Hebräer 13,13 Was haben wir unter dem Ausdruck (Lager) zu verstehen? J. Liebhilf

01/02/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Was haben wir unter dem Ausdruck „Lager“ zu verstehen?

Gedanken über Hebräer 13,13 von J. Liebhilf

Wenn wir den Hebräerbrief im Zusammenhang, vielleicht in einem Zug lesen, nehmen wir wahr, wie von Kapitel 3 an der Schreiber immer wieder auf die Zeit Moses' zurückgeht, um von all jenem zwar von Gott Gegebenen, aber Unvollkommenen, unmittelbar über das dazwischen Liegende hinweg zu Christus hinzuführen, zur Vollkommenheit in Ihm. Er hat vieles über das Priestertum, über das Gesetz und über die Stiftshütte zu sagen gehabt. Indem er nun zusammenfassend die Gnade der Religion des Fleisches gegenüberstellt (Kap. 13,9), kommt er nochmals darauf zu sprechen, dass die Christen allein den wahren Gottesdienst haben, dass ihnen allein der göttliche Altar gehört, dass das aber ‑ immer die direkte Verbindung zwischen den Vorbildern in der Stiftshütte und dem Erfüller derselben, Jesus, festgehalten ‑ mit sich bringt. dass sie erkennen: Jesus war es, der in der Haut, dem Fleisch und den Eingeweiden des in der Wüste zum Lagertor (2. Mose 32,27) hinausgeschafften Farren und Bockes zu sehen ist (3. Mose 16), denn auch Er wurde zum Tore (Jerusalems) hinausgeführt. Schmach und Abscheu haftet dem Gedanken an, im Vorbild und in dem Erfüller. (Vergl. Jesaja 49, 7; 52,14, 53, 3. 4: Psalm 22, 6; 102, 9. 10.) Im Geiste sieht sieh der Schreiber samt dem Empfänger des Briefes dort in der Wüste hinausgehen ans dem Lager mit denen, welche die Kadaver hinausbrachten; sieht sich und sie im Geiste mit Jesus hinausgehen aus dem Tore Jerusalems, das er mit dem des Lagers einsmacht; sieht sich nach eigenem Wollen einsgemacht mit der Schmach, die Jesu bei diesem Hinausgehen anhaftete. So geht heute auch jeder, der sich zu diesem Jesus bekennt, im Geiste mit hinaus. außerhalb des Lagers, ob er nun an das Lager in der Wüste denkt oder an die Stadt Jerusalem, die als Mittelpunkt des religiösen jüdischen Systems das Lager zur Zeit Jesu und der Apostel war.

Der Leitgedanke des Schreibers des Hebräerbriefes in den Versen 12‑14 im Anschluss an die Verse 8‑11 im 13. Kapitel ist ein Vorwärtsschreiten in der Nachfolge des Herrn auf diesem Wege der Schmach. Jesus ging Seinen Weg unentwegt vorwärts, aus dem Lager hinaus, um sich behandeln zu lassen, wie das Vorbild behandelt wurde, und um für das Volk ein ähnliches, jedoch besseres Ergebnis herbeizuführen, als es beim Vorbild möglich war: nämlich, das Volk zu "heiligen". Die "Genossen des Christus" gehen, Seinen Fußstapfen nach, ebenfalls "hinaus, außerhalb des Lagers". indem sie dieselbe Schmach tragen, die Seinem Hinausschreiten, mit dem Fluchholz beladen, anhaftete. Und wohin führt letzten Endes das Hinausgehen? Den Herrn Jesus führt es buchstäblich. Seine Jünger im Geiste hinein innerhalb des Vorhangs, ins Heiligtum. Auf Erden führt es sie vorderhand in die Heimatlosigkeit in Erwartung der zukünftigen Stadt, nach der sie trachten als würdige Nachfahren der Väter, die schon im Morgengrauen der anhebenden Heilsgeschichte den Blick von der Erde weg auf ein himmlisches Vaterland richteten, ohne dass jene so klare Richtlinien durch einen Vorläufer gehabt hätten wie sie.

Die Beantwortung der Frage: "Was ist in der heutigen Zeit das Lager?" erfordert einiges geistliches Verständnis. Nach der Verwerfung und Kreuzigung unseres Herrn blieb das Judentum, der gesamte Tümpeldienst, bis zur Zerstörung Jerusalems eine leere Formenreligion ohne jeden wahren Inhalt. Dies blieb auch der jüdische Gottesdienst bis in unsere Tage hinein. Das Wort unseres Herrn, gesprochen bei Seinem Scheiden aus dem Tempel, besteht heute noch zu Recht: "Siehe, euer Haus wird euch wüste gelassen; denn Ich sage euch: Ihr werdet Mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprechet: Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn" (Matth. 23,38. 39).

Die ungläubigen Juden beharrten aber eifrigst in diesem Formendienst. In Jerusalem hatten selbst die Gläubigen nicht die geistliche Kraft, sich von den äußeren Formen ihres früheren Gottesdienstes zu lösen. (Vergl. Apostelgeschichte 21, 17‑27.) Gott ertrug 40 Jahre lang diesen Zustand in Langmut. Der Geist Gottes kam den Gläubigen noch kurz vor der Zerstörung Jerusalems zu Hilfe, indem Er ihnen den Hebräerbrief gab.

Jerusalem war in jener Zeit das Zentrum eines fanatischen Hasses gegen jede Verkündigung der christlichen Wahrheit, eines Hasses, der am besten durch das Verhalten des Volkes anlässlich der Gefangennahme des treuen Apostels Paulus in Jerusalem dokumentiert wird. (Vergl. Apostelgeschichte 21, 31‑35; 22, 22. 23; 23, 12. 13.) Paulus verkündigte als ein eigens hierzu auserwähltes Gefäss: Jesus ist auferweckt, zur Rechten Gottes erhöht und verherrlicht. Er ist das Haupt der Versammlung, welche hier auf Erden Sein Leib ist. Angesichts der Gnade Gottes in Christus Jesus ist jeder Unterschied zwischen den Juden und den Menschen aus den Nationen völlig aufgehoben. Sie alle werden ihrer Herkunft nach als Sünder betrachtet, werden in derselben Weise durch den Glauben an den Herrn Jesus gerechtfertigt und erlöst und genießen innerhalb des einen Leibes dieselbe gesegnete Vorrechtsstellung. Gegen diese Wahrheit wandte sich und wendet sich heute noch in besonderer Weise der Hass der Juden. Die Apostelgeschichte zeigt uns, dass die ungläubigen Juden überall die Anstifter der Verfolgungen waren, weiche Paulus bei der treuen Erfüllung des ihm von Gott gegebenen Auftrags zu erdulden hatte. (Vergl. Apostelgeschichte 13, 50; 14,2; 14, 19; 17, 5‑8. 13; 18, 12; 20, 3.)