Matthäus 26, 6-13 Die Alabaster-Flasche BdH 1872

02/19/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Die Alabaster-Flasche Matthäus 26, 6—13

In diesen Tagen der eifrigen Beschäftigung und rastlosen Tä­tigkeit ist es sehr wichtig im Auge zu behalten, daß Gott alles von einem Standpunkte aus betrachtet, alles nach einem Maß­stabe mißt und alles durch einen Prüfstein prüft. Dieser Prüf­stein, dieser Maßstab ist Christus; und Gott würdigt die Dinge nur, insofern sie mit Seinem geliebten Sohne in Verbindung stehen. Was für Christum getan wird, das allein ist köstlich vor Gott; alles andere ist ohne Wert für Ihn. Man möge sehr viel arbeiten und deswegen von den Leuten oft gelobt werden; aber wenn Gott es beurteilt, dann wird Er nur eins sehen, nämlich inwieweit all' dieses Schaffen und Arbeiten in Ver­bindung mit Christo steht. Seine einzige Frage wird sein:

„Wurde es in dem Namen und zur Verherrlichung des Namens Jesu getan?" Wenn dies der Fall ist, so wird es sich bewähren und belohnt, wenn nicht, so wird es verworfen und zunichte werden.

Es hängt nicht im Geringsten etwas davon ab, wie die Gedan­ken der Menschen über diese oder jene Arbeit sind. Sie mögen eine Person wegen irgendeiner Sache fast wie einen Gott ver­ehren, sie mögen seinen Namen in allen Zeitungen veröffent­lichen, ihn zu dem Gegenstand ihrer täglichen Gespräche machen; er mag als Prediger, als Schriftsteller oder als Men­schenfreund einen großen Namen haben, so wird doch all' sein Streben, all' seine Arbeit, wenn sie nicht für Jesum und zu Seiner Ehre getan worden ist, wenn sie nicht die Frucht der Liebe Christi ist, wie Spreu verschwinden und für ewig ver­gessen sein.

Dagegen kann ein anderer einen niedrigen, kaum sichtbaren Dienst erfüllen, der vor der Welt unbeachtet und unbekannt bleibt. Sein Name mag nie erwähnt und an seine Arbeit mag nie gedacht werden; aber was er getan, das tat er in einfacher Liebe zum Herrn. In der Verborgenheit hat er gearbeitet, während sein Auge auf den Herrn gerichtet war. Dessen freundlicher Blick ihm völlig genügte. Er hat nie den Beifall der Menschen


 zu erlangen gesucht, sondern nur auf Christum geschaut und für Ihn gewirkt. Die Arbeit eines solchen wird bestehen blei­ben. Sie wird erwähnt und belohnt werden, obwohl er sie nicht aus Hoffnung auf Belohnung, sondern nur aus Liebe für Jesum tat. Dies ist die wahre Arbeit — das reine Gold, das im Feuer des Tages des Herrn standhalten wird.

•Dies ist sehr ernst, aber auch sehr trostreich — ernst für die­jenigen, die auf irgendeine Weise unter den Augen ihrer Mit­menschen arbeiten, trostreich für alle, welche unter den Augen ihres Herrn tätig sind. Es ist eine unaussprechlich große Gnade, von der Menschengefälligkeit und dem Geiste der jetzigen Zeit befreit und fähig zu sein, vor dem Herrn zu wandeln — all unsere Arbeit mit Ihm anzufangen, fortzusetzen und zu vollenden.

Hiervon wird uns in „dem Hause Simons, des Aussätzigen", ein sehr liebliches und treffendes Bild vor Augen gestellt, das wir jetzt einige Augenblicke zu betrachten wünschen. „Als aber Jesus zu Bethanien war, im Hause Simons, des Aussätzi­gen, kam ein Weib zu ihm, die ein Alabaster-Fläschchen mit sehr kostbarer Salbe hatte, und groß es aus auf sein Haupt, als er zu Tische lag".

Wenn wir nun untersuchen, weshalb das Weib ihre Schritte nach dem Hause Simons richtete, welche Antwort bekommen wir dann? Wollte sie den herrlichen Geruch ihrer Salbe ver­breiten lassen, oder die Schönheit ihrer Alabaster-Flasche zur Schau stellen? War ihr Zweck, das Lob der Menschen für ihre Handlung zu ernten? Wollte sie ihre große Ergebenheit an Christum, inmitten einer kleinen Schar persönlicher Freunde Jesu zeigen? 0 nein! meine Leser, das war nicht der Beweg­grund ihres Tuns. Aber wie können wir dies wissen?

Einfach weil Gott/der Schöpfer aller Dinge, Der bis auf den Boden eines jeden Herzens sieht und den Beweggrund jeder Handlung kennt, dort in der Person Jesu von Nazareth anwesend war, und Er es war. Der ihre Tat auf der Waage Seiner Heiligkeit wog und das Siegel Seines Beifalls darauf setzte. Er würde und könnte dies nicht getan haben, wenn bei dem reinen Golde nur ein kleiner Zusatz, nur eine geringe Beimischung von un­edlem Metall gewesen wäre. Sein heiliges und alles durch dringendes Auge sah bis in die verborgensten Winkel des Her­zens des Weibes. Er wußte nicht nur, was sie getan hatte, son­dern auch wie und weshalb sie es tat; und Er erklärt: „sie hat ein gutes Werk an mir getan".

Mit einem Wort, der Herr Selbst war der einzige Gegenstand des Weibes, und gerade dies gab ihrer Handlung großen Wert und sandte den Geruch ihrer Salbe hinauf vor den Thron Got­tes. Sie wußte nichts davon, daß Tausende und aber Tausende die Erzählung ihrer tiefen, persönlichen Ergebenheit lesen wür­den. Sie dachte nicht daran, daß ihre Tat durch die Hand ihres Herrn für immer würde aufgezeichnet werden und nicht in Vergessenheit geraten sollte. Nein, nie hatte sie daran gedacht und danach gestrebt; hätte sie dies getan, so würde ihre Tat ihrer Schönheit beraubt gewesen sein und ihr Opfer seinen ganzen Wohlgeruch verloren haben.

Aber der Herr, der der Gegenstand dieser Liebe war, sorgte dafür, daß ihre Handlung nicht vergessen wurde. Er recht­fertigte dieselbe nicht nur in jenem Augenblicke, sondern mach­te auch, daß sie in Zukunft bekannt blieb, und dies war für das Herz des Weibes genug. Wenn sie nur den Beifall ihres Herrn hatte, so konnte sie den Unwillen der Jünger mit Ruhe ertragen, welche ihre Handlung sogar für „Verschwendung" erklärten. 

Sie war zufrieden, wenn nur Sein Herz erfrischt wurde; um die anderen kümmerte sie sich nicht, denn sie hatte nicht beabsichtigt, das Lob der Menschen zu erwerben, son­dern ihr einziger Gegenstand war nur Christus gewesen. Von dem Augenblick an, da sie die Alabaster-Flasche in ihre Hand genommen hatte, bis daß sie den Inhalt auf Seine heilige Per­son ausgoß, war ihr einziger Gedanke nur Er gewesen. Sie hatte, sozusagen, eine Vorstellung davon, was ihrem Herrn an­genehm und passend sein würde in den feierlichen Umständen, in denen Er Sich in jenem Augenblick befand. Sie hatte keines­wegs daran gedacht, wieviel ihre Salbe kostete; oder wenn sie dies wirklich getan, so fühlte sie doch, daß Er es noch tausend­mal mehr wert sei. Die „Armen" hatten zwar auch ihre An­sprüche; aber ihrem Herzen war Jesus teurer, als alle Armen der Welt. Mit einem Wort, das Herz des Weibes war mit Chri­sto erfüllt, und dies gab ihrer Handlung den wahren Charakter.

 Andere mögen etwas für unnütz erklären, aber wir können versichert isein, daß, was wir für Jesum verbrauchen, nicht ver­schwendet ist. So urteilte das Weib, und sie hatte Recht. Ihm gerade in dem Augenblicke, wo Erde und Hölle gegen Ihn aufstanden, Ehre zu erweisen, war der größte Dienst, den je ein Mensch oder Engel 'ausführen konnte. Er stand im Begriff, Sich für Sünder aufzuopfern. Die Schatten der kommenden Nacht wurden länger, das Dunkel verbreitete sich und die Finsternis wurde dichter. Das Kreuz war mit all' seinen Schrek­ken nahe, und in diesem Augenblicke kam das Weib, den Leib ihres geliebten Herrn zu salben.

Und ließ der Herr jetzt die Worte der Jünger unbeachtet? 0 nein! Er tritt unmittelbar zur Verteidigung des Weibes auf und spricht zu ihnen: „Was macht ihr dem Weibe Mühe? denn sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit. Denn in­dem sie diese Salbe über meinen Leib geschüttet hat, hat sie es zu meinem Begräbnis getan. Wahrlich, ich sage euch: wo irgend dieses Evangelium gepredigt werden wird in der ganzen Welt, wird auch von dem geredet werden, was diese getan hat, zu ihrem Gedächtnis".

Hier rechtfertigte Er in wunderbarer Weise das Weib, durch die all' der Unwille und Unverstand, alle Geringschätzung der Menschen verschwinden mußten, wie der Morgennebel vor den Strahlen der aufgehenden Sonne. „Was macht ihr dem Weibe Mühe? denn sie hat ein gutes Werk an mir getan". Dies kennzeichnete die Tat — „ein gutes Werk an mir". Da­durch war sie vor allen ausgezeichnet. Es mag jemand die ganze Welt durchziehen, um die edelsten Handlungen menschlicher Liebe auszuführen; er mag die Früchte einer großherzigen Wohltätigkeit überall ausstreuen; er mag all' seine Güter, alles, was er hat, den Armen geben; er mag auf der höchsten Stufe der Religiosität und Sittlichkeit stehen, und doch' ist es möglich, daß er nie etwas getan hat, von dem Christus sagen könnte:

„es ist ein gutes Werk an mir".

Leser, bedenke dieses wohl, wer du auch sein magst, und wo­mit du auch beschäftigt bist. Strebe danach, dein Auge unver­rückt in all' deinem Tun und Lassen auf den Herrn zu halten.

 Mache Jesum zu dem einzigen Gegenstande all' deiner Hand­lungen. Suche alles so zu tun, daß Er davon sagen kann: „es ist ein gutes Werk an mir". Beschäftige dich nicht mit den Ge­danken der Menschen über deinen Wandel oder dein Werk. Achte nicht auf ihren Unwillen, sondern gieße deine Ala­baster-Flasche mit Salbe auf das Haupt des Herrn Jesu aus. Sorge dafür, daß jeder Dienst die Frucht deiner Würdigung Seiner Person ist; dann kannst du versichert sein, daß Er dein Werk zu würdigen weiß und dich vor Millionen rechtfertigen wird. So war es bei dem Weibe, von dem wir in diesem Ab­schnitt lesen. 

Sie ergriff ihre Alabaster^Flasche und schlug den Weg nach dem Hause Simons, des Aussätzigen, ein, mit nur einem Zwecke im Herzen, und dieser Zweck war Jesus. Von Jesu und von keinem andern war ihr Herz erfüllt, und in dieser Gemütsverfassung goß sie 'die wertvolle Salbe auf Sein Haupt aus. Und merke jetzt die gesegnete Folge: ihre Tat ist im Evan­gelium zu unsern Ohren gekommen. Keiner kann das Evan­gelium lesen, ohne die Hingabe dieses Weibes zu erfahren. Kaiser- und Königreiche sind erstanden, haben geblüht und sind in Vergessenheit gesunken. Denkmäler sind errichtet wor­den zur Erinnerung an menschliche Größe, und sind zu Staub geworden; aber die Tat dieses Weibes lebt noch fort, ja wird immer fortleben. Die Hand des Herrn hat ihr ein Denkmal errichtet, das nie und nimmer vergehen wird. Der Herr gebe uns Gnade, ihr nachzuahmen; und mögen unsere Werke in diesen Tagen, in denen so viel menschliches Streben vorhan­den ist, mehr in Frucht unserer Würdigung eines abwesenden, verworfenen und gekreuzigten Herrn sein!

Nichts erprobt das Herz so vollkommen, als die Lehre des Kreuzes — der Weg des verworfenen, gekreuzigten Jesus von Nazareth. Dies prüft das Herz des Menschen auf die vollkom­menste Weise. Wenn nur von Religiosität die Rede ist, so kann man unendlich weit gehen; aber Religiosität ist nicht Christus. Wir brauchen nicht weit zu gehen, um dafür einen treffenden Beweis zu finden: das aufgeschlagene Kapitel gibt uns einen solchen. Laßt uns einige Augenblicke unsere Blicke nach dem Palast des Hohenpriesters lenken. Wir sehen dort eine Ver­sammlung der Häupter und Führer des Volkes. „Da versam­melten sich die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes in dem Hof des Hohenpriesters".


 Hier haben wir ohne Zweifel Religion; denn diese Hohen­priester und Ältesten wurden, wie wir wissen, durch das an­erkannte Volk Gottes angesehen als die Wahrer der heiligen Wissenschaft, als die einzige Autorität in allen Religionsdin­gen, und als die Ausführer des Dienstes, den Gott Moses be­fohlen hatte. Die Versammlung im Hofe des Kajaphas bestand nicht aus heidnischen Priestern und Sehern der Römer oder Griechen, sondern aus den anerkannten Vorstehern des jüdi­schen Volkes. Was taten sie aber nun in ihrer feierlichen Rats­versammlung? „Sie beratschlagten miteinander, auf daß sie J'esum mit List griffen und töteten".

Geliebter Leser, beachte es wohl. Dies waren religiöse Männer, Männer der Wissenschaft, welche gewiß nicht ohne Einfluß bei dem Volke waren; und dennoch haßten sie Jesum von ganzem Herzen — sie waren zusammengekommen, um zu beratschla­gen, wie sie Ihn greifen sollten — wie sie Ihn unschädlich ma­chen und töten konnten. Über Gott und Seinen Dienst, über Moses und das Gesetz, über den Sabbath und alle Anordnun­gen des jüdischen Gottesdienstes hätten diese Leute mit dir sprechen können; aber Christum haßten sie. Dieses ist sehr wichtig und bemerkenswert. Man kann sehr religiös sein, ja sogar der Führer oder Lehrer von andern und doch Christum vollkommen hassen, Religiosität ist, wie wir oben schon be­merkten, nicht Christus; im Gegenteil sind oft die frommsten Leute die bittersten und heftigsten Feinde dieses gesegneten Heilandes.

Vielleicht wird man aber sagen: „Die Zeiten haben sich geän­dert. Die Religion ist nicht mehr so eng mit dem Namen Jesu verbunden, daß man, ohne Jesum zu lieben, kein gottesfürch-tiger Mensch sein könnte. Du kannst jetzt nicht irgend etwas finden, das dem Palast des Kajaphas entspricht". Ist es wirklich so? 0 nein! keinen Augenblick dürfen wir dies glauben. Der Name des Herrn Jesu wird in der Christenheit 'heute ebenso sehr gehaßt, wie damals im Palast des Hohenpriesters. Aber nicht nur Jesus Selbst, sondern auch Seine Nachfolger sind ver­achtet und verhaßt. Wir brauchen nicht weit zu gehen, um dies zu beweisen. Jesus ist in dieser Welt noch immer verworfen. Wo, möchte ich fragen, hört man Seinen Namen? Wo ist Er der willkommene Gegenstand des Gesprächs? Sprich von Ihm,

 wo du willst, in den Gesellschaftszimmern der Reichen, im Eisenbahnwagen, im Salon eines Dampfschiffes, oder in ir­gendeinem öffentlichen Orte, und du wirst fast immer mit den Worten zurückgewiesen werden, daß ein solches Thema dort nicht hingehört. Sprichst du aber von anderen Dingen, über Politik, Geschäfte oder Vergnügungen, so wirst du er­fahren, daß diese Dinge immer passend sind, Jesus aber nie. Oft sehen wir die Straßen von herumziehenden Krämern oder Spielleuten angefüllt, ohne daß ihnen je befohlen wird, sich zu entfernen. Aber erkühnte sich jemand von Jesu dort einmal zu reden, so würde er sofort verhöhnt werden. Man würde ihm sagen, daß er sich entfernen und keinen Menschenauflauf ver­ursachen soll. Mit einem Wort, für Satan ist in der Welt immer Raum genug, für Christum aber nie. Die Sprache der Welt ist:

„Nenne nicht den Namen Christi".

Aber Gott sei Dank, wir sehen auf der andern Seite auch hin und wieder etwas, das mit dem Hause Simons, des Aussätzi­gen, übereinstimmt. Es gibt noch einige, die den Namen Jesu lieben und Ihn der Alabaster-Flasche für wert halten. Einige schämen sich, dem Herrn sei Dank, Seines wertvollen Kreuzes nicht; sie sind es, die ihren einzigen Gegenstand in Ihm haben und sich glücklich schätzen, ja es für die größte Ehre halten, für Ihn zu arbeiten und zu leiden. Ihr Ziel ist nicht Arbeit oder Religiosität, sondern nur Christus — bei Ihm zu sein und sich mit Ihm zu beschäftigen. Sie begehren zu Seinen Füßen zu sitzen und die kostbare Salbe der wahren Herzenshingabe auf Ihn auszugießen.

Leser, du kannst versichert sein, daß dies das wahre Geheim­nis der Kraft ist, sowohl im Dienste als im Zeugnis. Eine rich­tige Würdigung des gekreuzigten Christus ist die Quelle von allem, was Gott angenehm ist, sei es im Leben und Wandel eines einzelnen Christen, oder in allem, was in unsern öffent­lichen Versammlungen vorgeht. Unverfälschtes Anhangen an Christum und Beschäftigung mit Seiner Person muß all' unser Tun und Lassen charakterisieren, sonst wird unser Leben nach dem Urteil des Himmels wenig Wert haben. Nichts verleiht dem Wandel und Charakter des einzelnen mehr moralische Kraft, als völlige Hingabe an die Person Christi. Es hängt auch  nicht davon ab, ob man ein Mann von großem Glauben und Gebet, ein eifriger Untersucher, ein begabter Redner oder ein bedeutender Schriftsteller ist. 0 nein! Es handelt sich nur um die Frage: Liebe ich Christum?

Ebenso verhält es sich mit der Versammlung. Besteht das wahre Geheimnis der Kraft in der Gabe, in der Beredsamkeit, in dem schönen Gesang oder in gewissen Formen oder Zere­monien? Nein; es ist der Genuß eines anwesenden Christus. Wo Er ist, da ist alles: Licht, Leben und Kraft. Wo Er nicht ist, herrscht Finsternis, Tod und Ohnmacht. Eine Versamm­lung, wo Jesus nicht ist, gleicht einem Grab, wenn sich dort auch die bezauberndsten Reden, die herrlichste Musik oder die feierlichsten Zeremonien finden. All' dieses mag fast vollkom­men vorhanden sein, und doch wird der ergebene Nachfolger Jesu ausrufen: „Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben". Wenn aber ande­rerseits die Gegenwart Jesu verwirklicht wird, wenn Seine Stimme gehört wird, so ist Kraft und Segen vorhanden, ob­wohl alles den Augen der Menschen als Schwachheit erscheinen mag.

Möchten die Gläubigen dies doch beachten und erwägen; möch­ten sie danach streben, die Gegenwart Christi in ihren öffent­lichen Versammlungen zu verwirklichen! Möchten sie, wenn sie von ihren Versammlungen nicht sagen können, daß der Herr dort anwesend ist, sich demütigen und auf Ihn warten! Wenn der Herr nicht da ist, so muß irgend etwas vorliegen, denn Er hat gesagt: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte". Laßt uns aber nie vergessen, daß wir, um das göttliche Resultat zu erreichen, den göttlichen Zustand auch besitzen müssen.