Fragen zum Römerbrief biblisch beantwortet A.Küpfer

02/23/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

700 Fragen biblisch beantwortet A.Küpfer

Frage Nr. 361: Lebte der Apostel Paulus zu einer Zeit, da kein Gesetz war? Wie ist Röm-7,9 «Ich aber lebte einst ohne Gesetz» zu verstehen ?

Antwort: Paulus stand selbstverständlich als geborener Jude unter dem Gesetz, bis er durch seine Bekehrung und Wiedergeburt davon befreit wurde. (Vergl., Gal. 1,13.14.) Allerdings ist nach jüdischer Sitte bis zum dreizehnten Lebensjahr nicht das Kind, sondern der Vater für die Sünden verantwortlich, und erst mit diesem Alter muß der Knabe die Verantwortung selber übernehmen. Es mag wohl sein, daß Paulus diesen Umstand zur Erklärung seiner Be­lehrung über das Verhältnis zwischen Gesetz und Sünde benutzt. Er tut dies, um die Belehrung plastischer und klarer zu gestalten. Kapitel 7 bringt den Nachweis, daß wir Menschen von Natur nicht nur sündigen können, sondern auch die von Adam ererbte sündige Natur in uns haben, die unter dem Urteil des Todes steht. Im Tode des 'Herrn Jesus am Kreuze hat sie aber ihr Gericht gefunden und in der Kraft des Geistes Gottes können wir sie nun im prak­tischen Leben überwinden. In Vers 9 nun führt der Apostel aus, daß die Sünde schon von Natur aus in uns vorhanden ist und uns sündigen macht. Jedoch sind wir dessen nicht bewußt, solange nicht das Gesetz, d. h. Gebote und Verbote, uns die Sünde als solche vor Augen stellt. Sobald wir durch das Gesetz das, was Sünde ist, erkennen, kommt uns die Schuld zum Bewußtsein. Dies bedeutet aber durchaus nicht, daß die Sünde etwa durch das Gesetz her­vorgerufen wird, denn sie war Ja längst vor der Gesetzgebung da. 

Aber die sündige Natur in uns findet durch das Gesetz erst recht Anreiz, dasselbe zu übertreten, ihm ungehorsam zu sein. Das Gesetz ist als Leitfaden und Spiegel dessen gegeben, was Gott entspricht und zur Gemeinschaft mit Ihm erforderlich ist. Es zeigt dem Menschen, daß seine Natur durchaus von der Sünde infiziert ist, und er die Forderungen des Gesetzes niemals erfüllen kann; damit ist der Mensch unweigerlich schon von Natur aus dem Urteil über die Sünde, nämlich dem Tod, verfallen (Rom. 6, 23). Darum kann das Gesetz vom Sinai niemanden zum Leben führen, weil weder die menschliche Natur die Kraft hat, dasselbe zu erfüllen, noch auch das Gesetz solche Kraft verleiht. Somit gereicht das Gesetz dem natürlichen, sündigen Menschen nur zum Tode. Das erkennt niemand besser als der, welcher im Glauben an das Werk des Christus errettet ist. Wie kostbar zu wissen, daß das Werk am Kreuze eine volle Befreiung und einen vollen Sieg gebracht hat!

Frage Nr. 367: Paulus schreibt an die Römer: «Ich weiß aber, daß, wenn ich zu euch komme, ich in der Fülle des Segens des Christus kommen werde» (Rom. 15, 29). Was will Paulus damit sagen?

Antwort: Paulus wollte damit sagen, daß er ihnen den ganzen Ratschluß Gottes mitteilen wolle, wie es ihm durch Offenbarung des Heiligen Geistes kundgemacht worden war.

Frage Nr. 368: Im Römerbrief werden die Gläubigen einmal als «Söhne« und dann wieder als «Kinder» bezeichnet. Ist das gleichbedeutend?

Antwort: Nein! Gottes Wort ist immer sehr exakt in seinen Ausdrücken-«Sohn» bezeichnet den Rang und Stand des Gläubigen; «Kind» die familiäre Beziehung, in der es zu Gott steht. Beides ist für uns Gläubige kostbar und wertvoll.

Frage Nr. 417: In der Offenbarung ist die Rede von Werken, welche man als Zeichen der Busse tun solle; Im Römerbrief aber lehrt Paulus, daß man nicht aus Werken, sondern aus Glauben gerecht werde. Wie verhält sich das?

Antwort: Ihre Schwierigkeit und der scheinbare Widerspruch sind nur ent­standen, weil Sie zu wenig die göttlichen Leitgedanken in den verschiedenen Büchern beachten. Werke können in den verschiedenen Stellen der Heiligen Schrift ganz verschiedene Bedeutung haben. In bezug auf Errettung, Selig­werden und Rechtfertigung gilt unbedingt die Belehrung des Römerbriefes, wie auch des Galaterbriefs, wo wir lesen, daß der Mensch nur durch den Glau­ben an das eine Werk, das der Sohn Gottes selbst vollbracht hat, errettet werden kann. Das ist das einzige, was Gott verlangt und was vor Ihm über­haupt Wert hat, denn allein aus Glauben an die Heilstat auf Golgatha kann der Mensch wiedergeboren werden und den Helligen Geist empfangen. Diese neue Geburt wird sich naturgemäß durch vom Geist gewirkte Werke ausweisen. Wahres göttliches Leben ist ohne diese nicht denkbar. Davon redet vor allem Jakobus, also von den Früchten dieses Lebens, d. h. nicht von Mitteln zur Errettung, sondern von solchen, die infolge der Errettung und Wieder­geburt hervorgebracht werden. 

Die Offenbarung hat also nicht die Errettung des Menschen zum Gegenstand; sie ist kein Buch der Gnade, sondern des Gerichtes, darum erscheint dort der Herr auch nicht als Erlöser, sondern als Richter. Die christliche Gemeinde wird nur m den drei ersten Kapiteln, und zwar auf der Erde geschaut; vom vierten Kapitel an bezieht sich alles auf Dinge, welche nach der Entrückung der Brautgemeinde stattfinden, das «was nach diesem geschehen muß». Es ist dies die Zeit, da ein anderes Evangelium, das des Reiches, welches nicht von Christen, sondern von gläubigen Juden, und das nicht den Himmel, sondern die Erde zum Gegenstand hat, gepredigt werden wird. Nun, in den ersten drei Kapiteln, wo sich der Herr an die christliche Gemeinde richtet, beurteilt und wiegt Er die Werke als Früchte des Glaubens und der Rechtfertigung, was aber mit dem Seligwerden nichts zu tun hat. Die Aufforderung zur Busse in den Sendschreiben ist jeweils eine Ermahnung, des ersten guten Zustandes zu gedenken und zu demselben zurückzukehren, etwas ganz anderes als die Bekehrung des Sünders.

Frage Nr. 662: 1. Ist es richtig zu sagen: Ich bin dann und dann bekehrt worden und Wochen oder Monate oder gar Jahre später wiedergeboren? 2. Ist Bekehrung und Wiedergeburt nicht eins? 3. Bezieht sich im Erstgenannter Fall Röm. 7 auf die Wiedergeburt? 4. Wann werde ich in das Buch des Lebens eingetragen, bei der Bekehrung oder bei der Wiedergeburt?

Antwort: Vor allem möchte ich davor warnen, Dinge des Glaubens, also auch diesen wichtigen Vorgang im geistlichen Leben, wie Bekehrung und Wie­dergeburt, nach Menschenweise zu untersuchen und wie einen industriellen Prozeß analysieren oder wie einen amtlichen Formalitätengang schemati­sieren zu wollen. Gerade für die große Lebenswende gilt ja die Belehrung des Herrn in Joh. 3, 8: «Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht; also ist jeder, der aus dem Geiste geboren ist.» Damit will Er andeuten, daß dieser Vorgang nicht nach Phasen beobachtet und schematisch erfaßt, sondern nur in seinen Wir­kungen als vorhanden erkannt werden kann. So wie die Menschen jeder vom ändern verschieden sind, so ist auch der Verlauf der Bekehrung bei jedem wieder anders. Bei dem einen ist es ein rascher und radikaler Durchbruch, beim ändern ein mehr oder weniger langes Ringen, beim dritten ein oft jahrelang dauern­der Abklärungsprozeß; beim einen geht eine oft plötzliche und tiefgefühlte Sündenerkenntnis voraus, bei ändern ist zuerst der Glaube an Gottes Liebe da, dem die tiefere Sündenerkenntnis erst in längerer Entwicklung nach dem Wachs­tum der Erleuchtung nachfolgt, usw. Das Wort Gottes bietet keine Handhabe zu einer schematischen Zerlegung des Bekehrungsvorganges, obwohl es eine Menge Ausdrücke bringt, welche sich alle auf diesen beziehen, z.B. Bekehrung, Wiedergeburt, Sündenvergebung, Errettung, Versöhnung, Frieden mit Gott, Rechtfertigung usw. Leben aus Gott oder den Heiligen Geist empfangen, Versiegelung mit demselben u.a.m. Sie werden aber nirgends in einer Reihe zusammen genannt, aus welcher eine chro­nologische Folge abgeleitet werden könnte. Vielmehr wird jeder für sich an­gewandt, entsprechend dem Gedankengang, mit dem er in Verbindung gebracht wird.

 Sie bezeichnen demnach verschiedene Einzelseiten des Bekehrungsvorganges, die zusammen e i n Ganzes sind und gar nicht voneinander getrennt werden können. Busse, Sündenerkenntnis, Bekehrung, Frieden suchen betreffen die mensch­liche Seite, erheischen die bewußte Mitwirkung des Bekehrten selbst, bzw. seines Herzens, Gewissens und Willens. Es kann oft lange Zeit dauern, je nach den Hindernissen im Menschen, bis die Bekehrung zustande gekommen ist. Es gibt ja auch teilweise unechte oder oberflächliche «Bekehrungen», wel­che eben keine solchen im Sinne de- Heiligen Schritt sind; mit einer solchen kann freilich keine Wiedergeburt verbunden sein. Errettung, Rechtfertigung, Wiedergeburt, Empfang des neuen göttlichen Lebens und des Heiligen Geistes, und ebenso die Eintragung ins Buch des Lebens betreffen die göttliche Seite und bezeichnen den geschenkweisen Akt Gottes, die Annahme und Aner­kennung dessen, der zu Ihm kommt. Es ist eine Handlung der souveränen Gnade und Macht Gottes, die ohne unser besonderes Bewußtsein oder Dazu­tun erfolgt. Es ist zusammen die bestätigende Antwort Gottes, daß Er uns als mit Christus gestorben und damit als neue Menschen, auferweckt mit Christus, anerkennt. Eine einfache Überlegung zeigt, daß dies alles zusammen gehen muss und nicht voneinander getrennt werden kann. Nach Rom. 6 sind wir, d, h. unser alter Mensch, mit Christus gestorben und so sind wir mit Ihm zu neuem göttlichen Leben auferweckt. 

Wenn nun unsere Bekehrung nicht auch Wiedergeburt bedeutet, in welchem Zustand würden wir dann in der Zwischenzeit sein, wenn z.B. das Sterben in Christus — ist eine Bekehrung ohne dies denkbar? — viel früher und das Auferwecktwerden in Ihm erst viel später erfolgen würde? Etwa noch im alten toten, oder etwa in einem Übergangszustand? Denn Auferweckung mit Christus ist doch nichts anderes als eben Wiedergeburt, oder was dasselbe bedeutet, aus Gott geboren werden, oder neues Leben oder Leben aus Gott empfangen zu haben usw. Nach Joh. 3 erfolgt die Wiedergeburt durch «Wasser und Geist», d.h. durch die Wirksamkeit des Wortes Gottes und des Helligen Geistes, diese fällt also auch zusammen mit der Wohnungnahme des Heiligen Geistes und der Versiegelung durch denselben und neues Leben kann auch nichts anderes als Wiedergeburt sein, denn alles ist harmonisch miteinander verbunden. Die Eintragung ins Buch des Lebens — übrigens ein symbolischer Aus­druck — geht ebenfalls Hand in Hand damit. Etwas anderes ist freilich das aktive Bewußtsein im Bekehrten selbst, die volle Erfassung der Tatsachen des neuen Lebens, deren praktische Auswirkung in Kraft und Freude; dies kann allerdings oft eine längere Spanne Zeit erfor­dern, bis die Seele es ganz erfaßt hat. Es hängt dies von der fortschreitenden Überwindung der inneren Hemmnisse und vom geistlichen Wachstum ab. Noch etwas anderes ist das Erfülltsein mit dem Heiligen Geiste, die Wirksamkeit der Kraft der Liebe, Zurechtweisung und Freude im Heiligen Geiste (2. Tim. 1,7; 1.Thess. 1, 6), welche von dem Masse unserer lebendigen Gebets- und Glau­bensverbindung mit dem Herrn selbst abhängig ist. Bei alledem ist aber Voraus­setzung, daß die Wiedergeburt als vollendete Tatsache vorausgegangen ist.

 Römer 7 bespricht eine besondere Frage, nämlich die des Verhältnisses zum Gesetz, welches dem Menschen nur die Sünde und seine Knechtschaft unter derselben deutlich macht und ihn deswegen verdammen muss. Deswegen führt das Kapitel aus, daß, wer mit Christus gestorben ist, vom Rechtsanspruch des Gesetzes befreit ist, weil sein Tod und Gericht schon in Christus am Kreuz erfolgt ist. Da wir nun auch als Wiedergeborene, solange wir hienieden wandeln, noch im alten, dem Todesurteil verfallenen Leibe sind, somit das Fleisch noch 'in uns ist, sind wir noch der Versuchung und dem Sündigen aus­gesetzt, wiewohl wir jetzt durch den Geist Gottes die Macht haben, darüber Sieger zu sein, Diese Frage kann daher manchem Gläubigen, der die Talsache der Befreiung noch nicht recht erfaßt hat, auch selbst nach der Wiedergeburt noch zu schaffen machen, obwohl es logischerweise und ordnungsgemäß nicht der Fall sein sollte. Tatsächlich gibt es aber unzählige Christen, welche lange Zeit brauchen, ehe sie diese Frage richtig zu erfassen vermögen; ja, manche gelangen zeitlebens nicht dazu, sich ihrer Befreiung zu erfreuen. Es gibt wohl kaum etwas, womit es dem Feind so gut gelingt, das Wachstum und die Freude der Kinder Gottes hintanzuhalten, als eben die Frage des Gesetzes und der Befreiung.

Frage Nr. 39: Nach Röm. 5, 5 und Eph. 1,13 haben alle Gläubigen den Heiligen Geist; wie sind aber Apg. 8, 11—17 und 19,2 zu verstehen? Besaßen sie vielleicht den Heiligen Geist, kannten aber dessen Kraft nicht, wie wir z. B. in Röm. 15, 13; Apg. 1,8 und 10,38 lesen?

Antwort: Ja, alle Gläubigen empfangen durch die Wiedergeburt den Heili­gen Geist, sie ist ja ohne diesen nicht denkbar (Joh. 3,5). So wie man die Wiedergeburt nur einmal erleben kann, empfängt man auch nur einmal den Heiligen Geist, Die angefragten Stellen betreffen besondere Fälle. In Apg. 8,14—17 ist die Rede von Samaritern, welche bekanntlich von den Juden, weil jene ein Mischvolk waren und einen eigenen Gottesdienst hatten, nicht als zu ihnen gehörig anerkannt wurden. 

Da nun aber in Christus nicht Jude noch Grieche noch Barbar ist, sondern alle Glieder eines Leibes sind, mußte die Taufe mit dem Heiligen Geist von Jerusalem aus geschehen, damit diese Einheit sichtbar dokumentiert und die Gefahr einer Spaltung vermieden würde. Wie weise ist Gott! In Apg. 19, 2 handelt es sich um Leute, welche nur die Taufe des Johannes empfangen hatten. Diese Taufe aber war nur eine solche zur Busse, gleichsam zum Tode, aber nicht gleichzeitig zur Auferstehung und zu neuem Leben in Christus; also mehr eine vorbereitende Taufe, die der Vergebung der Sünden vorausging.

 Die Taufe mit dem Heiligen Geiste kann aber nur durch den Herrn Jesus erfolgen, wie das Johannes ja auch selbst bezeugte: «Ein anderer wird auch mit Heiligem Geiste... taufen» (Matth. 3,11). «Mit dem Heiligen Geiste erfüllt s e i n  ist nicht das Gleiche wie den Heiligen Geist empfangen. Ernsteres bezieht sich auf die aktive Wirksamkeit desselben in den Gläubigen; das Erfülltsein und Erfülltwerden mit dem Heiligen Geiste ist nicht selbstverständlich, sondern sehr von dem Herzenszustand des Kindes Gottes abhängig. 

Der Geist Gottes kann Seine Kraft in einem Gläubigen, der sich Ihm nicht völlig ausliefert, sondern geteilten Herzens ist, nicht aus­wirken. Er kann «betrübt» (Eph.4,30), ja «gedämpft» und sogar «ausgelöscht» (1. Thess, 5, 19) werden durch ungöttliches Verhallen. Das Erfülltwerden mit Heiligem Geiste nach Apg. 1, 4 und 4,31 ist eine spe­zielle Auswirkung der Kraft und Macht des Heiligen Geistes in besonderer Lage, Umständen und auch Gefahr. Daß der Heilige Geist in uns ungehemmt wirksam sein kann, sollte sicherlich ein ernster und anhaltender Gebetsgegen­stand bei uns sein!

Frage Nr. 46: Wie ist der Ausdruck in 1. Tim. 3,16 «gerechtfertigt im Geiste» zu verstehen oder zu erklären, da nach Röm. 4,15 die Rechtfertigung durch die Auferweckung des Herrn durch Gott geschehen ist ?

Antwort: «Gerechtfertigt im Geiste» will sagen, daß der Geist Gottes alle Handlungen des Herrn Jesus, Sein Tun, Seine Werke usw. als Er hienieden war, gutgeheißen oder gerechtfertigt hat. Es handelt sich an dieser Stelle nicht um unsere, sondern um des Herrn Rechtfertigung. "Diesen hat der Vater, Gott, versiegelt» (Joh. 6,27). «Im Geiste rechtfertigen» auch alle Jünger und Nachfolger den Herrn, indem sie Ihm in ihrem Zeugnis und Bekenntnis vor der Welt Recht geben und Sein Werk als ihre Rettung gutheißen — mag sich die Welt auch immer gegnerisch und spöttelnd dagegen erklären. 

«Die Weisheit ist gerechtfertigt worden von ihren Kindern» (Matth. 11,19). Von den Kindern Gottes kann man nie sagen, daß sie im Geiste gerechtfertigt sind, sondern wie aus Röm. 4 hervorgeht, ruht unsere Rechtfertigung auf dem, was der Sohn Got­tes für uns am Kreuz von Golgatha getan hat. Seine Auferweckung ist der Be­weis für unsere Rechtfertigung.

Frage Nr. 87: In Röm. 13,12 lesen wir, daß «unsere Errettung jetzt naher Ist, als da wir geglaubt haben». Ist damit die Entrückung gemeint?

Antwort: Ohne Frage, aber es ist wie in Heb r. 9, 28 nicht der Hauptgedanke. «Rettung» ist auch an dieser Stelle das Herausgenommenwerden aus dem, was Übungen verursacht, was im folgenden Vers noch weiter belegt wird: "Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.» «Tag» wird es auf dieser Erde erst werden, wenn der Herr sichtbarlich erscheint und Seine Herrschaft antreten wird. Die Frage, um welches Kommen es sich handelt, ist nicht weiter berührt, ober wenn auch unausgesprochen, dürfen wir den Vers selbstverständlich auch auf die Entrückung anwenden. Aber warum Unterschiede machen, wenn das Wort keine macht? Ist es nicht besser, am Text zu bleiben und sich damit zu­frieden zu geben?

Frage Nr. 230: Werden diejenigen, welche Jesus Christus nicht als Erretter annehmen, nach dem Gesetz gerichtet) Wie aber die Heiden, die nie von Jesus, noch vom Gesetz gehört haben, gilt für diese   Röm.1. 18-32?

Antwort: Fürs Erste muß klar verstanden werden, daß nach dem Alten Testament das Gesetz die Richtschnur für den Wandel und die Erfüllung des­selben das Mittel zur Erlangung des ewigen Lebens und der Seligkeit war. In diesem Sinn ist Christus des Gesetzes Ende, weil Er dessen Forderungen erfüllt hat und nunmehr das Seelenheil auf Grund Seines Werkes dem Glau­benden aus Gnaden zuteil wird. Natürlich ist deshalb das Gesetz nicht auf­gelöst (Matth. 5, 17), sondern die darin ausgedrückten Richtlinien des Willens Gottes und des Charakters des Gläubigen sind für das neue göttliche Leben ebenso maßgebend, sogar in erhöhtem Masse, aber. nicht mehr als zweckmäßige Gebote, sondern als des neuen Lebens selbstverständlicher Charakter. Dabei darf aber nicht übersehen werden, daß im Wort Gottes (z.B. in 1.Joh.2 und im Galaterbrief) oft unter dem Ausdruck «Gesetz» das gesamte geoffen­barte Wort Gottes gemeint ist, also ein 'viel weiterer Begriff als der des Ge­setzes vom Sinai, «Unter Gesetz» steht genau genommen nur Israel; denn ihm allein ist das Gesetz gegeben worden. Die ungläubige Namenchristenheit wird nach ihrem Verhalten zu der ihr gewordenen Offenbarung, also in bezug auf ihre Stellungnahme zur Person von Jesus Christus, gerichtet werden. 

Wer freilich sich auf seine eigene Gerechtigkeit und seine guten Werke berufen will, der wird diese allerdings nach den Ansprüchen des Gesetzes, welche ein Minimum der Forderungen eines heiligen Gottes darstellen, gemessen sehen und finden müssen, daß er nicht einmal diesen genügen konnte. Was nun die Heiden, die nie etwas von Jesus Christus noch vom Gesetz gehört haben, anbetrifft. gilt für diese, wie Sie richtig annehmen, Röm. 1,18—32 als Aufklärung, ferner Luk.12,47—48, wonach jeder nach dem Maß seiner Erkenntnis des Willens Gottes gerichtet wird. Nun, ein gewisses Maß Verantwortung haben auch die unwissenden Heiden; denn gewisse Richtlinien für ihr Verhalten, für gut und böse usw. haben alle Menschen. Denn alle Völker haben Kenntnis davon, daß einst ein guter Gott die Welt erschaffen hat, daß sich aber die Menschen von Ihm abgewandt haben, alle haben gewisse, wenn auch vielfach ver­derbte Kenntnis der Ereignisse, welche die Kapitel 1.Mose 1—11 berichten. Sie haben ferner das Zeugnis der Schöpfung und alle Menschen haben die Stimme des Gewissens, wenn auch der Teufel hierin viel Verwirrung zu schaffen verstanden hat. Sodann aber sind auch die Heiden durchaus nicht ohne besondere Offenbarungen Gottes geblieben. Gerade um die Zeit, als Gottes Sohn auf Erden erscheinen sollte, ist die gesamte Menschheit darauf vorbereitet worden. So enthält schon die Weisheit der alten Griechen manchen darauf hindeutenden Zug, so daß auch die griechische Philosophie eine Art Zuchtmeister auf Christus hin genannt werden kann. 

Durch Sybillen, eine Art Prophetinnen, in den verschiedenen Gebieten der alten Welt, wurde damals sogar die Geburt Jesu mit z.T. kaum weniger deutlichen Worten als in der Heiligen Schrift vorher verkündigt. Leider hat der Teufel es verstanden, die Menschen von der Erwartung des Herrn abzulenken. Die Missionare haben in manchen Gegenden gewisse Überlieferungen vorgefunden, welche auf 'ihr Kommen, die Bibel und ihre Botschaft hinwiesen und dem Evangelium den Weg bereitet haben, so z.B. bei den Karenen in Birma, auf Java u.a.m. Für­wahr, Gott bezeugt sich den Menschen, auch den Heiden, auf mannigfache Weise, so daß sie keine Entschuldigung haben.


 588: Meint Röm. 11,16—27: «Also wird ganz Israel errettet wer­den», daß der Herr alle gestorbenen Juden auferwecken und in Sein Reich einführen wird?

Antwort: Keineswegs! Gewisse Irrlehrer lehren dies zwar und oberflächliche Bibelleser mögen auch darauf hereinfallen; aber Gottes Wort lehrt solches nicht. Es wird auch nicht einmal die ganze Masse der lebenden Juden errettet werden, wenn Christus kommt, keinesfalls die große Menge derer, welche dem «Men­schen der Sünde», dem Antichristen, anhangen und das «Tier» (das Haupt des wiedererstehenden Römischen Weltreiches) anbeten. «Ganz Israel» meint den ganzen gläubigen Überrest Jener Tage, welcher dann auf den durch Gottes Eidschwur gesicherten Bund und auf seinen Messias-König wartet. Aber die Abtrünnigen, Gottlosen, welche Gott verhöhnen und dem falschen Messias fol­gen, werden ausgerottet werden. (Vergl. Sach. 13,8—9.) Dennoch wird sich der Herr aus allen zwölf Stämmen Israels (siehe Offb. 7, 1—8) einen Überrest erwählen, an dem Er sich verherrlichen wird und also wird ganz Israel errettet werden. Vergessen wir nicht, daß, als der Herr auf Erden weilte, nur zwei Stämme im Lande waren, Juda und Benjamin. Die ändern zehn Stämme waren damals und sind heute noch verschollen, aber der Herr wird sie finden und herbeibringen, denn Sein Name kann nur inmitten eines zwölfstämmigen, ganzen Volkes verherrlicht werden.


Frage Nr. 596: Inwiefern konnte zu den Juden gesagt werden: «Du begehst Tempelraub»? (Röm. 2, 22) Kann dies nicht mit Mal. 3,8 beantwortet werden? Ist es richtig übersetzt mit «Götzentempelraub», wie es in einer Übersetzung lau­tet? Das kann ja nicht auf den Tempel in Jerusalem angewendet werden.

1. Antwort: Ihre Vermutungen sind ganz richtig. Luther übersetzte Rom. 2, 22 mit «Du raubst Gott, was Sein ist». Darauf antwortet Mal. 3,8 Ja genau. Man kann auch Mal. 1 anführen, wo Gott sich beklagt, dass Israel Ihm statt das Beste, das Mindeste opfere, ferner Jes.1, wo der ganze heuchlerische und unwahre Dienst gegeißelt wird; Matth. 15, wo der Herr nachweist, wie die Juden das, was sie ihren Eltern schuldig seien dem Tempel geben, also sozusagen Gestohlenes, Joh. 2 usw., wo der Herr den ganzen betrügerischen Handel und Geldwechsel im Tempel hinausschafft mit den Worten: «Ihr habt Mein Haus zu einer Räuber­höhle gemacht». Alles dies bedeutete doch Entweihung des Tempels Gottes und widerrechtlichen Entzug der Ehre und dessen, was Gott für sich bean­spruchte, Gott selbst gegenüber. — Die erwähnte Übersetzung von Rom. 2, 22 ist also unrichtig. Im griechischen Urtext gibt es zwei Ausdrücke für Tempel. Der eine ist «naos», der z. B. in Apg. 19,24 vorkommt, wo es sich deutlich um heidnische Tempel handelt. In Rom. 2,22 wird der andere gebraucht: «hieron» (genau; «Heiligtum»), welcher überall da gebraucht wird, wo es sich um Gottes Haus, um den Tempel in Jerusalem, handelt, auch im Wort Jerusa­lem selbst (heiliges Haus des Friedens) und 'in allen Ableitungen und Zusam­mensetzungen des Wortes «heilig»». Auch in Rom. 2, 22 handelt es sich nur um den Tempel in Jerusalem, da wird ja auch nur zu den Juden geredet.


2.Antwort: In der Tat handelt es sich dabei um das, was Gott gehört, im Alten Bunde um die Dinge, welche nach dem Gesetz Moses den Priestern für den Tempel gebrach! werden mußten. Da hören wir z. B. in Mal. 3, 8, dass die Juden Gott den Zehnten und die Hebopfer vorenthielten; in Mal. l und Jes.1, dass Gott sich über die schamlose Betrügerei und Heuchelei im Darbringen der Opfer beklagt. In Matth. 15 geißelt der Herr Jesus, wie sie sogar das, was sie ihren Eltern schuldig waren, denselben vorenthielten und somit sozusagen Gestohlenes dem Tempel gaben. Auch Joh. 2, Matth. 21 usw., wo der Herr den ganzen unsauberen Handel und Geldwechsel aus dem Tempel hinausgeschafft mit den Worten: «Ihr habt Mein Haus zu einer Räuberhöhle gemacht», ist hier zu nennen. Alles dies bedeutete doch die Entweihung des Tempels und wider­rechtlichen Entzug der Ehre und alles dessen, was Gott für sich beansprucht, Somit gehört unter den Begriff «Tempelraub» alles das, was Gott geweiht sein sollte oder Ihm überhaupt gehört und das Ihm vorenthalten wird, ebenso alles, was Golf dem Herrn die Ihm gebührende Ehre raubt. Da muss auch bei der Christenheit unendlich vieles, was nach dem Gesagten unschwer festzustellen ist, «Tempelraub» genannt werden.

Frage Nr. 627: «Was nun? Haben wir einen Vorzug? Durchaus nicht; denn wir haben sowohl Juden als Griechen zuvor beschuldigt, daß sie alle unter der Sünde seien» .(Röm. 3,9) Wer sind die „wir“?

Antwort: Paulus meint: «Wir Juden, von denen ich einer bin». Es gibt noch mehr solcher «wir», z.B. Eph.1,12; «Ihr» Vers 13 zeigt es deutlich.