und des Menschen noch vorhanden
ist, um auch im Soldatenstand den HErrn zu verherrlichen.
Und es tut uns im Interesse des von uns geliebten
Herrscherhauses und Vaterlandes leid, wenn etwa
gläubige Offiziere nicht in allen Stücken ihrer christlichen
Erkenntnis gemäß leben können, „Gott mehr gehorchend als
den Menschen", ohne mit der Wahrscheinlichkeit ihrer Verabschiedung
rechnen zu müssen. Aber dessenungeachtet ver
88
treten wir, entgegen der Meinung mancher teurer Leser,
(von denen aber keiner eine Antwort eingesandt hatüj
furchtlos die Überzeugung, daß der Militärdienst ein Stück
der obrigkeitlichen Einrichtungen ist, denen ein wahrer Christ
sich aus einer göttlicheren Gesinnung heraus als sie bei den
meinen Untertanen besteht, zu fügen hat, nämlich „um deS
HErrn willen" (I. Petri 2, 13)!
Lrage 2S: ftuk wen erstreckt sicb die erste 6ukerstekung
(Offenb. 20, S f.); welcbe veziebung bat sie zur Sntrückung der
Osmeinde?
Antwort
Meiner Erkenntnis nach einfach so: Wenn der HErr
zu den Seinen kommt vor der große» Trübial, dann beginnt
mit einem großartigen, überwältigenden und folgenschweren
Akt die Entrückung und erste Auferstehung. Dann
setzt sich be'des durch die ganze Zeit fort. Offenb. 20, 5 6
ist dann beides abgeschlossen. Also, für mich ist beides nicht
ein einmaliger, sondern ein fortlaufender Akt, der beim ersten
Kommen des HErrn beginnt und vor der allgemeinen Auferstehung
abgeschlossen wird. — Man überdenke da besonders
Offenb. 7, 14! K. E.
Antwort 8:
Die erste Auferstehung erstreckt sich zunächst auf alle
Gläubigen von Adam (Hebr. 1l, 39—40!) an bis zu
I. Thess 4,16 und 1. Kor. 15, 52, sodann auf diejenigen von
Offenb. 5, 9 und Offenb. 20, 4, wobei Offenb. 20, 4 noch
diejenigen genannt sind, welche das Tier nicht angebetet
haben noch sein Bild und das Malzeichen nicht angenommen
hatten usw. Damit ist, wie in der Schrift ersichtlich, der
Schluß der ersten Auferstehung.
Die Entrückung der Gemeinde hat insoweit Beziehung
zur ersten Auferstehung, als sie mit dem ersten Akt der
ersten Auferstehung in Verbindung steht (1. Thess. 4, 16 )
89
Anmerkung 6es bleraussebers:
Es ist schon viel erreicht, wenn die Kinder Gottes erst
einmal alle einjehen oder nach der Schrift glauben lernen,
daß es mehrere Auferstehungen gibt. Wieviel Unklarheit
herrscht in manchen Kreisen über diesen Punkt! Wir bitten
diejenigen, die hierüber noch keine klaren Vorstellungen haben,
Offenb. 20 recht aufmerksam zu studieren!
krage 2b: Was ist der Sinn von 2. petri 3,12: .beschleunigend
die 6nkunkt des ^ages Sattes?"
^ntvort
„Wartet", so heißt es vorher, denn Gott sind alle seine
Werke, Wege, Tage von Anfang an bewußt. Gott hat
Zeit und Geduld, habe du sie auch! Aber beschleunige mit
aller Hingabe in heiligem Wandel und heiligem Bekenntnis
die Ankunft des Tages. Jede entschiedene Hingabe an Gott,
jedes treue Zeugen und Wirken für Gott beschleunigt die
Ankunft des Tages.
Wie weit wir Gottes festgelegten Plan von Ewigkeit
her durch unser Tun, das ja, so wir anders Gnadenkinder
sind, ein vom Heiligen Geist gewirktes Tun ist, beeinflussen
können, das wollen wir hier nicht erörtern. Soviel scheint
mir aber klar, daß Gott auf unseren Ihm hingegebenen
Willen wartet und daß Er mit einem bereitwilligen Christen
und Zeugen Gottes weiter kommt, als wie mit einem schwerfälligen
oder gar oft widerstrebenden.
Also klare Hingabe in jedem Fall, was die eigene
Person und den Dienst des HErrn anbelangt, und — Gottes
Wort sagt es — wir beschleunigen die Ankunft des Tages
Gottes. K. E.
-Xritvvort 8:
Der Zukunft des Tages des HErrn, an welchem die
Himmel vom Feuer zergehen werden, geht die Zeit des
Tausendjährigen Reiches voraus (siehe Frage Nr. 11).
Das zweite Kommen unseres HErrn, welches das sichtbare
Reich Gottes aus Erden bringt, ist die Folge des Offenbar-
werdens der Kinder Gottes. Die ganze Schöpfung sehnt
mit gespannter Erwartung die Offenbarung der Kinder
90
Gottes herbei. Röm. 8, >9. Können diese beitragen an
der Beschleunigung der Ankunft des Tages Gottes?
Die Geschichte des Volkes Israel mit der Eroberung
Kanaans ist uns ein Vorbild. Lange vierzig Jahre dauerte
die Wüstenwanderung, und die Eroberung des Landes der
Verheißung wäre beschleunigt worden, wenn Israel Glauben
gehabt hätte. Des HErrn Befehl zum Vormarsch lauteie:
„Siehe, ich habe euch das Land vor eurem Angesicht gegeben;
gehet tiinein und nehmet es ein" (5. Mose I, 8), auf
dies Wort des HErrn vertrauend, wäre den Israeliten leichtes
Spiel gegeben gewesen, denn die Kanaaniter fürchteten sich.
Jos. 2, 9. Hier haben wir ein Borbild.
Der Apostel Petrus ermähnt in 2. Petri 3, 11, auf
die Auflösung der Himmelskörper hinweisend, „geschickt zu
sein durch heiligen Wandel". Zu einem solchen gehört das
Anziehen der ganzen Waffenrüstung Gottes, damit wir bestehen
können wider die listigen Anläufe des Teufels
(Eph. 6, l l. 12).
Die Gemeinde, welche für die himmlischen Örter bestimmt
ist (Phil. 3, 20), befindet sich jetzt auf der gefallenen
Erde und hat zu kämpfen mit den Mächten der Bosheit.
Die Gemeinde ist von Gott berufen, den Teufel zu besiegen.
Das Reich Gottes war in der ersten Christenheit so nahe,
wie es uns heute ist, doch es fehlt oft an dem Glauben,
der ihm Gewalt antut und es mit Gewalt an sich reißt.
Matth. II, 12.
Gott hat uns wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung,
deren Gegenstand die Wiederkunft unseres HErrn ist.
1. Petri 1, 3. 4. Der neuiestamentliche Befehl lautet: . .
darum umgürtet die Lenden eures Gemüts, seid nüchtern ..
Vers 13. Nach Eph. 2, 6 sind wir in Gottes Augen schon
jetzt mit Christus in den himmlischen Örtern und haben
diese Stellung beständig durch Glauben in Besitz zu nehmen
und zu halten.
Zu dieser Glaubensstellung gehört ein sehnsüchtiges
Verlangen (2. Tim. 4, 8; Offenb. 22, 17 und 20) und ein
eifriges „Sichbeschäftigen" (Miniawr-Bibel 2. Petri 3, 12)
mit der Zukunft des HErrn, „denn von Gott gegebene Verheißungen
erfüllen sich nicht von selbst, ihr Eintreten hängt
von den Menschen ab. Was Gott verspricht, dessen Erfüllung
91
ist immer von den Menschen mehr oder weniger abhängig gemacht,
ob sie das Versprochene wirklich begehren oder nicht"
(Blumhardt). — K. 8?
twtivort L:
Zur Erklärung dieser Stelle müssen wir sorgfältig den
Zusammenhang beachten und außerdem scheinen mir die
Stellen Hebr. ! 1, 7 und 2. Petri 2, 5 wichtig zu sein.
Das Wesen des Tages Gottes ist Gerechtigkeit
(V. 13). Die jetzigen Himmel und Erde, (die Schauplätze
der Sünde der Engel und Menschen), werden deshalb den
Anbruch dieses Tages nicht vertragen können und zerschmelzen.
Da der Apostel beim Sprechen von diesen zukünftigen Ereignissen
auch von der Sintflut spricht (V. 6), so muß das
Verhalten Noahs belehrend fein.
Noah war in jenen Tagen der Mann, der in den
Augen Jehovas Gnade fand und gerecht und vollkommen
war. l. Mose 6, 8. 9. Dies sind in unseren Tagen die
Gläubigen (Röm. 5, 1—II). Bon Furcht bewegt, verurteilte
er durch den Bau der Arche die Welt und ward ein Prediger
der Gerechtigkeit (Hebr. II, 7; 2. Petri 2, 5); so sollen heute
die Gläubigen ihren Glauben durch „heiligen Wandel und
Gottseligkeit" beweisen und die Welt verurteilen. Je Heller
das Licht in Wort und Wandel leuchtet, desto sichtbarer
wird die Gottlosigkeit der Menschen hervortreten, und die
Folge wird sein, die einen werden dem Ruf zur Buße gehorchen
(B. 9), und die anderen werden Gott verachten.
Wenn dies geschehen, wird Gott nicht mehr warten, dem
einen die Belohnung des Glaubens zu geben und dem
anderen nach seinen Werken zu vergelten. Dies, glaube
ist die Beschleunigung der Ankunft des Tages Gottes.
Es ist ein Zurreifebringen und ein Offenbaren des Zustandes
der Welt durch das treue Licht in Wort und Wandel
des Gläubigen.
Man wird mit Recht sagen: Diese Zeit ist aber doch
schon unveränderlich bestimmt (Apgesch. I, 7) und kann darum
nicht beschleunigt werden. Gewiß, aber hat Gott in Seinem
Tun und Seinen Ratschlüssen nicht alles zuvor gesehen?
Der heilige Wandel der Gläubigen in der Beschleunigung
dieses Tages hat seine Wirkung in der Borherbestimmung
dieses Tages gefunden.
»1
92
1
Wie Noah, als er den göttlichen Ausspruch empfing,
von Furcht bewegt, getrieben wurde, so müssen auch wir
durch die Erkenntnis der Absichten Gottes getrieben werden,
ein solches Leben zu leben, daß dadurch die Beschleunigung
des Tages Gottes bewirkt wird.
^nmerkunZ äes Herausgebers:
Wir möchten noch besonders darauf Hinweisen, daß es
sich in unserer Stelle keineswegs, wie viele oberflächlich
lesen, um die Wiederkunft des HErrn zur Entrückung der
Seinen handelt, sondern um den Tag Gottes nach dem
Tausendjährigen Reiche. Wir halten dafür, daß dieser der
ewige Abschluß (vergl. 2. Petri 3, 18 „Tag der Ewigkeit")
des „Tages des HErrn" ist, der nach der Entrückung beginnt.
Was muß alles bis zu diesem „Tage Gottes" geschehen!
Trotzdem sollten wir Christen in dieser Zeit denselben
sehnlichst erwarten, ja, beschleunigen. Wie können
wir dies? Einfach durch Handeln nach Vers 11. Dadurch
tun wir es, ob wir das begreifen oder nicht! Eine andere
Möglichkeit, es zu tun, sagt uns das Wort nicht; aber handeln
wir nach Vers 11, so wertet Gott dieses Tun im Sinne des
Beschleunigens Seines Tages! Wie anbetungswürdig ist Er!
§rage 27: Was bedeutet die Nolle in IZes. 2,8—3, 3 sowie
Las vücblein in Okkenb. 10,8—11 ? und wie erklärt sick die ver-
scdiedene Wirkung aus dem Sssen der Nolle und des vücbleins?
Antwort
Die Rolle und das Büchlein in den genannten Stellen
behandeln eine Tatsache; nämlich Heide Stellen bedeuten
soviel wie das reine, wahre Gotteswort. Der Inhalt wird
einerlei bedeuten; nämlich Wehe und Plage (Hes. 2, 10),
über den Abfall von Gott und den Verfall der Kirche Christi.
Der Prophet stellt gewissermaßen die Gläubigen dieser
Zeit dar. Diese erkennen durch innere göttliche Zusage die
Zeichen der Zeit, sie wandeln im Glauben und verkündigen
des HErrn Wort, ähnlich wie Noah vor der Sintflut.
Das Verschlingen zeigt an, daß der Gläubige das Wort
nicht lange mit Fleisch und Blut besprechen, vielmehr es mit
Gebet und Danksagung begierig aufnehmen und ausleben soll.
93
Die Wirkung, (das Grimmen im Leibe) ist als eine
Bitterkeit zu verstehen; dagegen das Süße im Munde als
etwas Wohltuendes. Göttliche Offenbarung ist dem
Gläubigen immer wie süßer Honig, Schmerz und Traurigkeit
empfindet er, wenn er nachsinnt, in Erkenntnis wächst
(Ps. 73, 15—17) und das Ende der Halsstarrigen und
Ungläubigen im Lichte Gottes sieht. Auch darf (betr. deS
Grimmens) an die Verfolgung gedacht sein, denen die
Gläubigen ausgesetzt sind, sonderlich in dieser Zeit. Das
Herz wird trübe und empfindet einen bitteren Nachgeschmack
(Luk. 19,41; Luk. 10, 13 ff).
Wir sehen, wie Gott solche Erkenntnis gibt. Es sollte
mehr, zu allen Zeiten, um diese Erkenntnis des HErrn gebetet
werden. - A. H.
Anmerkung äes Herausgebers:
Bon verschiedener Wirkung aus dem Essen der Buchrolle
in Hes. 3, 3 und des Büchleins in Offenb. 10,10, kann
wohl nicht geredet werden. In beiden Fällen ist das Gegessene
dem Munde süß, im zweiten Falle dem Bauche
bitter. Gewiß waren die dem Hesekiel angekündigten Gerichte
- auch sehr ernst; aber Johannes war ein neutestament-
licher Christ und konnte und mußte daher den Ernst der
Gerichte bitterer und tiefer fühlen als der alttestament-
liche Heilige. Das Essen der Rolle usw. bedeutet: in die
innere Gemeinschaft eingehen mit dem (dem Hesekiel wie Johannes)
anvertrauten Wort Gottes. (Man vergl. „Wer Mich
iffet" usw. Joh. 6, 57!)
§rage 28: XVarum war die Kraft Simsons gerade im
töauptkaar? Nickt. Ib, 17.
Antwort /X:
Zur Erklärung dieses Wortes ist die in 4. Mose 6
gegebene Verordnung hinsichtlich des Nasiräers (Gottgeweiht-
heit), heranzuziehen. Dasselbe bestand dortselbst darin, daß
man sich für Jehova absonderte. Es hatte drei besondere
Kennzeichen. Erstens enthielt sich der Nasiräer des Weines
und der starken Getränke, zweitens ließ er das Haar seines
Hauptes wachsen, und drittens kam er mit keines Toten
in Berührung.
94
Er enthielt sich des Weines, des Sinnbildes der Freude
für das Herz des natürlichen Menschen in der Gesellschaft
seiner Mitmenschen. Sein langes Haar deutete an, daß er
seine Würde und seine Rechte als Mann aufgab, um ganz
dem Willen Gottes, dessen Rechte er über sich anerkannte,
unterworfen zu sein; und endlich mied er alles, was ihn
mit der Sünde, deren Lohn der Tod ist, in Berührung
brächte. Das war die Ordnung und das Geheimnis des
Nasiräertums, und Simson war ein Nasiräer.
Was im besonderen das Haupthaar betrifft, so gibt es
1. Kor. ll, 14 eine Belehrung, wonach es für einen Mann
eine Unehre ist, wenn er langes Haar trägt. Damit ist uns
abbildlich gezeigt, daß wir, wenn wir wirklich in einem Leben
der Absonderung für Gott zu leben wünschen, bereit sein
müssen, unsere natürliche Ehre oder Würde aufzugeben.
Für einen gewöhnlichen Menschen war es ganz recht, sich
zu scheren und Wein zu trinken. Der Nasiräer aber stand
im Gegensatz zu dem gewöhnlichen Menschen; er war von
allem, was gewöhnlich war, abgesondert, um für seine
Person einen besonderen Pfad zu gehen, den Pfad der
Hingabe und Weihe an Gott. Die Kraft, auf diesem
Pfade zu beharren, lag in der verborgenen Gemeinschaft
mit Gott, so daß, wenn die Gemeinschaft unterbrochen
wurde, die Kraft schwand. Dies ist in der Geschichte
Simsons so traurig ernst dargestellt. In einer bösen Stunde
verriet er sein Geheimnis und verlor seine Krast. Richt. 16,
16. 17. Simson verriet das Geheimnis seiner Kraft. Sein
seitheriger Pfad, der ein Pfad der Kraft und des Sieges
war, weil er ein Gottgeweihter war, wurde durch die Verführungen
Delilas ein Pfad eines gewöhnlichen Menschen.
Er kam so in die Hände der Philister. Sie „griffen ihn
und stachen ihm die Augen aus, führten ihn nach Gasa
hinab und banden ihn mit ehernen Fesseln, und er mußte
mahlen im Gefängnis" (Richt. 16, 18—21).
Sind wir Gottgeweihte, Nasiräer, haben wir unsere
Rechte aufgegeben, um ganz dem Willen Gottes zu leben und
dessen Rechte anzuerkennen, oder sitzen wir, um im Bilde zu
reden, mit ausgestochenen Augen im Gefängnis und mahlen?
Teurer Leser, gib dir in der Gegenwart Gottes über
diese Fragen Rechenschaft! W. W.

^nmerkunZ des Ue'ausßebers:
Wie ernst ist es für uns, ob wir mit ungeteiltem
Herzen am HErrn hangen oder nicht! Simfon, der Nasiräer,
mußte die Folgen seiner Lust an der Sünde und Welt selbst
tragen, und nicht er allein! Geht das uns an, dich und
mich? O, möchten wir, wenn je die Tinge, denen wir gestorben
sein sollten, wieder Macht über uns gewonnen haben,
uns beizeiten demütigen und Buße tun, wie Simson anscheinend
tat; daraus deutet B. 22 hin. Dann wird Gott
auch uns wieder brauchen können als Gottgeweihte, an
denen und durch die Er Sich verherrlichen kann.
Trage 2S: Ist )udas lscbariot vor oder nacb der Einsetzung
des ftbendmakls kingegangen, um den lZCrrn zu verraten?
(Vergl. cuk. 22, 19-23; Mattk. 26, 20 kk.; Zok. 13, 21-30.)
^ntvort
Nach Luk. 22, 81: „Doch siehe die Hand dessen, der
Mich überliefert, ist mit Mir über Tische usw.," könnte
man zu der Annahme neigen, daß Judas noch mit bei dem
Abendmahl gewesen sei und demzusolge den Verrat erst
nach der Einsetzung desselben ausgeführt hätte. Aber es
ist bekannt, daß Lukas die Ereignisse nicht nach der zeitlichen
Reihenfolge, sondern nach den moralischen (inneren) Gesichtspunkten
aufzäblt. *)
*) Wie denn ja auch „die Zuverlässigkeit der Dinge" (Luk. 1,4!)
nicht aus der äußeren Aneinanderreihung der Ereignisse beruht.
Der Herausgeber.
Nach Matlh. 26, 20—25, Mark. 14, 17—21 und
Joh. 13, 30 ist anzunehmen, daß der Verräter vorher entfernt
wurde und auch vor der Einsetzung des Abendmahls
den HErrn verriet. Wir lesen Matth. 26, 20 ff., daß sich
der HErr mit den Zwölfen zu Tische legte und ihnen mit-
teilte, daß einer von ihnen Ihn überliefern würde. Er
bezeichnet den Verräter damit, daß Er sagt: „Der mit Mir
die Hand in die Schüssel eintaucht, dieser wird Mich überliefern",
und auf die direkte Frage des Judas: „Ich bin es
doch nicht, Rabbi? ' lautet die Antwort des HErrn: „Du
hast es gesagt." Nun ist uns auch bekannt, daß dem Abendmahl
das Passahmahl vorausging, und da der Herr Jesus
96
mit Semen Jüngern gleichsam eine Familie bildete, feierte
Er mit ihnen nach Gottes Wort das Passah, wobei auch
Judas zugegen war. Bei dem Essen des Passahlammes nun
wurde der Bissen- in eine Kräuterbrühe eingetaucht, und hierum
handelt es sich, wenn der HErr sagt: „Der mit Mir die
Hand in die Schüssel eintaucht usw." In derselben Reihenfolge
erzählt uns auch Markus, nur in verkürzter Form. In
Joh. 13,27.28 sehen wir, wie der Herr Jesus dem Judas den
Bissen noch reicht. Wir lesen dann: Und nach dem Bissen fuhr
alsdann der Satan in ihn, und Jesus spricht zu ihm: „Was
du tust, tue schnell." Hier war für Judas sicherlich der
schreckliche Moment gekommen, wo der Satan vollen Besitz von
ihm nahm und er hinausging und die Tat ausführte. Nachdem
Judas hinausgegangen war, sagt der Herr Jesus in B. 31:
„Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht und Gott
verherrlicht in Ihm." Licht und Finsternis waren voneinander
geschieden. Judas ging hinaus in die Nacht der
Sünde, um als Werkzeug des Feindes seinen HErrn zu
verraten, und Er, der HErr, der das Licht in Seiner
ganzen Person war, gibt nun Seinen Jüngern als letztes
Vermächtnis die Zeichen Seiner Liebe in dem Abendmahl.
Nach Matth. 26, 23 und Mark. 14, 20 ist der Verräter
ja auch schon vor dem Abendmahl bezeichnet worden,
und die Jünger können nicht, wie man nach Luk. 22, 23
annehmen müßte, noch einmal nach dem Mahle gefragt
haben, wer von ihnen der Verräter sei. Ph. W.
^intvort 3:
Eine Unterlage für die Gegenwart JudaS beim Abendmahl
glauben manche in Luk. 22, l9—23 zu finden. Wenn
wir nur allein das Lukas-Evangelium hätten, so wäre solche
Annahme berechtigt; ein Vergleich dieser Stelle mit den
anderen Evangelien (Matth. 26, 20— 25 und Mark. 14,
17—21) belehrt uns aber sofort, daß das in Luk. 22, 2!—23
Gesagte während des Passahmahles, also vor der Einsetzung
des Abendmahles stattfand. Das „doch" des 21. Verses
bestätigt uns auch, daß Lukas, durch den heiligen Geist
geleitet, in dieser Stelle nicht die Ereignisse geschichtlich,
sondern die geistlichen Gegensätze in denselben aneinander
reihte, dasselbe finden wir auch in Vers 24 u. folgd., ebenso
auch in Luk. 23, 45. 46, nach welcher Stelle man annehmen
97 —
-
könnte, daß der Vorhang des Tempels zerrissen und geöffnet
wäre, bevor der HErr starb. Der Heilige Geist benutzt,
Lukas in dieser Stelle nicht dazu, eine geschichtliche Reihenfolge
zu geben, sondern von anderen, geistlichen Gesichtspunkten
aus die Ereignisse zu ordnen. Wir finden deshalb
auch keinen vollen Bericht über die Vorgänge des Pafsahs,
sondern nur kurze abgerissene Punkte über die Aufdeckung
des Judas. Lukas zeichnet in einem Zuge das Passah
und das Abendmahl und dann den Sohn des Verderbens
(mit einem „doch"), der diesen kleinen Kreis der Liebe durch
Verrat verdarb und über sich selbst das Verderben brächte.
In Übereinstimmung mit den anderen Evangelien bezeugt
auch Lukas, daß die Einsetzung des Abendmahles nach
Beendigung des Passahmahles stattfand. Mit dem Kelche,
der zum Trinken nach beendigtem Passahmahle bestimmt
war, mit diesem Kelche nach dem Pa^
HErr den Kelch des Abendmahles ein.
Aus Joh. 13 aber lernen wir, daß Judas während
des Passahmahles hinausging, ehe der HErr das Mahl ein-
setzte. Die Vorgänge in Joh. 13 beziehen sich alle auf das
Passah. Der Bissen, den Er Judas gab, war nicht das
Brot des Abendmahles, sondern ein Bissen vom Passah-
lamm, das mit bitteren Kräutern und Brühe gegessen wurde.
Sofort nach diesem Bissen ging Judas hinaus. (Joh. 13, 30.)
(Beim Abendmahl haben wir keine Bissen, noch findet ein
Eintauchen in die Brühe statt!). So ist es deutlich erwiesen,
daß Judas vor der Einsetzung des Abendmahles hinausging.
Der HErr hieß ihn hinausgehen. Er kannte ihn. Die
Jünger hätten ihn nicht hinausweisen können, da er noch
nicht offenbar geworden war. v. d. K.
^ntvoit L:
Den Fragenden kommt es doch wohl darauf an, zu
wissen, ob Judas Jschariot an dem Abendmahl mit teilge-
nommen hat, oder ob er vor der Einsetzung desselben
sich bereits entfernt hatte.
Nach Luk. 22 hat es den Anschein, als ob JudaS auch
mit an dem Abendmahl te'lgenommen hätte, aber die anderen
in Betracht kommenden Schriststellen zeigen, daß es doch
nicht so war. Daß es in Lukas jenen Anschein hat, kommt
daher, daß in diesem Evangelium die Dinge nicht so sehr
98
der Zeit nach, als vielmehr ihrer inneren Zusammengehörigkeit
nach geordnet sind. Darüber haben vielleicht andere
Brüder sich eingehender ausgesprochen. Was ich besonders
hervorheben möchte, ist ein anderer Umstand, der sehr wichtig
ist und jedenfalls im Grunde den Anlaß zu der gestellten
Frage gegeben hat, nämlich der, daß es gänzlich im Widerspruch
zum Wesen und Zweck des Mahles des HErrn
stehen würde, wenn Judas an demselben teilgenommen
hätte!
Ich habe die Anschauung aussprechen gehört, die Lukas-
stelle zeige uns, daß — wie es ja vielfach tatsächlich der
Fall ist — an dem Abendmahl auch Ungläubige teilnehmen,
obwohl es gar nicht für sie bestimmt ist. Diese Auffassung
entspricht aber weder jener Schriftftelle noch dem Gegenstände
selbst. Der Herr Jesus hat bei Einsetzung Seines
Mahles gesagt, als Er Seinen Jüngern das Brot gab:
„Dies ist Mein Leib, der für euch gegeben wird, dieses
tut z« Meinem Gedächtnis," und von dem Kelche:
„Dieser Kelch ist der Neue Bund in Meinem Blute, das
für euch vergossen wird" (Luk. 22, 19. 20). Diese
Worte allein — in ihrem wahren Sinne verstanden —
genügen, um zu zeigen, daß nur solche, welche Ihn in
Selbst für sie hingegeben hat, ein göttliches Anrecht
haben, das Mahl des HErrn zu feiern; andere aber haben
„weder Teil noch Los" daran. Wie sollten sie auch?
Wie kann ein ungläubiger Mensch ausdrücken, daß der Herr
Jesus Seinen Leib für ihn gegeben und Sein Blut für ihn
vergaffen habe? — wie kann er dies zu Seinem Gedächtnis
tun, wenn er Ihn nicht kennt? In 1. Kor. 11, 26 heißt
es: „Denn so oft ihr dieses Brot esset und den Kelch trinket,
verkündiget ihr den Tod des HErrn, bis Er kommt."
Wie kann jemand den Tod des HErrn verkündigen, wenn
er nicht im Glauben sagen kann: Er starb für mich!? Die
Seinen aber, und nur sie, können es! — Es ist doch
wohl uns allen klar, daß es ein verderblicher — betrüdender-
weise unter unseren Mitmenschen viel verbreiteter— Irrtum
ist, wenn jemand meint, durch das Teilnehmen am Mahl
des HErrn Vergebung der Sünden zu erlangen, daß
vielmehr das Mahl des HErrn nur für die ist, welche
Vergebung der Sünden habe«! Das Mahl des HErrn
99
oder „Abendmahl" ist kein „GnadenMittel", sondern ein
Zeugnis Seiner wunderbaren Gnade!
Die anderen drei Evangelien geben uns überdies auch
klaren Aufschluß zu der gestellten Frage. Malth. 26, 20—30
und Mark. 14, 17—26, wo die Dinge in geschichtlicher
Reihenfolge behandelt sind, zeigen uns, daß das Abendmahl
sich an das Passahmahl anschloß, das der HErr mit Seinen
Jüngern feierte, und Joh. 13 — wiewohl da nur von
Passah, nicht aber vom Abendmahl die Rede ist — zeigt uns,
daß Judas „alsbald hinausging, nachdem er beim
Passahmahl den Bissen vom HErrn empfangen hatte"
(V. 26—30). Dann war der HErr allein mit den
Seinigen — alles Fremde ausgeschlossen aus Seiner
heiligen Gegenwart, nur Herzen um Ihn, die Ihm gehörten
und Seine wunderbare Liebe kannten und erwiderten!
Teure Geschwister, möchten wir mehr verstehen lernen,
welch ein Vorrecht und welch eine heilige Sache es ist.
Sein Mahl zu feiern — das Kostbarste, was wir
hienieden haben, wenn wir durch Gnade in Seine Gedanken
Seiner Liebe eingehen, und daß da nichts einen Platz hat,
was nicht im Einklang steht mit Seiner herrlichen Person.
*
-Vnmerlcun^ äes Herausgebers:
Ein Bruder suchte einst das heutige Verfahren, Gläubige
und Ungläubige zusammen zürn Abendmahl zuzulassen, mit etwa
folgenden Worten zu rechtfertigen: „Die Schrift selbst verlangt
diese Scheidung von Gläubigen und Ungläubigen gar
nicht, sonst wäre die Unklarheit darüber, ob Judas beim
Abendmahl gewesen sei oder nicht, gar nicht eingetreten;
Lukas hätte dann anders, deutlicher geschrieben."
Mit anderen Worten: Gott hat absichtlich unklar gesprochen,
um die heutige Abendmahlspraxis zu rechtfertigen!!
Ehe man dergleichen zu sagen oder zu denken wagt, gebe
man sich erst einmal Mühe, den nur scheinbaren
Gegensatz zwischen den sehr klar redenden anderen Evangelisten
und Lukas zu Überdrücken. Aber man versteht eben
zu wenig das Abendmahl in seiner köstlichen Bedeutung
als Mahl der Gemeinschaft solcher, die allein den Tod des
HErrn verkündigen können (1. Kor. 11,26), da sie durch
100
diesen Seinen Tod das Leben auS Gott bekommen haben
Das Abendmahl ist der Ausdruck der Einheit des einen
Leibes (1. Kor. 10, 17), und zu diesem gehören nur Kinder
Gottes; alles was über diesen „einen Leib" gesagt ist, ist
zu Gläubigen, Kindern Gottes, gesagt (man vergl. z. B.
1. Kor. 10, 14-17; 1. Kor. 12, 12. 13; Eph. 3,'6; 4, 4
usw.). Diese Dinge verwischen, heißt die klaren Aussagen
der Schrift aufgeben zugunsten ungöttlicher Vermischungen
des Heiligen mit der Welt. — Geschwister im HErrn, laßt
uns ängstlich darüber wachen, daß wir nicht diesem Irrtum
verfallen; laßt uns treu und ehrfurchtsvoll umgehen mit
dem köstlichsten Vermächtnis unseres geliebten HErrn!
Denctitigung:
Heft 4, S. 62, Zeile 10/11 muß es heißen: „mit einem
Wort, das nicht eigentlich „verletzen« bedeutet, sondern..."
Der Kerousgeber.
Persönlickie Worte an unsere Freunde!
Auf unsere Bitte, Seite 80 unten, habm bis jetzt erst wenige
geantwortet. Die erste Antwort in Form einer Reihe von Adressen
kam aus Rußland und erfreute uns sehr. Wenn alle Leser so bereitwillig
Adressen senden würden, so würde die Abonnentenzahl
auch Wohl bald eine genügende Höhe erreichen. Bitte, teure Freunde,
gedenken Sie unser! Und Ihnen allen herzlichen Dank für die
Liebe, dir uns von Ihnen zuteil wird! Es ist uns wieder so manche
Ermutigung geschenkt worden, so daß wir unseren schweren Dienst
tun können mit dem freudigen Bewußtsein, daß der HErr ihn segnet;
und das erleichtet ihn uns sehr.
Herzlichste Segensgruße allen Freunden und unseren teuren
Mitarbeitern, deren Treue uns köstlich ist, mit Hebr. 13, 20. 21!
In Liebe
cker krerousgedei'
Klotzsche, Anfang Mai 1914.
Gruß an den Leser:
„Wir wissen, -atz der Sohn Gottes gekommen ist und
«ns ei« Verständnis gegeben hat, auf daß wir den
Wahrhastige« kennen; und wir find in dem Wahrhaftigen,
in Seinem Sohne Jesu Christo. Dieser ist der
wahrhaftige Gott und ewiges Leben." I. Joh. 5, 20.
Llntivorlen.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schrift-
stellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich
Sum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen.
§rage 30: IVie stekt es kür uns jetzt mit den in I. kor.
12, 28 bezeichneten Saben: ,>Vunderkräkten, Heilungen, Legierungen,
6rten von Sprachen?"
^ntvort :
Was mir so groß ist in 1. Kor. 12 und Eph. 4 und immer
größer wird, ist das: Gott gab und gibt Seiner durch das
Blut Jesu erkauften Gemeinde immer die Gaben, die sie zu °
ihrem jeweiligen inneren und äußeren Ausbau bedarf. Damals
bedurfte die Gemeinde die in obigem Verse angegebenen
Dienste und Gaben. Da gab sie Gott. Uns gibt Gott,
was wir bedürfen, denn Er will Wachstum und Vollendung.
Da will ich nun nicht sagen, daß wir die „Wunderkräfte"
nicht mehr hätten. Die Geschichte Gottes in Seiner Gemeinde
aller Zungen und Geschlechter aller Zeiten gibt uns
wunderbare Belege. Nur die Augen auftun! Auch „Heilungen"
dürfen wir viele erleben, Gott sei Dank dafür!
Und wie viele oft Seiner einfachsten Glieder haben die
Gabe der Regierung oder Leitung (nicht der Herrschsucht!)
nnd wir danken Ihm dafür. Wenn wir nun die Gabe der
mancherlei Sprachen, die die Gabe des Auslegens nötig
machten, nicht haben, dann weiß Gott, warum das so ist.
Er läßt aber ganz gewiß Seiner Gemeinde keine Gabe
fehlen, die sie notwendig Kedars, ohne die sie nicht auskommen
und durchkommen könnte. Ganz sicher nicht!
Laßt uns als Glieder ein Doppeltes tun: Erstens danken
für alle nötigen Gaben, die Er, nicht den einzelnen, sondern
Seiner ganzen Gemeinde gegeben hat! Dann laßt uns
Ihm mit unserer Gabe — und jedes Glied hat seine
Gabe — ganz und voll zur Verfügung stehen! K. E.
— 102 —
Anmerkung 6es Herausgebers:
Ja, jeder hat irgend eine Gabe! Wozu? Zum Herrschen?
Nein, aber zum Dienen! (1. Petri 4, 10.) Auch mit der
Gabe der Leitung soll gedient werden! Wie gut, daß der
HErr die Gaben austeilt, wie Er will, nicht wie wir
wollen; es handelt sich ja um Seine Sache: Auferdauung
Seines Leibes (Eph. 4, 11—16). Darum gibt Er auch
das, und nur das, was nötig ist für Seine Zwecke. In
1. Kor. 12—14 handelt es sich mehr um die verschiedenen
Gaben innerhalb der Gemeinde, und zwar als Wirkungen
des Einen Geistes. In Eph. 4 ist die Rede von dem
Wachstum und von der Auferbauung des Leibes. Es
mag sein, daß gelegentlich Wunderkräfte und Heilungen
nötig find, obgleich wir glauben, daß manches, was gelegentlich
darin geschieht, wenig im Zusammenhang mit den
Grundsätzen des Wortes bezüglich der Gemeinde des
HErrn steht. Aber Gott handelt auch in den Zeiten der
gegenwärtigen Verwirrung in Gnade und antwortet dem
einfältigen Glauben. Doch sollten wir wachsen in der Erkenntnis
und nicht etwas als gut ansehen, was dem Worte
nicht entspricht; und ebensowenig etwas als Wunderkrast
ansprechen, was Gebetserhörung ist! Was die Sprachen
angeht, so wissen wir aus 1. Kor. 13, 8, daß „sie aufhören
werden". So ist vor fast zwei Jahrtausenden verheißen,
und einige Zeit später hörten sie tatsächlich auf! Warum
also, da das Wort so bald erfüllt ward, die Zungensprachen
wieder haben wollen? Wir haben keine Verheißung, daß sie
wiederkommen sollten, nachdem sie aufgehört hatten! Sollen
wir nun glauben, daß die, die jetzt da sind, vom Geist Gottes
gewirkt seien? Wir können das nicht, ganz abgesehen von all
den schristwidrigen Begleitumständen der „Zungenbewegung",
und auch davon, daß uns in der Gegenwart wahrlich etwas
anderes mehr nottut als „Zungen", nämlich einfacher Gehorsam
gegenüber manchen sehr deutlichen Lehrpunkten der Schrift bezüglich
der Gemeinde des HErrn! Weissagungen im Sinne der
Schrift und Erkenntnis, die „stückweise" sind, werden weggetan
werden, wenn das Vollkommene gekommen sein wird (1. Kor.
13, 8—10), bis dahin werden diese Stücke da sein zur Erbauung,
ebenso wie z. B. die Lehre (1. Kor. 14, 4—6).
Größer aber als alles ist die Liebe! (1. Kor. 13.) — Man
vergleiche zu dieser Frage Band 1, Frage 32!
103
Trage 31: Worauk bsziekt sick das VVori: ..... Webe
aber den Sckvoangern und Säugenden in jenen ^agen! Seiet
aber, daß eure Ttuckt nickt im Winter gesckeke, nock am
Sabbat»? (Mattk. 24, 14—20).
^ntvort
Obige Schriftstelle kann, wenn sie aus dem Zusammenhang
herausgenommen wird, leicht zu Mißverständnissen
führen. Es ist deshalb nötig, nicht nur den ganzen Abschnitt,
sondern auch das vorhergehende und nachfolgende
Kapitel im Zusammenhang zu lesen. In Matth. 24 und 25
hält der Herr Jesus Seine Rede auf dem Olberg und zeigt
den' Seinen das Zeugnis, welches Gott auf Erden hat
während der Abwesenheit des HErrn in: Himmel und in
Verbindung mit Israel, sowie das Gericht des HErrn bei
Seiner Ankunft. Das Zeugnis des HErrn von dem Reich
war von den Juden verworfen und das Gericht über Jerusalem
und seine Bewohner ausgesprochen worden (Kap. 23,
35—38). Dann verläßt der HErr den Tempel für immer.
„Ihr Haus sollte wüste gelassen werden." Und nun richten
die Jünger an ihren Meister die Frage: „Wann wird dieses
sein, und was ist das Zeichen Deiner Ankunft und die Vollendung
des Zeitalters?" (B. 3.) Es sind dies drei Fragen.
Sicher meinten die Jünger, die Zerstörung Jerusalems und
die Ankunft des HErrn zum Gericht, sowie die Vollendung
des Zeitalters würden zu gleicher Zeit geschehen. Nun wissen
wir aus der Geschichte, daß schon im Jahre 70 nach Christus
Jerusalem zerstört wurde. Seit jener Zeit steht das Zeugnis
Gottes auf Erden nicht mehr in Verbindung mit Israel,
sondern Israel ist bis auf weiteres ausgeschaltet. Aber
andererseits wissen wir auch aus der Schrift, daß der HErr
Seine Beziehungen zu Israel wieder anknüpfen wird, wenn
die Entrückung der Gemeinde stattgefunden hat (1. Thess.
4,17); dann wird der HErr Israel wieder sammeln (Jer.
31,1V und Röm. 11, 26). Schon Daniel weist auf diesen
neuen Zeitabschnitt in Israels Geschichte hin, nach dem
Kreuzestode des Messias (Dan. 9,24—27), und nach der
Ausnahme der Gläubigen in den Himmel (I.Kor. 15,51) beginnt
die 70. Jahrwoche. In jener Zeit werden die zerstreut
wohnenden Juden gesammelt und in das Land ihrer
Väter zurückkehren; ein kleiner Teil derselben wird Licht
empfangen und sich zu Gott bekehren und Zeugnis ablegen
104
von dem kommenden Messias und Seinem Reiche. Um
diese Zeit wird aber auch ein Jude als falscher Prophet
aufstehen, großen Anhang gewinnen und sich selbst göttlich
verehren lassen. Wir sehen hier den Menschen der Sünde
und den Sohn des Verderbens geoffenbart (2. Thess. 2,6. 4).
Von dieser ernsten Zeit redet hier der Herr Jesus zu den
Seinen, Er spricht von „dem Greuel der Verwüstung, der
da stehen wird am heiligen Ort" (Dan. 12, 11 und Match.
24, 15). Er meint jedenfalls das Götzenbild, welches dann
lm Tempel zu Jerusalem aufgestellt sein wird und dem Anbetung
dargebracht werden soll. Wer dieses Bild nicht anbetet, wird
verfolgt und getötet werden. Das ist der Anfang der großen
Drangsal. Bis zu diesem Zeitpunkt kann noch Zeugnis abgelegt
werden von jenem jüdischen, gläubigen Überrest, nun
aber ist der Zeitpunkt gekommen, wo es gilt, zu fliehen.
Die zarte Sorge des HErrn ergreift Sein Herz und mit
innigem Mitgefühl denkt Er an das Weib in seinen Nöten,
wie es dann für dasselbe doppelt schwer sein wird, ebenso
denkt Er an die Beschwerden einer Flucht zur Winterzeit; den
Sabbat erwähnt der HErr deshalb, weil Er voll innnigen Mitgefühls
für Israel ist, denn auch der Überrest steht dann noch
auf jüdischem Boden. Am Sabbat durften keine Arbeiten getan,
keine Lasten getragen werden (2. Mose 31, 14). Auch später
werden im Lande von dem jüdischen Volke die Sabbattage
wieder heilig gehalten werden (Hes. 44, 24; Jes. 66, 23).
Der HErr verweist mit obigen Worten die Seinen auf eine
schwere Zeit. Es ist die Nacht, da niemand wirken kann.
Es handelt sich also um die letzten Tage und die Stellung
Israels in jener Zeit. Ph. W.
Anmerkung ctes Herausgebers:
Wenn weiter gar keine Beweise in dem Zusammenhang
dieser Stelle dafür vorhanden wären, daß es sich in
derselben nur um Israel handelt, so genügte schon der Hinweis
auf den Sabbat, um dies zu zeigen. Die Gemeinde
Jesu Christi, also wir Gläubigen der Jetztzeit vor der Ent-
rückung, wir haben mit dem Sabbat gar nichts zu tun;
wenn es sich für uns um eine Flucht oder eine bestimmte
Arbeit handelte, so könnte sie ebensogut an dem Tage geschehen,
der für Israel der Sabbat war und sein wird, wie
105
an irgend einem anderen Tage. Der Sabbat mit seinen
Verordnungen (die eine Flucht an diesem Tage wesentlich
erschweren mußten), war Israel gegeben (vgl. u. a. 2. Mose
31,12—17), und die Gemeinde des HErrn ist frei vom
Sabbatgebot, wie überhaupt vom Gesetz des Alten Bundes
(vgl. u. a. den Galater-Brief!). —
Wie kostbar, daß der Herr Jesus die gläubigen Juden
jener noch zukünftigen Zeit auf das Hilfsmittel des Gebets
hinweist! Ja, Gott ist auch dann noch „Hörer des GebetS"
nach V. 2 in Ps. 65, der ja dem gläubigen jüdischen Überrest
in erster Linie gilt und gehört.'
Trage 32: Sind die Gläubigen etwa nacd Sedr. 2,13 derecktigt,
von sick als von Mindern des IZerrn lesu zu reden <vvie man
oll in Gebeten kört)?
^nkvort
Er sagt nicht: „Ich und Meine Kinder", sondern „Ich
und die Kinder, die Gott Mir gegeben hat", was schon genügend
wäre, um die Frage mit „nein" zu beantworten.
Aus dem ganzen Kapitel sehen wir, daß der Herr Jesus
als „Sohn des Menschen" betrachtet wird (V. 6); Ihm
gegenüber werden die Erkauften als Brüder (V. 12. 17),
Gott gegenüber als Söhne (V. 10) oder Kinder (B. 14) genannt.
Daß sie nicht Kinder des Herrn Jesu find, geht aus den
V. l4 und 17 hervor, wo Er ihnen zugezählt wird. Die
Kinder sind Gottes (Joh. 1, 12 und 1. Joh. 3, 1). Übrigens
haben wir keine Stelle, wo der Herr Jesus Selbst oder
Seine Apostel die Gläubigen Kinder des HErrn nennen.
Die beste Auslegung von Hebr. 2, 13 ist gewiß in Joh. 17
enthalten (V. 6, 9, 11,12, 24). Durch Sein Werk hat der
Herr Jesus Seinem Gott und Vater Kinder erworben, welche
dann Ihm gegeben worden sind. Sie sind Sein Eigentum,
Sein Schatz; Er liebt sie. Er vertritt sie vor Gott; aber
Seih Gebet zeigt, daß Er nicht ihr Vater ist, sondern Sein
Vater ist ihr Vater! (Vgl. Joh. 20, 17.) R. W. D.
^nmei'kuriZ I^er'2U5§ebei'S:
Zu obigem vgl. noch Joh. 6, 37! —
Man hört oft in Gebeten Redewendungen wie: „HErr,
Deine Kinder. . ." Diefe^ falsche Ausdrucksweise hängt
wohl nm in seltenen Fällen mit dem falschen Gedanken zusammen,
als feien die Gläubige» Kinder des Herrn Jesu;
häufiger wohl liegt ihr die Unkenntnis dessen zugrunde, daß
„Vater" ist! Ungezählte Stellen bieten Beweise hieMr,
man vgl, imr Joh. 13, 13; Apg. 2, 36; Röm. 8, 15.16.
(Siehe hierzu auch Frage 3!)
Noch häufiger vielleicht wirb leider diese Ausdrucksweise
aus Unachtsamkeit gebraucht. Wir Dltea imu
freilich einerseits, wenn Mir mit dem HErrn Men, mehr
rmd mehr lernen, die AusdrüK W gebrauchen, wie sie, der
Schrift entsprechend, sich Ihm gegenüber geziemen- andererseits
aber auch nicht ängstlich auf die Ausdrücke achte«,
sondern unser Hetz mit dem HErrn (oder etwa mit dem
DateH reden lassen! Die, „Welche vermöge der Gewohnheit
geübte Sinne zur Unterscheidung haben" (Hebr. s, 14), sollten
die in diesem Punkte „Unmündigeren" nicht richtük WO
nicht dem Geiste der Kritik Raum geben, wodurch sie znm
wmngsten sich selber des Segens im Mftbeten bemubev;
sie sollten vielmehr dessen eingedenk bleiben, daß wir alle
leicht fehlen in unseren Ausdrücken und nicht vollkommen
Sl
*>!
krageA: Wie ist Bedr. 6,4-7 und 10,26.27, auch 2. petri
2,20—22 zu versieben? Sind da Bekehrte oder ttndekedrto
gemeint? Oder kann «n wirklick Bekehrter wieder verloren
Arven? (VergU Jod. 10,28.24.)
/tntvort A: * )
*) Damit, daß Mr diese Antwort ausgenommen haben <z«m Der«
mit andere«), erWiren wir n»S nicht etwa einverstanden mtt
Wt Der HeronSgeber.
Ich meine, wenn man ohne Voreingenommenheit irgend
welcher Art die Stelle» nimmt, wie sie da sich«, so muß
mau sagen, daß Worte, wie etwa: „teilhaftig geworden sind
HO Heiligen Geistes", „abfallen", „mutwillig sündigen,
nachdem ... empfangen", „entflohen und wiedeM« verwunden",
klar zeige«: 1. ch sind wirklich Bekehrte gemeint,
2. Bekehrte ksnnen wirklich wieder verloren gehen.
it
107
Aber wie stimmt damit Joh. 10, 28. 29, wo von einer
ewigen Sicherheit der Geretteten in Jesu Hand geredet ist?
Sehr einfach: Bin ich in Jesu Hand, «ist Er stark genug,
mich gegen alle festzuhalten. Niemand, aber auch wirklich
niemand kann mich herausreißen, und ich werde nimmermehr
umkommen, wenn — wenn ich zu den Schafen gehöre,
die dauernd Seine Stimme hören und Ihm folgen.
Nicht mechanisch und magisch bewahrt der HErr. Ich kann
mich herauslösen aus der durch alles hindurch bewahrenden
Hand. Meinen Willen respektiert (o wie unbegreiflich ist
es, und doch wahr!) der allmächtige HErr, und wenn ich
nicht mehr in Seiner bewahrenden Hand sein will, dann
kann Er mich nicht mehr bewahren. So war es mit Deinas,
der die Welt lieb gewonnen, und mit Alexander und
Hymenäns, die am Glauben Schiffbruch gelitten.
Für uns ergibt sich daraus die ernste Mahnung, immer
treu Seine Hirtenslimme zu hören. Sind wir aber aufrichtig
und gehört — und seien wir noch so schwa
unser Wille dein HErrn, dann gehört der Trost uns: Niemand
soll sie aus Meiner Hand reißen. K. E.
^nUvort 8:
Die Frage umfaßt ein so großes und bedeutungsvolles
Gebiet, daß es unmöglich ist, sie in der gewünschten Kürze
allseitig befriedigend zu.beantworten.
Die Heilige Schrift betont ebenso sehr die völlige
Sicherheit des Geborgenseins in Christus wie den Ernst
der größten Gefahr, wenn wir Ihn aus dem Auge und
aus dem Herzen lassen. Sie wendet sich ebenso sehr gegen
den Leichtsinn einer falschen Einbildung, die mit der Gefahr
spielen will, weil sie nicht bestehen soll, wie gegen den Unglauben,
der dem HErrn nicht die volle Bewahrung zutraut.
Beides ist Untreue und ein Abweichen von Ihm, der allein
unser Leben ist, das eine in die offenbare Sünde, das
andere in den Zweifel. Wie viele Schriststellen mehr die
eine Seite betonen, so wollen andere ebenso zahlreiche uns
aufs ernsteste auf die andere aufmerksam machen. Paulus
fürchtet, daß durch die Versuchungen des Versuchers seine
Arbeit vergeblich sein könnte, wo die Betreffenden im
Glauben Gott erkannt haben, ja von Ihm erkannt sind!
(1. Thess. 3, 5; .Gal. 4, 8—11.) Er spricht von der Mög
108 —
lichkeit des Umkommens des Schwachen, des Bruders
(1. Kor. 8, H), *) von einem Fallen aus der Gnade, von
einem Abgetrenntwerden von Christus (Gal. b, 1—4),
ja von einem Abfall vom Glauben (l. Tim. 4, l—3). Er
ermähnt die, welche jetzt ein Licht in dem HErrn find,
daß sie sich nicht verführen und um ihr Erbteil bringen
lassen sollen (Eph. 5, 3—II). Er fordert die, welche den
Christus Jesus, den HErrn, empfangen haben, auf, sich
nicht als Beute wegführen (Kol. 2, 6—8) oder um den
Kaufpreis bringen zu lasten (Kol. 2, 18). Diese ernsten
Warnungen des Heiligen Geistes sollten uns abhalten, eine
dogmatische Lehre aufzustellen, wie sie die Schrift nicht aus-
spricht. Wir sollten uns hüten, den Ernst der Gefahr der
Sünde und des Leichtsinns schwächer zu machen als die
Schrift eS tut. Und umgekehrt darf keine Macht des Bösen
uns je erschrecken oder verzagt machen (Röm. 8, 31—39).
Denn der Vater ist größer als alles. Und niemand kann
sie, die Seine Stimme hören und Ihm folgen, aus Seiner
Hand reißen. Sie gehen nicht verloren ewiglich (Joh. 10,
27—29). Der göttliche Charakter derer, die ewig gerettet
bleiben, ist der, daß sie auf Seine Stimme hören und
Ihm folgen (Joh. 10, 27). E. A.
*) Wir glauben, daß hier vom irdischen Leben die Rede ist
(Bergl. Frage 15!) Der Herausgeber.
0ntvort L:
Solche erschütternden Stellen sind Prüfsteine sür den
Glauben, welcher, wenn er echt ist, daran gestärkt hervorgeht.
Die wirklich Bekehrten sind solche, die durch wahre
„Buße zu Gott und Glauben an den HErrn Jesum Christum"
zu „eigenen Schafen" des Guten Hirten geworden sind
(Apgesch. 20,21; Joh. 10, 3). Er kennt sie mit Namen,
Er hat sie mit Namen ins Buch des Lebens eingeschrieben,
sie sind in Seiner Hand und in der Seines Vaters (Joh.
10, 3. 28; Luk. 10, 20; Offenb. 20, 1ä>; 2. Tim. 2, 19).
Sind diese Hände zusammen nicht stark genug, um das,
was darin ist, festzuhalten? Ist Satan nicht vollständig
besiegt worden? Oder hat Gott nicht Gedächtnis genug,
um alle, die Sein sind, zu kennen? Er hat auf einen
jeden Sein Siegel gedrückt (Eph. 4, 30).
109 —
Es gibt aber Leute, die nicht durch die Tür eingegangen
sind (Joh. 10, 7. 8). Eine Zeitlang lausen sie mit der
Herde, genießen alle die Borrechte, den Regen (Hebr. 6, 7. 8),
der über das Land kommt, sie kennen die Wahrheit, wie
man errettet werden kann, sie schmecken die Segnungen,
aber sie folgen nur eine Zeit, weil sie von den Broten
gegessen haben (Joh. 6, 26), oder weil sie die Zeichen gesehen
und Worte gehört haben (Hebr. 6, 5; Joh. 2, 23; 8, 30),
die ihre Aufmerksamkeit gewannen. Der HErr, das Verborgene
ihrer Herzen kennend, fällt über diese alle schwere
Urteile (Joh. 6, 30; Luk. 11, 29; Matth. 12, 39; Joh. 2,
24; 8, 44). Einmal kommt die Stunde, wo sie offenbar
werden (Joh. 6, 66), sie murren und schmähen den HErrn
(Joh. 6, 41; 8, 48. 52) und bringen damit an den Tag,
daß sie unbekehrt, ungläubig geblieben sind (vergl. Luk. 8, 13).
In 2. Petri 2, 20—22 ist die Rede von falschen Lehrern
(V. 1), Sklaven des Verderbens (V. 19), welche die Gestalt
von Aposteln Christi annehmen (2. Kor. 11, 13—15).
Satan scheut sich vor keinem Mittel, um Seelen zu verführen.
Das „wenn wir mit Willen sündigen" in Hebr. 10, 26
ist gerichtet an die bekennenden Gläubigen (B. 23), unter
denen sowohl wahre als falsche sein können. Auf dem Wege
werden sie offenbar. Judas hatte das Vertrauen der Jünger,
den Beutel zu tragen und bedurfte nicht wie andere, zurccht-
gewiesen zu werden (Matth. 16, 23; Luk. 9, 55). Niemand
ahnte, daß er den HErrn überlieferte (Joh. 13, 21. 28;
Luk. 22, 23). Der HErr aber durchschaute ihn von Anfang.
Er war ein Teufel, ein Dieb, der Sohn des Verderbens
(Joh. 6, 70; 12, 6; 17, 12). Judas ist abgefallen.
Petrus aber in der Stunde, als er sich als einen
Sünder erkannte, fand in dem HErrn das ewige Leben
(Luk. 5, 8; Joh. 6, 68). Der HErr durchschaute auch ihn und
gab ihm einen Namen, einem lebendigen Stein entsprechend
(Matth. 16, 17. 18; Joh. 1, 42; 1. Petri 2,5). Petrus ist
gefallen. Sein furchtbarer Fall wurde zugelassen zur
Bewährung seines Glaubens. Über den Ausgang seiner
Versuchung wachte der HErr (1. Kor. 10,13; Luk. 22, 31.32;
1. Petri 1, 6. 7). Er lernte darin: „Du weißt alles". —
Das wahre Kind Gottes wird nicht zur Leichtfertigkeit mit
der Sünde geleitet, sondern dahin, sich allein aus Den zu
— 110
verlosten, der allein fähig und willig ist, uns völlig zu
erretten, was Er auch tun wird (Hebr. 7, 25; 1. Thess. 5,24).
Möge doch siir uns alle eine ernste Prüfung nach
2. Kor. 13, 5 dieses Wort auf unsere Lippen bringen:
„HErr,... Du weißt, daß ich Dich lieb habe!"
^nNvort O:
Das, worauf es in erster Linie ankommt, ist die Frage,
ob ein wirklich Bekehrter — sagen wir ein Kind Gottes
— verloren gehen kann. Deshalb wollen wir diese
Frage zuerst prüfen. Es gibt Kinder Gottes, die diese
Frage bejahen, indem ste die genannten Stellen aus Hebr.
6 und 10 und 2. Petri 2 auf Kinder Gottes anwenden.
Sie lasten dabei aber andere Schriftstellen außer acht, die
uns klar und bestimmt bezeugen, daß ein Kind Gottes nicht
verloren gehen kann. Mein Herz tut mir weh in dem
Gedanken daran, wie die Herrlichkeit unseres teuren HErrn
durch jene Annahme verdunkelt wird, denn ste bedeutet nicht
weniger, als daß Er nicht imstande sei, das gesteckte Ziel
zu erreichen, den Ratschluß Gottes vollkommen hinauszu-
führen, das, was Er so teuer erworben hat, auch zu
bewahren, unabhängig von irgend etwas außer Ihm! Nein,
Dank sei Ihm dafür, daß wir sagen dürfen: „Ich weiß,
wem ich geglaubt habe und bin überzeugt, daß Er mächtig
ist, das Ihm von mir anvertraute Gut auf jenen Tag zu
bewahren" (2. Tim. 1, 12). Dafür gibt uns das Wort
Gottes selbst die unerschütterliche Grundlage. In Joh. 10,27
sagt der HErr, daß Er den Seinen ewiges Leben gibt
und sie nicht verloren gehen ewiglich und niemand
sie aus Seiner Hand rauben kann, ja, daß sie sogar
in der Hand des Vaters geborgen sind, der größer ist als
alles und alle, und niemand sie aus dieser allmächtigen
Hand rauben kann. Dieses herrliche Wort ist mir von jeher
vollkommen genügend und ein kostbarer Trost gewesen: niemand
kann mich Ihm entreißen, auch der Satan nicht!
Aber nicht nur das. In Röm. 8 im letzen Abschnitt lesen
wir, daß niemand und nichts, was irgend uns begegnen
mag in unserem Leben, uns zu scheiden vermag von
der Liebe Christi, und daß weder Tod noch Leben, weder
Engel noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch
— 111
Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe,
noch irgend ein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen
wird von der Liebe Gottes, die in Christo
Jesu ist, unserem HErrn! Wie kann da noch von einem
Verlorengehen die Rede sein? Jeder Person und jeder
Macht irgendwelcher Art — ja allem, was außer uns
selbst liegt, ist hierin völlig begegnet! — Aber wie ist es
mit mir selbst, meinem eigenen Herzen und Willen? Kann
ich nicht selbst weggehen, meine Stellung aufgeben, das
Verhältnis lösen? Nein, auch das nicht! In 1. Kor.
12,13 ist uns gesagt, daß wir Glieder Seines Leibes
sind durch Seinen Geist, und es ist für ein Glied unmöglich,
sich selbst von dem Leibe zu trennen, zu entfernen. Nur
eine äußere Gewalt, größer als die Gewalt dessen, dem der
Leib gehört, könnte eine Trennung herbeisühren, und eine
solche Gewalt gibt es nicht. Also ist auch jede Möglichkeit
ausgeschlossen, daß etwa von mir selbst aus das Band gelöst
werden und ich verloren gehen könnte. Welch ciu wunderbarer
und unendlich köstlicher Trost ist dies, da wir
wissen, wie verdorben und trügerisch unser eigenes Herz ist,
und daß keiner von uns in der uns geschenkten herrlichen
Stellung und Verbindung bleiben würde, wenn es von uns
abhängig wäre. Unsere Errettung gründet sich aber nicht
auf irgend etwas unsererseits, sondern auf den ewigen
Ratschluß Gottes und auf die Person Jesu Christi,
wie wir in Eph. 1, 3—12 finden (s. besonders B. 4. 5. 11),
und ist uns gewährleistet durch den Heiligen Geist, mit
welchem wir, nachdem wir geglaubt haben, in Christo versiegelt
worden sind und der uns als das' Unterpfand
unseres Erbes gegeben worden ist. (Eph. 1,13. 14; 4,30;
s. auch 2. Kor. 1, 22 und 5, 5). Also kommt die ganze
Macht und die unverbrüchliche Treue Gottes hinsichtlich
unserer ewigen Errettung in Frage; wenn auch nur ein
" der Seinen verloren gehen sollte, müßte Seine einziges
Macht überwunden werden, und müßte Er Seine Treue
brechen, und das ist unmöglich.
Könnte das Wort Gottes es uns deutlicher sagen, daß
ein Kind Gottes nicht verloren gehen kann? Könnte es
stärkere Beweise geben? Nein! Dank und Preis sei Ihm
für diese wunderbare Gnade!
Seelen, die dieser kostbaren Gewißheit sich nicht erfreuen.
112
meinen, so etwas sei geeignet, das Herz hochmütig zu
machen oder gleichgültig werden zu lassen; alle aber, die
sich ihrer erfreuen, wissen, daß das Gegenteil der Fall ist
— sie bringt das Herz zur Anbetung und Hingabe an
Ihn, dessen Liebe und Herrlichkeit darin in ihrer Unermeß-
lichkeit vor den Augen unseres Herzens enthüllt ist.
Es ist also völlig ausgeschlossen, daß in den betreffenden
Schriftstellen in Hebr. und 2. Petri von Kindern Gottes
die Rede ist. Es ist aber auch nicht schlechtweg von unbekehrten
Menschen die Rede, sondern von einer besonderen
Klaffe unbekehrter Menschen, nämlich solchen, welche „einmal
erleuchtet waren" (Hebr. 6, 4), „die Erkenntnis der Wahrheit
empfangen haben" (Hebr. 10, 26) und „den Weg der
Gerechtigkeit erkannt haben" (2. Petri 2, 21), aber trotzdem
nicht von Herzen geglaubt und daher auch kein Leben aus
Gott empfangen haben. Sie sind eine Zeitlang mitgegangen
und nahmen an allem teil (Hebr. 6, 4. 5), waren
„geheiligt", d. h. abgesondert (Hebr. 10, 29) und waren
„entflohen den Befleckungen der Welt" (2. Petri 2, 20) und
schienen Kinder Gottes zu sein, aber die Bewährung
fehlte: Sie sind „abgefallcn", „sündigen mit Willen" und
sind „umgekehrt von dem ihnen überlieferten heiligen Gebote"
(Hebr. 6, 6; 10, 26 und 2. Petri 2, 21), und ihr wahrer
Herzenszustand kommt ans Licht, wie folgende Worte ihn
kennzeichnen: . indem sie den Sohn Gottes für sich selbst
kreuzigen und Ihn zur Schau stellen" (Hebr. 6, 6), „... der
den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des
Bundes. . . sür gemein geachtet und den Geist der Gnade
geschmäht hat" (Hebr. 10, 29) und: „Es ist ihnen aber nach
dem wahren Sprichwort ergangen: Der Hund kehrte um
zu seinein eigenen Gespei und die gewaschene Sau zum
Wälzen im Kot" (2. Petri 2, 22). — Wie weit ein Mensch
gebracht sein kann auf dem Wege zur Errettung, und wieviel
ein Mensch empfangen haben kann von den Gaben
göttlicher Gnade, ohne errettet zu sein, sehen wir gerade
auch in den drei Schriftstellen. Besonders sind es folgende
Worte, die dieses so weitgehend zeigen, daß manche meinen
annehmen zu müssen, daß es sich hierbei um Kinder Gottes
handele: „ . .. und teilhaftig geworden sind des Heiligen
Geistes" (Hebr. 6, 4); „ ... wenn wir mit Willen sündigen,
nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen
113
haben" (Hebr. 10, 26); .........und das Blut des Bundes,
durch welches er geheiligt worden ist" (Hebr. 10, 29), und
„entflohen den Bedeckungen der Welt durch die Erkenntnis
des HErrn und Heilandes Jesu Christi" (2. Petri
2,20). Die Annahme, daß es sich hierbei um Kinder
Gottes handeln müsse, beruht aber auf einem Mißverstehen
der eben angeführten Worte. In Hebr. 6, 4 ist nicht von
einem Empfangen und Jnnewohneu des Heiligen Geistes
die Rede, sondern von dem „Teilhaben" an demselben in
dem Sinne, wie ich z. B. der Sonne teilhaftig bin, wenn
ich mich in ihrem Scheine befinde. Es handelt sich um die
Wohltaten, die init der Gegenwart und Wirksamkeit des
Heiligen Geistes verknüpft sind. Das zeigen die Verse 7 und
8 deutlich. — Das „wir" in Hebr. 10, 26 ist keineswegs
im Blick auf die Kinder Gottes angewendet, sondern auf
den Menschen, der „die Erkenntnis der Wahrheit empfangen
hat", ohne Rücksicht daraus, was die Wirkung von letzterer
Tatsache ist, und das „geheiligt" in B. 29 spricht nicht von
der Stellung, die den Kindern Gottes in Christo vor Gott
geschenkt ist, sondern von der Stellung, in der ein Mensch
durch sein Bekenntnis zu dem Gekreuzigten anderen Menschen
gegenüber gebracht ist. — Und was die „Erkenntnis des
HErrn und Heilandes Jesu Christi" in 2. Petri 2, 20 an-
betrifft, so gehl aus den darausfolgenden Worten und ganz
besonders aus B. 22 deutlich hervor, daß diese Erkenntnis
jene Seelen nicht mit dem HErrn verbunden, keine Umwandlung
bewirkt und ihnen kein Leben aus Gott gebracht
hat. Sie brächte jene Seelen dahin, sich äußerlich zu reinigen
von den Befleckungen der Welt, weiter aber nicht, und sie
wurden wieder in diese verwickelt und kehrten in sie zurück, weil
sie in ihrem Inneren geblieben waren, was sie vorher waren.
und 10, 26—29 und 2. Petri 2,20—22 vorgestellt
werden, sind keine Kinder Gottes, und wir haben
kein Recht, jemand noch länger Bruder oder
Schwester zu nennen und als Kind Gottes anzuerkennen,
wenn bei ihm ein in jenen Schriftstellen
gekennzeichneter Zustand sich offenbart.
Wir aber, die wir wissen, daß wir Kinder Gottes
find — welchen Eindruck empfangen wir im Blick auf die
Tatsachen, die in den betrachteten verschiedenen Schrifrstellen
114
vor unser Auge treten? Werden nicht einerseits unsere
Herzen überwältigt von der Größe der Gnade, die uns
zuteil geworden ist, und wird nicht andererseits zugleich ein
Gefühl für die große Verantwortlichkeit wachgerufen,
die wir haben, uns als Kinder Gottes in allem zu erweisen,
zur Ehre Seines Namens? Der HErr schenke uns allen
Gnade dazu! Th. K.
^ntvort
*
Viel Verwirrung über solche Fragen kommt dadurch,
daß Schriftsteller: aus ihrem Zusammenhang genommen
werden und, ganz abgesehen von der Verbindung, in der sie
gegeben sind, gebraucht werden, um aus ihrem Wortlaut
Schlüsse zu ziehen. Es gibt schwer verständliche Stellen
und auch sehr deutliche, bestimmte Aussprüche in der Schrift.
Nie dürfen wir dunkle Stellen nehmen, um klare zweifelhaft
zu machen. Der rechte Gebrauch einer Schriftstelle für
eine andere wird das Schriftwort bestätigen und Heller
machen, aber nie kann eine Wahrheit die andere ausheben
oder abschwächen.
So ein deutliches Wort aus dem Munde des HErrn
Selbst ist das Wort in Joh. 10, 88: „Meine Schafe . . .
gehen nicht verloren." Wenn der HErr „nicht" sagt, wer
wagt diesem „Nicht" ein „Wenn" und „Aber" beizufügen?
Manchen Gläubigen scheint es eine gefährliche Sprache zu
sein, und sie fürchten (im Gegensatz zum HErrn), daß
damit der Sorglosigkeit und dem unheiligen Wandel Vorschub
geleistet wird, und um ein Gegengewicht zu finden,
greifen sie nach Stellen wie Joh. 15, 6; Gal. 5, 4;
Hebr. 6, 4—7 rc., um zu betonen, daß ewiges Leben verloren
werden kann, wenn Wachsamkeit und Treue fehlen. —
An seinem Platze find Wachsamkeit und Treue sehr wichtige
Dinge, aber sie mit dem ewigen Leben zu verbinden
(welches die Schrift nicht kennt) und dasselbe davon abhängig
zu machen, macht, ganz abgesehen von anderem, das
ewige Leben sehr fraglich und verbindet mit der Gnade die
eigene Kraft.
Zu wissen, daß man ein Schaf Christi ist, ist zunächst
eine ganz persönliche Sache. Ich muß die Kennzeichen
des Schafes tragen (V. 26. 27) und den Heiligen Geist
und das Zeugnis des Heiligen Geistes haben, ein Kind
115
Gottes zu sein (Röm. 8, 9. 16). Dieses Zeugnis empfangen
wir nur auf dem Wege des Glaubens und der Nachfolge,
nicht aber auf Wegen der Untreue.
In bezug auf andere erkennen wir die Schafe wieder
an den gegebenen Kennzeichen. Wir haben kein Recht,
jemand als ein Schaf Christi zu bezeichnen, der diese nicht
trägt. Der HErr kennt, die Sein sind, ohne äußere
Kennzeichen, aber wir kennen sie an dem „Abstehen von
der Ungerechtigkeit" (2. Tim. 2, 19). Er kennt sie dem
Herzen nach, aber an den Früchten sollen wir sie erkennen.
Jemand mag den Namen des HErrr bekennen, wenn er
aber in der Ungerechtigkeit verharrt, so haben wir kein
Recht, von ihin als von einem Schafe Christi zu reden,
das nicht verloren geht.
Worte über einen solchen in einem einzelnen Falle wie:
„Er ist errettet und wird selig," sind nicht nur traurig,
sondern auch böse. Wir gebärden uns damit, als ob wir
in das Geheimbuch Gottes Einblick getan hätten. Eine
solche Sprache steht uns nicht zu, obgleich der Grundsatz
immer bleibt: Seine Schafe — die Er als Sein kennt —
gehen nicht verloren, auch wenn sie fallen! — Für uns
selbst, wie für jeden, sind und bleiben die Kennzeichen des
Schafes, daß es an Ihn glaubt (V. 26), daß es Ihn hört
und Ihm folgt (B. 27), maßgebend.
Von dem Schafe Christi — dem Gläubigen — sagt
die Schrift: „Er ist aus erwählt vor Grundlegung der
Welt" (Eph, 1, 4), „mit Christo lebendig gemacht"
(Eph. 2, 5). Er ist „aus unverweslichem Samen", „aus
Gott geboren," ja, „aus Gott", und „der Same
Gottes bleibt in ihm" (1. Petri 1, 23; 1. Joh. 5, 18;
I. Kor. 1, 30; 1. Joh. 3, 9). Er ist mit „dem Heiligen
Geiste versiegelt bis auf den Tag der Erlösung"
(Eph. 4, 30) rc. Unter einer solchen Fülle von Schriftstellen,
wie hell ist da das Wort „Meine Schafe. . .
gehen nicht verloren" beleuchtet! Er Selbst ist das Leben
' des Gläubigen, und das ewige Leben ist in dem Sohne
Gottes. So unmöglich kann ein Schaf Christi verloren
gehen, als Christus kann vom Throne des Vaters entfernt
werden.
Über Hebr. 6 nur einige Andeutungen. Es handelt
sich hier um den Gegensatz von Juden- und Christentum. —
116
Die Hebräer werden auf dem Grunde des Bekenntnisses
angeredet (Hebr. 3, 1; 4,14; 10,23), des Bekenntnisses,
daß sie Genossen einer himmlischen (nicht einer irdischen)
Berufung seien. Auf diesem Grunde des Bekenntnisses gab
es damals wie heute wahre und falsche Bekenner. In dieser
Stelle handelt es sich nicht um ein Fallen in Sünde,
sondern um das Wfallen vom Bekenntnis des Christentums
und ein Zurückgehen zum Judentum, womit sie gleichsam
den Sohn Gottes für sich selbst kreuzigten, und daraus ergab
sich die Hoffnungslosigkeit — die Unmöglichkeit der
Buße. Diese Leute, von denen in Vers 4 u. 5 geredet
wird, hatten Licht. „Erleuchtet" sein ist aber nicht Wiedergeboren
sein! Denken wir an Judas und Bileam!
(2. Petri 2, 20.) „Geschmeckt": schmecken ist kein essen;
was man schmeckt, mag man verweigern (wie der HErr
den Essig verweigerte, nachdem Er ihn geschmeckt hatte).
Sie schmeckten einst in Nazareth (Luk. 4) die Worte der
Gnade mit Bewunderung, aber verweigerten Ihn. „Teilhaftig
geworden" — äußerlich — sie kamen unter die Wirksamkeit
und Kraft des Heiligen Geistes. In den Zusammenkünften
kamen sie in die Gegenwart des Heiligen
Geistes und wurden Seiner Wirksamkeit teilhaftig (vergl.
Simon Apgesch. 8, Saul 1. Sam. 16). Sie „schmeckten" etwas
von den Kräften und „Wunderwerken des zukünftigen Zeitalters"
in der Befreiung von der Sünde und der Macht
Satans, ohne damit Leben aus Gott zu haben (Match. 7,22;
Luk. 10, 19. 20).
Vers 7 u. 8: Ein Bild von einem Lande oder Ackerstück.
Es empfängt den „Regen" von oben; der eine Teil
des Ackers bringt Frucht hervor und empfängt Segen
von Gott, der andere Teil bringt Dornen hervor und das
Ende ist Verbrennung. So mögen auch zwei Personen
unter gleichen Gnadenerweisen Gottes stehen, der eine
bringt Frucht, der andere bringt Dornen. Der Apostel
war von ihnen überzeugt, daß sie mit den Dingen der Errettung
verbunden waren (V. 9), aber sie standen in Gefahr,
nicht sestzustehen und waren am Ermatten (Hebr. 10,32—39;
12,12. 13). Er zeigt ihnen solche, die Christum aufgegeben
hatten und vom Christentums - Glauben abgefallen waren;
wollten sie mit diesen zusammen gefunden werden?
Ängstliche, bekümmerte Seelen werden manchmal durch
diese Hebräerstelle vorn Feinde geängstigt. Würde man
solche fragen: „Willst du Christus verwerfen und den
Glauben an Ihn aufgeben", so würden sie antworten:
„O nein, ich möchte Ihn liebhaben und an Ihm festhalten
im Glauben!" Oder: „Willst du Ihn öffentlich
der Schmach Preisgeben?" Ihr Herz würde erschrecken,
und sie würden sagen: „Nie, nie, ich möchte Ihn gern
verherrlichen!" Oder: „Willst du nicht durch Ihn und
durch Sein Blut selig werden?" sie würden antworten:
„Ich habe keinen anderen Grund, als Ihn allein!" Da
ist Reue, Schmerz um Sünde oder Verfehlungen. Diese
Stelle findet keine Anwendung für solche, im Gegenteil, die
Hebräerstelle ist geschrieben zur Ermutigung, daß wir einen
„starken Trost" und einen „sicheren und festen Anker
der Seele" haben (6, 18. 19).
In 2. Petri spricht der Apostel von den „Befleckungen
der Welt" und dem „Weg der Gerechtigkeit". Die „Erkenntnis"
des HErrn und Heilands ist eine Sache, aber
das lebendige Glaubensband mit Ihm ist eine andere.
Das Waschen macht eine Sau nicht zum Schaf, sie bleibt
eine Sau, die Natur bleibt dieselbe, das Waschen verändert
nicht die Natur! Sie geht wieder in den Kot, eben
weil sie eine Sau ist! Für Kinder-Gottes gebraucht die
Schrift nie die Worte „Sau" oder „Hund"! — Eine Sau
wälzt sich mit Behagen im Kot, ein Schaf kann hinein-
fallen, fühlt sich aber darin nicht wohl und verlangt, herauszukommen.
v. d. K.
wieder sehen zu
diese Frage wirk-
immer
Gottes
der so deutlich redenden
denn manchen Lesern die
Verunehrung des HErrn
Es ist uns ties schmerzlich,
müssen, für wieviele teure Kinder
lich eine „Frage" ist und trotz
Schrift noch sein kann. Möchten
Augen darüber aufgehen, welche
darin liegt, wenn ein Gläubiger die Möglichkeit des Ver-
lorengehenkönnens wirklicher Kinder Gottes annimmt!
Ein lehrend auftretender Bruder antwortete mir vor
Jahren auf meine Frage, ob er denn glaube, daß ein Glied
vom Leibe Christi abgeschnitten werden könne: „Ja, das kann
geschehen!" Wie betrübend ist solche Annahme! Dann
also besteht das Wort Joh. 19, 36, das von der Unverletz-
118
lichkeit des Leibes Christi redet, nicht zu Recht? Aber
ebensowenig wie von unserem Leibe ein Glied abgenommen
werden kann, ohne seine Vollkommenheit zu beeinträchtigen,
ebensowenig vom Leibe Christi!
Es wird oft hingewiejen auf Hymenäus und Alexander
(1. Tim. 1, 18—SO) und auf Demas nach 2. Tim. 4, 10.
Aber wo steht etwas davon, daß diese verloren gegangen
sind? Sagen wir doch nicht mehr über diese,
als das Wort sagt! Auf erstere einzugehen, führt hier zu
weit; bezügl. Demos' steht da, daß er den Apostel (also
einen Menschen!) verlassen und den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen
habe. Das letztere, gewiß noch schlimmer als
das erstere, ist aber ja kein Beweis dafür, daß er verloren
gegangen sei, sondern in Verbindung mit dem ersteren ein
Beweis nur dafür, daß ihm der so schmale Weg, den
Paulus ging, zu schwer geworden war. Das Verhalten
des Demas enthält sehr ernste Belehrungen und Warnungen
für alle Kinder Gottes, aber seinen Namen u. a.
mit dem Schicksal derer von Hebr. 6, 4—7 u. 10, 26. 27,
wie auch 2. Petri 2, 20—22 in Verbindung zu bringen,
das geht nicht an. — Wie klar redet doch 2. Petri 2 von falschen
Lehrern und stellt ihnen die „Gottseligen" gegenüber. In
diesem Kapitel werden die Kinder Gottes deutlich unterschieden
von den Ruchlosen (vergl. V. 13 am Schluß „mit euch!").
Ebenso ist in Hebr. 6 der scharfe Gegensatz zwischen V. 4—7
und V. 9.10 unverkennbar, und aus dem ganzen Zusammenhang
in Hebr. 10 geht hervor, daß es sich um bloße „Be-
kenner" handelt, um Juden, die eine gewisse „Erkenntnis
der Wahrheit" hatten, „geheiligt", also abgesondert waren
durch das Blut Christi, nämlich abgesondert von ihren
übrigen Volksgenossen und deren Volksverband waren, solange
sie mit den wahren Gläubigen mitgingen. Aber „der
HErr wird Sein Volk (Israel!) richten"! (V. 30.) Es ist
übrigens sehr bemerkenswert, wie vorsichtig der Verfasser
des Hebräer-Briefes sich ausdrückt in dieser Stelle betr. der
Personen, die gemeint sind: V. 22 „laßt uns", vergl.
V. 23 u. 24, B. 25 „ihr", V. 26 keineswegs „ihr",
sondern ein ganz allgemeines „wir" (V. 26. 27 enthalten
ja eine ganz allgemeine Wahrheit!); B. 28 aber „jemand";
im B. 29 werden sie („ihr") deutlich unterschieden von dem
— 119 —
„der"; B. 30 enthält wieder einen allgemeinen Ausspruch
mit „wir", und B. 32 ff. steht wieder „ihr", das sind die
Gläubigen! Man vergl. hierzu die ebenso deutliche Unterscheidung
in der oft, aber ebenfalls fälschlich für die Annahme
des Verlorengehenkönnens von Kindern Gottes
angeführte Stelle vom ..Weinstock und den Reben" (Joh. 15,
1—8). Obwohl diese Stelle nichts zu tun hat mit dem
ewigen Leben, sondern von dem fruchtbaren Dienst hienieden
handelt — zu dem sich bekanntlich auch äußere Bekenner
hinzudrängen und lange, von Menschen unerkannt, daran
beteiligt sein können! —, wird doch, um jeden Zweifel zu
beseitigen, klar unterschieden zwischen „ihr" und „jemand"!!
Wahrlich, die Schrift redet deutlich genug!
Ja, der äußerliche Bekenner („eine gewaschene Sau", die
ja nur äußerlich rein ist) wird verloren gehen, aber ein Kind
Gottes, ein durch den Heiligen Geist versiegelter Gläubiger
(Eph. 1,13.14) nimmermehr! Nicht deswegen, weil und insoweit
Seine Schafe Seine Stimme hören, werden sie nicht verloren
gehen, wie oft gesagt wird, sondern weil Er Seinen
Schafen ewiges Leben gibt, deswegen gehen sie
nicht verloren! (Joh. 10, 28; vergl. Kol. 3, 3. 4.)
„Wer an den Sohn glaubt, Hai ewiges Leben und kommt
nicht ins Gericht usw." (Joh. 5, 24). Willst du, Bruder,
zu sagen wagen: „unter Umständen doch!"? „Soviele Ihn
annahmen, denen gab Er das Recht, Kinder Gottes zu
werden usw." (Joh. 1, 12). Willst du sagen, daß Gott
Seine Kinder verstößt? Irdische Eltern, die ihre Kinder,
die sie gezeugt haben, verstoßen, tragen das vernichtende
Urteil der ganzen Welt, (außerdem aber bleiben diese Verstoßenen
immer die Kinder ihrer Eltern, deren Blut in
ihnen ist, wenn die Eltern sie auch nicht anerkennen!). Und
Gott sollte Seine, „durch das lebendige und bleibende
Wort Gottes wiedergczeugten" Kinder (1. Petri 1, 23)
verstoßen, verloren gehen lasten können?! Was würde die
Engelwelt sagen, die sich bei der Bekehrung des Sünders
gefreut hatte (Luk. 15, 10), die Engelwelt, der durch die
Versammlung, die Gemeinde (den Leib Christi, Eph. 1, 23)
„die gar mannigfaltige Weisheit Gottes kund gemacht wird"
(Eph. 3, 10) — was würden diese „Gewalten in. den
himmlischen Örtern" dazu sagen, wenn Gott eins Seiner
Kinder verloren gehen ließe, wenn ein Glied vom Leibe
120
Christi, an dem die Engel Belehrung empfangen über Gottes
Weisheit, abgeschnitten würde! Gelobt sei der HErr dafür,
daß dies nimmermehr geschieht! Es wird ja oft davon geredet,
daß Kinder Gottes „aus der Gnade fallen" könnten.
Aber wer die Stelle, wo dieser Ausdruck vorkommt, im
Zusammenhang liest (Gal. 5, 1 ff.), wird finden, daß es
sich in der ganzen Stelle nicht um ewigen Tod oder ewiges
Leben handelt, sondern um das Sichstellen auf Gesetzesboden;
das ist „aus der Gnade fallen"! Ähnlich ist es mit anderen
aus dem Zusammenhang genommenen Stellen, deren keine
als Beweis gebraucht werden kann, daß ein Schaf Christi
verloren gehen könnte. Es müßte dann ja das Leben,
welches Christus Selbst ist und das in Ihm ist (Joh. 14,6;
vergl. 1, 4 und I. Joh. 5, 11!) verloren gehen können!
Vieles büßen wir Kinder Gottes auch droben ein, wenn
wir hier unten nicht in allen Stücken in Treue wandeln
nach dem Wort (vergl. u. a. 1. Kor. 3, 12—15), aber die
Gotteskiudschast nie; dafür bürgt uns Sein Wort! Lasset
uns Ihn ehren durch völligen Glauben an das Wort Seines
Zeugnisses (1. Joh. 5, 9—12) und durch ungeteiltes gehorsames
„Wandeln in der Wahrheit"! (3. Joh. V. 3!)
„Dein Wort ist Wahrheit" (Joh. 17, 17).
Gepriesen sei Sein herrlicher Name!
Persönliche Worte an unsere Freunde!
Wir sind wiederum beschämt worden durch manches treue Gedenken
von Freunden und Mitarbeitern, die wir zum großen Teil
nicht einmal dem Angesicht nach kennen. Allen freundlichen Helfern
möchten wir einmal die Hand drücken, ihnen unsere Dankbarkeit
persönlich ausdrücken. Es kann nicht sein! — Doch unser schriftlicher
Dank ist so schwach, das fühlen wir wohl; aber unser Trost ist der,
daß der HErr allen ein Bergelter ist.
Um der Wichtigkeit der Frage 33 willen konnten wir diesmal
leider nicht so viele Fragen aufnehmen, als wir gehofft hatten. Im
nächsten Hefte denken wir um so mehr bringen zu können.
Und nun seien Sie alle dem HErrn befohlen mit 2. Thess. 2,16 —17
Klotzsche, Anfang Juni 1914.
von dem Kerousgeder
Gruß an 6en Leser:
„Der Sohn Gottes, Jesus Christus, .... wurde nicht
ja und nein, sondern es ist ja in Ihm gewoben. Den»
so viele der Verheißungen Gottes sind, in Ihm ist
das Ja und in Ihm das Amen, Gott zur Herrlichkett
durch uns." 2. Kor. 1,19. 20.
Antworten
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftsteller;
Nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirtlich
um Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen.
krage 34: Ss wird um i^ufscblutz gebeten über die Stelle
Job. 11, 25. 26: „Ick bin die fluterstekung und das lieben ... *
^ntnort
an Mich glaubt, wird leben, ob er gleich stürbe usw."
so sprach Jesus zu Martha an der Gruft des Lazarus.
Jesus, Gott von Ewigkeit, ist das Leben selbst. In
Ihm war Leben (Joh. l, 4; 5, 26), und zwar unvergängliches
Leben (Joh. 10, 17. 18). Der Tod hatte kein
Anrecht an Ihn, wie der Tod an den Menschen Anrecht
hat, infolge der Sünde. Er konnte auch nicht im Tode
bleiben -nach Apgesch. 2, 27; 3, 14. 15. Er ist auferstanden
und der Erstling der Entschlafenen geworden, auf daß Er
in allen Dingen den Vorrang habe (1. Kor. 15,20; Kol. 1,18).
In Ihm ist auch die Auferstehung aller derer, die an Ihn
glauben, sichergestellt; wi e herrlich und kostbar! „Wer
an Ihn glaubt, wird leben"; hier ist das neue Leben gemeint
nach Eph. 2, I—4. Der Tod mag an den Gläubigen
kommen, und er scheidet aus der sichtbaren Welt ab, aber
er wird weiter leben und bei Christo sein, wo Ruhe ist
und Glückseligkeit (Phil. 1, 20—23). „Und wer da lebet
und glaubet an Mich, wird nicht sterben in Ewigkeit":
Wenn der HErr kommt, um die Seinigen heimzuholen
ins Vaterhaus (Entrückung), werden alle, die hienieden durch
Glauben Sein Eigentum geworden, mit Ihm hinaufgehen
in die Herrlichkeit, denn sie^haben ewiges Leben von Ihm
schon hienieden empfangen. F. B.
122
^nNvort 8:
Wir begegnen hier dem Herrn Jesu als dem Fürsten
des Lebens am Grabe des Lazarus und sehen die schreckliche
Wirkung, die der Tod, der durch die Sünde zu allen Menschen
hindurchgedrungen ist, angerichtet hat. Wenn der Herr Jesus
diesen mächligen König der Schrecken auch erst am Kreuze
überwand, als Er den Satan, der die Macht des Todes hat,
in Seinem eigenen Tode bezwäng und dann siegreich auf-
erstand, so war Er doch schon in diesem Moment und allezeit
während Seines Erdenwandels die Auferstehung und
das Leben und durfte diese lebendige Hoffnung der Martha
verkündigen. Er offenbarte hier am Grabe des Freundes,
daß die göttliche Macht, die den Lazarus aus dem Grabe
rief, in Ihm war. Und heute, nach dem Kreuz und nach
Seiner Auferstehung, wird jeder, der an Ihn glaubt, leben,
auch wenn er gestorben ist, er wird auferstehen zum ewigen
Leben. Und ein jeder, der da lebet, d. h. noch auf Erden
ist, wenn der HErr kommt und an Ihn glaubet, wird nicht
sterben in Ewigkeit; er wird aber verwandelt werden und
in einem neuen Leibe entrückt in die Herrlichkeit (l. Kor. 15,
51—53). So kann jeder Gläubige hienieden schon sagen:
Ich bin mit Christo gekreuzigt, gestorben, begraben und auferstanden,
denn durch die Lebensmacht Jesu wird er einen
himmlischen oder einen Auferstehungsleib empfangen, mag
er nun durch Tod und Grab gehen, oder mag er mit der
Herrlichkeit überkleidet werden. Mag nun auch der Tod
noch Macht haben über unseren sterblichen Leib, so tragen
wir schon das Rild des letzten Adam an uns und dürfen
erfahren, daß dieser Leib der Niedrigkeit umgestaltet werden
wird zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit.
So ist der Tod das Ende des leiblichen Lebens auch
für den sündigen Menschen, dabei lastet er aber das Leben
der Seele nicht an. Sie ist unsterblich, denn Gott blies
dem Menschen bei der Schöpfung Seinen Odem ein. Darum
wird der Gottlose, der in seinen Sünden stirbt, unsterblich
auferweckt (Joh. 5, 28. 29) und geht in die ewige
Verdammnis, das ist der zweite Tod (Ofsenb. 21, 11—15).
Während also alle Menschen unsterblich sind, haben doch
nur die Gläubigen, kraft des Triumphes Jesu über den Tod,
ewiges Leben, und dürfen erfahren, wie Er die Auferstehung
und das Leben ist. Ph. W.
123
Antwort L:
Die Auferstehung und das Leben find Offenbarungen
der Wirksamkeit Gottes im Gegensatz zu dem, was vom Satan
ausging: Sünde und Tod. Durch die Auferstehung werden
die Toten aus der Gewalt Satans befreit und durch das
Leben in das Machtgebiet Gottes gebracht.
So oft wir den HErrn in Berührung mit dem Tode
sehen, wurde demselben sein Opfer genommen. Und als Er
Selbst vom Tode angegriffen und besiegt wurde, zeigte es
sich — o Wunder! daß der Sieger besiegt und der Besiegte
Sieger war. Der Tod konnte Ihn nicht halten. Er war
die Auferstehung und das Leben, Er war Gott. Kann Er
nicht die Namen der Eigenschaften tragen, die Er so belastbar
darstellt? (I.Joh. 1,1. 2,- Joh. 1,1—4. 18; I. Kor. 15,21.)
Die Worte „wer an Mich glaubt, wird leben, auch
wenn Er gestorben ist", zeigen uns zwei Seiten Seiner
Macht: 1. Auferstehung, „wird leben" bezieht sich auf
das seelische und geistliche Wesen des Glaubenden. Durch
Glauben an Jesus nimmt Ihn ein Mensch auf, der „lebendig
machende Geist" wird ausgenommen (1. Kor. 15, 45),
und er wird damit lebendig gemacht Joh. 6, 63 a; 2. Kor. 3,
6 b), er geht aus dem Tode in das Leben hinüber (Joh. 5,
24. 25). Es ist seine Bekehrung, seine neue Geburt'; dies
ist das erste, was ihn mit der Auferstehung verbindet.
2. „ . . . auch wenn er gestorben ist" bezieht sich auf das
leibliche Wesen des Glaubenden. Durch Glauben an Jesus
wird ein Mensch auch für seinen Leib teilhaftig der Auferstehung.
Er stirbt, weil er gesündigt hat (Röm. 5, 12);
sein Leib der Sünde empfängt seinen Lohn (Röm. 6, 6. 23),
er fällt unter die Herrschaft des Todes, aber er bleibt nicht
darunter, denn der Geist des Lebens, den er erhalten, hat
ihn freigemacht und wird ihn lebendig machen (Röm. 8,2. 11;
l.Kor. 15, 21. 22). So wie beim Grabe Lazarus' der
Tod seinen Gefangenen losgeben mußte, so wird Er die
Gläubigen aus den Gräbern herausrufen, wenn Er wieder-
kommt (1. Thess. 4, 16).
„Und jeder, der da lebt und an Mich glaubt, wird
nicht sterben in Ewigkeit." Das „der da lebt" bezieht sich
auf das natürliche, leibliche Leben, auf jeden Menschen;
„pnd an mich glaubt" bezeichnet den Gläubigen. In den
Augen der Menschen sehen Gläubige und Ungläubige gleich
124
aus: sie „leben" beide. In den Augen Gottes ist der Ungläubige
nur einer, „der da lebt", und der Gläubige einer,
„der da lebt und glaubt", und nur für diesen gilt: „wird
nicht sterben in Ewigkeit". Für ihn ist der Tod nur ein
Übergang aus der Zeit der Fremdlingschaft in die Herrlichkeit.
Lieber Bruder, wenn Christus unser Leben ist, wie
könnten wir sterben, da Er lebendig ist in die Zeitalter der
Zeitalter? (Kol. 3,4; Offenb. 1,18.) R. W. D.
O:
In Kap. 8, 58 offenbarte Sich der HErr den Juden als
der Jehova — der „Ich bin"; hier offenbart Er Sich der
Martha als „die Auferstehung und das Leben". Er sagt
gleichsam zu Martha: Ich, die Person, die vor dir steht. Ich
bin die Auferstehung und das Leben. In ihrem Hause
war der Tod eingekehrt, aber mit Seiner Person kam jetzt
die Auferstehung und das Leben hinein. Die Kraft war
in Seiner Person. Wo Er ist, kann der Tod nicht sein
(noch kommen). Er war nicht da, und so konnte der Tod
Lazarus hinwegnehmen. Aber jetzt kam Er, — und Er sagt
nicht zur Martha, was Er tut oder tun will, sondern was
Er in Seiner Person ist: Auferstehung und Leben, und zeigt
ihr: wenn Er erscheint, dann wird der Gläubige leben
(auferstehen), der gestorben ist, und die Gläubigen, die leben,
die werden nicht sterben in Ewigkeit. — So auch heute.
Der HErr ist nicht hier. Er ist droben. Der Tod tut noch
sein Werk an den Kindern Gottes, aber wir erwarten den
Tag, da Er kommt, der Auferstehung und Leben ist. Dann
werden die beiden Klaffen 1. der Gestorbenen (V. 25) anf-
erstehen und leben und 2. die Klaffe derer, „die da leben",
(V. 26) verwandelt — „nicht sterben in Ewigkeit".
v. d. K.
^nrnerkunS ckes Herausgebers:
Diese Frage ist recht gründlich beleuchtet; möchte uns
Christus nur recht gross und kostbar geworden sein durch
diese Antworten. Er, dessen Name nach 2. Mose 3, 14 „Ich
bin" ist und dessen Name Sein Wesen bedeutet, steht hier
vor uns als „die Auferstehung", „das Leben"! Welch
wunderbares Geheimnis! Wie glücklich sollten wir sein.
daß uns dieses geschenkt ist und wir uns in die unergründlichen
Tiefen der Herrlichkeit dieser Seite Seines Wesens
versenken dürfen! Aber glauben wir die Tatsachen dieser
Verse auch wirklich? Kaum irgendwo anders, meinen wir,
ist unser Glaube ein so unvollkommenes Ding wie hier.
Möchten wir hinsichtlich dieser göttlichen Tatsachen unseren
Glauben prüfen an der Hand der göttlichen Bestimmung
dessen, was Glauben ist: Hebr. II, 1! „Ein Übersührlsein!"
Möchten wir unS nur täglich mehr und mehr durch den
Geist Gottes, der Christus verherrlicht lJoh. 16, 14), überführen
lasten von der Herrlichkeit der Person Jesu, indem
wir Ihn anschauen in Seinem Wort (2. Kor. 3, 18)!
§rage 3S: ist die Stelle in pkil. 2,12.13 zu verstehen:
„Vollfükret eure eigene Seligkeit mit §urcbt und Zittern"?
Antwort
Bei der Beantwortung dieser Frage dürfen wir nicht
die zweite Hälfte des Verses vergessen, sondern müssen sie
vielmehr voranstellen. Sie lautet: „Denn Gott ist es, der
in euch wirket beides, das Wollen und Vollbringen nach
Seinem Wohlgefallen."
Weil denn Gott solches in uns wirket, so sollen wir
Ihm einerseits stillehalten, daß Er durch uns wirken kann
als durch gefügige Instrumente, andererseits sollen wir die
Kraft, die Er uns darreicht, nämlich den Heiligen Geist
mitsamt Seinem teuren Wort, annehmen und in und mit
derselben unter Furcht und Zittern unsere Seligkeit schaffen.
Gott macht uns gerecht ohne unsere Werke, Er macht uns
gewissermaßen heilig durch unsere Werke, d. h. unser ganzes
Leben soll ein fortgesetztes gutes Werk, ein angenehmes
Opfer sein, indem wir uns Ihm Selbst auf Seinem Altar
darbringen, wie Er Sich für uns dargebracht hat und unsere
Seligkeit geschafft.
Dies ist nicht anders geschehen, als daß Er mit großer
Angst und Zittern in Gethsemane Sich unter Gottes Willen
beugte und dann als das Lamm Gottes unter Höllenqualen
am Kreuze für uns starb; aber — Gott sei gelobt — so
erniedrigend dieser Tod war, um so herrlicher war Seine
glorreiche Auferstehung, Himmelfahrt und Sitzen zur Rechten
Gottes samt der Ausbreitung Seines Reiches als der Frucht
126
Seines Todes. Auf diese selbstverleugnende Weise hat Er
unsere Seligkeit erworben, auf diese selbstverleugnende Weise
sollen wir Seine Nachfolger sein, indem wir unser eigenes
Leben mit Ihm am Kreuze in den Tod geben, damit wir
mit Ihm auferstehen, um gute Früchte zu bringen. Diese
völlige Selbstvernichtung, die durch Gott in uns gewirkt
wird, ist und bleibt eine Tat der Selbstverleugnung, die
wir immer mehr lernen sollten, damit Gott uns mehr mit
Seiner Kraft erfüllen kann, die wir in Seinem Dienste zu
Seiner Verherrlichung verwenden und so unsere Seligkeit
mit Furcht und Zittern schaffen.
Die Kehrseite ist folgende: Widersteht der Mensch
dieser Kraft, so bleibt er in der Knechtschaft des Teufels
und wirkt seine Verdammnis. Es ist dann seine eigene
Schuld, wenn er verloren geht, wie es nur Gottes Gnade
und Huld ist, wenn der Mensch errettet wird. L. Th.
ZmNvoit 8:
Mir scheint, wenn wir kindlich find, die Sache sehr
einfach zu sein.
1. Gott hat alles für alle getan. Wir haben zu der
Seligkeit nichts mehr, rein nichts mehr zuzufügen. „Es ist
vollbracht." Gott ist es auch, der nach V. 13 alles wirket,
wirklich alles. Aber Gottes Wille kommt in mir soweit
zur Ausführung als
2. mein Wille will. Mein Wille in Seinen Willen
gelegt, mein Wille von Seinem Willen umfangen und alles
ist gut. „Jawohl, Er blickt hernieder auf mich. Sein
schwaches Kind, zu Ihm schau ich auch wieder und Kraft
u:d Frieden find'. Ich lege meine Hände (Willen und
Leben) in Seine starke Hand und weiß. Er führt am Ende
mich heim ins Vaterland." Mit Furcht tue ich das, nicht
als Knecht, sondern als Kind; mit Zittern, nicht als in
sklavischer Pein, sondern in heiligem Mich-ausstrecken und
großem Ernst. K. E.
d.
Phil. 2, 12. 13 mahnt die Gläubigen, daß sie auf ihrer
Errettung nichr ausruhen sollen, als wenn ein treuer und
lebenskräftiger Wandel nicht nötig sei, weil wir ja in
Christus alles haben. Ja, wir haben alles in Christus,
12.
aber nicht, damit es unbeachtet liegen bleibt, sondern damit
wir es in einem Leben der Tat auswirken. Die Errettung,
das Heil wird in diesem Wort deutlich als vorhanden bezeugt.
Und den angeredeten Gläubigen wird ihr treuer
Gehorsam ausdrücklich anerkannt. Und doch werden sie
aufgefordert: „Wirket eure Errettung aus in einem
tadellosen Leben unbescholtener Gotteskinder, als Lichter
in der Welt, die das Wort Gottes durch ihr tatsächliches
Verhalten darstellen!" (14—16.) Die Errettung ist kein
totes Gut, sondern sie ist Leben! Der HErr als das
Leben ist unser Heil. Die Eigenart des Lebens ist die
Betätigung, und zwar im besonderen die Lebenswirkung.
Wo wahre Errettung ist, da betätigt sie
sich in einem gereinigten, geheiligten Leben, das den Todeshauch
und das Todesgift der Sünde überwindet. Ja, sie
beweist ihre Lebensrvirkung, indem sie das Leben, wie ein
Licht die Helligkeit und Wärme, um sich her verbreitet.
Und es gibt kein anderes Licht in dieser Welt als das
Wort, so daß alles wahre Leben sich mehr und mehr dem
Worte entsprechend gestaltet und so zu einem lebendigen
Brief Christi wird.
Das alles ist nur möglich in heiligem Ernst, mit Ehrfurcht
und Zittern. Je tiefer wir die Nähe Gottes und
die Jnnewohnung des HErrn erfahren, um so ehrerbietiger
und ernster wird unser Leben — Sein Wirken — alles
Eigne zurücktreten lassen. Denn wie die Tatsache der Errettung
selbst, wie jeder ernste, gute Wille (der von uns
gefordert wird), so ist auch jede Tat des Lebens, jedes
Wirken im Geiste Christi nie und nimmer aus uns, sondern
einzig und allein aus Gott, der allein die Kraft ist.
Antwort v:
Das Wörtchen „eigene" sagt uns, daß es sich um eine
Seligkeit handelt, welche wir schon in dieser Welt besitzen
und gegießen können. Was für eine Seligkeit oder Glückseligkeit
das ist, sagt uns Joh. 14, 23. Es ist die Gemeinschaft
mit dem Vater und mit Seinem Sohne Jesu Christo.
Das ist es, was Satan uns so gerne raubt, und ich fürchte,
daß viele Gläubige diese Seligkeit nicht genießen. Wer sein
eigenes, schwaches, menschliches Herz und auch die Welt mit
128
ihren Eitelkeiten und die List Satans, ihres Fürsten, kennt,
der wird mit Furcht und Zittern danach trachten, in dieser
persönlichen Gemeinschaft mit seinem HErrn im Himmel zu
bleiben. Drei Dinge sind wichtig zu beachten: I. Habe
acht auf dich selbst und auf die Lehre (I. Tim. 4, 16).
2. Halte fest das Bild gesunder Worte (2. Tim. 1, 13).
3. Halte im Gedächtnis Jesum Christum, auferweckt aus
den Toten (2. Tim. 2, 8). A. F. S.
^nmerkunz ses Herausgebers:
Wir haben mehrere Antworten verschiedener Auslegung
ausgenommen, die, wie wir glauben, einander ergänzen.
Doch in keiner scheint uns das berücksichtigt zu sein, wodurch
Paulus zu diesen Ausdrücken, die vielen Gläubigen ganz
ohne Grund Schwierigkeiten machen, Veranlassung hat.
Er schreibt ihnen diese Worte, soweit wir sehen, keineswegs
nur als ernste Ermahnung, deren Nichtbeachtung böse
Folgen nach sich ziehen würde — obwohl das wahr sein
mag —, sondern als lebendigen Trost. Sie bedurften
dessen sehr, nachdem Paulus, der bisher in ihrer Mitte gewirkt
und zu ihrem Heil gearbeitet hatte, sie hatte verlassen
müssen, wodurch sie sich gewissermaßen „auf eigene Füße
gestellt" sahen. Sie mußten jetzt ihr Heil selbst „auswirken".
Aber wenn Paulus auch nicht da ist — Gott ist
da; Gott wirkt alles in ihnen, während Paulus nur für sie
wirken konnte. Welch ein Vorrecht für uns. Ihn wirken
lassen zu dürfen! Doch schließt dieses Vorrecht die Verantwortung
für uns in sich, unsern Wandel in solcher Weise zu
führen, daß das Wirken Gottes nicht verhindert werde. Nur
durch diese beständige Wechselbeziehung zwischen Gottes Wirken
in uns und unserem dementsprechenden gebührenden Gehorsam,
der verbunden ist mit heiliger Ehrfurcht gegen Gott,
werden wir befähigt, „Darsteller des Wortes des Lebens"
— d. i. des Christus! — zu werden (B. 16). Wie die
Schauspieler Darsteller der Gedanken des Dichters sind, so
sind wir berufen, die Darsteller des Wesens Dessen zu sein,
welcher der geliebte Gegenstand unserer Herzen ist. Welch
erhabene Verantwortung und welch ein Trost, daß Er Selbst
in uns wirkt nach Seinem Wohlgefallen!
129
§rage 36: sind die (Zegenjätze in lTol. 3, 3 „rkr seid
gestorben" und in V. 5 „so lotet nun" zu versieben und wie
werden sie praktisch ausgetebt?
Antwort
Das eine ist wohl klar: Wiedergeborene sind der Welt
und dem Ich gestorben. Der alte Mensch (das Ich, die
eigene Persönlichkeit mit allem, was an und in ihr unter
der Leitung Satans stehend ist) ist gekreuzigt, und ich bin
ein neuer Mensch (dieselbe meine Persönlichkeit niit allen
Gaben, Kräften, Gütern unter dem Regiment Christi
stehend) geworden.
Aber obwohl der Christ ein neuer Mensch ist, so ist
doch der Leib noch da und in ihm allerlei Lüste. Lüste,
die an sich berechtigt sind, die aber, wenn sie nicht im Zügel
gehalten werden, zur Sünde führen und werden können.
Notwendige Eß- und Trinklust kann zur Völlerei und Trunksucht
werden, Fortpflanzungslust zur Unzucht werden, gutes
Streben zum ehrgeizigen Strebertum werden, Sparlust zum
Geiz werden, Feingefühl zur Einpfindelei werden usw. Da
gilt es zu wachen. Lüste sind nach dem Ausspruch eines
alten Mannes Gottes gute Knechte, aber böse Herren. Gott
mache uns wachsam! Sein Sieg ist unser Sieg. Halleluja!
^rttvort 8:
Der Zusammenhang aller Stellen, in denen uns bezeugt
wird, daß wir mit Christus gestorben sind, verwertet
diese Glaubenstatsache zu einem Ansporn des Willens, unser
praktisches Leben dementsprechend gestalten zu lasten. Daß
wir mit Christus gestorben sind, ist die Glaubensstellung,
die wir in Christus haben. Dieser Glaube ist keine Theorie
oder Lehre, sondern er ist Leben, und zwar in erster Linie
und vor allem inneres Leben. Das Geheimnis heißt
„Christus in uns" (Kol. 1, 27), Christus der Gekreuzigte
und der Erstandene und Erhöhte, der ganze Christus! Das
ist die persönliche Grundlage aller Heiligung. Damit sind
wir aber noch nicht „fertig" im „Gestorbensein". Denn das
Fleisch lebt. Wir leben im Fleisch. Hier bedarf es der
praktischen Auswirkung der Errettung. „Ich lebe, doch nun
nicht ich, sondern Christus lebt in mir! Vom Innersten
aus, wo im glaubenden Herzen Christus wohnt, werden
130
mehr und mehr alle Lebensgebiete in die Sterbensgemeinschaft
und Lebensgemeinschaft des HErrn gezogen. Der
lebendige Glaube, der selbst nichts anderes ist als eine
Lebenswirkung deS HErrn, hat sich unausgesetzt zubetätigen
gegen das Fleisch und alle fleischlichen Neigungen, die in
jedem Gläubigen vorhanden sind. In der Kraft des Glaubens
an die Todesgemeinschaft mit dem HErrn, der für uns gekreuzigt
wurde, sinnen wir nicht mehr auf das, was auf
der Erde ist. In dieser Glaubenskraft töten wir und legen
wir ab alle die Neigungen und Regungen, „um derentwillen
der Zorn Gottes kommt über die Söhne des Ungehorsams".
Ebenso wie die Elaubensstellung in Christus bei einem
treuen Gläubigen eine beständige ist, ebenso muß naturnot-
wenbig dieses Töten und Ablegen eine beständige Handlung
des neuen Menschen sein. E. A.
Anmerkung äes Herausgebers:
Welch eine köstliche Gewißheit: „Unser (der Gläubigen)
Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott" (B. 3).
Unser Leben ist hienieden zu Ende gebracht, indem wir
mit Christus starben. Wir haben unser Leben nur noch
droben; doch hier unten sind noch „Glieder" von uns,
Glieder des alten Menschen, der in Christo sein Ende gefunden
hat. Es wäre für uns nicht möglich, diese Glieder
zu töten oder im Zustande des Todes zu erhalten, wenn
unser Leben nicht in Gott wäre. Lebten wir noch unser
altes Leben, in dem nichts ist, was von Gott anerkannt
werden kann, so hätten wir auch keine Kraft, unsere Glieder
zu töten; unsere besten Willensäußerungen und Bemühungen
würden nichts sein als Fleischeswerk. Aber unser Leben,
unsere Lebensquelle wie Lebenskraft ist mit Christo in Gott;
«ur darum können mir „töten" (V. 5), oder vielmehr.
wie dieser Ausdruck und die folgenden wörtlich besagen:
(zuständlich) getötet haben...." (V. 5), „abgelegt
haben..........." (V. 8) und „angezogen
haben. . . ." (V. 12) und fortgesetzt in diesem Zustande
eines „neuen Menschen" (B. 10) wandeln.
Des neuen Menschen Leben ist Christus. Für das, was
er hier auf der Erde zu töten und abzulegen hat, zieht er
zugleich das an, was seinem Wesen nach Christus Selbst ist,
und also wird er von Gott „erneuert" (B. 10). Wir ver
131
wirklichen das Getötethaben usw. praktisch in dem Maße, in
dem wir droben unseren Verkehr haben, wo der Christus
ist (B. 1 «. 2!); dann wird das „Wort des Christus" für
uns lebenserneuernden Wert bekommen und „reichlich in
uns wohnen" (B. 16); dadurch wird der „neue Mensch"
ausgebildet werden, die Glieder des alten werden als getötet
ihre Macht mehr und mehr verlieren und das neue Leben
— Christus — wird nach und nach in uns ausgebildet
(2. Kor. 3, 18).
Trage 37: lZiite um eine kurze Auslegung von Nöm. 8,
19—25 L
-Xritveort -X:
Mit V. 19 möchte man Kol. 3, 4 und 1. Joh. 3, 2
vergleichen. Das Harren der Schöpfung wartet auf den
Tag, da der HErr mit Seinen Erkauften erscheinen wird,
rim durch Gericht alles in Ordnung zu bringen (2. Thess.
1, 10; Apgesch. 3, 19. 21). — B. 20—22: Der Mensch
wurde zum Herrschen geschaffen, um Gott auf der Erde zu
vertreten (1. Mose 1, 26. 28), aber da er durch Ungehorsam
und Hochmut in die Knechtschaft Satans, der Sünde, der
Eitelkeit fiel, so ist es klar, daß alles, was von ihm beherrscht
wurde, auch mit ihm in die Knechtschaft fiel; unsere
Sünde hat die Grausamkeit der Raubtiere, das Leiden des
Tierreiches, die Unfruchtbarkeit des Bodens, die Krankheiten
des Pflanzenreiches, alle Unregelmäßigkeiten in den Verrichtungen
der Schöpfung: Mißbildungen bei den lebendigen
Wesen, Störungen, Erdbeben usw., verursacht und verursacht
sie noch. Aber Gott ließ dies zu, um die Schöpfung teilhaftig
an den Ergebnissen des Werkes Christi (Kol. I, 20;
Hebr. 2, 9) zu machen. V. 23 drückt das Sehnen, das Verlangen
der im Leibe noch wohnenden Kinder Gottes aus
(2. Kor. 5, 2. 4; Phil. 1, 23). V. 24. 25: Ihre tatsächliche
Errettung ist noch nicht ausgeführt, obgleich alles für dieselbe
vollbracht ist (Joh. 19, 30). Sie warten noch, aber mit
Gewißheit, auf die Vollendung ihres Heiles, welche die
Wiederkunft des HErrn ist, durch die sie in Herrlichkeit
ausgenommen werden; dann wird die Schöpfung selbst im
Tausendjährigen Reiche von der Herrschaft der Sünde befreit
werden (2. Thess. 2, 3—8). In Verbindung mit V. 24
und 25 lese man noch Hebr. 2, 8; 9, 28; 1. Petri 1, 3—9;
132
2. Thess. 2, 16; 2. Kor. 4, 18; Eph. 1, 18. Gepriesen sei
der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi für diese
gute Hoffnung; Er ist unsere Hoffnung (1. Tim. 1,1).
^ntvort 8:
Als der HErr hienieden wandelte, seufzte Er im Geiste
(Joh. 11, 33. 38). Er sah und empfand in Seiner Seele
den Tod und das Verderben, welches durch die Sünde in
die Welt gekommen war. So haben auch heute die Kinder
Gottes ein Empfinden für die Knechtschaft des Verderbnisse»,
unter der die Schöpfung seufzt.
Der Mensch ist das Haupt der Schöpfung, und als
durch seine Sünde das Gericht Gottes über ihn kam, kam
auch die Schöpfung unter den Fluch (1. Mose 3). Da ist
der Ursprung und Anfang des Seufzens. Von da an
brächte die Erde statt Früchte Dornen hervor. Die Tiere,
die einst dem Menschen nahten, flohen vor ihm, er wurde
ihr Tyrann, und nur im Schweiße seines Angesichts fand
er selbst sein Brot. Mit Seufzen und Geschrei betritt er
die Welt und so geht er auch wieder aus ihr heraus. —
Mit dem Fortschreilen in der Sünde und Empörung gegen
Gott mehren sich auch die Wehen und das Verderben der
Schöpfung. Die Sintflut brächte neues Verderben. Bis
dahin erreichte der Mensch ein fast tausendjähriges Alter,
jetzt wurde das Leben abgekürzt. Babel, Sodom usw. zeigen
weitere Spuren des mit der Sünde zunehmenden Verderbens.
Obgleich wir die Erstlinge des Geistes haben (B. 23),
so gehören wir durch den Leib noch dieser Schöpfung an,
und seufzen in uns selbst und harren der Erlösung. Zugleich
sind wir aber auch der Mund der seufzenden Schöpfung,
der das Sehnen der Kreatur nach dem Tage der Offenbarung
der Söhne Gottes vor Gott ausdrückt. Jetzt ist
noch der Tag des Weinens, aber bald kommt die Stunde,
von welcher der HErr sagt: Ich werde euch Wiedersehen
(Joh. 16, 22), und dann naht der Tag, an dem wir mit
Ihm offenbar werden in Herrlichkeit (Kol. 3, 4), der die
Befreiung der Schöpfung von der Knechtschaft und
Gebundenheit in sich schließt. Dann, wenn die Kinder
Gottes offenbar werden, wird auch sie in dem Schmucke
ihrer Schönheit gekleidet sein. v. d. K.
.^nmerkunz 6es ttersusgebers:
Hat es uns noch niemals wie ein heiliger Schmerz tief
ergriffen, wenn wir sahen, wie ein armes Lastwagenpferd
auf der Straße erbarmungslos mißhandelt wurde, oder
wenn wir einen jämmerlichen Droschkengaul auf dem glatten
Asphalt stürzen sehen mußten? Sicherlich! Haben wir
nicht schon ähnlichen Schmerz empfunden gelegentlich beim
Anblick eines gefangenen Vögelchens, oder wenn wir irgendwie
gezwungen waren, in der Natur einen Kampf auf Leben
und Tod mitanzusehen? Sollte unser Schmerz nicht gewissermaßen
die stille, traurige und sehnsüchtige Antwort
sein auf den klagenden Schmerzensschrei der um unsertwillen,
um des gefallenen Menschen willen leidenden Tierwelt,
ja der gesamten Schöpfung? Sie, die Schöpfung,
seufzt — unbewußt freilich, aber darum nicht weniger
sehnend — nach der Erlösung, die erst eintrelen kann, wenn
die „Erlösung unseres Leibes" eintritt, die „zukünftige Herrlichkeit,
die an uns geoffenbart werden soll". Laßt uns
mehr unter diesem Gesichtspunkt die leidende Naturwelt
anschauen, dann werden wir das Mitleiden und Erbarmen
mit ihr haben, das uns als Christen geziemt (vgl. z. B.
Spr. 12, 10 u. a.), uns, die wir uns mitverantwortlich
wissen für die „Knechtschaft des Berderbnifses und der
Eitelkeit", unter welche der Mensch durch seine Sünde die
Schöpfung unterworfen hat (V. 20)!
Trage 38 (Voppelkrage): Ist in 6pgescb. 21, 4 der GeUige
Geist gemeint? >Venn ja, v»ie ist dann der Gegensatz zu V. 11
zu versieben? (vgl. nock flgescb. 11, 28!)
un/sr» rn 6 Asnann/s nsris
Tnrt /o t/rs
au/ /Aon srnFSAanASNMr Anlu/onlsn mr'l
AuMMST» As?» Ä?S7»allLAS§S7».
>^?as will Paulus in flpgesck. 20, 22 sagen? Ist es ein Hinweis
auf Kap. 19, 2 l oder 18, 18. 21 ?
Antwort / (1.
Wenn die Schrift von „dem Geiste" (Apgesch. 21, 4)
spricht, ohne andere Bezeichnung in dem Zusammenhang, so
134
können wir nur an den „einen Geist" denken (Eph. 4, 4),
den Heiligen Geist. Wenn sie von „dem HErrn" spricht,
so verstehen gleich unsere Herzen, um welche teure Person
es sich handelt (Joh. 20, 25; 21, 7. 12). Ebenso ist's mit
„dem Geist", denn Er und der HErr sagen die gleichen
Worte (Ofsenb. 2, 17 usw.; 3, 14. 22); beide sind die Wahrheit
(Joh. 14, 6; 1. Joh. 5, 6). Andere Geister sind in
der „von Gott eingegebenen Schrift" stets sorgfältig gekennzeichnet,
damit betreffs „des Geistes" keine Unklarheit bestehe,
von dem unser Verständnis abhängig ist (1. Kor. 2,
10. 11; Joh. 14, 26; 16, 13. 14).
Die Gemeinden wandelten in der Furcht des HErrn
(Apgesch. 9, 31), im Geist (Gal. 5, 16. 25) und dieser,
unberrübt, wirkte in den Gläubigen Seine Frucht, die
Liebe. . . den Frieden . . . (Gal. 5, 22). Wie Paulus
(Apgesch. 20, 23) und Agabus (21, 11) hatten die Jünger
von Tyrus durch denselben Geist Kenntnis von den des
Paulus wartenden Banden und Drangsalen erhalten, und
die Liebe des Geistes (Röm. 15, 30) trieb sie, wie auch die
in Cäsarea, zu ihrer dringenden Bitte; dieselbe Liebe wirkte
in Paulus, dessen Herz brach, aber ihm wurden von dem
HErrn zuerst (Apgesch. 20, 22. 24), von Brüdern auch
(Röm. 15, 25. 26) Dienste anvertraut, welche die Reise nach
Jerusalem erforderten, und inbrünstig im Geist, „dem HErrn
dienend" (Röm. 12, 11) tat er „eines" (Phil. 3, 14). In
diesem 21. Kapitel der Apostelgeschichte finden wir also keine
Widersprüche, vielmehr sind da die verschiedenen Wirkungen
Gottes durch den Geist, nach der Stellung jedes einzelnen
wahrnehmbar (1. Kor. 12, 6. 18). Das Ende bei allem ist
Sein allen Verstand übersteigender Friede (Apgesch. 21, 14;
Röm. 16, 20 mit Phil. 4, 6. 7). R. W. D.
^nvvort 8 (2. Kratze):
In Apgesch. 20, 22 denken manche Ausleger an den
eigenen Geist Pauli im Unterschiede von 21, 4, wo der
Heilige Geist gemeint sei.
Die Schrift unterscheidet ja zwischen Seele und Geist
des Menschen. So ist I. Kor. 2, 11 sicher der Geist des
Menschen gemeint.
Demnach will man den Wunsch des Apostels, nach
Jerusalem zu gehen, auf seine große Sehnsucht, das jüdische
135
Volk für das Evangelium zu gewinnen, zurückführen, eine
Sehnsucht, die so mächtig ist, daß er bereit ist, sein Leben
für sein Volk zu lassen (vgl. 20, 24 mit Röm. 9, 1—5;
15, 30. 31).
Eine Berufung auf Apgesch. 19, 21. 22, wo es heißt:
„Paulus setzte sich vor in seinem Geiste, nach Jerusalem
zu reisen," ist schon deshalb belanglos, weil auch an dieser
Stelle durchaus nicht an den Geist des Apostels im Unterschiede
vom Heiligen Geist gedacht werden muß. Wörtlich
heißt es: „In dem Geiste".
Wir sind aber durchaus nicht genötigt, einen Gegensatz
zwischen dem Vorsatz des Apostels und der Absicht des
Geistes anzunehmen. Die Offenbarungen des Heiligen
Geistes bezüglich der geplanten Reise kannte der Apostel
ja genau. Sein Geist kann sich nie gebunden und gedrungen
fühlen, etwas zu tun, was dem Willen des Heiligen Geistes
widerspricht. Allen Versuchen, die Reise des Apostels nach
Jerusalem als eine vom Heiligen Geiste nicht gewollt?,
sondern als einen dem eigenen Geiste des Apostels entsprungenen
und mit einem gewissen Eigensinn trotz aller
Warnungen durchgesetzten Plan darzutun, stehen Wortlaut
und Sinn der Schilderungen in der Apostelgeschichte durchaus
entgegen.
Der Apostel fühlte sich im Geiste gebunden, stand aber
dabei unter der Leitung des Heiligen Geistes. I. W.
äntvort L f2. ?mge):
Paulus nennt sich oft einen Sklaven Jesu Christi
(Röm. 1,1; Phil. 1, 1; Tit. 1,1). Paulus war nicht eiy
äußerlich Gebundener, sondern ein im Geist Gebundener,
d. h. er hatte sich jemand zu eigen gegeben, verpflichtet, dem
Herrn Jesu. So meint er hier, daß er als ein dem HErrn
Verpflichteter im Gehorsam gegen Ihn trotz der durch den
Heiligen Geist vorausgesagten Bande und Drangsale (Apgesch.
20, 23), die dort auf ihn warteten, nach Jerusalem reise.
B. 24 zeigt, daß er nach Jerusalem ging, um seinen Lauf
zu vollenden und den Dienst, den er von dem Herrn Jesu
einpfangen habe, daß er deswegen auch keine Rücksicht auf
sein Leben nehme. Daß dieses keine leeren Worte und
Selbsttäuschung waren, zeigt sein weiterer Weg. Der HErr
hatte einst zu Ananias gesagt: „Dieser ist Mir ein aus
— 136
erwähltes Gefäß, Meinen Namen zu tragen sowohl vor
Nationen als Könige und Söhne Israels" (Apgesch. 9,15).
Bisher war der Dienst des Paulus unter den Nationen
und nur unter den unter diesen zerstreuten Kindern Israels
gewesen. Jetzt finden wir ihn Apgesch. 21. 22 im Tempel
von Jerusalem, dem Mittelpunkt des jüdischen Volkes, vor
der ganzen Stadt das Zeugnis des Evangeliums verkünden,
Apgesch. 23 vor dem Synedrium stehen, Apgesch. 24 vor
dem Landpfieger Felix, Apgesch. 25 und 26 vor Festus,
dem König Ägrippa und Bernice. Phil. 1, 14 kann er
schreiben, daß seine Bande in Christo offenbar geworden
seien in dem ganzen Prätorium, und daß seine Umstände
zur Förderung des Evangeliums geraten seien. Phil. 4, 22
spricht er von den Heiligen in des Kaisers Hause. Ob er
bei seiner ersten und seiner zweiten Gefangenschaft vor dem
Kaiser persönlich gestanden hat und ob die 2. Tim. 4,16.17 erwähnte
Verantwortung vor diesem persönlich war, erzählt die
Schrift nicht ausdrücklich, es erscheint aber wahrscheinlich, da er
sich ja auf die Person und das Urteil des Kaisers berufen hatte.
So führte der HErr Seinen Knecht ins Gefängnis,
damit dieser diesen Teil seines Dienstes erfüllen konnte,
damit auch das jüdische Volk und seine Führer, sowie die
weltlichen Fürsten und Herren die Botschaft des Evangeliums
aus dem Munde des Paulus hörten. O. v. Br.
^nmerkune <le * HerausZeders:
Wir sind sehr dankbar für diese drei sich so gut ergänzenden
Antworten, aus denen auch deutlich hervorgeht,
daß es schriftgemäß ist, die Reise Panli nach Jerusalem für
gottgewollt zu kalten. Hierzu nur noch einmal der Hinweis
auf Apgesch. 9, 15. 16: Nationen — Israel.
Apgesch. 21, 4 enthält gar kein Verbot, ebensowenig
wie V. 11; in V. 4 ist das, was in V. 12 infolge der V. 11
vorausgegangenen Weissagung steht, als ein Reden durch
den Geist dargestellt, was nur zeigt, wie geisterfüllt die
Jünger waren. Aber keineswegs sind hierin Gegensätze
gegen Kapitel 20, 22 oder 19, 21 zu sehen. Paulus handelte
nach dem Willen des HErrn (vgl. Apgesch. 20, 22—24 mit
18, 21 b und 21, 14!). Nur wenn in 21, 4 ein bestimmter
Befehl des Geistes läge, wäre diese Stelle schwierig in
!37
ihrem Verhältnis zu Stellen, wie 19, 21 und 20, 22 („in
dem Geiste"); aber der liegt nicht vor, sondern der Geist
wirkte in ihnen eine warnende Bitte gemäß ihrer
Stellung zu Paulus und in Paulus einen dem göttlichen
Willen entsprechenden Entschluß gemäß
seiner hervorragenderen Stellung (als Apostel) zum HErrn!
Paulus ging einen klaren, göttlichen Weg!
Trage 39: >Vas ist die IZedeulung der Ausdrücke „Scbec>l *
(5l. „Hades *, „Abgrund * (Nb?ssos), „Teuersee * (Offenb. 20),
„Hölle * (Oekenna) und „Tartarus" (2. Petr! 2, 4)? Sind es alles
vermiedene Dinge, oder sind z. S. „Scbeol * (5l. ^.) und
„Hades * (D. ^1.) dasselbe?
/^nt^ort
Das Wort Hades kommt im N. T. wie folgt vor:
Matth. 11, 23; 16, 18; Luk. 10, 15; 16, 23; Apgesch. 2,
27, 31; Offenb. I, 18; 3, 7 (versch. Lesart.); 6, 8;
20, 13. 14. Es bedeutet Totenreich, Unterwelt und entspricht
dem hebräischen Wort Scheol. Das Wort Scheol
findet sich häufig schon im Buche Hiob, vergl. 7, 9; 11
14, 13; 17, 13. 16; 21, 13; 24, 19.
Das Totenreich liegt tief unten, 5. Mose 32, 22;
Jes. 14, 9; 57, 9; Hes. 32, 21; Am. 9, 2; Ps. 86, 13;
139, 8; Spr. 15, 24; Hiob II, 8. Es ist der Aufenthaltsort
für alle Toten, Hos. 13, 14; Ps. 16, 10; 49, 15;
89, 48; Spr. 5, 5; 23, 14. Doch find zwei Orte zu
unterscheiden, das Paradies (Schoß Abrahams), d. i. der
Ort für die Frommen (Luk. 16, 22; 23, 43), wo der
sterbende Schacher mit Christus sein sollte. Von diesen sind
die übrigen durch eine große Kluft getrennt (Luk. 16, 26).
Bis zum Gericht vor dem großen weißen Thron
werden die Gottlosen hier bleiben, um dann in den Feuersee
geworfen zu werden (Offenb. 20, 13 ff.). Dagegen erscheint
daZ „Paradies" seit der Auferstehung Christi in der
Gegenwart Gottes, wohin Paulus entrückt wurde (2. Kor.
12, 1—4), nicht mehr im Hades. Christus ist hinaufgestiegen
in die Höhe und hat die Gefangenschaft gefangen
geführt (Eph. 4, 8), aber zuvor stieg Er hinab in die unteren
Teile der Erde, d. i. in den Teil des Hades, der das
138
Paradies genannt wird. Die jetzt sterbenden Gläubigen
find „daheim bei dem HErrn" (2. Kor. 5, 8) und kommen
nicht in den Hades.
Das „höllische Feuer" (Matth. 5, 22) wörtlich „das
Gehenna des Feuers", war ursprünglich die Feuerstelle im
Tale Hinnom, wo Menschenopfer dargebracht wurden
(2. Chron. 33, 6; Jer. 7, 31). Dieses Wort kommt 12
mal im N. T. vor, Matth. 5, 22. 29. 30; 10, 28;
18, 9; 23, 15. 33; Mark. 9, 43. 45. 47; Luk. 12, 5;
Jakob 3, 6, also mit Ausnahme der letzten Stelle, nur in
den Aussprüchen des HErrn Selbst. Natürlich ist hier
nicht die örtliche Stelle im Tale Hinnom gemeint, sondern
der Ort des Gerichts und der Strafe der Gottlosen, wo ihr
Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt, d. i. der
Feuersee (Offenb. 19, 20; 20, 10), oder der zweite Tod
<Joh. 8, 24; Offenb. 21, 8). Schon bei den Propheten
erscheint dieser Platz als Borbild des Gerichlsortes,
Der Ausdruck Tartarus kommt als Hauptwort überhaupt
nicht vor, wohl aber einmal, nämlich 2. Petri 2, 4,
das entsprechende Zeitwort r«yr«rpoöv (tartaroun), d. i. in
den Tartarus werfen. Da es nur hier gebracht wird, und
zwar von den gefallenen Engeln, so muß nicht an den Hades
gedacht werden, noch weniger an die Gehenna (Hölle), „den
schlußgerichtlichen Strafort der Feuerhölle", sondern an den
vorläufigen Haftort, wo sie „aufbewahrt" werden für das
Gericht. — Der Abyffos, d. i. die „Tiefe", das Bodenlose,
der Abgrund. Dieser Ausdruck ist in der griechischen Übersetzung
des Alten Testaments die Wiedergabe des hebräischen
Wortes tbebom, Tiefe, Meerestiefe (z. B. 1. Mose 1, 2;
5. Mose 33, 13; Ps. 107, 26). Im N. T. ist Abyffos
(Nöm. 10, 7) dasselbe wie Hades, d. i. der Aufenthaltsort
der Verstorbenen; nach Luk. 8, 31; Offenb. 9, 1; 11,7;
17, 8; 20, l. 3 der vorläufige Strafort der bösen Geister,
also dasselbe wie der Tartarus. I. W.
^nvvork k:
Die Lutherbibel enthält oft den Ausdruck „Hölle", wo
in neueren Übersetzungen „Totenreich" steht.
Die Juden nannten das Totenreich „Scheol", und das
griechische Neue Testament gibt „Scheol" durch „Hades"
139
Zr
wieder. Der Scheol, auch „Grube" (Lutherbibel 1. Mose
37, 35), war im Alten Bunde zunächst der Ort der abgeschiedenen
Seelen, sowohl der Frommen, als auch der
Gottlosen; er war das Gefängnis (I. Petri 3, 19). Die
Stellen im Alten Testamente schildern den Zustand der
Seelen im Scheol als trostlos. Hiob 7, 9; 3, 11—19;
8, 18; 10, 21; Ps. 6, 5; 30, 9; 115, 17.
Den wichtigsten Ausschluß über den „Hades" erhalten
wir im Neuen Testament in der Geschichte vom reichen
Mann und vom armen Lazarus, Luk. 16, 19—31; dort
erfahren wir von einem Ort der Seligkeit, „Abrahams
Schoß", auch „Paradies" (Luk. 23, 43) und von einem „Ort
der Qual". Dieser Ort der Qual ist wohl zu unterscheiden
von der eigentlichen Feuerhölle oder Gehenna, dem Ort der
endgültig Verdammten. Der griechische Ausdruck „Tartaros"
bedeutet Ort der Verdammnis und die Miniaturbibel gibt
ihn in 2. Petri 2, 4 mit „Hölle" wieder. Der Abgrund
(Abyssos), in Ofsenb. 9, 1; 11, 7; 17, 8, da der Rauch
aufsteigt, (Offenb. 9,2), ist ohne Zweifel die Behausung des
Teufels und feiner Engel (Matth. 25, 41). Man merke
wohl, nicht eigentlich die der Menschen, denn Gott will, daß
allen Menschen geholfen werde (1. Tim. 2, 4).
Das Wort „Hölle" ist abgeleitet von dem altdeutschen
„Hela", dem Namen der Göttin der Unterwelt bei den
alten Germanen.
Als Vorbild dieses OrteS der Qual galt den Juden
das Tal Hinnom, südlich von Jerusalem, wo immer Feuer
unterhalten wurde, um Aase und Dünger zu verbrennen;
auch die Leichen von Verbrechern wurden dort hingebracht;
der Ort hieß Gä-Hinnom (vergl. Jer. 19, 6ff.) und daraus
entstand Gehenna; auf diese beziehen sich folgende Stellen:
Jes. 66, 24; Offenb. 21, 8; Mark. 9, 43; Jud. 7, 23;
Offenb. 14,10; 21,8. Das Schicksal derer in Offenb. 21,8
ist noch zukünftig und findet nach dem Tausendjährigen
Reiche statt.
Für uns ist es sehr wichtig zu wissen, daß uns nach
unserem Tode ein seliger Ort „bei Christo" bereitet ist
(Phil. 1, 23). Eine solche Verheißung bestand für Israel
unter dem Gesetz nicht. Im A. T. kann der Zustand der
Verstorbenen kein seliger genannt werden, da Christus dem
Tode noch nicht die Macht genommen hatte. Der Zustand
140
der Entschlafenen wird ein seliger für den, der in Christo ist,
obgleich auch diese Seligkeit erst mit der ersten Auferstehung
zur Vollendung kommt nach Offenb. 20, 6. C. L.
^nmerkunS äes Heraus^eders:
Die Frage ist durch diese beiden umfassenden Antworten
genügend beleuchtet. Wir Weisen nur noch hin auf
das auch für „Totenreich" und „Abgrund" gebrauchte
hebräische Wort „Abaddon", in Ps. 88, 11. 12; Hiob 26, 6
u. a. gebraucht, wozu wir zu vergleichen bitten Offenb. 9,11.
Wir möchten die teuren Leser, denen dieser ganze Gegenstand
zu „trocken" erscheinen will, um sich gründlich mit demselben
zu beschäftigen, noch bitten, die angegebenen Schriftstellen
treulich zu durchforschen, sie werden gewiß Gewinn
davon haben. Denn wenn Gott diese Dinge nicht für
wichtig genug erachtet hätte, so hätten sie gewiß nicht in
Semem Worte Aufnahme gefunden! Auch hier gilt
2. Tim. 3, 16. 17.
Persönliche Worte an unsere Freunde!
Viele neuerliche Ermunterungen in freundlichen Zuschriften und
reichliche Mitarbeit an dem Inhalt sowie an der Verbreitung der
„G. H." stimmen uns zu stets erneutem Dank gegen den HErrn
und alle unsere teuren Helfer.
Die Einsender von Manuskripten bitten wir herzlichst, die unten
auf der 3. Umschlagseite jedes Heftes auf Manuskripte bezüglichen
Mitteilungen zu beachten. Insbesondere bitten wir, die Manuskriptblätter
stets nur einseitig zu beschreiben!
Da wir eine solche Fülle von Stoff zur Verfügung haben, daß wir
erst einmal aufarbeiten müssen, so können wir bis Oktober
(oder vielleicht November) d. I. keine neuen Fragen annehmen.
Erst von dann an denken wir wieder neue Fragen aufnehmen zu
können.
Jedoch, wenn dringende Fragen vorliegen, möge man sie uns
senden, wir werden bemüht sein, nach Möglichkeit solche Fragen persönlich
(brieflich) unserer Erkenntnis gemäß zu beantworten.
Möchte die „G. H." auch fernerhin vielen zu reichem Segen sein
und die Erkenntnis des HErrn wie die Liebe zu Ihm
mehren helfen!
Mit Tit. 2, 11—14 grüßt alle Freunde und Mitarbeiter
Klotzsche, Anfang Juli 1914.
6er krerausgeder
Gruß an 6en Leser:
,,Mr habe« einen solchen Hohenpriester, -er Sich gesetzt hat
znr Rechten -es Thrones der Maiestat in den Himmeln als
Diener -es Heiligtums und -er wahrhaftigen Hütte, welche
-er HErr errichtet hat, nicht -er Mensch." Hebr 8,1. 2.
'U
Antworten.
ir Litten dringend, man möge die in dm Fragen angeführten Schrift-
stellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich
zum Segen dienen, so mutz man sie an der Hand der Schrift durchforschen.
§rage 40: >Vie ist Die Steile zu verstehen: t)ebr. 7, 9. 10
und wie verhalten sicb Diese beiden Verse zu V. 14?
^nNvort
Der Bries an die Hebräer offenbart die Vollkommenheiten
Christi von jüdischem Standpunkt aus gesehen. Um unsere
Stelle zu verstehen, müssen wir die Bedeutung des Zehnten
begreifen. Wir lesen in I. Mose 14, daß Melchisedek
Abram segnete (V. 19) und dieser jenem dann den Zehnten
von allem gab (V. 20). Der Zehnte war also ein freiwilliges
Zeugnis der empfangenen Segnung, ebenso wie die
Gaben in 1. Chron. 29, 5. 9. 12. 14; wenn er dem
Volke Israel gesetzlich vorgeschrieben wurde, so geschah es,
um die Tatsache zum Ausdruck zu bringen, daß es ein
gesegnetes und segnendes Volk war; hätte Israel jene
Vorschriften durch Glauben beobachtet, so wäre es auch der
Fall gewesen. Die Segnungen Israels und durch Israel
sollten darin bestehen, daß Gott Seine Wohnung bei dem
Volke hatte, dessen Priester Levi (und seine Nachkommen)
war. Da derselbe also Vermittler der Segnung war,
erhielt er den Zehnten von seinen Brüdern (Hebr. 7, 5. 9).
Aber als Same, als er noch in der Lende Abrahams war,
wurde er teilhaftig der Segnungen und deshalb auch ge-
zehnt, d. h. mußte den Zehnten zahlen. Daher ist nicht
Levi der Urheber der Segnungen, sondern ein Besserer
(V. 7), Melchisedek, d. h. im Vorbild Christus Selbst
(V. 3. 6). Es ist ein schlagender Beweis, daß alle Segnungen,
welche die Juden durch das levitische Priestertum
zu erlangen meinten, ihre Quelle von Anfang an in
Christo hatten. Wenn man nun die Quelle erreicht hat.
146
wozu dann noch einen Kanal zum Schöpfend des Wassers?
Nein, dieser fällt weg, denn er ist nutzlos und sogar schädlich
für die Kühle und die Reinheit des Wassers.
Da nun das Gesetz und das levitische Priestertum
nur Schatten waren, so ist es klar, daß der Körper,
Christus, nicht in demselben zu finden ist, also nicht in der
Nachkommenschaft Levis. In 1. Mose, 14, 18 sehen wir.
daß der Segnende, Melchisedek, gleichzeitig König und
Priester war, bezw. sein soll. Um diese Bedingung zu erfüllen,
mußte also dieser aus dem Stamme kommen, der die
bestimmte Verheißung des Königs hatte, aus Juda (1. Mose
49, 10). Hebr. l, 14 ist demnach ein anderer schlagender
Beweis dafür, daß „unser HErr" „Priester in Ewigkeit
nach der Ordnung Melchisedeks" ist. Wenn Israel Jesum,
den Nazarener, als König und Priester anerkannt haben
wird, wird auch der Zehnte nicht mehr eine tote Form oder
eine Nahrung für die Selbstgerechtigkeit (Luk. 18, 12) sein,
sondern das dankbare Zeugnis von der ewigen Güte
Gottes (Ps. 110, 3).
Lieber Bruder, Christus ist die Quelle! Sein Tod
und Sein Leben sind für uns die Ursachen aller Segn
ungen (vgl. 1. Mose 14, 18; Malth. 26, 26—29; 1. Kor.
10, 16). Er hat uns auch unserem Gott zu Königen und
Priestern gemacht (Offenb. 5, 6). Ja, Ihm sei die Herrlichkeit
in die Zeitalter der Zeitalter! Amen. (Hebr. 13, 21.)
R. W. D.
Anmerkung <tes Herausgebers:
Der Gegenstand ist ziemlich schwierig, leider ist auch
nur vorstehende Antwort eingegangen, doch denken wir, daß
sie genügen wird, um dem aufmerksamen Schristforscher
Licht zu geben. In vorliegender Frage liegt verborgen die,
wie wir uns zum Geben des Zehnten zu stellen haben.
Dazu einige Worte!
Den Zehnten zu geben oder für das Werk des HErrn
zurückzulegen, weil im Gesetz (also dem Volk Israel) dies
geboten war, ist unter allen Umständen schristwidrig, selbst
wenn man sagt: Was das alttestamentliche Volk Gottes
tat, muß das neutestamentliche, das größerer Segnungen
teilhaftig geworden ist als jenes, erst recht tun! Nein, und
abermals nein! Wir sind nicht unter Gesetz! (Gal. 5, 18;
147
II
3, 2; 4, 6.) Aber nun berufen sich manche teure Kinder
Gottes darauf, daß das Berzehnten schon vor dem sinaitischen
Gesetz dagewesen sei, und sie weisen hm auf die Tatsache,
daß Abraham dem Melchisedek, der doch ein Vorbild auf
Christus sei, den Zehnten gegeben habe. Wenn solche
Geschwister 1. Mose 14 für sich so auffafsen, wollen wir
sie nicht schelten; aber nie sollte man sagen, aus diesem
Kapitel gehe hervor, daß die Gläubigen heute den Zehnten
zu geben verpflichtet seien. Wenn Verpflichtung da ist,
dann ist Gesetz da! Wenn das, was einige tun, darum
andere auch tun sollten, dann wird eine menschliche
Satzung aufgerichtet, und das ist vom Übel (Kol. 2, 20 ff).
Aus dieser wunderschönen Geschichte in 1. Mose 14
geht hervor, daß Melchisedek von Abraham den Zehnten
nicht gefordert hat! Freiwillig gab Abraham den Zehnten.
Gewiß sind wir Gläubigen von heute Abrahams Same.
(Gal. 3, 6. 7. 29.) Aber wenn wir nun deswegen auch
den Zehnten geben wollten, so würden wir gerade den
Charakter des Gebens Abrahams, den Charakter der
Freiwilligkeit zerstören und ein Gesetz für uns aus
dem machen, was Abraham für sich tat. Er setzte sich
gleichsam im Herzen vor, als Gesegneter zu geben, wie es
ihm gut schien; er gab den zehnten Teil, womit er — was
die Zahl 10 bedeutet — das Bewußtsein seiner menschlichen
Verantwortlichkeit Gott gegenüber andeutete. (Vergl.
über die Zahlen S. 36—38 in Band I.) Wollen wir es
machen gerade wie er? Keiner hätte das Recht, es uns zu
verbieten, wenn die Bewegrüude ganz von selbst die
Abrahams und keine gesetzlichen wären. Aber es kommt
nicht auf die Zahl 10 an, sondern darauf, den Charakter
des Gebens Abrahams zu wahren! Dazu geben uns
1. Kor. 16, 2 und 2. Kor. 9, 6. 7 (8!) wichtige Fingerzeige.
Handeln wir nach ihnen als solche, die gesegnet
sind, um zu segnen, dann wird der Zehnte oft genug weit
überschritten werden, (vergl. z. B. die Geschichte vom Scherf-
lein der Witwe! Mark. 12, 41—44). Und dann — gibt es
eine Grenze für den, der da weiß: „Was wir leben, daS
leben wir Dem, der für uns gestorben ist und ist auserweckt
worden" (2. Kor. 5, 15)? Und das ist nach Hebr. 7,
unserem vorliegenden Kapitel, Christus, der da ein unveränderliches
Priestertum hat, weil Er in Ewigkeit bleibt (23,24).
148
Lrage 41: Wie stimmen zusammen IZedr. 10, 4: »Unmög-
licd kann IZIul von Stieren und Säcken Sünden kinvvegnebmen"
und das in 3. Mose, 5, 10. 13. 1k. 18. 26 in Verbindung mit
dem Scbuldopker immer wiederholte »und es wird ikm vergeben
werden"?
Antwort H:
In Hebr. 10 handelt eS sich um einige Vergebung
(B. 10. 14. 17. 18), und da ist es selbstverständlich, daß
„unmöglich Blut von Stieren und Böcken Sünden hinwegnehmen
kann". In 3. Mose 5 aber ist es anders, denn
das Gesetz hat nur „einen Schatten der zukünftigen Güter,
nicht der Dinge Ebenbild selbst"; alle Dinge waren nur
Vorbilder, welche auf den Herrn Jesus und die mit Ihm
verbundene Gnade und die Segnungen Hinwiesen. Alles war
nur irdisch: das Volk, seine Berufung, die ihm verheißenen
Segnungen, sein Dienst, seine Opfer — und auch die
Vergebung auf Grund der letzteren. Brächte ein Jsraelit
für ein Vergehen das im Gesetz vorgeschriebene Opfer dar,
so war seine Schuld getilgt, er war gereinigt, seine Sünde
war vergeben; alles aber zunächst nur in den Augen der
Menschen und — soviel ich verstehe — in bezug auf die
Wege Gottes mit dem Menschen auf dieser Erde, also in
bezug auf die zeitlichen Folgen der Sünde. Dazu bedurfte
es nicht einmal des Glaubens, da es sich nur um ein
Schattenbild handelte: wenn er das vorgeschriebene Opfer
darbrachte, wurde ihm vergeben. Ewige Vergebung konnte
er jedoch auch nur durch Glauben erlangen, wie es von
Abraham heißt in 1. Mose 15, 6: „Und er glaubte Jehova;
und Er rechnete es ihm zur Gerechtigkeit." Der glaubende
Jsraelit erkannte, daß die Opser usw. Hinweisen auf einen,
der noch kommen und seine Schuld tragen und tilgen sollte,
und daß auf Grund dessen allein Gott ihm in Gnade begegnete.
Seine Vorstellung hierüber mochte nur dunkel
sein — mehr oder weniger —, aber Gott hatte Nachsicht
mit ihm, denn Er fordert nicht mehr, als was dem jeweils
gegebenen Lichte entspricht (1. Röm. 3, 25. 26).
Wir sehen also einerseits den Unterschied in der Vergebung,
von der in den einander gegenübergestellten Schriftstellen
die Rede ist, andererseits aber auch die vollkommene
Übereinstimmung in dem teuren Worte Gottes. Th. K.
149
Antwort k:
Röm. 3, 25 scheint mir ein Schlüssel zur Lösung der
Frage zu sein. In allen Opfern des Alten Testamentes
hatte Gott Seinen geliebten Sohn vor Augen. Von Ewigkeit
schaute Er auf Ihn mit Wohlgefallen, wissend, daß der
Wille des Sohnes die Verherrlichung des Vaters und die
Erfüllung Seines Willens war (Hebr. 10, 7). Das Kreuz
leuchtete schon von ferne und in Seiner Barmherzigkeit bereitete
Er in den Vorbildern den Weg für die Errettung
der vor Christus lebenden Gläubigen, ihnen Nachsicht und
Geduld zu erweisen.
In dem Opfer und in dem es darbringenden Priester
sah Gott nichts anderes als das für die bestimmte Zeit
(Röm. 5, 6) aufbewahrte Lamm Gottes, das die Sünde
der Welt wegnimmt (Joh. 1, 29. 36) und den wahren
Hohenpriester nach der Ordnung Melchijedeks (Hebr. 5,5—10).
Der glaubende Jsraelit sah es vielleicht nicht, aber er verstand,
daß nicht er selbst, sondern ein anderer seine
Strafe erleiden und das Opfer darbringen sollte, damit er
vor den Augen des dreimalheiligen Gottes Gnade finde. Dieser
kleine Glaube genügt, um Gott zu befriedigen, wenn Sein
Blick die Aufrichtigkeit des Herzens geprüft hat; und Er
ertrug und ließ die Sünde hingehen, nicht um der Stiere
und Böcke willen (kann etwa Gott an Tieren Wohlgefallen
haben? Nein! Hebr. 10, 6), sondern um Seines Sohnes
willen, von dem sie Vorbilder waren. Wie wunderbar ist
die Liebe Gottes zu dem Sünder, für dessen Errettung in
Christo Jesu Er vom Falle in Eden an besorgt war.
Einem fast unbewußten Gläubigen wurden die ewigen Erfolge
des nur später vollbrachten vollkommenen Werkes
Christi zuteil: „es wird ihm vergeben werden!"
Diesen kleinen Glauben nach Hebr. 11,1, ohne welchen
es unmöglich ist, Gott wohlzugefallen (V. 6), hatte die
große Masse des Volkes nicht. Durch seine Unbußfertigkeit
verblendet, sah es in dem Opfer nicht mehr als ein von
ihren Gütern genommenes Tier und in dem Priester einen
Menschen, dessen Würde (Priester des wahrhaftigen Gottes)
das Volk gegenüber anderen Nationen erhob. Die Gerechtigkeit
Gottes, welche mehr als Blut von Tieren verlangt,
erkannte es nicht (Röm. 10, 3). Deshalb auch wurden die
150
Opfer ein Erinnern an die Sünden. Das Blut Jesu
Christi allem macht von aller Sünde rein (1. Joh. 1, 7)
und nur auf Grund dessen hätte Israel Nachsicht, Vergebung
erlangen können, was später für den Überrest geschehen
wird. Wie Hebr. 11 zeigt, war die Gnade Gottes nicht
ganz umsonst, etliche sahen Seine Absichten und die Ber-
heißungsgüter von ferne und trachteten nach einem neuen
Vaterland.
Geliebte, uns, die wir fern waren (Eph. 2,12.13.17),
ist durch ihren Fall (Röm. 11, II. 25) das Heil geworden.
Laßt uns schon jetzt zur Ehre seines Urhebers das neue
Lied niederkniend anstimmen: „Du bist würdig", damit die
Stimme der Engel und aller Kreatur laute: „Würdig ist
das Lamm . . . Amen" (Offb. 5, 9. 12. 14). R. W. D.
Zmmerkrmg des HerausZeders:
Der Ton in Hebr. 10, 4 liegt auf dem Wort „hinwegnehmen";
in V. 11 ist noch einmal davon gesprochen, nur
daß das griechische Wort dort noch stärker ist und bedeutet
„ganz und gar hinwegnehmen". Hinwegnahme, völlige Vertilgung
der Sünden, konnte durch die Vorbilder nicht zustande
gebracht werden, wohl aber Vergebung, d. h. wie
auch wir glauben in erster Linie, zeitliche Vergebung, und
zwar im Blick auf das einst geschehene, große Opfer von
Golgatha. Jedoch gab es — freilich nur um dieses
Opfers willen — auch wirkliche Reinigung im Alten Bund,
aber nur wenigen konnte sie zuteil werden, weil nur wenige
sich selbst verabscheuten und wahrhaft glaubten an die Güte
und Erbarmungen Gottes. In dieser Hinsicht ist der 51.
Psalm so kostbar, auch Psalm 32.
Doch wie unendlich breiter, länger, höher und tiefer
ist die Kostbarkeit des „Einen SchlachtoPsers zur Abschaffung
der Sünde" (Hebr. 9, 26; 10, 12). Jene unzähligen
vorbildlichen Opfer haben zur Folge ein beständiges
Erinnern, dieses Eine ein völliges Ausgetilgtsein und Ver-
gefsensein der Sünden (vergl. Hebr. 10, V. 3. 4 mit
V. 17. 18!). Welch einer Erlösung sind wir teilhaftig
geworden! Gepriesen sei unser herrlicher Heiland-Gott!
151
Trage 42: Was ist das ewige Evangelium in Offenb.
14, 6. 7?
Antwort A:
Es ist nicht das Evangelium der Gnade Gottes (Apgesch.
2V, 24), das seit der Ausgießung des Heiligen Geistes allen
Menschen verkündigt wird.
Es ist auch nicht das Evangelium des Reiches Gottes
nach Match. 4, 23, das den Juden verkündigt worden ist
zur Zeit des Herrn Jesu und wieder gepredigt werden wird
nach Match. 24, 14 in der Endzeit; sondern es ist das
Evangelium, das die Rechte Gottes als Schöpfer und
Richter vorstellt.
Weder Israel, das ins Tausendjährige Reich eingeht,
noch wir, die wir unsere ewige Heimat im Vaterhause droben
haben, könnten unsere Errettung und unser Heil auf diese
Forderung gründen, die Gott im ewigen Evangelium stellt,
wir haben alle nur in der Gnade in Christo Jesu Heil
gefunden. Im ewigen Evangelium der Endzeit fordert
Gott bei jedem Volk und Land der Erde nur Anbetung und
Unterwerfung unter Ihn, den Schöpfer und Richter.
Psalm 96, 97, 98 bezeugen schon von alters her dieses
ewige Evangelium. F. B.
Antwort 8:
Die Schrift redet in bezug auf das Evangelium in verschiedener
Weise. So lesen wir einmal in Match. 4, 23 von
einem Evangelium des Reiches, welches der Herr Jesus
den Juden verkündigte. Ferner lesen wir einmal von einem
Evangelium der Gnade Gottes, das erstere wendet sich an
die Juden, das zweite an alle Menschen der Jetztzeit. Dieses
ewige Evangelium wendet sich in der Endzeit an die in
stumpfer Sicherheit sitzenden Menschen, es heißt „jeder Nation
und jedem Stamm und Sprache und Volk" wird es verkündigt
werden. Und die Verkündigung lautet: „Fürchtet
Gott und gebt Ihm die Ehre, denn die Stunde Seines Gerichts
ist gekommen, und betet Den an, der den Himmel gemacht
hat uud die Erde und das Meer und die Wasser-
quellen." Inmitten ihres Verderbens läßt Gott die Menschheit
noch einmal zur Buße rufen. Gott fordert hier Unterwerfung
unter Ihn als den Schöpfer Himmels und der
Erde und Anbetung Seiner, als des allein wahrhaftigen
152
Gottes. Wer sich diesen Forderungen Gottes in jener dunklen
Endzeit unterwirft, dem wird diejes Evangelium mit seinem
Heil zugerechnet werden. Es ist dies die geringste Forderung,
welche Gott an die Menschheit stellt, aber auch die
bestimmteste. Es ist gleichsam der letzte Appell vor dem im
Hereinbrechen begriffenen Gericht, eine nochmalige Ankündigung
und Anbietung ewigen Heils, ähnlich wie Paulus in Apgesch.
17, 30. 31 den Heiden Gott als Schöpfer und Richter vor-
hält. Es handelt sich hier um die ewigen und unwandelbaren
Reichsgesetze und Rechtsbegriffe unseres Gottes, der
Sein Recht nicht beugen läßt und an diesen Rechten als
Schöpfer und Richter festhalten muß, aber auch den Menschen
ein Evangelium mit ewigen Folgen anbietet. Jedenfalls
wird Gott kein Mittel unversucht lassen, um einen jeden
einzelnen mit Sich in Beziehung zu bringen, nur wird es
in der Jetztzeit, wo das Evangelium der Gnade angeboten
wird, leichter sein, sich für Gott zu entscheiden als in der
Zeit, wo Gott dieses ewige Evangelium verkündigen läßt.
Antwort L:
Evangelium heißt „gute Botschaft". Die Heilige Schrift
redet von verschiedenen Arten von Evangelien.
1. Das Evangelium des Reiches Gottes war die
Verkündigung der Ausrichtung des David und seinem Samen
verheißenen irdischen Reiches des Segens (2. Sam. 7, 8)
durch den Messias. Dem Volke Israel wurde dadurch verkündigt,
daß der Messias (Jesus Christus) tausend Jahre
lang aus dieser Erde in Gerechtigkeit und Friede inmitten
Seines Volkes und zum Heil aller Nationen regieren werde.
Diese Predigt begann durch den HErrn und Seine Jünger
(Mark. 1,15) und wurde unterbrochen durch die Verwerfung
des HErrn von selten der Juden.
Unmittelbar vor dem Konimen des Königs in Herrlichkeit
wird es während der großen Trübsal wieder verkündigt
werden (Matth. 24,14).
2. In der gegenwärtigen Zeit zwischen der Verwerfung
Christi und Seiner Erscheinung (Epiphanie) wird das
Evangelium der Gnade Gottes (Apgesch. 20, 24) allen
Menschen, ob Juden oder Heidm (Tit. 2, 11), verkündigt,
damit sie Vergebung der Sünden und ewiges Leben in
153
li Seinem Sohne empfangen (Apgesch. 26,18). . ,
nennt es auch das Evangelium Gottes (Röm. 1, 1), das
Evangelium Christi (2. Kor. 10, 14), das Evangelium der
Herrlichkeit (1. Tim. 1,11), das Evangelium eures Heils
(Eph. 1, 13), das Evangelium des Friedens (Eph. 6,15).
Über dieses Evangelium wurden dem Apostel Paulus
besondere Offenbarungen zuteil, die die völlige Tragweite
des Werkes Christi für die Seinen betreffen, und wodurch
der Leib Christi und das himmlische Teil der Gemeinde
(LoelskiA) kundgemacht wurde. Da den anderen Aposteln
diese Offenbarungen nicht gemacht wurden, spricht Paulus
von „seinem Evangelium" (Röm. 2,16: 26, 25: 2. Tim. 2,8)
vgl. Band I, Fr. 13!
3. Das ewige Evangelium wird durch einen Engel
allen Bewohnern der Erde verkündigt, und zwar am Ende
der großen Trübsal und vor dem Gericht der Nationen
(Matth. 25, 31). Sein Inhalt ist: „Fürchtet Gott und
gebet Ihm Ehre, denn die Stunde des Gerichts ist gekommen."
Demnach verkündigt der Engel in Offenb. 14, 6
einerseits das Ende der Trübsal für den gläubigen Überrest
der Juden und für die, welche während der Drangsale errettet
werden, andererseits aber für die Menschen dieser
Welt und Satan, den Fürsten derselben, die Stunde deS
Gerichts, der Verdammnis. Es ist ein ewiges Evangelium,
da Sein Auftrag: „Fürchtet Gott und gebet Ihm Ehre" von
Anfang bis zum Ende der Welt seine Geltung hat.
Anmerkung <tes Herausgebers:
Wie wunderbar ist doch diese dreifache Unterscheidung
von Evangelium in der Schrift! — Dieses ewige Evangelium .
wird nur von einem Engel verkündigt. Es ist kostbar, daß
einer aus dem Geschlecht der „dienstbaren Geister, ausgesandt
zum Dienst um derer willen, welche die Seligkeit ererben
sollen" (Hebr. 1,14), diese Botschaft zu verkünden hat. Soll sie
dadurch an Wert und Ernst in den Augen der Menschen
gewinnen? Wir glauben es; denn dann wird eine Zeit
fein, wo das Sichtbare noch mehr über das Unsichtbare
triumphiert als heute, wo „selig sind, die nicht sehen und
doch glauben". Wenn aber der Satan „mit Wundern und
Zeichen der Lüge" die Menschen verführt, dann bedarf auch
154
das Evangelium eines außerordentlichen Boten, um angenommen
zu werden.
Das „ewige Evangelium" war schon vor dem Gesetz da.
Ein Blick in die Konkordanz zeigt uns etliche Stellen, wo
das „Fürchten Gottes" vor dem Gesetz vom Sinai betont
wird, so z. B. in 2. Mose 1, 17—21 bei dem ägyptischen
Volk! — Röm. 1 zeigt uns, daß die Nationen im ganzen
dieses ewige Evangelium verworfen haben und statt dessen in
den rohesten Götzendienst verfallen sind. Wird nach Offenb.
14, 9. 11 nicht dann auch Götzendienst in vollendetster Form
auf Erden im Schwange sein? Da tritt Gott wieder mit
dem ewigen Evangelium an die Menschen heran. Und auch
dieses „ewige Evangelium", obgleich kein „Evangelium der
Herrlichkeit" (1. Tim. I, 11), ist, was das Wort besagte
eine „frohe Botschaft" mit Ewigkeitswert für die, die es
annehmen! Gelobt sei Gott für Sein Liebeswerben um
die Menschen!
Trage 43; Wer ist das erste und das andere ^ier in
Oitenb. 14,2 resp, in Okkend. tZ, I—10 und 13, II—18?
Antvort -4:
„Und ich sah aus dem Meere ein Tier aufsteigen, welches
zehn Hörner und sieben Köpfe hatte" usw. Der Drache,
Satan, der einst bei der Versuchung seine Macht, seinen
Thron dem Herrn Jesu anbot, gibt hier einem Menschen
seinen Thron und seine Macht; und alle Welt verwundert
sich über das Tier um deswillen, weil es einst tödlich verwundet
war und nun wieder geheilt ist und mächtig dasteht.
Wir haben in diesem ersten Tier das wiedererstandene
römische Weltreich, welches schon einmal bestand, aber
dann einen satanischen Charakter haben wird, zu verstehen;
sein Sitz, der Sitz seines Hauptes, ist Rom. Es entsteigt
dem Meere, d. h. es kommt aus einer ungeordneten,
wogenden, jedenfalls revolutionären, unruhigen
Völkermasse. Satan, einst aus dem Himmel auf die
Erde geworfen, wird die abtrünnige Menschheit, die von
Freiheit träumt, in ihrer Feindschaft gegen Gott zum Äußersten
treiben. Satan wird einen Menschen mit aller Gewalt und
Bosheit ausrüsten und zum Haupt dieses Weltreiches machen.
Deshalb sagt die Schrift: „Es kommt aus dem Abgrund".
155
Über dieses erste Tier und seine Gewalt sagt uns die Schrift
noch vieles; also es ist das wiederstandene römische Weltreich
oder sein von Satan inspiriertes Oberhaupt und herrscht
im Westen, es wird zuerst noch vieles geschehen müssen, um
noch deutlichere Anzeichen dieses Ereignisses zeigen zu können,
wir sind aber auf dem nächsten Weg zu all diesen Dingen.
Diesem allen geht aber die Entrückung voraus. Dann
geht auch der Heilige Geist, der seht noch die Braut Christi
sammelt, mit hinweg von dieser Erde und darum werden
sich die in der Schrift geweissagten Dinge sehr rasch
entwickeln, zumal der Satan weiß, daß er wenig Zeit hat.
Das andere Tier Kapitel 13, 11—18: „Und ich
sah ein anderes Tier aus der Erde aufsteigen, es hatte
zwei Hörner wie ein Lamm und redete wie ein Drache."
Also das erste Tier, eine politische Weltmacht, entsprang
dem Meer; ging hervor aus einer in Aufruhr und in Umwälzung
befindlichen Völkermasse. Das geheimnisvolle andere
Tier steigt aus der Erde herauf, also aus dem Festland,
aus dem Boden einer festen, bestehenden Ordnung.
Das andere Tier tritt, wie wir aus anderen Stellen der
Schrift erkennen (z. B. Dan. 11, 37), aus dem Volk Israel
hervor. Dieses Tier erscheint zuerst wie ein Lamm, das
ist bedeutungsvoll, es ist eine Nachahmung des wahren
Lammes, des Sohnes Gottes; aber es redet wie ein Drache,
es führt die Stimme Satans.
Oft hat der HErr durch die Propheten und den Geist
davon geredet, daß in Israel wieder später als gesammeltes
Politisches Volk der falsche Messias auftreten werde und
Aufnahme finden werde (Joh. 5, 43) und dies ist der
Antichrist. Er wird nicht sofort als der Gesetzlose, als
der Mensch der Sünde auftreten, aber zuletzt wird er sich
so offenbaren und wird sich als ein .Gegenstand der Verehrung
in den dann wieder aufgebauten Tempel Gottes
setzen und sich selbst darstellen, daß er Gott sei. Dieses
zweite Tier, der Antichrist, wird in Verbindung mit dem
ersten Tier, dem Haupt des römischen Reiches, einen Bund
machen auf sieben Jahre. Nach Ablaus der letzten 3^
Jahre dieser sieden Jahre wird der Herr Jesus mit allen
Heiligen kommen und sichtbar erscheinen und dem Tier und
dem Antichristen ein Ende machen, beide in den Feuersee
156
werfen und den Satan auf tausend Jahre in den Abgrund
verschließen. F. B.
^nvvwrt 8:
Die zwei Tiere in obigem Kapitel sind zwei Personen,
welche wiederum zwei Systeme nicht nur repräsentieren,
sondern verkörpern, deren Ursprung satanisch ist.
Das erste Tier ist das Haupt einer noch zukünftigen
Weltmacht, darum trägt eS mehr einen politischen Charakter.
Wir finden daher: „zehn Diademe", und Vers 5 u. 7 wird
von Gewalt gesprochen, auch wird es mit wilden Tieren
(nicht Haustieren) verglichen.
Das zweite Tier trägt mehr einen religiösen Charakter,
darum ist es gleich einem Lamme (Nachahmung des Herrn
Jesu, des Lammes GottrS), tut Zeichen, und verführt die
aus der Erde wohnen, zwingt zur Anbetung des ersten Tieres
(das erste Tier zwingt niemand zur Anbetung, wird aber
angebetet ob der Verwunderung über dasselbe Vers 3. 4),
beansprucht schöpferische Macht Vers 15 (vergl. 1. Mose 2, 7)
und ahmt einen der größten Propheten des Alten Testaments
nach (vergl. Vers 13 mit 1. Kön. 18, 24; 2. Chron. 7,1;
3. Mose 9, 24). Daß es sich hier um zwei Personen handelt,
geht klar und unverkennbar aus folgenden Stellen hervor:
Kapitel 16, 13; 19, 20; 20, 10; ferner wird das zweite Tier
stets nur noch „falscher Prophet" genannt. Man vergleiche
dazu 2. Thess. 2, 9. 10; Ev. Joh. 5,43, welches uns gleichsam
zur Annahme zwingt, daß es der Antichrist ist, dessen Geist,
obwohl er noch nicht persönlich jetzt schon wirksam ist (vergl.
1. Joh. 2, 18. 22, dgl. 4, 3; 2. Joh. 7). Anders verhält es
sich mit dem ersten Tier, welches nicht aus der Erde (ein
Bild vom irdischen Volke Gottes: Israel), sondern aus dem
Meere heraufsteigt, es ist heidnischen und nicht jüdischen Ursprungs
(vergl. Jes. 17, 12—14; Offenb. 17, 15). Ich für
meinen Teil verstehe darunter das Haupt des noch aufzu-
stehenden römischen Weltreiches, welches den Westen Europas
mit einschließen wird (vergl. Offenb. 17, 15—18; Dan. 7,
7—12). Wir können dieses so sehr wichtige und ernste
Thema hier nicht eingehend betrachten, doch möchten die
schwachen Ausführungen dazu mahnen, nichts gemein zu haben
mit dem Geist (welcher „jetzt schon in der Welt ist") dieser
antigöttlichen Systeme! K. O. St.
157
Anmerkung «tes klenauZgebers:
Es tut auch uns leid, daß dieser Gegenstand, in bezug
auf den wir im wesentlichen gleicher Meinung sind mit den
vorigen Antworten, hier nur so kurz berührt werden kann.
Es wäre gut, wenn jeder Leser das Erforschen dieser Dinge
für so wichtig ansähe, wie die Schrift es tut! „Hier ist
Weisheit" (Vers 18). Schon jetzt zeigt sich mehr und mehr
von dem Geiste des kommenden Antichristen und der Gewalt
des Satans, des Drachen, und wir sind berufen, „die Geister
zu prüfen, ob sie aus Gott sind" (1. Joh. 4,1). Wir,
als zur Gemeinde des HErrn gehörig, werden zwar nicht
mehr auf der Erde sein, wenn diese furchtbare Dreiheit:
der Drache (Satan), der Pardel und das (falsche) Lamm auf
Erden herrschen werden, aber je mehr wir auch diese Dinge
kennen lernen, desto mehr werden wir uns sehnen nach dem
Zeitpunkt, wann der auf dem weißen Pferde sitzende „Treu
und Wahrhaftig" —- „das Wort Gottes" — „der König
der Könige, der HErr der Herren" Seinen siegreichen Krieg
führen wird gegen alle Macht Satans (Offenb. 19, 11—16).
krage 44: Wie ist Mattk. 19, 12 zu versteken?
Antwort
Wenn es ganz wörtlich genommen wird, so: Es hat
je und je Menschen gegeben, die waren nicht veranlagt,
Verkehr mit anderem Geschlecht zu haben. Dann gab es
welche, wie die Eunuchen, die von anderen verstümmelt
wurden und die darum in keine eheliche Gemeinschaft eintreten
konnten. Drittens gibt es solche, die um des HErrn,
Seiner Sache und ihrer persönlichen Stellung dazu sich
absolut rein und auch dazu ehelos halten. Sie wollen
nur für das Himmelreich, für des HErrn Sache da sein.
Man kann es aber auch erweitert verstehen. Die ersten sind
eben infolge irgendwelcher körperlicher oder geistiger Gebrechen,
die sie mit auf die Welt bringen, ohne weiteres
genötigt, ehelos zu bleiben. Die zweiten sind durch irgend
menschliche (auch familiäre) Verhältnisse einfach gezwungen,
ehelos zu bleiben. Die dritten tun es, um ganz sich Gottes
herrlichen Reichssache widmen zu können. Gott hat es ihnen
klar gemacht. Da sind sie bereit. — Keinesfalls aber darf
158
aus diesem Vers geschlossen werden, daß der ehelose Stand
an sich vor Gott ein wohlgefälligerer Stand wäre und die
Ehe nur für Christen zweiter Klaffe sei. Jedenfalls
sollte jeder vor Gott sich seines Weges klar werden. Gott
aber hat Gnade und Kraft für jeden Weg, wenn er ein
Gehorsamsweg ist. K. E.
^nNvort 8:
Die Pharisäer bringen die Frage der Ehe vor den
HErrn. Der HErr zeigt ihnen, daß Gott Mann und Weib
zu einem Fleische zusaunnengesügt habe, und ein Fleisch
soll nicht geschieden werden. Sofort kommen die Pharisäer
mit dem Einwurf: „Warum hat denn Moses geboten,
........... sie zu entlasten?" Der HErr sagt, daß Moses es
ihrer Herzenshärtigkeit wegen gestattet, aber nicht geboten
hätte. Der HErr kehrt zur Schöpfungs-, zur Anfangsordnung
zurück. Das, was Moses wegen ihrer Herzenshärtigkeit dem
Menschen im Fleische gestatten durfte, konnte jetzt in dem
Lichte, das mit Christo in die Welt gekommen war, nicht
länger erlaubt sein. Er führt sie zu dem Lichte des Anfanges
zurück.
Nur einen Scheidungsgrund gab es, und dieser war
Ehebruch. Damit war das Band des einen Fleisches gelöst.
Es war damit vor Gott dahin. Die formelle Scheidung
war nur noch die Veröffentlichung des bereits vor Gott
gebrochenen Bandes.
Die Jünger meinten, als sie die Ehe in diesem heiligen,
unlösbaren Bande sahen, daß es gut sei, nicht zu heiraten.
Der HErr aber hält voll aufrecht, was Gott im Anfang
sagte: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei," und
daß das „nicht heiraten tut besser" (1. Kor. ?, 38) eine
Ausnahme ist, und zwar nur für solche, die es als eine
Gabe empfangen haben. Ein Beispiel haben wir in Paulus.
Er war vom HErrn begnadigt, treu zu sein. In dem
Werke, zu dem er berufen, würden ihm die Pflichten einer
Familie gegenüber Hindernisse gewesen sein. Es war kein
Gebot, auch kann es sich niemand s elb st geben, sondern es muß
ihm als eine Segnung von Gott gegeben sein, unverheiratet
zu sein um des Reiches der Himmel willen, für die Ehre
Gottes. v. d. K.
159 —
^nmerkunA ctes blerauLMbers:
Wie vielfach in der Christenheit diese Stelle dazu mißbraucht
wird, um den oft geradezu gesetzlich-ehelosen Stand
hoch über den Stand der Ehe zu erheben, das wissen wir
alle. Wir sehen die großen Institutionen, in denen Männer
wie Frauen, zur Ehelosigkeit mehr oder weniger gezwungen
oder freiwillig darin, glauben, Gott damit einen Dienst zu
tun, daß sie Seine Schöpserordnung mißachten, um freier für
Ihn zu sein. Wir sind überzeugt, daß auch in unseren
Tagen dieses Wort in seiner dreifachen Beziehung seine
Geltung hat und wir danken dem HErrn für solche Arbeiter,
die von Ihm die Gnadengabe haben, also zu leben ganz für
Ihn. Zweifellos sind solche für den Dienst des HErrn in
mancher Hinsicht freier als verheiratete Arbeiter (1. Kor. 7,
26—38), aber wir bezweifeln, daß die, welche 1. Kor. 7,
7—9 übersehen und doch nach Matth. 19, 12 e handeln,
göttliche Wege gehen! Wir glauben, daß Ungezählte, die
„sich selbst verschnitten haben", in diesem Stande unendliche
Leiden durchzumachen haben, geschlechtlicher wie anderer
Art, und zwar nur, weil sie Gottes Ordnungen nicht beachteten
und sich zwingen wollten, etwas zu tun, wozu Gott ihnen
keine Gnadengabe gegeben hatte. Wenn diese sich dann auch
noch über die Ehe und solche, welche sie eingingen, erheben,
so ist das sehr betrübend und zeigt nur, wie wenig sie die
wunderbare göttliche Institution der Ehe verstehen (Eph. 5,
22—33). Man beachte auch 1. Tim. 4, 3 a! Gesegneter
im Dienst, glücklicher im HErrn werden gewiß die sein, die
in Demut erkannt haben, wozu Gott ihnen eine Gnadengabe
geschenkt hat, statt etwas zu übernehmen, was Gott
nicht von ihnen erwartet. Auch kann in vieler Beziehung
der Dienst von Verheirateten fruchtbringender sein als der
von Unverheirateten! Laßt uns darum in bezug auf
Matth. 19, 12 nie vergessen, wie schon in voriger Antwort
gezeigt: „Ein jeder hat seine eigene Gnadengabe von
Gott, der eine so, der andere so" (1. Kor. 7, 7).
160
§rage 48: War die WakI des Mattkias zum Apostel ein
dem lZCrrn Vorgreifen oder nacb dem Willen Lottes? (flpgesck.
I, 15.'16; vergl. 1. kor. 15,6; 0pgescd. 6,2.) War Mattkias
oder Paulus der zwölfte Apostel?
Antwort
Die Wahl des Apostels Matthias war nach dem
Willen Gottes, denn sie geschah nicht eigenmächtig, sondern
durch Gebet und Bitte zum HErrn, Er möchte doch hier
Selbst entscheiden (Apgesch. 1, 23—26). Paulus kommt
nicht als 12. Apostel in Betracht. Er war damals noch
ein Feind des Herrn Jesu. Aber für Dienste, wozu der
HErr die anderen Apostel gleichsam nicht gebrauchen konnte,
war Paulus, der vorherige Eiferer und Verfolger, mit einem
festen Charakter ausgestattet, zu jedem Leiden bereit. Ihm
ein auserwähltes Rüstzeug (Apgesch. 9,15). Die Begegnung
mit dem HErrn auf dem Wege nach Damaskus wurde zu
seiner Berufung zum Apostel außer den „Zwölfen".
Antwort 8:
Matthias wurde nicht direkt durch den HErrn erwählt wie
die übrigen Elfe, erwürbe an Stelle des Verräters Judas
durch Gebet und das Los zum Apostel erwählt und den
Elfen zugetan. Gewiß war Matthias ein beständiger Nachfolger
des HErrn, vielleicht einer von den 70, die Ihm
auch nachfolgten. Petrus macht dies auch zur Bedingung.
Petrus stellt sich bei seinem Vorschlag auf den Boden
des Wortes Gottes in einer ganz entschiedenen Weise:
„Es muß" (Apgesch. I, 21. 22). Sie brachten ihr Anliegen
vor den HErrn und dursten sicher erwarten, daß der HErr
den Richtigen bestimmen werde durchs Los. Denn schon
längst war in der Schrift der Fall Judas vorhergesagt und
daß ein anderer sein Amt empfangen muffe (Psalm 69, 25;
Psalm 109,8), auf daß die Schrift erfüllt werde.
Ich für mich nehme an, daß es dem HErrn so wohlgefällig
war. Die Ausgießung des Heiligen Geistes am
Pfingsttag auf „alle" dürfte vielleicht noch die Wahl
des Matthias bestätigen.' I. Kor. 15, 6 scheint mir
einfach und klar zu sein. Der HErr ist zunächst dem Petrus
allein erschienen und dann den Zwölfen (mit Matthias),
einschließlich Petrus. Apgesch. 6, 2 berufen die Zwölfe,
161
einschließlich Matthias, die Menge zusammen. Matthias
war der zwölfte Apostel. Paulus ist nicht der
zwölfte Apostel, sondern der Apostel der Nationen
(Röm. 1, 1—7; Gal. 1,1). „Apostel nicht von Menschen
noch durch einen Menschen" (durch Wahl oder Ordination)
„sondern durch Jesum Christum". F. B.
^ntvort L.
Die Wahl eines zwölften Apostels war notwendig
geworden, weil Judas, der mitgezählt zu den Zwölfen und
das Apostelamt mit überkommen hatte, durch Verrat des
HErrn und darauffolgenden Selbstmord von dem Apostelamt
abgewichen war, um hinzugehen an seinen Ort. Der
HErr hatte zwölf Männer unter Seinen Jüngern zu Aposteln
erwählt (Joh. 6, 70) und ihnen die apostolische Vollmacht
anvertraut (Matth. 10). Da nun durch den Tod des Judas
eine Lücke entstand, so daß jetzt nur elf Apostel waren,
mußte also die Wahl eines Mannes vorgenommen werden,
der die vorhandene Lücke als zwölfter Apostel auszufüllen
hatte. Zum Sitzen auf zwölf Thronen und zum Regieren
der zwölf Geschlechter Israels sind durchaus zwölf Apostel
nötig. Aus diesen Gründen schlägt Petrus in Apgesch. 1
eine Apostelwahl vor, die dann ja auch tatsächlich erfolgt.
Von den beiden Brüdern, die als Kandidaten für diese
Wahl in Betracht kommen, wird Matthias gewählt, nachdem
vorher gebetet und das Los gezogen war. Beim Loswerfen
hatte man wahrscheinlich Spr. 16, 33 im Auge, wo es heißt:
„Los wird geworfen in den Schoß; aber es fällt, wie der
HErr will." Daß nun diese Apostelwahl nach dem Willen
des HErrn war, geht daraus hervor, daß in Apgesch. 2, 14
steht: „Da trat Petrus auf mit den Elfen..." Demnach
war des Matthias Erwählung zum Apostelamt kein dem
HErrn Vorgreifen, sondern nach dem Willen Gottes. Auch
die beiden anderen angeführten Stellen Apgesch. 6, 2 und
1. Kor. 15, 5 beweisen das. — Wenn Matthias der zwölfte
Apostel ist, dann kann es Paulus selbstverständlich nicht
sein. Paulus betont deshalb einige Male, daß er „Apostel
für die Nationen sei (Gal. 2, 7—9; Röm. 1,5; 1. Kor. 9,
1. 2; Röm. 11,13), im Gegensatze zu den Aposteln für die
Beschneidung. A. C.
162
Antwort O:
Nirgends in der Schrift wird die Apostelschaft des
Matthias angefochten, weshalb sollen wir es tun? Im
Gegenteil! Die Schrift erkennt sie an. Die Apostel handelten
nach der Schrift. In Vers 20 haben wir die Schriftstellen,
nach denen sie handelten. „Sein Apostelamt empfange ein
anderer." In Vers 21 und 22 finden wir die Qualifikation
— die Bedingungen, die für das Apostelamt erforderlich
waren: Ein solcher mußte im Leben des HErrn mitgegangen
sein von der Taufe Johannes an bis zur Himmelfahrt
(Joh. 15, 27). Vers 23—25 zeigt unS, was die Brüder
taten. <L>ie wählten nicht selbst den Apostel. Dazu
hatten sie gar keine Befugnis. Aber sie fanden in ihrer
Mitte zwei, die den Bedingungen zum Apostelamt entsprachen
und diese stellten sie dem HErrn dar. Er konnte sowohl
einen als auch beide ablehnen. Vers 26: das Los. Noch
stand alles auf jüdischem Grunde. Die Gemeinde war
noch nicht da. Gott handelte noch mit Israel, und sie
handelten demgemäß nach den Normen Israels. Gott bekannte
Sich nach Spr. 16, 33 dazu: „Das Los wird in den
Busen geworfen, aber alle seine Entscheidung kommt von
Jehova." So wählte Gott Matthias, und „er wurde den
Aposteln zugezählt". In dem Berichte des Heiligen Geistes
in Apgesch. 2, 14 finden wir auch die Bestätigungen des
Matthias als Apostel: Petrus mit den „Elfen" (nicht mit
den »Zehn") stand auf, ebenso siehe Apgesch. 6, 2: Die
Die Bezeichnung „Zwölfe" zeigt uns, daß der Apostelkreis
auf diese Zahl begrenzt war. Pauli Apostelschaft wird
tins gänzlich unterschieden von den Zwölfen gezeigt. 1. Kor.
15, 5 ff. zeigen dies klar. Dort wurde der Zwölfkreis
genannt, dem der HErr erschien, und ganz abgesehen
von diesem spricht Paulus von feiner Begegnung mit
dem HErrn. Er zählt sich nicht den Zwölfen zu. Er
war weder der „zwölfte" noch der „dreizehnte" Apostel.
Er ist der „Apostel der Nationen". Er steht allein und
einzig da. Er hat seine eigene und besondere Aufgabe betreffs
der Gemeinde Gottes, des Leibes Christi. In der Vollzahl
zwölf mußte Israel das Zeugnis von dem Auferstandenen
usw. am Pfingsttage gebracht und noch einmal das Angebot
des Segens gemacht werden (Apgesch. 3, 19—21). Erst
163
nachdem das Zeugnis der Zwölfe an Israel ausgerkchtet
und es seinen Widerstand gänzlich bewiesen hatte (Apgesch.
7,51), wurde Paulus berufen, und erst nachdem durch
Petrus den Nationen die Tür der Gnade geöffnet worden
(Apgesch. 10), beginnt Paulus seinen Dienst an den Nationen.
Ein Loswerfen haben wir heute nicht mehr. Wir stehen
nicht auf alttestamentlichem Grunde. Wir haben heule das
vollendete Wort Gottes und den Heiligen Geist. Dieser,
und nicht das Los leitet uns. v. d. K.
Hnmeekun.g äer Herausgebers:
Wir haben alle eingesandten Antworten ausgenommen;
keine mit entgegengesetzter Meinung traf ein! — Wie können
über diese Sache überhaupt Fragen entstehen, da die Wahl
des Matthias zum Ersatzapostel so klar bezeugt ist?! Wenn
man in 1. Kor. 1b, 6 nicht annehmen möchte, daß diese
Erscheinung des HErrn nach der Ersatzwahl geschehen sei,
so bleibt doch die durchaus ausreichende Erklärung übrig,
daß der Sprachgebrauch „die Zwölfe" auch beibehalten
wurde während der wenigen Tage, da sie nur „ elfe" waren,
zumal die Ersatzwahl unmittelbar bevorstand; Paulus schließt
stch nur jenem apostolischen Sprachgebrauch an. — Manche
Geschwister werden beunruhigt durch die sogenannten
„Apostolischen", die Apostel gewählt haben bezw. noch
wählen. Aber solche Geschwister sollten diejenigen, die
„Apostel" wählen, fragen, ob die Bedingungen nach Apgesch.
1, 1b—22 für solche Wahl erfüllt seien; — überhaupt
Wahl! Wer wählte? Nicht die Menschen, nur der HErr!
Und dann wen? Es kamen nur solche in Betracht, „die
mit den Aposteln des HErrn gegangen waren, während der
Herr Jesus bei ihnen aus- und einging, anfangend von der
Taufe Johannes usw." — von diesen sollte einer «Zeuge
der Auferstehung" werden! Paulus mit seiner durchaus
göttlichen Berufung zum „Apostel der Nationen" kann von
den „Apostolischen" nicht mißbraucht werden für ihre Irrlehre;
aber ebensowenig Barnabas, der wohl Apostel genannt
wird (Apgesch. 14,4. 14), von dessen Berufung zum
Apostel aber die Schrift nirgends spricht. Ihn trotzdem
für die Lehre der „Apostolischen" heranziehen, heißt weit
über die Schrift hinäusgehen! — Stimmen die obigen
164
Bedingungen heute? Können uns die „Apostolischen" solche
Apostel zeigen? Und da sie es nicht können, braucht sich dann
ein Schriftgläubiger trotzdem von ihrer Irrlehre fangen lassen?
Lasten wir uns „nicht als Beute wegführen durch die
Philosophie und durch eitlen Betrug nach der Überlieferung der
Menschen ..."! (Kol. 2,8.) Der HErr sagt: „Wenn jemand
Mich liebt, so wird er Mein Wort halten, und der Vater
wird ihn lieben . (Joh. 14, 23).
Persönliche Worte an unsere Freunde!
Wir bitten, freundlichst zu beachten, was in den „Persönlichen
Worten" in Nr. 7 gesagt ist über das Einsenden von Fragen.
ir wurden wiederum recht erfreut durch treue Mitarbeit in
jeder Hinsicht und danken herzlich für alle Beweise
Liebe seitens unserer Leser und Mitarbeiter.
eschwisterlicher
Hier einmal eine „Stimme aus dem Leserkreise":
„FÄ aÄn^s aksnr §Ze ZeZZe/e,
cka§ cD/a/Z öZn o/Z s^uZcLZ
r/ncZ r'sZaä/ZQL ^essFneZ won^en. Venn man alas cD/a/k
^Zn/sre/nanaks?' üsllrakZZe§Z w/e anc/e^e «D/ä/kon, ciann Z§Z
nrZn eZwcr§ /rochen, wenn Zaä cZZe eZn^e/nen e/?a^en nncZ
Zwenken nn^Z^ l/nne^/eee nn^/ l/Zs cDZöe/e/e/Zen nae^§e^/a^e,
akann Ze/ e§ nr/> Znrmen eZne ^)neZ/e cZen Fnen^s unc/
r'Ä rnöaä/s §a§en.- eZn cksr mZn weZ/ene «becZan^sn
c^nenl/e meZnee c^ene-ene nnak c-^nöeZun^ cZen c?en§en
un§sne§ an/ee^/Zeeek." cD.
Möchte dies die Segenserfahrung aller teuren Leser der
„Gegens. Handr." sein!
Seien Sie alle gegrüßt mit 2. Kor. 13,11
Klotzsche, Anfang August 1914.
von <Zem Herausgeber
Fritz Koch.
Gruß an <ien Leser:
» Die Liebe des Christus drängt uns, indem wir also genr«
teilt haben, daß einer für alle gestorben ist und somit alle
gestorben sind. Und Er ist für alle gestorben, auf Lab die,
welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der
für sie gestorben ist und ist auferweckt worden."
2. Kor. 5,14.15.
Llnlw orten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schrift-
stellen Nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich
zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen.
§rage 46: Wann Kai der 6err ^esus unsere Sünden getragen?
Nur am l^reuIS oder sckon von Seiner ^auie an?
(vgl. 1. petri 2, 24) und kat Lr die Sünden aller (Denscben, auck
der Ungläubigen, getragen? (vgl. 1. 7ok. 2, 2).
Antwort H: *)
*) Wir nahmen diese Antwort, die wir im wesentlichenfür durchaus
schristwidrig halten, nur aus, um mittels derselben unseren Lesern
um so besser zeigen zu können, was für Meinungen über diesen so sehr
wichtigen Gegenstand im Volke Gottes verbreitet sind.
Der Herausgeber.
Der Herr Jesus ist schon vor Grundlegung der Welt
ausersehen und bestimmt worden, als das Lamm Gottes die
Sünde der Welt zu tragen (1. Petri 1,18—20). In der Fülle
der Zeit aber sandte Gott erst Seinen Sohn (Gal. 4,4). Obwohl
durch die Geburt von der Jungfrau Maria der
Sohn Gottes ein wahrer Mensch wurde nach Phil. 2, 7,
unterscheidet sich der Mensch Christus Jesus (1. Tim. 2, 5)
von anderen Menschen doch in ganz geivaltiger Weise. Er
hat die Sünde nicht gekannt (2. Kor. 5, 21), weil Sünde
nicht in Ihm war (1. Joh. 3, 5); Er hat keine Sünde
getan (1. Petri 2, 22), weshalb Jh-n niemand einer Sünde
zeihen konnte (Joh. 8, 46). Irgendwann muß deshalb
der Herr Jesus die Sünde der Welt auf Sich genommen
haben, um sie dann zu tragen. Daß der Herr Jesus
nicht nur am Kreuz die Sünde getragen hat, sondern
schon viel früher, geht aus Joh. 1, 29 hervor, wo Johannes
der Täufer sagt, indem er auf Jesus hinweist:
Siehe, das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde hin
166
wegträgt. Jesus trug also damals schon, bald nach Antritt
Seines öffentlichen Lehramtes, der Welt Sünde. Wann
wurde nun aber die Sünde der Welt auf Ihn gelegt?
Das kann nur gelegentlich der Taufe geschehen sein, dir
Jesus ja auch an Sich vollziehen ließ. Die Johannes-
taufe war eine Bußtaufe, d. h. die Taufe selbst bedeutete
ein Bußetun. Da nun Jesus für Sich Selbst keine Buße
nötig hatte, muß Seine Taufe durch Johannes eine ganz
besondere Bedeutung haben. Diese Bedeutung kann nur
sein: Bei der Taufe legte Johannes die Sünde der Welt
auf das Lamm Gottes, so daß Jesus nach der Taufe
als das Gotteslamm der Welt Sünde trägt. — Durch
die Taufe des Johannes Jesus gegenüber wurde das erfüllt,
was in den Opfcrbestimmungen für das Opsertier
gesagt war: Der Priester sollte durch Handauflegung die
Schuld auf das Tier übertragen (3. Mose 1—7) und es
dann erst schlachten. So nahm also Jesus durch die
Taufe die Sünde der Welt auf Sich und trug sie an
Seinem Leibe hinauf auf das Holz nach 1. Petri 2, 24.
Antwort 8:
Der HErr der Herrlichkeit wird oft in verkehrter
Weise zum Sündenträger gestempelt. Gewiß hat der Herr
Jesus alle unsere Sünden getragen, aber nicht als der,
welcher von feiten Gottes um der Sünde willen, sondern
als der, welcher von feiten der Menschen um der Gerechtigkeit
willen litt, als der treue Zeuge und als der
gehorsame Mensch. So hat Er Sich durch den ewigen
Geist ohne Flecken Gott geopfert und die Gemeinschaft
mit Seinem Vater war, ob Er vor Pilatus stand oder
ob Er von Kriegsknechten verhöhnt wurde, ja, bis hinauf
auf das Kreuz eine ungestörte. Das Wohlgefallen des
Vaters, der in Seiner Heiligkeit Sünde nicht sehen kann,
ruhte sowohl nach der Taufe im Jordan, sowie auf Seinem
ganzen Weg hienieden, bis auf das Kreuz, auf Ihm. Die
beste Erklärung gibt uns Jes. 53, 5: „Die Strafe zu
unserem Frieden lag auf Ihm," und zwar zu keinem
anderen Zweck, als daß uns durch Seine Striemen Heilung
würde. Dort auf dem Kreuze wurde Er der Bürge
für meine Sünde. So ward Er das wahre Sündopfer,
167
als Er auf dem Kreuze war und als die Sonne ihren
Schein verlor, und Er ausrief: „Mein Gott, Mein Gott,
warum hast Du Mich verlassen?" Da ward Er für uns
zur Sünde gemacht, auf daß wir Gottes Gerechtigkeit
würden in Ihm (2. Kor. 5, 21). Hier allein war
ündenträger. Alle übrigen Leiden des
Seinem Lebensweg, vom Jordan bis nach
haben keinen sühnenden, sondern nur einen
Charakter. Damit löst sich auch die irrige
die vielfach vertreten wird, daß der Herr
die Sünden der Ungläubigen durch Seine
HErrn auf
Gethsemane,
vorbildlichen
Auffassung,
Jesus auch
Sühnung hinwcggenommen hätte. Jes. 53, 13 lesen wir:
„Er aber hat die Sünden vieler getragen." Gewiß reicht
Sein Opfertod für alle aus, und die Ansprüche der Gerechtigkeit
Gottes hinsichtlich der ganzen Welt sind befriedigt
und anerkannt, aber teil hat nur derjenige daran,
der mit seiner Schuld glaubend Zuflucht zu Dem nimmt,
der Sein Leben für ihn auf dem Kreuze gelassen hat.
Von hier aus verstehen wir den Ausspruch des Johannes
(Joh. 1, 29): „Siehe das Lamm Gottes, welches die Sünde
der Welt wegnimmt." Das Urteil über meine ganze
Schuld ist in göttlicher Gerechtigkeit vollstreckt, die Anklageschrift
vernichtet (Kol. 2, 4), und die Sühnung reicht
aus für jeden, der sich in Buße beugt. Jeder, der an
Ihn als den von Gott Gesandten glaubt, hat durch diese
Sühnung das Recht oder die Macht, ein Gotteskind zu
heißen. Also die Schrift lehrt uns, daß der Herr JesuS
unsere Sünden nur auf dem Kreuz trug und dort auch
dann nur, als sich das Angesicht Gottes auf kurze Zeit,
nicht vor Ihm, sondern vor der Sünde, die Er, der
Sohn Gottes, hier auf Sich nahm, verschließen mußte.
So verhält es sich mit dem Sündetragen für die Menschen
oder für die Ungläubigen: Er stellt nicht alle Bösen,
sondern die Grundlagen der Beziehungen der
Welt zu Gott wieder her und ist somit zur Sühnung
für die ganze Welt gestorben. Auf Grund dieses Opfers
und dieser Sühnung kann jeder Errettung finden.
^oNvort L:
Daß der Herr Jesus amKreuze indenStunden
der Finsternis unsere Sünden trug und dort das
168
Gericht und die Strafe für uns erduldete, das wird wohl
von keinem Kinde Gottes in Frage gezogen. Aber weil
Johannes der Täufer sagte: „Siehe, das Lamm Gottes,
welches die Sündeder Welt wegnimmt" oder „trägt"
(Joh. 1, 29), und weil es in 1. Petri 2, 24 nach manchen
Bibelübersetzungen heißt: . welcher unsere Sünden
Selbst h i n a u f getragen hat an Seinem Leibe auf das
Holz . . . glauben manche, der Herr Jesus habe die
Sünden bereits vor dem Kreuze getragen. Dieses „Tragen"
den Sünden denkt man sich, scheint es mir, ungefähr so,
wie das Tragen einer Last, die jemand aufnimmt, und
unter der er dann seinen Weg dahingeht. Unter diesen
gibt es wieder solche, welche denken, der Herr Jesus habe
die Sünden von Seiner Geburt an getragen, und solche,
welche denken, von Seiner Taufe an. Zu letzterer Annahme
kommt man wohl dadurch, daß es betreffs der
Johannestaufe heißt: „Da ging zu ihm hinaus . . ., und
sie wurden von ihm im Jordan getauft, indem sie ihre
Sünden bekannten" (Matth. 3, 5. 6), und dann der
Herr Jesus auch zu dieser Taufe kam und auf Sein Verlangen
ebenfalls von Johannes getauft wurde; sie meinen,
da müsse eben auch der Herr Jesus „Sünden bekannt"
haben, und da Er Selbst keine hatte, seien es eben diejenigen
anderer gewesen; also habe Er sie dort aus Sich
genommen und von da an getragen.
Wie stimmt dieses alles mit dem Worte Gottes übereilt?
Der Gegenstand ist von größter Wichtigkeit, weil es
sich dabei um die Person des Herrn Jesu, die Herrlichkeit
des Sohnes Gottes Selbst handelt.
In Johannes 1, 29 ist zwar in der Zeitform der
Gegenwart gesprochen, aber nur um die Person des HErrn
vorzustellen und zu kennzeichnen. Das Tragen oder Wegnehmen
der Sünde der Welt war in jenem Augenblick
noch zukünftig, aber die Person, die es vollbringen sollte,
war gegenwärtig, und diese Person war eine vollkommene
Bürgschaft dafür, daß es auch hinausgeführt werden würde.
Deshalb wird auch an anderen Stellen im Johannes-
evangelium von Dingen, die mit Seiner Person verbunden
sind und in dem bezeichneten Augenblicke noch zukünftig
waren, trotzdem in der Zeitform der Gegenwart gesprochen,
als ob sie bereits geschehen wären bezw. gegenwärtig seien.
169
So wird z. B. in Kap. 1,33 gesagt:„ ... der mit heiligem
Geiste tauft." Das tat Er aber weder in jenem Augenblicke
noch überhaupt hienieden, sondern erst nachdem Er
verherrlicht war; aber die Person war da? Kap. 10, 15
sagt der Herr Jesus: . und Ich lasse mein Leben
für die Schafe" (s. auch V. 17. 18 a); Er ließ es aber
nicht in jenem Augenblicke oder fortgesetzt in dem hier
gemeinten Sinne, sondern erst später am Kreuze usw. Joh
1, 29 begründet also n i cht die Annahme des Sündentragens
vor dem Kreuze. Ebensowenig ist dies bei der Petrusstelle
der Fall, weil, (wie mir von zuverlässiger, des Griechischen
kundiger Seite gesagt worden ist), die griechische Präposition
(Verhältniswort), die in 1. Petri 2, 24 gebraucht ist, im
Neuen Testament nicht nur auf die Frage „wohin" mit
dem Akkusativ (4. Fall) verbunden wird, sondern oft auch
auf die Frage „wo", (statt mit dem 3. Fall). Daher
kann in 1. Petri 2, 24 statt „auf das" ebensogut übersetzt
werden „auf dem". Ähnliche Beispiele sind z. B. Matth.
9, 9: Matthäus saß „an dem Zollhause" (griech. steht
aber der 4. Fall: „an das Zollhaus").
Die obenerwähnte Schlußfolgerung rn bezug auf die
Taufe des Herrn Jesu ist das Ergebnis rein menschlichen
Verstandes — und geht darum völlig fehl. Der
Herr Jesus war gekommen, am Kreuze den Platz des
schuldigen Menschen im Gericht einzunehmen. Es entsprach
daher völlig dieser Seiner Aufgabe, daß Er auch in der
Taufe des Johannes den Platz mit denen teilte, die in
dieser Taufe das gerechte Urteil Gottes über den Menschen
anerkannten (s. Matth. 3, 6; Luk. 7, 29). Sie bekannten
ihre Sünden und nahmen in der Taufe sinnbildlich den
ihnen zukommenden Platz ein. Er aber machte Sich im
Vorausblick auf das Kreuz eins mit ihnen an diesem Platze
und erfüllte so „alle Gerechtigkeit" (Matth. 3, 15). Ein
Aufsichnehmen der Sünden kam hierbei nicht im entferntesten
in Frage; es war weder der Zeitpunkt noch der Ort dafür.
Das ist uns völlig klar, wenn wir auch nur ein wmig
verstehen, was das Aufsichnehmen, das Tragen
der Sünden für den Herrn Jesus bedeutete.
Es handelt sich eben nicht um ein Tragen im Sinne des
Dahintragens, wie man einen Gegenstand nach einem Orte
trägt; sondern um das Aufsichnehmcn der Schuld und
170
Strafe. Sehen wir den Menschen an, der mit seinen
Sünden dahingeht, ohne Bergebung, und mit ihnen einst
vor Gott erscheinen wird. Er ist getrennt von Gott,
geht ohne Ihn und fern von Ihm durch diese Welt, und
der Tod, Gericht und Strafe sind zum Ende sein
Teil. Nichts anderes konnte es für den Herrn Jesus sein,
wenn Er die Sünden auf Sich nahm! Jede andere Vorstellung
ist gänzlich irrig. Der Herr Jesus konnte nicht
die Sünden auf Sich nehmen, ohne auch zugleich alles
das auf Sich zu nehmen, was mit ihnen verbunden ist.
Von dem Augenblicke an, wo Er die Sünden auf Sich
nahm, nahm Er Gott gegenüber den Platz des
schuldigen Sünders ein in seiner ganzen, vollen
Tragweite und Gott handelte dementsprechend
mit Ihm. Das sehen wir am Kreuze in den Stunden
der Finsternis, wo der Herr Jesus von Gott verlassen
war und Gericht und Töd erduldete. Am Kreuze trug
Er den Fluch (Gal. 3, 13) für den Menschen, der unter
dem Fluche war, weil er „nicht geblieben war in allem,
was im Buche des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun"
(Gal. 3, 10). Er trug ihn erst am Kreuze, weil Er
am Kreuze die Sünden trug; Sünden und Fluch waren
miteinander untrennbar verbunden! Hätte der Herr Jesus
schon vor dem Kreuze die Sünden auf Sich genommen,
so hätte Er also auch schon vor dem Kreuze unter
dem Fluche sein müssen, die ganze Zeit, während der
Er die Sünden trug. Er hätte dann auch Seinen Pfad
getrennt von Gott gehen müssen, wie der Mensch,
dessen Sünden nicht vergeben sind, ohne Gott durch diese
Welt geht, denn Gott ist heilig und kann nicht
mit Sünde zusammen sein! Wenn wir das leugnen,
dann lassen wir gänzlich außer acht, was Gott ist in
Seiner Heiligkeit und was Sünde ist in
Seinen Augen! Erst wenn ein Mensch gereinigt ist
von seinen Sünden, empfängt er den Heiligen Geist, macht
Gott Wohnung in ihm, wird sein Leib ein Tempel des
Heiligen Geistes; solange der Mensch mit seinen Sünden
dahingeht, ist dieses völlig ausgeschlossen. Also Reinheit
von Sünde ist die unbedingte Voraussetzung für das Wohnen
des Heiligen Geistes in einem Menschen. Hätte es bei
dem Herrn Jesus anders sein können? Nimmermehr! Gott
ist unveränderlich in Seiner Heiligkeit, und ebenso unveränderlich
ist Sein Urteil über die Sünde — auch als
Sein geliebter Sohn sie trug! Da gab es keine Ausnahme
für Gott, wie ja das Kreuz uns so deutlich zeigt. Wie
hätte also nach der Taufe des Herrn Jesu der Heilige
Geist auf Ihn herabkommen und auf Ihm bleiben können
(Joh. I, 32), wenn Er die Sünden trug? Wie hätte es
„das Wohlgefallen der ganze Fülle" sein können, in Ihm
zu wohnen (Kol. 1, 19)? Wie hätte der Herr Jesus dann
sagen können: „Und der Mich gesandt hat, ist mit Mir;
Er hat Mich nicht allein gelassen . . ." (Joh. 8, 29) ?
Und wie hatte Er auf dem Berge verherrlicht werden
können (Matth. 17, 2—5) ? „Er wurde vor ihnen um-
gestaltet. Und Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne"
. . ., konnte das mit Ihm geschehen mitsamt den Sünden?
Oder konnte Er Sich ihrer etwa eine Zeitlang wieder entledigen,
um sie danach wieder aus Sich zu nehmen? Das
eine ist so weit wegzuweisen wie das andere, und schon
diese eine Schriftstclle genügt, um zu zeigen, daß der Herr
Jesus die Sünden nicht von Seiner Taufe an trug.
Ebenso schriftwidrig ist die Annahme, der Herr Jesus
habe die Sünden aller Menschen getragen. Das Wort
spricht immer nur davon, daß Er die Sünden „vieler"
getragen hat (s. Matth. 20, 28; 26, 28; Hebr. 9,28), n i e
aber „aller". Die Sünden, welche Er trug, sind auch
gesühnt und getilgt und Gott wird ihrer nie mehr gedenken
(s. Hebr. 10, 17); wie hätte also dann der Herr Jesus,
wenn Er die Sünden aller Menschen getragen hätte,
den Juden sagen können: „Daher sagte Ich euch, daß ihr
in euren Sünden sterben werdet; denn . . ., so werdet ihr
in euren Sünden sterben" (Joh. 8, 24), oder: „. . . . so
bleibt eure Sünde" (Joh. 10, 41), und wie könnten die
ungläubigen Menschen einst gerichtet werden „nach ihren
Werken" (Offenb. 20, 12. 13) ? Th'. K.
Hnmerkunx äes Herausgebers:
Wir sind der festen, durch nichts zu erschütternden
Überzeugung, daß, wie auch die Antworten L .und O besagen,
nach der Lehre der Schrift der Herr Jesus mir am Kreuz
unsere, d. h. der Gläubiggewordcnen, Sünden stellvertretend
172
und sühnend getragen habe! — Auf die Tatsache, daß
es in I. Joh. 2, 2 wörtlich nicht heißt: „Er ist die Sühnung
für die Sünden der ganzen Welt," sondern: „Er ist die
Sühnung für die ganze Welt", ist bereits bei Frage 10
hingewiesen. Auf Grund dieser ein für allemal geschehenen
Sühnungstat kann jeder gerettet werden, der unter den
göttlichen Bedingungen (Buße, Sündcnbekenntnis, Glauben
an den Sohn Gottes und Sein Werk) das Heil in Christo
ergreift. Die Lehre, daß Christus die Sünden aller Menschen
getragen habe, ist schriftwidrig und eine mächtige
Stütze für die Irrlehre, daß schließlich alle Menschen errettet
würden. — In I. Petri 2, 24 heißt es „unsere
(d. h. der Gläubigen) Sünde«", in Joh. 1, 29 dagegen
„der Welt Sünde"! Wie kann man das verwechseln?!
Das Wort Sünden wird gebraucht in bezug auf die
persönlichen Werke des einzelnen (vgl. Röm. 3, 21—26),
während Sünde den Naturzustand berührt (vgl. Röm. 8,3;
siehe auch 2. Kor. 5, 21!).
Es ist uns völlig unbegreiflich, wie man Jesu Taufe
mit dem jüdischen Opferkult zusammenbringen kann, wobei
man Johannes zum Priester macht! Es genügt, zu sagen,
daß die Schrift dgl. nicht tut. Sie sagt uns ja so klar, welche
Bedeutung Jesu Taufe hatte, nämlich die, „alle Gerechtigkeit
zu erfüllen". Das Wort steht nur im Matth.--Ev.! Jesus
kam als Vertreter Seines Volkes (nicht Stellvertreter!)
und nahm den Platz eines Sünders ein wie ein einzelner
aus dem Volk und ließ symbolisch das Gericht an
Sich vollziehen — die Taufe ist stets ein Symbol, Sinnbild
—, so machte Er die Gerechtigkeit voll, erfüllte sie
(vgl. dazu Luk. 7, 29. 30!). Und was hat der Hinweis
des Johannes auf den Herrn Jesus, als das jetzt schon
unter ihnen weilende Lamm Gottes, zu tun mit der Taufe,
die am Tage zuvor gewesen war?
Nun zu 1. Petri 2, 24! Sowohl kann es nach dem
Griechischen, wie noch viel mehr Stellen als in der vorigen
Antwort angegeben, beweisen (so z. B. Mark. 4,38: „Jesus
schlief auf dem Kopfkissen"; griech.: „auf das") sehr
wohl, als auch muß es nach dem gesamten Schriftzeugnis
heißen: „auf dem Holze". Das Wort, das gewöhnlich
mit „hinauftragcn", übersetzt wird, kann auch heißen „tragen",
wie es tatsächlich so in Hebr. 9,28 heißt. Die Stellen Hebr. 9,
26. 28 u. 10,10—12 sind ausreichend, um zu zeigen, wann
der Herr Jesus die Sünden stellvertretend getragen hat. Wer
da sagt. Er habe dies schon von der Taufe an getan, entleert
das Kreuz und beachtet nicht, was Sünde und Sünden
in Gottes Augen bedeuten. Das Kreuz war zunächst
nur die Tat der Menschen (vgl. Apgesch. 2, 23 u. a.);
dann, nachdem der Herr Jesus die ersten Stunden am
Kreuz in schattenloser Gemeinschaft mit Gott gewesen war.
wurde die Sündenschuld auf Ihn gelegt, wurde Er zur
Sünde und zum Sündopfer gemacht („Sünde" ist in der
Schrist oft für „Sündopfer" gebraucht, z. B. 2. Mose 29,14,
wörtlich: „Sünde"), und Er ward als unter dem Fluche
von Gott (nicht „Vater") verlassen. Dr ward das Werk
„vollbracht"! Bis zu diesen Stunden, wo Er „unter des
Gerichtes Ruten" Sich befand, litt der HErr nicht stellvertretend,
wohl aber litt Er vorher um der Gerechtigkeit
und um der Folgen der Sünde willen (Joh. 11, 35.
38), und darin können wir mit Ihm leiden (1. Petri 4,
13; Röm. 8, 17 ff.), wie auch in gewisser Hinsicht schon
Lot litt (2. Petri 2, 7. 8). Aber stellvertretendes Leiden
und Sündentragen, wie es auch in Jes. 53, 6 gemeint
ist, kennt die Schrift bei dem Herrn Jesus erst am Kreuz
und nur dort! Es ist schon auf die Verklärung Jesu
in Matth. 17 hingewiesen, die unmöglich gewesen wäre,
wenn die Sünden auf dem Herrn Jesus gelegen hätten!
Und wir fügen zum Schluß hinzu: Wie hätte, wenn der
HErr wirklich von Seiner Taufe an die Sünden getragen
hätte, während der ganzen Zeit die Sonne ihren Schein
behalten können — die Sonne, von der wir lesen, daß
sie ihren Schein verloren, als der sohn Gottes am Kreuze
von Gort verlassen war, als Er dort gestraft ward an
unserer Statt?! (Matth. 27, 45 ff.; Mark. 15, 33 fs.;
Luk. 23, 44 ff.) —
§roge 47: lst aus Sattes Wort die 6nnakme begründet,
datz in Oetbsemane der Satan versucht kabe, den Serrn ^esus
zu taten, um Ikn am Lrlösungswerke zu Kindern, und datz Sott
ldn dort vom Tlode errettet kabe? 6ebr. 5,7.
Antwort /X:
Es soll dies der letzte Versuch Satans gewesen sein, um
den Weibessamen (1. Mose 3,15) zu zerstören, nachdem es
174
ihm nicht gelungen war, durch Petrus den HErrn zu verhindern,
den Kreuzesweg zu gehen (Matth. 16,21—23). Der
vermutliche Angrrff Satans in Gethsemane soll der Kelch
sein, um dessen Wegnahme der Herr Jesus gebetet habe,
aber wie können wir dann die Worte verstehen: „Nicht wie
Ich will, sondern wie Du willst"? Daß das Leben des
HErrn in Gefahr stand, ist nirgends in den Evangelien erwähnt,
und so bietet die Stelle im Hebräerbrief, Kap. 5,7,
die einzige Möglichkeit, einen Angriff von feiten der Macht
der Finsternis anzunchmen.
Die Tiefe der Leiden unseres HErrn, als Er für uns
zum Sündopfer gemacht wurde, fassen wir nicht. Wir können
es nicht ausdenken, was es für unseren hochgelobten HErrn be-
bedeutete, die Strafe zu tragen, die wir verdient hatten;
und diese bestand darin, daß Ihm das Licht der Gegenwart
Gottes eine Zeitlang entzogen wurde.
Der amerikanische Advokat Ph. Mauro schreibt hierüber:
„Die Stelle bedeutet nicht, daß unser HErr darum
betete, vom Tode in Gethsemane errettet zu werden. Die
Präposition vor „Tod" ist eigentlich „aus", so daß der Nebensatz
gelesen werden sollte: „Zu Ihm, der fähig war, Ihn
aus dem Tode zu erlösen, und ist auch erhört worden". Er
wurde erhört, nicht dadurch, daß Er vom Tode in Gethsemane
errettet wurde, sondern dadurch, daß Er aus dem Tode (aus
der Gottentfremdung), den Er am Kreuz erlitt, genommen
wurde. Die Antwort auf Sein Gebet war die Auferstehung."
^ntvok-l 8:
Weder in Hebr. 5,7 noch in Matth. 26,36—56; Mark.
14, 32—52; Luk. 22, 39—53; Joh. 18, 1—2 finden wir
Gründe zu solcher Annahme. Als der HErr in Gethsemane
so heftig betete, war Er nicht einem Versuch Satans, Ihn
zu töten, ausgesetzt; Sein „Bitten und Flehen" weisen
deutlich auf die unmittelbar nachher kommende Stunde, da
Er allein, ganz allein mit der furchtbaren Macht Satans
zu tun haben und, zur Sünde für uns gemacht, den Kelch
des Fluches Gottes trinken sollte.
Satan, der in Judas war (Joh. 13, 27), befahl nicht:
„Tötet Ihn sofort", sondern „Ihn greifet"! Durch ein
sofortiges Töten wäre sein Charakter als Mörder (Joh. 8, 44)
zu leicht erkennbar gewesen; der Lügner stellte sich nicht,
wie er war. Sein Verbrechen beging er durch gar gesetzmäßige
Verhandlungen: Verhaftung, Prozeß, Anklage, Zeugenaussage,
Verteidigung, Verurteilung, Hinrichtung. Kein Mensch
bemerkte in diesen Vorgängen seine unsichtbare und gott-
feindliche Leitung. Alle, durch ihn verblendet und begeistert,
verlangten die Kreuzigung des Gerechten. Welch ein Triumph
für die „Macht der Finsternis"! Es war der tiefste Punkt
der „Tiefen Satans".
Hebr. 5,7 sagt, daß der HErr erhört, also aus dem
Tode errettet wurde, aber nicht darin, daß Er etwa nicht
starb. Über diese Stelle gibt die Schrift in Apgesch. 2,
24—27 eine so einfache und doch klare Auslegung, daß
wir auf Grund derselben keine menschlichen Annahmen machen
dürfen. Obgleich unsere Sünden Ihn in den Tod brachten,
waren auch, abgesehen von Seiner Göttlichkeit, das eigene
Leben, der Wandel, die Natur des Herrn Jesu als Mensch
gegenüber Gott so heilig, so wahrhaftig fromm, so völlig
sündlos, daß die Gerechtigkeit Gottes aufgefordert werden
konnte, Ihn aus dem Tode herauszubringen. Das geschah
in Seiner Auferstehung.
^ntvort L:
Gegenwärtige Frage hängt wesentlich mit der Frage
des Sündentragens zusammen, weil der Tod mit Sünde
zusammenhängt. Der Tod ist durch die Sünde in die Welt
gekommen und ist zu allen Menschen hindurchgedrungen,
weil sie alle gcsündrgt haben (Röm. 5, 12). Der Tod ist
der Lohn der Sünde (Röm. 6, 23). Sünde ist also die
Voraussetzung für den Tod. Darum hatte der Teufel die
Macht des Todes über den Menschen (Hebr. 2,14). Aber
eben darum konnte er sie auch nur da haben, wo Sünde
war, auf keinen Fall aber da, wo es solche nicht gab. Deshalb
hatte der Tod kein Anrecht auf den Leib des HErrn in
Gethsemane, und hatte der Teufel keineswegs die Macht
des Todes über Ihn, denn in Gethsemane hatte Er nichts
zu tun mit Sünde. Wie zu der Frage über das Sünden-
tragen dargelegt worden ist, hat der Herr Jesus erst am
Kreuze — nie vorher — die Sünden getragen, und da
allein war es, wo Er „die Sünde der Welt trug" und
„für uns zur Sünde gemacht" wurde (Joh. 1,29 und 2. Kor.
5, 21), nicht in Gethsemane. Die Lehre, wie ich sie kürzlich
176
hörte und las, der Herr Jesus habe in Gethsemane „den
Tod verschlungen" und damit die Sünde in Sich ausgenommen
(das sei das „zur Sünde gemacht"-Sein), um sie dann
in Seinem Leibe auf das Holz hinaufzutragen, ist zum
mindesten ein schweres Mißverstehen der dieser Lehre zugrunde
gelegten Schriftstellen. Wenn wir Jes. 25 lesen, wo es in
V. 8 heißt: „Den Tod verschlingt Er auf ewig", so finden
wir, daß es sich hierbei um das Reich handelt, in welchem
nicht mehr der Tod, sondern das Leben herrschen wird;
lesen wir I.Kor. 15,54: „Verschlungen ist der Tod in
Sieg", so wissen wir, daß es sich auf die Auferstehung und
Verwandlung der Gläubigen bezieht, wie ja der ganze Zusammenhang
und im besonderen die Worte klar zeigen: ,Menn
aber dieses Derwesliche Unverweslichkeit anzichen und dieses
Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das
Wort erfüllt werden . . ." usw. Also in beiden Fällen bezieht
sich das Wort vom Verschlingen des Todes überhaupt
nicht auf den Herrn Jesus in Seinem Leben hienieden. Auch
ist der Tod und die Sünde nicht eine Sache, die der
Herr Jesus in Sich aufnahm, sondern Er trug oder nahm
weg die Sünde der Welt dadurch, daß Er am Kreuze das
göttlich-vollkommene Sühnopfer war nicht allein für die
Sünden der Erlösten, sondern auch für die Sünde in ihrer
Natur, von der alle Menschen durchdrungen und alle Dinge,
„es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den
Himmeln" (Kol. 1,20), verunreinigt sind; und „für uns
zur Sünde gemacht" tourde Er, indem Er am Kreuze unsere
Stelle einnahm, nicht nur in bezug auf unsere Sünden,
sondern auch in bezug auf unseren ganzen sündigen Zu -
stand! Das geschah aber nicht in Gethsemane, sondern erst
am Kreuze, wie auch in den alttestamentlichen Vorbildern
durch das Händeauflegen auf das Opfer deutlich gezeigt
wird. Durch das Händeauflegen wurde das Opfer erst zum
Stellvertreter des Opfernden, und dieses Händeauflegen geschah
immer erst am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft,
beim Opferaltar, unmittelbar vor dem Schlachten (s. 3. Mose
1,4; 3,2.8.13; 4,4.15.24.29.33). Der Herr Jesus hat
also nicht i n Seinem Leibe die Sünde auf das Holz hin -
aufgetragen. Erstens nicht „in", weil es nicht zutrifft,
wie vorstehend dargetan, und auch gar nicht so zu übersetzen
ist; dann aber auch nicht „die Sünde", denn das Wort
spricht an jener Stelle ausdrücklich von „unseren Sünden"
— das ist doch ein großer Unterschied —, und endlich auch
nicht „auf das Holz hinauf", weil dies weder der Tatsache
entspricht noch dem Urtext, wie schon bei Beantwortung der
Frage über das Sündentragcn klargelegt worden ist. Wie
also hätte der Satan versuchen können, den Herrn Jesus
in Gethsemane zu töten, wenn Sünde, die Voraussetzung
des Todes, nicht vorhanden war? Dann hatte er auch nicht
die Macht des Todes dem Herrn Jesu gegenüber — ja, gar
keine Macht. Der Herr Jesus war der Stärkere, der ihn,
den Starken, besiegt hatte (Matth. 12,28.29) und Er hatte
„Gewalt über die ganze Kraft des Feindes", und zwar
so vollkommen, daß Er diese Gewalt sogar Seinen Jüngern
geben konnte (Luk. 10,17—19), und Er, nicht der Satan,
hatte Gewalt über Sein Leben, so daß Er sagen konnte:
„Niemand nimmt es von Mir, sondern Ich lasse es von
mir Selbst. Ich habe Gewalt, es zu lassen, und habe Gewalt,
es wiederzunchmen" (Joh. 10,18). Deshalb ist es
auch völlig unzutreffend, wenn in Hebr. 5,7 „von dem
Tode aushelfen" übersetzt wird, und diese Stelle auf Gethsemane
bezogen wird. Wie ein Griechisch kennender Bruder
mir erklärt hat, bedeutet das betreffende Wort, welches
in manchen Übersetzungen mit „von" übersetzt ist, in erster
Linie „aus", wiewohl es auch „von" heißen kann, je
nach dem Sinne, der in Betracht kommt. Dieses Wörtchen
ist also nicht das, was entscheidend ist, sondern der Sinn,
der aus dem Zusammenhang sich ergibt. In dieser Beziehung
nun zeigen uns V. 9 und 10 ganz deutlich, daß es
handelt, also nicht etwa der Herr Jesus in der Gefahr
war, in Gethsemane den Tod zu erleiden und Gott Ihn
von diesem Tode errettete, sondern daß der Herr Jesus durch
die Auferstehung aus dem Tode errettet wurde, in den
Er am Kreuze ging; das war die Erhörung. — Es ist also
völlig haltlos und gegen das Wort Gottes, wenn gesagt
wird, der Kelch, von dem der Herr Jesus in Gethsemane
sprach, sei der Tod von der Hand Satans gewesen, der
Ihn dadurch habe hindern wollen, die Erlösung am Kreuze
zu vollbringen; weil nun aber der Herr Jesus nicht in
Gethsemane habe sterben wollen, sondern am Kreuze, habe
Er zu Gott gefleht. Er möge diesen Kelch an Ihm vorüber
178
gehen lassen, und Er sei erhört worden. Nach der Meinung
der Anhänger dieser Lehre gab es zwei Kelche für den
Herrn JesuS; das Wort Gottes redet aber nicht so. Der
Kelch, von welchem der Herr Jesus in Seinem Gebet spricht,
war der Kelch des Kreuzes und kein anderer. Was für
einen Sinn hätten sonst die Worte des Herrn Jesu: „ . . .
wenn es möglich ist. . ? In Gethsemane gab der Vater
dem Sohne diesen Kelch gleichsam in die Hand. Deshalb
sagte der Herr Jesus dann zu Petrus: „Den Kelch, den
der Vater mir gegeben hat, soll ich den flicht trinken?"
Ja, Er hat ihn getrunken — am Kreuze!
Der „ringende Kampf" in Gethsemane (Luk. 22,44)
war kein „Todeskampf", wie manche gelehrte (und auch
ungelehrte) Schriftausleger das griechische Wort „Agonia"
durchaus nur verstanden haben wollen. Es war entschieden
kein Todeskampf im wahren Sinne, erstens weil der Tod
für den Herrn Jesus in jener Stunde nicht in Frage kam, und
zweitens, weil das Wort ausdrücklich sagt, daß Er gerade
in diesem Kampfe heftiger betete; im Todeskampfe
aber betet niemand, das ist gänzlich ausgeschlossen! Es
zeigt uns aber die Schrecklichkeit des Kelches für den Herrn
Jesus, die unfaßbare Schwere des Erlösungswcrkes, wie
wir sie ohne Gethsemane nie würden sehen können. Darum
ist Gethsemane uns so kostbar, und was unser Auge dort
schaut, erfüllt unsere Herzen mit tiefster Ehrfurcht und Anbetung.
Aber nur der Geist Gottes vermag uns diese Dinge
aufzuschließen, und nur der Glaube vermag etwas davon
zu verstehen. Der menschliche Verstand versagt hier völlig;
ja nicht nur das, sondern er geht ganz und gar irre und
bringt Dinge hervor, die nicht nur dem Worte Gottes ganz
entgegen sind, sondern auch die herrliche Person des HErrn
herabziehen und verunehren! Dies geschieht in weitestem
Umfange — wenn auch unbeabsichtigt von den Betreffenden
— durch die Lehre, die in der im vorstehenden behandelten
Frage zum Ausdruck kommt. Einfalt und Unterwürfigkeit
des Herzens und die Kenntnis der Person des Herrn Jesu
ist es, was wir brauchen, um das Wort Gottes zu verstehen
und vor Irrtum bewahrt zu bleiben durch Seine
Gnade. „Der HErr wird dir Verständnis gebm in allen
Dingen. Halte im Gedächtnis Jesum Christum . . . ."
(2. Tim. 2,7.8). Ja, möchten wir Seine Person mehr und
mehr erkennen, denn Er ist die Wahrheit! Wie kostbar.
Hnkvort l):
Den HErrn, den „Urheber des Lebens" (Apgsch. 3,15)
töten? Wo gab es eine Macht im Himmel oder auf Erden,
die Ihn entgegen Seinem Erlauben und Willen — entgegen
den Schriften, entgegen dem bestimmten Ratschlüsse Gottes,
harte zu töten vermocht?! Er Selbst sagt: „Niemand (auch
der Teufel nicht) nimmt es von Mir, Ich lasse es von Mir
Selbst. Ich habe Gewalt, es zu lassen rc. Solches Gebot
habe Ich von Meinem Vater empfangen" (Joh. 10,18).
Die Juden waren die „Mörder" des HErrn (Apgsch. 7,52),
aber sie konnten es nicht früher werden, bis Er es zuließ.
Die Zeit und Stunde des Lebenlassens hing von Ihm ab
(Joh. 7, 30 und 17, 1), und Seine Stunde war in Übereinstimmung
mit dem bestimmten Ratschluß Gottes und mit
den Schriften (Matth. 26,54). Sein Sterben hing nicht
vom Ringen und Überwinden des Todes ab (nirgends sagt
die Schrift so etwas!), sondern von Seinem Willensentschluß.
„Ich lasse es (das Leben) von Mir Selbst." Er überließ
Sich den Händen Seiner Mörder, Er ließ es zu,
ihren Haß bis zum Tode auszuführen.
Wie können solche Gedanken in der Schrift gefunden
werden, da Er das Ende schon vom Anfang sah (Jes.
46, 10)! Er Selbst sagt, daß Er alles wußte, was über
Ihn kommen würde (Joh. 18, 4). Er Selbst weist hin, daß
Er, am Kreuze erhöht (aber nicht in Gethsemane), sterben
muß (Joh. 3,14 und 12,32.33). Er Selbst zeigt uns Joh.
18,11, daß Er in dem Kelche den Kreuzestod sieht. Jene
Worte und Gedanken sind nicht nur völlig haltlos gegenüber
der Schrift, sie sind auch entehrend für den HErrn, da
Ihm dadurch Zweifel und Unglauben beigelegt wird, sie
schließen für den HErrn die Möglichkeit des Hinfallens
der Schrift und der Ratschlüsse Gottes in sich. „In den
Staub des Todes legst Du Mich" (Ps. 22,15), aber nie
konnte es in die Seele des HErrn kommen, daß der Satan
dies zu tun vermöchte. Er Selbst sagt: „Die Schrift kann
nicht gebrochen werden". Abgesehen von vielen anderen Beweisen
sollte schon das obige genügen, die Schriftwidrigkeik
solcher Lehre zu erkennen. Laßt uns „acht haben aus die
180
Lehre und die gesunden Worte". (1. Tim. 4, 16; 2. Tim.
1, 13.) v. d. K.
Hnmerkunr» äes Herausgebers:
Nein, diese Annahme ist wahrlich nicht begründet, sie
ist weiter nichts als Philosophie der Menschen, eins der
vielen Menschenfündlein, durch die Satan die Ehre des
Herm Jesu zu schmälern sucht bei denen, denen eigentlich
nichts kostbarer sein sollte als die Person des HErrn,
nämlich bei Seinen bluterkauften „Genossen" (Hebr. 3, 14),
die Ihn besser kennen sollten?
Es ist erschütternd ernst und betrübend, daß gewisse
falsche Übersetzungen einiger Worte der Schrift, die hierauf
Bezug haben, immer wieder weitergerragen werden, statt
daß man um der Ehre des HErrn und um des ganzen
Schriftzeugnisses willen endlich einmal aufräumt mit diesen
haltlosen Deutungen. Zu diesen falschen Übersetzungen gehört
die von Luk. 22, 44, worauf in einer Antwort schon
hingewiesen ist. Hier heißt es in einigen Übersetzungen:
„. . . . als Er mit dem Tode rang". Diese Übersetzung
(die übrigens weder die Elberfelder noch die Miniaturbibel
noch I)r. Wiese u. a. haben!) hat gar nichts für sich,
aber sehr viel gegen sich. Das Wort ä^csvla (Agonia) ist
durchaus nicht gleichbedeutend mit dem, was man heute
unter „Agonie" versteht, es bedeutet weder „Kampf mit
dem Tode" noch auch im allgemeinen „Todesangst" (wie
leider u. a. die Miniaturbibel sagt!). Das Wort kommt
im Neuen Testament nur einmal vor, so daß seine Bedeutung
aus anderer griechischer Literatur erklärt werden
muß. Es steht u. a. dreimal im apokryphischen,2. Makkabäer--
buch, wo es auch von Luther nie im Sinne von „Kampf mit
dem Tode" oder auch nur „Todesangst" übersetzt wird: 3, 14
„große Aufregung" (Luther: „großer Jammer"); 3, 16
„Seelenangst" (so auch Luther); 15, 19 „große Aufregung"
(Luther: „Unruhe"). Es ist „Seelenkampf" oder „Seelenangst"
in unserer Stelle; es bedeutet die Angst Seiner
Seele, in der Sich der HerrJesus als vollkommener
Mensch befinden mußte im Blick auf den Kelch, den Er
am Kreuz trinken sollte.
Dieser Kelch — die Schrift redet nicht von mehreren
Kelchen! — sollte nicht in Gethsemane getrunken werden;
181
vielmehr war nach Joh. 18,1t der Kelch noch zukünftig.
Darum ist der Kelch nicht der Tod in Gethsemane,
sondern das mit dem Gericht über die Sünde
verbundene von Gott Verlassensein des Herrn
Jesu (am Kreuz). Dies stand vor Ihm, der nie bis
dahin von Gott verlassen gewesen war. In Gethsemane
stand der vollkommene Sohn des Menschen in dem Grauen,
der Angst der Vorempfindung des Kelches, der auf Golgatha
getmnken werden sollte. In Gethsemane sah der HErr
den Kelch, aus Golgatha trank Er ihn. Die Schrift hätte
ja gebrochen werden müssen, wäre es anders gewesen! Oder
wenn wir annchmen sollen, der Herr Jesus (der „alles
wußte"!) habe gefürchtet, in Gethsemane sterben zu können,
so hätte Er jedenfalls haben denken können, daß die Schrift
gebrochen werden könnte! Wie entsetzlich — solche Gedanken!
Welche Entehrung des HErrn! Wie kann ein
Gläubiger wagen, derlei auszusprechen? Zittert er nicht
vor der Majestät des HErrn? Ist die Person des Herrn
Jesu ihm nicht zu heilig, um solche Gedanken über Ihn
zu hegen oder gar zu verbreiten?! Sie sind ein Antasten
— wenn auch unwissentlich — der vollkommenen Gottheit
des HErrn!
Aber man geht noch um mit falschen Übersetzungen einer
anderen Stelle. Häufig kommt man zu solchen Übersetzungen
nur durch eine verkehrte Anschauung. Ist die Anschauung
schriftwidrig, dann gar oft auch die darauf aufgebaute Übersetzung,
da einzelne griechische Worte eine mehrfache Übersetzung
zulassen und die rechte erst aus dem ganzen Schriftzusammenhang
gesehen werden kann.
Diese Stelle ist Hebr. 5, 7. Nun sei es gleich gesagt:
von den mehreren möglichen Deutungen, je nachdem
nämlich wie das Wort rvla^kt« übersetzt wird, stützt keine
die in unserer Frage aufgeworfene Meinung!
1. Das Wort ä-rö (apo) heißt in erster Linie „von";
das Wort külaDkt« (Eulabeia) heißt oft „Furcht", so z. B.
in Hebr. 12, 28. Dann heißt die Stelle: „Er wurde erhört"
— nämlich durch Befreiung — „von der Furcht"
(dem Grauen). Im Falle wir diese Übersetzung annchmen,
bestand die Erhörung in der Stärkung durch den Engel.
2. (spo) kann aber auch gut heißen „infolge
von" und kr'-.u^kla (Eulabeia) „Frömmigkeit" („Ehrfurcht").
182
Dann ist die Rede von einer Erhörung „um der Frömmigkeit
willen", oder infolge der Frömmigkeit.
3. kx Snv«rov (etc tbnnntou) heißt wörtlich „aus
dem Tode". Alle die Versuche, hier zu übersetzen „vom
Tode", weil rx unter Umständen „von" heißen könne,
gehen von den verkehrten Voraussetzungen aus, als habe
der Herr Jesus nach Luk. 22,44 tatsächlich mit dem Tode
zu kämpfen gehabt. Eine falsche Übersetzung zieht die
andere nach sich. Entleert man das Kreuz, den Zentral-
vunkt unserer Errettung, so muß man natürlich Gethsemane
auch falsch bewerten. — Nein, es handelt sich
um Errettung aus dem Tode. Es steht übrigens nicht
einmal da, daß der HErr um Rettung aus dem Tode
gebetet habe, sondern daß Er „Bitten und Flehen Dem
dargebracht habe, der Ihn aus dem Tode zu erretten vermochte".
Warum mehr herauslesen als dasteht?! Die Erhörung
ist, wenn sie auf diese Bitten bezogen wird, die Au f -
Mark. 9,10!!); hierzu beachte mau auch V. 9 u. 10! Der
n
in Seiner Auferstehung; Er wurde um Seiner
Frömmigkeit willen erhört; oder, wenn man will, die Erhörung
bezog sich auf das Grauen.
Die Deutung, als habe Er um Errettung vom Tode
in Gethsemane gebetet, schließt die Annahme in sich, der Herr
Jesus habe denken können, Sein Lebenswerk bliebe vielleicht
vergeblich! Denn, wurde Er nicht erhöht aus Fluchholz
(Joh. 3, 14. 15), so war Sein Leben und Leiden
tatsächlich nutzlos geblieben! Wir sagen noch einmal: wie
ist es möglich, solche Gedanken über den HErrn zu hegen!
Oder haben die, welche obige Lehren verbreiten, vielleicht
nie daran gedacht, was für Folgerungen sie in sich schließen?!
Es wäre eine schwache Entschuldigung für sie.
Wir bitten die von unseren teuren Lesern, die bisher
solchen verkehrten, den HErrn entehrenden menschlichen
Meinungen gefolgt sind, diesen Boden der Weltweisheit
(Philosophie) um der Ehre des hochgelobten Namens des
Sohnes Gottes willen, über die der Vater
richtet", Joh. 8, 50), zu verlassen und sich
unterzuordnen, sowie der Belehrung durch i
Wahrheit, der Christum verherrlicht, weil Er's von dem
wacht („der
183
Seinen empfängt und uns verkündigt (Joh. 16, 14). Wir
können nicht hoch und erhaben genug denken und reden
von der Person (und dem Werk) Dessen, in dem „die
ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt" (Kol. 2, 9).
Gepriesen sei Sein Name!

11.
Persönliche Worte an unsere Freunde!
Wir bitten um Entschuldigung, daß nicht alle eingesandtcn
Antworten ausgenommen sind; es fehlte an Platz.
Die Zeiten haben sich wesentlich verändert, seit wir die
vorige Nummer in den Druck gaben: es sind Kriegszeiten ge-
orden, und die Aussichten auf baldigen neuen Frieden in der
Welt sind dunkel. Millionen Menschen von der Blüte der Völker,
vor allem unseres deutschen Volkes, haben zum Schutze ihres
Vaterlandes in einen Krieg ziehen r müssen, der dem Deutschen
Reich von allen Seiten aufgezwungen ist. Auch von unseren christlichen
Brüdern in manchen Ländern, besonders Deutschland, stehen
viele im Felde, und gewiß wird auch manche Schwester im HErrn
im „Roten Kreuz" tätig sein. Und die Daheimbleibenden harren
as geschehen wird, oder soweit sie dem Volke Gottes angehören,
in Herzensfrieden dessen, was Gott tun wird. Denn
das ist ja unsere größte Weisheit und unser bester Trost, daß
wir wissen: „Gott sitzt im Regiments"; und nicht nur das — das
mögen Kinder der Welt ohne wahren Glauben auch zugeben —,
„wir wissen, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten
mitwirken müssen"' (Röm. 8, 28); für uns Kinder Gottes in jedem
Volk und Land kommt nichts von ungefähr, wir nehmen alles
aus des Vaters Hand, auch die Kriege, die Satan, der „Menschenmörder"
angezettelt hat, und so wird uns alles zum Segen,
und durch uns für andere und für unser Volk. — Wir haben
als heiligste Aufgaben jetzt für unser deutsches Volk wie für alle
Völker, für unseren Deutschen Kaiser wie für alle Könige und
die in Hoheit sind, uns beugend zu beten (1. Tim. 2, 1 sf.), daß
Ewigkeitsfrucht hervorwachse für die Menschen und Völker, daß
viele Sünder errettet werden, daß Gottes Wort, welches in manchen
Ländern in den vergangenen Jahren sehr verachtet wurde
— in unserem, wo Sünde und Gottlosigkeit so überhand genommen
haben, nicht am wenigsten! —, wieder mehr zur Geltung
komme, ja, zur Möcht werde in vielen Herzen. Wir haben ferner
als für Gott Erkaufte uns jetzt ganz besonders zu hüten vor dem
Geist der Welt, der die Menschen der kriegführenden Staaten mit
Haß erfüllt; laßt uns ihnen nicht gleichen (Röm. 12, 2) und laßt
uns vor allem nicht vergessen, daß auch in den Ländern unserer
politischen Feinde Eotteskinder wohnen, mit denen wir durch einen
",
u
»I
11
184
Geist zu Einem Leibe getauft sind (I. Kor. 12, 12). Und wir
haben endlich auch eine Verantwortung für unsere um des HErrn
illen der Obrigkeit gehorchenden <1. Petri 1, 13; Rom. 13,
1—5), im Felde stehenden Brüder im In- und Ausland; laßt
uns betend eintreten für sie, daß der HErr sie nach Geist und
Seele und Leib bewahre, sie ihren Kameraden zum Segen
sehe und sie zu Seiner Ehre wieder Heimbringe. Ihm ist
es ein Kleines! Andererseits bedürfen wir alle dessen, bereit
zu sein, Leben oder Tod oder was immer aus Seiner Hand
zu nehmen!
Die „Gegenseitige Handreichung" wollen wir erscheinen lassen,
solange wir selbst dazu frei und fähig sind und die nötigen Mittel
haben. Das Blatt hat sich ja auch vor dem Kriege noch nicht
getragen, und jetzt, wo aus dem Auslande manche Zahlungen
ausbleiben müssen, wird es sich erst recht wohl kaum tragen.
Aber der HErr kann alles Nötige darreichen. Viele unserer
Ausland-Leser, besonders die vielen in Rußland, werden das Blatt
vor dem Friedensschluß nicht mehr erhalten können. Auch
den deutschen Lesern werden manche, die im Felde sind,
Blatt nur unregelmäßig erhalten; wir werden tun, was
können, um es so regelmäßig wie möglich allen deutschen
ziehern und denen in befreundeten und neutralen Ländern
zustellen. Freilich müssen wir von den Lesern, die unter
Fahne stehen, die genaue Feldpostadresse wissen.
Eine kleine Freude hatten wir neulich, indem die erste in
unsere Hände kommende „Feldpostkarte" eine Bestellung
auf die „Handreichung" enthielt; und unsere Sendung an diesen
Bruder war unser erster „Feldpostbrief".
Wir wollen schließen! Unser Herz ist tief bewegt, wenn wir
daran denken, wie viele Glieder unseres Volkes bluten müssen
für uns, für das Vaterland, ehe das schwere Werk . getan ist.
Wie wird das Ende desselben sein? Es geschehe Gottes Wille!
Der ist in jedem Falle gut. Seine Gedanken sind höher als
die der Menschen. Wir setzen unser Vertrauen nicht auf die Kraft
der Waffen, wir haben Besseres.
Geschwister, wie's auch komme, laßt uns Gläubige leben und
terben für den HErrn! Laßt uns beherzigen, was Eph.5,14—17
teht! Wir gehören doch nicht zu den (geistlich) Toten, also laßt uns
uns nicht blenden lassen durch den Schein der Welt, sondern
nüchtern sein, wachen und die Zeit auskaufen! Der HErr sagt:
„Siehe, Ich komme bald und Mein Lohn mit Mir" (Off. 22,12).
Herzliche Grüße in Liebe allen Lesern mit Röm. 6, 13—39
von dem Herausgeber
Fritz Koch.
8"
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Klotzsche, Ende August 1914.
von
das
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Beider
>1
Gruß an den Leser:
„Alles, was aus Gott geboren ist, übenolndet die Welt;
und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat —
unser Glaube!" 1. Joh. 5, 4.
Llnlroorlen.
ir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schrift-
stellen Nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich
zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen.
Trage 48: Wie Kann Slcd der Serr ^esus mit einem Somalier
vergleichen (Luk. 10), da Lr doch aus Davids Stamm voar?
^ntvort
Als Er in Gleichnissen sprach, tat es der HErr aus eine
der Gesinnung Seiner Zuhörer entsprechenden Weise, damit
sie Ihn verstehen möchten. In Luk. 10, 25. 29 hat Er mit
einem Ihn versuchenden und sich rechtfertigenden Gelehrten
zu tun. Solche hielten Ihn verachtungsvoll für einen
Samariter, was aus Joh. 8, 48 sehr deutlich hervorgeht.
Um Sich Seinem Gegner zu offenbaren, konnte Sich der
HErr nicht mit einer Seine Rechte und Würde darstellenden
Person vergleichen, da dieselbe von vornherein nicht anerkannt
war, sondern mit der, für welche man Ihn achtete.
Die Lehre des Gleichnisses war für den Gesetzgelehrren
durchaus begreiflich: Der die Barmherzigkeit getan hat, der
Nächste, nach dem du fragest, er ist eben dieser „gewisse
Samariter" (von dem sie meinten, er habe einen Dämon!).
Welche Geduld finden wir da bei Dem, „der so großen
Widerspruch von den Sündern gegen Sich erduldete" (Hebr.
12, 3). Mögen wir alle, die wir uns Seine Jünger nennen,
dieselben Tugenden erweisen (1. Petri 2, 9), hinschauend
auf Ihn! R. W. D.
äMrvoN 8:
Weil sie Ihn einen Samariter nannten und als einen
solchen behandelten und verachteten! Er war wirklich der
„Verachtete". Welch wundersames Bild vom HErrn in
diesem Gleichnis! Er kam dahin, wo der Mensch unter
dem „Räuber und Mörder von Anfang" dalag. Nicht der
dem Tode Verfallene rief oder bat Ihn um Rettung. Aus
Seinem Herzen ging das Erbarmen hervor. Als Er ihn
186
sah, „wurde Er innerlich bewegt". Wie mochte das Herz
des HErrn über diesen Gesetzgelehrten bewegt sein, der in
Falschheit („Ihn versuchend") und in den Werken der
Selbstgerechtigkeit (B. 29) niedergeschlagen am Boden
lag und „halbtot" kein Bewußtsein von seinem Zustande
halte. Mit welcher Güte neigt der HErr Sich zu ihm,
ihm zu zeigen, wer sein Nächster war, dessen er nötig hatte;
daß es nicht der Priester und Levit war, (auf den er
vertraute), sondern der Verachtete, den sie einen „Samariter"
schalten (Joh. 8,48). Diesen hatte er nötig!
Der Gesetzgelehrte wurde von dem Mörder, Satan,
durch Gesetzes werke, dem „was muß ich getan haben",
in dem Todeszustand gehalten. Der HErr begegnet
uns immer da, wo wir sind. Er kommt an den „Ort",
„wo wir liegen", um uns zum Bewußtsein zu bringen. Es
ist bezeichnend, der HErr sagt zu dein Manne, der mit der
Frage kommt: „Was muß ich getan haben?" zweimal „Tue"
(V. 28 und 37), aber das letzte Mal, ohne hinzuzufügen:
„und du wirst leben".
Wenn wir „desgleichen" tun sollen, so müssen wir dies
von Ihm lernen und Seine Schüler und Jünger werden.
Um aus dem Herzen „desgleichen" Nächstenliebe (wie aus
Seinem Herzen) üben zu können, muß die Liebe Gottes
erst in unser Herz ausgegossen werden. Der sich selbst
rechtfertigende Mann hatte kalten Herzens gefragt: „Wer
ist mein Nächster?" und damit gezeigt, daß keine Nächstenliebe
in seiner Brust wohnte, noch in der eines Menschen,
der mit Gesetzeswerken umgeht. Wenn er „desgleichen"
tun wollte, so mußte er bald mit „sich selbst" und mit
„Priester und Levit" z« Ende kommen, denn „das
Recht (die Forderung) des Gesetzes" (auch den Nächsten zu
lieben als sich selbst), wird in denen erfüllt, die nicht nach
dem Fleische, sondern nach dem Geiste (des Samariters)
wandeln (Röm. 8, 4). v. d. K.
„Gehe hin und tue desgleichen!" (B. 37.) Wer sollte
„desgleichen" tun? Der Pharisäer, der nicht Samariter
war. Wer noch? Du und ich! Und wir sind auch nicht
Samariter. Aber wir können jenem Samariter gleichen,
indem wir „desgleichen" tun. Die Geschichte ist ein Gleichnis!
187
Wir, die wir die Geschichte des HErrn, Seinen Weg der
Liebe zu den „unter die Räuber Gefallenen" kennen und
wissen, wie Er verächtlich „Samariter" genannt wurde,
erkennen in dem „gewissen Samariter" sofort den Herrn
Jesus, obwohl Er Sich Selbst nicht ausdrücklich so nennt.
Aus Joh. 4, 9 sehen wir, daß die Juden keine Gemeinschaft
hatten mit den Samaritern. Daher konnte Sich Jesus
wohl mit einem Samariter vergleichen, denn auch mit Ihm
handelten sie wie mit jenen. Außerdem aber hatte Er gerade
unter diesen Verachteten ein großes Volk (Joh. 4, 39—42),
verhältnismäßig viel mehr als unter Israel (vergl. auch
Luk. 17, 16). Dieser Vergleich hatte also den in toter
Gesetzestreue (V. 31. 32) verknöcherten Juden viel zu sagen
und erinnerte sie an ihren Mangel an Barmherzigkeit als
wirklicher Frucht ihrer (vor der jener Samariter) bevorzugten
Stellung.
Haben wir echten Samaritersinn? Ähneln wir dem
wahren barmherzigen Samariter, tun wir Barmherzigkeit?
§rage 49: stimmen )ak. 2, 21. 24 und Nöm. 4, 2 5
miteinander?
Antwort
Ausgezeichnet und wunderbar harmonisch, wie alles in
dem Worte unseres Gottes. Im Jakobusbrief hat es der
Apostel mit Leuten zu tun, die da jagten: Die Hauptsache ist,
daß wir glauben. Der Glaube rettet Das ist sonnenklar.
Was bedarf es da guter Werke? Die sind nicht nötig.
Beispiel: Die Hauptsache ist, sagt der Apfelbaum daß ich
da bin und lebe und groß und breit werde, was bedarf es
erst noch der Früchte, die sind gar nicht nötig. Darauf
kommt es gar nicht an. Wirklich nicht? — ^m Römcrbries
denkt Paulus an Leute, die sagen: Ach, der Glaube, der
nutzt gar nichts, Werke müssen sem. Nur das ^un guter
Werke macht gerecht. Das ist doch ganz stche^ Was nutz
Glauben! Beispiel: Die Hauptsache, sagen die Äpfel, ist, daß
wir da sind. Was nützt der Apselbaum? Airs den kommt
es gar nicht an. Wenn wir nur da sind! Wirklich?
Wie aber ist's richtig? Auf den Glauben (den Baum)
kommt es an. Aber der Baum muß Apfel (Werke) bringen,
188
sonst ist er ein toter und unfruchtbarer Baum, der abgehauen
wird. Früchte muß der Baum tragen, das ist doch klar,
das erwartet jeder. Aber die Früchte werden nicht ohne
den Baum. Der Baum ist das Lebendige. Die Früchte
sind nur Kennzeichen des fruchtbaren Lebens des Baumes.
Also Werke ohne Glauben gewinnen nichts vor Gott, und
Glauben ohne Werke find tot für Gott. Heil bringt uns
der Glaube, aber ein geheilter Mensch bringt zu Gottes
Ehre Früchte. Tut er das nicht, gleicht er dem unfruchtbaren
Raum. K. E.
äntvort 8:
Bei einer ernsten Untersuchung im Lichte des Zusammenhangs
sind beide Stellen in bezug auf das Verhalten
Gottes dem Menschen gegenüber völlig übereinstimmend;
ihr scheinbarer Widerspruch entsteht aus dem Verhalten des
Menschen Gott gegenüber. Der eine verwirft die Gnade,
durch welche allein er errettet werden kann und meint, Gott
mit seinen Werken befriedigen zu können. Der andere dagegen
meint, mit seinem Glauben einen Lohn zu erlangen.
Beide rühmen sich, der eine seiner Werke, der andere
seines Glaubens. Gott, vor Dem der Ruhm ausgeschlossen
ist (Röm, 3, 27; 4, 2), der den Hochmütigen widersteht
(Jak. 4, 6), weist beide zurück. Wie wagt der erste mit
unflätigem Kleide (Jes. 64,6), mit totem Werke (Hebr. 9,14)
vor den lebendigen Gott zu treten?! Er begeht einen
Greuel (Jes. 1, 10—14), und bedarf vielmehr, davon
gereinigt zu werden. Diesen Fall behandelt der im Römer-
brief angeführte Abschnitt: „nach Gnade", „ohne Gesetzeswerke"
(3, 24. 28; 4, 4. 6). Der zweite kommt nun und
meint, sein Glaube schaffe ihm Verdienst und mache ihn der
Rechtfertigung wert. Unser heutiger Protestantismus mit
seinem gelernten Glauben kann hiermit recht verglichen
werden; es ist der „eitle Mensch", de/ „sagt, er habe
Glauben". Der Ausdruck der Schrift in Jakobus zeigt
seinen Hochmut und schonet seiner nicht. Der lebendige
Gott wird mit totem Glauben, sdem Namen, daß man lebt
(Offb. 3, I)s ebenso wenig befriedigt, wie mit toten Werken.
Schöne Reden und Glaubensbekenntnisse sind noch keine
Wirklichkeit. Dem lebendigen Glauben allein wird die Rechtfertigung
des Lebens (Röm. 5, 18) zuteil. Ein lebendiger
189
Glaube aber erweist sich in seinen Werken, in dem Leben
des Glaubens, (aber nicht in Gesetzeswerken). Als Abraham
Ihm glaubte, richtete sozusagen Gott einen Bertragsakt auf,
wodurch dem Abraham Glaubens - Gerechtigkeit bestätigt
wurde; dieses Aktes Inhalt war nur auf die Tatsache gegründet:
„Abraham glaubte Gott." Dies ist die Rechtfertigung
aus Glauben nach dem Römerbrief. Dann
aber ließ Gott den Abraham den Akt unterschreiben; Er
versuchte ihn (1. Mose 22,1. 2). Und Abraham tat es, er
vollbrachte das Werk des Glaubens (Hebr. 11, 17—19);
Gott bestätigte es als vollbracht (1. Mose 22, 12), und damit
erhielt der Akt seine Endgültigkeit (V. 16—18). Dies ist
die Rechtfertigung nach Jakobus. Der Glaube ist
nicht nur eine einmalige Annahme des Wortes Gottes
(„Abraham glaubte Gott"), sondern ein beständiges Rechnen
mit Seiner Gnade, mit Seinem Worte. Das Lesen von
Hebr. 11 ist dafür überzeugend. Der Glaube ist eine Energie,
welche unbedingt den Sieg gibt (1. Joh. 5, 4), obgleich er
durch mancherlei Versuchungen erprobt wird (1. Petri 1,6. 7).
Eph. 2, 8—10 gibt eine Zusammenstellung der beiden in
Römer und Jakobus dargestellten Seilen des Glaubens;
das „nicht aus Werken" entspricht dem im Römerbrief
Gesagten und das „nicht aus euch, Gottes Gabe ist es"
dem Jakobusbrief. Es zeigt, daß der Glaube des Gläubigen
ihm keinen Verdienst schafft, nicht mehr, als das Reichen
der Hand einen Bettler einer Gabe wert macht. So oder
so, der Ruhm ist unzulässig. Aber der Gläubige ist geschaffen
in Christo Jesu zu guten Werken. Weigert einer sich, diese
zu tun, so zeigt er einfach, daß er dazu nicht geschaffen
worden ist, also nach dem Jakobusbrief die Nichtigkeit seines
Glaubens. „Aus Seiner Fülle haben wir Gnade um Gnade
empfangen" (Joh. 1, 14. 16). Verherrlichen wir diese
Gnade durch unsere Werke? R. W. D.
Anmerkung des Herausgebers:
Es kann denen in der sogen. Christenheit gegenüber,
die einen Gegensatz konstruieren wollen zwischen der Lehre
des Paulus und der des Jakobus, nicht ernst genug betont
werden, daß hier eine geradezu bewundernswerte Harmonie
herrscht.
190
Zu obigen Antworten nur noch einige Ausführungen!
In Kap. 1, 22 hat Jakobus seine Leser ermähnt, „Täter
des Wortes" zu sein. Er weiß natürlich so gut wie Paulus,
daß „der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung
aber durch das Wort Gottes ist" (Röm. 10, 17). Das
Hören geht auch für Jakobus voran, aber bleibt es allein
dabei, so ist Selbstbetrug die Folge. — Paulus weiß das
auch sehr Wohl; es gibt überströmend viel Stellen in seinen
Briefen, welche die praktische Seite der Früchte deS Glaubens
zeigen; wir weisen hier nur hin auf den Titusbrief, in dem
sechsmal der Ausdruck „gute Werke" vorkommt und in was
für Verbindungen! (Siehe z. B. 1, 16; 2, 14; 3, 8!) Wo
sind da Gegensätze zwischen Paulus und Jakobus?!
Aber zwischen jener Jakobusstelle und der Stelle aus
Römer 4 sind Unterschiede, die durch den Zweck der Stellen
bestiinmt sind. Jakobus hatte die Aufgabe, den vielen noch
mit der jüdischen Synagoge zusammenhängenden Gläubigen
zu zeigen, worin sich das wirkliche Leben des Glaubens
erweist. Sein ganzer Brief ist nur von praktischen Gesichtspunkten
aus geschrieben. Ein totes Bekenntnis ohne Kraft,
wie es der Zusammenhang unserer Stelle zeigt (B. 14—17),
war wertlos, und welch eine Rolle spielt ein solches heute!
— Die Aufgabe des Paulus aber ist die, zu zeigen, auf
welcher Grundlage die Gerechtigkeit Gottes erlangt wird.
Und nicht nur bestreitet Jakobus dies nicht, vielmehr bestätigt
er es in B. 23. Nur legt er den Ton auf das,
was bei Abraham das Vorhandensein des Glaubens tätig
erwies, während Paulus das Hauptgewicht legt auf das
Vorhandensein eines Glaubens, der nichts zu tun hat mit
dem eigenen Wirken. Paulus verwirft den Ruhm eigenen
Wirkens als Grundlage der Gerechtigkeit, Jakobus fordert
sichtbare Werke als Beweis des Glaubens, ja, der Glaubensgerechtigkeit.
Bei Jakobus liegt ein Hauptton auf V. 22:
„Du siehst." Gott weiß, wer wirklich glaubt, aber der
Mensch muß sehen, muß z. B. Werke praktischer Nächstenliebe,
Werke, wie sie der barmherzige Samariter tat, sehen
als Beweise vorhandenen Glaubens. Gewiß waren Abrahams
und sind unsere Werke vor Gott nichts wert, wenn
sie nicht aus Glauben sind, aber ob der wahre Glaube da
ist, kann von den Menschen nur aus den Werken gesehen
und beurteilt werden. Wir Christen müssen den Glauben
191
„zeigen" (V. 18); „der Glaube muß durch die Werke
vollendet werden" (V. 22).
Und obwohl der HErr nicht angewiesen ist auf unsere
Werke, um zu wissen, ob wir Sein Eigen sind, so sucht
doch auch Er die Beweise unseres Glaubens in praktischer
Betätigung der aus dem Glauben erwachsenden Liebe (vgl.
Joh. 14, 21—24!). Und darum: So gewiß der gerettet
ist, der von Herzen glaubt an den Sohn Gottes (Röm. 4),
ebenso gewiß ist erst sein praktischer Gehorsam gegen das
Wort (den Willen) Gottes der Beweis seines Glaubens
(Jakobusbrief), wie auch der Gradmesser seiner Kindesliebe
(Joh. 14).
Trage 50: Wer sind die 24 ftttesten und die 4 lebendigen
>Vesen in Okkb. 4, 4. 6 und 5,6. 8 ?
^ntivort
Nicht gering ist die Zahl der Ausleger, welche meinen,
daß unter den 24 Ältesten Engelfürsten zu verstehen seien,
indem sie sagen, daß sie nicht von sich als Erlöste reden,
sondern von anderen (vgl. Offb. 5, 10: „sie").
Letzterer Beweis ist ein sehr schwacher, da doch zur
Zeit der anbetenden Ältesten auch Heilige auf der Erde sein
werden, die wie die Ältesten durch Blut erkauft sind, wofür
sie das Lamm anbeten; übrigens finden wir in Vers 8 „die
Gebete der Heiligen", nicht aber die Gebete der 24 Ältesten,
da letztere keine Bedürfnisse mehr haben wie die Heiligen
auf der Erde; darum finden wir auch in Verbindung mit den
Ältesten: Ruhe, Sicherheit und Anbetung (4, 10; 5, 14).
Es ist leicht nachzuweisen, daß unter den Ältesten
nicht Engel zu verstehen sind, weil uns schon im A. T. der
Thron Gottes wohl mit den lebendigen Wesen, aber nie mit
den 24 Ältesten gezeigt wird, was der Fall sein müßte,
wenn darunter Engelfürsten zu verstehen waren, da dieselben
doch immer den Thron umgeben haben würden. Sie waren
ja schon zur Zeit der Weltschöpfung da (vgl. Hiob 38, 7).
Dazu sagt man noch, daß die Priester- und Sängerabteilungen
in I. Chron. 24 und 25 Bilder von einer schon damals
bestehenden himmlischen Priesterfchar gewesen wären.
192
Nur merkwürdig ist es, daß wir nie etwas davon
hören noch sehen, bis wir zum vierten Kapitel des letzten
Buches der Bibel kommen, obwohl uns auch im A. T. Blicke
vom Thron Gottes und Blicke in die Himmel gegeben
werden (vgl. Jes. 6,- Hes. 1; Dan. 7; N. T. Apg. 7). Auch
finden wir nie in der Bibel, daß Engel oder Engelfürsten
in der Gegenwart Gottes eine sitzende, d. h. ruhende Stellung
einnehmen, sondern stets eine stehende, d. h. dienende Stellung
(vgl. Luk. 1, 19; 1. Kön. 22, 19; Jes. 6, 2; Dan. 7, 10;
Hebr. I, 14). Auch finden wir nicht, daß Engel priesterlichen
Dienst ausüben; dies ist ein sehr wichtiger Punkt.
Es ist das Vorrecht Erlöster, weil Christus, ihr Heiland
und HErr, der große Hohepriester ist. Ich hege nicht
den geringsten Zweifel, daß unter dem Engel Offb. 8, 3
und lO, 1, sowie Mal. 3,1 Christus Selbst zu verstehen ist.
Auch tverden, soviel ich weiß, Engel nie „Älteste" genannt,
noch sehen wir sie geschmückt init goldenen Kronen, dem
Zeichen königlicher Würde (vgl. Hebr. 2, 5—8; 1. Kor. 6,
2. 3; I. Petri 2, 5. 9). Engel sind gekennzeichnet durch
Macht (Ps. 103, 20), doch Älteste, Erlöste durch Weisheit
(vgl. Offb. 5, 14 und 7, 13; Eph. 3, 10). Ferner singen
die Ältesten (was nicht, ja nie von Engeln gesagt wird)
ein neues Lied: das Lied der Erlösung, sie kennen Gott
durch Jesum Christum in Seiner wunderbaren Gnade und
sind iin Genuß Seiner unendlichen Liebe, so daß sie in
Wahrheit nur anbeten können (Offb. 4, 11; 5,14).
Daß sich die Ältesten von den Engeln (Offb. 5) und
den lebendigen Wesen unterscheiden, zeigt nur zu klar, daß
Ulan in ihnen die verwandelten, auferweckten und verherrlichten
Heiligen zu verstehen hat. Die Beweise dafür könnten
leicht vermehrt werden. Was wir unter den vier lebendigen
Wesen zu verstehen haben, darüber gibt das A. T. reichlich
Aufschluß (vgl. 1. Mose 3, 24; 2. Mose 25, 17—22;
Hes. I, 4-14).
Der HErr gebe uns allen Gnade, Sein Wort und
Seine Gedanken, und über alles Ihn selbst bester kennen
zu lernen! K. O. St.
Antwort 8:
Die Zahl 24 umfaßt die ganze Priesterordnung, alle
Abteilungen (1. Chron. 24). So hatte Gott es David im
193
Muster sehen lassen und ihn unterwiesen durch Geist und
Schrift (I. Chron. 28,11—13 und 19). Viele treue Schriftforscher
sehen in den 24 Ältesten, und wohl mit Recht, die
ganze Schar der Gläubigen Alten und Neuen Testamentes,
die ganze Schar derer, die des Christus sind bei
Seiner Ankunft. So wie wir in der Zahl 24 die ganze
Priesterordnung — und so wie wir in den Häuptern der
Stämme das ganze Volk sehen (4. Mose 7, 2; 17, 6), so
sehen wir in den 24 Ältesten die ganze Schar derer, die
unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht sind. Nicht
einer fehlt, der dieser Schar und Ordnung angehört. Nicht
23, sondern 24 — alle — die ganze bluterkaufte Schar
wird vor dem Throne Gottes gesehen in königlichem und
priesterlichen: Schmucke, ehe auch nur eins der Gerichtssiegel
(Offenb. 6) geöffnet ist und über die Erde geht. Die Kronen
zeigen ihre königliche Würde und die Schalen voll Rauchwerk
ihren priesterlichen Charakter. Sie haben Einsicht und
Erkenntnis über das Walten Gottes und aus ihrem Munde
wird Anbetung dargebracht.
Man hat versucht, diese Auslegung, daß in den 24
Ältesten die Erlösten aller Zeiten zu sehen seien, mit dein
Hinweis zu entkräften, daß das „uns", welches Luther in
Offenb. 5, 9 zugefügt, im Wortlaut fehle. Solche Folgerung
ist völlig haltlos. Das Fehlen des „uns" ändert durchaus
nichts. Es zeigt nur, daß in dem Jubelgesang nicht ihr
Teil, was sie empfangen haben, sondern Gottes Seite, die
herrliche Vollendung Seiner Absichten im Vordergrund steht.
„Du hast für Gott erkauft rc." Der Gesang feiert, was
das Lamm ist und was das Lamm getan, und daß es für
Gott ist. Das „Uns" verschwindet dort — unsere Segnungen
sind nicht das Hauptlhema dort. Wir sind hienieden
so sehr und oft nur mit der einen Seite der Erlösung:
was sie uns gebracht hat, beschäftigt, und zeigen für die
andere Seite: was sie für Gott ist, oft wenig Verständnis.
Der himmlische Gesang zeigt uns, daß es dort
oben anders ist.
Während wir in den 24 Ältesten die Familien der
Heiligen aller Zeiten erkennen, führen uns die vier lebendigen
Wesen zu einer Klaffe von himmlischen Wesen.
Die vier lebendigen Wesen sind nicht Engel, denn sie werden
in Offenb. 5,11 von den Engeln unterschieden. In Hes. 1,5 ff.
194
finden wir auch vier lebendige Wesen. Diese vier lebendigen
Wesen, welche Hesekiel am Flusse Kebar sah, werden Hes. 10,15
Cherubim genannt. In der Schrift finden wir Cherubim
und Seraphim. Mit beiden haben beim Vergleich die vier
lebendigen Wesen Einzelheiten gemeinsam, sowohl in der Erscheinung
als auch in der Beschäftigung. Die Cherubim
finden wir bei der Ausführung der Gerichte Go'ttes
(1. Mose 3,24), ebenso auch die vier lebendigen Wesen.
(Siehe Offenb. 6 u. a.) Die Seraphim finden wir mit
dem Thron Gottes und mit dem Rühmen Seiner Heiligkeit
und Herrlichkeit verbunden, ebenso die vier lebendigen
Wesen. (Vergl. Offenb. 4, 8. 9 mit Jes. 6, 1—A.) Wie
wenig wissen wir von den wunderbaren, himmlischen Wesen,
die alle bereit stehen zu Seiner Ehre und zur Ausführung
Seines Willens!
Die Offenbarung ist das Buch der Gerichte und des
Triumphes Gottes über jede Macht des Bösen zu der Zeit,
wenn der jetzige Tag der Gnade sein Ende gefunden hat.
Die vier lebendigen Wesen umgeben den Thron, aus welchem
die Gerichte hervorgehen, und ihre Erscheinungen gleich einem
Löwen, Stiere rc. geben den Gerichten bestimmte Charakterzüge.
Gleiche Anklänge finden wir auch in den vier Evangelien.
Doch handelt es sich dort um Gnade, hier um
Gericht — dort um den Fleisch gewordenen Sohn Gottes,
hier um den Thron Gottes. In Matthäus können wir
den Löwen aus Juda, den König der Juden, — in Markus
den Stier, den unermüdeten Diener und Arbeiter, — in
Lukas den Sohn des Menschen — in Johannes den Adler,
den, der im Himmel ist, den Sohn Gottes, unterscheiden.
Und ebenso wie die Gnade Gottes, im Sohn erschienen,
ein vierfaches Gepräge trägt, so tragen auch die aus dem
Throne Gottes hervorgehenden Gerichte ein vierfaches Gepräge,
die den Charakterzügen der vier lebendigen Wesen
entsprechen. Diese Gerichte dürften das Gepräge der
1.) unwiderstehbaren Macht in 2.) unermüdeter Kraft mit
3.) vollkommener Einsicht in 4.) überirdischer Schnelligkeit
tragen, welch weitere und andere Züge in der Gestalt der
vier lebendigen Wesen auch außerdem noch gefunden werden
mögen. v. d. K.
195
Anmerkung «tes tteraus^sders:
Diesen klaren Antworten haben wir nichts Wesentliches
mehr hinzuzufügen. Wir möchten nur noch einmal darauf
Hinweisen, daß diese Gesichte, die Johannes sieht, Abbilder
(„Zeichen") dessen sind, „was bald geschehen muß" — „nach
diesem" (Offenb. 4, 1), d. h. nach Abschluß der Gemeinden
auf Erden, also nach der Entrückung. Als Johannes diese
Gerichte sah, waren sie zeitlich noch nicht eingetreten, wie
sie es heute noch nicht sind. Aber Gott steht über der Zeit,
von Ihm aus gesehen, ist das Ende mit dem Anfang da
(Jes. 46, 10). Darum sind diese Gesichte, die Johannes
„im Geiste" sah, auch mehr als nur Visionen, Erscheinungen,
es sind Tatsache«, die in Zeichen oder Abbildern,
dem Verständnis des Schauers entsprechend, dargestellt sind.
So sah Johannes nicht die Erlösten selbst, aber in den
24 Ältesten die Abbilder der Erlösten. Warum „Älteste?"
Wie die Ältesten in den Gemeinden des HErrn auf Erden
gewissermaßen die Vertreter der Glieder der Gemeinde waren,
so sind in diesen sich Wesenhaft als „Älteste" Darstellenden
die aus jedem Stamm usw. Erkauften (B. 9. 10) abgebildet.
Johannes sah die vier „lebendigen Wesen", aber er
sah sie in einer ihm faßlichen Darstellung (V. 7). Kurz:
Er sah Tatsachen, aber in Zeichen oder Abbildern, die ihm
und durch ihn 'uns ein Abbild geben von dem, was bald
geschehen muß! Je mehr wir „mit Geist erfüllt" sind
(Eph. 5, 18: „seid!"), desto köstlicher werden uns diese gewaltigen
Dinge werden, und wir werden schon jetzt staunend
anbeten, und um so mehr, als wir gegenwärtig durch die
Leiden dieser Zeit beschwert sind, uns sehnen nach der tatsächlichen
Erfüllung dieser uns geschenkten Offenbarungen!
„Was bald geschehen muß!" — So bitten und stehen wir:
„HErr Jesu, komme bald!"
Frage SI: Wis ist Josua 10, 13, wo von StiUesteken der
Sonne die Nede ist, zu versteken?
Antwort
Für den, der an die Allmacht des Gottes glaubt, der
Wunder tut, liegt in diesem Bericht durchaus keine Schwierigkeit
vor, ebensowenig wie in der redenden Eselin Bileams
196
oder dem Fische Jonas oder in der Tatsache, daß an der
Sonnenuhr Ahas (in der Geschichte Hiskias) der Schatten
des Zeigers rückwärts ging. Es ist zwecklos, darüber Betrachtungen
anzustellen, ob der Schatten an der Sonnenuhr
infolge einer Rückwärtsbewegung der Erde oder einer solchen
der Sonne erfolgte, oder ob diese Erscheinung auf eine außerordentliche
Lichtwirkung zurückzuführen ist. So kann man
auch aus Josua 10, 13 nichts beweisen für oder gegen des
Kopernikus' Lehre vom Sonnensystem. Es ist töricht, sich
auszumalen, welche Katastrophen überall auf der Erde entstehen
müßten, falls ein großer Weltkorper stille stände.
Der Gott, der ein solches Wunder tut, kann und wird auch
jede Katastrophe verhindern.
Darum ist es nicht nötig, dieses Wunder durch eine
verlängerte Strahlenbrechung, durch eine Refraktion der
Sonne, eine Erscheinung des Sonnenbildes über dem Horizont
zu erklären. (S. Urquhart III, S. 253.) Noch viel
weniger geht es an, in dem ganzen Bericht nur eine dichterische
Ausdrucksweise zu sehen, wie etwa Richter 5, 20, die
da schildert, daß bei dem Sonnenlicht des Tages und bei
dem Mondlicht der Nacht das Werk der Vertilgung des
Feindes vollendet sei. Trotz aller Erklärungen wird immer
ein Wunder übrig bleiben, so daß die Bemerkung der alten
Berleburger Bibel (1728) zu dieser Stelle wohl am Platze
ist: „O, steh' still, atheistische Vernunft, und beuge dich!"
„Es rvar kein Tag diesem gleich, weder vor ihm noch
nach ihm, daß Jehova auf die Stimme eines Menschen gehört
Hütte; denn Jehova stritt für Israel" (V. 14).
So erklärt die Schrift selbst dieses auffällige Wunder.
Es ist ein Eingreifen Gottes mit dem bestimmten sittlichen
Zweck, Seine Macht über die Götter der Kanaaniter, die
Sonne und den Mond, zu beweisen, dir keine Götter sind,
sondern Schöpfungen Dessen, der Himmel und Erde gemacht
hat. Von Ihm sagt Asaph (Ps. 74, 16): „Dein ist der
Tag und auch die Nacht, den Mond und die Sonne hast
Du bereitet." Der Gott, der sie bereitete, regiert sie auch.
Er kann auch Zeichen geben an Sonne, Mond und Sternen
(Luk. 21, 25; Matth. 24, 29; Mark. 13, 24).
„Unser Gott ist in den Himmeln; alles was Er will,
tut Er" (Ps. 115, 3); Er steht über allen Naturgesetzen.
197
^nNvort 8:
Die Sonne stand still.
Ebenso blieb der Mond stehen. — Die Heilige Schrift
ist einerseits kein Buch, in dem wir unsere Kenntnisse über
die Vorgänge in der Natur bereichern könnten; andererseits
ist aber jedes Wort, was sie über diese sagt, Wahrheit, weil
von Gott eingegeben (2. Tim. 3, 16) und wir haben alle
Lehren moderner Wissenschaft abzuweiscn, die mit ihr nicht
übereinstimmen. Sonne und Mond standen still, so belehrt
uns die Schrift. Vielleicht auch die Erde und das ganze
Weltsystem, wenn es wahr ist, wie die Wissenschaft behauptet,
(wer kann es beweisen?!), daß das ganze Weltsystem mit
allen seinen Himmelskörpern in gegenseitiger Abhängigkeit
verbunden ist. Für Gott, der Himmel und Erde schuf und
erhält, auf dessen Wort einst alles dieses aufgelöst werden
wird, ist das ein Kleines. Lernen wir doch aus Jos. 10, 13,
statt auf moderne Wissenschaft und Bibelkritik zu horchen,
mit dem Gott Himmels und der Erde zu rechnen, als mit
Dem, der Seine Macht zum Besten Seiner geliebten Kinder
ausübt und auf ihr Flehen hört! O. v. Br.
^nvvort L:
Es gibt schon im alltäglichen Leben und in der Natur
Vorgänge, die sich unserem Verständnis entziehen, die wir
einsach glauben müssen. So auch hier bei dem in Frage
stehenden Wunder. Dieses einfache Wunder, welches durch
die Macht und das Eingreifen Gottes bewirkt wurde, war
schon für viele ein Stein des Anstoßes. Wir sehen die fünf
Könige verfolgt, und ihre Heere nicht bloß von dem Schwerte
Israels, sondern auch von dem Hagel Gottes vernichtet
(vgl. 2. Mose 9, 24. 25). Hier sieht nun Josua zu dem
HErrn und ruft: „Sonne, stehe still zu Gibeon und Mond,
im Tale Ajjalon!" Die Antwort Gottes war zunächst ein
Erhören der Bitte Josuas. „Und die Sonne stand still
und der Mond blieb stehen, bis die Nation sich an ihren
Feinden gerächt hatte." Zunächst will die Schrift hier nicht
etwa astronomische Lehrsätze aufstellcn. — Hierzu sei bemerkt,
daß das von der Welt meist ohne nähere Prüfung als
unumstößliche Wahrheit angenommene Copernikanijche System
doch nur eine scharfsinnig durchgeführte Hypothese (Annahme)
198
ist, für die es Wohl Wahrscheinlichkeitsgründe, aber noch keinen
zwingenden Beweis gibt, und gegen die in alter und neuerer
Zeit Bedenken erhoben wurden (z. B. von Goethe), ebenso
auch von großen Forschern (A. v. Humboldt, K. v. Räumer,
Gauß, Brandes u. a.). Die Genannten sollen ernste Zweifel
an diesem System gehegt haben, wenn sie dieselben auch aus
Furcht vor der öffentlichen Meinung nicht zu äußern wagten.
Aber dies nur nebenbei, es ist ohne Einfluß auf obiges
Wunder. Wer näheres darüber lesen will, der sei aus das
Buch von „Schöpfer, Die Widersprüche in der Astronomie"
(1869) verwiesen!
Da die Feinde dem südwestlich von Gibeon gelegenen
Ajjalon zu stohen, so befand sich Josua, als er jenen Ausspruch
tat, ohne Zweifel westlich von Gibeon und konnte
die über Gibeon stehende Sonne gegen Osten und den über
dem Tale Ajjalon stehenden Mond im fernen Westen zugleich
sehen. Ob es sich nun um eine allgemeine plötzliche Veränderung
und Störung des Sonnensystems handelte oder
nicht, das ist nebensächlich, wir können dem Worte in seiner
vollen Bedeutung glauben und dabei auch an ein lokales
Wunder denken. Das, was Josua bittet, ist nur das, daß
es so lange Tag bleiben und die Nacht und der Mond so
lange abgehalten werden möge, bis er seinen Zweck erreicht
habe. Und dies wurde Josua gewährt. Die Sonne blieb
fast einen ganzen Tag länger am Himmel stehen, und es
blieb soviel länger hell in jenen Gegenden. Der, welcher
von Anfang sprach: „Es werde Licht!" und von Dem es
heißt: „Dein ist der Tag, Dein auch die Nacht, den Mond
und die Sonne hast Du bereitet," der konnte auch für einige
Stunden an einem bestimmten Orte Licht schaffen für besondere
wichtige Zwecke, ohne daß dadurch die ganze Ordnung
des Sonnensystems und die allgemeinen Gesetze der
Himmelskörper aufgehoben werden. Wie durch den Hagel
die Menschen, so wurden durch das Hellbleiben des TageS
die Götter der Feinde gerichtet, es war ein Sieg des
lebendigen Gottes über heidnische Abgötterei. Die Heiden
sollten daraus erkennen, daß der Gott Israels imstande ist,
die ganze Kreatur gegen Seine Feinde zu bewaffnen, und
Israel, das schon einmal in den Dienst des Baal Peor
versunken war (4. Mose 25, 3), und dem auch später die
Götter Kanaans so oft zum Fallstrick wurden (Richt. 2, 3),
199
sollte vor diesem Aberglauben gewarnt werden. Das war
die tiefe Bedeutung und der heilige Zweck dieses Wunders,
welches aber nicht einmal vereinzelt in der Schrift dasteht.
Eine Parallele dazu haben wir an dem Rückwärtsgehen des
Schattens am Zeiger der Sonnenuhr des Königs Ahas um
10 Stufen auf das Gebet Jesaias (2. Kön. 20, 9—11).
Ferner sind zu vergleichen der Stern der Weisen vom
Morgenlande, die dreistündige Finsternis, während der Herr
Jesus am Kreuze hing, sowie noch die für die Endzeit
geweissagten Wunderzeichen am Himmel. Wenn wir das
Wunder aller Wunder, Christus, für uns erlebt haben, wird
uns auch das Wunderwirken Seines Gottes und Vaters
immer natürlicher, wir sehen in den tausend kleinen Begeg-
nissen, wo die blinde Welt nur Naturgesetze und Zufall sieht,
immer die Hand des zum Wohle der Seinen wirkenden Gottes
und Vaters, bei dem kein Ding unmöglich ist. Ph. W.
^ntvoit O:
Dieser Vers war von jeher für viele Bibelleser ein
Stein des Anstoßes. Man glaubte die Erzählung „verständlicher"
machen zu müssen, indem man Josua und seinen
Zeitgenossen entweder eine Sinnestäuschung zuschrieb oder
sie nur als eine bildliche, dichterische Umschreibung aufgefaßt
wissen wollte. Beides ist aber falsch. Für den Ribelchristen
steht unerschütterlich fest, daß auf das gläubige Gebet Josuas:
„Sonne, stehe still zu Gibeon; und du Mond, im Tale
Ajjalon!" Gott die Antwort gab, „indem die Sonne mitten
am Himmel stehen blieb und nicht zum Untergang eilte, ungefähr
einen ganzen Tag." Gewiß ist das ein Wunder, aber kein
größeres als die Erschaffung der Himmelskörper oder eines
Menschen. Wie sollte der Schöpfer der Welt nicht auch
imstande sein, in die „Naturgesetze" einzugreifen! Der
Prophet Jesaja erlebte später ähnliches an der Sonnenuhr
des Ahas (Jes. 38, 8).
Der Vorgang muß auf die Zeitgenossen und auch die
später Lebenden einen gewaltigen Eindruck gemacht haben.
Im Buche Jaschar (des Rechtschaffenen) ist er erzählt, und
1000 Jahre später bezeugt ihn der jüdische Schriftsteller
Jesus Sirach (Kap. 46, 5—8).
Wie nun der Vorgang zu „verstehen" ist? Das kann
kein Mensch sagen. Die Bibel berichtet uns einfach die
200
unzweifelhafte Tatsache. Die Schrift sagt ausdrücklich:
„Und es war kein Tag wie dieser, vor ihm und nach ihm,
daß Jehova auf die Stimme eines Menschen gehört hätte;
denn Jehova stritt für Israel."
Nach unserer heutigen von Copernikus übernommenen
Auffassung dreht sich die Erde um die Sonne. Das spricht
nicht gegen die Ausdrucksweise der Schrift, die keine astronomischen
Belehrungen geben will, sondern zu den Menschen
in einer ihnen verständlichen Sprache spricht. Wenn wir uns
deshalb ans „Verstehen" geben wollen, müssen wir annehmen,
daß Gott die Rotation (Drehung) der Erde unterbrochen
oder verlangsamt habe. Und warum sollte das nicht
möglich sein? Der berühmte Astronom Newton hat darauf
hingewiesen, daß die Umdrehung der Erde sehr schnell verlangsamt
werden kann, ohne daß ihre Bewohner etwas davon
zu spüren bekommen. Professor Totten in Amerika hat
durch scharfsinnige Berechnungen nachgewiesen, daß tatsächlich
jener Tag zu Gibeon und Ajjalon ein voller Tag von
24 Stunden gewesen sein müsse; zu ähnlichen Schlüssen
kam auch der Astronom Maunders von der Sternwarte in
Greenwich. Und unser Bibelbuch sagt: „Es war kein Tag
wie dieser, vor ihm und nach ihm."
Übrigens ist der Eindruck dieser Wundertat Gottes tief
in die Herzen der Völker eingeprägt, und Satan hat die
Spuren davon nicht austilgen können. Der römische Dichter
Ovid erzählt, daß einst ein Tag verloren ging und die Erde
durch die Glut einer außerordentlichen Sonne in große
Gefahr geraten sei. Er bemerkt, daß die Erzählung von
den Phöniziern stamme, und sie gehörten zu demselben Volke,
das Josua bekämpfte. Der amerikanische Militärarzt Nelson
macht in seinem Buch „Ursache und Heilung des Unglaubens"
darauf aufmerksam, daß auch die Chinesen von einem uralten
Könige Iao erzählen, während dessen Regierung die Sonne
so lange am Himmel stehen geblieben sei, daß man fürchtete,
die Welt werde in Flammen aufgchen. Die Regierungszeit
dieses Aao stimme aber mit dem Zeitalter Josuas, des
Sohnes Nuns, zusammen.
Doch alle diese „Beweise" sind nur nebensächlich; denn
„dem Glaubenden ist alles möglich". C. Th.
201
^ntvort k:
Seitdem die Wissenschaft endlich entdeckt hatte, daß die
Sonne nicht still steht, sondern sich mit der Erde in Bewegung
befindet, frohlockten viele Anbeter der „fälschlich sogenannten
Kenntnis" (1. Tim. 6, 20), indem sie meinten,
die Heilige Schrift habe dadurch einen sie tödlich verwundenden
Hieb erhalten. Diese blinden, hochmütigen, kaum
aus der Schule ausgetretenen Spötter (2. Petri 3, 3) hätten
jene Tatsache viel früher gelernt, wenn sie Römer 3, 4 und
9, 20 zuerst als Ausgangspunkt genommen und das Wort
also gelesen hätten. Ihr Geschrei lautet den Ohren des
Gläubigen nach Pred. l, 9 wie etwas längst Bekanntes.
Nämlich sagt die Schrift in unserer Stelle gar deutlich, daß
die Sonne normal in Bewegung ist; andererseits sagt sie
ja nicht, daß die Erde still stehe oder der Mittelpunkt der
Sonnenbewegung sei. Wenn sie aber oft vom Aus- und
Untergehen der Sonne bezüglich der Erde redet, spricht sie
ganz einfach und vor jedermann das Gesetz der relativen
(bedingten) Bewegung aus, und zwar, daß für einen Beobachter,
der auf einem sich bewegenden Körper steht, derselbe
stillstehend scheint, während alle anderen, seien pe in Bewegung
oder nicht, in Bewegung zu sein scheinen. Nun
aber hat Gott Sein Wort nicht den angeblichen Bewohnern
des Planeten Mars gegeben, sondern den auf der Erde
wohnenden Menschen. Deshalb auch beschreibt dasselbe die
Schöpfung, wie sie für uns aussieht, und enthält die einfachen
Grundsätze der wahren Kenntnis (u. a. die zwei obig
erwähnten astronomischen und mechanischen Gesetze), womit
die Menschen mit ihrem Verstand Gott in Seiner Schöpfung
hatten erkennen sollen (Römer l, 20). Aber „Gott widerstehet
den Hochmütigen" (l. Petri 5, 5; I. Kor. 2, 18—22)
und hat dies alles den Unmündigen geoffenbart (Luk. 10, 21;
Matth. 11, 25. 26).
Dem Verstände des Gläubigen (Hebr. 11, 3) bietet
Jos. 10, 13 keine Schwierigkeit. In den Versen 7—11
haben wir den Bericht der Schlacht im großen ganzen.
Da aber der Sieg aus eine so unglaubliche Weise erkämpft
wurde, wird uns in Vers 12—14 eine Episode derselben
Schlacht berichtet, wodurch wir die Ursache des Sieges begreifen.
Daß es während der Schlacht geschah, geht aus
Vers 12 hervor. „Damals ... an dem Tage", nicht
2V2
„dann, nach dem Siege", was nur im Verse 15 einen Platz
hätte. Es ist selbstverständlich, daß ein Aufhören in dem
Lause der Sonne Störungen in dem Heere der „den Tag
von der Nacht" trennenden Leuchter (I. Mose 1,14) verursachen
mußte; nun sind die damals (Vers 11) vom Himmel
geworfenen und gelegentlich noch fallenden Steine, Meteore, ein
Beweis, daß dies alles nicht nur geschehen konnte, sondern geschehen
ist, und die ganze Stelle ist wörtlich anzunehmen. Wir
können da die unermeßliche, unergründliche Kenntnis sehen,
die Gott in einer einfachen, kurzen, für ein Kind begreiflichen
Erzählung znsammengefaßt hat, aber sie würde uns
nicht nützen, wenn wir darin den HErrn nicht suchten
(Joh. 5, Z9). Welchen Mut, welche Kraft empfängt ein
„Kriegsmann Jesu Christi", der den guten Kampf des
Glaubens kämpft (2. Tim. 2, 3; 1. Tim. 6, 12; Jud. 3;
Eph. 6, 12), wenn er in Josua seinen Herrn erkennt, den
Anführer feines Glaubens (Hebr. 12, 2), der für ihn streitet,
ihm den gewissen Sieg gibt und am Ende die Krone der
Gerechtigkeit (Spr. 21, 31; 2. Tim. 4, 8). Darum „stärket
die schwachen Hände und befestigt die wankenden Knie . . .
Seid stark... Er selbst wird euch retten (Hebr. 12, 12;
Jes. 35, 3. 4; Römer 8, 31).
Anmerkung cies Herausgebers:
Wir freuen uns von Herzen, daß auf diese Frage so
viele Antworten eingegangen sind. Jede derselben hat ihre
eigenen, lesenswerten Besonderheiten, doch sind sie wesentlich
übereinstimmend. Josua 10 enthält ein großes, herrliches
Wunder unseres Gottes: die Wunder der Schrift aber müssen
geglaubt werden, und es ist ein Merkmal des wahren Christen,
wider Vernunft zu glauben.
Möchten denn alle Leser der „Handr.", auch der, welcher
diese Frage gestellt hat, das Wort nehmen, wie es wörtlich
inspiriert durch den Geist Gottes dasteht: „ . . . und die
Sonne stand still und der Mond blieb stehen". Erklärungen,
wie das möglich sei, Folgerungen in astronomischer
Beziehung oder in Hinsicht auf das ganze All macht die
Schrift nicht, also warum sollten wir das tun? Ist Gott,
der Gott, für den alles natürlich ist, der „spricht, und es
ist" oder „sprach und es war" (Ps. 33, 9) — ist Gott er
203
haben über die Folgen Seiner Taten, äußert Er kein Wort
darüber, warum sollen wir uns in Mutmaßungen darüber
ergehen? Für uns, die wir, wenn es recht um unser
Christentum siebt, „nicht in fleischlicher Weisheit unseren
Verkehr in der Well haben" (2. Kor. 1,12), für uns bleibt
nur übrig ein staunendes Bewundern Seiner Größe:
„O Tiefe des Reichtums!' (Römer II, 33!) Vergessen wir
nicht: wir ehren unseren Gort durch Glauben! Welcher von
den Seinen macht Ihm wohl größere Freude: der, der mit
spitzfindigen, „wissenschaftlichen" Untersuchungen an das
„Wort der Wahrheit" herangeht, oder der, welcher dem
Gott und Vater glaubt anfs Wort? Vergl. Hebr. 11, 6!
PersönU^ie Worte an unsere Leser!
Auch in diesen ernsten Zeiten erhielten wir manch freundliche
Ermunterung, die uns zeigte, daß unter der Wucht der Zeitereignisse
die Herzen nicht kalt geworden sind für das Forschen in der Schrift
und für die aus demselben entstandenen Fragen, wie sie die „Handreichung"
zu beantworten sucht.
Eines hat uns recht betrübt, nämlich die Nachricht von
einigen Lesern, denen das Blatt zu wenig „fürs Herz" biete.
Zind denn nicht alle in demselben enthaltenen Artikel, auch die
rein lehrhaften, „fürs Herz"? Wir denken, daß uns Gläubigen
alle Fragen der Erkenntnis des HErrn und Seines Willens zu
Herzensfragen werden müssen, sonst haben wir keinen wahren Gewinn
davon, denn „Erkenntnis (an sich) blüht auf" (1. Kor. 8,1)!
Andererseits verstehen wir gar wohl den feinen Vorwurf, der
in obigen Bedenken liegt: man wünscht mehr Artikel über das
praktische Christenleben als einer Bewährung des
Glaubens und der Liebe usw. Jedoch dann müssen eben
unsere Leser diesbezügliche Fragen stellen! Naturgemäß sind ähnliche
Fragen wie Nr. 35 und 36 in unserem Blatte die selteneren.
Aber enthalten die meisten anderen Fragen nicht auch recht häufige
(nicht nur gelegentliche) Hinweise für das praktische Leben? Man
prüfe sie einmal daraufhin ganz ernstlich! Wir jedenfalls
legen großes Gewicht darauf, -atz die „Gegenseitige Handreichung"
ein auf gesunder Lehre aufgebautes
gesundes Glaubensleben fördert! Wir werden au
weiterhin nach Kräften diesen Standpunkt vertreten; jedoch, mau
204
vergesse nicht, daß sehr viel bezüglich des Inhalts der „Handreichung"
von den jeweiligen Mitarbeitern in Fragen und Antworten abhängt!
Die Zeitlage wird trotz mancher großer deutscher Siege im
Felde, für die wir Gott von Herzen danken wollen, stetig ernster.
Das göttliche Gericht zur Buße lastet schwer auf der Welt,
schwer auch auf Deutschland. Möge Gott Großes erreichen! Schon
zeigen sich Anfänge herrlicher Segnungen in mancherlei Weisen,
so z. B. indem das Wort Gottes mehr geschätzt wird von
Leuten, die es vor noch nicht langer Zeit verachteten, und indem
auch manche Seele Zuflucht nimmt zu dem Sünderheiland Jesus
Christus, besonders unter unseren Kriegern. Wir dürfen den
HErrn preisen für solche Gnadenwirkungen! Aber, obwohl auch
der Eifer des Volkes Gottes in vielem sehr gewachsen ist,
z. B. auch in der so wichtigen Traktatverbreitung, wird eine unserer
Haupttätigkeiten, wenn nicht die hauptsächlichste, in der
Jetztzeit noch immer mehr die anhaltender Fürbitte werden müssen
für Kaiser und Vaterland, für unsere geliebten Brüder in Heer und
Marine, wie für alle Kämpfer (auch bei unseren Bundesgenossen in
Österreich-Ungarn), überhaupt für die ganze Welt, besser: für das gesamte
Werk Gottes in Seinem Volk und in und an der Welt,
auch in den Missionsgcbieten! Laßt uns handeln nach Ps. 62, 8!
Laßt uns nicht vergessen, daß wir Gläubigen nach Röm. 8, 18 ff.
gewissermaßen der Mund der unter der Sünde und ihren Folgen
leidenden Schöpfung sind, und laßt uns bedenken, was Jak. 5,16 d
steht!
Möchte unser Reden und Tun überall auch nicht etwa bestimmt
sein durch fleischliche Weisheit, sondern durch Einfalt, Lauterkeit
und die Gnade Gottes (2. Kor. 1, 12), damit wir in dieser verantwortungsvollen
Zeit vom HErrn gebraucht werden können zur
praktischen Hilfe, wo es nottut, und zum Heil, zum wahren Trost
für viele, seien es Verwundete oder Trauernde oder wer immer!
(2. Kor. 1, 3. 4).
Herzlich grüßt alle Leser mit Röm. 15, 13 u. 33.
Der Herausgeber
Fritz Koch.
Klotzsche, Ende September 1914.
Gruß an äsn Leser:
„Alle Schrift ist von Gott eingegeben «ad ist nutze zur
Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur
Unterweisung in -er Gerechtigkeit, auf daß der Mensch
Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke zugerustet."
2. Tim. Ä, 16—17.
(Antworten.
Wir bitten drinpend, man möge die In den Fragen angeführten Schriftstellen
Nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich
zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!
§rage 52: Ist Vers 13 in Luk. 14, 12—14 wörtlich zu verstehen?
Sind da Staubige oder Ungläubige gemeint? Darf
man bei Geburtstagen und dergl. mit Mindern Sattes zusammen
sein, um sich zu erfreuen und den köSrrn zu loben?
Antwort
Der Herr Jesus stellt alle Dinge und alle Personen
immer an den rechten Platz. Ein Oberster hatte den HErrn
zu Tisch geladen, die Einladung geschah nicht aus Liebe,
sondern um Ihn zu fangen. Aber der HErr durchschaut
ihre Bosheit und mach: die Herzen offenbar. Diese Fest-
mahlzeiten hatten lediglich den Zweck für die Leute, voneinander
Ehre zu nehmen. Der HErr sah, wie trotz aller
Scheindemut die einzelnen der Geladenen die ersten Plätze
wählten. Es ist dieses so ganz der Zug des natürlichen
Herzens, der sich selbst überschätzt und andere gering achtet.
Hier in der Mitte derer, die den HErrn aus falschen, ja
sogar aus feindlichen Beweggründen heraus zu Gaste geladen
hatten, erweist Er Sich als der vom Vater Gesandte und hat
für jeden der Tischgesellschaft Lebensworre. Wir ersehen
hieraus, dass wir alle Dinge im Lichte des HErrn und
Seines Wortes betrachten müssen. Zunächst waren es
Ungläubige, die den HErrn geladen hatten; Er konnte auf
ihren Boden kommen, ohne etwas von Seiner Heiligkeit
preiszugeben, im Gegenteil, Er dient ihnen! Anders dagegen
liegt die Sache für uns Gläubige, wir können und dürfen durchaus
nicht jede Einladung annehmen, wir muffen dieselbe erst
vor dem HErrn ausbreiten und gewist sein, dast wir innere
Erlaubnis dazu haben, und dann haben wir den Auftrag,
306
dort „ein Brief Christi" zu sein (2. Kor. 3, 2. 3). Nachdem
der HErr den Rat der Herzen offenbar gemacht hat,
erwähnt Er zur Demut und Niedriggesinntheit; es war dies
die Tätigkeit Seiner Gnade, welche sich von den Satten
und Selbstgerechten wegwendet und Sein Heil und Seine
Gnade denen anbieiet, welche arm, lahm, blind usw. sind,
und die nicht vergelten können. So ist Vers 12—14 nicht
in diesem Sinne wörtlich zu nehmen, daß wir uns nicht
mit denen freuen sollen, welche als Kinder Gottes mit uns
den gleichen Pfad wandeln, im Gegenteil, hier wird das
Zusammensein erst eine rechte Freude im HErrn sein und
ein Vorschmack von dem, was es einst sein wird, wenn wir
beim HErrn sind; denn wo man Ihn lobt, ist Er gegenwärtig;
hier gilt Phil. 4,4.
Nicht als ob natürliche Liebe etwas Böses sei, aber
da der Herr Jesus von dieser Welt verworfen ist, so muß
- alles, was uns an diese Erde bindet. Ihm geopfert werden;
dieses gilt wörtlich! — So sehen wir in dem Gleichnis vom
großen Abendmahl (Luk. 14, 15 ff.) zunächst den Ruf der
Gnade au Israel, dann an die Nationen. Nachdem Israel
die Einladung von sich gestoßen hatte, suchte die gute Botschaft
die Armen in ihren Sünden, die Krüppel und die
Lahmen, welche unter ihren Lasten seufzten, die Blinden,
die in der Dunkelheit saßen, und weil noch Raum da ist,
ergeht der Ruf an die Heimatlosen, die an der Landstraße
des Lebens und hinter den Zäunen liegen. So sind
wir, die wir einst Gäste und Fremdlinge waren, Bürger
und Hausgenossen geworden, Teilhaber der Herrlichkeit, und
dürfen als Einladende andere nötigen, hereinzukommen und
an der Tafel Platz zu nehmen. Innerhalb des Hauses
aber teilen wir die Freuden mit denen, die Kinder unseres
Vaters sind. Ph. W.
^ome^kun§ cles tterausaebok-s;
„Damit nicht etwa auch sie dich wiederlaben und dir Vergeltung
werde." Ist es nicht so in der sogen, weltlichen Gesellschaft,
daß ein beständiges Einladen und Wiedereingeladenwerden
besteht, wodurch Ehrsucht, Neid, Mißgunst, Klatsch,
Verschwendung und andere böse Dinge hervorgerufen werden?!
Davor sollten wir Gläubigen uns hiuen, das sagt uns dies
Gleichnis, das gerichtet ist an den, der den Herrn Jesus
geladen hatte (vergl. V. 7 s mit B. 12s!), also an den selbstgerechten,
nur auf zeitlichen Lohn sehenden Pharisäerführer.
— Nicht die Freude am HErrn, das Loben Seiner Gnade,
das Gespräch über Seine Liebesführungen, über die Welt
in Seinem Lichte u. a., was wir in Gemeinschaft mit Gleichgesinnten
Pflegen können, sowohl an Tagen der Gnade in
unserem Leben, wie bei anderen Gelegenheiten, wo Gäste
ausgenommen werden können, oder Er sie uns ins Haus
schickt (Hebr. 13, 1. 2; Röm. 12, 13; 1. Petri 4, 9 u. a.),
nicht das ist uns untersagt, vielmehr ist uns gezeigt, worin
für uns Gefahren liegen, die göttlichen Gedanken über uns
zu verfehlen und dem Weltwesen zu verfallen. — Dagegen
sagt der HErr diesem Pharisäer, was im Gegensatz zu
irdischer Bergeltung in der Auferstehung Lohn finden
würde (beachte „Auferstehung der Gerechten", worin ein leiser
Hinweis liegt auf eine Auferstehung der Ungerechten, vergl.
Offb. 20!)! Der HErr kennzeichnet mit Seinen Worten
die ganze heuchlerische Scheinfrömmigkeit dieser Leute (vergl.
Matth. 6, 1—6; 16—18) und zeigt das Bessere. —
Gewiß können auch wir nach diesem Wort handeln, wenn
unser Herz uns treibt, und vielleicht hat in der jetzigen
Kriegszeit, die manchen Armen, Elenden, Hilflosen darben
läßt, dies Wort uns etwas zu sagen, und wir können es
verbinden mit Pred. 11, 1 — aber ein Gebot ist es nicht
für uns, zumal es nur an einen ungläubigen Menschen
gerichtet ist. Doch wir sehen in diesem Gleichnis verborgen
des Herrn Jesu Herz und einen Hinweis auf Sein Thun,
und da heißt es für uns: „Lernet von Mir!"
§rage SS: Wer ist unter dem mönnlicken Sokn in Okkb. 12, S
zu versteken?
^ntvort
Nach meiner Überzeugung ist das männliche Kind
(Offb. 12, 5) niemand anderes als Christus, der Sohn, der
nach Ps. 2 die Nationen mit eiserner Rute weiden wird.
Das Weib ist Israel, aus dem der Christus dem Fleische
nach stammt (Röm. 9, 5). I. W.
^ntvorl 8:
Der männliche Sohn ist ohne Zweifel Christus. Ps. 2,9
bestätigt es. Er ist jetzt entrückt zum Throne Gottes und
208
wird an einem noch zukünftigen Tage alle Nationen weiden
mit eiserner Rute. Dieser männliche Sohn ist der Sohn
des Weibes (B. 1 u. 2), das ist Israel, „aus welchem, dem
Fleische nach, der Christus ist" (Röm. 9, 5). Wir lernen
an dem männlichen Sohne, daß uns in dem Weibe Israel
gezeigt wird. Auch die Lade des „Bundes" (Offb. II, 19)
beweist, daß uns hier Dinge in Verbindung mit Israel
gezeigt werden. (Ein Bund ist nur mit Israel gemacht,
die Lade Israel gegeben!) Die Erde sieht Johannes unter
dem Zeichen des Gerichtes: Blitze — Stimmen — Donner
— Erdbeben — Hagel, aber im Himmel werden ihm die
Ereignisse mit Israel in einem „großen Zeichen" im himmlischen
Lichte gezeigt. Das Weib selbst ist nicht im
Himmel. Das „große Zeichen" — das, was das Weib
betrifft — wird dort im himmlischen Lichte, wie Gott es
sieht, nach Seinen Vorsätzen — gezeigt und gesehen. Israel
in Verbindung mit Christus — „bekleidet mit der Sonne",
— dahinten, „unter ihr" liegt die vergangene Herrlichkeit
des Alten Bundes gleich dem Monde, in dem auch nur ein
matter Widerschein von der Lichtherrlichkeit der Sonne gefunden
werden kann. Die Krone von zwölf Sternen zeigt
uns die Herrschaft und Herrlichkeit des zwölfstämmigen
Volkes. Nirgends finden wir einen Grund, weder bei dem
„männlichen Sohne" noch bei dem „Weibe", an die Gemeinde
oder sonst jemand zu denken. Wo ist ein „männliches Kind",
das die Gemeinde geboren und das in den Himmel entrückt
wäre? Erinnert uns dagegen „Sonne, Mond und
zwölf Sterne" nicht sofort an die einzige Stelle der Schrift,
I. Mose 37, 9, wo wir Gleiches finden? — und wieder ist
es das Haus Jakobs, Israel! v. d. K.
6e5 k^er-aus^ebers:
Wir sind sehr dankbar dafür, daß die vorstehenden
Antworten so unzweideutig bezeugen, daß der „männliche
Sohn" der Christus, das „Weib" Israel ist. Bei keiner
anderen Deutung wird das Zeugnis der Schrift beachtet
(wie z. B. Ps. 2 u. a.). Es gibt im Anschluß am Offb. 12,
3—6 einige geradezu phantastische Deutungen, die den Stempel
menschlicher Erfindung zeigen, indem sie dem gesamten Schriftzeugnis
ins Gesicht schlagen. Zu diesen Deutungen gehört
209
die von namhaften Brüdern vertretene Lehre, daß nicht die
ganze gläubige Gemeinde des HErrn entrückt werde, sondern
nur eine „zum Durchbruch gelangte" Schar von Äber-
windern, welche den Charakter von „Männlichen" tragen,
„die ganze Bibel ins Leben umsetzen, die Entrückung im
Glauben erfassen" i!!) usw., während die übrige Gemeinde,
die „nie verstanden hat, ein Wüstenleben zu führen", dann
nach der Entrückung jener „Männlichen" in die Wüste flieht,
um die „Wüstenerziehung nachträglich durchzumachen" (!!).
Wir fühlten uns stark versucht, außer obigem noch einige
Proben von diesen Phantastereien mitzuteilen, aber wir
schämen uns, dergleichen in unser Blatt zu setzen, das eine
Handreichung aus dem Worte Gottes sein soll. Es
möchte aber sein, daß einige unserer Leser ähnlichen Anschauungen
gehuldigt haben; die bitten wir von Herzen, daß
sie wieder nüchtern werden und glauben dem, was die
Schriften sagen. Durch 1. Thess. 4, 13—18 wird obige
Lehre gerichtet. Davon aber abgesehen, bitten wir noch
einmal, man möge doch Offb. 12, 5a: „der alle Nationen
weiden soll mit eiserner Rute" berücksichtigen? Kann man
dies Wort denn überhaupt, wenn man Ps. 2 und Offb. 2,
26. 27 kennt, auf jemand anderes als auf Christus beziehen?
Und ist es überhaupt möglich, V. 1. 2 mit der
Zwölfzahl auf die Gemeinde zu deuten? Welch eine Kunst
der Vergeistigung von Schriftstellen gehört dazu, diese Bilder
auf die Gemeinde zu beziehen!
Nein, wir haben in diesen kostbaren Versen ein Bild
vor uns, in dem uns Israel als Weib gezeigt wird, zuerst
wie es den Christus gebiert und unter welchen Anfeindungen
Satans, dann wie der Christus entrückt wird — und da
Er der Erstling ist, so ist mit Seiner Entrückung vor der
antichristlichen Trübsalszeit auch die unsere (der Gemeinde)
gewährleistet, 1. Kor. 15, 23 — dann die Flucht des Weibes
in die Wüste, woselbst es (d. h. die gläubigen Juden, der
Überrest) 1260 Tage weilen wird, während der Herrschaft
des Antichristen und des Tiers (vergl. dazu Frage 43!).
Welch eine Sorgfalt Gottes für die Seinen! Wenn sie
auch nicht zu der dann schon entrückten Gemeinde Jesu
Christi gehören, sie sind doch Sein, und Er hat ihnen eine
Ställe bereitet. Wir brauchen nicht zu wissen, wo diese
Stätte in der Wüste ist, aber Gott weiß es! In V. 13—17,
210
worauf wir hier nicht mehr näher eingehen können, ist uns
gezeigt, wann und unter welchen Umständen dem Weibe
(dem gläubigen Überrest aus Israel) „an ihre Stätte" zu
fliehen, d. h. zu fliegen, gegeben ist.
Lrage S4: Wie, wann und wo dark ein Weib beten oder
weissagen? (1. kor. 14, 34; 11, 5.)
Antwort
1. Kor. 14, 34 sagt der Apostel Paulus, daß er dem
Weibe das Lehren in der Gemeinde verbiete. Dies gehört
nur dem Manne (1. Tim. 2, 11—15). Außerhalb der Gemeinde
kann sie weissagen. Beten sollten in der Gemeinde
immer in erster Linie die Brüder, z. B. in Gebetsstunden
(1. Tim. 2, 8), die Frauen erst in zweiter Linie. Was
1. Kor. 11, 5 steht, kommt sicherlich auch außerhalb der Gemeinde
in Frage. r U. Pr.
Das Beten ist etwas, was durch den Geist Gottes
hervorgebracht sein sollte. Darum könnte man einfach antworten,
das Wie, Wann und Wo hat der Geist Gottes zu
bestimmen. Wir möchten uns deshalb darauf beschränken,
auf einige Schriftstellen hinzuweisen und im übrigen nur
weniges dazu zu bemerken. Bitte nehmen Sie Ihre Bibel
Jesus sagt, ist das Erste und Wichtigste und Köstlichste.
Dann ist eine Vorschrift in 1. Kor. 11, 1—16 (s. bes. V. 5.
6. 13) gegeben, von der vielleicht manche Kinder Gottes nicht
einmal wissen, die aber entschieden beachtet werden sollte,
und zwar find es eben gerade die Schwestern, die in der
Gefahr sind, dagegen zu verstoßen, indem sie unbedeckten
Hauptes beten. Weiter gelten ebenso für das Weib wie
für den Mann alle die Ermunterungen und Unterweisungen
zum Beten, wie Eph. 6,18; Kol. 4,2; 1. Thess. 5,18 u. a. m.
1. Kor. 14, 34 bezieht sich nach meiner Erkenntnis nicht
auf das Beten, sondern auf das Reden, von dem in diesem
Kapitel vorher gesprochen ist. Diese Schriftstelle wird aber
von manchen Kindem Gottes bezw. Kreisen von Kindern
Gottes auf das Beten angewandt in dem Bestreben, dem
Übel zu begegnen, daß Schwestern in öffentlichen Zusammen
211
künften beten unter gänzlicher Außerachtlassung ihrer von
Gott ihnen angewiesenen Stellung dem Manne gegenüber.
Das ist Unordnung, die sich dann gewöhnlich — wie es in
Korinth war — nicht auf das Beten beschränkt, sondern
auf alles erstreckt und der der Apostel hinsichtlich des Belens
und Weissagens in 1. Kor. 11, 1—16 und hinsichtlich des
„Redens" in 1. Kor. 14, 34—40 entschieden entgegentritt.
Das Weib sollte wissen und verstehen, daß sie nach Gottes
Wort dem Manne unterordnet ist und daß sie dies
auch in der Öffentlichkeit, in der Gemeinde oder Versammlung
zn beachten hat, und daß es eine Zierde für sie ist,
in Demut und Zurückgezogenheit dem Manne in
allem den Vorrang zu lassen und stets die von Gott
ihr zugewiesene Stellung einzunehmen und zu bewahren.
Es ziemt sich nicht für ein Weib, in der Öffentlichkeit irgendwie
hervorzutreten, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken,
vielleicht gar den Mann gewissermaßen zurückzudrängen und
so die göttliche Ordnung umzukehren, sondern es ziemt sich
für sie, still und bescheiden zurückzustehen und dem Manne
den ihm von Gott gegebenen Vorrang einzuräumen, auch
in bezug auf das Beten! — Wenn eine Schwester dies
versteht und dem Geiste Gottes gehorsam ist, dann
wird sie auch hinsichtlich des Wie, Wann und Wo
ihres Belens das Richtige finden; sie wird dann auch
in einem Kreise von Kindern Gottes lieber gänzlich schweigen,
wenn sie unklar ist, ob es ihr erlaubt ist, ihren Mund auf-
zutun zu Gott, oder wenn sie weiß, daß Kinder Gottes da
sind, die sich daran stoßen würden. Denn „es ist gut,
kein .... noch etwas zu tun, worin dein Bruder sich stößt
oder sich ärgert oder schwach ist... . Ein jeder von uns
gefalle dem Nächsten zum Guten, zur Erbauung" (Röm. 14,
21; 15, 2) — ein Grundsatz, der für alles gilt —; andererseits
aber wiederum heißt es: „Den Geist löschet nicht aus"
(1. Thess. 5,19). Th. K.
Antwort L:
?!
Die Beantwortung der Frage wird nur möglich, wenn
wir einen wichtigen und herrlichen Grundsatz der Gedanken
Gottes erfassen bezüglich des von Ihm geschaffenen Mannes
und WeibeS, wodurch es uns klar wird, warum Er ihnen
nicht einander gegenüber eine gleiche Stellung gibt, obgleich
212
ihre direkten Beziehungen zu Ihm genau dieselben sind
(Gal. 3, 28). Es tut wirklich weh, daß so viele teure, den
HErrn liebende Geschwister dies entweder beiseite lassen oder
als Gesetze anwenden, wodurch sie sich selbst manchen Segen
und große Freude entziehen, wobei sie auch die Weisheit
Gottes und die Rechte des Herrn Jesu, ohne es zu merken,
verkeimen.
Wir meinen leicht, daß die der Versammlung (Gemeinde)
gegebenen Verordnungen nach den israelitischen Verhältnissen
verfaßt worden sind. Dabei irren wir ganz sicher, denn in
den Gedanken und Ratschlüssen Gottes waren Christus und die
Versammlung, Seine Braut, vor der Grundlegung der Welt
da (Eph. 1, 4), ja, sogar maßgebend in deren Erschaffung.
Gott schuf Menschen nach Seinem Bilde, und zwar den
Mann zuerst (1. Mose 1, 27), und nach Kol. 1, 15. 16 erkennen
wir, daß Christus, das Bild des unsichtbaren Gottes,
vor Seinen Augen als Muster für die Erschaffung des
Mannes stand. Dann, als das Weib (während eines tiefen
Schlafes Adams, eines Sinnbildes des Todes Christi) gebildet
worden war, nannte es der Mann: „Gebein von meinen
Gebeinen und Fleisch von meinem Fleische", und dazu fügt
.Gott hinzu: „Sie werden ein Fleisch sein" (1. Mose 2,23.24).
In Eph. 1, 22. 23 und Kol. 1, 18 wird die Versammlung
der Leib des Christus genannt. Ferner sagt der im Himmel
verherrlichte HErr dem Saulus: „Ich bin Jesus, den du
verfolgst" (Apgesch. 9, 5), wodurch Er die von Paulus verfolgte
Versammlung als Sich Selbst achtet. Demnach (siehe
auch Eph. 5, 28—30) ersehen wir deutlich, daß Gott, indem
Er Mann und Weib schuf, eine Darstellung dessen gab,
was Er in Absicht für das Ende der Zeiten hatte (1. Petri 1,
19—21), nämlich die Offenbarung Seines Wesens in Christo
und die Bildung für Ihn und durch Ihn einer aus erlösten
Menschen bestehenden „Braut". Halten wir ein wenig hier
an, um die Herrlichkeit und Tiefe Seines Wertes zu bewundern:
Die ersten Seiten der Schrift sind schon die Ankündigung
der letzten, der Hochzeit des Lammes (Offenb. 19,
7—9,- 21, 2. 9). Also ist der Mann ein Bild des Christus
und das Weib ein Bild der Braut, der Versammlung
(1. Kor. 11, 7; Eph. 5, 22—24).
Dementsprechend gibt uns die Schrift gar deutliche
Belehrungen (nicht Gesetze) für unser Verhalten, wovon einige
213
durch die vorliegende Frage berührt werden. Wir werden
alle ermähnt, „unablässig zu beten" (1. Thess. 5,17; Kol. 4,2)
oder, wenn wir reden, es als Aussprüche Gottes zu tun
(1. Petri 4, 11. Es ist die Weissagung nach 1. Kor. 14,3;
11, 5. Siehe Frage 32 der „G. H." 1913). Dies sollen
die Männer mit unbedecktem, die Weiber mit bedecktem
Haupte tun. Bei den letzteren ist diese Bedeckung (irgendwelcher
Form) ein Zeichen der Unterwürfigkeit gegenüber dem
Manne bezw. der Versammlung gegenüber Christo, welche ihr
Schmuck, ihre Ehre (das lange Haar) ist (1. Petri 3, 1—6;
1. Tim. 2, 9; 1. Kor. 11, 15); dies alles um der Engel
willen, welchen die mannigfaltige Weisheit Gottes durch die
Versammlung kundgetan wird (1. Kor. 11, 10; Eph. 3, 10;
Frage 38. „G. H." 1913).
In der -Öffentlichkeit aber geziemt dem Weibe das
Schweigen, die Stille; es ist des Weibes gutes Teil
(Luk. 10, 39. 42), und zwar deshalb: Die Versammlung
(Gemeinde) ist für und durch Christum gebildet worden,
! nicht für die Welt (Eph. 5, 27); Christus aber ist derselben,
den Menschen geoffenbart worden und auf Ihn allein sollen
ihre Augen, ihre Aufmerksamkeit gerichtet werden (Kol. 1,
16.17; 1. Tim. 3, 16). Außerdem erhalten wir durch Ihn
allein die Segnungen Gottes, und durch Ihn allein werden
unsere Anliegen und Danksagungen angenommen. Er lobt
inmitten der Versammlung (Eph. 1, 3; Kol. 3, 17; Joh. 16,
23; Ps. 22, 22). In allem ist Er Mittler zwischen Gott
und den Menschen (1. Tim. 2, 5. 6; Eph. 2, 18). Also
werden auch diese Wahrheiten durch das Verhalten der
Gläubigen in ihren Zusammenkünften zum Ausdruck gebracht,
indem dem Weihe die Stille, dem Manne der Vorrang zu-
geteilt werden. Sollte trotzdem die Stimme eines Weibes
in einer Versammlung gehört werden, so ist es schändlich
für das Weib, bezw. für die Versanimlung, denn es wäre
das Zeichen, daß der Geist (vorausgesetzt, daß Er wirklich
gewirkt hat) unter den Anwesenden keinen Mann
gefunden hat, der imstande gewesen wäre, die Bedingungen von
1. Tim. 2, 8 zu erfüllen, was ein Beweis für die Schwachheit,
für das Elend der Versammlung, ein Flecken, ein
Runzel (Eph. 5, 27) wäre, durch Schuld der Männer.
Nun sehen wir, es handelt sich nicht um eine tote
Form, sondern um die lebendige Darstellung des von den
214
Zeitaltern her verborgenen Geheimnisses (Kol. 1, 26; Eph'
5,32). Da dürfen wir nicht mehr von „Rechten der Männer"
reden, sondern sollten vielmehr Gnade erbitten, damit wir
Männer wie Weiber fähig werden, die nns anvertrauten,
aber verschiedenen Herrlichkeiten (1. Kor. 15,41) darzustellen,
und als Gemeinde wirklich eine Behausung Gottes durch
den Geist zu sein (Eph. 2, 22). Das Stillschweigen der
Weiber in der Zusammenkunft ist gerade so wichtig und
bedarf so vieler Gnade und Geistlichkeit wie das Hervortreten
der Männer!
Geliebte, teure Geschwister, wann werden wir endlich
aushören, manche Stücke des Wortes Gottes als nebensächlich
zu betrachten? Wann werden wir endlich begreifen,
daß alle Schrift von Gott eingegeben ist, daß kein Stück
tötender Buchstabe ist, sondern immer Geist und Leben?
(2. Tim. 3,16; Joh. 6, 63; I. Kor. 14, 37.) Laßt uns auch
lernen, daß die Gebote des HErrn kein Gesetz und nicht
schwer sind, und laßt uns dann sie mit Freude beobachten,
denn darin zeigt sich unsere Liebe zu Gott (1. Joh 2, 5;
5, 3). Er schenke uns Gnade dazu. Amen! R. W. D.
_ M
^ntvort O:
Über Weissagen ist im I. Jahrgang der „Gegenseitigen
Handreichung" Seite 114 ff. geschrieben worden. Ich möchte
deshalb nur einiges über das Beten des Weibes sagen.
Das „Lehren" und „Reden" in der Versammlung ist
dem Weibe nicht erlaubt (1. Tim. 2, 12; 1. Kor. 14, 34).
Es soll schweigen in der Versammlung. Eine solche einfache
Verneinung finden wir betreffs des Betens nicht, und hierin
liegt göttliche Weisheit verborgen. Die Schrift läßt uns nicht
Ungewißheit, was dem HErrn wohlgefällig ist. Wir haben
den Willen Gottes nicht so, wie Israel das Gesetz hatte.
Uns ist der Heilige Geist geschenkt und wir sind berufen
zur „Erkenntnis Gottes", und in dem Maße, wie wir darin
wachsen, werden wir in „geistlichem Verständnis" Seinen
Willen erkennen (Kol. 1. 9.10).
Wenn es sich um Fragen der Männer und Weiber
handelt, führt uns der Heilige Geist wieder und wieder zu
der in der Schöpfung niedergelegten „verborgenen Weisheit",
den göttlichen Grundsätzen zurück, z. B. 1. Kor. 11, 8. 9.;
215
Welche Weisheit Gottes lag darin, daß Er Mann und
Weib — den Menschen — in zwei verschiedenen Stellungen
oder Ständen schuf. Mann und Weib, jeder empfing
einen besonderen Platz, Ihn darin zu verherrlichen und
Seine Weisheit zu offenbaren. Mann und Weib, jeder
wurde in seinem Stande mit einer eigenen und besonderen
Herrlichkeit von Gott geschmückt. Nicht um sich gegenseitig
zu beneiden oder gering zu schätzen, sondern jeder, um die
mit seinem Stande verbundene und verborgene Gottesweisheit
leuchten zu lassen in dem eigenen Verhalten vor
den Blicken der Menschen- und Engelwelt. Verwischen wir
die unterschiedliche Stellung des Mannes und Weibes, so
verwischen wir die darin niedergelegte Herrlichkeit lind Weisheit
Gottes. Es wäre so gut, als wenn der Unterschied
zwischen Christus und der Gemeinde aufgehoben würde.
Adam und Eva — Christus und die Gemeinde — „groß",
sagt der Apostel, „ist das Geheimnis".
Wenn der Heilige Geist uns durch Paulus in 1. Tim.
2,8sf. belehrt, wie die Männer und Weiber im Hause
Gottes — der Versammlung — sich Verhalten sollen (denn
hierum handelt es sich in der ganzen Stelle, siehe I. Tim.
3, 1b!), so will er, daß die Männer beten, desgleichen will
er, daß die Weiber in „bescheidenem" Auftreten, wie es
„Weibern geziemt", gesehen werden in dein Schmuck der
„guten Werke". Seine Belehrungen über Mann und
Weib begründet er wieder mit der Schöpfungsordnung:
„denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva" (V. 13).
Adam wurde aus Erde gebildet — aber nicht Eva — sie
ist vom Manne genommen (1. Mose 2, 22; 1. Kor. 11, 8)
— sie tritt zurück. Den Mann hat Gott in den Vordergrund
gestellt nicht das Weib. Das Weib soll „bedeckt"
sein — in den Hintergrund treten —, sonst schändet sie sich
selbst und entehrt ihr Haupt (den Mann). Das Weib trägt
die Herrlichkeit Gottes im Stande des Unterworfenseins —
der Unterordnung — so wie die Gemeinde ihrem Haupte,
Christus, untergeordnet ist zu Gottes Herrlichkeit. Nie ist
das Weib bestimmt für den Vorantritt oder die Führerschaft
in der Versammlung.
Wenn die Versammlung zum Gebet zusammenkommt,
so beten alle — Männer und Weiber — die ganze Versammlung
(Apgesch. 12, 5); aber doch wird nur immer eine
216
Stimme gehört, die Stimme dessen, der der Mund der Versammlung
wird, der gleichsam in den Vordergrund tritt und
die ganze Versammlung in Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung
vor Gott leitet. Ist dies das, was dem Weibe
geziemt? Wie gut verstehen wir, daß der Apostel sagt:
Ich will nun, daß die Männer beten, und am Schluß seiner
Belehrung auf die Ordnung, die Gott in der Schöpfung
niedergelegt hat, hinweist! Die Männer sollen beten, sie
sind die ausführenden Organe in der Versammlung; die
Weiber die teilnehmenden, mit wirkenden in dem Stande der
Unterordnung, wie es Weibern geziemt, geschmückt mit der
dienenden Liebe und dem sanften und „stillen" Geiste, der
vor Gott sehr köstlich ist (1. Petri 3, 4). Gott will in
Seiner Gemeinde gesehen werden. Männer und Weiber
sollen in der gefallenen Welt ein wahres Bild von den
Gedanken Gottes geben.
Dies, glaube ich, ist die göttliche Ordnung, die in der
Gemeinde gefunden werden wird, wenn sie treu ist und in
der Kraft des Geistes zusammenkommt. Wie aber, wenn
Untreue und Weltgeist ihren Einzug in die Gemeinde gehalten
haben? Damit allein, daß der Mann — Mann ist,
hat er noch kein Recht, in der Versammlung zu beten. Der
Heilige Geist will heilige Gefäße gebrauchen. Kann der
Mann nicht heilige Hände aufheben, ohne Zorn (Fleischesfrucht)
und zweifelnde Überlegungen (Unglaube) (1. Tim. 2, 8!), so
kann er nicht der Mund der Versammlung sein. Er würde
fremdes Feuer, das Fleisch in Gottes Gegenwart bringen.
Der Heilige Geist wird nicht die Lippen des Bruders
öffnen, nur weil er „männlich" ist, sondern wenn er heilige
Hände emporzuheben vermag.
Die Geschichte Israels, die zu unserer Belehrung niedergeschrieben
ist, zeigt uns, daß in den Tagen der Untreue,
als kein Mann da war, die Dinge Gottes auszuführen, Gott
vereinzelt das Weib an dem Platz des Mannes gebrauchte.
Aber es war eine Beschämung für den Mann und ein Zeugnis
des Tiefstandes und der Untreue des Volkes Gottes. Debora,
als sie durch den Unglauben Baraks neu in den Vordergrund
trat, hatte das tiefe Bewußtsein, daß Gott Weiber
gebrauchte für das, was Männer tun sollten. Sie spricht
es aus, daß sie dem Manne die Ehre nähme und Gott durch
„die Hand eines Weibes" tun würde, was die Hand des

217
Mannes tun sollte (Richt. 4, 9). So kann Gott heute noch,
wenn die Männer in Unglauben oder Untreue wandeln, das
Weib gebrauchen für Aufgaben, die dem Manne bestimmt sind.
Wenn das Weib wirklich vom Geist geleitet in den
Vordergrund tritt, als der Mund der Versammlung, die
Bitten, Fürbitten und Danksagungen der Gemeinde vor Gott
zu tragen, so wird sie selbst in erster Linie ein tiefes Bewußtsein
in ihrer Seele haben, daß sie um des Unglaubens
oder der Untreue des Mannes willen an dessen Stelle gebraucht
wird und ihr Tun den Stempel des Tiefstandes auf
die Versammlung drückt. Die Männer werden zur Beschämung
gebracht, sich zu beugen, daß keine heiligen Hände
vorhanden waren, um vom Heiligen Geiste gebraucht zu
werden. Die ganze Versammlung, (wenn sie in den Gedanken
Gottes unterwiesen ist), wird mit heiligem Ernste das Unnormale
in ihrer eigenen Mitte empfinden, und Gottes Furcht
wird jedes Herz und Getvissen füllen.
Um das Unnormale zu sehen, müssen wir das Normale
kennen! Wenn wir das Rechte kennen, dann sehen wir das
Verkehrte. Immer, auch jetzt am dunkelsten Tage der Gemeinde,
muß der Vorsatz und die Ordnung Gottes vor
unserem Herzen stehen, aber nie darf das Unnormale zum
Normalen gemacht werden. Wenn Gottes Geist unter besonderen
Umständen (ich denke auch an Versammlungen, in
denen fast keine Brüder sind) auch außergewöhnlich wirkt,
so wird Gottes Ordnung dadurch nicht aufgehoben. Daß
sich das Gesagte nur auf die Versammlung bezieht, nicht
aber z. B. auf „wenn zwei eins werden", in einer Sache zu
beten, ist wohl selbstverständlich. Ich sehe (auf die Frage:
wo?) in der Schrift keine andere Beschränkung. Laßt uns
zu dem, was von Anfang ist, zurückkehren in der Kraft des
Geistes, aber nicht in gesetzlicher Weise; denn selbst die
Ordnung Gottes, wenn sie nicht beständig unter der
wirkenden und lebendigen Kraft des Heiligen Geistes ausgeübt
wird, kann zur leblosen Form, — ja noch mehr, zu
einer Hochburg des Fleisches werden. Nicht ein Verbot,
sondern geistliches Verständnis muß unser Verhalten regeln.
Nicht eine Gemeindeordnung muß vor unserem Auge stehen,
sondern Christus und Seine Gemeinde.
Unsere einzige Leuchte ist das Wort. Verharren —
„bleiben" wir in Treue in der Apostellehre, und weichen wir
218
nicht davon, so wird göttliche Ordnung nicht nur in unserer
Mitte gesehen werden, sondern auch eine Krast darin
gespürt werden: Geisteskraft, die sich darin zeigt, daß das
Fleisch, der Mensch in seiner Anmaßung ausgeschlossen wird.
Allerlei Schriftstellen hört man oft anwenden von denen,
die der Emanzipation — der Gleichstellung und Gleichberechtigung
des Weibes mit dem Manne das Wort reden, z. B.
„da ist nicht Mann und Weib" (Gal. 3, 28). Wo? In
Christo Jesu! sagt die Schrift, aber nicht in bezug auf
die Gemeinde! Das Christentum hebt die Schöpfung Gottes
nicht auf, sondern bestätigt sie in ihrer göttlichen Ursprungsbestimmung.
— Es ist unmöglich, im Rahmen einer Antwort
auf alle diese Einwände einzugehen, die oft mit der Sache
nichts mehr gemein haben als den Klanglaut der Worte und
nur ein Zeugnis der Unmündigkeit sind. v. d. K.
Zmmerkunx ctes dlerausLeders:
Zu diesen köstlichen, einander so wunderbar ergänzenden
Antworten haben wir nur wenige Worte hinzuzufügen.
Ob ein Weib in der Gemeinde weissagen, also nach
1. Kor. 14, 3 zur Erbauung reden darf oder nicht, fällt
unter das Wort 1. Kor. 14, 34; zu Hause und überall, wo
es nicht in der Öffentlichkeit ist, darf sie natürlich reden von
dem und über das, was sie von Gott empfangen hat. —
Wir stimmen der Antwort L gänzlich bei, daß 1. Kor. 11, 5
bei jeglichem Gebet des Weibes gilt, sowohl bei dem
leisen Mitbeten in der Versammlung oder sonstwo, wie bei
dem lauten, etwa daheim oder wo immer, ob Männer dabei
sind oder nicht! (Vgl. V. 10 und 14.) Warum wird dies
Wort so wenig beachtet? Ist das Befolgen desselben unbequem?
Kaum! Das Bedccktsein (die Unterordnung) muß
ja nicht gerade durch einen großen Hut ausgedrückt werden!
Aber viele Kinder Gottes sagen, es sei „gesetzlich", die Anweisungen
des Wortes über das Bedecktsein, wie überhaupt
über das Beten der Frauen zu beachten. Wenn der HErr
dich, liebe Schwester, fragte, warum du das Wort in diesen
Dingen nicht beachtest, würdest du Ihm dann auch sagen,
es sei „gesetzlich"? — Viele teure Schwestern meinen, die
Worte über das Verhalten der Schwestern in der Versammlung
bezögen sich nur auf Verheiratete, die Unverheirateten nähmen
219
eine Sonderstellung ein. In der Welt Wohl leider manchmal,
durch die menschliche Weisheit und ohne göttliches Recht,
aber die Schrift wendet diese Unterscheidung nicht an in bezug
auf die Gemeindeordnung. Da heißt es nicht: Ehemann
und Jüngling, Ehefrau und Jungfrau, sondern „männlich"
und „weiblich", wie uns das Schöpfungsvorbild in
Adam und Eva wörtlich sagt (1. Mose 1, 27).
Wir wissen übrigens gar wohl, daß manche teure
Schwester — vielleicht durch falsche Belehrung — in Unkenntnis
geblieben ist über die in den vorstehenden Antworten
behandelten Dinge, und in Treue und Aufrichtigkeit vor dem
HErrn steht mit ihrem Verhalten innerhalb der Gemeinde.
Aber dabei darf es doch nicht bleiben; vielmehr ist uns
das Wort gegeben, um aus ihm zu lernen, was (in allen
Beziehungen) Gott wohlgefällig ist! Und darum bitten
wir die geliebten Leser der „Gegenseitigen Handreichung",
nicht oberflächlich über diese durchaus nicht unwichtige Frage
hinwegzugehen, sondern die' in den vorigen ausführlichen
Antworten dargestellten kostbaren Grundsätze (nicht „Gebote
in Satzungen"!) und Belehrungen an der Schrift zu Prüfen
und ins Herz zu fassen, damit durch derm Anwendung Gott
in Seinem Hause (der Gemeinde) verherrlicht werde.
Trage SS: VVsr ist der unnütze kneckt in Mattk. 25, >4 ff. ?
XVarum die Karte Strafe in V. 30, da dock auck für ikn Jod. 3, 36
gilt? Ist das Verbergen des Talentes gleick Nicktbeteiligung
an I^eicksgottssarbeit? und was gekört alles zum XVuckern?
^ntvort
Beide Gleichnisse, das von den zehn Jungfrauen und
das von den anvertrauten Talenten, stehen im engsten Zusammenhang.
Im ersteren handelt es sich um den Seelen-
zustand und im nächsten um den Dienst. Nach Seiner
Verwerfung und nach vollbrachter Erlösung ging der Herr
Jesus außer Landes. Bei diesem Weggang hinterließ Er
Seine Habe den Knechten. Es sind dies Menschen, welche
den Herrn Jesus als ihren HErrn anerkennen, „bekennende
Christen". Der HErr rechnet damit, daß Seine Knechte die
Talente, d. h. die Gaben, der der Gnade und der Erkenntnis,
220
welche von Ihm geschenkt sind, in Treue verwalten. Es
handelt sich nun darum, ob wir uns leichtfertig über den
HErrn und Sein Wort Hinwegsetzen und menschliches
Handeln an dessen Stelle setzen, oder ob wir als Wartende
handeln, bis Er kommt. Es ist hier also die persönliche
Treue im Dienst gemeint, und es tritt dann in Erscheinung
für den einzelnen, was der HErr in Luk. 12, 47 sagt.
Die harte Strafe ergibt sich daraus, weil wir für jede neue
Erkenntnis und für jede neu anvertraute Gabe, was mit
„Talenten" gleichbedeutend ist, verantwortlich sind, und weil
ein Nicht-Wuchern gleichbedeutend mit Untreue, ja mit
Unglauben ist. Wir sehen, daß der ungetreue Knecht gar nicht
an die Güte und Liebe seines HErrn glaubt, deshalb kann
für ihn, was Joh. 3, 36 in der ersten Hälfte-gesagt wird,
nicht gellen. Sein Handeln ist ein Verharren im Unglauben
und eine Verunehrung seines HErrn, und ihm geschieht
demgemäß. So sehen wir, wie Gaben Aufgaben in sich
schließen, und wie uns Erkenntnis verantwortlich macht.
Natürlich ist nicht alles, was unter der Flagge Reichsgottesarbeit
segelt, unter das Werk des HErrn zu rechnen,
vielmehr gibt es auch hier eine scharfe Scheidung und ein
Ausgehen aus dem sogenannten religiösen System. Hier ist
das Wuchern gleichbedeutend mit dem Ausrechterhalten des
Zeugnisses, das uns von dem HErrn überliefert ist, und
dieses Zeugnis wurde von den ersten Christen Apgesch. 2, 42
zum Ausdruck gebracht. Dort haben wir die Grundpfeiler
der Wahrheit. — Wir sehen also: der unnütze Knecht hatte
Erkenntnis, handelte aber in Untreue und bekam Strafe sür
seine Untreue. Möge für uns alle einst gelten, was der
HErr Matth. 25, 23 sagt! Darum laßt uns treu sein, bis
^nvvort 8:
Der HErr spricht vom Reiche der Himmel und hat
eben vorher an den zehn Jungfrauen gezeigt, daß es im
Reiche der Himmel auch solche geben werde, die nicht den
Geist Gottes — und somit auch nicht Leben aus Gott -—,
sondern nur das äußere Bekenntnis haben. Nun zeigt Er
in dem Gleichnis von den Knechten, daß alle, die das
Bekenntnis haben (auch wenn dieses nur ein äußerliches
ist), infolge desselben in ein Verhältnis der Verantwortlich
221
keit Ihm gegenüber getreten sind: sie sollen Ihm dienen,
für Ihn wirken, und haben darüber einst Rechenschaft zu
geben. In dem Gleichnis haben wir Knechte, die für ihren
HErrn tätig sind, und zwar zwei, um die Verschiedenheit
in dem Anvertrauten und den Fähigkeiten zu zeigen, und
einen Knecht, der nichts für seinen HErrn tut. Die, welche
tätig waren, bewiesen durch ihre Tätigkeit, daß sie ihren
HErrn kannten: sie wußten, daß dies Seinem Willen entsprach,
und wußten auch, daß Er ein gütiger HErr war,
der die Treue schätzte und belohnte. Sie stellen die
Gläubigen dar. Anders ist es mit dem unnützen Knechte.
Er kannte seinen HErrn nicht, wie die V. 24 und 25 deutlich
zeigen — er wußte weder Seinen Willen, noch kannte
er Seine Güte — und war nicht tätig für Ihn, obgleich
auch Ihm etwas anvertraut war. Das ist der bloße Bekenner,
der den HErrn nicht kennt, also nicht „an den Sohn
glaubt" und daher auch nicht „ewiges Leben hat" (Joh.
3, 36). Daraus erklärt sich auch die Strafe in V. 30.
Das Verbergen des Talentes in der Erde ist das Bei-
feitestellen des Wirkens für den HErrn um des Irdischen
willen. Das „Wuchern" (Handeln mit den Talenten) ist
das Wirken für den HErrn mit den Gaben und Fähigkeiten,
die Er einem jeden anvertraut hat. Th. K.
^nmerkunL äes Herausgebers:
Der Satz des Fragenden „da doch auch für ihn
Joh. 3, 36 gilt", läßt darauf schließen, daß derselbe gemeint
habe, weil von „Knechten" die Rede ist, so seien nur
Gläubige, wahrhaft Bekehrte gemeint, etwa weil z. B.
Paulus oft von sich als Knecht rede. Aber es kommt
stets auf den Zusammenhang an, in dem solch Wort gebraucht
ist. Das Wort „Knecht" besagt im Grunde nichts
weiter, als daß der, der diese Bezeichnung trägt, sich in
einem Abhängigkeit- und BeranNvortlichkeusverhältnis befindet,
und der jeweilige Zusammenhang zeigt, ob Gläubige
oder Ungläubige gemeint sind. In diesem Gleichnis Matth. 25
sowie in dem verwandten Gleichnis in Luk. 19 sind zweierlei
Klassen von Knechten beschrieben: treue und untreue. Die
treuen kennzeichnen sich durch ihr Verhalten ohne weiteres
als Gläubige, der untreue wird bei der Arbeitsbericht
222
. erstattung der Knechte und der Abrechnung offenbar als
ein leerer Bekenner ohne Leben und ohne Kraft.
Sein Wort: „ich kannte dich, Herr, daß du ein harter Mann
bist," zeigt zur Genüge, wes Geistes Kind er ist! Kaun
ein wahrhaft Bekehrter von seinem HErrn als von einem
harten Mann sprechen?! Aber er wird offenbar! Wohl
ist ihm etwas anvertraut, wie den heutigen Namenschristen
allen, aber diese Menschen gehen nicht damit um, als wären
sie dafür verantwortlich, sondern verschleudern das Anvertraute
oder mißachten es und stützen sich dabei aus ihr
menjchliches Wissen über Gott. Schrecklich wird einst das
Gericht über die selbstgefällige, Gott und Sein Wort verachtende
Christenheit sein, der so viel anvertraut ist, z. B.
in Deutschland schon seit so langer Zeit die Bibel in der
Muttersprache. Mußte es erst zu der Heimsuchung eines
Krieges kommen, um wenigstens bei etlichen Deutschen die
Sehnsucht nach dem Worte Gottes wieder zu erwecken? —
Herrlich aber auch wird der Lohn der scheinbar geringfügigsten
wirklich für den HErrn gelanen Arbeit sein, das
schwächste Wuchern mit den anvertrauten Talenten der Erkenntnis
und der geistigen und leiblichen Arbeitskräfte. Daß
wir nur wirklich arbeite« für Jh«, wir Gläubigen! Im
Dienst für Ihn verwerten, was Er uns gab! Treu inr
Kleinen, hingebend im Großen!
Was alles zum Wuchern gehört? Bruder, Schwester,
alles in unserem Leben, was hervorgerufen durch Seinen
Geist und Seine Gnade (vergl. Gal. 5, 25 und 2. Kor. 9, 8)
uns befähigt, Ihm und Seinem Werke in uneigennütziger
Liebe — ein rechter Knecht arbeitet nicht für sich, sondern
für seinen Herrn! — zu dienen um Seiner Ehre willen.
Und nicht auf das äußerliche „Wieviel" kommt es an,
sondern auf das innere „Wie" der Tätigkeit für Ihn. Und
das Urteil über unsere Arbeit und die anderer gebührt nicht
uns, sondern Ihm an Seinem Tage (I. Kor. 4, 1—5).
Längst nicht alle sogen. Reichsgotlesarbeit ist Wuchern
im Sinne der Schrift! Vieles geschieht leider aus Menschen-
gefälligkeit, nach menschlichen Plänen, in mehr oder weniger
bewußtem Widerspruch gegen das Wort der Wahrheit und
aus anderen unklaren oder schriftwidrigen Beweggründen
heraus. Es ist aber nicht unsere, der Knechte, Sache,
andere, deren Erkenntnis hierin mangelhaft ist, richtend zu
223
verurteilen, doch sollte jeder Gläubige „beurteilen", „prüfen,
was der gute, wohlgefällige und vollkommene ! ille Gottes"
(Röm. 12, 2) mit ihm ist, damit er mir den ihm anvertrauten
Talenten — und jedem sind solche anvertraut! — so wuchert,
daß es zu des HErrn Freude ist! lind Er verleugnet nie
Seine Grundsätze, die Grundsätze Seines Wortes
(vergl. Offb. 3, 8). Andererseits weis; auch nur Er, welches
Wuchern rein für Ihn gewesen ist nach der Maßgabe der
Erkenntnis des Handelnden, und da „Seine Augen auf
die Treue gerichtet sind" (Jer. 5, 3a), so wird Er keinen
wirklich für Ihn gewirkten Dienst je vergessen. Gelobt
sei Er dafür! „Handelt, bis Ich komme!" (Luk. 19, 13.)
Persönliche Worte an unsere Freunde!
Wir danken zunächst von ganzem Herzen für die freundlichen,
überaus ermutigenden Zuschriften, die wir erhielten, und wünschen
den Schreibern eine reiche Belohnung vom HErrn für die uns erwiesene
Liebe. Auch mir Antworten für die „Handreichung" wurden
wir so ausgiebig bedacht, daß wir auf mehrere Monate hinaus Stoff
haben. Dank und Segenswunsch allen Helfern! Wahrlich, was die
Beteiligung an dem Inhalt des Blattes angeht, da merken wir in
keiner Weise, daß Krieg ist! Der Eifer im Beantworten der gestellten
Fragen hat keineswegs nachgelassen; möchte aber auch der
Eifer im Lesen des Blattes und in dem dadurch hervorgerufenen
Forschen in der Schrift niemals erlahmen, sondern vielmehr
wachsen! Ist nicht überhaupt dieser Weltkrieg auch ein Mittel
in des HErrn Hand, um Seinem Volk das Wort kostbarer
zu machen?! Mancher Brief von Brüdern aus dem Felde
bezeugt eZ, wieviel köstlicher ihnen draußen das Wort Gottes
wird; der HErr gebe Gnade, daß es auch in der Heimat so sei
und noch viel mehr werde! Welch ein Segen wäre das, vor allem,
wenn wir Gläubigen in dieser Zeit auch mehr denn je „Täter des
Worts" würden! (Jak. 2, 22.)
Mit der nächsten Nummer wird der Jahrgang 1914 abgeschlossen.
Wenn der HErr, der uns soweit brächte, Gnade schenkt,
so wird mit Heft 12 wieder wie 19l3 ein vollständiges Schriftstellen-
verzeichnis — in diesem Jahre ein weit umfangreicheres als im
vorigen —, sowie das Inhaltsverzeichnis veröffentlicht werden. Das
224
Heft, das ohnehin stärker sein muß als die übrigen Hefte, wird dann
doch wohl nur noch 1-2 Fragen enthalten können.
Gleichzeitig müssen wir unseren teuren Beziehern mitteilen, daß
wir im nächsten Jahre den Bezugspreis der „Handreichung" auf
2 Mark (ohne Porto) zu erhöhen uns gezwungen sehen. Die Kosten
der Herausgabe sind bisher bei weitem nicht durch die eingegangenen
Beträge gedeckt worden; dazu hätte die Leserzahl noch mehr als
V« mal höher sein müssen, als sie war. Leider sind nun auch infolge
des Krieges manche Abbestellungen eingetroffen. Wenn wir uns
nicht außerstande sähen, noch ein Jahr mit pekuniärem Verlust
zu arbeiten, so würden wir nicht - noch dazu gerade in dieser
Zeit — den Bezugspreis erhöhen I Wenn es uns bei höherer Leser-
zahl ermöglicht werden sollte, so werden wir, unserem eigenen und
dem Wunsche mancher Freunde folgend, später den Umfang des Inhalts
unseres Blattes noch ein wenig erweitern, wodurch der höhere
Bezugspreis weniger fühlbar werden würde, auch für solche, denen
er jetzt wesentlich erscheint. Wir fordern somit alle diejenigen, denen
das Blatt bisher zum Segen war, auf, vor dem HErrn zu überlegen,
ob sie nicht in Zukunft den Betrag von 80 Pfennigen mehr
anlegen können und dürfen, um das Werk der „Gegenseitigen
Handreichung aus dem Worte Gottes" weiter erhalten und
unterstützen zu helfen, zum eigenen inneren Gewinn und zum Segen
anderer! Ja, wir bitten unsere bis heute treuen Leser herzlich, uns
ihre Geneigtheit und Mithilfe, wenn es ihnen möglich ist, zu bewahren
um des HErrn willen!
Wer das Blatt nicht bis Mitte Dezember abbestellt hat, erhält
es, so der HErr will, 1915 weiter zugesandt.
Seien Sie alle in dieser ernsten Zeit in besonderer Weise der
Gnade unseres Gottes und Vaters befohlen und von Herzen gegrüßt
mit 1. Petri 5, 6—11
von riem Kerausgeder
Klotzsche; Ende Oktober 1914.
Gruß on den Leser.
Dem, -er uns liebt und uns von unseren Sünden ge-
roaschen hat in Seinem Blute und uns gemacht hat zu
einem Königtum, zu Printern Seinem Gott und Baker:
Ihm fei die Herrlichkeit und die Macht in die Zeitalter
der Zeitalter! Amen. Ossenb. 1, 5. 6.
(Antworten
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schrift-
stellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich
zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!
§rage Sb: XVas ist unter der »rügend- in 2. petri 1,5 zu
versieben?
Antwort /X:
Nach Meyers Konversat.-Lexikon ist „Tugend" diejenige
Tüchtigkeit, Ordnung und Harmonie des geistigen Lebens,
die auf der zur Gewohnheit gewordenen Belätigung der sittlichen
Freiheit und Tatkraft beruht. Der Begriff der Tugend
entspricht durchaus dem Begriff des Sittengesetzes und der
moralischen Pflicht.
Allein Erfahrung und das Wort Gottes lehren, daß
der natürliche Mensch, biblisch ausgedrückt, es nicht fertig
bringt, ganz nach dem Gesetze Gottes zu leben (Jak. 2,10).
Der natürliche Mensch oder Umviedergeborene, welcher unter
dem Gesetze steht, bemüht sich oft, allerhand Tugenden aus-
zuüben, aber er hat keine Kraft dazu (Röm. 8, 3).
Bei dem Wiedergeborenen ist es ganz anders. Nach
2. Petri 1, 3 erhält er als geistlicher Mensch die Tüchtigkeit,
Tatkraft oder Tugend von dem Herrn Jesu geschenkt. „Durch
Seine göttliche Kraft" hat er „alles, was zum Leben und
zur Gottseligkeit dient". Er steht in der Freiheit des Geistes
(Röm. 8, 2), sein Sinn ist wie das Gesetz (Jer. 31, 33;
Hebr. 8, 10; 10, 16), daher tut er das Gute mit Freuden
(Luk. I, 74) und unterläßt das Böse ohne Zwang (Spr. 16,6);
er erkennt, daß das Gesetz nicht nur einen äußerlichen, sondern
auch einen innerlichen Gehorsam erfordert (Röm. 12, 2).
Die Tugend ist nur dann eine wahre, wenn sie aus dem
Glauben kommt (Gal. 5, 6) und die Frucht des Geistes
hervorbringt (Gal. 5, 22 ff.). Der Sinn von 2. Petri 1, 5
wird etwa der sein .... „so setzet nun zu dem hinzu allen
226
euren Fleiß und lasset entstehen aus eurer Verbindung mit
dem HErrn die christliche Tatkraft", die auch in Eph. 6, 14 ff.
gefordert wird, wenn der Christ dort mit einem Soldaten
verglichen wird. C. L.
^ntvort 8:
Die Welt bezeichnet Menschen, welche äußerlich einen
guten Wandel führen, mit dem Worte „tugendhaft". Gewöhnlich
handelt es sich hier um Menschen, die sich an
gewisse Grundsätze gebunden fühlen und die nach denselben
handeln und wandeln. Bei dem Gläubigen, der sich nach
den Grundsätzen Gottes bilden läßt, ist diese Bezeichnung
nicht etwas Äußerliches oder Anerzogenes, sondern etwas
von dem Heiligen Geiste Gewirktes. Im 3. Vers des
gleichen Abschnittes werden wir als Gläubige aufgefordert,
durch die Berufung Gottes, der Herrlichkeit als unserem
Ziele entgegenzueilen. Um dieses vorgesteckte Ziel zu er-
. reichen, bedürfen wir der Tugend, oder mit anderen Worten,
der geistlichen Energie, oder der Tapferkeit. Diese Gabe
aber nimmt der Gläubige nicht aus sich selbst, sondern sie
wird ihm dargereicht aus der Fülle Gottes. Weil nun dem
Gläubigen diese Gabe geschenkt oder durch Christus erworben
ist, so soll er diese auch äußerlich darstellen oder ausleben,
darum im 5. Vers die nochmalige Aufforderung an die,
welche durch die Wirkung der göttlichen Kraft dem Verderben
der Welt entflohen sind, diese Tugend darzureichcn
oder darzustellen. Es ist dies der sittliche Mut, welcher
die Schwierigkeiten auf dem Wege durch die Wüste über-
windet, das Herz regiert, die Tätigkeit der alten Natur im
Zaume hält, etwa ähnlich wie wenn Paulus in Kol. 3 von
dem Ausgezogenhaben des alten und dem Angezogenhaben
deS neuen Menschen redet. Diese Tugend ist eine Gabe
vom HErrn und befähigt den Gläubigen, das Gute zu
wählen und in Entschlossenheit mit dem HErm uoranzu-
gehen. Wir, können dies, wie schon oben gesagt, auch mit
„Tapferkeit" bezeichnen, einer Tapserkeit, welche uns von
der Kraft Gottes, die uns in Christo dargereicht wird,
Gebrauch machen läßt und die sich in unserem Wandel
widerspiegelt. Es ist eine wiederholte Aufforderung von
1. Petri 2, 9, „die Tugenden Dessen zu verkünd! gen, der uns
aus der Finsternis zu Seinem wunderbaren Lichte berufen
227
hat." Sie ist aber auch eine Kraftquelle, welche uns Den
erkennen läßt, der für uns streitet. In dieser Tugend erkennen
wir die Dinge, die uns von Gott geschenkt sind
(1. Kor. 2, 12) und den Kampfpreis unserer Berufung
(Phil. 3, 14). So ist die Tugend die Verwirklichung der
uns geschenkten göttlichen Kraft im täglichen Leben und
Wandel, die Energie und Entschiedenheit, um jeden Preis
den Christus im Leben darzustellen. Ph. W.
^mnerkunx des Herausgebers:
Lhne das, was die beiden vorstehenden Antworten besagen,
irgendwie anfechten zu wollen — im Gegenteil, wir
bestätigen sie — glauben wir, daß sich das Wort, das im
griechischen Urtext für das leicht mißverständliche Wort
„Tugend" steht («Skris), vielleicht noch klarer übertragen läßt
mit „Güte", d. h. Gutsein in Wesen und Tat, in jeder
Hinsicht (vgl. die Ausdrucksweise „Güte" eines Stoffes).
Es ist das vollkommene, ganzes heilige, wrsenhaste Gutsei«,
wie es Dem eigen ist, der uns berufen hat, das Gutsein,
die Güte, aus der alles das hervorquillt, was in den jeweiligen
Lebensbeziehungen mit ihrem Wesen zusammen-
stimmt. Nur viermal kommt dies Wort im Neuen Testament
vor, und immer scheint uns der dem tiefen Wort am meisten
entsprechende Sinn der zu sein, der in dem deutschen Wort
Güte (--- Gutsein) liegt. Die Stellen sind Phil. 4,8; 1. Petri
2, 9 und die beiden aus 2. Petri 1 (V. 3 u. 5). Güte (Gutsein)
in Wesen und Werk sollte aus unserem Glauben hervorkommen,
Vortrefflichkeit in unserem Handeln und Betragen, in
allen Beweggründen zu unserem Tun, eine Vollkommenheit in
unserem Wesen und Wirken, wie sie allem in unserer Lebensverbindung
durch den Geist mit dem einzig Vollkommenen
begründet ist (vgl. Matth. 5, 48!). Aus dieser wachsen dann
die verschiedensten Züge hervor, wie der sittliche Mut, die
christliche Tapferkeit, d. h. eine Entschiedenheit, wie sie
z. B. Abraham gegenüber Lot besaß, und viele andere
„Tugenden" «Züge des Gutseins) mehr. Aber der Grund
dazu ist die Herrlichkeit und- die vollkommene Güte (das
Gutsein) des HErrn, durch welche uns erst die Möglichkeit
geschenkt ist, ein Leben nach V. 5 ff. zu führen. — Wie
wunderbar ist diese vollkommene wesenhafte Güte des Herrn
228
Jesus auf Golgatha erstrahlt, und dort ist die Quelle für
unser eigenes Gutsein, unsere Vortrefflichkeit in Wesen, Wort
und Werk!
Anbetungswürdiger Gott und HErr! wie reich hat
„Seine göttliche Kraft" uns gemacht! welche Verheißungen
(B. 4) sind uns geschenkt in Ihm! (vgl. 2. Kor. 1, 20). Er
gebe uns Gnade, wahrhaft, „wie Er ist, zu sein in dieser
Welt" (1. Joh. 4, 17), d. h. nach 1. Petri 2, 9 Seine
„Tugenden", Seine wesenhafte Güte, Seine Bortrefflichkeiten
zu verkündigen! Gelobt sei der HErr! Er hat gesagt —
und das gilt überall:
„Meine Gnade genügt dir!" (2. Kor. 12, 9.)
Bemerkung
zu Heft 11, Seite 209, Zeile 21/22.
Ein teurer Leser bezweifelt, daß Offb. 2, 26. 27 herangezogen
werden dürste, um Offb. 12, 5 auf Christus zu deuten, da in ersterer
Stelle von Überwindern die Rede sei.
Wir haben uns an jener Stelle wohl etwas kurz auZgedrückt,
aber durchaus nicht Offb. 2, 26. 27 direkt auf Ehnstus bezogen.
Um aber jenem Leser und anderen zu dienen, geben wir ausnahmsweise
dazu noch eine kleine Erläuterung:
Offb. 2,26. 27 enthält deutlich eine Zurückweisung auf Ps. 2,
wo es dem HErrn von Seinem Vater gegeben wird, die Nationen
mit eiserner Rute zu weiden. In Offb. 2,26. 27 will Er den llber-
windern das geben und sie daran teilnehmen lassen, was Er von
Seinem Vater empfangen hat. Jetzt sitzt Er auf Seines Vaters
Thron; diesen Sitz kann niemand mit Ihm teilen! aber dann, wenn
Er auf Seinem eigenen Thron sitzt, dann will Er diesen mit uns
teilen (3, 21). Offb. 2, 26. 27 ist kein „Weiden mit eiserner Rute"
ohne Ihn, sondern mit Ihm! Wenn somit erwiesen ist, daß diese
Stelle zurückgreift auf Ps. 2 und bestätigt, daß Er es ist, der die
Nationen weidet, woran Er die Überwinder aus Gnaden teilnehmen
lassen will, so ist es unmöglich, aus dieser Stelle den „männlichen
Sohn" in Offb. 12, 5 auf die Gemeinde zu deuten (s. auch Offb.
19,15!)! Es kann nur Christus sein, sonn wäre ja auch Christus
als der Weidende ganz beiseite gesetzt! — An jenem Tage wird Er
als der „Überwinder" und Sieger über die ganze Macht des Bösen
der Welt offenbar werden, und dann soll auch, „wer überwindet"
mit Ihm offenbar werden und an Seiner Herrschaft teilnehmen.
Preis sei Ihm!
Der 6erausgeber.
229
Persönliche Worte an 6en Leser.
Wir machen zunächst nochmals aufmerksam auf die Bezugsbedingungen
für das nächste Jahr, wie sie auf dem Umschlag dieses
Heftes verzeichnet sind. Wir bitten, dazu die „Person!. Worte" in
Nr. 11 zu vergleichen!
Mit dieser Nummer wird der Jahrgang 1914 der „Gegenseitigen
Handreichung" abgeschlossen. Wir haben allen Grund, dem HErrn
von ganzem Herzen zu danken dafür, daß Er uns Kraft und Gnade
gab, dieses Blatt, dessen Herausgabe nicht leicht ist, ein ganzes Jahr
hindurch in die Hände der Leser zu legen. Zumal preisen wir Ihn
dafür, daß Er alles darreichte, damit auch in diesen Kriegswirren die
„Handreichung" ungehindert weiter erscheinen konnte. Ja, Seine
Gnade hat genügt für uns, wie Er in 2. Kor. 12,9 verheißt!
Aber auch Ihnen, teure Freunde, Lesern wie Mitarbeitern herzlichsten
Dank für alle Liebe, für Ihr Vertrauen und Ihre praktische
Hilfe, Ermunterung und Mitarbeit, was alles uns unsere, wenn
auch schöne, so doch so schwere Aufgabe erleichtert hat! Der HErr
vergelte Ihnen alle Ihre Treue! Wir bitten alle, denen die gesegnete
Arbeit der „Handreichung" am Herzen liegt, um weitere Unterstützung
aller Art wie Teilnahme an unseren Lasten durch Fürbitte
und Mitarbeit im Beantworten von Fragen und Verbreitung des
Blattes, und was der HErr den einzelnen sonst noch wichtig macht!
Wir hoffen, noch vor Ablauf des Dezember den gebundenen
Jahrgang 1914 fertigstellen zu können zum Preise von 2,50 Mark
portofrei (Einbanddeckel 45 Pfg. portofrei).
Und nun dem HErrn befohlen! Wie gut, daß Er immer Derselbe
bleibt, und wir Kinder Gottes stets, auch in Kriegszeiten Seine
Schafe sind und bleiben! (Joh. 10, 27—29.)
Herzliche Grüße und Segenswünsche mit Offenb. 3, 8 und 11
von dem Herausgeber
Klotzsche, Ende November 1914.
Verzeichnis
sämtlicher im II. Jahrgang -er »Gegenseitigen Hand­
reichung" hehan-elten Fragen:
Seite
Frage 1: Wie verhält es sich in Eph. 2. 8 mit dem Glauben?
Er kann doch nie eine Gabe Gottes sein, sonst könnten Un-
bekehrte Gott Borwürfe machen. Der Glaube kommt doch aus
der Predigt I (Röm. 10. 17.) ........ ................ .......................
Frage 2: Handelt eS sich bei Matth. 27, 52. 53 um eine Auf­
erstehung zur Herrlichkeit oder um eine Auferstehung zum
Weiterleven im Fleisch? (Vgl. Joh. 11, 43. 44.).............
Christus und Christus Jesus u. a. m. (siehe z. B. 1. Tim. '1,
12.14.15. 16) und ihrer Anwendung in der Schrift? (Vgl.
Band 1913, Frage 19, Anmerkung des Herausgebers.)......... 8
Frage 4: 1. Joh. 3, 8 u. 9: Was heißt „er kann nicht sündigen"
und „Wer Sünde tut, ist aus dem Teufel"?.......................
Frage 5: Wie ist Gal. 6, 17 zu verstehen: „Im übrigen mache
mir niemand weitere Mühe: denn ich trage die Malzeichen
Jesu an meinem Leibe"?................................. ............
Frage 6: Was heißt „im Namen Jesu beten"? (S. z. B.
Joh. 15, 16.)..................................................................................
Frage 7: Sind nach der Schrift nur gläubig Gelauste berechtigt,
teilzunehmen am biblischen Abendmahl (vgl. Apgesch. 2, 42:
20, 7; 1. Kor. 11, 23 fs.), oder ist dasselbe für jedes Kind Gottes?
11
16
21
25
231
Frage 8: Durch einen Theosophen bin ich aus Joh. 9, 1—3 aufmerksam
gemacht: kann man denn vor seiner Geburt sündigen?
und warum wiederholt Jesus in V. 3 die Redeweise von V. 2?
Frage S: WaS meint der HErr in Luk. 10, 20: „Freuet euch,
daß eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind"? Meint
tr in „das Buch des Lebens" (Offenb. 3, 5), obwohl dort von
„auSloschen" geredet ist?.............................................................
Frage 1V: Welcher Unterschied ist zwischen Sühnung und Ver­
söhnung? (Vgl. z. B. 1. Joh. 2, 2 und 2. Kor. 5,18ff.)....
Frage 11: WaS ist unter dem „Tausendjährigen Reich" zu ver­
stehen? (Offenb. 20, 4—7.)......................................................
Frage 12: WaS ist für ein Unterschied zwischen der Posaune in
1. Thess. 4, 16, der „letzten Posaune" in 1. Kor. 15, 52 und
Mder
Posaune des siebenten Engels in Offenb. 11,15?........... .
Frage 13: Haben wir heute noch die in Eph. 4, 11 genannten
Dienste der „Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und
Lehrer"?..........................................................................................
Frage 14: Ist Gott unbegreiflich in Seinen Lebensführungen und
Gedanken? (Vgl. Röm. 11, 33 und Jes. 55, 8. 9)...........
Frage 15: WaS bedeutet „Verdirb nicht.. ."? (Röm. 14, 15 d.)
Frage 16: Warum die augenscheinlich harte Antwort des HErrn
in Joh. 2,4, und was ist der Sinn und Segen derselben? ..
Frage 17: Warum beschnitt Paulus den Timotheus? (Apg. 16.4.)
Wie stimmt das zu Gäl. 5,1—4?....... ...................................
Frage 18: Welches Kommen meint JesuS in Malth. 16, 28 und
Joh. 21, 22?........................................................ ........................
Frage 19: Wie ist Judas V. 9zu verstehen? (Bgl.5. Mose34,5.6.)
Frage 20: Matth. 11, 11. 12: a. Warum ist der Kleinste im
Himmelreich größer als Johannes der Täufer? b. Was heißt
„Gewalttäter berauben es" (Äiniaturbibel)?.......................
Frage 21: Äie ist I.Kor. 15,29 zrt verstehen: „Für die Toten
getauft werden" ?... ...............................................................
Frage 22: Was ist in LukaS 2, 35 unter dem Schwert zu verstehen,
daS Marias Seele durchdringen wird? (Finden wir
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in LukaS 2, 48 schon eine Antwort dafür? Vielleicht auch
in Joh. 2, 3. 4?)....................................................... .......................
Frage 23: Warum verlangt Gott die Tochter JephthohS als
Brandopfer? (Richter 11, 31. 34.)..........................................
Frage 24: Wie hat sich ein Christ nach Mm. 13,1—7 der Obrig­
keit gegenüber zu verhalten und darf er Kriegsdienst tun? ..
Frage 25: Auf wen erstreckt sich die erste Auferstehung (Offenb. 20,
5 f.); welche Beziehung hat sie zur Entrückung der Gemeinde?
Frage LK: Was ist der Sinn von 2. Petri 3, 12: „beschleunigend
die Ankunft des Tages Gottes"?............................................
Frage 27: Was bedeutet die Rolle in Hes. 2, 8—3, 3 sowie daS
Büchlein in Offenb. 10, 8—11? und wie erklärt sich die ver­
schiedene Wirkung aus dem Essen der Rolle und des Büchleins?
Frage 28: Warum war die Kraft SimsonS gerade im Haupt­
haar ? Richter 16, 17................................................................
Frage 2S: Ist JudaS Jschariot vor oder nach der Einsetzung des
Abendmahls hingegangen, um den HErrn zu verraten? (Vgl.
Luk. 22,19-23; Matth. 26, 20ff.; Joh. 13, 21-30.).......
Frage 8V: Wie steht eS für uns jetzt mit den in 1. Kor. 12, 28
bezeichneten Gaben: „Wunderkräften, Heilungen, Regierun­
gen, Arten von Sprachen"?....................................................
Frage 31: Was ist mit der Stelle gemeint: „Wehe aber den
Schwängern und Säugendrn in jenen Tagen! Betet aber, daß
eure Flucht nicht im Winter geschehe noch am Sabbat"?
(Matth. 24, 19 20.)........................... .. ........................................
Frage 32: Sind die Gläubigen etwa nach Hebr. 2,13 berechtigt,
von sich alS von Kindern des Herrn Jesu zu reden (wie man
oft in Gebeten hört)?.................................................................
Frage 83: Wie ist Hebr. 6, 4—7 und 10, 26. 27, aüch 2. Petri 2,
20—22 zu verstehen? Sind da Bekehrte oder Unbekehrte ge­
meint? Oder kann ein wirklich Bekehrter verloren'gehen?
(Vgl. Joh. 10, 28.29.).............................. . ............. ..
Frage 34: ES wird um Aufschluß gebeten über die Stelle Joh. 11,
25. 26: „Ich bin die Auferstehung und dgS Leben" usw....
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Frage SS: Wie ist die Stelle in Phil. 2, 12. 13 zu verstehen:
„Vollführet eure eigene Seligkeit mrt Furcht und Zittern"?
Frage 36: Wie sind die Gegensatze in Kol. 3,3 „ihr seid gestorben"
und in B. 5 „so tötet nun" zu verstehen, und wie werden sie
praktisch auSgelebt?............................. ........................................
Frage 37: Bitte um eine kurze Auslegung von Röm. 8, 19—25.
Frage 38: Ist in Apgesch. 21, 4 der Heilige Geist gemeint?
Wenn ja, wie ist dann der Gegensatz zu B. 11 zu verstehen?
(Vgl. noch Apgesch. 11, 28!) Was will Paulus in Apgesch. 20,
22 sagen? Ist eS ein Hinweis auf Kap. 49, 21 oder 18, 18. 21?
Frage 39: WaS ist die Bedeutung der Ausdrücke „Scheol" (A. T ),
„HadeS", „Abgrund" (Abyssos), „Feuersee" (Offenb. 20), „Hölle"
(Gehenna) und „Tartarus" (2. Petri 2, 4)? Sind eS alles
verschiedene Dinge, oder sind z. B. „Scheol" (A. T.) und „Hades"
(N. T.) dasselbe?.........................................................................
Frage 4S: Wie ist die Stelle zu verstehen: Hebr. 7, 9. 10 und
wie verhalten sich diese beiden Verse zu D. 14?.... ..
Frage 41: Wie stimmen zusammen Hebr. 10,4: „Unmöglich kann
Blut von Stieren und Böcken Sünden hinwegnehmen" und
das in 3. Mose 5, 10. 13. 16. 18. 26 in Verbindung mir dem
Schuldopfer immer wiederholte „und eS wird ihm vergeben
werden" ?...........................................-..........................................
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Frage 42: WaS ist das ewige Evangelium in Offenb. 14, 6? ..
Frage 431 Wer ist daS erste und wer das andere Tier in Offb. 14?
Frage 44: Bitte um eine Erklärung von Matth. 19,12..............
Frage 45: War die Wahl LeS Matthias zum Apostel ein dem
HErrn Borgreifen oder nach dem Willen Gottes? (Apgesch. 1,
15—26; vgl. 4. Kor. 15, 6; Apgesch. 6, 2.) War Matthias
oder Paulus der zwölfte Apostel?................................................
Frage 46: Wann hat der Herr Jesus unsere Sünden getragen?
Nur am Kreuze oder schon von Seiner Taufe an? (Vergl.
1. Petri 2, 24.) Und hat Er die Sünden aller Menschen, auch
der ungläubigen, getragen? (Vgl. 1. Joh. 2, 2.)......................
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Frage 47: Ist aus Gottes Wort die Annahme begründet, daß in
Gethsemane der Satan versucht habe, den Herrn Jesus zu
töten, um Ihn am ErlösungSwerke zu hindern, und daß Gott
Ihn dort vom Tode errettet habe? (Hebr. 5, 7.)..............
Frage 48: Wie kann Sich der Herr Jesus mit einem Samariter
vergleichen (Luk. 10), da Er doch aus Davids Stamm war?
Frage 49: Wie stimmen Jak. 2, 21. 24 und Röm. 4, 2—5 mit­
einander? ................................. ....................................................
Fragt? 50: Wer find die 24 Ältesten und die vier lebendigen
Wesen in Offenb. 4, 4. 6 und 5, 6. 8?..................................
Frage 51: Wie ist Josua 10,13, wo von Stillestehen der Sonne
die Rede ist, zu verstehen?........................................................
Frage 52: Ist B. 13 in Luk. 14, 12—14 wörtlich zu verstehen?
I E
Sind da Gläubige oder Ungläubige gemeint? Darf man bei
Geburtstagen und dergl. mit Kindern Gottes zusammen sein,
um sich zu freuen und den HErrn zu loben? .............
Frage 53: Wer ist unter dem männlichen Sohn in Offenb. 12, 5
zu verstehen?......................
Frage 54:
sagen?
Frage 55:
Warum
36 gilt?
betriligung an ReichsgotteSarbeit? und was gehört alles zum
„Wuchern"?.....................................................................
Fragr 56: WaS ist unter der „Tugend" zu verstehen? (2.Petri1,5.)
Wie, wann und wo darf ein Weib beten oder weis-
Wer ist der unnütze Knecht in Matth. 25, 14 ff?
die harte Strafe V. 30, da doch auch für ihn Joh. 3,
— Ist daS „Verbergen des Talentes" gleich Nicht-
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Bemerkung zu Frage 53 ............................................................... 228
Ein Verzeichnis der „Persönlichen Worte" halten wir für unnötig.
Der Herausgeber.