9.) Epheser Gemeinde ist der Leib Christi ca. 60 n.Chr.

12/23/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Der Brief an die Epheser, geschrieben in Rom, der erste der Briefe des Paulus aus dem Gefängnis(Ap. 20-27; siehe Ap. 28. 30. Fußnote). wurde durch Tychikus überbracht. 
zusammen mit dem Kolosserbrief und dem Brief an Philemon. 

Die Rückkehr des Onesimus zu Philemon war wahrscheinlich die Veranlassung. um die beiden größeren Briefe mitzugeben. Der Epheserbrief ist der unpersönlichste Briefe des Paulus. Tatsächlich fehlen die Worte wie den Heiligen zu Ephesus» in den besten Manuskripten. In Kolosser 4.16 wird ein Brief an Laodicea erwähnt. Man vermutet, daß der Brief; der bekannt Ist als Epheserbrief in Wirklichkeit der Brief an Laodicea ist. 

Möglicherweise wurde er nach Ephesus umd Laodicea gesandt, ohne daß er an eine besondere Gemeinde gerichtet war. Dann wäre der Brief «an die Heiligen und Gläubigen an Christum Jesum» überall gerichtet. Die Lehre dieses Briefes bestätigt diese Ansicht. Er enthält die höchste Wahrheit Über die Gemeinde. aber er sagt nichts über kirchliche Ordnungen. 

Die Gemeinde, von der hier die Rede ist, ist die wahre Gemeinde. Sein Leib». nicht die örtliche Gemeinde wie etwa in Philippi. in Korinth usw. Im wesentlichen enthält dieser Brief drei Linien der Wahrheit: 
(I) Die erhabene Stellung des Gläubigen durch Gnade;
(2) die Wahrheit über den Leib Christi; und 
(3) ein Leben, das im Einklang mit dieser Stellung des Gläubigen steht.
Es besteht eine enge geistliche Verbindung zwischen dem Epherbrief und Josua, das «Himmlische»i in der Stellung des Gläubigen gleicht Kanaan in der Erfahrung Israels. In beiden Büchern sehen Kampf, oft Versagen, aber auch Sieg. Ruhe und Besitzergreifung (los. 21. 43-45; Eph. 1.3; 3. 14-I9;11 6. 16). Wie es einer vollständigen Offenbarung zukommt, in die Zahl sieben bezeichnend für den Aufbau des Epheserbriefes.

Epheser

Eph. 2, 8 Wie verhält es sich mit dem Glauben Handreichungen 1914. Bd.2

07/23/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage 1:Wie verhält es sich in Eph. 2, 8 mit dem Glauben? Er kann dock nie eine Gabe Gottes sein, sonst könnten Unbekehrte Gott Vorwürfe machen. Der Glaube kommt doch aus der Predigt! (Römer 10,17.)

Antwort: Lesen wir Eph. 2, 8 sorgfältig, ohne eigene Gedanken hineinzubringen, so finden wir, dass im ersten Teile gesagt
ist dass wir durch die Gnade errettet sind mittelst des Glaubens, und im zweiten Teile, dass dieses — nämlich dieses Errettet sein mittelst des Glaubens — steht klar da und ist so einfach: „und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es," eben das, was im ersten Teile des Verses uns vor Augen gestellt ist als Ausfluss Seiner Gnade, und nicht etwa nur der Glaube, worauf oft der zweite Teil dieses Verses entgegen dem Wortlaut und Zusammenhang beschränkt wird. Daß der Sinn so ist, wird durch Vers 9 bestätigt, in welchem es weiter heißt: „nicht aus Werken, auf daß niemand sich rühme" (vergl. auch Tit. 3, 4—7).

Mit vorstehendem ist aber noch nicht die eigentliche Frage erledigt, ob der Glaube eine Gabe Gottes ist und wie die Verantwortlichkeit des Menschen sich damit vereinbaren läßt.
In Röm. 10,17 heißt es: „Also ist der Glaube aus der Verkündigung (oder Predigt), die. Verkündigung aber durch Gottes Wort." Der Glaube wird also auf das Wort Gottes zurückgeführt, was auch viele Stellen der Schrift uns zeigen: „Die nun Sein Wort aufnahmen . . ."(Apgesch. 2, 41); „viele aber von denen, welche das Wort gehört hatten, wurden gläubig" (Apgesch. 4, 4) u. a. m.
Kein Mensch aber würde das Work Gottes verstehen und im Glauben aufnehmen können, wenn nicht der Heilige Geist ihn erleuchtete und ihn dazu befähigte, denn „der Geist ist es, der lebendig macht" (Joh. 6, 63; 2. Kor. 3,6 b). Demnach ist der Glaube das Ergebnis des Wirkens des Heiligen Geistes in dem Herzen durch Sein Wort.

Ich hätte also keinen Glauben, wenn nicht Gott alles dazu Erforderliche gegeben und getan hätte; darum verdanke ich es Ihm allein, daß ich glaube; der Glaube wie überhaupt alles Gute, was ich habe, ist mir von Ihm geworden, ist ein Geschenk von Ihm — ist Gottes Gabe!
„Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter . . (Jak.1, 17). Ich habe kein Verdienst, keinen Ruhm — alles, alles ist Seine Gnade, Seme Gabe! Diese kostbare Tatsache, welche unsere Herzen so unsagbar glücklich macht und Überströmen läßt in Dank und Anbetung gegen Ihn, ist es gerade, die in Epheser vor unser Auge gestellt wird.
Ist darum der Mensch ohne Verantwortlichkeit in Bezug auf den Glauben, weil der Glaube ein Werk des Geistes und eine Gabe Gottes ist? Kann er dieserhalb etwa, wenn er nicht glaubt, sich damit entschuldigen, Gott habe ihm diese Gabe nicht gegeben? O nein, durchaus nicht! Denn wenn er nicht glaubt, so liegt es ganz allein an ihm! Er hat dann eben dem Wirken des Heiligen Geistes widerstrebt, hat sein Ohr verschlossen gegen Seine Stimme und sein Herz gegen Sein Licht — er hat „die Finsternis mehr geliebt als das Licht" (Joh. 3, 19), er hat „die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen" (2. Thess.2, 10) und hat „den Reichtum Seiner Gültigkeit und Geduld und Langmut verachtet" (Röm. 2, 4). 

Denn „Gott will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen" (1. Tim. 2, 4); „die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen (Tit. 2,11); „der HErr... ist langmütig. . . da Er nicht will, daß irgendwelche verloren gehen, sondern daß alle zur Buße kommen" (8. Petri 3, 9). Gott will, aber viele Menschen wollen nicht! Unter allen den vielen Menschen, welche infolge ihres Unglaubens verloren gehen, wird nicht einer sein der einst wird sagen können, dass er darum verloren gegangen sei, weil Got ihm nicht der Glaube geschenkt habe, sondern alle ohne Ausnahme werden sich den Vorwurf machen müssen, daß sie die ihnen angebotene „Gabe Gottes" von sich gewiesen haben! —

Es mag für den Verstand unvereinbar sein, daß es Gnade und nichts als Gnade ist, wenn wir glauben, und daß dennoch der Mensch allein schuld ist, wenn er nicht glaubt; der Glaube aber erkennt es; er sieht, daß es erfüllt die herrliche Gnade und unaussprechliche Liebe Gottes! Tb. K.

Die ganze Möglichkeit der Errettung liegt in Gott, in Seiner Gnade, die in Christo Jesu erschienen ist. Der Zusatz „durch den Glauben" (besser „mittels des Glaubens") könnte fehlen, ohne den Sinn des Satzes wesentlich zu verändern. Aber der Apostel schreibt inspiriert durch den Geist, und so haben wir in diesen Worten das klare Zeugnis davon, daß von Gottes Seite alles Gnade ist, und daß wir durch diese allein gerettet sind oder werden, daß aber von unserer Seite die Hand da sein muß, die sich die Gnade schenken läßt; denn Gnade ist in jedem Falle ein Geschenk, wird nie aufgezwungen! Diese Hand ist der Glaube unsererseits! So gewiß keiner gerettet wird, es sei denn allein aus Gnaden — wie obige Antwort A genauer ausführt —, so gewiß gehen alle die ewig verloren, die dem Evangelium nicht glauben wollen. Keiner hat eine Entschuldigung! „Wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst!" (Offenb. 22, 27.)

Die Waffenrüsstung aus Epheserbrief Benedikt Peters

07/20/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

«Übrigens Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. 

Zieht au die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr zu bestehen vermögt wider die Listen des Teufels. 

Denn unser Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut, sondern wider die Fürstentümer, wider die Gewalten, wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern. Deshalb nehmt die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tage zu widerstehen und, indem ihr alles gründlich ausrichtet, zu stehen vermögt. Steht nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit und angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit und beschuht an den Füssen mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens, indem ihr bei alledem ergreift den Schild des Glaubens, mit welchem ihr auszulöschen vermögt alle feurigen Pfeile des Bösen. Nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches Gottes Wort ist, indem ihr zu aller Zeit betet mit allem Gebet und Flehen in dem Geiste und ebenhierzu wacht in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen und für mich, damit mir Rede verliehen werde im Auftun meines Mundes, um mit Freimütigkeit kundzutun das Geheimnis des Evangeliums, für welches ich ein Gesandter bin in Ketten, damit ich in demselben freimütig rede, wie ich reden soll.»

Das Thema dieser Verse ist Kampf. Wir müssen daran erinnert werden, dass ein mächtiger Feind uns am Ausleben all dessen zu hindern sucht, was wir in diesem Brief lernen. Wohl sind uns in Christus alle geistlichen Segnungen geschenkt (1,3), wohl sind wir durch den in uns wohnenden Herrn befähigt, so durch diese Welt zu gehen, wie Er es vorgesehen hat. Aber - und dieses Aber kann nicht kräftig genug sein - ohne Kampf werden wir es nicht erleben!
Das Alte Testament, jenes Bilderbuch Gottes, lehrt das besonders
deutlich im Buch Josua. Josua und dem von ihm befehligten Volk war das Land verheissen und geschenkt. Gott sagt: «Euch habe ich es gegeben» (Josua 1,3). Aber das Land ist nicht leer; im Land sind Könige mit ihren Armeen, wie «in den himmlischen Örtern» geistliche Mächte der Bosheit. Für Josua und seine Zeitgenossen bedeutete das nichts anderes, als dass sie kämpfen mussten, um ihren Besitz auch zu geniessen. Wir lesen denn auch nach der Eroberung des ganzen Landes folgenden zusammenfassenden Kommentar:
«Lange Zeit führte Josua Krieg mit allen diesen Königen. Es war keine Stadt, die sich den Kindern Israel friedlich ergab, ausser den Hewitern, die zu Gibeon wohnten; alles nahmS sie mit Krieg ein»• (11,l819).
Ohne Kampf hätte es keinen Sieg gegeben. Das gilt auch für uns: Ohne Kampf kein geistliches Wai5hstum, kein Kosten der geistlichen Reichtümer, die uns in Christus geschenkt sind; ohne Kampf keinen Sieg. Wir können aber auch sagen: Kein Kampf ohne Sieg. Tatsächlich ist uns der Sieg gewiss. Wir gehen nicht wie sonst in einem Wettkampf oder Krieg das Risiko einer Niederlagen ein. Wenn wir im Auftrag und in der Kraft des Herrn kämpfen, siegen wir sicher. Ist das keine Ermunteiung, den Kampf aufzunehmen und auszufechten?
Drei Dinge werden in den Versen 10-20 behandelt:
- Die Kraft zum Kampf
- Der Feind
- Die Waffenrüstung

Alle drei Dinge müssen wir kennen, wenn wir mit Erfolg kämpfen wollen.

Die Kraft zum Kampf
Dem Feind, mit dem wir es zu tun haben, sind wir hoffnungslos unterlegen. Darum müssen wir lernen, «im Herrn» und nur im Herrn stark zu sein (V. 10). Ohne Ihn, getrennt von Ihm, vermögen wir nichts (Johannes 15,5); in Ihm, durch Ihn «vermag ich alles» (Phi-lipper 4,13). Wohl ist die Macht Satans gegen uns weit grösser als all unser Vermögen, aber die Macht des Herrnfür uns übertrifft alles, wie wir in 1,19 bereits gesehen haben: Die «überschwengliche Grösse» der Kraft Gottes, die in Christus wirkte, als Er Ihn aus den Toten auferweckte, wirkt auch in uns und an uns. Dabei bedeutet - wie bereits vermerkt worden ist - das griechische Wort für «überschwenglich» hyperballon, wörtlich «übersteigend; übertreffend». Mithin: Wie gross Satans Macht gegen uns auch sein mag, die Macht des Herrn für uns übertrifft sie immer; denn Er ist erhöht über «jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird» (1,21).

Dass nun der Herr allein genügt, will uns nicht so unmittelbar eingehen, obwohl wir es verstandesmässig begriffen, haben mögen. Darum muss der Herr es uns immer wieder lehren, dass wir uns auf nichts und niemand verlassen sollen als allein auf Ihn. Gideon musste Er sagen: Ihr seid zu viele, um im Kampf siegreich zu sein (Richter 7,2). Zu viele? Wir hätten gedacht, je mehr wir sind, desto besser, Einigkeit mache stark. Der Herr macht stark, nicht irgendwelche Mehrheiten. ((Ein einziger mit Gott ist immer eine Mehrheil», hat jemand einmal treffend gesagt. Dass wir es ergriffen, dass wir es glaubten! Dann würde unsere einzige Sorge stets die sein, dass wir uns auf nichts und niemand stützen als auf Gott und Seine Verheissungen.

Der Feind
Weil unsere ganze Festigkeit einzig im Vertrauen auf den Herrn liegt, verfolgt der Feind mit uns besonders ein Ziel: dieses Vertrauen zu stören oder gar zu unterbrechen. Solange und so oft ihm das gelingt, sind wir kampfunfähig, vom Feind überwältigt, und mehr noch: seine Marionetten, seine Werkzeuge.
Das lebendige Vertrauen auf den Herrn ist das alles Entscheidende. Daher sagt der Herr zu Simon, dass Er, da der Teufel ihn zu sichten begehre, für ihn gebetet habe, dass sein Glaube nicht aufhört. Der Satan lockte Petrus in eine Sünde und versuchte auf .diese Weise, Petrus an seinem Glauben irrezumachen. Das war die Zielscheibe der Attacke.
Als Mittel verwendet der Teufel allerlei «List», griechisch metho-deia. Das Wort ist eine Weiterbildung von methodos, das wir als Fremdwort «Methode» kennen. Eigentlich bedeutet es «Weg», ho-dos, «mitten hindurch», meta. Die Listen des Teufels sind also alles Schliche und Kniffe, Wendungen und Finten, Strategien und Manöver, derer er sich bedient, um unser Vertrauen in unseren Herrn zu stören. Er sucht Wege, um an allen Absicherungen vorbeizukommen, den Absicherungen, die uns im Wort Gottes, im Gebet, in der Gemeinschaft geschenkt sind. Daran sollten wir denken, wenn immer uns etwas anficht. Der Feind versucht, uns den Blick so zu verstellen, dass wir den Herrn nicht mehr sehen, nicht mehr mit Ihm, mit Seiner Treue, mit Seinen Verheissungen rechnen. Ein verlockendes Angebot oder eine verlockende Person, ein ärgerliches Missge schick, ein Gerücht, eine falsche Lehre, Hochgefühle öder Sorgen. usw sind Dinge, die er dabei einzusetzen weiss
Letztlich sind es immer Lugen, die unsere Verbindung mit dem Herrn beeinträchtigen, seien es Lugen m Form von Gefühlen, von Gerüchten oder falschen Lehren..
Aber nicht lediglich die Mittel des Feindes müssen wir kennen, um einen Feldzug erfolgreich fuhren zu können, sondern auch den Feind selbst nebst seinen strategischen Zielen auch seine Stellungen, die Truppenstarke, die Truppenbewegungen. Dazu hat jeder kriegführende Staat einen Nachrichtendienst. Der Vers. 12 sagt uns nun, wie der Feind ist, damit wir keinen von zwei Fehlern machen, die hier möglich sind:

- den Feind überschätzen 
- den Feind unterschätzen 

Überschätzen wir ihn, sind wir vor Schreck gelähmt und wagen uns nicht zu rühren, oder geben uns kampflos geschlagen. Unterschätzen wir ihn, werden wir von ihm «übervorteilt» (2. Korinther 2,11).
Damit wir ihn nicht überschätzen, wollen wir uns gut merken Der Teufel ist nicht allmächtig; das ist nur Gott Dass der Satan und sein Gefolge nicht allmächtig sind, zeigt sich allein schon an der Tatsache, dass im Vers 12 von einer Mehrzahl von Gewalten und Fürstentümern gesprochen wird. Wären mehrere. Götter, wäre keiner allmächtig; nun aber ein Gott ist, ist dieser Eine allmächtig. Der Teufel ist auch nicht allgegenwärtig, denn er ist nur ein Geschöpf, und allgegenwärtig kann nur der Schöpfer selbst sein. Sodann ist er nicht allwissend. Er hat wohl grosse Macht, aber nur so viel, als Gott ihm gewährt. Daher weiss der Glaubende, wie Luther im Lied dichtete, zwar: «Gross Macht und viel List sein grausam Rüstung ist, auf Erd' ist nicht seinsgleichen», aber ebenso weiss er: «Ein Wörtlein kann ihn fällen». Denn: «Wenn Gott für uns ist, wer wider uns?» (Römer 8,31).
Wir sollen den Feind aber nicht unterschätzen. Dazu mahnt uns die erste Bezeichnung:

«Fürstentümer». Auch gefallene Engel sind von Gott mit Würdefl und Macht ausgestattete Wesen. Darum sollten wir uns nie über sie lustig machen, wie das von Unverständigen offenbar immer wieder getan wird (Judas 8).

Und sie sind «Gewalten», sie haben also Macht und Stärke; aber rufen wir uns in Erinnerung: «Gewalt» ist griechisch exousia, und das ist immer delegierte Macht. Die Gewalten haben mithin nur Macht, weil sie ihnen von Gott delegiert worden ist, und sie haben nur so viel, als Gott ihnen zugesteht. Fürchten wir daher Gott, nicht den Widersacher!

«Weltbeherrscher dieser Finsternis». Der Ausdruck erinnert an zwei Dinge: Ihr Einfluss ist weltweit; alle Menschen sind Sünder, alle Welt liegt daher in der Gewalt des Bösen (1. Johannes 5,19), den der Herr eben deshalb «Fürsten dieser Welt» (Johannes 12,31) und den Paulus «Gott dieser Welt» (2. Korinther 4,4) nennt. Und sie sind die Urheber der «Finsternis», des Unglaubens und der daraus fliessenden Unkenntnis Gottes, des Schöpfers (4,18), des Widerspruchs gegen das Evangelium, der Feindschaft gegen die Wahrheit und gegen alle, die sie leben und bekennen.

«geistliche Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern». Es sind erstens geistliche Mächte; und weil es solche sind, taugen nur geistliche Waffen gegen sie. Das Evangelium lässt sich daher nicht mit militärischer oder politischer Gewalt verteidigen und ausbreiten. Dass die Kirche es dennoch, versucht, ist eine tragische Verirrung des Geistes, inspiriert von niemand anderem als eben den geistlichen Mächten der Bosheit selbst, die zu bekämpfen man dabei vorgibt. Es gibt wahrscheinlich nichts, das der Ausbreitung des Evangeliums so geschadet und den Namen Christi so verlästert hat wie alle bewaffneten Kreuzzüge und blutigen Kampagnen gegen Anders- oder Ungläubige.
Diese Mächte sind «in den himmlischen Örtern», also dort, wo Gott uns in Christus mit jeder geistlichen Segnung gesegnet hat (1,3). Die Parallele zum Volk Jsrael,wird erneut deutlich: Das Land, das uns Gott gegeben, ist von Feinden besetzt; kampflos geben diese keinen Fussbreit Boden preis.

Die Waffenrüstung
Wir sollen «die Waffenrüstung Gottes» ergreifen. Das bedeutet, dass nicht menschliche Kräfte und Fähigkeiten im geistlichen Kampf den Ausschlag geben. Das wusste ein Paulus, als er in Ko-rinth das Evangelium verkündigte. Er, der gewiss kein Ungelehrter
und mangelhaft Belesener war, griff nicht zu den Waffen der Philo-' sophie und Rhetorik:
«Als ich zu euch kam, Brüder, kam ich nicht nach Vortrefflichkeit der Rede (= Rhetorik) öder Weisheit (= Philosophie) euch das Zeugnis Gottes verkündigend. Denn ich hielt nicht dafür, etwas unter euch zu wissen, als nur Jesus Christus, und ihn als gekreuzigt
meine Rede und meine Predigt war nicht in überredenden Worten (Dialektik) der Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft» (1. Korinther 2,1-4). Wenn wir mit den Waffen der Welt gegen den Geist und Fürsten dieser Welt kämpfen, stehen wir von vornherein auf verlorenem Posten. Gegen die mit allen Wassern der Philosophie und Dialektik gewaschenen und in allen Schulen der Rhetorik geschliffenen Korinther. hätte all das nichts ausgerichtet als einen Gegenangriff mit denselben Waffen. Die gradlinige Verkündigung des Evangeliums war eine Waffe, der mit menschlicher Weisheit und Dialektik nicht beizukommen war. Darum sagt der gleiche Paulus zu eben diesen Korinthern: «Den&ob.wohLwir. im Fleische wandeln, kämpfen wir nicht nach dem Fleische; denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern gottlich mächtig zur Zerstörung von Festungen» (2 Korinther 10,3 + 4, siehe auch Römer 13,12).
Als der Herr vor Pilatus stand, sagte Er, dass sein Reich nicht von dieser Welt sei, ansonsten seine Knechte für Ihn gekämpft und Ihn nicht den Juden und Römern überlassen hätten (Johannes 18,36)., Darum können wir mit politischen Waffen - Armee, Stimmzettel, Finanzen, Propaganda - mehr oder weniger glücklich einen politischen, aber keinen' geistlichen Kampf kämpfen. Das mag vielen selbstverständlich erscheinen. 2000 Jahre Kirchengeschichte sprechen eine gegenteilige Sprache. Bedenken wir, dass sogar ein von Gott in vielem so gesegneter Mann wie Luther zu den Täufern keinefi besseren Kommentar wusste als: «Die Wiedertäufer? Nur geköpft!»
In unserem geistlichen Kampf müssen wir drei Dinge tun:'
- Widerstehen
- Das Feld behalten
- Land einnehmen

Das heisst, dass wir sowohl einen defensiven als auch einen offensiven Kampf führen.

Widerstehen
«auf dass ihr an dem bösen Tag zu widerstehen vermöget». Was ist mit dem «bösen Tag)> gemeint? Ganz allgemein die Zeit der Abwe-
senheit des Herrn. Bereits in 5,16 wurden wir aufgefordert, die Zeit
auszukaufen, da die läge böse sind. Sie bleiben es, bis der Herr wiederkommt und die Geschicke der Welt in Seine Hand nimmt. Und
so lange sind wir in einer dem Evangelium der Gnade Gottes und damit dem Sohn Gottes selbst feindlich gesinnten Welt (Johannes 15,24). Es gibt aber während des «bösen Tages» auch Tage oder Zeiten besonderer Anfeindung. Wir lesen in Lukas 4,13 davon, dass der Versucher, nachdem er alle Versuchung vollendet hatte - das war also ein «böser Tag» - für eine Zeit vom Herrn liess. Der Psalm 140,7 spricht vom «Tag der Waffen)>.

«Widerstehen» müssen wir nur, weil wir angefeindet werden. Aber der Herr hat uns darauf vorbereitet, dass die Welt die Seinigen hasst (Johannes 15,19). Dieser Hass ist vom Fürsten dieser Welt inspiriert. Mit Lüge, mit Verlockung und Drohung tritt er uns entgegen. Dem müssen wir widerstehen (1. Petrus 5,8 + 9), indem wir uns auf Gott und auf Seine unfehlbaren Verheissungen abstützen. Dann muss der Satan von uns fliehen (Jakobus 4,7). Wenn wir uns in der Bedrängnis vertrauensvoll an den Herrn wenden und Ihn um Hilfe anrufen, müssen die Feinde von uns weichen (Psalm 56,10). Den rechten Gebrauch von Wort Gottes und von Gebet nennt Pan-Ins die «Waffen des Lichts» (Römer 13,12).

Das Feld behalten 

Im Satz «indem ihr alles gründlich ausrichtet und zu stehen vermögt» gibt die Übersetzung von H. Menge das Wort «stehen» sinngemäss treffend mit «das Feld behalten)> wieder. Wir dürfen keinen Zollbreit des Landes preisgeben. Wir müssen das uns anvertraute
• kostbare Glaubensgut bewahren, bis der Herr kommt (1. Timo-theus 1,18+19; 6,20; 2. Timotheus 1,13; Offenbarung 3,11). Judas fordert uns auf, «für den ein für allemal überlieferten Glauben zu
• kämpfen» (V. 3). Mit Glauben meint Judas selbstverständlich nicht den persönlichen Glauben, durch den wir gerettet werden, sondern den Glaubensinhalt, die Glaubenslehre, denn nur in dem Sinn kann man Glauben «überliefern». Wie wichtig ist es, dass wir wachsam sind, damit nicht langsam und unmerklich heidnische Vorstellun-
gen das Evangelium unterwandern und durchsetzen, wie z.B.  der Materialismus, der Aberglaube, die Abhängigkeit von einer Priesterklasse, Wundersucht, Abkehr vom Wort zum Bild, Mystizismus, Ausschauen nach direkter Inspiration usw.

Land einnehmen
Der Vers 15 spricht vom Teil der Ausrüstung, den man zum Marschieren braucht Wir sollen also auch voranschreiten, nicht lediglich Angriffe abwehren und die Stellungen halten In zweierlei Hinsicht gilt das Uns ist aufgetragen, die Frohe Botschaft allen Menschen zu verkündigen (Markus 16,15), das Evangelium soll die ganze Welt erreichen (Apostelgeschichte 1,8) Und wir sollen persönlich im Glauben wachsen, fortschreiten in Gnade und Erkenntnis (2. Petrus 3,18).

Kommen wir zur Waffenrüstung selbst. Sie wird griechisch pano-pila genannt, das ist die Vollrüstung des schwerbewaffneten griechischen oder römischen Soldaten Sie bestand im allgemeinen aus den hier erwähnten Stucken Helm, Brustpanzer, Gürtel, Schuhwerk, Schild und Schwert. Auffällig ist das Fehlen eines Rückenpanzers Es war für einen Mann schmählich, im Kampf den Feinden den Rucken zuzukehren und zu fliehen «Wer aber weglauft, verliert all seinen männlichen Wert», dichtete der Spartaner Tyrtaios. Noch schmählicher ist es für einen Streiter Christi zu fliehen.

 In Psalm 78,9 wird das schon deutlich: Wo gar kein Grund bestand, wandte Ephraim doch um am Tage des Kampfes. War denn sein Gott nicht treu? Warum schmähte er Ihn dann durch Kleinglauben? Und wir? Haben wir je Grund, vor dem Feind zu fliehen, vor Herausforderungen zu kneifen, Konfrontationen auszuweichen? Man wünschte sich, dass Christen mehr von der Gesinnung der Juden im Wilnaer Ghetto hatten, die sich gegen die Quälereien der Nazischergen zur Wehr setzten
«Es ist wahr, wir sind schwach und wehrlos aber die einzige Antwort an die Mörder ist zu kämpfen. Es ist besser, als freie Kampfer zu fallen, als von der Gnade der Mörder weiterzuleben.» (Aus einem Flugblatt des jüdischen Widerstandes im Ghetto von Wilna).
Wie erbärmlich ist die Leidensscheu, das Selbstmitleid, das weinerliche Sich-gehen-Lassen so vieler, die sich nach dem Namen dessen nennen, der kam, um in Leiden und Tod einen grausamen Feind niederzuringen. Wenn wir widerstehen, haben wir den uneingeschränkten Beistand des Herrn, ist Seine alles übersteigende Kraft für uns. Fliehen wir, muss Er uns der Macht des Feindes preisgeben; der Rücken ist nicht gedeckt, die Niederlage ist uns sicher. Freilich muss betont werden, dass die Angriffe des Teufels uns wohl für den Kampf untauglich machen können - bis wir unser Versagen bekennen, Vergebung annehmen und wieder weitermarschieren -‚ aber niemals das Werk der Errettung anzutasten vermögen.

Ein Kind Gottes ist in der Hand des Herrn ewig sicher. Wollte der Satan uns aus Seiner Hand rauben, müsste er nicht uns, sondern den Herrn selbst überwältigen (siehe Johannes 10,27-29).

«an den lenden umgürtet mit Wahrheit». Es wurde bereits gesagt, dass die Waffe des Teufels immer in der einen oder anderen Art die Lüge ist. Nur die Wahrheit kann diese abweisen. Wenn es dem Satan gelingt, uns in einem der nachfolgenden Belange eine Lüge ins Herz zu pflanzen, hat er uns bereits überwältigt:
- Lüge über Gottes Wesen, Gottes Wort und Gottes Heil. Weil die Menschen von Natur in all diesen Dingen von Satan belogen sind, bleiben sie seine Gefangenen. Die Wahrheit allein hatte uns freimachen können (Johannes 8,32). Wenn nun ein Erlöster mit einemmal
• etwa der Lüge glaubt, die Bibel enthalte Irrtümer, dann ist er - kampfunfähig, schlimmer noch: ein Überläufer geworden, ein Kollaborateur des Feindes, ein Quisling.
- Lüge über Gottes Fürsorge. Wenn Du den Gedanken in Dein Herz aufnimmst, dass Gott Dich ungerecht behandle, dass Er Dich überfordere, dass Er Dich sitzengelassen habe, dann hat Dich der Satan mit seiner Lüge ebenfalls ausgeschaltet. Es gibt kein anderes Heilmittel als das Bekennen der Sünde, dass man der Lüge Satans statt der Wahrheit Gottes geglaubt hat. Und es gibt keine andere Waffe gegen diese Lüge als die Wahrheit, dass Gott treu ist (2. Timotheus 2,13), dass Er uns nicht über Gebühr versucht (1. Korinther 10,13),. dass Er uns nicht versäumt noch verlässt (Hebräer 13,5), dass nichts und niemand uns je von der Liebe Gottes zu trennen vermag (Römer 8,38+39).
- Lüge über Geschwister. Wenn Du Gerüchte, Verleumdungen über Geschwister aufnimmst, bist Du in den Dienst des Teufels, des
Zerwürfnisstifters und Verleumders (wie man das griechische Wort -diabolos übersetzen kann), genommen. Wie wichtig deshalb, dass wir auch hier mit Wahrheit umgürtet bleiben.
- Lüge über Dich selbst Der Teufel kann uns auf verschiedene -Art belügen. So mag er Dir einreden, dass Gott Dich nicht brauchen könne, Du habest zu oft versagt. Glaubst Du das, bist Du dienst- und kampfuntauglich geworden. Halte solcher Lüge also die Wahrheit entgegen, dass der Gerechte wohl siebenmal fallen mag, dass er aber jedesmal aufsteht und seine Strasse fröhlich weiterzieht (Sprüche 24,16; vergleiche auch Micha 7,7-10), dass alle von Gott begabt (1. Petrus 4,10) und alle gleich wichtig sind (1. Korinther 12,15-25). Umgekehrt mag der Teufel Dir einflüstern, Du seiest etwas Besonderes, mehr als die «gewöhnlichen Christen». Glaubst Du das, bist Du abermals belogen und untauglich zu Kampf und Dienst. Halte solchen Einflüsterungen Worte der Wahrheit entgegen, wie wir sie in 1. Korinther 4,6+7; 159+10; Epheser 3,8; 1. Timotheus 1,15; 2. Korinther 12,11 finden.

Mit Wahrheit umgürtet bedeutet aber auch, dass wir wahrhaftig sind, nicht etwas spielen, andern nicht etwas vorgaukeln und vorheucheln, ein, Doppelleben führen. Es ist wahrhaft keine Schande zu versagen; denn wir alle straucheln oft (Jakobus 3,1). Aber es ist eine Schande; Versagen vertuschen zu wollen; Tun wir es, sind wir bald Spielbälle oder gar Werkzeuge des Feindes. Der einzige Schutz dagegen ist, im Licht zu wandeln (1. Johannes 1,7). Bin Haus kann man dadurch vor Einbrechern schützen, dass man es nachts taghell beleuchtet. Und es ist bekannt, dass Geheimdienste ihre Kollaborateure bei der gegnerischen Macht meist so gewinnen, dass sie diese in Affären verstricken, die nicht publik werden dürfen. Damit können Geheimdienste ihre Zuträger unter Druck setzen. Wenn sie nicht für sie arbeiten wollen, wird die Affäre aufgedeckt. Als Beispiel zitiere ich eine harmlose, aber deswegen nicht minder lehrreiche Episode aus dem Leben eines indischen Christen. R. Rajamani schreibt in seiner Selbstbiographie:
«Einmal kam mein älterer Bruder Rathnasami mit einem prächtigen Gürtel nach Hause. Sofort begehrte ich seinen Besitz. Ich bettelte ihn darum an, aber umsonst. Eines Tages ertappte ich ihn, wie er meinem Vater heimlich ein Blatt aus seinem lhgebuch riss. Das war meine Gelegenheit. Zuerst drohte ich, ich werde ihn bei Vater verpetzen: <Bitte nicht!> flehte er mich an, worauf ich sofort seinen Gürtel von ihm verlangte Er nahm ihn ab und händigte ihn mir ohne ein Wort aus Erpressung vermittelt ein Gefühl von Macht, und wenn man einmal damit begonnen hat, kann man nicht mehr damit aufhören. Eines Tages bekamen wir zum Frühstück süsse Kuchen. 

Rathnasami sass gerade neben mir, und ich verlangte etwas von seinem Stück, was er mir schweigend zugestand Nur hatte Mutter den ganzen Vorgang beobachtet und war verblüfft. Sie nahm ihn auf die Seite und fragte, warum er das getan hatte Da brach er in Tranen aus und verriet mich <Rajamam setzt mir die ganze Zeit zu, er droht mir, er wurde es Vater sagen, dass ich einmal eine Seite aus seinem Tagebuch nahm> Sie ging sogleich zu Vater und sagte ihm alles. Er lächelte und meinte nur: <Macht nichts, es war ein altes Tagebuch.> Als mein Bruder das hörte, kam er zu mir hereingestürzt und entriss mir seinen Gürtel wieder, und auf meine alte Drohung antwortete er mit sichtlicher Erleichterung <Vater weiss schon alles!>»
«Vater weiss alles!» Das war die grosse Befreiung. Vor Gott und Menschen wahr werden, macht frei
Was bedeutet, dass «die Lenden» umgürtet sein müssen? Umgürtete Lenden ist einmal eine stehende Redewendung für Dienst (Lukas 12,35). Unser Dienst kann nur in persönlicher Wahrhaftigkeit fruchtbringend sein (1 Thessalonicher 2,3+10). Und selbstverständlich sind wir schlimmer noch als dienstuntauglich, wenn wir falsche Lehren aufgenommen haben und vertreten; denn dann richten wir Schaden an.
Sodann sind gemäss biblischem Sprachgebrauch «die Lenden» stets der Sitz der Nachkommen des Mannes (Apostelgeschichte
230; Hebräer 7,1.0). Wir lernen mithin: Falsche Lehre oder Falschheit im Wandel macht geistlich unfruchtbar. Der Satan hasst das Leben und sucht es zu ersticken, er will daher mit allen Mitteln verhindern, dass wir zu einem Born des Lebens für andere werden Kann er uns in Luge verstricken, hat er sein Ziel erreicht.

«angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit» Vor Gott genügt die weisse Leinwand der Gerechtigkeit, denn Er, der sie gewirkt hat, stellt sie nicht in Frage. Vor dem Feind genügt blosse Leinwand hingegen nicht; denh er stellt unsere Rechtfertigung und Gerechtigkeit vor Gott in Frage, daher ein Brustharnisch die sonst tödlich wirkenden Hiebe und Stosse auffangen muss Wir muss' unserer in Christus gewirkten und geschenkten Stellung der Gerechtigkeit so gewiss sein, dass keine Einwürfe Satans sie erschi tern können. Für unseren geistlichen Kampf ist ein gründliches erfassen des Evangeliums als Offenbarung von Gottes Gerechtigkeit unerlässlich. 

Nur wenn mein Herz davon gründlich überführt ist dass Gottes Gerechtigkeit die Vergebung meiner. Sünden und derEmpfang des ewigen Lebens erfordert, werde ich standfest Der Römerbrief, der die gründlichste Auslegung des Evangeliums Gott ist, lehrt mich, dass darum kein Feind Rechtfertigung, Errettung und kommende Verherrlichung in Frage stellen kann (8,31-34), wie diese eine Offenbarung von Gottes Gerechtigkeit sind (1,16). Und da Gott nicht ungerecht sein, nicht lügen kann, bin ich sicher. Die Sicherheit brauche ich, denn der Satan wird immer wieder unS Rechtfertigung und damit unser Heil hinterfragen. «Wer wird wie Gottes Auserwählte Anklage erheben?» fragt Paulus, und antwortet: «Gott ist es, welcher rechtfertigt» (Römer 8,33).

«beschuht an den Füssen mit der Bereitschaft des Evangeliui des Friedens». Die Schuhe sind zum Marschieren da. Wir soll also angreifen, und tatsächlich ist Angriff die beste Verteidigur Stehe ich in Gefahr, von Sorgen gefangen oder eitler Lust geblem zu werden, ist Fürbitte, das Bekennen des Namens des Herrn, Bemühung um die Ausbreitung des Evangeliums, kurz Offens kampf, das beste Gegenmittel. Ein Hiob, der sich in endlosen A klagen gegen seine Freunde und Gott erging und mi Selbstmitl, ertrank, wurde dann frei, als er für seine Freunde betete (Hie 42,10).
Was ist das doch für eine Waffe, die wir in unserem Angriffskr: führen! Wo wir den Hass der Welt und ihres Geistes zu spüren] kommen, beantworten wir nicht Gleiches mit Gleichem. Stattd sen verkündigen wir das Evangelium des Friedens. Wir sprecl wohl von Sünde und Schuld und gerechtem Gericht, aber auch s Vergebung, Gnade, Frieden mit Gott und ewigem Leben.

«indem ihr über dem allem ergreift den Schild des Glaubens». Wenn wir voranmarschieren, ziehen wir besonders wütende tacken auf uns. Dem vorrückenden Legionär bot der bis vier F hohe, türförmige, der Länge nach gebuchtete Grossschild. (thyre wörtlich: «der tür-artige») den nötigen Schutz. Was ist es, das uns vor den feurigen Pfeilen des Widersachers schützt? Der Glaube. Er ist wie ein Schild, der alle Geschosse auffängt und damit unschädlich macht.

«mit welchem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen vermögt». Bereits im Alten Testament werden böse Worte mit brennenden Pfeilen verglichen (Psalm 64,4). Wird nun auf mich ein solcher Pfeil, ein niederträchtiges Wort etwa, abgeschossen, halte ich dem im Glauben ein Wort Gottes entgegen. Matthäus 5,11 löscht das Feuer. Oder durchzuckt mich unverhofft der Gedanke, alle Bemühungen im Evangelium seien doch sinnlos, halte ich im Glauben dem ein anderes Wort entgegen (1. Korinther 15,58). Oder es kann ein liebloser Kommentar sogar von Glaubensgeschwistern - vielleicht unterstellen sie Dir wie David (1. Samuel 17,28 + 29) unlautere Absichten bei dem Einsatz für den Herrn - zum Pfeil aus dem Köcher Satans werden. Der schützende Schild ist hier etwa das Wort aus 1. Korinther 4,3-5.


«Nehmt auch den Helm des Heils». Der Helm schützt den wichtigsten Teil des Körpers: die Augen und Ohren, die wir zur Orientierung, das Gehirn, das wir zum Planen und Koordinieren aller Bewegungen brauchen. Was ist es nun, das uns davor schützt; eines Tages verzweifelt aufzugeben? Wo holen wir die Motivation her, immer und immer wieder aufzustehen und weiterzumarschieren, ob wir gleich siebenmal am Tag straucheln mögen? Der Blick auf das Ziel: die kommende endgültige und vollkommene Erlösung, das Wissen um den sicheren Sieg. Hätten wir diese Gewissheit nicht, könnten wir nicht durchhalten. Was gibt in einem Krieg die über Sieg und Niederlage entscheidende Kampfmoral? Es sind namentlich zwei Dinge: die Überzeugung, dass die Aussichten auf den Sieg recht
gross sind und das Wissen, dass man für eine gute oder zumindest lohnende Sache kämpft. Ich nenne ein Beispiel für letzteres: 

Als die Rote Armee im November 1939 das kleine Finnland überfiel, standen die Aussichten für die finnische Armee äusserst schlecht. Die sowjetische Tituppenstärke betrug das Fünffache der finnischen, ihre Überlegenheit in Artillerie, Luftwäffe und Munition sogar das
Mehrhundertfache. Dennoch wehrte sich Finnland äusserst erfolgreich gegen diesen übermächtigen Feind: Im Gegensatz zu den drei Baltischen Staaten, die sich den Fbrderungen der Sowjetmacht beugten und bis heute ihre Vasallen geblieben sind, wahrte sich Finnland seine Unabhängigkeit. Was war das Geheimnis des finnischen Erfolges? Die Gewissheit, dass man das Recht auf seiner Seite hatte, dass man für eine würdige Sache kämpfte, dass es lohnte, alles in den Kampf zu werfen. Und wir Christen?

 Kämpfen wir, wenn wir «den guten Kampf des Glaubens» (1- Timotheus 6,12) ausfechten, nicht für das. Beste und Höchste, das sich denken lässt? Und die Siegesgewissheit ist das zweite Unerlässliche. Das hier für «Heil» gebrauchte Wort, sotäria, bedeutet im Krieg auch Sieg.
Das Wissen, dass der Herr eines Tages kommen wird, um den Feind Gottes und der Seelen auf ewig zu richten und aus dieser Schöpfung zu verbannen, dass «das Gericht zur Gerechtigkeit zurückkehren
wird» (Psalm 94,15), ist ein ungeheurer Ansporn zum Kampf. Wenn wir bedenken, wie Napoleons Truppen diesem bis tief in die russischen Weiten hinein folgten, weil sie von seinem militärischen Genie so überzeugt und daher des Sieges gewiss waren - zu Unrecht, wie sich herausstellte -‚ sollten wir dann einem Feldherrn nicht in den Kampf folgen, der nie irrt, der sicher siegt, der am Ende jeden Feind niederwerfen wird?

«das Schwert des Geistes, welches Gottes Wort ist». Das hier erwähnte Schwert ist das römische Kurzschwert für den Nahkampf,
das man in der gegebenen Situation schnell zur Hand haben musste. Wir kommen als Christen und als Diener und Bekenner des Herrn immer wieder in Situationen, in denen wir das rechte Wort
bereit haben müssen. Daher sollten wir einem Ehud gleich unser Kurzschwert schmieden und stets scharf und griffbereit halten (Richter 3,16). Wie tun wir das anders als durch regelmässiges, aus-
giebiges Lesen im Wort Gottes? Sind Herz und Sinn von den lebendigen Aussprüchen der Bibel erfüllt, werden wir immer wieder ((ein Wort zu seiner Zeit) haben (vgl. Sprüche 15,23).

«zu aller Zeit betend». Gebet ist es, was den ganzen Kampf, den rechten Gebrauch der Waffen in lebendiger Beziehung zum Herrn
erhält. Wir brauchen den Herrn selbst, Seine lebendige Gegenwart, ansonsten wir die Arme sinken lassen. Blosse erhabene Gedanken,
schöne Strategien genügen nicht. Christentum ist ja auch mehr als nackte Lehre. Die gesunde Lehre ist natürlich unerlässlich, aber was
die Lehre gesund und kräftig macht, ist die lebendige Person, die Urheber und Gegenstand aller Lehre ist. Und um mit dieser lebendigen Person in kraftvoller Beziehung zu bleiben, müssen wir «zu aller Zeit beten». Das lehrt uns die in der Bibel niedergeschriebene Erfahrung aller Gottesmänner im Laufe der Jahrtausende, das lehren uns die Anweisungen des Herrn und der Apostel, das bestätigt uns endlich unsere eigene Erfahrung.

«und für mich, damit mir Rede verliehen werde im Auftun meines Mundes, um mit Freimütigkeit kundzutun das Evangelium damit ich ... rede, wie ich reden soll». Fürbitte lässt das Schwert des Geistes tief schneiden (Kolosser 4,3; 2. Thessalonicher 3,1); ohne Fürbitte richtet das Evangelium wenig aus. Das wusste ein so «vollmächtiger Prediger» - wie manche heute sagen würden - wie Pau-lus. Er wusste, wie sehr er die Gebete der Geschwister nötig hatte, damit er erstens mit Freimütigkeit und zweitens richtig reden konnte. Es braucht beides; ein schwungvoll gepredigtes, aber verwässertes Evangelium taugt nichts; ein theologisch korrektes, aber ohne geistliche Kraft verkündigtes Evangelium richtet auch wenig aus. Damit beides zutrifft, brauchen wir die Gebete für und voneinander.
«für welches ich ein Gesandter bin in Ketten». Umreisst das nicht treffend auch unsere Situation? Wir mögen zwar nicht gerade im Kerker sitzen oder unter Hausarrest stehen, aber wir sind dennoch allerlei Beschränkungen und Begrenzungen unterworfen. Unser Verstand ist mangelhaft, unsere Kräfte sind erschöpflich, teilweise stellen sich Verbote der Verkündigung des Evangeliums entgegen. Wir sind also «in Ketten», aber deshalb nicht weniger «Gesandte». Wir haben den Herrn selbst; Er wohnt in uns durch Seinen Geist; wir haben Sein Wort. Und dieses Wort ist trotz allem «nicht gebunden» (2. Timotheus 2,9). Was ist das doch für ein Wunder! Wir wollen diesem Wort glauben, wir wollen es leben, wir wollen es weitergeben, bis Er kommt.

ISBN-13: 9783856663643
Format: 20,5 x 13,5 cm
Seiten: 124
Gewicht: 240 g
Verlag: Schwengeler
Erschienen: 1991
Einband: Hardcover/gebunden


Epheser 4 Ein Leib BdH 1874

06/21/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

1. Ein Leib (Eph 4) 
Die Wahrheiten von dem einen Leibe, „dem Leibe Christi", hat der Heilige Geist im Neuen Testament mit großer Klarheit enthüllt. Es ist daher für jeden Christen nicht nur wichtig diese 
Wahrheit als solche zu verstehen, sondern auch die praktischen Folgen zu erfassen, die für ihn daraus erwachsen. Um indes ein klares Verständnis über das Wesen und den Charakter des 
Leibes Christi zu besitzen, muß man den Unterschied kennen, der zwischen den Wegen Gottes in alttestamentlichen Zeiten, (namentlich bezüglich des Volkes Israel), und den Wegen besteht, die Gott in der Jetztzeit zur Verherrlichung Seines vielgeliebten Sohnes eingeschlagen hat. Ohne das wird man nie einen richtigen Begriff über die Gedanken Gottes erlangen können. 


Wir hören gleich im Anfang des ersten Buches Mose von dem Fall des Menschen. Dieser Fall, so tief und unabänderlich er auch menschlicherseits sein mochte, wurde dennoch zu einer 
Gelegenheit, die Gnade Gottes in dem „Samen des Weibes", d. h. in Christo, anzukündigen. Später gab Gott dem Abraham Verheißungen, durch die Abraham, und mit ihm Israel als Volk, 
von den anderen Völkern getrennt und für Gott beiseitegestellt wurde. Dem Volke Israel, das sich selbst vertraute, gab Gott, auf dem Berge Sinai das Gesetz als einen Prüfstein. Das unausbleibliche Resultat zeigte sich bald; an dem Fuße desselben Berges, an dem die Kinder Israel das Gesetz empfingen, übertraten sie es in der gröbsten Weise, indem sie sich vor dem 
Machwerk ihrer eigenen Hände, vor einem goldenen Kalb, niederbeugten. Und wie groß auch die Geduld und Langmut Gottes diesem Volke gegenüber sein mochten, es offenbarte doch 
dadurch nur um so mehr seine gänzliche Unfähigkeit, auf Grund des Gesetzes seinen Platz vor Gott behaupten zu können. 

Aber wie der erste Fall des Menschen in Eden, so wurde auch sein zweiter Fall unter dem Gesetz wiederum die Gelegenheit zu einer noch reicheren Entfaltung der unermeßlichen Gnade Gottes, einer Gnade, die ihren Mittelpunkt in der Einführung des Samens des Weibes, in der Person Christi, fand. Christus, der Gegenstand aller Offenbarungen und Verheißungen, aller Vorbilder und Weissagungen, kam in diese Welt; und alles, was Gottes würdig und für den Menschen notwendig war, wurde in Ihm gefunden. 

Doch die Erscheinung Christi in dieser Welt stellte zugleich die traurige Wahrheit ans Licht, daß der Mensch nicht nur ein Obertreter des Gesetzes, sondern auch ein Feind Gottes ist, und zwar eines Gottes, der in der Person Christi in vollkommener Liebe und Herablassung herniedergekommen ist. Der Mensch haßte und kreuzigte den Herrn und offenbarte auf diesem Wege seinen wahren Zustand. Und dennoch gab Gott gerade da, wo die Feindschaft des Menschen ihren schrecklichsten Ausdruck fand, am Kreuz, den höchsten Beweis Seiner Liebe, indem Er die Erlösung in Christo bewirkte und über das ganze Verderben des Menschen, sowie über alle Macht des Feindes triumphierte. 

Doch das ist nicht alles. Gott hatte Israel durch Gebote und Satzungen von den übrigen Nationen in einer Weise abgesondert, daß die Gemeinschaft eines Juden mit einem Heiden eine Sünde gegen Gott gewesen wäre. Aber der Tod und die Auferstehung führten in dieser Hinsicht etwas ganz Neues ein. Viele, selbst aufrichtige Gläubige beschränken die Tragweite des Kreuzes auf die Errettung der Seele; jedoch Eph 2, 13—16 zeigt uns, welchen Platz das Kreuz, nicht nur hinsichtlich dieser Errettung, sondern auch hinsichtlich der Wege Gottes einnimmt. 

„Jetzt aber, in Christo Jesu, seid ihr, die ihr einst ferne wäret, durch das Blut des Christus nahe geworden. Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht und abgebrochen hat die 
Zwischenwand der Umzäunung, nachdem er in seinem Fleische die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, hinweggetan hatte, auf daß er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst 
zu einem neuen Menschen schüfe, und die beiden in einem Leibe mit Gott versöhnte durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte". — Das Kreuz ist also nicht nur die Grundlage unseres Friedens, sondern auch das Fundament, auf welchem der „eine Leib" ruht, den Gott jetzt aus Juden und Heiden bildet. Ebenso sehen wir, daß der Herr, als Er noch auf Erden wandelte, Seinen Jüngern verbot, zu den heidnischen Völkern und in die Städte der Samariter zu gehen.

 Ihre Wirksamkeit sollte sich nur auf die verlorenen Schafe des Hauses Israel erstrecken, wie auch Er Selbst nur zu diesen gesandt war. Das war die Aufrechterhaltung der alttestamentlichen, heiligen Ordnung Gottes, ein Zustand, der von dem, was wir in Eph 2 finden, sehr verschieden war. Was in dieser Hinsicht vor dem Tode des Herrn verboten war, wurde nach Seinem Tode und Seiner Auferstehung nicht nur zu einer Pflicht, sondern entsprach auch völlig den Gedanken Gottes. Es hatte also ein mächtiger Wechsel in den Wegen Gottes stattgefunden, und zwar durch das Kreuz, das einerseits den völligen Ruin, selbst des bevorzugtetsten und religiösesten Menschen, ans Licht stellte, und andererseits Raum ließ für die freie und unumschränkte Wirksamkeit Gottes. 

Es ist daher nicht mehr die Frage, was der Mensch für Gott tun kann, sondern was Gott sowohl für den Menschen, als auch für Seinen Sohn, den Gegenstand Seiner Liebe, tut — für Den, 
Der für die Herrlichkeit Gottes alles getan und erduldet hat. Welches ist nun die Frucht Seines Kreuzestodes? Die Sünde ist getilgt, jeder Unterschied zwischen Juden und Nationen ist beseitigt; und Gott kann Seine Ratschlüsse erfüllen, die Er vor Grundlegung der Welt, ehe noch eine einzige Frage über Gesetz und Sünde erhoben war, gefaßt hatte, — jene Ratschlüsse, deren Gegenstand Christus und die Versammlung ist. Die Nationen oder Heiden, die einst ferne waren, sind nahegebracht worden; und beide, Gläubige aus den Juden und Gläubige aus den Nationen, sind emsgemacht worden und bilden nun zusammen einen Leib, den neuen Menschen, von welchem der verherrlichte Christus das Haupt ist. Das ist die Versammlung, der Leib Christi — bis dahin ein Geheimnis, eine Sache, die vorher nur in den Gedanken Gottes existierte. 

Hierauf finden wir in Eph 4 die Ermahnung, „uns zu befleißigen, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Bande des Friedens", und zwar in Verbindung mit der Erklärung: „Da ist 
ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der da ist über allen, und durch 
alle, und in uns allen". Sollte diese erhabene Wahrheit von dem „einen Leibe" auf das Urteil, den Wandel und die Zuneigungen des Christen ohne Wirkung bleiben? Muß nicht, wenn 
ich andere Kinder Gottes sehe, die gleich mir denselben vortrefflichen Namen, denselben Herrn anrufen, der Gedanke mein Herz erfüllen: „Wir sind ein Leib?" Gott hat diesen Leib gebildet, und zwar für Christum; es ist Sein Leib. „Wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleische und von seinen Gebeinen". Wenn wir die natürlichen Bande unserer Verwandtschaft, als von Gott geknüpft, anerkennen, welchen Wert und welche Bedeutung sollten dann die Bande für uns haben, mit denen Gott die Christen in der Versammlung verbunden hat, die Ihm so nahe steht, und welche, als die Frucht Seiner vollkommenen Liebe, für die ewige Herrlichkeit Seines geliebten Sohnes bereitet ist! Oh, wie beschämend ist es für die Christen, daß diese von Gott für ewig geknüpften, innigen Bande, was ihre Wertschätzung betrifft, oft so weit hinter den Banden der Natur zurückstehen müssen! 

Wir haben also in der Schrift die einfache und klare Mitteilung gefunden, daß Gott auf Grund des Kreuzes alle Gläubigen aus Juden und Heiden zu einem Leibe, dem Leibe Christi, gebildet 
hat. Außer diesem Leibe Christi erkennt Er keine andere Körperschaft an. Woher kommt es nun, daß bei so vielen Seelen bezüglich dieser Wahrheit eine so große Unwissenheit herrscht, und daß es den Anstrengungen des Feindes so sehr gelungen ist, die Christen in diesem Punkte mehr als in irgendeiner anderen Wahrheit in Unwissenheit zu halten? 

Zunächst wohl daher, weil diese Wahrheit einen so hervorragenden Platz in den ewigen Ratschlüssen Gottes und in der Verherrlichung Christi einnimmt. Nichts ist von jeher mehr das 
Ziel der Angriffe des Feindes gewesen, als die Ratschlüsse Gottes, deren Zweck die  Verherrlichung Christi ist, zu durchkreuzen und zu vereiteln. Ein zweiter Grund aber ist der, daß man eine Lehre nicht liebt, die, weil sie himmlisch ist, einen so entschiedenen Einfluß auf unseren praktischen Wandel ausübt. Man liebt die Bequemlichkeit, eine Stellung in dieser Welt, 
oder auch Ehre und Ansehen in der bekennenden Kirche. Man möchte etwas neben Christo und dem Kreuze für sich haben. 

Man wünscht irgendeinen von Menschen anerkannten Platz einzunehmen. Und in demselben Maße, wie die Christen solchen Neigungen Raum geben, werden sie eine Beute der Wirksamkeit des Feindes. Wenn Gott, nach Eph i, 20—23, „Christus aus den Toten auferweckt und ihn zu seiner Rechten gesetzt hat über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und 
Herrlichkeit und jeden Namen, der genannt wird, und alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben hat, welche sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt", so ist es klar, daß der Leib, gleich dem Haupte der Versammlung, ein himmlischer ist. Hier gibt es keinen Raum für Dinge, welche den Gedanken, dem Geschmack und den Wünschen des Fleisches entsprechen. 
Wir sind ermahnt, die „Einheit des Geistes zu bewahren in dem Bande des Friedens". Diese Ermahnung könnte manchen Gläubigen, im Blick auf die Verwirrung und auf die vielen 
Spaltungen unter den Christen, in Verlegenheit bringen. Und in der Tat wissen viele nicht, was sie unter diesen Verhältnissen tun sollen; ja, sie finden es geradezu unmöglich, diese 
Ermahnung in unseren Tagen zu verwirklichen. Aber für einen Gläubigen, der sich dem Worte Gottes unterwirft, ist die Sache klar und einfach. Er ist nicht ermahnt, eine Einheit zu 
machen, sondern die Einheit, welche Gott, der Heilige Geist, 
gemacht hat, zu bewahren. Das ist wahrlich eine große Erleichterung für einen demütigen Christen, der in der gegenwärtigen Zeit der Verwirrung nach dem wohlgefälligen Willen Gottes 
zu handeln wünscht. Er hat nichts zu machen, sondern nur das anzuerkennen und zu bewahren, was Gott gemacht hat. Doch es möchte vielleicht jemand fragen: „Wo finde ich denn 
die Einheit des Geistes bewahrt?" Die Antwort ist: „Da, wo Christus den Mittelpunkt der Einheit bildet. Er hat gesagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da 
bin ich in ihrer Mitte". Ohne Zweifel wird es mir nicht schwer fallen, überall Kinder Gottes zu finden, die sich nach menschlichen Regeln für gewisse Zwecke versammeln, oder die den 
einen oder anderen Namen, oder irgendeine Lehre als Mittel
punkt ihrer Einheit aufstellen. Aber wird da die Einheit des Geistes bewahrt, wo nicht Christus der ausschließliche Gegenstand und Mittelpunkt des Zusammenkommens ist? Die Gegenwart des Heiligen Geistes auf dieser Erde hat vor allen Dingen die Verherrlichung Christi zum Zweck. Wenn daher Gläubige sich im Namen Jesu versammeln, in der Gegenwart 
Dessen, Der, obwohl Er unsichtbar und im Himmel ist, dennoch dem Worte Seiner Verheißung stets treu bleibt, und in Anerkennung der Wahrheit, daß alle Gläubigen durch den einen 
Geist zu einem Leibe getauft sind, so bewahren sie die Einheit des Geistes; denn selbstverständlich ist hier der Heilige Geist die allein leitende und ordnende Person. Und man würde eine offenbare Geringschätzung des Zweckes des Todes Christi (Joh 11, 52) an den Tag legen, wenn man gegen ein solches Zusammenkommen gleichgültig sein oder sich davon zurückziehen wollte. 

Die Wertschätzung des Todes Christi sowie die Bewahrung der Einheit findet nur dadurch ihren Ausdruck, daß mian sich auf diesem und auf keinem anderen Boden versammelt. Nun sehe ich freilich viele Christen, die sich auf diesem Boden befinden sollten, anderswo versammelt. Aber 
soll ich, der ich den Willen meines Herrn kenne, deshalb fernbleiben, weil andere diesen Willen nicht kennen, oder, obwohl sie ihn kennen, untreu sind und ihn nicht befolgen? Soll ich 
deshalb sagen: „Sein Wille kann nicht erfüllt werden?" 
Hier liegt die Wurzel von dem Verfall des Christentums. Wie zur Zeit der Richter in Israel, tut auch heute jeder, was recht ist in seinen Augen. Doch laßt uns die Wahrheit festhalten, die 
uns der gnadenreiche Gott angesichts der baldigen Ankunft Christi aufs neue, wie ich nicht zweifle, vor Augen gestellt hat. 
Laßt uns das, was uns gegeben ist, festhalten; denn Er sagt: „Ich komme bald; halte fest was du hast, auf daß niemand deine Krone nehme" (Offb 3, 11)! Ach, wie viele Brüder, welche diese Wahrheit erkannt haben, lassen sich im Blick auf sie traurige Dinge zuschulden kommen! Und das ist nicht allein tief beschämend für uns, sondern bildet auch ein Hindernis für 
die Wahrheit und bedeutet eine Geringschätzung der Gnade Gottes, welche uns die Wahrheit geoffenbart hat. Aber sollen wir deshalb die Wahrheit aufgeben oder die Möglichkeit ihrer 
Verwirklichung bezweifeln? 

Sollen wir wegen solcher Untreue das klare, bestimmte Wort Gottes beiseitesetzen und uns auf einen niedrigeren Boden stellen, auf einen Boden, welcher der Gesinnung des Fleisches entspricht? Sollen wir den Platz, welchen das Neue Testament den Gliedern des Leibes Christi angewiesen hat, verlassen und einen anderen Mittelpunkt als Christum, und eine andere Einheit als diejenige des Geistes ergreifen? Gewiß nicht. Vielmehr wollen wir uns unter das 
Gericht des Wortes Gottes beugen, als solche, die — in Demut gegen sich selbst — Gott, Seinen Geist und Sein Wort rechtfertigen. 


Ich wiederhole also noch einmal: der Platz jedes treuen Gläubigen ist da, wo man die Einheit des Geistes in dem Bande des Friedens zu bewahren trachtet, und geschähe dieses auch nur 
in Gemeinschaft mit Zweien oder Dreien. Ich soll jeden Christen, in welchen Umständen und Irrtümern er sich auch befinden und welcher Partei er angehören mag, von Herzen lieben 
und Fürbitte für ihn tun. Aber sollte ich deshalb aufhören, die Einheit des Geistes mit allem Fleiß zu bewahren? Sollte ich Christen folgen oder mich ihnen anschließen, deshalb weil sie 
Christen sind, obwohl ich weiß, daß ihre Stellung nicht dem Worte Gottes entspricht? Sicher nicht! Es sollte vielmehr unser Trachten sein, sie zu befreien, und zwar nicht dadurch, daß wir 
uns auf denselben trügerischen Boden menschlicher Lehren begeben, auf welchem sie sich befinden, sondern dadurch, daß wir entschieden Stellung nehmen auf dem Felsen der Wahrheit, und durch die Gnade Gottes sie an ihre Verantwortlichkeit als Glieder des Leibes Christi erinnern. Wenn sie Glieder des einen Leibes sind, warum wollen sie das nicht bekennen?

 Wenn sie zu der Einheit des Geistes gebracht sind, warum wollen sie sich nicht befleißigen, sie zu bewahren? Es ist in unseren Tagen für die Christen nicht die Frage: „Was ist der Protestantismus?" 
oder „Was ist das Papsttum?" Nein, für sie gilt nur eine Frage: „Was ist der Leib Christi?" — Laßt uns fern bleiben von allen menschlichen Erfindungen in göttlichen Dingen! Das Wort 
Gottes fordert die Christen zu allen Zeiten auf, sich Gott und Seinem Willen zu unterwerfen. Tun wir dies? Es steht geschrieben: „Wenn ihr dies wisset, glückselig seid ihr, wenn ihr es 
tut"; und wiederum: „Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde". 

Epheser 1,3 - 9​. Kap. 2. Einige Gedanken BdH 1854; 1911; 1926

01/26/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Einige Gedanken über Eph. 1,3—9. 

In dem Brief n die Epheser wird uns der Ratschluß Gottes in Betreff der Kirche geoffenbart. Gott selbst macht uns das Geheimnis Seines Willens, die Tragweite Seiner Liebe und unsere Teilnahme daran in Christo kund. Der Heilige Geist spricht n diesem Briefe nicht von der Ankunft Christi, weil Er hier die Kirche als schon im Himmel darstellt. Ihr Segen ist in himmlischen Örtern in Christo (Kap. 1, 3); sie ist in Ihm mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen örte r (Kap. 2, 6); ihr Zeugnis ist im Himmel (Kap. 3,10) und ihr Kampf ist mit bösen Geistern in himmlischen örter n (Kap. 6, 12). 

In den beiden ersten Versen finden wir die Adresse des Briefes und den gewöhnlichen Gruß. Dann lesen wir Vers 3: „Gepriesen sei der Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi , der uns gesegne that mit aller geistlicher Segnung in den himmlischen örter n i n Christo. " 
Der Name Gottes ist immer der Ausdruck Seines Wesens. Er hat sich geoffenbart unter dem Namen: „der allmächtige", „Jehova", „V a t e r" und was diese Namen bezeichnen, das ist Gott. Hier nennt Ihn der Heilige Geist, de n Gott u n d Vate r unser s Herr n Jes u Christi . Er ist der Gott unseres Herrn Jesu Christi, weil Christus Mensch ist; sowohl Mensch in Seiner Niedrigkeit, als auch jetzt Mensch verherrlicht vor Gott. Es ist nicht allein köstlich für uns, daß Gott als Mensch auf Erden geoffenbart war, sondern auch, daß ein Mensch verherrlicht vor Gott im Himmel ist. Er ist der Vate r unsers Herrn Jesu Christi, weil Christus der Sohn ist. Diese beiden Namen oder Charaktere Gottes im Verhältnis zu Christo, als „Gott und Vater" sind der Grund und die Urquelle aller Segnungen. Der Name „Gott" entspricht dem 4. Verse, sowie dem Gebet in Vers 15—23; der Name Vater dem 
5. Verse und dem Gebet in Kap. 3, 14—21. — Im Gegensatz zu Israel, welches seine Segnungen auf dieser Erde und in irdischen Dingen hatte, ist unsere Segnung in himmlische n örtern 
in geistlichen Gütern. Und nicht allein sind wir durc h Christum, sondern auch i n und mit Ihm gesegnet. Sein Gott und Vater ist auch unser Gott und Vater. Also sagte Er zu Maria, als Er Sein Werk vollendet hatte und auferstanden war: „Gehe h i n z u meine n Brüder n un d sag e ihnen : Ic h fahre auf zu meine m Vate r un d z u eure m Vater, z u meine m Got t un d z u eure m Gott " (Joh. 20,17). 
Christus ist der Erstgeborene vieler Brüder und Alles, was Er von Seinem Gott und Vater empfangen hat, haben wir mit Ihm gemein. Er hat uns mit Sich in die gleiche Stellung versetzt. Wir haben dieselbe geistliche Segnung, in den himmlischen örtern die Sein ist, und werden sie da besitzen und genießen, wo Krsie 
besitzt und genießt. Alles was Er hat und Alles was Gott und 
der Vater Ihm tun und geben konnte, haben wir auf die beste 
Art, das ist in Christo selbst. 
„Gleichwie ich wie Er uns hat auserwählt in Ihm v o r Grundlegung der Welt , aufda ß wir sein sollten heilig und ohne Tadel vo r ih m i n de r 
Lie b e." Vers 4. Hier haben wir den Ratschluß Gottes in betreff der Kirche. 
Die Welt ist freilich der Ort, worin die Kirche in der Zeit gefunden wird; allein in den Ratschlüssen Gottes war sie schon vor Grundlegung der Welt. Doch war sie von Gott verborgen 
und also sollte es sein. So lange der Zaun, das Gesetz, die Juden und Heiden trennte, konnten diese Gedanken, die nur auf dem Grundsatz der Gnade beruhen, nicht geoffenbaret werden. Jetzt aber, nachdem der Zaun abgebrochen ist, scheinet dieser Ratschluß in aller Fülle aus. — Gott findet nur Wohlgefallen in Sich selbst. Sein Wesen ist Heiligkeit und Liebe. Christus aber ist das Ebenbild und der vollkommene Ausdruck Seines Wesens. 

In Ihm findet Gott alles, was Er selbst ist, darum ist Er der Gegenstand Seines Wohlgefallens und Seiner Liebe. Jetzt sind auch wir oder die Kirche es in Ihm. Heilig, tadellos und in Liebe, jlas ist das Wesen Gottes und das unsrige. Nur in diesem Charakter konnten wir vo r Ihm und in Seiner Gegenwart bleiben. Wir sind nach dem Ratschluß Gottes auserwählt in Christo, um vor Gott ein Gegenstand Seines Wohlgefallens und Seiner Wonne zu sein. Welch ein Vorrecht! und Gott will, daß wir es recht verstehen lernen. Wir hätten nach Seinem Ratschluß heilig und tadellos und in Liebe vor Ihm sein, und also Seinem Wesen ganz und gar entsprechen können, und doch hätte Er uns vor Sein Angesicht als Engel, Knechte usw. hinstellen können, aber wir lesen 

Vers 5 weiter: „Der uns zuvor verordnet hat zur Kindschaft durch Jesum Christum durc h sic h selbs t nac h de m Wohlgefalle n sein e s Willens. " Er verordnete uns zur Kindschaft nach dem Wohlgefallen Seine s Willens . Gott erwählte für uns das Beste, damit wir ganz und gar Seinen Charakter genießen können. Christus ist der Sohn Gottes, aber wir sind auch Söhne und zwar 

in derselben Beziehung und in denselben Neigungen des Herzens zum Vater. In einem gewissen Sinne werden auch Adam, Israel und die Engel Kinder Gottes genannt, aber in einer anderen Beziehung; wir sind es durch Christum. Gott mangelt nichts; Er ist Sich selbst genug; aber Seine Liebe mußte etwas vor sich haben, wo Er alle die Gefühle Seines Herzens und Alles, was Er ist, niederlegen konnte. Welch ein Vorrecht und welche Freude für uns, daß wir der Gegenstand dieser Liebe geworden sind! Habe ich meine Gemeinschaft an dem Ratschluß 
Gottes in Vers 4 erkannt, so verstehe ich, was Got t ist, und erkenne ich meine Verordnung zur Kindschaft in Vers 5, so erfahre ich was der Vater ist. Gott muß, wie wir gesehen, einen 
Gegenstand haben, der Ihm gleich ist; wozu wir erwählt sind und wozu Er uns selbst bereitet hat; weil Er uns aber nun Sein e Natur mitgeteilt, so kann kein anderer Gegenstand uns erfreuen und glücklich machen, als Gott selbst; und wir rühmen uns Gottes durch unsern Herrn Jesum Christum.

Wir werden stets mit etwas beschäftigt sein, entweder mit der Sünde oder mit Gott, je nachdem wir der Welt oder Ihm angehören. Wenn unsere Herzen das Verhältnis zu Gott dem Vater und zu Christo Jesu verstanden haben und in Wahrheit davon erfüllt sind, und Wenn wir in dieser so nahen Stellung mit Gott verkehren und Seine Gemeinschaft genießen, so sind wir in der Tat glücklich und voll des Friedens Gottes. 
In Vers 6 fährt dann der Apostel weiter fort: „Z u m P r e i s  der Herrlichkeit seiner Gnade , durc h welche er uns begnadigt hat in dem Geliebten. Wir sind auserwählt in C h ri s t o (Vers 4), zur Kindschaft verordnet durch Christum (Vers 5), und begnadigt in dem Geliebten (Vers 6). Er fügt auch hier hinzu „i n de m G e 1 i e bt e n". Der Heilige Geist will uns in diesem Ausdruck vor Augen stellen, was Christus vor Gott und dem Vater ist; und wir sind in dem Geliebten vor Ihm. „Au f da ß di e Liebe , womit d u mic h liebtest , i n ihne n se i un d ic h i n Ihnen " 
(Joh. 17,26). Wir genießen dieselbe Liebe Gottes, womit Christus geliebet ist. Wir müssen uns aber erinnern, daß hier nicht die Rede von der Erlösung, sondern vom Ratschluß ist. Die Erlösung ist das Mittel für den Ratschluß Gottes. Der Heilige Geist stellt uns in diesem Kapitel das Herz Gottes vor und das was wir vor Ihm sein sollen. Dieser Ratschluß scheinet jetzt aus in Seinen Kindern und dies ist die Herrlichkeit Seiner Gnade. 

In Vers 7 aber redet der Heilige Geist von der Erlösung: „ in welchem wir haben die Erlösun g durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen nach dem Reichtum seiner Gnade." Von Natur sind wir Sklaven der Sünde, ohnmächtig und elend, ja was es nur Schlechtes und Schwaches geben kann, finden wir in dem Menschen. Sein ganzes Wesen ist Sünde und Verderben, und nicht umsonst spricht hier der Heilige Geist von dem Reichtum 
Seiner Gnade, wie Er vorher, als von dem Ratschluß Gottes und unserer Stellung vor Gott die Rede war, von der Herrlichkei t Seiner Gnade sprach. Dieser Reichtum Seiner Gnade dringt in die Tiefen unseres Elends, und es muß unserem Herzen wohl tun, uns in diesem Reichtum vor Gott zu wissen. 

Ich muß diesen Reichtum verstehen, wenn ich anders frei vom bösen Gewissen die Gegenwart Gottes genießen will. Dieser Reichtum Seiner Gnade wird uns in Vers 8 und 9 in einer andern Beziehung vorgestellt, wenn der Apostel sagt: „Mit welcher er überschwenglich gewesen ist über uns in aller Weisheit und Einsicht , und hat uns kund gemacht das Geheimni s seine s Willens , nac h seine m Wohlgefallen , welches er sich vorgenommen hat in sich selbst." 
Haben wir als arme Sünder den Reichtum Seiner Gnade in der Erlösung erkannt, so lernen wir auch verstehen, in welche Stellung Er uns nach Seinem Ratschluß gesetzt und nach dem Wohlgefallen Seines Willens verordnet hat. 

Gott selbst eröffnet uns diese herrlichen Gedanken nach Seiner Weisheit und Einsicht. „Ic h kenne euch nicht mehr als Knechte , den nein Knecht weiß nicht was sein Herr tut ; aber ich habe euch Freunde genannt , den n alles , was ich von meinem Vater gehört habe , habe ich euch kund getan." Dem Freunde öffnen wir unser erz und teilen ihm alles mit, was uns selbst beschäftigt. So offenbart uns Gott nicht allein das, was uns zu wissen nötig ist, sondern Alles das, was Sein eigenes Herz erfüllt und beschäftigt; Alles, was Ihm, selbst teuer und köstlich ist. Gott nannte den Abraham Seinen Freund, und sagte: „Sollte ich dem Abraham etwas verbergen, was ich tun will?" Ferne von dem Gericht, das Sodom und Gomorra treffen sollte, offenbart ihm der Herr das, was Er zu tun vorhatte. Die Kirche ist in Christo vor Gott gestellt, im Besitz der vollkommenen Liebe, in der Gemeinschaft Gottes mit dem Vater und Seinem Sohne Jesu Christo. 

Die Sünde ist hinweggetan, und diese Tatsache und Gewißheit im Herzen läßt uns die Gegenwart Gottes genießen. Der Heilige Geist überzeugt uns, daß das Werk Christi in Betreff unserer 
Sünden vollbracht ist, und daß wir als Kinder von Gott geliebt sind. Solange wir aber dieses Bewußtsein nicht haben, solange wir nicht frei sind, sind wir noch mit der Sünde beschäftigt und nicht mit Gott. Wir sind glücklich, wenn wir verstanden haben, daß wir uns der Liebe Gottes ganz anvertrauen und stets darauf rechnen dürfen. Gott rechnet aber auch auf unsere Liebe. Jesus sagt zu Seinen Jüngern: „Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, daß ich zu euch gesagt habe, ich gehe zu meinem Vater." Ihre Liebe sollte es gewünscht und auch verstanden 
haben, daß beim Vater zu sein, viel köstlicher war, als in einer feindseligen Welt, wo für den Sohn Gottes keine Liebe zu finden war. 

So köstlich es für uns ist mit Christo, das Erbe zu besitzen und zu genießen, so ist es doch viel köstlicher für uns, Gott selbst, sowohl den Vater als den Sohn zu haben, und uns Seiner Gemeinschaft und Gegenwart zu erfreuen; wie für die Braut der Besitz des Bräutigams selbst köstlicher sein wird, als dessen noch so großes Erbteil. Wir sind jetzt zu Lobe der Herrlichkeit Seiner Gnade , dort werden wir zu Lobe Seiner Herrlichkeit sein. In Seiner Gegenwart werden wir stets das Bedürfnis fühlen mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein, um alle Seine herrliche Gedanken zu verstehen, Seine Gemeinschaft zu genießen und mit Ihm zu wandeln. Darum wolle uns der treue Herr ganz und gar mit Seinem Geiste erfüllen. 

Epheser 2 Botschafter des Heils in Christo 1911, S. 182ff

Wenn wir als Christen leben wollen, so haben wir zwei Dinge nötig: einmal, dass unsere Zuneigungen zu Gott genährt und in Tätigkeit erhalten werden, zum anderen, dass wir mittels des Wortes, unter der Leitung des Heiligen Geistes, die Beziehungen kennen, in welche Gott uns versetzt hat.

Wer nicht Vater oder Mutter ist, dem wird es sehr schwer werden, auszulegen, was Elterngefühle sind; wer aber Vater oder Mutter ist, wird keine Schwierigkeit finden, diese Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Man versteht die Lage oder Stellung, in welcher man sich befindet, aus dem einfachen Grunde, weil das Herz dabei ist; man kann sie nicht durch Belehrung kennen lernen.

So ist tatsächlich nichts einfacher als die Dinge Gottes, die uns oft als die schwierigsten erscheinen. Nehmen wir z. B. das Einssein Christi mit der Versammlung, Seiner Kirche. Der Herr Jesus hat dem Saulus von Tarsus diese Wahrheit mit einem einzigen Wort auf dem Wege nach Damaskus geoffenbart: „Ich bin Jesus, den du verfolgst“. Dieses eine Wort gab dem Saulus Einsicht über die kostbare Wahrheit, die er nachher so wohl verstanden hat, dass nämlich der schwächste Gläubige ein Glied am Leibe Christi ist, Fleisch von Seinem Fleisch und Bein von Seinem Bein.

In den Briefen des Apostels ist diese Wahrheit weiter entfaltet, sie wird großer und größer vor den Augen seiner Seele; aber schon von seiner Bekehrung an hatte er sie in ihrer ganzen Einfachheit erfasst. Nichts ist also einfacher als das; und doch, um diese Beziehung, dieses Verhältnis zu Christo zu genießen, bedarf es nicht nur der Abhängigkeit von Gott und der Macht des Heiligen Geistes, sondern auch eines Verstehens und einer eifrigen Pflege des bestehenden Verhältnisses.

In dem Briefe an die Epheser finden wir zwei Beziehungen, die erst nach der Auferstehung des Herrn geoffenbart werden konnten. Die erste ist die der Kindschaft. Sie bringt uns in die Verpflichtung, unserem Vater nachzuahmen. „Seid Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder“ (Kap. 5, 1).

Welch ein mächtiger Beweggrund zur Heiligkeit fließt also aus dieser unserer Einheit mit Christo hervor! Es handelt sich nicht darum, Anstrengungen zu machen, um Gott nachzuahmen, sondern demgemäß zu handeln, was wir in Christo sind. „Wandelt in Liebe, gleichwie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch“ (V. 2.) „Wandelt als Kinder des Lichts“ (V. 8.) 

Alles dieses geht aus dem hervor, was wir vor Gott in Christo sind, und erfordert, wie gesagt, keine besondere Anstrengung unserseits. Wenn man in Liebe wandelt, wie leicht ist es dann, ein Nachahmer Gottes zu sein. Und wenn ich weiß, dass ich Kind bin, so handle ich nicht wie ein Fremder oder ein Sklave. Ist ein Vater nicht betrübt, wenn sein Kind an seiner Liebe zweifelt? So will auch Gott, dass wir das Bewusstsein von Seiner Liebe als Vater haben, sowie von dem großen Werte, den wir in Seinen Augen besitzen. In uns selbst sind wir ja völlig unwert, in Christo aber find wir Ihm kostbar.

Die zweite der in unserem Briefe erwähnten Beziehungen ist die der Braut, des Weibes. Die eine wie die andere der beiden Beziehungen war vollständig unbekannt, so lange Jesus nicht zum Vater gegangen war. Wenn das Kind noch klein ist, unterscheidet es sich in nichts von einem Knechte. Es steht unter Lehrern und Erziehern; da ist irgend einer oder irgend etwas, das sich zwischen das Kind und den Vater schiebt. Es geht in die Schule. Aber wenn es erwachsen ist, tritt es in unmittelbare Beziehung zu seinem Vater. Ehe der Vatername geoffenbart wurde, sagte das Gesetz dem Menschen: Tue dies, tue jenes. 

Von einem Kindesverhältnis war keine Rede. Jetzt aber, nachdem Christus, der vielgeliebte Sohn Gottes, Mensch geworden, ist das Verhältnis, das in Seiner Person zur Darstellung kam, auch das unsrige geworden, die wir Ihm angehören und in Ihm sind. „Ich fahre auf“, sagte Er, „zu meinem Vater und eurem Vater und zu meinem Gott und eurem Gott“ (Joh. 20, 17). Selbst nach vollbrachter Versöhnung auf dem Kreuze konnte der Herr uns in Seine eigenen Beziehungen zum Vater doch erst einführen, als Er zu Ihm aufgefahren war. Dort ist Er jetzt, und Er hat uns den Geist der Sohnschaft herabgesandt, damit wir unsere Stellung als Kinder verstehen und genießen möchten.

Was die Beziehung Christi zur Kirche betrifft, so war solche ebenfalls vollständig unbekannt und konnte vor der Aufnahme des Herrn in die Herrlichkeit in keines Menschen Herz kommen. Der Jude, so belehrt und erleuchtet er auch durch den Heiligen Geist sein mochte, kannte und erwartete nur einen Messias in Herrlichkeit, unter dessen Herrschaft die Erde gesegnet sein würde. Er wusste aber gar nichts davon, dass dieser Messias als Sohn Gottes einen Leib haben würde, von dem Er selbst das Haupt, Juden und Heiden aber die Glieder sein sollten. Dieses Geheimnis war im Ratschluss Gottes verborgen bis zu der Zeit, da Christus von Israel verworfen sein würde.

Bis dahin hatte Gott den Menschen auf allerlei Weise auf die Probe gestellt, aber der Mensch hatte vollständig versagt. Ungehorsam und ein Übertreter, wie er war, hatte er jedes Recht aus die Verheißungen verloren. Dann wurde Christus den Menschen angeboten als Der, in welchem alle Verheißungen erfüllt waren; aber sie haben Ihn als solchen verworfen und zum Tode gebracht.

Gott war treu gewesen gegen Israel und hatte es mit vieler Langmut getragen. Er hatte alle Mittel angewendet: Geduld, Züchtigung und Gnade. „Was war noch an Seinem Weinberge zu tun, das Er nicht an ihm getan hätte?“ (Vergl. Jes. 5, 4.) Nichts hatte geholfen. Alles hatte nur dazu gedient, die Feindschaft des Fleisches gegen Gott ans Licht zu bringen. Ob Juden oder Heiden, alle hatten sich gegen Gott empört und sich als Kinder des Zorns erwiesen. Der Baum war schlecht und konnte naturgemäß nur schlechte Früchte tragen. Es blieb daher nichts mehr zu tun übrig, da alles, was Gott getan, nur dazu gedient hatte, ein unverbesserliches Übel an den Tag zu bringen.

Diesen Zustand des Menschen beleuchtet der Apostel in unserem Kapitel: „Er ist tot in seinen Vergehungen und Sünden“. Man braucht jetzt naht mehr zu untersuchen, zu was der Mensch fähig ist, es handelt sich nur noch um die Frage, was Gott zu tun vermag; und wer will Seine Macht beschränken? Er nimmt einen armen Sünder und versetzt ihn in dieselbe Herrlichkeit wie Seinen vielgeliebten Sohn, der gekommen war, um den Sünder zu erlösen -— derselbe Jesus, den Saulus Verworfen und verfolgt hatte. Der, in dem alle Verheißungen Gottes Ja und Amen sind, ist nicht gekommen, um für uns diese Verheißungen zu erfüllen, sondern um die Kirche, d. i. die Fülle Dessen, der alles in allem erfüllt, in Seine eigene Herrlichkeit einzuführen.

Das war ein Geheimnis, eine Sache, von der nie zuvor die Rede gewesen war. Die Tatsache, mit dem Christus lebendig gemacht zu sein, um einen Leib zu bilden, der durch den Heiligen Geist vereinigt ist mit dem Sohne selbst, dem Haupte dieses Leibes, das war etwas völlig Neues. Gott wollte hierdurch in den kommenden Zeitaltern den überschwänglichen Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns erweisen in Christo Jesu. (V. 7.) Jetzt wird, nach dem Vorsatz der Zeitalter, den Gott gefasst hat in Christo Jesu, unserem Herrn, durch die Versammlung (Gemeinde) die mannigfaltige Weisheit Gottes den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen Örtern kundgetan.

Satan hatte zu dem ersten Menschen gesagt: Wenn du von der Frucht des Baumes essen wirst, wirst du sein wie Gott. Gott antwortet Satan damit, dass Er uns Seinem eigenen Sohne gleichförmig macht, Ihm, der die volle Darstellung und Offenbarung Seiner Herrlichkeit und Seiner Ratschlüsse ist. Da Christus alle Dinge geschaffen hat und durch das Wort Seiner Macht trägt, so gehört Ihm die Herrlichkeit, und Er ist Erbe aller Dinge. Aber wird Er alles das allein besitzen? Nein, Gott gibt Ihm ein Weib, die Kirche, die Versammlung. Gerade so wie Er einst dem Adam die Eva als Gehilfin und Genossin schenkte, hat Er gewollt, das; die Versammlung, von Christo erkauft, Ihm gleich sei, eins mit Ihm und bei Ihm, und dass Er „sie sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei“ (Kap. 5, 27).

Diese großen Dinge stellt der Apostel in unserem Kapitel uns vor mit den Worten: „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, wegen Seiner vielen Liebe, womit Er uns geliebt hat, als auch wir in den Vergehungen tot waren, hat uns mit dem Christus lebendig gemacht, — durch Gnade seid ihr errettet, — und hat uns mit- auferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christo Jesu“ (Kap. 2, 4 — 6). Das ist etwas gänzlich Neues, eine Sache, die vor der Himmelfahrt des Herrn nicht möglich war; wir sind jetzt Glieder Christi, und der, welcher mit Ihm vereinigt ist, ist ein Geist mit Ihm.

Genießen wir diese Dinge, teurer Leser? Ohne Frage bin ich dem Leibe nach noch hienieden, noch nicht in der Herrlichkeit; aber es gibt nichts, das ich nicht jetzt schon besäße. Da ist nicht ein einziger Grundstein zu meinem Glück, dessen ich mich nicht jetzt schon erfreuen könnte. Gott liebt mich ebenso sehr, ebenso vollkommen wie dann, wenn ich im Himmel sein werde. Diese Liebe ist jetzt schon mein Teil; jetzt schon ist Christus mein Leben, und in der Kraft des Heiligen Geistes vermag ich diese Dinge heute schon zu genießen. Mit einem Wort: es gibt nicht eine Quelle des Glückes, die ich nicht schon besäße. Vielleicht denkst du, das sei zu viel gesagt; aber nein, du wirst es sehen.

Gott liebt mich, und Christus bereitet mir das himmlische Glück. Er ist mein Leben, und durch den Glauben schöpfe ich aus dieser Quelle des Glücks. Welch einen Frieden gibt mir das! Ich verstehe die Größe dieser Gnade, die mich in eine solche Stellung versetzt hat. Ich bin ganz nahe bei Ihm, um Ihn zu genießen, und nichts vermag mich von der Liebe zu scheiden, die Gott mir in Jesu bezeugt hat· Das ist die Stellung, in die ich versetzt bin. Ich habe wahrlich allen Grund, Gott dafür zu preisen: „Durch die Gnade seid ihr errettet, mittelst des Glaubens, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es“ (Kap. 2, 8 — 10).

Ich sage nicht, dass das Fleisch mich nicht an dem Genuss dieser Segnungen hindern könnte; ohne Zweifel betrübe und kränke ich auch den Heiligen Geist. Aber Gott ist mein Vater, und nichts kann mir das rauben, kein Geschöpf kann mich von Ihm scheiden. Siehe da, mein Glück! Wir sind es, in denen Gott den überschwänglichen Reichtum Seiner Liebe geoffenbart hat, und wir kennen Den, der das alles zustande gebracht hat. Es war nötig, dass der Sohn zum Vater ging.

Nur so konnte der Heilige Geist herniederkommen, der den Leib mit dem Verherrlichten Haupte eint; nur so konnte die Versammlung das Bewusstsein ihres Daseins empfangen und in den Genuss ihrer Vorrechte eingeführt werden.

„Deshalb seid eingedenk, dass ihr, einst die Nationen im Fleische . . . zu jener Zeit ohne Christum wart, entfremdet» dem Bürgerrecht Israels und Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung“ (V. 11. 12). Es ist gut, will der Apostel sagen, euch hieran zu erinnern, weil dies die Fülle der Gnade hervortreten lässt.

Für Adam gab es keine Verheißungen, wenn Gott auch gesagt hatte, des Weibes Same (Christus) werde der Schlange den Kopf zertreten. Die Juden aber hatten Verheißungen. Gott gab sie ihnen, aber sie wollten nichts davon. Als sich das kananäische Weib an den Herrn wendete, stützte sie sich nur auf die Gnade; konnte der Herr ihr da mit einem Nein antworten, wenn es sich um Gnade und nicht um Verheißungen handelte? Die letzteren gehörten den Juden. Christus wollte das Brot der Kinder nicht den Hündlein hinwerfen, aber wenn diese Frau nur Anspruch auf die Brosamen machte, die vom Tische der Kinder fielen, so konnte Er ihr solches nicht abschlagen. Er konnte unmöglich sagen: Es gibt keine Gnade für dich. Denn in Christo hat Gott eine Fülle der Gnade geoffenbart. Die Juden hatten ihren Verheißungen gemäß einen lebenden Christus in ihrer Mitte und wollten nichts von Ihm; aber ein Christus, von der Erde in den Himmel erhoben, zieht alle Menschen zu sich.

Hast du verstanden, dass du nicht gerechtfertigt bist durchs Gesetz noch durch die Verheißungen, noch durch dich selbst, sondern dass Gott in Seiner unbegrenzten Gnade uns alles geschenkt hat, dass Er uns zu Gliedern am Leibe Christi und zu Christi Braut erwählt hat, und dass wir durch den Heiligen Geist in diese gesegneten Beziehungen zu Jhm eingetreten sind? Gott hat Juden und Nationen in eins vereinigt durch das Blut Christi, des von den Menschen Verworfenen. Denn wir, die einst ferne waren, sind durch das Blut des Christus nahe geworden; denn Er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung (Vers 13 u. 14). Es ist also das Blut des Christus, das dies alles zustande gebracht hat. Die schreckliche Sünde, den Herrn der Herrlichkeit verworfen zu haben, dieser Akt der Ungerechtigkeit des Menschen, wird das Mittel, wodurch Gott, in Gnade handelnd, die Sünde sühnt und Juden und Nationen in einem Leibe vereinigt.

Diese Einheit konnte früher nicht zustande kommen, denn die Juden hatten die Verheißungen, die Nationen nicht. Nachdem aber die Juden alle Anrechte auf die Verheißungen verwirkt hatten, hat Christus, „Frieden stiftend, die beiden in sich selbst zu einem neuen Menschen geschaffen“. Indem Er die Zwischenwand der Umzäunung abbrach, vereinigte Er beide in sich selbst zu einem Leibe durch das Kreuz, „nachdem Er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte“. Was bis dahin in Gott verborgen gewesen, war nicht nur dies, dass Er Juden und Heiden erretten, sondern dass Er sich ein himmlisches Volk zubereiten wollte, vereint mit Christo und dazu bestimmt, Sein Weib zu sein.

Das war etwas ganz Neues, auf einer neuen Grundlage Ausgebautes: ein Volk, in lebendiger Weise vereinigt durch den Heiligen Geist, der es zu einem Leibe sammelt, welcher ohne das Haupt ebenso wenig vollendet ist, wie das Haupt selbst ohne den zugehörigen Leib. In Christo im Himmel gesehen, sind wir das Weib. Wer Christum liebt, liebt auch das Weib, denn wir sind Glieder Seines Leibes, von Seinem Fleisch und von Seinen Gebeinen (V. 30).

In Seiner Liebe zum Sohne wollte Gott, dass wir ein Teil von Christo seien; wir sollten das Bewusstsein haben, dass Er in uns ist und Gott in Ihm, und dass der Vater uns liebt, gleichwie Er den Sohn liebt (Joh. 17, 23). Indem Er uns so innig mit dem Sohne verband, hat Gott Seine Liebe zu uns geoffenbart: „Du in mir, ich in ihnen“.

Der Heilige Geist gibt uns das Verständnis für diese unsere Stellung. In Christo, noch nicht mit Ihm, haben wir jetzt schon unseren Platz, in den himmlischen Örtern, und wir können durch den Glauben uns in Ihm schon dort sehen. Ein verherrlichter Jesus konnte zu Saul sagen: „Ich bin Jesus, den du verfolgst“. Darum redet Paulus auch so viel von dem himmlischen Christus; er hatte Ihn mit eigenen Augen in Seiner Herrlichkeit gesehen.

Die Sendung des Heiligen Geistes ist das Siegel und die Bestätigung unserer Vorrechte. Durch Ihn sind wir zu einem Leibe getauft worden, um eins mit Christo zu sein. Da dieser Leib Christo gehört, so ist das, was ihn auszeichnet, dies: er ist Sein Weib, das sein Dasein aus Ihm herleitet, dem es einzig und allein gehört. Was eine Frau in dieser Welt unterscheidet, ist nicht der Umstand, dass sie ehrbar und liebenswürdig ist, sondern dass sie ein besonderes Dasein besitzt durch die Tatsache, dass sie ihrem Manne angehört und ein Fleisch mit ihm ist.

 Eva war die Gefährtin Adams, sie genoss alle Rechte einer Frau und hatte ihrem Mann gegenüber die entsprechenden Zuneigungen und Gefühle. Sie war ihm nicht untertan, noch besaß sie die Herrschaft über ihn; aber sie genoss alles, was Adam genoss, und ihre Gefühle für ihn ließen ihn verstehen, dass sie für ihn war; hätte sie nicht gewusst, dass sie sein Weib sei, wie hätte sie die Zuneigungen eines Weibes besitzen können?

Was ist nun die gegenwärtige Erwartung der Braut bezüglich des Kommens ihres Herrn? Sie erwartet Ihn als Bräutigam. Er ist für die Versammlung, die Kirche, der glänzende Morgenstern, weil sie in himmlischen Beziehungen zu Ihm steht. Ehe es Tag wird, d. h. ehe Er sich der Welt offenbart, wird sie bei Ihm sein. Die Braut ruft: „Komm“, weil der Heilige Geist, der persönlich in ihr ist, sagt: „Komm!“ Der Heilige Geist ist es, der dieses Verlangen in dem Herzen der Kirche wachruft, und der Bräutigam antwortet: „Ich komme bald“.

Wie der Sohn einst im Fleische gekommen ist, so wird Er auch kommen in Herrlichkeit. Die Kirche ist berufen, Zeugnis von alledem abzulegen, was Christus ist; denn der Geist nimmt die Dinge Christi und teilt sie uns mit. Sie kann noch nicht sagen: „Ich besitze den Mann“; wohl aber: „Ich besitze den Geist“; ich weiß, was Jesus ist, ich besitze das lebendige Wasser, ich kenne die Liebe, die in mein Herz ausgegossen ist, und ich lade alle Menschen ein, zu Ihm zu kommen. Sie kann der Kanal sein, durch welchen Gott Seine Gnade denen mitteilt, die arm, elend und unglücklich, zerbrochenen Herzens sind, um sie zu trösten. Sie ruft: „Wen da dürstet, der komme; wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst“.

Wenn die Braut das immer in bewusster Weise festhielte, so würde das Ergebnis die Einheit sein. Nun, was ist es, das uns trennt? Unsere eigenen selbstsüchtigen Interessen. Aber wenn wir Christum haben und das Fleisch gekreuzigt ist, werden unsere Gedanken die gleichen sein. Ich weiß wohl, dass das Fleisch ein Hindernis ist, aber wenn mein Bruder mir gegenüber fehlt, so gibt mir das nur Gelegenheit, Liebe gegen ihn zu üben. Die Fehler meines Kindes stoßen mich nicht zurück; ich werde vielmehr bemüht sein, sie abzustellen, indem ich mich in besonderer Zuneigung mit ihm beschäftige, und das beweist dann gerade meine Liebe zu ihm. Die göttliche Kraft des Heiligen Geistes ist stärker als das Böse und beseitigt es; wie im Herrn, dem Haupt der Kirche, diese Kraft war, so soll sie auch in der Kirche zutage treten.

Ohne Zweifel fehlen wir vielfach in dem Zeugnis, das wir ablegen sollen, aber ich betone jetzt die Einheit, wie sie im Worte dargelegt ist, und wie sie verwirklicht werden sollte. Wenn es sich so verhält, wie eben gesagt, wie kann ich dann ein einziges Glied des Leibes Christi auf der Seite liegen lassen? Wäre es möglich, dass Christus auch nur ein einziges übersähe und vernachlässigte?

Die Interessen des Leibes sind eins, denn da er dieselben innigen und vollkommenen Zuneigungen des Hauptes genießt, hat er auch dieselben Interessen. Ebenso besitzt die Braut (das Weib) alle Vorteile ihrer Stellung und genießt alle Zuneigungen des Bräutigams, der durch Seine sorgende Liebe sie heilig, ohne Makel und untadelig in Liebe vor sich hinstellt. Ich bin überzeugt, wenn die Kinder Gottes ihre Beziehungen als Kinder, als Glieder des Leibes Christi und als Braut verwirklichten, so würden sie auf ihrem Wege weder Verlegenheiten noch Schwierigkeiten finden. Man versteht dieses Verhältnis aber erst, wenn man darin lebt. Die Liebe macht nicht viel Redens; was wir zu tun haben ist, Liebe zu offenbaren gegen alle, die uns umgeben. Die Liebe Gottes ist ohne Grenzen. Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat alles getan. Er hat Seinen Sohn gegeben, der uns erlauft hat, damit wir Sein Fleisch und Sein Gebein seien, und unsere armen Herzen können nun ruhen in der vollkommenen Liebe Jesu.

Die Weisheit Gottes und die Reichtümer Seiner Gnade werden gesehen und den Fürstentümern und Gewalten geoffenbart durch die Kirche, die mit Christo und in derselben Herrlichkeit wie Er geschaut werden wird. Bis zu der Zeit, da Gott Seine Verheißungen gegenüber den Juden zur Ausführung bringen wird, ist die Kirche der Gegenstand Seiner zärtlichsten Liebe. Christus ist für sie der glänzende Morgenstern, ehe Er sich der Welt zeigt. Und dann, „wenn Er geoffenbart wird, werden auch wir mit Ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit“ (Kol. 3, 4.).

O dass wir doch treu sein möchten wie eine Braut während der Abwesenheit ihres Bräutigams, und dass wir alle Glieder des Leibes Christi betrachten möchten als eins mit Ihm! Das gebe Gott!

Betrachtung über Eph. 3-4, 16
Einleitende Bemerkungen
Der Brief an die Epheser führt uns zu Höhen hinauf,wie kein anderer Brief es tut. Er zeigt uns einerseits die ganze Tiefe des menschlichen Verderbens, den geistlichen Tod, anderseits aber auch die ganze Herrlichkeit des göttlichen Gnadenratschlusses. Der Zustand der Versammlung
in Ephesus war so gut, daß der Geist Gottes sie mit den Gedanken, wie sie v or Grundlegung der Welt im Herzen des Vaters verborgen waren, bekannt machen konnte. Gott möchte gern allen Seinen Kindern die gleiche Gnade schenken, aber ihr geistlicher Zustand, unsere Gleichgültigkeit und Untreue, stehen Ihm oft hindernd im Wege.

Welch ein Verlust für uns!
Der Apostel zeigt uns zunächst, daß wir in dieselben Beziehungen zu Gott gebracht sind, in welchen Christus 

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zu Ihm steht. Gott ist „der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus" und ist nun unser Gott und Vater in Ihm geworden. Vor Seiner Menschwerdung war unser hochgelobter Herr der „E i n geborene vom Vater". Er bleibt das. selbstverständlich immer, aber dieser
Titel bezeichnet Seine ewige Beziehung zu Gott, dem Vater.
Er war „bei Gott, und Er war Gott". (Joh. 7,1.) Alö Er dann aber an „Blut und Fleisch teilnahm",
aus Gnaden als Mensch in diese Schöpfung trat, entwickelten sich ganz neue Beziehungen für Ihn. „Das Wort ward Fleis ch." Der Sohn Gottes erschien in Gleichgestalt
des Fleisches der Sünde. (Joh. 1, 1.4; Röm. 8, 3.)
Von Gott gezeugt und vom Weibe geboren, war Er wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch in einer Person. Zu Ihm, als Mensch, konnte Gott sagen: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt". (Ps. 2, 7; Hebr. 1, 5.) Und in unmittelbarer Verbindung damit wird
Er der „Erstgeborene" genannt. Als „Eingeborener"
steht Er notwendig für alle Ewigkeit allein, als „Erstgeborener" hat Er Genossen, Brüder, die Er in dasselbe Verhältnis einführen kann, in welchem Er zu Gott steht:
Sein Gott ihr Gott, Sein Vater ihr Vater.
Um diese Einführung zu ermöglichen, genügte jedoch nicht nur die Menschwerdung Christi. Er mußte auch alle Folgen des Falles deö Menschen auf sich nehmen, mußte unsere Schuld tragen, ja mehr noch, Er mußte für uns zur Sünde gemacht und von Gott behandelt werden,
als wäre Er selbst in dem Zustande gewesen, in welchem wir „als tot in den Vergehungen" (Kap. 2, 5) sind. O ewig sei der Name Gottes dafür gepriesen, daß das auf Golgatha geschehen ist, sodaß wir nun lesen
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dürfen: „Was Er gestorben ist, ist Er ein für allemal der Sünde gestorben, was Er aber lebt, lebt Er Gott"! (Röm 6, 10.) Mit der Sünde, dem Zustande des gefallenen Menschen, ist am Kreuze ein für allemal ein Ende gemacht worden im Gericht, und eine neue Schöpfung
ist ans Licht getreten, deren Anfang Christus ist, der auferstandene und nun droben verherrlichte Menschensohn. 
Dieselbe „überschwengliche Größe der Kraft Gottes",die ch Christo gewirkt hat, indem sie Ihn aus den Toten auferweckte und als „Haupt über alles" zu Seiner Rechten setzte, wirkt jetzt auch in uns, den Glaubenden.
(Kap. 1, 1Y. 20.) Der „Urheber unserer Errettung" (Hebr. 2, 10) ist in daö Bollwerk Satans hinabgestiegen und hat uns aus seiner Sklaverei für immer befreit. Das war der Weg, auf dem Er „viele Söhne" zur Herrlichkeit brachte. So ist Er das Haupt eines ganz neuen Geschlechts
geworden, der Erstgeborene vieler Brüder, das Haupt Seines Leibes, der Versammlung.

Der Titel „Erstgeborener" wird dem Herrn in verschiedenen Beziehungen beigelegt. Abgesehen davon, daß Er als der von Gott gezeugte Mensch und siegreiche Überwinder
über Tod und Grab allgemein den Namen „Erstgeborener" trägt, wird Er in Kol. 1, 15 genannt
der Erstgeborene aller Schöpfung. Wenn Er in die Schöpfung eintritt, kann es nur in
diesen: Charakter sein, also nicht als ein Mensch, der zu „der Schöpfung gehört", sondern dem „die Schöpfung gehört", der vollgültige Ansprüche an sie hat, weil Er es ja ist, der sie erschaffen hat. Denn „durch Ihn sind alle Dinge erschaffen worden, die in den Himmeln und die
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auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren"; darum gehören sie notwendigerweise auch alle Ihm. Aber anstatt bei Seiner Erscheinung auf dieser Erde Seine Ansprüche
an die Schöpfung geltend zu machen, ist Er der Allerärmste und -niedrigste geworden, der Diener aller. 
Wenn Er aber als der Erstgeborene aller Schöpfung in diese Welt eintrat, so hat Er sie verlassen als der Erstgeborene aus den Toten.
Jener erste Titel war Ihm eigen, wie wir gesehen haben kraft Seiner Würde und Macht als Schöpfer; den zweiten hat Er sich erworben, indem Er unseren Platz in Tod und Gericht einnahm und als Sieger ans dem schweren Kampf mit Satan hervorging und so „der Anfang, das Haupt Seines Leibes, der Versammlung",
wurde. Der Tod konnte Ihn nicht behalten. Vergeblich suchten die Weiber „den Lebendigen unter den Tot e n". Er war auferstanden. (Luk. 24, 5. b.) Alle, die des Christus sind, werden Ihm folgen bei Seiner Ankunft, aber Er ist „der Erstling", (4. Kor. 45, 23.) Er
muß „in allemden Vorrang haben". (Vergl. Kol. 4,48.) Indes ist Er nicht nur „der Erstgeborene aus den Toten" im Blick auf die Deinigen, Er ist auch der Erstgeborene der Toten (Dffbg. 4, 5),
d. h. Er hat als Mensch durch Seinen Tod und Seine Auferstehung sowohl die Auferstehung der Toten überhaupt eingeführt (4. Kor. 45, 24), als auch für sich selbst das Recht erworben. Lebendige und Tote zu richten. Er hat Gewalt über die Toten. Als Der, der tot war und
lebendig ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, „hat Er die Schlüssei des Todes und des Hades". Er gebietet über die Leiber und die Seelen der Menschen (Offbg. 1, 18). „Denn hierzu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, auf daß Er herrsche sowohl über Tote als auch über
Lebendige." (Röm. 14, 9; vergl. auch Joh. 5, 27—29.)
Schließlich wird der Herr gesehen werden als der Erstgeborene unter vielen Brüdern.
Das ist wohl der lieblichste unter diesen Titeln, der am ergreifendsten zu unseren Herzen spricht und auch S e inem Herzen so überaus teuer ist. Schon gleich nach Seiner
Auferstehung sandte Er Maria von Magdala zu Seinen „Brüdern" mit der Botschaft: „Ich fahre auf zu meinem Bater und eurem Vater, und zu meinem Gott und euren: Gott" (Joh. 20, 17), und wir wissen, daß Er sich heute nicht schämt, uns „Brüder" zu nennen, und „inmitten
der Versammlung Gott lobsingen" will; aber erst dann, wenn Gottes „Vorsatz" im Blick auf uns, die „Er zuvorbestimmt hat, dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig zu sein", zur endgültigen Ausführung kommt, wird Er voll und ganz als „der Erstgeborene unter vielen Brüdern"
gesehen werden zur Verherrlichung Gottes und zur Befriedigung Seines Herzens. (Röm. 8, 29.)

 Auch in dieser Beziehung wird und muß Er ewiglich den „Vorrang" haben, und mit welch tiefer, seliger Freude werden die „Brüder" zu dem „Erstgeborenen" aufschauen und Ihn anbetend Herr nennen von Ewigkeit zu Ewigkeit! Welche Wunder der Gnade, welche Geheimnisse des
göttlichen Willens enthüllen sich doch bei der Betrachtung dieser Titel vor unseren staunenden Blicken! Mußte Mose einst zu dem Volke Israel sagen: „Das Verborgene ist Jehovas, unseres Gottes; aber das Geoffenbarte ist unser und unserer Kinder ewiglich" (S. Mose 2y, 29),
so dürfen wir heute lesen, daß daö, „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die Ihn lieben", den Aposteln des Neuen Testamentes (und durch sie uns) geoffenbart worden ist durch Seinen Geist, der
„alles erforscht, auchdieTiefen Gotte s". (1. Kor. 2, 9. ro.) Gefiel es Gott wohl, im Alten Bunde „im Dunkel zu wohnen", so dürfen wir heute in dem vollen Licht Seiner in Christo geoffenbarten Gnade und Liebe wandeln und die „ganze Wahrheit" genießen, in die der  Geist uns eingeführt hat. Der Vorhang ist zerrissen, und unser Platz ist im Heiligtum. In Christo schon mitversetzt
in die himmlischen Orter, sind wir dort gesegnet mit jeder geistlichen Segnung. Alle Geheimnisse sind enthüllt.

Der Vater hat, in tiefster Ehrfurcht, aber auch mit überströmender Freude sei es gesagt, keine Geheimnisse mehr vor Seinen Kindern. Die Tiefen Seines Herzens sind uns erschlossen. Die verborgene Weisheit Gottes, die keiner von den Fürsten dieses Zeitlaufs erkannt hat
(t. Kor. 2), ist uns mitgeteilt worden.
Was sollen wir hierzu sagen? Ja, was können wir sagen? Es bleibt uns nur übrig, anbetend einzustimmen in den Ruf des Apostels: „Gepriesen seider Gott  und Vater unseres Herrn Jesus Christus!"Dieser Gott und Vater ist, wie gesagt, auch unser Gott und Vater geworden. Das zeigt uns das "l. Kapitel unseres Briefes, indem es zugleich die Segnungen beschreibt, die
mit diesem neuen Verhältnis für uns verbunden sind. Im 2. Kapitel begegnen wir der Gnade und Macht Gottes, 
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die gewirkt haben, um Seine Ratschlüsse zur Ausführung zu bringen und geistlich tote Menschen, Kinder des Zornes, in den Genuß jener Segnungen einzuführen. Ein
Reichtum von Barmherzigkeit, viele Liebe und überschwengliche  Gnade haben sich miteinander verbunden, um das Ziel zu erreichen. Ist es ein Wunder, wenn der Apostel
im 11. Verse ermahnt: „Deshalb seid eingedenk"?
Hoffnungslos verlorene, Gott entfremdete und völlig fernstehende Sünder sind durch das Blut des Christus nahe geworden. Zugleich hat der Tod Christi die Feindschaft zwischen Juden und Heiden, die Zwischenwand der Umzäunung, hinweggetan, um aus beiden einen Leib, einen
neuen Menschen zu schaffen, den Menschen der Ratschlüsse Gottes.

Das 2. Kapitel schließt mit einen: Hinweis auf „den heiligen Tempel im Herrn, die Behausung Gottes im Geiste" — ein ganz neuer Gedanke, und doch mit dem ersten innig verbunden. In beiden Fällen, ob wir an den geistlichen Leib Christi oder an den heiligen Tempel Gottes

denken, ist es Gott, der die Glieder setzt oder die Steine einfügt, wie Er will. Des Menschen Tun, sein Mitwirken ist dabei völlig ausgeschlossen. Daß das Haus Gottes auch noch unter einem anderen Gesichtspunkt, als der Verantwortlichkeit des Menschen anvertraut, betrachtet
wird, ist bekannt. Das 3. Kapitel des 1. Korinthcrbriefes  zeigt uns, in Verbindung mit anderen Stellen (wie z. B.2. Tim. 2), was aus dem Hause Gottes in diesem Charakter geworden ist: ein großes Haus, mit allerlei unechtem Material gebaut und mit zahllosen „Gefäßen zur Unehre"

gefüllt. In dem „Leibe" oder in dem „heiligen Tempel",so wie er hier (auch in 1. Petr. 2) dargestellt wird, — 243 —
kann eö aber kein falsches, totes Glied, kein Holz, Heu und Stroh geben.
Das 3. Kapitel unseres Briefes beginnt mit den Worten: „Dieserhalb ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch, die Nationen —" die Fortsetzung des Gedankens
findet sich aber erst in Kap. 4, 4, wo es heißt: „Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, daß ihr usw.". Die Erinnerung an die Ursache seiner nun schon Jahre währenden Gefangenschaft, verbunden mit dem Gedanken an die wunderbaren Ratschlüsse Gottes, deren Verwalter er war, überwältigt ihn so, daß er die beabsichtigte Ermahnung noch eine Weile aufschieben und näher auf daö „Geheimnis des Christus", wie er eö hier nennt, eingehen
muß. So bildet denn das ganze 3. Kapitel eine Einschaltung, in welcher — selbstverständlich alles unter der Leitung deö Heiligen Geistes — jenes Geheimnis genauer entwickelt
wird. Daß Paulus um der Offenbarung dieses Geheimnisses willen „der Gefangene im Herrn war für die Nationen", beweist Apostelgesch. 22, 2t. 22 ff. 

Wir haben weiter oben bereits gesagt, daß im Gegensatz zum Alten Bunde heute „das Verborgene Jehovas" geoffenbart ist. Als der Herr Jesus hienieden wandelte, konnte Er Seinen Jüngern vieles nicht sagen, weil sie es noch nicht zu tragen, zu erfassen vermochten. (Joh. 46,
42.43.) Dennoch war es ihnen schon gegeben, „die Gehe i m n i s s e des Reiches der Himmel zu wissen". (Matth. 43, 44.) Viele Propheten und Gerechte hatten vergeblich begehrt, zu sehen und zu hören, was sie anschauen und hören durften. Nach dem Tode und der Auferstehung deö
Herrn sind dann nach und nach alle Geheimnisse durch den Heiligen Geist mitgeteilt worden. 
244

Aufzeichnungen aus einer Betrachtung über Eph. 3-4, 16
Der Apostel nennt sich „den Gefangenen Christi Jesu für die Nationen". Um ihretwillen saß er im Gefängnis zu Rom. Gerade „die Verwaltung der Gnade Gottes", die ihm in bezug auf sie gegeben worden war, hatte ihn dorthin gebracht. Wieder werden wir an Simsons Rätsel erinnert. Der „Starke" und „Fresser" hatte seine ganze Macht und Bosheit aufgewandt, um daö auserwählte Rüstzeug Gottes lahm zu legen, aber Süßigkeit und Speise 243
waren aus allen seinen Anstrengungen hervorgegangen.

Nicht nur war der Wohlgeruch des Evangeliums in dem ganzen Prätorium, in des Kaisers Hause usw. verbreitet worden (Phil. 4, 43), sondern die Einkerkerung des  Apostels hatte auch dazu gedient, der Gemeinde Gottes für alle Zeiten die herrlichen Briefe zu geben, in welchen
ihr der ganze Ratschluß Gottes verkündigt wird.
Es hat Gott gefallen, uns von dem Geheimnis, von welchem in diesem und besonders auch im 5. Kapitel die Rede ist, schon im Alten Bunde ein Vorbild zu geben.
Aus dem in tiefen Schlaf gefallenen Adam nimmt Gott Eva, sein Weib: Fleisch von seinem Fleisch, Gebein von seinen Gebeinen.
Die Verwaltung dieses wunderbaren Geheimnisses: Christus und die Versammlung, ein Leib, zusammengesetzt aus Gläubigen aus Israel und den Nationen der Erde, ist nur dem Apostel Paulus anvertraut worden. Geoffenbart war es den „heiligen Aposteln und Propheten
im Geiste", aber wenn von der Verwaltung desselben die Rede ist, kommt nur seine Person in Frage. (Vergl. V. 2 u. 5.) „In anderen Geschlechtern den Söhnen  der Menschen nicht kundgetan worden", hatte Paulus jetzt den Auftrag empfangen, sowohl „das Geheimnis des Christus zu reden" (Kol. 4, 3), d. h. es anderen mitzuteilen, als auch sie darüber zu belehren, wie der in ihm verborgene Ratschluß Gottes in der gegenwärtigen Zeit zu seiner Ausführung kommt in der Sammlung der Glieder deö Leibes zu Christo hin, dem Haupte — ähnlich wie der Verwalter eines reichen, wohltätigen Herrn dessen Güter während seiner Abwesenheit verwaltet, d. h. nicht nur
244
sie selbst genau kennt und anderen zeigen kann, sondern auch im Sinne seines Herrn sie zu deren Nutzen verwendet.

In 4. Tim. 4, 45 nennt sich der Apostel „den ersten der Sünder". In 4. Kor. 45, d nennt er sich „den geringsten der Apostel"; hier in unserem Kapitel (V. 8) gar „den aller geringsten von allen Heiligen". Die empfangene Gnade machte ihn nicht hochmütig; jemehr ihm anvertraut
wurde, desto kleiner wurde er in seinen Augen.
Wer war er, der ehemalige Lästerer und Verfolger der Versammlung, daß er „unter den Nationen den unauö- forschlichen Reichtum des Christus verkündigen" durfte!
O möchten wir in unserem geringen Maße „Nachahmer" des Apostels sein! Auch wir sind Verwalter, wenn auch in anderem Sinne als er und im Vergleich mit ihm in kaum nennenswerter Weise; aber offenbaren wir seine Gesinnung, seine Treue?

Die Fürstentümer sind Gewalten in den himmlischen Ortern, sind Engel und Engelfürsten. Diese hohen, himmlischen Wesen schauen von oben auf uns herab (vergl. auch 4. Kor. 4, d; 44, 40; ferner 4. Tim. 5, 24; 4. Petr. 4, 42) und, als Täter des Wohlgefallens Gottes nnd Diener derer, welche die Seligkeit ererben sollen, aufs innigste an uns interessiert, erblicken sie in der Versammlung Gottes hienieden Seine „gar mannigfaltige Weisheit". (V. 40.) Sie haben die Schöpfung aus der Hand Gottes hervorgehen sehen, haben Seine Wege mit Noah,
Abraham und Joseph, mit Israel in Ägypten, in der Wüste und im Lande angeschaut, sie waren zugegen, als Jehova unter Donner und Blitz auf den Sinai Herabstieg,
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haben Gottes Größe, Herrlichkeit und Macht in der verschiedensten Weise sich entfalten sehen und als Seine Werkzeuge dabei dienen dürfen; aber in der Versammlung,
dem Leibe Christi, der Behausung Gottes im Geiste, ist eine Sache vor ihre staunenden Blicke getreten, die alles bisher Dagewesene unendlich übertrifft. Gibt sich in der
Begnadigung der Gläubigen die Herrlichkeit der Gnade kund, wird dereinst, in der „Erlösung des erworbenen Besitzes", Gottes Herrlichkeit geschaut werden (Kap. 1, b. 14), in der Einrichtung und Ordnung der Versammlung tritt die gar mannigfaltige Weisheit Gottes ans Licht.
Die Wege Gottes in Seiner Schöpfung, Vorsehung, Regierung, in dem Kommen Christi auf diese Erde, in Seinem Leben und Sterben hatten gewiß auch dieWeisheit Gottes kundgetan, aber jetzt entfaltete sich vor den Augen der Engel Gottes ewiger Vorsatz, etwas, das ganz außerhalb des bisherigen Rahmens Seiner Offenbarungen lag und bis dahin keinem Propheten kundgetan
worden war, auch in keines Menschen Herz hätte aufkommen können; eine völlig neue Schöpfung, in welcher nicht nur der Unterschied zwischen Juden und Heiden aufgehoben, die Zwischenwand der Umzäunung abgebrochen, sondern auch eine Vereinigung erlöster Sünder in und mit Christo geschaffen war, die, obwohl auf Erden gebildet, gar nicht zu dieser Welt gehörte, sondern in den Ratschlüssen Gottes vor Grundlegung der Welt, in „dem ewigen Vorsatz" (V. 11), ihren Ursprung hatte und in ganz besonderer Weise Seine Weisheit offenbarte.

Welch einen Anblick bot z. B. schon die Versammlung in Jerusalem, obwohl sie nur aus gläubigen Israeliten bestand, den Augen der himmlischen Gewalten! Welch einen Anblick später die Gemeinden in Antiochien, Ephesus und nderen heidnischen Städten in den mancherlei Wunderwirkungen des Geistes Gottes in ihrer Mitte, in der Unterwürfigkeit der einzelnen Glieder unter das Haupt und untereinander, in der Liebe und Einheit, dem wunderbaren Zusammenhang und -klang der Herzen, die früher sich so feindlich gegenüber gestanden hatten! Juden, von dem gesetzlichen System befreit, das nichts zur Vollendung bringen konnte, Heiden, der finsteren Gewalt der Dämonen entrissen, die sie einst gefangen hielt — alle jetzt eins, ein Herz und eine Seele! Welch ein Anblick!

— Da waren ferner die mannigfaltigen Gaben: Apostel, Propheten, Hirten, Lehrer, Evangelisten usw., deren Ausübung sich vollzog ohne irgendwelche Organisation oder menschliche Oberleitung. Heute noch singen wir: 

Und in uns, die hier versammelt, Schaut der Engel zakllos Heer All die Wunder Deiner Weisheit, Deiner Liebe weites Meer. Fast will eö zu gewagt erscheinen, so zu reden. Aber
wenn wir, in Liebe verbunden, einfältig in dem Namen Jesu vor dem Angesicht unseres Gottes und Vaters versammelt sind, stehend auf dem Boden der unveränderlichen
Wahrheit Gottes, bei aller Schwachheit die persönliche Gegenwart unseres Herrn und Hauptes im Glauben verwirklichend und auf Ihn rechnend, so wird auch in den
Tagen des Verfalls und der kleinen Kraft Eph. Z, 40 seine schwache Verwirklichung finden. Wie oft haben wir auch schon alle die Kostbarkeit solcher Stunden erfahren,

und Gott schenke uns, in Demut und Treue das festzuhalten,
was Er uns in Gnaden wiedergeschenkt hat, und,
247
so weitesan unsliegt, die glückliche Ordnung und kostbare Einheit aufrecht zu erhalten, wie sie in den ersten Tagen der Kirche gesehen wurden! Daß es sich heute immer nur um ein kleines und schwaches Zeugnis inmitten des allgemeinen, unheilbaren Verfalls handeln kann, ist
selbstverständlich.
Der Vorsatz der Zeitalter ist gefaßt in Christo Jesu, „in welchem wir", wie der Apostel im 12. Verse sagt, „die Freimütigkeit haben und den Zugang in Zuversicht durch den Glauben an Ihn", d. h. wir dürfen Gott jetzt nahen gemäß dieser gesegneten neuen Beziehung, in die
wir gebracht sind. Die gläubigen Epheser hatten deshalb keinen Grund, mutlos zu werden durch die Drangsale des Apostels. Waren diese doch gerade der Beweis ihrer herrlichen
Stellung, also eine Ehre für sie. Denn nur die Bosheit der auf die Heiden eifersüchtigen Juden hatte Paulus ins Gefängnis nach Rom gebracht.

Im 1. Kapitel (V. 17) richtet der Apostel sein Gebet an den Gott, hier in V. 14 an den Vater unseres Herrn Jesus Christus. Der Unterschied ist beachtenswert. Handelt eö sich im ersten Falle vornehmlich um Christum als Mensch, um Ihn, denGottes überschwengliche Kraft aus den Toten auferweckt hat und uns mit Ihm, so tritt hier mehr der Sohn der Liebe des Vaters vor unsere Blicke, der Mittelpunkt aller Seiner Ratschlüsse, in welchem wir nun auch Gott als unseren Vater kennen. Handelt es sich dort mehr um Verständnis, hier kommt das H e rz zu seinem Recht. 

Dementsprechend ist auch der Gegenstand des Gebets verschieden. Bittet der Apostel im 1. Kapitel um die Erleuchtung der Augen unserer Herzen, damit wir die Hoffnung der Berufung

Gottes und die Herrlichkeit Seines Erbes in den Heiligen wissen möchten, fleht er hier um die Stärkung unseres inneren Menschen durch Seinen Geist nach den, Reichtum Seiner Herrlichkeit, damit der Christus durch den Glauben in unseren Herzen wohne, und wir, in Liebe
gewurzelt und gegründet, mit allen Heiligen die Breite und Länge, Tiefe und Höhe all der Herrlichkeit erfassen möchten, deren Mittelpunkt Christus bildet. Wenn Christus aber der Mittelpunkt ist und in unseren Herzen wohnt, so stehen wir gleichsam selbst an diesem Platz, um von da aus nach allen Richtungen hin, durch Ihn selbst unterwiesen, die ganze Tragweite der Ratschlüsse Gottes und die unermeßlichen Reichtümer zu betrachten, wie sie uns in Christo geschenkt sind. Ähnlich wie im Weltall, findet auch hier das Auge keinen begrenzenden Horizont, überall begegnet es der Unendlichkeit.

Das Ganze wird schließlich gekrönt durch das Wort: „und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus". Dieses Wort gibt der Seele, die vor der
Größe des Geschauten fast erschrecken möchte, ihre Ruhe wieder. Die Liebe Christi, die wir kennen und die unsere Herzen mit tiefstem Vertrauen erfüllt, ist daö, waö uns alles andere so innig nahebringt, so traut macht. Freilich übersteigt diese Liebe alle Erkenntnis, aber indem wir
sie betrachten, indem der Vater selbst uns durch Seinen Geist an dem inneren Menschen stärkt, vermögen wir uns in sie zu versenken und so die Herrlichkeit Dessen, den wir lieben und in dem Gott sich geoffenbart hat, mehr und mehr zu erkennen. Wir werden so, wie der Geist
24S
Gottes durch den Apostel es ausdrückt, „erfüllt zu der ganzen Fülle Gottes"; denn Christus ist es, in welchen, diese Fülle Gottes uns geoffenbart und geschenkt ist.
„Zu der ganzen Fülle Gottes!" Wunderbare Worte! Wie fühlen wir ihnen gegenüber unsere ganze Unzulänglichkeit, unser völliges Nichts, und freuen uns, daß die Ewigkeit vor uns liegt, in welcher einmal alles Stückwerk aufhören wird und wir erkennen werden, wie wir erkannt
sind. In dem neuen Jerusalem droben wird es auch keinen Tempel mehr geben, der vor den Blicken der Draußenstehenden den darin Wohnenden verbärge — Gott selbst,
ohne jede hindernde Hülle oder Schranke, ist ihr Tempel und das Lamm, und die Herrlichkeit Gottes, wiederum ohne jede Verhüllung oder Einschränkung, erfüllt die Stadt. 

Aber doch dürfen wir auch heute schon von diesen großen, wunderbaren Dingen genießen, ja, Gott will, daß wir sie genießen; deshalb wirkt Er in Kraft in uns — eine praktische Sache — (V. 20), und der Apostel wünscht, daß in der Versammlung, in welcher Gott durch Seinen Geist wohnt, in Christo Jesu, dem Mittelpunkt von allen,,jetzt und auf alle Zeitalter hin Dem die Herrlichkeit werde, der über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr, als was wir erbitten oder erdenken.

Ach, wie wenige Gläubige (verhältnismäßig wenigstens stimmen mit diesem Wunsche des Apostels überein, wie wenige sinnen überhaupt darüber, was Gottes Gedanken
über Christum und die Versammlung sind, und daß Er „in der Versammlung" verherrlicht werden
möchte, jetzt schon in Schwachheit und bald in Vollkommenheit droben! Es scheint manchmal so, als wenn diese tiefsten Gedanken Gottes, „das Geheimnis des Christus",
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wie Gott es »ns geoffenbart hat, für viele (sonst liebe und eifrige) Kinder Gottes kaum ein Interesse hätten. Aber welch ein Verlust ist das für sie und ihre Mitgläubigerr!
Und wie muß es das Herz unseres Gottes und Vaters betrüben! Er möchte Menschen, arme, schwache Geschöpfe wie wir sind, in Seine ganze Fülle einführen, und diese lehnen es ab und bleiben lieber von ferne stehen! Wie ernst ist daö doch!
In Vers "l5 sagt der Apostel, daß „jede Familie *)
in den Himmeln und auf Erden von Gott benannt werde". Im Alten Testament stand mit dem Namen „Jehova" nur das Volk Israel in Verbindung. Unter dem Namen „Vater
unseres Herrn Jesus Christus" gruppieren sich alle Familien im Himmel und auf Erden: Engel, Juden, Heiden und Kinder Gottes, die Versammlung. 

So lesen wir auch in Hebr. ^2, 22. 23 von zwei Familien, ^«„Myriaden von Engeln, der allgemeinen Versammlung", und von „der Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind". Jede Familie ist von Gott, nicht nach Gott benannt, und jede ist nach ihrer Eigenart Ihm verantwortlich.

*) In ähnlichem Sinne spricht man auch in der niederen Schöpfung, in der Pflanzen-, Tierwelt usw., von „Familien", d. i. von gleichartigen Gruppen oder Klaffen.
Welch ein Mann des Gebets war Paulus! Wir erinnern uns, daß wir in der Geschichte Simsons nur zweimal lasen: „Und Simson rief zu Jehova", und dabei handelte eö sich für ihn nur um persönliche Bedürfnisse und Interessen. Und Paulus? Nacht und Tag war er vor Gott beschäftigt in Treue und unermüdlicher Liebe, und das nicht für sich, sondern für die Heiligen und für
die Interessen Gottes.

 „Seid meine Nachahmer", sagt er auch in dieser Beziehung. Aber wie kärglich machen wir
im allgemeinen Gebrauch von dem hohen Vorrecht, „im Namen Jesu" vor den „Vater" hintreten zu dürfen! Dazu ist Liebe, aber auch Nüchternheit und Wachsamkeit nötig.
(Vergl. Kap. 6, 48; Kol. 4, 2; 4. Petr. 4, 7.) — Nie sollten wir auch bei aller kindlichen Zuversicht, mit der wir nahen dürfen, die heilige Ehrfurcht vergessen, die uns Gott gegenüber geziemt. Wir nennen Ihn durch den Geist, der in uns wohnt, „Vater", ja, „Abba, Vater", und wir
tun es mit Recht, aber gerade dieser Geist wird uns, wenn wir anders auf Sein Leiten und Lehren achten, vor jeden, oberflächlichen Beten oder gar leichtfertigen Gebrauch deö
Vatcrnamenö bewahren.
„Ich bin gekannt von den Meinen" Der Herr wirkt in unseren Tagen mit Macht und erfreut
die Herzen der Seinen. Der Ruf: „Komm, Herr Jesus!" wird überall gehört. Das verherrlichte Haupt im Himmel wirkt in den Gliedern Seines Leibes hier auf Erden und reicht ihnen Nahrung dar zum Wachstum. Er allein kann Sein Werk mit Erfolg krönen. Der Dienst der Menschen ist schwach und mangelhaft, aber der gute Hirt sorgt für alle Seine Schafe und befriedigt ihre Bedürfnisse.
O daß unsere Blicke immer auf Ihn allein gerichtet wären! Der einzige Weg zu unserem Glück ist, Ihn zum Gegenstand unserer Herzen zu haben und Ihn zu ehren mit der Gewißheit des Glaubens. Sein Name sei gepriesen für die Gnade, welche den Einfältigen durch die
Gegenwart des Herrn in ihrer Mitte gegeben ist! Obgleich Arbeiter ein Segen sind, ist doch, wenn solche nicht gegenwärtig sind, der Herr da, und das ist besser als alles.
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Aufzeichnungen aus einer Betrachtung über Eph. 3-4, 16
Im 4. Kapitel nimmt der Apostel den in Kap. 3, I abgebrochenen Faden wieder auf, indem er sagt: „Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, daß ihr würdig wandelt der Berufung, mit welcher ihr berufen worden seid". Er denkt dabei ohne Zweifel an die am Ende
des 2. Kapitels entwickelte Wahrheit von dem einen Leibe, dem geistlichen Tempel, der Behausung Gottes im Geiste. Wir finden im Neuen Testament vier Stellen, in
denen wir aufgefordert werden, „würdig" zu wandeln.
Hier: würdig der Berufung, in Phil. 1, 27: würdig des Evangeliums des Christus, in Kol. 4, 40: würdig des Herrn, und in 4. Thess. 2, 42: würdig des Gottes, der uns zu Seinem eigenen Reich und zu Seiner eigenen Herrlichkeit beruft. Wie weit ist doch der Bereich, in den wir
hineingestellt, wie reich und mannigfaltig sind die Beziehungen, in die wir gebracht sind! Mit jeder einzelnen verbindet sich eine besondere Verantwortlichkeit. Es ist der
Mühe wert, sie zu erkennen und über die daraus hervorgehenden Erwartungen bezüglich unseres Wandels zu sinnen.
Um in dem vorliegenden Fall der Erwartung zu entsprechen, bedarf es viel Demut, Langmut, Sanftmut und tragsamer Liebe. (V. 2.) Wenn Gott, wie einst in Jerusalem, Tausende von Menschen, alte und junge, gebildete und ungebildete, aus den verschiedensten Lebensstellungen und Beziehungen heraus, zu einer Versammlung, zu einem Leibe einigte, so war offenbar für alle viel Gnade nötig, um, der Berufung würdig, in Frieden miteinander zu wandeln. Und wenn daö in den Tagen der ersten Frische so war, wieviel mehr später, als
man jene Berufung immer mehr auö dem Auge verlor, und der Unterschied zwischen Priester- und Laientum mit unbegreiflicher Schnelligkeit sich in der Kirche Gottes entwickelte

Gott hat in unseren Tagen wieder ein Verständnis über die wunderbare Wahrheit, die uns beschäftigt, geweckt, hat viele Seiner Kinder auö dem geistlichen Schlaf,
in dem sie lagen, aufwachen lassen und sie auö all den menschlichen Satzungen und Einrichtungen herauögeführt; aber wieviel Demut, Sanftmut und Liebe ist von neuem nötig, um der Berufung würdig zu wandeln, nicht nur im Blick auf die, welche die Wahrheit wieder erkannt haben, sondern auch auf die vielen lieben Kinder Gottes die noch in Verbindung mit den menschlichen Systemen stehen! Gerade ihnen sollten wir, bei voller Aufrechterhaltung er Wahrheit, mit besonderer Liebe, Demut und Sanftmut begegnen, lernend von Jesu, ihrem und unserem Herrn.

Durch Gottes Gnade gibt eö, wie bereits gesagt, heute viele, die in Anerkennung der Wahrheit von dem einen Leibe, sich nur alö Glieder dieses Leibes, dessen Haupt Christus ist, zu versammeln bekennen. Aber auel- unter ihnen ist, neben dem verschiedenen Maß der Erkenntnis, ein großer Unterschied vorhanden im Charakter, Bildungsgrad,
in der äußeren Lage und vielen anderen Dingen, und es bedarf auch heute großer Gnade, um die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Bande des Friedens.

Leider, leider — zu unserer tiefen Beschämung, unter Trauer und Schmerz müssen wir es bekennen — ist oft genau das Gegenteil geschehen. Doch was ist die Einheit des Geistes, die wir zu bewahren berufen sind? Ist es eine Einheitlichkeit der Gefühle, eine Einmütigkeit der Gesinnung, wie man vielfach meint? Diese Dinge sind begehrenswert, wir sollten sie erstreben;
aber bewahren kann man eigentlich nur etwas bereits Vorhandenes, Bestehendes. 

Der 4. Vers zeigt uns denn auch, woran der Apostel denkt: „Da ist ein Leib und ein Geist", sagt er, „wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung". Die Einheit,
die wir bewahren sollen, ist die Einheit, die der Geist g emacht hat, die besteht. Wie wir in einer Hoffnung unserer Berufung berufen worden sind, so sollen wir auch in der Gegenwart schon die Einheit verwirklichen, zu der wir gebracht sind, mit anderen Worten, wir sollen denken, reden und handeln als solche, die mit allen Heiligen (vergl. Kap. Z, 48) zu einem Leibe geeint sind und durch einen Geist geleitet werden. 

Bei der Eigenliebe und sektiererischen Neigung des menschlichen Herzens war das von Anfang an keine leichte Aufgabe, heute in den Tagen des allgemeinen Verfalls ist sie noch bedeutend erschwert. Wie sehr bedarf es da zunächst erleuchteter Augen, um daö Ungöttliche dieses Zustandes zu erkennen, einer Herzensentschiedenheit, um das, wie inan so gern sagt, „geschichtlich Gewordene" aufzugeben, einer Glaubenseinfalt, um auf den Boden der unveränderlichen Wahrheit Gottes zurückzukehren, und eines ausharrenden Fleißes, um diesen dann nach Gottes Gedanken in Frieden zu be­wahren!

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Es ist an dieser Stelle von einer siebenfachen Einheit  die Rede: e i n Leib, e i n Geist, eine Hoffnung, e i n Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller.
Welch wunderbare Verbindungen! Die ganze Fülle der Gottheit tritt hier vor unsere Blicke nicht, wie gewöhnlich, als Vater, Sohn und Heiliger Geist, sondern, ähnlich
wie in 1. Kor. 72, 4—6, als Geist, Herr und Gott. Da ist ein Geist, und in Verbindung damit ein Leib und eine Hoffnung; da ist ferner ein Herr, und in Verbindung mit Ihm e i n Glaube und eine Taufe, und schließlich gibt es einen Gott und Vater, der über allen und überall, aber nur in uns allen (d. i. in den Gläubigen) ist. Der Gläubige steht in allen diesen Beziehungen
oder Verbindungen, und er ist berufen, sie alle praktisch zu verwirklichen. In der ersten und innigsten Beziehung, die durch den Geist gebildet ist, der alle Glieder zu einem Leibe getauft hat, kann eö nur wahre Gläubige geben; in der zweiten können auch bloße Bekenner sich befinden und befinden sich ihrem Bekenntnis nach tatsächlich darin, sie sind deshalb verantwortlich für das, was sie bekennen; in der dritten endlich befinden sich alle Menschen
in einem allgemeinen Sinne, aber nur die Gläubigen kennen Gott wirklich als ihren Gott und Vater, der in ihnen wohnt.
Wir haben somit drei sogenannte konzentrische Kreise *) der Einheit vor uns, die sich immer mehr erweitern. Der Gläubige steht, wie gesagt, in allen dreien, und zwar in  unmittelbarer persönlicher Verbindung mit dem jeweiligen Mittelpunkt. Er ist zunächst ein Glied des Leibes
und als solches durch den einen Geist mit Christo, den: Kreise mit einem gemeinsamen Mittelpunkt.
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Haupte, und mit den Gliedern des Leibes ewig und unauflöslich verbunden. Diese wesentliche und wirkliche Einheit ist er zu bewahren berufen. Zweitens ist er ein Christ, der aber nicht nur auf dem Boden des christlichen Bekenntnisses steht, getauft ist und sich nach dem Namen Christi nennt, sondern der durch persönlichen Glauben in lebendige Verbindung mit Christo gekommen ist und Seine Rechte als Her r kennt und anerkennt. Drittens ist er ein Geschöpf,
ein Mensch, der aber nicht nur Gott als den allgegenwärtigen Schöpfer und Erhalter aller Menschen und Dinge kennt, sondern der Ihn als seinen Vater in Christo anrufen kann. Wir verstehen leicht, daß in den beiden letzten Kreisen viele sein können und tatsächlich sind,
deren Beziehungen zu dem jeweiligen Mittelpunkt (Herr oder Gott und Vater) rein äußerlich sind; während in dem ersten oder innersten Kreise sich ausschließlich wahre Gläubige befinden. Hier kann es keine bloßen Bekenner geben. 

Hier sind, wie gesagt, alle zu einem Leibe getauft und haben eine Hoffnung, deren Quelle und Kraft der Geist ist, der in allen wohnt.
Gott will, daß wir diese Dinge kennen, daß wir nicht unmündige Kindlein bleiben, sondern immer mehr heranwachsen möchten „zu der Einheit des Glaubens und zur Erkenntnis deö Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Manne, zu dem Maße des vollen Wuchses der Fülle des
Christus". (V. 13.) Wenn das geschieht und die praktischen Bedingungen erfüllt werden, von denen der Apostel spricht, wird die innere Einheit, die Einheitlichkeit der Interessen, Gefühle usw., sich ganz von selbst ergeben.

Epheser Matta Behnam Ursprünglich aus dem Arabischen (Rudi Verkerk) Epheser

07/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Allgemeine  Übersicht
Die Stadt Ephesus
Von dieser Stadt - an der Westküste Kleinasiens gelegen und zugleich des­sen Hauptstadt - ging ein bedeutender Einfluss auf das politische und religi­öse Leben jener Tage aus.
Die meisten Einwohner jener Stadt waren griechischen Ursprungs, doch gab es unter ihnen auch viele Handel treibende Juden (Apg. 18, 19-24; 19, 1. 17, 34).
In Ephesus befand sich der Tempel einer Göttin, die sowohl Römer als Griechen verehrten. Die Römer nannten sie „Diana“, die Griechen „Artemis“. Dieser Tem­pel wurde für eins der Sieben Weltwunder gehalten. Er war vollständig aus Marmor erbaut, maß ca. 140 m in der Länge und ca.70 m in der Breite. Seine Decke wurde durch 127 Marmor - Säulen getragen, von denen jede ca. 20 m hoch war. Die Bauzeit für diesen Tempel betrug über 200 Jahre.
Es scheint, als ob der Heilige Geist gerade diesen herrlichen Tempel zum Anlass nahm, die Gläubigen zu der Kenntnis des „geistlichen Tempels“, des Hau­ses Gottes, zu bringen, in welchem Jesus Christus Selbst der Eckstein ist, „in welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tem­pel im Herrn“ (vgl. Eph. 2, 19-21).


Der Tempel der Göttin Diana wurde im Jahre 262 n. Chr. durch die Goten zerstört; aber die Versammlung, das Haus Gottes, wird selbst durch des Hades Pforten nicht überwältigt werden.
Ephesus war zu jener Zeit ein wichtiges Zentrum heidnischen Götzendienstes, der noch durch die vorwitzigen Werke der Zauberei Auftrieb erhielt, zumal jedermann in Asien glaubte, dass dieses Bild der Göttin vom Himmel herab­gefallen sei (Apg. 19, 35).

In der Stadt Ephesus gab es auch eine jüdische Synagoge, die jedoch - durch verschiedene gesetzliche Vorschriften gebunden - nicht imstande war, die heidnische Finsternis zu vertreiben, in der nicht nur die Epheser, sondern alle Bewohner Asiens lebten.
Aber gepriesen sei Gott! Hier geschah etwas Wunderbares. Das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus, welches die Kraft Gottes zur Errettung ist, wurde in Ephesus verkündigt, und alle, die in Asien wohnten, hörten es. Es vernichtete die Größe dieser falschen Göttin für immer, denn nie wurde ihre Verehrung wieder hergestellt.
Dieses Evangelium war imstande, gerade das zu bewirken, wovor sich der Silberschmied Demetrius in dieser Stadt gefürchtet hatte. Es vernichtete den Tempel und seine Gottheit.

Die Verkündigung des Evangeliums in Ephesus

Wir wissen nicht genau, wann und wie das Evangelium zuerst in Ephesus ver­kündigt wurde. Aber wir wissen, dass am Tage der Pfingsten, als der Heilige Geist auf die versammelten Gläubigen herniederkam, auch einige Leute aus Asien in Jerusalem anwesend waren. Von dieser Provinz war Ephesus die Hauptstadt. Diese nun hörten die Predigt des Evangeliums, taten Buße und glaubten an Christum (Apg. 2, 9-41).
Der Apostel Paulus besuchte Ephesus zum ersten Male auf seiner Reise von Korinth nach Syrien. Das war auf seiner zweiten Missionsreise ca. 54 nach Chr. Dort ging er in die Synagoge und unterredete sich mit den Juden. Doch blieb er nicht lange in Ephesus, sondern  ließ Aquila und Priscilla dort zurück (Apg. 18, 19. 20  u. 26).
Wir wissen auch, dass hier der Herr den Apollos benutzte, der - aus Alexandrien gebürtig - ein beredter Mann und mächtig in den Schriften war. Er war in den Wegen des Herrn unterwiesen, und, brennend im Geist, redete und lehrte er sorgfältig die Dinge von Jesus, obwohl er nur die Taufe Johannes kannte.

Zudem ist uns bekannt, dass der Apostel Paulus Ephesus ein zweites Mal be­suchte. Diesmal verweilte er drei Jahre dort, indem er Tag und Nacht nicht aufhörte, „einen jeden mit Tränen zu ermahnen“ (Apg. 20, 31). Dieser Dienst brachte viel Frucht, sowohl in der Errettung vieler Menschen als auch in der tiefen Unterweisung der Gläubigen.
Bei seiner Ankunft in Ephesus traf Paulus dort zwölf Jünger an, die nur mit der Taufe Johannes getauft aber in Unkenntnis waren über die ganze Wahrheit des Evangeliums der Gnade und über die Innewohnung des Heiligen Geistes in dem Gläubigen. Da der Apostel dies in seinem Gespräch mit ihnen sogleich wahr­nahm, stellte er ihnen zwei Fragen:
1. „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, nachdem ihr gläubig geworden seid?“
2. „Worauf seid ihr denn getauft worden?“

Auf die erste Frage erhielt er die Antwort; „wir haben nicht einmal gehört, ob der Heilige Geist da ist“. Hieraus wurde ersichtlich, dass ihr Glaube nicht auf das Werk des Herrn Jesu gegründet war, der am Kreuze starb und aus den Toten auferstanden war. Sie waren in bezug auf das Evangelium unwissend und wussten nicht, dass der Heilige Geist als Person herabgekommen war, um sogleich in der Seele dessen Wohnung zu nehmen, der den Herrn Jesus als seinen Erret­ter annimmt. Es ist eine göttliche Wahrheit, dass die Innewohnung des Heiligen Geistes im Herzen des Menschen tatsächlich der wichtigste Beweis ist, dass er ein wahrer Christ ist. „Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein“ (Röm. 8, 9).

Die Antwort dieser Männer auf die zweite Frage des Apostels lautetet „auf die Taufe Johannes“. Ihr geringes Verständnis war sicherlich eine Folge der Predigt des Apollos, der selber nicht mehr als die Taufe Johannes kannte. Sie waren daher unwissend über die Wahrheit von der vollkommenen Erlösung, die unser Herr Jesus Christus am Kreuz vollbracht hat, über Seine Auferstehung aus den Toten und Seine Auffahrt in den Himmel.
Apollos kannte zweifellos die Taufe zur Buße, die den kommenden König zum Gegenstand hat. Die christliche Taufe jedoch weist zurück auf das vollbrachte Erlösungswerk, auf Seinen Opfertod, auf Sein siegreiches Auferstehen, auf Seine Auffahrt in den Himmel und auf das Einnehmen Seines Platzes zur Rech­ten des Vaters.

Die christliche Taufe ist der Beweis für das Einssein aller Kinder Gottes mit Christus in Seinem Tode, in Seinem Begräbnis und Seiner Auferstehung.
Der Apostel Paulus gab daraufhin diesen Jüngern die nötigen Belehrungen mit dem Ergebnis, dass sie auf den Namen des Herrn Jesu getauft wurden (Apg. 19, 1-7).
Wenn wir nun dem Apostel Paulus weiter in seinem Dienst in Ephesus fol­gen, so finden wir ihn in der jüdischen Synagoge, wo er sich freimütig drei Monate lang unterredete und sie von den Dingen des Reiches Gottes überzeug­te (Apg. 19, 8). „Als aber einige sich verhärteten und nicht glaubten und vor der Menge übel redeten von dem Weg, trennte er sich von ihnen und sonderte die Jünger ab, indem er sich täglich in der Schule des Tyrannus unterredete“ (Vers 9). Paulus lehnte es ab, irgendwelche Gemeinschaft mit denen zu haben, die seinen Herrn verleugneten. „Welche Gemeinschaft hat Licht mit Finsternis und welche Übereinstimmung Christus mit Belial?“ Das Gebot Gottes ist unmissverständlich; „geht aus ihrer Mitte und sondert euch ab, spricht der Herr“ (2.Kor. 6, 17).

Kein treuer Diener Christi wird zögern, sich unverzüglich von solchen zu trennen, die den Namen seines Herrn oder den Wert Seines Erlösungswerkes ver­leugnen.
Zwei Jahre lang hat der Apostel in der Schule des Tyrannus täglich das Wort des Herrn verkündigt, so dass es alle hörten, die in Asien wohnten, sowohl Juden als Griechen.
Zudem bekräftigte Gott Seine Zustimmung zu der Predigt Seines Knechtes durch die ungewöhnlichen Wunderwerke, die Er durch die Hände des Paulus tat (Apg. 19, 11. 12).
Das Werk der Gnade in den Herzen derer, die glaubten, trug wirkliche Früch­te und ward dadurch deutlich sichtbar, dass sie freiwillig von jenen Dingen Abstand nahmen, die vorher Wert für sie gehabt hatten (Apg. 19, 18-19).
„So wuchs das Wort des Herrn mit Macht und nahm überhand“ (Vers 20).

Der Widerstand gegen die Verkündigung in Ephesus

Trotz der reichen Frucht seiner Predigt fand der Apostel doch den starken Widerstand Satans und seiner Diener. Dieser Widerstand begann, als einige Juden ihre Herzen verhärteten und nicht glaubten, sondern übel redeten von dem Wege, den Paulus lehrte. Doch das war noch gering im Vergleich zu dem, was er später dort erfuhr, wovon wir in 1. Kor. 15, 32 lesen „Wenn ich, nach Menschenweise zu reden, mit wilden Tieren gekämpft habe in Ephesus... „. Hier weist er zweifellos hin auf den starken Widerstand, den ihm in Sonderheit die Juden dort entgegenbrachten.

 Gleicherweise sagt er in 1.Kor. 16, 8-9: „Ich werde aber bis Pfingsten in Ephesus bleiben; denn eine große und wirkungsvol­le Tür ist mir aufgetan und der Widersacher sind viele“. Und weiter lesen wir in 2.Kor. 1, 8: „Denn wir wollen nicht, dass euch  unbekannt sei, Brüder, was unsere Bedrängnis betrifft, die uns in Asien wider­fahren ist, dass wir übermäßig beschwert wurden, über Vermögen, so dass wir sogar am Leben verzweifelten“.
Satan benutzte verschiedene Werkzeuge, um das Werk Gottes zu hindern,  indem er es auch nachahmte, durch die sieben Söhne des Skeva, der ein jüdischer Hoherpriester war. „Aber auch einige von den umherziehenden jüdischen Beschwö­rern unternahmen es, über die, die böse Geister hatten, den Namen des Herrn Jesus anzurufen, indem sie sagten: Ich beschwöre euch bei dem Jesus, den Paulus predigt! Es waren aber sieben Söhne eines gewissen jüdischen Hohenpriesters Skeva, die dies taten“(Apg. 19, 13.14). 

Diese elenden und unwissenden Menschen mussten erfahren, dass man den heiligen und hochgepriesenen Namen des Herrn Jesu keineswegs zu Zauberei und Beschwörung ungestraft miss­brauchen darf. Denn „der Mensch, in dem der böse Geist war, sprang auf sie los und bemächtigte sich beider und überwältigte sie, so dass sie nackt  und verwundet aus jenem Hause entflohen“ (Vers 16). Der Erfolg davon war, dass dies allen, die in Ephesus wohnten, bekannt wurde; „und  Furcht fiel auf sie alle, und der Name des Herrn Jesus wurde erhoben“ (Vers 17). Gepriesen sei der Herr, dass Sein Wort - und ist der Angriff Satans und seiner Diener noch so heftig - nicht leer zu Ihm zurückkehren wird!

Doch das war nicht der einzige Widerstand, den der Apostel Paulus in Ephesus erfuhr. „Denn ein gewisser Silberschmied, mit Namen Demetrius, der silberne Tempel der Artemis machte, verschaffte den Künstlern einen nicht geringen Erwerb; und nachdem er diese samt den damit beschäftigten Arbeitern versammelt hatte, sprach er: Männer, ihr wisst, dass aus diesem Erwerb unser Wohlstand ist; und ihr sehet und hört, dass dieser Paulus nicht allein von Ephesus, sondern beinahe von ganz Asien eine große Volksmenge überredet und umgestimmt hat, indem er sagt, dass das keine Götter seien, die mit Händen gemacht werden.

 Nicht allein aber bestehet für uns Gefahr, dass dieses Geschäft in Verruf  kom­mt, sondern auch, dass der Tempel der großen Göttin Artemis für nichts geach­tet und auch ihre herrliche Größe, die ganz Asien und der Erdkreis verehrt, ver­nichtet werde. Als sie aber das hörten und voll Wut wurden, schrieen sie und sagten: Groß ist die Artemis der Epheser!“ (Apg. l9, 24-28). Der Herr wachte jedoch über Seinen Knecht, der Stadtschreiber wusste durch eine beruhigende Rede die zusammengeströmte, wütende Volksmenge zu bewegen, wieder nach Hause zu gehen (Apg. 19,35-41).
Nach dieser Begebenheit verließ der Apostel Ephesus, nachdem er von den Jüngern Abschied genommen hatte. In der Heiligen Schrift wird uns nicht gesagt, dass er später noch einmal dorthin zurückgekehrt wäre. Wohl hat er bekannt­lich von Milet aus (das dicht bei Ephesus liegt) nach Ephesus gesandt und die „Ältesten der Versammlung zu sich gerufen, um Abschied von ihnen zu nehmen und ihnen noch wichtige Ermahnungen mitzugeben (Apg. 20,17-38).

Die Frucht des Dienstes des Apostels in Ephesus

Die Frucht des Dienstes des Apostels Paulus in Ephesus, oder mit anderen Worten, der Sieg des Evangeliums nicht nur in Ephesus, sondern in ganz Asien, wird in Apg. 19, 10 erwähnt. Sie hörten nicht nur das Wort Gottes, sondern viele nahmen es in ihre Herzen auf.  Was dies betrifft, hatte Demetrius recht, als er sagte: „dass dieser Paulus nicht allein von Ephesus, sondern beinahe von ganz Asien eine große Volksmenge überredet und umgestimmt habe“ (Apg. 19,26).
Möglicherweise sind durch den Dienst des Apostels nicht nur in Ephesus sondern auch an anderen Orten Kleinasiens Versammlungen entstanden, vgl. Offb. 1,11.
Leider muss der Apostel in seinem 2.Brief an Timotheus einen Rückgang in der Versammlung zu Ephesus feststellen, wenn er schreibt: „Du weißt dieses, dass alle, die in Asien sind, sich von mir abgewandt haben“ (2.Tim. 1, 15). 

Unter diesen Gläubigen, die sich von ihm abwandten, befanden sich also auch die Epheser! Und in seinem 1.Brief an Timotheus, in dem er diesen bat, in Ephesus zu bleiben, gibt er seinem Mitarbeiter den Auftrag, etlichen zu gebieten, „nicht andere Lehren zu lehren, noch mit Fabeln und endlosen Geschlechtsre­gistern sich abzugeben, die mehr Streitfragen hervorbringen, als die Verwal­tung Gottes fördern“ (1.Tim. 1, 3. 4). Die Sorge des Apostels wird auch aus der Tatsache ersichtlich, dass er aus dem Gefängnis zu Rom Tychikus zu ihnen sen­det (2.Tim. 4, 12).

Betrachtungen über den Brief an die Epheser von Matta Behnam

Einleitung

Der Apostel Paulus schrieb diesen Brief ebenso wie die Briefe an die Ko­losser, Philipper und an Philemon während der Zeit seiner ersten Gefangen­schaft in Rom.
Der Herr hatte es zugelassen, dass der römische Statthalter Seinen treuen Knecht ins Gefängnis warf, aber Er gab ihn dadurch die wertvolle Gelegenheit, diese kostbaren Briefe durch göttliche Inspiration zu schreiben.
Dies veranschaulicht die Worte des Psalmisten, wenn er in Psalm 76 sagt: „Denn der Grimm des Menschen wird dich preisen; mit dem Rest des Grimmes wirst du dich gürten“ (Vers 10). Der Herr ließ aus dem Grimm des Menschen, der Seinen Knecht ins Gefängnis warf, Lob und Ehre für Seinen Namen hervorkom­men, indem Er Seinem treuen Knecht besondere Gnade verlieh, diesen wunder­baren, an göttlichen Wahrheiten so überaus reichen Brief zu schreiben.
In dem Brief an die Epheser offenbart der Heilige Geist uneingeschränkt den göttlichen Ratschluss - das göttliche Geheimnis - welches während der alttestamentlichen Zeitalter in dem Herzen Gottes verborgen gewesen war. (Eph. 3, 5. 9.

Dieser Brief bestehet im wesentlichen aus zwei Teilen: Die ersten drei Ka­pitel bilden den lehrmäßigen Teil, in welchem uns der Heilige Geist den Reich­tum der Gnade Gottes zeigt, während Er uns im zweiten Teil die praktischen Ermahnungen für jene gibt, die diese Gnade empfangen haben. Das heißt, Er zeigt uns zuerst unsere Stellung, dann unsere Verantwortlichkeit; oder unsere Vorrechte und die daraus sich ergebenden Pflichten; oder die himmlische Stel­lung und dann unseren Wandel hienieden in Übereinstimmung mit dieser Stellung, die Gott uns in einem auferstandenen Christus schenkt.
Dies ist die göttliche Ordnung in Seinem ganzen, heiligen Wort. Möchten wir uns nicht nur dessen erfreuen, was uns die Gnade Gottes gibt, sondern auch in Wahrheit der uns verliehenen Gnade würdig wandeln.

Der Hauptgegenstand dieses Briefes nun ist „Christus und Seine Versammlung,“ und ihre innige, ewige Beziehung zueinander. Diese Beziehung zwischen Christus und Seiner Versammlung stellt uns der Heilige Geist von verschiedenen Seiten vor.
In dem ersten Kapitel wird uns Christus und die Versammlung als Sein „Leib“ dargestellt. Der Herr Jesus Christus, welchem die Herrlichkeit sei, ist Selbst das Haupt dieses Leibes; und alle glaubenden, die aus Gott gebo­ren sind, sind Glieder Seines Leibes.
Durch Seinen Tod hat Er, der das Haupt des Leibes ist, das Werk der Erlösung vollbracht; die Herrlichkeit des Vaters hat Ihn aus den Toten auferweckt und Ihn zu Seiner Rechten gesetzt in den himmlischen Örtern (Eph. 1, 20). Und da es ganz und gar unmöglich ist, dass das Haupt von dem Leibe getrennt ist, wird auch die Versammlung, welche Sein Leib ist, als mit Ihm in die himmlischen  Örter versetzt gesehen (Eph. 2, 6).

Der Ausdruck „himmlische Örter“ wird fünfmal, in diesem Briefe erwähnt: 1, 3; 1, 20; 2, 6; 3, 10; 6, 12. Es ist nötig, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass dieser Brief gleichsam zwei „Schlüsselwörter“ hat.
Erstens finden wir darin den Ausdruck „in IHM“ oder „ in CHRISTUS“. Oft werden wir darauf hingewiesen, dass die Versammlung und ihre geistlichen Segnungen „in Christus“ sind. Jeder Mensch, der nicht „in Christus“ ist, hat weder Teil noch Freude an irgendeiner dieser himmlischen Segnungen. Ohne Christus ist es uns unmöglich, Gott zu kennen und Ihm zu nahen, sich Seiner und der herrlichen Segnungen zu erfreuen, die denen gegeben sind, die in Christus sind.
Zweitens finden wir in diesem Brief den charakteristischen und schon erwähnten Ausdruck „himmlische Örter“, wohin die Versammlung schon jetzt mit Christus versetzt ist, wie uns dieser Brief zeigt.
Obwohl die Versammlung in dieser wunderbaren, erhabenen Stellung gesehen wird, betont der Heilige Geist immer wieder die Wichtigkeit eines geziemenden Wandels für den Gläubigen in dieser Welt. Siebenmal wird die Art und Weise unseres Wandels erwähnt und gezeigt, welche Dinge wir meiden sollen 2, 1; 2, 10; 4, 1. 17; 5, 1. 8. 15. 

Wir sind ein himmlisches Volk, und unser Wandel sollte mit unserer himmlischen Stellung im Einklang stehen. Doch wer wäre wohl in seiner eigenen Kraft imstande, diesem hohen Maßstab ent­sprechend zu leben? Oh, danke Gott, dass Er uns Seinen eigenen Geist gegeben und uns dadurch befähigt hat, unserer himmlischen Berufung würdig zu wandeln. Aus diesem Grund wird des Heiligen Geistes dreizehnmal Erwähnung getan; denn zweifellos ist es der Heilige Geist selbst, der uns die Kraft und Gnade schenkt, ein himmlisches Betragen zu offenbaren, während wir hier auf Erden sind. Daher wird auch das Wort „Gnade“ in diesem Brief zwölf mal erwähnt.

Lehrmässiger Teil

Kapitel 1

Vers 1: „Paulus, Apostel Jesu Christi Jesu durch Gottes Willen, den Heiligen und Treu­en in Christus Jesus, die in Ephesus sind“.

Der Heilige Geist beginnt diesen Brief mit der Erwähnung des Namens sei­nes Schreibers und seines Dienstes; denn Paulus war das von Gott auserwählte Gefäß, ein Apostel Jesus Christus unter den Nationen zu sein (Gal. 2, 7-9).
Er war von seiner Mutter Leibe an für diesen Dienst abgesondert. Sein apo­stolischer Dienst war dadurch ausgezeichnet, dass er ihn von dem Herrn Jesus empfangen hatte, nachdem Er gen Himmel gefahren war und Seinen Platz in Herrlichkeit zur Rechten des Vaters eingenommen hatte (Apg. 9, 15;Gal. 1, 12-l6).
Er war ein Apostel „durch Gottes Willen“. Hier sehen wir also die Quelle seines Dienstes, der zum Segen und zur Freude der Gläubigen zu jeder Zeit ausschlug. Es war der Vorsatz Gottes, den, der zuvor ein Lästerer und Verfol­ger der Versammlung Gottes war, zu einem auserwählten Gefäß zu machen, den Namen des Herrn sowohl vor Nationen als Könige und Söhne Israels zu tragen (Apg. 9,15).
Paulus war also „durch Gottes Willen“ ein „Apostel Christi Jesu; die Ver­sammlung Gottes sollte daher den göttlichen Wahrheiten besondere Aufmerksam­keit schenken, die ihm für die Versammlung anvertraut wurden. In dem ersten Kapitel finden wir viermal den Ausdruck „Gottes Willen“: Verse. 1, 5. 9. 11. 
Wie wunderbar, dass Er uns Seinen göttlichen Willen zeigen wollte! Welch ein Segen für unsere Seelen, diesen Willen zu kennen, zu erfahren und uns seiner zu erfreuen!
Nach der Erwähnung des Namens und Dienstes des Schreibers zeigt uns der Heilige Geist, an wen der Brief gerichtet ist; „den Heiligen ... die in Ephesus sind“.
Obwohl dieser Brief an die Versammlung, den Leib Christi, gerichtet ist, wendet sich der Heilige Geist doch an die Gläubigen persönlich - an die „Heiligen“. Es ist in der Versammlung Gottes für jeden von größter Wichtigkeit‚ zu verstehen, dass er, also ich ganz persönlich von dem Heiligen Geiste angesprochen  werde, und dass ich diese Wahrheiten, die mir hier vorgestellt werden, sowohl ihrem lehrmäßigen als auch ihrem praktischen Wert nach für mich persönlich ergreifen muss. Ich sollte meine völlige Befriedigung in ihnen finden, und mein Wandel sollte in Übereinstimmung mit ihnen sein.
„... den Heiligen“ - die eigentliche Bedeutung dieses Wortes ist „Ab­gesonderte für Gott“. Das bedeutet nicht, dass die Gläubigen auf Grund irgend­einer Heiligkeit, die in ihnen mehr als in anderen wäre, zu Heiligen würden; noch heißt dies, dass sie durch ihre eigene Heiligkeit und Frömmigkeit Heilige werden, sondern dass der Herr Jesus sie durch Sein vollkommenes Opfer geheiligt hat (Hebr.10, 10; 13,12). Sie sind für Gott abgesondert. Ein bewährter Diener des Herrn hat dies folgendermaßen dargestellt: „Der Ausdruck „Heilige“ in diesem Kapitel bedeutet nicht, dass wir auf Grund unserer Heiligkeit heilig  wären, sondern dass wir ein heiliges Leben führen sollten, weil wir  geheiligt sind. (H. A. Ironside).
„...und den Treuen in Christus Jesus“. (Die arabische Übersetzung lautet: „und den Gläubigen in Christus Jesu“). Der Ausdruck, der in der ara­bischen Übersetzung hier und auch zu Beginn des Kolosserbriefes mit „den Gläubigen“ wiedergegeben wird, sollte, den besten Handschriften folgend, mit „den Treuen“ übersetzt werden. Die Bedeutung hiervon ist, dass dieser Brief nicht einfach an die gerichtet ist, die ihren Glauben an den Herrn Jesum Christum bekennen, sondern an diejenigen, die trotz der „Widerstände - wie sie auch der Apostel während der Zeit seiner Gefangenschaft in Rom er­fuhr - durch die Gnade Gottes treu an dem ihnen überlieferten Glauben fest­halten, weil sie wahre Gläubige und dem Herrn Jesus treu sind. Wenn jemand an Jesus Christus glaubt, sollte er Ihm auch treu sein.

Vers 2: „Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“

Der Apostel begrüßt die Gläubigen in Ephesus entsprechend seiner Gewohn­heit in seinen anderen Briefen, indem er ihnen wünscht, mit Gnade, Frieden und Freude erfüllt zu sein. Es ist ein zwiefältiger Gruß - „Gnade und Frie­de“ von „Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus“. Gott, unser Vater, ist auch „der Gott aller Gnade“ (1.Petr. 5, 10) und der „Gott des Friedens“ (Hebr.13, 20). 

Gleicherweise kam der Herr Jesus Christus zu uns „voller Gna­de und Wahrheit... und aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade“ (Joh. 1, 14, 16; 2.Kor. 8, 9). Und Er, der „Herr des Friedens“ sagte; „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch“ (Joh. 14, 27). Der Vater und der geliebte Sohn, unser Herr Jesus Christus, sind der Ursprung und die Quelle aller Gnade und allen Friedens.
Wir sollten die innige Verbindung zwischen Gnade und Friede beachten. Gott verleiht Frieden nur auf der Grundlage Seiner Gnade und es ist unmög­lich, sich Seiner Gnade zu erfreuen, wenn man nicht vorher „Frieden mit Gott“ empfangen hat.
Gott gebe uns, dass wir Seine Gnade und Seinen Frieden gegen uns nicht nur kennen, sondern auch genießen.

Vers 3: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“

Der Apostel sieht den Vorsatz und die Ratschlüsse Gottes vor sich, Seine überströmende Gnade gegen die Versammlung und die herrlichen Geheimnisse, welche vorher verborgen, ihm aber jetzt offenbart worden waren, um sie den Heiligen kundzutun. Aus diesem Grund ist es ihm unmöglich, seinen Brief oh­ne diesen erhabenen Lobpreis zu beginnen: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus“.
Wenn der Gläubige seine himmlische Stellung und seine geistlichen Segnun­gen in Christus verwirklicht, dann ist es auch für ihn unmöglich, dass sein Herz und seine Empfindungen nicht überfließen in Lob und Anbetung. Ein Christ, der seine Stellung, seine Vorrechte und geistlichen Segnungen in Christus nicht kennt, kann unmöglich Gott, seinem Vater, als ein wahrhaftiger Anbeter nahen; er kann Gott nicht singen und preisen.
Ein Knecht des Herrn bemerkte zu diesem geistlichen Lobgesang, dass er aus drei Teilen oder Strophen bestünde (Verse 3 – 14):
Der erste Teil führt uns zurück in die entfernteste Vergangenheit - den Anfang - und sein Gegenstand ist Gott, der Vater; so schließt er mit den Wor­ten - „zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade“ (V. 3-6). Der zweite Teil beschäftigt uns mit der gegenwärtigen Zeit, und sein Gegenstand ist Gott, der Sohn; daher schließt er mit den Worten „zum Preise seiner Herrlichkeit“ (V. 7-12). Der dritte Teil weist in die Zukunft, und sein Gegenstand ist Gott, der Heilige Geist; er schließt mit den Worten „zum Preise seiner Herrlich­keit“ (V. 13. 14). 

Diese drei Teile nun sind miteinander durch unseren Herrn Jesum Christum verbunden - „in dem Geliebten“ (V. 6), „in dem Christus“ (V. 10), „in welchem“ (V. 13). „Gepriesen sei Gott!“ Ja, wir preisen Ihn, und wir be­ten Ihn an, weil Er „uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern“.
Lasst uns beachten, was uns hier vorgestellt wird; „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus“. Hier sehen wir den Herrn Jesum Chri­stum in zweifacher Beziehung zu Gott. Er ist der einzige vollkommene Mensch - der einzige Mensch, der Gott sowohl in Seinem Leben als auch in Seinem Tode hier auf Erden verherrlichte - der Mensch nach den Gedanken Gottes, in wel­chem Gott Sein ganzes Wohlgefallen fand. In dieser Hinsicht war Gott „Sein Gott“ (Ps. 22, 1; Matth. 27, 46; Ps. 45, 7; Hebr. 1, 9).
Aber zur gleichen Zeit ist Er auch in zweierlei Hinsicht der Sohn Gottes. Er ist der ewige Sohn Gottes, das Wort - „das Wort war Gott“. Der Herr Jesus Christus ist der eingeborene, ewige Sohn Gottes - „der eingeborene Sohn, der in des Schoß Vaters ist“. Diese göttliche Wahrheit wird in der ganzen Heiligen Schrift klar gezeigt (Joh.1, 1. 2. 14. 18; 3, 16; 10, 30; 17, 5. 24; 1.Joh. 1, 2; Hebr.1, 8 und andere Stellen). Gleicherweise ist Er der Sohn Gottes im Hinblick auf Seine Fleischwerdung und Seine Geburt in dieser Welt. „Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden“ (Luk. 1, 35).
Der Herr Selbst erweiterte noch diese zwiefache Wahrheit, als Er nach Sei­ner Auferstehung aus den Toten diese Botschaft durch Maria Magdalene an Seine Jünger sandte: „Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, und meinem Gott und eurem Gott“ (Joh. 20, 17). Auf der alleinigen Grundlage Seines Todes und Seiner Auferstehung lässt Er auch uns in diese zwiefache Beziehung eintreten, in welcher Er natürlich als der „Erstgeborene vieler Brüder“ den hervorragenden Platz ein­nimmt.

Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus „hat uns gesegnet mit je­der geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern“. Was für eine wunderbare Wahrheit! Er will uns nicht nur mit all diesen Segnungen segnen, Er will sie uns nicht nur in der Zukunft gewähren, nein! Gott hat uns tatsächlich gesegnet! „Gesegnet mit jeder geistlichen Segnung“ - es sind nicht ir­dische Segnungen wie im Alten Testament, es sind nicht materielle Segnungen, sondern es sind geistliche Segnungen. Wir sind mit jeder geistlichen Segnung gesegnet, und es gibt keine weitere Segnung, die der Allmächtige uns noch geben könnte, da Er uns schon mit jeder Segnung gesegnet hat. Die Seg­nung ist nicht von dieser Erde, sondern ist himmlisch - „in den himmlischen Örtern“.

Die Segnungen Israels waren irdischer Art und wurden bald durch Un­glauben verwirkt; doch die Segnungen der Versammlung sind himmlischer Art, und was sie umso herrlicher macht, ist, dass sie „in Christus“ sind. Die Segnungen sind in Christus, und sie sind denen gegeben, die in Christus sind.
Wie wunderbar ist es zu wissen und zu glauben, dass wir mit jeder geistli­chen Segnung gesegnet sind! Aber es erhebt sich die sehr wichtige Frage: Er­freuen wir uns wirklich dieser geistlichen und himmlischen Segnungen? Wir besitzen einen unschätzbaren Reichtum, die unausforschlichen Reichtümer des Christus. Aber freuen wir uns tatsächlich über diese Reichtümer in unserer praktischen Erfahrung, oder leben wir wie arme Menschen? Wenn wir himmlische Vorrechte und Segnungen besitzen, so sollten wir auch ein himmlisches Leben führen und himmlische Erfahrungen machen. Wenn nur jeder wahre Gläubige die­sen Reichtum in geistlicher Gesinnung ergreifen und sich darüber praktisch freuen würde, er würde all diese geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern erleben und erfahren.

Vers 4: „...wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe“

Die Frage der Auserwählung ist eine derjenigen Wahrheiten in Gottes Wort, die ganz offensichtlich göttlich sind; sie ist eng mit dem ewigen Vorsatz Gottes verbunden. Der Mensch hat kein Teil daran, weil der Vorsatz Gottes vor der Erschaffung des Menschen, ja, vor der Erschaffung der Welt gefasst wurde. Gott war von Anbeginn; und der Allmächtige hat es sich vorgesetzt, „viele Söhne zur Herrlichkeit zu bringen“. Doch wie konnte dies möglich wer­den, nachdem die Sünde in die Welt eingetreten war? 
Wenn Gott uns an Sein Herz ziehen wollte, so war es nötig, dass „wir hei­lig und untadelig seien vor ihm in Liebe“. Dies konnte jedoch nicht durch ein Werk des Menschen, sondern allein durch das Werk Gottes auf der Grundlage der Erlösung durch das Blut Seines geliebten Sohnes Jesus Christus geschehen.

 „...wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort, damit er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und untadelig sei“ (5, 25-27). Dies ist die Stellung des wahren Gläubigen; er ist in Christus, und Gott sieht ihn nur deswegen als heilig und untadelig vor Sich, weil er in Christus ist.
Gepriesen sei Sein Name! Er ist der Heilige, der Vollkommene. Dürfen wir in Ihm weniger als dies sehen? Gott behüte uns davor!
Gott sieht den verderbten Sünder, der an Christus und an die Vollgültig­keit Seines Werkes glaubt gerade so, wie Er Christus sieht; Gott sieht uns in Ihm schon jetzt „heilig und untadelig vor ihm in Liebe“ und wir werden Ihm gleich sein, denn „wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1.Joh. 3, 2). Da­zu hat Gott uns auserwählt.
„Gott ist Liebe“, und unser Herr Jesus Christus ist „der Sohn seiner Lie­be“. Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, die göttliche Offenbarung Sei­ner vollkommenen Liebe. „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht“ (Joh. 1, 18).
Doch nicht die Tatsache, dass wir Ihm gleich und heilig und untadelig sein werden, wird uns in der Herrlichkeit beschäftigen und beglücken, sondern - „Seine Liebe“. Die Liebe Gottes, des Vaters, und die Liebe des Herrn Jesus Christus wird der Gegenstand der Freude und der ewigen Glückseligkeit der Heiligen droben sein, und sie sollte es auch hier auf Erden schon sein!

Wenn wir in dieser Welt schon als heilig und untadelig betrachtet werden, so wird dies auch in praktischer Weise in Herrlichkeit vor der ganzen Schöpfung offenbart werden bei der Erscheinung des Herrn Jesus. „Wenn der Chri­stus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit“ (Kol. 3, 4). „Wir werden ihm gleich sein“ (1.Joh. 3, 2). 

Oh, und dann, ihr Heiligen, wird euch der Herr geben, makellos und mit unaussprechlicher Freude vor Ihm in Seiner Herrlichkeit zu stehen. „Ihm sei Herrlichkeit, Majestät, Macht und Gewalt vor aller Zeit und jetzt und in alle Ewigkeit! Amen“ (Jud. 25).
Doch schon jetzt ist es von uns wahr, dass wir gemäß unserer Stellung vor Gott heilig und untadelig sind, wenn es auch an der praktischen Verwirkli­chung oft fehlte „denn wir alle straucheln oft“ (Jak. 3, 2).
Ja, wie oft fehlen wir und kommen wir zu kurz! Wie oft verurteilt uns unser Herz, die wir doch gemäß unserer Stellung vor Gott untadelig sind (1. Joh. 3, 20). Wir müssen wachsam und auf der Hut sein, dass wir wandeln „gleichwie es Heiligen geziemt“ (Kap. 5, 3). „Geliebte, wenn unser Herz uns nicht verur­teilt, so haben wir Freimütigkeit zu Gott, und was irgend wir erbitten, empfan­gen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun“ (1.Joh. 3, 21-22).
Obwohl also die Wahrheit von der Auserwählung in dem Worte Gottes klar gezeigt und gelehrt wird, so stehet sie doch keineswegs im Widerspruch zu dem Willen Gottes betreffs der Errettung aller Menschen und zu der Verantwortlich­keit des Menschen vor Gott, dem Allmächtigen, „der will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1.Tim. 2, 4). Daher „gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle überall Buße tun sollen“ (Apg. 17, 30), denn „er will nicht, dass irgend welche verlo­ren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen (2.Petr. 3, 9).
So gibt es also keine Entschuldigung für den Menschen, der dem Ruf Gottes kein Gehör schenkt. Der Herr ruft alle Menschen zur Buße, und wer zu Ihm kommt, den wird Er nicht hinausstoßen. Wenn daher jemand verloren gehet, dann seiner eigenen Sünden wegen, und weil er Christus verworfen hat. Gott aber bestimmt niemanden zum Gericht, damit er ewig verloren gehe.

Vers 5: “.... und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens“
 
In unserer Betrachtung von Vers 2 haben wir gesehen, dass Gott DER GOTT unseres Herrn Jesum Christum ist, dass Er aber auch SEIN VATER ist. Als der Gott unseres Herrn Jesus Christus hat Er uns vor Grundlegung der Welt in Ihm auserwählt, dass wir heilig und untadelig seien vor Ihm in Liebe; aber als der Vater hat Er uns zur Sohnschaft zuvorbestimmt.
Ehe die Zeit begann, hatte es sich der Vater in zärtlicher Liebe vorgenom­men, Söhne zu Sich in Seine ewige Herrlichkeit zu bringen. 

Es war Ihm nicht genug, dass Er uns vor Grundlegung der Welt auserwählt hat, dass wir heilig und untadelig vor Ihm seien; Er wollte uns nicht als Knechte zu Sich bringen, sondern als Söhne - Söhne schon jetzt, Söhne in ewiger Herrlichkeit! Oh, wir werden nicht wie die Engel vor Ihm stehen, „die ihm dienen“, sondern als Söhne, die sich in Seiner tiefen, väterlichen Liebe freuen.
Dies ist unsere Stellung - wir stehen als Söhne vor dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Der Herr Selbst ist der Erstgeborene unter vielen Brüdern. Obwohl der Herr Jesus der eingeborene Sohn des Vaters ist, so schämt Er Sich doch nicht, uns Seine Brüder zu nennen. Doch dies konnte erst nach des Herrn Auferstehung aus den Toten gesegnete Wirklichkeit werden.
Wir waren einst Knechte Satans in dieser von Sünde verderbten Welt; jetzt aber - nachdem wir an den Herrn Jesus Christus und an Sein vollgültiges Werk geglaubt haben - haben wir diese Stellung verlassen, um in die gesegnete und herrliche Verbindung mit Gott als Söhne einzutreten. „Denn welche er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleich­förmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern“. (Röm. 8, 29). 

Er hat uns zuvorbestimmt zur Sohnschaft durch Jesus Christus „für sich selbst“. Gepriesen sei der Name unseres Gottes und Vaters, dass Er uns zur Sohnschaft zuvorbestimmt hat „für sich selbst“ und für Seine Herrlichkeit.
Das Wort „Zuvorbestimmung“ ist nur in einigen Briefen des Apostels Paulus enthalten. Beachte, dass wir den Geist der Sohnschaft bereits empfangen haben. „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Röm. 8, 15). 

Doch nur auf Grund des Werkes des Herrn Jesus, Der für uns am Kreuz starb, haben wir die Sohnschaft empfangen, (vgl. Gal. 4, 4. 5). Wir haben den Heiligen Geist empfangen, welcher Selbst der Geist der Sohnschaft ist.
Und nun erwarten wir den glorreichen Augenblick, in dem unser Heiland zur Erlösung unseres irdischen Leibes kommen wird, „der unseren Leib der Nied­rigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlich­keit“ (Phil. 3, 21). Dies ist die Hoffnung des wahren Gläubigen; und wir, „die wir die Erstlinge des Geistes haben, auch wir selbst seufzen in uns selbst, erwartend die Sohnschaft; die Erlösung unseres Leibes“ (Röm. 8, 23).

Das bedeutet jedoch nicht, dass jeder Einzelne von uns in der Herrlichkeit mehr Sohn wäre, als wie wir es heute schon sind! „Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes“ (1.Joh. 3, 2); und der Apostel fügt noch hinzu; „und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden“; aber die Zeit wird kommen - und sie ist sehr nahe! - in welcher es vor aller Schöpfung und zur Ehre Gottes offenbar werden wird, dass wir in der Tat Söhne Gottes sind, denn wir werden Ihm, Christus, gleich sein.
Der Vater hat uns zuvorbestimmt zur Sohnschaft durch Jesum Christum, für Sich Selbst, und zwar „nach dem Wohlgefallen seines Willens“. Es war nicht nur Gottes ewiger Vorsatz, uns auszuerwählen und uns zur Sohnschaft zuvor zu­ bestimmen, sondern es ist auch Seine Freude, uns durch das Wohlgefal­len Seines Willens als Söhne (nicht nur als Knechte) zu Sich zu ziehen.
Dieses „Wohlgefallen seines Willens“ bestand von Ewigkeit her, denn Chri­stus, Der die ewige Weisheit ist, sagt: „Ehe die Berge eingesenkt wurden, vor den Hügeln war ich geboren; ...da war ich Schoßkind bei ihm, und war Tag für Tag seine Wonne, vor ihm mich ergötzend allezeit, mich ergötzend auf dem bewohnten Teile seiner Erde; und meine Wonne war bei den Menschenkin­dern“ (Spr. 8, 25. 30.31).
Als Er dann in diese Welt geboren wurde, Lobprisen die himmlischen Heer­scharen Gott und sprachen; „Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Friede auf Erden, an den Menschen ein Wohlgefallen“ (Luk. 2, 14).
Es war von Anbeginn an das Wohlgefallen des Vaters sowohl als auch des Sohnes, uns in Ihm auszuerwählen und zur Sohnschaft zuvor zu bestimmen.
Selbst der hervorragendste Engel im Himmel hat keinen Anteil an der Herr­lichkeit der einst verderbten und sündigen Menschen, die jetzt durch die über­strömende Gnade Gottes errettet worden sind.

Angenehm in dem Geliebten

Vers 6: „...zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten“
 
Diese Worte sind eng mit den vorhergehenden Versen 3-5 zu einer kostbaren, goldenen Kette göttlicher Ratschlüsse verbunden; sie alle sind „zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade“. 
Gott hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus; Er hat uns in Ihm auserwählt vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor Ihm in Liebe; Er hat uns zur Sohnschaft zuvorbestimmt, dass wir Ihm Selbst zu Söhnen sein sollten - ja alles, was Gott in und durch Christus gewirkt hat, ist „zum Preise seiner Gnade“.

Der Tag ist nah, an welchem die verherrlichte Versammlung der Gegenstand der Bewunderung für Engel und Menschen sein wird. Die ganze Schöpfung wird die Wunder der grenzenlosen Liebe und überströmenden Gnade gegenüber dem sün­digen Menschen anschauen.
In der Tat sind die Reichtümer Seiner Gnade heute nicht allgemein, sondern nur unter denen bekannt, die an Sein Herz gebracht sind. Aber in nicht mehr langer Zeit wird diese Gnade offenbart werden, „wenn er kommt um an jenem Tag verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert  zu werden in allen denen, die geglaubt haben“ (2.Thes.1, 10). 

Die Herrlichkeit Seiner Gnade wird dann der Gegenstand der Bewunderung und Anbetung aller Geschöpfe in jener Zeit sein, wenn die Haushaltung der Versammlung auf dieser Erde zu Ende gekommen, wenn das letzte Glied der Schar derer, die zum ewigen Leben zuvorbestimmt sind, ihr hinzugefügt sein wird. 

Dann wird die Versammlung in die Herrlichkeit aufgenommen werden, um allezeit beim Herrn zu sein; und Christus wird vor der ganzen Schöpfung offenbart werden; und dann wird jedes Geschöpf im Himmel, auf der Erde und unter der Erde die Größe der Gnade Gottes in der verherrlichten Versammlung anschauen, die dem Herrn Jesus und Seinem Herzen von allen Geschöpfen am nächsten ist. So wird die ganze Schöpfung voll Bewunderung und Erstaunen sein, wenn sie die Braut, das Weib des Lammes, wird teilnehmen sehn an Seiner Freude und Herrlichkeit. 
Gott hat uns Seine Gnade „in dem Geliebten“ zugewandt, weil Seine Liebe die Quelle der überströmenden Gnade gegen uns ist. Es ist beachtenswert, dass nicht gesagt wird, wir seien „in Christus“ begna­digt (oder angenehm gemacht) worden, obgleich dies natürlich ebenso wahr wä­re; sondern es heißt: „in dem Geliebten“. Wie kostbar, dass wir hier einen Menschen finden, der das Herz Gottes und Sein tiefstes Verlangen vollkommen befriedigte! Der Einzige, den Gott „den Geliebten“ nennen kann, ist Christus. Und wir sind nur deswegen geliebt, weil wir in dem Geliebten sind.
Wie erhaben, wie wunderbar ist diese göttliche Gnade! Gott offenbarte Seine Gnade und Liebe gegen uns „in dem Geliebten“; Christus ist der Maßstab dieser Liebe. So sagte Christus in Seinem Gebet zu Seinem Vater: „...dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast“(Joh. 17, 23).
Wir können in der Tat mit heiliger Freimütigkeit und tiefster Ehrerbietung sagen, dass Gott nicht  mehr tun konnte, als Er getan hat, und auch nicht weniger tun wollte, als Er getan hat. In Seiner grenzenlosen Liebe und Gnade erhob Er uns zu dem höchstmöglichen Platz - in dem Geliebten und für Sich Selbst!  Sein Name sei hochgelobt und angebetet!

Erlösung und Vergebung

Vers 7+8: „in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er gegen uns hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht“

Wir kommen nun zu dem zweiten Teil dieses wunderbaren Lobgesanges (Verse 7 bis 12). Im ersten Teil (Verse 3 bis 6) sahen wir die Ratschlüsse der Gna­de Gottes, des Vaters, von Anbeginn an. Der zweite Teil hingegen beschäftigt uns mit den Wegen, die Gott einschlug, um Seine Gnadenabsichten in der gegen­wärtigen Zeit durch Seinen Sohn, unseren Herrn Jesum Christum zu verwirkli­chen, „in dem wir die Erlösung haben“.
Dem Worte „Erlösung“ begegnen wir dreimal in diesem Brief. Die in Vers 7 erwähnte Erlösung bezieht sich auf die Vergebung unserer Sünden. Sie ist schon jetzt unser Teil. In Vers 14 wird von Erlösung gesprochen in Verbindung mit der Inbesitznahme unseres Erbteiles in der zukünftigen Herrlichkeit. Kapitel 4, 30 spricht von der Erlösung unseres Leibes, wenn der Herr kommt und wir Ihm gleichgemacht werden.

„...durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen“. Durch den kostba­ren Preis des Blutes Christi sind wir von der grausamen und harten Knecht­schaft Satans und der Sünde erlöst und befreit. Das Urteil über die Sünde ist der Tod (1.Mos. 2, 17; Röm. 6, 23). Befreiung von dem Tod ist für den Sünder nur möglich durch die Stellvertretung eines anderen, eines sündlosen Lebens. Da die Seele (oder das Leben) des Leibes im Blute ist (3.Mos. 17, 11), so kam auch der Herr Jesus, der Sohn Gottes, in diese Welt, wurde Mensch und gab Sich Selbst (Sein Leben) als Lösegeld für viele (Matth. 20, 28). Jeder, der nun an Ihn und die Allgenügsamkeit Seines Werkes glaubt, empfängt völlige Gewissheit dieser Erlösung und Befreiung von der Knechtschaft der Sünde und des Todes. 

Sein kostbares Blut ist die Grundlage der Erlösung. Durch das Vergießen Seines Blu­tes entsprach der Herr Jesus auch der Gerechtigkeit Gottes, indem Er die Schuld bezahlte, die zu bezahlen uns gänzlich unmöglich war (vgl. Luk. 7, 41.42).
So wie wir unsere Stellung und unsere Segnungen in Christus besitzen, so sehn wir auch, dass wir - die einst verderbten Sünder - nur durch die Erlösung, in Christus Jesus zu diesen Segnungen gebracht werden konnten. Ja, wir waren verderbte Sünder und gottlose Menschen und hatten nichts aufzuweisen als unsere Sünden. Aber gepriesen sei der Name unseres Gottes für die Erlösung, die uns in Christus Jesus geschenkt ist.

Es ist nützlich zu bemerken, dass uns der Heilige Geist in diesem Brief zuerst in die himmlische Stellung in Christus einführt, und erst danach auf die Erlösung, die Vergebung unserer Sünden hinweist; der Ausgangs­punkt der Ratschlüsse Gottes ist Sein Herz der Liebe. Gott zeigt uns, welche Gedanken der Liebe in Seinem Herzen waren, eh es eine Frage der Sünde, eh es überhaupt einen Menschen gab. Weder gerechtfertigte noch sündige Menschen konn­ten die ewigen Absichten Gottes verändern. Aber der Sünder hat die Erlösung nö­tig, die Vergebung seiner Sünden.

Wenn der Herr Jesus zum zweiten Male kommt, werden wir die Erlösung unseres Leibes und die Erlösung des erworbenen Besitzes, unser Erbteil, erlangen. Die Erlösung der Seele aber besitzen wir jetzt schon. Der Gläubige wird die Verge­bung seiner Sünden auch in der zukünftigen Herrlichkeit nicht sicherer besitzen, als es heute schon der Fall ist. Unmöglich kann Gott auch zur Abschaffung der Sünde noch mehr tun, als Er bereits getan hat. Er gab Seinen eingeborenen Sohn, Der am Kreuze Sein kostbares Blut vergoss. Wie denn könnte Gott mehr tun, um die Sünde vor Seinen Augen hinwegzutun? 

Welch kostbare Wahrheit! Sie gibt dem Gewissen Ruhe und Frieden und erfüllt die Seele mit Freude und Trost.
Leider ist es auch wahr, dass wir noch oft sündigen (wovor wir uns jedoch sehr hüten sollten). Aber diese Niederlagen, die uns die Sünde beibringt, sollten den Gläubigen nicht in Furcht vor ewiger Strafe versetzen, sondern ihn vielmehr zum ernsten Selbstgericht führen.

Es ist von größter Wichtigkeit, dass der Gläubige folgende zwei Dinge klar auseinander hält:

1. Die ewige Strafe für die Sünde.
In bezug auf diejenigen, die „die Erlösung haben durch sein Blut“, ver­hält es sich so, dass ihre Sünden an dem gekreuzigten Herrn Jesum Christum und somit für ewig hinweggetan worden sind.
2. Die Sünden vor Gott bekennen.
Was das Selbstgericht betrifft: es ist die erste und ernste Pflicht des Gläubigen, wenn er in Sünde gefallen ist, sich Selbst zu verurteilen und sei­ne Sünde vor Gott zu bekennen. Jedoch können wir uns selbst nicht eher richten, bevor wir zuerst erkannt haben, dass das Gericht Gottes über die Sünde bereits Christum am Kreuze an unserer Statt getroffen hat.
Bedenke, welch unschätzbarer Preis zu unserer Erlösung gezahlt worden ist -„die Erlösung durch sein Blut“. Kein niedrigerer Preis hätte bezahlt werden können, sollten wir von dem Fluche und dem drohenden Gericht errettet werden.

 Der Wert des Werkes unseres Herrn Jesu Christi am Kreuze - der Wert Seines kostbaren Blutes - ist grenzenlos. Es reicht aus zur Errettung jeder menschlichen Seele, wenn sie ihre Zuflucht zu Gott und dem kostbaren Blute Christi nimmt.
Es sollte jedem klar sein, dass die Errettung des Sünders nur den stellver­tretenden Tod Christi und das Vergießen Seines kostbaren Blutes am Kreuze zur Grundlage hat. Niemand kann dadurch errettet werden, dass er Christus nachahmt und versucht, Ihm ähnlicher zu sein. Die Nachahmung des Lebens Christi ist allein ein Vorrecht derer, die durch das Blut Christi erlöst und durch das­selbe die Vergebung ihrer Sünden erlangt haben.
Wir sollten dem Worte Gottes unsere ganze Aufmerksamkeit schenken, wenn es in zweierlei Hinsicht von „Vergebung“ redet:

1. Die ewige Vergebung
Hiervon spricht der Apostel in unserem Vers. Jeder wahre Gläubige hat die ewige Vergebung in demselben Augenblick empfangen, da er zu Gott kam. Er em­pfängt diese Vergebung in dem Werte des Erlösungswerkes Christi am Kreuze, durch Jesum Christum, „welcher selbst unsere Sünden an seinem Leibe auf dem Holze getragen hat“ (1.Petr. 2, 24.
Das Gericht über jede Sünde des Gläubigen vom Anfang bis zum Ende seines Lebens ist durch Jesum Christum am Kreuze getragen worden. Gott gedenkt ihrer nie mehr. Wie könnte auch Gott Sich je meiner Sünden erinnern, nachdem Er sie in Christus geordnet und gestraft hat? Sie sind für immer vor Seinen Au­gen hinweggetan.

2. Die Vergebung des Vaters Seinen Kindern gegenüber
Gott ist, als der Richter aller Menschen, auch die Quelle ihrer ewigen Vergebung. Aber in dem Augenblick, wo meine Verantwortlichkeit als SÜNDER vor GOTT endigt, beginnt meine Verantwortlichkeit als SOHN vor dem VATER!
Wenn ich als Kind Gottes zu meinem Vater komme mit meiner Sünde, bitte ich nicht um die ewige Vergebung noch um Errettung vor dem Gericht, sondern ich komme zu Ihm mit dem Bekenntnis meiner Sünde, damit meine Gemeinschaft als Sohn mit Ihm, meinem Vater, wiederhergestellt werde. Wenn ein Gläubiger sündigt, so bedeutet das nicht, dass er das neue Leben verloren hat, denn dieses Leben „ist verborgen mit dem Christus in Gott“. 

Aber seine Sünden unterbre­chen seine Gemeinschaft mit Gott, seinem Vater - sie berauben ihn derselben. Diese Gemeinschaft wird nicht eher wiederhergestellt, als bis der ungehorsame Sohn zu Gott, seinem Vater, kommt und Ihm seine Sünde bekennt. Dann empfängt er die Vergebung und wird so wiederhergestellt zur Gemeinschaft mit dem Va­ter. (vgl. 1.Joh. 1, 6-10; 2, 1.2).
Beachte auch den Unterschied zwischen „der Herrlichkeit seiner Gnade“ in Vers 6 und „dem Reichtum seiner Gnade“ in Vers 7.
Die „Herrlichkeit“ Seiner Gnade steht in Verbindung mit unseren geistlichen Segnungen und unserer Zuvorbestimmung zur Sohnschaft, in anderen Worten: mit allen unseren Vorrechten in Christus Jesu, unserem Herrn. Wie herrlich ist Seine Gnade, die solch unwürdige Sünder zu solch erhabenen Segnungen brachte!

Aber der „Reichtum“ Seiner Gnade ist mit dem verbunden, was Gott - unge­achtet der Kosten für Ihn Selbst - für uns arme Sünder bereitet hat: Die Er­lösung durch das Blut Seines geliebten Sohnes, unseres Herrn.
Gepriesen sei Sein Name! Es war Ihm nicht genug, an uns als armen Sündern die Quelle Seiner überströmenden Gnade zu offenbaren. Er offenbarte auch die Herrlichkeit Seiner Gnade. Er wollte uns Seine herrliche Person zeigen, wer Er, der Allmächtige, sei - und nicht allein, was wir waren.
Gott war überströmend gegen uns in Seiner reichen Gnade „in aller Weisheit und Einsicht“. Gepriesen sei Sein Name! Er erwies uns nicht nur Seine Gnade, sondern Er wollte uns in Seiner Freigebigkeit und Güte auch geistliches Ver­ständnis - Weisheit und Einsicht - schenken, damit wir die Ratschlüsse Sei­ner Liebe und Gnade in Christus Jesu kennen und verstehen und uns an ihnen er­freuen möchten.
Das Wort Gottes ist die vollkommene und göttliche Offenbarung all Seiner Ratschlüsse und Gedanken. Je mehr wir die Schätze Seines göttlichen Wortes erforschen und darüber nachsinnen, desto mehr wachsen wir in der Gnade und Erkenntnis Seiner Gedanken und Ratschlüsse, ganz besonders aber in der Er­kenntnis Seines geliebten Sohnes. 

Es ist, als ob Er zu uns sagte: „Du kannst nun in das Heiligtum eintreten, kannst an diesen Platz kommen, der mir am nächsten ist, um meine innersten Gedanken, meinen Willen und meinen Ratschluss über meinen Sohn zu erkennen. Ich habe dich von aller Furcht und Sünde frei­gemacht. Benutze nun diese vollkommene Freiheit, die ich dir gegeben habe, um meinen Willen zu erfassen und zu verstehen“. 0h, gepriesen sei Sein heili­ger, herrlicher Name!

Das Geheimnis Seines Willens

Vers 9: „indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst“

Es ist wunderbar, dass es Gott, unseren Vater, in Seiner Liebe und Gnade danach verlangt, uns das Geheimnis Seines Willens kundzutun, welches von nie­mandem im ganzen Universum gekannt wurde. Es ist Seine Freude, dies zu tun!
„Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben“; uns aber hat Gott es offenbart durch seinen Geist; „denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes“. (1.Kor. 2, 9. 10).
„...das in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kund­getan worden, wie es jetzt offenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist... und alle zu erleuchten, welches die Verwal­tung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her verborgen war in Gott, der alle Dinge geschaffen hat“ (Eph. 3, 5 u. 9).
Es ist der Vorsatz Seines Willens, alle Dinge im Himmel und auf Erden un­ter die alleinige Autorität des Christus zu bringen. Dieser Wille Gottes war als ein Geheimnis jedem Lebewesen verborgen. Es ist wichtig, den tiefen Sinn des Wortes „Geheimnis“ zu verstehen.

 Es wird in den Büchern des Neuen Testa­mentes und besonders in diesem Briefe wiederholt gebraucht. Dieses Geheimnis hat die göttlichen Gedanken und Ratschlüsse zum Inhalt, die von Anfang an in dem Herzen Gottes, aber in den Zeiten des Alten Testamentes verborgen und unbekannt waren. Jetzt aber sind sie auf den Blättern des Neuen Testamentes offenbart und erklärt worden.
Den Gläubigen ist nun das Vorrecht geschenkt worden, diese Geheimnisse zu kennen. Daher sind sie nicht länger verborgene,sondern geoffenbarte Geheimnisse“. Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches der Himmel zu wissen, jenen aber (den Ungläubigen) ist es nicht gegeben“ (Matth. 13, 11). Diese Geheimnisse sind uns jedoch nicht zur Befrie­digung unserer Wissbegierde, sondern dazu gegeben, dass wir uns an ihnen erfreu­en und dadurch in unseren Seelen gestärkt werden mögen, um so hienieden ein Leben praktischer Heiligkeit zu leben.

Es braucht wohl kaum gesagt zu werden, dass wir auch im Alten Testament gesegnete göttliche Wahrheiten finden; aber von diesen wird nicht gesagt, dass sie Geheimnisse seien.
Obwohl es zu weit führen würde, hierüber mehr zu sagen, möchten wir doch im Folgenden die wichtigsten “Geheimnisse“ aufführen, die uns im Neuen Testament offenbart sind:
     1. Das Geheimnis der Gottseligkeit (oder die Fleischwerdung Christi) -1.Tim. 3, 16
     2. Das Geheimnis der innigen Verbindungen der Versammlung mit Christus - Eph. 5, 32
     3. Das Geheimnis des Glaubens - 1.Tim.3, 9
     4. Das Geheimnis der Einheit von Gläubigen aus Juden und Heiden - Eph. 3, 5-6
     5. Das Geheimnis der Wiederkunft des Herrn - 1.Kor.15, 51
     6. Das Geheimnis der Wiederherstellung Israels zum Herrn - Röm. 11, 25
     7. Das Geheimnis des Evangeliums - Eph. 6, 19
     8. Das Geheimnis des Reiches Gottes - Mark. 4, 11; Matth. 13, 11;   Luk. 8, 10
     9. Das Geheimnis der sieben Sterne und der sieben goldenen Leuchter - Offb. 1, 20
    10. Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit - 2.Thes. 2, 7
    11. Das Geheimnis Babylons, der Hure - Offb. 17, 5
    12. Das Geheimnis, alles unter ein Haupt zusammen zu bringen in dem Christus - Eph. 1, 9

Gott hat uns das Geheimnis Seines Willens kundgetan „nach Seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst“. Es war Seine Freude, Sein Wohlgefallen uns mit der Herrlichkeit Seines geliebten Sohnes bekannt zu machen. Der Seinen ganzen Willen erfüllt und Sich Selbst erniedrigt  hat und gehorsam ward „bis zu Tode, ja zum Tode am Kreuze“.

Christus, das Haupt aller Dinge

Vers 10: „für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: Alles unter ein Haupt zusammen zu bringen in dem Christus, das was in dem Himmel und das was auf der Erde ist, in ihm“ 
Was in diesem Vers gesagt wird, ist die kurze Zusammenfassung des „Geheimnisses Seines Willens“, d.h. dass Christus Herr sei und alle Gewalt über diese Welt haben soll. Seine Herrschaft ist heute noch nicht allgemein anerkannt. Aber am Ende der gegenwärtigen Haushaltung soll vor der ganzen Schöpfung gezeigt werden, dass Christus Gewalt über sie hat.

 JETZT hat Ihn Gott hoch erhoben und Ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist. Doch die Zeit ist nicht mehr fern, dass sich DANN „in dem Namen Jesu jedes Knie beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Phil. 2, 9-11).

Der Ausdruck „Verwaltung der Fülle der Zeiten“ bedeutet, dass Gott Seine Absichten durch Christum verwirklichen wird. Er wird dann den Zeiten, die mit menschlicher Herrschaft und Führerschaft – auch „Zeiten der Nationen“ genannt – verbunden sind, ein Ende setzen und die Herrschaft dem Königtum Christi übertragen: „Ein Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter deines Reiches“ (Hebr.1, 8).
Als die „Fülle der Zeit“ gekommen war, sandte Gott Seinen Sohn in diese Welt, um das Erlösungswerk zu vollbringen; aber in der „Fülle der Zeiten“ wird Gott Seinen Sohn zum zweiten Male senden, damit Er alle Dinge unter Sich Selbst als Haupt zusammenbringe. Dann wird alle Schöpfung bekennen, dass der Herr Jesus „der König der Könige und der Herr der Herren“ ist. Es ist das Wohlgefallen des Willens Gottes, dass wir diese Herrlichkeit Seines Sohnes mit Ihm teilen sollen.
Die Versammlung besitzt das große Vorrecht und den großen Segen, dass sie sowohl mit Christus vereinigt ist, als auch zu Ihm gehört und in Christus ist. Welcher Segnungen kann sich die Versammlung doch erfreuen! Aber in der Fülle der Zeiten, d.h. in den 1000 Jahren der Herrschaft Christi, wird die ganze Schöpfung an diesen Segnungen teilnehmen. Trauer und Schmerz das Unterworfensein der Schöpfung unter die Nichtigkeit (Röm. 8), die Zeit der geistlichen Blindheit des Volkes Gottes von alters und die Zeit der törichten Regierungen der Nationen werden dann zu ihrem Ende kommen. 

Auch die Schwachheit der Versammlung, ihre Trennungen und die Macht Satans zur Verführung der Menschen wird nicht mehr sein.
Noch seufzt die ganze Schöpfung, da all diese Dinge noch bei uns sind. Als Folge der Sünde wurde diese Schöpfung allen Arten von Leiden und Krankheiten, ja dem Tod unterworfen. Aber Gott wird all diesem ein Ende bereiten, wenn Christus kommen wird, um über diese leidende Schöpfung zu regieren. In jener Zeit wird der Satan gebunden, werden die Menschen von seiner Knechtschaft und Verführung befreit werden. 

Dann wird Gott Sein irdisches Volk un­ter der Führerschaft und dem Königtum des Messias segnen. Er wird auch jede Nation segnen, wenn Er in ihrer Mitte geheiligt werden wird. Auch die Erde selbst wird nicht länger in ihrem heutigen Zustand von Armut und Elend bleiben, sondern der Fluch wird beseitigt werden, und die Wüste wird frohlocken und blühen.
Die ganze gegenwärtige Szene wird verändert werden, wenn Christus zur Quelle und zum Mittelpunkt jeder Segnung gemacht ist. Christus wird als der „Stär­kere“ den „Starken“ binden, denn „der Same des Weibes wird der Schlange den Kopf zertreten“. 

Er ist der Herr des Himmels und der Erden, Der als Messias über Sein irdisches Volk und als Sohn des Menschen über alle Nationen der Erde herrschen wird. Diese ruhelose Welt wird dann völlig geheilt werden.
Abschließend können wir sagen, dass das Kommen Christi das vollkommene Heil­mittel für diese ruhelose Welt sein wird, wenn Er aus der Verborgenheit her­vortreten und jedes Auge Ihn sehen wird.

Ein Erbteil erlangt

Vers 11+12: „in dem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir zuvor bestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rate seines Willens, damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben“

Der Apostel spricht hier von sich selbst und von den Juden, die gleich ihm an Jesum Christum geglaubt haben, und die infolge Ihres Glaubens an den Herrn Jesum ein himmlisches Erbteil erlangt haben.
In Vers 5 sahen wir, dass die wahren Gläubigen  von Gott, dem Vater, zur Sohnschaft bestimmt sind. Mit anderen Worten: Sie werden durch Jesum Christum Kinder Gottes. Durch diese Kindesstellung sind sie zugleich Erben Gottes und Miterben Christi (Röm. 8, 17).
Wenn alle Dinge unter ein Haupt zusammengebracht sein werden in dem Christus und die Fülle der Zeiten gekommen sein wird (das ist nach der Auf­nahme der Versammlung), dann werden sich zweifellos alle auf Erden lebenden Gläubigen sowohl aus den Juden als auch aus den Nationen großer irdischer Segnungen erfreuen. 

Wir aber haben in Christus ein himmlisches  Erbe erlangt, weil unsere Segnungen nicht irdisch sondern himmlisch sind nach dem „Vorsatz  dessen, der alles wirkt nach dem Rate seines Willens“. 
Gepriesen sei der Name unseres Gottes und Vaters! Sein Vorsatz war, dass Seine Kinder, vereint durch Seinen geliebten Sohn, in Ihm ein herrliches, himmlisches Erbteil erlangen sollten. Gepriesen sei Sein herrlicher Name für diesen „Vorsatz“ und diesen „Rat seines Willens!“ 
„Damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben“. Wie schon bemerkt, bezieht sich dieses „wir“ auf die Gläubigen aus den Juden, die das Evangelium zuerst hören sollten, bevor es den Nationen verkündigt wurde. Nun, der Apostel Paulus war einer von ihnen, daher sagt er: „wir haben ein himmlisches Teil empfangen“. 

Damit wir zum Preise Seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben“ bezieht sich also auf diejenigen Juden, die während der Zeit Seiner Verwerfung durch ihre Nation als Ganzes jetzt an Christum geglaubt, auf Ihn gehofft haben. Wenn Er jedoch in Herrlichkeit erscheinen und jedes Auge Ihn sehen wird (Offb.1, 7; Sach.12, 10) - auch die Ihn durch­stochen haben, dann wird der Überrest dieses Volkes zum Herrn umkehren mit Buße und Trauer darüber, dass sie Ihn verworfen haben, und sie werden an Ihn als an ihren Herrn und König glauben. 
So bezieht sich das Wort „wir“ in diesem Verse auf Juden, die an Christum geglaubt haben, während sich das Wort „ihr“ in Vers 13 im besonderen auf Gläubige aus den Nationen bezieht. Es ist, als ob „der Apostel sagen wollte: Wir (die Gläubigen aus den Juden), die wir „zuvor auf den Christus gehofft haben (oder die wir zuerst an Christum geglaubt haben), werden „zum Preise Seiner Herrlichkeit sein“, aber die übrigen aus Israel werden nicht zum Preise Seiner Herrlichkeit sein, weil sie Christum verworfen haben.

Aber jener Überrest aus Israel, der in den künftigen Tagen an den verworfenen Messias glauben wird, wird dann auch den König in Seiner Schönheit sehn und die Worte hören, die wir in Jes. 60, 1 lesen: „Stehe auf, leuchte! Denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit Jehovas ist über dir aufgegangen“. An jenem Tage werden sie rufen; „siehe da, unser Gott auf den wir harrten, dass er uns retten würde; da ist Jehova, auf den wir harrten“ (Jes. 25, 9). 

Wie groß wird die Freude derer sein, die Christum annehmen werden, wenn sie Ihn in der Erscheinung Seiner Herrlichkeit sehn werden. Doch größer noch ist die Freude derer, die nicht gesehen und geglaubt ha­ben (Joh. 20, 29)! Sie werden zum „Preise seiner Herrlichkeit“ sein und werden all Seine Herrlichkeit mit Ihm teilen, wenn Er kommen wird, um hier zu herr­schen.

Das Werk des dreieinigen Gottes

Wir sind nun zum dritten und letzten Teil dieses lieblichen Lobgesanges gekommen, der sich vom 3. bis zum 13. Verse erstreckt.
Im ersten Teil (Verse 3-6) sahen wir den Vorsatz Gottes, des VATERS, und die Ratschlüsse Seiner reichen Gnade, die Er in der vergangenen Ewigkeit gefasst hatte, indem Er uns vor Grundlegung auserwählt hat, dass wir heilig und untadelig seien vor Ihm in Liebe; und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesum Christum für Sich Selbst, dass wir zum Preise der Herrlichkeit Seiner Gnade seien.
In dem zweiten Teil (Verse 7-12) sehen wir dann, was der Sohn zu unserer Erlösung und zur Vergebung unserer Sünden getan hat, indem Er Sein kostbares Blut dort am Kreuz vergoss -„zum Preise seiner Herrlichkeit“.
In dem dritten Teil nun (Verse 13 und l4) sehen wir das Werk des  HEILIGEN  GEISTES  in der Wiedergeburt des Sünders und Seine Innewohnung in Ihm – und das wiederum „zum Preise seiner Herrlichkeit“.
Es war der ewige Vorsatz des Vaters, den Menschen zu segnen. Der Sohn vollbrachte das Werk, durch welches dieser ewige Vorsatz des Vaters erfüllt werden konnte. Dann kam der Heilige Geist in diese Welt, um dieses gesegnete Werk in den Herzen von Sündern, die an Jesum Christum glauben, zu verwirklichen. Dieser Dienst des Heiligen Geistes dauert so lange an, bis die Gläubigen in der Herrlichkeit sind. In all diesem sehen wir den dreieinigen Gott wirken, um den Menschen zu erlösen und zu segnen. 

Gehört - geglaubt – versiegelt

Vers 13: „in dem auch ihr, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils - in dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung“

Im 12.Vers hatte der Apostel Paulus besonders von den Gläubigen aus den Juden gesprochen. Aber hier (Vers 13) richten sich seine Worte an die Gläu­bigen aus den Nationen. Der Gegensatz zwischen „wir“ in Vers 12 und „ihr“ in Vers 13 macht dies deutlich.
Drei bedeutsame, wichtige Worte kommen in diesem Vers vor: „gehört“ -„geglaubt“ - „versiegelt“. Die Menschen, an die der Apostel schreibt, hatten zuerst gehört und dann geglaubt, denn „der Glaube ist aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort“ (Röm. 10, 17).
Das erste Werk des Heiligen Geistes in der Seele eines Sünders ist, ihm die Wahrheit über sich Selbst zu enthüllen; ihn zu überzeugen, dass er tot in Sünden und Vergehungen und ein Sklave Satans und der Sünde ist. Er zeigt ihm, dass er verloren ist und verdient hat, ewig verdammt zu werden seiner Sünden wegen. 

Wenn er aber das Evangelium des Heils hört und es annimmt, indem er an den Herrn Jesum und die Vollgültigkeit Seines Werkes am Kreuz glaubt, wird ihm vergeben, er selbst wird wiedergeboren, und Gott versiegelt ihn in Beantwortung seines Glaubens mit seinem Heiligen Geist. „Nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung“. In dem Augenblick, wo ein Mensch an den Herrn Jesus Christus glaubt und Ihn als seinen persönlichen Heiland annimmt, wird er mit dem Heiligen Geist versiegelt.
Der Herr Jesus Selbst wurde mit dem Heiligen Geist versiegelt (Matth. 3, 16; Apg. 10, 38). Doch in diesem steht Er absolut einzigartig vor uns. Denn Er wurde mit dem Heiligen Geist Versiegelt, BEVOR - nicht NACHDEM! - Er das Erlösungswerk vollbrachte; „denn diesen hat der Vater, Gott, versiegelt“ (Joh. 6, 27).
 Unser hochgelobter Herr wurde als  Sohn des Menschen mit dem Geist versiegelt, ohne dass Er im geringsten Blutvergießen nötig gehabt hätte, da Er der Heilige ist, „welcher keine Sünde kannte“. Aber Er starb und vergoss Sein Blut für uns, damit es dem Heiligen Geist möglich würde, auch uns zu versiegeln, die wir von Natur völlig unwürdig sind. Nur auf Grund des süh­nenden Opfertodes Christi kann der Heilige Geist in uns wohnen.

Der Herr lehrte Seine Jünger, den Vater um die Gabe des Heiligen Geistes zu bitten (Luk. 11, 43). Die Antwort des Vaters auf dieses Begehren erfolgte am Tage der Pfingsten, als Er den Heiligen Geist vom Himmel herab sandte, auf dass Er in den Gläubigen, wohne (Apg. 2). „Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein“ (Röm. 8, 9).
Wenn wir dieses wissen, ist es dann richtig, dass Gläubige für die Herniederkunft des Heiligen Geistes bitten. Der sie längst versiegelt hat und bereits in ihnen wohnt? Würde es nicht schrecklicher Unglaube gewesen sein, hätten die Jünger Gott gebeten, Christus zu ihnen herab zu senden, da Er doch tat­sächlich bei ihnen war? 

Ebenso ist es eine Sünde des Unglaubens, wenn Gläubige heute für eine erneute Ausgießung des „Heiligen Geistes“ oder für ein zweites Pfingsten beten, nachdem die göttliche Person des Heiligen Geistes herabgekommen ist und in wahren Gläubigen wohnt. Es ist dagegen wahr, dass wir den Heiligen Geist nicht betrüben und ständig bitten sollen, dass wir „mit dem Geist erfüllt“ und „mit Kraft gestärkt“ werden möchten „am inneren Menschen“ (1.Thes. 5, 19; Eph. 3, 16; 4, 30; 5, 18).
Gott Selbst versiegelt den Glaubenden sobald dieser den Herrn Jesus als seinen persönlichen Herrn und Heiland annimmt. „der uns auch versiegelt hat und das Unterpfand des Geistes in unsere Herzen gegeben hat“ (2.Kor.1, 22). So ist das Siegel der Beweis oder das sichtbare Zeichen des wahren, ungeheuchelten Glaubens - „von euch ist offenbar, dass Ihr ein Brief Christi seid, angefertigt durch uns im Dienst, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens“ (2. Kor. 3, 3).
Die wahren Gläubigen sind somit Briefe Christi gegenüber einer verderbten, sterbenden Welt. Ein geschriebener Brief offenbart immer die Gedanken und Absichten des Schreibers; so sind auch die Kinder Gottes ein Brief Christi, indem der Heilige Geist das lebendige Wort Gottes auf ihre Herzen und in ihr Leben geschrieben hat, um von allen gekannt und gelesen zu werden.
Das unterscheidende Merkmal zwischen einem wahren Gläubigen und einem bloßen Bekenner ist, dass der erstere das Siegel des Heiligen Geistes hat.
Nun ist aber das Siegel auch ein Beweis und Zeichen vom Besitztum: „Doch der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: der Herr kennt die, die sein sind“ (2.Tim. 2, 19). Christus sagte auch: „Ich bin der gute Hirte; und ich kenne die Meinen und bin gekannt, von den Meinen“ (Joh. l0, 14).
Der Eigentümer einer Schafherde „bezeichnet seine Schafe durch ein Zeichen — durch sein eigenes, mit Feuer eingebranntes Siegel. So hat auch Gott Sein ei­genes, besonderes Siegel zur Bezeichnung Seines Eigentums - zur Kenntlichmachung, was und wer die Seinen sind. Dieses besondere Siegel Gottes ist der Heilige Geist. Welcher uns gegeben worden ist und uns nun bezeugt, dass wir Kinder Gottes sind (Röm. 8, 15. 16; Gal. 4, 6).
Das Siegel ist auch ein Beweis der Sicherheit und der Bewahrung bis ans Ende, denn der Heilige Geist ist „das Unterpfand unseres Erbes“ (Vers14), und wir sind durch Ihn „versiegelt worden auf den Tag der Erlösung“ (4, 30).
Dies ist auch eine klare Antwort Gottes, die jeden Zweifel beseitigt und zeigt, dass ein wahrhaft Gläubiger bis ans Ende bewahrt werden wird und nie mehr verloren gehen kann. 
Beachte, dass der Heilige Geist drei Mal im Neuen Testament als Siegel für den Gläubigen genannt wird, nämlich in Eph. 1, 13; 4, 30 und 2.Kor. 1, 22.
Der Heilige Geist wird hier auch „der Heilige Geist der Verheißung“ genannt, weil Gott, der Vater, verheißen hatte, dass Er den Heiligen Geist in diese Welt senden würde, damit Er auf Grund des vollbrachten Erlösungswerkes in allen wahren Gläubigen Wohnung nehme. (Apg. 1, 4; Joh. 14, 26; 15. 26; Eph.  3, 6). 

Das Unterpfand unseres Erbes

Vers 14: „der das Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise seiner Herrlichkeit“

Der „Tag der Erlösung“ (Kap. 4, 3) bezieht sich auf die Erlösung unseres Leibes, wenn unser Herr und Heiland Jesus Christus kommen wird und „unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit“ (Phil. 3, 21). Die „Erlösung des erworbenen Besitzes“ jedoch bezieht sich auf die Zeit, wenn der Herr die Macht Satans vernichten und Seine eigene Regierung antreten wird.
Als „Unterpfand unseres Erbes“ ist der Heilige Geist das Siegel auf die reichen Gnaden Gottes, die wir in Christus bereits empfangen haben; Er ist aber auch das Unterpfand derjenigen Herrlichkei­ten, die wir erst noch - in vielleicht sehr kurzer Zeit - mit Christus empfangen werden.                        
Es ist das Werk des Heiligen Geistes „als das Unterpfand“, uns schon hier während der Zeit unserer Pilgrimschaft mit Freude über die Herrlichkeiten dieses Erbteils zu erfüllen, eh wir noch zu ihnen gelangt sind, und uns die himmlischen Segnungen schon jetzt genießen zu lassen, bevor wir im Himmel sind. In anderen Worten, der Heilige Geist bewirkt in uns die Freude und die Glückseligkeit über das, was wir in Christus besitzen, bevor wir mit Ihm in der Herrlichkeit sind.
Dieses herrliche Erbteil  ist in Wirklichkeit das Erbteil Christi selbst, denn Christus hat Kraft Seines vollbrachten Erlösungswerkes am Kreuz alle Dinge für sich selbst zurück erkauft. Bald wird der Tag kommen, an welchem Er in Seiner Kraft und Macht Seine Ansprüche auf dieses Erbteil geltend machen wird. Dann werden alle diejenigen, die Ihm angehören, an der Herrlichkeit Seines Erbteils teilhaben; „...und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben“ (Joh. 17, 22).
Wir sollten als Gläubige nicht zulassen, dass uns irgend etwas in unserem geistlichen Leben an unserer gegenwärtigen Freude, Befriedigung und Glückseligkeit über unser zukünftiges Erbteil hindere, dass uns nichts unsere Freude am Herrn raube, der die „Hoffnung der Herrlichkeit“ in uns ist. Schon das geringste Abweichen vom Herrn wird den Verlust unserer Freude an dem himmlischen Erbteil – ja, den Verlust unserer Gemeinschaft mit dem Herrn – zur Folge haben. Wir haben es sehr nötig, in der Stellung von Wachenden und Betenden zu verharren, damit unsere Freude stets so völlig sei, wie es bei der Ankunft unseres teuren Herrn Jesus der Fall sein wird.
Wer könnte sich unseren glückseligen Zustand vorstellen, wenn wir unseren geliebten Herrn von Angesicht zu Angesicht sehn werden! Dann wird es keine Spur von Sünde, Schwachheit oder Trägheit mehr geben, die uns jetzt noch umgeben. „Wir werden ihm gleich sein, denn wir werden ihn sehn, wie er ist“(1. Joh.3, 2). 

Zum Preise Seiner Herrlichkeit   

Lasst uns über die Tatsache nachsinnen, dass all dieses „zum Preise seiner Herrlichkeit“ verwirklicht werden wird! Jeder erlöste Gläubige - d.h. jeder durch die Gnade Gottes errettete Sünder - wird zum Preise der Herrlichkeit unseres Gottes und Vaters sein und zur völligen Befriedigung des Herzen unseres Herrn Jesu für immer und ewig. Das gerade war der Zweck des Herrn Jesus Christus, dessentwegen Er den himmlischen Thron verließ und auf diese Erde herab kam, um am Kreuze für unsere Sünden zu sterben und uns durch Sein kostbares Blut zu erlösen, damit wir Sein Eigentum würden.
Der Vater hat uns den Heiligen Geist gegeben, der das Unterpfand unseres Erbes ist,   „zum Preise seiner Herrlichkeit“. Lasst uns den Unterschied beachten zwischen den Ausdrücken in Vers 6 „Herrlichkeit seiner Gnade“ und in Vers 12 „Preise seiner Herrlichkeit“.  Die Herrlichkeit Seiner Gnade ist tatsächlich am Kreuz geoffenbart worden, wenn Christus, unser Leben, erscheinen wird und wir mit Ihm offenbart werden in Herrlichkeit (Kol. 3, 4).

Auf einen weiteren Unterschied im Ausdruck möchten wir hinweisen: Vers 6 spricht von der „Herrlichkeit seiner Gnade“, Vers 7 von den „Reichtümern seiner Gnade“. Obgleich die Herrlichkeit Seiner Gnade für die Gläubigen besonders am Kreuz erschienen ist, so wird doch diese Herrlichkeit nicht eher in ihrer ganzen Vollkommenheit vor der ganzen Schöpfung offenbart werden, als bis wir selbst, trotz all unserer Schwachheit und Unwürdigkeit durch die Gnade Gottes zu Seiner Herrlichkeit gebracht sind. Dann werden wir in Wirklichkeit „zum Preise seiner Herrlichkeit“ sein. Dagegen können wir uns schon gegenwärtig in völliger Weise des „Reichtum seiner Gnade“ erfreuen - sei es zuerst als Sünder, dann als Gläubige, wie geschrieben steht: „...in dieser Gnade, in welcher wir stehen, und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes (Röm. 5. 2).  

Ein Mann des Gebets

Sowohl im Alten wie auch im Neuen Testament finden wir eine Fülle herrlicher Gebete, die Heilige Männer Gottes gebetet haben. Unter den bedeutsamsten Gebeten, die auf den heiligen Blättern der Bibel verzeichnet sind, befinden sich die Gebete, die der Apostel Paulus als Gefangener in Ketten betete - Gebete, die sowohl für die einzelnen Gläubigen als auch für sie gemeinschaftlich zu Gott empor gesandt wurden. 

Wenn auch böse Mächte und Gewalten imstande waren, den großen Apostel mit Ketten zu binden, so war doch sein Geist nicht gebunden. Eiserne Ketten vermochten nicht, seine Gemeinschaft mit seinem Herrn und Gott zu unterbinden oder zu schmälern. Welche kostbaren, geistlichen Unterweisungen werden uns in den Gebeten jener Heiligen und besonders in denen des Apostels Paulus gegeben!
Der Dienst der Apostel Paulus bestand nicht nur im Predigen des Evangeliums und im Ermahnen und Lehren; er erschöpfte sich nicht in der Gründung von Versammlungen und in Sorge für sie an den verschiedenen Orten. Paulus war zu erst und vor allem ein Mann des Gebets!
Gerade das Gebet war ja der erste Beweis seiner Bekehrung: „Siehe, er betet“ (Apg. 9, 11.  Sein Leben bestand zum großen Teil aus Gebet. Liegt hierin nicht eine tiefe Belehrung für uns? Zeigt uns dieser Mann des Gebets sowohl in seinem Leben als auch durch seine Briefe, dass auch wir allezeit beten sollen, und dies nicht nur für uns, sondern auch für alle Heiligen im einzelnen und im allgemeinen, ja, „für alle Menschen“ (1.Tim. 2, 1-2)?
Der vor uns liegende Brief enthält zwei Gebete. Das erste finden wir in unserem Kapitel in den Versen 15 bis 23, das zweite in Kapitel 3, 14-19.
Wir bemerkten bei unserer Betrachtung des 3.Verses unseres Kapitels, dass Gott - gepriesen sei Sein Name! - Der „Gott unseres Herrn Jesus Christi“, zugleich aber auch der „Vater“ unseres Herrn Jesus Christus ist. Hier sehn wir nun, dass diese beiden Gebete durch diese zwiefache Beziehung miteinander verbunden sind. 

Das erste Gebet wird empor gesandt zu dem „Gott unsres Herrn Jesus Christus“(Vers 17), das zweite ist an den „Vater unseres Herrn Jesus Christus“ gerichtet (Kap. 3, 14). Diese zwei Gebete sind an Gott, den Vater gerichtet, mit Dem der Herr Jesus in zweifacher Hinsicht in Beziehung steht: In dem ersten Gebet sehen wir Ihn (Christus) als den Sohn des Menschen, der von Gott als von „meinem Gott“ spricht (vgl. Matth. 27, 46; Joh.2, 17); Während wir Ihn im zweiten Gebet als den ewigen, eingeborenen Sohn in Seiner einzigartigen, alleinigen Beziehung zu „Seinem Vater“ sehn (vgl. Joh. 20, 17; 1, 18). 

Glauben und Liebe

Vers 15+16: „Weshalb auch ich, nachdem ich gehört habe von dem Glauben an den Herrn Jesus, der in euch ist, und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, nicht aufhöre für euch zu danken, euch erwähnend in meinen Gebeten“

Der Heilige Geist leitete Paulus in Verbindung mit den Ratschlüssen Gottes (d.h. des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes) in den vorhergehenden Versen (3 - 14), die göttlichen Wahrheiten und Gedanken bezüglich der Erlösung und der Segnung des Menschen klar mitzuteilen.
Diese herrlichen Wahrheiten erfüllten das Herz des Apostels mit Dank gegen Gott, besonders als er von dem Glauben jener Gläubigen und von ihrer Liebe zu allen Heiligen hörte.
Es ist vollkommen klar und ersichtlich, dass nur der Herr Jesus Christus das Ziel und der Gegenstand des Glaubens ist. Der Apostel hatte von ihrem Glauben an den Herrn Jesus gehört, und obgleich der Glaube eine im Verborgenen wirkende Kraft ist, die das Herz mit Christus verbindet, so hat er doch eine vernehmbare Stimme.
Von den Gläubigen in Thessalonich wird gesagt, dass sie allen Gläubigen in Macedonien und in Achaja zu Vorbildern geworden sind, weil an jedem Ort von ihrem Glauben an Gott gesprochen wurde (1.Thess. 1, 7. 8).  So wie die Person des Herrn Jesus der Gegenstand und das Ziel des Glaubens ist, so ist Er auch der Gegenstand und das Ziel der Liebe „zu allen Heiligen“. 

Wo wir wahren Glau­ben an den Herrn Jesus finden, da finden wir auch wahre Liebe zu allen Heiligen. Ja, die Liebe zu den Heiligen ist einer der hervorragendsten Beweise wahren Glaubens und der Wiedergeburt. Liebe ist die göttliche Frucht wahren Glaubens an Christus; „wir wissen, dass wir aus dem Tode in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben“ (1.Joh. 3, l4).
Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass wir die ganze Tragweite des Ausdrucks „Liebe zu ALLEN Heiligen“ voll erfassen, denn es besteht die Gefahr, dass unsere Liebe nur den Brüdern gilt, die die gleichen Meinungen, Gefühle und Sympathien wie wir selbst haben; oder dass wir nur die lieben, die unserer ei­genen Intelligenz, unserer sozialen oder gar materiellen Stellung ebenbürtig sind. Natürlich ist dies nicht die Liebe zu „allen Heiligen“, es ist viel ehr die Liebe zu uns selbst, als zu den Heiligen.
Von Natur aus fühlen wir uns mehr zu denen hingezogen, die mit uns gleich gesinnt sind, als zu denen, die andere Gewohnheiten haben als wir, wodurch sie uns üben und Abneigung in uns hervorrufen. Möge uns doch die Gesinnung Christi auszeichnen, indem wir „alle Heiligen“ lieben, weil auch Er alle liebt.
Obwohl wir also als Gläubige an den Herrn Jesus alle Heiligen lieben sollen, so bedeutet dies doch nicht Liebe auf  Kosten der Wahrheit Gottes.

Wenn irgendetwas Böses in der Mitte der Gläubigen offenbar wird, in der Lehre oder im praktischen Wandel, so sind wir gehalten, dieses Böse im Geist der Liebe zu richten und zu verurteilen. Wir dürfen es keineswegs unter dem Vorwand von Liebe dulden oder als harmlos betrachten. Liebe auf Kosten der göttlichen Wahrheit bringt Schande auf den Namen und die Herrlichkeit ­Christi.    
Selbst Johannes, der Apostel der Liebe, der uns immer wieder ermahnt, einander zu lieben und alle treuen Gläubigen aufzunehmen (3.Joh. 8), ermahnt uns aber auch, solche, die Irrtümer bringen und nicht in der Lehre des Chri­stus bleiben, nicht in unsere Häuser aufzunehmen, noch sie zu grüßen, „denn wer ihn grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken“ (2. Joh.9-11). Alle Gläubigen sollten daher zuerst den Herrn lieben und dann alle Heiligen um des Herrn willen.

Der Geist der Weisheit und Offenbarung 
 
Vers 17: „damit der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst“ 

Die Worte dieses Gebets sind an den „Gott unseres Herrn Jesus Christus“ gerichtet. Christus, der Sohn Gottes von Ewigkeit her, wurde Mensch, um als solcher das Werk der Erlösung durch Seinen Kreuzestod zu vollbringen. Als solcher wurde Gott „Sein“ Gott. Doch zur gleichen Zeit ist Er der eingeborene Sohn Gottes, und Gott, der Vater, ist Sein Vater von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Der Gott unseres Herrn Jesu Christi wird hier der „Vater der Herrlichkeit“ genannt, weil Er der Ursprung und die Quelle jeder Herrlichkeit ist. All unsere himmlischen Segnungen haben in Ihm ihren Ursprung, und sie sind zu seiner „Herrlichkeit”. 

Ebenso, wie Er der Vater der Herrlichkeit ist, ist Er auch der „Vater der Lichter“ (Jak. 1, 17), der „Vater der Geister“(Hebr. 12. 9)  und der „Vater der Erbarmungen“ (2.Kor. 1, 3).
Er ist auch der „Gott alles Trostes“ (2.Kor. 1, 3), der „Gott des Friedens“ (Phil. 4, 9; Hebr. 13, 20; Röm.15, 33; 16, 20), der „Gott aller Gnade“ (1.Petr. 5, 10), der „Gott der Hoffnung“ (Röm. 15, 13) und der „Gott des Ausharrens und der Ermunterung“ (Röm. 15, 5). 
So wird auch der Herr Jesus „Gott der Herrlichkeit“(Apg. 7, 2), „Herr der Herrlichkeit“ (Jak. 2, 1), „Herr des Friedens“ (2.Thess. 3, 16) und „Herr der Herren“ (Offb. 19, 16) genannt.
 Welche Fülle wahrer Freude ist uns doch in unserem Gott und Vater durch un­seren hochgelobten Herrn Jesus Christus gegeben, in welchem wir all diese wun­derbaren Segnungen besitzen. Seinem gesegneten und herrlichen Namen sei aller Ruhm und alle Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Die erste Bitte nun, die der Apostel in seinem Gebet erwähnt, ist, „dass er euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst“. Nun ist die Bedeutung hiervon nicht, dass Gott ihnen den Heiligen Geist geben möge; denn sie besaßen Ihn bereits und waren durch Ihn versiegelt auf den Tag der Erlösung (1, 13; 4, 30). Jeder wahre Gläubige hat die Gabe des Heiligen Geistes empfangen; aber es ist das Verlangen Gottes, uns durch den Heiligen Geist Weisheit zu verleihen, damit wir die göttlichen Offenbarungen Seines heiligen Wortes verstehen und verwirklichen möchten.
Alle Schrift ist uns von Gott gegeben, doch ist der natürliche Mensch nicht in der  Lage, das aufzunehmen, was der Geist Gottes in Seinem Wort mitteilt (1.Kor. 2, 10. 14). Aber dem Gläubigen, in dem der Heilige Geist wohnt, wird Weisheit und Erkenntnis gegeben, damit er das verstehen kann, was  Gottes Wort ihm offenbart.

Es ist unmöglich, das Wort Gottes zu verstehen; es sei denn, der Heilige Geist Gottes erleuchtet unseren Geist. Nach Seiner Auferstehung aus den Toten gab Christus Seinen Jüngern diese beiden Dinge: Er „öffnete ihnen das Verständnis, die Schriften zu verstehen (Luk. 24, 45), und. Er „öffnete ihnen die Schriften“ (Luk. 24, 32). So wird uns durch den Geist der „0ffenbarung“ die Wahrheit Gottes, Sein heiliges Wort geöffnet, während durch den Geist der Weisheit unser Geist erleuchtet, unser Verständnis geöffnet wird, damit wir diese göttliche Wahrheit erfassen können.
 Gepriesen sei Sein Name, dass  Er uns den „Geist der Weisheit und Offenbarung“ gegeben hat, damit wir ein tieferes Verständnis erlangen und wachsen mögen in der Erkenntnis Gottes, des Vaters und des Herrn Jesu Christi (vgl. Joh. 16, 14)!

Die Hoffnung Seiner Berufung

Vers 18: “damit ihr, erleuchtet an den Augen eures Herzens, wisst, welches die Hoffnung seiner Berufung ist, welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen“

Der Apostel setzt sein Gebet für die Heiligen fort und sagt: „damit ihr, erleuchtet an den Augen eures Herzens...“. Das bedeutet, dass wir, ebenso wie wir mit dem Herzen an Christum glaubten („denn mit dem Herzen wird ge­glaubt zur Gerechtigkeit“, Röm.10, 10), so auch mit dem Herzen in die von dem Herrn Jesu geschenkten Wahrheiten und Segnungen eintreten und uns ihrer mit dem Herzen erfreuen müssen; denn durch Verständnis allein können wir nichts vom Herrn Jesus schmecken oder eine lebendige und tiefe Gemeinschaft mit Ihm haben. 

Nur mit dem Herzen sind wir wirklich in der Lage, uns dessen zu erfreu­en, was uns Gott an Reichtümern und Herrlichkeiten in Christus Jesu verliehen hat, über die der natürliche Mensch kein Verständnis erlangen kann, wäre er auch noch so intelligent.
Der Apostel betet, dass die Gläubigen an den Augen ihres Herzens erleuchtet werden mögen, um drei grundsätzliche Dinge zu erfassen:

Erstens: „damit ihr wisst, welches die Hoffnung seiner Berufung ist“. 
Gott hat uns - gepriesen sei Sein Name! - mit „heiligem Rufe“ berufen (2.Tim.1, 9) und durch Seine Gnade sind wir „Genossen der himmlischen Berufung“ geworden (Hebr.3, l); das ist „die Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus“ (Phi.3, 14). Oh, welch ein Reichtum Seiner Gnade!
 In dieser herrlichen Berufung hat Gott nicht die Weisen, Mächtigen und Edle erwählt, sondern „das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zu Schanden mache“ (1,Kor.1, 26). Die „Hoffnung seiner Berufung“ ist, dass wir an einem nicht mehr fernen Tag unseren Herrn Jesum Christum gleich sein und Ihn sehen werden, „wie er ist“. Diese Berufung gibt uns eine Hoffnung, die nicht enttäuschen kann.

Die praktische Auswirkung dieser herrlichen Hoffnung, bei Jesu und Ihm gleich zu sein, wird dann sein, dass unsere Herzen von der Welt und ihren Din­gen abgesondert werden, um ein heiliges Leben zu leben, „und jeder, der die­se Hoffnung zu ihm hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist“ (1.Joh. 3, 3).
Dies ist die Hoffnung aller Kinder Gottes, dass Er bald kommen und all die Seinigen zu Sich nehmen wird, damit sie für immer bei Ihm seien. Amen, komm’ Herr Jesus!

Der Reichtum der Herrlichkeit Seines Erbes

Zweitens „damit ihr wisst, welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen ist“.
Wir hatten zuvor von dem „Reichtum seiner Gnade“ (Vers 7) gesprochen, doch hier ist von dem „Reichtum seiner Herrlichkeit“ die Rede. Gegenwärtig erfreu­en wir uns des Reichtums Seiner Gnade, aber in Kürze werden wir den Reichtum Seiner Herrlichkeit empfangen, wenn wir unsere Hände auf das herrliche Erbteil legen und mit ewiger Freude uns freuen werden.   
Der Gegenstand in diesem Teil des Gebets des Apostels ist „das Erbe“. Der Apostel wünscht, dass die Gläubigen den Reichtum der Herrlichkeit des Erbes kennen und in dieser Erkenntnis wachsen mögen,,
Es ist von großer Wichtigkeit, dass wir verstehen, was der Apostel meint, wenn er sagt: „Der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen“. Einige Ausleger glauben, dass die Heiligen selbst dieses reiche und herrliche Erbteil Gottes seien. Doch dieses ist nicht der Gedanke des Apostels oder vielmehr des Heiligen Geistes. 

Die Bedeutung dieses Ausdrucks ist vielmehr, dass Gott, wenn alle Dinge im Himmel und auf Erden unter die Herrschaft und Autorität Christi und Seiner mit Ihm verbundenen Heiligen gebracht sind, dann Sein herrliches Erbe antreten, und zwar  in den Seinigen antreten wird, die durch Seine Gnade errettet und durch Seine Macht zu den höchsten Gipfeln der Herrlichkeit und Segnung gebracht  sind. Dies wird unser herrliches Teil und Gottes herrliches Teil sein – unser Teil, dort zu sein, und Sein Teil, uns dort zu haben.
Wie in den Tagen vor alters das Land  Kanaan Gottes Erbteil war und Er, um es in Besitz zu nehmen, nicht persönlich und in göttlicher Macht in Erscheinung trat, sondern Sein altes Bundesvolk dazu benutzte, so wird Er auch in Kür­ze Sein Erbteil bei der Erscheinung Christi in 

Seinen Heiligen in Besitz nehmen, die mit Christus regieren werden.
Wer könnte die Größe unseres Anteils an dieser Herrlichkeit ergründen? Wie reich, wie herrlich wird unser Anteil an diesem Erbe sein! Wenn Christus wiederkommen wird, um Sein herrliches Reich einzunehmen, werden wir Teilhaber mit Ihm in Seiner gesegneten und glücklichen Regierung sein. Wir werden Sein Angesicht sehen, werden Ihn sehen, wie Er ist und mit Ihm auf Seinem Thron sitzen. - Dies also ist der Reichtum der Herrlichkeit Seines Erbes in den Heiligen, von dem Er wünscht, dass wir ihn kennen sollen.

Wir lesen nirgendwo im Neuen Testament, dass die Heiligen in sich Selbst das Erbteil Gottes bilden; sie sind vielmehr „Erben Gottes und Miterben Christi“ (Röm.8, 17). Die Gläubigen können nicht Erben und zugleich auch Erbteil sein. Gott wünscht in Seiner Güte, dass sich die ganze Schöpfung an den Segnungen und der Glückseligkeit unter der Herrschaft Christi erfreuen möge. Doch wir haben den größten Anteil an dem Reichtum der Herrlichkeit Seines Erbes empfangen. Seinem Namen sei Preis, Herrlichkeit und. Ehre! 

Die überschwengliche Größe Seiner Kraft

Vers 19+20: „und welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte; (und er setztet ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern“)

Drittens: Hier haben wir den dritten Gegenstand des Gebets des Apostels für die Gläubigen: er betet darum, dass sie wissen möchten, welches die überragende Größe Seiner Kraft an uns, den Glaubenden ist, dieser Kraft, welche in der Auferweckung Christi aus den Toten in Erscheinung trat.
Wohl ist es wahr, dass auch in der Größe der Schöpfung Gottes Kraft offenbart wird, dass Seine Macht auch am Roten Meer gesehen wurde, als Er die Wasser teilte und sie trockenen Fußes hinüberzogen, als Er Sein Volk mit starker Hand und ausgestrecktem Arm aus dem Land Ägypten herausführte.
Doch hier lenkt der Heilige Geist unseren Blick nicht auf irgendetwas die­ser Art, sondern Er lenkt unsere ganze Aufmerksamkeit auf die Größe, die überragende Größe seiner Kraft, die in der Auferweckung Christi aus den Toten ihre Darstellung fand – in der Auferweckung, nicht in Seiner Fleischwerdung oder gar in Seiner Kreuzigung, obwohl diese natürlich absolut notwendig waren. Wir wissen, dass ohne letztere es für Gott unmöglich geblieben wäre, unsere Sünden zu vergeben, uns ewiges Lebens zu geben und uns mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus zu segnen. 

Aber die überragende Größe Seiner Kraft wurde in der Auferweckung Christi aus den Toten offenbart. Der Herr Jesus war „in Schwachheit gekreuzigt worden“ (2.Kor.13, 4). Am Kreuz war Er unter dem Gericht Gottes; dort war Er auch der Gegenstand des Spottes und Hohnes des Volkes; aber Seine Auferweckung hat all diesem für ewig ein Ende gesetzt. 
Die Auferweckung ist der Triumph über die Schwachheit, in der Er am Kreuz gesehen wurde, als Er, der Reine, der Fleckenlose, der Vollkommene unsere Sünden an Seinem Leibe auf dem Holz trug. So wie Er Gott vollkommen verherrlichte, so hat auch Gott Ihn verherrlicht, als Er Ihn aus den Toten auferweck­te und Ihn zu Seiner Rechten setzte in den himmlischen Örtern.
Diese überragende Größe Seiner Kraft ist „an uns“, d.h. in bezug auf uns, die Gläubigen. 

Die Kraft, die an uns zu unserer Befreiung und Erlösung von der Knechtschaft Satans offenbart wurde, die uns heilig und untadelig vor Ihm machte, dieselbe Kraft war es auch, die Christum aus den Toten auferweckte und Ihn zur Rechten Gottes in den himmlischen Örtern setzte.
Ist es wohl jemals einem Menschen in den Sinn gekommen, dass die Macht, die in der Schöpfung offenbart wurde, zum Guten des Gläubigen offenbart wurde? 

Kann der natürliche Sinn dies erfassen oder begreifen? Und doch ist es eine Tatsache, dass wir eine Kraft haben, die selbst alles in der Schöpfung Offenbarte noch übersteigt. Mit anderen Worten, wir haben dieselbe Kraft die in der Auferweckung Christi aus den Toten in Erscheinung trat „nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte und setzte ihn zu seiner Rechten in den himm­lischen Örtern“. 
Diese Kraft ist in bezug auf uns offenbart und ist uns klar durch das Wort Gottes zugesichert worden. Wenn dies nun Wirklichkeit ist, wie kommt es, dass wir noch so schwach sind? Warum haben wir über geistliche Trägheit zu klagen? Nur deshalb, weil unsere Erkenntnis oberflächlich ist und keine tiefen Wurzeln in unser Leben geschlagen hat! Wir kennen nicht in dem Maße, wie wir es sollten, die überragende Größe Seiner Kraft an uns, den Glaubenden. 

Viele Kinder Gottes sind über diese erstaunliche Kraft nie belehrt worden und haben noch nie etwas davon gehört; aber selbst diejenigen, die diese Wahrheit kennen und darüber belehrt sind, haben sie sich nicht alle wirklich angeeignet und freuen sich nicht alle darüber in praktischer Weise.
Die lehrmäßige Erkenntnis dieser Wahrheit ist e i n e Sache; aber ihre praktische Verwirklichung und Erfahrung ist eine ganz andere. Doch Gott wünscht, dass wir allezeit die überragende Größe Seiner Kraft erfahren und darin wachsen möchten, und das nicht nur in Tagen großer Schwierigkeiten und Prüfungen, sondern jederzeit und in jeder Einzelheit unseres täglichen Lebens. Es ist die Verwirklichung der überragenden Größe Seiner Kraft an uns  den Glaubenden, die unsere Herzen mit Ruhe und Frieden erfüllt.
Nun war es unmöglich, dass irgendein Gläubiger die Wirksamkeit dieser Kraft vor der Auferweckung Christi aus den Toten kennen konnte; diese Kraft ist also für uns Gläubige des Neuen Testaments, die wir nach dem Tod und der Auferstehung des Herrn Jesus geglaubt haben.
0h, gläubiger Leser, bedenke, dass die Größe der uns zur Verfügung stehender Kraft die gleiche ist, die auch in dem Christus wirkte, als Er aus den Toten auferstand und Sich zur Rechten Seines Vaters in den himmlischen Örtern setzte. 

Es ist die Krankheit vieler Gläubigen in diesen letzten Tagen, den Tagen der Dürre und Trägheit, dass es an der Verwirklichung dieser Tatsache mangelt. Wie beklagenswert ist das! Doch das einzige, göttliche Heilmittel dieser Krankheit ist die gesegnete Person des Herrn Jesus. Wenn unsere Herzen und Zuneigungen ihren Mittelpunkt in Ihm finden, wenn unsere Glaubensaugen allein auf Ihn gerichtet sind, dann werden wir praktischerweise die „Kraft Seiner Auferstehung“ erfahren. Wir werden in allen Umständen unseres täglichen Lebens dieselbe Kraft erfahren, die Ihn aus den Toten auferweckte, wenn wir allezeit in inniger Gemeinschaft mit Ihm wandeln und vorangehen.
Der Herr stieg in die unteren Teile der Erde, ins Grab hinab. Es schien, als hätten Satan und seine Heerscharen obgesiegt; und sie freuten sich, als sie Ihn unter der Macht des Todes sahen. Aber Gott weckte Ihn aus den Toten auf und setzte Ihn zu Seiner Rechten in den himmlischen Örtern. Dort in den höchsten Höhen der Herrlichkeit hat Er nun als der verherrlichte Sohn des Menschen Seinen Platz. 

Aber das Besondere, was der Apostel uns hier vorstellen will, ist, dass die Kraft, die all dieses in dem Herrn Jesus wirkte, dieselbe ist, die auch heute in uns, den Glaubenden wirkt, und zwar so lange wirkt, wie wir Seiner Wirksamkeit in uns durch Zuneigungen zu den Dingen dieser Welt nicht hindernd im Wege stehen.
Mögen wir in dieser Sache auf der Hut sein und nicht wieder anfangen, dar­über zu klagen, dass wir keine Kraft hätten, diese oder jene Versuchung oder Sünde zu überwinden, die an uns herantritt.

Erhöht über alles

Vers 21: „über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter sondern auch in dem zukünftigen,“ 

Herrliche Tatsache! Dass Gott Ihn, Der am Kreuz starb und ins Grab hinabstieg, durch die „überragende Größe seiner Kraft“ auferweckt hat. ER, Der zuerst in die unteren Teile der Erde hinabgestiegen ist, ist Derselbe Der auch hinaufgestiegen ist über alle Himmel. Wie gewaltig ist der Unterschied zwischen dem Grab, in das der Herr Jesus gelegt worden war, und der Herrlichkeit zu der Ihn Gott erhob! Er ist dort jetzt als Mensch, als Verherrlichter Mensch.

Er ist höher als jede Kreatur, höher als die am höchsten erhobenen Geschöpfe, seien es Engel oder Erzengel, die sich nicht wie der sündige Mensch befleckt haben. Gott setzte Ihn zu Seiner Rechten in den himmlischen Örtern über jedes Fürstentum und jede Gewalt. Bald wird es auch völlig offenbar werden, wenn Er als der Sohn des Menschen in Seiner Herrlichkeit erscheinen wird und alle heiligen Engel mit Ihm (Matth. 25, 31).
Christus war gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott Ihn auch hoch erhoben und Ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist (Philip. 2, 8-11). Ja, Gott erhöhte Ihn und setzte Ihn zu Seiner Rechten in den himmlischen Örtern als den Menschen, und zwar als den einzigen Menschen. Seine erhabene Stellung über alle Dinge als Gott ist nichts Neues. 

Er war es von Anbeginn. Doch hier nun erhöhte Gott den Menschen über alle anderen Geschöpfe.
Gepriesen sei Sein Name! Er wurde aus den Toten auferweckt als Mensch, als verherrlichter Mensch befindet Er Sich jetzt zur Rechten des Vaters, und als Mensch ist Er dort erhöht „über jedes Fürstentum und jede Gewalt“.
Es erscheint nötig, nochmals auf die gesegnete Wahrheit hinzuweisen, dass die überragende Größe der Kraft Gottes, mit der Er Christus aus den Toten auferweckte und Ihn zu Seiner Rechten über jedes Fürstentum und jede Gewalt setzte, die gleiche Kraft ist, die in bezug auf uns, die Gläubigen, wirkt.
Möge der teure Leser diese kostbare Wahrheit wirklich ergreifen und sich ihrer in praktischer Weise wahrhaft erfreuen!

Der Versammlung gegeben

Vers 22+23: „und hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“

Lasst uns für einige Augenblicke still stehen und über diese göttlichen und gesegneten Offenbarungen nachsinnen! Dem Herrn Jesus, den Gott zu Seiner Rechten in den himmlischen Örtern über jedes sichtbare und unsichtbare Geschöpf setzte, Ihm - Seinen Füßen - hat Gott alles unterworfen. Nicht allein aber das, sondern Er hat Ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben.
Beachte, dass hier nicht gesagt wird, Er sei zum „Haupt ü b e r die Ver­sammlung“ gemacht worden, sondern, dass Er als Haupt über alles „der Versammlung gegeben“ ist. Mit anderen Worten, die Versammlung soll Seine Herrschaft und Stellung über alle Dinge mit Ihm teilen, sie soll mit Ihm teilhaben als die, die Sein Leib, Seine Braut ist, ohne je von Ihm getrennt werden zu können.
Gott hat alle Dinge, die sichtbaren und die unsichtbaren, Seinen Füßen un­terworfen. Er hat Ihm alles unterworfen mit einer einzigen Ausnahme die „Versammlung“, deren Platz nicht „unter seinen Füßen“ ist, da sie Sein Leib ist. Ja, wahrlich, Er Selbst ist ihr gesegnetes Teil! Und dennoch bleibt es unser großes Vorrecht, den Platz zu Seinen Füßen einzunehmen. Ja, welche Ehre, welches Vorrecht, zu den Füßen unseres anbetungswürdigen Herrn zu sitzen, um Seinem Wort zu lauschen und von Ihm belehrt zu werden! (Luk.10, 39-42). Doch unser Platz als Seine Braut ist nicht unter Seinen Füßen, weil wir Glieder Seines Leibes sind, von Seinem Fleisch und von Sei­nem Gebein (Kap.5, 30).

Unser hochgelobter Herr Jesus Christus nimmt als der vollkommene Mensch die höchste Stellung über alle Schöpfung ein, und Er will - gepriesen sei Sein Name! – diese  Herrlichkeit mit uns teilen, uns zu Teilhabern mit Ihm ma­chen. Das wird in der Tat vor der ganzen Schöpfung offenbart werden. Der wahre Gläubige ist ein Glied des Leibes Christi. Er ist es schon jetzt, nicht erst später im Himmel. Nun, dies zeigt uns unsere hohe Berufung, mit der wir berufen worden sind, dies zeigt uns auch, dass Gott  von uns eine praktische Absonderung von dieser Welt, die im Argen liegt, erwartet.
Wir sind Sein Eigentum und Glieder Seines Leibes; daher wünscht und erwartet Er, dass wir unser Herz und unsere Zuneigungen auf die Dinge droben richten, nicht auf die Dinge dieses gegenwärtigen, bösen Zeitlaufs.   

Die Fülle des Christus

Die Versammlung ist die Fülle des Christus. Als Sein Leib, der aus einzel­nen Gliedern bestehet, ergänzt sie gleichsam den Christus, den aus den Toten auferstandenen Sohn des Menschen.
Als Sohn Gottes bedarf Er ohne Frage nicht des Geringsten. Als Mensch aber und als Haupt des verherrlichten Leibes bedarf Er Seiner Glieder, bedarf Er der Versammlung, um den Leib zu vervollständigen.
Es war der ewige Ratschluss Gottes, dass Christus als der aus den Toten auf­erstandene und verherrlichte Mensch alle die zu Teilhabern Seiner Herrlichkeit machen sollte, die ehedem elende Sünder gewesen waren, aber die durch die Gna­de Gottes aus ihrem Elend herausgenommen und eins mit Christus geworden sind zu Seiner ewigen Verherrlichung!
0h, bedenke es! Wir, die wir einst verlorene Sünder waren und nichts ande­res als das furchtbare Gericht Gottes verdient hatten, wir sind jetzt erlöst durch Seine reiche Gnade. Gepriesen sei Sein Name! Doch nicht allein das, wir sind auch zu Gliedern des Leibes Christi geworden, dieses Leibes, der Seine Ergänzung, Seine Fülle als Mensch ist, obwohl Er zur gleichen Zeit Gott ist,  „der alles in allem erfüllt“.
Der Herr Jesus Christus als Gott, als Schöpfer aller Wesen, „erfüllt alles", denn durch Ihn sind alle Dinge erschaffen worden. „Und er ist vor allen, und alle Dinge bestehen durch ihn" (Kol. 1, 17). Als solcher wird Er auch „in allen Dingen" als der Erhalter der ganzen Schöpfung gesehen und als Der, der Autorität über sie hat, wie wir in Hebr.1, 3 lesen. 

„Alle Dinge durch das Wort seiner Macht tragend“. Wahrlich, wie kostbar ist  die große Gnade, die wir empfangen haben, und wie groß unsere Verantwortung, in unserem Leben Christus darzustellen in diesem gegenwärtigen Zeitlauf. Ein ernster Gedanke! Wir sollten Seine Liebe, Seine Gnade seine Heiligkeit und Seinen Hass gegen die Sünde offenbaren. Darüber hinaus sollten wir auch Sein Mitleid gegenüber den Sündern kundtun und sollten bestrebt sein, solche zu Ihm und zu Seiner reichen Gnade zu führen. Wir sind ohne allen Zweifel gerade für diesen Zweck in dieser Welt gelassen, um Seine Liebe einer Welt gegenüber, die Ihn verworfen  und gekreuzigt hat, darzustellen und zu offenbaren.
0h, möchten wir in Wahrheit bewegt und belebt werden, in gebührender Weise die Größe unserer Verantwortung zu verwirklichen, solange wir uns noch in dieser Welt aufhalten bis Er kommt!      

Kapitel 2

Durch Gnade  errettet Kap. 2, 1 - 10

Der Leib des Christus

Im Anfang unserer Betrachtung sahen wir, dass „Christus und die Versammlung", sowie die innige und ewige Beziehung zwischen ihnen der Hauptgegenstand die­ses Briefes ist.
Diese Beziehung zeigt uns der Heilige Geist in diesem Brief von verschiedenen Seiten. Wir sahen schon, wie uns der Heilige Geist im ersten Kapitel die Beziehung vorstellt, die zwischen unserem Herrn Jesus Christus als Haupt des Leibes und der Versammlung als Seinem Leib besteht. 
Diese Versammlung ist der Leib Christi, und alle Gläubigen sind einzeln Glieder dieses Leibes. Das Haupt ist jetzt im Himmel, und der Heilige Geist ist nach der Auffahrt Christi in den Himmel auf diese Erde herabgekommen, auf dass Er Seelen zu Christus führe, oder besser gesagt, um die Glieder dieses Leibes zu sammeln. Wenn dieser Leib vollendet ist, wird der Herr Jesus, welcher das Haupt des Leibes ist, kommen, um alle Glieder zu Sich zu nehmen, damit sie auf ewig in Seiner Herrlichkeit seien.

Das Haus Gottes

In diesem zweiten Kapitel zeigt uns der Heilige Geist Christus und die Versammlung in dem Bilde eines „Hauses“.
Die wahren Gläubigen sind das „Haus Gottes", aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten - d. h. Propheten des Neuen Testamentes. 
Unser Herr Jesus Christus ist Selbst der „Eckstein", „in welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem Heiligen Tempel im Herrn, indem auch ihr mitaufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist“ (V. 19-22).
Ihm sei alle Herrlichkeit, welcher Selbst der Eckstein ist, wie Er auch Der ist, der den Bau begann und ihn auch vollenden wird: „Ich werde meine Versammlung bauen" (Matth. 16, 18). So sehen wir also Christus, unseren Herrn, sowohl als das Haupt des Leibes als auch als Eckstein, der das Gebäude zusam­menhält und bis ans Ende bewahrt (vgl. Kap. 2, 20; Jes. 28, 16;  Sach. 4, 7; 1. Petr. 2, 6).
Er ist ebenso Eckstein, wie auch das „Haupt der Ecke" (Ps.118, 22; Matth. 21, 42; Mark. 12, 10; Luk. 20, 17; Apg. 4, 11; 1.Petr. 2, 7). Dieses ist die wun­derbare zweite Seite, die uns der Heilige Geist von der innigen und ewigen Beziehung zwischen Christus und der Versammlung zeigt.

Überblick über die Verse 1 - 10

In diesem 2. Kapitel zeigt uns der Heilige Geist, dass es für Gott gleichsam unbedingt nötig war, eine neue Schöpfung zu schaffen, d.h. dass Er den Menschen von neuem erschaffen musste, den Er schon zu Anfang in Seinem Bilde geschaffen hatte (1.Mos. 1, 27).
Wegen seines Ungehorsams verlor der Mensch seine hohe Stellung, in die ihn Gott gesetzt hatte. Daher wurde der Sohn Gottes in der Fülle der Zeit Mensch, indem Er von einer Jungfrau geboren wurde, und lebte dieses einzigartige, heilige Leben. Am Kreuz starb Er den sühnenden Opfertod und stand auf aus den Toten, um diese gefallene Schöpfung wieder zu Gott zurückzubringen. Das ist es, was uns der Heilige Geist Gottes in diesem Kapitel vor die Herzen stellen will.
Er zeigt uns, wie entartet, verdorben und hassenswürdig wir waren, ehe uns die reiche Gnade Gottes errettete, und wie sehr wir als gefallene Menschen einer neuen Schöpfung bedurften. Darüber hinaus zeigt Er uns, wie tief die Trennung des sündigen Menschen von Gott war:
1.) infolge Ihres geistlichen Zustands als Tote (Vers 1-10)
2.) infolge ihrer – besonders jener aus den Nationen – weiten Entfernung von Gott (Vers 11-12)
Der Apostel gebraucht in dem ersten Abschnitt dieses Kapitels einen be­sonderen Stil: Er stellt uns die Wahrheiten in vier Dreiergruppen vor; oder anders gesagt, in vier Gruppen, von denen jede drei Wahrheiten enthält:
A.   Die erste Gruppe zeigt uns die drei Feinde des Menschen:
- die Welt (V. 2)
 - der Teufel, welcher der Fürst der Gewalt der Luft ist (V. 2)
- das Fleisch (V. 3)
B.  Die zweite Gruppe beschreibt die drei hassenswürdigen Resultate, die diese drei Feinde im          Menschen hervorgebracht haben, nämlich:
-„tot in Sünden und Vergehungen" (V. 1), dann wurden sie
- „Söhne des Ungehorsams" (V. 2) und folglich
- „Kinder des Zorns" (V. 3).
C.  In der dritten Gruppe haben wir die wunderbaren Charakterzüge Gottes in der Rettung des Menschen und in seiner Segnung:
- „reich an Barmherzigkeit" (V. 4)
- „vielen Liebe" (V. 4)
- „überragenden Reichtum seiner Gnade" (V. 5, 7).
D. Die vierte Gruppe zeigt uns die drei herrlichen Resultate dieser Wege Gottes:
    - „mit dem Christus lebendig gemacht" (V. 5)
    - „mitauferweckt" (V. 6)
    - „mitsitzenlassen" lassen „in den himmlischen Örtern in Christus Jesus"(V. 6).

Es gibt auch noch eine andere wichtige Tatsache, die uns der Heilige Geist in diesen Versen vorstellt:
- unsere Vergangenheit (V. 1-4)
- unsere Gegenwart (V. 4-6)
- unsere Zukunft (V. 7).
Gepriesen sei Sein anbetungswürdiger Name, dass Er bei aller Erinnerung an unsere beschämende Vergangenheit uns auch sogleich unsere glückselige Ge­genwart mit unserer herrlichen Zukunft zu unserer Freude vor uns stellt!

Geistlich tot

Vers 1: „auch euch, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden,"

In dem gleichen Maße, wie unser Verständnis als Gläubige über unseren sün­digen Zustand von Natur wächst, wird auch unser Verständnis über das, was die Gnade Gottes für uns und in uns wirkt und somit auch die Anbetung und der Lobpreis unserer Herzen zunehmen.
Wir waren nicht einfach geistlich schwach und krank, damit uns irgendein Heilmittel zu unserer Wiederbelebung und -herstellung hätte dienen können. 

Nein! Wir waren tot in Vergehungen und Sünden. Das ist es, was uns Got­tes Wort hier klar mitteilt. Welch ein Schlag ins Gesicht ist doch diese göttliche Feststellung für den natürlichen Menschen und für alle, die sich auf ihre eigene Selbstgerechtigkeit stützen. Wir waren ganz und gar unfähig, uns Selbst zu retten, denn ein Toter kann nicht das Geringste tun, um sich selbst lebendig zu machen; er ist und bleibt geistlich tot. Je weiter er sich von dem Herrn Jesus, der Quelle allen Lebens, entfernt, desto mehr ist er tot und daher völlig wertlos vor Gott.


Er ist tot in Vergehungen und Sünden; d.h., er ist nicht nur schuldig und bedarf nicht nur als Sünder der Vergebung, sondern er ist geistlich tot und bedarf mehr als der Vergebung der Sünden: Er braucht ein neues, gött­liches Leben. Er muss daher von neuem geboren werden, er muss durch den Glauben an Jesum Christum ein neues Leben von Gott erhalten.
Das Wort Gottes lehrt uns, dass es drei Arten von Tod gibt:
1. Der körperliche (physische) Tod; dass ist die Trennung des Geistes vom Leib (1.Kor.15, 21. 22).
2. Der geistliche Tod; das ist die Trennung des Menschen von Gott (1. Joh. 5,12; Eph. 2,1; 4,18).
3. Der „zweite“ Tod; das ist das ewige Entferntsein von der Gegenwart Gottes, der Feuersee (1.Kor. 6, 9.10; 2.Thess. 1, 9; Offb. 20, 14. 15).
In dem ersten Vers unseres Kapitels nun spricht der Apostel Paulus von der zweiten Art des Todes, d.h. vom geistlichen Tod.
In verschiedenen anderen Schriftstellen des Wortes Gottes wird uns ganz deutlich gezeigt, dass das ganze menschliche Geschlecht geistlich tot ist, „tot in Vergehungen und Sünden", gleichgültig, ob der Mensch es wahrhaben will oder nicht.
Solange der Mensch nicht den Herrn Jesus Christus annimmt, Der das ewige Leben ist, solange bleibt er auch in diesem Zustand des geistlichen Todes, (vgl. 1. Mos. 2, 17; Röm. 5. 12). Wenn er dann in diesem Zustand den körper­lichen Tod erleidet, so wird er auch zum Schluss den ewigen Tod (den „zweiten Tod") erdulden müssen (Offb. 20, 6).

Was für Anstrengungen zur Selbstverbesserung der Mensch auch immer unterneh­men mag, um für Gott zu leben, es wird keinen Erfolg haben, denn er ist geist­lich tot. Wie ein Diener des Herrn einmal sagte: „Du kannst nicht für Gott le­ben, wenn du nicht zuerst das Leben Gottes empfangen hast“.
Ein begabter Diener des Herrn hielt im Saal eines CVJM - Heimes Evangeliumsversammlungen. Eines Abends zeigte ihm der Sekretär dieses CVJM - Heimes ein Kärtchen mit folgender Aufschrift: „Ich verpflichte mich in aller Aufrichtigkeit ein religiöses christliches Leben zu führen“. Auf dem Kärtchen war eine Stelle vorgesehen für die Unterschrift dessen, der diese Verpflichtung einging. 

Der Sekretär fragte den  Diener des Herrn: „Was halten Sie von dieser Verpflichtung (Gelübde)? Ist dies nicht ein gutes Mittel?" Der Diener des Herrn antwortete: „Wie kann irgend ein Mensch in dieser Welt ein christliches Leben  führen, da er doch geistlich tot ist?" Ja, was nützt einem Sünder ein solches Gelübde? Du kannst kein christliches Leben führen solange du kein neues Leben von Christus empfangen hast.
Wir leugnen keineswegs, dass es unter den Menschen verschiedene Grade bösen und sündhaften Lebens gibt. Nicht alle sind auf der gleichen charakterlichen Ebene, nicht alle haben das gleich gute Benehmen, noch üben sie alle in gleicher Weise das Böse aus. Aber sie sind dennoch alle geistlich tot trotz der anerkannten Unterschiede in Moral und Charakter.

Obwohl Jairus Töchterlein nur wenige Augenblicke tot war, als der Herr Jesus in das Haus ihres Vaters kam, war sie doch völlig tot, ohne Leben. Vielleicht waren ihre Gesichtszüge noch unverändert, als lebte sie noch; vielleicht war sie auch immer noch schön in den Augen ihrer Eltern, weil die Verwesung noch nicht sichtbar eingesetzt hatte, aber sie war trotz allem - tot!
So war es auch, als der Herr Jesus nach Nain kam und sah, wie man den ein­zigen Sohn jener Witwe hinaustrug (Luk. 7, 11-17). Der Jüngling war schon länger tot, und sein Äußeres war sicherlich nicht mehr so frisch wie bei Jairus Töchterlein. Doch in diesem war kein Unterschied zwischen bei­den - sie waren beide tot.  

Bei einer anderen Gelegenheit kam der Herr nach Bethanien zum Grab des Lazarus. Und als Er zu den Dabeistehenden sagte: „Nehmet den Stein weg!" Begegnete Er dem Einwand der Martha: „Herr, er riecht schon, denn er ist vier Tage hier“. Aber der Herr gab das Leben auch jenem, der nicht nur gestorben, sondern schon vier Tage im Grab und dessen Leib schon in Verwesung übergegangen war, sodass er bereits roch. 

So bestand zwischen diesen Dreien in dem wichtigsten Punkt kein Unterschied - sie waren alle in gleicher Weise tot... denn es ist kein Un­terschied. Alle Drei hatten den Fürst des Lebens nötig, den Sohn Gottes, gepriesen in Ewigkeit, der jedem einzelnen durch Seine lebendig-machende Kraft neues Leben schenkte.
In gleicher Weise waren auch wir alle geistlich tot, bevor uns der Herr Jesus Christus ewiges Leben verlieh.
Gewiss manche von uns führten ein gottloses und verdorbenes Leben, während andere noch nicht so tief in Sündenlust verstrickt und im Bösen fortgeschrit­ten waren. Aber wir alle waren vor Gott absolut tot und bedurften eines neuen, göttlichen Lebens von Dem, der Selbst Quelle und Ursprung des Lebens ist - von unserem Herrn Jesum Christum.

Unser ehemaliger Wandel

Vers 2: "in denen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams"

Beachte hier sorgfältig die zwei Worte, die der Heilige Geist benutzt, um uns - nicht unseren gegenwärtigen, sondern - den Zustand zu beschreiben, in welchem wir uns vor unserer geistlichen Erneuerung befanden: Die Worte „waret " (V. 1) und „einst " (V. 2).
Wir waren tot in Vergehungen und Sünden, in welchen wir einst wandelten nach dem Zeitlauf dieser Welt. In der Tat, wie schrecklich war diese Art von Tod! Geistlich tot und durch unseren Wandel nach den Grundsätzen dieser bösen Welt völlig von Gott getrennt! Wir hatten weder Neigung noch Wunsch, uns dem Willen Gottes entsprechend zu benehmen und zu verhalten.

Hiob beschrieb vor alters diesen Zustand, in welchem wir einst waren und in dem sich alle die befinden, die noch weit von Gott entfernt sind: „Sie sprechen zu Gott: Weiche von uns! und nach der Erkenntnis deiner Wege verlan­gen wir nicht. Was ist der Allmächtige, dass wir ihm dienen sollten, und was nützt es uns, dass wir ihn angehen?" (Hiob  21, 14. 15).
Welch furchtbarer Zustand! Denn wenn jemand will, dass Gott heute von ihm weiche, so wird derjenige zweifellos einst vor Ihm als seinem Richter stehen müssen. 

Derjenige, der das Heil Gottes verwirft und den einzigen Retter vor dem Gericht über die Sünde verachtet, wird ohne allen Zweifel in seinen Sünden vor Ihn hintreten müssen und für immer verloren gehen.
Wir wandelten „nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft''. Der Ausdruck „Fürst der Gewalt der Luft“ macht die völlige Herrschaft des Fürsten der bösen Engel über diese Welt deutlich. So wie die Luft alles hier durchdringt, so durchdringt der Teufel auch alles in dieser Welt. Er ist der Gott dieser Welt. Die wiedergeborenen Heiligen aber sind von der Macht der Finsternis befreit und in das Reich des Sohnes Seiner Liebe versetzt. (Kol. 1, 13).
Doch die Ungläubigen befinden sich unter der Herrschaft Satans; denn es ist das Werk Satans, die Menschen von Gott fernzuhalten. 

Er führt sie gemäß ihrem eigenen freien Willen in einen Zustand geistlicher Blindheit, „damit ihnen nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus, welcher das Bild Gottes ist" (2.Kor. 4, 4).
Dies also ist Gottes vollkommen zutreffende Beschreibung unseres Zustandes, in dem wir uns vor unserer Bekehrung befanden. Aber welch ein Bild auch der Ungläubigen, die noch unter der Knechtschaft des Fürsten der Gewalt der Luft sind, „des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams!“
Wie beklagenswert ist das Teil der Seele, die noch nicht ihre Zuflucht zum Herrn Jesus Christus, dem alleinigen Heiland, genommen hat! Wie gesegnet ist auf der anderen Seite die Seele, welche die glückselige Befreiung von der Knechtschaft Satans durch die Macht des Stärkeren erfahren hat, der imstande war, den Starken zu binden und seinen Hausrat zu rauben!

Söhne des Ungehorsams

Wir waren „Söhne des Ungehorsams", und diesen Ungehorsam hatten wir von un­serem Vater, von Adam, ererbt. Doch gepriesen sei der Name unseres Herrn Jesu Christus, der uns durch Seinen Gehorsam bis zum Tode zu „Kindern des Gehorsams" gemacht hat (1.Petr. 1, 14)!
Wie unfassbar groß ist doch der Unterschied zwischen dem, was wir von dem ersten Menschen erbten und dem, was uns der zweite Mensch, der Herr Jesus Chri­stus, zu erben gab; „denn gleichwie durch des einen Menschen Ungehorsam die Vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen in die Stellung von Gerechten gesetzt werden“ (Röm. 5, 19).

Welch ein Vorrecht, aus unserem Zustand als Söhne des Ungehorsams herausgenommen und durch die Gnade unseres Gottes zu Kindern des Gehorsams gemacht worden zu sein! So wie wir nun dieses gesegnete Vorrecht in Wahrheit besitzen, so haben wir aber auch die ernste Verantwortung, entsprechend unserer hohen Stellung zu wandeln: „Als Kinder des Gehorsams bildet euch nicht nach den vorigen Lüsten in eurer Unwissenheit, sondern wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel“ (l. Petr. 1, 14, 15).

Ein armer Mensch ist, der fern von Gott ist - ein elender Mensch, wer, vom Staube gemacht, sein ganzes Leben hindurch im Ungehorsam gegen Gott und Seinen geoffenbarten Willen verharrt. Doch wie wunderbar ist gleich­zeitig die Langmut Gottes gegen solche elenden Menschen, gegen die „Söhne des Ungehorsams!“ Aber die Langmut Gottes ist auf die Stunde der Gnade und den Tag des Heils beschränkt, denn die Zeit wird sicherlich kommen, wenn „das an­genehme Jahr des Herrn" zu Ende gehen und der „Tag der Rache" beginnen wird, jener Tag schrecklichen Gerichts und furchtbarer Verdammnis. 0, möge der Leser dieser Zeilen, sofern er noch nicht seine Zuflucht zu Jesu als seinem per­sönlichen Heiland genommen hat, jetzt zu Ihm kommen, ehe die Gelegenheit für immer vorüber ist. „Siehe, jetzt ist die angenehme Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils"; „Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht" (2. Kor. 6, 2; Ps. 95, 7. 8).

Der Wille des Fleisches und der Gedanken

Vers 3: „Unter denen auch wir einst alle unseren Wandel führten in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren, wie auch die übrigen"

Der Apostel ändert nun die Form seiner Anrede von „ihr“ in „wir“. Er hatte bislang sie, die Gläubigen in Ephesus, mit „ihr“ angeredet, da sie aus den Nationen waren. Jetzt aber schließt er die Juden mit ein und sagt, da er selbst einer von ihnen ist, „wir“. Damit stellt er unmissverständlich klar, dass auch sie alle (die Juden) tot waren in Übertretungen und Sünden, ebenso tot wie die Nationen, „unter denen (den Nationen) auch wir einst alle (die Juden) unseren Wandel führten in den Begierden unseres Fleisches“. 
Diese Wahrheit entwickelt der Apostel weiter in seinem Brief an die Römer, Kapitel 3: „Was nun? Haben wir (Juden) einen Vorzug? Durchaus nicht; denn wir haben sowohl Juden als Griechen zuvor beschuldigt, dass sie alle unter der Sün­de sind, wie geschrieben steht: Da ist kein Gerechter, auch nicht einer''. Al­le Menschen werden an Gottes Maßstab - dem Maßstab Seiner Heiligkeit - gemessen, welcher Christus selbst ist. Deshalb stehen sie alle auf demselben Boden der Beurteilung vor Gott: „geistlich tot“. 

Das ist das Urteil Gottes. Gibt es verschiedene Stufen oder Grade des Todes? Nein! In der Tat waren wir alle, ob Heiden oder Juden, geistlich tot und dem Leben Gottes entfremdet. Dies ist es, was der Apostel bekräftigt, wenn er fortfährt: „Unter denen auch wir einst alle unseren Wandel führten in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten“. Das ist eine wahrheitsgetreue Beschreibung aller Menschen ohne Unterschied oder Ausnahme. Mögen unter ih­nen auch Moralisten oder Philanthropen, Wissenschaftler oder Philosophen sein, die einzige Frage selbst für den am weitesten Fortgeschrittenen oder den Mo­ralischsten unter ihnen ist diese: Ist auch nur ein Jota göttlichen Lebens in ihnen, oder haben sie überhaupt eine geistliche Überzeugung, den Willen Gottes zu tun? 

Die Antwort ist: Nein!  Sie mögen tatsächlich ihr Äußerstes tun, um ihren Charakter zu ändern und zu verbessern, doch bei all diesem bleibt Gott weit von ihren Gedanken entfernt, und sie haben keinen Platz für Ihn in ihrem Herzen. Ob es sich dabei um Juden oder Heiden handelt, dies ist wahr von allen Menschen.
Der Apostel hebt hier zwei Arten von Wünschen und Begierden hervor: den Willen des Fleisches und den Willen der Gedanken. Die Wünsche und sündigen Begierden des Fleisches haben ebenso wie die erhabensten Gedanken des Menschen nur eine Quelle: die gefallene menschliche Natur; denn „was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch“. 
Stell´ dir vor, ein Mensch wollte sich ganz dem Dienste der Wissenschaft hingeben und sie zu seinem einzigen Lebenszweck machen. Wird dieser Wille in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes sein? (Wir wollen keineswegs die Wohltaten der Wissenschaft Geringschätzen; aber wenn die Wissenschaft das einzige Ziel, der ausschließliche Zweck des Lebens wird, so ist gerade dies der „Wille der Gedanken"). 

Ohne Zweifel heißt die Antwort zu dieser Frage: Nein! Wir können wohl sagen, dass dies in Wirklichkeit die Wirksamkeit des „Willens der Gedanken" des Menschen und der Wünsche des menschlichen Geistes ist; und daher besteht in dieser Hinsicht zwischen den Tätigkeiten eines solchen Menschen und den Handlungen derjenigen, die in den Lüsten des Fleisches leben, indem sie „den Willen des Fleisches tun“, kein Unterschied. 
Stolz, Selbstsucht (Eigenliebe), das Besorgtsein um die Güter dieser Welt usw. kommen alle aus dem Willen der Gedanken hervor, und es besteht vor Gott kein Unterschied zwischen ihnen und den Lüsten des Fleisches.
In den ersten drei Kapiteln des Römerbriefes wird uns ein schreckliches Bild von den Begierden und Lüsten des Fleisches gegeben, während uns in den ersten drei Kapiteln des 1. Korintherbriefes (wo wir ein Sich-Rühmen über Bildung und menschliche Weisheit finden) die Lüste der Gedanken gezeigt werden. Das eine ist vor Gott so böse wie das andere.
Welch kostbare Tatsache ist es dagegen, dass ich nicht mir selbst gehöre, sondern Dem, der mich mit Seinem kostbaren Blute erkauft und erlöst und mir ewiges Leben geschenkt hat, indem Er Selbst mein Leben ist! Kann ich nun deswegen getrost dem Verlangen des Fleisches und der Gedanken folgen? Ganz im Gegenteil! Ist es nicht vielmehr meine Pflicht, ja mein Vorrecht, nicht länger mehr mir Selbst, sondern Dem zu leben, Der für mich gestorben und auferstanden ist?
Wir waren „von Natur Kinder des Zorns, wie auch die übrigen“. Das ist unsere Vergangenheit, wir sind in Ungerechtigkeit geboren und in Sünden empfangen, durch Sünde und in Sünde geboren - unrein und mit Ungerechtigkeit bedeckt. Das ist das wahre Bild aller Menschen ohne Unterschied - dies gilt für die besten ebenso wie für die schlechtesten der Menschen, für die Juden ebenso wie für die aus den Nationen; denn „wir waren von Natur Kinder des Zorns“.
Gott jedoch schuf den Menschen nicht in diesem Zustand, der Mensch zog die Gemeinschaft mit Satan derjenigen mit Gott vor und wurde so ein Sohn des Ungehorsams und ein Kind des Zornes. Was für ein elender Zustand! Aber Gott in Seiner Güte, Barmherzigkeit und Gnade errettete uns aus diesem erbärmlichen Zustand durch die Mittlerschaft Seines geliebten Sohnes, unseres Herrn Jesum Christus, durch Sein Werk am Kreuz.

Wer Gott ist

Vers 4+5: „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat, hat auch uns, als wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht, - durch Gnade seid ihr errettet -“

In dem Vorhergehenden sahen wir in den beiden ersten Gruppen zuerst die drei Feinde des Menschen - die Welt, das Fleisch, den Teufel; sodann die drei schrecklichen Ergebnisse - tot in Vergehungen und Sünden, Söhne des Ungehorsams und folglich Kinder des Zorns.
Wir kommen nun zu der dritten gesegneten Dreier-Gruppe, die uns die wun­derbaren Wege Gottes in der Erlösung und Segnung des Menschen nahe bringt: 
    1. die reiche Barmherzigkeit Gottes, 
    2. die göttliche überströmende Liebe,
    3. der überragende Reichtum Seiner Gnade (V. 4 und 7).

1. Seine reiche Barmherzigkeit
Wir waren geistlich tot, ohne Kraft und unfähig, uns Selbst zu erretten. Gott aber, „der reich ist an Barmherzigkeit", kam, um uns zu retten und lebendig zu machen. 0, wie groß sind die göttlichen und vollkommenen Reichtümer! 
In dem ersten Kapitel sahen wir „den Reichtum seiner Gnade“ (V. 7) und „den Reichtum seiner Herrlichkeit“ (V. 18). Hier haben wir „reich an Barmherzigkeit“. Gott ist nicht nur voll Barmherzigkeit, sondern „reich“ an Barmherzigkeit, und das ist es gerade, was wir brauchten, weil wir tot und dem Leben Gottes ent­fremdet waren. Aber indem Er uns von unserem Jammer und Elend befreite und uns ewiges Leben schenkte.

2. Seine große Liebe
So wie Gott an Barmherzigkeit reich ist, ist Er auch groß in Seiner Liebe – „wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat“. Denn aus der Fülle des liebenden Herzens Gottes gegen uns Sünder floss Seine reiche Barmherzigkeit auf uns herab. Und so wie Seine Barmherzigkeit reich ist, so ist auch Seine Lie­be überströmend. „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist“. (Röm. 5. 8). Ja, wahrlich, Er liebte uns „wegen seiner vielen Liebe“, „als auch wir in den Vergehungen tot waren“. „Hierin ist die Liebe Gottes zu uns offenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten. Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden“(1. Joh. 4, 9. 10).

3. Der überragende Reichtum Seiner Gnade
Oh, wie wunderbar! Wenn Gott reich ist in Seiner Barmherzigkeit und groß in Seiner Liebe, so ist Er auch reich in Seiner Gnade. Gepriesen sei Sein an­betungswürdiger Name!
Da war wirklich nichts Gutes in uns, was Sein Herz hätte veranlassen können, Sich zu uns herabzuneigen. Es war Seine reiche, überragende Gnade, die zu uns kam; „durch die Gnade seid ihr errettet“.
Aber Gott war nicht allein reich an Barmherzigkeit, als Er uns aus unserem Elend und Jammer errettete, sondern Er schenkte uns auch Seine Gnade.
Nun ist Barmherzigkeit das, was einen armen Elenden von seinem Jammer und Elend und einen Bettler von seiner Armut befreit; Gnade jedoch tut noch mehr. Sie schüttet Güte, Wohlwollen und Glückseligkeit aus über solche, die nicht den geringsten Anspruch darauf haben: „Durch die Gnade seid ihr errettet“. Sie gibt uns nicht nur Vergebung der Sünden, sondern mehr als das: sie schenkt uns göttliche Gerechtigkeit umsonst.
Der verlorene Sohn bat, um den Hungertod zu entgehen, um Barmherzigkeit; aber sein Vater überschüttete ihn mit reicher, überströmender Gnade, die zu erlangen er sich nie hätte träumen lassen (Luk. 15).

Mit  dem Christus lebendig gemacht

Für unsere Betrachtung bleibt nun noch die vierte und letzte Gruppe übrig: Die drei herrlichen Resultate der soeben betrachteten, dreifachen Wege Gottes in der Errettung und Segnung des Menschen. Diese Ergebnisse werden mit Recht Wunder der Barmherzigkeit, der Liebe und der Gnade genannt. 
Das erste göttliche Wunder, das Gott in Seiner reichen Barmherzigkeit und großen Liebe und wunderbaren Gnade vollbracht hat, ist, dass Er uns mit dem Christus lebendig gemacht hat.
Gepriesen sei Sein Name! Er hat uns mit dem Christus lebendig gemacht; und es war gerade dieses Wunder, welches wir nötig hatten. Wir waren ja geistlich tot, tot in Vergehungen und Sünden; „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat, hat auch uns, als wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht“. 

Er machte uns lebendig, d.h. Er gab uns ewiges Leben, welches mit unserem Herrn Jesum Christum verbunden ist, der aus den Toten aufer­stand. Nun, dieses ewige Leben ist in dem Sohne. „Und dies ist das Zeugnis: dass Gott uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohne. Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht“ (1. Joh. 5, 11. 12).
 Christus kam, damit die an Ihn Glaubenden Leben in Ihm haben und es in Überfluss haben möchten. Dieses Leben in Überfluss besitzen wir auf Grund Seines vollkommenen Erlösungswerkes  und Seiner Auferstehung aus den Toten.
Während alle – sowohl Juden als Nationen ohne Ausnahme - tot waren in Ver­gehungen und Sünden, hat Gott uns mit dem Christus lebendig gemacht wegen Sei­ner vielen Liebe, womit Er uns geliebt hat.
Könnten wir jemals den unfassbar großen Preis ermessen, könnten wir jemals vergessen, was es Gott gekostet hat, uns aus dem Tode lebendig zu machen? Er gab Seinen eingeborenen Sohn dahin, auf dass wir durch Ihn leben möchten; „denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh. 3,  l6).
Unser Herr Jesus Christus starb am Kreuz, und trug das gerechte Gericht Gottes für unsere Schuld. Indem der Fürst des Lebens starb, wurde der Tod zunichte gemacht, und Er brachte Leben und Unverweslichkeit ans Licht. Ja, der Heilige starb unter Gottes furchtbarem Gericht. Der Gerechte starb einen einzigartigen Tod - einen Tod, den noch keiner der sündigen Menschen starb - Er starb, um Selbst dem verdorbensten Sünder, der sein Vertrauen auf Ihn und die Vollgültigkeit Seines Werkes am Kreuze setzen würde, ewiges Leben zu schenken.

Mit Christus auferweckt 

Vers 6: „Und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christo Jesu"

„Und hat uns mitauferweckt“, das ist das zweite Wunder, das Gott vollbrach­te in Seiner reichen Barmherzigkeit, Liebe und Gnade, die alles Erkennen übersteigen. Er hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christo Jesu.
Gott gab uns also nicht nur ewiges Leben, sondern hat uns auch zusammen mit Ihm auferweckt; und zwar sowohl die Gläubigen aus den Juden, als auch die Gläubigen aus den Nationen.
Als die Frauen zur Gruft des Herrn kamen, sagten die Engel zu ihnen: „Was suchet ihr den Lebendigen unter den Toten? Er ist nicht hier, sondern ist auf­erstanden“ (Luk. 24, 5. 6). Es war nicht möglich, dass der Lebendige unter den Toten bleiben konnte. 

Dies ist es, was die Gnade Gottes für uns vollbracht hat. Gepriesen sei Sein Name! Er hat uns nicht nur ewiges Leben gegeben, sondern hat uns auch mit dem Christus auferweckt. Wenn wir nun als wahre Gläubige mit dem Christus auferweckt worden sind, sollten wir dann nicht die Dinge suchen, die droben sind, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes - sollten wir nicht auf das sinnen, was droben ist, und nicht auf das, was auf der Erde ist? (Kol. 3, 1. 2). 
Das dritte Wunder der Barmherzigkeit, Liebe und Gnade ist, dass Gott uns hat „mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christo Jesu“. 

Das ist auf Grund unserer Verbindung mit Christum unserem Haupt, schon jetzt unsere gesegnete Stellung, während wir noch hier auf der Erde sind. Unser Herr Jesus, den Gott aus den Toten auf erweckt und zu Seiner Rechten in den himmlischen Örtern gesetzt hat, ist das Haupt des Leibes, und die wahren Gläubigen sind  folglich Glieder Seines Leibes.
Es ist unmöglich, dass der Leib unabhängig oder getrennt von dem Haupt gesehen werden konnte. Wenn daher Christus, das Haupt, zur Rechte Gottes in den himmlischen Örtern gesetzt worden ist (Kap. 1, 20), so hat Gott auch die Heiligen in Christo in die himmlischen Örter versetzt. 

Das also ist schon jetzt unsere Stellung, unser Platz: „In den himmlischen Örtern in Christo Jesu“. Und in kurzem wird der Herr kommen, um uns zu Sich zu nehmen, und also werden  wir allezeit bei dem Herrn sein. 
So wie im Alten Bund der Hohepriester die Namen der zwölf Stämme auf seinem Herzen und auf seinen Schultern trug, wenn er in das Allerheiligste hineinging, und sie auf diese Weise durch ihn vertreten wurden, so werden wir jetzt in Christo gesehen. Das ist die himmlische Stellung aller wahren Gläubigen ohne Ausnahme, und zwar ist dies nicht in erster Linie eine praktische oder erfahrungsmäßige Stellung, obgleich unser praktischer und erfahrungsmäßiger Zustand in Übereinstimmung mit unserer himmlischen Stellung sein sollte.

Die Absicht Gottes

Vers 7: „Damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erwiese in Christus Jesus“

Hier sehen wir die erhabene Absicht Gottes, weshalb Er Seine Barmherzigkeit, Liebe und Gnade über uns ausgoss. Seine höchste Absicht, die Er von Anfang an verfolgte, war, dass Er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reich­tum Seiner Gnade in Güte gegen uns erwiese in Christo Jesu. Aber Gott war nicht in erster Linie für das besorgt, was wir als verlorene Sünder nötig hatten, sondern Er war für Seine eigene Herrlichkeit und für die Herrlichkeit Seines geliebten Sohnes besorgt, und zwar für alle Ewigkeit.

 So will Gott Seine Gnade nicht nur in „dem kommenden Zeitalter", d.h. den tausend Jahren gesegneter Herrschaft auf Erden, erweisen, sondern „in den kommenden Zeitaltern", also für ewig, ohne Ende. Die wunderbare Absicht Gottes in dem Erlösungswerk war also nicht nur die Errettung und Segnung der Erlösten, sondern die Offenbarung des überragenden Reichtums Seiner Gnade gegen uns vor der ganzen Schöpfung. Sowohl Engel und Erzengel, als auch die Dämonen werden Zeugen des Sieges Seiner reichen Gnade im Werk Seines Sohnes sein, das Er am Kreuz vollbracht hat,
Wenn wir über die vergangene Ewigkeit nachdenken, so sehen wir den Ratschluss Gottes und die Absichten Seiner Gnade in bezug auf die Versammlung, deren einzelne Glieder Er vor Grundlegung der Welt auserwählte. Und wenn wir über die zukünftige Ewigkeit nachsinnen, so sehen wir die verherrlichte Versammlung als das Monument Seiner wunderbaren und reichen Barmherzigkeit und Liebe, Seiner überströmenden Gna­de, die alle Erkenntnis übersteigt, - zum Preise Seiner Herrlichkeit. Seinem Namen, Seinem anbetungswürdigen Namen sei ewiglich Preis, Bewunderung und Anbetung!

Durch Gnade errettet

Vers 8+9: "Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittelst des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme“

In diesen Versen geht der Heilige Geist in besonderer Weise auf die kost­bare Wahrheit der Errettung durch die Gnade ein. Schon im 5.Vers unseres Kapitels sagte Er: „Durch Gnade seid ihr errettet“; und hier in diesem Vers bekräftigt Er diese grundlegende Wahrheit noch einmal, „denn durch die Gnade seid ihr errettet“. Die Errettung ist ausschließlich ein Ergebnis der Gnade und nicht irgendeiner Tätigkeit des Menschen, „und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme“.
Würde die Errettung von irgendeiner Tätigkeit unsererseits abhängig sein, so wäre sie nicht aus Gnaden. „Dem aber, der wirkt, wird der Lohn nicht nach Gnade zugerechnet, sondern nach Schuldigkeit" (Röm. 4, 4). 

Wenn du also irgendetwas tun könntest, um dich Selbst zu erretten, so würde das bedeuten, dass Gott dir etwas schuldig wäre. Doch ist es dem Menschen möglich, durch all seine gerechten Werke auch nur eine einzige Sünde zu sühnen? Der von Gott gewiesene Weg für des Menschen Errettung ist die Gnade - ausschließlich die Gnade!
Beachte sorgfältig, dass es nicht heißt: „Denn durch die Gnade werdet ihr errettet werden“, als wäre es eine zukünftige Sache, oder „ihr werdet vielleicht errettet werden", als wäre es eine zweifelhafte Angelegenheit; sondern es wird gesagt: „Denn durch die Gnade seid ihr er rettet“. Es ist eine gegenwärtige Segnung und eine ewige, absolut gewisse Tatsache. Ruhm und Preis sei Gott dafür!      
Glaube ist der einzige Weg, auf dem wir die freie Errettung annehmen kön­nen, welche die reiche Gnade Gottes den armen, sündigen Menschen anbietet. Es ist wahr, dass uns Gott gemäß Seinem ewigen Ratschluss auserwählt und zur Sohnschaft zuvorbestimmt hat, aber das von Gott zur Ergreifung der Gnade der Errettung und der Gabe des ewigen Lebens bereitete Mittel ist - der Glaube. Es ist die Hand, die die von Gott angebotene Gabe ergreift.

Nun kann Gott nicht zulassen, dass ein Mensch den Boden der Gnade und Seg­nung betrete ohne dass Er zuerst ein göttliches Werk in seinem Herzen und Ge­wissen durch den Heiligen Geist bewirke, der den Menschen dahin leitet, sein wahres Ich so zu sehen, wie Gott es sieht, und ihn dann weiter leitet, das zu sehen und im Glauben zu ergreifen, was Gott für ihn in Christus Jesus bereitet hat.
Durch Glauben an die frohe Botschaft empfangen wir die Errettung. Aber das bedeutet nicht, dass der Glaube an sich rettet, sondern nur der Heiland Selbst; Er ist der Gegenstand des Glaubens, „...denn ich weiß, wem ich geglaubt ha­be, und bin überzeugt, dass er mächtig ist, das ihm von mir anvertraute Gut auf jenen Tag zu bewahren" (2. Tim. 1, 12).
So mache nun nicht deinen Glauben zu deinem Heiland, denn der Herr Jesus Christus ist der einzige, der erretten kann. Der Glaube ergreift Ihn und vertraut Ihm. Und damit sich ja niemand auf sein Kommen zu Christus oder auf seinen Glauben an Ihn irgendetwas zugute halten möge, fügt der Apostel hinzu „... und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es. Es ist, als wollte der Apostel sagen: „Weder Gnade, noch Errettung, nicht einmal der Glaube kommt von euch, oder ist in euch gefunden worden, sondern alles kommt von Gott“.

Von einem Evangelisten, der viele Seelen zum Heiland Jesum Christum führen durfte, wird folgendes erzählt: Er sprach einst über die Errettung durch Gnade auf Grund des Glaubens ohne Werke, als ihm jemand widersprach, der auf seine eigenen Werke und sein gerechtes Betragen vertraute und dachte, dass er, wegen seiner gerechten Werke vor Gott angenehm sei. 

Aber dieser Mann kannte eben nicht die Wahrheit  über sich selbst, dass er ein Sünder war und einen Retter und Heiland nötig hatte. So antwortete ihm der Evangelist: „Wenn du in den Himmel kommst, wirst du dort der einzige gerechte sein; denn all die anderen sind durch die Gnade erlöste Sünder und dies wird ihr Lobgesang  sein; „Herrlichkeit dem Lamme Gottes, das uns geliebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in Seinem Blut“. Sie werden von Christo sagen; „Du bist geschlachtet worden und hast uns für Gott erkauft durch dein Blut“. 

„Du aber, mein Freund, wirst solches niemals singen können. Dein Lobgesang würde sich etwa so anhören: „Herrlichkeit sei mir, denn durch meine guten Werke und meinen gerechten Wandel habe ich mich für den Himmel passend gemacht!“ Die Engel aber würden dich, wenn sie dich also hörten, wie du dich selbst rühmtest und verherrlichtest, ohne Zweifel sofort in den tiefsten Abgrund werfen“.
Aber Sünder, die durch Gnade Gottes gerettet sind, rühmen nicht sich selbst, sondern sie rühmen sich des Herrn und Seiner Gnade. „In Jehova soll sich rüh­men meine Seele" (Ps. 34, 2). 

Eine neue Schöpfung

Vers 10: „Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen“

Lasst uns einen Augenblick stillstehen, um die wunderbare göttliche Ord­nung zu sehen: Obwohl unsere Errettung nur durch Gnade und nicht durch Wer­ke ist, so hat Gott doch für die durch die Gnade erretteten gute Werke berei­tet, dass sie darin wandeln sollen.
Nun ist es von äußerster Wichtigkeit, den gewaltigen Unterschied zu erken­nen, der zwischen der falschen Lehre besteht, die da sagt: „Wirke, damit du errettet wirst“, und der wahren Lehre des Evangeliums, die sagt: “Wirke, wei1 du durch die Gnade errettet bist“; oder zwischen „wirke, und du wirst leben“ und „wirke, weil du lebst“.
Die wahren Gläubigen sind Gottes Werk; sie sind in Christo Jesu zu einer neuen Schöpfung gemacht worden. Die alte Schöpfung ist verdorben und zu nichts nütze. Es gibt auch keine Heilung für sie, sie kann nicht verbessert werden, denn „weil die Gesinnung des Fleisches Feindschaft ist gegen Gott, denn sie ist dem Gesetz Gottes nicht untertan, denn sie vermag es auch nicht. 

Die aber, die im Fleisch sind, vermögen Gott nicht zu gefallen“. (Röm 8, 7. 8). Deswegen dachte Gott nie daran, diese verdorbene Natur zu verbessern; sondern Er hat sie am Kreuz Christi gerichtet und uns statt dessen auf Grund des voll­brachten Werkes Seines geliebten Sohnes eine neue Natur geschenkt. So hat Er also die alte Natur im Tode Christi gerichtet und hat uns, indem Er Christus durch die Herrlichkeit des Vaters „als den Erstgeborenen aus den Toten“ auferweckte und Ihn zum Haupt eines neuen Geschlechtes machte, mit Ihm auferweckt, damit wir nun in Neuheit des Lebens wandeln mögen. Es ist ein neues Leben, ganz und gar verschieden vom alten Leben. „Daher, wenn jemand in Chri­stus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“ (2. Kor. 5, 17).

Gott schuf die alte Schöpfung durch Sein Wort: „Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, damit das, was man sieht, nicht aus Erscheinendem geworden ist“ (Hebr. 11, 3). Doch nur die  neue Schöpfung ist zu Seinem Wohlgefallen und wird in alle Ewigkeit zum Prei­se Seiner Herrlichkeit sein. Es hat Ihn einen unvorstellbar großen Preis gekostet, weil Er „den, der Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde gemacht hat, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm“ (2. Kor. 5, 21).
Wir sind in Christo Jesu zu guten Werken geschaffen worden, „die Gott zuvor bereitet hat, auf dass wir in ihnen wandeln sollen“. So wie Gott uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesum Christum für Sich selbst (Kap. 1, 5), so hat Er auch gute Werke zuvor bereitet, dass wir in ihnen wandeln sollen. 

Es handelt sich hier nicht um Werke gesetzlichen, sondern um Werke himmlischen Charakters - des Charakters der Gnade. Die Gnade unterweist uns, „besonnen und gerecht und gottselig zu leben in dem jetzigen Zeitlauf“ (Titus 2, 12).
Die von Gott zuvor bereiteten Werke sind die Frucht der neuen Schöpfung - oder mit anderen Worten - der göttlichen Natur, deren Teilhaber wir geworden sind. Diese Früchte werden in uns durch den in uns wohnenden Heiligen Geist hervorgebracht, damit wir in diesen guten Werken wandeln - nicht, um einer Pflicht oder einer religiösen Vorschrift zu genügen - sondern aus warmer Liebe zu unserem Gott und Vater und zu unserem Herrn Jesum Christum, Der uns zuerst geliebt hat. 
Gott gab einst Seinem irdischen Volke Israel das Gesetz. Sie meinten, sei­nen Anforderungen gewachsen zu sein, aber sie fehlten. Das Gesetz war ein Prüfstein für das menschliche Herz, damit das gänzliche Unvermögen des Menschen, die Ansprüche eines heiligen Gottes zu befriedigen, offenbar würde. Das Ge­setz war nicht etwas von Gott Zuvorbestimmtes, auf dass wir darin wandeln sol­len. „Warum nun das Gesetz?“ Die Antwort ist; „Es wurde der Übertretungen we­gen hinzugefügt, (bis der Same (Jesus) käme, dem die Verheißung gemacht war“) (Gal. 3, 19).
Der wahre Gläubige ist freigemacht worden vom Gesetz, damit er nun für Gott lebe. Er wurde dem Gesetz getötet, „um eines anderen zu werden, des aus den Toten Auferweckten, damit wir Gott Frucht brächten“ (Röm.7, 4). Wie kostbar ist doch der Platz und die Stellung des Gläubigen, und zwar nicht nur im Blick auf seine Vorrechte, sondern auch im Hinblick auf seine Pflichten und seinen Dienst. Während also unsere Auserwählung und unsere Segnung von Anbeginn an in Gottes Plan und Ratschluss waren, so hat Er auch die guten Werke zuvor - ehe wir selbst existierten - bereitet oder verordnet, damit wir in ihnen wandeln sollen.

Dieser Abschnitt begann mit dem „Wandel“ (Verse 1-2) und endet auch mit dem „Wandel“ (Vers 10). Doch welch ein gewaltiger Unterschied zwischen dem ersteren und dem letzteren! Die ersten Verse dieses Kapitels zeigten uns unseren früheren Wandel, als wir geistlich tot - tot in Vergehungen und Sünden - waren. Der zehnte Vers zeigt uns unseren Wandel als solche, die lebendig gemacht und eine neue Schöpfung sind, einen Wandel in guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat. Wenn wir mit Christo in die himmlischen Örter versetzt worden sind - und wir sind es, Gott sei gepriesen! - So haben wir auch das gesegnete Vorrecht, entsprechend unserer himmlischen Stellung hier zu wandeln.

In einem Leibe mit Gott versöhnt
Kap. 2, 11 — 22

Wir haben uns zu Beginn der Betrachtung des 2. Kapitels daran erinnert, dass uns der Heilige Geist in diesem Kapitel das Getrenntsein des sündigen Men­schen von Gott zeigt, und zwar 
    1.) infolge seines geistlichen Todes (Verse 1-10)
    2.) infolge seiner großen Entfernung von Gott (Verse 11—22).
Der Unterschied zwischen diesen beiden Abschnitten, den Versen 1-10 und 11-22, ist klar und deutlich. In diesem zweiten Abschnitt wird uns in beson­derer Weise gezeigt, welches einst die Stellung der Gläubigen aus den Nationen war, ehe sie an den Herrn Jesum glaubten, und was durch die Gnade Gottes jetzt, nachdem sie geglaubt haben, ihr Teil ist. Er zeigt uns auch den Zustand  und die Bedürfnisse aller Menschen im allgemeinen, ohne Ausnahme. 

Wir wissen, dass alle Menschen nach der Flut von der Anbetung des wahren und lebendigen Gottes abirrten, um zahllosen falschen Göttern zu dienen. Aus diesem Grund berief Gott einen Menschen, Abraham, und machte ihn und seinen Samen nach ihm zu Empfängern seiner Verheißungen und zu Gefäßen des Zeugnis­ses in dieser bösen Welt. Aber Ach! Infolge ihres Ungehorsams versagte auch Israel in seinem Zeugnis für Gott - eine Tatsache, die dann durch das Kreuz Christi ihren völligen Ausdruck fand.
In der Zeit vor dem Kreuz Christi und Seiner Auferstehung aus den To­ten, vor Seiner Himmelfahrt und der Herniederkunft des Heiligen Geistes, gab es gleichsam nur zwei Klassen von Menschen; die Juden und die Heiden (Nationen); nach dem Tag der Pfingsten jedoch gab es deren drei: Die Juden, die Heiden und die Versammlung Gottes (1. Kor. 10, 32). Die Versammlung nun besteht aus Juden und Heiden, aus solchen, die an den Herrn Jesum Christum glauben.

Von allem ausgeschlossen

Vers 11: „Deshalb denkt daran, dass ihr, einst die Nationen im Fleisch, die Vorhaut genannt werden von der sogenannten Beschneidung, die im Fleisch mit Händen geschieht“

Der Heilige Geist redet hier von dem, was wir waren, bevor wir an Jesum Christum glaubten, wir waren aus den “Nationen“ und wurden “Vorhaut“ genannt. Aber jetzt in Christo ist „nicht Grieche und Jude, Beschneidung und Vorhaut „sondern Christus alles und in allen“ (Kol. 3, 11 und Gal. 3, 27 u. 28).
Gott gab den Bund der Beschneidung zuerst dem Abraham (1. Mos. 17, 9-14), dann seinem Samen nach ihm; daher wurden die Juden die „Beschneidung“ genannt. Sie sahen mit Verachtung auf die Nationen herab und nannten sie „Unbeschnittne “, d.i. „Vorhaut“ (siehe 1. Sam.17, 26. 36; 2.Sam.1, 20). Doch viele der Juden, die sich der Tatsache rühmten, zur Beschneidung zu gehören, waren es nur äußerlich, denn ihre Herzen blieben unbeschnitten (Röm. 2, 25-29).

Vers 12: “... dass ihr zu jener Zeit ohne Christus waret, entfremdet dem Bürgerrecht Israels, und Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung, keine Hoffnung habend, und ohne Gott in der Welt“

 „0hne Christum“: Das war der elende Zustand, in dem wir uns „zu jener Zeit“ befanden, obgleich zwischen Juden und Nationen insofern kein Unterschied bestand, als sie alle ohne Christum waren, so werden doch die Na­tionen in besonderer Weise als solche erfunden, weil die Juden besondere Vorbilder, Prophezeiungen und Verheißungen bezüglich des Kommens des Messias be­saßen. Die Hoffnung des Juden im Alten Bund gründete sich auf das Kommen des Messias, der alle göttlichen Verheißungen erfüllen würde. 
Zudem war alles sichtbare Erscheinen Jehovas vor der Fleischwerdung Christi ausschließlich an die Juden gerichtet; auch konnte Christus nicht eher der Heiland der Welt genannt werden, als bis Er am Kreuze Sein Leben dahingege­ben hatte.
„...entfremdet dem Bürgerrecht Israels, und Fremdlinge betreffs der Bündnisse und Verheißungen“. Die Nationen hatten überhaupt keinen Anteil an den Segnungen und Vorrechten des Volkes Gottes vor alters, weil Gott zuerst dem Abraham die Verheißungen gegeben und mit ihm und seinem Samen nach ihm einen Bund zur Erfüllung dieser Verheißungen gemacht hatte.
Doch die Nationen waren von diesen Verheißungen ausgeschlossen, sie wa­ren betreffs dieser Verheißungen Fremdlinge. 

Wir lesen daher nirgends im gan­zen Alten Testament, dass Gott den Nationen irgend eine Verheißung gegeben hätte. Er gab wohl Verheißungen über sie‚ aber Er gab ihnen selbst nicht eine einzige Verheißung, auch nicht im Neuen Bund, von welchem wir in Jeremia 31 und Hebräer 8 lesen. Wir finden auch nirgends, dass Gott mit der Versammlung einen Bund gemacht hätte, wohl aber mit dem alten Bundesvolk für künftige Tage.
Nichtsdestoweniger empfangen alle an Christum Glaubenden, ob sie von den Juden oder den Nationen sind, die geistlichen Segnungen und Verheißungen des Neuen Bundes in demselben Augenblick, da wir unser Vertrauen auf Christum und Sein vollgültiges Werk am Kreuz setzen. Alles in Christo ist unser geworden: „Denn so viele der Verheißungen Gottes sind, in ihm ist das Ja und in ihm das Amen, Gott zur Herrlichkeit durch uns“ (2. Kor. 1, 20). 

„Keine Hoffnung habend“: Ja, der Mensch „ohne Christum“ ist auch ein Mensch „ohne Hoffnung“. So wie die Nationen vor dem Kommen des Herrn in diese Welt und vor Seinem Tod am Kreuz ohne Hoffnung waren, so ist auch heute jeder, der nicht den Herrn Jesum als seinen Heiland ergreift, ohne Hoffnung. Denn nur in Christo allein hat Gott den Gläubigen „gute Hoffnung gegeben durch die Gnade“ (2. Thess. 2, 16).
Unsere gesegnete Hoffnung nun ist das zweite Kommen unseres Herrn Jesus Christus, der uns zu Sich nehmen wird, damit wir auf immerdar bei Ihm seien: „Indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus“ (Tit. 2, 13).
„Ohne Gott in der Welt“: Als die Nationen den mancherlei Göttern dienten und sie anbeteten, waren sie im wahrsten Sinn des Wortes „oh­ne Gott in der Welt“; denn „so wissen wir, dass ein Götzenbild nichts ist in der Welt, und dass kein Gott ist, als nur einer. Denn wenn es nämlich solche gibt, die Götter genannt werden, sei es im Himmel oder auf Erden (wie es ja viele Götter und viele Herren gibt), so ist doch für uns ein Gott, der Vater, von dem alle Dinge sind, und wir für ihn, und ein Herr, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind, und wir durch ihn“ (1. Kor. 8, 4-6).

Nahe geworden
Vers 13: “Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, durch das Blut des Christus nahe geworden“

Hier sehen wir, in welch wunderbarer Weise Gott unserem Zustand als Heiden begegnete und uns Seine reiche Gnade in Christo Jesu schenkte. Wir sehen auch den großen Gegensatz zwischen unserer elenden Vergangenheit und der gegenwärtigen gesegneten und herrlichen Stellung, die durch das vollgültige Werk Christi für uns jetzt unser Teil geworden ist. 
Als der Apostel Paulus im ersten Abschnitt unseres Kapitels einen Vergleich anstellte zwischen der Vergangenheit von Juden und Heiden und ihrer gegenwärtigen Stellung, nachdem sie auf Christum vertraut hatten, wies er auf das wunderbare, anbetungswürdige Besorgtsein Gottes für sie in Seiner reichen Barmherzigkeit, in Seiner vielen Liebe und überragenden Gnade mit diesen Worten hin: „Gott aber, der reich ist an Barmherzig­keit“ (V. 4). 

Hier nun macht er einen weiteren Vergleich, zeigt einen weiteren Gegensatz: „Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, durch das Blut des Christus nahe geworden“.
Die Juden besaßen immerhin etwas, durch das sie Gott nahen konnten auf Grund des Bundes, den Gott mit ihnen errichtet hatte und dessen Forderungen zu er­füllen sie übernommen hatten. Die Nationen dagegen waren „fern“ und Fremdlinge betreffs dieses Bundes. Weil aber die Juden in der Erfüllung der Pflichten des Bundes - eines Bundes der Werke - versagten, kamen auch sie unter das Urteil „fern“ von Gott; „denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Röm. 3, 23). So ist also die  Er1ösung ausschließlich aus Gnaden, und zwar für die Juden sowohl als auch für die Nationen, ohne Ansehen der Person.
Die alleinige Grundlage für diese Errettung ist das einzigartige Opfer, das Opfer unseres Herrn Jesum Christum. Die Erlösung ist jetzt das Teil all derer, die sich im Glauben auf die Vollgültigkeit dieses Opfers stützen.
Einst waren wir fern, aber jetzt sind wir, die wir in Jesus Christus sind, durch das Blut des Christus nahe geworden.
Es besteht kein Zweifel, dass das größte Unrecht, das jemals in dieser Welt geschah, die Ermordung unseres Herrn Jesus Christus und das Vergießen Seines kostbaren Blutes war. In dieser Untat waren sich Juden und Heiden einig. Sein Tod und das Vergießen seines Blutes durch die Hand ruchloser Menschen offenbarte die furchtbarste Sünde, deren der Mensch fähig war. Aber zur gleichen Zeit offenbarte Sich Gott in Seiner unvergleichlichen Liebe und Gnade, die all Erkennen übersteigt. 

Das Kreuz ist der Gipfelpunkt der Feindschaft und des Verderbens des menschlichen Herzens; es ist aber auch der Gipfelpunkt der Offenbarung der grenzenlosen Liebe Gottes. Der Speer, der die Seite des Herrn durchbohrte, gibt von der Bosheit des menschlichen Herzens Zeugnis. Aber das Blut, das aus Seiner geöffneten Seite herausfloss, redet von der Liebe Gottes und Seiner reichen Gnade. Ja, aus Seiner durchbohrten Seite kam sowohl das Blut hervor, das uns von aller Schuld reinigt, als auch das Leben spendende Wasser der Reinigung. 

Wie reich ist doch diese Gnade, die sich über all unsere Ungerechtigkeiten und Verfehlungen erhob, sodass wir, die Fernen, einst arme und elende Heiden, Fremdlinge und Feinde Gottes in Gedanken und Tat, durch das kostbare Blut des Christus Gott nahe gekommen sind. Wir sind jetzt durch die Gnade so nah ge­bracht, wie es das Gesetz den Juden zu geben nicht vermochte. 
Aber der Jude, der an Christus glaubt, erhält den gleichen Platz der Nähe zu Gott, wie der Gläubige aus den Nationen; und zwar auf Grund des Blutes des Herrn Jesus Christus. 

Er ist Gott. Aber das Wort ward Fleisch. Und Sein vergossenes Blut ist nun wirksam und von solch grenzenlosem Wert, dass nur Gott es wahr­haft wertschätzen kann. So sind wir nun durch das Blut des Christus nahe geworden, und zwar in absolut vollkommener Weise. 
Es besteht jetzt keine Entfernung mehr, die uns von Ihm trennen könnte; und es ist daher auch unmöglich, dass wir zu irgendeiner Zeit Ihm näher sein könnten, als wir es jetzt schon sind. 
Ob sich wohl jeder wahre Gläubige dieses gesegneten Vorrechts bewusst ist? Erfreuen wir uns der Nähe Gottes in praktischer Weise? 

Unsere Stellung als Nahegebrachte gründet sich auf das Opfer unseres Herrn Jesus Christus, „durch das Blut des Christus“. Aber sich dessen zu erfreuen, ist eine andere Sache, denn das hängt von unserer praktischen Gemeinschaft mit Ihm ab. Ist unsere Gemeinschaft mit Gott, unserem Vater und Seinem Sohne Jesus Christus innig und beständig? Möchten wir allezeit wachsam sein im Gebet, damit wir uns un­serer Nähe zu Ihm erfreuen möchten. “Ich aber, Gott zu nahen ist mir gut“ (Ps. 73, 28).

Christus, unser Friede

Vers 14: “Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung“

Unser Herr Jesus Christus ist Selbst unser Friede, Wie herrlich ist diese wunderbare göttliche Wahrheit! Unser Friede besteht nicht nur in unserer Freude, mit welcher wir uns freuen, und die vielleicht schwanken oder verloren gehen kann. Nein, Christus Selbst, Er Selbst ist unser unerschütterlicher Friede. Es ist unser Vorrecht, im Glauben auf Ihm zu ruhen, sodass wir uns praktischerweise in Ihm als unserem Frieden erfreuen können. Er Selbst ist der Gegen­stand unserer Freude.  
Ja, es ist unser Vorrecht, uns allezeit in Ihm zu erfreuen, indem wir mit Ihm Gemeinschaft haben und uns nahe bei Ihm aufhalten, Es ist unser Vorrecht, uns mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude zu freuen. Doch die kostbarste Tatsache ist, dass unser Herr Jesus Christus Selbst unser Friede ist. 

Wir lesen in Gottes Wort nicht, dass Er unsere Freude ist, oder dass Gott der Gott der Freude genannt wird. Aber Er wird wiederholt der Gott des Friedens genannt, weil Er Der war, der diesen Frieden machte, indem Er Seinen vielge­liebten Sohn am Kreuz dahingab.
Unser Herr Jesus Christus, der unser ewiger Friede ist, hat alle Gläubigen - sowohl die aus der Beschneidung, sowie die aus den Nationen - einsgemacht in Christus. Die Juden, die die Verheißungen und Bündnisse haben, und die Natio­nen, die weit entfernt waren, sind nun zu einem Leib geworden, weil Christus am Kreuz für sie alle starb. 
„...und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung“. Gott hatte durch das zeremonielle Gesetz eine Scheidewand zwischen Seinem irdischen Volk Israel und den unbeschnittenen Heiden aufgerichtet. Aber unser Herr Jesus Christus hat nun durch Seinen Tod diese Zwischenwand der Umzäunung ab­gebrochen (Vgl. Apg. 10, 28).

Zu eins gemacht

Vers 15: “...nachdem er in seinem Fleische die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, weggetan hatte, damit er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe“

Es ist sehr wichtig zu erkennen, was hier gemeint ist, nämlich, dass Chri­stus, Der Sich Selbst für uns dahingegeben und unsere Sünden an seinem Leibe am Kreuz getragen hat, die Feindschaft, d.i. das Gesetz der Gebote in Satzungen, hinweggetan hat. Gott hatte den Juden das Gesetz und verschiedene Ver­ordnungen gegeben, die sie von den übrigen Nationen trennten und absonderten. Doch der traurige Erfolg hiervon war nur, dass ihre Herzen mit Stolz, Vorur­teilen und Feindschaft gegen die Heiden erfüllt wurden, die sich nicht rühmen konnten, ein Gesetz von Gott empfangen zu haben. 
„Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buche des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun!“ (Gal. 3,10.) Doch die Juden, die sich weit über die Nationen erhaben dünken, weil sie das auserwählte Volk sind, und weil Gott ihnen das Gesetz mit seinen mannigfaltigen Satzungen gegeben hat, verstehen nicht‚ dass sie selbst unter diesem Fluche sind, weil sie das Gesetz gebrochen haben. Aber unser Herr Jesus, der Sohn Gottes, wurde ein Fluch Gottes, indem Er an unserer Statt am Kreuz starb; denn es steht geschrieben: „Verflucht ist jeder, der am Holz hängt!“ (Gal. 3, 13.) Durch Seinen Tod, und indem Er unser Gericht getragen hat, tat Er in Seinem Fleische das Gesetz der Gebote in Satzungen hinweg.
Jeder Sünder, der Christus als seinen Heiland annimmt, wird eins mit Ihm. Gott betrachtet ihn dann als mit Christus gestorben und mit Ihm auferweckt. So wird insbesondere der Jude, der vor seinem Glauben an  Christum unter der Herrschaft und dem Fluche des Gesetzes war, durch den Glauben an Christum völlig davon befreit, weil Christus ihn von dem Fluche des Gesetzes erlöst hat: Er ist nicht länger mehr dem Gesetz unterworfen, d.h. das Gesetz der Gebote und Satzungen hat keine Herrschaft, keinen Anspruch mehr über ihn. „... auf dass er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe“. Gott, der Sohn, der im Anfang war - das Wort (Logos), das alles machte, und ohne welches auch nicht eines ward, das geworden ist, - Er schuf den ersten Menschen aus dem Staub der Erde und blies Seinen Odem des Lebens in Seine Nase und setzte ihn über die Werke Seiner Hände. Doch in­folge seines Ungehorsams verlor der Mensch diese Vorrechte.

 Nun aber hat der Herr Jesus in Sich Selbst einen neuen Menschen geschaffen. Alle, die an Ihn glauben aus Juden und Heiden, hat Er zu einem neuen Menschen geschaffen, d.h. die Versammlung, welche Sein Leib ist, und von welcher Er das verherrlich­te Haupt ist. 
Wir sollten nicht vergessen, dass dies eine völlig neue Stellung ist, die weder die „Fernen“ Nationen noch die verhältnismäßig „nahen“ Juden je besaßen. Jetzt aber sind beide infolge ihres Glaubens an Christum Teilhaber dieser Seg­nung geworden, einer Segnung, die sie früher niemals erreichen konnten.
Der Herr Jesus Selbst hatte vor Seinem Kreuzestod noch Seinen Jüngern gebo­ten, sich von den Nationen getrennt zu halten und nicht in eine Stadt Samarias zu gehen (Matth. 10, 5. 6). Ebenso hatte Er auch der Syro - Phönizierin angedeu­tet, dass Er nicht gesandt sei als nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Denn diese Frau war zu Ihm gekommen, indem sie Seine Verheißungen als „Sohn Davids“ in Anspruch nehmen wollte. Er antwortete ihr öffentlich, dass sie kein Teil an diesen Verheißungen habe. Würde sie Ihn als „Sohn Gottes“ angeredet haben, so hätte Er sicherlich nicht gezögert, ihrem Verlangen nach­zukommen; aber „Sohn Davids“ war Er nur für Israel, nicht für die Nationen. 
Wie schön war die Haltung dieser Frau, als sie ihre wahre Stellung als nicht zu Israel gehörend erkannte und antwortete: „Ja, Herr; und doch fressen die Hunde von den Brotkrumen, die von dem Tisch ihrer Herren fallen“. Sie be­kannte damit, dass sie als Heidin keinen Anspruch auf jene Verheißungen hatte. Nun aber wurden durch die Gnade, die in Christo Jesu ist, die reichen göttlichen Segnungen über sie ausgeschüttet: „0 Frau, dein Glaube ist groß; dir ge­schehe wie du willst“ (Matth. 15, 27. 28).

Noch ein Heide kam zu dem Herrn, der Hauptmann in Matth. 8,5-15; beide rie­fen durch ihren Glauben die Verwunderung des Herrn hierüber hervor. 
Dieser Brief zeigt uns zuerst, dass die Nationen weit von Gott und Seinem irdischen Volke entfernt waren; aber er zeigt uns auch, dass das Kreuz Christi alle diese Unterschiede aufgehoben hat. Nichtsdestoweniger offenbart das Kreuz Christi, dass die Juden in Anbetracht ihrer Vorrechte mehr schuldig waren als die Nationen, weil sie ihren Messias und König verworfen und gekreuzigt haben. Insbesondere waren es die Hohenpriester und die Führer des Volkes, die am blut­dürstigsten die Kreuzigung des Herrn Jesu verlangten. 

Keine Herzenshärtigkeit ist so groß wie die eines ungeretteten, aber religiösen Menschen. 
Der Herr Jesus hat - Ihm sei Dank dafür! - in Seinem Fleische die Feindschaft hinweggetan, „auf dass er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe“. Durch Seinen Tod hat Er einen zweifachen Frieden gemacht: Frieden zwischen dem Menschen und Gott, und Frieden zwischen den Gläu­bigen aus Juden und Heiden, die bis dahin durch die Zwischenwand der Umzäu­nung voneinander getrennt waren. 

Mit Gott versöhnt

Vers 16: „ ... und die beiden in einem Leib mit Gott versöhnte durch das Kreuz, nachdem er durch dieses die Feindschaft getötet hatte“

Das Kreuz Christi ist das einzige, vollkommene und göttliche Heilmittel für den elenden Zustand des Menschen; denn die Sünde trennt den Menschen nicht nur von Gott, sondern auch von seinen Mitmenschen. Wenn die erste Sün­de, in die der Mensch fiel, die Trennung von Gott und die Feindschaft gegen den Allmächtigen zur Folge hatte, so zeigt uns die zweite Sünde, die in der Heiligen Schrift berichtet wird, die Trennung des Menschen von seinen Mit­menschen und einen Zustand von Wut und. Feindschaft gegen ihn. Kain erhob sich wider seinen Bruder Abel und erschlug ihn.
Der Mensch hatte also nötig, zuerst mit Gott, dann aber auch mit seinen Mitmenschen versöhnt zu werden. Der Herr Jesus Christus ist der Einzige, der uns durch Sein Kreuz mit Gott und den Menschen versöhnen kann. Christus hat durch das Kreuz die Feindschaft getötet, indem Er unseren Platz im Gericht für unsere Schuld eingenommen hat. 
Gerade durch das Kreuz Christi ist die Liebe Gottes gegen uns, die Feinde Gottes offenbart worden. „Alles aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch  Christus und uns den Dienst der Versöhnung gege­ben hat: nämlich dass Gott in Christus war, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend, und er hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt“ (2. Kor. 5, 18 u. 19).

 „Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen, und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen, - indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes, - durch ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln. Und euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wart nach der Gesinnung in den bösen Werken, hat er aber nun versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch hei­lig und untadelig und unsträflich vor sich hinzustellen“ (Kol. 1, 19-22). 
Christus hat das verwirklicht, wonach die Seele Hiobs so sehnlich verlang­te, und was sie nicht finden konnte - einen „Schiedsmann, dass er seine Hand auf uns beide legte“ (Hiob 9, 33).

Frieden verkündigt

Vers 17: „Und er kam und verkündigte Frieden, euch, den Fernen, und Frieden den Nahen“

Jesus Christus, unser Herr, kam Selbst auf diese Erde und verkündigte Frie­den. Heute ist jedoch die Reichweite dieser Seiner Verkündigung viel größer als in den Tagen Seines Fleisches; denn Er verkündigt heute im Evangelium den Frieden für Juden und Heiden „durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist“ (1. Petr. 1, 12).
Der Herr hatte vor Seiner Himmelfahrt Seinen Jüngern verheißen, dass Er ihnen den Heiligen Geist senden würde, und ihnen befohlen, in die ganze Welt zu gehen und das Evangelium der ganzen Schöpfung zu predigen (Mark.16, 15). Ihre Predigt sollte nicht auf die verlorenen Schafe des Hauses Israel beschränkt bleiben, sondern sollte sich an jede Nation auf der Erde richten. 

Er kam und verkündigte Frieden, euch, den Fernen, d.h. den Sündern aus den Nationen, die in völliger Finsternis und Unwissenheit gefangen lagen, und euch, den Nahen, d.h. den Juden, denen das Wort Gottes gegeben worden war, bei denen sich das Licht der Erkenntnis Gottes befand - ein Licht, von dem die Nationen nichts kannten. Sie beide hatten Teil an dem allerschrecklichsten Verbrechen der Kreuzigung des Herrn der Herrlichkeit. Aber Er hat in Seiner überströmenden Liebe beiden Frieden verkündigt, den Fernen und den Nahen.

Zugang durch den Geist

Vers 18: „Denn durch ihn haben wir beide den Zugang durch einen Geist zu dem Vater“

Alle Ratschlüsse Gottes in bezug auf die Gemeinschaft Seiner Kinder sind in der hochgelobten Person Christi und in Seinem am Kreuz vollbrachten Werk begründet. Oh, wie viel Ursache haben wir, Ihn zu preisen! Denn nur durch Ihn allein haben nun alle Gläubigen aus Juden und Nationen den Zugang zu dem Vater durch den Geist. 
Unter dem ersten Bund gab es keinen direkten Zugang und kein Nahen des Menschen zu Gott, denn der Vorhang, der noch nicht zerrissen war, war eine göttliche Andeutung, dass der Weg ins Allerheiligste noch nicht gebahnt war. Gott war zu jener Zeit ein Gott, der Sich verborgen hält (Jes. 45, 15). Als Gott dem Mose gebot, zu Ihm heraufzusteigen mit Aaron und seinen Söhnen und siebenzig von den Altesten Israels, sagte Er zu ihnen: „Betet an von fern“ (2. Mos. 24, 1).

Dies war deshalb so, weil Gott die Frage der Sünde noch nicht in vollkommener Weise geregelt hatte, wie Er es jetzt in dem Tod unseres Herrn Jesus Christus getan hat. Jetzt aber haben wir alle den Zugang durch einen Geist zu dem Vater. Gott hat all denen, die an Seinen Sohn glauben, den Heiligen Geist gegeben; „denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden“. (1. Kor. 12, 13).

 Da, wo das Gesetz vor alters einen Unterschied machte zwischen Juden und Heiden, hat der Herr Jesus Christus durch Sein Kreuz alle Unterschiede ausgelöscht; und der Heilige Geist, der am Pfingsttag hernieder gesandt worden ist, hat alle Gläubigen in eins versammelt, und sie zu Gliedern des einen Leibes ge­macht. „Denn es ist  kein Unterschied...“. (Röm. 3, 22. 
Wie kostbar sind die Vorrechte des wahren Christen! Denn es ist ihm die große Ehre zuteil geworden, dem Vater zu nahen durch das Werk und die Leitung des in ihm wohnenden Heiligen Geistes. Es ist der Heilige Geist, der uns die Gewissheit gegeben hat, Söhne Gottes, des Vaters, zu sein (Röm. 8, 15. 16). Er leitet uns auch, dem Vater zu nahen auf Grund des Werkes unseres Herrn Jesus Christus. Möchten wir doch diese große Segnung nicht vernachlässigen, die Segnung, Zugang zu haben zu dem Vater in der Kraft des Heiligen Geistes und aufgrund des vollbrachten Werkes Jesu Christi am Kreuz! 

Mitbürger der Heiligen

Vers 19: „Also seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes,“

In unseren vorausgegangenen Betrachtungen über diesen Brief hatten wir gesehen, dass der Apostel, wenn er die Gläubigen aus den Nationen ansprach, „ihr“ sagte; wenn er sich aber an die Gläubigen aus den Juden richtete, „wir“ sagte; denn der Apostel Paulus war selbst von den Gläubigen aus den Juden, deshalb sagte er: „die wir zuvor auf den Christus gehofft haben“ (Kap. 1, 12). Zu den Gläubigen aus den Nationen dagegen hatte er gesagt: „indem auch ihr, nachdem  ihr  gehört habt das Wort der Wahrheit“ (Kap. 1, 13).
 Wenn er nun hier die Gläubigen aus den Nationen anredet, sagt er: „Also seid ihr...“ (V, 12), ihr wart früher „Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung“ (V.12). Ihr gehörtet nicht zu dem Volke Gottes vor alters, sondern wart dem Bürgerrecht Israels „entfremdet“. 
Israel hatte in seiner Verantwortlichkeit versagt und wurde zu „Lo-Ammi“, d.h. „nicht mein Volk“ (Hos. 1, 9; 1.Petr. 2, 10). Aber Gott hat aus ihnen einen Überrest nach Wahl der Gnade berufen (Röm. 11, 5), der aus denen besteht, die an den Herrn Jesum Christum glauben. Sie wurden nun zu lebendigen Steinen im Hause Gottes. Gleicherweise treten auch die Gläubigen aus den Nationen durch die Gnade Gottes in dieselbe Stellung ein, damit sie hinfort „nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht“ sind, sondern „Mitbürger der Heiligen“.

Nun bezieht sich das Wort „Heilige“ hier nicht auf Israel nach dem Fleisch, sondern auf jene Israeliten, die an den Herrn Jesum Christum geglaubt hatten. Wenn hier also von „Mitbürgern der Heiligen“ gesprochen wird, so be­deutet dies, dass die Gläubigen aus den Nationen, die an den Herrn Jesum glau­ben und somit durch den Heiligen Geist mit Ihm verbunden sind, zu Mitbürgern mit ihren Brüdern aus den Juden geworden sind, die gleichfalls an den Herrn Jesus Christus glauben. Der Herr Jesus hatte selbst auf diese Wahrheit hingedeutet, als Er sagte; „Und ich habe andere Schafe, die nicht aus diesem Hof sind; auch diese muss ich bringen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde, ein Hirte sein“ (Joh. 10, 16).

Das Wort „Heiliger“ bezeichnet einen Menschen, der für Gott abgesondert und geweiht ist. Hier ist nicht in erster Linie von der erfahrungsmäßigen und praktischen Seite die Rede, obgleich auch diese von größter Wichtigkeit ist. Viele stellen sich unter „Heilige“ Leute vor, welche die höchste Stufe der Vollkommenheit in Heiligkeit erreicht haben. Aber das ist natürlich eine völ­lig falsche Auffassung. 

Jede Person, die ihr Vertrauen auf den Herrn Jesum Christum und die Vollgültigkeit Seines Werkes am Kreuz setzt, wird ein Ei­gentum Gottes und des Herrn Jesum Christum und wird auf diese Weise ein Heiliger vor Ihm. Während jeder Christ von Gott dazu berufen ist, ein Leben praktischer Heiligkeit zu leben, wird er nicht dadurch ein Heiliger, dass er ein heiliges Leben führt, sondern weil Gott uns zu Heiligen und zu solchen gemacht hat, die da tadellos vor Ihm sind durch das Opfer Jesu Christi (Hebr.10, 10 - 14). Doch es ist nun auch unsere ernste Pflicht, der geschenkten Stellung praktisch zu entsprechen und ein heiliges Leben zu führen.

Hausgenossen Gottes

„Ihr seid... Hausgenossen Gottes“. Wie wunderbar ist dies! Wir sind nicht nur Mitbürger der Heiligen, sondern wir sind auch Glieder der himmlischen Familie geworden. So wie wir als Glieder Seines Leibes mit Christum vereinigt worden sind, so sind wir auch von Gott, dem Vater, als vielgeliebte Kinder angenommen und somit in eine Stellung versetzt worden, die herrlicher ist, als die der Engel. Wir lesen nirgends im Worte Gottes, dass die Engel „Hausgenossen Gottes“ wären. Wohl werden sie „Söhne Gottes“ genannt, weil sie Seine Geschöpfe sind (Hiob 38, 7). Aber sie sind, nicht Hausgenossen Gottes, vielmehr sind sie Diener  in diesem Haus. „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die die Errettung erben sollen?“ (Hebr. 1, 14).
Wie groß war doch der Preis, den Gott gezahlt hat, um uns zu Seinen Hausgenossen zu machen, um uns in Seine ewige Herrlichkeit zu bringen! „Denn es geziemte ihm (Gott), um dessentwillen alle Dinge und durch den alle Dinge sind, indem er viele Söhne zur Herrlichkeit brachte, den Urheber ihrer Errettung (Christus) durch Leiden vollkommen zu machen“ (Hebr. 2, 10). 

Daher sollten wir niemals vergessen, dass jedes Vorrecht uns die Verpflichtung auferlegt, so zu leben, wie es diesem Vorrecht entspricht. Wenn wir nun Hausgenossen Gottes sind, sollten wir niemals vergessen, dass geschrieben steht: „Deinem Haus geziemt Heiligkeit, Jehova, auf immerdar“ (Ps. 93, 5) und „Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so lasst uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes“ (2. Kor. 7, 1).

Die Grundlage

Vers 20: „... aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, indem Christus Jesus  selbst Eckstein ist“ 

Der Heilige Geist zeigt uns hier eine weitere, gesegnete Beziehung zwi­schen Christus und der Versammlung. In dem 1. Kapitel hatten wir bereits diese Beziehung in dem Bild eines „Leibes“ gesehen, von welchem die wahren Gläubigen Glieder, Christus aber das auferstandene und verherrlichte Haupt im Himmel ist. Hier wird nun die gleiche Verbindung in dem Bild eines Gebäudes dargestellt - alle wahren gläubigen sind lebendige Steine in diesem Gebäude, unser Herr Jesus Christus ist der „Eckstein“ desselben. Die Grundla­ge dieses Baues ist die Predigt der Apostel und. Propheten. Wir verstehen si­cherlich, dass „... aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten“ nicht bedeutet, dass diese in sich selbst die Grundlage bilden. Es ist völlig klar, dass „unser Herr Jesus Christus“ allein diese Grundlage ist. „Denn einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“ (1. Kor. 3, 11). Er ist sowohl Grundlage als auch Eckstein. 

Lasst uns auch beachten, dass die hier erwähnten Propheten nicht Propheten des Alten Testaments sind. Wohl ist es wahr, dass der Geist Christi in diesen war und in herrlichen Zeugnissen auf Seine gesegnete Person hinwies. Denken wir nur an den Propheten Jesaja, der über die Person Christi geweissagt hat, indem er von Seiner Geburt durch eine Jungfrau und von Seinem Leben voll einzigartiger Erniedrigung redete, welches Er hier in dieser Welt leben sollte. Wie wunderbar schrieb Jesaja über die Leiden und den Sühnungstod Christi (in Kapitel 53)! Wir finden Ähnliches auch in den Prophezeiungen Jeremias, Sacharjas, Michas und anderer, „die von der Gnade gegen euch geweissagt ha­ben, forschend, auf welche oder welcherart Zeit der Geist Christi, der in ihnen­ war, hindeutete, als er von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, und von den Herrlichkeiten danach zuvor zeugte“ (1.Petr.1, 11).

  Doch Gott baute Seine Versammlung nicht auf eine alttestamentliche Grundlage, sondern auf der neuen und herrlichen Grundlage eines auferstandenen und verherrlichten Christus. Es wird bezüglich des Geheimnisses Christi deutlich gesagt, dass es „in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kund­getan worden ist, wie es jetzt offenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist“ (Eph. 3, 5). Gleicherweise ist von der Zeit nach Seiner Himmelfahrt gesagt: „Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer“ (Eph. 4, 11). Aus all diesem geht klar hervor, dass die hier erwähnten Propheten die Propheten des Neuen Testamentes sind; denn einige Schrei­ber der Bücher des Neuen Testamentes, z.B. Markus und Lukas und andere, waren nicht Apostel, wohl aber Propheten. Christus beauftragte sie und die Apostel im Anfang damit, die Grundlage zu legen, indem sie Christus vorstellten in der Predigt des herrlichen Evangeliums.

Der Eckstein

„Indem Christus Jesus selbst Eckstein ist.“ Hier haben wir die fundamentale und wichtige Wahrheit; denn wenn der Herr einige als Apostel und andere als Propheten gab und sie dazu benutzte, durch die Verkündigung Seines Evan­geliums die Versammlung zu gründen, wenn wir auch jetzt ihre göttlich inspi­rierten Schriften besitzen, für die wir Gott danken, so sind sie nichtsdesto­weniger Menschen, die nicht in dieser Welt bleiben konnten. Aber unser Herr Jesus Christus ist Selbst der Eckstein, der durch den ganzen Bau hindurchgeht, von Anfang bis zu Ende. „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit.“(Hebr.13, 8)
Der Herr Jesus deutete auf die Wahrheit hin, als Er Seine Jünger fragte: „Ihr aber, wer sagt ihr, dass ich sei?“ Petrus antwor­tete: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Dann sagte der Herr zu ihm: „Glückselig bist du, Simon, Bar Jona; denn Fleisch und Blut ha­ben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. 

Aber auch ich sage dir, dass du bist Petrus; und auf diesen Felsen will ich meine Versammlung bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen.“ (Matth. 16, 16-18). Es besteht kein Zweifel darüber, wer mit dem „Felsen“ ge­meint ist, auf welchen Er Seine Versammlung bauen würde; es ist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Dies ist die gesegnete, wichtige Wahrheit, die Petrus vom Herrn lernte, und auf die er später in seinem ersten Brief mit Nachdruck zurückkommt, wenn er von Christus sagt, dass Er der lebendige Stein, der von Gott auserwählte kostbare Eckstein (Kap. 2, 4. 6), und das „Haupt der Ecke“ (V.7, Fußnote) ist. 

Der Herr Selbst nahm in Seiner Unterredung mit den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes in Matth.21 bezug auf die gleiche Wahrheit, dass Er der Stein sei, der von den Bauleuten verworfen - zum Eck­stein würde, indem Er die Stelle aus Ps. 118, 22. 25 zitierte (vergl.  auch die Prophezeiungen auf Ihn in Jes. 28, 16; Sach. 4, 7).

Ein Tempel Gottes

Vers 21: „In welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn“

Wie wunderbar, dass wir hier die göttliche, unerschütterliche und sichere Garantie für die Wohlfahrt dieses Heiligen Baues finden! Jeder Gläubige ist als ein lebendiger Stein in diesen Bau eingefügt und befestigt, in dem Jesus Christus Selbst der Eckstein und Der ist, in welchem der ganze Bau wohl zusam­mengefügt ist.
Dieses Gebäude wächst nun zu einem heiligen Tempel im Herrn. Das Wort „wächst“, als ein noch andauernder Prozess, zeigt uns an, dass dieser Tempel im Herrn noch nicht vollendet ist. Wenn er aber vollendet sein wird, wie herrlich wird dann diese Wohnstätte Gottes und unseres Herrn Jesus Christus durch alle noch kommenden Zeitalter hindurch sein!
Wenn wir über diese gesegnete Wahrheit nachdenken, dass wir zu lebendigen Steinen in diesem göttlichen Bau, diesem heiligen Tempel im Herrn geworden sind, führt es uns nicht auch dahin, die unbedingte Notwendigkeit zu erkennen, dass wir nun ein heiliges Leben der Hingabe, ja, ein reines und Christus geweih­tes Leben führen sollten?
In 1.Kor. 3, 16 zeigt der Apostel Paulus, dass die Gläubigen der Tempel Gottes sind: „Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Got­tes in euch wohnt?“ In seinem zweiten an die Korinther gerichteten Brief sagt er: „und welchen Zusammenhang hat der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein“. (2.Kor. 6, 16). 

Das ist die Ursache, warum Paulus sie in den folgenden Versen drängt; „Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt Unreines nicht an, und ich werde euch aufnehmen; und ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der Herr, der Allmächtige. Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so lasst uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes“ (2. Kor. 6, 16 - 7,1).
Oh, dass wir doch diese herrlichen und gesegneten Vorrechte verwirklichen und dahin geführt werden möchten, ein Leben innerer Absonderung des Herzens von alle dem zu führen, was nicht von Christo und nicht zu Seiner Verherrli­chung ist!

Eine Behausung Gottes

Vers 22: „...indem auch ihr mitaufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist“ 

Wie kostbar war einst dem Herrn Seine Wohnstätte auf dieser Erde in Jeru­salem! Der Tempel - obwohl ein herrliches Vorbild von Christus - war nur aus stofflichen und zeitlichen Dingen erbaut.
Jetzt aber in der gegenwärtigen Haushaltung der Gnade, wohnt Gott auf der Erde in Seiner Allgenügsamkeit und Herrlichkeit und in Seinem überströmenden, bleibenden Segen durch den Heiligen Geist, der in allen wahren Gläubigen Wohnung genommen hat. Das Werk des Heiligen Geistes ist nun, die Kinder Gottes  zu sammeln und sie zu einer Behausung Gottes zu machen. Der Heilige Geist wohnt in der Versammlung und macht sie so zu einem Tempel Gottes. 

Er  wohnt auch in jedem Gläubigen persönlich - auch dies ist eine sehr kostbare und gesegnete Wahrheit; wovon jedoch hier die Rede ist, ist die Tatsache, dass Er korporativ in den Gläubigen als der Versammlung Christi wohnt und sie somit zu „einer Behausung Gottes“ macht. 
Welch eine wunderbare Tatsache ist dies! Gott erwartet nun von uns, dass wir auch in dem Lichte dieser Wahrheit wandeln mit der Heiligkeit, die dieser Wahrheit geziemt.

Kapitel 3

Dem Paulus offenbart
Das 3. Kapitel dieses Briefes ist eine Art Einschaltung, welches die fun­damentale Wahrheit von „Christus und der Versammlung“ zum Gegenstand hat. In der Tat ist dies eine Wahrheit, die im Mittelpunkt des Handelns Gottes und Seiner Wege von Anfang bis zum Ende steht. Dieses Kapitel steht zwischen Kapitel 2 mit seinen belehrenden Mitteilungen über die Wahrheit und den praktischen Worten der Ermahnungen, die mit dem 4. Kapitel beginnen.
Der Apostel hebt hier die Tatsache hervor, dass die gesegnete Wahrheit von Christus und der Versammlung bislang ein Geheimnis war, das keiner der Heili­gen früherer Haushaltungen kannte. Es wurde erst den Aposteln und Propheten des Neuen Testamentes nach der Vollendung des Werkes der Erlösung und der Erhöhung Christi zur Rechten des Vaters und nach der Herniederkunft des Heiligen Geistes am Tage der Pfingsten geoffenbart.

Obgleich dieses Geheimnis den Aposteln und Propheten des Neuen Testamentes geoffenbart worden war, so wurde doch das Vorrecht und der Dienst, es der Vers­sammlung zu zeigen und kundzutun, im besonderen dem Paulus, dem Apostel des verherrlichten Christus, gegeben.
Wohl hatte der Herr Jesus in Joh. 10 von „seinen“ Schafen, die Er aus dem Hofe Israels herausgeführt hatte, ebenso gesprochen wie von den „anderen“ Scha­fen (die aus den Nationen waren), und dass die letzteren mit den ersteren „eine Herde“ bilden sollten unter  „einem Hirten“ (Verse 1- 8).
Wir sehen dieselbe Wahrheit in dem Gesicht Petri angedeutet, als ein leinenes Tuch mit allerlei unreinen Tieren vom Himmel auf die Erde hernieder gelas­sen wurde, ein Gesicht, das symbolisch davon sprach, dass auch Gläubige aus den Nationen zu Christus kommen sollten. Dennoch war die göttliche Wahrheit von dem e i n e n Leibe, der aus Gläubigen sowohl aus den Juden als auch aus den Nationen besteht, und die Tatsache, dass der verherrlichte Christus das Haupt die­ses Leibes ist, ein Geheimnis, das der Herr erst dem Paulus durch besondere Offenbarung kundgemacht hatte (Kap. 3‚ 3). Er gab Paulus den Dienst der Verkündigung dieses Geheimnisses, um alle Menschen darüber zu erleuchten (V.8).

Im 2. Kapitel unseres Briefes erklärte der Apostel Paulus diese gesegnete Wahrheit, dass alle Gläubigen in Christus die aus den Juden wie auch die aus den Natio­nen auf gleicher Grundlage stehen, weil in Christus weder Jude noch Heide ist, damit sie alle zusammen einen Leib bilden, wovon Christus das Haupt ist.
Gerade die Verkündigung dieser Wahrheit erweckte den Widerstand und die bit­tere Feindschaft der Juden; sie war in der Tat die Ursache sowohl der Verfol­gung des Paulus durch die Juden (siehe Apg. 22, 21-24; 1.Thess. 2‚ 15; 2.Kor. 11, 24) als auch davon, dass er ins Gefängnis geworfen wurde (Eph. 3, 1).
Es war für die Gläubigen aus den Juden zuerst gar nicht einfach, diese wichtige Wahrheit zu verstehen, dass die Gläubigen aus den Juden mit den Gläu­bigen aus den Nationen gleichberechtigte Glieder des Leibes Christi sind, und dass Christus durch Seinen Tod aus beiden eines gemacht und die Zwischen­wand der Umzäunung, d.i. die alte, zwischen ihnen bestehende Feindschaft, hinweggetan hat.

Es war für sie nicht leicht zu erfassen, dass Gott gerade das völlig zerstören konnte, was Er zuvor Selbst aufgerichtet hatte. Wie ist es möglich, dass Gott jetzt alle jene Unterschiede aufhob, die Er einst Selbst zwischen Juden und Heiden verordnet hatte, um Sein Volk von den Nationen abzusondern, indem Er ihnen Vorrechte gab, an denen die Nationen kein Teil hatten? Die Ant­wort ist, dass Gott für jede Haushaltung Seine besondere Absicht hat. Er bestimm­te die Haushaltung des Alten Testamentes dazu, einen Unterschied zu machen zwi­schen Seinem Volke vor alters und den Nationen. Aber jetzt hat es Ihm wohlge­fallen, eine neue, auf das Erlösungswerk Christi gegründete Haushaltung einzuführen - eine Haushaltung, die all diese alten Unterschiede beseitigen sollte.
Der erste Teil unseres Kapitels nun erklärt diese Seite des Geheimnisses des Christus und zeigt, dass die Nationen, die an Christum glauben, auf gleicher Grundlage stehen wie ihre Brüder aus den Juden, und dass alle, die Christus als ihren Retter und Heiland angenommen haben, dadurch zu e i n e m Leib gewor­den sind. 

Der Grund, weshalb die Juden diese Wahrheit nicht leicht erfassen konnten, liegt darin, dass weder das Gesetz, noch die Propheten, noch irgend eine Schrift des Alten Testamentes jemals über dieses Geheimnis geredet hatten. 
Das Wort „Geheimnis“ beschreibt nicht eine Sache, die verborgen und unver­ständlich ist, sondern etwas, das bisher (d.h. im Alten Testament) nicht geoffenbart war. Doch im Neuen Testament - und besonders in diesem Briefe - ist dieses Geheimnis völlig geoffenbart worden.
Wir möchten nochmals darauf hinweisen, dass der Gegenstand dieses Geheimnisses „Christus und die Versammlung“ ist. Das heißt, nicht Christus allein ohne die Versammlung, noch die Versammlung allein ohne Christus, sondern Christus und die Versammlung: „Dieses Geheimnis ist groß; ich aber sage es in Bezug auf Christus und die Versammlung“ (Kap. 5, 32).

Die Botschaft eines Gefangenen

Vers 1: „Deshalb ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch, die Nationen“

Hier zeigt uns der Apostel ganz klar, weshalb er ein Gefangener war – weil er diese kostbare Wahrheit verkündigte, dass nun die aus den Nationen an Christum Glaubenden die gleichen gesegneten Vorrechte besitzen wie die Gläubigen aus den Juden. Deswegen suchten sich die Juden an ihm zu rächen und verfolgten ihn, bis schließlich der Befehl zu seiner Gefangennahme in Rom erfolgte.
Wie wunderbar, dass der Apostel seine Gefangennahme nicht von einem mensch­lichen Standpunkt aus betrachtet, als wäre er ein Gefangener des römischen Weltreiches! Er betrachtet sie vielmehr vom göttlichen Standpunkt aus, indem er sagt „Gefangener Jesu Christi“. Hierin liegt zweifellos der Grund für seine Tröstung mit Freude. Er betrachtet es als eine große Ehre, ein „Gesandter in Ketten“ zu sein (Kap. 6, 20).
Geliebte, haben wir hier nicht eine ernste Belehrung zu unserem Nutzen, dass auch wir unsere Leiden, Schwierigkeiten und Prüfungen, die es auf dem Pilgerpfade gibt, nicht von einem menschlichen, sondern von dem göttlichen Standpunkt aus betrachten sollen? 

Dann werden unsere Herzen mit Frieden und Trost erfüllt sein, dann wird es Sieg geben: „...Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat“ (Röm. 8, 37). 
Wie erstaunlich ist es, dass der Apostel, dem die Ehre und das Vorrecht ge­geben wurde, diesen Brief zu schreiben, der die kostbarsten Wahrheiten des Evangeliums offenbart und uns dieses wunderbare Geheimnis über die himmlische Stellung der Versammlung und ihre Beziehung zu Christus, dem verherrlichten Haup­te, mitteilt, ein Gefangener in Ketten war, als er ihn schrieb. 
Die Heimat der Versammlung ist im Himmel, im Hause des Vaters. Sie ist ein Fremdling in dieser verderbten Welt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sie verfolgt wird und dass man ihr widersteht. Und es ist ebenso wenig verwunderlich, dass der Apostel des verherrlichten Christus - Paulus - diesen gesegne­ten Brief schreiben sollte, während er ein in Ketten gebundener Gefangener war.

Die Verwaltung

Vers 2: „...wenn ihr nämlich gehört habt von der Verwaltung der Gnade Gottes, die mir in bezug auf euch gegeben ist“

Das Wort Verwaltung bedeutet hier „Dienst“ oder „Verwalteramt“. Der Apostel Paulus war das auserwählte Gefäß Gottes zur Offenbarung der göttlichen Ratschlüsse über die Berufung der Versammlung und ihrer himmlischen Stellung und Hoffnung.
Es ist sicherlich zutreffend, dass dieses herrliche Geheimnis auch den übrigen Aposteln und Propheten Christi geoffenbart worden war. Aber es war nicht durch sie, sondern durch den Apostel Paulus der Versammlung kundgetan worden. Der Apostel sagt, dass seine Auserwählung für diesen Dienst - oder diese Ver­waltung - seine Gnade war: „...die Gnade Gottes, die mir in bezug auf euch gegeben ist...“ 
Dies trifft auch für jeden zu, dem Gott eine Gabe zum Dienst gegeben hat. „...Je, nachdem jeder eine Gnadengabe empfangen hat, dient einander damit als gute Verwalter der mannigfaltigen Gnade Gottes“ (1. Petr. 4, 10). Daraufhin versichert der Apostel Paulus den Gläubigen in Ephesus, dass ihm dieser besondere Dienst der Verwaltung für sie‚ d.h. für die Gläubigen aus den Nationen gegeben ist.

Durch Offenbarung kundgetan

Vers 3+4: „...dass mir durch Offenbarung das Geheimnis kundgetan worden, - wie ich es zuvor in kurzem beschrieben habe, woran ihr im Le­sen merken könnt mein Verständnis in dem Geheimnis des Christus“

Das Wort Geheimnis wird drei mal in diesem Kapitel wiederholt. Der Herr hat dieses Geheimnis dem Apostel Paulus durch eine besondere Offenbarung mitge­teilt. Er hat es nicht von Petrus empfangen, noch von irgendeinem anderen der Apostel, die vor ihm waren; sondern er empfing es direkt von dem verherrlichten Herrn Selbst. Dieses herrliche Geheimnis betrifft Christus und Seine Versammlung, oder mit anderen Worten: es betrifft die Herrlichkeit unseres hochgelobten Herrn und die Schönheit der Versammlung, die Sein Leib ist. Die Herrlichkeit Christi und unsere Segnungen als Glieder Seines Leibes sind durch ein ewiges Band miteinander verbunden, das nicht zerrissen werden kann. 
„...wie ich es zuvor in kurzem beschrieben habe“ bezieht sich auf das, was er sowohl in Kap. 1, 9 -14 als auch in Kap. 2 geschrieben hat, wo er den Gegenstand dieses großen Geheimnisses berührt hatte. Aber hier in Kap. 3 wünscht er eingehender darüber zu schreiben. 
Die Absicht des Apostels ist, dass die Gläubigen, wenn sie das lesen, was er über dieses Geheimnis schreibt, es vollkommen kennen und verstehen möchten. Und das sollte in der Tat das Ziel jedes treuen Dieners Christi sein, der seinen Mitgläubigen die göttliche Wahrheit mitzuteilen sucht.
Lasst uns Gottes Wort unter Gebet lesen und darüber nachsinnen, damit wir imstande sein mögen, es zu verstehen, uns seiner zu erfreuen und davon erfüllt zu sein. Je mehr wir uns dem Studium des Wortes Gottes hingeben und es in uns aufnehmen, desto mehr wird unsere Anbetung und die Bewunderung unseres Gottes und Vaters und unseres Herrn Jesus Christus zunehmen wegen der Gnade, die gegen uns überströmend geworden ist.

Früher nicht geoffenbart

Vers 5: „...das in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden ist, wie es jetzt offenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist“

Diese Worte des Apostels zeigen uns ganz klar, dass dieses Geheimnis niemals von irgendjemandem gekannt war, obgleich es auch in früheren Haushaltun­gen fromme Heilige gab. Es wurde erst durch den Herrn Jesus Seinen heiligen Aposteln und Propheten (denen des Neuen Testaments) durch den Heiligen Geist geoffenbart. Würdest du jede Seite des Alten Testaments durchforschen, du würdest dennoch nicht ein einziges Wort über dieses gesegnete Geheimnis darin finden, noch irgendeine direkte Bezugnahme auf die himmlischen Segnungen und außerordentlich kostbaren Verheißungen der an Christum Glaubenden aus Juden und Heiden.

Der Apostel unterstreicht nun diese Wahrheit in dem vor uns liegenden Abschnitt, obgleich er schon in seinem Brief an die Römer davon geredet hatte (Röm. 16, 25 -27): „Dem aber, der euch zu befestigen vermag nach meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus, nach der Offenbarung des Geheimnisses, das ewige Zeiten hindurch verschwiegen war, jetzt aber offenbart und durch prophetische Schriften, nach Befehl des ewigen Gottes, zum Glaubensge­horsam an alle Nationen kundgetan worden ist, dem allein weisen Gott durch Jesus Christus, ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“

Größere Segnungen

Vers 6: „...dass die aus den Nationen Miterben seien und Mitteilhaber und Mitteilhaber seiner Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium“

Es ist wahr, dass Gott Abraham Verheißungen bezüglich irdischer Segnungen  für die Nationen in Verbindung mit dem tausendjährigen Reich gegeben hatte (1. Mos. 22, 18). Doch welch ein großer Unterschied besteht zwischen den von Gott dem Abraham gegebenen Verheißungen für die Nationen und den Segnungen für die Versammlung, welche ihr in Christus Jesus geworden sind. Es besteht in der Tat ein gewaltiger Unterschied zwischen den Verheißungen, von denen die Propheten des Alten Testaments sprachen, und den Segnungen für die Versammlung in der gegenwärtigen Haushaltung der Gnade, die der Heilige Geist in den Schriften des Neuen Testaments geoffenbart hat, nämlich:

1.) Dass die Gläubigen aus den Nationen Miterben geworden sind. Denn ob­gleich die Nationen keinen Anteil an dem Erbteil, den Verheißungen und irdischen Segnungen hatten, die Gott dem Abraham und seinen Kindern verheißen hat­te (Matth, 15, 21-27), so haben wir nun doch - gepriesen sei Gott dafür! - als solche, die aus den Nationen an Christum gläubig geworden sind, Teil an dem himmlischen Erbteil in Christus erhalten zusammen mit den Gläubigen aus den Juden. „Wenn aber Kinder, so auch Erben - Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir nämlich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden“ (Röm. 8, 17).
2.) Dass die Gläubigen aus den Nationen Miteinverleibte geworden sind. Das bedeutet, dass dieser geheimnisvolle Leib durch die Kraft des Heiligen Geistes aus allen an Christus gläubig Gewordenen gebildet worden ist, und dass Christus selbst zur Rechten des Vaters das verherrlichte Haupt davon ist.
3.) Dass sie auch Mitteilhaber Seiner Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium geworden sind. Der Ausdruck „Verheißung in Christus“ bezieht sich auf die vom Vater verheißene und von Christus Seinen Aposteln zuvor verkündigte (Apg. 1, 5) Gabe des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist war nicht nur den Gläubigen aus den Juden, sondern auch denen aus den Nationen zuteil geworden. (Apg. 10, 45; 11, 16 u. 17).

Zwei Dienste

Vers 7: „.. dessen Diener ich geworden bin nach der Gabe der Gnade Gottes, die mir gegeben ist nach der Wirksamkeit seiner Kraft“

Der Apostel war in zweifacher Hinsicht Diener: Erstens war er ein Diener des Evangeliums - des Evangeliums des verherrlichten Christus. Das ist das Evangelium, an dem er diente, und das er unter den Nationen verkündigte, und durch welches er viele Versammlungen an manchen Orten gründete. Aber er war zweitens auch ein Diener der Versammlung; denn es war ihm gegeben worden, die herrli­chen Wahrheiten der Versammlung, besonders die, dass sie der Leib Christi ist, zu offenbaren und zu verbreiten.
Der Apostel bezieht sich auch in seinem Brief an die Kolosser auf diese beiden Aspekte seines Dienstes, indem er sagt: „... des Evangeliums dessen Diener ich, Paulus, geworden bin.“ Und im Blick auf die Versammlung sagt er: „deren Diener ich, Paulus, geworden bin nach der Verwaltung Gottes, die mir in bezug auf euch gegeben ist“ (Kol. 1, 23. 25).
Dann fährt der Apostel fort, uns mit der größten Klarheit zu zeigen, dass dieser Dienst des Evangeliums nach der Gnadengabe Gottes war, die ihm nach der Wirksamkeit Seiner Kraft zugeteilt worden war. Dies ist die Probe auf je­den wahren Dienst für Gott: „Wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes; wenn jemand dient, so sei es als aus der Kraft, die Gott darreicht, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit ist und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen“ (1. Petr. 4, 11).

Der Reichtum des Christus

Vers 8: „Mir, dem allergeringsten von allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, den Nationen den unergründlichen Reichtum des Christus zu verkündigen“

Wie wunderbar ist doch diese, dem Paulus gegebene Gnade! Er, der zuvor ein Lästerer und Verfolger der Versammlung Gottes war, ist nun zu einem völlig Christum geweihten Gefäß geworden, um Seinen unergründlichen Reichtum zu verkündigen.
Wie lieblich auch die Demut und Niedriggesinntheit, mit der Gott diesen ge­segneten Apostel schmücken konnte; denn wenn er von der Gnade Gottes schreibt, die in ihm als in einem der Gläubigen wirkt, so nennt er sich „den allergeringsten von allen Heiligen“. Wiederum, wenn er in Verbindung mit seinem Dienst von sich als einem der Apostel spricht, sagt er: „denn ich bin der Geringste der Apostel, der ich nicht wert bin, ein Apostel genannt zu werden, weil ich die Versammlung Gottes verfolgt habe“ (1. Kor. 15, 9). 

Und wenn er wieder­um von sich als von einem Menschen spricht, so nennt er sich den „ersten der Sünder“ (1. Tim. 1, 15). Dass wir doch alle mehr dem Apostel Paulus in seiner Demut, ja dem Herrn Jesus Selbst nachfolgen möchten, der uns zuruft: „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen“ (Matth. 11, 28 u. 29)!
Unser Verständnis über unsere himmlische Stellung und unser Wachstum in der Gnade und Erkenntnis des Herrn Jesus Christus sollten mit Sanftmut und Demut ge­schmückt sein und nicht durch ein Sich-selbst-zur-Schau-stellen verunziert werden. Wir sind nicht besser oder größer als andere, die vielleicht noch nicht so viel von Seiner Wahrheit ergriffen haben, wie wir es durch die Gnade Gottes tun durften.
Der Apostel war berufen, unter den Nationen den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen. Die Nationen, die zuvor in der Finsternis umkamen und in ihrer völligen Unwissenheit nichtigen Götzen dienten, sollten nun ei­nen herrlichen Anteil an dem „unausforschlichen Reichtum des Christus“ erhal­ten.
Oh, wir preisen den Herrn für Seine unbegrenzten Reichtümer, die Er denen geschenkt hat, die Ihn als ihren Heiland und Herrn angenommen haben. Ja, lie­ber Leser, erfreust du dich, erfreue ich mich wirklich dieser grenzenlosen Reichtümer? In der Tat, Christus wurde arm, auf dass wir durch Seine Armut reich würden (2. Kor. 8, 9). Wie groß muss doch Sein Reichtum, Sein unausforschlicher Reichtum sein! Sein Reichtum ist nicht zu ergründen.
Mose hielt zu seiner Zeit die Schmach des Christus für größeren Reichtum als alle Schätze Ägyptens (Hebr. 11, 26). Möchten wir gleicherweise stets in völliger Gemeinschaft mit unserem geliebten Herrn gefunden werden und uns al­lezeit Seiner und Seines unausforschlichen Reichtums in praktischer Weise er­freuen! Welch kostbare Erfahrung ist doch das Bewusstsein und der Genuss Seiner Gegenwart!

Verborgen in Gott

Vers 9: „...und alle zu erleuchten, welches die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her verborgen war in Gott, der alle Dinge geschaffen hat“

Gebe Gott, dass sich jeder Diener Christi der Tragweite dieser Worte des Apo­stels bewusst werde und sich daran in Wahrheit erfreue! Sein Dienst war nicht nur auf Gläubige beschränkt, sondern es war sein Ziel, auch alle Menschen mit dem Evangelium zu erreichen, alle zu erleuchten, damit alle Menschen die Gna­de Gottes erkennen möchten, die ihnen nicht nur die Vergebung ihrer Sünden an­bietet - eine Vergebung, die auf die Vollgültigkeit des Opfers unseres Herrn Jesus Christus gegründet ist - sondern die ihnen auch das Teil schenkt, mit und in Christus vereinigt und Glieder Seines Leibes zu werden.
Beachte den Ausdruck „Geheimnis, das von den Zeitaltern her verborgen war in Gott, der alle Dinge geschaffen hat“. Keiner von den Heiligen früherer Haushaltungen wusste auch nur das Geringste von diesem in Gott verborgenen Geheim­nis. Doch nach dem Tode unseres Herrn Jesu Christi, Seiner Auferstehung aus den Toten und Seiner Auffahrt in den Himmel kam der Heilige Geist als Person auf diese Erde und nahm in den Gläubigen Seine Wohnung, um ihnen den vollen Wert des Erlösungswerkes zuoffenbaren und das bis dahin verborgene Geheimnis kundzutun.

Den Engeln kundgetan

Vers 10: „...damit jetzt den Fürstentümern und den Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Versammlung kundgetan werde die sehr mannigfaltige Weisheit Gottes“ 

Hier sehen wir, dass dieses besondere und herrliche Geheimnis der Versammlung und ihrer himmlischen Stellung nicht nur den Gläubigen des Alten Testa­ments, sondern auch den Fürstentümern und Gewalten, den Engeln und Erzengeln unbekannt gewesen war.
Doch dieses Geheimnis ist nun der Versammlung geoffenbart worden, und es hat Gott Wohlgefallen, auch Engel damit bekannt zu machen, um ihnen eine neue Seite Seiner göttlichen Weisheit zu offenbaren. Schon früher waren die Engel Zeugen der Weisheit Gottes in mancherlei Weise, besonders in der Schöpfung, gewesen, „als die Morgensterne miteinander jubelten, und alle Söhne Gottes jauchzten“ (Hiob 38, 7). Sie hatten im Laufe der vorausgegangenen Haushaltungen Seine Weisheit in der Mannigfaltigkeit Seines Handelns bis zur gegenwärtigen Haushaltung der Gnade gesehen.

Nun aber offenbarte Gott ihnen etwas ganz Neues, das sie nie zuvor gekannt hatten - ein verborgenes, nur Gott allein bekanntes Geheimnis. Ja, Gott wollte den Engeln durch die Versammlung Seine mannigfaltige Weisheit kundtun. Oh, wie wunderbar ist doch diese Stellung, zu welcher Gott Seine Versammlung erhoben hat! Wie groß aber auch zu gleicher Zeit die Verantwortlichkeit aller wahren Christen, aus welchen sich die Versammlung zusammensetzt! Ach, es sind nur we­nige, die die wahre Stellung der Kirche verstanden, wenige, die Gottes Plan und Willen bezüglich Seiner Kirche und ihres Wandels in dieser Welt als Zeugen für Ihn erfasst haben.
Wandeln wir in Übereinstimmung mit Seinem Willen, damit Er uns zu einem Beispiel und zur Belehrung der Engel setzen kann? Es ist der Wille Gottes, dass die Versammlung einem Buch gleich sei, das von den Engeln gelesen werden kann, damit sie in und durch uns die gar mannigfaltige Weisheit Gottes erkennen mögen.
Dies also ist Gottes Absicht und unsere Verantwortlichkeit. Es ist nicht Gottes Absicht, den Fürstentümern und Gewalten Seine mannigfaltige Weisheit später einmal kundzutun, wenn wir im Himmel ankommen, sondern JETZT, während wir noch in dieser Welt sind, „auf dass JETZT den Fürstentümern und den Ge­walten in den himmlischen Örtern durch die Versammlung kundgetan werde die gar mannigfaltige Weisheit Gottes“.
Ohne Zweifel wird uns die Welt hassen, wenn wir nach dem Willen Gottes, unseres Vaters und Jesus Christus, unseres Herrn wandeln. 

Aber genügt es uns nicht, zu wissen, und erhebt es nicht unsere Herzen zu erkennen, dass wir die besonderen Gegenstände der wunderbaren Ratschlüsse Gottes sind, dass Seine Engel uns umgeben, und dass Er stets mit unergründlicher Liebe auf uns herniederblickt? Genügt es uns nicht, dass Er uns Christum „unser Leben“ gegeben hat - Christum, der Gottes „unaussprechliche Gabe“ ist? Und hat Er uns zudem nicht auch Seinen Heiligen Geist gegeben, dass Er in uns sei, uns zu Seiner Wohnstätte machend, zu Seinem Tempel, während wir noch hier auf Erden sind?
Wenn also einer der Engel sehen möchte, wo Gottes Liebe geoffenbart ist, dann muss er auf diese Erde herabschauen, muss sie auf den Gläubigen, selbst auf den Geringsten und Schwächsten eingeprägt sehen. Wer könnte dies ergründen? Kannst du, kann ich dieses Wunder fassen, dass sich Gott in Seiner Gnade uns so nahe brachte?
Verstünden wir wirklich die Kostbarkeit und die Herrlichkeit dieser Wahrheit, so würde sie uns zur völligen Trennung von allem hier unter der Sonne führen, von allem, was uns durch das Fleisch veranlassen könnte, zu den Dingen dieser Welt zurückzukehren. Wir haben mit Christus einen Platz und eine Stellung, weit hö­her als die Sonne, empfangen. Deshalb sollten wir alle Dinge hier auf Erden dem Urteil des Kreuzes und des Todes unterwerfen. Ziel und Zweck unseres Lebens sollte allein die Verherrlichung des Namens unseres Herrn Jesus Christus sein. Er Selbst muss unsere einzige Freude sein!

Was wir in Christus besitzen

Vers 11: „...nach dem ewigen Vorsatz, den er gefasst hat in Christus Jesus, unserem Herrn“

Alle wunderbaren Ratschlüsse und Gedanken Gottes in bezug auf Seine Versammlung und was Er für sie und in ihr getan hat, hat Er nach Seinem „ewigen Vorsatz“ in Christus Jesus, unserem Herrn geplant. Gepriesen sei Sein herrlicher Name dafür! 
Wer immer das Wort Gottes sorgfältig und unter Gebet liest, wird darin ganz klar finden, dass es Gottes ewiger Vorsatz schon bei der Erschaffung der Welt und letztlich des Menschen war, von dem Geschlecht des gefallenen Adam ein Volk zu nehmen, sie zu einer neuen Schöpfung zu machen und mit Seinem hochgelobten Sohn zu verbinden, damit sie bei Ihm seien und die ganze Ewigkeit hindurch Seine und Seiner Herrlichkeit Teilhaber sein sollten. All dieses nun hat Er in „Christus Jesus, unserem Herrn“ hinausgeführt zu Seiner Verherrlichung.

Vers 12: „. in welchem wir die Freimütigkeit haben und den Zugang in Zuversicht durch den Glauben an ihn“

Im vorigen Vers sprach der Apostel von unserem Herrn Jesus Christus als von Dem, der jetzt verherrlicht droben in der Höhe weilt, der Einzige, in dem der ewige Vorsatz Gottes verwirklicht und erfüllt ist. Dieser Vorsatz betrifft die Segnung der Versammlung in ihrem Einssein mit Christus, ihrem verherrlich­ten Haupt - eine wunderbare Wahrheit und Tatsache, durch welche, wie wir schon sahen, die Engel und Erzengel „die gar mannigfaltige Weisheit Gottes“ erkennen  können.
Doch ist dies nicht alles, was wir in Christus empfangen haben; denn durch Ihn haben wir auch Freimütigkeit und Zugang zu Gott, unserem Vater erhalten. Wir haben Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus und können mit Freimütigkeit und völligem Vertrauen, ohne Furcht und Schrecken in die Gegenwart Gottes, unseres Vaters kommen. Es erfreut Sein Herz, wenn wir also hin­zutreten und in dem Namen Jesu Christi, Seines geliebten Sohnes vor den Thron Seiner Gnade hintreten.

 “Da wir nun, Brüder, Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu..... so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Gewissheit des Glaubens“ (Hebr. 10, 19 u. 22). „Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten. - Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe“ (Hebr. 4, 14 u. 16). 
Eine Seele, die der Liebe des Vaters vertraut, fürchtet sich nicht, in Seine Gegenwart zu kommen, sondern sie freut sich, in Seiner heiligen Gegenwart gefunden zu werden und dort in der Gemeinschaft mit Ihm verweilen zu dürfen.  
Oh, dass wir ein reicheres Verständnis von der Liebe des Vaters hätten! Wir werden finden, dass dies die kostbarsten Augenblicke sind, deren wir uns er­freuen können, wenn wir uns in dem Namen unseres Herrn Jesus Christus, an den wir geglaubt und auf den wir vertraut haben, in Seiner Gemeinschaft aufhalten, indem wir uns auf die Vollgültigkeit Seines Werkes am Kreuz stützen, “in vol1er Gewissheit des Glaubens“.

Die Drangsale des Paulus

Vers 13: “Deshalb bitte ich, nicht mutlos zu werden durch meine Drangsale für euch, die eure Ehre sind“

Zu Beginn dieses Kapitels sehen wir Paulus als einen „Gefangenen in Ketten“, als einen Todgeweihten, und zwar wegen der 0ffenbarung des Geheimnisses, das er verkündigte und das die Versammlung (bestehend aus Juden und Heiden) und ihr himmlisches Teil betraf, welches sie als mit Christum verbunden besitzt.
Hier in Vers 13 erinnert der Apostel die Epheser erneut an diese Wahrheit; und damit ihre Herzen nicht mutlos werden möchten wegen seiner Leiden, ermuntert er sie und bittet, wegen seiner Trübsale nicht mutlos zu werden. Diese Leiden würden vielmehr zu ihrem Nutzen und zur Stärkung ihres Glaubens gerei­chen.
Der Apostel war unter der tyrannischen Herrschaft der Römer, die ihn in Ketten gelegt hatten. Doch gerade inmitten dieser Drangsale beschäftigt der Hei­lige Geist sein Herz mit der wunderbaren Stellung der Versammlung als mit dem verherrlichten Christus droben verbunden und inspiriert ihn, diesen Brief zu schreiben. Diese herrliche Wahrheit erfüllte ihn, sie zu bitten, nicht mutlos noch wankend zu werden. Wie wunderbar ist doch die Einheit, zu der der Heilige Geist die einzelnen Glieder des einen Leibes miteinander verbindet! Der Apo­stel betrachtet seine Drangsale nicht nur als seine‚ sondern auch als ihre Ehre.

Ein besonderes Gebet

Vers 14: “Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus“

Bei der Betrachtung des 1. Kapitels sahen wir, dass die bedeutendsten Gebete Paulus, die der Heilige Geist uns in der Heiligen Schrift aufbewahrt hat, die sind, die er als der Gefangene in Ketten gebetet hat. Sie sind von unschätzbarem Wert und voll nützlicher geistlicher Belehrung für uns. Dieser Brief  enthält zwei Gebete; das erste fanden wir in Kapitel 1, 15-25; das zweite haben wir hier in den Versen 14-21. Wir verwiesen bei der Betrachtung von Ka­pitel 1 Vers 5 schon auf die Tatsache, dass Gott sowohl der Gott unseres Herrn Jesus Christus als auch der Vater unseres Herrn Jesus Christus war und ist. 

Jedes dieser beiden Gebete steht in Zusammenhang mit einer dieser beiden Beziehungen. So ist das erste Gebet an den „Gott unseres Herrn Jesus Christus“ gerichtet, das zweite dagegen an den „Vater unseres Herrn Jesus Christus“. 
In dem ersten Gebet haben wir Ihn als den Menschen gesehen, dessen Gott “Mein Gott“ ist (vgl. Matth. 27, 46; Joh. 20, 17); während wir in dem letzteren Gebet Christus in Seiner einzigartigen Beziehung zum Vater als den eingeborenen Sohn des Vaters sehen, Seine ewige Beziehung - „Mein Vater“. 
Es ist von größter Bedeutung, den Unterschied zwischen diesen beiden Gebe­ten zu sehen. Der Gegenstand des ersteren ist Erkenntnis und Erleuchtung, während der Gegenstand des letzteren der „innere Mensch“ und „Christus im Herzen“ ist. Es genügt eben nicht, gerade noch zur Erkenntnis zu gelangen, sondern diese sollte geistliche Früchte in unserem praktischen, täglichen Leben hervorrufen.
Wenn wir das erste Gebet lesen, führt es uns zur Betrachtung des ewigen Vorsatzes und wunderbaren Ratschlusses Gottes in bezug auf uns. Aber die Be­trachtung des zweiten Gebetes lässt unsere Herzen überfließen von Bewun­derung und Anbetung unserem Gott und Vater gegenüber und ruft in uns das Ver­langen wach, uns selbst völliger dem Herrn Jesus in Liebe hinzugeben - Dem, der uns zuerst geliebt hat. 
„Deshalb“ - wegen dieses erhabenen, in den vorangegangenen Versen mitge­teilten Geheimnisses – „beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Je­sus Christus“. Die Gedanken und das Herz des Apostels waren so von der Größe und Herrlichkeit des vor ihm stehenden Gegenstandes erfüllt, dass es ihn dahin führte, seine Knie zu beugen und sein Herz und seine innersten Gefühle der Zuneigung vor Gott, dem Vater, auszuschütten.
Wir können wohl ohne Übertreibung sagen, dass dieses Gebet des Paulus das her­vorragendste, die Krone all seiner anderen Gebete ist. Es war den Gläubigen zu Ephesus kein unbekannter Anblick, Paulus seine Knie für sie im Gebet beugen zu sehen. Nachdem er seine Abschiedsworte an die Ältesten jener Versammlung  gerichtet hatte, „kniete er nieder und betete mit ihnen allen“ (Apg. 20, 36).
Oh, dass wir doch reichlicher zunehmen würden im Verständnis unserer kostbaren Stellung und dessen, was wir in Christus Jesus, unserem Herrn, erlangt haben, in dem unergründliche Reichtümer verborgen sind! Wir würden auch gebeug­te Knie und von Anbetung überfließende Herzen haben vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus.

Verschiedene Familien

Vers 15: „...von dem jede Familie in den Himmeln und auf Erden benannt wird“

Im alten Bund stand Gott nur mit dem Volk Israel als „Jehova“ in Bezie­hung. Aber wenn der Apostel hier Gott als den „Vater unseres Herrn Jesus Christus“ anredet, so stellt er uns Ihn nicht nur als Den vor, der allein in Beziehung zu dem Volk Israel steht, sondern er zeigt uns Gott als den Schöpfer des ganzen Weltalls, der Engel und der Menschen. Der Ausdruck „jede Familie in den Himmeln und auf Erden“ umfasst: 
    a) die Engel und Erzengel, die Söhne Gottes genannt werden (Hiob 1, 6; 38, 7);
    b) alle Gläubigen der alten Haushaltung, seit den Tagen der Vorväter vor und nach der Flut
    c) alle Gläubigen der gegenwärtigen Haushaltung der Gnade; und
    d) auch alle Gläubigen, die nach der Entrückung der Versammlung auf dieser Erde gefunden werden; also der treue Überrest Israels und die aus den Nationen, welche die Predigt des Evangeliums des Reiches annehmen werden.
Gott hat jeder einzelnen von diesen Familien ihren Platz und ihre Stellung angewiesen; sie haben nicht alle die gleiche Stellung, denselben Platz. So lesen wir im Wort Gottes von der „Braut“, dem Weib des Lammes und von „Freunden“ des Bräutigams. Wir lesen auch im Hohenlied (Kap. 6, 8. 9) von „Königin­nen“, „Kebsweibern“, „Jungfrauen“ und „Töchtern“. Zweifellos hat jede dieser „Familien“ ihre besondere Beziehung zu Christus, aber keine hat gleich kostba­re Beziehungen zu Ihm, wie die Braut des himmlischen Lammes - die Versammlung, welche Sein Leib ist; denn wir sind „Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und seinen Gebeinen“ (Eph. 5, 30).

Kraft für den inneren Menschen

Vers 16: „...damit er euch gebe, nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inneren Menschen“

Wie kostbar ist die Gnade unseres Gottes und Vaters gegen uns! Gepriesen sei Sein Name! Nicht gemäß unserer begrenzten Vorstellungen, sondern nach Seinem Reichtum in Herrlichkeit ist Er zu geben fähig und willens (Phil. 4, 19).
Was immer wir von Ihm erbitten mögen, wir können niemals mehr von Ihm erbitten als Er uns zu geben vermag. Er gibt uns „nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit“. Man erzählt, dass sich jemand einst von einem König eine Gunst erbat. Der König gab ihm nach dem Maß seines Reichtums und seiner Freigebigkeit; er gab ihm weit mehr, als er gebeten worden war. Dann sagte der Beschenk­te zu ihm: „Oh, mein König, das ist viel zu viel!“ Aber der König antwortete lachend: „Dir mag es viel erscheinen; doch mich dünkt, ich gab dir nicht viel“. So ist es auch, wenn wir von unserem Gott und Vater im Glauben und Vertrauen etwas erbitten - Er gibt über die Maßen mehr, als wir erbitten oder er­denken mögen.

Dieses Gebet des Apostels Paulus gleicht einer kostbaren Kette mit goldenen Gliedern; es ist gleichsam ein Strauß von höchsten geistlichen Bitten: „Damit er euch gebe, .... mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inneren Menschen“. Der Apostel Paulus kannte die Schwachheit des Menschen aus eigener Erfahrung. Er kannte die Bedeutung der Worte des Herrn – „denn außer mir könnt ihr nichts tun“. Er hatte auch die ermutigenden Worte des Herrn Jesus vernommen: „Meine Gnade genügt dir; denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht“. Das ist der Grund, warum er in seinem Gebet als erstes darum betet, dass sie durch den Heiligen Geist an dem inneren Menschen gestärkt werden möchten. 

Der Heilige Geist wohnt in der Tat in jedem wahren Gläubigen - eine Tatsache, deren uns der Apostel bereits im 1. Kapitel versichert: „In dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung“ (Vers 13). Aber was wir so sehr nötig haben ist, dass wir mit Seiner Kraft an dem inneren Menschen gestärkt werden möchten. Wir sollten den Apostel Paulus nachahmen und stets unsere Knie beugen vor dem Vater unseres Herrn Je­sus Christus, damit Er uns mit der Kraft Seines Heiligen Geistes stärken möge. Gerade in diesen letzten Tagen - den Tagen Laodicäas - wo Schwachheit und Lauheit in beklagenswerter Weise viele Christen beherrschen, haben wir es so bit­ter nötig, täglich unser Herz vor unserem Gott und Vater auszuschütten, damit wir mit Kraft gestärkt werden möchten durch den Heiligen Geist an dem inneren Menschen.

Christus wohnt in uns

Vers 17: „...dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, indem ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid“

Beachte hier: Der Zweck der Bitte des Apostels, warum er die Gläubigen  durch den Heiligen Geist am inneren Menschen mit Kraft gestärkt sehen möchte, ist der, dass der Christus durch den Glauben in ihren Herzen wohnen möge. Wenn der Heilige Geist den wahren Christen kontrollieren und regieren kann, dann er­füllt Er sein Herz, seine Zuneigungen und Gedanken mit Christus Jesus; ja, Er zeigt, dass Christus „schöner ist als die Menschensöhne“ (Ps. 45) und dass „sein Gaumen lauter Süßigkeit und alles an ihm lieblich“ ist (Hohel. 5, 16). „Er wird mich verherrlichen“, sagte der Herr zu Seinen Jüngern, „denn von dem Meinen  wird er empfangen und euch verkündigen“ (Joh. 16, 14).
Es ist nicht gut, in unseren Gedanken zu sehr mit dem Werk des Heiligen Geistes in uns beschäftigt zu sein, so wunderbar und groß dies auch ist. Der Zweck Seines Wohnens und Wirkens in uns ist, von Christum zu zeugen, auf dass Christus Seinen rechtmäßigen Platz in unserem Herzen haben mag.
Es ist wichtig, die Absicht des Apostels Paulus in seinem Gebet zu beachten. Er betet für die Heiligen in Ephesus nicht darum, dass sie Christum durch den Glauben aufnehmen möchten; denn sie hatten Ihn ja schon als Heiland und Erlö­ser angenommen. Sondern er betet um eine weit größere Segnung, nämlich, dass Er Seinen vollen Platz auf dem Thron ihrer Herzen möge einnehmen können.

Nun ist es durchaus wahr, dass jeder wahre Gläubige in Christus ist, „daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung“ (2. Kor. 5, 17); “Ich kenne einen Menschen in Christus...“ (2. Kor. 12, 2). Doch an solche wird die Frage gerichtet: „Hat Christus allein den ganzen Platz in deinem Herzen?“ Christus wünscht nicht, dass irgendetwas anderes außer Ihm einen Platz in unserem Herzen habe. Denn wenn Christus nicht Herr von allem ist, so ist Er überhaupt nicht Herr.
Wenn Christus durch den Glauben in dem Herzen des Gläubigen wohnt, dann will Er Selbst sein ganzes Sein besitzen und ausfüllen. Er ist der Herr über unse­re Fähigkeiten, unsere Zuneigungen, unsere Gedanken und die Glieder unseres Leibes, damit wir uns in Wahrheit auf dem Weg des Sieges befinden und überströmende Freude in unserem Leben hienieden genießen können.
Oh, glücklich der, dessen Leben Christus ist! „Christus lebt in mir“ (Gal. 2, 20). Wir sollten allezeit mit gebeugten Knien zu dem Vater unseres Herrn Jesus Christus beten, damit dieses die Erfahrung unserer Herzen werden möchte all die Tage, die wir noch in dieser Welt wandeln sollen.

In Liebe gewurzelt und gegründet

Vers 17+18: „... dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, indem ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid, damit ihr völlig zu erfassen vermöget mit allen Heiligen, welches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe sei“

Der Apostel benutzt hier in bezug auf die Gläubigen zwei schöne Bilder - „indem ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid“. Ein ähnliches Bild finden wir in Kol. 2, 7: „Gewurzelt und auferbaut in ihm“. Wir sind in Liebe - der Liebe Gottes - gewurzelt; wir gleichen einem Baum, der seine Wurzeln tief im Erdreich ausstreckt und so fähig ist, den Stürmen zu wi­derstehen und die begehrte Frucht zu seiner Zeit zu geben. „Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen Blatt nicht verwelkt“ (Ps. 1, 3). In Liebe gegründet wie ein unerschütterlicher Bau auf einem Felsen - Er Selbst, unser Herr Jesus Christus, der „Fels der Ewigkeiten“. “Gottes Ackerfeld, Gottes Bau seid ihr“ (1.Kor. 3, 9).

Die Größe des Geheimnisses

„Damit ihr völlig zu erfassen vermöget mit allen Heiligen“. Hier sehen wir den Nutzen der heiligen Gemeinschaft unter den Gläubigen. Wenn wir in Liebe gewurzelt und gegründet sind, so werden wir auch fähig sein, ein­ander zu helfen und beizustehen, um die Ratschlüsse der Gnade Gottes gegen uns besser zu verstehen. Wir können nicht einer ohne den anderen auskommen; denn jeder Einzelne von uns ist berufen, als Glied am Leib Christi dem Wohlbefin­den aller Glieder zu dienen. Selbst das geringste und schwächste Glied an die­sem Leibe ist nötig und für alle übrigen Glieder unentbehrlich (1. Kor. 12, 21-25).

Nun, wenn wir in Liebe gewurzelt und gegründet sind, werden wir imstande sein zu erfassen, welches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe sei; wir werden zunehmen und fortschreiten in der Erkenntnis dieses Geheimnisses, welches der besondere Gegenstand dieses Kapitels ist.
Manche meinen, dass die Worte „Breite und Länge und Tiefe und Höhe“ zu der „Liebe des Christus“ in Beziehung ständen.

Aber dies ist nicht die Absicht des Apostels; denn das Wörtchen „und“ in dem nächsten Satz „und zu erkennen die Liebe des Christus“ zeigt, dass die Bedeutung des Satzes „zu erfassen, wel­ches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe sei“ etwas anderes sein muss als die Liebe des Christus. In der Tat erwähnt der Apostel hier nicht ausdrücklich, was er mit Breite, Länge, Tiefe und. Höhe meint. Er überlässt es vielmehr dem geistlichen Verständnis des Lesers, wahrzunehmen, dass das, was gemeint ist, Gottes ewigen Ratschluss in bezug auf das gesegnete Geheimnis bedeutet, von dem der Apostel so sehr erfüllt ist, wenn er es in diesem Brief und besonders in diesem Kapitel behandelt.

Unergründliche Liebe

Vers 19: „... und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, damit ihr erfüllt sein möget zu der ganzen Fülle Gottes“

Der Apostel beschließt sein Gebet für die Heiligen mit der erstaunlichen und wunderbaren Bitte, dass sie „die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Chri­stus“ erkennen mögen. Es ist, als behielte auch er den besten Wein bis zuletzt. Es ist eine gesegnete Sache, in der Erkenntnis und in der Gnade Gottes gegen uns zu wachsen, um zu erfassen, welches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe des ewigen Ratschlusses Gottes sei - dieses Geheimnis, das in den früheren Zeitaltern verborgen war, uns aber jetzt als Söhne Gottes in dieser überaus gesegneten, neutestamentlichen Haushaltung offenbart ist. Doch hier nun diese wunderbare Bitte des Apostels, „und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, auf dass ihr erfüllt sein möget zu der ganzen Fülle Gottes“.

Die Ausdrucksweise des Apostels scheint hier in sich selbst widersprüchlich zu sein, als könnten wir fähig sein, etwas zu erkennen, was die Erkenntnis übersteigt. Tatsächlich aber sagt uns der Apostel nicht, dass wir zu irgend einer Zeit je fähig sein würden, die Liebe des Christus in ihrem vollen Ausmaß zu verstehen, sondern er wünscht, dass wir in der Erkenntnis und Wertschätzung dieser grenzenlosen Liebe mehr und mehr zunehmen mögen. Es ist gleichsam, als führte uns der Apostel zu den Ufern eines Ozeans von unvorstellbarer Tiefe und Weite, damit wir weder in diesem Leben noch in der Ewigkeit imstande sein werden die Grenze oder das Ende dieser Liebe zu erreichen.
Die Liebe des Christus zu uns ist ebenso unbegrenzt, wie die Liebe des Vaters zu Ihm – „wie der Vater mich geliebt hat, habe ich euch geliebt“ (Joh. 15, 9). Und wie es in der Liebe Gottes, des Vaters, zu Seinem eingeborenen Sohn, unserem Herrn, keine Grenzen gibt, so ist auch die Liebe Christi zu uns ohne Maß und Ende (vgl. Joh. 17, 23).
„Oh, Herr Jesus, wie wunderbar bist Du. Gib, dass wir Dich und Deine Liebe mehr und mehr erkennen und in unserem täglichen Leben praktisch verwirklichen mögen!“ Schon hier auf Erden kennen wir diese Liebe Christi, die jeden Verstand übersteigt; wie herrlich wäre es, wenn jedermann sie erkennen und besitzen würde.

Beachte auch, dass uns in diesem Gebet der dreieinige Gott gezeigt wird, tä­tig für unsere Segnung. Der Apostel hatte die Knie gebeugt vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus (Gott, der Vater), damit wir mit Kraft gestärkt werden möchten durch Seinen Geist (Gott, der Geist) an dem inneren Menschen, damit Christus (Gott, der Sohn) durch den Glauben in unseren Herzen wohne, um die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus zu erkennen. Gepriesen sei Sein anbetungswürdiger Name!

Die ganze Fülle Gottes

„Damit ihr erfüllt sein möget zu der ganzen Fülle Gottes“. Ohne Zweifel ist dies das gesegnete Ergebnis der Innewohnung des Christus durch Glauben in unserem Herzen und der Erkenntnis Seiner unergründlichen Liebe. Wie es uns unmög­lich ist, die Grenze der die Erkenntnis übersteigenden Liebe des Christus zu errei­chen, so ist es uns auch nicht möglich, die Grenze der Fülle Gottes zu erreichen.
Gibt es etwas noch Wunderbareres, als dass wir armen Geschöpfe, behaftet mit aller Schwachheit, zu der ganzen Fülle Gottes erfüllt sein sollen? Nicht genug, dass der Apostel in seinem ersten Gebet in Kapitel 1 flehte, dass wir er­leuchtet werden mögen, um zu erkennen, dass wir der Leib Christi und die Fülle dessen sind, der alles in allem erfüllt; er begehrt für uns noch mehr. Er wünscht uns, in der Kraft des in uns wohnenden Heiligen Geistes erfüllt zu sein zu der ganzen Fülle Gottes Selbst. Nun, dies sollte der praktische Zustand und die tatsächliche Erfahrung (nicht unseres Geistes) sondern unseres Herzens sein.

 Es ist eine sich vertiefende und wachsende Gemeinschaft mit Gott, die wir verwirklichen sollten, nachdem wir erleuchtet und zur Erkennt­nis unserer Stellung in Christo geführt worden sind. 
Salomo betete bei der Einweihung des Tempels: „Siehe, die Himmel und die Himmel der Himmel können dich nicht fassen; wie viel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe!“ (1. Kön. 8,27). Obgleich dies völlig wahr ist, so wohnt Er doch „bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist“ (Jes. 57, 15). Und der Apostel Johannes sagt: „Wer seine Gebote hält, bleibt in ihm, und er in ihm“; „Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm“ (1. Joh. 3, 24; 4, 16).
Der Herr Jesus Selbst sagte zu den Seinigen: „Bleibt in mir, und ich in euch“ (Joh. 15, 4). All diese Ausdrücke geben uns eine Vorstellung von der Bedeutung der Worte des Apostels: „damit ihr erfüllt sein möget zu der ganzen Fülle Gottes“. Ein Knecht des Herrn erklärt diese Worte sehr schön so: „Wenn du ein offenes Gefäß in den Ozean tust, dann ist das Gefäß in dem Ozean und der Ozean in dem Gefäß“. 

Gebe Gott, dass unsere Herzen Ihm so geöffnet und wir allezeit in völliger Gemeinschaft mit Ihm wären, damit dies unsere gesegnete, ständige Erfahrung wäre – „erfüllt zu sein mit der ganzen Fülle Gottes“. 
Der Heilige Geist redet hier zu uns von der „Fülle Gottes“. In Kapitel 4, 13 sagt Er: „Fülle des Christus“ in Kapitel 5,18: „Mit dem Geist erfüllt“. Sag‘, was brauchten wir noch außer dem?

Gott nichts unmöglich

Vers 20+21: „Dem aber, der über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr, als was wir erbitten oder erdenken, nach der Kraft, die in uns wirkt, ihm sei die Herrlichkeit in der Versammlung in Christus Jesus, auf alle Geschlechter des Zeitalters der Zeitalter hin! Amen“

Der Apostel besiegelt diesen ersten Teil seines Briefes - den lehrmäßigen - mit diesem wunderschönen Lobgesang. In den voraufgegangenen Versen sa­hen wir ihn seine Knie beugen und dieses so überaus tiefe und kostbare Gebet für die Heiligen beten. Jetzt aber fließt sein Herz über von Lob und Dank gegen den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, Der fähig ist, mehr zu geben, als was er erfleht.
Es ist lehrreich zu beachten, dass der Ausdruck „vermag“ drei Mal im Neuen Testament vorkommt - und jedes Mal in einer Lobpreisung. So finden wir ihn hier, und dann auch in Röm. 16, 25 - 27, wo der Apostel sagt: „Dem aber, der euch zu befestigen vermag nach meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus..., dem allein weisen Gott durch Jesus Christus, ihm sei die Herrlichkeit in Ewig­keit! Amen“. Und, auch im Judasbrief Verse 24-25 lesen wir: „Dem aber, der euch ohne Straucheln zu bewahren und vor seiner Herrlichkeit tadellos darzustellen vermag mit Frohlocken, dem alleinigen Gott, unserem Heiland, durch Jesum Chri­stum, unseren Herrn, sei Herrlichkeit, Majestät, Macht und Gewalt vor aller Zeit und jetzt und in alle Zeitalter! Amen“.

 Wie groß ist die Macht unseres Gottes, mit Dem wir es zu tun haben! Anbetung ist Seinem Herzen wohlgefällig, und sie erfüllt auch unser Herz mit Freude.
Wir sehen hier auch, wie groß der Glaube und das Vertrauen des Apostels in die Kraft Gottes war. Es genügt ihm nicht zu sagen: „Dem aber, der über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr, als was wir erbitten“; denn Paulus geistliche Auffassungskraft war größer als das; es genügt auch nicht zu sagen: „... der über alles hinaus zu tun vermag“. Sondern der Glaube an Gott und Seine große Kraft lässt ihn sa­gen: „Dem aber, der über al1es hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr‚ als was wir erbitten oder erdenken“.

Er hatte zuvor in seinem Gebet für die Heiligen gebetet, dass sie die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus erkennen und zu der ganzen Fülle Gottes erfüllt sein mögen. Und da es uns oft scheint, als könnten wir eine derart herrliche Erfahrung nie erlangen, lenkt der Heilige Geist unsere Her­zen zu Gott, Der nicht nur das zu tun vermag, was wir erbitten, sondern über die Maßen mehr, als was wir erdenken und uns vorstellen können.
Oh, dass doch unser Glaube an die Kraft Gottes erstarken und zunehmen möchte, damit wir in all den verschiedenen Umständen des Lebens in der völligen Gewissheit und in dem tiefen Vertrauen zu Ihm vorangehen möchten in dem Bewusst­sein, dass Er es „zu tun vermag“. Seine Macht kennt keine Grenzen, Ihm ist nichts unmöglich. 

Die Kraft die in uns wohnt

Unser Gott vermag... zu tun... „nach der Kraft, die in uns wirkt“. Diese  Kraft ist die Kraft Gottes, des Heiligen Geistes, der in jedem wahren Gläubigen wohnt. Der wahre Christ ist ein Tempel Gottes, „denn der Tempel Gottes ist heilig, und solche seid ihr“ (1. Kor. 3, 17). „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid?“ (1. Kor. 6, 19). 
Ja, Geliebte, jetzt ist die Kraft Gottes in uns‚ den Glaubenden, ebenso wirksam, wie es Seine göttliche Kraft an uns war, wie wir es im 1.Kapitel Vers 19 fanden: „damit ihr  ...wisset, .... welches die überragende Größe seiner Kraft an (od. in bezug auf) uns, den Glaubenden“ ist.

 Dies ist die Kraft, welche Christus (und in Ihm auch uns) aus den Toten auferweckte - Seine Kraft „ an uns“. Aber hier am Ende des 3. Kapitels stellt uns der Heilige Geist die Kraft vor, die jetzt in uns wirkt, und durch die wir die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus erkennen, und die uns zu der ganzen Fülle Gottes erfüllt.
Gott vermag... zu tun... „nach der Kraft, die in uns wirkt“, damit wir nun in demselben Maß, wie wir uns der Kraft und Wirksamkeit des Heiligen Geistes in unserem täglichen Leben überlassen, auch fähig sind, Frucht hervorzubringen und uns der Segnungen dieser unendlichen, göttlichen Kraft zu erfreu­en.

Ihm sei die Herrlichkeit in der Versammlung

„...ihm sei die Herrlichkeit in der Versammlung in Christus Jesus, auf alle Geschlechter des Zeitalters der Zeitalter hin! Amen“. Was für eine erhabene und herrliche Stellung hat Gott der Versammlung gegeben! Dieser wunderbare Lobgesang beschreibt diese Stellung. Gott hatte es Sich vorgenommen, dass die Versammlung durch alle Zeitalter hindurch und ohne Ende zu Seiner Verherrli­chung sei, zu Seinem Preise in der gegenwärtigen Zeit und in alle Ewigkeit! Es wird nie eine Zeit, nie ein Zeitalter geben, wo die Versammlung nicht „die Braut des Lammes“ zur Verherrlichung Gottes sein wird. Auch in der zukünftigen Ewigkeit wird die Versammlung, nachdem der erste Himmel, die erste Erde und das Meer vergangen sein werden, die „Hütte Gottes bei den Menschen“ sein (Offb. 21, 1-3). 

Alle Erlösten (mit Ausnahme der Heiligen der Versammlung selbst) werden in Ewigkeit diese „Hütte Gottes“ anschauen. Beachte, Offenba­rung 21, 9-23 zeigt klar, dass wir in der „Heiligen Stadt, dem neuen Jerusalem“, die symbolische Darstellung von der „Braut, dem Weib des Lammes“ finden, wel­ches die Versammlung ist, der Wohnplatz Gottes schon jetzt in dieser Zeit und für alle Ewigkeit. Sie ist heute die Behausung Gottes im Geist (Eph. 2, 20-22), aber auch in der zukünftigen Ewigkeit wird sie die Wohnstätte, die Hütte Got­tes sein (Offb. 21, 3), durch welche Er in der Mitte derer wohnen wird, die einerseits in der alttestamentlichen Zeit, bevor es eine Versammlung gab, und andererseits nach der Epoche der Versammlung, d.h. während der Drangsalszeit und des tausendjährigen Reiches erlöst wurden.

Wir müssen jedoch betonen, dass die Versammlung - getrennt von Christus - nie zur Verherrlichung Gottes sein könnte. Denn ohne Christus waren wir Fremdlin­ge und Feinde Gottes. Doch als die Versammlung mit Christus verbunden wurde, wurde Er ihr Haupt und sie Sein Leib zur Verherrlichung Gottes. „Ihm sei die Herrlichkeit in der Versammlung in Christus Jesus, auf alle Geschlechter des Zeitalters der Zeitalter hin! Amen“. 
Möchte es so sein, dass Leser wie Schreiber sich mit dem gesegneten Apostel vereinigen, um vor dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus die Knie zu beugen mit der Bitte, dass Er uns helfe, all das, was das Gebet des Apostels enthält, praktisch zu verwirklichen! Gebe Gott, dass wir auch an den Gefühlen und Zuneigungen des Apostels teilnehmen möchten, die ihn zu diesem wun­derbaren Lobgesang leiteten, damit er in Wahrheit und in aller Aufrichtigkeit sagen konnte: „Amen!“

Praktischer Teil

Kapitel 4

Den alten Menschen ausgezogen - den Neuen angezogen

Vorrechte und Verpflichtungen

Mit Kapitel 4 beginnt der 2.Abschnitt dieses Briefes. Kapitel 4 - 6 können wir den praktischen Teil des Briefes nennen, während die ersten drei Kapitel den lehrmäßigen Teil bilden, welcher sich mit den ewigen Ratschlüssen Gottes und mit Seinen Wegen in bezug auf die Versammlung und der herrlichen Stellung be­schäftigt, in die sie durch ihre Verbindung mit ihrem verherrlichten Haupt, unserem Herrn Jesum Christum, gebracht ist.
Von Anfang an war es der Vorsatz Gottes, des Vaters, arme Sünder, die an Seinen eingeborenen Sohn glauben, als Söhne zu Sich zu bringen. Aus solchen setzt sich die Versammlung, welche „der Leib Christi“ ist, zusammen. Christus erkaufte Sich die Versammlung mit Seinem kostbaren Blut, indem Er Sich für sie dahingab. Als Folge des vollbrachten Erlösungswerkes kam der Heilige Geist vom Himmel auf diese Erde herab, um Seelen zu dem alleinigen Heiland zu führen, und um jeden wahren Gläubigen der gegenwärtigen Haushaltung mit Christus, dem Haupt, zu vereinigen und so den ewigen Ratschluss Gottes zu erfüllen.

In den letzten drei Kapiteln, die - wie bemerkt - den praktischen Teil dieses Briefes bilden, redet der Apostel klar von der christlichen Verantwortlich­keit; denn seine Lehre sollte auch zu einem Wandel und, als dessen Folge, zu einem gottseligen Leben Führen. Zuerst muss ein Verständnis von der hohen Beru­fung da sein; dann folgt der Wandel in Übereinstimmung mit dieser Berufung. Stellung kommt vor Verantwortlichkeit, Vorrechte vor Verpflichtungen. Der seiner hohen Berufung bewusste Gläubige wird auch fähig sein, seine Verpflich­tung zu einem heiligen, Gott wohlgefälligen Leben zu verstehen. Wenn es ein lehrmäßiges Christentum gibt, so gibt es auch ein praktisches Christentum.
Wenn uns Gott zeigt, dass wir mit Christus in die himmlischen Örter versetzt sind, so sollte man auch an den Gläubigen sehen, dass sie über dem Niveau der Welt in einem geistlichen Zustand leben, der in Übereinstimmung mit ihrer himm­lischen Stellung ist. 
Der Heilige Geist zeigt uns in diesem letzten Teil des Briefes zwei wichtige Tatsachen:
    1.) Den christlichen Wandel (Kap. 4, 1; 6, 9).
    2.) Den christlichen Kampf  (Kap. 6, 10 - 20).

Würdig der Berufung wandeln

Vers 1: „Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit der ihr berufen worden seid“

Aus der Ausdrucksweise des Apostels „Ich ermahne euch nun“, geht klar hervor, dass zwischen der lehrmäßigen Unterweisung in den vorhergehenden Kapi­teln und der praktischen Belehrung in den letzten drei Kapiteln eine lebenswich­tige Verbindung besteht. Wo es wahren Glauben gibt, da muss es auch gute Werke geben.
Dies ist nun schon das zweite Mal, dass sich der Apostel als „der Gefangene im Herrn“ vorstellt (vgl. Kap. 3, 1). Es war die römische Regierung, die ihn in Gewahrsam nahm, in Ketten legte und ihn schließlich dem Tod überlieferte. Gerade so hatte sie es mit seinem Herrn und Meister getan, Den sie überlieferte, auf dass Er gekreuzigt würde. Doch der Apostel rechnete es sich zur Ehre, ein „Gefangener Jesu Christi“, ein „Gesandter in Ketten“ zu sein (Kap. 6, 20).

Mit welcher Zartheit spricht hier der Apostel zu seinen Söhnen im Glauben in Ephesus. Er spricht zu ihnen nicht im Befehlston, sondern sagt zart und freundlich: „Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit der ihr berufen worden seid“. Welch eine wunderbare Berufung! Es ist eine „Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus“ (Phil. 3, 14); eine „heilige“ und eine „himmlische Berufung“ (2. Tim. 1, 9 und Hebr. 3, 1) deren wir teilhaftig geworden sind. Gott hat uns in Gnaden „in die Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus“ berufen (1. Kor. 1, 9). Er hat uns gesegnet mit je­der geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern, Er hat uns ewiges Leben gegeben und uns mit Seinem geliebten Sohn als dein Haupt des Leibes verbunden.
Wir werden mitaufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geist, zu einem heiligen Tempel im Herrn. Wir sollten nun diesen gesegneten Vorrechten entspre­chen und dieser hohen Berufung, mit welcher wir berufen worden sind, würdig wandeln!

Einander in Liebe ertragen

Vers 2: „... mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander ertragend in Liebe“

Der Apostel beabsichtigt, ihnen über die außerordentliche Wichtigkeit des Bewahrens der Einheit des Geistes zu schreiben; und so bereitet er hier den Weg dazu, indem er sie ermahnt, in aller Demut und Sanftmut mit Langmut zu wandeln. 
Lasst uns auf der Hut sein, dass diese Demut in jedem Aspekt unseres Lebens in Wahrheit die Haltung unserer Herzen sei, in dem wir nicht nur äußere Demut zeigen! Es muss die Haltung unseres Herzens sein! Der allergrößte Lehrer ermuntert uns, von Ihm zu lernen, denn Er ist „von Herzen demütig“.
Es besteht ein großer Unterschied zwischen der Demut Christi, unseres Herrn, und unserer Demut. Er, der Gott, Seinem Vater, gleich ist und der in der Gestalt Gottes war, entäußerte Sich, und selbst als Mensch erniedrigte Er Sich noch und ward gehorsam bis zum Tod, „ja, zum Tod am Kreuz“. Er der Allmächtige, der Unendliche, erniedrigte Sich und kam auf diese verfluchte und sündige Erde herab, und nicht nur das; Er stieg auch in die unteren Teile der Erde (V. 9). Unsere Demut dagegen kann gar nicht soweit herabsteigen. Wir sind nur Staub; und das Bewusstsein hiervon sollte uns vor allem Stolz und jeder Ruhmsucht be­wahren. Möge der Herr uns in einem Zustand wahrer Demut erhalten, denn „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade“ (Jak. 4, 6). 

Der Apostel hatte sich ausführlich mit unserer herrlichen Stellung beschäf­tigt und gezeigt, dass Gott in Seiner Gnade, Liebe und Barmherzigkeit uns hat „mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“. Nun aber ermahnt er uns, in aller Demut zu wandeln. Wir sollten uns unserer wunderbaren Stellung wegen nicht rühmen oder erheben, sondern sollten im Gegenteil die Schönheit dieser Stellung durch einen Christus gleichen Wandel in Demut offenbaren. Das also ist der erste Schritt auf dem Weg der Einheit.
„...und Sanftmut“. Welch ein wunderschönes Kennzeichen ist dies! Wie lieblich, wenn wir damit geschmückt sind! Es ist eine der wunderbaren Tugenden Christi, auf die der Apostel in seinem 2. Brief an die Korinther (Kap. 10, 1) hinweist: „Ich ... ermahne euch durch die Sanftmut und Milde des Christus“. Der Herr selbst lädt uns ein: „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Be­ladenen, und ich werde euch Ruhe geben. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen“ (Matth. 11, 28. 29).

Sanftmut bedeutet, dass wir die niederträchtigsten Beleidigungen ruhig und ohne Verdruss hinnehmen. Das tat der Herr Jesus, als Er hier auf Erden war, „der gescholten, nicht wiederschalt“. Wir sollten Ihn in Seiner Demut und Sanftmut, ja in jeder Seiner Tugenden nachahmen. Wer da sagt, dass er in ihm bleibe, ist schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie er gewandelt ist“ (1. Joh. 2, 6). Dies ist ein weiterer Schritt auf dem Weg der Einheit. 
„... mit Langmut“. Der Apostel ermahnt auch in Kol. 3‚ 12 zur Langmut; er offenbarte sie in seinem eigenen Leben (vgl. 2. Kor. 6, 6 und 2. Tim. 3, 10).
Langmut bedeutet, dass wir nicht schnell ärgerlich werden, selbst wenn wir grundlos und ungerechtfertigt herausgefordert und beleidigt werden. Was für eine wunderbare Tugend ist Langmut. Sie vermehrt der Seele Frieden und Freude. Lasst uns ernstlicher dafür beten, dass uns der Herr mehr Weite des Herzens gebe! Dies also ist noch ein weiterer, gesegneter Schritt zu dem Weg der Einheit.
„... einander ertragend in Liebe“(vgl. auch Kol. 3, 13). Wir sollten in der Tat darüber wachen, dass wir nicht gegen andere sündigen und sie beleidigen. Da wir selbst so leicht gegen unsere Brüder sündigen, sollten wir umso ehr auch ihre Sünden gegen uns ertragen. Wenn die Liebe vermehrt in unserem Herzen wirksam ist, werden wir durch Gottes Gnade fähig sein Sünden, Fehler und Vergehungen anderer gegen uns zu ertragen.
Der Apostel Petrus ermahnt die Gläubigen, besonnen und nüchtern zum Gebet zu sein. Aber er fügt auch hinzu: „Vor allen habt untereinander eine inbrünstige Liebe, denn die Liebe bedeckt eine Menge von Sünden“ (1.Petr. 4, 8). All diese Ermahnungen, die uns der Heilige Geist gibt, sind, unbedingt nötig, um die Einheit des Geistes in dem Band des Friedens zu bewahren.

Das Bewahren der Einheit

Vers 3: „... euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens“
 
Es sollte ganz klar sein, dass der Apostel uns nicht dazu ermahnt, die Ein­heit des Leibes zu bewahren, denn dies ist ein göttliches Werk. Gott begann dies Werk am Tag der Pfingsten, als der Heilige Geist vom Himmel herniederkam, um alle wahrhaft Gläubigen mit dem Herrn Jesus Christus, dem Haupt, als zu einem Leib zu verbinden. „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden“ (1. Kor. 12, 13).
Trotz all der Spaltungen und Trennungen, die unglücklicherweise die Chri­stenheit zerrissen haben, bilden alle wahren Christen, in welcher christlichen Benennung und Gruppe sie sich auch aufhalten mögen, den einen Leib des Chri­stus.

Der Apostel ermahnt uns hier, dass wir uns befleißigen, unser Äußerstes zu tun, die „Einheit des Geistes“ zu bewahren. Jeder Gläubige aus irgend­einer Gruppe, aus irgendeinem christlichen Kreis ist mein Bruder und gleich mir ein Glied am Leib Christi. Ich bin schuldig, ihn zu lieben und mit ihm auf dieser Basis zu verkehren. 
Ein anderer wichtiger Punkt ist, dass uns der Apostel nicht auffordert, die­se Einheit zu machen oder zu bauen ‚sondern sie zu bewahren; denn gemacht ist diese Einheit bereits durch den Heiligen Geist. Wenn jeder Gläubige erlauben würde, dass der Heilige Geist ungehin­dert in seinem Herzen wirken könnte, so würde diese Einheit in warmherziger, ungeheuchelter Liebe gegen alle wahren Gläubigen ohne jede Ausnahme offenbar werden. Es würde die Schönheit und Herrlichkeit dieser Einheit in all unseren Handlungen mit allen Kindern Gottes gesehen werden.

Das Band des Friedens

„In dem Band des Friedens“. Hier ist nicht von dem Frieden die Rede, den Gott in unsere Seelen gibt und der unsere Herzen und unseren Sinn bewahrt in Christus Jesus, sondern von dem Frieden, der unsere Herzen mit allen gelieb­ten Kindern Gottes verbindet.
Es ist möglich, dass es Gläubige gibt, die bezüglich der göttlichen Wahrhei­ten nur ein geringes Verständnis besitzen, und wir tun gut, wenn wir ihnen mit aller Demut und Sanftmut die gesunden, göttlichen Grundsätze verstehen helfen. Doch das Wichtige hier, wozu uns der Apostel ermahnt, ist, dass wir uns wirk­lich befleißigen, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens.
Auf der anderen Seite ist es wichtig zu bemerken, dass „die Einheit des Gei­stes zu bewahren in dem Band des Friedens“ nicht bedeutet, einen Menschen in die Gemeinschaft der Gläubigen aufzunehmen, wenn sein praktisches Leben oder sein lehrmäßiger Standpunkt nicht gesund ist. Es ist äußerst gefährlich, so etwas unter dem Vorwand der Liebe oder mit dem Gedanken zu tun, wir würden nun die Einheit des Geistes in dem Band des Friedens bewahren. 

Denn das Erweisen von Liebe auf Kosten der Wahrheit oder der Herrlichkeit Gottes ist keine wah­re christliche Liebe. Würden wir unserem Herrn Jesus Christus und Seinen An­rechten gegenüber wahrhaftig und in unserer Liebe zu Ihm aufrichtig sein, wenn wir einem Menschen, der nicht einen guten, christlichen Wandel in prak­tischer Heiligkeit führt, erlaubten, anwesend zu sein und Gemeinschaft mit den Gläubigen zu haben? Oder wenn wir eine Person zuließen, die zwar behauptet, ein wahrer Christ zu sein, die aber durch böse Lehre verwirrt ist und den Na­men Christi, unseres Herrn und Meisters, entehrt?
Oh, Heilige Gottes, wacht auf! Bewacht sorgfältig die Tore! Denn wir leben in den letzten Tagen, den Tagen der Übungen und des Verfalls, in denen „das Ge­heimnis der Gesetzlosigkeit“ schon wirksam ist, um der großen Drangsalszeit und der Aufnahme des Antichristen den Weg zu bereiten.

Die heutige Theologie leugnet die Inspiration der Heiligen Schrift in gewissen Teilen oder in ihrer Gesamtheit. Sie leugnet die Gottheit der Person Jesu Christi, unseres Herrn; leugnet, dass Sein Tod am Kreuz ein Sühnungstod war. Sie hält noch an weiteren gottlosen Lehren fest. Und all diese bösen Lehren sind in die Mitte der sogenannten Christenheit eingedrungen! Daher sollten sich alle, die Christus lieben, von diesen Vertretern der modernen Theologie abwenden, auch wenn dieselben von sich behaupten, dass sie Christen seien. 

Johannes, der Apostel der Liebe, gibt uns die ernste Warnung, solche falschen Lehrer nicht aufzunehmen, noch irgendetwas mit ihnen zu tun zu haben. „Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, dieser hat sowohl den Vater als auch den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf, und grüßt ihn nicht. Denn wer ihn grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken“ (2. Joh, 9-11).
Der Herr Jesus Christus hat Seine Kirche auf jenes wahre Bekenntnis des Petrus gebaut, welches der Vater ihm offenbart hatte, als er sagte: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Matth. 16, 17). 

Wer daher nicht den Herrn Jesus Christus als den Sohn des lebendigen Gottes bekennt und nicht an Ihn als an eine göttliche Person noch an den Wert Seines Erlösungswerkes glaubt, gehört ganz offenbar nicht zu der Kirche Christi und ist kein wahrer Christ, selbst wenn er eine Säule oder ein Lehrer in einer der größten christ­lichen Benennungen ist.
Es steht folglich denjenigen, die den Herrn Jesus lieben, nicht an, mit solchen Leuten irgendeine persönliche oder korporative Gemeinschaft zu haben.
Zur gleichen Zeit jedoch sollen wir die Einheit des Geistes mit all denen bewahren, die den Herrn Jesus lieben in Aufrichtigkeit - wir sind gehalten, sie zu lieben und sie aufzunehmen. Möge uns der Herr in Seiner Gnade bewahren, eine neutrale Stellung gegenüber dem Bösen einzunehmen oder irgendeine Gemeinschaft mit solchen zu haben, die den Namen unseres hochgelobten Herrn entweder durch ihr Verhalten oder durch ihre modernen, sündigen Grundsätze verunehren. 

Mögen wir aber auch auf der anderen Seite vor einem engen und sektiererischen Geist bewahrt bleiben! Lasst uns al1e Kinder Gottes lieben, auch diejenige, die weniger Verständnis und Einsicht bezüglich ihrer Vorrechte und Ver­antwortlichkeiten in Christus Jesus haben. 
„Den Schwachen im Glauben aber nehmt auf, doch nicht zur Entscheidung strittiger Überlegungen“. „Wir aber, die Starken, sind schuldig, die Schwachheiten der Schwachen zu tragen und nicht uns selbst zu gefallen. Jeder von uns gefalle dem Nächsten zum Guten, zur Erbauung.“ „Deshalb nehmt einander auf, wie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit“ (Röm. 14, 1; 15, 1-2. 7). 

Sieben Charakterzüge der Einheit

Vers 4: „Da ist ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung“

Der Apostel zeigt uns in diesem Vers und in den beiden nächsten Versen sieben Charakterzüge der Einheit. 
In Vers 4 haben wir drei Charakterzüge, welche sich mit dem ersten Teil der Einheit befassen. In Vers 5 haben wir dann den zweiten Teil, welcher auch aus drei weiteren Charakterzügen dieser Einheit besteht. In Vers 6 haben wir schließlich den dritten Teil, welcher die sieben Charakterzüge vervollständigt.
„Da ist ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung“ (V. 4). Dies ist der erste Kreis, in den niemand außer den wahrhaft Gläubigen, die wiedergeboren sind und mit dem Heiligen Geist der Verheißung versiegelt worden sind, eintreten kann. Der eine Leib setzt sich aus all denen zusammen, die im kostbaren Blut Christi gewa­schen und Sein Eigentum geworden sind, indem sie durch den Heiligen Geist mit Ihm vereinigt worden und Glieder Seines Leibes geworden sind. „Denn ebenso, wie wir in einem Leib viele Glieder haben...‚ so sind wir, die Vielen, ein  Leib in Christus, einzeln aber Glieder voneinander“ (Röm. 12, 4. 5).

„...ein Geist“ - der Heilige Geist, durch den wir zu einem Leib getauft worden und somit Glieder des Leibes Christi geworden sind; „denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist ge­tränkt worden“ (1. Kor. 12, 13).
„Wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung“. Alle wahren Gläubigen haben diese eine Hoffnung der Wiederkehr unseres Herrn Jesus Christus, um dann für immer bei Ihm und Ihm gleich zu sein, „denn wir werden ihn sehen, wie er ist“. Der Apostel bezog sich schon im 1. Kapitel unseres Briefes (V. 18) auf die Hoffnung unserer Berufung, dort sagt er: „Welches die Hoffnung seiner Berufung ist“, d.h. es ist Gott, der beruft, und Er ist auch die „Hoffnung unserer Berufung“, weil wir die Berufenen sind. 

Vers 5: „Ein Herr,  ein Glaube,  eine Taufe"

Dieser Vers enthält den zweiten Teil oder den zweiten Kreis dieser Einheit; und dieser Kreis ist größer als der erste. Er schließt nicht notwendigerweise nur wahre Gläubige, sondern auch jene ein, die wohl den Glauben an Christum bekennen und getauft sind, ohne selbst wahrhaft wiedergeboren zu sein.
„Ein Herr“ - Der Herr Jesus Christus, ist der ewige Sohn Gottes. Der wahre Gläubige wird Befriedigung für seine Seele darin finden, Ihn als Herrn und Meister anzuerkennen und im Herzensgehorsam gegen Ihn voranzugehen, Seinen Willen als „gut und vollkommen“ annehmend.
Christus ist unser Heiland, ja, mehr noch, Er ist unser Herr und Meister. Gerade die Verwirklichung Seines Herrschaftsanspruches über uns und all die Seini­gen ist der mächtigste Ansporn, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Ban­d des Friedens. Jedoch ist die Nennung des Titels „Herr“ auch von jenen über­nommen worden, die Ihn bekennen ohne wiedergeboren zu sein. Auf solche Menschen beziehen sich die Worte des Herrn in Matth. 7, 21-23: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Wil­len meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. 

Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt, und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben, und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen erklären: Ich habe euch niemals gekannt; weichet von mir, ihr Übeltäter!“
Der Tag wird all jene offenbar machen, die die Herrschaft Christi anerkannt haben. In der Tat, wie gefährlich und furchtbar für alle diejenigen, die Christus bekennen, aber nicht wahre Christen sind. Die Zeit wird kommen, da „jede Zunge bekennen wird, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Phil. 2, 11). Auch die Verlorenen und Satan und seine Dämonen wer­den es bekennen müssen, wenn sie gezwungen sein werden, sich Seinem Urteils­spruch zu beugen, der sie für ewig in den Feuersee verbannen wird.
„Ein Glaube“ - Der einzige Weg, auf dem man ewiges Leben erlangen und auf den Boden der Gnade gelangen kann, ist, einfach an den Herrn Jesus Chri­stus zu glauben. Wir waren einst geistlich tot, aber als wir an den Herrn Jesus glaubten, wurden wir aus dem Tod ins Leben versetzt, d.h. wir empfingen ewiges Leben. 

Aber hier bedeutet „ein Glaube“ den christlichen Glauben, den „allgemeinen Glauben“ der bekennenden Christenheit im Unterschied zum jüdi­schen Glauben und dem (Aber-)Glauben der götzendienerischen Heiden.
„Eine Taufe“ - nun dies bezieht sich nicht auf die Taufe des Heiligen Geistes; denn dies ist, was wir in dem vorhergehenden Vers in dem Ausdruck „ein Geist“, dem Heiligen Geist, fanden. Was hier gemeint ist, ist die Taufe mit Wasser in dem Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes - die christliche Taufe im Unterschied zu der Taufe Johannes des Täufers und den Taufen oder Waschungen der Juden (vgl. Apg. 2, 38; 10, 48 mit Matth, 3, 6; Hebr. 6, 2).
In Apostelgeschichte 8, 13 lesen wir, dass Philippus Simon, den Zauberer, taufte, als dieser den Glauben an Christum bekannte, aber es wurde bald offen­bar, dass er überhaupt kein Gläubiger war.

Ein noch größerer Kreis 

Vers 6: „...ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in uns allen“

Wir kommen nun zu dem dritten Kreis in dieser Einheit - einem noch weit größerem als den vorherigen. Es ist das Vorrecht der wahren Gläubigen, Gott als ihren Gott und Vater zu kennen, und wenngleich sie in dieser Kenntnis Frie­den und wahre Befriedigung ihres Herzens finden, so sehen wir hier andererseits Gott als den Eigentümer und Herrn, Der ein Anrecht an alle Menschen, an Seine Geschöpfe hat.
In der Tat, Er ist der Gott aller Menschen, „der Gott der Geister al­les Fleisches“ (4. Mos. 27, 16). Er ist sowohl der Gott derer, die Ihn kennen und an Ihn glauben, als auch der Gott derer, die Ihn nicht kennen, sondern zahllose Götzen anbeten. „...dass kein Gott ist, als nur einer. Denn wenn es nämlich solche gibt, die Götter genannt werden, sei es im Himmel oder auf der Erde, (wie es ja viele Götter und viele Herren gibt), so ist doch für uns ein Gott, der Vater, von dem alle Dinge sind, und wir für ihn, und ein Herr, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind, und wir durch ihn“ (1. Kor. 8, 4b - 6).
Wir glauben an „einen Gott“, und nicht an mehrere, wie es die Heiden tun; wir glauben an „einen Gott und Vater aller“ in dem Sinne, dass Er der - Urheber und Schöpfer aller ist.
Diese Wahrheit kannten die Juden in der Haushaltung des Gesetzes nicht, denn sie dachten, dass Gott nur für sie, nicht aber für die ganze Menschheit da wäre; auch kannten sie Ihn nicht als den Vater in dem gesegneten Sinn, wie Ihn die neutestamentlich Gläubigen kennen. „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knecht­schaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater! Der Geist selbst zeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind“ (Röm. 8, 15 u. 16). Gott, der Va­ter, der ein Gott und Vater „aller“ ist (denn Er erschuf sie alle), ist besorgt um all Seine Geschöpfe, selbst wenn sie Ihn verleugnen. „Damit ihr Söhne eures Vaters werdet, der in den Himmeln ist; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte“ (Matth. 5, 45).
Er ist es, der „selbst allen Leben und Odem und alles gibt“. „Denn wir sind auch sein Geschlecht“ (Apg. 17, 28). („Wir sind auch sein Geschlecht“ be­deutet nicht, dass alle Menschen Seine Kinder wären, d.h. von oben geboren, oder wiedergeboren wären, sondern dass sie alle Seine Geschöpfe und aus Seiner Hand hervorgegangen sind, und dass Er Sich um sie bekümmert und interessiert).
Und wie Er der Gott und Vater aller ist, so ist Er auch „über allen und durch alle“. Mit anderen Worten,  Er ist der rechtmäßige Eigentümer und Herr aller Schöpfung, die durch Ihn ins Dasein gerufen wurde und durch Ihn auch weiter fortbesteht. „Und in uns allen“ - dies ist das alleinige Vorrecht der wahren Gläubigen; denn wenn Gott der ein Gott und Vater aller ist, der über allen ist, dann ist Er auch in allen wahren Gläubigen, Seinen Kindern. 

Deshalb sagt der Apostel hier nicht „in allen“, sondern „in uns allen“. So sehen wir klar den großen Unterschied zwischen dem Handeln Gottes mit der Welt im ganzen und Seinem Handeln mit Seinen Kindern. „In uns allen“ - Er ist nicht nur über uns und durch uns in dem Sinne Seiner Allgegenwart wie in der ganzen Schöpfung, sondern Er ist auch in uns in einer ganz persönlichen Weise. Oh, wie wun­derbar!
So sehen wir in unserer Betrachtung dieser siebenfältigen Einheit den drei­einigen Gott für uns und in uns am Werk, damit die Einheit des Geistes in dem Band des Friedens bewahrt werden möge. In Vers 4 sehen wir den Heiligen Geist, den „einen Geist“, in Vers 5 den Herrn Jesum, den „einen Herrn“, und in Vers 6 Gott, den Vater - den „einen Vater“.

Geistliche Gaben      

Vers 7: „Jedem einzelnen aber von uns ist die Gnade gegeben worden nach dem Maß der Gabe des Christus“
 
Der Heilige Geist beschäftigt sich in diesem Abschnitt mit dem Gegenstand der geistlichen Gaben, die der verherrlichte und erhobene Christus Seiner Ver­sammlung zu ihrer Auferbauung und Förderung gegeben hat. Obgleich dieser Ge­genstand erst nach den erklärenden und ermahnenden Worten bezüglich der Wichtigkeit des Bewahrens der Einheit des Geistes in dem Band des Friedens aufgegriffen wird, sei zuvor noch einmal darauf hingewiesen, dass, so wichtig diese Gaben sind, wir ihren Wert verlieren, wenn wir nicht die Einheit des Gei­stes in dem Band des Friedens bewahren. Was ist noch der Wert der Gaben, was der Wert selbst des höchsten Dienstes, wenn nicht die Liebe unter den Gliedern des einen Leibes wirksam ist? (Lies 1. Kor. 13).
Der Apostel spricht zuerst von den Gaben, die allen Gläubigen gegeben sind. Zur gleichen Zeit gibt es jedoch auch besondere Gaben, die er in den fol­genden Versen erwähnt. Schon am natürlichen Leib hat jedes Glied seine bestimm­te Funktion und Verrichtung. Jedes einzelne von ihnen hat seinen Platz und hat dementsprechend seine Arbeit zu verrichten zum Wohl all der anderen Glieder des Leibes. In der gleichen Weise hat jedes Glied am Leib Christi seinen von Gott gegebenen Platz und Dienst, - seine Gabe, die es zum Nutzen und Wohl der anderen Glieder gebrauchen sollte. 
„Denn ebenso wie wir in einem Leib viele Glieder haben, aber die Glieder nicht alle dieselbe Tätigkeit haben, so sind wir, die Vielen, ein Leib in Christus, einzeln aber Glieder voneinander. Da wir aber verschiedene Gnadengaben haben, nach der uns verliehenen Gnade: es sei Weissagung, so lasst uns weis­sagen nach dem Maß des Glaubens“ (Röm. 12, 4-6).

Alle diese Gaben sind der Gnade gemäß gegeben, „jedem einzelnen aber von uns ist die Gnade gegeben worden nach dem Maß der Gabe des Christus“. Nun, Chri­stus, das verherrlichte Haupt, hat in Seiner Gnade jedem einzelnen Glied Sei­nes Leibes eine bestimmte Gabe oder Fähigkeit verliehen, damit dieselbe zum Guten des Leibes benutzt werde.
Wenn der Apostel sagt „nach dem Maße der Gabe des Christus“, so bedeutet dies, dass der Herr Jesus jedem Gläubigen eine Gabe gegeben hat, und zwar nach dem Maß oder gemäß der Fähigkeit, die Er für ihn vorgesehen hat. „Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, jedes einzelne von ihnen an dem Leib, wie es ihm gefallen hat“ (1. Kor. 12, 18).
Christus als das Haupt ist die Quelle aller Gaben, die Er Seiner Versammlung verliehen hat.

Vers 8: „Darum sagt er: Hinaufgestiegen in die Höhe, hat er die Gefangenschaft gefangen geführt und den Menschen Gaben gegeben“

Der Apostel Paulus zitiert hier die Worte des 68. Psalms, wo wir in Vers 18 lesen: „Du bist aufgefahren in die Höhe, du hast die Gefangenschaft gefangen geführt; du hast Gaben empfangen im Menschen, und selbst für Widerspenstige, damit Jehova, Gott, eine Wohnung habe“. Der Apostel bezieht die Worte Davids auf Christus, auf Seinen Sieg über den Tod und über den, der die Macht des To­des hat, das ist den Teufel. (Hebr. 2, 14.)
Seit dem Augenblick Seiner Rückkehr zu Seines Vaters Haus hat Er nicht auf­gehört, den Seinen Gaben und Talente zu geben. 

Das ist auch, was der Apostel Petrus verstand, als er am Tag der Pfingsten über den Herrn Jesus sagte: „Nachdem er nun durch die Rechte Gottes erhöht worden ist und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfangen hat, hat er dies ausgegossen, was ihr seht und hört“ (Apg. 2, 33). So ist denn die persönliche Gegenwart des Heiligen Geistes die erste Gabe, die der Herr Seiner Versammlung gab, nachdem Er gen Himmel gefahren war.

Christus, der erhöhte Mensch

Vers 9+10: „Das aber: Er ist hinaufgestiegen, was ist es anderes, als dass er auch hinabgestiegen ist in die unteren Teile der Erde? Der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der auch hinaufgestiegen ist über alle Himmel, damit er alles erfüllte“

Die Siege, die der Herr dem David und anderen Helden des Alten Testaments gegeben hatte, waren wahrlich große und wunderbare Siege. Doch der Sieg Christi ist der größte, wunderbarste und herrlichste aller Siege, Ihm sei alle Ehre. Nachdem Er über die Sünde gesiegt, und Tod und Satan  überwunden hatte ist Er durch göttliche Herrlichkeit auferstanden und in den Himmel aufgefahren in Glanz und Majestät. Von dort teilt er Beute und Segen aus an die, welche gefangen waren in den Klauen des Feindes. Er, der Herr Jesus, ist der stärkere, Er hat den starken besiegt und die Gefangenen befreit, indem er die Riegel und Bande zerschlug, mit denen der Feind sie gefesselt hatte. Der Name unseres hochgelobten Herrn sei ewig dafür verherrlicht und gepriesen.
Beachten wir dies: Der, der hinaufgestiegen ist über alle Himmel, ist Der, welcher in die unteren Teile der Erde hinabgestiegen ist. Wie sehr wir auch über seine Erniedrigung nachsinnen mögen, die ganze Tiefe dieser Erniedrigung können wir nicht ergründen. Der, der Gott gleich ist machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem Er in Gleichheit der Menschen geworden ist, und in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden, sich selbst erniedrigte, indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz. 

Der Fürst des Lebens starb einen schmachvollen Tod des Hohns und der Verwerfung. Er trug unser Gericht - Er trug unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz. Ja, er stieg hinab in die unteren Teile der Erde - d.h. dass er begraben wurde in einem Grab und dort sind auch unsere Sünden begraben in alle Ewigkeit. Welch eine Erniedrigung! 
Wenn wir dann aber unseren Blick zum Himmel richten, werden wir ebenso nicht die Erhabenheit dieser Erhöhung ermessen können, mit der Gott ihn erhöht hat. - Erhöhung, die Christus erfahren hat als Mensch.  Er ist der einzige Mensch, der aus den Toten auferweckt wurde, der verherrlicht und erhoben wurde über alle Himmel. „Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist“. Wenn ich Ihn so dort im Glauben betrachte habe ich die Gewissheit, dass ich in Ihm vor Gott angenommen bin in der Annehmlichkeit, in der Er vor seinem Vater ist. 

Er stieg hinauf über alle Himmel „auf dass er alles erfüllte“. Gibt es eine größere Fülle als die, dass wir in ihm völlig und ewig angenommen sind? Und dass Gott uns „in ihm sieht als heilig und tadellos vor ihm in Liebe?“ Ja, gibt es eine größere Fülle als die, dass Gott uns jetzt liebt mit der Liebe, mit der Er Seinen geliebten Sohn liebt? (Joh. 17. 23) Der Herr Jesus wurde unserer Übertretungen wegen dahingegeben und zu unserer Rechtfertigung auferweckt. Die Tatsache, dass Er jetzt dort über alle Himmel ist, ist der größte Beweis unserer Rechtfertigung und unserer Annahme vor Gott. 
Haben wir wirklich diese gesegnete Wahrheit erfasst, dass der, welcher über alle Himmel hinaufgestiegen ist, ein  Mensch ist wie wir, außer der Sünde?  Er ist verherrlicht auf dem Thron Gottes und obwohl jetzt im Himmel, vermag er als Mensch Mitleid zu haben mit uns in unseren Leiden, Versuchungen und Nöten. „Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten; denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde. Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe“ (Heb 4. 14-16). Mögen wir zu Ihm kommen in allen Umständen des Lebens und Ihm alles sagen. Sein feinfühlendes Herz ist uns voller Mitgefühl und Zärtlichkeit zugewandt und seine Hand ist ausgestreckt zu rechtzeitiger Hilfe.

Apostel und Propheten  

Vers 11: „Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer“

Christus ist das verherrlichte und erhobene Haupt im Himmel; Er allein hat Macht und Autorität, diese verschiedenen Gaben zu geben wem Er will. 
Die beiden ersten Gaben - Apostel und Propheten - sind grundlegender Art. Der Herr gab sie zur Aufrichtung und Gründung Seiner Kirche. Es ist ein großer Fehler, wenn jemand denkt, es gäbe auch heutzutage noch Apostel und Propheten außer denen, die der Herr zu Anfang erweckte, oder es gäbe noch Männer mit aus Nachfolge abgeleiteter, apostolischer Macht.
Der Herr Jesus erwählte Sich in den Tagen Seines Fleisches zwölf Jünger, die Er auch Apostel nannte (Luk. 6, 13). 

Ihr Dienst geschah zu jener Zeit noch nicht zur Aufrichtung der Kirche sondern er blieb vorerst auf die verlorenen Schafe des Hauses Israel beschränkt (Matth. 10, 5. 6). Nach vollbrachtem Er­lösungswerk und nach Seiner Auferweckung aus den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, gab der Herr Jesus diesen Aposteln einen neuen Dienst - die einzigartige Gabe, Apostel zur Verkündigung des Evangeliums gegenüber der   ganzen Schöpfung zu sein.

Ihre neue Sendung war einmal abhängig von der Himmelfahrt des Herrn und zum anderen von der Herniedersendung des Heiligen Geistes, der sie erfüllte und ihnen zur Ausübung ihres neuen Dienstes Kraft verlieh. Es war, wenn wir so sagen dürfen, ein grundlegender Dienst, „aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, indem Jesus Christus selbst Eckstein ist“ (Eph. 2, 20). „... und andere als Propheten“. Zu Anfang des Zeugnisses erweckte Gott Männer, die zwar nicht Apostel, wohl aber Gefäße der Inspiration waren, z.B. Markus, Lukas, Agabus, und andere waren Propheten (Apg. 21, 10. 11).
Die inspirierten Schriften des Neuen Testaments waren zur Zeit der Gründung der Versammlung noch nicht vollständig vorhanden; und so erweckte Gott Prophe­ten, um durch sie Seine Gedanken in bezug auf besondere Bedürfnisse und Fragen in gegebenen Situationen zu offenbaren. Das ist, was in 1. Kor. 14, 30 gemeint ist - dass, wenn einer der Gläubigen zur Auferbauung seiner Mitgeschwister re­den und es geschehen würde, dass „einem anderen, der dasitzt, eine Offenbarung wird“, der erste schweigen sollte. Offenbarung bedeutet also hier göttliche Inspiration zur Leitung der Versammlung in irgendeiner gegebenen Situation oder zur Feststellung irgendeines göttlichen Grundsatzes.

Nach Vollendung der heiligen, inspirierten Schriften besteht nicht länger die Notwendigkeit neuer Offenbarungen. Daher ist alles, was heutzutage vorgibt, eine neue Offenbarung zu sein, in Wirklichkeit nichts anderes als eine Leugnung der Vollständigkeit und Vollkommenheit der göttlich inspirierten Schriften, in denen alles Nötige zur Leitung der Gläubigen sowohl in ihrem persönlichen als auch ihrem gemeinschaftlichen Weg geoffenbart ist.
Der Anspruch, neue Offenbarungen zu besitzen, gibt dem Teufel, welcher ein Lügner und der Vater der Lüge ist, Gelegenheit, Seelen zu verführen. Es besteht kein Zweifel, dass Gott von Zeit zu Zeit begabte Männer erweckte, deren Dienst dem der Propheten ähnlich war, indem sie der Mund Gottes waren - jedoch nicht, um neue Offenbarungen zu bringen, sondern um irgendwelche göttlichen, in der Schrift enthaltenen Wahrheiten, die vielleicht über Jahrhunderte in Vergessen­heit geraten waren, neu ans Licht zu bringen und zu bekräftigen.     

Eine dieser völlig verlorengegangenen Wahrheiten war z.b. die Lehre von der Rechtfertigung aus Glauben ohne Werke. Während vieler Jahrhunderte hatte der Feind diese Wahrheit vor den Augen und dem Verständnis der Christen zu verbergen gewusst, bis Gott Luther erweckte, den er zur Erleuchtung von Mil­lionen von Menschen benutzte, damit sie diese wunderbare, göttliche Wahrheit verstünden - „der Gerechte wird aus Glauben leben“.
Dasselbe sehen wir bezüglich der gesegneten Wahrheit der Wiederkunft des Herrn als der Hoffnung der Kirche. Diese Wahrheit war während vieler Jahrhunderte der Kirche völlig unbekannt und entglitten. 

Doch vor nicht allzu langer Zeit erweckte Gott begabte Männer, die, obgleich nicht Propheten in dem Sinne unseres Verses, einen Dienst hatten, der dem der Propheten vor alters ähnelte, indem sie der Herr benutzte, diese kostbare Wahrheit neu zu beleben und ihr Licht auf viele Kinder Gottes fallen zu lassen, sodass ihre Herzen mit wunder­barer Freude erfüllt und sie selbst zu praktischer Absonderung von allem, was nicht von Gott war, geführt wurden.
Wo finden wir bei den christlichen Kommentatoren des dunklen Mittelalters die gesegnete Wahrheit von der himmlischen Berufung und Stellung der Versamm­lung als dem Leib Christi? Wo finden wir Schriften, die uns klar die Hoffnung , der Versammlung zeigen - das Kommen Christi zur Aufnahme Seiner Heiligen, damit sie für ewig bei Ihm seien und Seine Herrlichkeit mit Ihm teilen?  
Diese und viele andere Wahrheiten waren über lange Zeitabschnitte selbst wahren Christen verborgen und unbekannt, bis der Herr in einer Gnade geheilig­te Männer erweckte und ihnen gab, diese herrlichen Wahrheiten aus der Schrift neu auf den Leuchter zu stellen.

Doch es gibt auch heute noch die Gabe der Weissagung, obgleich ebenfalls nicht in dem Sinn des Hervorbringens neuer Offenbarungen; diese Gabe der Weis­sagung ist somit verschieden von den Propheten, die der Herr zusammen mit den Aposteln zur Gründung der  Versammlung benutzte. Der prophetische Dienst unserer Tage besteht darin, die Heilige Schrift unter der Leitung des Heiligen Gei­stes allen Gläubigen zu öffnen „zur Erbauung und Ermahnung und Tröstung“ (1. Kor. 14, 3). Diese Propheten sind allezeit in der Kirche vorhanden und werden es auch so lange sein, wie die Kirche hier in der Welt bleiben wird, d.h. bis der Herr kommt.

Evangelisten „... und andere als Evangelisten“.

Was für eine wunderbare Gabe! Der Dienst eines Evangelisten bringt die frohe Botschaft der Gnade vor eine sündige und sterbende Welt, und Gott wirkt dadurch zur Errettung verlorener Seelen. So ist der Dienst eines Evangelisten nicht auf den Bereich der Versammlung beschränkt, wo die Hirten und Lehrer dienen; sondern sein Arbeitsfeld ist die ganze weite Welt, nichtsdestoweniger ist der Dienst des Evangelisten ein großer Segen für die Versammlung, weil er verlorene Seelen zu Christus und folglich zu der Versammlung der Gläubigen führt.
Nun ist es von äußerster Wichtigkeit zu verstehen, dass eine Versammlung, die sich nicht um die Verkündigung des Evangeliums bemüht, eine schwache Versammlung ist und einen sehr niedrigen geistlichen Zustand offenbart. 

Es ist dann unmöglich, dass es ein Wachstum und ein zahlenmäßiges Zunehmen derer ge­ben könnte, die dem Herrn nachfolgen. Wie jemand bemerkt hat, „diejenige örtliche Versammlung, die aufhört, das Evangelium zu verkündigen, zimmert an ihrem eigenen Sarg“. Dieses traurige Ergebnis der Vernachlässigung des Evangeli­ums ist leider in manchen örtlichen Versammlungen zutage getreten.
Diese Gabe des Evangelisten ist durchaus nicht nur irgendwelchen besonderen Kreisen von Gläubigen vorbehalten. Der auferstandene Herr hat sie vielmehr der ganzen Versammlung gegeben. Es gibt auch Christen, die meinen, dass der Dienst des Evangelisten von geringerer Bedeutung und niedrigerer Rangordnung sei als der Dienst des Hirten oder Lehrers; doch solche Gedanken entbehren jeder Grund­lage. Der Apostel Paulus war ein Evangelist, ebenso Timotheus und vor allem der Herr Jesus selbst, der durch die Dörfer und Städte ging, indem Er das Reich Gottes predigte und lehrte. 
Der Evangelist ist ein Mann, dessen Herz der Herr mit tiefer Liebe zu ver­lorenen Seelen erfüllt hat, und der in heiligem Eifer nur das eine Verlangen hat, Seelen zu Jesu zu führen. Oh, dass der Herr die Herzen vieler der Seini­gen mit einer tiefen Liebe zu den Verlorenen erfüllte und sie durch den Geist mit Kraft ausrüstete, hinauszugehen und den Verlorenen die gesegnete Botschaft zu verkündigen! „Dann spricht er zu seinen Jüngern: Die Ernte zwar ist groß, der Arbeiter aber sind wenige. Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte aussende“ (Matth. 9, 37. 38).   

Hirten und Lehrer „... und andere als Hirten und Lehrer“.

Wenn es das Werk des Evangelisten ist, verlorenen Sündern das Evangelium zu verkündigen, so ist der Hirte dadurch ausgezeichnet, dass sein Herz voll Mit­gefühl und Sorge ist um den Frieden und die Wohlfahrt der Herde Christi. Der Evangelist sucht wandernde und in der Wildnis dieser Welt umherirrende Seelen und bringt sie an den Ort des Schutzes und des Friedens, dorthin, wo die Herde Christi ist. Der Hirte weidet sie auf den grünen Auen des Wortes Gottes. Er ist mit jedem Einzelnen von ihnen beschäftigt und sucht die Schwachen zu  stärken, die Besorgten zu trösten, die Leidenden und durch Versuchungen Geüb­ten zu ermuntern, die Niedergefallenen aufzurichten, die Kranken und die Sterben­den zu besuchen. 

Als der Herr Jesus Christus, dieser große Hirte der Schafe, von den Toten auferstanden war, begegnete Er Petrus und mit ihm den anderen Jüngern am See von Tiberias und fragte ihn dreimal: „Liebst du mich?“ Die Antwort war, „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe“. Dann sprach der Herr zu ihm: „Weide meine Lämmlein“, „Hüte meine Schafe“, „Weide meine Schafe“. So war also Petrus nicht allein Apostel sondern auch Hirte. Was für ein kostbarer Dienst! Es ist eine Gabe, die nicht durch Unterweisungen von Universitäten, nicht durch theologische Seminare erlangt werden kann, sondern es ist der Herr Selbst, der dem Hirten ein Herz voll mitleidiger Liebe für die Schafe schenkt.
„... und Lehrer“; wir müssen nun den Unterschied zwischen dem Hirten und dem Lehrer beachten.
Der Hirte ist ein Mann, dem der Herr geistliches Unterscheidungsvermögen gegeben hat, um die Herde Christi zu weiden und für jeden einzelnen von ihnen in den verschiedenen Umständen besorgt zu sein; wohingegen der Lehrer jemand ist, dem der Herr ein tiefes Verständnis Seines Wortes und die Fähigkeit gegeben hat, es den Gläubigen zu erklären.
In 1. Kor. 12, 8 lesen wir: „Denn dem einem wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist“.

Wir können wohl sagen, dass der Dienst des Hirten durch das Wort „Weisheit“ gekennzeichnet ist - Weisheit, um die Herde Christi zu weiden und ihnen in ih­ren Problemen und in all ihren Umständen zu helfen. Der Dienst des Lehrers ist durch das Wort „Erkenntnis“ gekennzeichnet, denn er ist fähig, das Wort der Wahrheit zu erklären und mit Klarheit auszulegen, damit die Gläubigen es ver­stehen und durch dasselbe erbaut werden.
Der Herr kann auch ein und derselben Person zu gleicher Zeit beide Gaben geben, die des Hirten und die des Lehrers.
Dies sind also die unentbehrlichen und kostbaren Gaben der Versammlung Gottes, die so lange fortdauern, wie die Versammlung auf dieser Erde bleibt. Sie unterscheiden sich von einigen anderen, in 1. Kor. 12 und 14 erwähnten Gaben, die in ihrem Charakter vorübergehender Art und zur Bestätigung der Verkündi­gung des Evangeliums notwendig waren, als Gott das Judentum beiseite setzte und die Versammlung gegründet wurde. „Sie aber gingen aus und predigten überall, wobei der Herr mitwirkte und das Wort bestätigte durch die darauf fol­genden Zeichen“ (Mark. 16, 20; vgl. auch Hebr. 2, 3-4).

Zur Vollendung der Heiligen

Vers 12: „... zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes des Christus“ 

Der Apostel zeigt hier, dass der Herr die geistlichen Gaben der Apostel, Propheten, Hirten und Lehrer zur „Vollendung der Heiligen“ gab, zu ihrem Wachstum und zu ihrer geistlichen Reife.
Das ist der Wille des Herrn für die Heiligen. Wenn auch die Apostel und Propheten, die die Grundlage der Kirche legten, nicht mehr bei uns sind, so haben wir doch im Neuen Testament ihre Schriften, in welchen wir eine Allgenügsame Offenbarung der Kirche Christi und ihres Charakters bis zum Ende ihres Zeugnisses hier auf Erden finden. Der Herr Jesus Christus, das Haupt des Lei­bes, hat die Versammlung geliebt und Sich Selbst für sie dahingegeben. Nun nährt und pflegt Er die Glieder Seines Leibes durch die geistlichen Gaben, die Er Seiner Versammlung zu ihrer Auferbauung geschenkt hat.

Zu der Fülle des Christus

Vers 13: „... bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Mann, zu dem Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus“

Niemand anders als allein der Herr Jesus Christus selbst ist hier der Ge­genstand des Apostels. Gottes Absicht in der Verleihung geistlicher Gaben ist, dass die Gläubigen auferbaut werden und in geistlicher Hinsicht wachsen und zu­nehmen, um Christus selbst als ihren einzigen Gegenstand, als alleiniges Ziel zu haben.
Es ist in der Tat wunderbar, dass wir die Tatsache der uns im Tod unseres Herrn geschenkten Erlösung kennen. Was aber Gott mehr als irgendetwas anderes wünscht, ist, dass wir geistliche Fortschritte machen und mehr und mehr wachsen mögen in der Erkenntnis Seines Sohnes.  

Der Glaube an das Versöhnungswerk Christi am Kreuz ist eine äußerste Notwendigkeit für die Seele; aber wie viel kostbarer ist es, wenn sich der Glaube dorthin erheben kann, wo der Herr Jesus, der gesegnete Sohn Gottes Selbst, jetzt ist. Wie unschätzbar auch unser Vorrecht, dass wir alle zur Einheit des Glaubens gelangen und völliger in all das eingehen sollen, was Christus be­trifft, Seine Herrlichkeiten und die Einzigartigkeit Seiner Stellung, ja, dass wir wachsen sollen in der Erkenntnis des Sohnes Gottes!
„... zu dem erwachsenen Mann, zu dem Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus“. Nun, mit dem Wort „erwachsen“ ist völlige Reife gemeint, indem wir den Herrn Jesus erfahrungsmäßig kennen. Er sollte der einzige Zweck unse­res Lebens sein und uns alles bedeuten. Er sollte der Gegenstand, das Ziel und die Freude unseres Herzens sein.
Vollkommen werden wir diesen wunderbaren und glücklichen Zustand erst in der Herrlichkeit erreichen, wenn der Herr Jesus kommen und uns heimholen wird, wenn wir Ihn sehen werden, „wie er ist“ und wir Ihm gleich sein werden.
Doch schon jetzt wirkt der Heilige Geist in uns, damit wir zu Ihm hin wachsen, während wir Ihn erwarten.

Wachsen und Festhalten

Vers 14+15: „... damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, die da kommt durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum; sondern die Wahrheit festhaltend in Liebe, lasst uns heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus“

Es ist gut, den Unterschied zwischen dem „erwachsenen Mann“, dem „vollen Wuchs“ in dem vorhergegangenen Vers und den „Unmündigen“ hier im 14. Vers zu beachten, die „hin und hergeworfen und umhergetrieben werden von jedem Wind der Lehre“. Die Absicht Gottes in der Verleihung geistlicher Gaben, ist das Wachstum der Gläubigen in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn Jesus Chri­stus. Er will nicht, dass wir Kindlein bleiben, die keine Beständigkeit und Standfestigkeit besitzen und so umhergetrieben werden von jedem Wind der Lehre, „die da kommt durch die Betrügereien der Menschen, durch ihre Verschla­genheit, zu listig ersonnenem Irrtum“.
Wir leben in den letzten Tagen, den „schweren Zeiten“, in denen falsche Leh­rer zunehmen werden, die jede List benutzen, um Kinder Gottes, die im Glauben Säuglinge geblieben sind, zu verführen und abzuziehen.
Möge daher jeder Gläubige vor den falschen Ansichten dieser bösen Lehrer auf der Hut sein und sich nicht von solchen, wie den „Zeugen Jehovas“ und vie­len anderen Irrlehren unserer Tage, irgendwie verführen lassen. Das wichtigste Mittel zur Bewahrung vor den Betrügereien und Irrtümern der Menschen ist das Lesen und Studieren des Wortes Gottes unter Gebet und unterwürfiger Abhängig­keit, denn es ist die „lautere Milch“.

Wahrheit und Liebe

„Die Wahrheit festhaltend in Liebe“. Mit diesem Ausdruck ist gemeint, dass wir nicht Kindlein bleiben, sondern im Gegenteil in dem Verständnis der gött­lichen Wahrheit wachsen und über dieselbe freimütig reden sollen in einem Geist der Liebe, Es ist sehr wichtig, die göttliche Wahrheit treu festzuhalten und sie mit Mut und Treue zu verkündigen. Doch es ist gleich wichtig, dass wir dies in einem Geist der Liebe tun, und dass wir nicht einen Geist der Überle­genheit, ja der Überheblichkeit offenbaren und uns besser dünken als andere, die vielleicht nicht dasselbe Maß an Verständnis der Wahrheit haben, wie es Gott uns geschenkt hat. 

Es ist nicht irgendeine Leistung oder Tugend unserer­seits, wenn wir mehr Licht haben. „Was aber hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber auch empfangen hast, was rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen?“ (1. Kor. 4, 7).
„Und wenn ich Weissagung habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnis weiß, und wenn ich allen Glauben habe, so dass ich Berge versetze, aber nicht Liebe habe, so bin ich nichts“ (1. Kor 13, 2). Wir sehen diese zwei Dinge „Wahrheit und Liebe“ in vollkommener Harmonie in unserem Herrn Jesus Christus, der das „wahrhaftige Licht“ war (Joh. 1, 9). Er offenbarte in vollkommener Weise die Wahrheit und war doch zu gleicher Zeit die Wahrheit selbst (Joh. 14, 6). Er war auch die personifizierte Liebe, denn „größere Liebe hat niemand, als diese, dass jemand sein Leben lässt für seine Freunde“ (Joh. 15, 13).

Wenn wir also gehalten sind, die geoffenbarte Wahrheit des Wortes Gottes festzuhalten und sie furchtlos und mit heiliger Kühnheit zu verkündigen, so sind wir ebenso gehalten, sanftmütig zu sein und die gesunde Lehre mit der Sanftmut der Liebe zu zieren. „Die Wahrheit festhaltend in Liebe, lasst uns in allem heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus“. Dies nun ist der Wille Gottes bezüglich aller Seiner Kinder. Er wünscht, dass wir alle heranwachsen, und zwar in allen Dingen, in allen Einzelheiten unseres tägli­chen Lebens. Dieses „Heranwachsen“ wird uns zur Übereinstimmung mit unserem Herrn Jesum, unserem verherrlichten Haupt, führen und dahin leiten, Seine Vollkommenheiten in unserem täglichen Leben zu offenbaren.

Die Wirksamkeit der einzelnen Glieder

Vers 16: „... aus dem der ganze Leib, wohl zusammengefügt und verbunden durch jedes Gelenk der Darreichung, nach der Wirk­samkeit in dem Maß jedes einzelnen Teiles, für sich das Wachstum des Leibes bewirkt zu seiner Selbstauferbauung in Liebe“

Das hier dargestellte Bild ist dem menschlichen Körper mit seinen einzel­nen Gliedern entnommen. Wie jedes Glied und Gelenk, wie jeder Teil des mensch­lichen Körpers seine ihm eigene Aufgabe zum Funktionieren des Ganzen zu erfül­len hat, ebenso ist auch die Versammlung, der Leib Christi, ein lebendiger Organismus.

Wenn jedes Glied des Leibes Christi seine ihm zugedachte Aufgabe nach dem Maß der Fähigkeit vollführt, die jedem Teil verliehen ist, so wird ein Wachs­tum des Leibes bewirkt zu seiner Selbstauferbauung in Liebe. Der Herr Jesus Christus, das Haupt des Leibes, leitet und führt; Er gibt auch die zur Durch­führung der Aufgabe erforderliche Kraft. Möge der Herr einem jeden von uns mehr Verständnis über unsere persönliche Verantwortlichkeit als Glieder des Leibes Christi geben, um zu dem Wachstum des Leibes und zur Auferbauung der übrigen Glieder in Liebe beizutragen!

Nicht mehr wandeln wie die Nationen

Vers 17: „Dies nun sage und bezeuge ich im Herrn, dass ihr fortan nicht wandelt, wie auch die Nationen wandeln, in Eitelkeit ihres Sinnes“

Der Apostel Paulus bezeugt den Gläubigen ernstlich, dass sie nicht mehr wandeln sollten wie die Nationen, aus deren Mitte sie kamen. Er stellt ihnen deshalb den Herrn Jesus vor Augen, an den sie geglaubt hatten und in welchem sie gesegnet worden waren mit jeder geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern.
„Ich bezeuge im Herrn“. Wir Gläubige, die zu Gliedern Seines Lei­bes gemacht worden sind, stehen unter der Herrschaft des allmächtigen Herrn, und es wäre daher ungeziemend, wenn unser Wandel der gleiche wäre wie der der Ungläubigen. Die Gläubigen in Ephesus hatten zu den götzendienerischen Heiden gehört, aber sie hatten sich von ihren Götzen zu Gott bekehrt und Jesum Christum als ihren Heiland und Herrn angenommen. Der Apostel warnt sie daher vor einem Zurückfallen in das Leben und die Gewohnheiten der Nationen in Ver­bindung mit deren unreinem Götzendienst. Sie hatten nichts mehr mit ihnen ge­mein.

Die Ungläubigen wandeln in Sünde und Unreinheit, indem sie von Satan in der Eitelkeit ihres Sinnes versklavt waren, „Und weil sie es nicht für gut befanden, Gott in Erkenntnis zu haben, hat Gott sie hingegeben in einen ver­worfenen Sinn, zu tun was sich nicht geziemt“ (Röm. 1, 28). Was der Apostel den Gläubigen zu Ephesus sagt, sagt der Heilige Geist auch uns heute.

Vers 18: „...verfinstert am Verstand, entfremdet dem Leben Gottes wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens“

„Verfinstert am Verstand“, oder wie es in Römer 1, 21 heißt „ihr unver­ständiges Herz wurde verfinstert“; sie haben nicht einmal einen Schimmer göttlichen Lichts. Das ist der Zustand all der sündigen, elenden Menschen, die weit von Gott entfernt sind. Sie sind dem Leben Gottes entfremdet, d.h. sie haben kein göttliches Leben. „Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht“ (1. Joh. 5, 12). Ihr Verstand ist verfinstert, und sie sind dem Leben Gottes durch die Unwissenheit, die in ih­nen ist, entfremdet wegen der Blindheit oder Verhärtung ihres Herzens.
Als der Herr Jesus dem Saulus auf seinem Wege nach Damaskus erschien, sandte Er ihn zu den Nationen, „ um ihre Augen aufzutun, damit sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott, damit sie Vergebung der Sünden empfangen und ein Erbe unter denen, die durch den Glauben an mich geheiligt sind“ (Apg. 26, 18).

Vers 19: „... die, da sie alle Empfindlichkeit verloren, sich selbst der Ausschweifung hingegeben haben, alle Unreinheit mit Gier auszuüben“

Gott hat zur Unterscheidung zwischen gut und böse das Gewissen in den Menschen gelegt, aber diese Heiden waren, fern von Gott, tief in die Sünde, ja auf den tiefsten Boden gesunken, auf den überhaupt ein Mensch gelangen kann. Sie hatten alle ihre Empfindungen verloren, ihre Gewissen waren verhärtet, sie taten Böses ohne sich darum zu sorgen. 

Sie tranken das Böse wie Wasser und fühlten nicht den geringsten Kummer bei der Ausübung dieser Sünden. „Wel­che, da sie alle Empfindlichkeit verloren, sich Selbst der Ausschweifung hin­gegeben haben, alle Unreinheit mit Gier auszuüben“.
Wie groß ist doch die Gnade Gottes! Denn dies war vormals der abstoßende Zustand der Heiligen in Ephesus gewesen, ehe sie an den Herrn Jesus geglaubt hatten. Ja, der allmächtige Heiland ruft die schlechtesten, verworfensten Sün­der, um im Glauben zu Ihm zu kommen, um von ihrem elenden Zustand errettet zu werden und ewiges Leben zu empfangen. Sie waren nun eine neue Schöpfung gewor­den, „das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden“. Welch ein Heiland! Gepriesen sei für immer Sein anbetungswürdiger Name!

Christus, unser Lehrer

Vers 20+21: „Ihr aber habt den Christus nicht also gelernt, wenn ihr wirklich ihn gehört habt und in ihm gelehrt worden seid, wie die Wahrheit in dem Jesus ist“

Das göttliche Hilfsmittel, das uns allein davor bewahren kann zu tun, was die Nationen tun, ist Jesus Christus. Er ist nicht nur durch Seinen Tod am Kreuz unser Erretter von Gericht und ewiger Verdammnis, sondern Sein Leben, das Er als Mensch auf dieser Erde lebte, und Sein Leben als der von den Toten Auferstandene und als der zur Rechten des Vaters Verherrlichte, ist das Mu­ster und Vorbild des wahren christlichen Lebens. 

Er ist der alleinige Lehrmeister, der seinesgleichen nicht hat. Er ist aber auch in Sich Selbst der überragende Gegenstand der Lektion, die wir alle zu lernen haben – „ihr habt den Christus... gelernt“. „Den Christus... lernen“ kann man nur in Gemeinschaft und im Umgang mit Ihm, indem man Seine Vollkommenhei­ten betrachtet. „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist“ (2. Kor. 3, 18).

„... den Christus gelernt“, „... ihr habt ihn gehört“. Der Heilige Geist verbindet uns hier mit Christus in einer ganz direkten Weise. Während uns der Apostel Johannes mitteilt, was er selbst und andere Apostel von Christus ge­hört hatten, damit auch wir Gemeinschaft mit ihnen hätten über das, was sie von Ihm gehört hatten, und unsere Freude völlig wäre, so haben wir hier noch mehr.
„... ihr habt ihn gehört“, nicht nur „von ihm gehört“. Dies ist das Vor­recht der Seinigen: Wir haben den Christus gelernt, und wir haben Ihn gleich­sam ein jeder persönlich gehört. Wie Er Selbst gesagt hat: „Die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen... sie werden meine Stimme hören ... meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir“ (Joh. 10, 4. 27).
„Ihr habt ihn gehört und seid in ihm gelehrt worden, wie die Wahrheit in dem Jesus ist“. Die absolute Wahrheit ist in Christum Selbst, außerhalb von Ihm gibt es keine Wahrheit. „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“. 
Wenn wir also die Wahrheit in bezug auf den Menschen kennen lernen möchten, so werden wir sie nie in Adam, dem ersten Menschen finden, der in seiner Ver­antwortlichkeit vor Gott fehlte, sondern wir finden die ganze Wahrheit in dem vollkommenen Menschen - dem zweiten Menschen - der vollkommen den Gedanken Gottes entsprochen hat. Wenn wir die Wahrheit in bezug auf Gott kennen lernen möchten, so werden wir sie nie in irgendeiner anderen Person oder irgendwo anders finden, als nur in Christus. Er allein kann sagen, „Ich und der Vater sind eins“, und „wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“. (Joh. 10, 30; 14, 9). 

Wenn wir die Gedanken Gottes über die Sünde erfahren möchten, so wer­den wir sie nicht kennenlernen als nur in dem Kreuz Christi. Da sehen wir unseren gesegneten Heiland unseren Platz einnehmen, und dort sehen wir, wel­che Strafe in den Augen Gottes die Sünde verdient hat.
„Die Wahrheit ist in dem Jesus“. Es ist so, als nähme uns der droben ver­herrlichte Christus bei der Hand und führte uns zu Sich Selbst als Dem, der hier auf Erden lebte, damit wir lernen möchten, so zu wandeln, wie Er gewandelt hat. Es ist völlig klar, dass Jesus der Christus ist, und Christus der Je­sus; doch der Heilige Geist stellt uns diese zwei Namen nicht ohne besonderem Grund in diesem Vers vor. Zuerst beschäftigt uns der Heilige Geist mit dem Namen „Christus“, „ihr habt den Christus nicht also gelernt“. 

Er leitet uns somit zu dem Verständnis, dass alle Segnungen und Vorrechte uns in einem auf­erstandenen und verherrlichten Christus geschenkt sind. Dann nennt uns der Heilige Geist Seinen Namen „Jesus“ - den Namen, den Er als wandelnd über die­se Erde hienieden trug, und zeigt uns damit, was unser Wandel und Verhalten in Nachahmung des vollkommenen Vorbildes Jesu sein sollte. „Wer da sagt, dass er in ihm bleibe, ist schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie er gewandelt ist“ (1. Joh. 2, 6).

Den alten Menschen abgelegt

Vers 22: „... dass ihr, was den früheren Lebenswandel betrifft, abgelegt habt den alten Menschen, der nach den betrügerischen Begierden verdorben wird“

Doch, so wird jemand fragen, wie kann ich wandeln, wie Christus gewandelt hat, als Er in dieser Welt war, da ich doch weiß, dass ich von Adam eine gefallene und verderbte Natur geerbt habe?
Die Wahrheit, wie sie in dem Jesus ist, ist, dass wir, was unseren früheren Lebenswandel betrifft, den alten Menschen, der nach den betrügerischen Begierden verdorben ist, abgelegt haben. Das bedeutet nicht eine Verbesserung oder ein „Zusammenflicken“ des alten Menschen, von dem überhaupt nichts Gutes erwartet werden kann. Das göttliche Hilfsmittel ist, dass ich als Glaubender all das Verhalten und Betragen, all die Ausflüsse des verderbten alten Menschen abge­legt und ausgezogen habe.

Der alte Mensch liebt nichts anderes als nur Verderben und böse Lust; er liebt weder Gerechtigkeit noch Heiligkeit, denn er hat keine Kraft und kann Gott nicht wohlgefallen, indem er irgendetwas Gutes oder Heiliges tun könnte. „Weil die Gesinnung des Fleisches Feindschaft ist gegen Gott, denn sie ist dem Gesetz Gottes nicht untertan, denn sie vermag es auch nicht“ (Röm. 8, 7). 
Der Herr Jesus verlangt auch gar nicht vom alten Menschen, dass er sein ver­derbtes Tun ablege. In der Tat ist jeder Versuch des alten Menschen, seine Ta­ten und Wege und Begierden irgendwie abzulegen, um Gott zu gefallen, dasselbe, als wenn man neuen Wein in alte Schläuche täte. „Und niemand füllt neuen Wein in al­te Schläuche; sonst wird der neue Wein die Schläuche zerreißen, und er selbst wird verschüttet werden, und die Schläuche werden verderben; sondern neuen Wein füllt man in neue Schläuche, und beide bleiben zusammen erhalten. Und niemand will, wenn er alten getrunken hat, neuen, denn er spricht: Der alte ist besser“ (Luk. 5, 37-39).
Der Zustand des nicht erneuerten Herzens ist dieser: Es zieht den verderbten alten Menschen und seine betrügerischen zeitlichen Vergnügungen einem Le­ben in Gerechtigkeit und Heiligkeit vor.
Der Ausdruck „indem ihr den alten Menschen abgelegt habt“ bedeutet, dass wir unseren Glaubensblick auf das Kreuz Christi gerichtet haben, wo unser alter Mensch in der Person Christi, unseres Stellvertreters, an das Kreuz genagelt und gekreuzigt wurde, indem Er „für uns zur Sünde gemacht wurde“. Es geht hier nicht um etwas, was wir noch tun müssten, sondern um etwas, was Gott schon ge­tan hat, als Christus für uns gekreuzigt wurde. „Da wir dieses wissen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen“. „So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus“ (Röm. 6, 6 u. 11).

Nun ist es von äußerster Wichtigkeit zu verstehen, dass mit Ablegen des alten Menschen nicht gemeint ist, dass in uns hinfort keine Neigung mehr wäre zu sündigen, denn diese Annahme, so sagt der Apostel Johannes, ist betrügerisch und nicht die Wahrheit. „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so betrü­gen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns“. „Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns“ (1. Joh. 1, 8 u. 10). 

So finden wir es auch im Kolosserbrief. Nachdem der Apostel Paulus den Gläubigen gesagt hat, dass „ihr mit Christus ge­storben seid“ und „ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott“ (Kap. 2, 20; 3, 3), fährt er doch fort und fügt die Worte hinzu: „Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind“ (3, 5).
Die Bedeutung der Tatsache, dass wir mit Christus gestorben sind, oder dass wir den alten Menschen ausgezogen haben, ist also nicht die, dass wir schon einen Zustand der Vollkommenheit erreicht hätten; ja der große Apostel Pau­lus sagte in bezug auf sich selbst: „Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet sei; ich jage ihm aber nach, ob ich es auch ergreifen mö­ge, indem ich auch von Christus Jesus ergriffen bin. Brüder, ich denke von mir selbst nicht, es ergriffen zu haben; eines aber tue ich: Vergessend was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel an­schauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Je­sus“ (Phil. 3, 12-14).

Es ist wohl nötig hinzuzufügen, dass, wenn wir sagen, dass wir noch nicht einen Zustand der Vollkommenheit erreicht haben, wir nicht im geringsten die Notwendigkeit eines Wandels und Lebens in praktischer Heiligkeit abzuschwä­chen gedenken. Wir blicken auf den Heiligen, Der uns berufen hat, heilig zu sein in allem Wandel (1. Petr. 1, 15-16).
Noch einmal sei auf die Worte des Apostels Johannes hingewiesen: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahr­heit ist nicht in uns“. „Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt; und wenn jemand gesündigt hat - wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten. Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt“ (1. Joh. 1, 8; 2, 1. 2).

Der neue Mensch

Vers 23+24: „...aber erneuert werdet in dem Geist eurer Gesinnung, und angezogen habt den neuen Menschen, der nach Gott geschaf­fen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit“

Nach dem Ablegen des  alten Menschen und seines verderbten Wesens kommt nun der Apostel  auf die Erneuerung in dem Geist unserer Gesinnung zu sprechen. 
Als wir Christus angenommen hatten, wurden wir von neuem geboren, und dies gibt uns eine ganz neue Art zu denken. Nun ist es nötig, dass unser erneuerter Geist genährt und gestärkt wird, damit unsere Gesinnung durch seine Wünsche und sein heiliges Begehren gekennzeichnet sei. Geradeso, wie wir für unseren Leib Sorge tragen, dass er durch Aufnahme guter Nahrung in einem guten Zustand bleibt und genährt, erneuert und gestärkt wird, so sollte auch unser reiner Geist durch „die reine Milch des Wortes Gottes“ beständig genährt, erfrischt und erneuert werden. Wir werden nie einen fleißigen und geistlichen Christen finden, der nicht ein tiefes Verlangen nach dem Wort Gottes hätte und sich beständig daran freut und davon zehrt, der nicht in inniger Gemeinschaft mit dem Herrn lebt, indem er auch seinen Mitgeschwistern gegenüber brüderli­che Liebe offenbart.

„Und angezogen habt den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit“. Ohne Zweifel geschah grundsätzlich das Anziehen des neuen Menschen bei unserer Wiedergeburt, als wir Christus als unseren Heiland annahmen.
Hier jedoch ist von einem praktischen, erfahrungsmäßigen Anziehen des neuen Menschen die Rede, was sich in einer Darstellung des neuen Menschen, des neuen Lebens vor allen Menschen kundgibt. Dieser neue Mensch ist „nach Gott geschaffen in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit“.
Die erste Schöpfung wurde durch die Sünde befleckt und ist nicht mehr in Übereinstimmung mit den Gedanken Gottes; die neue Schöpfung jedoch ist „nach Gott“. Dieser neue Mensch nun wird in praktischer Weise in zweifacher Hin­sicht gesehen, in Gerechtigkeit und Heiligkeit.
Die Gerechtigkeit offenbart sich in des Christen Umgang mit allen Men­schen, die Heiligkeit in unserem gottseligen Wandel vor dem Herrn. 

Die Ge­rechtigkeit wird von außen in unserem Wandel vor den Menschen in jeder Einzelheit unseres Lebens gesehen, die Heiligkeit ist mehr eine innere Sache in unserem Herzen vor Gott. Wenn wir also eine neue Schöpfung in dem Herrn ge­worden sind, so sollten wir auch ein neues Betragen, eine neue Art des Be­nehmens angezogen haben, das sich deutlich von dem alten Menschen mit seinen verdorbenen Lüsten unterscheidet.
Es sollte hinfort das ernste Verlangen jedes Gläubigen zum Herrn sein, „uns zu geben, dass wir... ohne Furcht ihm dienen mögen in Frömmigkeit und Ge­rechtigkeit vor ihm alle unsere Tage“ (Luk. 1, 74. 75).

Wahrheit reden

Vers 25: „Deshalb, da ihr die Lüge abgelegt habt, redet Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, denn wir sind Glieder voneinander“

Ist es für einen Gläubigen, der den alten Menschen abgelegt und den neuen Menschen angezogen hat, geziemend, unredlich und unwahr in seinen Werken und Worten zu sein?
Die Anlage zum Lügen gehört zu der alten, verderbten Natur und ist für den Ungläubigen geradezu charakteristisch, deren Teil in dem See ist, „der mit Feuer und Schwefel brennt, welches der zweite Tod ist“ (Offb. 21, 8). „Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Mörder und die Götzen­diener, und jeder, der die Lüge liebt und tut“ (Offb. 22, 15).
Alle diejenigen, die die Wahrheit kennen wie sie in dem Jesus ist, sollten die Lüge endgültig abgelegt haben und allezeit Wahrheit reden und so den Herrn Jesus nachahmen, bei dem jedes Wort eine genaue Offenbarung dessen war, was Er in Sich Selbst tatsächlich war! „Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du? Jesus sprach zu ihnen: Durchaus das, was ich auch zu euch rede“ (Joh. 8, 25). Eines Menschen Worte reflektieren genau, was er in sich selbst ist.

„Denn wir sind Glieder voneinander“, Glieder eines Leibes. Wenn al­so jemand zu seinem Nächsten nicht die Wahrheit redet, der, wie er selbst ein Glied des einen Leibes ist, so betrügt er nicht nur seinen Bruder, son­dern in der Tat sich selbst. Ist es wohl denkbar, dass ein Glied unseres physischen Leibes etwas zum Schaden eines anderen Gliedes tun könnte? Denn was dem einen Glied schadet, schadet auch den übrigen Gliedern, und was dem einen Glied nützt, nützt allen Gliedern. So ist es auch in dem Leib Christi. Daher nützt jedes Glied, das die Wahrheit zu einem anderen Glied spricht nicht nur jenem einen Glied im Besonderen, sondern auch sich selber.
Möge das Begehren des Psalmisten vor alters auch das unsrige sein: „Lass die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig vor dir sein, Jehova, mein Fels und mein Erlöser!“ (Ps. 19, 14).

Der Zorn eines Gläubigen

Vers 26 + 27:  „Zürnt, und sündigt nicht. Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn, und gebt nicht Raum dem Teufel“

Über diese Worte besteht bei vielen Gläubigen Unklarheit und Verwirrung; denn sie meinen, dass Zorn immer etwas Böses und daher für den Gläubigen nicht geziemend sei.  Doch diese Ansicht trifft nicht in jeder Hinsicht zu und wir glauben, dass manchmal  das Fehlen von Zorn Sünde ist, und eines Gläubigen, der Christus liebt und für Seine Ehre eifert, unwürdig ist. Es ist natürlich wichtig, über den wahren Beweggrund zu un­serem Zorn zu wachen. Denn wenn uns etwas erzürnt, weil es unsere eigene persönliche Ehre verletzt, so ist dies nicht ein heiliger Zorn, vielmehr müssen wir gerade hier die Worte des Apostels Jakobus anwenden: „Denn eines Mannes Zorn wirkt nicht Gottes Gerechtigkeit“ (Jak. 1, 20).

Gottgemäßen Zorn dagegen sehen wir bei dem Herrn Jesus, wenn wir von Ihm lesen:  „Und er blickte auf sie ringsum mit Zorn, betrübt über die Verstocktheit ihres Herzens“ (Mark. 3, 5).
Der Herr zürnte bei verschiedenen Gelegenheiten, aber nie sündigte Er in Seinem Zorn. Er zürnte als Er sah, dass man das Haus Seines Va­ters zu einem Kaufhaus machte. „Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus“ (Joh. 2, 13-16). 

Er sprach auch die ernsten „Wehe“ über die heuchlerischen Schriftgelehrten und Pharisäer aus, denn sie verschlangen die Häuser der Witwen und hielten zum Schein lange Gebete (siehe Matth. 25, 14 ff).
Wenn ich etwas sehe oder höre, was die herrliche Person des Herrn Jesus lästert und beleidigt, und ich bleibe dabei ungerührt, mein Geist bleibt unerregt, so bin ich bestimmt nicht in dem Zustand, in dem ich als wahrer Christ sein sollte, der seinen Herrn liebt und für die Ehre und Verherrlichung Christi besorgt ist und Seine Ehre wertschätzt. Das Fehlen von Zorn würde in solch einem Fall einen ernsten Mangel an Wertschät­zung der Herrlichkeit und Ehre unseres teuren und anbetungswürdigen Herrn offenbaren. 

Nun ist dies eine sehr wichtige Sache, weil manche denken, dass das im Widerspruch zur Liebe steht. Aber diese Auffassung hat keine schriftgemäße Grundlage; wahre Liebe eifert für die Wahrheit, und verharmlost nicht das Böse. Es heißt von der Liebe in 1. Kor. 13, 6: „Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit“. Es ist ungeziemend, Liebe auf Kosten der Wahrheit Gottes und Christi zu üben, das wäre keine wahre Liebe, sondern Heuchelei.
Es gibt jedoch eine Gefahr, der wir alle gar leicht erliegen, und das ist Zorn in Verbindung mit Sünde. Deswegen warnt uns hier der Heilige Geist, „zürnt, und sündigt nicht“. Das göttliche Schutzmittel gegen diese Art Sün­de ist, dass wir um der Herrlichkeit Gottes willen zürnen und dass dies in der Gegenwart Gottes geschieht. Das ist die Grenze, die nicht überschritten werden darf. Darum sagt hier der Apostel: „Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn“; denn wenn solch ein Zorn oder Ärger in der Seele verbleibt, ist er nicht von Gott.
Wenn die Sonne untergeht, bin ich entweder in einem Zustand vollkommenen Frie­dens und glücklicher Gemeinschaft mit dem Herrn, oder ich bin in einem Zustand des Zorns und nicht im Genuss der Gemeinschaft mit Ihm.

 Ich sollte nicht eher schlafen gehen, bis ich meinem Bruder, über den ich zornig war, meine Sünde be­kannt habe und dann vor dem Herrn meine Knie gebeugt habe, um auch vor Ihm meine Sünde zu bekennen. Tun wir dies nicht, geben wir dem Teufel Raum. Wenn wir Groll in unserem Herzen und in unserer Gesinnung behalten, geben wir dem Feinde Gelegenheit, in unser Leben einzutreten.   
Seien wir daher wachsam und sorgfältig auf der Hut, denn dieser böse Feind sucht die Kontrolle über unser Leben zu gewinnen und uns unsere geistliche Freude und die liebliche Gemeinschaft mit unserem Herrn und Meister zu rauben. Wir sollten allezeit in unserem Leben suchen zu vergeben „damit wir nicht vom Satan übervor­teilt werden; denn seine Gedanken sind uns nicht unbekannt“ (2. Kor. 2, 11).

Nicht mehr stehlen, sondern das Gute wirken

Vers 28: „Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, damit er dem Dürftigen etwas mitzuteilen habe“

Die Gläubigen in Ephesus waren vor ihrer Bekehrung Götzenanbeter gewesen, ohne jede Erkenntnis Gottes. Ihr Weg war ein Weg der Bosheit und der Sünde gewesen, und selbst nach ihrer Annahme des Herrn Jesus Christus im Glauben moch­ten sie geneigt sein, diese Sünde des Stehlens zu begehen. Dass sich doch kein Christ einbildet, er wäre zu irgendeiner Zeit nicht in Gefahr, in diese Sün­de zu fallen! Solch hohe Meinung von sich zu haben zeigt, dass man sich selbst nicht kennt und sich wenig auf die göttliche Gnade stützt. Doch möchten wir festhalten, dass das, was der Heilige Geist den Gläubigen von Ephesus sagt, Er auch uns und allen Heiligen zu allen Zeiten sagt! Wie kostbar ist diese Ermahnung der Gnade! – „Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr“. 

Das ist die liebli­che Sprache der Gnade; und wie steht sie im Gegensatz zu den Strafandrohungen des Gesetzes (2. Mos. 21, 16; 22, 1-3)!
Es gibt verschiedene Arten des Diebstahls. Da ist zum Beispiel der Angestell­te oder Arbeiter, der bei seiner Arbeit seinem Arbeitgeber Zeit stiehlt; oder jemand, der einem anderen seinen Ruf und Namen raubt. Wie viele Gläubige gibt es auch, die Gott berauben und Ihm von ihrem Geld und Vermögen, das Gott ihnen anvertraut hat, das vorenthalten, was Ihm zukommt! „Darf ein Mensch Gott be­rauben, dass ihr mich beraubt? Und ihr sprecht: Worin haben wir dich beraubt? In dem Zehnten und in dem Hebopfer. Mit dem Fluch seid ihr verflucht, und doch beraubt ihr mich, ihr, die ganze Nation!“ (Mal. 3, 8. 9). Die Gnade, die in den Gläubigen des Neuen Testaments wirkt, würde ihn dahin leiten, reichlicher und freigebiger dem Herrn zu geben, als es das Alte Testament verlang­te (vgl. 2. Kor. 8, 3-5).
„... sondern arbeite... mitzuteilen habe“. Es genügt nicht, dass der Gläu­bige ehrlich ist und nicht stiehlt; sondern hier haben wir den noch schöneren Gedanken, dass er arbeiten und mit seinen Händen das Gute wirken soll, damit er das gesegnete Vorrecht hätte, dem Bedürftigen mitzuteilen. Erstaunliche, wunder­bare Gnade Gottes! Die beiden Hände, die zu stehlen gewohnt waren, sind in Hände umgewandelt, die geheiligt und geweiht sind, dem Bedürftigen zu ge­ben.
„Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“ (2. Kor. 5, 17). 

Onesimus war ein Knecht und ein Dieb, aber als ihn die Gnade Gottes errettet hatte, wurde er zu einem „treuen und geliebten Bruder“ (Kol. 4, 9).
Einer der begüterten Knechte Gottes sagte einmal; „Ich würde, wenn ich auch nicht die Rechte eines anderen stehlen würde, zwar gemäß der Gerechtigkeit wandeln, die in dem Gesetz ist; aber ich würde nicht gemäß den Grundsätzen der Gnade und wahrer Heiligkeit leben, wenn ich nicht mit Anderen all das Gute teilen würde, das Gott mir gewährt hat“.
Die Freude des Gebens ist weit kostbarer als die des Empfangens. „Wer aber irgend irdischen Besitz hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt die Liebe Gottes in ihm?“(1. Joh. 3, 17).
Erinnern wir uns allezeit der Worte des gesegneten Apostels: „Das Wohltun aber und Mitteilen vergesst nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlge­fallen.“ (Hebr. 13, 16.)

Unsere Unterhaltungen

Vers 29: „Keine faules Wort gehe aus eurem Mund hervor, sondern was irgend gut ist zur notwendigen Erbauung, damit es den Hörenden Gnade darreiche“

Der Apostel wechselt den Gegenstand der Betrachtung, indem er nicht län­ger von guten Werken und vom Geben redet, sondern vielmehr vor der Gefahr böser Worte warnt. Anstatt „fauler Worte“ sollten Worte der Gnade in unserem Munde sein, gesunde Worte, „damit es den Hörenden Gnade darreiche“. Das Wort Gottes gibt dieser wichtigen Angelegenheit einen hervorragenden Platz.
Die Worte, die von unseren Lippen kommen, sind ein getreuer Spiegel des Zustands unserer Herzen, „denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Matth. 12, 34).
Der Apostel Jakobus beschäftigt sich ausführlich mit der „Zunge“ und sagt: „Wenn jemand nicht im Wort strauchelt, der ist ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib zu zügeln“ (Jak. 3, 2).
Wie wunderbar ist es, bei einem Gläubigen zu weilen, dessen Herz überläuft und dessen Mund Worte der Gnade spricht, welche die Zuhörer erbauen! Doch auf der anderen Seite, was für ein Schaden und Verderben wird angerichtet, wenn sich „Schändlichkeit, albernes Geschwätz und Witzelei“ bei uns befindet - Dinge, „die sich nicht geziemen“. So lasst uns auf uns Acht geben, dass keine verderbte Rede aus unserem Mund kommt, vielleicht Worte der Kritik oder gehässige Bemerkungen über andere. „Tu von dir die Verkehrtheit des Mundes, und die Ver­drehtheit der Lippen entferne von dir“ (Spr. 4, 24). „Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, so dass ihr wisst, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt“ (Kol. 4, 6). 

Salz ist gut und hat durchaus seinen Wert, obgleich es das Böse nicht gut macht, sondern vielmehr der Verderbnis entgegenwirkt, indem es das Gute vor Fäulnis bewahrt. Es ist die Wahrheit, welche die Seele in Heiligkeit erhält. Ist also Salz in unseren Herzen und Seelen, so werden unse­re Worte rein und gesund und unsere Rede derart sein, dass sie den Frieden mit anderen fördert. So hat der Herr Jesus gesagt; „Habt Salz in euch selbst und seid in Frieden untereinander“ (Mark. 9, 50).
Wir sollten nur dann reden, wenn es „gut ist zur notwendigen Erbauung“. Nun, reine Worte kommen nur aus einem reinen Herzen. „Es wallt mein Herz von gutem Worte“ (Ps. 45, 1). „Aus demselben Mund geht Segen und Fluch hervor. Dies, meine Brüder, sollte nicht so sein. Die Quelle sprudelt doch nicht aus derselben Öffnung das Süße und das Bittere?“ (Jak. 3, 10. 11). Es ist gefährlich zu denken, Worte kosten nichts. Lies doch, was Jakobus über die von der Zunge verursachten Übel schreibt (Kap. 3) und vergiss nicht, dass wir deswegen ge­tadelt werden.
Wir sollten bedenken, dass bei der Menge der Worte Übertretung nicht fehlt. Ach, dass doch unsere Rede anderen zur Erbauung diente! 

Den Heiligen Geist betrüben

Vers 30: „Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, durch den ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung“

Der Heilige Geist ist die göttliche Person, die am Tag der Pfingsten vom Himmel herniederkam, nachdem der Herr Jesus das Werk der Erlösung durch Seinen Tod am Kreuz vollbracht hatte und, durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt, gen Himmel gefahren und Sich zur Rechten Seines Vaters gesetzt hatte.
Der Heilige Geist ist nicht nur eine Empfindung, oder ein Gefühl, oder le­diglich eine Kraft. Er ist, gleich dem Vater und dem Sohn, eine göttliche Person. Er redet, Er sendet Arbeiter zur Verkündigung des Evangeliums aus (Apg. 13, 2. 4), und Er überführt die Welt von der Sünde (Joh. 16, 8). Er trö­stet und erquickt die Gläubigen, indem Er von den Dingen Christi nimmt und sie ihnen gibt. 

Er ermutigt und leitet sie (Joh. 16, 13-15; Röm. 8, 14). Aber Er wird auch betrübt, wenn die Kinder Gottes nicht in Heiligkeit wandeln, da Er der Heilige Geist ist. Er wohnt in jedem wahren Gläubigen, und Er nimmt Kennt­nis von jedem Wort, das wir reden, Er kennt jeden Gedanken, der in uns em­porsteigt, Er sieht alles, was wir tun. Deshalb also ermahnt uns der Apostels „und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes“.
Nun, das bedeutet nicht, dass, wenn wir den Heiligen Geist betrüben, Er uns verlassen würde, denn Er wohnt in dem Gläubigen für immer, wie der Herr Jesus gesagt hat: „und er wird euch einen anderen Sachwalter geben, dass er bei euch sei in Ewig­keit“ (Joh. 14, 16).
Dies ist das gesegnete Vorrecht der Gläubigen des Neuen Testaments. David betete vor alters: „... den Geist deiner Heiligkeit nimm nicht von mir“ (Ps. 51, 11). In der  gegenwärtigen Haushaltung der Gnade ist jedoch solch ein Gebet fehl am Platz, denn der wahre Christ ist durch den Heiligen Geist auf den Tag der Erlösung versiegelt.
Der Heilige Geist wohnt in dem wahren Gläubigen. Er wird ihn nie lassen noch verlassen, aber Er ist betrübt, wenn wir nicht entsprechend dem Wort Gottes in Heiligkeit wandeln. Das ist dann auch der Grund, warum so viele ihrer Freu­de und Glückseligkeit, die aus der kostbaren Gemeinschaft mit dem Herrn hervor­fließen, beraubt sind.
Wenn wir in Heiligkeit und Treue gegenüber dem Herrn vorangehen, dann er­füllt der Heilige Geist unsere Herzen mit Freude und nimmt von dem, was Christus gehört, und gibt es uns. In dem 1. Kapitel dieses Briefes hatte der Apo­stel gesagt: „... in dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Unterpfand un­seres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise seiner Herr­lichkeit“ (Kap. 1, 13-14). 

Hier nun kommt der Apostel erneut auf diese geseg­nete Wahrheit zurück, dass wir durch den Heiligen Geist „auf den Tag der Erlö­sung“ versiegelt worden sind.
Hier ist nicht wie in Kapitel 1, 7 von der Erlösung der Seele, der Verge­bung der Sünden die Rede, sondern von der Erlösung unseres Leibes bei der An­kunft des Herrn Jesus Christus zur Heimholung Seiner Braut. „... der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen“ (Phil. 3, 21). Wenn der Herr Jesus kommt, wird Er jeden wahren Gläubigen mit Sich nehmen, kein einziger wird hier bleiben; denn jeder wahre Christ ist ein Glied des einen Leibes; und es ist gänzlich unmöglich, dass der Leib in der Herrlichkeit wäre und ihm eins seiner Glieder, und wäre es das schwächste oder geringste, fehlte.

Die verkehrte und die gute Gesinnung

Vers 31: „Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan, samt aller Bosheit“

Der Apostel warnt uns hier vor gewissen Sünden, die, gäben wir ihnen Raum, den in uns wohnenden Heiligen Geist betrüben würden. Er legt den Finger zu­erst auf ein Übel, das gewöhnlich tief im Herzen sitzt: „Alle Bitterkeit“.
Nun, Bitterkeit ist das Gegenteil von Süßigkeit; und wenn sich diese Bit­terkeit in dem Herzen eines Menschen findet, raubt sie ihm die innere Freude und den süßen Frieden und macht sein Herz düster und elend. Bitterkeit ist eines der charakteristischen Übel der Ungläubigen, deren Mund voll Bitterkeit ist, und der Apostel Jakobus warnt uns vor bitterem Neid und Streitsucht in unsere Herzen (Jak. 3, 11-15).
Dann fährt der Apostel Paulus fort, uns vor jenen Sünden zu warnen, die aus dieser Bitterkeit des Herzens hervorfließen: Wut, Zorn, Geschrei, Lästerung und Bosheit.
Ja, meine geliebten Brüder, wir sollten all diese Dinge aus unserem Herzen hinwegtun. Es sei darauf hingewiesen, dass wir, wenn wir nicht durch die Macht des Heiligen Geistes von diesen Sünden befreit werden, kein wahres christli­ches Leben führen können. So lasst uns denn darüber wachen, dass diese bösen Dinge nicht in uns oder in unserer Mitte gefunden werden. Dies jedoch ist nur möglich, wenn wir uns auf die Gnade und Hilfe Gottes stützen.

Vers 32: „Seid aber zueinander gütig, mitleidig, einander vergebend, gleichwie auch Gott in Christus euch vergeben hat“

Wahres Christentum befreit uns nicht nur von diesen Sünden, die den Heili­gen Geist betrüben, sondern befähigt uns, die kostbaren Tugenden Christi in unserem Leben zu offenbaren, indem wir unseres Herrn und Meisters Güte und Milde  in unserem Verkehr miteinander nachahmen.
Wenn wir vergeben möchten, sollten wir stets den göttlichen Maßstab des Vergebens vor uns  haben: „gleichwie auch Gott in Christus euch vergeben hat“. Gibt es irgend jemanden, der so gegen mich gesündigt hat, wie ich gegen Gott gesündigt habe? Wenn aber Gott mir um Christus Willen und auf Grund Seines Wer­kes am Kreuz alle meine Sünden vergeben hat, so sollte ich auch in gleicher Weise meinem Bruder vergeben.

Vielleicht denkst du, dass der, der gegen dich gesündigt hat, es wirklich nicht verdient hat, dass ihm vergeben werde. Doch lass mich fragen, hast du die göttliche Vergebung verdient? Es ist ganz und gar unmöglich, dass sich irgendjemand so tief gegen dich versündigt hat, wie du dich gegen Gott versündigt hast. Und Gott hat uns also geliebt und alle unsere Sünden vergeben! Dies ist der göttliche Maßstab, dies das Vorbild, dem wir beim Vergeben folgen sollen. Er kann uns keinen anderen, keinen niedrigeren Maßstab geben als Sich Selbst. „Oh, Herr Jesus, schenke es uns in Deiner Gnade, Dich tiefer und inni­ger kennen zu lernen, von Dir zu lernen und mehr Dir gleich zu sein! Amen“.

Kapitel 5

Die christliche  Lebensregel - Kap. 5, 1 - 21
Nachfolger Gottes

Vers 1: „Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder“

Dieser Vers steht mit den letzten Worten des vorigen Kapitels in direkter Verbindung; er richtet sich ausschließlich an wahre Gläubige; denn es ist für jemanden, der noch nicht die neue Natur empfangen hat, gänzlich unmöglich, Nachfolger Gottes zu sein, oder den Fußspuren des Christus nachzufolgen. Das Wan­deln in den Fußstapfen des Herrn Jesus ist nicht etwa das Mittel, durch das wir Erlösung oder die Wiedergeburt erlangten, sondern ist das Ergebnis unserer Er­lösung und die Frucht davon, dass wir ewiges Leben empfangen haben.

Jeder Versuch des Menschen, Gott nachzuahmen oder Gott zu folgen,  bevor er durch die Wiedergeburt Teilhaber der göttlichen Natur geworden ist, ist größte Torheit und Anmaßung zugleich. Wir aber sind „als geliebte Kinder“ durch die Gnade und Hilfe Gottes  fähig,   Nachahmer Gottes  zu sein. Ungläubige sind „Söhne des Teufels“ und haben kein anderes Verlangen als „die Begierden ihres Vaters“ zu tun (Joh. 8, 44).
Es ist ganz natürlich, dass Kinder ihre Väter nachahmen und alles so tun wollen, wie jene es tun. Das Gleiche gilt auch für uns Gläubige. Gott hat uns durch Seine Gnade errettet und uns ewiges Leben - das ist Seine eigene göttli­che Natur - gegeben, Er erwartet nun, dass wir Seine Nachahmer sind. Er ist un­ser Beispiel und Vorbild in allem, in Gedanken, im Wort, im Tun.
So besteht also das Vorbild und der Maßstab für den Wandel des Gläubigen hienieden nicht aus Geboten und Verboten, sondern in der Offenbarung Gottes Selbst und Seines Charakters in Seinem geliebten Sohn, unserem Herrn Jesus Chri­stus.

 „Als Kinder des Gehorsams bildet euch nicht nach den vorigen Begierden in eurer Unwissenheit, sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel“ (1. Petr. 1, 14. 15)! „Wer da sagt, dass er in ihm bleibe, ist schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie er gewandelt ist“ (1. Joh. 2, 6).
Es mag uns seltsam erscheinen, dass wir aufgefordert werden, Nachahmer Gottes zu sein, Den wir nicht gesehen haben. Aber die Worte unseres Herrn Jesus geben uns die Antwort auf dieses Problem: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht“ (Joh. 1, 18). Er sagt auch von Sich Selbst: „So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen, und wie sagst du: Zeige uns den Vater (Joh. 14, 9)?“ „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol. 2, 9).|

Der Wandel in Liebe

Vers 2: „...und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch“

Der Heilige Geist spricht von dem Wandel des Gläubigen in diesem Brief in einer besonderen Weise. Er zeigt uns unsere himmlische Stellung und unsere geistlichen Segnungen, mit denen wir in Christus gesegnet worden sind. Er re­det davon, dass wir in Ihm in die himmlischen Örter versetzt worden sind; Aber auf der anderen Seite spricht Er auch viel über den Wandel, der in Übereinstimmung mit unseren gesegneten Vorrechten sein sollte.
In diesem Kapitel erwähnt Er unseren Wandel in dreifacher Hinsicht: Wandel in Liebe (V. 2), Wandel im Licht (V. 8) und sorgfältiger Wandel (V. 15).

„Wandelt in Liebe“. Jene, zu denen der Apostel hier redet, waren einst ar­me Sünder gewesen, tot in Sünden und Vergehungen; aber sie waren durch die Gnade Gottes dahin gebracht worden, die Liebe Christi zu erkennen, die Er in Seinem stellvertretendem Tod am Kreuz so völlig geoffenbart hat. Durch den Glauben an Ihn waren sie von dem Tod in das Leben hinübergegangen, und die Liebe Gottes war in ihre Herzen ausgeschüttet worden durch den Heiligen Geist, welcher ihnen gegeben worden war. Daher erwartet Gott nun auch, dass sie in Liebe wandeln sollten. Es genügt nicht, dass wir Liebe kennen, sondern wir sollten in ihr in praktischerweise wandeln. „Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten, noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit“ (1. Joh. 3, 18).

Der Maßstab der Liebe, gemäß dem wir wandeln sollen, ist Christus Selbst. „Wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat“. In der Tat, welch ein hoher Maßstab, der unseren Wandel als Christen charakterisieren sollte!
Die Liebe des Christus für uns war so stark, dass selbst der Tod sie nicht auszu­löschen oder zu unterbrechen vermochte. „Er hat uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben“. Es ist diese sich selbst aufopfernde Liebe, die nachzuah­men wir berufen sind.
Die Liebe findet ihre Befriedigung darin, demjenigen, den sie liebt, zu die­nen. So wird auch der Christ, der Christus in seiner Liebe nachfolgen will, Freude und Vergnügen darin finden, anderen zu dienen.

Das Opfer Christi

Der Heilige Geist zeigt uns hier das Opfer Christi von verschiedenen Seiten. „Und sich selbst für uns dahingegeben hat“, „der selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat“ (1.Petr. 1, 24). Der Fürst des Lebens starb, damit wir, die wir tot waren, leben sollten. Gepriesen sei Sein anbetungswür­diger Name!
Doch es gibt noch eine andere kostbare Seite des Opfertodes Christi für uns. Er hat Sich hingegeben „als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch“.
Er war der einzige Mensch, der sowohl in Seinem Leben als auch in Seinem Tod am Kreuz Gott vollkommen gehorsam war und Ihn verherrlicht hat. „Aber damit die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe und so tue, wie mir der Vater geboten hat. - Steht auf, lasst uns von hier weggehen“ (Joh. 14. 31). Wohin gingen sie? Zum Kreuz, wo Er das Werk, das Ihm der Vater zu tun gege­ben hatte, vollendet und vollbracht hat (Joh. 17, 4).

Ja, Er war das „Brandopfer“, „der Wohlgeruch für Jehova“, welcher zu Gott emporstieg und Sein Herz befriedigte. All Seine Vollkommenheiten, die in Seiner Dahingabe an Seinen Gott offenbar wurden, werden nun uns zugerechnet. So sieht uns Gott für alle Ewigkeit als in Ihm, als angenehm gemacht in dem Geliebten. Ja Er liebt uns mit der gleichen Liebe, mit der Er den Sohn liebt. Was bleibt uns angesichts solch erstaunlicher Höhe, zu welcher uns die Liebe Gottes, des Vaters, und des Herrn Jesus Christus erhoben hat, übrig, als unser Haupt in Bewunderung und Anbetung vor Ihm niederzubeugen?

Was Heiligen geziemt

Vers 3: „Hurerei aber und alle Unreinheit oder Habsucht werde nicht einmal unter euch genannt, wie es Heiligen geziemt“

Der Apostel wechselt hier ganz plötzlich den Gegenstand der Betrachtung. Er spricht nicht länger von der Verpflichtung des Gläubigen, Nachahmer Gottes als geliebte Kinder zu sein, und in Liebe zu wandeln, wie auch der Chri­stus uns geliebt hat, sondern er warnt uns vor jenen Unreinheiten und Sünden, die hier erwähnt sind.
In der Tat hatten die Heiligen in Ephesus vor ihrer Bekehrung zu den göt­zen-dienerischen Heiden gehört. Sie hatten alle Arten von Unreinheit und Sün­den ausgeübt, und sie hatten nötig, gewarnt zu werden, nicht wieder zu solchem bösen Wandel zurückzukehren. Aber nicht nur sie hatten nötig, so gewarnt zu werden, sondern auch die Gläubigen unserer Tage benötigen diese Warnung; denn das menschliche Herz ist das gleiche geblieben und hat sich weder geän­dert noch verbessert, trotz all der vielen Erfindungen und der fortgeschrit­tenen Erziehungsmethoden.

Jede Art des Bösen wurde in den Tagen des Apostels Paulus unter den Nationen ausgeübt. Und heute nimmt das Böse ständig zu wegen der vielen modernen Erfindungen, welche seinerzeit nicht existierten, denken wir nur an Kino, Tanzboden, pornographische Magazine, und so manches mehr.
Oh, wie sehr benötigen wir, zu wachen und im Gebet zu verharren, damit wir durch den Herrn vor diesen Sünden bewahrt bleiben, damit Hurerei und Unreinheit und Habsucht nicht unter uns genannt werden.
Vergessen wir nicht, dass wir dieselbe gefallene und sündige Na­tur in uns haben, wie alle menschlichen Wesen ohne Ansehen der Person sie ha­ben. Aber was uns von Ungläubigen unterscheidet, ist, dass wir eine göttliche Natur empfangen haben, und dass wir den Heiligen Geist besitzen, der uns Kraft gibt, uns über die bösen Neigungen unserer Herzen zu erheben und die Werke des Fleisches zu töten. Wir sollten nicht nur diese Sünden nicht ausüben, sondern sollten sie nicht einmal erwähnen oder an sie denken, gleichwie es Heiligen geziemt. „Denn das, was heimlich von ih­nen geschieht, ist schändlich auch nur zu sagen“ (s. V. 12).

Der verkehrte Gebrauch der Zunge

Vers 4: „... auch Schändlichkeit und albernes Geschwätz oder Witzelei, die sich nicht geziemen, sondern vielmehr Danksagung“

Der Apostel stellt diese Sünden Seite an Seite mit den Sünden der Unrein­heit, die in dem vorigen Vers erwähnt wurden. „Schändlichkeit“ ist alles, was unsere Herzen und Gedanken zu bösen Dingen hin abzieht, sei es in unseren Handlungen oder in unserer Unterhaltung; denn in diesem Vers ist hauptsächlich von der Zunge die Rede.
Mit „albernem Geschwätz“ ist dumme und unverständige Rede gemeint. Der Ge­brauch der Zunge zu einer bösen Rede ist für den wahren Gläubigen unangebracht.
Was die auch von vielen Gläubigen geübte „Witzelei“ anbetrifft, so stellt der Geist Gottes diese Sünde in die Reihe der Sünden der Unreinheit. 

Manche denken, sie seien klug und zu bewundern, wenn sie andere Leute belu­stigen, wobei sie häufig Ausdrücke gebrauchen, die sich für einen Gläubigen nicht geziemen. Manchmal werden doppelsinnige Worte und indirekte Anspielungen benutzt, welche den Hörern schaden und sie verletzen, oder welche die Würde oder Ehre von solchen, die nicht anwesend sind, antasten, doch man vergisst, was der Prediger sagte: „Da ist ein Schwätzer, dessen Worte sind Schwertstiche; aber die Zunge der Weisen ist Heilung“ (Spr. 12, 18).

Das bedeutet nicht, dass ein Gläubiger ein düsteres und ernstes Gesicht zur Schau tragen muss. Nein, Gott möchte den wahren Gläubigen allezeit glück­lich und freudig sehen, wie es in Sprüche 17, 22 heißt: „Ein fröhliches Herz bringt gute Besserung“. Die Bibel verbietet durchaus nicht das Lachen. Wie je­mand gesagt hat: „Ich fürchte mich vor solchen Leuten, die so „heilig“ geworden sind, dass sie das Lachen verbieten. Während doch das Lachen gerade eines der Merkmale ist, durch welche sich der Mensch von anderen Geschöpfen unterscheidet“.
Durch „Witzelei“ wird das geistliche Leben ausgehöhlt. Möge der Herr uns vor Witzelei und albernem Geschwätz bewahren! Mögen vielmehr unsere Lippen dem Herrn geweiht sein und überfließen von Lob und Dank und Anbetung gegen Seinen Namen.

Kennzeichen eines Gläubigen

Vers 5: „Denn dieses wisst und erkennt ihr, dass kein Hurer oder Unreiner oder Habsüchtiger, (der ein Götzendiener ist) ein Erbteil hat in dem Reich Christi und Gottes“

Der Apostel erinnert die Gläubigen daran, dass das, was er ihnen jetzt schreibt, durchaus nichts Neues, sondern eine ihnen allen wohlbekannte Tat­sache ist, und dass niemand, der in diesen Sünden wandelt, ein wahrer Sohn Gottes sein kann.
Eine solche Person hatte kein Erbteil in dem Reiche Christi und Gottes. Die überreiche Gnade Gottes bietet dem bösesten und verderbtesten Sünder Errettung von der ewigen Verdammnis und Befreiung von der Macht der Sünde an. Wenn aber jemand das Angebot Gottes zur Erlösung ablehnt und vorzieht, in je­nen Unreinheiten und Sünden zu verharren, hat er kein Teil an dem ewigen Erbe.
Die grenzenlose Liebe Gottes hat in dem Kreuz Christi ein Hilfsmittel zur Lösung der Frage der Sünde gefunden, denn Seine Heiligkeit kann unmöglich die Sünde leichtfertig behandeln. Es ist unmöglich, dass Gott und Sünde zusammengehen können.

Daher warnt der Apostel die Gläubigen erneut davor in solche Sünden zu­rückzufallen. Er sagt, dass ein habsüchtiger Mensch einem Götzendiener gleicht, der alles für sich selbst beansprucht. Ein Habsüchtiger betet in der Tat einen Götzen an, und dieser Götze ist er selbst. Deswegen stellt der Apostel den Hab­süchtigen auf eine Stufe mit dem Unreinen, der nur seinen unreinen Lüsten nachjagt.

Vers 6+7: „Niemand verführe euch mit eitlen Worten, denn dieser Dinge wegen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams. Seid nun nicht ihre Mitgenossen“

Der Apostel warnt den Gläubigen, nicht durch fremde Ideen und Meinungen sündiger Menschen verführt zu werden, welche viel über die Gnade Gottes re­den mögen, in Wirklichkeit aber die Gnade Gottes in Ausschweifung verkehren. Er versichert ihnen, dass der Zorn Gottes mit Sicherheit über die Söhne des Un­gehorsams und über jene kommen wird, die in der Sünde leben. Wir sollten für solche beten, dass der Herr Sich ihrer annehmen und sie erretten möge, aber wir  sollten nie in irgendeiner Weise mit solchen Gemeinschaft haben.

Der Wandel im Licht

Vers 8: „Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn; wandelt als Kinder des Lichts“

Das 5. Kapitel begann mit der Ermahnung, in Liebe zu wandeln, „wie auch der Christus uns geliebt hat“. Hier hingegen ermahnt uns der Heilige Geist, als „Kinder des Lichts“ zu wandeln, indem er uns den gewaltigen Unterschied zwischen unserem einstigen und unserem jetzigen Zustand als Gläubige hin­weist. - „Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn“.
In Kapitel 2 hatte der Apostel Tod und Leben miteinander verglichen, hier aber finden wir der Finsternis das Licht gegenüber gestellt. Wir sind in der Tat Licht geworden in dem Herrn, daher haben wir auch nichts mit den Söhnen des Ungehorsams zu tun. „Seid nun nicht ihre Mitgenossen“.
Es gibt tatsächlich zwei große Reiche, und jeder Mensch in dieser Welt ge­hört zu dem einen oder anderen: Das Reich Satans (das Reich der Finsternis) und das Reich des Herrn Jesus (das Reich des Lichts).
Der unbekehrte Mensch ist als Sklave Satans der Macht der Finsternis unter­worfen. Er liebt die Finsternis mehr als das Licht, weil seine Werke böse sind (Joh. 3. 19). Er ist nicht nur in der Finsternis, sondern er ist selbst „Finsternis“, und alles was er tut und denkt ist Finsternis, weil er nichts anderes kennt.

Auch der wahre Christ war einst Finsternis, aber von dem Augenblick an, da er den Herrn Jesus Christus, das Licht der Welt, als seinen persönlichen Heiland annahm, befreite ihn Gott, der Vater, von der Macht der Finsternis und versetzte ihn in das Reich des Sohnes Seiner Liebe (Kol. 1, 13). „Denn der Gott, der sprach: Aus Finsternis leuchte Licht, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Ange­sicht Jesu Christi“ (2. Kor. 4, 6).
Der Gläubige ist nicht nur im Licht, sondern er ist in der Tat „Licht in dem Herrn“. „Wandelt als Kinder des Lichts“. Wie könnten wir auch noch in den Dingen wandeln, denen wir uns jetzt schämen!
Als der Herr Jesus in dieser Welt war, sagte Er von Sich Selbst: „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh. 8, 12). Er hat nun denen, die Ihm angehören, diese große Ehre und das kostbare Vorrecht gegeben, dieselbe wunderbare Stellung einzunehmen, wie Er sie Selbst ausübte. Er hatte Seinen Jüngern gesagt: „Ihr seid das Licht der Welt..... lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, ver­herrlichen“ (Matth. 5, 14 u. I6).
Damit wir als Lichter scheinen können, ist es nötig, allezeit mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein und so die Aufmerksamkeit der Menschen zu erwecken, nicht um uns in den Vordergrund zu stellen, sondern auf dass Christus in unserem Leben gesehen werden möge und unser Gott und Vater verherrlicht werde. 
Von Johannes dem Täufer sprach der Herr Jesus als von einer „brennenden und scheinenden Lampe“ (Joh. 5, 35). Es war die Absicht Johannes, anderen den Weg zu Christus zu erläutern - nicht den Weg zu sich selbst. Ist es auch unser Verlangen, als Lichter in dieser Welt zu scheinen? Das erfordert Selbstaufga­be und die Bereitschaft, nichts zu sein, auf dass Christus, dafür alles sei. Nur so können wir „untadelig und lauter sein, unbescholtene Kinder Gottes, inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr scheint wie Lichter in der Welt“ (Phil. 2, 15). Der Prediger sagt: „Der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe“ (Spr. 4, 18).

Die Frucht des Lichtes

Vers 9: „... (denn die Frucht des Lichts besteht in aller Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit)“

Der Apostel stellt uns hier drei Dinge vor: Gütigkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit. Diese Tugenden stehen im Gegensatz zu den Werken der Finsternis. Ohne Frage ist es die Macht des in uns wirkenden Heiligen Geistes, welche diese Frucht des Lichts hervorruft. Hier stellt der Apostel die Frucht des Lichts den Werken der Finsternis gegenüber; während in Galater 5 Vers 22 und 23 nicht von der Frucht des Lichts, sondern von der „Frucht des Geistes“ die Rede ist, denn Galater 5 beschäftigt sich mit dem Gegensatz zwischen Geist und Fleisch.
Die Frucht des Lichts besteht in aller Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit. Gott möchte, dass diese schönen, sittlichen Tugenden, die in Ihm Selbst sind, auch in unserem Leben offenbar werden. Diese göttlichen Grund­sätze sind in Übereinstimmung mit dem neuen Leben, welches Er uns in und durch Christus Jesus gegeben hat.

Die neue, uns von Gott geschenkte Natur liebt alle Gütigkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit. Wie ganz anders würde es unter uns aussehen, wenn wir mehr Nachahmer Gottes  in Seiner Gütigkeit gegen andere wären, indem wir allen Men­schen, sei es, dass  sie uns  lieben, oder dass sie uns nicht lieben, Gütigkeit und Barmherzigkeit erwiesen. Diese Gnade also sollte alle Kinder des Lichts kennzeichnen. Wie köstlich auch, wenn wir die Frucht des Lichts in Werken der Gerechtigkeit offenbaren.
Unsere Worte, Gedanken und Taten sollten in Übereinstimmung mit der Gerech­tigkeit sein. Das ist es, was uns als Kinder des Lichts von den Kindern der Finsternis unterscheidet, die von Selbstsucht beherrscht werden. Erweisen wir in unserem Umgang mit anderen alle Gütigkeit und Gerechtigkeit, und ist unser persönliches Leben in allen Einzelheiten durch Wahrhaftigkeit gekennzeichnet? Der Herr liebt „Wahrheit im Innern“ (Ps. 51, 6) und daher darf es in unserem christlichen Leben als Kinder des Lichts keinen Platz für Heuchelei und Unwahrhaftigkeit geben.

Vers 10: „... indem ihr prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist“

Das Wort „prüfen“ bedeutet hier untersuchen oder erforschen, damit wir erfahren, was dem Herrn wohlgefällig ist. Ja, erforschen wir doch in allen Dingen die Kenntnis Seines Willens! Ein wahrer Christ wird sich nicht von selbstsüchtigen Beweggründen leiten lassen. Er sollte auch nicht eine Sprache führen, wie „ich vermute, oder ich meine, oder ich nehme an, dass dies das Beste ist zu tun“ oder „ich sehe nichts Falsches in dieser oder jener Sache“.

 Wenn jemand Christus nachfolgen und durch Seinen in uns wohnenden Heiligen Geist geleitet werden will, so wird er vielmehr fragen: „Wird es Christus wohlgefallen, wenn ich dieses tu, oder wird mein hochgelobter Herr und Heiland dadurch verherrlicht, wenn ich zu diesem oder jenem Ort gehe?“ Nur in dieser Gesin­nung, und nur auf diesem Weg werden wir erfahren, was dem Herrn wohlgefäl­lig ist.

Trennung von Licht und Finsternis

Vers 11: „Und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, vielmehr aber straft sie auch“

Es ist für einen wahren Christen unmöglich, mit den Kindern des Ungehor­sams, welche in Finsternis leben, Gemeinschaft zu haben, ohne durch ihre bösen und unreinen Werke verunreinigt zu werden. Aus diesem Grund finden wir in den Briefen des Apostels Paulus so viele Warnungen vor dem Vermischen oder vor Gemeinschaft mit Ungläubigen. „Ich habe euch in dem Brief geschrieben, nicht mit Hurern Umgang zu haben“(1. Kor. 5, 9). 

„Seid nicht in einem unglei­chen Joch mit Ungläubigen. Denn welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? ... oder wel­ches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen?“ (2. Kor. 6, 14 u. 15).
Ein wahrer Gläubiger hüte sich also davor, Gemeinschaft mit Ungläubigen zu haben. Wir sollten in keinerlei Beziehung unseres Lebens mit Ungläubigen unter demsel­ben Joch sein. Das gilt sowohl im Blick auf eheliche, als auch auf weltliche, kulturelle und religiöse Verbindungen. „Gott ist Licht, und gar keine Finster­nis ist in ihm. 

Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wan­deln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit“ (1, Joh. 1, 5 u. 6). 
Wir sollen keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis haben, sondern sollen sie vielmehr durch ein hingebungsvolles Leben und durch gesunde, nicht zu verurteilende Rede strafen. Wir befinden uns ganz im Gegensatz zu Gott, wenn wir das Böse beschönigen, unsere Sünde zu entschuldigen su­chen. Als Christus über diese Erde ging, war Sein sündloses und heiliges Leben eine beständige Verurteilung der Handlungen und Gedanken sündiger Menschen. Wir sollten Ihm auch hierin nachfolgen und im Licht wandeln, und somit die unfruchtbaren Werke der Finsternis strafen.

Vers 12: „...denn das, was heimlich von ihnen geschieht, ist schändlich auch nur zu sagen“

Der verständige Christ, dessen Herz und Sinn mit Christus und Seiner Rein­heit erfüllt ist, wird nur mit Ehrenhaftem und Reinen beschäftigt sein. Er wird sich nicht mit dem Unflat und der Unreinheit böser Menschen abgeben, er wird seine Gedanken nicht für einen Augenblick bei den schändlichen, ge­heimen Dingen der in der Finsternis lebenden Kinder des Ungehorsams verweilen lassen. 

Das Licht macht alles offenbar

Vers 13+14a: „Alles aber, was bloßgestellt wird, wird durch das Licht offenbar gemacht; denn das Licht ist es, welches alles offenbar macht“

Es ist gut, zu beachten, dass der vorhergehende Vers „und habet nicht Ge­meinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, vielmehr aber strafet sie auch“ nicht bedeutet, dass wir umhergehen und die Sünden anderer aufspüren und sie öffentlich bekannt machen sollen. Wenn unser praktisches Leben rein, heilig und Christus gewidmet ist, indem wir Ihn in allem nachahmen, so wird das Licht alles um uns herum offenbar machen.

 Es gibt nichts, was die Sünde als solche entlarvt und das Böse so bloßstellt, wie das Licht Gottes, „Denn je­der, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit sei­ne Werke nicht bloßgestellt werden; wer aber die Wahrheit tut, kommt zu dem Licht, damit seine Werke offenbar werden, dass sie in Gott gewirkt sind“ (Joh. 3, 20  u. 21).
Das Licht macht den wahren Charakter aller Dinge offenbar. Als der Herr Je­sus auf dieser Erde war, strafte Er die Heuchelei der Pharisäer. Zuvor war das Böse dieser Männer in seinem Charakter weder von den Jüngern noch von den an­deren Menschen erkannt worden. Als aber Christus das Licht Seiner Wahrheit auf ihre Gesinnung fallen ließ, wurden sie in ihrem wahren Charakter offenbar. Ohne das Licht können wir die Dinge nicht erkennen, wie sie wirklich sind. Gott hat uns in Seiner Gnade zu „Lichter in dem Herrn“ gemacht, „damit ihr untadelig und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines ver­drehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr scheint wie Lichter in der Welt“ (Phil. 2, 15). Auf diese Weise können wir den Menschen, die um uns her in Finsternis und im Todesschatten leben, ein Segen sein, indem wir ihnen das Licht bringen. 

Aufwachen

Vers 14b: „Deshalb sagt er: Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten!“

Mit diesen Worten wendet sich der Heilige Geist nicht an Ungläubige, son­dern an wahre Gläubige, die aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind. Sie sind nicht länger geistlich tot, sondern leben in und mit Christus. Aber Ach, sie erfreuen sich nicht immer des neuen Lebens mit all seinen Freuden und Vorrechten!

Sie sind durch die Gnade errettet, aber sie haben die Freude des Heils verloren. Sie haben sich dem Schlaf und damit der Schwachheit hingegeben. Sie haben ihre geistliche Kraft verloren, haben ihre erste Liebe verlassen. Sie schlafen unter den Gräbern der geistlich Toten, und von außen gesehen ist kein Unterschied zwischen ihnen und denjenigen, die tot sind in Sünden und Vergehungen. Ach, ist das nicht ein wahres Bild von vielen Kindern Gottes? Man kann sie nicht mehr von den Kindern dieser Welt unterscheiden. Der Apostel warnt und ermahnt jeden sorglosen Schläfer, aus seinem geistlichen Schlaf aufzuwachen und aus den geistlich Toten aufzustehen.
Wunderbare Gnade des Herrn! Er möchte, dass Sein Volk brennende Lampen hät­te, indem es sich des Lichts und des Sonnenscheins Seines Antlitz erfreuen und es in ihrem Wesen widerstrahlen möge. Das ist der Grund, weshalb der Ruf jedem einzelnen von uns gilt „Wache auf, der du schläfst... und der Christus wird dir leuchten“. Der Schlafende kann das Licht nicht sehen, er kann sich des Lichts nicht erfreuen noch es reflektieren.

Sorgfältig wandeln

Vers 15+16: „Gebt nun acht, wie ihr sorgfältig wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise, die gelegene Zeit auskaufend, den die Tage sind böse“

Dieses Kapitel begann mit der Ermahnung zum Wandel in Liebe (V.2), sodann zum Wandel im Licht, „wandelt als Kinder des Lichts" (V.8), und hier ermahnt uns der Heilige Geist zum Wandel in Sorgfalt. Beachten wir, dass dies das siebente und letzte Mal ist, wo in diesem Brief auf den Wandel hingewiesen wird -  dieser Brief, in  dem der Heilige Geist unsere himmlische Stellung als Leib Christi aufzeichnet, der das aus den Toten auferstandene Haupt ist, ist jetzt verherrlicht zur Rechten des Vaters. Sodann, dass wir in IHM, d.h. in Christus, mit jeder geistlichen Segnung gesegnet sind in den himmlischen Örtern. Deshalb betont der Heilige Geist hier den praktischen Wandel mehr als in irgend einem andern Brief, weil wir in dem Maß, wie unsere Stellung erhaben ist, auch unserer Verantwortung, dieser Stellung gemäß würdig wandeln sollen.
Der Wandel des Gläubigen in Sorgfalt bedeutet einen Wandel mit größter Umsicht und geistlicher Wachsamkeit in jedem Augenblick, und zwar in dem er sich auf den Herrn und Seine Gnade stützt. Von der Welt, in der wir leben, heißt es: „Die gegenwärtige böse Welt“ (Gal.1, 4) und: „Die ganze Welt liegt in dem Bösen“ (1.Joh. 5, 19). 

Der Teufel ist „der Fürst dieser Welt“, darum müssen wir wachsam und umsichtig sein. Satan ist der Widersacher Christi und auch unser Widersacher, der auf unserem Weg vielerlei Schlingen und Fallen stellt und viele Gruben gräbt um uns hinein zu stürzen. Darum sollen wir geistlich umsichtig sein, „nicht als Unweise, sondern als Weise“, indem wir wissen, wie wir jeden Schritt zu gehen haben - wie wir den Fuß heben und wo wir ihn niedersetzen, und einen geschärften Blick und erleuchtete Sinne haben, um zu erkennen, was unser nächster Schritt sein soll. Der Weise weiß, jeden Schritt in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu tun.  

Er weiß, welche Worte er reden und welche Tat er vollbringen soll, er kennt die reinen Herzens sind, um mit ihnen gemeinsam zu wandeln und vom Umgang mit ihnen  geistlichen Nutzen zu haben. Das große Anliegen des Weisen ist, dass sein Wandel zur Verherrlichung des Herrn Jesus sei. Der Un- weise dagegen wandelt in dieser Welt ohne die Gefahren und Hindernisse recht einzuschätzen und beachtet nicht die schwerwiegenden Folgen eines leichtsinnigen Wandels - den Wandel eines Unweisen. Gib acht, lieber Bruder in Christus, im Umgang mit Ungläubigen, in ihrem Wandel, mit der Ausrede, dass jene doch in der Mehrheit sind.

 Sei sorgfältig in deinem Wandel und tue nichts, was den Namen deines Herrn verunehrt und deinem geistlichen Leben schadet,  weil andere das tun.  Sei weise und „lass deine Augen geradeaus blicken, und deine Wimpern stracks vor dich hin schauen. - Ebne die Bahn deines Fußes, und alle deine Wege seien gerade; biege nicht aus zur Rechten noch zur Linken, wende deinen Fuß ab vom Bösen“ (Spr.4, 25-27). 
„Die gelegene Zeit auskaufend, denn die Tage sind böse“. Das bedeutet, dass es die Aufgabe des wahren Christen ist, die Gelegenheiten zu nutzen und sie nicht seiner Hand entgleiten zu lassen. Es gilt, sie zu nutzen im Zeugnis für seinen Herrn und in Seinem Dienst. Die Zeit eilt dahin und der abgelaufene Augenblick kann nicht zurückgebracht werden. Der gestrige Tag ist unwiderruflich vergangen -  so wird auch der heutige vergehen und wer könnte ihn zurückbringen?  So ist das ganze Leben, wie lange es auch währen mag, es wird schnell vorüber sein. „Die Tage unserer Jahre - ihrer sind siebenzig Jahre, und wenn in Kraft, achtzig Jahre...  schnell eilt es vorüber, und wir fliegen dahin“ (Ps. 90, 10). 

Der Weise kauft die Zeit aus, indem er jeden Augenblick  zur Ehre seines Herrn nutzt ehe er aus seinen Händen entschwindet. 
Geliebte, die Wiederkunft des Herrn ist sehr nahe gekommen. Die Zeit, in der wir Ihn verherrlichen, für Ihn zeugen und Ihm dienen können, ist die Zeit unseres jetzigen Lebens. So wollen wir die Zeit auskaufen. Wir wollen wirken, solange es Tag ist. „Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann“(Joh. 9, 4). „Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werk des Herrn, da ihr wisst, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn“ (1.Kor. 15, 58).
„Denn die Tage sind böse“: Das ist es, was uns anreizt zu einem Wandel in Sorgfalt und zum Auskaufen der Zeit und Nutzen jeder Gelegenheit zum Zeugnis und zum Dienst für unseren Herrn.
Heute ist die Tür offen vor dir zum Zeugnis und zum Dienst für den Herrn. Gehe nicht leichtfertig um mit dieser Zeit. Wer weiß, ob diese Tür morgen noch geöffnet bleibt, oder aus irgend einem Grund verschlossen sein wird? Deshalb müssen wir die Zeit auskaufen, denn die Tage sind böse.

Den Willen Gottes kennen

Vers 17: „Darum seid nicht töricht, sondern verständig, was der Wille des Herrn ist“

Es gibt nur einen Weg, auf dem wir wahre Weisheit erlangen können, und das ist, wenn wir Verständnis über den Willen des Herrn erlangen. 0h, lasst uns Ihn preisen, dass Er uns Sein lebendiges Wort gegeben hat, sodass wir wissen können, was Sein vollkommener Wille ist; denn ohne das Wort des Herrn kennten wir nicht Seinen Willen. Es ist unmöglich, aus irgend einer anderen Quelle den Willen des Herrn zu erfahren. Sein Wort ist der vollkommene Maßstab für das christliche Leben, und der in uns wohnende Heilige Geist gibt uns die Kraft und befähigt uns, gemäß diesem göttlichen Wort zu leben.

Wie beschämend und demütigend zugleich ist es zu sehen, wie viele Gläubige das Studium des Wortes Gottes vernachlässigen, dieses heilige Wort, welches allein das geistliche Leben nähren und befriedigen kann. 0h, möchte doch jeder Christ es sich angelegen sein lassen, täglich das Wort Gottes zu lesen und zu studieren. Erforsche das Wort unter Gebet, und du wirst in ihm Nahrung für dein geistliches Leben finden.

Es ist die „lautere Milch des Wortes“ und das allein sättigende Brot für die Seele, denn „nicht vom Brot allein soll der Mensch leben, sondern von je­dem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht“.(Matth. 4, 4). Durch dasselbe kann der Gläubige erfahren, was der Wille Gottes in bezug auf jeden Umstand seines Lebens ist. Von ihm erhalten wir die nötige Weisheit. Es ist eine Lampe für unsere Füße und ein Licht für unseren Pfad. Der Herr Jesus hat gesagt: „Erforschet die Schriften“.
Das wird uns allen gesagt, und wir sollten dieser Unterweisung, welche doch zu unserem eigenen Segen und. Nutzen ist, gehorchen; denn tun wir es nicht, so werden wir in Sünde kommen. Wenn wir in Sünde gefallen sind, so sollten wir zu Ihm kommen und sie bekennen, auch bekennen, dass wir uns der Sünde der Ver­nachlässigung Seines Wortes schuldig gemacht haben.
Mit dem Geiste erfüllt sein

Vers 18: „Und berauscht euch nicht mit Wein, in dem Ausschweifung ist, sondern werdet mit dem Geist erfüllt“

Der Apostel zeigt uns hier einen großen Gegensatz: „Berauschen mit Wein“ und „mit dem Geist erfüllt“. Warum stellt der Apostel diesen Vergleich an? Der Grund ist, dass der Betrunkene und unter dem Einfluss des Weins Stehende eine andere Person wird, als er es normalerweise ist. Er sagt und tut Dinge, die er niemals sagen oder tun würde, wenn er nüchtern wäre. Dies ist natürlich etwas, was ein wahrer Gläubiger niemals erlauben sollte, „seid nicht unweise...  und berauscht euch nicht mit Wein“. Der Heilige Geist sollte die Kontrolle über sein ganzes Wesen haben, und in dem Maße, wie dies der Fall ist, wird er über geistliche Dinge reden und wird suchen, dem Herrn zu dienen in der Kraft des Geistes.

Wie viele arme Menschen suchen durch Genuss des Alkohols fröhlich und glück­lich zu werden oder ihre Sorgen zu vergessen. Doch dieses Getränk nimmt Geist und Seele gefangen und zerrüttet den ganzen Menschen. Wie zahlreich sind die Warnungen in dem Worte Gottes vor dem Genuss des Weins. „Ein Spötter ist der Wein, ein Lärmer der Rauschtrank; und jeder, der davon taumelt, ist unweise“ (Spr. 20, 1). „Sei nicht unter Weinsäufern, noch unter denen, die Fleisch verprassen! Denn ein Säufer und Schlemmer verarmt, und Schläfrigkeit kleidet in Lumpen“(Spr. 23, 20 u. 21.) 

„Wer hat Ach, wer hat Weh, wer Zän­kereien, wer Klage, wer Wunden ohne Ursache? Wer Trübung der Augen? Die spät beim Wein sitzen, die einkehren, um Mischtrank zu kosten. Sieh den Wein nicht an,, wenn er sich rot zeigt, wenn er im Becher blinkt, leicht hinunter­gleitet. Sein Ende ist, dass er beißt wie eine Schlange und sticht wie ein Ba­silisk. Deine Augen werden Seltsames sehen, und dein Herz wird verkehrte Din­ge reden. Und du wirst sein wie einer, der im Herzen des Meeres liegt, und wie einer, der da liegt auf der Spitze eines Mastes. Man hat mich geschlagen, es schmerzte mich nicht; man hat mich geprügelt, ich fühlte es nicht. Wann werde ich aufwachen? Ich will es wieder tun, will ihn abermals aufsuchen“(Spr. 23, 29-35).
Es gibt noch mehr derartiger Stellen im Worte Gottes, die klar zeigen, dass solche Dinge nicht unter wahren Christen gefunden werden sollten, deren Vor­recht vielmehr ist, mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein. Dies sollte ei­ne beständige Erfahrung des Gläubigen sein. 

Denken wir nicht, dass mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein das ausschließliche Vorrecht einer besonders begünstigten Person oder einer ausgewählten Schar von Gläubigen wäre, sondern es ist das Vorrecht aller wahren Gläubigen, und sollte daher eine beständige Erfahrung sein.
Es ist jedoch äußerst wichtig für uns zu sehen, dass diese wichtige Wahrheit des Erfülltsein mit dem Heiligen Geist nicht bedeutet, wir sollten um den Empfang des Heiligen Geistes“ bitten; denn jeder wahre Gläubige ist mit dem Heiligen Geist getauft worden, „denn durch einen Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden ...“ (1. Kor. 12, 13).

Mit dem Heiligen Geist erfüllt sein bedeutet auch nicht, dass wir Wunder vollbringen und in anderen Sprachen reden werden, „denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Tim. 1, 7).
Die Haupttätigkeit des Heiligen Geistes ist, von den Dingen Christi zu nehmen und sie uns zu zeigen. Er leitet uns dahin, die Schönheit und Vollkom­menheit und die Tugenden unseres Herrn Jesus Christus zu betrachten. 

Dadurch zieht Er unsere Herzen und Zuneigungen auf Ihn hin, wir lieben Ihn mehr und werden inniger an Sein Herz gezogen, um dann ein Leben der Selbstaufgabe und der Widmung für Ihn zu leben. So werden wir in dem Maße, wie wir uns Zeit neh­men, Ihn zu betrachten und Seine gesegnete Person zu genießen, in Sein Bild verwandelt werden (2. Kor. 3, 18).

Psalmen, Loblieder und geistliche Lieder

Vers 19: „...redend zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern, singend und spielend dem Herrn in eurem Herzen“

Wie kostbar sind doch die Früchte der Innewohnung des Heiligen Geistes! Gläubige, die mit dem Heiligen Geist erfüllt sind, reden gerne miteinander über die Person des Herrn. Welche Freude auch für den Herrn, wenn Er sieht, dass die Seinen, die Er liebt, sich miteinander über Ihn und über Seine Liebe und Gnade unterhalten. „Da unterredeten sich die Jehova fürchten miteinander, und Jehova merkte auf und hörte; und ein Gedenkbuch ward vor ihm geschrieben für die, welche Jehova fürchten und welche seinen Namen achten“ (Mal. 3, 16).

Die Herzen der mit dem Heiligen Geist erfüllten Gläubigen laufen über von Psalmen und Lobliedern für den Herrn. „Singen will ich Jehova mein Leben lang, will meinem Gott Psalmen singen, so lange ich bin? Möge ihm angenehm sein mein Sinnen! Ich, ich werde mich in Jehova erfreuen“ (Ps. 104, 33 u. 34).
An die Gläubigen in Kolossä schrieb der Apostel Paulus: „Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen, indem ihr in aller Weisheit euch gegenseitig lehrt und ermahnt, mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern, Gott singend in euren Herzen in Gnade“ (Kol. 3, 16). Hier finden wir, dass Psalmen und Loblieder und geistliche Lieder die Frucht davon sind, dass das Wort des Herrn reichlich in den Gläubigen wohnt; während wir in unserem Kapitel finden, dass sie die Frucht der Innewohnung des Geistes sind. 

Die Erklärung hierfür ist einfach: Der Gläubige, der mit dem Wort Gottes erfüllt ist, ist auch mit dem Heiligen Geist erfüllt; denn wenn Gottes Wort die Regel unseres Lebens und Wandelns ist, werden wir auch mit freiwil­ligem Gehorsam uns demselben übergeben. Dann wird der frei und ungehindert wirkende Heilige Geist unsere Herzen mit den Vollkommenheiten und mit der Schönheit unseres Herrn Jesus Christus beschäftigen, Der „schöner als die Men­schensöhne“ ist, und so werden unsere Herzen in Psalmen und Lobliedern für Ihn überfließen.
„Redend zueinander...“ bedeutet, wenn wir zusammengekommen sind, in dem Namen unseres Herrn Jesus Christus, und die eine Gesinnung und den einen Wunsch haben, einander mit Psalmen und Lobliedern für den Herrn zu erbauen.
„Psalmen“. Das Volk des Herrn im Alten Testament pflegte aus dem Buch der Psalmen zu singen, und ohne Zweifel finden wir in diesem Buch Worte und wun­derbare Äußerungen, die in den Erfahrungen des Christen während seiner Pilger­reise durch diese Welt und Wüste ihr Gegenstück finden. 

Obwohl die Psalmen in ihrer Sprache nicht die Höhen der himmlischen Stellung des Christen und seiner Vorrechte in der gegenwärtigen Zeit der Gnade erreichen, finden wir doch in vielen Teilen das, worüber wir singen können, und was von den Umständen und verschie­denen Erfahrungen unseres Lebens in der gegenwärtigen Zeit Ausdruck gibt.
„Loblieder“ sind solche Lieder, die zum Preise Gottes Selbst gesungen wer­den. Sie haben nicht unsere Umstände und Erfahrungen zum Gegenstand. Vielmehr beschäftigen sie sich mit Gott, unserem Vater, in Seiner Majestät und Herrlichkeit und Gnade und mit dem Herrn Jesus Christus in all Seiner Vollkommen­heit und unendlichen Liebe und mit Seinem Werk der Erlösung. Sie sind der Ausdruck des Lobes und der Anbetung der Kinder Gottes für ihren Gott und Va­ter und den Herrn Jesus Christus.
„Geistliche Lieder“ will sagen, dass es nicht weltliche Lieder sind. Geist­liche Lieder beschäftigen sich spezifisch mit christlichen Wahrheiten und Ge­genständen, z. B: das Leben der praktischen Heiligung, Widmung für den Herrn, Vertrauen in Ihn, was immer die Umstände des Lebens sein mögen, Gebet, Erforschen des Wortes Gottes, und allgemein all das, was der Vertiefung des geistlichen Lebens dient. Sie können auch Evangeliums - Gesänge einschließen, in welchen verlorene Sünder zur Buße und zum Glauben an den Herrn Jesus Christus gerufen werden. 
„Singend und spielend dem Herrn in eurem Herzen“. Der Herr hat Freude an „Wahrheit im Innern“, nicht an der äußerlich hörbaren und schönen Stimme. Obwohl geistliche Lieder äußerlich wahrnehmbar gesungen werden sollen, bleibt es doch die Hauptsache, dass die Lieder aus einem mit dem Heiligen Geist erfüllten Herzen hervorkommen.
Der Gegenstand des Gesanges sollte der Herr Jesus Selbst sein, „Singend und spielend dem Herrn in eurem Herzen“.
Nicht mehr lange, und der Herr Jesus wird der Gegenstand des „neuen Liedes“ in den Himmeln sein. Es ist jedoch das Werk des Heiligen Geistes in uns, wäh­rend wir noch in dieser Welt sind, unsere Herzen mit Psalmen und Lobliedern für unseren Herrn zu erfüllen, ehe wir ins Vaterhaus gelangen. „Dient Jehova mit Freuden; kommt vor sein Angesicht mit Jubel! ..... kommt in seine Tore mit Lob, in seine Vorhöfe mit Lobgesang! Lobet ihn, preiset seinen Namen!“ (Ps. 100, 2 u. 4.) „Glückselig das Volk, das den Jubelschall kennt! Jehova, im Licht deines Angesichts wandeln sie. In deinem Namen frohlocken sie den ganzen Tag“ (Ps. 89, 15 u. 16).

Dankbar sein

Vers 20: „...danksagend allezeit für alles dem Gott und Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus“

Der mit dem Geist erfüllte Gläubige findet allezeit Grund zu Lob und Dank. Ja, wir können sagen, dass der Geist des Lobens und Dankens ein kenn­zeichnender Charakterzug des wahrhaft geistlichen Lebens und eines gesunden und praktischen Lebens der Heiligkeit ist.
Gott möchte die Seinigen allezeit dankbar sehen, in welchen Umständen des Lebens sie auch sein mögen. „Danksagt in allem, denn dieses ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch“(1. Thess. 5, 18). „Seid um nichts be­sorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure An­liegen vor Gott kundwerden“ (Phil. 4, 6).

Wenn wir uns dem Willen Gottes und der Wirksamkeit des Heiligen Geistes überlassen, können wir völlig in dem Bewusstsein ruhen, „dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken“ (Röm. 8, 28).
Lasst uns unsere Herzen prüfen, Geliebte! Danken wir Gott für alles? Danken wir Gott für Leiden und Schwierigkeiten ebenso, wie wir Ihm für Frieden und Ruhe danken? Es ist sehr einfach, Ihm für manche Dinge zu danken, doch Scham und Schande über uns, wenn wir in Umständen, die unseren natürlichen Nei­gungen nicht gefallen, murren und klagen, obwohl wir Gott für sie dankbar sein sollten, indem wir im Glauben verwirklichen, dass mit ihnen Segnungen für unse­re Seelen verbunden sind, auch wenn wir sie jetzt noch nicht erkennen.

Wenn z.B. ein Kranker sich einer Operation unterziehen muss, so ist ohne al­le Frage viel Ungemach für ihn damit verbunden. Doch er unterwirft sich den schmerzhaften Erfahrungen, weil er weiß, dass es gut für ihn ist und dass es ihm Ruhe von seinen Leiden geben und vielleicht sein Leben erhalten kann, wenn es der Wille Gottes für ihn ist. So wird er dem Chirurgen dankbar sein, der ihn von seinem Leiden befreite.
So ist es in geistlicher Weise auch mit uns. Um uns von den, unser geistli­ches Leben hindernden Dingen zu befreien, erlaubt unser Gott und Vater manchmal, dass wir durch übende Umstände gehen. Er ist der Weingärtner, der die fruchtbringenden Reben reinigt, damit sie mehr Frucht bringen. Er ist un­ser liebender Vater, Der das Ende vor dem Anfang kennt und Der alles zu unserem Guten, zu unserer Wohlfahrt und unserem Segen bewirkt.
Möge daher der Herr uns vor einem murrenden und unzufriedenen Geist bewah­ren, und mögen wir vielmehr unserem Gott und Vater dankbar sein, denn das ist wohlannehmlich vor Ihm, besonders wenn wir Ihm im Namen unseres Herrn Jesus Christus danksagen.

Unterwürfigkeit

Vers 21: „... einander unterwürfig in der Furcht Christi“

Christen, die mit dem Geist erfüllt sind, zeichnen sich auch durch die Art und Weise aus, in welcher sie einander unterwürfig sind. Das ist es, was Gläubige, die sich in dem Namen des Herrn Jesu versammeln, offenbaren sollten. Denn wenn sie alle einander in der Furcht des Herrn unterwürfig sein würden, so würde sie dies vor Uneinigkeit, Meinungsverschiedenheiten, Selbstsucht, Ei­fersucht, Bitternis und Neidereien bewahren.
Unterwürfigkeit unter den Herrn Jesus, unseren Meister, würde uns auch da­hin leiten, einander unterwürfig zu sein, indem wir andere höher achten als uns selbst. So können wir zusammenfassend sagen, dass der mit dem Geist er­füllte Gläubige ein Christ ist, der erstens mit Freude (Vers 19); zweitens mit Lob und Danksagung (Vers 20) erfüllt, und drittens unterwürfig ist (Vers 21). Das ist der wahre Maßstab geistlichen Lebens.

Die Beziehungen in der christlichen Familie - Kap. 5, 22 - 6, 9

Die Frau

Vers 22: „Ihr Frauen, seid unterwürfig euren eigenen Männern, als dem Herrn“

Der Heilige Geist beschäftigt Sich hier mit der Frage der Verbindungen und Verpflichtungen in der christlichen Familie. Der Herr ist nicht allein für den Frie­den und die Segnung des Einzelnen, sondern auch darum besorgt, dass das ganze Haus des Christen sich dieser Segnungen erfreue.
Der Herr möchte einen Platz nicht nur in unseren Herzen, sondern auch in unseren Häusern haben. Glückselig das christliche Haus, wo man Christus den Ihm gebührenden Platz gibt. Der einzige Weg, der Familie den Segen von Seiten des Herrn zu erhalten, liegt darin, dass man Ihm den ersten Platz gibt und sich Seinem Wort unterwirft. Beachte auch die Verbindung mit dem vorhergehenden Verse, „einander unterwürfig in der Furcht Christi“.

Der Apostel spricht nun zuerst die Frauen an: „Ihr Frauen, seid unterwür­fig euren eigenen Männern, als dem Herrn“. In der heutigen Zeit wollen viele diese klare Anweisung des Herrn nicht mehr gelten lassen; besonders gebildete Frauen sind dadurch irregeleitet und von Gott und Seinem Wort abgebracht wor­den. Doch eine christliche Frau sollte dem Wort Gottes Beachtung schenken und ihm ihr Herz öffnen, damit das Wort des Christus reichlich in ihr wohne und sie wisse, wie sie sich in allen Dingen zu verhalten habe.

Es ist durchaus möglich, dass eine Frau intelligenter oder verständiger ist als ihr Mann, doch gerade durch ihre Unterwürfigkeit, verbunden mit dem von Gott geschenktem Verständnis, wird sie ihm ein Segen sein können. Ja, es ist sogar nötig, dass eine gläubige Frau sich ihrem ungläubigen Mann unterwirft und ihn so, durch ihr gottesfürchtiges Betragen, für Christus gewinnt (1. Petr. 3, 1 u. 2). Dass heißt jedoch nicht, dass eine gläubige Frau einen ungläubigen Mann heiraten kann, „Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen“ (2. Kor. 6, 14).
Gott sagte zu Eva: „Nach deinem Mann wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen“(1. Mos. 3. 16), weil sie die Grenzen, die Gott ihr gesetzt hatte, überschritt, als sie sich dem Satan auslieferte. Hierauf bezieht sich auch der Apostel Paulus in 1. Tim. 2, 11-14:

 „Eine Frau lerne in der Stil­le in aller Unterwürfigkeit. Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein, denn Adam wurde zu­erst gebildet, danach Eva; und Adam wurde nicht betrogen, die Frau aber wurde betrogen und fiel in Übertretung“. Der Apostel betont besonders die Notwendig­keit der Unterwerfung der Frau, weil sie eher als der Mann der Täuschung er­liegt, da sie mehr durch ihre Gefühle und Zuneigungen, als durch ihren Verstand geleitet wird.

Gottesfürchtige Frauen haben einen gesegneten Platz unter dem Volk Got­tes, ganz besonders aber in der Familie, wo das gemeinsame Gebet gepflegt und Gottes Wort gelesen und mit den Herzen aufgenommen wird. Die Unterwerfung der Frau unter ihren Mann ist nicht Knechtschaft oder Sklaverei, vielmehr ergießt sich die Unterwürfigkeit aus einem Herzen der Liebe. Was eine christliche Frau in ihrer Unterwerfung unter ihren Mann ziert, ist, dass sie es „als dem Herrn“ tut. Ihre Unterwerfung unter ihren Mann ist in der Tat Unterwürfigkeit unter den Herrn selbst. Das geht klar aus den Worten des Apostels in Kol. 3, 18 her­vor; „Ihr Frauen, seid euren Männern unterwürfig, wie es sich geziemt in dem Herrn“.
Die Unterwürfigkeit der Frau unter ihren Mann darf jedoch nicht ihrem Ge­horsam gegenüber dem Herrn und Seinem Wort übergeordnet sein, denn wir sollen Gott mehr gehorchen als den Menschen. Wenn der Mann etwas verlangt, was dem Wort Gottes direkt zuwider ist, muss sie Gott mehr gehorchen als dem Menschen.

Eheliche Pflichten 

Vers 23+24: „Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch der Christus das Haupt der Versammlung ist; er ist des Leibes Heiland. Aber wie die Versammlung dem Christus unterworfen ist, so auch die Frauen den Männern in allem“

Der Apostel erwähnt hier den Grund, weshalb die Frau ihrem Mann unterwürfig sein soll. Denn so, wie unser Herr Jesus Christus das Haupt der Versammlung ist, und wie ihrem Frieden und ihrer Segnung Seine ganze Sorge gilt, während sie noch in dieser Welt ist, so ist auch der christliche Ehemann das Haupt der Frau. Diese Stellung ist ihm nicht gegeben, um über sie zu herrschen oder hart mit ihr umzugehen, sondern im Gegenteil um für ihr Wohl und ihren Frieden besorgt zu sein, sie zu lieben und zu pflegen, wie Christus es für Seine Versamm­lung tut. Die Pflicht der Frau wiederum ist es, ihrem Mann unterwürfig zu sein in allem, wie auch die Versammlung Christus unterworfen ist.

In der Tat, wie lieblich und kostbar ist die Sprache des Heiligen Geistes, wenn Er von den gegenseitigen Pflichten von Mann und Frau spricht. Er würdigt und ehrt die geheiligten Beziehungen zwischen Mann und Frau und zeigt, dass sie ein Abbild jener herrlichen Beziehungen sein sollen, welche zwischen Christus und Seiner Kirche bestehen. 
In dem ersten Kapitel unseres Briefes sahen wir diese Beziehung zwischen Christus und Seiner Versammlung dargestellt in dem Bild des „einen Leibes“, von welchem der auferstandene und verherrlichte Christus zur Rechten des Va­ters in den himmlischen Örtern das Haupt ist, während all die wahren Gläubigen die Glieder desselben sind. 

In Kapitel 2 sahen wir diese Beziehung vorgestellt in dem Bild des „einen Hauses“, von welchem Christus der Eckstein ist, und in welchem die Gläubigen aufgebaut sind zu einer Behausung Gottes im Geist. In unserem Kapitel nun sehen wir diese gesegnete Beziehung dargestellt in dem Bil­d von Mann und Frau. Der Herr Jesus Christus Selbst ist der himmlische Bräu­tigam und die Versammlung ist Seine Braut, welche Er liebt, und für welche Er Sich Selbst dahingab. Wie bald mag der Augenblick kommen, wo die Braut dem Bräutigam entgegengeführt und der Tag der Hochzeit des Lammes gekommen sein wird (Offb. 19, 7-9 und 22, 17).

Der Mann

Vers 25: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat“

Es ist die Pflicht der Frau, ihrem Mann unterworfen zu sein, wie die Ver­sammlung dem Christus unterworfen ist; aber es ist auch die Pflicht des Man­nes, seine Frau zu lieben, wie Christus die Versammlung liebt.
Der Heilige Geist stellt in diesem Kapitel Christus Selbst vor die Augen des Mannes sowohl als auch der Frau. Die Unterwürfigkeit der Versammlung un­ter Christus ist der Maßstab für die Unterwürfigkeit der Frau unter ihren Mann, und die Liebe Christi zu Seiner Versammlung ist der Maßstab für die Liebe des Mannes zu seiner Frau.
Christus hat die Versammlung mit einer Liebe geliebt, die stärker war als der Tod. Er hat sie geliebt und Sich Selbst für sie dahingegeben. Wenn die Liebe des Mannes zu seiner Frau diesem hohen Maßstab entspricht, so wird auch die Frau sich ihm mit glücklichern Herzen unterwerfen.

Der wahre Christ, in dessen Leben Christus offenbar wird, wird seine Frau mit Uneigennützigkeit und Selbstaufopferung lieben, wird ihr Herz und ihre Zu­neigungen erwecken, damit auch sie auf ihrer Seite willig sein wird, sich ihm zu unterwerfen und ihm wohlzugefallen. Könnte man sich innigere Beziehungen und ein glücklicheres Haus vorstellen?
Kann man auf der anderen Seite ein herzliches Zusammengehen der Frau mit dem Mann erwarten, wenn er zu ihr grob und hart ist?

 „Ihr Männer, liebt eu­re Frauen und seid nicht bitter gegen sie“ (Kol. 3, 19). Nicht Bitterkeit und Grobheit, sondern allein Liebe wird das Herz der Frau bewegen, ganz sich ih­rem Mann hinzugeben.
„Wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat“. Welch einen heiligen und gesegneten Maßstab stellt hier der Heilige Geist vor die Männer. Sie sollten ihre Frauen mit derselben auf­opfernden Liebe lieben, mit der Christus die Versammlung geliebt und Sich Selbst für sie hingegeben hat.
Im Leben und Dienst von Paulus war und bedeutete Christus alles. Wenn daher Paulus von den Pflichten des Mannes gegenüber seiner Frau spricht, kann er nicht anders, als diese gesegnete Person vor ihre Seelen zu stellen, welche sein ganzes Sein beinhaltete und sein Herz gefangen genommen hatte.
Beachten wir auch, dass der Herr Jesus der Versammlung nicht irgendwelche Dinge gab, die Er Selbst besaß, sondern Er hat Sich Selbst gegeben. Auch hat Er nicht nur für sie gelitten, sondern Er gab sich Selbst - gab Sein eigenes Leben für sie. Oh, anbetungswürdiger Herr Jesus, wie wunderbar ist Deine Lie­be! Du gabst Dich Selbst für uns dahin, damit wir Leben haben, ja, es in Überfluss haben möchten. Preis und Ruhm sei Deinem anbetungswürdigen Namen!
Christus liebte die Versammlung und gab Sich Selbst für sie dahin. Welch eine herrliche Erlösung! Alle ihre Sünden sind für immer getilgt, das Werk der Erlösung ist vollbracht, Satan ist besiegt, Zorn und Gericht sind für immer zunichte gemacht.

Die uns entgegenstehende Handschrift der Gebote und Satzungen ist ans Kreuz genagelt und die Feindschaft für immer beseitigt worden. Und jetzt gibt es diesen einen neuen Menschen. Die göttliche Grundlage für all dies ist das Opfer Jesu Christi für uns.
Lasst uns auch nicht vergessen, dass der Wert des Erlösungswerks in inni­gem Zusammenhang steht mit dem Wert Seiner gesegneten Person. Denn es ist Seine eigene, herrliche Person, die Seinem Werk diesen gesegneten, unfassbaren Wert gibt. Das, was unsere Herzen mit Liebe zu Ihm erfüllt, und was uns dahin leiten sollte, uns ganz Ihm hinzugeben, ist nicht nur die Erinnerung an das, was Er für uns getan hat, sondern was Er Selbst in Seiner gesegneten Person ist.

Das Werk Christi

Vers 26: „... damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“

Wie bewunderungswürdig ist die Liebe des Christus zu Seiner Versammlung! Es ist eine ewige Liebe. Wie wunderbar auch die Aktivität dieser Liebe. Sie führte Ihn dahin, Sich Selbst für sie dahinzugeben. An dem Kreuz von Golga­tha vollbrachte Er diese gesegnete Erlösung für sie. Es war ein Werk, das Er ein für allemal getan hat und das nie wiederholt werden wird. „Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden“ (Hebr. 10, l4).
Diese Liebe jedoch bleibt nicht bei dem stehen, was sie in der Vergangen­heit getan hat, sondern Er gab Sich Selbst für sie, „... damit er sie hei­ligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“. So hat Er die Versammlung durch Seinen Tod (in der Vergangenheit) erlöst, durch Sein Wort heiligt und reinigt Er sie (in der Gegenwart), und bei Seinem zweiten Kommen (in der Zukunft) wird Er sie verherrlichen.

„... damit er sie heiligte“. Wir möchten hier bemerken, dass wir zwischen zwei Arten von Heiligung unterscheiden müssen. Auf Grund Seines vollbrachten Werkes am Kreuz sind wir geheiligt, sind wir Heilige und Geliebte geworden, sind wir ohne Tadel vor Gott. Dies ist unsere gesegnete, vollkommene, ewige und unveränderliche Stellung. Auf der anderen Seite jedoch, sucht Er - geprie­sen sei Sein Name dafür! - durch Seinen Geist ein Leben praktischer Heiligkeit in uns hervorzurufen. In dem Maß, indem wir dem Heiligen Geist unser Leben zu regieren und zu beeinflussen erlauben, werden wir in einem Leben der Hei­ligkeit wachsen und zunehmen. Lasst uns daher beständig suchen, in Heiligkeit zu wandeln, „indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes“.
„... sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“. Nun, dies zeigt uns den unschätzbaren Wert und die Wichtigkeit des Wortes Gottes. Als wir an den Herrn Jesus glaubten, wurden wir nach Titus 3 Vers 5 mit der Waschung der Wiedergeburt gewaschen, und dies ist genau das, was Christus meinte, als Er zu Nikodemus sagte: „...wenn jemand nicht aus Wasser (dem Wort Gottes) und Geist (dem Heiligen Geist) geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen“ (Joh. 3. 5).

Diese Waschung ist ein für allemal geschehen, als wir den Herrn Jesus Christus als Heiland und Erlöser annahmen; sie kann nicht wiederholt werden. Dagegen benötigen wir beständig die Reinigung durch das Wort Gottes in unse­rem täglichen Leben, denn „wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein“ (Joh. 13.10).

 Dieses Wasser der Reinigung ist nicht das Wasser der Taufe; denn der Apostel erklärt uns so­gleich seine Bedeutung, „... durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“. Wie nötig haben wir doch, das Wort Gottes allezeit unter Gebet und Flehen zu studieren und zu lesen! „Das Gesetz Jehovas ist vollkommen, erquickend die Seele; das Zeugnis Jehovas ist zuverlässig, macht weise den Einfältigen. ... Auch wird dein Knecht durch sie belehrt; im Beobachten derselben ist großer Lohn“ (Ps. 19, 7 und 11).

Heilig und tadellos

Vers 27: „... damit er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas der­gleichen habe, sondern dass sie heilig und untadelig sei“

Christus hat die Versammlung so geliebt, dass Er Sein kostbares Leben für sie dahingab. Er trank ihretwegen den bitteren Kelch des Zornes und Gerichtes Gottes, und jetzt ist es Sein gegenwärtiger und kostbarer Dienst, sie durch die Waschung mit Wasser durch das Wort zu heiligen und zu reinigen, damit Er die Versammlung Sich Selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei.
Er wird Sich an dem Anblick Seiner verherrlichten Kirche erfreuen, und dort in der Herrlichkeit wird sich auch die Versammlung, die Braut, das Weib des Lammes ihrer vollkommenen und ewigen Segnung erfreuen.

Er wird sie als eine verherrlichte Versammlung Sich Selbst darstellen. Sie wird an Seiner Herrlichkeit teilhaben, wie Er auch zu Seinem Vater gesagt hat­te: „Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gege­ben“ (Joh. 17, 22).
Das ist es auch, was der Apostel Johannes während seiner Gefangenschaft auf der Insel Patmos sah: „Die Braut, das Weib des Lammes..... und sie hatte die Herrlichkeit Gottes“ (Offb. 21, 9 u. 11). Dort hat die Versammlung nicht mehr nötig, geheiligt und durch die Waschung mit Wasser durch das Wort gerei­nigt zu werden; denn Er wird Sich die Versammlung Selbst verherrlicht dargestellt haben, es wird kein Makel an ihr sein. Sie wird von jeder Schwachheit, die ihr hier noch anhaftete, befreit sein, sie wird weder Runzel noch irgendetwas dergleichen mehr haben. Der hochgelobte Bräutigam wird sie in ihrer auserle­senen Schönheit betrachten. Sie wird dann zu dem Zustand vollkommener Heilig­keit gekommen sein und wird „heilig und tadellos“ sein.
Doch wünscht Er schon jetzt, während wir hier auf der Erde sind, dass wir die Heiligkeit in der Furcht Gottes vollenden.

Der göttliche Maßstab der Liebe

Vers 28+29: „So sind auch die Männer schuldig, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, wie auch der Christus die Versammlung“

Der Apostel stellt uns hier den göttlichen Maßstab der Liebe vor, mit der die Männer ihre Frauen lieben sollten. Wie Christus Seine Ver­sammlung geliebt hat und Sich Selbst für sie hingegeben hat, so sollten auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib.
Der Herr Jesus berührte diese Wahrheit in wunderbarer Weise, als Er zu dem Pharisäer sagte: „Habt ihr nicht gelesen, dass der, der sie schuf, sie von Anfang sie Mann und Frau  machte.... und die zwei werden ein Fleisch sein. Also sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch“? (Matth. 19, 4-6).
So sind Mann und Frau ein Fleisch. Das Verhalten der Männer ihren Frauen gegenüber sollte daher in diesem Grundsatz seinen Maßstab finden; sie sollten ihre Frauen lieben wie ihre eigenen Leiber; denn „wer sein Weib liebt, liebt sich selbst“. Wenn er sie hasst und verachtet, hasst und verachtet er tatsäch­lich sich selbst,
Es ist ganz natürlich, dass man sich selbst liebt. Keine geistig gesunde Person hasst und verletzt ihren eigenen Körper, im Gegenteil sieht sie darauf, dass sie ihn „nährt und pflegt“. So sollte auch der Christ seiner Frau in Liebe begegnen, und ihr gegenüber alles tun, was sie tröstet und glück­lich macht; denn sie ist sein Leib.
Der Heilige Geist stellt uns das vollkommene Beispiel des Herrn Jesu vor die Blicke, der allezeit für Seine Versammlung besorgt ist, „welche sein Leib ist“. Er nährt und pflegt sie, indem Er jede Gnade für ihre Segnung be­nutzt“. Es ist eine tröstende und stärkende Tatsache zu wissen, dass der Herr Jesus, das verherrlichte Haupt im Himmel, jedes Glied Seines Leibes, so lan­ge es hier in der Welt ist, nährt, und pflegt und befriedigt. Welch ein geseg­neter Gedanke, welch eine göttliche Garantie!

Eine neue Verbindung

Vers 30: „Denn wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinen Gebeinen“

Der Apostel zeigt uns hier, warum Christus uns nährt und pflegt; nämlich, weil „wir Glieder seines Leibes sind, von seinem Fleisch und von seinen Gebeinen“.
Wie Eva aus dem Adam, so wurde die Versammlung aus Christus gebildet. Der Herr hatte eine Rippe aus der Seite Adams genommen und Eva daraus ge­macht, sodass Adam von ihr sagte: „Diese ist einmal Gebein von meinen Gebei­nen und Fleisch von meinem Fleische; diese soll Männin heißen, denn vom Manne ist diese genommen“(1. Mo. 2, 21 u. 23.).

Welch eine anbetungswürdige Tatsache, dass wir so nahe mit Christum verbun­den sind „Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinen Ge­beinen“. Welch eine gesegnete Verbindung und Vereinigung; Herrlichkeit sei Seinem anbetungswürdigen Namen! Der Ausdruck „von seinem Fleisch und von seinen Gebeinen“ bezieht sich nicht darauf, dass das Wort Fleisch wurde und gleich­sam an unserem Fleisch und unseren Gebeinen teilnahm, sondern er bedeutet, dass wir Glieder Seines Leibes geworden sind, dass wir in geistlicher Weise mit dem auferstandenen und verherrlichten Christus im Himmel auf innigste Weise verbunden sind - verbunden mit Ihm, während Er in der Gegenwart Gottes ist.

Die Ehe  
                
Vers 31: „Deswegen wird ein Mensch den Vater und die Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein“

Der Apostel zitiert hier das Wort aus 1.Mose 2, als Eva vor Adam gestellt wurde. Auch der Herr Jesus führte dieselbe Stelle an und gab Seine Billigung zu erkennen, als Er fortfuhr: „Also sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden“ (Mark. 10, 8 u. 9). 
Was könnte den Worten unseres Herrn hinzugefügt werden? Der große Lehrer sprach, und es geziemt sich für uns, unsere Häupter in Unterwürfigkeit und Gehorsam zu beugen. Er stellt somit die Heiligkeit der Ehe wieder her, wie sie vor dem Eintritt der Sünde in die Welt bestanden hatte. Die geheiligten ehelichen Beziehungen zwischen dem Mann und seiner Frau sind inniger als alle anderen Beziehungen hier auf Erden. Inniger und näher selbst als die Be­ziehungen zwischen Eltern und ihren Kindern. 

Vers 32: „Dieses Geheimnis ist groß; ich aber sage es in bezug auf Christus und auf die Versammlung“

Das Wort „Geheimnis“ begegnet uns wiederholt in diesem Brief. In Kapi­tel 1 sagt der Apostel: „Indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens“ (Vers 9); in Kapitel 3 sagt er: „Dass mir durch Offenbarung das Geheimnis kundgetan worden ist ..... woran ihr im Lesen merken könnt mein Verständnis in dem Geheimnis des Christus ..... und alle zu erleuchten, welches die Ver­waltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her verborgen war in Gott“ (Verse 3, 4 u. 9).
Hier nun wird auf ein großes Geheimnis Bezug genommen. Und zweifellos ist mit diesem Geheimnis nicht die eheliche Verbindung, sondern die heilige Ver­bindung, welche zwischen Christus und Seiner Versammlung besteht, gemeint. Dies geht aus den nachfolgenden Worten hervor: „Ich aber sage es in bezug auf Christus und auf die Versammlung“.

Vers 33: „Doch auch ihr, ein jeder von euch liebe seine Frau so wie sich selbst; die Frau aber, dass sie den Mann fürchte“

Der Heilige Geist ermahnt noch einmal den Mann und seine Frau, dass sie ih­re Pflichten gegeneinander erfüllen. Das ist eine außerordentlich wichtige Sache, von welcher das Glück des Familienlebens abhängt. Der Mann also muss seine Frau lieben wie sich selbst, die Frau muss ihren Mann fürchten. Diese Ermahnung finden wir auch in anderen Teilen des Wortes Gottes; Gott möchte nicht nur in unserem persönlichen Leben verherrlicht werden, sondern auch in unse­rem Familienleben. Auch der Apostel Petrus ermahnt in seinem 1. Brief Kapi­tel 3 die Frauen, ihren Männern unterwürfig zu sein und sagt dann zu den Män­nern: „Ihr Männer ebenso, wohnt bei ihnen nach Erkenntnis als bei ei­nem schwächeren Gefäß, dem weiblichen, ihnen Ehre gebend als solchen, die auch Miterben der Gnade des Lebens sind, damit eure Gebete nicht verhindert werden“ (Vers 7). Wie ernst ist dieser letzte Satz!

Wenn in einem christlichen Haus die göttliche Ordnung außer acht gelassen wird und weder Mann noch Frau ihren Verantwortlichkeiten entsprechen, und wenn die Verbindung, die zwischen ihnen besteht, nicht das ist, was sie sein soll­te, so werden ihre Gebete ohne Frage gehindert werden. Auf der anderen Seite werden in einem christlichen Hans, welches durch die göttliche Ordnung ge­ziert ist, von dem Altar der Familie Gebete und Danksagungen und Lobpreis als ein Wohlgeruch zu Gott dem Vater und unserem Herrn Jesum Christum emporsteigen. 

Welch ein Segen liegt für den Mann und seine Frau bereit, die mit ihren Kindern (wenn Gott ihnen welche gegeben hat) zusammen niederknien in Preis und Gebet, die zusammen Loblieder singen und das Wort Gottes lesen! Gebe Gott, dass alle christlichen Häuser solche wären!
„Glückselig ein jeder, der Jehova fürchtet, der da wandelt in seinen Wegen! Denn essen wirst du die Arbeit deiner Hände; glückselig wirst du sein, und es wird dir wohl ergehen. Deine Frau wird gleich einem fruchtbaren Weinstock sein im Innern deines Hauses, deine Söhne gleich Ölbaumsprossen rings um deinen Tisch. Siehe, also wird gesegnet sein der Mann, der Jehova fürchtet“ (Ps. 128, 1- 4).                            

Kapitel 6

Kinder

Vers 1: „Ihr Kinder, gehorchet euren Eltern im Herrn, denn das ist recht“

Die ersten neun Verse dieses Kapitels bilden zusammen mit den Versen 22 - 33 des  vorhergehenden Kapitels  einen  zusammenhängenden Abschnitt. Der  Apostel fährt nun fort, die Pflichten der einzelnen Glieder der christlichen Familie vorzustellen. 
Durch die Eheschließung wird das Haus gegründet, und die Kinder sind die Frucht dieser Verbindung, Wie es nun die Pflicht des Mannes ist, seine Frau zu lieben, und die der Frau, sich ihrem Mann zu unterwerfen, so ist es die Pflicht der Kinder, ihren Eltern unterwürfig zu sein und ihnen zu gehorchen. Kinder, die in einem christlichen Hause auferzogen wurden, sollten durch Gehorsam ihren Eltern gegenüber gekennzeichnet sein. 

Sowohl in dem Brief an die Römer als auch im 2.Timotheusbrief finden wir je eine Liste schrecklicher Sünden. Die erste Liste in Römer 1 beschäftigt sich mit jenen Sünden, welche die Heiden charakterisieren, die den wahren Gott nicht kennen. Unter diesen Sün­den findet sich „den Eltern ungehorsam" (Röm. 1, 29-31). Die zweite Liste in 2. Timotheus 3 beschreibt uns die Menschen, die in den gefahrvollen Zeiten der letzten Tage leben; auch hier wieder diese erschreckende Sünde „den El­tern ungehorsam“.

Dies also ist eines der Zeichen der letzten Tage. Das Herz des von Gott entfremdeten Menschen ist stets dasselbe, ob es sich um die Heiden vor alters oder um Götzenanbeter handelt, oder ob der sogenannte moderne Mensch der heutigen Christenheit in Frage kommt. Der Apostel spricht hier zu sol­chen, die den Herrn Jesus kennen. Das geht klar aus dem hervor, was er sagt „Gehorcht euren Eltern im Herrn“. Wir erwarten nicht Gehorsam „im Herrn“' von solchen, die von Ihm keine Kenntnis haben, oder die nicht in einem gekannten Verhältnis zum Herrn stehen.
Zwei Gründe nennt das Wort Gottes, warum Kinder ihren Eltern gehorchen sollen. 

Zuerst hören wir: „Denn das ist recht“. Zweitens wird uns in Kolos­ser 3 Vers 20 mitgeteilt: „Denn dies ist wohlgefällig im Herrn“. Der Herr Je­sus Selbst war in diesem wie auch in allem das vollkommene Vorbild. Denn Er war Seiner Mutter und Joseph, ihrem Mann, gehorsam, wie geschrieben steht: „Und er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth, und er war ihnen untertan." (Luk. 2, 51).
Möchten doch alle Kinder dem Herrn Jesus in diesem nachfolgen, wissend, dass dies „recht“ ist. Wenn Gehorsam recht ist, dann ist Ungehorsam Sünde.

Vers 2+3: „Ehre deinen Vater und deine Mutter“, welches das erste Gebot mit Verheißung ist, „damit es dir wohl ergehe und du lange lebest auf der Erde"

Der Apostel Paulus legt hier besonderen Nachdruck auf die bedeutende Wahr­heit, dass Gott den Gehorsam der Kinder ihren Eltern gegenüber hoch ein­schätzt. Gott hatte vor alters das Gesetz der Zehn Gebote gegeben, und ob­ wohl auch die vier ersten Gebote von äußerster Wichtigkeit sind, so ist doch mit ihnen keine Verheißung verbunden. Erst das fünfte Gebot: „Ehre deinen Va­ter und deine Mutter, auf dass deine Tage verlängert werden in dem Land, das Jehova, dein Gott, dir gibt“ (2. Mos. 20, 12), ist „das erste Gebot mit Ver­heißung“. 

Wenn es nun der Wille Gottes im Alten Testament war, dass die Kinder ihren Eltern gehorchen in allem, sollte dies nun im Neuen Testament nicht mehr gel­ten? Gehorsam wird vom Herrn belohnt, aber auch der Ungehorsam bleibt nicht ohne Antwort: „Wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, dessen Leuchte wird erlöschen in tiefster Finsternis." (Spr. 20, 20). „Ein Auge, das den Vater verspottet und den Gehorsam gegen die Mutter verachtet, das werden die Raben des Baches aushacken und die Jungen des Adlers fressen“(Spr. 30, 17).
Dass doch alle Kinder und jungen Leute ihren Eltern gehorchten und sie ehren und so sich des Wohlgefallens Gottes erfreuten, um dann auch die Wahrheit der kostbaren Verheißung zu erfahren, „damit es dir wohl ergehe und du lange lebest auf der Erde“.

Väter

Vers 4: „Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn“

Wie nötig haben es die Väter und Mütter, sich nahe beim Herrn aufzuhalten und in Seiner Gemeinschaft voranzugehen, damit Er ihnen die nötige Weisheit zur Auferziehung ihrer Kinder gewähre. Es ist eine äußerst ernste Angelegen­heit, wenn Eltern sorglos und leichtfertig in bezug auf die Erziehung ihrer Kinder sind. Unzählige Sorgen, ja auch das Gericht Gottes werden die Folgen sein, wie wir es auch bei Eli, dem Priester, und seinem Haus sehen (vgl. 1. Sam. 2, 27-36).
Auf der anderen Seite sollten Eltern mit ihren Kindern nicht hart verfah­ren, und wenn Korrektur und Züchtigung nötig ist, sollte dies nie in Gereizt­heit oder übler Laune, sondern vielmehr in Liebe geschehen, welche allein das Beste für sie sucht. Viele sind ihren Kindern gegenüber hart, haben kei­ne Geduld und strafen ihre Kinder in Zorn und Wut. Handelt unser Gott und Vater mit uns in dieser Weise? Solche Eltern werden ihren Kindern Anlass zum Ärgernis geben und sie von Gott entfremden. „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden“(Kol. 3, 21).
So mögen denn die Eltern bewahrt bleiben, in gereizter Stimmung mit ihren Kindern zu sprechen und zu handeln; mögen sie auch nicht zuviel von ihren Kindern verlangen, als wären sie schon Erwachsene wie sie selbst.
Die Eltern sollen die Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn aufziehen, wobei es gut ist daran zu denken, dass auch sie selbst einst Kinder wa­ren, ehe sie Eltern wurden; und dass es auch der Geduld und des Ausharrens ihrer Eltern bedurfte, um sie selbst aufzuziehen. So mögen sie nun ihren eigenen Kindern dieselbe Geduld angedeihen lassen.
Die Väter und Mütter sollten viel mit ihren Kindern beten und auch für sie beten. Sie sollten sorgsam das leibliche wie auch das geistliche Wohl ihrer Kinder im Auge haben. 

Die Eltern sollten sich viel Zeit nehmen, mit ihren Kindern zusammenzusitzen und sie in dem guten Wege zu unterweisen; sie sollten sie ermutigen, die rechte Art von Büchern zu lesen und sie vor aller schlechten Literatur warnen, die einen so üblen Einfluss auf ihr geistliches Wohl ausüben kann.
Sie sollten die Liebhabereien ihrer Kinder kennen und überwachen und ih­nen in der Auswahl ihrer Freunde behilflich sein. Sie sollten sie mit einer christlichen Erziehung erziehen, welche durch gar nichts anderes ersetzt wer­den kann. Die Eltern sollten das geistliche Wohl ihrer Kinder nicht der Verantwortlichkeit der Sonntagschule allein überlassen. Sie sollten die Ersten sein, die den göttlichen Samen in ihre zarten Herzen säen und sie dahin füh­ren den Herrn Jesus als ihren persönlichen Heiland anzunehmen. 

Jedes irdi­sche Erbteil, das Eltern ihren Kindern überlassen könnten, ist wertlos im Vergleich zu dem so äußerst wertvollem Gut, das sie ihnen geben können, in­dem sie sie in der „Furcht und Ermahnung des Herrn“ aufziehen; und das nicht nur mit Worten, sondern durch ein gutes Vorbild. Die Kinder sollten in ihren Eltern ein treffliches Vorbild eines heiligen und gottseligen Wan­dels sehen. 
Der Herr Jesus sagte: „Ebenso ist es nicht der Wille eures Vaters, der in den Himmeln ist, dass eins dieser Kleinen verloren gehe“ (Matth. 18, 14). Auch gab Er die klare Anweisung: „Lasst die Kinder, und wehrt ihnen nicht, zu mir zu kommen, denn solcher ist das Reich der Himmel“ (Matth. 19, 14).
Wir haben ein sehr schönes Beispiel für die Auferziehung von Kindern in christlichem Haus und für die sich daraus ergebenden Früchte in Timotheus. Der Apostel Paulus schrieb ihm: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast, und weil du von Kind auf die Heiligen Schriften kennst, die imstande sind, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist“ (2. Tim. 3, 14 u. 15).
Ohne Zweifel hatte Timotheus den Gehorsam und die Ehrerbietung seinen El­tern gegenüber von frühester Kindheit an aus den Heiligen Schriften gelernt (2. Tim. 1, 5). Hier sehen wir, dass seine Mutter und seine Großmutter schon von den Tagen seiner frühesten Kindheit an ihn in der Ermahnung des Herrn auferzogen. Timotheus lernte also die Schriften zuerst zuhause kennen, und gewisslich werden seine Mutter und Großmutter vor dem Richterstuhl des Chri­stus reichen Lohn empfangen. 

Knechte

Vers 5: „Ihr Knechte, gehorcht euren Herren nach dem Fleische mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus“

Der Apostel fährt fort, über Unterwürfigkeit und Gehorsam zu reden. Wie es die Pflicht der Kinder ist, ihren Eltern zu gehorchen, so ist es die Pflicht der Knechte, ihren Herren zu gehorchen. 
Zweifellos bezieht sich dies nicht nur auf Knechte und Herren im Haus, sondern auch allgemein auf Beschäftigte und deren Vorgesetzte. Das geht klar aus dem Ausdruck in Vers 8 hervor „er sei Sklave oder Freier“. Würde jedermann diesen göttlichen Grundsatz beachten, es wären der Probleme zwischen Arbeitern und deren Arbeitgebern weit weniger. Viele Schwierigkeiten, die zu Aufstand und Empörung führen, würden vermieden werden.

Paulus schreibt auch in seinem 1. Briefe an die Korinther: „Ein jeder bleibe in dem Stand, in dem er berufen worden ist. Bist du als Sklave be­rufen worden, so lass es dich nicht kümmern; wenn du aber auch frei werden kannst, so benutze es vielmehr. Denn der als Sklave im Herrn Berufene ist ein Freigelassener des Herrn; ebenso ist der als Freier Berufene ein Sklave Christi“(1.Kor. 7, 20-22). Der Sachverhalt also ist klar, Knechte sollen ihren Herren gehorchen „mit Furcht und Zittern“, sorgsam darauf bedacht, ihre Pflichten gewissenhaft und treu „als dem Christus“ zu erfüllen. Dies würde auch ihre Herzen mit Befriedigung und Freude erfüllen.

Vers 6+7: „... nicht mit Augendienerei, als Menschengefällige, sondern als Knechte Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut, und mit Gutwilligkeit dient, als dem Herrn und nicht den Menschen“

Tatsächlich müssen wir Augendienerei als Unredlichkeit betrachten. Wenn der Arbeiter nur in Gegenwart seines Arbeitgebers oder Vorgesetzten arbei­tet, um ihm zu gefallen, und sogleich zu arbeiten aufhört, wenn dieser nicht mehr zugegen ist, so ist dies Unredlichkeit. 
Der Gläubige hingegen, welcher weiß, dass er ein Knecht Christi ist, wird seine Arbeit in ehrlicher Weise ausführen, nicht, um Menschen zu gefallen, sondern um den Willen Gottes von Henzen zu tun. Er wird sein äußerstes tun, um in Treue und mit Gutwilligkeit zu dienen, „als dem Herrn und nicht den Menschen“. 

Er wird seine Arbeit - wie schwierig sie auch sein mag - im Blick auf den Herrn Jesus Christus tun, indem er seine Augen auf Ihn und nicht auf die Menschen richtet. Das ist es, was dem Dienst des Arbeiters einen so großen Wert in den Augen Gottes gibt, obgleich er in den Augen der Menschen gering geachtet werden mag. 

Die Belohnung des Herrn

Vers 8: „... da ihr wisst, dass, was irgend ein jeder Gutes tut, er dies vom Herrn empfangen wird, er sei Sklave oder Freier“

Jeder, der die Arbeit, die der Herr für ihn ausgewählt hat, in Treue ausübt, wird durch den Herrn Selbst belohnt werden. Dabei ist es gleichgültig, ob sein irdischer Vorgesetzter den in Treue und Aufrichtigkeit ausgeübten Dienst würdigt oder nicht. 
Auch in bezug auf diesen Gegenstand gilt das Wort in Galater 6, 7: „Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten“. Wie niedrig deine Stellung in dieser Welt auch sein mag, sei versichert, dass die Treue ihre gute Belohnung in diesem Leben und in dem zukünftigen haben wird. 

Einige Menschen dieser Welt sind reich, andere arm. Einige sind Herren, andere Knechte, einige sind Vorgesetzte, andere Un­tergebene. Einige sind treu, andere untreu. Doch all diese Unterschiede werden einmal ohne Bedeutung sein, wenn ein jeder von uns vor Gott wird Rechenschaft geben müssen über das Leben, das er hier in dieser Welt gelebt hat. Nur das, was von Herzen als dem Herrn getan wurde, wird eine Belohnung finden. Viele treue Gläubige, die in dieser Welt arm und unbekannt waren, wer­den dann diese glückseligen Worte ihres Herrn hören: „Wohl, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; ge­h ein in die Freude deines Herrn“ (Matth. 25, 23).

So lasst uns denn einander ermuntern, in Treue die wenigen Schritte noch zu gehen, da wir wissen, „dass, was irgend ein jeder Gutes tun wird, er dies vom Herrn empfangen wird“. Missachtet dein Chef deine Treue? Sei sicher, dass Gott deine Treue nicht vergisst noch geringachtet, sondern dass Er sie beloh­nen wird. Verfährt dein Vorgesetzter hart und ungerecht mit dir? Vollführe deinen Dienst in Treue wie einst Joseph vor alters (1. Mo. 39) und vertraue      auf den Herrn, dass Er dir den gebührenden Lohn geben wird. „Befiehl Jehova deinen Weg und vertraue auf ihn! Und er wird handeln; und er wird deine Gerechtigkeit hervorkommen lassen wie das Licht, und dein Recht wie den Mittag. Vertraue still dem Jehova und harre auf ihn! Erzürne dich nicht über den, dessen Weg gelingt, über den Mann, der böse Anschläge ausführt!" (Ps. 37, 5-7.

Der Herr der Herren

Vers 9: „Und ihr Herren, tut dasselbe gegen sie und lasst das Drohen, da ihr wisst, dass sowohl ihr als euer Herr in den Himmeln ist, und dass bei ihm kein Ansehen der Person ist“ 

Der Apostel Paulus beendigt diesen besonderen Abschnitt, der sich mit den Beziehungen und den gegenseitigen Pflichten in dem christlichen Haus beschäftigt, indem er nun die Herren ermahnt. Wir sehen, dass er sich nicht nur an eine besondere Gruppe, sondern an jede Gruppe in dem christlichen Haus wendet. „Und ihr Herren, tut dasselbe gegen sie“. Der Herr Jesus ist der Herr der Herren und der Knechte zugleich. So wie Er Sich der Knechte annimmt und ihnen die ihnen gebührende Belohnung geben wird, so kümmert Er Sich auch um die Herren und wird auch sie entweder belohnen oder bestrafen. 

Der Herr steht über den Untergebenen sowohl als auch über deren Herren. Daher ist es nicht recht, dass gläubige Herren ihren Untergebenen drohen oder ihnen Din­ge versprechen, welche sie ihnen nicht geben werden. All das geht aus den Worten des Apostels an die Herren hervor: „Tut dasselbe gegen sie“. Das heißt, tut ihnen jene Dinge, die ihr selbst von den Knechten erwartet und behandelt sie als „Knechte Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut, und mit Gutwilligkeit dient, als dem Herrn und nicht den Menschen, da ihr wisst, dass, was irgend ein jeder Gutes tut, er dies vom Herrn em­pfangen wird, er sei  Sklave  oder Freier“ (Verse 6-8). In dem­selben Maß wie Treue und Aufrichtigkeit von den Dienern erwartet wird, wird sie auch von den Herren gefordert. 

Und wie der Knecht in Treue dienen sollte, indem er das Gute seines Herrn im Auge hat, gleicherweise sollte auch der Herr das Beste seines Untergebenen im Auge haben. Er soll sie nicht hart be­handeln noch ihnen drohen, sondern freundlich zu ihnen sein.
Unfreundlichkeit und Grausamkeit sind Merkmale der Gesetzlosen, die weder die Liebe Gottes noch Seine Barmherzigkeit erfahren haben. „Der Gerechte kümmert sich um das Leben seines Viehes, aber das Herz der Gesetzlosen ist grausam“ (Spr. 12, 10). Wenn sich nun der Gerechte um das Leben seines Viehes kümmert, wie vielmehr sollte er mit einem menschlichen Wesen wie er selbst es ist, Barmherzigkeit haben und für sein Wohl besorgt sein, auch wenn es sein Knecht ist. 

Es ist die Pflicht der Herren, mit denen, die ihnen dienen, Mitgefühl zu haben; sie dürfen sie keineswegs ihres Lohnes noch ihrer Rechte berauben. Sie sollten nicht mehr von ihnen fordern, als sie tun können. Sie sollten für deren Gesundheit ebenso besorgt sein, wie für deren geistliches Wohl. 
Wie Ernst ist die Warnung, die Jakobus an die Adresse der Herren richtet: „Wohlan nun, ihr Reichen, weint und heult über euer Elend, das über euch kommt! Euer Reichtum ist verfault, und eure Kleider sind von Motten zerfressen wor­den. Euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird zum Zeugnis sein gegen euch und euer Fleisch fressen wie Feuer; ihr habt Schätze gesammelt in den letzten Tagen. Siehe, der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, der von euch vorenthalten ist, schreit, und das Geschrei der Schnitter  ist zu den Ohren des Herrn Zebaoth gekommen“ (Kap. 5, 1-4). „Seufzt nicht gegen einander, Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor der Tür“ (Kap. 5, 9).

So wie ein Herr seine Knechte herbeiruft, um von ihnen Rechenschaft zu verlangen, so werden auch wir und alle Menschen, gleichgültig welchen Standes, vor dem Richterstuhl des Christus Rechenschaft geben müssen. Der Herr Jesus wird den harten und ungerechten Herren ebenso richten wie den untreuen Knecht, denn „bei ihm ist kein Ansehen der Person“.
Es ist schön zu sehen, wie dieser Brief damit beginnt, uns unsere himmlische Stellung als Glieder des Leibes des auferstandenen Christus zu zeigen, Der zur Rechten des Vaters in den Himmeln verherrlicht ist; wie der Vater uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus; und dann zu finden, dass es unter den Gliedern des einen Leibes solche gibt, die arm und in der Stellung von Sklaven sind, von denen sich einige ungerechte und harte Behandlung gefallen lassen mussten. Aber Dank sei unserem Gott und Vater und dem Herrn Jesus Christus für die Gnade, die sie und uns alle erhoben hat und uns hat mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus! Dank sei Ihm auch für die gesegnete Hoffnung, die vor uns ist!

Der christliche Diener wird bei Christus und in der Herrlichkeit Ihm gleich sein, er wird einer von denen sein, die das neue Lied im Himmel singen: „Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation, und hast sie unserem Gott zu einem Königtum und Prie­stern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen!" (Offb. 5, 9 u.10). Mögen wir in Treue vor dem Herrn unseren Platz ausfüllen, in welchen Er uns gebracht hat, indem wir den glückseligen Augenblick der Wiederkunft un­seres Herrn erwarten. Der unsere Pilgerreise hier auf Erden beenden und uns zu Sich nehmen wird in die ewige Herrlichkeit.

Die geistliche Waffenrüstung - Kap. 6, 10-24

Stark in dem Herrn

Vers 10: „Im übrigen, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke“

Wir haben nun den letzten Teil dieses Briefes erreicht, welcher uns im be­sonderen mit dem geistlichen Kampf beschäftigt, den wir mit den geistlichen Mächten der Bosheit in den himmlischen Örtern zu kämpfen haben, damit wir nicht der Freude an unseren geistlichen Segnungen in Christus beraubt werden.
Schon vor alters hatte Gott Seinem irdischen Volk das verheißene Land, ein Land das von Milch und Honig floss, gegeben; sie hatten ihrerseits ihre grimmigen Feinde zu besiegen, um praktischerweise von dem Land Besitz zu er­greifen und sich dessen Früchte zu erfreuen. So ist es auch heute mit den wahren Gläubigen. Auch sie müssen, um sich praktischerweise all ihrer geistlichen Segnungen zu erfreuen, gegen die Mächte der Finsternis kämpfen und sie überwinden. 
Viele Gläubige denken fälschlicherweise, dass das Land Kanaan den Himmel symbolisiert, in welchen der Gläubige, wenn er stirbt, eintritt, und dass der Jordan ein Symbol des physischen Todes ist. Wenn wir über diesen Gegenstand unter Gebet nachdenken, so gelangen wir zu dem gegenteiligen Ergebnis. Als das Volk Israel das Land Kanaan betrat, begann für die ein beständiger Kampf gegen ihre Feinde, die ihnen bei der Besitzergreifung des Landes widerstanden und sie mit aller Kraft daran zu hindern suchten, die Segnungen des Landes zu genießen.
Wenn wir diese Erde verlassen, um bei Christus zu sein, wird es dann noch Feinde oder Kampf geben? Gewisslich nicht. Kanaan ist also ein Vorbild unserer geistlichen Segnungen, mit welchen wir gesegnet worden sind in dem auferstandenen Christus, während wir hier auf Erden sind. Um diese Segnungen zu genießen, müssen wir unsere geistlichen Feinde, den Teufel und seine Engel, überwinden, die uns beständig widerstehen und uns an dem Genuss dieser Segnungen zu hindern suchen. 
„Im übrigen, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke“. Wie ermutigend sind diese Worte für uns Gläubige! In uns selbst sind wir schwach und unsere Feinde viel stärker als wir, aber unsere Allgenügsamkeit ist in dem Herrn und in Seiner Macht und Stärke. 
Lasst uns wirklich und von Herzen davon überzeugt sein, dass wir nach wie vor in uns selbst nichts sind und in unserer eigenen Kraft unsere Feinde nicht zu überwinden vermögen, auch wenn wir schon viele Jahre mit dem Herrn Jesus wandeln und gesegnete Erfahrungen mit Ihm gemacht haben. Mögen wir uns alle auf den Herrn stützen und Seiner Macht und Stärke vertrauen. 
Wir hatten bei unserer Betrachtung der Verse 19 und 20 des 1. Kapitels ge­sehen, dass die überragende Größe der Kraft Gottes gegen uns, die Gläubigen, der Wirksamkeit der Macht Seiner Stärke entspricht, mit welcher Er ge­wirkt hat in dem Christus, indem Er Ihn aus den Toten auferweckte. Wir haben also die gleiche Kraft zur Verfügung, die Christus aus den Toten auferweckte und Ihn zur Rechten Seines Vaters in den himmlischen Örtern versetzte.
Wir sind in uns selbst ebenso schwach wie „die Klippendächse, ein nicht kräftiges Volk, und doch setzen sie ihr Haus auf den Felsen“ (Spr. 30, 26). 

Wie gewaltig auch die Kraft unserer geistlichen Feinde sein mag, unsere Kraft gründet sich auf den „Felsen“, den Felsen der Ewigkeiten. Damit wir stark in dem Herrn und in der Macht Seiner Stärke sein können, sollten wir jedes Mit­tel Seiner Gnade in Anspruch nehmen, sollten viel beten, das Wort Gottes lesen und darüber beständig sinnen, und sollten die Gemeinschaft mit anderen gottesfürchtigen Gläubigen suchen.

Vers 11: „Zieht an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr zu bestehen vermögt gegen die Listen des Teufels“

Der Heilige Geist führt uns nun von dem bisher betrachteten, lieblichen Bereich des christlichen Hauses zu einem ganz anderen Gegenstand, nämlich dem geistlichen Kampf wider den Teufel und seine Engel.
Daher ermahnt uns der Apostel mit dringendem Ernst, die ganze Waffenrü­stung Gottes anzuziehen. Wir werden jeden Teil dieser Waffenrüstung beson­ders in den nächsten Versen erwähnt finden. In Kapitel 4 Vers 24 wurden wir ermahnt, das anzuziehen, was uns als  Heilige geziemt, aber hier wird uns gesagt, dass wir das anziehen sollen, was uns als  Kriegsleute des Herrn Jesu geziemt. Wir müssen die ganze Waffenrüstung Gottes anlegen, die Waffenrüstung, die Gott Selbst bereitet hat, „denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern göttlich mächtig zur Zerstörung von Festungen“(2. Kor. 10, 4). 

Nur mit der ganzen Waffenrüstung Gottes werden wir wider die Listen des Teufels zu „bestehen vermögen. Gott erwartet von je­dem Gläubigen, dass er den Listen, des Teufels widersteht. Beachte, dass der Heilige Geist hier von dem Widerstehen wider die Listen des Teufels redet und nicht von der Macht des Teufels. Der Herr Jesus hat am Kreuz sowohl über die Macht als auch über die Listen des Teufels triumphiert „damit er durch den Tod den zunichte machte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel“ (Hebr. 2, 14b). 

Wir dürfen daher und müssen ihn als einen besiegten Feind betrachten. An diese herrliche Tatsache erinnert auch der Apostel Jakobus, wenn er sagt: „Widersteht aber dem Teufel, und er wird von euch fliehen“ (Jak. 4, 7). Was wir aber zu fürchten haben, sind die Li­sten des Teufels. Wir haben es also mit einem listigen und betrügerischen Feind zu tun. „Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an“(2. Kor. 11, 14). 

Satan ist der Widersacher Gottes und Christi, und daher auch der der Gläubigen, die durch seine Listen und Betrügereien geübt werden. Der Teufel hat in der Ausübung seines heimtückischen Werkes eine fast 6000-jährige Erfahrung. Er kam zuerst zu Eva als Schlange, die listiger war als alles Getier des Feldes, das Jehova gemacht hatte. Und auch heute noch ist er die „alte Schlange“. Aber Dank und Preis sei Gott, Der uns in dem Triumph des Christus    umherführt! Lasst uns daher die ganze Waffenrüstung Gottes anziehen, damit wir zu bestehen vermögen wider die Listen des Teufels. 

Unsere Feinde

Vers 12: „Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Welt­beherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“

Die Kriege, die hier auf Erden unter den Menschen wüten, sind ohne alle Frage furchtbar und schrecklich. Hier aber lesen wir, dass unser Kampf nicht wider Fleisch und Blut, nicht ein Kampf von Mensch wider Menschen ist; es ist vielmehr ein geistlicher Kampf wider die unsichtbaren Mächte der Finsternis, wider den Teufel und seine Engel. Es ist ein Kampf gegen das Reich der tiefsten Finsternis, und es ist für uns unmöglich, diese Feinde zu überwinden, ohne die ganze Waffenrüstung Gottes angelegt zu haben. 
Unser geistlicher Feind, mit dem wir es zu tun haben, ist unabläs­sig wirksam und bemüht, uns daran zu hindern, in unserem Leben Gott zu verherrlichen und uns unserer geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern zu erfreuen. Diese beständige Feindschaft des Teufels gegen uns Gläubige ist weit gefährlicher und übender, als ein Kampf wider Fleisch und Blut. Wie vie­lerlei sind die Gefahren für das geistliche Leben dessen, der in Unwissenheit über diese Dinge ist.

In dem 1. Petrusbrief, wo die Gläubigen als „Fremdlinge und als ohne Bürgerrecht“ gesehen werden (Kap. 2, 11), ermahnt uns der Apostel, „Seid nüch­tern, wacht; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Lö­we und sucht, wen er verschlinge“ (Kap. 5, 8). Aber hier im Epheserbrief wird uns gezeigt, dass wir unsere Feinde in den himmlischen Örtern suchen müs­sen, dort, wo die Gläubigen gesegnet sind mit jeder geistlichen Segnung, Kap. 1, 3.
Christus ist verherrlicht und zur Rechten Seines Vaters erhöht worden „in den himmlischen Örtern“ (Kap. 1, 20); auch dem Gläubigen ist es gegeben wor­den, mitzusitzen "in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“ (Kap. 2, 6), „damit jetzt den Fürstentümern und den Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Versammlung kundgetan werde die gar mannigfaltige Weisheit Gottes“ (Kap. 3, 10).
Der geistliche Kampf also ist wider „den Fürsten der Gewalt der Luft“ und wider seine unsichtbaren Heerscharen (Kap. 2, 2).
Dank aber sei Gott für Seine reiche geistliche Vorsorge für uns, die wir in uns selbst unfähig sind, jenen geistlichen Mächten zu widerstehen! Doch unsere Allgenügsamkeit ist in unserem Herrn Jesus Christus und in der Macht Seiner Stärke, durch welche wir „mehr sind als Überwinder“.

Widerstehen und Stehen

Vers 13: „Deshalb nehmt die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag zu widerstehen und, nachdem ihr alles ausgerichtet habt, zu stehen vermögt“

Weil alle Feinde des Reiches der Finsternis gleichsam in Schlachtordnung gegen uns angetreten sind, wiederholt der Apostel die Ermahnung „nehmet die ganze Waffenrüstung Gottes“, ohne die wir nichts zu tun vermögen, und die wir auch nicht durch natürliche Kraft oder eigene Weisheit ersetzen könnten. Jeder wahre Gläubige ist verantwortlich, diese ganze Waffenrüstung Got­tes anzuziehen und sie beständig zu tragen. 
Es mag nützlich sein, hier daran zu erinnern, dass ein großer Unterschied besteht zwischen unserem Anlegen der ganzen Waffenrüstung Gottes und dem Kleid, welches uns Gott in Seiner reichen Gnade bereitet hat. Jeder einzelne von uns, der sein Vertrauen in den Herrn Jesus und in die Wirksamkeit Seines sühnenden Werkes am Kreuze gesetzt hat, ist mit dem Kleid der Gerechtigkeit Christi bekleidet worden - ja er ist „die Gerechtigkeit Gottes in ihm (in Christus)". Gott hat ihm „das beste Kleid“ angezogen (Luk. 15, 22). 

Das ist unsere Stellung in Christus vor Gott. Dieses Kleid ziehen wir uns nicht selbst an, sondern Gott bekleidet uns damit.
Wenn es sich aber um den Kampf handelt, dann sind wir selbst verantwortlich, jedes Stück dieser Waffenrüstung Gottes anzuziehen.
Möge jeder wahre Gläubige den Worten des Apostels Paulus Beachtung schenken „nehmt die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag zu widerstehen vermögt“. Dieser geistliche Kampf ist nicht eine vorübergehende sondern eine beständige Sache, solange wir in dieser Welt sind; denn der Teufel ist der Fürst dieser Welt. Diese Zeit also wird „der böse Tag“ genannt.
In Kapitel 5 ermahnt der Apostel die Gläubigen, sorgfältig, nicht als unweise, sondern als Weise zu wandeln, die gelegene Zeit auskaufend, „denn die Tage sind böse“. Hier aber haben wir eine weit ernstere Warnung, denn wir sollen selbst die ganze Waffenrüstung Gottes nehmen, damit wir an dem bösen Tag zu widerstehen vermögen.
Es gibt besondere Zeiten in dem Leben eines Gläubigen, in welchen er die ganze Schwere des geistlichen Kampfes und die bittere Feindschaft des Wider­sachers in verschiedener Weise erfährt. Dann besteht die große Gefahr, dass wir nicht allezeit wachend gefunden werden, dass wir nicht die ganze Waffenrüstung tragen. 

Lasst uns daher überzeugt sein, dass es unsere ernste Pflicht ist, bereit und auf der Hut zu sein, wenn uns besondere, böse Umstände begeg­nen. Das heißt aber nicht, dass wir, wenn so ein böser Tag über uns kommt, schnell die ganze Waffenrüstung Gottes anlegen sollten; wir sollten sie viel­mehr beständig tragen, damit uns der Feind nicht überraschen und ungeschützt vorfinden kann.
Beachte, was weiter gesagt wird: „... nachdem ihr alles ausgerichtet habt, zu stehen vermögt“. Auch nach jedem errungenen Sieg müssen wir fortfahren die ganze Waffenrüstung Gottes zu tragen, damit wir für jeden weiteren Über­raschungsangriff seitens des Feindes gewappnet sind. Wenn wir einen geistli­chen Kampf gewonnen haben, sind wir geneigt, auf uns selbst zu vertrauen und uns auf unsere eigene Kraft zu verlassen; dies aber würde verhängnisvoll für unser geistliches Leben sein. Lasst uns nie vergessen, dass unsere geistlichen Siege nicht bedeuten, dass unser Kampf zuende ist.

 Es ist vielmehr ein fort­währender Kampf, der so lange andauert, wie wir in dieser Welt sind. Aber Gott sei gepriesen, dass über ein gar Kleines der Herr Jesus vom Himmel kom­men wird, um uns in die Herrlichkeit des Vaterhauses zu nehmen, wo es keinen Streit oder Kampf mehr geben wird, wo alles Anbetung und Herrlichkeit sein wird, wo wir anstatt einer Waffenrüstung herrliche Kronen tragen werden, wo wir anstatt Kampf herrliche, ewige Ruhe mit Ihm finden werden!

Das erste Stück der Waffenrüstung Gottes: Wahrheit und Gerechtigkeit

Vers 14: „Steht nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, und angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit“

In den folgenden Versen richtet nun der Apostel Paulus die Aufmerksamkeit auf jedes einzelne Stück der Waffenrüstung und beginnt zuerst mit dem Gürtel der Wahrheit.
Mit Wahrheit ist das Wort Gottes gemeint (vgl. Joh. 17, 17). Der christli­che Streiter kann nicht ohne zu schwanken feststehen, wenn er nicht mit dem Wort Gottes umgürtet ist. Besonders in unseren Tagen ist es wichtig, dies zu verstehen, denn es gibt viele Gläubige, die der Beschäftigung mit dem Wort Gottes das Lesen weltlicher Bücher vorziehen. Wie schade und erschreckend zu­gleich, wenn Gläubige, anstatt über das Wort Gottes nachzusinnen, sich mit dem beschäftigen, was ihnen Fernsehapparate ins Haus bringen. Das ist der Grund, warum sie geistlich schwach, kraftlos und apathisch sind, warum sie Niederlage auf Niederlage erleben. Der Apostel Petrus ermahnt uns, die Lenden unserer Gesinnung zu umgürten (1. Petr. 1, 13). 

Das bedeutet, dass das Wort Gottes den Geist und die Gesinnung des Christen beherrschen soll, und dass er so vor sündigen Gedanken und falschen Lehren bewahrt bleiben soll, die seiner geistlichen Wohlfahrt ernstlich schaden müssten.
So wie der Gürtel dem menschlichen Körper Kraft, Stärke und Halt gewährt, so gibt uns die Beschäftigung mit dem Wort Gottes Kraft und Energie für den inneren Menschen. Mögen wir uns allezeit mit dem Gürtel der göttlichen Wahrheit umgürten, „damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin und her geworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, die da kommt durch die Betrüge­rei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum; sondern die Wahrheit festhaltend in Liebe, lasst uns heranwachsen in allem, zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus“ (Eph. 4, 14 u.15).
Wann legt der Soldat seinen Gürtel ab? Ist es nicht, wenn er schläft? Und ist es richtig, wenn er auf dem Schlachtfelde schläft? Wie gefährlich!
Sisera, der Anführer des feindlichen Heeres, wurde durch eine Frau getötet, während er schlief (Richter 4). Geliebte, „denn ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages; wir sind nicht von der Nacht, noch von der Finsternis. Also, lasst uns nun nicht schlafen, wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein“  (l. Thess. 5, 5 u. 6), denn das Kommen des Herrn ist nahe..
Lasst uns daher Acht haben auf die Worte unseres hochgelobten Herrn „eure Lenden seien umgürtet“ (Luk. 12, 35). 

Das zweite Stück der Waffenrüstung

Vers 14b: „...angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit“

Hier handelt es sich nicht um die Gerechtigkeit Gottes, zu welcher wir in Christus Jesus gemacht worden sind (2. Kor. 5, 21), sondern um die praktische Gerechtigkeit in unserem täglichen Wandel, die wir allezeit offenbaren müs­sen, um in dem Kampf mit dem Teufel und seinen Heerscharen bestehen zu können.
Der Heilige Geist zeigt uns an Hand des ersten Stücks der Waffenrüstung, des Gürtels der Wahrheit, dass wir das Wort Gottes praktischerweise auf unser tägliches Leben anwenden müssen; durch den Brustharnisch der Gerechtigkeit belehrt Er uns, dass dieses Wort unseren Weg beeinflussen und uns so zu einem Leben praktischer Gerechtigkeit führen muss.
Versäumen wir, den Brustharnisch der Gerechtigkeit anzulegen, so gestatten wir dem Feind den Zugang zu unserem Herzen und Gewissen. Wahre Gläubige also, die durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist, gerechtfertigt worden sind aus Gnaden, (Röm. 3, 24); sollten nun auch ein Leben praktischer Gerechtigkeit führen, „stellt auch nicht eure Glieder der Sünde dar zu Werkzeugen der Un­gerechtigkeit, sondern stellet euch selbst Gott dar als Lebende aus den Toten und eure Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit“ (Röm. 6, 13).

Das dritte Stück der Waffenrüstung

Vers 15: „... und beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens“

Mit „Bereitschaft des Evangeliums des Friedens“ ist die Übereinstimmung unseres praktischen Wandels mit dem Evangelium Gottes gemeint, so wie wir es in Phil. 1, 27 finden: „Wandelt nur würdig des Evangeliums des Christus“.
Es reicht eben nicht aus, mit unserem Mund das Evangelium von Christus zu verkündigen - zu verkündigen, dass es die Kraft Gottes jedem Glaubenden ist, und dass wir durch dasselbe Frieden mit Gott erlangt haben; das alles ist wahr und wunderbar, aber wir sollten dies durch unseren praktischen Wandel unter Beweis stellen. 
Die beiden Aspekte der Verkündigung des Evangeliums durch Wort und Wandel sind in dem Leben und Dienst des Apostels Paulus so schön zu erkennen. Was sein praktisches Leben betrifft, so war es ein sprechendes Zeugnis von der Kraft des Evangeliums; und was seinen Dienst im Evangelium angeht, so hatte er das sehnliche Verlangen, alle jene Fernen zu erreichen, „sowohl Griechen als Barbaren, sowohl Weisen als Unverständigen“ (Röm. 1, 14). 
Lieber Leser, das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus ist das Evangelium des Friedens; hast du diesen Frieden mit Gott? - 

Frieden, gegründet auf den Tod unseres Herrn Jesus Christus am Kreuz und auf Seine Auferstehung aus den Toten? Dies ist die sichere Grundlage Gottes, auf welcher das beunruhigte Gewissen ruhen und die Seele wahren Frieden mit Gott finden kann. Bei dem Volke Gottes von alters her im Land Ägypten wurde das Blut des Passahlammes an die Türschwellen gestrichen. Dadurch wurden sie vor dem Schwert des Würgeengels errettet und genossen im Inneren des Hauses durch Glauben den vollkommenen Frieden. Zudem sollten sie sich von dem Passahlamm ernähren, „und also sollt ihr es essen:  Eure Lenden gegürtet, eure Schuhe an euren Füßen, und euren Stab in eurer Hand; und ihr sollt es essen in Eile“ (2. Mos. 12, 11), gleichsam bereit Ägypten zu verlassen und die Reise in das Land der Verheißung anzutreten.

Das vierte Stück der Waffenrüstung

Vers 16: „... indem ihr über das alles ergriffen habt den Schild des Glaubens, mit dem ihr imstande sein werdet, alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen“

Das Wort „Schild“ wird im ganzen Neuem Testament nirgends als nur hier an dieser Stelle verwendet. Dagegen findet es sich einige male im Alten Testa­ment. Das erste Mal gebraucht Gott Selbst das Wort Schild, als Er zu Abraham nach der Schlacht gegen Kedorlaomer in 1. Mos. 15, 1 sagt: „Ich bin dir ein Schild, dein sehr großer Lohn“. Das zweite mal begegnen wir dem Wort „Schild“ in dem Liede, welches Moses, der Mann Gottes, das Volk vor seinem Tod lehr­te: „Deine Wohnung ist der Gott der Urzeit, und unter dir sind ewige Arme; und er vertreibt vor dir den Feind und spricht: Vertilge! Glückselig bist du, Israel! Wer ist wie du, ein Volk, gerettet durch Jehova, den Schild deiner Hülfe, und der das Schwert deiner Hoheit ist? Und es werden dir schmeicheln deine Feinde, und du, du wirst einherschreiten auf ihren Höhen“ (5. Mose 33, 27 u. 29).
Welch eine schöne Verheißung Gottes für Sein Volk! Gott Selbst ist der Schutzschild vor Seinen Kindern, um alle feurigen Pfeile des Feindes abzuweh­ren. Doch haben wir allezeit den Glauben und das Vertrauen, alles vom Herrn zu erwarten und auf Ihn allein zu warten? „Unsere Seele wartet auf Jehova; unsere Hülfe und unser Schild ist er“ (Ps. 33, 20). 

„Denn Jehova, Gott, ist Sonne und Schild; Gnade und Herrlichkeit wird Jehova geben, kein Gutes vorenthalten denen, die in Lauterkeit wandeln“ (Ps.. 84, 11). „Gott - sein Weg ist vollkommen; Jehovas Wort ist geläutert; ein Schild ist er allen, die auf ihn trauen“ (2. Sam. 22, 31). Alle diese und viele andere Stellen aus dem Wort Gottes zeigen uns, dass Gott Selbst der Schild für Sein Volk ist. So lasst uns denn in allen Dingen auf Ihn vertrauen und uns in jedem Umstand unseres Le­bens auf Ihn allein stützen.
Dies ist der Glaube, durch welchen wir imstande sein werden, alle feuri­gen Pfeile des Bösen auszulöschen. Es ist nicht unsere Kraft, sondern der Schild des Glaubens, welcher vermag, die feurigen Pfeile schon auszulöschen, ehe sie uns berühren oder nahe kommen. Ach, dass wir doch allezeit den „Schild des Glaubens“ ergriffen haben möchten! Dann würden wir mehr als Überwinder sein durch den, der uns geliebt hat.

Das fünfte Stück der Waffenrüstung

Vers 17a: „Nehmt auch den Helm des Heils“

Nimm diese Gabe, den „Helm des Heils“, aus der Hand Gottes. Das Haupt ist der Sitz des Verständnisses, der Gedanken und Intelligenz. Das Haupt bedarf des besonderen Schutzes, denn eine Verletzung desselben hat ernste Folgen für den ganzen Körper. Gott sei Dank, dass Er für den christlichen Streiter den „Helm des Heils“ bereitet hat, um ihn vor den Angriffen des Teufels und  seiner Engel zu schützen. 
Der Helm des Heils ist für den Gläubigen die Sicherheit und Gewissheit seines Heils auf der Grundlage des Opfers unseres Herrn Jesus Christius. Das Heil oder die Errettung ist nicht irgendeine Einbildung, sondern eine definitive Tatsache. Der Mensch, der errettet wurde, weiß mit vollkommener Sicherheit, dass Gott es getan hat. 

Er mag nicht in der Lage sein, die vielen Fragen der Atheisten und Modernisten oder anderer, die die Inspiration der Heiligen Schrift leugnen, zu beantworten, aber es gibt für ihn keine menschliche noch satanische Macht, welche ihm die Sicherheit seiner Errettung und Sündenverge­bung nehmen könnte, wenn er den Helm des Heils nimmt, welcher seinen Kopf und Geist schützt. Als der Herr die Augen des Blindgeborenen geöffnet hatte, Versuchten ihn die Pharisäer durch ihre vielen Fragen von Christum wegzuziehen. Obwohl er nicht all ihre Fragen beantworten konnte und gerade noch zu ihnen gesagt hatte „Ich weiß nicht...“, so gelang es ihnen doch nicht, seine feste Überzeugung über das eine, was er wusste, zu erschüttern: „Eines weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehe“ (Joh. 9, 25).
Auch der Apostel Paulus sagt, dass er nicht alles weiß. „Denn wir erkennen  stückweise, und wir weissagen stückweise; .... Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin“ (l. Kor.13, 9 u. 12). Aber die Feinde des Evangeliums sind nicht in der Lage ihn zu erschüttern, und so lesen wir: „Aus diesem Grund leide ich dies auch; aber ich schäme mich nicht, denn ich weiß, wem ich geglaubt habe, und bin überzeugt, dass er mächtig ist, das ihm von mir anvertraute Gut auf jenen Tag zu bewahren“ (2. Tim.1, 12).

Der Apostel Paulus hatte den Helm des Heils genommen. Aber wie steht es mit dir, mein lieber Leser? Wenn du Zweifel an deiner Errettung hast, so wirst du nicht imstande sein, mit völliger Sicherheit vor dem Feind zu stehen. Die Heilsgewissheit nimmt die Furcht vor den Gerichten weg und erfüllt dich mit Freude des Herrn.
Der Apostel Paulus erwähnt auch im 1. Brief an die Thessalonicher, Kapitel 5, Vers 8 diesen Helm. „Wir aber, die von dem Tag sind, lasst uns nüchtern sein, angetan mit dem Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung der Errettung“. Das Heil oder die Errettung bezieht sich nicht nur auf die Vergangenheit, sondern auch auf die Gegenwart und Zukunft. Es ist eine Errettung von dem Gericht über die Sünde und auch von der Macht der Sün­de. Die Heilige Schrift lehrt uns, dass wir durch Gnade errettet sind (Eph. 2, 8) und dass wir jetzt durch Sein Leben gerettet werden (Röm. 5, 10).

 Sie lehrt uns auch, dass wir bald gerettet werden, wenn der Herr vom Himmel kommen wird, um uns zu Sich in die Herrlichkeit zu nehmen. „Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit sei­nem Leibe der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen“ (Phil. 3, 20 u. 21).
Der wahre Gläubige kann sich also eines vollkommenen Friedens erfreuen, in­dem er weiß, dass Christus ihn durch Sein Sterben am Kreuz errettet hat. Durch Sein Leben erhält und bewahrt Er ihn, und bei Seinem Wiederkommen wird Er ihn verherrlichen, damit er allezeit bei Ihm sei, indem wir die Zuversicht haben, „dass der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, es vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi“ (Phil. 1, 6). Unser Überwinden und unser geist­licher Friede in den verschiedenen Umständen des Lebens wird davon abhän­gen, ob wir den Helm des Heils genommen, haben. Der Helm ist die Gabe Gottes, so lasst uns Acht haben auf die Ermahnung des Heiligen Geistes. „Nehmet (oder empfanget) auch den Helm des Heils“.

Das sechste Stück der Waffenrüstung

Vers 17b: „... und das Schwert des Geistes, welches Gottes Wort ist“

Jedes einzelne der fünf Stücke der Waffenrüstung, die wir bisher betrach­tet haben, ist eine Waffe zur Verteidigung gegen die Listen des Teufels. Die sechste Waffe jedoch, das „Schwert des Geistes“, ist nicht eine Verteidigungs- sondern eine Angriffswaffe, um damit den Sieg über den Feind zu erringen. 
Das Schwert ist hier nicht der Heilige Geist, sondern das Wort Gottes, wel­ches durch den Heiligen Geist wörtlich eingegeben d.h. inspiriert wurde, und welches in sich selbst lebendig und wirksam ist. In Hebräer 4, 12 lesen wir: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Überlegungen des Herzens“. 
Keine satanische List, keine höllische Macht, keine böse Wirksamkeit kann gegenüber dem Wort Gottes bestehen. Als der greise Apostel Johannes als Gefangener auf der Insel Patmos den Herrn als wandelnd zwischen den sieben goldenen Leuchtern schildert, sagt er von Ihm: „Und aus seinem Mund ging hervor ein scharfes, zweischneidiges Schwert“ (Offb. 1, 16). 

Dieses siegreiche Schwert des Herrn ist das Wort, welchem zu widerstehen gänzlich unmöglich ist. Er spricht, und es geschieht. Ein aus Seinem Mund hervorgehendes Wort wird Seine Feinde in den Staub werfen. Schon 700 Jahre vor Seiner Fleischwerdung sagte Er durch den Geist der Weissagung: „Und er machte meinen Mund wie ein scharfes Schwert" (Jes. 49, 2).
Das Wort Gottes, die Heilige Schrift, ist das Schwert, welches nicht stumpf wird, und welches zu jeder Zeit einen mächtigen Einfluss ausgeübt hat. Welch ein Segen ging von diesem kostbaren Buch aus für die Menschen aller Zeitalter! Das Wort Gottes hat in jedem Jahrhundert unzählbare Millionen von Menschen gewonnen und seinem Einfluss unterworfen, und es wird damit fortfahren bis zum Ende.
Es war die Waffe der Knechte Gottes im Alten und Neuen Testament, welche herrliche und gesegnete Siege errangen, weil sie das Wort Gottes liebten. Es hatte in ihren Herzen und Gedanken einen festen Platz, sie waren treue Strei­ter Christi, und sie begegneten dem Feind mit derselben Waffe, wie sie der Herr Jesus benutzte. Der Herr Jesus trat dem Feind in der Wüste mit dieser göttlichen Waffe entgegen: „Es steht geschrieben...“; „Wiederum steht ge­schrieben...“; „Denn es steht geschrieben...“ (Matt. 4, 4 u. 7 u. 10).

Bald wird die Zeit kommen, wenn der Herr Jesus den letzten Sieg mittels des „Schwertes des Geistes“ erringen wird: „Und aus seinem Mund geht hervor ein scharfes, zweischneidiges Schwert, damit er die Nationen damit schlage; und er wird sie weiden mit eiserner Rute, und er tritt die Kelter des Weines des Grimmes des Zornes Gottes, des Allmächtigen, und er trägt, auf seinem Ge­wand und auf seiner Hüfte einen Namen geschrieben: König der Könige und Herr der Herren“ (Offb. 19, 15 - 16).

Das siebente Stück der Waffenrüstung 

Vers 18: „...zu aller Zeit betend mit allem Gebet und Flehen in dem Geist, und hierzu wachend in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen“

Das Gebet ist somit das siebente Stück der ganzen Waffenrüstung Gottes. Obwohl jedes der vorhergehenden sechs Stücke der Waffenrüstung seinen Wert und seine Wichtigkeit hat, so ist doch das Gebet das allerwichtigste. Durch das Gebet ist der christliche Kämpfer in beständigem Kontakt mit dem großen Anführer, dem Herrn Jesus Christus. In unserer eigenen Kraft ist es unmöglich, den Feind zu überwinden; das ist der Grund weshalb wir nötig haben, allezeit im Gebet zum Herrn zu verharren, welcher stärker ist als der Feind, der allein auch  unsere Schlachten kämpfen und uns den Sieg geben kann.

 "Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe“ (Hebr. 4, 16). „Zu aller Zeit betend mit allem Gebet und Flehen“. Wie zahlreich sind die Dinge, derentwegen wir zum Herrn rufen können und sollen. Die Worte „mit allem Gebet“ schließen sowohl persönliches wie auch gemeinsames Gebet in der Familie, wie auch das Gebet im Kämmerlein und auch das öffentliche Gebet, ein.
Beachten wir auch, dass wir zu „aller Zeit“ beten sollen. Der Herr hatte den Jüngern ein Gleichnis gesagt, dass sie „allezeit beten und nicht ermatten soll­ten“ (Luk. 18, 1). Viele machen den Fehler, dass sie nur beten, wenn sie in bitterer Not sind, in Übungen und in Prüfungen; aber wir müssen allezeit beten, um vor den verschiedensten Gefahren und mannigfaltigen Versuchungen bewahrt zu bleiben. Was wir so sehr benötigen, ist, in einer beständigen Haltung des Gebetes vor Gott zu sein. Wir brauchen Ihn so nötig wie die Luft, die wir einatmen.                             
In unserem natürlichen Leib können wir keinen einzigen Augenblick leben, ohne zu atmen, welches zudem völlig unbewusst geschieht. Dasselbe gilt für un­ser geistliches Leben, denn wir können nicht ein wahrhaft christliches Leben führen ohne Gebet. Natürlich können wir nicht die ganze Zeit auf unseren Knien liegen, aber es ist unser Vorrecht, dass wir beständig in der Haltung, in dem Geist des Gebets vor Gott sind - das Vorrecht einer ungetrübten Gemeinschaft mit unserem Gott genießen.
Das Gebet verleiht uns eine Kraft vom Himmel, eine Kraft, die größer ist als alle Mächte des Widersachers. Wir hören den Apostel Paulus sagen: „Betet unablässig“ (1. Thess. 5, 17). Lasst uns daher üben, die Gegenwart unseres Gottes und Vaters als Quelle der Kraft zu verwirklichen.
„In dem Geiste“. So wie das Wort Gottes das „Schwert des Geistes“ ist, so sollten unsere Gebete durch den Heiligen Geist hervorgerufen und gelenkt werden. Das Gebet „in dem Geist“ ist das Gebet gemäß den Gedanken und dem Wil­len des in uns wohnenden Geistes. Niemand kann „im Geist beten“, es sei denn, er ist durch den Heiligen Geist wiedergeboren und lässt sich in seinem praktischen Leben durch diesen leiten. 

Wenn wir nicht im Geist beten, so liegt die Gefahr nahe, dass wir solche Bitten vorbringen, von denen der Apostel Jakobus sagt: „Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, damit ihr es in euren Begierden vergeudet“ (Jak. 4, 3). „Betend im Heiligen Geist“ (Jud.20) - wie wichtig ist dies für unser geistliches Wachstum.
„Und hierzu wachend in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen“ Dies ist von äußerster Wichtigkeit, und wir haben nötig, beständig daran erinnert zu werden. Denn Trägheit und Apathie und Schlaffheit im Gebet verschafft dem Feind Zutritt. Die Jünger schliefen gerade zu der Zeit, als sie hätten wa­chen und beten sollen. Deshalb sagt der Herr Jesus: „Also, nicht eine Stunde vermochtet ihr mit mir zu wachen? Wacht und betet, damit ihr nicht in Ver­suchung kommt“ (Matth. 26, 40 u. 41).
Wie zahlreich sind die Ermahnungen in dem Wort Gottes, die die Wichtigkeit und Notwendigkeit des Wachens und Betens hervorheben. Wie weit ist auch der Bereich des Gebetes; denn es beschränkt sich nicht nur auf unsere persönli­chen Bedürfnisse, sondern wir sollten für „alle Heiligen“ beten. Jeder Gläu­bige ist ein Glied des einen Leibes, und sie alle sind zur gleichen Zeit die Zielscheibe des einen Feindes, „des Fürsten der Gewalt der Luft“. Deshalb soll­ten wir einander im Gebet vor den Thron der Gnade bringen. Welch ein gesegne­ter Dienst, füreinander priesterlich einzutreten! 

Wir dürfen für die Gläubi­gen im einzelnen und für die Gläubigen gemeinsam beten, dürfen beten für die, die wir kennen und für solche, die wir nicht kennen, dürfen beten für die Hei­ligen in unserem Lande und in der ganzen Welt.
In dem Maß, wie der Kreis derer sich ausweitet, für die wir beten, in dem­selben Maß wächst unsere Freude am Herrn, vor welchem wir unsere Herzen aus­schütten, nicht allein für uns selbst, sondern auch „für alle Heiligen“.

Fürbitte

Vers 19+20: „... und für mich, damit mir Rede verliehen werde im Auftun meines Mundes, um mit Freimütigkeit kundzutun das Geheimnis des Evangeliums (für das ich ein Gesandter bin in Ketten), damit ich in ihm freimütig rede, wie ich reden soll“

Hier wird uns die Wichtigkeit des Gebets für andere vorgestellt. Der Apostel wollte nicht nur, dass die Gläubigen in Ephesus für alle Heiligen beteten, sondern er wünschte, dass sie auch für ihn selbst beteten. Der Apostel selbst betete für alle Heiligen, für jeden einzelnen, als auch für die Versammlungen, für diejenigen, die er kannte und unter denen er gearbeitet hatte als auch für diejenigen Heiligen, die er persönlich nie gesehen hatte. 
Im Verlaufe unserer Betrachtung fanden wir, dass er für die Heiligen in Ephesus zweimal betete (Kap. 1 und 3), und dass beide Gebete von gleichem Wert sind. Und dennoch fühlte der Apostel, wie notwendig die Gebete jener Heiligen für ihn waren. 

Es sind besonders die Verkündiger des Evangeliums, die mehr als andere den Wert und Segen der Gebete der Heiligen zu schätzen wissen. Die Ewigkeit wird einmal die gesegneten Ergebnisse der Gebete der Gläubigen füreinander und für die Diener des Evangeliums offenbaren. Der Schreiber dieser Zeilen verdankt viel den Gebeten der Heiligen für ihn. Wie oft musste er durch ernste Krankheiten gehen, aber der Herr erbarmte Sich über ihn und beantwortete das Flehen und die Fürbitten der Gläubigen, an vielen Orten; er wird nie die göttliche Hilfe vergessen, die ihm in Beantwortung der Gebete der Heiligen für seinen geringen Dienst zuteil wurde.

So sagte ihm einst ein Bruder aus einem Land in Übersee, dass er seit der Zeit, da er ihn kennen gelernt hatte - und das war 15 Jahre her - nicht an einem Tag vergessen hätte, für ihn zu beten. Ein anderer sagte ihm: „Von dem Augenblick unseres Zusammentreffens an sage ich dem Herrn täglich, bitte Herr, bewahre und erhalte jenes schwache Gefäß, und schenke, dass dieser Bruder den ihm von Dir anvertrauten Dienst vollführen kann“. Derjenige, der für den Knecht des Herrn betet, wird als sein Mitarbeiter betrachtet, und er wird teilhaben an dem Lohn, welcher diesem an dem Richterstuhl des Christus verliehen werden wird. 

Gott gebe, dass wir ohne Unterlass für alle Arbeiter in dem Weinberg des Herrn beten. Der Apostel Paulus bat nicht die Gläubigen, für ihn zu erbitten, dass er aus dem Gefängnis zu Rom und von seinen Ketten befreit würde, sondern vielmehr dafür, dass ihm Rede verliehen würde im Auftun seines Mundes; denn das ist etwas, was jeder Diener des Evangeliums benötigt. Das Evangelium ist die Gabe Gottes an den Menschen. 

Es ist die Aufgabe jedes Dieners des Evangeliums das Geheimnis des Evangeliums freimütig kundzutun. Dazu sind nicht Worte menschlicher Weisheit nötig, sondern es heißt „wie ich reden soll“.
Mit dem Ausdruck „Geheimnis des Evangeliums“, ist nicht irgendetwas Verbor­genes gemeint; es enthält vielmehr die Ratschlüsse der reichen Gnade Gottes, die vor den Zeiten verborgen waren, die aber Gott jetzt in Seinem geliebten Sohn, unserem Herrn Jesus Christus, offenbart hat.
„Für welches ich ein Gesandter bin in Ketten“. Obwohl der Apostel Paulus ein Gefangener in einem römischen Gefängnis und mit Ketten gebunden war, so hielt er sich doch für einen Gesandten betreffs des Evangeliums. Er betrach­tete seine Ketten nicht von einem menschlichen Standpunkt aus, er sah in sich nicht einen Gefangenen des römischen Reiches, sondern er sah alles von dem göttlichen Standpunkt aus und erinnert uns zweimal in diesem Brief, dass er ein „Gefangener Christi Jesu“ (Kap. 3, l) „der Gefangene im Herrn“ ist (Kap. 4, 1).

Irdische Gesandte repräsentieren ihr Land, und rühmen sich ihrer Titel und Auszeichnungen und Medaillen, die sie auf ihrer Weste tragen; aber die Me­daillen und Auszeichnungen, die der Apostel Paulus trägt, sind himmlischer Art - es sind seine Ketten, mit denen er gebunden ist. Es hat einmal jemand richtig bemerkt: „Gott wird nicht darauf achten, was wir an weltlichen Ehren und irdischen Auszeichnungen empfangen haben, sondern darauf, ob wir an unse­rem Leib die Merkmale des Leidens um des Herrn Jesu willen getragen haben“.

Treue

Vers 21+22: „Damit aber auch ihr um meine Umstände wisst, wie es mir geht, so wird Tychikus, der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn, euch alles kundtun, den ich ebendeshalb zu euch gesandt habe, damit ihr um unsere Umstände wisset, und er eure Herzen tröste“

Der Apostel Paulus bezeugt zwei liebliche Dinge von Tychikus; er nennt ihn „den geliebten Bruder“ und „einen treuen Diener im Herrn“.
Im Kolosserbrief, wo der Apostel die gleichen Dinge von Tychikus nennt, fügt er noch hinzu „Mitknecht in dem Herrn“ (Kap. 4, 7). Wie würde es den Herrn verherrlichen, wenn diese gesegneten Tugenden in allen Gläubigen, besonders aber in den Knechten des Herrn allezeit gesehen würden! Nun bedarf es der be­sonderen Gnade und Weisheit Gottes, gerade diese beiden Tugenden miteinander zu verwirklichen - die Liebe für die Heiligen und die Treue im Dienst des Herrn.
Es besteht die Gefahr für den Diener, dass er um der Aufrechterhaltung der brüderlichen Liebe willen bei manchen Gelegenheiten darin fehlen könnte, dem Herrn treu zu dienen, indem er von der Wahrheit abweicht, anstatt sie in Liebe festzuhalten. 
Der Apostel wusste, wie sehr sich die Gläubigen in Ephesus danach sehnten, neuere Nachrichten über ihn zu erhalten und seine Umstände zu erfahren. Er sandte daher Tychikus zu ihnen, der auch der Überbringer dieses Briefes war. Der Apostel wünschte, dass sie dadurch in ihren Herzen getröstet würden.
Tychikus überlieferte diesen Brief treu den Heiligen in Ephesus, nicht aber allein ihnen, sondern auch uns und der Versammlung Christi für alle Zeiten. So war der Dienst des Tychikus in der Tat eine Bestätigung dafür, dass er „der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn" war. 

Segenswünsche

Vers 23: „Friede den Brüdern und Liebe mit Glauben von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“

Es ist beachtenswert, dass der Apostel am Schluss dieses Briefes keine Grüße an Gläubige übermittelt, wie es in den anderen Briefen seine Gewohnheit ist. Der Grund dafür wird darin liegen, dass er sich an die Heiligen richtet, die in diesem Briefe als der „eine Leib“ gesehen werden. Zugleich drückt der Heilige Geist dadurch aus, dass dieser Brief nicht nur in Ephesus, sondern auch an anderen Orten gelesen werden sollte.
„Friede den Brüdern“; dieser Friede ist das Vorrecht aller Gläubigen, die sich selbst und alle Umstände ihres Lebens in die Hände des himmlischen Vaters übergeben haben. Wie kostbar auch die Liebe zu allen Heiligen, welchen der Glaube von Gott, dem Vater, and dem Herrn Jesus Christus geschenkt wurde. Das ist es, was auch wir allezeit für alle Gläubigen wünschen sollten.

Vers 24: „Die Gnade sei mit allen denen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben in Unverderblichkeit!“

Der Apostel Paulus beschließt nun diesen Brief, der so reich an fundamen­talen göttlichen Wahrheiten ist, mit diesem lieblichen Gruß: „Die Gnade sei mit allen denen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben“. Wunderbare Gnade, die uns errettete und uns das Lieben lehrte in dieser bösen Welt der Sünde!
0h, wunderbare Gnade, „in welcher wir stehen“, von welcher keine Macht uns trennen kann, und durch welche unser Herr Jesus Christus kommen wird, um uns heimzuholen! Er fügt diesem Segensgruß „die Gnade sei mit allen denen, die unse­ren Herrn Jesus Christus lieben“ die erforschenden Worte hinzu: „In Unverderblichkeit“. Dieses gesegnete Teil, sich dieser Gnade in Verbindung mit all den geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus erfreuen zu können, ist nur den Gläubigen gegeben, die ihre Liebe zum Herrn Jesus dadurch bewei­sen, dass sie ihr Leben in praktischer Heiligkeit und Reinheit und Gottselig­keit leben.
Zum Schluss bleibt nun dem Schreiber dieser Zeilen nichts anderes übrig, als sein Herz in Preis und Anbetung vor dem Herrn auszuschütten, Der ihm geholfen hat, diese einfachen Betrachtungen, die er nun den Händen des Allmächtigen überlässt, niederzuschreiben, und Ihn zu bitten, dass Er sie zur Verherrlichung Seines gesegneten und anbetungswürdigen Namens und zum Segen sowohl als zur Auferbauung des Schreibers wie auch all seiner teuren Leser benutzen möge.

Inhaltsverzeichnis 2

Allgemeine  Übersicht 10
Die Stadt Ephesus 10
Die Verkündigung des Evangeliums in Ephesus 10
Der Widerstand gegen die Verkündigung in Ephesus 12
Die Frucht des Dienstes des Apostels in Ephesus 13
Betrachtungen über den Brief an die Epheser 14
Einleitung 14
Lehrmässiger Teil 16
Kapitel 1 
Vers 1: „Paulus, Apostel Jesu Christi Jesu durch Gottes Willen, den Heiligen und Treuen in Christus Jesus, die in Ephesus sind“.
Vers 2: „Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“ 17
Vers 3: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“
Vers 4: „...wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe“
Vers 5: “.... und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens“ 
Angenehm in dem Geliebten 21
Vers 6: „...zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten“ 


Erlösung und Vergebung
Vers 7+8: „in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er gegen uns hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht“
Das Geheimnis Seines Willens 24
Vers 9: „indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst“ 24
Christus, das Haupt aller Dinge 26
Vers 10: „für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: Alles unter ein Haupt zusammen zu bringen in dem Christus, das was in dem Himmel und das was auf der Erde ist, in ihm“ 26
Ein Erbteil erlangt
Vers 11+12: „in dem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir zuvor bestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rate seines Willens, damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben“ 27
Das Werk des dreieinigen Gottes 28
Gehört - geglaubt – versiegelt 
Vers 13: „in dem auch ihr, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils - in dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung“ 28
Das Unterpfand unseres Erbes 30
Vers 14: „der das Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise seiner Herrlichkeit“ 30
Zum Preise Seiner Herrlichkeit 31
Ein Mann des Gebets 
Glauben und Liebe 
Vers 15+16: „Weshalb auch ich, nachdem ich gehört habe von dem Glauben an den Herrn Jesus, der in euch ist, und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, nicht aufhöre für euch zu danken, euch erwähnend in meinen Gebeten“ 32
Der Geist der Weisheit und Offenbarung 33
Vers 17: „damit der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst“ 33
Die Hoffnung Seiner Berufung 34
Vers 18: “damit ihr, erleuchtet an den Augen eures Herzens, wisst, welches die Hoffnung seiner Berufung ist, welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen“ 34
Der Reichtum der Herrlichkeit Seines Erbes 34
Die überschwengliche Größe Seiner Kraft 35
Vers 19+20: „und welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte; (und er setztet ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern“) 
Erhöht über alles 37
Vers 21: „über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter sondern auch in dem zukünftigen,“ 37
Der Versammlung gegeben 37
Vers 22+23: „und hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“ 38
Die Fülle des Christus Kapitel 2 39

Durch Gnade  errettet Kap. 2, 1 - 10 39

Der Leib des Christus 
Das Haus Gottes
Überblick über die Verse 1 - 10 
Geistlich tot 
Vers 1: „auch euch, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden," 41
Unser ehemaliger Wandel 42
Vers 2: "in denen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams" 42
Söhne des Ungehorsams 43
Der Wille des Fleisches und der Gedanken 44
Vers 3: „Unter denen auch wir einst alle unseren Wandel führten in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren, wie auch die übrigen" 44
Wer Gott ist 45
Vers 4+5: „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat, hat auch uns, als wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht, - durch Gnade seid ihr errettet -“ 45
Mit  dem Christus lebendig gemacht 46
Mit Christus auferweckt 47
Vers 6: „Und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christo Jesu" 47
Die Absicht Gottes 48
Vers 7: „Damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erwiese in Christus Jesus“ 48
Durch Gnade errettet 48
Vers 8+9: "Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittelst des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme“ 49
Eine neue Schöpfung 50
Vers 10: „Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen“ 50
In einem Leibe mit Gott versöhnt 51
Kap. 2, 11 — 22 51
Von allem ausgeschlossen 51
Vers 11: „Deshalb denkt daran, dass ihr, einst die Nationen im Fleisch, die Vorhaut genannt werden von der sogenannten Beschneidung, die im Fleisch mit Händen geschieht“ 52
Vers 12: “... dass ihr zu jener Zeit ohne Christus waret, entfremdet dem Bürgerrecht Israels, und Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung, keine Hoffnung habend, und ohne Gott in der Welt“ 52
Vers 13: “Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, durch das Blut des Christus nahe geworden“ 53
Christus, unser Friede 54
Vers 14: “Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung“ 54
Zu eins gemacht 54
Vers 15: “...nachdem er in seinem Fleische die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, weggetan hatte, damit er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe“ 55
Mit Gott versöhnt 56
Vers 16: „ ... und die beiden in einem Leib mit Gott versöhnte durch das Kreuz, nachdem er durch dieses die Feindschaft getötet hatte“ 56
Frieden verkündigt 56
Vers 17: „Und er kam und verkündigte Frieden, euch, den Fernen, und Frieden den Nahen“ 56
Zugang durch den Geist 57
Vers 18: „Denn durch ihn haben wir beide den Zugang durch einen Geist zu dem Vater“ 57
Mitbürger der Heiligen 57
Vers 19: „Also seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes,“ 57
Hausgenossen Gottes 58
Die Grundlage 59
Vers 20: „... aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, indem Christus Jesus  selbst Eckstein ist“ 59
Der Eckstein 59
Ein Tempel Gottes 60
Vers 21: „In welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn“ 60
Eine Behausung Gottes 61
Vers 22: „...indem auch ihr mitaufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist“ 61
Kapitel  3 61
Dem Paulus offenbart 61
Die Botschaft eines Gefangenen 62
Vers 1: „Deshalb ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch, die Nationen“ 62
Die Verwaltung 63
Vers 2: „...wenn ihr nämlich gehört habt von der Verwaltung der Gnade Gottes, die mir in bezug auf euch gegeben ist“ 63
Durch Offenbarung kundgetan 63
Vers 3+4: „...dass mir durch Offenbarung das Geheimnis kundgetan worden, - wie ich es zuvor in kurzem beschrieben habe, woran ihr im Lesen merken könnt mein Verständnis in dem Geheimnis des Christus“ 63
Früher nicht geoffenbart 64
Vers 5: „...das in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden ist, wie es jetzt offenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist“ 64
Größere Segnungen 64
Vers 6: „...dass die aus den Nationen Miterben seien und Mitteilhaber und Mitteilhaber seiner Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium“ 64
Zwei Dienste 65
Vers 7: „.. dessen Diener ich geworden bin nach der Gabe der Gnade Gottes, die mir gegeben ist nach der Wirksamkeit seiner Kraft“ 65
Der Reichtum des Christus 66
Vers 8: „Mir, dem allergeringsten von allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, den Nationen den unergründlichen Reichtum des Christus zu verkündigen“ 66
Verborgen in Gott 66
Vers 9: „...und alle zu erleuchten, welches die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her verborgen war in Gott, der alle Dinge geschaffen hat“ 66
Den Engeln kundgetan 67
Vers 10: „...damit jetzt den Fürstentümern und den Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Versammlung kundgetan werde die sehr mannigfaltige Weisheit Gottes“ 67
Was wir in Christus besitzen 68
Vers 11: „...nach dem ewigen Vorsatz, den er gefasst hat in Christus Jesus, unserem Herrn“ 68
Vers 12: „. in welchem wir die Freimütigkeit haben und den Zugang in Zuversicht durch den Glauben an ihn“ 68
Die Drangsale des Paulus 69
Vers 13: “Deshalb bitte ich, nicht mutlos zu werden durch meine Drangsale für euch, die eure Ehre sind“ 69
Ein besonderes Gebet 69
Vers 14: “Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus“ 69
Verschiedene Familien 70
Vers 15: „...von dem jede Familie in den Himmeln und auf Erden benannt wird“ 70
Kraft für den inneren Menschen 71
Vers 16: „...damit er euch gebe, nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inneren Menschen“ 71
Christus wohnt in uns 71
Vers 17: „...dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, indem ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid“ 71
In Liebe gewurzelt und gegründet 72
Vers 17+18: „... dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, indem ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid, damit ihr völlig zu erfassen vermöget mit allen Heiligen, welches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe sei“ 72
Die Größe des Geheimnisses 72
Unergründliche Liebe 73
Vers 19: „... und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, damit ihr erfüllt sein möget zu der ganzen Fülle Gottes“ 73
Die ganze Fülle Gottes 74
Gott nichts unmöglich 74
Vers 20+21: „Dem aber, der über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr, als was wir erbitten oder erdenken, nach der Kraft, die in uns wirkt, ihm sei die Herrlichkeit in der Versammlung in Christus Jesus, auf alle Geschlechter des Zeitalters der Zeitalter hin! Amen“ 74
Die Kraft die in uns wohnt 75
Ihm sei die Herrlichkeit in der Versammlung 76
Praktischer Teil 77
Kapitel 4 77
Den alten Menschen ausgezogen - den Neuen angezogen 77
Vorrechte und Verpflichtungen 77
Würdig der Berufung wandeln 77
Vers 1: „Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit der ihr berufen worden seid“ 77
Einander in Liebe ertragen 78
Vers 2: „... mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander ertragend in Liebe“ 78
Das Bewahren der Einheit 79
Vers 3: „... euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens“ 
Das Band des Friedens 
Sieben Charakterzüge der Einheit 
Vers 4: „Da ist ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung“ 81
Vers 5: „Ein Herr,  ein Glaube,  eine Taufe" 81
Ein noch größerer Kreis 82
Vers 6: „...ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in uns allen“ 82
Geistliche Gaben 83
Vers 7: „Jedem einzelnen aber von uns ist die Gnade gegeben worden nach dem Maß der Gabe des Christus“ 83
Vers 8: „Darum sagt er: Hinaufgestiegen in die Höhe, hat er die Gefangenschaft gefangen geführt und den Menschen Gaben gegeben“ 84
Christus, der erhöhte Mensch 84
Vers 9+10: „Das aber: Er ist hinaufgestiegen, was ist es anderes, als dass er auch hinabgestiegen ist in die unteren Teile der Erde? Der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der auch hinaufgestiegen ist über alle Himmel, damit er alles erfüllte“ 84
Apostel und Propheten 85
Vers 11: „Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer“ 
Evangelisten „... und andere als Evangelisten“. 
Hirten und Lehrer „... und andere als Hirten und Lehrer“. 
Zur Vollendung der Heiligen 88
Vers 12: „... zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes des Christus“ 88
Zu der Fülle des Christus 
Vers 13: „... bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Mann, zu dem Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus“ 88
Wachsen und Festhalten 89
Vers 14+15: „... damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, die da kommt durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum; sondern die Wahrheit festhaltend in Liebe, lasst uns heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus“ 89
Wahrheit und Liebe 90
Die Wirksamkeit der einzelnen Glieder 90
Vers 16: „... aus dem der ganze Leib, wohl zusammengefügt und verbunden durch jedes Gelenk der Darreichung, nach der Wirksamkeit in dem Maß jedes einzelnen Teiles, für sich das Wachstum des Leibes bewirkt zu seiner Selbstauferbauung in Liebe“ 90
Nicht mehr wandeln wie die Nationen 90
Vers 17: „Dies nun sage und bezeuge ich im Herrn, dass ihr fortan nicht wandelt, wie auch die Nationen wandeln, in Eitelkeit ihres Sinnes“ 91
Vers 18: „...verfinstert am Verstand, entfremdet dem Leben Gottes wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens“ 91
Vers 19: „... die, da sie alle Empfindlichkeit verloren, sich selbst der Ausschweifung hingegeben haben, alle Unreinheit mit Gier auszuüben“ 91
Christus, unser Lehrer 92
Vers 20+21: „Ihr aber habt den Christus nicht also gelernt, wenn ihr wirklich ihn gehört habt und in ihm gelehrt worden seid, wie die Wahrheit in dem Jesus ist“ 92
Den alten Menschen abgelegt 93
Vers 22: „... dass ihr, was den früheren Lebenswandel betrifft, abgelegt habt den alten Menschen, der nach den betrügerischen Begierden verdorben wird“ 93
Der neue Mensch 94
Vers 23+24: „...aber erneuert werdet in dem Geist eurer Gesinnung, und angezogen habt den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit“ 94
Wahrheit reden 95
Vers 25: „Deshalb, da ihr die Lüge abgelegt habt, redet Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, denn wir sind Glieder voneinander“ 
Der Zorn eines Gläubigen 
Vers 26 + 27:  „Zürnt, und sündigt nicht. Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn, und gebt nicht Raum dem Teufel“ 
Nicht mehr stehlen, sondern das Gute wirken 
Vers 28: „Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, damit er dem Dürftigen etwas mitzuteilen habe“ 
Unsere Unterhaltungen 
Vers 29: „Keine faules Wort gehe aus eurem Mund hervor, sondern was irgend gut ist zur notwendigen Erbauung, damit es den Hörenden Gnade darreiche“ 
Den Heiligen Geist betrüben 
Vers 30: „Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, durch den ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung“ 
Die verkehrte und die gute Gesinnung 
Vers 31: „Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan, samt aller Bosheit“ 99
Vers 32: „Seid aber zueinander gütig, mitleidig, einander vergebend, gleichwie auch Gott in Christus euch vergeben hat“ 
Kapitel 5 
Die christliche  Lebensregel - Kap. 5, 1 - 21 
Nachfolger Gottes 100
Vers 1: „Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder“ 
Der Wandel in Liebe 
Vers 2: „...und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch“ 101
Das Opfer Christi 
Was Heiligen geziemt 102
Vers 3: „Hurerei aber und alle Unreinheit oder Habsucht werde nicht einmal unter euch genannt, wie es Heiligen geziemt“ 102
Der verkehrte Gebrauch der Zunge 102
Vers 4: „... auch Schändlichkeit und albernes Geschwätz oder Witzelei, die sich nicht geziemen, sondern vielmehr Danksagung“ 103
Kennzeichen eines Gläubigen 103
Vers 5: „Denn dieses wisst und erkennt ihr, dass kein Hurer oder Unreiner oder Habsüchtiger, (der ein Götzendiener ist) ein Erbteil hat in dem Reich Christi und Gottes“ 103
Vers 6+7: „Niemand verführe euch mit eitlen Worten, denn dieser Dinge wegen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams. Seid nun nicht ihre Mitgenossen“ 103
Der Wandel im Licht 104
Vers 8: „Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn; wandelt als Kinder des Lichts“ 104
Die Frucht des Lichtes 105
Vers 9: „... (denn die Frucht des Lichts besteht in aller Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit)“ 105
Vers 10: „... indem ihr prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist“ 105
Trennung von Licht und Finsternis 106
Vers 11: „Und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, vielmehr aber straft sie auch“ 106
Vers 12: „...denn das, was heimlich von ihnen geschieht, ist schändlich auch nur zu sagen“ 106
Das Licht macht alles offenbar 106
Vers 13+14a: „Alles aber, was bloßgestellt wird, wird durch das Licht offenbar gemacht; denn das Licht ist es, welches alles offenbar macht“ 106
Aufwachen 107
Vers 14b: „Deshalb sagt er: Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten!“ 107
Sorgfältig wandeln 107
Vers 15+16: „Gebt nun acht, wie ihr sorgfältig wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise, die gelegene Zeit auskaufend, den die Tage sind böse“ 107
Den Willen Gottes kennen 108
Vers 17: „Darum seid nicht töricht, sondern verständig, was der Wille des Herrn ist“ 108
Mit dem Geiste erfüllt sein 109
Vers 18: „Und berauscht euch nicht mit Wein, in dem Ausschweifung ist, sondern werdet mit dem Geist erfüllt“ 109
Psalmen, Loblieder und geistliche Lieder 110
Vers 19: „...redend zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern, singend und spielend dem Herrn in eurem Herzen“ 110
Dankbar sein 111
Vers 20: „...danksagend allezeit für alles dem Gott und Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus“ 111
Unterwürfigkeit 112
Vers 21: „... einander unterwürfig in der Furcht Christi“ 112
Die Beziehungen in der christlichen Familie - Kap. 5, 22 - 6, 9 112
Die Frau 112
Vers 22: „Ihr Frauen, seid unterwürfig euren eigenen Männern, als dem Herrn“ 112
Eheliche Pflichten 113
Vers 23+24: „Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch der Christus das Haupt der Versammlung ist; er ist des Leibes Heiland. Aber wie die Versammlung dem Christus unterworfen ist, so auch die Frauen den Männern in allem“ 113
Der Mann 114
Vers 25: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat“ 114
Das Werk Christi 115
Vers 26: „... damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“ 115
Heilig und tadellos 116
Vers 27: „... damit er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und untadelig sei“ 116
Der göttliche Maßstab der Liebe 116
Vers 28+29: „So sind auch die Männer schuldig, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, wie auch der Christus die Versammlung“ 116
Eine neue Verbindung 117
Vers 30: „Denn wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinen Gebeinen“ 117
Die Ehe 117
Vers 31: „Deswegen wird ein Mensch den Vater und die Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein“ 117
Vers 32: „Dieses Geheimnis ist groß; ich aber sage es in bezug auf Christus und auf die Versammlung“ 118
Vers 33: „Doch auch ihr, ein jeder von euch liebe seine Frau so wie sich selbst; die Frau aber, dass sie den Mann fürchte“ 118
Kapitel 6 119
Kinder 119
Vers 1: „Ihr Kinder, gehorchet euren Eltern im Herrn, denn das ist recht“ 119
Vers 2+3: „Ehre deinen Vater und deine Mutter“, welches das erste Gebot mit Verheißung ist, „damit es dir wohl ergehe und du lange lebest auf der Erde" 119
Väter 120
Vers 4: „Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn“ 120
Knechte 121
Vers 5: „Ihr Knechte, gehorcht euren Herren nach dem Fleische mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus“ 121
Vers 6+7: „... nicht mit Augendienerei, als Menschengefällige, sondern als Knechte Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut, und mit Gutwilligkeit dient, als dem Herrn und nicht den Menschen“ 121
Die Belohnung des Herrn 122
Vers 8: „... da ihr wisst, dass, was irgend ein jeder Gutes tut, er dies vom Herrn empfangen wird, er sei Sklave oder Freier“ 122
Der Herr der Herren 122
Vers 9: „Und ihr Herren, tut dasselbe gegen sie und lasst das Drohen, da ihr wisst, dass sowohl ihr als euer Herr in den Himmeln ist, und dass bei ihm kein Ansehen der Person ist“ 122
Die geistliche Waffenrüstung - Kap. 6, 10-24 123
Stark in dem Herrn 123
Vers 10: „Im übrigen, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke“ 123
Vers 11: „Zieht an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr zu bestehen vermögt gegen die Listen des Teufels“ 124
Unsere Feinde 125
Vers 12: „Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“ 
Widerstehen und Stehen
Vers 13: „Deshalb nehmt die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag zu widerstehen und, nachdem ihr alles ausgerichtet habt, zu stehen vermögt“ 
Das erste Stück der Waffenrüstung Gottes: Wahrheit und Gerechtigkeit 
Vers 14: „Steht nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, und angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit“ 
Das zweite Stück der Waffenrüstung
Vers 14b: „...angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit“ 
Das dritte Stück der Waffenrüstung 
Vers 15: „... und beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens“ 128
Das vierte Stück der Waffenrüstung 
Vers 16: „... indem ihr über das alles ergriffen habt den Schild des Glaubens, mit dem ihr imstande sein werdet, alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen“ 
Das fünfte Stück der Waffenrüstung 
Vers 17a: „Nehmt auch den Helm des Heils“ 
Das sechste Stück der Waffenrüstung 
Vers 17b: „... und das Schwert des Geistes, welches Gottes Wort ist“ 

Das siebente Stück der Waffenrüstung 
Vers 18: „...zu aller Zeit betend mit allem Gebet und Flehen in dem Geist, und hierzu wachend in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen“ 
Fürbitte 
Vers 19+20: „... und für mich, damit mir Rede verliehen werde im Auftun meines Mundes, um mit Freimütigkeit kundzutun das Geheimnis des Evangeliums (für das ich ein Gesandter bin in Ketten), damit ich in ihm freimütig rede, wie ich reden soll“ 
Treue 
Vers 21+22: „Damit aber auch ihr um meine Umstände wisst, wie es mir geht, so wird Tychikus, der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn, euch alles kundtun, den ich ebendeshalb zu euch gesandt habe, damit ihr um unsere Umstände wisset, und er eure Herzen tröste“ 
Segenswünsche 
Vers 23: „Friede den Brüdern und Liebe mit Glauben von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“ 
Vers 24: „Die Gnade sei mit allen denen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben in Unverderblichkeit!“ 

Epheser 1. 5- 9 BdH 1854

07/05/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

In dem Brief an die Epheser wird uns der Ratschluß Gottes in Betreff der Kirche geoffenbart. Gott selbst macht uns das Geheimnis Seines Willens, die Tragweite Seiner Liebe und un­sere Teilnahme daran in Christo kund. Der Heilige Geist spricht in diesem Briefe nicht von der Ankunft Christi, weil Er hier die Kirche als schon im Himmel darstellt. Ihr Segen ist in himm­lischen Örtern in Christo (Kap. 1. 3); sie ist in Ihm mitaufer­weckt und mitversetzt in die himmlischen Örter (Kap. 2, 6); ihr Zeugnis ist im Himmel (Kap. 3,10) und ihr Kampf ist mit bösen Geistern in himmlischen Örtern (Kap. 6, 12).

In den beiden ersten Versen finden wir die Adresse des Briefes und den gewöhnlichen Gruß. Dann lesen wir Vers 3:

„Gepriesen sei der Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi, der uns gesegnet hat mit aller geistlicher Segnung in den himmlischen Örtern in Christo."

Der Name Gottes ist immer der Ausdruck Seines Wesens. Er hat sich geoffenbart unter dem Namen: „der Allmäch­tige", „Jehova", „V a t e r" und was diese Namen bezeich­nen, das ist Gott. Hier nennt Ihn der Heilige Geist, den Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi. Er ist der Gott unseres Herrn Jesu Christi, weil Christus Mensch ist; sowohl Mensch in Seiner Niedrigkeit, als auch jetzt Mensch verherrlicht vor Gott. Es ist nicht allein köstlich für uns, daß Gott als Mensch auf Erden geoffenbart war, sondern auch, daß ein Mensch verherrlicht vor Gott im Himmel ist. Er ist der Vater unsers Herrn Jesu Christi, weil Christus der Sohn ist. 

Diese beiden Namen oder Charaktere Gottes im Verhältnis zu Christo, als „Gott Und Vater" sind der Grund und die Ur­quelle aller Segnungen. Der Name „Gott" entspricht dem 4. Verse, sowie dem Gebet in Vers 15—23; der Name Vater dem B. Verse und dem Gebet in Kap. 3, 14—21. — Im Gegensatz zu Israel, welches seine Segnungen auf dieser Erde und in irdischen Dingen hatte, ist unsere Segnung in himmlischen Örtern in geistlichen Gütern. Und nicht allein sind wir durch Chri­stum, sondern auch l n und mit Ihm gesegnet. Sein Gott und Vater ist auch unser Gott und Vater. Also sagte Er zu Maria, als Er Sein Werk vollendet hatte und auferstanden war: „G ehe hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott" (Joh. 20,17). Christus ist der Erstgeborene vieler Brüder und Alles, was Er von Seinem Gott und Vater empfangen hat, haben wir mit Ihm gemein. 

Er hat .uns mit Sich in die gleiche Stellung versetzt. Wir haben dieselbe geistliche Segnung, in den himmlischen Örtern die Sein. ist, und werden sie da besitzen und genießen, wo Er sie besitzt und genießt. Alles was Er hat und Alles was Gott und der Vater Ihm tun und geben konnte, haben wir auf die beste Art, das ist in Christo selbst.

„Gleichwie Er uns hat auserwählt in Ihm vor Grundlegung der Welt, auf daß wir sein sollten heilig und ohne Tadel vor ihm in de r Liebe." Vers 4. Hier haben wir den Ratschluß Gottes in betreff der Kirche.

Die Welt ist freilich der Ort, worin die Kirche in der Zelt gefunden wird; allein in den Ratschlüssen Gottes war sie schon vor Grundlegung der Welt. Doch war sie von Gott verborgen und also sollte es sein. So lange der Zaun, das Gesetz, die Juden und Heiden trennte, konnten diese Gedanken, die nur auf dem Grundsatz der Gnade beruhen, nicht geoffenbaret werden. Jetzt aber, nachdem der Zaun abgebrochen ist, scheinet dieser Rat­schluß in aller Fülle aus. — Gott findet nur Wohlgefallen in Sich selbst. Sein Wesen ist Heiligkeit und Liebe. Christus aber Ist das Ebenbild und der vollkommene Ausdruck Seines Wesens. In Ihm findet Gott alles, was Er selbst ist, darum ist Er der Gegenstand Seines Wohlgefallens und Seiner Liebe. 

Jetzt sind auch wir oder die Kirche es in Ihm. Heilig, tadellos und in Liebe, das ist das Wesen Gottes und das unsrige. Nur in diesem Charakter konnten wir vor Ihm und in Seiner Gegenwart bleiben. Wir sind nach dem Ratschluß Gottes auserwählt in Christo, um vor Gott ein Gegenstand Seines Wohlgefallens und Seiner Wonne zu sein. Welch ein Vorrecht! und Gott will, daß wir es recht verstehen lernen. Wir hätten nach Seinem Ratschluß heilig und tadellos und in Liebe vor Ihm sein, und also 'Seinem Wesen ganz und gar entsprechen können, und doch hätte Er uns vor Sein Angesicht als Engel, Knechte usw. hinstellen können, aber wir lesen Vers 5 weiter: „Der uns zuvor verordnet hat zur (Kindschaft durch Jesum Christum durch sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens."

Er verordnete uns zur Kindschaft nach dem Wohlgefal­len Seines Willens. Gott erwählte für uns das Beste, damit wir ganz und gar Seinen Charakter genießen können. Christus ist der Sohn Gottes, aber wir sind auch Söhne und zwar in derselben Beziehung und in denselben Neigungen des Her­zens zum Vater. In einem gewissen Sinne werden auch Adam, Israel und die Engel Kinder Gottes genannt, aber In einer anderen Beziehung; wir sind es durch Christum. Gott mangelt nichts; Er ist Sich selbst genug; aber Seine Liebe mußte etwas vor sich haben, wo Er alle die Gefühle Seines Herzens und Alles, was Er ist, niederlegen konnte. Welch ein Vorrecht und welche Freude für uns, daß wir der Gegenstand dieser Liebe geworden sind! 

Habe ich meine Gemeinschaft an dem .Ratschluß Gottes in Vers 4 erkannt, so verstehe ich, was Gott ist, und erkenne ich meine Verordnung zur Kindschaft in Vers 5, so er­fahre ich was der Vater ist. Gott muß, wie wir gesehen, einen Gegenstand haben, der Ihm gleich ist; wozu wir erwählt sind und wozu Er uns selbst bereitet hat; weil Er uns aber nun Seine Natur mitgeteilt, so kann kein anderer Gegenstand uns erfreuen und glücklich machen, als Gott selbst; und wir rühmen uns Gottes durch unsern Herrn Jesum Christum. Wir werden stets mit etwas beschäftigt sein, entweder mit der Sünde oder mit Gott, je nachdem wir der Welt oder Ihm angehören. Wenn unsere Herzen das Verhältnis zu Gott dem Vater und zu Christo Jesu verstanden haben und in Wahrheit davon erfüllt sind, und wenn wir in dieser so nahen Stellung mit Gott verkehren und Seine Gemeinschaft genießen, so sind wir in der Tat glücklich und voll des Friedens Gottes.

In Vers 6 fährt dann der Apostel weiter fort: „Zum Preis der Herrlichkeit seiner Gnade, durch welche er uns begnadigt hat in dem Geliebte n."

Wir sind auserwählt in Christo (Vers 4), zur Kindschaft verordnet durch Christum (Vers 5), und begnadigt in dem Ge­liebten (Vers 6). Er fügt auch hier hinzu „in dem Geliebt e n". Der Heilige Geist will uns in diesem Ausdruck vor Augen stellen, was Christus vor Gott und dem Vater ist; und wir sind in dem Geliebten vor Ihm. „Auf daß die Liebe, womit du mich liebtest, in ihnen sei und ich in Ihnen" (Joh. 17,26). Wir genießen dieselbe Liebe Gottes, womit Chri­stus geliebet ist. Wir müssen uns aber erinnern, daß hier nicht die Rede von der Erlösung, sondern vom Ratschluß ist. Die Er­lösung ist das Mittel für den Ratschluß Gottes. Der Heilige Geist stellt uns in diesem Kapitel das Herz Gottes vor und das was wir vor Ihm sein sollen. Dieser Ratschluß scheinet jetzt aus in Seinen Kindern und dies ist die Herrlichkeit Seiner Gnade. In Vers 7 aber redet der Heilige Geist von der Erlösung:

„in welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Vergeh u n gen nach dem Reichtum seiner Gnade." Von Natur sind wir Sklaven der Sünde, ohnmächtig und elend, ja was es nur Schlechtes und Schwaches geben kann, finden wir in dem Menschen. Sein ganzes Wesen ist Sünde und Verderben,, und nicht umsonst spricht hier der Heilige Geist von dem Reichtum Seiner Gnade, wie Er vorher, als von dem Ratschluß Gottes und unserer Stellung vor Gott die Rede war, von der Herr­lichkeit Seiner Gnade sprach. Dieser Reichtum Seiner Gnade dringt in die Tiefen unseres Elends, und es muß unserem Herzen wohl tun, uns in diesem Reichtum vor Gott zu wissen. 

Ich muß diesen Reichtum verstehen, wenn ich anders frei vom bösen Gewissen die Gegenwart Gottes genießen will. Dieser Reichtum Seiner Gnade wird uns in Vers 8 und 9 in einer an­dern Beziehung vorgestellt, wenn der Apostel sagt: „Mit welcher er überschwenglich gewesen ist über uns in aller Weisheit und Einsicht, und hat uns kundgemacht das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, welches er sich vorgenommen hat in sich selbst."

Haben wir als arme Sünder den Reichtum Seiner Gnade in der Erlösung erkannt, so lernen wir auch verstehen, in welche Stellung Er uns nach Seinem Ratschluß gesetzt und nach dem Wohlgefallen Seines Willens verordnet hat. Gott selbst eröffnet uns diese herrlichen Gedanken nach Seiner Weisheit und Einsicht. „Ich kenne euch nicht mehr als Knechte, denn ein Knecht weiß nicht was sein Herr tut; aber ich habe euch Freunde genannt, denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan." Dem Freunde öffnen wir unser Herz und teilen ihm alles mit, was uns selbst beschäftigt. So offenbart uns Gott nicht allein das, was uns zu wissen nötig ist, sondern Alles das, was Sein eigenes Herz erfüllt und beschäf­tigt; Alles, was: Ihm, selbst teuer und köstlich ist.

 Gott nannte den Abraham Seinen Freund, und sagte: „Sollte ich dem Abra­ham etwas verbergen, was ich tun will?" Ferne von dem Ge­richt, das Sodom und Gomorra treffen sollte, offenbart ihm der Herr das, was Er zu tun vorhatte. Die Kirche ist in Christo vor Gott gestellt, im Besitz der vollkommenen Liebe, in der Gemein­schaft Gottes mit dem Vater und Seinem Sohne Jesu Christo. Die Sünde ist hinweggetan, und diese Tatsache und Gewißheit im Herzen läßt uns die Gegenwart Gottes genießen. Der Heilige Geist überzeugt uns, daß das Werk Christi in Betreff unserer Sünden vollbracht ist, und daß wir als Kinder von Gott geliebt sind. Solange wir aber dieses Bewußtsein nicht haben, solange wir nicht frei sind, sind wir noch mit der Sünde beschäftigt und nicht mit Gott. Wir sind glücklich, wenn wir verstanden haben, daß wir uns der Liebe Gottes ganz anvertrauen und stets darauf rechnen dürfen. Gott rechnet aber auch auf unsere Liebe. Jesus sagt zu Seinen Jüngern: „Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, daß ich zu euch gesagt habe, ich gehe zu meinem Vater." Ihre Liebe sollte es gewünscht und auch verstanden haben, daß beim Vater zu sein, viel köstlicher war, als in einer feindseligen Welt, wo für den Sohn Gottes keine Liebe zu finden war.                       

So köstlich es für uns ist mit Christo, das Erbe zu besitzen und zu genießen, so ist es doch viel köstlicher für uns, Gott selbst, sowohl den Vater als den Sohn zu haben und uns Seiner Gemeinschaft und Gegenwart zu erfreuen; wie für die Braut der Besitz des Bräutigams selbst köstlicher sein wird, als dessen noch so großes Erbteil. Wir sind jetzt zu Lobe der Herrlichkeit Seiner Gnade, dort werden wir zu Lobe Seiner Herrlich­keit sein. In Seiner Gegenwart werden wir stets das Bedürf­nis fühlen mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein, um alle Seine herrliche Gedanken zu verstehen, Seine Gemeinschaft zu ge­nießen und mit Ihm zu wandeln. Darum wolle uns der treue Herr ganz und gar mit Seinem Geiste erfüllen.

Doch ach, der Feind, der wache, 
Er hat den Bau gestört, 
Und Gottes heil'ge Sache 
Der Welt zum Spott verkehrt. 
0 sieh, Herr, Deine Glieder, 
Getrennet fern und nah! 
Der Bau, er liegt darnieder 
In Trümmer hier und da.

Epheser Kap.1. BdH 1853

12/30/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

In diesem Brief redet der Apostel von der Absicht Gottes in Bezug auf uns. Genau gesagt spricht Er darin von dem reichen Segen, den Er uns genießen lassen will, weniger aber von den Mitteln, die Er dazu gebraucht hat, um uns zu sich zu bringen. Es ist freilich auch gut, wenn wir auch diese in ihrem unaussprechlichen Wert verstehen. Wir werden uns dann um so mehr mit den Dingen beschäftigen, wozu wir berufen sind. In dem Genuss dieser Dinge liegt das Wesen eines Christen und das Wachstum der Seele. Sie durchdringen unser ganzes sein, und wo das Herz sie recht erfasst hat, wird man sich viel mehr als Christ und Zeuge der Wahrheit beweisen. Es wird dann die Welt durch die in uns wohnende Kraft des Heiligen Geistes einen größeren und augenscheinlicheren Anziehungspunkt haben. Das ist es also, wonach wir zu trachten haben.


Es handelt sich um wirkliche Dinge, nicht nur darum, errettet worden zu sein, sondern auch darum, die Trauben Eskols ; (Früchte des Landes der Verheißung) geschmeckt zu haben, und zwar von dem himmlischen Kanaan, wovon der Glaube sagt: mein Vaterland. Moses sandte Spione nach Kanaan, um das Land auszukundschaften, in welches Gott das Voll Israel führen wollte. Sie brachten prächtige Trauben aus diesem ersehnten Land mit zurück. Einige hatten begriffen, wie es um das Land der Verheißung stand: ein Land, nicht wie Ägypten, das nur mit Mühe bewässert werden konnte, sondern ein Land, das vom Himmel selbst getränkt wurde, mit fruchtbaren Bergen und Tälern und reich in jeder Beziehung. 

Es war ein Vorbild des himmlischen Vaterlandes, worin für einen jeden Segen in Fülle vorhanden ist. Das Vorrecht Israels bestand nicht allein darin, dass es durch das Blut des Lammes vor dem Engel des Gerichts geschützt blieb, oder nur darin, dass es vor Pharao durch die Macht des Herrn errettet wurde, oder darin, dass es durch die Wolke im Rücken bewahrt blieb, so dass der Feind nicht nahen konnte, sondern auch darin, dass es in der Wüste von Gott geleitet und gepflegt wurde. In dieser Wüste sollte es leben, nachdem es befreit worden war. Gott war mit ihm. Aber ach! Das Herz kehrte immer wieder nach dem Land zurück, was es verlassen hatte. Das Volk war immer zu sehr mit den Fleischtöpfen Ägyptens beschäftigt, die es verlassen hatte, d. h. mit den fleischlichen Lüsten. Ihre Herzen waren nicht beschnitten (vgl. Apg 7,51).

Diejenigen, die im Geist im Himmel wohnen, nehmen auch das Wesen oder den Charakter des Himmlischen an, und sie wachsen in den Dingen, worin sie sich befinden. Sie stehen mit Gott in Verbindung, sie leben in seiner Gemeinschaft und genießen, was Gott ihnen gegeben hat. Dies ist ohne Zweifel sehr wertvoll, aber es ist noch wertvoller, dass sie Gott selbst genießen können. Das ist eine überschwängliche Gnade, die da will, dass wir immer bei Ihm bleiben, um immer mehr seine Gedanken und Absichten kennen zu lernen, denn solche verstehen am besten, was sich vor dem Herrn geziemt, und wachsen permanent in der Erkenntnis Gottes und des Christus. Lasst uns dies wohl erwägen und beherzigen.

Im dritten Vers des oben angeführten Kapitels heißt es: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“ – In Christus, dem Haupt des Leibes sind wir mit allerlei geistlichen Gütern gesegnet. In Ihm ist unsere angewiesene Stellung, was wir immer reichlicher, vor allem in der Praxis, verstehen lernen sollen. „Wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe“ (Eph 1,4).

Das ist der Gedanke Gottes über uns. Er will uns vor seinem Angesicht haben und zwar glücklich und für sich selbst. Nur in einem Sinn kann Gott sich selbst nicht genügen, nämlich in der Liebe. Diese muss andere Wesen haben, als sich selbst, um sie glücklich zu machen. Und Er will solche Wesen vor sich haben, die dem entsprechen, was Er ist. Er ist der Heilige, Er ist die Liebe, darum stellt Er auch uns heilig und untadelig in Liebe vor sein Angesicht. 

Das sind gar wichtige und kostbare Gedanken für uns. Gott hat gewollt, dass die Gemeinde der Art sei, dass Er Wohlgefallen an ihr haben könnte, und um sein eigenes Bild in ihr zu schauen. Er spiegelt sich in seinen Kindern wieder, indem Er Wesen vor sein Angesicht stellt, die Ihm ähnlich sind. Dadurch macht Er uns überaus glücklich. Er macht uns seiner Natur teilhaftig, und macht aus uns einen Gegenstand seiner Freude. Aus diesem Grund macht Er uns heilig und untadelig in Liebe, hier unten durch den Geist, aber droben in wirklicher Vollkommenheit.

Vor seinem Angesicht zu sein ist schon jetzt unsere Stellung. Es ist nicht eine einfache Freude, sondern es ist das Kostbarste, was man sich denken kann. Adam floh vor Gott. Man ist nicht gern vor seinem Angesicht, wenn man nicht heilig ist. Aber dann, wenn das Gewissen durch das Blut des Christus gereinigt ist, ist man in Wahrheit vor Ihm glücklich. Man muss heilig sein, um die Neigungen der göttlichen Natur zu verstehen. Wir müssen unser Glück darin finden, vor Ihm heilig und unsträflich in Liebe zu sein.

Wir finden in 1. Johannes 4,13 einen Ausdruck eigentümlicher Art: „[...] dass er uns von seinem Geist gegeben hat“, ein Ausdruck, kräftig genug, um uns verstehen zu lassen, auf welche Weise wir der Natur teilhaftig geworden sind. Wir erkennen nun, dass Gott nicht allein in uns wohnt, sondern auch, dass wir in Ihm wohnen, weil Er uns von seinem Geist gegeben hat. Das uns Mitgeteilte ist nichts Geringeres als die Mitteilung der göttlichen Natur, durch welche wir in Ihm wohnen und Er in uns, damit wir heilig und unsträflich vor Ihm in Liebe seien. Was wir droben sein werden, soll unser Ziel hier unten sein – nicht als eine aufgebürdete Pflicht – sondern wir sollen uns zum Lob Gottes als solche beweisen, die der göttlichen Natur teilhaftig geworden sind. Wollen wir das verwirklichen, so dürfen unsere Gedanken nur oben sein, nach dem Maß der Gnade, die wir empfangen haben. Es ist sehr segensreich für uns, sich mit den himmlischen Dingen im Geist zu beschäftigen, im Glauben da zu verharren, wo die Gedanken Gottes über uns ihre Verwirklichung finden in der Herrlichkeit.

„Und uns zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens“ (Eph 1,5). Der Apostel erwähnt stets diese Kindschaft d.h. dass Gott uns für sich selbst besitzen will durch Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, als seine Kinder. Und es ist der Reichtum seiner Liebe, der uns dahin gebracht hat. Der Apostel spricht nachher von der Grundlage, worauf der Glaube ruht, und von den Mitteln, welche Gott gebraucht hat, uns zu seiner Kindschaft zu bringen. Auf diese Mittel können wir mit Bestimmtheit rechnen. Hier ist die rechte Tür, durch welche wir hinein kommen. Sind wir durch diese Tür, die Jesus selbst ist, eingegangen, so haben wir die Gewissheit, im Haus des Vaters zu sein. Es wäre aber traurig, Jesus nur als Tür zu haben, auch wenn es schon kostbar ist, zu verstehen, was wir Vers 7 lesen: „In dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade.“

Wenn man nicht die Gewissheit über seine völlige Annahme besitzt und die große Liebe des Vaters nicht versteht, so verkennt man den Reichtum seiner Gnade. Bin ich über mein Verhältnis zu Gott unklar und ungewiss, so ist der Gruß der Gnade mir im Wesen nicht zu Teil geworden. Man muss sich völlig auf Gott verlassen und auf die Kraft dessen, der uns aufgefordert hat, durch die rechte Tür einzugehen. Wir können hier niemals die Reichtümer seiner Gnade ganz erforschen. Wir können unsere Sünden nicht einmal berechnen, viel weniger noch diesen Reichtum seiner Gnade, und dies ist es doch allein, was wir zu erforschen haben. Besonders für euch, die Ihr kleinmütig und ängstlich seid, ist das einzige und beste, was Ihr tun könnt, die Reichtümer seiner Gnade zu erforschen.

Der Herr tut noch mehr, als uns seiner Gnade gewiss zu machen. Von der Gnade heißt es in den Versen 8 bis 10: „Die er uns gegenüber hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht, indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst für die Verwaltung der Fülle der Zeiten [immer derselbe Gedanke, wovon Paulus erfüllt ist]: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist, in ihm.“

Das ist der Gedanke Gottes. Er will alles vereinigen in Christus und hier hat Er uns seine Absichten zu erkennen gegeben. In Ihm sind wir des Erbes teilhaftig gemacht: „In dem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir zuvor bestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens, damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben“ (Eph 1,11.12). Es ist von Segen, wenn wir darauf recht aufmerksam werden, dass Gott alles in Christus vereinigen will. Die Gemeinde soll seine Miterbin sein, das ist das Geheimnis seines Willens. Diese Dinge werden hier an die alten Verheißungen geknüpft, die dem Abraham zugesagt waren, nämlich an das Kommen des Messias und die Verheißung des Heiligen Geistes.

Es handelte sich darum, diese Verheißungen den Heiden zukommen zu lassen: Der Heilige Geist der Verheißung, “der das Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise seiner Herrlichkeit“ (Eph 1,14).

Wenn der Apostel sagt „wir“ (V. 12), so spricht er von dem Überrest der Juden, die geglaubt haben, und danach sagt er „ihr“, indem er sich an die Heiden wendet. Wir dürfen hier aber nicht an die Juden als Volk denken, sondern an solche, die als ein kleiner Überrest den Gesalbten annahmen und die Erstlinge des Volkes sind, was später glauben und sagen wird: „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Jene glaubten, ehe sie den Messias in der Offenbarung seiner Macht und Herrlichkeit sahen. Sie haben zuvor auf Christus gehofft. 

Der Herr hat durch den Propheten Joel verheißen: „Und danach wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch“ (Joel 3,1). Er spricht hier von der Zeit, wo Er die Juden in ihrem Land wieder hergestellt hat, denn Er sagt: Mein Volk wird nicht für immer beschämt sein, sondern ich werde meinen Geist ausgießen usw. Als der Pfingsttag erfüllt war, sagt Petrus in Apostelgeschichte 2,16, dass jetzt der Tag ist, wovon der Prophet Joel gesprochen hat. Doch ist der Heilige Geist nur auf eine kleine Zahl herabgekommen, weil das Volk Christus nicht aufnahm. Offenbar sehen wir hier nicht die gänzliche Erfüllung der Weissagung, denn es gab nur einige Personen, welche an Christus glaubten, ohne zu sehen, und dies waren Juden.

Sie empfingen den Geist, hier nicht in dem Maß, wie er nach Erfüllung der Dinge geweissagt war, denn sie sind noch nicht erfüllt. Aber Einige haben im Voraus das alles durch den Glauben ergriffen. Ebenso sind nun auch die Heiden durch denselben eingegangen, versiegelt durch den Heiligen Geist. Auch sie sollen zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade sein, wodurch sie angenehm gemacht sind in dem Geliebten. Der Heilige Geist versiegelt uns und ist uns gegeben zum Unterpfand der Dinge, die wir noch nicht haben, sondern nur im Glauben besitzen. Wenn Gott alle Dinge vollbracht haben wird, ist kein Glaube, kein Siegel, kein Unterpfand mehr nötig. Freilich werden wir im Himmel mit dem Heiligen Geist erfüllt sein, um die himmlischen Dinge genießen zu können, diese werden wir dann schauen und besitzen.

In der bezeichneten Stelle unseres Kapitels ist uns der Charakter mitgeteilt, den der Heilige Geist unterdessen einnimmt, und zwar in denjenigen, die zuvor auf Christus gehofft haben, damit wir etwas würden, zum Lob seiner Herrlichkeit. Er hat uns des Erbes teilhaftig gemacht, aber mitten in einer Welt, die weder etwas von diesen Gedanken Gottes versteht noch von dem Geheimnis seines Willens, das seine Gnade uns reichlich zugeteilt hat in aller Gnade und Einsicht. Bedenken wir unser Elend von Natur, so wird es uns erst kostbar, sagen zu können: 

Ich glaube alle diese Dinge, ich glaube die Absicht Gottes, das Gesamte in Christus zu vereinen und dass es die Stellung der Gemeinde ist, heilig und unsträflich zu sein vor Ihm in Liebe. Diese wird nicht nur in in seiner Gegenwart gesegnet, sondern sie wird der Ausdruck dessen sein, was Gott ist, weil Er ihr von seinem Geist gegeben hat. Allein durch den Glauben nehmen wir diese gesegnete Stellung ein. „In dem auch ihr, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils – in dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung“ (Eph 1,13).

Der Apostel erkennt, dass alle Heiligen ein Leib in Christus sind und wünscht nun, dass ihre Hoffnung klar und fest sei, und dass sie die Macht des Lebens des Christus erfahren möchten. Er wünscht ihnen den wirklichen Genuss von der Berufung Gottes, von der ganzen Herrlichkeit seines Erbes, in den Heiligen, in allerlei Weisheit und Verstand. Dies drückt Er vom 18. Vers bis zum Ende in sehr herzlichen Worten aus.

Wir müssen uns stets bewusst bleiben, was wir vor Gott sind und die Stellung nicht vergessen, worin Er uns, erhaben über alle Dinge, gesetzt hat, um den Besitz des Erbes zu erkennen, welches Jesus erworben hat, zum Lob seiner Herrlichkeit. Danach haben wir zu trachten und es soll uns alle Tage beschäftigen. Es erfüllt unsere Herzen immer mit Lob und Dank, wenn wir daran denken, wie hoch uns Gott gestellt hat. In seiner Nähe und Gemeinschaft nehmen wir alle Hindernisse und Schwierigkeiten aus seiner Hand. Wir fühlen, dass Er die Seile seiner Liebe zwischen uns ausgespannt hat, und dass nichts uns treffen kann, ohne seinen Willen.

Wenn wir unsere Herzen mit all diesen Dingen beschäftigen, verwirklichen wir unsere Gemeinschaft mit Gott immer mehr und genießen unsere Vorrechte in Christus. Vorab aber müssen wir auf das genaueste überzeugt sein, dass wir die Vergebung unserer Sünden und die Erlösung durch das Blut Jesu haben. Man muss durch die enge Pforte eingegangen sein und in der Gegenwart Gottes bleiben, um sich recht freuen zu können.

Mögen die Schwierigkeiten sein, wie sie wollen, so lässt uns doch die Hoffnung nicht zu Schanden werden, weil die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist. Durch den Heiligen Geist sind wir in den Stand gesetzt, alles zu genießen, was der Gemeinde gehört, welche Gott zuvor erwählt hat, zum Lob seiner Herrlichkeit. Haben wir die Versicherung seiner Liebe, die so unendlich viel wert ist, so haben wir die Zuversicht, vor Ihm zu sein heilig und unsträflich und die ganze Herrlichkeit des Erbes zu besitzen.

Mögen wir stets im Haus unseres Vaters bleiben, worin wir gepflegt und getragen werden. Sind wir vielleicht noch schwach, so sei dennoch dieses Vaterhaus droben der Ort, worin wir in unserer Schwachheit wachsen, worin wir verstehen lernen, was Er für uns getan hat und wie sehr wir geliebt sind.

So lasst es uns denn recht erkennen, dass der Heilige Geist uns als Siegel und Unterpfand von Dingen gegeben ist, die unendlich hoch sind. Auf dieser Erde hat Gott die Gemeinde heilig und unsträflich in Liebe vor sich hingestellt. Sie ist vor Ihm in Christus, und wir sind berufen, Nachfolger des Christus und Gottes zu sein, als geliebte Kinder, durch die Macht des Heiligen Geistes. 

Als solche sollen wir uns stets beweisen, während wir durch diese Welt hindurch reisen, und sollen in den Dingen leben, die wir noch nicht sehen. Gott möge uns reichlich mit seinem Geist erfüllen, damit wir Ihn auf allen Wegen verherrlichen und als solche leben, die zuvor auf Christus gehofft haben.