Epheser 1. 5- 9 BdH 1854

07/05/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

In dem Brief an die Epheser wird uns der Ratschluß Gottes in Betreff der Kirche geoffenbart. Gott selbst macht uns das Geheimnis Seines Willens, die Tragweite Seiner Liebe und un­sere Teilnahme daran in Christo kund. Der Heilige Geist spricht in diesem Briefe nicht von der Ankunft Christi, weil Er hier die Kirche als schon im Himmel darstellt. Ihr Segen ist in himm­lischen Örtern in Christo (Kap. 1. 3); sie ist in Ihm mitaufer­weckt und mitversetzt in die himmlischen Örter (Kap. 2, 6); ihr Zeugnis ist im Himmel (Kap. 3,10) und ihr Kampf ist mit bösen Geistern in himmlischen Örtern (Kap. 6, 12).

In den beiden ersten Versen finden wir die Adresse des Briefes und den gewöhnlichen Gruß. Dann lesen wir Vers 3:

„Gepriesen sei der Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi, der uns gesegnet hat mit aller geistlicher Segnung in den himmlischen Örtern in Christo."

Der Name Gottes ist immer der Ausdruck Seines Wesens. Er hat sich geoffenbart unter dem Namen: „der Allmäch­tige", „Jehova", „V a t e r" und was diese Namen bezeich­nen, das ist Gott. Hier nennt Ihn der Heilige Geist, den Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi. Er ist der Gott unseres Herrn Jesu Christi, weil Christus Mensch ist; sowohl Mensch in Seiner Niedrigkeit, als auch jetzt Mensch verherrlicht vor Gott. Es ist nicht allein köstlich für uns, daß Gott als Mensch auf Erden geoffenbart war, sondern auch, daß ein Mensch verherrlicht vor Gott im Himmel ist. Er ist der Vater unsers Herrn Jesu Christi, weil Christus der Sohn ist. 

Diese beiden Namen oder Charaktere Gottes im Verhältnis zu Christo, als „Gott Und Vater" sind der Grund und die Ur­quelle aller Segnungen. Der Name „Gott" entspricht dem 4. Verse, sowie dem Gebet in Vers 15—23; der Name Vater dem B. Verse und dem Gebet in Kap. 3, 14—21. — Im Gegensatz zu Israel, welches seine Segnungen auf dieser Erde und in irdischen Dingen hatte, ist unsere Segnung in himmlischen Örtern in geistlichen Gütern. Und nicht allein sind wir durch Chri­stum, sondern auch l n und mit Ihm gesegnet. Sein Gott und Vater ist auch unser Gott und Vater. Also sagte Er zu Maria, als Er Sein Werk vollendet hatte und auferstanden war: „G ehe hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott" (Joh. 20,17). Christus ist der Erstgeborene vieler Brüder und Alles, was Er von Seinem Gott und Vater empfangen hat, haben wir mit Ihm gemein. 

Er hat .uns mit Sich in die gleiche Stellung versetzt. Wir haben dieselbe geistliche Segnung, in den himmlischen Örtern die Sein. ist, und werden sie da besitzen und genießen, wo Er sie besitzt und genießt. Alles was Er hat und Alles was Gott und der Vater Ihm tun und geben konnte, haben wir auf die beste Art, das ist in Christo selbst.

„Gleichwie Er uns hat auserwählt in Ihm vor Grundlegung der Welt, auf daß wir sein sollten heilig und ohne Tadel vor ihm in de r Liebe." Vers 4. Hier haben wir den Ratschluß Gottes in betreff der Kirche.

Die Welt ist freilich der Ort, worin die Kirche in der Zelt gefunden wird; allein in den Ratschlüssen Gottes war sie schon vor Grundlegung der Welt. Doch war sie von Gott verborgen und also sollte es sein. So lange der Zaun, das Gesetz, die Juden und Heiden trennte, konnten diese Gedanken, die nur auf dem Grundsatz der Gnade beruhen, nicht geoffenbaret werden. Jetzt aber, nachdem der Zaun abgebrochen ist, scheinet dieser Rat­schluß in aller Fülle aus. — Gott findet nur Wohlgefallen in Sich selbst. Sein Wesen ist Heiligkeit und Liebe. Christus aber Ist das Ebenbild und der vollkommene Ausdruck Seines Wesens. In Ihm findet Gott alles, was Er selbst ist, darum ist Er der Gegenstand Seines Wohlgefallens und Seiner Liebe. 

Jetzt sind auch wir oder die Kirche es in Ihm. Heilig, tadellos und in Liebe, das ist das Wesen Gottes und das unsrige. Nur in diesem Charakter konnten wir vor Ihm und in Seiner Gegenwart bleiben. Wir sind nach dem Ratschluß Gottes auserwählt in Christo, um vor Gott ein Gegenstand Seines Wohlgefallens und Seiner Wonne zu sein. Welch ein Vorrecht! und Gott will, daß wir es recht verstehen lernen. Wir hätten nach Seinem Ratschluß heilig und tadellos und in Liebe vor Ihm sein, und also 'Seinem Wesen ganz und gar entsprechen können, und doch hätte Er uns vor Sein Angesicht als Engel, Knechte usw. hinstellen können, aber wir lesen Vers 5 weiter: „Der uns zuvor verordnet hat zur (Kindschaft durch Jesum Christum durch sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens."

Er verordnete uns zur Kindschaft nach dem Wohlgefal­len Seines Willens. Gott erwählte für uns das Beste, damit wir ganz und gar Seinen Charakter genießen können. Christus ist der Sohn Gottes, aber wir sind auch Söhne und zwar in derselben Beziehung und in denselben Neigungen des Her­zens zum Vater. In einem gewissen Sinne werden auch Adam, Israel und die Engel Kinder Gottes genannt, aber In einer anderen Beziehung; wir sind es durch Christum. Gott mangelt nichts; Er ist Sich selbst genug; aber Seine Liebe mußte etwas vor sich haben, wo Er alle die Gefühle Seines Herzens und Alles, was Er ist, niederlegen konnte. Welch ein Vorrecht und welche Freude für uns, daß wir der Gegenstand dieser Liebe geworden sind! 

Habe ich meine Gemeinschaft an dem .Ratschluß Gottes in Vers 4 erkannt, so verstehe ich, was Gott ist, und erkenne ich meine Verordnung zur Kindschaft in Vers 5, so er­fahre ich was der Vater ist. Gott muß, wie wir gesehen, einen Gegenstand haben, der Ihm gleich ist; wozu wir erwählt sind und wozu Er uns selbst bereitet hat; weil Er uns aber nun Seine Natur mitgeteilt, so kann kein anderer Gegenstand uns erfreuen und glücklich machen, als Gott selbst; und wir rühmen uns Gottes durch unsern Herrn Jesum Christum. Wir werden stets mit etwas beschäftigt sein, entweder mit der Sünde oder mit Gott, je nachdem wir der Welt oder Ihm angehören. Wenn unsere Herzen das Verhältnis zu Gott dem Vater und zu Christo Jesu verstanden haben und in Wahrheit davon erfüllt sind, und wenn wir in dieser so nahen Stellung mit Gott verkehren und Seine Gemeinschaft genießen, so sind wir in der Tat glücklich und voll des Friedens Gottes.

In Vers 6 fährt dann der Apostel weiter fort: „Zum Preis der Herrlichkeit seiner Gnade, durch welche er uns begnadigt hat in dem Geliebte n."

Wir sind auserwählt in Christo (Vers 4), zur Kindschaft verordnet durch Christum (Vers 5), und begnadigt in dem Ge­liebten (Vers 6). Er fügt auch hier hinzu „in dem Geliebt e n". Der Heilige Geist will uns in diesem Ausdruck vor Augen stellen, was Christus vor Gott und dem Vater ist; und wir sind in dem Geliebten vor Ihm. „Auf daß die Liebe, womit du mich liebtest, in ihnen sei und ich in Ihnen" (Joh. 17,26). Wir genießen dieselbe Liebe Gottes, womit Chri­stus geliebet ist. Wir müssen uns aber erinnern, daß hier nicht die Rede von der Erlösung, sondern vom Ratschluß ist. Die Er­lösung ist das Mittel für den Ratschluß Gottes. Der Heilige Geist stellt uns in diesem Kapitel das Herz Gottes vor und das was wir vor Ihm sein sollen. Dieser Ratschluß scheinet jetzt aus in Seinen Kindern und dies ist die Herrlichkeit Seiner Gnade. In Vers 7 aber redet der Heilige Geist von der Erlösung:

„in welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Vergeh u n gen nach dem Reichtum seiner Gnade." Von Natur sind wir Sklaven der Sünde, ohnmächtig und elend, ja was es nur Schlechtes und Schwaches geben kann, finden wir in dem Menschen. Sein ganzes Wesen ist Sünde und Verderben,, und nicht umsonst spricht hier der Heilige Geist von dem Reichtum Seiner Gnade, wie Er vorher, als von dem Ratschluß Gottes und unserer Stellung vor Gott die Rede war, von der Herr­lichkeit Seiner Gnade sprach. Dieser Reichtum Seiner Gnade dringt in die Tiefen unseres Elends, und es muß unserem Herzen wohl tun, uns in diesem Reichtum vor Gott zu wissen. 

Ich muß diesen Reichtum verstehen, wenn ich anders frei vom bösen Gewissen die Gegenwart Gottes genießen will. Dieser Reichtum Seiner Gnade wird uns in Vers 8 und 9 in einer an­dern Beziehung vorgestellt, wenn der Apostel sagt: „Mit welcher er überschwenglich gewesen ist über uns in aller Weisheit und Einsicht, und hat uns kundgemacht das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, welches er sich vorgenommen hat in sich selbst."

Haben wir als arme Sünder den Reichtum Seiner Gnade in der Erlösung erkannt, so lernen wir auch verstehen, in welche Stellung Er uns nach Seinem Ratschluß gesetzt und nach dem Wohlgefallen Seines Willens verordnet hat. Gott selbst eröffnet uns diese herrlichen Gedanken nach Seiner Weisheit und Einsicht. „Ich kenne euch nicht mehr als Knechte, denn ein Knecht weiß nicht was sein Herr tut; aber ich habe euch Freunde genannt, denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan." Dem Freunde öffnen wir unser Herz und teilen ihm alles mit, was uns selbst beschäftigt. So offenbart uns Gott nicht allein das, was uns zu wissen nötig ist, sondern Alles das, was Sein eigenes Herz erfüllt und beschäf­tigt; Alles, was: Ihm, selbst teuer und köstlich ist.

 Gott nannte den Abraham Seinen Freund, und sagte: „Sollte ich dem Abra­ham etwas verbergen, was ich tun will?" Ferne von dem Ge­richt, das Sodom und Gomorra treffen sollte, offenbart ihm der Herr das, was Er zu tun vorhatte. Die Kirche ist in Christo vor Gott gestellt, im Besitz der vollkommenen Liebe, in der Gemein­schaft Gottes mit dem Vater und Seinem Sohne Jesu Christo. Die Sünde ist hinweggetan, und diese Tatsache und Gewißheit im Herzen läßt uns die Gegenwart Gottes genießen. Der Heilige Geist überzeugt uns, daß das Werk Christi in Betreff unserer Sünden vollbracht ist, und daß wir als Kinder von Gott geliebt sind. Solange wir aber dieses Bewußtsein nicht haben, solange wir nicht frei sind, sind wir noch mit der Sünde beschäftigt und nicht mit Gott. Wir sind glücklich, wenn wir verstanden haben, daß wir uns der Liebe Gottes ganz anvertrauen und stets darauf rechnen dürfen. Gott rechnet aber auch auf unsere Liebe. Jesus sagt zu Seinen Jüngern: „Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, daß ich zu euch gesagt habe, ich gehe zu meinem Vater." Ihre Liebe sollte es gewünscht und auch verstanden haben, daß beim Vater zu sein, viel köstlicher war, als in einer feindseligen Welt, wo für den Sohn Gottes keine Liebe zu finden war.                       

So köstlich es für uns ist mit Christo, das Erbe zu besitzen und zu genießen, so ist es doch viel köstlicher für uns, Gott selbst, sowohl den Vater als den Sohn zu haben und uns Seiner Gemeinschaft und Gegenwart zu erfreuen; wie für die Braut der Besitz des Bräutigams selbst köstlicher sein wird, als dessen noch so großes Erbteil. Wir sind jetzt zu Lobe der Herrlichkeit Seiner Gnade, dort werden wir zu Lobe Seiner Herrlich­keit sein. In Seiner Gegenwart werden wir stets das Bedürf­nis fühlen mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein, um alle Seine herrliche Gedanken zu verstehen, Seine Gemeinschaft zu ge­nießen und mit Ihm zu wandeln. Darum wolle uns der treue Herr ganz und gar mit Seinem Geiste erfüllen.

Doch ach, der Feind, der wache, 
Er hat den Bau gestört, 
Und Gottes heil'ge Sache 
Der Welt zum Spott verkehrt. 
0 sieh, Herr, Deine Glieder, 
Getrennet fern und nah! 
Der Bau, er liegt darnieder 
In Trümmer hier und da.