Nina Roesner, Debbie Hitchcock, Pulverfass Pubertät

08/06/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Nina Roesner

Nina Roesner ist die Leiterin von „Greater Impact Ministries“, einer christlichen Organisation, die Menschen dabei helfen will, persönlich und geistlich zu wachsen. Sie ist Expertin im Bereich Beziehungen und zwischenmenschliche Kommunikation und lebt zusammen mit ihrem Mann und ihren drei Kindern nahe Cincinnati.

Debbie Hitchcock
Debbie Hitchcock arbeitet bei „Greater Impact Ministries“. Sie ist eine vielgefragte Referentin bei Frauenwochenenden und -konferenzen, insbesondere zum Thema Erziehung. Zusammen mit ihrem Mann lebt die Mutter von vier erwachsenen Kindern in der Nähe von Cincinnati.

Ein Vorwort von Nina

Vielleicht haben Sie schon einige gute Erziehungsbücher gelesen, und dieses Buch ist nur ein weiterer Schritt auf Ihrem Weg. Vielleicht fühlen Sie sich überfordert und unsicher, wie Sie mit Ihren Kindern – den Teenies und denen, die die magische Grenze von 13 noch nicht ganz erreicht haben – umgehen sollen, und hoffen, dieses Buch kann Ihnen die nötigen Tipps geben, damit Sie Ihrem Erziehungsauftrag als Mutter besser nachkommen können.
Trösten Sie sich: Sie sind nicht allein.
Dieses Buch wendet sich an Mütter von angehenden und „ausgewachsenen“ Teenagern.
Uns ist natürlich bewusst, wie wichtig der Einfluss des Vaters auf die Familie ist, aber gleichzeitig wissen wir, dass die Mütter im Durchschnitt mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen als die Väter. Daher liegt der Fokus hauptsächlich auf der Rolle der Mutter, obwohl wir natürlich auch die Beziehung der Kinder zum Vater und die Erziehung innerhalb der ganzen Familie ansprechen.
Dieses Buch will Ihnen als Mutter helfen, die stürmischen Gewässer der Pubertät Ihrer Kinder zu durchschiffen.

Wir stellen Ihnen Kommunikations- und Beziehungsstrategien vor, die Sie umsetzen können, bevor die Probleme auftauchen. Dadurch wird es Ihnen gelingen, langfristig gesündere Beziehungen aufzubauen, auch wenn es natürlich weiterhin Konflikte geben wird, denen Sie nicht aus dem Weg gehen sollten. Wir hoffen von Herzen, dass Sie durch dieses Buch lernen, mit Konflikten kon-struktiv umzugehen. Natürlich werden Sie nach der Lektüre nicht die perfekte Supermutter sein. Und auch Ihr Kind wird durch die Umsetzung unserer Tipps kein Vorzeigeteenie. Wir verfolgen ein anderes Ziel.
Wenn Ihr Teenie Ihnen schon einmal an den Kopf geworfen hat: „Du verstehst mich einfach nicht!“, wollen wir Ihnen helfen, wie Sie eine bessere Beziehung zu Ihrem Kind entwickeln können.
Dieses Buch richtet sich auch an all die Mütter, denen es schwerfällt, die Kontrolle aus der Hand zu geben, während ihre Kinder älter werden. Darüber hinaus ist es für Mütter geschrieben, die ihre Identität vom Verhalten ihrer Kinder abhängig machen und deshalb Probleme haben. Wir wollen Ihnen helfen, Ihre Kinder so zu sehen, wie Gott sie sieht: als kostbare Menschen. Dann können Sie durch Empathie und aufmerksames Zuhören die Früchte einer starken Beziehung ernten. Und wir wollen Eltern dazu ermutigen, ihren Kindern Grenzen zu setzen und diese auch selbst zu respektieren.
Die Kindererziehung ist ein Bereich, den Gott dazu gebrauchen kann, dass wir unsere Identität nicht von Menschen abhängig machen, sondern von ihm. Es kommt entscheidend darauf an, was Gott über uns denkt, nicht, was unsere Kinder von uns halten.
Das erste und wichtigste Gebot ist, Gott mit unserem ganzen Herzen, unserer ganzen Seele, unserem ganzen Verstand und unserer ganzen Kraft zu lieben. Das zweite Gebot lautet, dass wir unsere Mitmenschen lieben sollen wie uns selbst. Beim Lesen der einzelnen Kapitel werden Sie Ihre Beziehung zu Gott vertiefen. Und das wird Auswirkungen auf Ihre Beziehung zu Ihren heranwachsenden Kindern haben.
Als Eltern erwarten wir oft von unseren Kindern, dass sie sich an alle Regeln halten. Aber wir müssen uns bewusst machen, dass wir es mit unvollkommenen Menschen zu tun haben – genauso wie wir selbst unvollkommen sind. Es geht darum, sie zu begleiten, wenn sie Fehler gemacht haben und etwas wieder in Ordnung bringen müssen. Und wir wollen sie anleiten, wie sie Gott und ihre Mitmenschen lieben können.
Der Schlüssel zu einer solchen Beziehung ist der Respekt. Es mag ungewöhnlich klingen, dass Sie Ihren Kindern mit Respekt begegnen sollen. Viele Eltern glauben, dass Kinder ihre Eltern respektieren sollten – das sehen wir genauso –, aber wir finden auch, dass Eltern ihren Kindern Respekt entgegenbringen sollten. Die meisten Erziehungsexperten sagen, Charakter und Verhalten werden in erster Linie durch das Vorbild der Eltern geprägt und weniger durch Worte. Deshalb ist es unser Ziel, eine Einstellung und ein Verhalten zu fördern, das von gegenseitigem Respekt geprägt ist und in dem gesunde Beziehungen gedeihen. Das ändert nichts an Ihrer Autorität als Eltern und ändert auch nichts an der Verantwortung für die Familie, die Ihnen Gott übertragen hat. Aber wenn Sie Ihren Kindern mit Respekt begegnen, kann das langfristige negative Folgen verhindern und gesunde Beziehungen schaffen.
Wenn Sie dieses Buch durcharbeiten, wird Ihre Beziehung zu Gott vertieft und Sie werden wahrscheinlich erleben, dass Ihre Beziehungen zu anderen Menschen nach und nach besser werden. Sie werden Tipps bekommen, wie Sie Konflikte lösen können, und Ratschläge von anderen Eltern, die erzählen, was ihnen geholfen hat. Aber viel wichtiger ist, dass Sie einen anderen Blick dafür bekommen, wie Sie mit Ihren Kindern umgehen.
Vergessen Sie aber vor allem eines nicht: Selbst Gott hatte Kinder, die nicht vollkommen waren und die ihm nicht gehorchten! Mich tröstet bei diesem Erziehungsabenteuer die Geschichte von Adam und Eva.
Wir wünschen uns, dass dieses Buch Sie ermutigt für Ihre große Erziehungsaufgabe an Ihren heranwachsenden Kindern. Suchen Sie immer wieder das Gebet und geben Sie nicht auf! Alle Kämpfe sind Teil des Weges, sowohl Ihres eigenen Weges als auch des Weges Ihrer Kinder. In der Bibel steht: „Bring dein Kind schon in jungen Jahren auf den richtigen Weg, dann hält es sich auch im Alter daran“ (Sprüche 22,6; Hervorhebung durch die Autorin). Das mit dem Alter bedeutet für mich, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
Nina Roesner

Ein Vorwort von Debbie

2006 wusste ich bei einem meiner Teenager nicht mehr weiter. Ich hatte schon zahlreiche Erziehungsbücher gewälzt, um die Konflikte, die bei uns zu Hause immer irgendwie brodelten, zu lösen; ich hatte viel in der Bibel gelesen, Seminare besucht und auch den Rat von christlichen Seelsorgern gesucht. Verwandte und Freunde gaben mir Tipps, aber sie waren unterschiedlicher Meinung, was das Beste sei, und nichts schien wirklich zu helfen. Mein Mann und ich waren wie gelähmt. Uns graute vor der Zukunft. Nachdem wir monatelang gebetet und Seelsorge in Anspruch genommen hatten, trafen wir die schwerste Entscheidung, die wir je in unserem Leben getroffen haben: Wir brachten eines unserer Kinder für kurze Zeit in einer Einrichtung unter.
Wir hofften, dass der räumliche Abstand uns helfen würde, Ruhe in die Familie zu bringen, in der ein Krieg getobt hatte. Doch stattdessen erwartete uns in dieser Zeit viel Arbeit; die schwerste Arbeit, mit der ich je konfrontiert worden bin. Jede Woche fand ein Telefongespräch statt, bei dem mein Mann und ich an einem Ende der Leitung saßen und unser Teenager und der Therapeut am anderen Ende. In dieser Zeit fiel mir irgendwann auf, dass ich anfing, mir genau zu überlegen, was ich zu meinem Kind sagte, und mir die Worte zurechtlegte. Es waren Worte, die dem anderen gegenüber Verständnis, Offenheit, Respekt und Liebe zum Ausdruck brachten. Es war erstaunlich, wie sich unsere Gespräche veränderten, weil sich unsere Sichtweise geändert hatte und wir jetzt eine emotional gesunde Beziehung anstrebten.
Bei der Situation, in der wir steckten, ging es nicht nur um dieses Kind, sondern auch ganz stark um uns selbst. Wir konnten nur etwas bewirken, wenn wir unserem Kind halfen, in der Welt zurechtzukommen, und wenn wir zuließen, dass es aus den natürlichen Konsequenzen des Lebens lernt. Wir mussten damit aufhören, auf jede Situation emotional zu reagieren.
In dieser Zeit wurde in unserer Gemeinde ein Kurs für Frauen angeboten, von dem ich schon viel Gutes gehört hatte. Mein Interesse war geweckt, und schließlich meldete ich mich an. Diese Entscheidung hat im wahrsten Sinn des Wortes mein Leben verändert.
Bei diesem Kurs, der von Nina Roesner konzipiert worden war, ging es darum, das eigene Leben kritisch unter die Lupe zu nehmen: Was erlebe ich und wie reagiere ich auf das Erlebte. Wir lasen gemeinsam Texte und erhielten Aufgaben, denen wir uns stellen mussten. Sie ermutigten die Teilnehmer, das eigene Verhalten aktiv zu verändern. Dieser Kurs hatte deshalb eine so große Wirkung, weil die Trainingsmethoden auf der Bibel basierten und der Heilige Geist wirkte. Ich erlebte, wie ich selbst und die anderen Frauen radikal verändert wurden. Wir lernten, wie man mit schwierigen, konfliktreichen Beziehungen umgeht.
In dieser Zeit riefen mich immer wieder Eltern an, die Probleme mit ihren Kindern hatten. Dass mein Mann und ich erst kurz zuvor drastische Schritte mit einem unserer Kinder ergriffen hatten, war nicht unbemerkt geblieben, und plötzlich begleitete ich andere Eltern bei ihren Problemen. Ihre Situation war manchmal ganz anders als unsere, aber die Strategien, die ich gelernt hatte, ließen sich trotzdem anwenden. Ich sah, dass ich nicht die einzige Mutter war, die mit einer schweren Situation fertigwerden musste.
2011 führte ich dann zusammen mit Nina Roesner einen Kurs für Eltern durch. Mein Mann und mehrere Pastoren unterstützten uns dabei. Unser Ziel war es, Eltern mit der Kernaufgabe ihrer Erziehungsarbeit, die ihnen von Gott übertragen ist, vertraut zu machen: den Kindern helfen, selbständig in der Welt zurechtzukommen!
Im Laufe der Jahre konnte ich erleben, wie sich die Beziehungen in meiner eigenen Familie veränderten und wie Gott auch in anderen Familien wirkte. Ich bin dankbar, dass ich mit eigenen Augen sehen durfte, welche Veränderungen möglich sind, wenn sich Eltern bewusst dafür entscheiden, ihren Kindern respektvoll zu begegnen, und Zeit und Kraft in die familiären Beziehungen investierten.
Als Mütter müssen wir uns aktiv dazu entscheiden, die Kontrolle aus der Hand zu geben, unsere Ängste abzulegen, unsere Kinder mutig hinaus ins Unbekannte ziehen zu lassen und zu vertrauen, dass Gott für jeden Schritt, den unsere Kinder gehen, einen Plan hat. Wir dürfen Träume haben für unsere Kinder, aber wir brauchen unseren Selbstwert nicht von diesen wunderbaren Geschöpfen abhängig zu machen, die Gott uns als Leihgabe für eine gewisse Zeit anvertraut hat.
Dieses Buch wird Sie herausfordern, Gottes Wort zu lesen, seinem Auftrag gehorsam zu sein und Gewohnheiten aufzugeben, durch die Beziehungen oft zerstört werden. Gehen Sie das Risiko ein, sich selbst verändern zu lassen, um auf Ihre Familie einen positiven Einfluss zu haben.
Es ist meine Hoffnung und mein Gebet, dass Sie Gott durch dieses Buch auf tieferer Ebene kennenlernen. Möge es Ihnen den nötigen Antrieb geben, damit Sie Ihre Kinder ohne Angst in die Welt ziehen lassen können und gleichzeitig wissen, dass Gott alles unter Kontrolle hat.
Debbie Hitchcock

Erwartungen

Warum wollen Sie dieses Buch lesen? Weil Sie Kinder haben, die in der Pubertät sind oder kurz davorstehen? Weil Sie die Beziehung zu Ihrem Teenager verbessern wollen oder sich eine atmosphärische Veränderung in Ihrer Familie wünschen? Vielleicht sind Sie aber auch gar nicht sicher, ob Sie dieses Buch überhaupt brauchen. Wenn Sie sich mit anderen Familien vergleichen, wird Ihnen klar, dass es auch noch viel schlimmer sein könnte. Aber selbst wenn Sie eine gute Beziehung zu Ihrem Kind haben, wer sagt denn, dass sie nicht noch besser werden könnte?
Normalerweise haben wir Erwartungen an unsere Kinder; wir haben Träume, was sie im Leben einmal erreichen und was für Menschen aus ihnen werden sollen; wir wünschen uns, dass sie ein bestimmtes Verhalten an den Tag legen, besonders vor unseren Freunden. Bei diesen Erwartungen geht es um Dinge, die sie tun oder lassen sollen. Je nachdem, ob unsere Kinder diese Erwartungen erfüllen, können sie uns ein Lächeln aufs Gesicht zaubern oder in Verlegenheit bringen. Aber oft vergessen wir, auch an uns Eltern Erwartungen zu stellen. Wir kritisieren, fordern, stellen Regeln für unsere Kinder auf und hoffen auf positive Veränderungen. Aber trotzdem bleiben wir gefangen in diesem Teufelskreis aus Enttäuschung und Angst, dass unsere Träume vielleicht nie wahr werden. Dabei vergessen wir manchmal – oder uns ist vielleicht noch nicht bewusst geworden –, dass wir aus diesem Kreislauf auch ausbrechen können, wenn wir bereit sind, unsere Erwartungen an unsere Kinder aufzugeben, und stattdessen Erwartungen an uns selbst stellen.
Wenn wir in diesem Buch von Erwartungen sprechen, ist uns bewusst, dass dieses Wort sowohl positive als auch negative Aspekte hat. Es ist ungesund und wir setzen uns nur Enttäuschungen aus, wenn wir erwarten, dass unsere Kinder die Träume erfüllen, die wir selbst nie verwirklichen konnten. Dagegen ist es angemessen, wenn wir erwarten, dass wir uns selbst auf eine bestimmte Weise verhalten, um im Umgang mit unseren Kindern besser klarzukommen. Die meisten Eltern wünschen sich von ihren Kindern ein positives Verhalten, aber ohne das nötige Verständnis und die Grundlage für bleibende Veränderungen erreichen sie zwar vielleicht, dass sich ihre Kinder gut benehmen, aber mehr auch nicht. Letztendlich muss die Veränderung aus dem Herzen kommen, und Herzen werden durch Beziehungen verändert. Deshalb ermutigen wir Sie, die Erwartungen zu überprüfen, die Sie an sich selbst stellen, um Ihre Beziehung zu verbessern.
Eine Erwartung an Sie selbst könnte etwa so aussehen: „Ich werde nicht mehr laut, wenn ich sehe, dass mein Sohn sein Fahrrad abends draußen stehen lässt“ oder: „Ich werde keine kritischen Bemerkungen mehr über die neue Frisur meiner Tochter machen, auch wenn ich sie furchtbar finde“ oder: „Ich werde mich bewusst dafür entscheiden, mich ruhig auf einen Konflikt einzulassen, statt wütend oder ausweichend zu reagieren, wenn Probleme angesprochen werden müssen“.
Als Eltern sollten wir uns nicht darauf fixieren, dass unsere Kinder alle unsere Erwartungen erfüllen, sondern lieber Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich unser Kind zu dem Menschen entwickelt, zu dem Gott es geschaffen hat. Aber letztendlich entscheidet unser Kind selbst, was es tut. Vergessen Sie nicht: Unser Ziel ist es, eine gute Beziehung zu unserem Kind zu haben, es bedingungslos zu lieben und es in seinem Leben zu begleiten.
Nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und bitten Sie Gott, Ihnen drei greifbare Ergebnisse zu zeigen, an denen sichtbar werden würde, dass Sie Fortschritte dabei machen, alte Erwartungen aufzugeben, die Kontrolle aus der Hand zu geben und neue, angemessene Erwartungen zu entwickeln. Machen Sie sich bewusst: Wirklich beeinflussen und kontrollieren können Sie nur Ihr eigenes Verhalten. Achten Sie darauf, dass diese Ergebnisse messbar sind, damit Sie, wenn Sie die Liste später wieder durchgehen, erkennen können, ob sich etwas verändert hat. Auf diese Bereiche sollten Sie sich konzentrieren. Eine Seite in Ihrem Tagebuch könnte vielleicht so aussehen:

Erwartungen an mich als Mutter

Ich werde eine Möglichkeit finden, mir mindestens einmal am Tag 15 Minuten Zeit für meine Tochter Lisa zu nehmen und etwas mit ihr zu machen, das uns beiden gefällt: spazieren gehen, basteln, etwas Schönes einkaufen, über ein interessantes Thema diskutieren oder eine heiße Schokolade trinken.

Ich werde mich beherrschen und kein Wort darüber verlieren, wie sich Lisa kleidet, auch wenn ich es nicht gut finde, dass sie so viel nackte Haut zeigt. Sie kennt meinen Standpunkt und meine Worte stoßen sowieso auf taube Ohren. Deshalb beschließe ich, keine Diskussionen mehr zu diesem Thema anzufangen.
Ich entscheide mich, keinen Konflikt vom Zaun zu brechen, wenn Lisa zu spät nach Hause kommt. Ich werde einfach das Licht ausschalten, ihr eine gute Nacht wünschen und am nächsten Morgen, wenn wir beide ausgeschlafen haben, in aller Ruhe mit ihr sprechen.

Den Eltern, die mehrere Kinder in diesem Alter haben, empfehlen wir, sich immer nur auf ein Kind zu konzentrieren. Die Erfahrung zeigt: Wenn Sie sich auf das Kind konzentrieren, mit dem es aktuell am schwierigsten ist, lernen Sie neue Fertigkeiten, die Ihnen helfen, später auch die Beziehung zu Ihren anderen Kindern zu verbessern. Stellen Sie keine zu hohen Erwartungen an sich, sondern gehen Sie einfach viele kleine Schritte.
Auf einem anderen Blatt Papier notieren Sie unter der Überschrift „Erwartungen an mein Kind, die ich an Gott abgebe“ ähnlich wie oben als Beispiel vorgeschlagen drei greifbare, messbare Erwartungen, die Sie an Ihr Kind haben. Das können Ihre unerfüllten Träume für Ihr Kind sein oder etwas, das Sie sich wünschen, das aber nicht den Interessen oder Gaben Ihres Kindes und auch nicht Gottes Plan entspricht. Das könnte zum Beispiel der Wunsch sein, dass Ihr Sohn an eine bestimmte Universität geht und einen bestimmten Beruf ergreift. Erwartungen, die Sie loslassen sollten, können auch unrealistische Forderungen an das Verhalten Ihres Kindes sein; zum Beispiel, dass das Zimmer Ihrer Tochter immer aufgeräumt sein sollte.
Erzählen Sie Ihrem Kind und Ihrem Mann nichts von diesen Erwartungen, sondern nehmen Sie dieses zweite Blatt Papier und stecken Sie es in einen Umschlag. Kleben Sie diesen Umschlag zu und schreiben Sie das Datum von genau einem halben Jahr später darauf. Hängen Sie den Umschlag an das Kalenderblatt in 6 Monaten oder legen Sie ihn an eine Stelle, an der Sie ihn in einem halben Jahr wiederfinden. Notieren Sie in Ihrem Kalender den Tag, an dem Sie diesen Umschlag öffnen. Widerstehen Sie der Versuchung, sich Gedanken darüber zu machen oder ihn früher zu öffnen. Konzentrieren Sie sich einfach darauf, diese Erwartungen wirklich an Gott abzugeben. Wenn Sie den Umschlag nach sechs Monaten öffnen, werden Sie erstaunt sein, was sich in der Zwischenzeit verändert hat. (Wenn Sie Englisch können, könnten Sie auf die folgende Website gehen: http://www.greaterimpact.org/respect-dare/the-envelope/. Dort finden Sie weitere Anweisungen, was Sie mit der Liste, die Sie angefertigt haben, tun können.)
Tauschen Sie sich mit dem Vater Ihres Kindes über Ihre guten Vorsätze und die Erwartungen aus, die Sie an sich selbst haben. Das bringt Sie beide in Ihrer Beziehung weiter. Ermutigen Sie ihn, ebenfalls das eine oder andere Verhaltensmuster zu ändern, wenn er sieht, welche Wirkung die Veränderungen, die Sie vornehmen, haben, aber widerstehen Sie dem Drang, ihn zu korrigieren, wenn er Fehler macht. Seien Sie geduldig und ermutigen Sie sich gegenseitig, es das nächste Mal besser zu machen. Manchmal müssen wir uns den alten Spruch vor Augen halten: „Wenn es sich lohnt, etwas richtig zu machen, dann lohnt es sich auch, es so lange falsch zu machen, bis wir es richtig können.“ Lesen Sie regelmäßig die Liste mit Ihren persönlichen Erwartungen, die Sie in Ihrem Tagebuch notiert haben.
Denken Sie auch daran, dass Sie an den Vater Ihres Kindes keine Erwartungen stellen sollten. Diesen Weg geht jeder von Ihnen für sich allein. Das heißt, dass jeder das eigene Tempo einschlägt. Lassen Sie sich auf keinen Fall auf das „Ich bin besser als du“-Spiel ein, sondern freuen Sie sich, dass Ihr Kind wenigstens zu einem von Ihnen eine Beziehung hat, falls dies der Fall sein sollte. Machen Sie sich außerdem bewusst, dass sich die eigenen Erwartungen nicht von heute auf morgen in Luft auflösen. Verlieren Sie nicht den Mut, wenn dieser Kampf länger dauert.
Sie sollten nicht vergessen, dass jede Situation ihre eigenen einzigartigen Umstände mit sich bringt, ob Sie nun Teil einer Scheidungsfamilie, einer Patchworkfamilie, einer Familie mit nur einem Elternteil oder einer Familie mit beiden Elternteilen sind. Gott kann in jede Beziehung Heilung bringen, wenn wir bereit sind, uns zeigen zu lassen, wo wir nach seinem Willen wachsen sollen.
Beten Sie mit uns, bevor wir diesen Weg gemeinsam antreten:

Vater im Himmel,

ich bin dein geliebtes Kind. Du verstehst viel besser als ich, wie weh es tut, wenn die Beziehung zu den eigenen Kindern nicht gut ist. Genauso wie ich in meiner Beziehung zu dir, meinem himmlischen Vater, der mir mein Leben geschenkt hat, Fehler mache und deine Anweisungen nicht immer befolge, sehe ich das Gleiche bei meinem Kind. Genauso wie du für mich Hoffnungen und Träume hast, habe ich sie auch für mein Kind.
Gott, sei mir gnädig und höre mein Gebet, wenn ich dir meine Bitten hinlege und sehnsüchtig warte. Es gibt Zeiten, in denen ich vom Stöhnen ganz erschöpft bin; die ganze Nacht liege ich im Bett oder auf dem Sofa und weine, weil mein Kind Dinge tut, die mir nicht gefallen. Meine Seele findet nur in dir Ruhe. Dein Wort sagt mir, dass du mir Stärke gibst, wenn ich vom Kämpfen müde bin. Herr, du allein gibst mir Hoffnung. Hilf mir, dieses Rennen zu bestreiten, ohne müde zu werden.
Manchmal bin ich so fest entschlossen, die Dinge zu korrigieren, die mein Kind tut, dass ich vergesse, es zu ermutigen. Ich vergesse auch, mein eigenes Herz zu schützen. Ich versuche, meinen Erziehungsstil immer mehr deinem Stil anzupassen. Hilf mir, Herr, die Wahrheit über mein Kind zu erkennen. Hilf mir, das Gute zu sehen, die Dinge, die es richtig macht. Hilf mir, geduldig darauf zu warten, dass das, was ich pflege, auch wachsen wird.
Du hast mich an diesen Platz gestellt, auf diesen Weg mit meinem Kind, um mich zu verändern. Hilf mir, bei dir Weisheit zu suchen. Zieh mich immer näher zu dir hin, damit mich die Angst nicht überwältigt. Ich weiß, dass ich mich aus mir selbst heraus nicht ändern kann, aber für dich ist nichts unmöglich.
Herr, ich will die beste Mutter sein, die ich sein kann. Ich sehne mich nach einer Beziehung zu meinem Kind, die für künftige Generationen Frucht bringt. Mögen meine Bemühungen in deinen Augen angenehm sein.
Amen.

Übersetzt von Silvia Lutz
Originaltitel: With all due respect
246 Seiten, Buch, Paperback
Format: 13,5 x 20,5 cm
Bestellnummer: 331724
ISBN: 978-3-86827-724-1