Einige Gedanken über Eph. 1,3—9.
In dem Brief n die Epheser wird uns der Ratschluß Gottes in Betreff der Kirche geoffenbart. Gott selbst macht uns das Geheimnis Seines Willens, die Tragweite Seiner Liebe und unsere Teilnahme daran in Christo kund. Der Heilige Geist spricht n diesem Briefe nicht von der Ankunft Christi, weil Er hier die Kirche als schon im Himmel darstellt. Ihr Segen ist in himmlischen Örtern in Christo (Kap. 1, 3); sie ist in Ihm mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen örte r (Kap. 2, 6); ihr Zeugnis ist im Himmel (Kap. 3,10) und ihr Kampf ist mit bösen Geistern in himmlischen örter n (Kap. 6, 12).
In den beiden ersten Versen finden wir die Adresse des Briefes und den gewöhnlichen Gruß. Dann lesen wir Vers 3: „Gepriesen sei der Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi , der uns gesegne that mit aller geistlicher Segnung in den himmlischen örter n i n Christo. "
Der Name Gottes ist immer der Ausdruck Seines Wesens. Er hat sich geoffenbart unter dem Namen: „der allmächtige", „Jehova", „V a t e r" und was diese Namen bezeichnen, das ist Gott. Hier nennt Ihn der Heilige Geist, de n Gott u n d Vate r unser s Herr n Jes u Christi . Er ist der Gott unseres Herrn Jesu Christi, weil Christus Mensch ist; sowohl Mensch in Seiner Niedrigkeit, als auch jetzt Mensch verherrlicht vor Gott. Es ist nicht allein köstlich für uns, daß Gott als Mensch auf Erden geoffenbart war, sondern auch, daß ein Mensch verherrlicht vor Gott im Himmel ist. Er ist der Vate r unsers Herrn Jesu Christi, weil Christus der Sohn ist. Diese beiden Namen oder Charaktere Gottes im Verhältnis zu Christo, als „Gott und Vater" sind der Grund und die Urquelle aller Segnungen. Der Name „Gott" entspricht dem 4. Verse, sowie dem Gebet in Vers 15—23; der Name Vater dem
5. Verse und dem Gebet in Kap. 3, 14—21. — Im Gegensatz zu Israel, welches seine Segnungen auf dieser Erde und in irdischen Dingen hatte, ist unsere Segnung in himmlische n örtern
in geistlichen Gütern. Und nicht allein sind wir durc h Christum, sondern auch i n und mit Ihm gesegnet. Sein Gott und Vater ist auch unser Gott und Vater. Also sagte Er zu Maria, als Er Sein Werk vollendet hatte und auferstanden war: „Gehe h i n z u meine n Brüder n un d sag e ihnen : Ic h fahre auf zu meine m Vate r un d z u eure m Vater, z u meine m Got t un d z u eure m Gott " (Joh. 20,17).
Christus ist der Erstgeborene vieler Brüder und Alles, was Er von Seinem Gott und Vater empfangen hat, haben wir mit Ihm gemein. Er hat uns mit Sich in die gleiche Stellung versetzt. Wir haben dieselbe geistliche Segnung, in den himmlischen örtern die Sein ist, und werden sie da besitzen und genießen, wo Krsie
besitzt und genießt. Alles was Er hat und Alles was Gott und
der Vater Ihm tun und geben konnte, haben wir auf die beste
Art, das ist in Christo selbst.
„Gleichwie ich wie Er uns hat auserwählt in Ihm v o r Grundlegung der Welt , aufda ß wir sein sollten heilig und ohne Tadel vo r ih m i n de r
Lie b e." Vers 4. Hier haben wir den Ratschluß Gottes in betreff der Kirche.
Die Welt ist freilich der Ort, worin die Kirche in der Zeit gefunden wird; allein in den Ratschlüssen Gottes war sie schon vor Grundlegung der Welt. Doch war sie von Gott verborgen
und also sollte es sein. So lange der Zaun, das Gesetz, die Juden und Heiden trennte, konnten diese Gedanken, die nur auf dem Grundsatz der Gnade beruhen, nicht geoffenbaret werden. Jetzt aber, nachdem der Zaun abgebrochen ist, scheinet dieser Ratschluß in aller Fülle aus. — Gott findet nur Wohlgefallen in Sich selbst. Sein Wesen ist Heiligkeit und Liebe. Christus aber ist das Ebenbild und der vollkommene Ausdruck Seines Wesens.
In Ihm findet Gott alles, was Er selbst ist, darum ist Er der Gegenstand Seines Wohlgefallens und Seiner Liebe. Jetzt sind auch wir oder die Kirche es in Ihm. Heilig, tadellos und in Liebe, jlas ist das Wesen Gottes und das unsrige. Nur in diesem Charakter konnten wir vo r Ihm und in Seiner Gegenwart bleiben. Wir sind nach dem Ratschluß Gottes auserwählt in Christo, um vor Gott ein Gegenstand Seines Wohlgefallens und Seiner Wonne zu sein. Welch ein Vorrecht! und Gott will, daß wir es recht verstehen lernen. Wir hätten nach Seinem Ratschluß heilig und tadellos und in Liebe vor Ihm sein, und also Seinem Wesen ganz und gar entsprechen können, und doch hätte Er uns vor Sein Angesicht als Engel, Knechte usw. hinstellen können, aber wir lesen
Vers 5 weiter: „Der uns zuvor verordnet hat zur Kindschaft durch Jesum Christum durc h sic h selbs t nac h de m Wohlgefalle n sein e s Willens. " Er verordnete uns zur Kindschaft nach dem Wohlgefallen Seine s Willens . Gott erwählte für uns das Beste, damit wir ganz und gar Seinen Charakter genießen können. Christus ist der Sohn Gottes, aber wir sind auch Söhne und zwar
in derselben Beziehung und in denselben Neigungen des Herzens zum Vater. In einem gewissen Sinne werden auch Adam, Israel und die Engel Kinder Gottes genannt, aber in einer anderen Beziehung; wir sind es durch Christum. Gott mangelt nichts; Er ist Sich selbst genug; aber Seine Liebe mußte etwas vor sich haben, wo Er alle die Gefühle Seines Herzens und Alles, was Er ist, niederlegen konnte. Welch ein Vorrecht und welche Freude für uns, daß wir der Gegenstand dieser Liebe geworden sind! Habe ich meine Gemeinschaft an dem Ratschluß
Gottes in Vers 4 erkannt, so verstehe ich, was Got t ist, und erkenne ich meine Verordnung zur Kindschaft in Vers 5, so erfahre ich was der Vater ist. Gott muß, wie wir gesehen, einen
Gegenstand haben, der Ihm gleich ist; wozu wir erwählt sind und wozu Er uns selbst bereitet hat; weil Er uns aber nun Sein e Natur mitgeteilt, so kann kein anderer Gegenstand uns erfreuen und glücklich machen, als Gott selbst; und wir rühmen uns Gottes durch unsern Herrn Jesum Christum.
Wir werden stets mit etwas beschäftigt sein, entweder mit der Sünde oder mit Gott, je nachdem wir der Welt oder Ihm angehören. Wenn unsere Herzen das Verhältnis zu Gott dem Vater und zu Christo Jesu verstanden haben und in Wahrheit davon erfüllt sind, und Wenn wir in dieser so nahen Stellung mit Gott verkehren und Seine Gemeinschaft genießen, so sind wir in der Tat glücklich und voll des Friedens Gottes.
In Vers 6 fährt dann der Apostel weiter fort: „Z u m P r e i s der Herrlichkeit seiner Gnade , durc h welche er uns begnadigt hat in dem Geliebten. Wir sind auserwählt in C h ri s t o (Vers 4), zur Kindschaft verordnet durch Christum (Vers 5), und begnadigt in dem Geliebten (Vers 6). Er fügt auch hier hinzu „i n de m G e 1 i e bt e n". Der Heilige Geist will uns in diesem Ausdruck vor Augen stellen, was Christus vor Gott und dem Vater ist; und wir sind in dem Geliebten vor Ihm. „Au f da ß di e Liebe , womit d u mic h liebtest , i n ihne n se i un d ic h i n Ihnen "
(Joh. 17,26). Wir genießen dieselbe Liebe Gottes, womit Christus geliebet ist. Wir müssen uns aber erinnern, daß hier nicht die Rede von der Erlösung, sondern vom Ratschluß ist. Die Erlösung ist das Mittel für den Ratschluß Gottes. Der Heilige Geist stellt uns in diesem Kapitel das Herz Gottes vor und das was wir vor Ihm sein sollen. Dieser Ratschluß scheinet jetzt aus in Seinen Kindern und dies ist die Herrlichkeit Seiner Gnade.
In Vers 7 aber redet der Heilige Geist von der Erlösung: „ in welchem wir haben die Erlösun g durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen nach dem Reichtum seiner Gnade." Von Natur sind wir Sklaven der Sünde, ohnmächtig und elend, ja was es nur Schlechtes und Schwaches geben kann, finden wir in dem Menschen. Sein ganzes Wesen ist Sünde und Verderben, und nicht umsonst spricht hier der Heilige Geist von dem Reichtum
Seiner Gnade, wie Er vorher, als von dem Ratschluß Gottes und unserer Stellung vor Gott die Rede war, von der Herrlichkei t Seiner Gnade sprach. Dieser Reichtum Seiner Gnade dringt in die Tiefen unseres Elends, und es muß unserem Herzen wohl tun, uns in diesem Reichtum vor Gott zu wissen.
Ich muß diesen Reichtum verstehen, wenn ich anders frei vom bösen Gewissen die Gegenwart Gottes genießen will. Dieser Reichtum Seiner Gnade wird uns in Vers 8 und 9 in einer andern Beziehung vorgestellt, wenn der Apostel sagt: „Mit welcher er überschwenglich gewesen ist über uns in aller Weisheit und Einsicht , und hat uns kund gemacht das Geheimni s seine s Willens , nac h seine m Wohlgefallen , welches er sich vorgenommen hat in sich selbst."
Haben wir als arme Sünder den Reichtum Seiner Gnade in der Erlösung erkannt, so lernen wir auch verstehen, in welche Stellung Er uns nach Seinem Ratschluß gesetzt und nach dem Wohlgefallen Seines Willens verordnet hat.
Gott selbst eröffnet uns diese herrlichen Gedanken nach Seiner Weisheit und Einsicht. „Ic h kenne euch nicht mehr als Knechte , den nein Knecht weiß nicht was sein Herr tut ; aber ich habe euch Freunde genannt , den n alles , was ich von meinem Vater gehört habe , habe ich euch kund getan." Dem Freunde öffnen wir unser erz und teilen ihm alles mit, was uns selbst beschäftigt. So offenbart uns Gott nicht allein das, was uns zu wissen nötig ist, sondern Alles das, was Sein eigenes Herz erfüllt und beschäftigt; Alles, was Ihm, selbst teuer und köstlich ist. Gott nannte den Abraham Seinen Freund, und sagte: „Sollte ich dem Abraham etwas verbergen, was ich tun will?" Ferne von dem Gericht, das Sodom und Gomorra treffen sollte, offenbart ihm der Herr das, was Er zu tun vorhatte. Die Kirche ist in Christo vor Gott gestellt, im Besitz der vollkommenen Liebe, in der Gemeinschaft Gottes mit dem Vater und Seinem Sohne Jesu Christo.
Die Sünde ist hinweggetan, und diese Tatsache und Gewißheit im Herzen läßt uns die Gegenwart Gottes genießen. Der Heilige Geist überzeugt uns, daß das Werk Christi in Betreff unserer
Sünden vollbracht ist, und daß wir als Kinder von Gott geliebt sind. Solange wir aber dieses Bewußtsein nicht haben, solange wir nicht frei sind, sind wir noch mit der Sünde beschäftigt und nicht mit Gott. Wir sind glücklich, wenn wir verstanden haben, daß wir uns der Liebe Gottes ganz anvertrauen und stets darauf rechnen dürfen. Gott rechnet aber auch auf unsere Liebe. Jesus sagt zu Seinen Jüngern: „Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, daß ich zu euch gesagt habe, ich gehe zu meinem Vater." Ihre Liebe sollte es gewünscht und auch verstanden
haben, daß beim Vater zu sein, viel köstlicher war, als in einer feindseligen Welt, wo für den Sohn Gottes keine Liebe zu finden war.
So köstlich es für uns ist mit Christo, das Erbe zu besitzen und zu genießen, so ist es doch viel köstlicher für uns, Gott selbst, sowohl den Vater als den Sohn zu haben, und uns Seiner Gemeinschaft und Gegenwart zu erfreuen; wie für die Braut der Besitz des Bräutigams selbst köstlicher sein wird, als dessen noch so großes Erbteil. Wir sind jetzt zu Lobe der Herrlichkeit Seiner Gnade , dort werden wir zu Lobe Seiner Herrlichkeit sein. In Seiner Gegenwart werden wir stets das Bedürfnis fühlen mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein, um alle Seine herrliche Gedanken zu verstehen, Seine Gemeinschaft zu genießen und mit Ihm zu wandeln. Darum wolle uns der treue Herr ganz und gar mit Seinem Geiste erfüllen.
Epheser 2 Botschafter des Heils in Christo 1911, S. 182ff
Wenn wir als Christen leben wollen, so haben wir zwei Dinge nötig: einmal, dass unsere Zuneigungen zu Gott genährt und in Tätigkeit erhalten werden, zum anderen, dass wir mittels des Wortes, unter der Leitung des Heiligen Geistes, die Beziehungen kennen, in welche Gott uns versetzt hat.
Wer nicht Vater oder Mutter ist, dem wird es sehr schwer werden, auszulegen, was Elterngefühle sind; wer aber Vater oder Mutter ist, wird keine Schwierigkeit finden, diese Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Man versteht die Lage oder Stellung, in welcher man sich befindet, aus dem einfachen Grunde, weil das Herz dabei ist; man kann sie nicht durch Belehrung kennen lernen.
So ist tatsächlich nichts einfacher als die Dinge Gottes, die uns oft als die schwierigsten erscheinen. Nehmen wir z. B. das Einssein Christi mit der Versammlung, Seiner Kirche. Der Herr Jesus hat dem Saulus von Tarsus diese Wahrheit mit einem einzigen Wort auf dem Wege nach Damaskus geoffenbart: „Ich bin Jesus, den du verfolgst“. Dieses eine Wort gab dem Saulus Einsicht über die kostbare Wahrheit, die er nachher so wohl verstanden hat, dass nämlich der schwächste Gläubige ein Glied am Leibe Christi ist, Fleisch von Seinem Fleisch und Bein von Seinem Bein.
In den Briefen des Apostels ist diese Wahrheit weiter entfaltet, sie wird großer und größer vor den Augen seiner Seele; aber schon von seiner Bekehrung an hatte er sie in ihrer ganzen Einfachheit erfasst. Nichts ist also einfacher als das; und doch, um diese Beziehung, dieses Verhältnis zu Christo zu genießen, bedarf es nicht nur der Abhängigkeit von Gott und der Macht des Heiligen Geistes, sondern auch eines Verstehens und einer eifrigen Pflege des bestehenden Verhältnisses.
In dem Briefe an die Epheser finden wir zwei Beziehungen, die erst nach der Auferstehung des Herrn geoffenbart werden konnten. Die erste ist die der Kindschaft. Sie bringt uns in die Verpflichtung, unserem Vater nachzuahmen. „Seid Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder“ (Kap. 5, 1).
Welch ein mächtiger Beweggrund zur Heiligkeit fließt also aus dieser unserer Einheit mit Christo hervor! Es handelt sich nicht darum, Anstrengungen zu machen, um Gott nachzuahmen, sondern demgemäß zu handeln, was wir in Christo sind. „Wandelt in Liebe, gleichwie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch“ (V. 2.) „Wandelt als Kinder des Lichts“ (V. 8.)
Alles dieses geht aus dem hervor, was wir vor Gott in Christo sind, und erfordert, wie gesagt, keine besondere Anstrengung unserseits. Wenn man in Liebe wandelt, wie leicht ist es dann, ein Nachahmer Gottes zu sein. Und wenn ich weiß, dass ich Kind bin, so handle ich nicht wie ein Fremder oder ein Sklave. Ist ein Vater nicht betrübt, wenn sein Kind an seiner Liebe zweifelt? So will auch Gott, dass wir das Bewusstsein von Seiner Liebe als Vater haben, sowie von dem großen Werte, den wir in Seinen Augen besitzen. In uns selbst sind wir ja völlig unwert, in Christo aber find wir Ihm kostbar.
Die zweite der in unserem Briefe erwähnten Beziehungen ist die der Braut, des Weibes. Die eine wie die andere der beiden Beziehungen war vollständig unbekannt, so lange Jesus nicht zum Vater gegangen war. Wenn das Kind noch klein ist, unterscheidet es sich in nichts von einem Knechte. Es steht unter Lehrern und Erziehern; da ist irgend einer oder irgend etwas, das sich zwischen das Kind und den Vater schiebt. Es geht in die Schule. Aber wenn es erwachsen ist, tritt es in unmittelbare Beziehung zu seinem Vater. Ehe der Vatername geoffenbart wurde, sagte das Gesetz dem Menschen: Tue dies, tue jenes.
Von einem Kindesverhältnis war keine Rede. Jetzt aber, nachdem Christus, der vielgeliebte Sohn Gottes, Mensch geworden, ist das Verhältnis, das in Seiner Person zur Darstellung kam, auch das unsrige geworden, die wir Ihm angehören und in Ihm sind. „Ich fahre auf“, sagte Er, „zu meinem Vater und eurem Vater und zu meinem Gott und eurem Gott“ (Joh. 20, 17). Selbst nach vollbrachter Versöhnung auf dem Kreuze konnte der Herr uns in Seine eigenen Beziehungen zum Vater doch erst einführen, als Er zu Ihm aufgefahren war. Dort ist Er jetzt, und Er hat uns den Geist der Sohnschaft herabgesandt, damit wir unsere Stellung als Kinder verstehen und genießen möchten.
Was die Beziehung Christi zur Kirche betrifft, so war solche ebenfalls vollständig unbekannt und konnte vor der Aufnahme des Herrn in die Herrlichkeit in keines Menschen Herz kommen. Der Jude, so belehrt und erleuchtet er auch durch den Heiligen Geist sein mochte, kannte und erwartete nur einen Messias in Herrlichkeit, unter dessen Herrschaft die Erde gesegnet sein würde. Er wusste aber gar nichts davon, dass dieser Messias als Sohn Gottes einen Leib haben würde, von dem Er selbst das Haupt, Juden und Heiden aber die Glieder sein sollten. Dieses Geheimnis war im Ratschluss Gottes verborgen bis zu der Zeit, da Christus von Israel verworfen sein würde.
Bis dahin hatte Gott den Menschen auf allerlei Weise auf die Probe gestellt, aber der Mensch hatte vollständig versagt. Ungehorsam und ein Übertreter, wie er war, hatte er jedes Recht aus die Verheißungen verloren. Dann wurde Christus den Menschen angeboten als Der, in welchem alle Verheißungen erfüllt waren; aber sie haben Ihn als solchen verworfen und zum Tode gebracht.
Gott war treu gewesen gegen Israel und hatte es mit vieler Langmut getragen. Er hatte alle Mittel angewendet: Geduld, Züchtigung und Gnade. „Was war noch an Seinem Weinberge zu tun, das Er nicht an ihm getan hätte?“ (Vergl. Jes. 5, 4.) Nichts hatte geholfen. Alles hatte nur dazu gedient, die Feindschaft des Fleisches gegen Gott ans Licht zu bringen. Ob Juden oder Heiden, alle hatten sich gegen Gott empört und sich als Kinder des Zorns erwiesen. Der Baum war schlecht und konnte naturgemäß nur schlechte Früchte tragen. Es blieb daher nichts mehr zu tun übrig, da alles, was Gott getan, nur dazu gedient hatte, ein unverbesserliches Übel an den Tag zu bringen.
Diesen Zustand des Menschen beleuchtet der Apostel in unserem Kapitel: „Er ist tot in seinen Vergehungen und Sünden“. Man braucht jetzt naht mehr zu untersuchen, zu was der Mensch fähig ist, es handelt sich nur noch um die Frage, was Gott zu tun vermag; und wer will Seine Macht beschränken? Er nimmt einen armen Sünder und versetzt ihn in dieselbe Herrlichkeit wie Seinen vielgeliebten Sohn, der gekommen war, um den Sünder zu erlösen -— derselbe Jesus, den Saulus Verworfen und verfolgt hatte. Der, in dem alle Verheißungen Gottes Ja und Amen sind, ist nicht gekommen, um für uns diese Verheißungen zu erfüllen, sondern um die Kirche, d. i. die Fülle Dessen, der alles in allem erfüllt, in Seine eigene Herrlichkeit einzuführen.
Das war ein Geheimnis, eine Sache, von der nie zuvor die Rede gewesen war. Die Tatsache, mit dem Christus lebendig gemacht zu sein, um einen Leib zu bilden, der durch den Heiligen Geist vereinigt ist mit dem Sohne selbst, dem Haupte dieses Leibes, das war etwas völlig Neues. Gott wollte hierdurch in den kommenden Zeitaltern den überschwänglichen Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns erweisen in Christo Jesu. (V. 7.) Jetzt wird, nach dem Vorsatz der Zeitalter, den Gott gefasst hat in Christo Jesu, unserem Herrn, durch die Versammlung (Gemeinde) die mannigfaltige Weisheit Gottes den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen Örtern kundgetan.
Satan hatte zu dem ersten Menschen gesagt: Wenn du von der Frucht des Baumes essen wirst, wirst du sein wie Gott. Gott antwortet Satan damit, dass Er uns Seinem eigenen Sohne gleichförmig macht, Ihm, der die volle Darstellung und Offenbarung Seiner Herrlichkeit und Seiner Ratschlüsse ist. Da Christus alle Dinge geschaffen hat und durch das Wort Seiner Macht trägt, so gehört Ihm die Herrlichkeit, und Er ist Erbe aller Dinge. Aber wird Er alles das allein besitzen? Nein, Gott gibt Ihm ein Weib, die Kirche, die Versammlung. Gerade so wie Er einst dem Adam die Eva als Gehilfin und Genossin schenkte, hat Er gewollt, das; die Versammlung, von Christo erkauft, Ihm gleich sei, eins mit Ihm und bei Ihm, und dass Er „sie sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei“ (Kap. 5, 27).
Diese großen Dinge stellt der Apostel in unserem Kapitel uns vor mit den Worten: „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, wegen Seiner vielen Liebe, womit Er uns geliebt hat, als auch wir in den Vergehungen tot waren, hat uns mit dem Christus lebendig gemacht, — durch Gnade seid ihr errettet, — und hat uns mit- auferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christo Jesu“ (Kap. 2, 4 — 6). Das ist etwas gänzlich Neues, eine Sache, die vor der Himmelfahrt des Herrn nicht möglich war; wir sind jetzt Glieder Christi, und der, welcher mit Ihm vereinigt ist, ist ein Geist mit Ihm.
Genießen wir diese Dinge, teurer Leser? Ohne Frage bin ich dem Leibe nach noch hienieden, noch nicht in der Herrlichkeit; aber es gibt nichts, das ich nicht jetzt schon besäße. Da ist nicht ein einziger Grundstein zu meinem Glück, dessen ich mich nicht jetzt schon erfreuen könnte. Gott liebt mich ebenso sehr, ebenso vollkommen wie dann, wenn ich im Himmel sein werde. Diese Liebe ist jetzt schon mein Teil; jetzt schon ist Christus mein Leben, und in der Kraft des Heiligen Geistes vermag ich diese Dinge heute schon zu genießen. Mit einem Wort: es gibt nicht eine Quelle des Glückes, die ich nicht schon besäße. Vielleicht denkst du, das sei zu viel gesagt; aber nein, du wirst es sehen.
Gott liebt mich, und Christus bereitet mir das himmlische Glück. Er ist mein Leben, und durch den Glauben schöpfe ich aus dieser Quelle des Glücks. Welch einen Frieden gibt mir das! Ich verstehe die Größe dieser Gnade, die mich in eine solche Stellung versetzt hat. Ich bin ganz nahe bei Ihm, um Ihn zu genießen, und nichts vermag mich von der Liebe zu scheiden, die Gott mir in Jesu bezeugt hat· Das ist die Stellung, in die ich versetzt bin. Ich habe wahrlich allen Grund, Gott dafür zu preisen: „Durch die Gnade seid ihr errettet, mittelst des Glaubens, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es“ (Kap. 2, 8 — 10).
Ich sage nicht, dass das Fleisch mich nicht an dem Genuss dieser Segnungen hindern könnte; ohne Zweifel betrübe und kränke ich auch den Heiligen Geist. Aber Gott ist mein Vater, und nichts kann mir das rauben, kein Geschöpf kann mich von Ihm scheiden. Siehe da, mein Glück! Wir sind es, in denen Gott den überschwänglichen Reichtum Seiner Liebe geoffenbart hat, und wir kennen Den, der das alles zustande gebracht hat. Es war nötig, dass der Sohn zum Vater ging.
Nur so konnte der Heilige Geist herniederkommen, der den Leib mit dem Verherrlichten Haupte eint; nur so konnte die Versammlung das Bewusstsein ihres Daseins empfangen und in den Genuss ihrer Vorrechte eingeführt werden.
„Deshalb seid eingedenk, dass ihr, einst die Nationen im Fleische . . . zu jener Zeit ohne Christum wart, entfremdet» dem Bürgerrecht Israels und Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung“ (V. 11. 12). Es ist gut, will der Apostel sagen, euch hieran zu erinnern, weil dies die Fülle der Gnade hervortreten lässt.
Für Adam gab es keine Verheißungen, wenn Gott auch gesagt hatte, des Weibes Same (Christus) werde der Schlange den Kopf zertreten. Die Juden aber hatten Verheißungen. Gott gab sie ihnen, aber sie wollten nichts davon. Als sich das kananäische Weib an den Herrn wendete, stützte sie sich nur auf die Gnade; konnte der Herr ihr da mit einem Nein antworten, wenn es sich um Gnade und nicht um Verheißungen handelte? Die letzteren gehörten den Juden. Christus wollte das Brot der Kinder nicht den Hündlein hinwerfen, aber wenn diese Frau nur Anspruch auf die Brosamen machte, die vom Tische der Kinder fielen, so konnte Er ihr solches nicht abschlagen. Er konnte unmöglich sagen: Es gibt keine Gnade für dich. Denn in Christo hat Gott eine Fülle der Gnade geoffenbart. Die Juden hatten ihren Verheißungen gemäß einen lebenden Christus in ihrer Mitte und wollten nichts von Ihm; aber ein Christus, von der Erde in den Himmel erhoben, zieht alle Menschen zu sich.
Hast du verstanden, dass du nicht gerechtfertigt bist durchs Gesetz noch durch die Verheißungen, noch durch dich selbst, sondern dass Gott in Seiner unbegrenzten Gnade uns alles geschenkt hat, dass Er uns zu Gliedern am Leibe Christi und zu Christi Braut erwählt hat, und dass wir durch den Heiligen Geist in diese gesegneten Beziehungen zu Jhm eingetreten sind? Gott hat Juden und Nationen in eins vereinigt durch das Blut Christi, des von den Menschen Verworfenen. Denn wir, die einst ferne waren, sind durch das Blut des Christus nahe geworden; denn Er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung (Vers 13 u. 14). Es ist also das Blut des Christus, das dies alles zustande gebracht hat. Die schreckliche Sünde, den Herrn der Herrlichkeit verworfen zu haben, dieser Akt der Ungerechtigkeit des Menschen, wird das Mittel, wodurch Gott, in Gnade handelnd, die Sünde sühnt und Juden und Nationen in einem Leibe vereinigt.
Diese Einheit konnte früher nicht zustande kommen, denn die Juden hatten die Verheißungen, die Nationen nicht. Nachdem aber die Juden alle Anrechte auf die Verheißungen verwirkt hatten, hat Christus, „Frieden stiftend, die beiden in sich selbst zu einem neuen Menschen geschaffen“. Indem Er die Zwischenwand der Umzäunung abbrach, vereinigte Er beide in sich selbst zu einem Leibe durch das Kreuz, „nachdem Er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte“. Was bis dahin in Gott verborgen gewesen, war nicht nur dies, dass Er Juden und Heiden erretten, sondern dass Er sich ein himmlisches Volk zubereiten wollte, vereint mit Christo und dazu bestimmt, Sein Weib zu sein.
Das war etwas ganz Neues, auf einer neuen Grundlage Ausgebautes: ein Volk, in lebendiger Weise vereinigt durch den Heiligen Geist, der es zu einem Leibe sammelt, welcher ohne das Haupt ebenso wenig vollendet ist, wie das Haupt selbst ohne den zugehörigen Leib. In Christo im Himmel gesehen, sind wir das Weib. Wer Christum liebt, liebt auch das Weib, denn wir sind Glieder Seines Leibes, von Seinem Fleisch und von Seinen Gebeinen (V. 30).
In Seiner Liebe zum Sohne wollte Gott, dass wir ein Teil von Christo seien; wir sollten das Bewusstsein haben, dass Er in uns ist und Gott in Ihm, und dass der Vater uns liebt, gleichwie Er den Sohn liebt (Joh. 17, 23). Indem Er uns so innig mit dem Sohne verband, hat Gott Seine Liebe zu uns geoffenbart: „Du in mir, ich in ihnen“.
Der Heilige Geist gibt uns das Verständnis für diese unsere Stellung. In Christo, noch nicht mit Ihm, haben wir jetzt schon unseren Platz, in den himmlischen Örtern, und wir können durch den Glauben uns in Ihm schon dort sehen. Ein verherrlichter Jesus konnte zu Saul sagen: „Ich bin Jesus, den du verfolgst“. Darum redet Paulus auch so viel von dem himmlischen Christus; er hatte Ihn mit eigenen Augen in Seiner Herrlichkeit gesehen.
Die Sendung des Heiligen Geistes ist das Siegel und die Bestätigung unserer Vorrechte. Durch Ihn sind wir zu einem Leibe getauft worden, um eins mit Christo zu sein. Da dieser Leib Christo gehört, so ist das, was ihn auszeichnet, dies: er ist Sein Weib, das sein Dasein aus Ihm herleitet, dem es einzig und allein gehört. Was eine Frau in dieser Welt unterscheidet, ist nicht der Umstand, dass sie ehrbar und liebenswürdig ist, sondern dass sie ein besonderes Dasein besitzt durch die Tatsache, dass sie ihrem Manne angehört und ein Fleisch mit ihm ist.
Eva war die Gefährtin Adams, sie genoss alle Rechte einer Frau und hatte ihrem Mann gegenüber die entsprechenden Zuneigungen und Gefühle. Sie war ihm nicht untertan, noch besaß sie die Herrschaft über ihn; aber sie genoss alles, was Adam genoss, und ihre Gefühle für ihn ließen ihn verstehen, dass sie für ihn war; hätte sie nicht gewusst, dass sie sein Weib sei, wie hätte sie die Zuneigungen eines Weibes besitzen können?
Was ist nun die gegenwärtige Erwartung der Braut bezüglich des Kommens ihres Herrn? Sie erwartet Ihn als Bräutigam. Er ist für die Versammlung, die Kirche, der glänzende Morgenstern, weil sie in himmlischen Beziehungen zu Ihm steht. Ehe es Tag wird, d. h. ehe Er sich der Welt offenbart, wird sie bei Ihm sein. Die Braut ruft: „Komm“, weil der Heilige Geist, der persönlich in ihr ist, sagt: „Komm!“ Der Heilige Geist ist es, der dieses Verlangen in dem Herzen der Kirche wachruft, und der Bräutigam antwortet: „Ich komme bald“.
Wie der Sohn einst im Fleische gekommen ist, so wird Er auch kommen in Herrlichkeit. Die Kirche ist berufen, Zeugnis von alledem abzulegen, was Christus ist; denn der Geist nimmt die Dinge Christi und teilt sie uns mit. Sie kann noch nicht sagen: „Ich besitze den Mann“; wohl aber: „Ich besitze den Geist“; ich weiß, was Jesus ist, ich besitze das lebendige Wasser, ich kenne die Liebe, die in mein Herz ausgegossen ist, und ich lade alle Menschen ein, zu Ihm zu kommen. Sie kann der Kanal sein, durch welchen Gott Seine Gnade denen mitteilt, die arm, elend und unglücklich, zerbrochenen Herzens sind, um sie zu trösten. Sie ruft: „Wen da dürstet, der komme; wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst“.
Wenn die Braut das immer in bewusster Weise festhielte, so würde das Ergebnis die Einheit sein. Nun, was ist es, das uns trennt? Unsere eigenen selbstsüchtigen Interessen. Aber wenn wir Christum haben und das Fleisch gekreuzigt ist, werden unsere Gedanken die gleichen sein. Ich weiß wohl, dass das Fleisch ein Hindernis ist, aber wenn mein Bruder mir gegenüber fehlt, so gibt mir das nur Gelegenheit, Liebe gegen ihn zu üben. Die Fehler meines Kindes stoßen mich nicht zurück; ich werde vielmehr bemüht sein, sie abzustellen, indem ich mich in besonderer Zuneigung mit ihm beschäftige, und das beweist dann gerade meine Liebe zu ihm. Die göttliche Kraft des Heiligen Geistes ist stärker als das Böse und beseitigt es; wie im Herrn, dem Haupt der Kirche, diese Kraft war, so soll sie auch in der Kirche zutage treten.
Ohne Zweifel fehlen wir vielfach in dem Zeugnis, das wir ablegen sollen, aber ich betone jetzt die Einheit, wie sie im Worte dargelegt ist, und wie sie verwirklicht werden sollte. Wenn es sich so verhält, wie eben gesagt, wie kann ich dann ein einziges Glied des Leibes Christi auf der Seite liegen lassen? Wäre es möglich, dass Christus auch nur ein einziges übersähe und vernachlässigte?
Die Interessen des Leibes sind eins, denn da er dieselben innigen und vollkommenen Zuneigungen des Hauptes genießt, hat er auch dieselben Interessen. Ebenso besitzt die Braut (das Weib) alle Vorteile ihrer Stellung und genießt alle Zuneigungen des Bräutigams, der durch Seine sorgende Liebe sie heilig, ohne Makel und untadelig in Liebe vor sich hinstellt. Ich bin überzeugt, wenn die Kinder Gottes ihre Beziehungen als Kinder, als Glieder des Leibes Christi und als Braut verwirklichten, so würden sie auf ihrem Wege weder Verlegenheiten noch Schwierigkeiten finden. Man versteht dieses Verhältnis aber erst, wenn man darin lebt. Die Liebe macht nicht viel Redens; was wir zu tun haben ist, Liebe zu offenbaren gegen alle, die uns umgeben. Die Liebe Gottes ist ohne Grenzen. Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat alles getan. Er hat Seinen Sohn gegeben, der uns erlauft hat, damit wir Sein Fleisch und Sein Gebein seien, und unsere armen Herzen können nun ruhen in der vollkommenen Liebe Jesu.
Die Weisheit Gottes und die Reichtümer Seiner Gnade werden gesehen und den Fürstentümern und Gewalten geoffenbart durch die Kirche, die mit Christo und in derselben Herrlichkeit wie Er geschaut werden wird. Bis zu der Zeit, da Gott Seine Verheißungen gegenüber den Juden zur Ausführung bringen wird, ist die Kirche der Gegenstand Seiner zärtlichsten Liebe. Christus ist für sie der glänzende Morgenstern, ehe Er sich der Welt zeigt. Und dann, „wenn Er geoffenbart wird, werden auch wir mit Ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit“ (Kol. 3, 4.).
O dass wir doch treu sein möchten wie eine Braut während der Abwesenheit ihres Bräutigams, und dass wir alle Glieder des Leibes Christi betrachten möchten als eins mit Ihm! Das gebe Gott!
Betrachtung über Eph. 3-4, 16
Einleitende Bemerkungen
Der Brief an die Epheser führt uns zu Höhen hinauf,wie kein anderer Brief es tut. Er zeigt uns einerseits die ganze Tiefe des menschlichen Verderbens, den geistlichen Tod, anderseits aber auch die ganze Herrlichkeit des göttlichen Gnadenratschlusses. Der Zustand der Versammlung
in Ephesus war so gut, daß der Geist Gottes sie mit den Gedanken, wie sie v or Grundlegung der Welt im Herzen des Vaters verborgen waren, bekannt machen konnte. Gott möchte gern allen Seinen Kindern die gleiche Gnade schenken, aber ihr geistlicher Zustand, unsere Gleichgültigkeit und Untreue, stehen Ihm oft hindernd im Wege.
Welch ein Verlust für uns!
Der Apostel zeigt uns zunächst, daß wir in dieselben Beziehungen zu Gott gebracht sind, in welchen Christus
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zu Ihm steht. Gott ist „der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus" und ist nun unser Gott und Vater in Ihm geworden. Vor Seiner Menschwerdung war unser hochgelobter Herr der „E i n geborene vom Vater". Er bleibt das. selbstverständlich immer, aber dieser
Titel bezeichnet Seine ewige Beziehung zu Gott, dem Vater.
Er war „bei Gott, und Er war Gott". (Joh. 7,1.) Alö Er dann aber an „Blut und Fleisch teilnahm",
aus Gnaden als Mensch in diese Schöpfung trat, entwickelten sich ganz neue Beziehungen für Ihn. „Das Wort ward Fleis ch." Der Sohn Gottes erschien in Gleichgestalt
des Fleisches der Sünde. (Joh. 1, 1.4; Röm. 8, 3.)
Von Gott gezeugt und vom Weibe geboren, war Er wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch in einer Person. Zu Ihm, als Mensch, konnte Gott sagen: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt". (Ps. 2, 7; Hebr. 1, 5.) Und in unmittelbarer Verbindung damit wird
Er der „Erstgeborene" genannt. Als „Eingeborener"
steht Er notwendig für alle Ewigkeit allein, als „Erstgeborener" hat Er Genossen, Brüder, die Er in dasselbe Verhältnis einführen kann, in welchem Er zu Gott steht:
Sein Gott ihr Gott, Sein Vater ihr Vater.
Um diese Einführung zu ermöglichen, genügte jedoch nicht nur die Menschwerdung Christi. Er mußte auch alle Folgen des Falles deö Menschen auf sich nehmen, mußte unsere Schuld tragen, ja mehr noch, Er mußte für uns zur Sünde gemacht und von Gott behandelt werden,
als wäre Er selbst in dem Zustande gewesen, in welchem wir „als tot in den Vergehungen" (Kap. 2, 5) sind. O ewig sei der Name Gottes dafür gepriesen, daß das auf Golgatha geschehen ist, sodaß wir nun lesen
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dürfen: „Was Er gestorben ist, ist Er ein für allemal der Sünde gestorben, was Er aber lebt, lebt Er Gott"! (Röm 6, 10.) Mit der Sünde, dem Zustande des gefallenen Menschen, ist am Kreuze ein für allemal ein Ende gemacht worden im Gericht, und eine neue Schöpfung
ist ans Licht getreten, deren Anfang Christus ist, der auferstandene und nun droben verherrlichte Menschensohn.
Dieselbe „überschwengliche Größe der Kraft Gottes",die ch Christo gewirkt hat, indem sie Ihn aus den Toten auferweckte und als „Haupt über alles" zu Seiner Rechten setzte, wirkt jetzt auch in uns, den Glaubenden.
(Kap. 1, 1Y. 20.) Der „Urheber unserer Errettung" (Hebr. 2, 10) ist in daö Bollwerk Satans hinabgestiegen und hat uns aus seiner Sklaverei für immer befreit. Das war der Weg, auf dem Er „viele Söhne" zur Herrlichkeit brachte. So ist Er das Haupt eines ganz neuen Geschlechts
geworden, der Erstgeborene vieler Brüder, das Haupt Seines Leibes, der Versammlung.
Der Titel „Erstgeborener" wird dem Herrn in verschiedenen Beziehungen beigelegt. Abgesehen davon, daß Er als der von Gott gezeugte Mensch und siegreiche Überwinder
über Tod und Grab allgemein den Namen „Erstgeborener" trägt, wird Er in Kol. 1, 15 genannt
der Erstgeborene aller Schöpfung. Wenn Er in die Schöpfung eintritt, kann es nur in
diesen: Charakter sein, also nicht als ein Mensch, der zu „der Schöpfung gehört", sondern dem „die Schöpfung gehört", der vollgültige Ansprüche an sie hat, weil Er es ja ist, der sie erschaffen hat. Denn „durch Ihn sind alle Dinge erschaffen worden, die in den Himmeln und die
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auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren"; darum gehören sie notwendigerweise auch alle Ihm. Aber anstatt bei Seiner Erscheinung auf dieser Erde Seine Ansprüche
an die Schöpfung geltend zu machen, ist Er der Allerärmste und -niedrigste geworden, der Diener aller.
Wenn Er aber als der Erstgeborene aller Schöpfung in diese Welt eintrat, so hat Er sie verlassen als der Erstgeborene aus den Toten.
Jener erste Titel war Ihm eigen, wie wir gesehen haben kraft Seiner Würde und Macht als Schöpfer; den zweiten hat Er sich erworben, indem Er unseren Platz in Tod und Gericht einnahm und als Sieger ans dem schweren Kampf mit Satan hervorging und so „der Anfang, das Haupt Seines Leibes, der Versammlung",
wurde. Der Tod konnte Ihn nicht behalten. Vergeblich suchten die Weiber „den Lebendigen unter den Tot e n". Er war auferstanden. (Luk. 24, 5. b.) Alle, die des Christus sind, werden Ihm folgen bei Seiner Ankunft, aber Er ist „der Erstling", (4. Kor. 45, 23.) Er
muß „in allemden Vorrang haben". (Vergl. Kol. 4,48.) Indes ist Er nicht nur „der Erstgeborene aus den Toten" im Blick auf die Deinigen, Er ist auch der Erstgeborene der Toten (Dffbg. 4, 5),
d. h. Er hat als Mensch durch Seinen Tod und Seine Auferstehung sowohl die Auferstehung der Toten überhaupt eingeführt (4. Kor. 45, 24), als auch für sich selbst das Recht erworben. Lebendige und Tote zu richten. Er hat Gewalt über die Toten. Als Der, der tot war und
lebendig ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, „hat Er die Schlüssei des Todes und des Hades". Er gebietet über die Leiber und die Seelen der Menschen (Offbg. 1, 18). „Denn hierzu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, auf daß Er herrsche sowohl über Tote als auch über
Lebendige." (Röm. 14, 9; vergl. auch Joh. 5, 27—29.)
Schließlich wird der Herr gesehen werden als der Erstgeborene unter vielen Brüdern.
Das ist wohl der lieblichste unter diesen Titeln, der am ergreifendsten zu unseren Herzen spricht und auch S e inem Herzen so überaus teuer ist. Schon gleich nach Seiner
Auferstehung sandte Er Maria von Magdala zu Seinen „Brüdern" mit der Botschaft: „Ich fahre auf zu meinem Bater und eurem Vater, und zu meinem Gott und euren: Gott" (Joh. 20, 17), und wir wissen, daß Er sich heute nicht schämt, uns „Brüder" zu nennen, und „inmitten
der Versammlung Gott lobsingen" will; aber erst dann, wenn Gottes „Vorsatz" im Blick auf uns, die „Er zuvorbestimmt hat, dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig zu sein", zur endgültigen Ausführung kommt, wird Er voll und ganz als „der Erstgeborene unter vielen Brüdern"
gesehen werden zur Verherrlichung Gottes und zur Befriedigung Seines Herzens. (Röm. 8, 29.)
Auch in dieser Beziehung wird und muß Er ewiglich den „Vorrang" haben, und mit welch tiefer, seliger Freude werden die „Brüder" zu dem „Erstgeborenen" aufschauen und Ihn anbetend Herr nennen von Ewigkeit zu Ewigkeit! Welche Wunder der Gnade, welche Geheimnisse des
göttlichen Willens enthüllen sich doch bei der Betrachtung dieser Titel vor unseren staunenden Blicken! Mußte Mose einst zu dem Volke Israel sagen: „Das Verborgene ist Jehovas, unseres Gottes; aber das Geoffenbarte ist unser und unserer Kinder ewiglich" (S. Mose 2y, 29),
so dürfen wir heute lesen, daß daö, „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die Ihn lieben", den Aposteln des Neuen Testamentes (und durch sie uns) geoffenbart worden ist durch Seinen Geist, der
„alles erforscht, auchdieTiefen Gotte s". (1. Kor. 2, 9. ro.) Gefiel es Gott wohl, im Alten Bunde „im Dunkel zu wohnen", so dürfen wir heute in dem vollen Licht Seiner in Christo geoffenbarten Gnade und Liebe wandeln und die „ganze Wahrheit" genießen, in die der Geist uns eingeführt hat. Der Vorhang ist zerrissen, und unser Platz ist im Heiligtum. In Christo schon mitversetzt
in die himmlischen Orter, sind wir dort gesegnet mit jeder geistlichen Segnung. Alle Geheimnisse sind enthüllt.
Der Vater hat, in tiefster Ehrfurcht, aber auch mit überströmender Freude sei es gesagt, keine Geheimnisse mehr vor Seinen Kindern. Die Tiefen Seines Herzens sind uns erschlossen. Die verborgene Weisheit Gottes, die keiner von den Fürsten dieses Zeitlaufs erkannt hat
(t. Kor. 2), ist uns mitgeteilt worden.
Was sollen wir hierzu sagen? Ja, was können wir sagen? Es bleibt uns nur übrig, anbetend einzustimmen in den Ruf des Apostels: „Gepriesen seider Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus!"Dieser Gott und Vater ist, wie gesagt, auch unser Gott und Vater geworden. Das zeigt uns das "l. Kapitel unseres Briefes, indem es zugleich die Segnungen beschreibt, die
mit diesem neuen Verhältnis für uns verbunden sind. Im 2. Kapitel begegnen wir der Gnade und Macht Gottes,
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die gewirkt haben, um Seine Ratschlüsse zur Ausführung zu bringen und geistlich tote Menschen, Kinder des Zornes, in den Genuß jener Segnungen einzuführen. Ein
Reichtum von Barmherzigkeit, viele Liebe und überschwengliche Gnade haben sich miteinander verbunden, um das Ziel zu erreichen. Ist es ein Wunder, wenn der Apostel
im 11. Verse ermahnt: „Deshalb seid eingedenk"?
Hoffnungslos verlorene, Gott entfremdete und völlig fernstehende Sünder sind durch das Blut des Christus nahe geworden. Zugleich hat der Tod Christi die Feindschaft zwischen Juden und Heiden, die Zwischenwand der Umzäunung, hinweggetan, um aus beiden einen Leib, einen
neuen Menschen zu schaffen, den Menschen der Ratschlüsse Gottes.
Das 2. Kapitel schließt mit einen: Hinweis auf „den heiligen Tempel im Herrn, die Behausung Gottes im Geiste" — ein ganz neuer Gedanke, und doch mit dem ersten innig verbunden. In beiden Fällen, ob wir an den geistlichen Leib Christi oder an den heiligen Tempel Gottes
denken, ist es Gott, der die Glieder setzt oder die Steine einfügt, wie Er will. Des Menschen Tun, sein Mitwirken ist dabei völlig ausgeschlossen. Daß das Haus Gottes auch noch unter einem anderen Gesichtspunkt, als der Verantwortlichkeit des Menschen anvertraut, betrachtet
wird, ist bekannt. Das 3. Kapitel des 1. Korinthcrbriefes zeigt uns, in Verbindung mit anderen Stellen (wie z. B.2. Tim. 2), was aus dem Hause Gottes in diesem Charakter geworden ist: ein großes Haus, mit allerlei unechtem Material gebaut und mit zahllosen „Gefäßen zur Unehre"
gefüllt. In dem „Leibe" oder in dem „heiligen Tempel",so wie er hier (auch in 1. Petr. 2) dargestellt wird, — 243 —
kann eö aber kein falsches, totes Glied, kein Holz, Heu und Stroh geben.
Das 3. Kapitel unseres Briefes beginnt mit den Worten: „Dieserhalb ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch, die Nationen —" die Fortsetzung des Gedankens
findet sich aber erst in Kap. 4, 4, wo es heißt: „Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, daß ihr usw.". Die Erinnerung an die Ursache seiner nun schon Jahre währenden Gefangenschaft, verbunden mit dem Gedanken an die wunderbaren Ratschlüsse Gottes, deren Verwalter er war, überwältigt ihn so, daß er die beabsichtigte Ermahnung noch eine Weile aufschieben und näher auf daö „Geheimnis des Christus", wie er eö hier nennt, eingehen
muß. So bildet denn das ganze 3. Kapitel eine Einschaltung, in welcher — selbstverständlich alles unter der Leitung deö Heiligen Geistes — jenes Geheimnis genauer entwickelt
wird. Daß Paulus um der Offenbarung dieses Geheimnisses willen „der Gefangene im Herrn war für die Nationen", beweist Apostelgesch. 22, 2t. 22 ff.
Wir haben weiter oben bereits gesagt, daß im Gegensatz zum Alten Bunde heute „das Verborgene Jehovas" geoffenbart ist. Als der Herr Jesus hienieden wandelte, konnte Er Seinen Jüngern vieles nicht sagen, weil sie es noch nicht zu tragen, zu erfassen vermochten. (Joh. 46,
42.43.) Dennoch war es ihnen schon gegeben, „die Gehe i m n i s s e des Reiches der Himmel zu wissen". (Matth. 43, 44.) Viele Propheten und Gerechte hatten vergeblich begehrt, zu sehen und zu hören, was sie anschauen und hören durften. Nach dem Tode und der Auferstehung deö
Herrn sind dann nach und nach alle Geheimnisse durch den Heiligen Geist mitgeteilt worden.
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Aufzeichnungen aus einer Betrachtung über Eph. 3-4, 16
Der Apostel nennt sich „den Gefangenen Christi Jesu für die Nationen". Um ihretwillen saß er im Gefängnis zu Rom. Gerade „die Verwaltung der Gnade Gottes", die ihm in bezug auf sie gegeben worden war, hatte ihn dorthin gebracht. Wieder werden wir an Simsons Rätsel erinnert. Der „Starke" und „Fresser" hatte seine ganze Macht und Bosheit aufgewandt, um daö auserwählte Rüstzeug Gottes lahm zu legen, aber Süßigkeit und Speise 243
waren aus allen seinen Anstrengungen hervorgegangen.
Nicht nur war der Wohlgeruch des Evangeliums in dem ganzen Prätorium, in des Kaisers Hause usw. verbreitet worden (Phil. 4, 43), sondern die Einkerkerung des Apostels hatte auch dazu gedient, der Gemeinde Gottes für alle Zeiten die herrlichen Briefe zu geben, in welchen
ihr der ganze Ratschluß Gottes verkündigt wird.
Es hat Gott gefallen, uns von dem Geheimnis, von welchem in diesem und besonders auch im 5. Kapitel die Rede ist, schon im Alten Bunde ein Vorbild zu geben.
Aus dem in tiefen Schlaf gefallenen Adam nimmt Gott Eva, sein Weib: Fleisch von seinem Fleisch, Gebein von seinen Gebeinen.
Die Verwaltung dieses wunderbaren Geheimnisses: Christus und die Versammlung, ein Leib, zusammengesetzt aus Gläubigen aus Israel und den Nationen der Erde, ist nur dem Apostel Paulus anvertraut worden. Geoffenbart war es den „heiligen Aposteln und Propheten
im Geiste", aber wenn von der Verwaltung desselben die Rede ist, kommt nur seine Person in Frage. (Vergl. V. 2 u. 5.) „In anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden", hatte Paulus jetzt den Auftrag empfangen, sowohl „das Geheimnis des Christus zu reden" (Kol. 4, 3), d. h. es anderen mitzuteilen, als auch sie darüber zu belehren, wie der in ihm verborgene Ratschluß Gottes in der gegenwärtigen Zeit zu seiner Ausführung kommt in der Sammlung der Glieder deö Leibes zu Christo hin, dem Haupte — ähnlich wie der Verwalter eines reichen, wohltätigen Herrn dessen Güter während seiner Abwesenheit verwaltet, d. h. nicht nur
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sie selbst genau kennt und anderen zeigen kann, sondern auch im Sinne seines Herrn sie zu deren Nutzen verwendet.
In 4. Tim. 4, 45 nennt sich der Apostel „den ersten der Sünder". In 4. Kor. 45, d nennt er sich „den geringsten der Apostel"; hier in unserem Kapitel (V. 8) gar „den aller geringsten von allen Heiligen". Die empfangene Gnade machte ihn nicht hochmütig; jemehr ihm anvertraut
wurde, desto kleiner wurde er in seinen Augen.
Wer war er, der ehemalige Lästerer und Verfolger der Versammlung, daß er „unter den Nationen den unauö- forschlichen Reichtum des Christus verkündigen" durfte!
O möchten wir in unserem geringen Maße „Nachahmer" des Apostels sein! Auch wir sind Verwalter, wenn auch in anderem Sinne als er und im Vergleich mit ihm in kaum nennenswerter Weise; aber offenbaren wir seine Gesinnung, seine Treue?
Die Fürstentümer sind Gewalten in den himmlischen Ortern, sind Engel und Engelfürsten. Diese hohen, himmlischen Wesen schauen von oben auf uns herab (vergl. auch 4. Kor. 4, d; 44, 40; ferner 4. Tim. 5, 24; 4. Petr. 4, 42) und, als Täter des Wohlgefallens Gottes nnd Diener derer, welche die Seligkeit ererben sollen, aufs innigste an uns interessiert, erblicken sie in der Versammlung Gottes hienieden Seine „gar mannigfaltige Weisheit". (V. 40.) Sie haben die Schöpfung aus der Hand Gottes hervorgehen sehen, haben Seine Wege mit Noah,
Abraham und Joseph, mit Israel in Ägypten, in der Wüste und im Lande angeschaut, sie waren zugegen, als Jehova unter Donner und Blitz auf den Sinai Herabstieg,
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haben Gottes Größe, Herrlichkeit und Macht in der verschiedensten Weise sich entfalten sehen und als Seine Werkzeuge dabei dienen dürfen; aber in der Versammlung,
dem Leibe Christi, der Behausung Gottes im Geiste, ist eine Sache vor ihre staunenden Blicke getreten, die alles bisher Dagewesene unendlich übertrifft. Gibt sich in der
Begnadigung der Gläubigen die Herrlichkeit der Gnade kund, wird dereinst, in der „Erlösung des erworbenen Besitzes", Gottes Herrlichkeit geschaut werden (Kap. 1, b. 14), in der Einrichtung und Ordnung der Versammlung tritt die gar mannigfaltige Weisheit Gottes ans Licht.
Die Wege Gottes in Seiner Schöpfung, Vorsehung, Regierung, in dem Kommen Christi auf diese Erde, in Seinem Leben und Sterben hatten gewiß auch dieWeisheit Gottes kundgetan, aber jetzt entfaltete sich vor den Augen der Engel Gottes ewiger Vorsatz, etwas, das ganz außerhalb des bisherigen Rahmens Seiner Offenbarungen lag und bis dahin keinem Propheten kundgetan
worden war, auch in keines Menschen Herz hätte aufkommen können; eine völlig neue Schöpfung, in welcher nicht nur der Unterschied zwischen Juden und Heiden aufgehoben, die Zwischenwand der Umzäunung abgebrochen, sondern auch eine Vereinigung erlöster Sünder in und mit Christo geschaffen war, die, obwohl auf Erden gebildet, gar nicht zu dieser Welt gehörte, sondern in den Ratschlüssen Gottes vor Grundlegung der Welt, in „dem ewigen Vorsatz" (V. 11), ihren Ursprung hatte und in ganz besonderer Weise Seine Weisheit offenbarte.
Welch einen Anblick bot z. B. schon die Versammlung in Jerusalem, obwohl sie nur aus gläubigen Israeliten bestand, den Augen der himmlischen Gewalten! Welch einen Anblick später die Gemeinden in Antiochien, Ephesus und nderen heidnischen Städten in den mancherlei Wunderwirkungen des Geistes Gottes in ihrer Mitte, in der Unterwürfigkeit der einzelnen Glieder unter das Haupt und untereinander, in der Liebe und Einheit, dem wunderbaren Zusammenhang und -klang der Herzen, die früher sich so feindlich gegenüber gestanden hatten! Juden, von dem gesetzlichen System befreit, das nichts zur Vollendung bringen konnte, Heiden, der finsteren Gewalt der Dämonen entrissen, die sie einst gefangen hielt — alle jetzt eins, ein Herz und eine Seele! Welch ein Anblick!
— Da waren ferner die mannigfaltigen Gaben: Apostel, Propheten, Hirten, Lehrer, Evangelisten usw., deren Ausübung sich vollzog ohne irgendwelche Organisation oder menschliche Oberleitung. Heute noch singen wir:
Und in uns, die hier versammelt, Schaut der Engel zakllos Heer All die Wunder Deiner Weisheit, Deiner Liebe weites Meer. Fast will eö zu gewagt erscheinen, so zu reden. Aber
wenn wir, in Liebe verbunden, einfältig in dem Namen Jesu vor dem Angesicht unseres Gottes und Vaters versammelt sind, stehend auf dem Boden der unveränderlichen
Wahrheit Gottes, bei aller Schwachheit die persönliche Gegenwart unseres Herrn und Hauptes im Glauben verwirklichend und auf Ihn rechnend, so wird auch in den
Tagen des Verfalls und der kleinen Kraft Eph. Z, 40 seine schwache Verwirklichung finden. Wie oft haben wir auch schon alle die Kostbarkeit solcher Stunden erfahren,
und Gott schenke uns, in Demut und Treue das festzuhalten,
was Er uns in Gnaden wiedergeschenkt hat, und,
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so weitesan unsliegt, die glückliche Ordnung und kostbare Einheit aufrecht zu erhalten, wie sie in den ersten Tagen der Kirche gesehen wurden! Daß es sich heute immer nur um ein kleines und schwaches Zeugnis inmitten des allgemeinen, unheilbaren Verfalls handeln kann, ist
selbstverständlich.
Der Vorsatz der Zeitalter ist gefaßt in Christo Jesu, „in welchem wir", wie der Apostel im 12. Verse sagt, „die Freimütigkeit haben und den Zugang in Zuversicht durch den Glauben an Ihn", d. h. wir dürfen Gott jetzt nahen gemäß dieser gesegneten neuen Beziehung, in die
wir gebracht sind. Die gläubigen Epheser hatten deshalb keinen Grund, mutlos zu werden durch die Drangsale des Apostels. Waren diese doch gerade der Beweis ihrer herrlichen
Stellung, also eine Ehre für sie. Denn nur die Bosheit der auf die Heiden eifersüchtigen Juden hatte Paulus ins Gefängnis nach Rom gebracht.
Im 1. Kapitel (V. 17) richtet der Apostel sein Gebet an den Gott, hier in V. 14 an den Vater unseres Herrn Jesus Christus. Der Unterschied ist beachtenswert. Handelt eö sich im ersten Falle vornehmlich um Christum als Mensch, um Ihn, denGottes überschwengliche Kraft aus den Toten auferweckt hat und uns mit Ihm, so tritt hier mehr der Sohn der Liebe des Vaters vor unsere Blicke, der Mittelpunkt aller Seiner Ratschlüsse, in welchem wir nun auch Gott als unseren Vater kennen. Handelt es sich dort mehr um Verständnis, hier kommt das H e rz zu seinem Recht.
Dementsprechend ist auch der Gegenstand des Gebets verschieden. Bittet der Apostel im 1. Kapitel um die Erleuchtung der Augen unserer Herzen, damit wir die Hoffnung der Berufung
Gottes und die Herrlichkeit Seines Erbes in den Heiligen wissen möchten, fleht er hier um die Stärkung unseres inneren Menschen durch Seinen Geist nach den, Reichtum Seiner Herrlichkeit, damit der Christus durch den Glauben in unseren Herzen wohne, und wir, in Liebe
gewurzelt und gegründet, mit allen Heiligen die Breite und Länge, Tiefe und Höhe all der Herrlichkeit erfassen möchten, deren Mittelpunkt Christus bildet. Wenn Christus aber der Mittelpunkt ist und in unseren Herzen wohnt, so stehen wir gleichsam selbst an diesem Platz, um von da aus nach allen Richtungen hin, durch Ihn selbst unterwiesen, die ganze Tragweite der Ratschlüsse Gottes und die unermeßlichen Reichtümer zu betrachten, wie sie uns in Christo geschenkt sind. Ähnlich wie im Weltall, findet auch hier das Auge keinen begrenzenden Horizont, überall begegnet es der Unendlichkeit.
Das Ganze wird schließlich gekrönt durch das Wort: „und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus". Dieses Wort gibt der Seele, die vor der
Größe des Geschauten fast erschrecken möchte, ihre Ruhe wieder. Die Liebe Christi, die wir kennen und die unsere Herzen mit tiefstem Vertrauen erfüllt, ist daö, waö uns alles andere so innig nahebringt, so traut macht. Freilich übersteigt diese Liebe alle Erkenntnis, aber indem wir
sie betrachten, indem der Vater selbst uns durch Seinen Geist an dem inneren Menschen stärkt, vermögen wir uns in sie zu versenken und so die Herrlichkeit Dessen, den wir lieben und in dem Gott sich geoffenbart hat, mehr und mehr zu erkennen. Wir werden so, wie der Geist
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Gottes durch den Apostel es ausdrückt, „erfüllt zu der ganzen Fülle Gottes"; denn Christus ist es, in welchen, diese Fülle Gottes uns geoffenbart und geschenkt ist.
„Zu der ganzen Fülle Gottes!" Wunderbare Worte! Wie fühlen wir ihnen gegenüber unsere ganze Unzulänglichkeit, unser völliges Nichts, und freuen uns, daß die Ewigkeit vor uns liegt, in welcher einmal alles Stückwerk aufhören wird und wir erkennen werden, wie wir erkannt
sind. In dem neuen Jerusalem droben wird es auch keinen Tempel mehr geben, der vor den Blicken der Draußenstehenden den darin Wohnenden verbärge — Gott selbst,
ohne jede hindernde Hülle oder Schranke, ist ihr Tempel und das Lamm, und die Herrlichkeit Gottes, wiederum ohne jede Verhüllung oder Einschränkung, erfüllt die Stadt.
Aber doch dürfen wir auch heute schon von diesen großen, wunderbaren Dingen genießen, ja, Gott will, daß wir sie genießen; deshalb wirkt Er in Kraft in uns — eine praktische Sache — (V. 20), und der Apostel wünscht, daß in der Versammlung, in welcher Gott durch Seinen Geist wohnt, in Christo Jesu, dem Mittelpunkt von allen,,jetzt und auf alle Zeitalter hin Dem die Herrlichkeit werde, der über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr, als was wir erbitten oder erdenken.
Ach, wie wenige Gläubige (verhältnismäßig wenigstens stimmen mit diesem Wunsche des Apostels überein, wie wenige sinnen überhaupt darüber, was Gottes Gedanken
über Christum und die Versammlung sind, und daß Er „in der Versammlung" verherrlicht werden
möchte, jetzt schon in Schwachheit und bald in Vollkommenheit droben! Es scheint manchmal so, als wenn diese tiefsten Gedanken Gottes, „das Geheimnis des Christus",
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wie Gott es »ns geoffenbart hat, für viele (sonst liebe und eifrige) Kinder Gottes kaum ein Interesse hätten. Aber welch ein Verlust ist das für sie und ihre Mitgläubigerr!
Und wie muß es das Herz unseres Gottes und Vaters betrüben! Er möchte Menschen, arme, schwache Geschöpfe wie wir sind, in Seine ganze Fülle einführen, und diese lehnen es ab und bleiben lieber von ferne stehen! Wie ernst ist daö doch!
In Vers "l5 sagt der Apostel, daß „jede Familie *)
in den Himmeln und auf Erden von Gott benannt werde". Im Alten Testament stand mit dem Namen „Jehova" nur das Volk Israel in Verbindung. Unter dem Namen „Vater
unseres Herrn Jesus Christus" gruppieren sich alle Familien im Himmel und auf Erden: Engel, Juden, Heiden und Kinder Gottes, die Versammlung.
So lesen wir auch in Hebr. ^2, 22. 23 von zwei Familien, ^«„Myriaden von Engeln, der allgemeinen Versammlung", und von „der Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind". Jede Familie ist von Gott, nicht nach Gott benannt, und jede ist nach ihrer Eigenart Ihm verantwortlich.
*) In ähnlichem Sinne spricht man auch in der niederen Schöpfung, in der Pflanzen-, Tierwelt usw., von „Familien", d. i. von gleichartigen Gruppen oder Klaffen.
Welch ein Mann des Gebets war Paulus! Wir erinnern uns, daß wir in der Geschichte Simsons nur zweimal lasen: „Und Simson rief zu Jehova", und dabei handelte eö sich für ihn nur um persönliche Bedürfnisse und Interessen. Und Paulus? Nacht und Tag war er vor Gott beschäftigt in Treue und unermüdlicher Liebe, und das nicht für sich, sondern für die Heiligen und für
die Interessen Gottes.
„Seid meine Nachahmer", sagt er auch in dieser Beziehung. Aber wie kärglich machen wir
im allgemeinen Gebrauch von dem hohen Vorrecht, „im Namen Jesu" vor den „Vater" hintreten zu dürfen! Dazu ist Liebe, aber auch Nüchternheit und Wachsamkeit nötig.
(Vergl. Kap. 6, 48; Kol. 4, 2; 4. Petr. 4, 7.) — Nie sollten wir auch bei aller kindlichen Zuversicht, mit der wir nahen dürfen, die heilige Ehrfurcht vergessen, die uns Gott gegenüber geziemt. Wir nennen Ihn durch den Geist, der in uns wohnt, „Vater", ja, „Abba, Vater", und wir
tun es mit Recht, aber gerade dieser Geist wird uns, wenn wir anders auf Sein Leiten und Lehren achten, vor jeden, oberflächlichen Beten oder gar leichtfertigen Gebrauch deö
Vatcrnamenö bewahren.
„Ich bin gekannt von den Meinen" Der Herr wirkt in unseren Tagen mit Macht und erfreut
die Herzen der Seinen. Der Ruf: „Komm, Herr Jesus!" wird überall gehört. Das verherrlichte Haupt im Himmel wirkt in den Gliedern Seines Leibes hier auf Erden und reicht ihnen Nahrung dar zum Wachstum. Er allein kann Sein Werk mit Erfolg krönen. Der Dienst der Menschen ist schwach und mangelhaft, aber der gute Hirt sorgt für alle Seine Schafe und befriedigt ihre Bedürfnisse.
O daß unsere Blicke immer auf Ihn allein gerichtet wären! Der einzige Weg zu unserem Glück ist, Ihn zum Gegenstand unserer Herzen zu haben und Ihn zu ehren mit der Gewißheit des Glaubens. Sein Name sei gepriesen für die Gnade, welche den Einfältigen durch die
Gegenwart des Herrn in ihrer Mitte gegeben ist! Obgleich Arbeiter ein Segen sind, ist doch, wenn solche nicht gegenwärtig sind, der Herr da, und das ist besser als alles.
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Aufzeichnungen aus einer Betrachtung über Eph. 3-4, 16
Im 4. Kapitel nimmt der Apostel den in Kap. 3, I abgebrochenen Faden wieder auf, indem er sagt: „Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, daß ihr würdig wandelt der Berufung, mit welcher ihr berufen worden seid". Er denkt dabei ohne Zweifel an die am Ende
des 2. Kapitels entwickelte Wahrheit von dem einen Leibe, dem geistlichen Tempel, der Behausung Gottes im Geiste. Wir finden im Neuen Testament vier Stellen, in
denen wir aufgefordert werden, „würdig" zu wandeln.
Hier: würdig der Berufung, in Phil. 1, 27: würdig des Evangeliums des Christus, in Kol. 4, 40: würdig des Herrn, und in 4. Thess. 2, 42: würdig des Gottes, der uns zu Seinem eigenen Reich und zu Seiner eigenen Herrlichkeit beruft. Wie weit ist doch der Bereich, in den wir
hineingestellt, wie reich und mannigfaltig sind die Beziehungen, in die wir gebracht sind! Mit jeder einzelnen verbindet sich eine besondere Verantwortlichkeit. Es ist der
Mühe wert, sie zu erkennen und über die daraus hervorgehenden Erwartungen bezüglich unseres Wandels zu sinnen.
Um in dem vorliegenden Fall der Erwartung zu entsprechen, bedarf es viel Demut, Langmut, Sanftmut und tragsamer Liebe. (V. 2.) Wenn Gott, wie einst in Jerusalem, Tausende von Menschen, alte und junge, gebildete und ungebildete, aus den verschiedensten Lebensstellungen und Beziehungen heraus, zu einer Versammlung, zu einem Leibe einigte, so war offenbar für alle viel Gnade nötig, um, der Berufung würdig, in Frieden miteinander zu wandeln. Und wenn daö in den Tagen der ersten Frische so war, wieviel mehr später, als
man jene Berufung immer mehr auö dem Auge verlor, und der Unterschied zwischen Priester- und Laientum mit unbegreiflicher Schnelligkeit sich in der Kirche Gottes entwickelte
Gott hat in unseren Tagen wieder ein Verständnis über die wunderbare Wahrheit, die uns beschäftigt, geweckt, hat viele Seiner Kinder auö dem geistlichen Schlaf,
in dem sie lagen, aufwachen lassen und sie auö all den menschlichen Satzungen und Einrichtungen herauögeführt; aber wieviel Demut, Sanftmut und Liebe ist von neuem nötig, um der Berufung würdig zu wandeln, nicht nur im Blick auf die, welche die Wahrheit wieder erkannt haben, sondern auch auf die vielen lieben Kinder Gottes die noch in Verbindung mit den menschlichen Systemen stehen! Gerade ihnen sollten wir, bei voller Aufrechterhaltung er Wahrheit, mit besonderer Liebe, Demut und Sanftmut begegnen, lernend von Jesu, ihrem und unserem Herrn.
Durch Gottes Gnade gibt eö, wie bereits gesagt, heute viele, die in Anerkennung der Wahrheit von dem einen Leibe, sich nur alö Glieder dieses Leibes, dessen Haupt Christus ist, zu versammeln bekennen. Aber auel- unter ihnen ist, neben dem verschiedenen Maß der Erkenntnis, ein großer Unterschied vorhanden im Charakter, Bildungsgrad,
in der äußeren Lage und vielen anderen Dingen, und es bedarf auch heute großer Gnade, um die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Bande des Friedens.
Leider, leider — zu unserer tiefen Beschämung, unter Trauer und Schmerz müssen wir es bekennen — ist oft genau das Gegenteil geschehen. Doch was ist die Einheit des Geistes, die wir zu bewahren berufen sind? Ist es eine Einheitlichkeit der Gefühle, eine Einmütigkeit der Gesinnung, wie man vielfach meint? Diese Dinge sind begehrenswert, wir sollten sie erstreben;
aber bewahren kann man eigentlich nur etwas bereits Vorhandenes, Bestehendes.
Der 4. Vers zeigt uns denn auch, woran der Apostel denkt: „Da ist ein Leib und ein Geist", sagt er, „wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung". Die Einheit,
die wir bewahren sollen, ist die Einheit, die der Geist g emacht hat, die besteht. Wie wir in einer Hoffnung unserer Berufung berufen worden sind, so sollen wir auch in der Gegenwart schon die Einheit verwirklichen, zu der wir gebracht sind, mit anderen Worten, wir sollen denken, reden und handeln als solche, die mit allen Heiligen (vergl. Kap. Z, 48) zu einem Leibe geeint sind und durch einen Geist geleitet werden.
Bei der Eigenliebe und sektiererischen Neigung des menschlichen Herzens war das von Anfang an keine leichte Aufgabe, heute in den Tagen des allgemeinen Verfalls ist sie noch bedeutend erschwert. Wie sehr bedarf es da zunächst erleuchteter Augen, um daö Ungöttliche dieses Zustandes zu erkennen, einer Herzensentschiedenheit, um das, wie inan so gern sagt, „geschichtlich Gewordene" aufzugeben, einer Glaubenseinfalt, um auf den Boden der unveränderlichen Wahrheit Gottes zurückzukehren, und eines ausharrenden Fleißes, um diesen dann nach Gottes Gedanken in Frieden zu bewahren!
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Es ist an dieser Stelle von einer siebenfachen Einheit die Rede: e i n Leib, e i n Geist, eine Hoffnung, e i n Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller.
Welch wunderbare Verbindungen! Die ganze Fülle der Gottheit tritt hier vor unsere Blicke nicht, wie gewöhnlich, als Vater, Sohn und Heiliger Geist, sondern, ähnlich
wie in 1. Kor. 72, 4—6, als Geist, Herr und Gott. Da ist ein Geist, und in Verbindung damit ein Leib und eine Hoffnung; da ist ferner ein Herr, und in Verbindung mit Ihm e i n Glaube und eine Taufe, und schließlich gibt es einen Gott und Vater, der über allen und überall, aber nur in uns allen (d. i. in den Gläubigen) ist. Der Gläubige steht in allen diesen Beziehungen
oder Verbindungen, und er ist berufen, sie alle praktisch zu verwirklichen. In der ersten und innigsten Beziehung, die durch den Geist gebildet ist, der alle Glieder zu einem Leibe getauft hat, kann eö nur wahre Gläubige geben; in der zweiten können auch bloße Bekenner sich befinden und befinden sich ihrem Bekenntnis nach tatsächlich darin, sie sind deshalb verantwortlich für das, was sie bekennen; in der dritten endlich befinden sich alle Menschen
in einem allgemeinen Sinne, aber nur die Gläubigen kennen Gott wirklich als ihren Gott und Vater, der in ihnen wohnt.
Wir haben somit drei sogenannte konzentrische Kreise *) der Einheit vor uns, die sich immer mehr erweitern. Der Gläubige steht, wie gesagt, in allen dreien, und zwar in unmittelbarer persönlicher Verbindung mit dem jeweiligen Mittelpunkt. Er ist zunächst ein Glied des Leibes
und als solches durch den einen Geist mit Christo, den: Kreise mit einem gemeinsamen Mittelpunkt.
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Haupte, und mit den Gliedern des Leibes ewig und unauflöslich verbunden. Diese wesentliche und wirkliche Einheit ist er zu bewahren berufen. Zweitens ist er ein Christ, der aber nicht nur auf dem Boden des christlichen Bekenntnisses steht, getauft ist und sich nach dem Namen Christi nennt, sondern der durch persönlichen Glauben in lebendige Verbindung mit Christo gekommen ist und Seine Rechte als Her r kennt und anerkennt. Drittens ist er ein Geschöpf,
ein Mensch, der aber nicht nur Gott als den allgegenwärtigen Schöpfer und Erhalter aller Menschen und Dinge kennt, sondern der Ihn als seinen Vater in Christo anrufen kann. Wir verstehen leicht, daß in den beiden letzten Kreisen viele sein können und tatsächlich sind,
deren Beziehungen zu dem jeweiligen Mittelpunkt (Herr oder Gott und Vater) rein äußerlich sind; während in dem ersten oder innersten Kreise sich ausschließlich wahre Gläubige befinden. Hier kann es keine bloßen Bekenner geben.
Hier sind, wie gesagt, alle zu einem Leibe getauft und haben eine Hoffnung, deren Quelle und Kraft der Geist ist, der in allen wohnt.
Gott will, daß wir diese Dinge kennen, daß wir nicht unmündige Kindlein bleiben, sondern immer mehr heranwachsen möchten „zu der Einheit des Glaubens und zur Erkenntnis deö Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Manne, zu dem Maße des vollen Wuchses der Fülle des
Christus". (V. 13.) Wenn das geschieht und die praktischen Bedingungen erfüllt werden, von denen der Apostel spricht, wird die innere Einheit, die Einheitlichkeit der Interessen, Gefühle usw., sich ganz von selbst ergeben.