Kirchengeschichte

10/07/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

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Die Bibel

Die Bibel und ihre Einteilung

Die Bibel, auch die HEILIGE SCHRIFT genannt, besteht aus zwei großen Teilen: das Alte und das Neue Testament.

Der erste Teil, das Alte Testament, umfasst 39 Bücher und der zweite Teil, das Neue Testament, enthält 27 Bücher.

Schon das Alte Testament teilt uns Gottes Gedanken mit und lässt uns seine Weisheit bewundern. Doch im Neuen Testament sehen wir Gott selbst offenbart in der Person seines Sohnes.

Die vier Evangelien beschreiben das Leben des Herrn Jesus Christus auf dieser Erde: Gott, der Sohn, ist Mensch geworden. Sie stellen uns - in völliger Übereinstimmung miteinander - verschiedene Seiten seiner Herrlichkeit vor Augen. Matthäus zeigt uns Ihn in erster Linie als König, Markus besonders als Diener und Prophet. Bei Lukas tritt seine Herrlichkeit als Sohn des Menschen deutlich hervor, während Johannes die göttliche Person, das Fleisch gewordene Wort, als besonderen Gegenstand hat.

In der Apostelgeschichte erfahren wir von der Gründung der Versainmlung* durch das Kommen des Heiligen Geistes und von derAusbreitung des Evangeliums in der Welt, besonders durch den Dienst des Apostels Paulus.

Die Briefe entfalten die ganze christliche Lehre, zeigen aber auch die Sorge der Apostel für die Versammlungen* und einzelne Gläubige. Sie geben praktische Anleitungen für das christliche Leben und warnen vor Irrtum und Verführung.

In der Offenbarung wird uns ein Einblick in die Zukunft gewährt. Wir lesen dort von schrecklichen Katastrophen, die über diese Erde kommen werden, von dem Gericht Gottes über die Ungläubigen und ihrer ewigen Verdammnis sowie von der ewigen Herrlichkeit, die die Gläubiges, mit dem Herrn Jesus teilen werden.

Zungenreden aus biblischer Sicht, Ralph Shallis

07/03/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

INHALTSVERZEICHNIS

EINLEITUNG
Warum dieses Buch"..............................15
Der einzige Maßstab: Das Wort Gottes ..............17
1.Das ganze Wort Gottes..........................17
2.Nichts als das Wort Gottes......................17
3. Das Wort Gottes, wie es sich selbst auslegt ........18
Die Bibeltexte über die Geistesgaben.................18
Die Bibeltexte über die Sprachengabe ................19
Der einzige Text des Herrn Jesus....................19
DiedreiLukastexte................................19
Der einzige Paulustext.............................19
Bemerkungen zu unserem evangelikalen »Jargon« .....19
Gebet............................................20
ERSTER TEIL DIE TEXTE
Kapitel 1
DIE LEHRE JESU CHRISTI
Der Markustext 16:17 (15 bis 18)....................22
Kommentar......................................22
Worandachte Jesus"..............................22
Jesus blickte auf die Ernte.........................23
»Neue« oder »unverständliche«" ....................23
Jesussiehtweiter..................................24
Evangelisieren... in welcher Sprache" ................24
EinHorizont öffnet sich.............................25
Das Übernatürliche wirkt durch das Natürliche hindurch25
Die Sprache: Das beste Werkzeug des Heiligen Geistes .26
Die Beziehung zwischen Apg.2 und Markus 16........26
Eine fantastische Gabe.............................26
GottesWirklichkeitssinn...........................27
Kapitel 2
DER ERSTE TEXT DES LUKAS
Der Schlüsseltext: Apostelgeschichte 2:1-11 ...........28
Apostelgeschichte 2 nach dem griechischen Urtext .....28
Analyse des 2.Kapitels der Apostelgeschichte .........29
Warum haben sie diese Sprachen gesprochen? ........31
Und die anderen Fälle? ............................32
Korinth: Eine Mustergemeinde? .....................47
Ein Einzelfall? ....................................47
Kapitel 7
Kapitel 3
DER ZWEITE LUKASTEXT
Apostelgeschichte 10:46
im Zusammenhang der Verse 43-48
und mit Bezug auf Apg.11:15-18 ....................33
Warum war Petrus überrascht? .....................34
Der Grund der wunderbaren Sprachen in Cäsarea .....34 
Kapitel 4
DER DRITTE LUKASTEXT
Apostelgeschichte 19:6
im Zusammenhang der Verse 1 bis 7
und mit Bezug auf Apg.18:24-26 ....................36
Die Schlußfolgerung zu den Lukastexten .............38
Bitte gut merken ..................................38


Kapitel 5
DIE BEZIEHUNG ZWISCHEN DEN TEXTEN VON LUKAS UND PAULUS
Zur Auslegung des Paulustextes.....................39
1. Nichts zur Schrift hinzufügen ....................39
2. Die ganze Schrift nehmen .......................40
3. Die Schrift durch die Schrift auslegen .............40 
Zwei Gruppen von wunderbaren Sprachen? ........... 40 
Die Sprachen: »Zeichen« oder »Gabe«? ..............41
Gott verwirrt uns nicht ............................42
Paulus und Lukas widersprechen sich nicht...........43
Kapitel 6
DIE GEMEINDE IN KORINTH
Eine Problemgemeinde.............................45
Der allgemeine Zusammenhang .....................45
Der direkte Zusammenhang: Der Ablauf der
Gemeindeversammlung.............................46
WAS PAULUS UNTER GEISTESGABE VERSTEHT
Die Geistesgaben nach 1.Korinther 12...............49
Geistesgabe = Organische Tätigkeit des Leibes .......49
Der Zweck einer Gabe: Der Dienst ..................50
Der Leib enthält eine Vielfalt von Organen ...........50
Die Gabe ist für das Wohl des Nächsten da ..........50
Gott bestimmt die Gabe eines jeden .................51
LeiboderSpottbild? ...............................51
Eine Gabe unter vielen anderen .....................52
Die Geistesgaben nach 1.Kor.13.....................52
Gabe=Geschenk=Liebe........................53
Und 1.Kor.1:7?
Warum sagt Paulus zu den Korinthern:
»Daher habt ihr an keiner Gnadengabe Mangel« ... . ...54
Kapitel 8
UNTERSUCHUNG DER DREI PAULUSTEXTE IN 1.KORINTHER 12
1.Korinther 12:10 und 28..........................56
Was bedeutet der griechische Ausdruck
»geneglosson«7 ...................................56
Sprachen oder Pseudo-Sprachen7 ....................57
1.Korinther12:30.................................58
»Reden alle in Sprachen?«.........................58
Aber sagt Lukas nicht das Gegenteil? ................58
Bemerkung zu1.Kor.12:31.........................59
Kapitel 9
UNTERSUCHUNG DER ZWEI PAULUSTEXTE IN 1.KORINTHER 13
1.Korinther 13:1 ..................................61
Engelsprachen7 ...................................61
Die Sprache: Transportmittel einer gekreuzigten Liebe .62
Das Wunderbare beweist nichts .....................62
1.Korinther 13:8: »Die Sprachen werden aufhören« . . . 63
Die Geistesgaben sind eine vorübergehende Phase .....63
Kapitel 10
EINFUHRUNG IN DAS STUDIUM VON 1.KORINTHER 14
Vers...........................................76
Ein Gebet »in Zungen«? ...........................77
Einwurf: Und der Obersaal in Apg.27 ...............77
Vers...........................................79
Das Ziel der Beweisführung des Paulus ..............66
1. Paulus schreibt, um Ordnung zu schaffen ..........66
2. Paulus steht nicht im Widerspruch zu Apg.2 .......66
3. Unter der Eingebung Gottes betrachtet Paulusdie Sprachengabe im Rahmen der Versammlung . . . .66
4. Paulus vergleicht hier zwei bestimmte Gaben ........67
Unverständliche Sprachen in der Gemeinde? ..........67
Der Heilige Geist vergeudet nicht die ZeitderGemeinde.....................................67
Warum gab es in Korinth Sprachen?................68
Kapitel 11
DIE BIBLISCHE BEDEUTUNG DER BEGRIFFE: »PROPHETIE« UND »SPRACHEN«
Der Prophet im Alten Testament....................69 
Der Prophet im Neuen Testament ...................70 
Einige Irrtümer über Prophetie .....................70 
Die falschen Propheten ............................71 
Die Bedeutung des Wortes »Sprache« im Griechischen .71
Kapitel 12
FÜR EINE AUSGEWOGENE AUSLEGUNG VON 1.KORINTHER 14
Die viel zitierten Halbverse .........................72
Die Halbverse in ihrem Zusammenhang ..............72
1 .Korinther 14 ausgewogen betrachtet................73
Kapitel 13
UNTERSUCHUNG DES TEXTES VON 1.KORINTHER 14:1 BIS 3
Erläuterung der ersten fünf Verse ...................75
Versi...........................................75
Ein falsches Argument .............................76
Kapitel 14 1.KORINTHER 14:4
Vers...........................................81
Die Bedeutung des Wortes »Erbauung« ..............81 
»Wer in Zungen redet, der erbaut sieh selbst« ........82 
Man erwidert: »Das tut mir doch so gut!« ...........84 
wer aber weissagt, erbaut die Gemeinde............84 
Eine Weissagung in »Zungen«? .....................85
Kapitel 15
1.KORINTHER 14:5 UND 13
Vers5(erster Teil)................................86
Vers5(letzterTeil)................................87
Das wahre Wesen der Gabe der Übersetzung .........88
Ein Zeugnis muß überprüfbar sein..................89
Man antwortet mir manchmal: »Du darfst
nichtzweifeln!«...................................90
Eine falsche Auffassung über die Gabe
derÜbersetzung...................................91
Vers13..........................................92
WichtigeBemerkung ...................... . ........92
Kapitel 16
1.KORINTHER 14:6 BIS 12
Warum ruft man diesen Abschnitt nicht von
den Dächern? ..................................... 93 
Der Apostel Paulus packt aus' ......................93 
Vers6...........................................93 
Wie könnte dieser Vers deutlicher sein? ...............94 
Vers ...........................................94 
Vers 8...........................................95 
Vers ...........................................96 
Wollen Sie in die Luft, in den Wind reden? ..........96
Verse 10 und 11. 97
Wollen Sie für einen Barbaren gehalten werden' .....100
Vers12 .........................................100
Anmerkung .....................................101
Kapitel 17
1.KORINTHER 14:14 BIS 17
Vers14.........................................102
Die »Zungen«: Eine Art von Gebet? ................102
Betete Paulus in seiner persönlichen Andacht
»inZungen«7 ....................................103
Vers15(erster Teil)..............................103
Und wie ist Epheser 6:18 zu erklären? ..............105
Und Römer 8:26 und 27.........................105
Ein unnützes Argument ...........................105
Wasanbeten7....................................107
»'In Zungen' beten, damit der Teufel
nichtsversteht«?.................................108
»In Zungen beten« für unbekannte Bedürfnisse? .....108
Vers15(letzterTeil)..................109
»InZungen«singen?.............................109
Und die geistlichen Lieder? ........................109
Vers16.........................................110
Vers17.........................................112
Kapitel 18
1.KORINTHER 14:18 BIS 20
Vers 18 .........................................113
Vers19 .........................................114
Vers20 .........................................115
Kapitel 19
1.KORINTHER 14:21 BIS 25
Verse 21 und 22 .................................116 
Wichtige Bemerkung zu Vers 21 ...................116 
Kommentar zu Vers 22 ...........................117 
Verse 23 bis 25 ..................................118
Kapitel 20
1.KORINTHER 14:26 BIS 38
Verse 26 bis 33 ..................................121 
Kommentar zu den Versen 26 bis 33................122 
Bemerkung zu den Versen 33b, 34 und 35 ...........123 
Verse 36 bis 38 ..................................124
Kapitel 21
1.KORINTHER 14:39 UND 40
Verse 39 und 40 .................................125 
Die Schlußfolgerung des Apostels -
und die meine! ................................... 125 
Warum sagt Paulus »nicht hindern« ... . ............. 125 
Es gibt Größeres' ................................126 
Zusammenfassung................................128
Kapitel 22 1.KORINTHER 14:21
Die Vision des Jesaja und des Paulus...............129
Der Zusammenhang der Weissagung Jesajas .........129
Der hebräische Text von Jesaja 28:11
mit genauer Übersetzung ..........................131
Der Sinn des hebräischen Textes wird durch die
Septuaginta bestätigt..............................132
Jesaja zitiert seinerseits die Weissagung Moses .......132
Die BotschaftJesajas ..............................133
Jesaja33:19.....................................134
Kommentar zu Jeremia 5:15 .......................134
Die Weissagung Jesu Christi.......................135
Ein Zeichen für das ungläubige Israel? ..............135
Wer ist »dieses Volk«9...........................
»Dieses Volk« - das sind auch wir ................137
Eine Weissagung für heute'.......................137
DieStrengeGottes...............................138
Ist es nicht wahr, daß Gott uns heute warnt? ........139
»Was begehrt dieses Geschlecht ein Zeichen?« .......139
O Volk Gottes, wach auf' .........................141
Gebet...........................................141

Kapitel 23
Gibt ES HEUTE EINE WAHRE SPRACHENGABE?  Wie läßt sich heute das Fehlen der wahren
Sachengabe erklären? ...........................144
Wäre unser Unglaube der Grund? ..................144
Sollte Gott diese Gabe zurückgezogen haben? ........ 144
Dieses Fehlen ist nicht das einzige Rätsel unserer Zeit. 145
Laßt uns einfach ehrlich sein' .....................145
Drei bemerkenswerte Fakten über die Juden .........146
Wir brauchen eine Bestätigung..................... 148
Ein interessanter Fall ..............................149
Bemerkung des Autors............................149

Kapitel 24
FLEISCHLICHE SPRACHEN IN DER GEMEINDE? Einige Unterschiede zwischen der modernen
Glossolalie und den Sprachen in Apg.2 .............150
»Sprachen« menschlichen Ursprungs? ...............152
Warum segnet Gott, was nicht biblisch ist? ..........154
Scheinbarer Erfolg kommt nicht unbedingt von Gott .155
Warum all dies Plappern? .........................155
FelsoderSand? ..................................156
Ein Glaube, der das Licht scheut? ..................156
Wo ist das Vorbild zu finden? .....................156
Ein unglaublicher Fall............................157
Verwechslung von Licht und Finsternis.............157
Anmerkung zum Marienkult.......................157
Das »Zungenreden« beweist nichts.................158
Eine erschreckende Schlußfolgerung ................159

Kapitel 25
DÄMONISCHE SPRACHEN IN DER GEMEINDE?
Laßt uns logisch sein! ............................160
Zwischen Menschlichem und Dämonischem .......... 160
Das Zeugnis der Dämonen über Jesus Christus ......162
Der Feind versteht auch, »Gutes zu tun« ............163
Eine persönliche Erfahrung........................163
Ein indischer Christ berichtet ......................165
Kann ein wahrer Christ von einem Dämon besessen sein'..........166

Kapitel 26
DER LOGOS GOTTES
Im Anfang war das Wort.........................168
DerLogosistlogisch.............................168
In ihm ist gar keine Finsternis.....................168
Vom Rationalismus zum Irrationalen ...............169
Zwei unmögliche Humanismen ......... ............170
Der Existentialismus dringt in das christliche
Denkenein......................................171
1.Eine existentialistische Theologie................172
2. Bis hin zu einem evangelikalen Existentialismus?. . 172
Der Geist Gottes ist intelligent und hellsichtig in
allenseinenWegen...............................174
Der Geist Gottes ist nicht sinnlos...................174
Wenn die Posaune einen undeutlichen Ton gibt... ... .175

KAPITEL 27
DIE ZUNGE IST DAS TRANSPORTMITTEL DES WORTES
Das mächtigste Leibesorgan .......................176
Satan zielt vor allem auf die Zunge.................176
Der Kampf um die Zunge .........................176
Größter Irrsinn ...................................177
Gott sagt: Prüft die Geister' .......................178
Zwei ganz verschiedene Wirkungsweisen ............178
Das Göttliche und das Menschliche.................178
Anhang A
DIE GABE DER UNTERSCHEIDUNG DER GEISTER
»Die Unterscheidungen der Geister« ................180
Die Notwendigkeit, zu unterscheiden ...............180
Das Okkulte unterscheiden ........................181
Praktische Hinweise ..............................182

Anhang B
GIBT ES EINE BIBLISCHE BEZIEHUNG ZWISCHEN DER HANDAUFLEGUNG UND DEM »ZUNGENREDEN«? .....183
Anhang C
GIBT ES EINE BEZIEHUNG ZWISCHEN DER GEISTESTAUFE UND DER SPRACHENGABE? 
Zwei unzulässige Texte............................185
Anmerkungen ...................................186

EINLEITUNG
WARUM DIESES BUCH?
Das Thema »Zungenreden« ist nicht nur eine Lehrfrage: Es führt in der Tat zu einer Praxis, die das Leben von Millionen Christen und die Beziehung zwischen Gemeinden beeinflußt. Diese Streitfrage spaltet die Gemeinde in einer Zeit, in der sie es am allernötigsten hätte, den politischen, wirtschaftlichen, sozialen, technischen, religiösen und okkulten Mächten') gegenüber eins zu sein, welche ihre Existenz bedrohen. Dieses Thema geht also nicht nur Akademiker an.
Ich stelle bestürzt fest, daß sogar anerkannte Prediger sich nicht immer im klaren über den Sinn der biblischen Texte sind, die diese Frage behandeln. Wenige Christen bemühen sich, diese Frage gründlich in der Heiligen Schrift zu untersuchen. Dieses Buch soll darum eine vollständige und eingehende Untersuchung der Bibeltexte sein, die sich auf die Gabe des »Zungenredens« beziehen.
Seit einiger Zeit wird die Welt mit Zeugnissen, Behauptungen und Ermahnungen über den Heiligen Geist überschwemmt. Bestimmte Gesichtspunkte dieser Propagandawelle beunruhigen mich aber sehr.
Ich werfe ihr vor allem eine schlechte Auslegung des Bibeltextes vor: Es werden bestimmte Verse oder - noch schlimmer - Halbverse aus ihrem Zusammenhang gerissen, um eine vorgefaßte Meinung zu »beweisen«, ohne Rücksicht auf den Gesamtsinn des betreffenden Abschnittes oder der vollständigen Bibellehre: Schlußfolgerungen werden auf eine oder mehrere im voraus ausgewählte Stellen begründet und andere sehr deutliche Stellen dabei mehr oder minder bewußt beiseite gelassen. Diese Art von Manipulation wird in der Welt Sophismus genannt. Das ist einfach unehrlich. Ich rufe zum Herrn, dem Gott Jesu Christi: Verteidige Dein Wort!
Über den Heiligen Geist und seine Gaben schenkt uns Gott in der Schrift eine Lehre, die in ihrer Gesamtheit äußerst klar ist. Gott hat zugelassen,4aß einige Punkte schwer auszulegen sind (und es gibt mehrere davon!). Dennoch bin ich überzeugt, daß die göttliche Weisheit diese Probleme nicht einfach im Text belassen hat, um uns zu verwirren oder uneins zu

machen. Auch nicht, weil sie sich nicht klar genug hätte ausdrücken können.
Nein! Die Schwierigkeiten dienen dazu, unser Herz zu erforschen, unseren Geist zu prüfen. Menschen, die wirklich vom Heiligen Geist bewegt werden, nehmen vor diesen Problemen eine demütige Haltung ein. Andere dagegen, die von einem eher fleischlichen Geist bewegt werden, sehen in den schwierigen Textstellen einen Grund zur Spaltung.
Paulus sagt, daß die Trennungen vom Fleisch kommen.2 Judas sagt, daß sie von irdisch gesinnten (gr.: psychikos) Menschen kommen, die den Geist nicht haben (gr.: pneuma).3 Jakobus sagt, daß ein bitterer Eifer und ein Geist der Streitsucht eine »Weisheit« sind, die irdisch, sinnlich (gr.: psychi.kos) und teuflisch (gr.: dainioniodes) ist.4
Ich habe keinen Zweifel: Die meisten Gemeinden müssen für Christus erweckt und sogar revolutioniert werden. Aber es gibt eine gute und eine schlechte Art, für Gott zu arbeiten. Ein Eifer kann geistlich oder fleischlich sein. Die Gemeinde Christi wird bestimmt nicht erbaut, indem man sie spaltet oder die Gemeinschaft des Geistes zerstört.
Der Teufel hat ein höllisches Vergnügen daran, die Gemeinde zu zerstückeln. Er weiß, daß ein in sich gespaltenes Reich nicht bestehen kann. Ich wage mich darum nicht in polemischer Gesinnung auf dieses umstrittene Feld. Sollte ich den Leib Christi aufs neue zerreißen? Möge Gott mich davor bewahren! Im Gegenteil: Weil ich diesen Leib schon weltweit durch diese Streitfrage zerrissen sehe, öffne ich nach 25 Jahren schweigender Wartezeit schließlich den Mund. Ich bitte Gott, sein Wort zu erleuchten und uns durch »die Wahrheit in Liebe« zu vereinen.5
Ich weiß, daß meine Brüder, die diese Ausführungen lesen, nicht von vorneherein mit allem, was ich sage, einverstanden sein werden. Es steht ihnen völlig frei, meine Schlußfolgerungen und Überlegungen anzunehmen oder abzulehnen. Ich möchte sie nur um zwei Dinge bitten:
- alles ganz ehrlich selber im Worte Gottes zu überprüfen;
- an meine Liebe zu ihnen zu glauben.
Ich habe Liebe zu meinen Brüdern, und damit auch das Recht und die Pflicht, die Wahrheit zu sagen, wie ich sie durch die Gnade verstehe, die mir Gott in seinem Erbarmen verliehen hat. 6) Wir wollen uns alle gemeinsam ganz neu unter das
16
Wort Gottes stellen. Das ist die beste Art, uns gegenseitig zu helfen. Dieses Buch ist ein Warnruf auf jenen großen Tag hin, an dem unser Glaube durchs Feuer geprüft werden wird. Ich behaupte nicht, alle Fragen beantworten zu können, die durch die Streitfrage über die »Gabe des Zungenredens« aufgeworfen worden sind. Selbst sehr engagierte Christen sind in der Auslegung gewisser Schriftstellen verschiedener Meinung. Darum müssen wir diese Punkte mit Demut und Ehrfurcht angehen.

DER EINZIGE MASSTAB: DAS WORT GOTTES
Das schlechte Verständnis des Wortes Gottes führt unweigerlich zu einem schlechten Verständnis seines Autors, dem Geist Gottes. Die Unkenntnis des Wortes Gottes stellt das größte Unglück unserer Generation dar. In den Gemeinden lehrt man sehr wenig über die Notwendigkeit, persönlich und täglich die Bibel in ihrer Gesamtheit zu studieren. Solange unser Schriftverständnis unzureichend bleibt, kann der Feind unsere Gedanken prägen und sie auf ein ungöttliches Ziel lenken. Deshalb wollte ich in diesem Buch den Hauptton auf die Autorität des Wortes Gottes legen. Der Geist Gottes und das Wort Gottes können nicht voneinander getrennt werden.
Letzten Endes muß die Heilige Schrift selbst die Antwort auf die Fragen geben, die sie aufwirft. Angesichts der Verwirrung, die die Lehre über die Sprachengabe umhüllt, müssen wir vor allem den genauen Sinn des Bibeltextes entdecken. Darum habe ich mir die Disziplin auferlegt, die drei Grundregeln der Schriftauslegung zu befolgen:
1. Das ganze Wort Gottes
Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, ohne Ausnahme alle Bibelstellen, die sich auf die Sprachengabe beziehen, vollständig und klar zu untersuchen. Insgesamt gibt es fünf Stellen. Ich habe also diese fünf Stellen aufs genaueste im griechischen Urtext studiert und sie in ihren wahren Zusammenhang gestellt, um jede falsche Schlußfolgerung zu vermeiden.
2. Nichts als das Wort Gottes
Wir müssen diese Texte mit einem wirklich offenen Geist lesen und auf unsere Vorurteile verzichten. Anstatt uns mit widersprüchlichem Hörensagen zu begnügen, werden wir auf den Verfasser und Eingeber der Texte hören, auf den Heiligen Geist. Diese Regel scheint so einfach. Sie ist aber tatsächlich sehr schwer anzuwenden. Nur mit großer Mühe unterscheiden wir zwischen dem Wort Gottes selbst und den menschlichen Auslegungen dieses Wortes, die wir gewöhnt sind. Ich betone aber: Um eine biblische Wahrheit zu definieren, müssen wir jedesmal zur Quelle gehen. Ich lehne es ab, den göttlichen Logos mit etwas anderem zu vertauschen. Das Wort Gottes ist die Quelle aller Wahrheit: Die Quelle ist reiner als der Teich.
3. Das Wort Gottes, wie es sich selbst auslegt
Zur Auslegung dieser Texte habe ich mich vor allem auf die Schrift bezogen. Über jede Lehre enthält die Bibel mindestens eine völlig klare Stelle, die unserem Geist keinen Zweifel läßt. Ich gebrauchte den klarsten Text als Schlüssel, um diejenigen zu erklären, die zwei oder mehrere Auslegungen erlauben. So überlasse ich meinem Schöpfer die Aufgabe, selbst seine Gedanken klar zu machen: Ich vertraue ihm.

DIE BIBELTEXTE ÜBER DIE GEISTESGABEN
Wir können nur den wahren Sinn der Sprachengabe verstehen, indem wir die vollständige Bibellehre über die Geistesgaben in ihrer Gesamtheit berücksichtigen. Die Sprachengabe ist nur eine Gabe von vielen: Wir müssen sie in ihrem Rahmen betrachten. Um den Wert einer Musiknote zu schätzen, muß man sie innerhalb der ganzen Melodie hören. Um die biblische Lehre von der Sprachengabe genau einzuschätzen, ist es unerläßlich alles zu studieren, was Gott insgesamt über die Frage der Geistesgaben sagt.
Bevor Sie dieses Buch lesen, rate ich Ihnen dringend, die Bibeltexte über die Geistesgaben neu zu lesen:
- Römer 12:3-8
- 1. Korinther Kapitel 12 bis 14 Epheser 4:1-16
- 1. Petrus 4:10+ 11
All diese Stellen untersuche ich gründlich in Explosion de Vie.7
Die Bibeltexte über die Sprachengabe
Es gibt in der ganzen Bibel nur fünf Stellen, die das »Zungenreden« erwähnen Drei davon sind äußerst kurz. Ich gebe sie hier an (die genaue Anzahl der Erwähnungen befindet sich in Klammern):
Der einzige Text des Herrn Jesus - Markus 16:15-18 (lx) Die drei Lukastexte
- Apg. 2:4-11 (4x mit 2 verschiedenen Worten) - Apg. 10:44-48 (lx)
- Apg. 19:1-7 (lx)
Anmerkung: Obwohl Apg.1, Apg.8 und Apg.9 oft als Lehrstellen (übrigens zu Unrecht) angeführt werden, erwähnen sie das »Zungenreden« nicht einmal. Ich habe sie in meinem Buch »Das Wunder des Geistes« erläutert.8
Der einzige Paulustext
1 .Korinther Kapitel 12-14 bildet eine einzige Stelle: - Kap. 12:10,28,30 (3x)
- Kap. 13:1,8 (2x)
- Kap.14:33,39-40 (15x und 4x das Wort »Stimme«, das in einigen Übersetzungen mit dem Wort »Zunge« wiedergegeben wird)
Bemerkungen zu unserem evangelikalen »Jargon«
1.) Das griechische »glossei lalein« (im Singular) bedeutet ganz einfach eine Sprache sprechen. Man würde dies nicht von seiner Muttersprache sagen: Die spricht man. Mehr nicht. Wenn man eine Sprache spricht, so handelt es sich um eine Fremdsprache, eine andere als die eigene.
Es wäre darum sehr viel vorteilhafter, den griechischen Ausdruck des Paulus in 1.Kor. 14 jedesmal mit dem deutschen Ausdruck »eine Sprache sprechen« (d.h. eine Fremdsprache) zu übersetzen. So könnten wir jenen fremdartigen Ausdruck ins Vergessen geraten lassen: »In einer Zunge reden«.
»In Zungen reden« (im Plural) hat keinen größeren Wert. »In Zungen reden« ist eine schlechte Übersetzung des griechischen Ausdrucks »glossais lalein«, der einfach bedeutet: »zwei oder mehr Sprachen sprechen«.
Paulus erwähnt in 1.Kor.12:10 und 28 »die Gabe, in verschiedenen Sprachen zu sprechen«. Den selben Ausdruck gebrauchen wir heute, um eine zwei- oder mehrsprachige Person zu bezeichnen.
Das wahre biblische Geheimnis besteht nicht darin, daß die Sprache unverständlich wäre, sondern darin, daß der Sprechende sich mit der Weisheit und übernatürlichen Macht Gottes ausdrückt. Der Vorgang ist wunderbar. Die Sprache ist aber eine menschliche Sprache.
2.) Seit einigen Jahren gehört das Wort »Glossolalie« zu unserem christlichen Wortschatz. Dieser Begriff ist aus zwei griechischen Worten zusammengesetzt: glossa (= die Sprache, Zunge) und lalia (= das Reden; das Geschwätz; der Dialekt). Das griechische »Glossolalia« steht nicht im Wörterbuch. Es ist ein erfundenes Wort. Es bedeutet: »mit der Zunge reden« oder »eine Sprache sprechen«. Das Wort »Glossolalie« wirft im Grunde kein neues Licht auf die biblische Auffassung der Sprachengabe. Es verwirrt die Gedanken noch mehr. Ich gebrauche es nie, um die wahre biblische Gabe zu beschreiben, verschiedene Sprachen zu sprechen.

Gebet
o himmlischer Vater! Wirf dein Licht auf die Texte, die dein Heiliger Geist eingegeben hat! Schenke uns ein göttliches Verständnis und ein ehrliches Herz, um den wahren Sinn zu verstehen! Gib uns außerdem den Wunsch und die Kraft, ganz der Offenbarung deines Willens zu gehorchen! Lehre uns durch dein eigenes Wort die Wahrheit über das Thema, mit dem wir uns beschäftigen! Im Namen deines teuren Sohnes Jesus, des Christus und Herrn.
Ich lege diese Studie vertrauensvoll in die Hände des allmächtigen Gottes, des Vaters unseres Herrn Jesu Christi. Möge er sich ihrer bedienen, wie es ihm gefällt!

Kapitel 1
DIE LEHRE JESU CHRISTI DER MARKUSTEXT 16:17 (15 BIS 18)
Das ist das einzige Wort, das der Herr Jesus Christus uns zu diesem Thema hinterlassen hat. »Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung« (V. 15).
» Wer gläubig geworden und getauft worden ist, wird errettet werden; wer aber nicht gläubig geworden ist, wird verdammt werden« (V. 16).
»Diese Zeichen aber werden denen folgen, die glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden« (V.17).
»Sie werden Schlangen aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden; Schwachen werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden« (V.18).

KOMMENTAR
Halten wir folgende Tatsachen fest: Soweit wir wissen, hat der Herr Jesus niemals selbst »in einer Zunge« geredet. Außerdem lehrt er uns in seinen so ausgedehnten Unterweisungen nichts über diese Frage.
Woran dachte Jesus?
»Sie werden in neuen Sprachen reden«, sagt er (V. 17). Ich denke, daß wir uns alle einig sind, in den Ereignissen von Apg.2 und 10 eine Erfüllung dieser Prophetie zu sehen. Und doch findet dort die Voraussage Jesu nur eine stückweise Verwirklichung. Denn in keiner dieser beiden Stellen ist die Rede von Schlangen, noch von Gift, noch von Geisteraustreibungen und nicht einmal von Heilungen.
Es scheint mir genauso gewiß, daß der Herr in dieser Weissagung die gesamte Geschichte seiner Gemeinde voraussieht. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich alle diese Dinge tatsächlich erfüllt. Die Lebensläufe der großen Missionare enthalten allerlei außerordentliche Berichte.
Aber nichts in diesem Markustext erlaubt uns zu behaupten, daß jeder Jünger Jesu Christi unbedingt alle diese Dinge vollbringen wird. Diese Stelle wird jedoch oft angeführt, um ein allgemeines »Zungenreden« zu rechtfertigen und sogar um es allen Christen aufzuerlegen. Warum sagt man dann nicht, daß jeder nicht nur Kranke und Besessene heilen, sondern auch Schlangen aufheben und Gift trinken müße? Das wäre logisch ... und grauenhaft!
Nein! Der Herr Jesus Christus sagt einfach voraus, daß die wunderbaren Sprachen ein Zeichen unter anderen wären, welche die Gemeinde im allgemeinen erfahren würde, aber nicht unbedingt jeder Glaubende.
Jesus blickte auf die Ernte
Jesus sieht viel weiter als die Sprachen in Apg.2. Sogar noch weiter als bis zu all den wunderbaren Ereignissen zur Zeit der Apostel. Die Worte des Herrn (die wir studieren) sind im Blick auf die Evangelisierung der Welt gesprochen und nicht im Rahmen von Lobpreisung oder der Erbauung der Ortsgemeinde. Im Augenblick, wo Jesus sagt: »Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung«, fügt er hinzu: »Sie werden in neuen Sprachen reden.«
»Neue« oder »unverständliche«?
Der Herr gibt keine Definition oder Erklärung über die Sprachen, die er in seiner Prophetie meint. Er bezeichnet sie nur - und..

ISBN:9783878572299
Format:18 x 11 cm
Seiten:192
Gewicht:160 g
Verlag:Schriftenmissions Verlag
Erschienen:1986

Einführung in die Bibel TAUSEND JAHRE UND EIN TAG, Claus Westermann, Gerhard Gloege

04/06/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

TAUSEND JAHRE UND EIN TAG

Das Alte Testament hat zu unserer Generation neu zu sprechen begonnen. Wir sind dabei, es wieder zu entdecken. Im 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Frage immer lauter: Sollte die Zeit nicht gekommen sein, -das Alte Testament aus der christlichen Kirche, aus ihrer Predigt, ihrem Unterricht und ihrer Bibel zu entfernen? Es bedurfte der Macht von außen, die die Kirche zum Aufgeben des „jüdischen« Buches zwingen wollte, um die Christenheit in unserem Land ernsthaft vor die Frage zu stellen, was ihr denn dies Buch wirklich noch bedeute. Die Frage bewegte viele zu einem neuen Erforschen, zu neuem Hören des Buches, das die Bibel Jesu Christi war. Aus diesem Fragen und Forschen sind viele Früchte gewachsen, das spürt man heute im Leben der Kirche, im Studium der Theologie und weit darüber hinaus. Die von außen gestellte Frage, ob die Kirche von diesem Buch lassen könne oder ob es ihr noch lebensnotwendig sei, war nur der äußere Anlaß.


Das Alte Testament begann zu den Menschen unserer Zeit neu zu reden in den Jahren, die so vieles wandelten. Dieses Buch sprach zu uns, weil es war wie unsere Wirklichkeit.
Tausend Jahre umfaßt dieses Buch. Tausend Jahre haben daran gearbeitet; so lange hat es gedauert, bis aus den ersten Worten, den ältesten Liedern, Geschichten und Rufen das vielgestaltige Buch wurde, das uns heute vorliegt. So lang ist der Weg, der zu dem Ziel führte, das im Neuen Testament erreicht ist. Das im Neuen Testament Berichtete läßt sich zusammenfassen in das Geschehen eines Tages, des Tages, an dem, wie es das Johannesevangelium sagt, des Menschen Sohn erhöht wurde. Es versteht unter der Erhöhung oder Verherrlichung die Kreuzigung wie auch die Auferstehung. Der eine Tag, auf den die Berichte der vier Evangelien zugeben als ihr Ziel, ist auch das Ziel des Alten Testaments. Eine Geschichte, die sich über tausend Jahre erstreckte, mußte geschehen, damit dieser eine Tag kommen konnte. Dieser eine Tag wird nicht wirklich verständlich ohne den langen Weg, der zu ihm führte - die tausend Jahre hätten ohne diesen Tag keinen Abschluß, kein Ziel. Auf diesem langen Weg ist viel geschehen. 

Das Alte Testament berichtet vom Weg eines Volkes durch alle Stadien bis zum Zusammenbruch und einer wartenden Gemeinde. Aber der Weg dieses Volkes ist nicht dies; das »Gottesvolk« ist ein Volk unter Völkern, ein Teil der Menschheit und hat an der Menschheit in aller. Menschlichkeit teil. Ein Weg wird uns beschrieben, der durch alle Weiten des menschlichen Daseins führt. Es gibt nichts Menschliches, das nicht irgendwo im Alten Testament berührt wurde. Das Ausmaß dieses Buches reicht von den Bahnen der Sterne bis zu dem Wurm auf Erden, von den Pyramiden des ägyptischen Weltreiches bis zu den Anfängen des römischen Imperiums; es umfaßt in seinem Bericht die großen Stadien der Menschheitsgeschichte am Beispiel des einen Volkes: von den vorgeschichtlichen, in den Mythen anklingenden Epochen über die frühesten Anfänge der Kultur, vom Dasein der Nomaden, des streifenden Jägers bis zur Entwicklung der höchsten Kultur. 

Es spricht vom Menschsein in seiner ganzen, unerschöpflichen Fülle: von der Geburt des Kindes bis zum hohen Alter, vom Spielen des Kindes über die Liebe des Jünglings und des Mädchens, über die Freundschaft, die Ehe und die Arbeit in allen ihren Gestalten. Es gibt keine menschliche Fähigkeit, die nicht in diesem Buche irgendwo anklänge, bis hin zu den ersten Spuren der Wissenschaft. Alle Formen gemeinsamen Lebens, alle sozialen und politischen Grundformen haben auf dem Weg durch das Jahrtausend des Alten Testamentes ihren Platz.
Aber dies alles -. und es ist damit nur wenig genannt - hat seine feste Verankerung im Tun Gottes am Menschen, im Gegenüber des Menschen zu Gott; denn zu seinem Bild hat er ihn geschaffen. Alles, was zum Menschsein und zum Dasein in der Welt gehört, tritt hier in das Licht vor seinem Angesicht.
Darum, gerade darum kann der Mensch in diesem Buch so nüchtern, so ohne. alle Idealisierung, so wie er wirklich ist, geschildert werden: mit seinen Fehlern, seinen Möglichkeiten zum Bösen, mit all dem Unbegreiflichen des Ungehorsams und des Frevels der Sünde.
So gehört denn zu diesem Weg durch ein Jahrtausend auch die Antwort des Menschen, der Widerhall auf die Taten Gottes, das Reden des Menschen zu Gott in Klage und Jubel, in Flehen und Lob, in Singen und Weinen. Eines der Worte, das aus dieser Geschichte gegenüber Gott erwachsen ist und das zu uns heute spricht, wie es damals sprach, ist der 90. Psalm. Hier sagt es ein Mann, der so
menschlich war, wie uns irgendein Mann in einem der Gesdilchts-bücher geschildert wird: Es ist gut daß unser Menschendasein, so wie es nun einmal ist, mit allem darin, ein Gegenüber hat, auf das wir uns verlassen können, ein Gegenüber, das sich in Jahrtausen-
den nicht wandelt:
Herr Gott, du bist unsere Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge
und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.

DIE URGESCHICHTE
Die Bibel handelt von der ganzen großen Welt mit den Sternen, den Bäumen und dem Sand am Meer. Sie handelt von den Menschen von der Urzeit an bis zur Gegenwart und bis zum Ende der Welt. In der Mitte der Bibel steht der Bericht von dem einen erwählten Volk, der in das Kommen des einen Retters mündet. Aber der eine ist für die ganze Menschheit gekommen, und seine Botschaft zielt auf die Erlösung der ganzen Welt. Die ersten Kapitel der Bibel wie die letzten reden von den äußersten Weiten der Welt, von Anfang und Ende der Geschichte, vom Ursprung und vom Ziel der Menschheit.
Die ersten 11 Kapitel des 1. Buches Mose (Genesis), die sogenannte Urgeschichte, reden vom Ursprung der ganzen Welt, der ganzen Menschheit. Diese ersten Kapitel am Anfang der Bibel wollen und können nicht ein Bericht von der Entstehung der Welt und der Entstehung des Menschengeschlechtes im Sinn einer geschichtlichen oder naturwissenschaftlichen Darstellung sein. Sie sind die Entfaltung des Bekenntnisses zu Gott als dem Schöpfer der Welt und dem Herrn der Weltgeschichte.
Für die Menschen, denen einmal diese ersten Kapitel des Alten Testaments erzählt wurden, war es ohne weiteres klar, daß hier der äußerste Horizont des Gotteswirkens dargestellt wurde, das
ihnen in seiner Mitte, in der rettenden Tat am Anfang, in der Führung und Bewahrung des Volkes bis in ihre Gegenwart das Fundament war, auf dem ihre Geschichte und ihr Dasein ruhte.


Sie waren diesem Gott und seinem Tun begegnet in den realen Fakten ihrer Geschichte; sie konnten gar nicht anders, als diesen ihren Gott und Retter und Herrn als den zu bekennen, von dem alles herkam, als ihren Schöpfer und den Schöpfer der Welt. Als den Schöpfer lobten sie ihn, sie sangen im Lob des Schöpfers ihre Freude am Dasein, ihre Freude an der Weite und Schönheit der Welt. In den Schöpfungspsalmen, wie wir sie an vielen Stellen im Psalter, aber auch im Buch Hiob und an anderen Stellen finden, begegnet uns das eigentliche, den Menschen der Bibel aus dem Herzen kommende Reden vom Schöpfer. Um die Schöpfungsgeschichte am Anfang der Bibel recht zu verstehen, müssen wir eigentlich vorher die Schöpfungspsalmen nachgesprochen und in uns aufgenommen haben. Das Lob Gottes, des Schöpfers, setzt die Schöpfungsgeschichte nicht voraus, sondern es ist umgekehrt: Die Schöpfungsgeschichte kommt vom Gotteslob her und setzt dieses voraus. Diese Geschichten sind eigentlich ein entfaltetes, ein ausgebreitetes, lobendes Bekenntnis zu Gott, dem Schöpfer, das
so zur Erzählung geworden ist.


Damit wird auch etwas anderes, für das Verständnis der ersten Kapitel der Bibel Wesentliches klar: Wenn in den Psalmen oder im Buch Hiob oder bei Deuterojesaja Gott als der Schöpfer gelobt wird, so geschieht das nicht mechanisch, formelhaft immer mit den gleichen Worten, sondern in einer unbegrenzten Fülle von Formen, Worten und Bildern. Das Lob Gottes, des Schöpfers, ist seinem Wesen nach vielstimmig und vielgestaltig, es läßt sich gar nicht in eine einzige Aussagenreihe pressen. Darin ist es begründet, daß uns nun auch am Anfang der Bibel mehrstimmig von der Schöpfung der Welt und des Menschen erzählt wird, daß hier zwei Berichte von der Schöpfung nebeneinander stehen, die gerade je in ihrer Besonderheit ihre Bedeutung haben und nicht durch unsere Logik harmonisiert sein wollen, falls das überhaupt möglich ist.


ZUR ENTSTEHUNG DES PENTATEUCH
Die beiden Schöpfungsgeschichten am Anfang der Genesis - 1,1-2,4a und 2,4b-3,24 (oder bis 2,25) - liegen in ihrer Entstehungszeit weit auseinander, wahrscheinlich ist Gen. 2-3 im 9., Gen. 1 im 6. oder 5. Jahrhundert vor Christus entstanden. Die ersten Bücher der Bibel sind nicht als Werk eines Schriftstellers, aber auch nicht als die Niederschrift eines Mannes entstanden (daß Mose die fünf nach ihm benannten Bücher geschrieben habe, sagt die Bibel nirgends; es ist eine spätere Vermutung), sondern in der mündlichen Tradition, wie sie im Volk, seinen Bräuchen und vor allem in seinem Gottesdienst lebte. Wir sagten schon, daß der gesamten Überlieferung des Pentateuch das Bekenntnis des Volkes Israel zu Gott als seinem Retter aus tödlicher Bedrohung zugrunde liegt. Dieses Bekenntnis hatte den Charakter eines - wenn auch äußerst kurzen - Berichtes, des Berichtes nämlich von der rettenden Tat Gottes. Dem Bekenntnis, daß Gott Israel aus Agypten herausgeführt hat, fügte sich ganz von selbst die Ergänzung, die Hineinführung

DIE URGESCHICHTE
in das verheißene Land, an. Ein solches, von Gottes Tat berichtendes Bekenntnis hat in sich schon die Tendenz, daß es in einer Erzählung, in einem breiteren Bericht, ausgeführt wird. Die früheste Form dieser Ausweitung bestand in einer zusammenhängenden Aufzählung der wichtigsten Heilstaten Gottes an seinem Volk. Dieses „kleine geschichtliche Credo" (von Rad) wurde bei gottesdienstlichen Zusammenkünften des Volkes gesprochen, so etwa wie es Josua bei der Volksversammlung in Sichern (Josua 24) spricht. Ein schönes Beispiel dafür, daß es auch bei der Opferdarbringung eines einzelnen Israeliten seinen Platz hatte, ist Deut. 26. Hinter jedem der Sätze dieses Bekenntnisses stand eigentlich eine ganze Geschichte oder eine Reihe von Geschichten. Sie wurden im Volk erzählt, sie hatten besondere Sammelpunkte bei bestimmten Stämmen, in bestimmten Familien, an Heiligtümern, bei festlichen Gedenktagen. 

So wurden sie lange Jahrzehnte und z. T. Jahrhunderte hindurch weitergetragen von Generation zu Generation, von den Eltern zu den Kindern und gewiß auch durch Männer und Frauen, die dieser Geschichten besonders kundig und besonders begabt im Erzählen waren. Solange die Stämme für sich lebten, lebten auch die Geschichten in den Stämmen, Geschichten, die für das Leben des Stammes und seine Sippen wichtig waren und ihrem Lebens- und Interessenkreis zugehörten. In diesem Kreis sind vor allem die Vätergeschichten entstanden. 

Damit, daß Israel zu einem Volk wurde, und zwar durch Gottes Rettung und durch seine Führung, bekamen all diese mündlichen Traditionen einen Kristallisationspunkt in dem Bekenntnis von seinen Taten. So erwuchsen nun um diesen Kern herum Geschichtswerke, die von dieser Mitte her das Ganze der Geschichte des Volkes als Geschichte Gottes mit seinem Volk darstellten. Das früheste dieser Geschichtswerke entstand in der Zeit Davids und Salomos, etwa im 9., vielleicht auch schon im 10. Jahrhundert vor Christus. 

Man nennt es die jahwisti-sche Schrift, weil die Gottesbezeichnung durchgehend „Jahwe« ist. Etwa ein Jahrhundert jünger ist die elohistische Schrift (Gottesbezeichnung Elohim), von der manche Forscher annehmen, daß sie nur eine Ergänzung der jahwistischen darstellt, die aber doch eine ganz selbständige Darstellung gewesen sein kann. Sehr viel später, gegen Ende oder bald nach dem Exil ist die sogenannte Priesterschrift entstanden (6. oder 5. Jahrhundert), so genannt, weil sie, aus Priesterkreisen erwachsen, ein ausgesprochenes Inter-

ZUR ENTSTEHUNG DES PENTATEUCH
sau sm Kult, Priestertum und priesterlicher Tradition zeigt. Diese lr.L Schriften oder Schichten der Tradition sind im Pentateuch in dar Au zusammengefügt, daß die Priesterschrift den Rahmen des (uicn bildet und ihr die älteren Traditionen eingefügt sind. Diese Zusammenfügung von Traditionen aus vielen Jahrhunderten ist so hing und behutsam, daß einerseits eine neue, echte Ganzheit der Geschichtsdarstellung entstand, andererseits die älteren Traditions  mit solcher Treue bewahrt sind, daß es den Forschern 2500 Jahre später gelungen ist, die Schichten, aus denen das Werk hervorgegangen ist, wiederzufinden und dadurch die Geschichte des Volkes Israel von der frühesten Zeit an in den großen Zügen nachzureichen.

Diese Arbeit der Forschung am Pentateuch, die sog. Quellenscheidung, hat zwar zu manchen unnötigen und gefährlichen Auswüchsen geführt, im ganzen aber hat sie dem Verstehen des Alten Testamentes und damit dem Verstehen der Bibel einen guten, wertvollen Dienst geleistet. Daß wir jetzt in den ersten Büchern der Bibel mehrere Stimmen berichten, mehrere Zeugen die Taten Gottes bezeugen hören, ist eine wesentliche Bereicherung und gleichzeitig eine wesentliche Klärung unseres Hörens auf das Alte Testament, denn jetzt können wir in den verschiedenen Bestandteilen deutlicher als früher eine bestimmte Zeit, eine bestimmte Sprache sind eine bestimmte Theologie vernehmen. Das Zeugnis einer ein-‚einen Geschichte wird damit klarer und präziser. Andererseits ist durch diese zeitliche Profilierung der frühen Geschichten eine festere Einordnung des in der Bibel Berichteten in die Geschichte der Umwelt möglich. Neben dem Charakter eines Glaubenszeugnisses hat das vielfältige Gefüge der frühen Erzählungen in der Bibel auch den Wert eines geschichtlichen Dokumentes.
Daß die Geschichte von den zentralen Heilsereignissen nicht in einer einheitlichen Schrift, sondern von mehreren Zeugen nebeneinander berichtet wird, ist im Neuen Testament ganz ähnlich. Ein Unterschied besteht aber darin, daß im Neuen Testament die vier Evangelien je selbständige Schriften blieben, im Alten Testament die ebenfalls vier Schriften (zu den drei genannten kommt noch das 5. Buch Mose hinzu) zu einer Darstellung zusammengefügt wurden. Aber hier wie dort ist die Mehrstimmigkeit des Zeugnisses dem Geschehen gemäß, das hier bezeugt wird: dem Wirken Gottes in unsere Welt hinein, das gerade durch die mehr-


INHALT
VORWORT ZUR SONDERAUSGABE
Claus Westermann: Altes Testament 3

TAUSEND JAHRE UND EIN TAG DIE URGESCHICHTE
Zur Entstehung des Pentateuch  9
Die beiden Schöpfungsberichte  12
Schöpfung und Naturwissenschaft i
Bebauen und Bewachen 16
Von Kain zum Turmbau zu Babel 49

DIE VÄTERGESCHICHTEN 

Abraham 24
Jakob und Esau . Kampf um den Segen 33
Die Josef Geschichten 45

DREI WELTEN 58
Die Ströme und die Reiche  58
Die Grundzüge der Geschichte des Gottesvolkes 61

DAS WANDERNDE VOLK 68
Der Weg durch die Wüste 82
Kampf um das verheißene Land; die Bücher Josua und Richter 89
Berufene Helfer  97
Das Land und der Staat 104
Zur Entstehung der geschichtlichen Bücher io6

DAS KONIGREICH 109
Die Könige Israels 113
König Saul 115
König David 120
Davids Königsherrschaft 429
König Salomo 436
Die 2. Epoche des Königtums in Israel:
Von der Reichstrennung bis zum Fall Samarias 441
Vom Fall Samarias bis zum Fall Jerusalems 165
Das Deuteronomium: Thesen einer Reformation 170
Wenn dich dein Kind fragt... 177

DIE PROPHETEN 
Die Stunde der Propheten
Der Prophetenspruch
Die Propheten der sozialen Botschaft 197
Jesaja, der Prophet des Heiligen 211
Jeremia, der Prophet der Anfechtung 224
Der Prophet des Trostes
Die Bedeutung der Prophetie für die Menschheitsgeschichte 241


NACH DEM BABYLONISCHEN EXIL
Die Nachgeschichte der Prophetie 245
Haggai, Sacharja, Maleachi 250
Das Gesetz 256
Die Psalmen 259
Weisheitsliteratur 268
Das offene Buch 270


Gerhard Gloege: Neues Testament 271
ALLER TAGE TAG
ZWISCHENZEIT DIE MODERNE MENSCHHEIT 278
Das Perserreich 279
Die griechische Revolution 281
Das Erlebnis der Menschheit 283
Die Zivilisation des Geistes 284
Ukumenische Okononiie 287
Massengesellschaft 290


DER GOTTESSTAAT 292 292 295 297 299
Die Bekenntniskirche. 302
Orthodoxie und Pietismus 303
Frühe Enthüllungen 305
Ausbeuter und Verzweifelte 309
Umgang mit Menschen 323
Die altgriechische Bibel 323
Akute Säkularisierung 325
Die Bauernrevolution 326
Die Bruderschaft 327
Die Gruppe 329
Das Ziel der Geschichte 332
Das Konventikel 335
DAS WELTREICH 336
Der Vasallenstaat 338
Der Despot 340
Der Kulturfreund 341
Der Schirmherr des Weltjudentums 343
Jesus 345
Außerchristliche Jesus-Zeugnisse 346
Glaube und Geschichte 349
Botschaft und Legende 352
Chronologisches 353
Stammbaum und Ahnentafel 357
Das große Schweigen
Entzwei' und gebiete
Die Kaste
Der Orden
„Kirche" und „Staat"
Qumran
Die Zunft
Der Tag der Welt
Das schöne Jahrhundert
Das Hochamt auf dem Kapitol
Die neuen Evangelien
Die Stunde der Propheten
Wurzeln der Prophetie x86
Die Prophetenbücher 192

ALLER TAGE ABEND: JESUS VON NAZARETH 364
DER ABEND GOTTES 365
Die Ankunft des Elia 365
Zwischen Taufe und Tod 373
Heimat und Herkunft 378
Der Gottbesessene 380
Die unmögliche Möglichkeit 385
Das Werk 389
Die Verkündigung 394
Der Kampf 404
Niederlage und Sieg 416
DER ABEND DES MENSCHEN 420
Der endzeitliche Horizont 420
Der Anwalt des Menschen 428
Das Gesetz des Schöpfers 437
Die Herausforderung des Menschen 447
Die Überwindung des Menschen 454
Die neue Gerechtigkeit 462
DER ABEND DER WELT 470
Wer war Jesus 471
Das Messiasgeheimnis 479
Der Weltrichter 485
Das Inkognito Gottes 490
Das Aufgebot 496
Der Angriff -   503
Die Bereitschaft 508
Der Opfergang 512
Das Ende 519
Das Osterereignis 526
EPILOG: DIE RETTUNG DES SISYPHOS 540
Stichwortregister 547
Verzeichnis der Bibelstellen 55!

Kreuz-Verlag ISBN:3783105102

Gottes Plan mit den Völkern dieser Welt, Frederick A. Tatford

03/04/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

VORWORT

Die Zukunft kommt mit Riesenschritten auf uns zu. Täglich erhalten wir neue Nachrichten aus240304-105017.png?1709545826153 Zeitung, Funk und Fernsehen über das Geschehen in aller Welt, und es ist selbst für den Fachmann nicht möglich, die verwirrende Vielfalt der Ereignisse zu einem gültigen politischen Gesamtbild zu verarbeiten.
Doch es gibt einen Schlüssel zum Verständnis der Weltgeschichte, der sich bisher bereits durch zahlreiche erfüllte Verheißungen als richtig erwiesen hat: Gottes Wort. Die Bibel sagt uns, daß Gott einen bestimmten Plan mit den Völkern dieser Welt hat. Im Lichte dieses Plans verstehen wir, was um uns herum und in der Welt vor sich geht.
Dr. Frederick A. Tatford hat sich seit Jahren sehr genau und gewissenhaft mit der Prophetie befaßt. Er ist Wissenschaftler und genießt in der Englisch sprechenden Welt einen hervorragenden Ruf. Ein Buch von ihm mit dem Titel „Prophetie und die Zukunft der Welt" ist bereits früher in unserem Verlag erschienen.


In dem vorliegenden neuen Buch von Tatford wurden acht Broschüren zusammengefaßt. 
Sie behandeln Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Völker, die in der endgeschichtlichen Zeit besonders hervortreten werden: China, Rußland, die Staaten Westeuropas, Ägypten, Israel und dessen Nachbarstaaten. 


Ein besonderes Kapitel ist der von Gottes Wort geweissagten „einen Weltkirche" gewidmet. Hier vermittelt Tatford bisher kaum bekannte geschichtliche Zusammenhänge -

Das Buch ist in leicht faßlichem Stil geschrieben. Die Bibelstellen, auf die sich der Verfassär bezieht, sind im Wortlaut zitiert Sie wurden jedoch zum Teil gekürzt. Wenn sie zu lang waren, haben wir sie nicht angeführt, um den Gedankenflut nicht zu unterbrechen. Es empfiehlt sich daher, das Buch nicht ohne die Bibel zu lesen.
Die Kapitel „Ägypten", „Der Jude" und „Der Araber und der Jude" enthalten einige Überschneidungen und Wiederholungen, da sie ursprünglich unabhängig voneinander verfaßt wurden.
Möge det lebendige Herr den Lesern durch die Lektüre dieses Buches einen geschärften geistlichen Blick für die Zeit geben, in der wir leben und auf die wir zugehen. Petrus sagt im zweiten Petrusbrief: „Wir halten nun desto fester an dem prophetischen Wort, und ihr tut wohl, darauf zu achten als auf ein Licht, das an einem dunklen Orte scheint."
Wetzlar, im Dezember 1970 Der Herausgeber


WAS WIRD DIE ZUKUNFT BRINGEN?
Die Probleme, denen die Welt heute gegenübersteht, scheinen unlösbarer und verwirrender zu sein als zu irgendeiner anderen Zeit der Geschichte. Wir haben das Gefühl, beständig zittern zu müssen angesichts eines drohenden Unheils, das alles verschlingen würde, was bisher noch als sicher und beständig galt. Die internationalen Beziehungen werden gespannter; die wirtschaftlichen Verhältnisse beunruhigen. Wir sehen in allen Bereichen deutlicher eine unzulängliche Führerschaft. Der übernormale Druck und die Spannung in unserem Leben schaffen ein allgemeines Gefühl der Unsicherheit. Was wird die Zukunft bringen? Gebannt blicken wir nach vorn. Alles Kommende scheint uns wichtiger und bedeutsamer als je zuvor
Wohin führen die jetzigen Ereignisse?
Politiker und Wissenschaftler grübeln darüber nach, aber sie können auch nicht sagen, was wir zu erwarten haben.'Allwissenheit und Vorkenntnis gehören Gott allein. Nur er kann das „Morgen" enthüllen. - In seinem Wort hat er uns eine teilweise Offenbarung gegeben.
Von der Bibel her ist S klar, daß Israel im göttlichen Plan einen besonderen Platz hat. Vor mehreren Jahrtausenden verkündete Gott, daß Abrahams Nachkommenschaft zu einer großen Nation werden würde. Durch sie sollten alle anderen Völker gesegnet werden

 „Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und• dir einen großen Nämen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden." (1. Mose 2, 3) „An dem Tage schloß der Herr einen Bund mit Abraham und sprach: Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben, von dem Strom Ägyptens an bis an den großen Strom Euphrat .....(1. Mose 15,18-21) Und ich will dir und deinem Geschlecht nach dir das Land geben, darin du ein Fremdling bist, das ganze Land Kanaan, zu ewigem Besitz (1. Mose 17, 8)


Die Nachkommen Abrahams sollten also ständig das ganze Land vom Nil bis zum Euphrat besitzen. Das war ein weit größeres Gebiet als Israel es jemals besaß. Später verhieß er auch, daß der Thron und das Königtum ihres Herrschers David befestigt werde auf ewige Zeiten:
„Wenn nun deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern schlafen legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen... und ich will seinen Königsthron bestätigen ewiglich... Aber dein Haus und dein Königtum sollen beständig sein in Ewigkeit vor mir, und dein Thron soll ewiglich bestehen." (2. Sam. 7, 12-16)


Diese göttlichen Zusagen waren bedingungslos! Zu gegebener Zeit werden sie erfüllt werden. Es ist interessant, den Apostel Paulus zu der Frage der Verheißungen zu hören:
„Ich meine aber dies: Das Testament, das von Gott zuvor bestätigt ist, wird nicht aufgehoben durch das Gesetz, welches vierhundertdreißig Jahre hernach gegeben ist, so daß die Verheißung zunichte würde." - (GaL 3,17)


Ein grundsätzliches Wort, das sich auf alle Verhei-ßüngen Gottes bezieht. An die dem Abraham, David und Salomo gegebenen Verheißungen waren keine Bedingungen geknüpft; sie werden zu gegebener Zeit erfüllt werden. - Nun, erst im zwanzigsten Jahrhundert geschah es, daß wieder ein Staat Israel ins Lebn, gerufen wurde. Jetzt erkennen wir, daß Gott anfängt, seine Verheißungen zu erfüllen.


Jerusalem zerstört
Im sechsten Jahrhundert vor Christus war klar, daß Gott nicht an eine unmittelbare Erfüllung dachte. Gott offenbarte Daniel, daß eine Zeitspanne von „siebzig Siebenen von Jahren" für Israel und Jerusalem verordnet war. In dieser Zeit würden sieh gewisse Ereignisse zutragen. Nach der neunundsechzigsten Woche, also im 483. Jahre, sollte der Messias ausgerottet werden; später würde die Stadt Jerusalem und ihr Tempel zerstört werden.
»Siebzig Wochen sind verhängt über dein Volk und über deine Stadt; dann wird dem Frevel ein Ende gemacht und die Sünde abgetan und die Schuld gesühnt, und es wird ewige Gerechtigkeit gebracht und Gesicht und Weissagung erfüllt und das Allerheiligste gesalbt werden. So wisse nun und gib acht: Von der Zeit an, als das Wort erging, Jerusalem werde wieder aufgebaut werden, bis ein Gesalbter, ein Fürst, kommt, sind es sieben Wochen; und zweiundsechzig Wochen lang wird es wieder aufgebaut sein... Und nach den zweiundsechzig Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden und nicht mehr sein."(Dan. 9, 24.26)


Alle Ereignisse, die die Prophetie bis zu diesem Punkt vorausgesagt hatte, waren erfüllt; aber jene der letzten „Woche" von sieben Jahren sind bis jetzt noch nicht eingetreten. In vielen anderen Stellen des Alten Testaments finden wir Einschaltungen; so auch hier. Was geschah zwischen dem Ende der neunundsechzigsten und dem Anfang der siebzigsten Jahrwoche? Es wurde schon gesagt: Als der Messias kam, verwarf Israel ihn und übergab ihn dein Tode; er wurde „ausgerottet", wie es vorausgesagt war. Siebzig nach Christus wurden Stadt und Tempel von den Römern wie vorausgesagt zerstört:
- „Und das Volk eines Fürsten wird kommen und die Stadt und das Heiligtum zerstören, aber dann kommt das Ende durch eine Flut, und bis, zum Ende wird es Krieg geben und Verwüstung, die längst beschlossen ist." • (Dan. 9, 26)


Paulus erläutert klar in Römer 11, daß Gott die Nation zeitweilig auf die Seite setzte. Sie hatte ja seinen Sohn verworfen. Wann wird der Sohn sich wieder mit ihr beschäftigen?
„Denn ich sage euch: Ihr werdet mich nicht sehen, bis daß die Zeit komme, da ihr sagen werdet: Gelobt ist, der da kommt im Namen des Herrn!" (Luk 13, 35) So konnten auch die Nichtjuden errettet werden. Für sie galt jetzt auch das Opfer von Golgatha, ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, daß du seist mein Heil bis an die Enden der Erde.' (Jes. 49, 6)


In den letzten neunzehn Jahrhunderten beachtete Gott die nationalen und rassischen Unterschiede nicht mehr. In dieser Zeit schuf er eine Gemeinde. Sie setzte sich zusammen aus allen, die sich dem Herrn Jesus Christus als ihrem Heiland anvertrauten. Im Alten Testament wird nicht von der Gemeinde gesprochen. Das Geheimnis wurde erst in der Zeit der Apostel enthüllt:
daß mir ist kundgeworden dieses Geheimnis durch Offenbarung,
welches in den vorigen Zeiten nicht kundgetan ward den Menschenkindern, wie es jetzt offenbart ist in seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist; nämlich daß die Heiden Miterben sind und mit zu seinem Leibe gehören undMitgenossen der Verheißung
in Christus Jesus sind durch das Evangelium...' (Eph. 3, 3-6)
Die Gemeinde hat eine himmlische Bestimmung; ihre Glieder sind Himmelsbürger:
„Unsere Heimat aber ist im Himmel, von dannen wir auch warten des Heilan des Jesus Christus, des Herrn .....(PhiL 3, 20)
Eines Tages wird sie in den Himmel entrückt werden:
„Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, so will ich wieder kommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin." (Joh. 14, 3)


Der Plan Gottes für Israel
Während des Gemeinde-Zeitalters wird der göttliche Plan für Israel in der Schwebe gehalten. Offensichtlich wird er nicht wieder in Kraft treten, bis das gegenwärtige Zeitalter endet. Gott hob den Plan selbstverständlich nicht auf. Eines Tages wird er sich wieder mit seinem irdischen Volk befassen. Doch im Augenblick beschäftigt er sich mit seinem himmlischen Volk.
Wie lange das gegenwärtige Zeitalter dauert, zeigt die Schrift nicht an. Aber Paulus enthüllt, daß der Herr Jesu Christus in den Luftbereich der Erde herabsteigen wird, um seine Gemeinde in den Himmel zu entrücken:
„Denn das sagen wir euch als ein Wort des Herrn, daß wir, die wir leben und übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn. werden denen nicht zuvorkommen, die entschlafen sind. Denn er selbst, der Herr, wird mit befehlendem Wort, mit der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkornmen vom Himmel, und die Toten in Christus werden auferstehen zuerst. Danach wir, die wir leben und übrigbleiben, werden zugleich mit ihnen hingerückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft, und werden so bei dem
Herrn sein allezeit.' (1. Thess. 4,15-17)
Verweslichkeit und Sterblicheit werden verwandelt werden in Unverweslichkeit und Unsterblichkeit:
„Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dies Verwesliche muß anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit." (1. Kor. 15,51-53)


Alle, die Jesus angehören, werden verwandelt werden und ihm dann gleich sein:
„Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder; und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn er erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist,, (1. Joh. 3, 2)


Jeder Makel wird abgetan sein. Der Leib des Gläubigen wird vollkommen umgestaltet werden. Er wird seinem Leibe der Herrlichkeit gleichförmig sein: welcher unsern nichtigen Leib verklären wird, daß er gleich werde seinem verklärten Leibe nach der Wirkung seiner Kraft, mit der er kann auch alle Dinge sich untertänig machen." (Phil. 3 21)

WAS WIRD DIE ZUKUNFT BRINGEN? 
- wohin führen die jetzigen Ereignisse? 
- Jerusalem zerstört 
- Plan Gottes für Israel 
- Richterstuhl Christi 
- Vereinige Staaten von Europa 
- Israel zwischen feindlichen Mächten 
- große Trübsal 
- Wiederkunft Jesu 
- Tausendjähriges Reich 
- großer weißer Thron 
- neuer Himmel und neue Erde 

CHINA 
- Geschichte 
- heute 
- biblische Prophetie 

RUSSLAND 
- antichristliche Bewegung 
- biblische Prophetie 

DER GEMEINSAME MARKT 
- Ziele Konsequenzen 
- politische Einheit 
- starker römisch-katholischer Einfluss 
- biblische Prophetie 

ÄGYPTEN 
- Lage heute 
- biblische Prophetie 

DER JUDE 
- Balfour-Erklärung 
- drei Wundersiege 
- Zukunft 
- erfüllte Prophetie 
- Diktator 
- Leiden und Segen 

DER ARABER UND DER JUDE 
- Hass durch Jahrtausende 
- Stammesvermischung 
- wechselnde Oberhoheit 
- Sieg gegen Übermacht 

DIE EINE WELTKIRCHE 
- Einheit nach der Bibel 
- Kirchenspaltungen 
- ökumenische Bewegung 
- Weissagung über die Weltkirche 
- abtrünnige Kirche 
- Rom in der Nachfolge Babylon 
- Vernichtung 
- die wahre Kirche

Format: 13,5 x 20,5 cm
Seiten: 143
Gewicht: 220 g
Verlag: Gerth Medien
Erschienen: 1971


Jordy Gerhard Die Brüderbewegung in Deutschland 1, 16.Jhdt bis 1899,

05/12/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

EINLEITUNG Wie die meisten evangelischen Erweckungs- oder Gemeinschaftsbewegungen ist auch die Brüderbewegung eingebettet in den großen Strom der reformatorischen Entwicklung, der im 16. Jahrhundert aufgebrochen und in seinen vielen Verästelungen bis heute nicht zum Abschluß gekommen ist. Schon in der Reformation Luthers, Zwinglis und Calvins zeigt sich der Grundsatz alles reformatorischen Denkens und Lebens, indem hier »das Verhältnis des einzelnen zur Kirche Christi abhängig« ist »von seinem Verhältnis zu Christo«, wie es der evangelische Theologe Schleiermacher um 1800 einmal formuliert hat. 

Die Rechtfertigung des Sünders vor Gott versteht sich hier allein aus dem Glauben an das einmalige Opfer Jesu Christi, des Sohnes Gottes, und dieser Glaube hat nichts anderes zur Grundlage als die Autorität der Bibel, und von diesem Glaubensverhältnis zum lebendigen Christus wird nun auch das Verhältnis zur sichtbaren Gemeinde Christi gesteuert. 

Zu diesem Punkt wird jede reformatorische Bewegung wieder zurückkehren oder hier neu ansetzen, wenn im protestantischen Raum institutionelle Erstarrungen - oft genug hervorgegangen aus der unheiligen Allianz von Thron und Altar - das Verhältnis des einzelnen Christen zur Kirche, meist einer Staatskirche, zum Selbstzweck werden lassen. Gegen die territorial oder traditionell gebundenen Kirchen mit ihren an staatlichen und gesellschaftlichen Interessen orientierten Tendenzen werden sich immer wieder Christen zu Freikirchen oder Gemeinschaftsbewegungen zusammenschließen, wobei allerdings nur die vorbehaltlose Beschränkung auf die Autorität der Bibel diese Bewegungen vor Sektenbildung bewahren kann.

 Die Aufsplitterung dieser protestantischen Bewegungen in viele Gruppen, oft bis zur Selbstauflösung getrieben, ist - menschlich gesprochen - eine natürliche Folge des individualistischen Prinzips, das der Reformation von Anfang an innewohnt, ist aber zugleich auch der Nährboden für immer neue Erweckungen. Auch die Brüderbewegung wird dabei keine Ausnahme machen.

I. Die Anfänge in England und Irland
1. Puritanismus - Methodismus - Erweckungs-bewegung
Puritanismus (17. Jhdt.)
Schon bei den Puritanern in England, dem Mutterland der Brüderbewegung, finden wir 200 Jahre vor deren Beginn auf der einen Seite,. den Aufstand gegen eine Institution, die als Anglikanische Kirche die Lösung von Rom zumeist nur aus staatlichen und dynastischen Interessen vollzogen und keine wirkliche innere Wende erfahren hatte, zum anderen aber auch die Zersplitterung in viele Gruppen. 

Hier finden wir schon den Vorwurf, daß die Anglikanische Kirche nicht den Maßstäben der Bibel entspreche, und auch den Anspruch, die Bibel zur Norm des gesamten Lebens werden zu lassen. Mag auch die Meinung der Puritaner zur Cromwell-Zeit, das Reich Gottes lasse sich im irdischen Dasein verwirklichen, ein Irrweg gewesen sein, dennoch wurde der Puritanismus (purus = rein) zum Herzstück der englischen Reformation: die Erweckung zur Bibel, zum Gebet, zum Handeln aus dem Glauben; der Wille, im täglichen Leben die Führungen Gottes zu-suchen; die Naherwartung des wiederkommenden Herrn waren Grundsätze, die über die puritanischen Kreise hinaus die englische und auch die amerikanische Lebensart durchdrungen haben.
In dem eindrucksvollsten Buch jener Epoche, in dem Werk des baptistischen Kesselflickers John Bunyan (1628-1688), »Des Pilgers Reise aus dieser Welt in die kommende«, finden wir schon die drei Hauptmotive, die immer wieder - wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten - die Hauptanliegen aller freikirchlichen Bewegungen sein sollten:
1. Gewissenserweckung in der Buße vor Gott,
2. Gnadenerfahrung durch das Heil in Christus,
3. Glaubenskampf in der Gemeinschaft der Heiligen bis zum. Ziel.
Auch das Prinzip der Selbständigkeit der Einzelgemeinde können wir schon im Puritanismus beobachten, die völlige Unabhängigkeit von weltlicher Obrigkeit, vom Bischofsamt oder von einer Synode. Die Ablehnung jedes geistlichen Amtes in der Gemeinde ist damit eng

verbunden. Independentismus, d. h. Unabhängigkeit (von jeder staatlichen und kirchlichen Obrigkeit), und Kongregationalismus (Congre gation = Versammlung) d h Priestertum aller Gläubigen in den Zu sanunenkünften, waren also Wesensformen puritanischer Gemeindeversammlungen.
Die aus dem Calvinismus hervorgehenden schottischen Presbyterianer mochten nicht ganz so weit gehen, die. grundsätzliche Gleichberechtigung aller Glieder der Gemeinde stand auch bei ihnen obenan und selbst die Wahl der Altesten (= Presbyter) kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Älteste von der Aufgabe, von der Funktion her, nicht vom Amt her bestimmt war.
Wenn die Baptisten durch die uneingeschränkte Praktizierung der Glaubenstaufe hervorragten, so pflegten die Quäker, die sich selbst »Gesellschaft der Freunde« nannten, in ihren Versammlungen ganz besonders nach dem Grundsatz der Geistesleitung zu verfahren, indem sie so lange warteten, bis einer von ihnen vom Geist geführt wurde, das Wort an die Gemeinde zu richten, mochte ihnen auch das sichtbare Ergriflenwerden durch den Heiligen Geist den Spottnamen »Quäker (= Zitterer)« eintragen. Später wird gerade in der Brüderbewegung dieses Prinzip, die Versammlung der uneingeschränkten Leitung durch den Geist Gottes zu unterstellen eine nicht unwesentliche Rolle spielen.

Ob nun Kongregationalisten, Presbyterianer, Baptisten oder Quäker, dem anglikanischen Staatskirchentum gegenüber waren sie alle Nonkonformisten, d. h. Nichtangepaßte. Geprägt waren sie alle von einer starken Endzeiterwartung, und . wichtig war in jedem Fall die Verantwortung jedes einzelnen Gemeindegliedes, und beides löste immer wieder neue dynamische Bewegungen aus. Der puritanische Einfluß hat die USA zum klassischen Land der Kongregationalisten gemacht, und als im Zeitalter der Aufklärung der Schwung des englischen Puritanismus erlahmte sollte der Geist Gottes aus dem glimmenden Feuer eine neue helle Flamme entfachen.

Methodismus (18. Jhdt.)
So hat der Methodismus um die Mitte des 18. Jahrhunderts als eine gewaltige Erweckungsbewegung die Massen erfaßt. Ihr Gründer, John Wesley (1703-1791), weist bezeichnende Parallelen zum 100 Jahre jüngeren J. N. Darby auf.

Als Geistlicher der englischen Hochkirche, selbst aus einer alten anglikanischen Pfarrerfamihe stammend rang er lange um ein Leben in strengster Heiligung bis er 1738 durch die Begegnung mit Herrn hutern das Erlebnis der Heilsgewißheit erfuhr. Damit wurde er dann zu dem Volksmissionar, der gerade die einfachen Menschen in großer Zahl aus Sunde und Gottesferne herausfuhren konnte woraus ihnen die in Rationalismus und Verweltlichung erstarrte Staatskirche nicht herauszuhelfen vermochte Bußkampf und Gnadendurchbruch hin zur völligen Heilsgewißheit und das rechte Verhältnis zwischen Rechtfertigung und Heiligung waren die zentralen Themen seiner Verkündigung. Später werden Darby wie Carl Brockhaus gerade an diesen Fragen in ihrer Entwicklung einsetzen.

Wesley verstand sich zunächst nicht als der Gründer einer Bewegung außerhalb der Staatskirche, der Methodismus wurde aber schließlich durch die Eifersucht der Anglikaner hinausgedrängt, wie es andererseits auch schwer ist, Glaubensbewegungen von erweck-licher Dynamik innerhalb der Zäune einer Traditionskirche zu halten. Die Brüderbewegung des ‚19. Jahrhunderts sollte diese Erfahrung ebenfalls machen.
Der Methodismus aber drängte zum in puritanischer Gesetzlichkeit erstarrten Amerika hinüber, das mit ihm zum beispielhaften Land der periodisch wiederkehrenden Erweckungsbewegungen und Mas senevangelisationen wurde.

Erweckungsbewegung (19. jhdt.)
In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts setzte in England und Irland eine neue Welle erwecklicher Bewegungen ein, in deren Zug sich viele Christen von der in liturgischem Pomp hohlem Dogma und Amterhierarchie erstarrten anglikanischen Hochkirche ab und der Gemeinschaft Gleichgesinnter unter dem Wort Gottes zuwandten Es waren vornehmlich Adlige und Gebildete des Bürgertums, .die mit der offiziellen Stäatskirche und deren katholisierenden Tendenzen, aber auch mit dem Separatismus der Freikirchen unzufrieden waren und nach geistgeprägter Gemeinschaft sowie nach der wahren Einheit der Kirche suchten. 

Darüber hinaus waren gemeinsames Gebet, intensives Bibelstudium und die Erörterung noch unerfüllter Prophetie Anliegen jener Zirkel, »sobieties« genannt, wie diese Gruppen überhaupt wieder von einer starken Endzeiterwartung bestimmt waren
Dabei suchte man durchaus nicht neue Gemeinden zu bilden, sondern blieb zunächst in den Kirchen, denen man ursprünglich angehörte, trachtete aber nach der geistlichen Einheit mit anderen ernsten Christen und nach einer Betätigung des Glaubens auch außerhalb der einengenden Kirchenzäune Die Amtshandlungen wie Taufe und Begräbnis überließ man getrost den offiziellen Kirchen Ganz gewiß nahmen diese Einstellung und das daraus folgende Verhalten Gedankengut und Ziele der dann 1846 in London gegründeten Evangelischen Allianz vorweg, und sicherlich haben sie zu deren Verwirklichung beigetragen.

Uns heute mag nach 130 Jahren praktizierter Allianz das Tun jener Menschen als nicht besonders beachtlich erscheinen, wir sollten uns aber darüber mi klaren sein, daß die Freiheit die wir heute m kirchlichen Angelegenheiten gewohnt sind zur damaligen Zeit in keiner, Weise gegeben war. Selbst in privaten Kreisen galt es als unstatthaft, über Lied, Gebet und Bibellese hinaus auch noch das Wort Gottes auszulegen - dies sollte eben nur ordinierten Geistlichen vorbehalten bleiben - von der Austeilung des Abendmahls ganz zu schweigen. 

Insofern beruhte das Vorlesen aus Andachtsbüchern, wie es z B der junge Georg Müller 1825 in Halle erlebte,' nicht etwa auf der rhetorischen Unfähigkeit der, Mitglieder eines solchen Kreises, sondern auf den Vorstellungen einer Zeit, in der - wie in Deutschland - die Laienpredigt vom Staat noch bestraft werden konnte. Gewiß waren die Verhältnisse in England etwas freiheitlicher als im polizeistaatlichen Preußen, aber die religiösen Ansichten der vom Staats-kirchentum maßgeblich beeinflußten Gesellschaft übten auch hier einen gewissen Druck aus.
Um so mehr muß man das mutige Verhalten jener Männer und Frauen bewundern, die sich nicht scheuten sich die Mißachtung der Gesellschaft und die Feindschaft der Staatskirche zuzuziehen, wenn sie sich in kleinen Hauskreisen zu Wortbetrachtungen und Gebet versammelten.
Dublin (.4. N. Groves)

Ein solcher Kreis von gläubigen Männern in Dublin, der Hauptstadt Irlands das damals noch unter britischer Herrschaft stand sollte zur Urzelle der Bruderbewegung werden obwohl sich wenig später auch Bristol Plymouth u a Orte Englands zu Zentren dieser Bewegung herausbildeten. Dublin hat aber unbedingt einen gewissen zeitlichen Vorsprung für siclt
Hier war es der Zahnarzt und Theologe Anthony Norris Groves
(1795-1853), der als erster die oft noch recht unklaren Zielsetzungen
jener Kreise konsequent zu Ende dachte und zu dem Ergebnis kam, »daß Gläubige, die sich als Junger Christi versammeln frei seien das Brot miteinander zu brechen, wie ihr Herr sie ermahnt habe; und daß, soweit die Handlungsweise der Apostel ein Wegweiser sein könnte, sie jeden Tag des Herrn dafür benutzen sollten, sich des Todes des Herrn zu erinnern und seinem letzten Befehl zu gehordien.«2
Dies war für einen Anglikaner und »strengen Kircheninann«,3 wie es Groves ursprünglich war, ein kühner Gedanke in einer Zeit, m der, wie schon oben bemerkt die Anmaßung kirchlicher Amtstätigkeiten fast einem Eingriff in staatliche Hoheitsakte gleichgeachtet wurde; er ist., aber zu verstehen aus dem Gehorsam, mit dem jene Leute damals bereit waren, der Bibel zu folgen. Immerhin war ein solches Vorgehen im England der Independenten und Kongregationalisten nicht ganz so ungewöhnlich wie im noch viel mehr staatskirchlich geprägten Deutschland. In der Konsequenz von Bibelstudium, Erkenntnis und Handeln ist- Groves aber so typisch für die Menschen jener Erwek-kungszeit daß auf ihn als den gewissermaßen geistigen Vater der Bruderbewegung naher eingegangen werden soll.

Schon jung mit einer erfolgreichen Zahnarztpraxis in Exeter (Südwestengland) ausgestattet und glücklich verheiratet war Groves andererseits von dem Gedanken beseelt, mit allen Kräften Gott als Missionar zu dienen ein Vorhaben dem sich allerdings zunächst seine Frau entgegenstellte. Nachdem Groves eine Zeitlang die Bibel unter Ausschluß jeder anderen Lektüre gelesen hatte, kam das Ehepaar überein, sein Leben in materieller Umsicht um Jesu willen zu andern Zuerst gab es ein Zehntel seiner Einkunfte zur Linderung
der Not im aufbrechenden industriellen Zeitalter, dann gab es ein Viertel den Armen und schließlich das gesamte Einkommen, soweit es nicht für die eigenen unmittelbaren Bedürfnisse benötigt wurde. In einer Schrift legte Groves 1825 die Summe seiner biblischen Erkenntnisse dar:
»Das christliche Motto sollte sein: Arbeite hart, verbrauche wenig, gib viel, und alles für Christus 1.4
Und er war ein Mann, der nicht nur darüber sprach, sondern auch danach handelte. Hier zeigt sich ein Wesenszug jener Menschen der Er-weckungsbewegung: sie setzten das, was sie durch eifriges Studium der heiligen Schrift erkannt hatten, unbedingt in die Tat um. Genauso handelte dann Groves im Blick auf die zweite Frage, die ihm am Herzen lag, die Frage nach der Einheit der Gläubigen in Christus.
Als das Ehepaar sich zu dem gemeinsamen Entschluß durchgerungen hatte, den Ruf in die Mission nach Bagdad anzunehmen (1825), begann Groves in Dublin mit dem Theologiestudium, um sich von der Kirchlichen Missionsgesellschaft (Church Missionary Society) für den Missionsdienst als Geistlicher ordinieren lassen zu können. Er blieb aber in Exeter wohnen, ließ die Praxis durch einen Verwandten weiterführen, nahm bei einem Privatlehrer, Henry Craik, einem jungen schottischen Theologen, Unterricht und fuhr nur zu den vierteljährlichen Prüfungen nach Dublin.
Hier aber kam er in einen Kreis um den Rechtsanwalt John G. Bellett, in dessen Haus man sich privat zu Gebet und Austausch über die Bibel traf. Hier lernte er auch einen jungen anglikanischen Hilfsgeistlichen kennen, John Nelson Darby. In diesem Kreis stellte Groves die ihn überraschende Ähnlichkeit zwischen der hier praktizierten und der im Neuen Testament bezeugten Gemeinschaft unter Christen fest. Und konsequent machte er im Frühjahr 1827 den oben genannten revolutionären Vorschlag, die erworbene Einsicht in die Tat umzusetzen und gemeinsam das Abendmahl zu feiern. Dem vermochten allerdings die Freunde angesichts ihrer anglikanischen Bindungen noch nicht zu folgen. Aber 18 Monate später, Ende 1828 - Groves hatte inzwischen die Freiheit gewonnen, ohne kirchliche Ordination aufs Missionsfeld zu gehen -, sollte er kurz vor seiner Abreise nach Bagdad seinen Vorschlag wiederholen und noch erweitern, nämlich:
-Dies ist ohne Zweifel Gottes Wille mit uns, daß wir als Juziger in aller Einfachheit zusammenkommen und weder auf eine Kanzel- noch auf
einen Pfarrer Wert legen sollten, sondern darauf vertrauen, daß der Herr uns auferbauen will, indem er uns aus unserer Mitte zu unserem Nutzen dient, wie er es für gut erachtet..
Und diesmal bezeugte Bellett:
»Als er diese Wort sprach, war ich gewiß: meine Seele hatte die rechte Einsicht erlangt, und dieser Augenblick - ich erinnere mich an Ihn, als sei es erst gestern gewesen, ja, ich könnte genau die Stelle zeigen - bedeutete die Geburt meines Geistes..5
So hoffte man, zur Ursprünglichkeit der urchristlichen Kirche zurückkehren zu können, indem man die Auslegung der Bibel und die Austeilung des Abendmahls nicht mehr von der Person eines ordinierten Theologen abhängig machte, sondern allein von der Freiheit des Geistes Gottes.
Aber es sollte dann noch ein Jahr dauern, ehe sich Bellett mit drei anderen Freunden, Darby, Dr. Cronin und Hutchinson. im Hause des letzteren zum gemeinsamen Brotbrechen traf. Es war im November 1829, und es kann als wahrscheinlich gelten, daß Darby, immer noch anglikanischer Geistlicher, der Motor der Entwicklung war, sicher aber auch der Arzt Dr. Cronin, der als früherer Katholik bei Freikirchen keine Befriedigung gefunden und schon vorher mit wenigen Gleichgesinnten das Abendmahl gefeiert hatte, während Bellett und i-lutchinson sich aus den schon genannten Gründen zunächst nur zögernd dem Vorgehen anschlossen.

Bald verband man sich mit einer anderen kleinen Gruppe von Christen ähnlicher Zielrichtung, die sich schon etwas länger in Dublin zum Brotbrechen getroffen hatte und worunter auch ein Freund Groves' war, J. V. Parnell, der spätere Lord Congleton. Der Grund ihres Tuns lag ganz einfach darin, daß diese um die Einheit der Gläubigen bemühten Christen keine Kirche gefunden hatten, wo sie alle gemeinsam das Abendmahl feiern konnten, ohne daß der eine oder andere von ihnen ausgeschlossen gewesen war.
Im Mai 1830 mietete man auf Vorschlag Parnells einen öffentlichen Saal, sicher auch mit dem Motiv, einfacheren Geschwistern die Scheu zu nehmen, die sie angesichts der damaligen Klassenunterschiede beim Betreten des Hauses eines reichen Mannes haben mußten. Auch hier zögerten wieder Bellctt und Hutchinon, ihrer Gemeinschaft einen derartig offiziellen Charakter zu geben, schlossen sich aber dann doch nicht aus, womit gewissermaßen die erste öffentliche Brtiderversanimlung ins Leben gerufen war. -

Darby war zu jener Zeit wahrscheinlich in England, wohin er den Einladungen ähnlicher Kreise gefolgt war. Denn auch in England hatten die neuen Gedanken inzwischen Wurzeln geschlagen, und an verschiedenen Orten, besonders im Süden der Insel, begannen sich Christen zu versammeln, wenn auch noch nicht mit der biblisch begründeten Konsequenz, wie es in Dublin erfolgt war.

Bristol (Georg Müller)
Unabhängig von Dublin, nicht aber von den Gedanken Groves' sollten sich die Geschehnisse in Bristol entwickeln.
Nachdem nämlich Groves aufs Missionsfeld abgereist war; sah sich sein Hauslehrer Henry Craik (1805-1866), vom Leben und von den Ideen seines um zehn Jahre älteren Schülers nicht unbeeindruckt, zunächst ohne Beschäftigung, konnte dann aber eine ähnliche Stelle in Teignmouth (wie Exeter im Südwesten Englands) antreten. Hier sollte er nun den Mann kennenlernen, der ohne Zweifel später zu den bemerkenswertesten Persönlichkeiten der Brüderbewegung und zu den herausragenden Glaubensmännern des 19. Jahrhunderts überhaupt gehören sollte, Georg Müller (1805-1898).
Der junge Deutsche - Craik wie Müller wurden im Sommer 1829, als sie sich trafen, gerade 24 Jahre alt - hatte damals schon einen ungewöhnlichen Weg hinter sich. Nach einer glaubenslosen und wüsten Jugend hatte er sich während seines Theologiestudiums in Halle a. d. Saale nach dem Besuch eines Hauskreises gläubiger Christen im Jahre 1825 bekehrt und war, um Missionar zu werden, Anfang 1829 nach England gegangen. In London hatte er in der Mission unter Juden gearbeitet und war zur Ausheilung einer schweren Krankheit an die Südküste nach Teignmouth gekommen. Hier lernte er Henry Craik kennen, der inzwischen in einer dortigen Baptisten-kapelle zu predigen pflegte.

Von Groves aber hatte Müller schon vorher in London gehört und war von seinem Beispiel sehr berührt worden. Gewiß wurde er jedoch durch die Verbindung mit Craik noch mehr darin bestärkt, seine Lebensumstände völlig vom Willen Gottes abhängig zu machen. Deshalb trug er, zurückgekehrt nach London, seiner Missionsgesellschaft den Wunsch vor, ohne Gehalt zu arbeiten, und zwar »wann und wo der Herr es ihm zeige«.6 Die Gesellschaft lehnte ab, und so löste er sich
Ende 1829 von ihr. Auch als Georg Müller gebeten wurde, das Pre-digeramt in einer kleinen Baptistenkapelle in Teignmouth zu übernehmen (Anfang 1830) - Craik war inzwischen Prediger im benachbarten Shaldon -‚ lehnte er bald ein festes Gehalt ab und behielt sich dafür die Freiheit vor, jederzeit dem Ruf Gottes, wohin auch immer, zu folgen. Ähnlich wie bei Groves finden wir bei ihm die bemerkenswerte Haltung, der einmal erkannten Wahrheit ganz praktisch konsequent zu folgen. Müller ist von diesem Entschluß zeitlebens nicht mehr abgegangen und war sich auch mit seiner in demselben Jahr geheirateten Frau, einer Schwester von Groves, völlig darin einig, im buchstäblichen Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber freiwillig Armut auf sich zu nehmen und nur das Notwendige von Gott zu erwarten, alle anvertrauten Güter aber im Dienst des Herrn zu verwenden. Mit dieser bedingungslosen Abhängigkeit von der Gnade Gottes baute er dann später ein Werk auf, das weltweit bekannt werden sollte.
Einig war er sich in dieser Haltung auch völlig mit seinem Freunde Henry Craik, mit dem ihn eine Freundschaft und Arbeitsgemeinschaft verband, die bis zum Tode Craiks 1866 ungetrübt anhielt. Als Craik im März 1832 zur Verkündigung des Evangeliums nach Bristol gerufen wurde, bat er Müller, ihm dabei zu helfen. Von zwei dortigen freikirchlichen Gemeinden aufgefordert, in Bristol die Arbeit fortzusetzen, lösten sich die beiden Freunde nach eingehender Prüfung vor Gott von Teignmouth und begannen in der großen Stadt mit dem Dienst, Craik in der Gideonskapelle, Müller in der Bethesda-Kapelle, allerdings wieder unter der Bedingung der oben genannten Grundsätze, wodurch sie sich bis in die materielle Existenzsicherung nur von der Gnade Gottes abhängig machen wollten.
Auch im Blick auf die Einheit der Kinder Gottes verfolgten die bei-
den Freunde bald eindeutig die Linie ihrer Erkenntnisse aus der Heili-
gen Schrift. Am 13. August 1832 versammelten sie sich mit noch einem
Bruder und vier Schwestern zum erstenmal in der Bethesda-Kapelle, »ohne irgendwelche Satzungen, nur mit dem Wunsch, so zu handeln, wie es dem Herrn gefallen sollte, uns durch sein Wort Licht zu geben.«
Müllers Biograph Pierson bemerkt dazu:
»Von da an war die Bethesda-Kapelle eine Versammlung von Gläubigen, die das Neue Testament als einzige Grundlage des kirchlichen
Lebens festzuhalten suchten.«3 -

DIE ANFÄNGE IN ENGLAND UND IRLAND  - 17. Jhdt. Puritanismus  - 18. Jhdt. Methodismus  - 19. Jhdt. Erweckungsbewegung  - Dublin (Groves)  - Bristol(Georg Müller  - Plymoth (Newton)  - J.N. Darby  - Leben und Werk  - Lehre  DIE ANFÄNGE IN DEUTSCHLAND  - 16. Jhdt. Täufertum  - 17./18. Jhdt. Pietismus  - 19. Jhdt. Erweckungs- Gemeinschaftsbewegung  - Freikirchen, dt. Staatskirchen  - erste Brüderversammlungen in Deutschland  CARL BROCKHAUS, LEBEN UND WERK

@1979 R.Brockhaus Verlag

Abhandlung "Plymouth‑Brüder“ John G. Bellett, 1846

01/19/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Ich bin schon lange der Meinung, daß unsere Geschichte als eine Versammlung von Gläubigen anders verlaufen wäre, als sie leider gewesen ist, wenn wir die Liebe inbrünstiger geübt hätten und der Förderung der Erkenntnis mit mehr Stetigkeit nachgejagt wären. Wenn der Stab "Huld" zerbrochen ist, wird der Stab "Bande" auch bald verschwinden.

John G. Bellett, 1846

(Showers upon the Grass [London), 1865, S. 98)

Verantwortung

Der Zweck dieser Abhandlung ist es, eine Geschichte und eine Charakteristik der Christen zu geben, die auch als "Christliche Versammlung", als "Plymouth‑Brüder“ oder als „Darbisten“ bezeichnet werden, die sich selbst aber am liebsten ganz einfach "Brüder" nennen. Nicht, daß sie andere wahre Christen nicht als Brüder anerkennen, im Gegenteil; wenn jemand durch den Glauben an den Herrn Jesus ein wahres Kind Gottes ist, dann anerkennen sie ihn freudig als einen Bruder in Christus, auch wenn er nicht denselben Weg geht wie sie. 

Der Unterschied ist jedoch, daß sie nicht nur "Brüder" sind, sondern auch gar nicht mehr als das sein wollen. "Einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder" ‑das genügt ihnen. Sie finden es unnötig, daneben noch zu der einen oder anderen Denomination zu gehören. Sie wollen selbst auch gar keine Denomination oder Sekte oder Kirchengemeinde sein. Brüder ‑ das ist genug.

Die Geschichte dieser bemerkenswerten Gruppierung ist bereits früher beschrieben worden. Doch die zuverlässigen geschichtlichen Darstellungen sind entweder sehr alt oder sehr kurzgefaßt. In letzter Zeit sind zwar auch ausführlichere Werke, auch jüngeren Datums, erschienen, sie entstammen aber einer liberalen Strömung unter den "Brüdern", die kein wirkliches Verständnis zeigt für den wahren Ursprung und die wesentliche Entwicklung dieser Bewegung. Hinzu kommt, daß die großen geschichtlichen Werke sich praktisch völlig auf die angelsächsischen Länder beschränken.

In dem vorliegenden Werk habe ich versucht, diese Lücken in Raum und Zeit auszufüllen. Dabei muß ich ausdrücklich vorwegsagen, daß das Ergebnis kein objektivhistorisches Werk ist. Erstens zähle ich mich selbst mit großer Dankbarkeit zu denen, die die "Brüder" genannt werden, und ich habe deshalb natürlich auch nicht versucht, in jeder Hinsicht "unparteiisch" zu schreiben. Dieses Buch ist sehr bewußt aus einer sehr bewußten biblischen Überzeugung heraus geschrieben worden. 

Es ist deshalb auch nicht in erster Linie für solche bestimmt, die sich aus sachlichen oder wissenschaftlichen Erwägungen heraus in die Geschichte der "Brüder" vertiefen wollen, sondern für solche, die das aus geistlichen Erwägungen heraus tun wollen. Dieses Buch richtet sich nicht in erster Linie an den Verstand, sondern an Herz und Gewissen. Deshalb habe ich auch davon abgesehen, die Hunderte von Büchern, Broschüren, Rundbriefen, Artikeln, Briefen und Manuskripten, in denen ich nachgeschlagen und die ich verwendet habe, alle zu zitie­ren. Lediglich bei wörtlichen Zitaten, die gedruckten Schriftstücken entnommen sind, habe ich in Fußnoten die Quelle angegeben. Ferner ist am Schluß ein kurz­gefaßtes Literaturverzeichnis angefügt.

Der Anlaß zum Schreiben dieses Buches war mein Interesse an den vagen Ursprüngen der Bewegung. Als ich sie für mich selbst beschrieben hatte, habe ich einfach fortgefahren ‑ und das Ergebnis ist dieses Werk, umfangreicher, als ich es je­mals beabsichtigt hatte. Darüber hinaus ergaben sich einige besondere Anlässe, die mir den Mut gaben, das Werk zu vollenden. Mir wurden nämlich durch die Füh­rung des Herrn vier ganz außergewöhnliche Sammlungen zur Verfügung gestellt: 

Er­stens lieh mir Bruder H.M. Sibthorpe aus Redruth (Cornwall, England) spontan die äußerst wertvollen Manuskripte und Briefe von J.N. Darby, die durch eine Erbschaft in seinen Besitz gekommen waren. Das Buch wird zeigen, daß vor allem die Briefe Aufschluß über einige Aspekte der Geschichte geben, die bisher unklar wa­ren. Zweitens lieh mir ein Bruder aus Holland seine ganze umfangreiche Sammlung von Schriften und Briefen, die er im Lauf der Jahre über die

 Geschichte der "Brüder" zusammengetragen hatte. Diese Sammlung bildet das Rückgrat dieses Bu­ches. Drittens hat mir ein Bruder aus Deutschland ebenfalls eine umfangreiche Sammlung zur Verfügung gestellt, worunter vor allem die sogenannte Fry‑Sammlung genannt werden muß, die u.a. Briefe von J.N. Darby, B.W. Newton und S. Tregelles umfaßt. Viertens wurde mir eine große Anzahl Briefe von W. Kelly zur Verfügung gestellt.

Vielleicht wird sich gerade unter denen, die "Brüder" genannt werden, jemand fragen, ob ein derartiges Geschichtsbuch eigentlich nützlich und nötig ist. war­um die alten Dinge aufwärmen, warum traurige Spaltungen noch einmal ausführlich beschreiben? Ich bin jedoch davon überzeugt, daß es ganz sicher nützlich und nö­tig ist, und jeder Bruder, der über seine eigene örtliche Versammlung hinaus­blickt, wird das, denke ich, bestätigen. Es gibt meines Erachtens vier wichtige Gründe, warum jeder Bruder oder jede Schwester etwas von der Geschichte der "Brüder" wissen sollte.

(1) Erstens kann er oder sie darin die Gnade und Langmut Gottes bewundern.

(2) Zweitens dürfen wir aus den Fehlern von Brüdern, die uns vorangegangen sind lernen. Nicht umsonst hat Gott von fast allen großen Männern in der Schrift Sünden und Unzulänglichkeiten zu unserer Belehrung erwähnt; sollten wir uns dann scheuen, in Liebe die Unzulänglichkeiten unserer Führer und die von uns selbst zu erwähnen? Es ist unzulässig, davor die Augen zu verschließen. Dadurch würden wir die größte Lektion aus der Geschichte der "Brüder" nicht mitbekommen, näm­lich diese: daß sie einmal mehr zeigt, daß der Mensch nichts, was Gott ihm an­vertraut hat, rein und treu bewahrt hat.

(3) Drittens ist es wichtig, etwas über die historische Entwicklung bestimmter fundamentaler Auffassungen zu wissen, die unter den "Brüdern" gefunden werden.

(4) Viertens ist es nötig, etwas zu wissen über die verschiedenen Gruppierungen, die unter den "Brüdern" zu finden sind, weil man sich plötzlich dem Problem der Verschiedenheit gegenübergestellt sehen kann.

Man kann dieses Buch also als Bericht lesen, man kann es auch als Nachschlage­werk nutzen. Für letzteres kann das Register am Schluß eine Hilfe sein. Ferner ist der Schreiber offen für Anregungen, Korrekturen und Ergänzungen. Es ist sein Gebet, daß dieses Werk zum Segen sein möge für jeden, der es in die Hände be­kommt. Utrecht, im Herbst 1974

P.S.: Inzwischen wurden einige der oben genannten Sammlungen in der "Stichting Archief voor Kerkgeschiedenis" untergebracht. Sekretär ist Dr. W.J. Ouweneel, Effimalaan 1, De Bilt (Niederlande).

Ein Gang durch die 2000jährige Geschichte

10/07/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Gemeinde Jesu in Knechtsgestalt - Ein Gang durch die 2000jährige Geschichte, E.H. Broadbent

Kapitel 1

Die Anfänge (29-313) . Altes und Neues Testament - Wesen und Aufgabe der Gemeinde - Die erten Gemeinden - Die Synagoge - Synagoge gegen Gemeinde - Heidnische Philosophie gegen Gemeinde - Rom gegen Gemeinde - Die Apostolischen Väter - Clemens von Rom - lgnacius - Polykarp und Irenäus - Tertullian; Beginn des Klerikalismus - Origenes - Cyprian - Verweltlichung - Montanisten - Marcioniten - Katharer, Novationer Donatisten - Manichäer - Brief an Diognet - Christenverfolgungen - Konstantin

Kapitel 2 Christenheit und Christentum (313-476 300-850 350-385) Verbindung von Kirche und Staat - Konzil zu Nizäa - Athanasius -Konzilien, Glaubensbekenntnisse und Tradition nicht entscheidend - Kirche und Welt - Untergang des Römischen Reiches -Augustinus - Pelagius -Anderung in der Stellung der Kirche - Falsche Lehren - Das Mönchtum - Die Schrift bleibt - Mission - Britische Missionen - Priszillian

Kapitel 3

 Paulizianer und Bogomilen (50-1473)  Anwachsen der Priesterherrschaft - Fortbestand der ursprünglichen Gemeinden, Fälschung ihrer Geschichte durch ihre Gegner - Apostolische Kirchen in Kleinasien und Armenien - Constantinus Silvanus - Simeon Titus - Leo der Isaurier - Johannes von Damaskus - Claudius von Turin - Mohammed - Sembat und Sergius - „Der Schlüssel der Wahrheit` - Carbeas und Chrysocheir - Paulizianer nach Europa verpflanzt - Basilius - Ansichten über die Brüder - Ausbreitung der Bogomilen nach Bosnien - Kulin Bart und Rom - Eroberung Bosniens - Bosnien nimmt türkische Hilfe an - „Gottesfreude" in Bosnien, ein Bindeglied zwischen Taurus und Alpen - Bogomilische Gräber 

Kapitel 4 Der Osten (4 v. Chr.-1400 n. Chr.)  Das Evangelium im Osten - Die Gemeinden in Persien - Verfolgung persischer Christen - Die Homilien von Afrahat - Synode zu Seleuzia - Organisation der Ostkirchen Gleichförmigkeit in Ost undWest-Nestorius - Der Name Nestorianer -„Der Basar des Heraklides" - Duldung der  Nestorianer - Gemeinden in ganz Asien - Moslernische und mongolische Invasion - Nestorianische Grabstätten - Missionen in China - Chinesische  Schriften - Verfall der syrischen Kirchen

Kapitel 5 Waldenser und Albigenser (1100-1230 70-1700 1160-13181100-1500) Peter de Bruys - Heinrich der Diakon - Namen - Der Name AlbigenserXIII - Verwüstung der Provence - Die Waldenser - Leonisten - Vorgeschichteder Waldenser - Petrus Waldus -„Die Armen von Lyon" - Franz von Assisi - Die Orden - Ausbreitung der Gemeinden - Lehre und Praxisder Brüder - Lehre der Waldenser - Gemeindeordnung -„Apostel" -Verwüstung der waldensischen Täler - Begarden und Beginen

Kapitel 6 Gemeinden am Ende des Mittelalters (1300-1500) .. Einfluß der Brüder in andern Kreisen - Marsiglio von Padua - Die Gilden- Walther von Köln - Thomas von Aquin - Vernichtung des Schrifttums der Brüder - Meister Edcardt - Johannes Tauler -„Neun Felsen" -Der „Freund Gottes aus dem Oberland« - Wachsende Verfolgung - Fortbestand des Zeugnisses - Sieben Glaubenssätze - Fanatiker - EinnahmeKonstantinopels - Erfindung des Buchdrucks, Entdeckungen - Bibeldruck - Colet und Reuchlin - Erasmus und das Griechische Neue Testament -Hoffnung auf eine friedliche Reformation - Staupitz entdeckt Luther

Kapitel 7 Lollarden, Hussiten, Brüderunität (1350-1670) Wycliff - Wycliffs Englische Bibel - Autorität der Schrift - DerBauernaufstand - Verfolgung in England - Johannes Hus - Konzil zuKonstanz - Johannes Ziska - Hussitenkriege - Jakoubek -„Das Netz des Glaubens" - Cheltschizkis Lehre - Kunwald - Brüderunität - Lukas von Prag - Die Böhmischen Brüder und Luther - Schmalkaldischer Krieg - Auswanderung - Rückkehr und Neubeginn - Bemühungen um volle Freiheit - Fenstersturz in Prag - Schlacht am Weißen Berg - Comenius - Comenius erteilt Rat - Comenius tröstet die Ausgewanderten -„Eins ist nötig"

Kapitel 8 Die Reformation (1500-1550) . . E i n Katechismus - Brüder vom gemeinsamen Leben - Luther - Luthers Thesenanschlag - Luthers Bibelübersetzung - Erasmus sucht zu vermitteln - Die lutherische Kirche - Staupitz warnt - Das Staacskirdtensystem - Luther und die Gemeinden nach der Schrift - Loyola - Die »Gesellschaft Jesu"

Kapitel 9 Die Wiedertäufer (1516-1566) Der Name Wiedertäufer - Balthasar Hubmayr - Hubmayr und Zwingli - Hubmayrs und seiner Frau Märtyrertod - Hans Dendc - Dencks „Bekenntnis" - Dendcs Taufe in Augsburg - Denck in Straßburg - Lehrstreitigkeiten - Unabhängige christliche Gemeinden - Landgraf ?hilipp von Hessen - Johann Odenbach - Zwingli und die Brüder - Grebel, Manz, Blaurock - Verfolgung in Tirol - Gemeindegrundsätze - Gemeindegründungen in Osterreich - Zeugnis der Märtyrer - Jakob Huter -Hans Mändl - Gericht in Innsbruck - Mährische Gemeinschaften -Münster - Flüchtlinge strömen nach Münster - Jan Matthys - Jan Bockelson - Das Königreich des neuen Zion - Menno Simon - Menno liest die Schrift - Menno tritt gegen die münsterisdte Sekte auf - Innere Kämpfe - Menno folgt dem Ruf - Menno übernimmt einen schweren Dienst - Mennos Reisen - Ein Buch über das Evangelium - Sektierertum - Verfolgung in Köln - Reformversuch des Erzbischofs - Schwenckfeld - Ober den Dienst - Ober die Taufe und die Täufer - Einstellung der Mahlfeier  - Schwenckfelds Freiheit - Keine Kirchengründung durch Schwenckfeld

Kapitel 10 Frankreich und die Schweiz (1500-1800)  Le Fevre und Farel - Gläubige in Paris - Meaux - Verfolgung in Meaux- Reformation in Metz - Versuch zur Unterdrückung der Reformation - Farel in Basel und Neuchätel - Treffen zwischen Reformatoren und Waldensern - Konferenz in den waldensischen Tälern - Fortschritte in Neuchätel - Das Herrnmahl in Frankreich - Evangelisten in Frankreich - Das Evangelium in Genf - Calvin in Genf - Calvins Herrschaft in Genf  - Plakatanschläge in Frankreich und ihre Folgen - Einführung des Presbyterial systems - Die Hugenotten - Die Bartholomäusnacht - Edikt von Nantes - Aufhebung des Edikts von Nantes - Die Propheten der Cevennen - Kamisardenkriege - Die Gemeinden der Wüste - Jakob Roger und Anton Court

Kapitel 11 Englische Dissidenten (1525-1689)  Tyndale und seine Bibelübersetzung - Gründung der Kirche von England - Die Brownisten - Barrowe, Greenwood und Penry - Henkers „Kirchenpolitik« - Jakob Arminius  - Gläubige wandern nach Holland aus - Die Flüchtlinge in Holland - Nach Neuengland  - Verschiedene Religionsformen - Veröffentlichung der Autorisierten Übersetzung - Der Bürgerkrieg  - Freiheit in der Republik - George Fox - Seine Erleuchtung  - Fox und die „Freunde" - Die Uniformitätsakte - John Bunyan

Kapitel 12 Labadie, die Pietisten, Zinzendorf, Philadelphia (1635-1750) . Johann Labadie - Labadie gründet eine Bruderschaft - Eintritt in diereformierte Kirche - Nach Orange und Genf - Teelindc - Labadies Ubersiedlung nach Holland - Presbyterianer und Independenten - Labadies Reformversuch - Auseinandersetzung über den Rationalismus - Labadieund die Synoden - Labadies Ausschluß durch die Synode, Gründung einer unabhängigen Gemeinde - Übersiedlung nach Amsterdam - Anna Mariavon Schürman - Die Labadisten in Herford - In Altona und Vinwarden - Labadies Erfahrungen - Philipp Jakob Spener - August HermannFrancke - Christian David und Zinzendorf - Herrnhut - Herrnhut und die lutherische Kirche - Mährische Missionen - Die Arbeit in England -Philadelphia-Gemeinschaften - Die Mystiker - Bücher von Gottfried Arnold und Madame Guyon - Philadelphia-Erweckung - Die Philidelphia-Einladung- Hochmann von Hochenau - Ursprüngliche Gemeinden und Reformbewegungen

Kapitel 13 Methodistische und missionarische Bewegungen (1638-1820) .. Zustände in England im 18. Jahrhundert - Erweckungen in Wales - Die„Methodisten" - Susanne Wesley - John und Charles Wesley - George Whitefield - Verkündigung unter freiem Himmel - Erweckung - Lehrmäßige Unterschiede - Die „Konferenz« - William Carey - Careys Missionsaufruf - Gründung einer Missionsgesellschaft - Die Brüder Haldane- Ihre Predigten in Schottland - Eine Gemeinde in Edinburgh - Die Tauffrage - Robert Haldane - In Genf - Eine Gemeinde in Genf

Kapitel 14 Der Westen (1790-1890) 297 Thomas Campbell - Christlicher Verein von Washington - Alexander Campbell - Gemeinde in Brush Run - Taufe in Buffalo Creek - Der Name „Christen"  - Barton Warten Stone - Erweckungen - Die Christliche Vereinigung" - Walter Scott, Isaac Erretx

Kapitel 15 Rußland (1788-1914 850-1650 1812-1930 1823-1930 1828-1930) 309 Mennonitisdte und lutherische Auswanderung nach Rußland - Wandlung der mennonitisdten Gemeinden  - Erweckung in Südrußland - Mennonitisdte Brüder - Erweckung in der Mennonitenkirdte - Russen hören das Evangelium  - Altslawische Bibelübersetzungen - Kyrill Lucas - Die Stundisten - Gemeindebildung auf verschiedenen Wegen - Verfolgungen - BeispieleFamilienbande zerrissen - Politische Unruhen - Anarchie - Neue Verhältnisse - Gerhard Oncken - Baptisten in Hamburg - Deutsche Baptisten in Rußland - Die Nazarener - Samuel Heinrich Fröhlich  - Nazarener und Militärdienst - Fröhlichs Lehre

Kapitel 16 Groves, Müller, Chapman (1825-1902) 337 Gemeinden in Dublin - Anthony Norris Groves - Freiheit zum Dienst - Ausreise nach Bagdad - Pest und Flut  - Schmerzlicher Verlust - Groves' Haushalt in Bagdad - Groves in Indien - Aufgabe in Indien - Hoffnung auf echte Gemeindebildung in Indien - Groves' Methode zur Ausbreitung des Evangeliums - Georg Müller  - Müller und die Missionsgesellschaften - Abhängigkeit von Gott - Müller und Craik in Bristol - Taufe und Aufnahme  - Georg Müller besucht Deutschland - Scriptural Knowledge Institution - Müllers Waisenhaus - Robert Chapman - Chapmans Bekehrung - Chapmans Dienst in Barnstaple - Chapmans Einfluß

Kapitel 17 Darby, Fragen um Gemeinschaft und Inspiration (1830-1930) 362 Versammlung in Plymouth - Zustände in der französischen Schweiz - Darbys Lehre - August Rochat - Das Besondere in Darbys Lehre - Brief von Groves an Darby - Darby und Newton - Ausschluß der Bethesda-Gemeinde in Bristol durch Darby - Freistehende Versammlungen - Rationalismus  - Die „Höhere Kritik" - Der Einfluß des Rationalismus auf die Theologie - Charles Haddon Spurgeon - Zunehmende Verbreitung der Bibel - Gemeinden nach dem Neuen Testament

Kapitel 18 Schlußbetrachtung 383 Versammlungen nach dem Neuen Testament heute noch möglich - Ausbreitung des Evangeliums  - Die ganze Schrift für alle - Alle Gläubigen Zeugen für Christus

Kapitel 1 Die Anfänge (29-313) Altes und Neues Testament Das Neue Testament ist die würdige Ergänzung des Alten. Es ist das einzig passende Ziel, zu dem Gesetz und Propheten führen konnten. Es tut diese nicht hinweg, sondern bereichert sie, indem es sie zugleich erfüllt und ersetzt. In sich selbst trägt es den Charakter der Vollkommenheit und zeigt nicht etwa den bruchstückhaften Anfang einer neuen Zeitepoche, der ständiger Berichtigung und Ergänzung bedürfte, um den Bedürfnissen der stets sich ändernden Zeit zu begegnen, sondern eine Offenbarung, die für alle Menschen aller Zeiten passend ist. Wir können Jesus Christus nicht besser kennenlernen als in den vier Evangelien, noch können die Folgerungen oder Lehren, die sich aus den Tatsachen seines Todes und seiner Auferstehung ergeben, klarer dargelegt werden, als dies in den Briefen geschieht. Das Alte Testament berichtet von der Entstehung und Geschichte Israels, des Volkes, durch das Gott sich in der Welt offenbarte, bis Christus kommen würde. Das Neue Testament zeigt die Gemeinde Christi, die sich aus all denen zusammensetzt, die wiedergeboren wurden durch den Glauben an den Sohn Gottes, und so Teilhaber des göttlichen und ewigen Lebens sind (Joh. 3, 16).

Wesen und Aufgabe der Gemeinde Da diese Körperschaft - die ganze Gemeinde Christi - nicht an einem einzigen Platz gesehen werden und handeln kann, da viele ihrer Glieder bereits bei Christus und die andern über die ganze Welt verbreitet sind, soll sie ge- und erkannt werden und ihr Zeugnis ablegen in der Gestalt von Gemeinden Gottes an allen Orten und zu allen Zeiten. Jede von ihnen besteht aus den Jüngern des Herrn Jesus, die da, wo sie wohnen, sich in seinem Namen zusammenfinden. Ihnen ist die Gegenwart des Herrn in ihrer Mitte verheißen, und die Wirksamkeit des Heiligen Geistes tut sich auf verschiedene Weise durch alle ihre Glieder kund (Matth. 18, 20; 1. Kor. 12, 7). Jede dieser Gemeinden steht in direkter Beziehung zum Herrn, erhält von ihm ihre Autorität und ist ihm verantwortlich (Off. 2 und 3).  Es gibt keine Andeutung dafür, daß eine Gemeinde eine andere beaufsich