Offenbarung 1,12-18 Der Herr als Richter BdH 1870

01/16/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Kap.1, 12-18 BdH 1870 

Der Herr als Richter  Offenbarung 1, 12-18
Das erste Bedürfnis eines erwachten Gewissens ist, jemanden zu finden, der für das was die Seele beunruhigt und zu Bo­den drückt, Heilung und Befreiung bringt; und dieselbe Gnade, die das Gewissen erreichte, ist wirksam und tätig, um das Auge des niedergebeugten und zerknirschten Sünders auf die durch Jesus vollbrachte Erlösung zu lenken. Welch eine Fülle von Freude, Ruhe und Erquickung erwacht in sei­nem Herzen, wenn durch die Wirksamkeit des Heiligen Gei­stes der Glaube ihn in die rettenden Arme Jesu führt. Der durch Sein Opfer eine ewige Erlösung erfunden hat! 

Er kann dann mit Dank und Anbetung in die Worte einstimmen:

„O Glück unaussprechlich! Gott zürnet nicht mehr, Den feindlichen Sünder begnadigte Er".

Ja, ein Blick auf das Kreuz, auf das vollkommene Werk Christi verscheucht alle finsteren Schatten aus der Seele. Der verlorene Sünder klammert sich an den Fels der Errettung, und Tod und Gericht sind vorübergegangen und schrecken nicht mehr. Er sieht, daß Jesus den Lohn der Sünde getragen hat, den Zorn Gottes gestillt. Seine Gerechtigkeit befriedigt, die Macht und die Schrecken des Todes vernichtet und die Flammen der Hölle ausgelöscht hat. 

Obwohl sein Fuß nun den dornenvollen Pfad des Kreuzes betreten hat und er außerhalb des Lagers die Schmach Christi, die Schwierigkeiten der Wüste, sowie als Streiter in Kanaan die feurigen Pfeile Satans zu. gewärtigen hat, zieht er seine Straße dennoch von Kraft zu Kraft, weil Christus, Der seine Sünden trug, nun auch als treuer Freund, als guter Hirte an seiner Seite ist und ihn nicht nur nicht verläßt oder versäumt, sondern auch so völlig in die Umstände und Schwierigkeiten der Seinigen eintritt, als ob es Seine eigenen wären. Glückseliges Vorrecht! Der Herr Jesus hat uns mit Sich vereinigt, hat in Liebe und Güte alle unsere Sorgen auf Sich genommen und trägt uns mit einer Geduld und Barmherzigkeit, die jedes Verständnis übersteigt, so daß wir anbetend singen können:

„Du hast uns lieb! Das ist genug,

Uns ewiglich zu freuen".

Wir sollten jedoch nie aus den Augen verlieren, daß Er der Heilige ist und Sich in allen Seinen Wegen mit uns stets als solcher offenbart. Mit Ihm zu wandeln heißt die Sünde aus­schließen. Er ist durch den Heiligen Geist stets bemüht, uns in der Heiligkeit wachsen zu lassen. Er züchtigt uns, damit wir Seiner Heiligkeit teilhaftig werden. Dennoch hält Er uns in Seiner Hand, und Sein eigener Mund hat uns versichert, daß niemand uns aus Seiner und des Vaters Hand rauben kann. Nicht unsere, sondern Seine Treue ist der einzige Grund, wenn wir bis jetzt nicht von Ihm gewichen sind und den Weg des Friedens nicht verlassen haben. Kein Feind kann uns von' Seiner Liebe scheiden, welche List und Bosheit er auch

 anwenden mag. Denn wessen Kraft könnte größer sein als die Kraft Dessen, Der in das Haus des Starken eingedrungen ist, ihn gebunden und beraubt hat? Und wessen Liebe könnte die Liebe Dessen erreichen. Der für Gottlose und Sünder, für Seine eigenen Feinde das Leben in den Tod gab? In die­ser Wüste voller Versuchungen, Schwierigkeiten und Gefah­ren erfüllt Er unser Herz mit Frieden und Freude, und macht uns fähig, die Dinge dieser Welt auszuschlagen und nach je­nen unsichtbaren Dingen zu trachten, die droben sind. Er führt uns zu grünen Auen und erquickt uns an stillen Was­sern. 

Er selbst ist während unserer Pilgerreise unsere Speise und unser Trank, unser Brot vom Himmel und der wasser­reiche Fels. Er wird um Seines Namens willen nicht müde werden, uns bis ans Ziel unseres Weges in Liebe zu beglei­ten, mit Geduld zu tragen, mit Kraft zu stützen und uns mit allem zu versorgen, was wir nach Leib und Seele brau­chen. Wir werden nicht einen einzigen Augenblick Ursache haben, sagen zu müssen: „Er hat uns versäumt!" Nie wird Seine Liebe erkalten, nie Seine Treue wanken, nie Seine Kraft erlahmen. 0 glückliches Volk! Gesegneter Pfad! Mag die Wüste auch öde, dürre und leer sein und nichts bieten, was das Herz befriedigen könnte, so bleibt doch die uner­schütterliche Wahrheit:

„Sein reicher Segen fließt verborgen, Und nimmer geh' ich kärglich aus".

Ja, in der Tat, wir haben Ursache, uns mächtig zu freuen, weil wir in allem was uns begegnet, sagen dürfen: „Es ist der Herr!" Freude und Leid, Sonnenschein und Sturm, alles empfangen wir aus Seiner Hand, und alles muß denen, die Gott lieben, zum Guten mitwirken. 

Und dennoch, wenn wir nur in diesem Leben Hoffnung auf Christus hätten, und wenn nicht die Auferstehung des Herrn uns die Pforten einer glänzenden, ungetrübten Zukunft erschlossen hätte, dann wären wir wirklich, wie der Apostel sagt, „die elendesten von allen Menschen". Doch wir sind nicht nur Gefäße Seines Erbarmens, sondern auch Gegenstände Seiner Liebe, einer Liebe, die nicht ruht, bis wir dort sind, wo Er ist, in Seiner Freude und Seiner Herrlichkeit. 

Wir sind auf dem Wege zu  Ihm; und noch einmal wird Er den Thron des Vaters verlas­sen, um uns. Seine mit Blut Erkauften, hinaufzunehmen, da­mit wir Ihm gleich seien und Ihn sehen wir Er ist. Er kennt uns jetzt durch und durch, und nichts in und an uns ist Ihm verborgen, während unsere Erkenntnis nur Stückwerk ist, aber wir eilen dem wunderbaren Augenblick entgegen, wo wir Sein Bild tragen und Ihn völlig erkennen werden, wo alles Stückwerk weggetan und jedes Herz Ihn nach einer vollkommenen Erkenntnis Seiner Wege und Ratschlüsse wür­digen, ehren und preisen wird.

 Dann berührt der Fuß nicht mehr den Boden einer öden, dürren Wüste, in der Sünde, Kummer und Tränen ihre Heimat haben. Dann durchschrei­tet er eine Stätte, wo nicht der leiseste Zweifel über Seine unendliche Liebe die Freude trüben und das Lob und die Anbetung hemmen kann, sondern wo die Seele im Vollgenuß Seiner Liebe ihre überschwengliche Freude vollkommen zum Ausdruck bringen kann. Satan, die Welt, das Fleisch, diese unermüdlichen, wenn auch überwundenen Feinde des Pilgers, können dort nie eindringen, wo die Liebe uns eine ewige Ruhestätte bereitet hat. Dort werden wir ruhen am Herzen unseres teuren Herrn, Der uns für Sich erkauft und uns nach hartem Kampf den Sieg gegeben hat. Welch eine Hoffnung! Welch eine Zukunft!

Aber alles was ich bis jetzt gesagt habe, bezieht sich nur auf das was der Herr für uns getan hat, was Er f ü r uns tut, und was Er für uns tun wird; und es ist gewiß von unschätzbarem Wert, unsere Seelen an den Strahlen dieser unendlichen Liebe zu erwärmen. Aber wenn wir uns mit dem Erkennen dieser allerdings äußerst köstlichen Dinge begnüg­ten und damit die Geschichte des Erlösungswerkes gleichsam als abgeschlossen betrachteten, dann würde das Allerköst­lichste für uns ein vergrabener Schatz bleiben. Wenn wir sa­gen: „Wir sind erkauft, um ein ewiges Glück im Himmel zu genießen", so ist das ohne Zweifel eine unumstößliche Wahr­heit. Aber ist es die ganze Wahrheit? Liegt in diesen Worten nicht ein reiches Maß von Selbstsucht und Eigen­liebe? Ganz sicher. 

Ich habe nur von mir geredet und mein Glück, meine Freude und meine Ruhe als die Triebfeder alles dessen bezeichnet, was der Herr Jesus getan hat. Hat Er mich denn nicht auch für Sich erkauft? Al­lerdings; und das sollte immer den ersten Platz in meinen Gedanken einnehmen. Er hat mich erkauft, um mich für Sich zu besitzen für Zeit und Ewigkeit. 

Dieses Bewußtsein löst mich von mir selbst, löst meine Gedanken von meinem Ich und lenkt mein Auge auf die gesegnete Person Dessen, Dem ich alles verdanke und Dessen Eigentum ich bin. Dann erkenne ich es als meine Aufgabe, Ihn, Der so erniedrigt, so verachtet und gehaßt wurde, zu verherrlichen auf dem Schauplatz, auf dem Er so sehr verunehrt wurde. 

Dann ist es meine größte Freude, zu wissen, daß der von der Welt Ver­worfene zu Seiner Zeit von jedem Geschöpf im Himmel und auf der Erde anerkannt, geehrt und verherrlicht werden wird, und „daß in dem Namen Jesu jedes Knie sich beugen (wird), der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekennen (wird), daß Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters".

In Offenbarung 1. 12-18 erblickt Johannes Ihn als Den, Dem der Vater alle Gewalt gegeben hat, als den Richter der Erde. „Seine Augen wie eine Feuerflamme" — welcher Feind könn­te Seinen Blick ertragen? „Seine Füße gleich glänzendem Kupfer, als glühten sie im Ofen, und Seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser" — wer könnte Ihm widerstehen7 „Und aus seinem Munde ging hervor ein scharfes, zwei­schneidiges Schwert, und sein Angesicht war, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft" — wer könnte Seiner Macht trotzen? 

Selbst Johannes sagt: „Als ich ihn sah, fiel ich zu Boden wie tot". — Wie völlig verändert wird am Tage des Gerichts die Gestalt Dessen sein. Der einst in Knechtsgestalt, „sanftmütig und von Herzen demütig", durch eine Welt schritt, deren Bewohner die Finsternis mehr liebten als das Licht, weil ihre Werke böse waren! Doch — o unaussprechliche Gnade! — weder Johannes noch irgendein Gläubiger wird den Herrn als Richter erblicken, um zu sterben. Der Herr legte Seine Rechte auf Seinen Jünger und rief ihm die ermutigenden 

Worte zu: „Fürchte dich nicht!" Die Seinigen, die durch Sein Blut von allem befreit sind, was dem Gericht anheimfallen muß, haben  nichts zu befürchten. Sie werden „nicht gerichtet, sondern (sind) vom Tode in das Leben hinübergegangen". Er, Dem der Vater das ganze Gericht gegeben hat, auf daß alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren (Joh 5), ist den Seinigen am Kreuz begegnet. Sein Tod ist ihr Tod, Sein Gericht ihr Gericht. Gott hat Ihn, Der Sünde nicht kannte, für sie zur Sünde gemacht, auf daß sie Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm (2. Kor 5, 21).

 „Hierin ist die Liebe mit uns vollendet worden, damit wir Freimütigkeit haben an dem Tage des Ge­richts, daß, gleichwie er ist, auch wir sind in dieser Welt" (1. Joh 4, 17). Wie könnten wir etwas fürchten, da die un­endliche Gnade uns dem Richter gleichförmig gemacht hat? Wir sind Sein Werk, — kann Er Sein eigenes Werk richten? 

„Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Hades". Ach, wie viele werden bei der Erscheinung des Richters den Tod finden. Welchen Schrecken wird Seine Stimme, wie das Rauschen vieler Wasser, unter Seine Feinde bringen. 

Die Worte des Herrn: „Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit" zeigen dem Johannes und allen Jungem des Herrn das Mittel ihrer ewigen Erret­tung von Tod und Gericht, aber auch, daß Er kommen wird, um die Welt, in der Er Seinen Tod gefunden hat, zur Re­chenschaft zu ziehen. Nur Er, in Dessen Hand die Schlüssel des Todes und des Hades sind, hat dazu die Macht und das Recht. Er hat die Macht zu töten, und nichts kann Seinem Arm widerstehen. Wo werden alle Seine Feinde bleiben, wenn Er sagen kann: „Ich bin . . . der Letzte, . . . und ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit ?" 

Alle werden zum Schemel Seiner Füße gelegt werden; Er wird sie weiden mit eiserner Rute. Wenn das Echo dieser Schreckensszene auf der Erde erschallt, dann wird der Mund der Spötter für im­mer verschlossen bleiben, und Töne ewigen Wehs und un­unterbrochener Drangsal und schauerliche Ausbrüche der Ver­zweiflung werden die Räume der Erde durchhallen. Ach, der Mensch, der heute noch hohnlächelnd und geringschätzend auf jeden herabschaut, der den Namen Jesu bekennt, wird

 dann im Gefühl seiner völligen Nichtigkeit mit Zerknirschung vor der Majestät Dessen sich niederbeugen. Dessen Gnade und Liebe er einst verworfen hat, und wird zitternd vor dem Zorn des Lammes sich in den Höhlen und Felsen zu verbergen suchen mit dem Ausruf: „Fallet auf uns und verberget uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Throne sitzt, und vor dem Zorne des Lammes!" Freilich sollte der Gedanke an den Richterstuhl Christi bei uns dieselben Gefühle und denselben Eifer erwecken wie dies bei dem Apostel Paulus der Fall war. 

„Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen", sagt er, „so überreden wir die Menschen". Aber dies ist nicht der Zweck, den ich mit diesen Zeilen verfolge. Was ich vorzustellen wünsche, ist die Ver­herrlichung des Herrn. Er ist verworfen worden; Er wird verherrlicht werden. Seine Erniedrigung war so tief, daß nie ein Mensch Ihm darin gleichgekommen ist. Die Liebe, die einen solchen Pfad wandelt, übersteigt alle menschlichen Vor­stellungen. Niemand hat je gefühlt, und niemand vermag zu fühlen, was der Herr, der Gerechte, gefühlt hat inmitten der Sünder, deren Ungerechtigkeit soweit ging, daß sie selbst beim Kreuz nicht die geringste Spur von Mitleid zeigten. 

(Ich rede hier nicht von dem, was Er von selten Gottes zu erdulden hatte, als Er mit unseren Sünden beladen und zur Sünde gemacht wurde.) Ebenso tief, wie Er herabstieg und Sich erniedrigte, und ebenso tief, wie Seine Schmach und Verachtung war, so hoch ist jetzt Seine Erhöhung als Mensch, Seine Herrlichkeit und Majestät. Einmal wird Er von allen Geschöpfen völlig als der Herr der Herren anerkannt werden. Jetzt begegnen wir noch Seinen Hassem und Verächtern, aber dann nur solchen, die Ihm freiwillig oder gezwungen unter­worfen sein werden. 

Jetzt gibt es eine unzählige Menge von solchen, die Ihn nicht kennen, aber in jener Zeit wird es niemand geben, dem der Herr unbekannt ist. Jetzt verachtet man Ihn noch wie vor neunzehnhundert Jahren, aber dann wird der verwegenste Spötter nur mit Zittern Seinen heiligen Namen über die Lippen bringen. Jedes Knie wird sich vor Ihm beugen, jede Zunge wird Ihn als den Herrn bekennen. 

Ich will hier nicht davon reden, daß wir mit Ihm verherrlicht werden, sondern ich möchte nur die Aufmerksamkeit des Lesers auf den Gedanken lenken, daß unser geliebter Herr einmal den Platz einnehmen wird, der Ihm gebührt. Welche Geduld ist doch bei Ihm! Wie lange wartet Er, bevor er die­sen Platz einnimmt! Wie lange erträgt Er die Bösen! Wahr­lich, Er ist anbetungswürdig in allen Seinen Wegen. Welch eine Freude wird es für uns sein. 

Ihn verherrlicht zu sehen! Wie ganz anders werden die Menschen sich dann gegen Ihn verhalten. Wie gesegnet, wenn Er den ersten Platz auf dieser Erde einnehmen und über Sein Volk Israel, das Ihn kennen, Ihn lieben und Ihm dienen wird, und über die ganze. Ihm dann unterworfene Erde Sein Szepter schwingen wird! Satan, der jetzt der Fürst dieser Welt ist, wird dann vom Schauplatz seiner Tätigkeit verbannt sein, und Jesus, der Erste und der Letzte, wird herrschen und Ehre empfangen. Nur Sein Wort, Sein Wille wird Geltung haben. 

Wenn wir Ihn lieben, und je mehr wir Ihn lieben, desto mehr werden wir uns freuen, daß unsere Geschichte nicht mit unserer Entrückung zum Abschluß kommt, sondern daß wir dann die Verherrlichung Dessen sehen werden. Der würdig ist, von der ganzen Schöp­fung gepriesen zu werden.

„Und jedes Geschöpf, das in dem Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meere ist, und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: Dem der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme die Segnung und die Ehre und die Herr­lichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und die vier lebendigen Wesen sprachen: Amen! Und die Ältesten fielen nieder und beteten an" (Offb 5, 13. 14).