Johannes 13 Fußwaschung 1877 BdH

01/16/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Betrachtungen über Johannes 13 BdH 1877

 Kap.13 Passahfest, Fußwaschung

Wir finden in dem vorliegenden Schriftabschnitt zwei Gegenstände, die wir sowohl nach ihrer moralischen Gedankenreihe als auch nach ihrer historischen Ordnung zu betrachten wünschen, nämlich die praktische und wirkliche Reinigung, deren wir bedürfen, um mit Christo teilzuhaben, und die Ruhe, die daraus entspringt.

Wer den gegenwärtigen Zustand des Volkes Gottes genau betrachtet, wird sicher bald die Entdeckung machen, daß sich unter den Gläubigen die wirkliche Ruhe der Seele höchst mangelhaft vorfindet, Wir wollen dadurch keineswegs in Abrede stellen, daß Ernst, Wirksamkeit, Eifer, Erkenntnis und Ver ständnis heutzutage vorhanden sind; und doch kann man all diese Dinge oder wenigstens etliche davon offenbaren und dennoch des wirklichen Friedens und der wahren Ruhe ermangeln. 

Es ist in unseren Tagen wirklich selten, daß man jemanden findet, der sich eines bleibenden, unerschütterlichen Friedens erfreut. Warum? Habt ihr euch, meine geliebten Leser, diese Frage wohl schon je mit Ernst vorgelegt? Woher kommt es denn, daß sich so viele der Vergebung der Sünden erfreuen, und dennoch dieses Friedens ermangeln? Auf diese Frage möchte ich die richtige Antwort geben.

Zwei Grundsätze sind in unseren Tagen unter einer zahl. reichen Menge von Gläubigen wirksam - Grundsätze, durch die sie ihrer Seele Ruhe und Frieden zu verschaffen trachten. Der jine Grundsatz ist der Eifer, in irgendeinem Dienst unablässig 'wirksam und tätig zu sein. Das Herz ist mit Dingen beschäftigt, die an und für sich betrachtet völlig gut und schätzenswert sind, aber die als solche der Seele die wahre Ruhe weder geben, noch geben können, sondern die im Gegenteil nur oft den Mangel an wahrer Ruhe ins Licht stellen. Ach, wie oft begegnet man jemanden, dessen Herz der wahren Ruhe entbehrt, und der seine Wirksamkeit als ein Mittel betrachtet, um diese Ruhe zu erlangen! 

Der zweite Grundsatz, dem man ebensooft begegnet, ist das unablässige Trachten nach Besserung des Fleisches, um auf diesem Wege zur Ruhe zu kommen. Wie viele sonst ernste, aufrichtige Christen haben schon die Behauptung aufgestellt, daß durch eine feste Willenskraft die Unterwerfung des eigenen Willens bewirkt werden könne, und daß durch die Übergabe des eigenen Willens der Wille sich gleichsam selbst töte, und daß man durch diese Handlung der Energie die wahre Ruhe erlange! Ach! wer sein eigenes Fleisch wahrhaft erkannt und gerichtet hat, wird das Anmaßende einer solchen Behauptung gar bald entdecken.

Nun ist es unsere Absicht, nach der Schrift das Hindernis einer wahren Seelenruhe, die in Joh 13 ihren Ausdruck findet, und von welcher uns der irrt Schoße Jesu ruhende Johannes ein Beispiel gibt, zu bezeichnen und zugleich festzustellen, worin diese Ruhe besteht und welches ihre Resultate sind.

Nach unserer Meinung liegt ohne Zweifel die Ursache jenes Mangels an Ruhe und Frieden bei den Gläubigen in dem Um stande, daß ihre Füße nicht gewaschen sind. Daraus entspringt die Unfähigkeit, in prakischer Weise mit Christo, wo Er ist, Gemeinschaft zu haben. Dies aber ist, man beachte es wohl, die Hauptwahrheit, die uns in Joh 13 vor Augen gestellt wird. 

Es ist und bleibt vollkommen wahr, daß der Herr Jesus uns von den tagtäglichen Befleckungen während unseres Wandels rei nigt; aber wir zweifeln nicht daran, daß uns hier noch eine tiefere Wahrheit ans Herz gelegt wird, nämlich die Fähigkeit, bei Christo, wo Er ist, zu bleiben. Es handelt sich hier um eine Reinigung, die uns in den Stand setzt, mit Christo, mit Ihm in Herrlichkeit - an gemeinschaftlichen Interessen teilzuhaben, Das sind unseres Erachtens die Hauptgedanken in Joh 13.

Zunächst sehen wir hier den Herrn „während des Abend essens" als den Mitgenossen der Seinigen in dieser Welt; dann aber „vom Abendessen aufstehend", bricht Er diese Genossenschaft ab und zeigt Seinen Jüngern, wie Er die Macht besitzt und bereit' ist, sie zum Eintritt in ieLn besseres Verhältnis zu befähigen. Diese Handlung ist von höchster Bedeutung, und jedenfalls will der Herr damit sagen:

 „Bis jetzt war ich in Eurer Stellung Euer Mitgertosse; nun aber will ich Euch befähigen, in meiner neuen Stellung meine Mitgenossen zu sein; ich will Euch zu solchen machen, die mit mir in der neuen Sphäre und in der neuen Stätte, in die ich jetzt eintrete, Gemeinschaft haben können". Darauf nimmt Er das Waschbecken, das Wasser und das leinene Tuch; und in dem vollen Bewußtsein, „daß Seine Stunde gekommen", und „daß Er von Gott ausgegangen war und zu Gott hingehe", steht

 Er von dem Abendessen auf, um das Werk Seines neuen Dienstes an den Seinigen zu erfüllen. Daß die Liebe die Quelle unddi'e Triebfeder aller Seiner Wirksamkeit für sie 'ist, sagen uns die Worte; „Da er die Seinigen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende". Wie köstlich ist diese Liebe des Herrn! Wie wunderbar Seine Gnade! Und vergessen wir es nicht, daß diese Zuneigung und diese Liebe trotz allem Wechsel der Zeiten und der Umstände in Seinem Herzen ewig fortdauern.

Es ist daher durchaus. nötig, auf die 'Qüelie und Triebfeder der Handlungen des Herrn unverwandt unsere Blicke' zu richten. Dies ist unser gesegnetes Vorrecht; und dennoch, ach! wie wenig verstehen unsere Herzen, daß alle Beweggründe Seines Tuns ii Ihm Selbst zu suchen und zu finden sind! Doch es ist eine unumstößliche Tatsache, daß die Beweggründe, die das Getriebe Seiner Gnade in Tätigkeit setzen, in Seinem eigenen Herzen ihren Platz haben. 

Nur weil es das Wohlgefallen Seines Willens ist, befähigt Er die Seinigen, in Seiner Gegenwart zu erscheinen und mit Ihm in der neuen Stellung, in die Er ge treten ist, Gemeinschaft zu haben. Nur Er vermag das zu vollbringen, was Seinem eigenen Herzen entspricht. Habt ihr, ge liebte Leser, das Gefühl, daß dem Herzen dieses teuren Herrn nichts köstlicher, nichts angemessener ist, als euch für Seine Gegenwart fähig zu machen? Seid ihr wirklich in euren Seelen überzeugt, daß es das Verlangen Seines Herzens war, solche

Elende, wie wir von Natur sind, zu befähigen, mit Ihm in der neuen Stellung, in die Er eingetreten ist, Gemeinschaft machen zu können? Ja wahrlich, nicht nur unser Elend und unsere Bedürfnisse, sondern die Zuneigungen Seines Herzens sind die Triebfedern Seiner Wirksamkeit gewesen, uni uns für Ihn, wo Er ist, passend zu machen. Zu diesem Zweck „goß er Wasser in das Waschbecken und fing an, die Füße der Jünger zu waschen und mit dem leinenen Tuch abzutrocknen, womit Er umgürtet war".

Der freundliche Leser möge mir erlauben, folgende Fragen an ihn zu richten: Kennst du die Bedeutung dieser Handlung, die der Herr Jesus an dir vollzieht? Erkennst du es als eine Tatsache der Gegenwart, daß Er. deine Füge in Seiner Hand hält? Weißt du es zu schätzen, der Gegenstand einer solchen, von Ihm geübten Handlung zu sein, einer Handlung, die nichts Geringeres bezweckt, als jede Spur von Befleckung zu entfernen, die dein Verbleiben in Seiner Gemeinschaft verhindern könnte, an der Sein Herz eine weit größere Freude genießt, als du selbst in deiner Gemeinschaft mit Ihm? Hast du das Bewußtsein, daß deine Füße gewaschen sind, und unterwirfst du dich, daß sie gewaschen werden? 

Hältst du dem Herrn bereitwillig die Füße hin, damit Er sie wasche? Findest du es für 'notwendig, daß Er Sich um deinetwillen umgürtet, iumdadurch, daß 'Er deine 'Füße wäscht, alles zu entfernen, was dich für Ihn selbst und für Seine Gemeinschaft unpassend macht? Diese Fragen umfassen einfache, dir vielleicht längst bekannte Dinge; aber solche alten Dinge müssen öfters in die Erinnerung zurückgerufen werden; denn wie schnell, gerade weil sie längst bekannt sind, entschwinden sie unserem Bewußtsein, zumal das, was in und um uns vorgeht ganz dazu angetan ist, unsere Blicke von ihnen abzulenken!

Ich habe diese Fragen gestellt, um dadurch die Bedeutung und Notwendigkeit der Fußwaschung von seiten unseres Herrn hervorzuheben. Ach, wie wenig fühlen die meisten Christen in der gegenwärtigen Zeit die hohe' Bedeutung dieser gesegneten Handlung! Ja, wir dürfen es uns nicht verhehlen, daß es im allgemeinen mehr oder weniger bei uns allen an einer völligen Unterwerfung unter die Kraft des durchbohrenden, zerteilenden, die Seele. durchdringenden Wortes mangelt, um alles, selbst das Geringste, was für die Gemeinschaft mit Christo ungeziemend und unpassend ist, zu richten und hinwegzutun.

Ich will bei dieser Gelegenheit an eine Schriftstelle erinnern, die uns die hohe Bedeutung der Fußwaschung aufschließt, und die in unse= rem Herzen stets einen Platz finden sollte. „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zwei= schneidige Schwert, und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Gesinnungen des Herzens; und kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, sondern alles bloß und aufgedeckt vor den Augen. dessen, mit dem wir es zu tun haben" (Hebr 4, 12. 13).

Hier haben wir also die göttliche Erklärung von der Art und Weise, in welcher der Herr, und zwar durch das Wort Gottes, alles, was unsere Gemeinschaft mit Ihm stört und hindert, auf.- deckt und hiriwegräumt. Daß unter dem Wasser das Wort Gottes zu verstehen ist, zeigt uns die Heilige Schrift an verschie denen Stellen. 

Das Wasser ist die reinigende Kraft, die alles beseitigt, was mit der Gegenwart des Herrn nicht verträglich ist. Wenn das lebendige Wort das Gewissen und die Seele durchdringt, bringt es uns in die Gegenwart Gottes; und das göttliche Urteil wirkt durch das Wort auf alles, was sich in uns befindet Auch ist es beachtenswert, daß in dieser angeführten Stelle sowohl das geschriebene, als auch das fleischgewordene Wort einen Platz findet; denn zuerst lesen wir:

 „Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert usw." und dann: „kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, sondern alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben". Von wessen Augen ist hier die Rede? Ohne Zweifel von den Augen Gottes. Nun, was von Gott wahr ist, ist auch von Seinem Worte wahr, und die Vollkommenheiten des hochgelobten Gottes, die durch dringende, wirkende Kraft dessen, der die Überlegungen und. Gesinnungen des Herzens kennt, sind auch Seinem Worte zu geschrieben. 

Ich hebe dies mit ganz besonderem Nachdruck hervor, weil ich fürchte, daß unseren Seelen oft das Gefühl von der Erhabenheit und Bedeutung des Wortes mangelt; denn wie ganz anders würde es oft auf unser Gewissen wirken, wenn wir es wirken ließen unter dem Eindruck, daß wir es mit Gott selbst zu tun haben! Wir sollten stets die Frage an uns richten: „Nimmt das Wort Gottes wirklich in unserem Herzen den Platz ein, den die Heiligen der vergangenen Zeiten ihm einräumten?" 

Es ist zwar durchaus nicht zu leugnen, daß die Christen unserer Tage im allgemeinen eine weit klarere Erkenntnis besitzen und auch vielleicht einen größeren Eifer an den Tag legen, als die Gläubigen vor etwa fünfzig Jahren; aber ich frage, ob die Macht, die das Wort Gottes damals auf die Seelen ausübte, auch heutzutage in demselben Grade ihren Einfluß auf die Gewissen derer besitzt, die ernten, was andere gesät haben? Ach! ich fürchte, daß es nicht viele Christen gibt, die es als ein köstliches Vorrecht betrachten, jeden Gedanken, jeden Beweggrund, jede Handlung des Lebens der durchdringenden, scheidenden Kraft des lebendigen Wortes zu unterwerfen.

Kann es unter solchen Umständen unsere Verwunderung erregen, wenn man in unseren Tagen so vielen Seelen begegnet, die keine wirkliche Ruhe, keinen wahren Frieden genießen? Wenn es an der Anwendung des Wassers, d. h. an der Anwendung des Wortes Gottes auf unser Gewissen mangelt, so daß wir nicht von allem, was mit der Gegenwart Gottes unverträglich ist, gereinigt werden, so ist es selbstverständlich, daß keine wahre Ruhe vorhanden sein kann; ja, es ist sogar die Güte Gottes, die uns den Genuß dieser Ruhe nicht gestattet, so lange wir uns in einem Zustande befinden, der für Seine heilige Gegenwart unpassend ist.

Indes möchte ich im Blick auf die Fußwaschung noch die Bemerkung hinzufügen, daß wir die hohe Bedeutung dieser Handlung sehr unterschätzen, wenn wir darin nur die Reinigung von dem erblicken, was mit Seiner heiligen Gegenwart durchaus unverträglich ist. Vielmehr sollten wir auch daran denken, daß unser teurer Heiland unzählige Dinge voraus sieht und unzähligen Dingen zuvorkommt, welche die Gemein schaft sofort stören würden, wenn sie in uns Eingang und Duldung fänden. Dies ist mir so riecht zum klaren Bewußtsein gekommen, als ich kürzlich von demselben Gesichtspunkt aus einen anderen Abschnitt des Wortes betrachtete. Wer wollte die Fußwaschung, die Tatsache der Wiederherstellung von seiten des Herrn in Gnade, in ihrer vollen Tragweite leugnen?

Aber wie viele Fälle in der Geschichte der Heiligen würden wir in einem ganz anderen Lichte betrachten, wenn unsere Herzen begreifen lernten, wie oft der Herr der Wirksamkeit solcher Grundsätze zuvorkommt, die unbedingt eine moralische Form zwischen Ihm und uns hervorbringen würden. Ja, wahrlich, Er zeigt in Seiner gnadenreichen Fürsorge ebensowohl Seine vorbeugende, als auch Seine reinigende Kraft.

Dies ist eine Er fahrung, die der Apostel Paulus gemacht hat; denn wir lesen in 2. Kor 12, 7 die Worte: „Und auf daß ich mich nicht durch die Überschwenglichkeit der Offenbarungen überhebe, wurde mir ein Dorn für das Fleisch gegeben, ein Engel Satans, auf daß er mich mit Fäusten schlage, auf daß ich mich nicht überhebe" Hier war für den Augenblick, wie wir sehen, keine Ursache zu einer moralischen Trennung zwischen dem Apostel und Christo vorhanden. Das Fleisch war in Paulus nicht wirksam gewesen; aber das Fleisch war vorhanden und konnte wirksam werden; es war der Grund da, aus dem eine sokhe Trennung hätte entstehen können. Alles, was das Fleisch zur Wirksamkeit treiben kann, ist im Menschen vorhanden, selbst wenn er bis in den dritten Himmel entrückt worden ist. Darum sagt der Apostel: „Auf daß ich mich nicht überhebe, wurde mir ein Dorn für das Fleisch gegeben".

Dieser Gedanke findet leider oft nicht die ihm gebührende Beachtung und übt daher auch nicht seinen vollen Einfluß über unsere Herzen aus.. Wir begnügen uns, zu wissen, daß der durch die Wirksamkeit des Fleisches hervorgebrachte übelstand der gestörten Gemeinschaft infolge der fortdauernden Tätigkeit des Herrn wieder behoben wird, und wir geben zu wenig dem Wunsche Raum, daß Er Sich vorbeugend der Mittel bedienen möge, um zu verhindern, daß eine solche Gemeinschaftsstörung eintritt. 

Sicher, wenn wir über diese Dinge ruhig nachdenken, würde das ein helles Licht auf den Weg werfen, den wir geführt werden; und wir würden die Leiden und Trübsale, tsowie andere unserer Natur widrigen Umstände mit ganz anderen Augen betrachten, und mit einem göttlichen Bewußtsein im Herzen, es klar erkennen, daß Er, der hinaufgestiegen ist, uns mit ewiger Liebe liebt und immerfort an uns denkt und mit uns beschäftigt ist. Er weiß, daß sich in uns eine Natur befindet, auf welche die verschiedenartigsten Einflüsse wirken, die uns aus

Seiner Nähe entfernen; aber Er kennt auch genau den Augen blick, wo es nötig ist, durch Seine gnadenreiche Dazwischen-- kunft dem vorzubeugen. Ein solcher Gedanke stellt selbst in den dunkelsten Tagen die Dinge in das hellste Licht. Wie köstlich und anbetungswürdig ist diese Liebe, die sich nicht nur her abläßt, um die Befleckungen der Seele abzuwaschen, sondern die auch der Wirksamkeit der bösen Natur in mir zuvorkommt, einer Wirksamkeit, die mich moralisch von Ihm trennen und zwischen Ihm und meinem Herzen eine Schranke aufrichten würde!

Außerdem gibt mir diese gnadenreiche Dazwischenkunft des Herrn das Vorrecht, in Gemeinschaft mit Gott zu lernen, was das Fleisch ist, so daß ich nicht nötig habe, es erst dann kennen zulernen, nachdem Satan an mir seine Macht ausgeübt und mich durch Betrug der Sünde überlistet hat, denn auf die eine oder die andere Weise müssen wir das Fleisch kennenlernen.

Wer es nicht mit Gott wie Paulus in 2. Kor 12 kennenlernt, der muß es mit dem Teufel wie Petrus kennenlernen. Wie ernst ist dieser Gedanke! Für Pa.ulus aber War es die erbarmende, zuvorkom mende Liebe des Herrn, die ihn sagen ließ: „Es wurde mir ein Dorn für das Fleisch gegeben!" Oh, welch ein Vorrecht, einen solchen Heiland, einen so treuen Hirten, einen solchen Freund zu besitzen, für dessen Herz so elende Geschöpfe, wie wir sind, einen Wert haben, weil wir die Gabe Seines Vaters und die Frucht Seiner unvergleichlichen Liebe sind!

Geliebter Leser! Weißt du jetzt, was es heißt, für die Gemeinschaft mit dem Herrn passend zu sein? Hat dein Herz in bezug auf diese Gemeinschaft etwas empfangen? Ach! ich fürchte, daß nur wenige diese praktische Gemeinschaft wirklich genießen, und daß mancher sogar nicht einmal diesen Mangel fühlt und sich nicht nach einem solchen Genuß sehnt. Sind deine Gefühle, deine Gedanken in Übereinstimmung mit denen des Christus in der Herrlichkeit? Oder mußt du bekennen, daß dein Herz wenig davon versteht? Vielleicht sagst du: „Ich bin glücklich!" Dies mag völlig wahr sein, ich zweifle nicht daran; aber durch die Fußwaschung für die Gegenwart Gottes befähigt zu sein, so daß alles hinweggetan ist was nicht mit Gottes 'Gegenwart harmoniert, ist eine ganz andere Sache.

Denn erst in diesem Falle gibt es für uns kein Hindernis mehr, in völliger Gemeinschaft mit Ihm, wo Er ist, zu sein und die aus dieser Gemeinschaft entspringende Ruhe zu genießen.

Die Ursache des Mangels an Ruheunter den Gläubigen liegt also darin, daß sie kein Teil mit Christo haben, weil ihre Füße nicht gereinigt sind. Ja, ihre Füße sind nicht gewaschen, und dadurch ist zwischen ihrem Herzen und Christo eine Kluft entstanden. Sollte das etwa in diesem Augenblick auch bei dir der Fall sein, mein Leser?

 Besteht etwa auch in deinem Herzen eine Schranke zwischen dir und Christo? Ist die Gemeinschaft in irgendeiner Weise gestört? Ach! du solltest stets das Gefühl haben, daß wenig dazu gehört, um diese Störung zu bewirken. Aber wie bedenklich ist es, wenn wir unsere Füße Seinen Händen entziehen und Ihn eine Zeitlang verhindern, sie uns zu waschen, oder das Wort unsere Gewissen durchdringen zu lassen. Ich rede hier nicht von dem Selbstgericht, das bei uns vorhanden sein sollte, und das eine natürliche Folge Seiner Tätigkeit sein wird, sondern nur von dem, was Er in der Fußwaschung zu unseren Gunsten tun will. 

Die Fußwaschung ist Seine Sache, nicht die unsrige. Aber wir können unsere Füße Seinen teuren Händen entziehen und Ihn an der Tätigkeit Seiner Liebe hindern, so daß 'die moralische Ferne zwischen Ihm und uns bestehen bleibt und Seiner Liebe nichts anderes übrigbleibt, als uns auf dem Wege schwerer Züchtigungen zu belehren und wiederherzustellen. Doch bedenken wir, welch ein wunderbares Werk ist die Fußwaschung für uns arme Geschöpfe! Welch eine Gnade, Die Sich erniedrigt, um uns die Füße zu waschen und uns von allem zu reinigen, was nicht mit Ihm im Einklang steht! Es kann nicht das Geringste da sein, oder Er ist bemüht, es sorgfältig zu beseitigen; denn gerade darin zeigt sich die Vollkommenheit Seiner Liebe, daß Er nichts durchgehen läßt. Unsere Selbstsucht, unsere Eigenliebe würde manches hindurchschliipfen lassen; aber Seine Liebe stellt alles ins Licht.

 Die Selbstsucht bewegt sich in ihrem eigenen Kreis; die Liebe aber beschäftigt sich mit einem Gegenstand und opfert sich für den auf; sie denkt nur an das Wohl dieses Gegenstandes und duldet an ihm nicht das Geringste, was nicht mit ihr im Einklange steht. Und warum? Um die Freude zu genießen, ihren Gegenstand so zu sehen, wie gie selbst ist. Wer vermöchte die Freude des Herrn Jesu zu ergründen? Wer wäre imstande, diese Seine Freude uns bei Sich in Seiner Gemeinschaft zu haben, auch nur in geringem Maße mit Ihm zu fühlen? 

Oh, sicher wird Seine Freude, mit uns Gemeinschaft zu haben, ungleich größer und tiefer sein, als unsere Freude, wie vollkommen wir sie auch droben in Seiner Herrlichkeit genießen werden. Und diese Freude ist der Beweggrund und die Triebfeder jener herrlichen Handlung, die uns in Joh 13 vor Augen gestellt wird.

In der gegenwärtigen Zeit, wo so viel Eifer und äußere Tätig keit in die Erscheinung tritt, und wo man so leicht die gesegnete Person Dessen, Dem unsere ganze Arbeit gewidmet sein sollte, aus dem Auge verlieren kann, ist es vor allem nötig., gerade das mit allem Nachdruck hervorzuheben, was das Teil des Herrn Jesu ist. Ich bin völlig überzeugt, daß das Herz Jesu in unseren Tagen kein anderes Zeugnis von den Seinigen begehrt, als sie zu finden nicht als solche, die sich durch große Dinge auszeich nen und Großtaten vollbringen, sondern als solche, die Sein Gott und Vater selbst mit dem Zeugnis bezeichnen kann, daß sich ihre Herzen ganz der Macht und dem Einfluß Seines vielgeliebten Sohnes unterwerfen und es laut bezeugen, wie in Ihm alle Fülle ist. 

Wahrlich, Er sucht Zeugen der Gnade und der Macht Jesu, auf daß Er andere, schwache, niedergebeugte Herzen zu ihnen führen und sagen könne: „Mein geliebter Sohn kann für Euch tun, was Er für sie getan hat". Hast auch du, mein geliebter Leser, in dir das göttliche Bewußtsein, daß Gott dich in dieser Welt zurückgelassen hat als ein Beispiel von dein, was Christus für solche armseligen Geschöpfe, wie wir sind, zu tun vermag? 

Er kann unsere Herzen so erfüllen, daß sie überströ men und fähig sind., Ihn an jener herrlichen Stätte zu genießen, wo Er Sich in ewiger Ruhe und Freude befindet. Der Herr möge uns daher Gnade geben, daß wir uns Seinen Händen nicht entziehen, sondern uns beständig vor Ihm im Lichte Seines Wortes befinden mögen, um durch das Wort alle Beweggründe unseres Herzens zu beurteilen und auf diesem Wege Seine völlige Freude und Ruhe zu genießen. 

Er wird es in Seiner Liebe nicht vermeiden, unsere--Gewissen die Schärfe Seines Wortes fühlen zu lassen. Aber fürchten wir uns nicht, jeden Gedanken unseres Herzens, jeden Trieb unserer Seele der durchdringenden Kraft

Seines Wortes zu unterwerfen; fürchten wir uns nicht, uns durch dieses Wort durchbohren zu lassen! Wir sollten nichts anderes fürchten, als dieses teure Wort von uns zu entfernen und uns der herzerforsch.enden Wirkung des Wortes zu entziehen. Vor dem Worte Gottes aber sollten wir uns nie fürchten. Sollten wir die Liebe fürchten, die stets bemüht ist, das Beste für uns zu tun? Es ist die Liebe Jesu. Die Gedanken und Gefühle Seines Herzens sind, uns zu segnen. 

Wir sind die Gefäße, die Er so gern dazu bereiten möchte, damit Seine Freude in uns bleibe und unsere Freude völlig sei. Nur auf diesem Wege werden wir die Erfahrungen der wirklichen Ruhe, des wahren Friedens machen; denn dann wird jedes Hemmnis, jedes Hindernis beseitigt sein. Wie rührt es unsere Herzen, wenn wir die Worte lesen: „Einer aber von seinen Jüngern, den Jesus liebte, lag zu Tische in dem Schoße Jesu". Hast auch du, mein teurer Leser, das Bewußtsein, daß Er deine Füße gewaschen hat, so daß du auch in Seinem Schoße ruhen kannst? Das eine muß notwendig dem anderen vorausgehen. Welch ein gesegneter Platz für ein ermüdetes Herz! Ja noch mehr. Das Mitgefühl Jesu reicht völlig hin um jeden Heiligen in Seinem Schoß Platz finden zu lassen.

Ruhst du wirklich in Seinem Schoß, an Seiner Brust, mein teurer Leser? Dies ist das Bild einer herrlichen Sache. Bist du Ihm so nahe, bist du so vertraut mit Ihm, daß Er die vollkommene Ruhe deiner Seele ist? Es handelt sich hier nicht um das, was Wir von Ihm empfangen, sondern Er Selbst will unsere Ruhe sein. 

Tritt etwas zwischen uns und Christo, so können wir, so lange dieses Etwas vorhanden ist, keine wahre Ruhe genießen; denn in einem solchen Zustand scheut unser Herz Seine Gegenwart, weil in ihr das, was zwischen uns und Ihm besteht, eine Beleuchtung und Beurteilung veranlassen würde. Das aber ist die Ursache, daß so wenige Seelen das Alleinsein mit Jesu und mit Gott zu ertragen vermögen. Um dieses zu können, muß zwischen Ihm und uns alles in Ordnung sein. 

Als Jakob allein gelassen war, kam ein Mann, der mit Ihm rang, bis die Mor' genröte aufging. Joseph, allein mit seinen Brüdern, gab sich ihnen zu erkennen. Kein anderer war zugegen. Ach, wie viele Christen suchen Zerstreuung in den Dingen, womit. sie sich umgeben, und selbst in den christlichen Dienstleistungen, die sie vom Morgen bis zum Abend ausüben, um nur nicht mit Christo und mit Gott allein zu sein! Traurige Wahrheit! Wenn zwischen Ihm und uns nichts hinderndes ist, dann können wir und werden wir gern mit Ihm allein sein und werden unsere Ruhe in Seiner Gegenwart finden: ja, Seine Gegenwart ist dann die Ruhe unseres Herzens. Darum noch einmal, mein Leser:. Ruhst du im Schoß Jesu?

Mit einem Wort: Ich muß in der Nähe Jesu sein, da wo Er ist. Es ist nicht genug, Ihn als meinen Heiland, meinen Sündentilger zu haben; es ist auch nicht genug, bei Ihm in den Tagen der Trübsal Zuflucht und Hilfe zu suchen, sondern ich muß einen Christus haben, der meine Füße wäscht, der mich von allem reinigt, was nicht in die Gegenwart Gottes. paßt, damit für mich kein Hindernis da sei, um in die Umstände Christi einzugehen. 

Wer sich im Genuß des Segens der Gemeinschaft mit Christo befindet, der kann mit dem Apostel sagen: „Ich ver gesse, was dahinten, und strecke mich aus nach dem, was vorn ist". Wenn ich genieße was droben ist, lenkt das mein Herz ab von dem, was eine trügerische Nachbildung jener wahren Güter ist. Die Kinder dieser Welt trachten nach dem Irdischen, weil sie das wahre Gut nicht besitzen. Wenn sie es besäßen, so wäre ein richtiger Maßstab in ihrer Hand, um die irdischen Dinge beurteilen zu können, nach denen sie sicher nicht begehren

würden. Niemand kann erkennen, was nach dem Urteil Gottes

falsch ist, es sei denn, daß er das Wahre kenne. Wer die Wahr heit nicht erkennt, wird nicht die Wahrheit und den Irrtum zu unterscheiden vermögen. Wenn man aber das Bessere besitzt, kann man das Geringere erkennen und man begehrt es nicht.

Wenn ich mit Christo ein gemeinschaftliches Interesse habe, so weile ich gern in Seiner unmittelbaren Nähe. Seine Gegenwart ist die Ruhe meiner Seele. Wo diese Ruhe zu finden ist, zeigt uns der 23. Psalm. Der leitet uns nicht zu irgendeiner irdischen Stätte; denn die Erde besitzt keine „grünen Auen", und ebensowenig fließen hienieden die „stillen Wasser".

Wie könnten im Sande der Wüste „grüne Auen", in den Stürmen dieser Welt „stille Wasser" zu finden sein? Nein, hier gibt es

weder „grüne Auen", noch „stille Wasser"; hienieden gibt es nur Eitelkeit und Unruhe. Aber von dem Augenblick an, wo

mein Herz die Nähe Jesu kostet und an diesem Genuß mich nichts hindert, kehre ich den irdischen Dingen, ja, den besten Gütern dieser armen Erde den Rücken. Dann werden auch die Nachbildungen Satans und alle seine verf-ührerischen Kunstgriffe auf einmal bloßgestellt und richtig von mir beurteilt. Ich finde durch den Glauben im Himmel die „grünen Auen" und die „stillen Wasser"; und die Freude meines Herzens macht mich fest gegen alles, was nicht mit der Gegenwart Christi harmoniert; denn nur Er allein ist es, der meine Seele völlig befriedigt.

Ich möchte noch folgendes hervorheben. Wenn wir im Schoße Jesu liegend, in Seiner Nähe zur Ruhe gebracht sind, befinden wir uns an der rechten Stelle, um Seine Mitteilungen zu empfangen. Oh, wie gesegnet ist es, in Seiner Gegenwart zu sein und auf die Mitteilungen Seines Mundes lauschen zu können! Dort vergißt man sich selbst und alles, was um uns ist, dort versteht man es, die Welt und ihre Unruhe beiseitezusetzen und in Seine göttlichen Gedanken einzugehen. Betrachten wir diesen Gegenstand im Licht des vorliegenden Kapitels, wo wir die Worte lesen: 

„Als Jesus dies gesagt hatte, ward er im Geiste erschüttert und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich überliefern. Da blickten die Jünger einander an, zweifelnd, von wem er rede, Einer aber von seinen Jüngern, den Jesus liebte, lag zu Tische im Schoße Jesu. Diesem nun winkt Simon Petrus, damit er forschen möchte, wer es wohl wäre, von welchem er rede. Jener aber, sich an die Brust Jesu lehnend, 'spricht zu ihm: Herr, wer ist 'es" (Verse 21-25)? 

Welch eine Ruhe zeigt sich in dein Benehmen des im Schoß Jesu liegenden Jüngers! Wie zutraulich und vertrauens voll wendet er sich an seinen geliebten Herrn und Lehrer! Was könnte gesegneter sein! Dem, der sich in der unmittelbaren Nähe des Herrn befindet, räumen die anderen das Vorrecht ein, sich wie ein Freund in dieser zutraulichen Weise an Ihn zu wenden. Der etwas entfernt stehende Petrus gebraucht die Nähe zu Jesu, worin sich Johannes befindet, um nicht nur die Zweifel seines eigenen Herzens zu beschwichtigen, sondern auch um die Geheimnisse des Herzens Christi zu erfahren. Petrus fühlte, daß der im Schoß Jesu ruhende Gefährte fähig sei, diese Geheimnisse zu erforschen und ihre Offenbarung erfahren werde.

Oh, mein geliebter Leser, wie wichtig ist dies! Der Herr Jesus kann die Geheimnisse Seines Herzens nicht dem femstehenden Jünger mitteilen. Befindest du dich nicht in der Nähe, so kannst du weder Seine Geheimnisse, noch Seinen Willen, nach Sein Verlangen und die Wünsche Seines Herzens erfahren, Ich sage nicht, daß Er dich nicht liebt, aber wenn du einen entfernten Platz eingenommen hast, so kann keine Vertraulichkeit zwischen dir und Ihm sein, und es bleibt der Tätigkeit Seiner Liebe nichts anderes übrig, als dich praktisch in Seine Nähe zu bringen, damit Er die Freude habe, mit dir verkehren zu können, denn es ist das Verlangen Seines Herzens, dies zu tun. 

Die anderen Jünger waren nicht nahe genug, um die Geheimnisse des Herzens Christi erfahren zu können. Nur Johannes war dazu fähig; er konnte mit aller Zuversicht die Frage an. den Herrn richten: „Herr, wer ist es?" Er befand sich in. völliger Ruhe, um die Antwort seines geliebten Herrn und Lehrers empfangen zu können. Ich frage noch einmal: „Befin dest du dich in dieser gesegneten Ruhe? Ist auch dein Herz von diesem Vertrauen und durch diese Ruhe erquickt?" 

Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß wir Ihm öfters Mitteilungen machen, aber daß wir uns selten in völligem Frieden und in Seiner unmittelbaren Nähe befinden, die für Ihn geeignet erscheint, um uns Mitteilungen machen zu können. Und eben weil diese süße, verborgene Gemeinschaft mit Ihm so mangelhaft ist, so tragen wir auch so wenig das Bewußtsein in uns, daß es das Verlangen Seines Herzens 'ist, uns in Seiner Nähe zu haben, ja, daß es Seine höchste. Freude ist, uns alles, was Er an Liebe in Sich schließt, ohne Rückhalt offenbaren zu können. Oh, möchte der Herr uns doch diese Ruhe der Seele, dieses geöffnete Ohr verleihen, um mit Begierde auf das horchen zu können was Er uns nach dem Wohlgefallen Seines Herzens so gerne sagen möchte!

Laßt uns mit denselben Gefühlen, die uns bei Betrachtung des uns vorliegenden Kapitels geleitet haben, auch einen Blick werfen auf die Szene, die uns in Kapitel 21 desselben Evangeliums vorgeführt wird. Hier lesen wir die Worte: „Da sagt der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist .der Herr!" Auch das ist eine Wirkung der Nähe des Herrn.

Man ist fähig, die Handlung des Herrn zu verstehen, wenn man die handelnde Person kennt; denn die Handlung steht mit der Person in Verbindung Jedoch ist es nötig, hinzuzufügen, daß wir nicht Seine Nähe suchen und Seine Gegenwart genießen sollen, um Seine Mitteilungen. und Offenbarungen zu erfahren, und um sagen zu können: „Es ist der Herr!" sondern daß wir diesen gesegneten Platz um Seiner Selbst willen einnehmen müssen. Nur aus diesem Grunde können wir uns in den Schoß Dessen legen, der Seine Wonne daran hat, uns dort zu sehen, und zwar deshalb, weil die Liebe zu Seiner Person uns dahin geführt hat.

Hiermit schließe ich. Meine Worte sind schwach7 vielleicht noch schwächer, als ich es selbst fühle. Der Herr aber möge jedes Hindernis aus unseren Herzen entfernen und uns bereitmachen, unsere beschmutzten Füße Seinen Händen anzuver trauen, damit Er sie waschen und uns durch Sein Wort von allem reinigen könne, was uns moralisch unfähig macht, in Seiner Gegenwart, in der Gemeinscha.ft mit Ihm, dort an jener herrlichen Stätte, wo Er ist, zu bleiben.

 Auf diesem Wege wird sich nichts zwischen Ihn und uns drängen können und wir werden, was das Verlangen und der Wunsch Seines Herzens ist, wie Johannes in zutraulicher Weise unser Haupt an die Brust Jesu legen können. Wir können versichert sein, daß es kein vorgezogenes Kind in. der Familie Gottes gibt, und daß niemand bevorzugt ist, einen Platz über den anderen einzunehmen; nein, dieser Platz am Herzen Jesu ist allen geöffnet, und dort ist für alle Raum. Der Schoß Jesu, Sein Herz und Seine Zuneigungen sind für alle die Seinigen; alle sind eingeladen, ihr Haupt an Seine Brust zu lehnen, dorthin wo Johannes sein Haupt lehnte.

Möge der Herr es uns schenken, in einer Zeit der Unruhe, der Verwirrung und der Wirksamkeit auf religiösem Gebiete, in einer Zeit, wo der menschliche Geist mehr nach der Quantität (Menge), als nach der Qualität (Güte) seines Tuns trachtet, an das zu denken, was dem Herzen und den Zuneigungen Christi entsprechend ist! 

Möge Er uns fähig machen, uns zu der Höhe unserer Berufung zu erheben, das Glück zu genießen, in unserem geringen Maße arbeiten zu können, und auf dem einsamen, vielleicht beschatteten Pfade mit dem Bewußtsein zu wandeln; „Es ist meine Freude, den Zuneigungen, den Erbare inungen des Herzens Dessen zu dienen, der Sich Selbst für mich hingegeben hat".