1. Johannes 5,1-15 BdH 1897

06/25/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Botschafter des Heils in Christo 1897

Der 1. Brief des Johannes ist reich an Zügen, welche die Familie Gottes charakterisieren.“ Schon zur Zeit des Apostels gab es Verführer, welche die Christen zu verwirren und irre zu leiten suchten; und dies veranlasste ihn, letzteren eine genauere Beschreibung von der Familie Gottes zu geben. Gleich im Anfang unseres Kapitels gibt er ihnen untrügliche Kennzeichen an die Hand, indem er sagt, dass jeder, der Gott liebe, auch den liebe, der aus Gott geboren ist; und dass umgekehrt jeder, der die Kinder Gottes liebe, auch Gott liebe (V. 1. 2). Das eine dieser beiden Dinge bedingt und beweist das andere; ebenso wie niemand unter der Leitung des Geistes Gottes stehen kann, der Wahrheit ohne Heiligkeit, oder umgekehrt Heiligkeit ohne Wahrheit besitzt. „Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, so ist er ein Lügner“ (1. Joh. 4, 20).

Der Apostel sagt ferner: „Denn dies ist die Liebe Gottes, dass wir Seine Gebote halten“ (Vers 3). „Die Gebote Gottes halten? — das ist eine schwere Aufgabe“, könnte mancher denken; aber der Apostel fügt hinzu: „Und Seine Gebote sind nicht schwer«. Wohl fällt es manchen Kindern Gottes schwer, Gott nur eine Stunde in der Woche zu widmen. Es dünkt ihnen hart, zu sagen: „Seine Gebote sind nicht schwer“. Aber worin hat das seinen Grund? Einfach darin, dass sie sich selbst nicht verleugnen können. Das Fleisch verzichtet nicht gern auf einen Vorteil; man ist nicht bereit, alles zu verkaufen was man hat, und dem auch .den Mantel zu lassen, der uns den Rock nehmen will (Mark. 10, 21; Matth. 5, 40).

 Dessen ungeachtet sagt der Apostel: „Seine Gebote sind nicht schwer“. Man hat nur nötig, die Welt zu überwinden samt allem, was uns an dieselbe fesseln will: Familienbande, Ehre, Reichtümer u. dergl. Aber ach! statt dessen wünschen die Kinder Gottes oft gerade das Gegenteil: sie möchten Fortschritte in dieser Welt machen und möglichst viel von ihren Gütern besitzen. Aber die Welt ist stets ein Hindernis für uns, die Gebote Gottes zu bewahren und uns ihrer zu erfreuen. Jesus fand seine Freude darin, den Willen Seines Vaters zu tun, und Er hat ihn getan bis zum Tode: Er ward gehorsam bis zum Tode am Kreuze. Er hatte keine Erwartungen in dieser Welt.

Der Geist Gottes stellt uns diese Welt nie anders dar als wie eine Sache, die wir zu überwinden haben. Ist sie das für unsere Herzen, mein lieber Leser? Begehren wir nur Jesum, und suchen wir Ihn mehr kennen zu lernen? Das Fleisch liebt und begehrt die Welt; aber was aus Gott geboren ist, begehrt die Dinge Gottes. Der Apostel erklärt im 5. Verse, dass wir durch Glauben den Sieg über die Welt davontragen: „Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, welcher glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?“ 

Wir müssen uns hierbei daran erinnern, dass der Mensch Jesus, in dieser Welt als Sohn Gottes dargestellt durch den Geist, von den religiösen Autoritäten Seines Landes gleich einem Missetäter hingerichtet wurde. Und doch war der also Verachtete der einzig kostbare Gegenstand, welchen Gott in dieser Welt hatte. Wenn aber das Kostbarste in den Augen Gottes von der Welt verworfen worden ist, und wenn Gott alles verwirft, was die Welt hochschätzt, dann erscheint diese in ihrem wahren Lichte. Und in der Tat, von dem Augenblick an, wo wir verstehen, dass der arme Zimmermannssohn der verherrlichte Sohn Gottes ist, haben wir den Glauben, der die Welt überwindet und sie als das betrachtet, was sie ist. Unsere Wünsche stehen alsdann schnurstracks im Gegensatz, zu den Wünschen dieser Welt, da wir eine andere Welt besitzen. Wohl sind wir noch in dieser Welt, um in ·ihr zu leben und zu arbeiten; im Übrigen aber ist sie für uns nur ein Gegenstand, den wir zu überwinden haben.

Das Zeugnis Gottes (V. 6 - 13) ist überaus wichtig. Aus der durchbohrten Seite Jesu kam Blut und Wasser hervor. Das Zeugnis ist auf dieser Erde abgelegt worden; wir haben es unter uns und in uns, wenn wir glauben. Gott bezeugt, dass Er uns das Leben gegeben habe, und dass dieses Leben in Seinem Sohne ist. Er legt dieses Zeugnis hienieden in dieser Wüste ab, um uns durch dasselbe die nötige Sicherheit und Gewissheit zu geben und uns dadurch über jeden Zweifel bezüglich des ewigen Lebens zu erheben. Gott gibt Zeugnis über Seinen Sohn, und dieses Zeugnis ist an uns gerichtet, damit wir dasselbe im Glauben aufnehmen. 

Es handelt sich hier nicht um ein Zeugnis, das Gott über uns ablegt; auch nicht um ein Zeugnis, durch welches wir wissen sollen, dass Christus für uns gestorben ist, sondern um das, was Gott über Seinen Sohn bezeugt. Wer an den Sohn glaubt, dass Gott Ihn aus den Toten auferweckt habe, der hat das ewige Leben; weiter geht das Wort hier nicht. Wohl ist es wahr, dass wir das Zeugnis in uns selbst haben, wenn wir glauben; aber es handelt sich hier ausschließlich um die Person und das Werk Christi. Es gibt drei Zeugen: das Wasser, das Blut und den Geist. Das Wasser ging aus der Seite Christi hervor, das Blut aus Seinem Herzen, und der Heilige Geist kam hernieder auf diese Erde. Das Wasser reinigt. Es bezeugt den Tod Jesu, sowie dass alles in uns dein Tode verfallen ist; aber auch dass wir mit Jesu gestorben sind. Mit dem Erkennen und Festhalten dieser Wahrheit beginnt die Heiligung.

Aber das Wasser genügt nicht; .es handelt sich nicht bloß um Reinigung, wir bedurften auch der Versöhnung. Daher das Blut. Gott bezeugt, dass das Blut Jesu Christi uns reinige von aller Sünde. Das Blut allein gibt dem Gewissen Ruhe vor Gott. Unsere Sünden waren überströmend, aber das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, bezeugt uns, dass sie alle getilgt sind. Wir könnten nicht betreffs der Sünde in Ruhe· vor Gott sein, wenn Gott nicht bezeugte, dass das Blut Jesu Christi von aller Sünde reinigt, und ferner dass- wir« das ewige Leben haben, und dass ·nichts mehr zwischen Gott und uns steht.

Die Gegenwart des Heiligen Geistes auf der Erde gibt Zeugnis von der Verherrlichung Jesu.

Das Zeugnis Gottes hat zunächst einen äußerlichen Charakter, indem es alle Menschen unter Verantwortlichkeit stellt. Gott hat Zeugnis über Seinen Sohn gegeben; wer es nicht annimmt, macht Gott zum Lügner. Dies bestätigt, dass das Leben nicht in dem Menschen, und dass er ferner durch die Sünde gänzlich" verderbt ist. Das ist der Zustand der Welt. Es handelt sich hier nicht um das Gewissen, noch um das Gesetz, sondern um das Zeugnis, welches Gott über Jesum gegeben hat“ Wenn jemand diesem Zeugnis nicht glaubt, so verwirft „er“ den Ratschluss der Barmherzigkeit, der Güte und des Heils. in Jesu, und macht Gott zum Lügner. Das Zeugnis ist also zugleich der Beweis von dem gänzlich verderbten Zustande des Menschen.

Sodann hat dieses Zeugnis für unsere Seelen einen innerlich en Charakter. Christus ist unser Leben, und unser Leben ist verborgen mit Christo in Gott. Wenn Satan uns dasselbe nehmen wollte, so müsste er es zur Rechten Gottes wegnehmen. 

Das Leben ist in Jesu, Jesus ist in uns, und wir haben das Zeugnis in uns selbst; und dieses Zeugnis gibt uns nicht nur völlige Gewissheit von Seiten Gottes, sondern bezeugt uns auch die ganze Macht des Lebens in uns. Nur der Christ kann dieses verstehen, weil er es besitzt. Das Leben Jesu ist in uns, und Sein Geist ist in uns, und darum verstehen wir, was ewiges Leben ist. Es handelt sich nicht um uns, sondern um das Leben. welches im Sohne ist. Es kann keine Ungewissheit zwischen dem Vater und dem Sohne geben; deshalb können auch wir nicht in Ungewissheit sein, weil der Sohn in uns ist.

Das Zeugnis ist also für den Christen nicht ein bloß äußerliches; denn Christus wohnt durch den Glauben in ihm.

Manche meinen, weil das Leben in uns sei, so bedürften wir ein gewisses Zeugnis in Bezug aus uns. Doch nein, das Zeugnis ist in Bezug auf den Sohn gegeben; und Gott erwartet von uns den Glauben, dass dieser verworfene und gekreuzigte Jesus Sein Sohn ist. Möge Gott uns die beglückende Kraft dieser Tatsache erkennen lassen, dass Christus in uns lebt, und dass das von Ihm abgelegte Zeugnis nicht über unsere elende Person, sondern über Seinen Sohn ergangen ist, in welchem Gott uns das ewige Leben geschenkt hat! Möge Er uns geben, dass wir in dem Bewusstsein, Christum in uns zu haben, die Welt überwinden!