Johannes 3,36 Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben, Georg von Viebahn

11/07/2022
von Christ-und-Buch Rolf Rosskopf

Johannes 3,36 Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben, Georg von Viebahn

Die Entscheidungsfrage auf dem Kutschbock
Ein junger Mann, der die Welt genießen wollte, hatte eine betende, gläubige Mutter, die oft mitBN8596.jpg?1667815126880 ihm über den Ernst der Ewigkeit sprach. Aber ihr ernstes Zureden wurde dem Sohn, welcher sein ausschweifendes Leben nicht lassen wollte, zu viel. Er wollte von der frommen Mutter nicht länger gequält sein. Erwar Kutscher, suchte und fand eine Stelle am andern Ende des Vaterlandes bei einer reichen Gutsherrschaft.
Er dachte: „Nun habe ich Ruhe vor der alten Mutter" — aber ihre Gebete begleiteten ihn. Er wußte nicht, daß er in den Dienst eines ernsten Christen geraten war. Am Tag nach seinem Eintritt hatte er angespannt, um seinen Herrn auszufahren. Dieser setzte sich aber nicht in den Wagen, sondern neben Johann auf den Bock.
„Aha", überlegte der Junge, „dein Herr will sehen, ob du gut kutschierst." Kaum waren sie hinausgefahren, da wandte sich sein Herr zu ihm, schaute ihn an und fragte:
„Johann, bist du bekehrt?"
Johann war so viele Meilen in die Ferne gezogen, um dies eine Wort „bekehrt" nicht mehr zu hören. Nun vernahm er es am ersten Tag.
Er schnellte von seinem Sitz empor, wie mit einer Nadel gestochen. Ja, ein Pfeil Gottes hatte sein Herz durchbohrt. Es verging ganz kurze Zeit, da empfing die Mutter diesen Brief:
„Mutter, ich bin bekehrt; dein Kind, das verlorene, ist gefunden worden; dein Sohn, der tot war, ist lebendig geworden, Jesus hat mich gerettet!"
Jesaja 55,8: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr."

130 Heut lebst du, heut bekehre dich!
Die meisten jungen Leute leben so, daß sie ihre Tagespflicht erfüllen, der eine eifrig mit voller Treue, der andere, soviel er eben muß, mancher auch lässig - dann folgen Spiel und Sport, das Wirtshaus, die Tagesgespräche, die Zeitungen.
Dies war auch das Leben eines Gerichtsreferendars zu Berlin, der nie daran gedacht hatte, daß auch ihm gesetzt war, einmal zu sterben und danach das Gericht. Eines Tages wurde er schwer krank, mußte seine Akten und Prozesse beiseite lassen, und statt in Kaffeehäusem und lustiger Gesellschaft zu sitzen, lag er in hitzigem Fieber in seinem Zimmer.
Einer seiner Freunde, ein Arzt, kam fleißig, schüttelte aber nach einigen Tagen bedenklich den Kopf. Vom Sterben sagte er nichts, noch weniger, daß es für den Kranken Zeit sei, Haus und Herz zu bestellen. Sie gehörten ja beide zu den Weisen dieser Welt, welche meinen, längst über die Bibel hinaus zu sein. Gott und Ewigkeit? Welcher gebildete Mensch sollte sich mit derartigen Dingen noch aufhalten? Solche Leute sind, wie die Schrift sagt, „entfremdet von dem Leben aus Gott, keine Hoffnung habend und ohne Gott in der Welt."
Da an dem Fenster, wo der Kranke lag, Zugluft herrschte, ließ der Arzt das Bett in die Ecke rücken, dicht an eine Tür, hinter welcher ein Schneidermeister mit seiner Familie wohnte. Dieser treue Vater examinierte eines Tages seinen Sohn, ob er sein Lied zur Religionsstunde gelernt habe. Da der Junge es nicht ordentlich konnte, wurde er mit seinem Gesangbuch in die Stubenecke gestellt, dicht neben die Tür, hinter der das Krankenbett stand. So hörte nun der Kranke, wie der Junge immer und immer wieder die Zeilen wiederholte:

„Heut lebst du, heut bekehre dich,
eh' morgen kommt, kann's ändern sich;
wer heute frisch, gesund und rot,
ist morgen krank, vielleicht schon tot;
so du nun stirbest ohne Buß',
dein Leib und Seel' dort brennen muß."

Der Kranke hörte dies, und es ging ihm tief zu Herzen. Als der Arzt wiederkam und fragte: „Wie geht's, was machst du?", blickte der Kranke ihn mit weiten, starren Augen an und sprach:
„Heut lebst du, heut bekehre dich!"
Der Doktor meinte, der Kranke phantasiere, da er sich nicht von den Worten abbringen ließ; es wurde ihm unheimlich, es schien ihm der Ruf aus einer andern Welt zu sein. Als er fortging, begleiteten ihn diese Worte: „Heut lebst du, heut bekehre dich!" in die Weinstube, an den Spieltisch; er wurde sie nicht los. Er fing an, seine Sünde und die Ewigkeit zu sehen.
In seiner Seelenangst suchte er den Prediger B. auf, einen gläubigen Mann. Durch diesen lernte er glauben, daß Jesus das Lamm Gottes sei, welches auch seine Sünden getragen habe. Er fand den Heiland, und auch der Kranke wurde gesund; nicht nur sein Leib kam zur Genesung, sondern auch seine Seele durch den Glauben an den, der unsere Strafe trug, auf daß wir Frieden hätten.
Johannes 1, 29: „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt." - Johannes 3,36: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm."
131 Worte wie ein Donnerschlag
Schon mehrere Abende war ein gutgekleideter Mann mit intelligenten Gesichtszügen unter die Verkündigung des Evangeliums gekommen. Er fand sich auch in der Nachversarnmlung unter denen ein, die da bekannten, Frieden mit Gott zu suchen. Doch er vermied jede persönliche Aussprache. Der Mann fiel auf; man vermutete in ihm einen Zeitungskorrespondenten, der nur als neugieriger Berichterstatter gekommen sei. Am dritten Abend endlich ging der Evangelist mit der Frage auf ihn zu:
„Suchen Sie denn wirklich Frieden?"

Diese Worte wirkten wie ein Donnerschlag. 
Die vorher harten Züge und beobachtenden Blicke verwandelten sich unter Tränen in den Ausdruck tiefster Verzweiflung. Der Mann brach buchstäblich zusammen,
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