Thessalonicherbriefe BdH 1856

02/01/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Betrachtung der beiden Briefe des Apostels Paulus an die Thessalonicher 

Einleitung 

Unser geliebter Herr fand auf dieser Erde nicht, wo Er Sein Haupt hinlegte. „Die Welt ward durch ihn und die Welt kannte ihn nicht. Er kam in Sein Eigentum, und die Seinigen nahmen ihn nicht auf" (Joh. 1,10.11). Seine Ruhestätte konnte nicht da sein,.wo der Satan sein Wesen hatte, und wo die Sünde herrschte. Er war hier der einzige, der Gott völlig verherrlichte, und deshalb verstand niemand die Neigungen und Gefühle Seines Herzens. Diese waren von oben und konnten nur vom Vater gekannt und in der rechten Weise gewürdigt werden. 

Er sagte deshalb auch zu Seinen Jüngern: „Wenn ihr mich liebtet, so hättet ihr euch gefreut, daß ich zum Vater gehe, denn der Vater ist größer als ich" 12 177 (Joh. 14, 28). Er war nicht von der Welt. Er sagt aber auch von den Seinigen, daß sie nicht von der Welt sind.

 Die Welt, welche Ihn nicht kannte, kennt auch sie nicht; und können diese jetzt wohl glücklicher und heimischer hienieden sein, als Er? Sie, die nicht von der Welt sind, werden nur vom Vater und vom Sohne völlig erkannt und verstanden, und sind nur im Hause des Vaters heimisch und glücklich. Deshalb ist es ein süßer Trost, welchen der Herr den Seinigen bei Seinem Abschied aus der Welt zurückließ: „Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen, wenn es aber nicht so wäre, so würde ich es euch gesagt haben. Ich gehe hin, für euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingegangen bin und euch eine Stätte bereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, auf daß, wo ich bin, auch ihr seid" (Joh. 14, 2. 3). 

Wie wenig aber die Jünger diese Worte verstanden, und wie gering ihr Trost für sie war, sagt uns die Entgegnung des Thomas: „Herr! wir wissen nicht, wo du hingehest, und wie können wir den Weg wissen" (V. 5). Hätte der Herr von irdischen Dingen mit ihnen geredet, sie würden ihn besser verstanden haben. Die Augen der Jünger waren auf diese Erde gerichtet; alle die Erwartungen der Zukunft knüpften sich an dieselbe; die Sehnsucht ihrer Herzen suchte die Verwirklichung des Reiches Gottes hienieden. Die beiden Jünger, welche nach Emmaus gingen, bekannten ihre getäuschten Erwartungen in den Worten: „Wir aber hofften, daß Er der sei, der Israel erlösen sollte" (Luk. 24, 21). Die himmlischen Wohnungen waren ihnen fremd, und der Weg dorthin unbekannt. Der Herr kannte die Welt, wo Sünde und Tod regieren. Er Selbst hatte den Satan als Fürst dieser Welt bezeichnet.

 Deshalb, so überschwenglich auch der Segen für u n s ist, der sich an die Worte „ich gehe zum Vater" knüpft, so waren diese doch auch trostreich für Sein eigenes Herz in einer Welt, wo Er keine bleibende Stätte hatte. Die Jünger, später die Kirche oder die Versammlung Gottes, mußten erst, und zwar auf eine traurige Weise, erfahren , daß sie hienieden keine Ruhestätte hatten, daß ihre Berufung himmlisch und nicht irdisch war. Wohl ist die Erwartung des Reiches Gottes auf der Erde, worin Christus als König regiert und völlig anerkannt wird, eine gegründete; im tausendjährigen Reiche wird die Erde und was darauf ist, sehr gesegnet und glücklich sein, — 

Satan ist gebunden, Sünde und Fluch herrschen nicht mehr, und alle Kreatur wird frei sein; •—und es ist gewiß eine große Freude für uns, die Fülle der Segnungen dieses Reiches auf der Erde zu betrachten, allein die eigentliche Erwartung der Versammlung besteht nicht in diesem Reich und seinen Segnungen, sondern wir sind gesegnet mit aller geistlichen Segnung in den himmlischen ör - tern in Christo. Die Versammlung, d. i. der Leib Christi, kann nur da ihre Wohnung und ihr Teil haben, wo es auch ihr Haupt gefunden hat; und in dem Reiche auf der Erde wird sie mit Christo priesterlich regieren.

 — Die Versammlung wurde aber nicht eher wieder mit ihrer Aufnähme durch Christum und zu Ihm in die himmlischen Örter durch den Heiligen Geist getröstet, bis sie selbst die schmerzliche Erfahrung gemacht, daß für sie in der Gegenwart der Sünde und des Todes keine bleibende und glückliche Stätte war, bis sie ihre himmlische Berufung und ihre völlige Einheit mit dem verherrlichten Haupte Christi erkannt hatte. Bei der Himmelfahrt des Herrn wurden die Ihm nachschauenden Jünger durch die Worte getröstet: „Dieser Jesus, der von euch in den Himmel aufgenommen ist, wird also kommen, wie ihr ihn gen Himmel habt auffahren sehen" (Apg. 11,1). 

Hier lesen wir nichts von ihrer Aufnahme in die himmlischen Örter. Petrus ruft dem Volke Israel zu: „So tut nun Buße und bekehret euch, daß eure Sünden ausgetilgt werden, daß Zeiten der Erquickung von dem Angesicht des Herrn kommen möchten, und daß er euch den zu vor verordneten Jesum Christum uns senden möchte".(Apg. 3, 19. 20).

 Auch hier haben wir die Versicherung Seiner Wiederkunft und des Segens, welchen Seine persönliche Gegenwart auf dieser Erde bringen wird, aber nicht die Aufnahme der Versammlung in Seine Herrlichkeit. Die Versammlung der Gläubigen auf der Erde stellte in ihrem ersten Entstehen gewissermaßen den Anfang des tausendjährigen Reiches dar. Der Heilige Geist der Verheißung war ausgegossen; die Gläubigen „verharrten in der Lehre der Apostel, und in der Gemeinschaft, und in dem Brechen des Brotes, und in den Gebeten"; die Gläubigen alle waren zusammen, und hatten alles gemein; „täglich einmütig im Tempel verharrend, und zu Hause das Brot brechend, nahmen sie Speise mit Frohlocken und Einfalt des Herzens, und lobten Gott und hatten Gunst bei dem ganzen Volke" (Apg. 2). 

Es fehlte nur noch die persönliche Gegenwart des Herrn unter ihnen, dessen Rückkunft sie erwarteten. Doch diese Rückkunft auf diese Erde war von der Buße Israels abhängig, und Israel tat keine Buße. Jesus Selbst versicherte diesem Volke: „Ihr werdet mich von jetzt an nicht mehr sehen, bis ihr sagt: Gesegnet, der da kommt im Namen des 179 Herrn" (Matth. 23, 39). Israel wird Buße tun unter großer Drangsal, und dann wird es durch die Rückkehr und persönliche Gegenwart des Herrn errettet und erquickt werden.

 In der ersten Zeit verwirklichte die Versammlung auf der Erde ihre Einheit. Es war die Zahl der Männer bei fünftausend; „die Menge aber derer, die gläubig geworden waren, war ein Herz und eine Seele " (Apg. 4,4.32). So erfüllte sich die Bitte des Herrn: „ . . .auf daß sie alle Eins seien, gleich wie du, Vater, in mir und ich in dir, auf daß auch sie in uns Eins seien, auf daß die Welt glaube, daß du mich gesandt hast" (Joh. 17, 21). Und als der Heilige Geist uns Apg. 5, 12 mitteilt, daß sie alle einmütig in der Säulenhalle Salomons waren, fügt Er V.13 hinzu: „Von den Übrigen aber wagte es keiner, sich ihnen anzuschließen, sondern das Volk e r h o b sie. " Ihre Einheit war das große Zeugnis für die Übrigen. So lange nun die Versammlung ein Herz und eine Seele auf der Erde war, hören wir nichts von ihrer Aufnahme in die himmlische Herrlichkeit, wohl aber, wie schon bemerkt, von der Wiederkunft Christi auf die Erde, von der Erquikkung durch Seine persönliche Gegenwart und von der Wiederherstellung aller Dinge durch Ihn. 

Diese so gesegnete Einheit dauerte aber leider nur sehr kurze Zeit. Die Sünde, welche durch die List des Satans in das Paradies, so wie unter Israel, dem irdischen Volke Gottes, Eingang gefunden hatte, fand auch in die Versammlung Gottes einen Weg, und störte das Glück ihrer gesegneten Einheit auf der Erde. Ananias mit Saphira, seinem Weibe, machten die erste Lücke. Beide wurden zwar durch den Heiligen Geist aus der in ihrer Einheit so glücklichen Versammlung getan, allein die Sünde fand trotz der großen Furcht, welche durch diese ernste Züchtigung des Geistes hervorgerufen war, neue Wege; nicht allein in der Versammlung zu Jerusalem, welche Stadt bald aufhörte der Mittelpunkt der Versammlung zu sein, sondern auch in den Versammlungen unter den Nationen; und nicht lange, so war die gesegnete Einheit der Versammlung auf der Erde dahin, zerstört für immer. 

Die späteren Kapitel der Apostelgeschichte, sowie die Briefe der Apostel, zeigen uns, wie sich das Geheimnis der Bosheit überall regte, wie die Sünde immer mächtiger eindrang. Wir hören bald von Irrlehren, WiderChristen und Spaltungen. Die Versammlung Gottes auf der Erde befand sich im Abfall; und nirgends haben wir in der Heiligen Schrift die Verheißung, daß ihre Einheit auf der Erde je wieder hergestellt werden wird. Es wird uns aber oftmals versichert, daß schreckliche Zeiten kommen, und daß die Verwirrung und 180 der Abfall immer fortschreiten werden bis zu ihrer Vollendung (1. Tim. 4; 2. Tim. 3; 2. Thess. 2 usw.); und dann der Tag des Herrn, der auch über die verdorbene Kirche, wie ein Dieb in der Nacht kommt. Ja, die Einheit der Versammlung auf der Erde ist für immer dahin, und wir sehen sie jetzt in unzähligen Sekten zertrennt. 

Ihr Glück und ihre Freude als E i n e Versammlung auf der Erde ist verloren, wenn auch einzelne Glieder in ihrer Gemeinschaft mit Gott und untereinander glücklich sind. Sie hat die erste Liebe verlassen und hat nicht bedacht, wovon sie gefallen, und hat weder Buße noch die ersten Werke getan. Ihr Leuchter kann nicht länger hienieden seine Stätte haben, weil sie als V e r s a m m l u n g aufgehört, in ihrer ersten Liebe und Einheit eine Zeugin der Liebe Dessen zu sein, Der sie bis zum Tode geliebt hat. O, trauriger Abfall! und doch finden die Seinigen stets eine Zufluchtsstätte in Seinem Herzen, dessen Liebe nimmer schwächer wird, und welche allein fähig ist, unsere Herzen zu erwärmen und unsere Liebe zu erfrischen und zu beleben. So ist nun den Getreuen in Betreff der Versammlung auf der Erde nichts anderes übrig geblieben, als ihre verlorene Einheit zu beweinen. Dank aber der nie fehlenden Fürsorge und Weisheit Gottes, der durch die Untreuen Seiner Kinder Veranlassung nimmt, noch herrlichere Dinge zu offenbaren. Der Abfall war auf der Erde und dehnte sich immer weiter aus; aber die wahre Versammlung sollte ihren Ruhepunkt anderswo haben. 

Sie lernte jetzt erst durch die Offenbarung des Geistes Gottes verstehen, daß ihre Berufung himmlisch, und daß sie als Leib Christi unzertrennlich und eins mit ihrem verherrlichten Haupte im Himmel war. Für die Verwirklichung ihrer Einheit gab es jetzt einen neuen Sammelplatz, und zwar in den himmlischen Örtern, wo Satan und Sünde das selige Glück ihrer Einheit nie wieder stören werden. Dort werden die Worte des Herrn (Joh. 17, 22. 23) erfüllt sein und bleiben: „Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, welche du mir gegeben hast, auf daß sie Eins seien, gleich wie wir Eins sind. Ich bin in ihnen und du in mir, auf daß sie in Eins vollendet seien, und auf daß die Welt e r k e n n e , daß du mich gesandt und sie geliebt, gleich wie du mich geliebt hast." Der Abfall aber war der traurige Weg, auf welchem die Versammlung erfuhr, daß sie in der Gegenwart der Sünde nicht glücklich sein konnte. 

Jetzt verstand sie die so trostreichen Worte des Herrn, welche die Jünger früher nicht verstanden hatten: „Ich komme wieder und werde euch zu mir nehmen, auf daß, wo ich bin, auch ihr seid"; und der Heilige Geist stellte jetzt diese so gesegnete Wahrheit der Versammlung aufs neue vor. Konnte es auch beim, Anblick der Verwirrung und des Abfalls der Versammlung auf der Erde für die treuen Glieder etwas geben, was ihnen mehr Trost und Erquickung darbot? Gott offenbart der auf der Erde fremden und ihrer Spaltung wegen unglücklichen Versammlung ihre baldige Aufnahme in die himmlische Herrlichkeit durch Christum und zu Ihm. Dort, in der Gegenwart ihres geliebten Herrn, ist der Ort ihrer ewigen und seligen Ruhe. Jetzt erkannte die Versammlung, daß ihr Teil nicht mehr auf dieser Erde war, daß ihr Blick, während sie hienieden nur durch eine Wüste ging, stets nach oben gerichtet bleiben mußte. 

Ihre Erwartung knüpfte sich von jetzt an zunächst nur an einen wichtigen Augenblick, an welchem Jesus, ihr geliebter Bräutigam, ihr entgegen kommt, um sie zu sich in die himmlische Herrlichkeit aufzunehmen. Mögen sich die Dinge auf der Erde gestalten, wie sie wollen, — diese Dinge sind ihr Leitstern nicht. „Ich komme bald!" ist der trostreiche Zuruf des Herrn, der das Herz Seiner Glieder nur mit Sehnsucht und Freude erfüllen kann; und je mehr der Abfall und die Zersplitterung wächst, desto dringender möge der Ruf „Komm, Herr Jesu!" nach oben gehen. Sein Kommen zur Aufnahme Seiner Versammlung beendigt ihre Verwirrung und verwirklicht für immer ihre Einheit in den himmlischen örtern. 

Es ist aber auch diese köstliche Wahrheit bald nach ihrer Offenbarung durch die List Satans wieder verdunkelt worden. Die Versammlung hörte nach und nach auf, Jesum zu ihrer Aufnahme vom Himmel zu erwarten und verlor sich in die Welt. „Als der Bräutigam verzog, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein" (Matth. 25, 5). Die Versammlung verlor das Bewußtsein ihrer himmlischen Berufung, sie verkannte ihre Einheit als Leib mit dem verherrlichten Haupte im Himmel, und verlor die Seligkeit ihrer Erwartung. Ihre Hoffnung knüpfte sich wieder an diese Erde; die Christen nannten sich vielfach das geistliche Israel, und wenn man die Wiederkunft des Herrn erwartete, so war es zum Gericht der Welt, und zur Erfüllung der verheißenen, irdischen Segnungen.

 So wurde das Bewußtsein der Versammlung immer mehr ein jüdisches und nach und nach war nicht nur die Einheit auf der Erde verloren, sondern auch das Bewußtsein ihrer himmlischen Berufung und ihrer Einheit mit dem verherrlichten Haupte im Himmel, und die damit verbundene Erwartung auf Jesum zur Aufnahme in die himmlische Herrlichkeit, und endlich wurde sogar ihre Freiheit in Christo 182 verdunkelt und geschwächt; — ja, die so gesegnete Versammlung ist tief gefallen. Dazu hat es aber auch (bis auf diese Stunde leider!) nicht an menschlichen Anstrengungen gefehlt, das gesunkene Glück der Versammlung auf der Erde wieder herzustellen. Man sieht und erkennt, daß ihre Einheit verloren ist, und man gibt sich aus Unwissenheit oder Anmaßung dem Gedanken hin, diesen Schaden zu heilen. 

Bald sucht man das Bestehende zu verbessern, bald etwas Neues zu gründen. Bis jetzt aber hat man die Nutzlosigkeit aller menschlichen Anstrengungen gesehen, welche, statt zu heilen, die Verwirrung vergrößern und die Zahl der Sekten vermehren; und es hat sich stets aufs neue die traurige Wahrheit bestätigt, daß der Mensch in diesen Dingen wohl verderben, aber nichts wieder gut machen kann. O, der treue Herr gebe doch den Seinigen Einsicht und Demut. Was wir jetzt zu tun haben, ist nicht, unsere Kraft oder vielmehr unsere Ohnmacht an den Tag zu legen, sondern in Demut den Verfall der Versammlung, und zwar durch eigene Untreue anzuerkennen, und die Gedanken Gottes in der Schrift unter Leitung des Heiligen Geistes zu erforschen. Die Einfältigen und Aufrichtigen werden auf diese Weise gesegnet sein und den rechten Weg finden. 

Sie werden die Freiheit, womit uns Christus befreit hat, erkennen; sie werden wieder verstehen, daß die Berufung der Versammlung himmlisch ist, und daß sie als Leib Christi, verbunden mit Ihm, dem verherrlichten Haupte im Himmel, nur E i n e ist, und als Glieder der Versammlung, der Braut Christi, wird in ihnen wieder die Freude und die Sehnsucht nach der Rückkehr ihres geliebten Bräutigams erwachen, umso mehr, da hier alles verwirrt und zerstreut ist. 

Diese Rückkehr der Gläubigen zu ihrer wahren Stellung hienieden wird einen lauteren Wandel in der Gemeinschaft mit Gott, als solche, die nicht von der Welt sind, zur Folge haben. Sie werden dann weder mit der Welt wandeln, und in ihrer Gemeinschaft Gott zu dienen versuchen, noch daran denken, etwas Neues zu bauen, sondern sie werden sich einfach als Christen versammeln im Vertrauen auf die Verheißung, daß, wo zwei oder drei in dem Namen Jesu versammelt sind, Er in ihrer Mitte ist, und werden in dem Bewußtsein, daß sie Eins sind , als Brüder zusammen wandeln und Gott verherrlichen. 

Dies ist jetzt während des Abfalls der einzige Weg, der Gott wohlgefällig und von Ihm gesegnet ist. Doch der Raum gestattet nicht, hier noch weiter in diesen Gegenstand einzugehen, sondern uns zu unserer eigentlichen Aufgabe, der Betrachtung der beiden Briefe an die Thessalonicher, zu wenden. Unter den Briefen der Apostel finden wir keinen, welcher sich so viel und so ausführlich mit der Zukunft Christi beschäftigt, als diese beiden Briefe an die Thessalonicher, und es ist auch wohl, soviel wir wissen, keine andere Versammlung, die so lebendig von der Wiederkunft Christi erfüllt war, als diese. 

Die Briefe selbst namentlich der erste, geben hiervon das deutlichste Zeugnis. Wir dürfen aber bei der Betrachtung dieser so gesegneten Wahrheit der Ankunft Christi nicht nur bei einer Seite derselben, etwa bei Seinem Kommen zur Aufnahme der Versammlung stehen bleiben. Dies liegt uns zwar am nächsten, indem es allem anderen, was mit der Wiederkunft Christi in Beziehung steht, vorangeht, und es ist so sehr köstlMi und trostreich für uns, weil es uns aus dieser elenden Wüste in unsere wahre Heimat führt, um Den von Angesicht zu Angesicht zu sehen und für immer bei Ihm zu sein, den jetzt unsere Seele liebt. Doch ist dies nicht alles, was mit der Wiederkunft oder Ankunft Christi in Beziehung steht.

 Die beiden Briefe an die Thessalonicher beschäftigen sich nicht nur mit diesem einen herrlichen Augenblick, der Aufnahme der Versammlung, die wir aber namentlich im vierten Kapitel finden, sondern sie betrachten Seine Wiederkunft in Verbindung mit den verschiedenen Segnungen, derer wir uns jetzt in Hoffnung erfreuen, so wie auch mit dem Gericht der Welt. Jedoch wollen wir hier in das Einzelne nicht weiter eingehen, sondern dies bei der Betrachtung der Briefe selbst näher ins Auge fassen. Die Erkenntnis dieser Wahrheit, d. i. der unverwandte Blick auf die Zukunft des Herrn und das stete Harren Seiner Ankunft übt einen großen Einfluß auf unseren Wandel durch diese Wüste aus, und deshalb benutzt sie auch der Heilige Geist, um die Thessalonicher zu trösten, zu ermuntern, zu stärken und zum Ausharren zu bewegen. — Bald standen aber auch Irrlehrer unter ihnen auf, welche die Versammlung gerade an ihrer stärksten Seite anfaßten, an ihrem Ausharren der Hoffnung unsers Herrn Jesu Christi. Sie waren eifrig bemüht, diese Hoffnung in ihnen zu verdunkeln, und sie darin zu schwächen und zu verwirren. 

Aber auch hier begegnen wir der Treue und Gnade unsers Gottes. Die Anstrengungen des Feindes haben dazu gedient, diese so köstliche Wahrheit von der Wiederkunft Christi, besonders was ihre Verbindung mit dem Gericht der Welt betrifft, uns um so klarer vorzustellen. Hiermit beschäftigt sich vorzugsweise der zweite Brief. 184 Der treue Herr gebe uns einen recht einfältigen Sinn, diese Briefe ohne irgend eine vorgefaßte Meinung, wie es leider oft der Fall ist, zu betrachten. Er wolle uns bewahren, daß wir nicht einer allgemeinen, anerkannten Meinung darum huldigen, weil sie allgemein anerkannt ist , oder weil sie die Anerkennung gewisser Männer hat, die Ansehen hatten und in vieler Beziehung im Werke des Herrn gesegnet waren. Es steht geschrieben: „Prüfet alles und behaltet das Gute."

 Wenn wir es auch stets dankbar anzuerkennen haben, wenn uns Gott durch gewisse Werkzeuge segnet, so darf doch die Autorität des Wortes nie darunter leiden, weil es das Wort unseres Gottes ist. Dies allein ist unser Leitstern und unsere Richtschnur, und ist geschrieben für die Einfältigen, welche der Heilige Geist durch das Wort lehret und leitet. Noch wollen wir hier daran erinnern, daß der Apostel und seine Mitarbeiter, wie wir Apg, 16 u. 17 und 1. Thess. 2 sehen, von Philippi, wo sie eine schwere Verfolgung, Schläge und Gefängnis erduldet hatten, nach Thessalonich kamen. Hier brach auch sehr bald durch die dort wohnenden Juden eine große Verfolgung aus, so daß sie dort nur kurze Zeit zubringen konnten. Wir lesen Apg. 17, 1—6: „Als sie aber durch Amphipolis und Apollonia reisten, kamen sie nach Thessalonich, wo die Synagoge der Juden war. Nach seiner Gewohnheit aber ging Paulus zu ihnen hinein und redete an drei Sabbathen nacheinander zu ihnen aus den Schriften .. . 

Die ungläubigen Juden aber, voll von Neid, nahmen etliche böse Männer vom Gassenpöbel zu sich, machten einen Volksauflauf und brachten die Stadt in Verwirrung; und sie traten vor das Haus des Jason und trachteten sie unter das Volk zu führen. Als sie sie aber nicht fanden, schleppten sie den Jason und etliche Brüder vor die Obersten der Stadt, rufend: Die, welche den Erdkreis aufgewiegelt haben, diese sind auch hierher gekommen." Diese beiden Briefe an die Thessalonicher, welche die ältesten sind, wurden wahrscheinlich von Korinth aus geschrieben, wo sich der Apostel ein Jahr und sechs Monate aufhielt. Als er Thessalonich verlassen mußte, kam er zunächst nach Athen, wo er eine Zeitlang blieb und das Evangelium verkündigte, weshalb auch andere der Meinung sind, daß er in Athen diese beiden Briefe geschrieben habe.

 Dies zu untersuchen ist jedoch nicht unsere Sache. Der Heilige Geist leite denn unsere Herzen, damit wir die köstlichen Wahrheiten dieser Briefe recht verstehen, und zu einem treuen und freudigen Harren auf die Ankunft Christi zum Preise Seines Namens ermuntert werden. 185 Der erste Brief Kapitel 1.„ Paulus und Silvanus und Timotheus der Versammlung der Thessalonicher in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesu Christo: Gnade euch und Friede von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesu Christo " (V. 1). Der Eingangsgruß in den verschiedenen Briefen ist beinahe immer etwas anders, und nicht ohne Grund. Dieser Gruß ist oft der Schlüssel zu dem Briefe selbst, und oft läßt er uns einen Blick in den Zustand der Versammlung, oder der einzelnen Christen, an welche er geschrieben ist, werfen. So lesen wir beim Beginn dieses Briefes: „Paulus . . . der Versammlung d e r Thessalonicher . . . " und nicht:

 „Der Versammlung z u Thessalonich, wie wir lesen: „...de n Heiligen und Treuen, welche z u Ephesus sind; . . . . die z u Philippi sind;... welche z u Kolossä sind usw." Der Heilige Geist betrachtet diese Versammlung nicht z u Thessalonich, wie die übrigen, welche z u Ephesus, z u Philippi, z u Kolossä usw. waren, sondern es ist „die Versammlung d e r Thessalonicher i n Gott , dem Vater und dem Herrn Jesu Christo." Diese Worte schon charakterisieren uns den Glauben der Thessalonicher, der sich besonders in einer lebendigen Hoffnung kund gab, und durch welchen sie ihren Ruhepunkt nicht mehr auf dieser Erde hatten und suchten, sondern in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesu Christo. Die Worte: „Gnade euch und Friede usw." bilden den eigentümlichen Gruß für die Versammlung , als solche, und sind eine Quelle von Segen und Freude. 

Die Versammlung, als im Himmel betrachtet und vollkommen dargestellt, ist sowohl der Gegenstand der Gnade oder Gunst, als auch die Wohnstätte des Friedens von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesu Christi. Dieser Gruß drückt also weniger ihr Bedürfnis, sondern vielmehr ihre glückliche und gesegnete Stellung aus*) und es ist ein unaussprechliches Vorrecht ein Glied derselben zu sein. „Wir danken Gott allezeit für euch alle, indem wir eurer in unsern Gebeten erwähnen - *) In den Briefen an einzelne Personen ist das Wörtchen „Barmherzigkeit" hinzugefügt, wie wir lesen in den Briefen an Timotheus und Titus, weil der einzelne Christ, als Pilger in dieser Wüste, umgeben mit Schwachheit, der Barmherzigkeit bedarf, und sich derselben stets versichern kann.

 Bei dem Brief an Philemon fehlt aber dieser Zusatz, weil der Gruß zugleich an die Versammlung im Hause des Philemon gerichtet ist. In den Briefen des Petrus, welche an die Christen im allnen, unaufhörlich gedenken deures Werkes des Glaubens, und eurer Bemühung der Liebe, und eures Ausharrens der Hoffnung unsers Herrn Jesu Christi, vor unserm Gott und Vater, wissend, von Gott geliebte Brüder, eure Auserwählung (V. 2—4). Zunächst drücken diese Worte die innige und herzliche Teilnahme des Apostels und seiner Mitarbeiter am Werke des Herrn und an Seinen Heiligen aus, eine Teilnahme, die nur die im Herzen wirkende Liebe Christi erwecken kann. Die Thessalonicher waren eine Frucht ihrer Arbeit, und zwar eine so köstliche Frucht, daß sie allezeit für sie alle Gott dankten, der dort so reichlich das Gedeihen gegeben hatte. In ihren Gebeten wurden die Thessalonicher besonders erwähnt oder genannt, was ihre große Anhänglichkeit und Liebe zu ihnen kund gab. Unaufhörlich gedachten sie vor ihrem Gott und Vater ihres Werks des Glaubens, ihrer Bemühung der Liebe und ihrens Ausharrens der Hoffnung unsers Herrn Jesu Christi. Dies alles stieg unaufhörlich, als ein duftender Wohlgeruch, in den Gebeten der treuen Arbeiter durch Jesum Christum auf zu Gott, dem Vater.

 In der Versammlung der Thessalonicher finden wir das, was ihrem W e r k , ihrer B e m ü h u n g und ihrem Ausharren das göttliche Gepräge aufdrückte: Glaube, Liebe, Hoffnung; unaufhörlich eingedenk eures Werks des Glaubens, eurer Bemühung der Liebe, d. i. die unermüdliche Fortdauer ihres Werkes, und eures Ausharrens der H o f f n u n g unsers Herrn Jesu Christi." Diese Hoffnung wird hier als die Seinige, in welcher Er Selbst hienieden ausharrte, bezeichnet, es ist die Hoffnung unsers Herrn Jesu Christi.

 Dies drückt den C h a r a k t e r unserer Hoffnung aus; der G e g e n s t a n d derselben aber ist: Seine Ankunft und Seine Herrlichkeit. Die Thessalonicher standen in der vollen Frische der ersten Liebe. In ihnen wirkte die lebendige Kraft, weil sie in Gemeinschaft mit der Quelle aller Kraft waren. Anders war es mit der Versammlung in Ephesus, als an sie das Sendschreiben in Offenb. Joh. 2, 1—7 gerichtet wurde. Der Herr gemeinen, als Pilgrime und Fremdlinge, und nicht als Versammlung betrachtet, geschrieben sind, heißt es im Anfang derselben: „Gnade und Friede sei euch vermehrt." Dieser Gruß bezeichnet nicht unsere Stellung vor Gott, sondern spricht mehr von der „Verwirklichung" dessen, was diese Stellung ist, und dazu bedürfen wir der steten „Vermehrung der Gnade und des Friedens". 187 sagt: „Ic h k e n n e d e i n e W e r k e , u n d d e i n e M ü h e u n d d e i n A u s h a r r e n.

" Das aber, was diesen Werken, dieser Mühe und diesem Ausharren allein den wahren Charakter verleihen konnte, fehlte. Die äußere Frucht war vorhanden, aber nicht das, was sie mit Gott wandeln ließ, d e r G l a u b e ; nicht das, was sie mit der Quelle aller Kraft verband, di e L i e b e , und nicht das, was die Ankunft Christi als steten Gegenstand vor ihrer Seele erhielt, di e Hoff - nung . Und deshalb sagte der Herr zu der Versammlung in Ephesus: „Aber ich habe wider dich, daß du die erste Liebe verlassen hast . " Christus hat Seine Versammlung bis in den Tod geliebt, und darum kann nichts Sein Herz befriedigen als die Liebe; Seine eigene Liebe muß zu Ihm zurückstrahlen. In Ephesus aber fehlte die Liebe, die einst die Quelle von allem war. Dies machte ihren Dienst wertlos; denn wo die Liebe fehlt, da fehlt alles (1. Kor. 13, 1—3). Es kann viel Tätigkeit für den Herrn da sein, und dennoch können die Gefühle und Neigungen Ihn nicht allein zu ihrem Gegenstande haben.

 — Es ist ein Irrtum, und zeugt nur von Unwissenheit und Gleichgültigkeit, wenn behauptet wird, daß die erste Liebe verloren gehen m ü s s e , obgleich es eine traurige Wahrheit ist, daß die Versammlung, als solche, auf der Erde ihre erste Liebe verloren hat , und daß die einzelnen Christen ihr meistens folgen; ja, der eben genannte Irrtum läßt in manchen jungen Seelen, wo er Eingang findet, nur zu bald die erste Liebe erkalten. Doch bei den Ephesern sehen wir, wie ernst der Tadel und die Drohung des Herrn ist, wenn auch andererseits Seine unvergleichliche Liebe durch alles hindurch leuchtet. Der Apostel fährt nun weiter fort: „ wissend, von Gott, geliebte Brüder, eure Auserwählung . " Die Gewißheit ihrer Auserwählung gründete sich auf die Worte: „von Gott geliebte Brüder." Wie reich und mächtig sich die Liebe Gottes unter ihnen erwiesen hatte, sagen uns die schon erwähnten als auch die nachfolgenden Verse. Seine Liebe war der Grund und die Quelle von allem Guten, was in dieser Versammlung offenbar wurde, und deshalb mußten sie Auserwählte Gottes sein, weil sich Seine Liebe so reichlich an ihnen verherrlichte; und dies war es, was dem Apostel die Gewißheit ihrer Auserwählung gab. Ähnliches finden wir in der Versammlung zu Philippi. 

Wenn der Apostel dort, Kap. 1, 6 die Überzeugung ausspricht, daß der, welcher in ihnen ein gutes Werk angefangen habe, es bis auf den Tag Jesu Christi vollführen würde, so will er hiermit nicht, wie gern behauptet wird, eine allgemeine Wahrheit aussprechen; es war die in den Philippern reichlich wirkende Liebe Christi, die sich in ihrer großen Teilnahme an dem Evangelium offenbarte, die dem Apostel diese Gewißheit gab. So war es auch, wie schon bemerkt, bei den Thessalonichern; der gute Zustand der Versammlung, die unter ihnen so wirksame Kraft des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung, gaben dem Apostel die Gewißheit, daß sie an der Auserwählung Teil hatten. Es ist aber immer ein trauriges Zeichen, wenn die fleischliche Gesinnung sich auf die Auserwählung stützt, und sich ein Ruhekissen daraus macht, da sie doch nur ein sicherer und fester Grund für alle aufrichtigen Seelen ist. Jetzt zeigt der Apostel, in welcher Weise sich die Liebe Gottes und die Kraft des Evangeliums unter ihnen verherrlicht hatte. „Den nunser Evangelium kam nicht allein im Wort zu euch, sondern auch in Kraft und in dem Heiligen Geist und in großer Gewißheit, wie ihr wißt, was wir um euret willen unter euch waren " (V. 5). Die Thessalonicher waren von Anfang an mancherlei und schweren Versuchungen ausgesetzt. Nicht nur wurde ihr Glaube durch viele Drangsale erprobt, sondern der Feind griff auch auf alle Weise die Echtheit des Evangeliums an, welches sie angenommen und suchte die Arbeiter desselben bei ihnen in Verachtung zu bringen. 

Satan sucht immer das zu verdächtigen und zu beseitigen, was uns Kraft und Freude verleiht. Allen diesen Versuchungen gegenüber, ist der Heilige Geist bemüht, die Herzen der Thessalonicher recht fest und gewiß zu machen, und sie sowohl von der Echtheit ihres Glaubens, als auch der Arbeiter des Herrn und des von ihnen verkündigten Evangeliums zu überzeugen. „Denn u n s e r Evangelium kam nicht allein im Wort zu euch, sondern in K r a f t d. i. in der Kraft Gottes, die unter ihnen den Glaubenden so reichlich gewirkt und ihnen eine so völlige Errettung gebracht hatte; — es kam in d e m H e i l i g e n Geist , der ihre Herzen mit Zuversicht, Freude und Trost erfüllte, und in g r o ß e r G e w i ß h e i t , daß selbst die vielen Drangsale, womit das Evangelium unter ihnen von Anfang an begleitet gewesen war, sie nicht erschüttern konnten. 

Dieses Evangelium, welches eine solche Wirkung hatte, war nicht das Wort von Menschen, sondern von dem lebendigen Gott. — Der Zusatz: „was wir um e u r e t w i l l e n unter euch waren", bestätigt, daß sie von Gott Geliebte und Auserwählte waren. Der erfolgreiche Eingang des Evangeliums unter ihnen, war der herrliche Beweis dieser Liebe und Auserwählung. „Und ihr seid unsere Nachahmer geworden, und des Herrn, indem ihr das Wort in vieler Bedrängnis mit Freude des Heiligen Geistes empfangen habt, so daß ihr allen den Gläubigen in Mazedonien und Achaja Vorbilder geworden seid " (V. 6. 7). Die große Bedrängnis, welche die Thessalonicher von allen Seiten umgab, und die Freude des Heiligen Geistes, welche ihr Herz erfüllte und erquickte, machte sie zu Nachahmern der Apostel und auch des Herrn. Diese beiden Stücke waren das Teil des Herrn, als Er auf der Erde wandelte, und das Teil Seiner Apostel; und sie sind auch das Teil aller Seiner Getreuen hienieden. „Alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, werden verfolgt werden.

" Die Gemeinschaft Seiner Leiden ist unser Vorrecht hienieden, wo wir ungekannt sind und wir haben Ursache, uns der Trübsal zu rühmen, weil in ihnen uns stets die Liebe Gottes begegnet. Wenn unsere Herzen dieses köstliche Vorrecht verstehen, so werden sie ruhig und getrost durch alles hindurch gehen, und wir werden mit einer Freude erfüllt sein, wovon die Welt nichts kennt. Die Thessalonicher waren Nachahmer des Herrn und Seiner Apostel, und durch dieses wurden sie tüchtig, Vorbilder für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaja. Wandeln wir in den Fußstapfen des Herrn und Seiner Apostel, so sind wir ein Vorbild für Andere, ein Brief Christi, der von jedermann zur Erbauung gelesen werden kann. In den folgenden Versen führt der Apostel weiter aus, in welcher Weise sie Vorbilder sind.

 „Denn von euch ist das Wort des Herrn erschollen, nicht allein in Mazedonien und Achaja, sondern euer Glaube an Gott ist auch in jedem Ort ausgebreitet worden, so daß wir nicht nötig haben, etwas zu sagen. Denn sie selbst verkündigen von uns, welchen Eingang wir zu euch hatten, und wie ihr euch von den Götzenbildern zu Gott bekehrt habt, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott, und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, welchen er aus den Toten auferweckt hat, — Jesum, der uns von dem kommenden Zorn errettet" (V. 8—10). In dem 8. 

Verse nennt der Apostel zwei Stücke, worin die Thessalonicher Vorbilder waren, oder wofür sie durch ihre Treue und Entschiedenheit in der ganzen Umgegend Zeugnis abgaben; es war d a s W o r t d e s H e r r n und i h r G l a u b e . Die folgenden Verse führen diesen Gedanken weiter aus. Das Wort ward durch die Thessalonicher als Wort des H e r r n vor denen, die in der Umgegend wohnten, 190 bekannt. Diese erzählten selbst, welchen Eingang der Apostel und seine Mitarbeiter unter ihnen gehabt hatten, obgleich sie nur eine kurze Zeit unter ihnen tätig sein konnten; und somit gaben sie Zeugnis von der K r a f t und W i r - k u n g des Wortes. 

Auf diese Weise wurden die Thessalonicher Ursache, daß das Wort, als das Wort des H e r r n in der ganzen Umgegend erscholl. — Ihr G l a u b e a n G o t t wurde an jedem Orte ausgebreitet und zwar (V. 9.10) wie er sich offenbarte in ihrer B e k e h r u n g , in i h r e m D i e n s t , in i h r e r E r w a r t u n g . Diese drei Stücke gehören zusammen. Sie waren b e k e h r t von den Götzenbildern, zu d i e n e n dem lebendigen und wahren Gott, im Gegensatz zu den toten und falschen Götzen, und Seinen Sohn aus den Himmeln zu e r w a r t e n . Wie einfach und köstlich ist diese Wahrheit. Sie erwarteten den Sohn Dessen, zu Dem sie jetzt bekehrt waren und welchem sie dienten. Und wie herrlich hatte sich die Macht des Gottes, dem sie dienten, erwiesen! Er hatte Jesum aus den Toten auf erweckt. 

Diese wenigen Worte schließen zugleich die Fülle Seiner Liebe und unseres Heils ein. Diesen Jesus nun, der durch Seinen Tod alle Sünden für sie hinweggetan und das Herz Gottes geöffnet hatte, erwarteten sie, und wir mit ihnen, zur Errettung vor dem kommenden Zorn, welcher über den ganzen Erdkreis auf Alle kommen wird, die nicht glauben. Welch eine tröstliche und köstliche Hoffnung: Jesus kommt und rettet uns vor dem kommenden Zorn! Dieser Zorn kann uns nicht treffen; deshalb wird uns auch zu unserer Beruhigung versichert, daß Jesus, der den Erdkreis richten wird, selbst zurück kommt, um uns vor diesem Zorn zu erretten. Dies ist die eine liebliche Seite, welche uns Seine Wiederkunft darbietet, und uns zur Erwartung derselben ermuntert, und in dieser Beziehung steht unsere Erwartung mit der Bekehrung in Verbindung. 

Wir sind ausgegangen aus der Welt, die unter dem Gericht steht, wir dienen dem lebendigen und wahren Gott und erwarten Jesum, um uns vor dem kommenden Zorn zu erretten, der bald über diese Welt ausbrechen wird. Kapitel 2. Der Apostel erinnert nun auch die Thessalo - n i c h e r an den erfolgreichen Eingang, so wie an die in jeder Beziehung treue Bewährung der Arbeiter unter ihnen, um alle Versuchungen des Feindes, sowohl in Betreff ihrer Person, als auch des Evangeliums, abzuschneiden, und um die Herzen der Thessalonicher in beidem recht gewiß und fest zu machen. „Den n i h r s e l b s t w i ß t , B r ü d e r , u n s e r n E i n - g a n g z u e u c h , d a ß e r n i c h t e r f o l g l o s w a r, sondern w i r waren , d a w i r z u P h i l i p p i , w i e i h r w i ß t , z u v o r g e l i t t e n h a t t e n , u n d g e - s c h m ä h t w o r d e n w a r e n , v o l l M u t i n u n s e r m Gott , z u e u c h d a s E v a n g e l i u m G o t t e s m i t g r o - ß e m K a m p f z u r e d e n " (V. 1. 2). Der Apostel und seine Mitarbeiter hatten soeben Philippi unter viel Schmach und Leiden verlassen, und in Thessalonich warteten ihrer neue, schwere Kämpfe. Dies aber machte sie weder verzagt, noch mutlos; im Gegenteil, sie waren v o l l M u t in ihrem Gott, auch unter den Thessalonichern das Evangelium zu verkündigen. Der Gott, dem sie dienten, und das Evangelium, welches sie bekannten, machte ihre Herzen getrost und gewiß; und diese feste Zuversicht und Gewißheit konnte durch nichts erschüttert werden. 

Und wie groß und reich war ihr Eingang unter den Thessalonichern, trotz der bedrängten Zeit! Ein solcher Gott und ein solches Evangelium waren allein vermögend unter den vielen Drangsalen den völlig zu erhalten, und unter so großen Schwierigkeiten einen solchen Eingang zu verschaffen. In Vers 3 und 4 gibt der Apostel nun den Grund an, weshalb ihr Mut in all den Versuchungen so ungeschwächt blieb. „ D e n n u n s e r e E r m a h n u n g w a r w e d e r a u s I r r t u m , n o c h a u s U n r e i n i g k e i t , n o c h i n B e - t r u g , s o n d e r n w i e w i r vo n G o t t b e w ä h r t sind , m i t d e m E v a n g e l i u m b e t r a u t z u w e r d e n , a l s o r e d e n w i r , n i c h t al s d e n M e n s c h e n , s o n d e r n G o t t z u g e f a l l e n , d e r u n s e r e H e r z e n p r ü f t " (V. 3. 4). Ihr Evangelium kam nicht aus einem Herzen, welches selbst durch Irrtum getäuscht wurde, oder welches samt dem Gewissen durch allerlei Sünde verunreinigt war, oder welches gar die Absicht hatte, andere zu betrügen, sondern sie waren von Gott bewährt worden, um mit dem Evangelium betraut zu werden. 

Als Werkzeuge Gottes redeten sie jetzt vor Gott, der ihre Herzen prüfte. Sie suchten Sein Wohlgefallen und nicht das der Menschen. Dies Bewußtsein hielt ihren Mut in jedem Kampfe aufrecht. „ D e n n w i r s i n d , w i e i h r wißt, , w e d e r m i t e i n s c h m e i c h e l n d e n W o r t e n , n o c h m i t V o r - w a n d de s G e i z e s u m g e g a n g e n , — G o t t is t Z e u g e " V. 5). Hier gibt der Apostel den Beweis, daß sie unter ihnen nicht vor Menschen gewandelt hatten. Sie bedienten sich nicht der einschmeichelnden Worte, um die Thessalonicher zu gewinnen, wovon diese selbst Zeuge waren; noch lag hinter ihren Worten und ihrem Wirken der Geiz verborgen. Im 192 letzteren Falle konnte das Zeugnis der Menschen unzugänglich sein, weil es sich um etwas handelte, was tief im Herzen verborgen liegen konnte; aber der Apostel konnte hinzufügen: „Gott ist Zeuge." 

Er beruft sich hier, wie auch V. 10 auf ein zweifaches Zeugnis, auf das Zeugnis der Thessalonicher und Gottes; und er beruft sich deshalb darauf, um die Ehre des Herrn und Seines Wortes aufrecht zu erhalten, und um die Seelen der Thessalonicher zu befestigen. Und wie köstlich und wohlgefällig ist es vor dem Herrn, also offenbar vor Ihm und vor dem Gewissen aller Menschen zu sein. Doch möge hier eine Bemerkung Platz finden, die man nicht selten bei unlautern Herzen macht. Man hört oft die Worte in ihrem Munde: „Gott weiß es! der Herr weiß es!" — um etwa eine an sie gerichtete Ermahnung zu entkräften, oder ihr unbeugsames Herz zuzudecken und mit diesen Worten täuschen sie oft sich und andere. 

Sie fügen aber nicht hinzu: „und ihr wißt es"; — weil sie wohl fühlen, daß ihr Wandel ihren Worten nicht entspricht. Und endlich geht es solchen Herzen nicht um die Ehre des Herrn oder Seines Wortes, sondern um ihre eigene Ehre vor den Menschen. „ A u c h s u c h t e n w i r n i c h t E h r e v o n M e n - schen , w e d e r vo n euch , n o c h vo n a n d e r n , wie - w o h l w i r a l s C h r i s t i A p o s t e l e u c h z u r L a s t s e i n k o n n t e n " (V. 6). Als Apostel Christi hatten sie das Recht, Ehre von Menschen zu nehmen, und ihren Unterhalt von denen zu fordern, unter welchen sie arbeiteten. Wie sehr sie aber aus Liebe für die Thessalonicher darauf verzichteten, sagen uns die folgenden Verse. „Wir sind aber in eurer Mitte zart gewesen, wie eine nährende Mutter ihre eigenen Kinder pflegt. Weil wir also zu euch ein sehnliches Verlangen haben, gefiel es uns wohl, euch nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch, weil ihr uns lieb wäret, unser eigenes Leben mitzuteilen.

 Denn, Brüder, ihr erinnert euch unserer Mühe und Beschwerde; Nacht und Tag arbeitend, um niemandem unter euch lästig zu werden, haben wir euch das Evangelium Gottes verkündigt" (V. 7—9). Anstatt sich dienen zu lassen, hatten sie gedient; anstatt anderen lästig zu werden, hatten sie selbst jede Last übernommen. Sie hatten sich mit der Zärtlichkeit einer n ä h - r e n d e n M u t t e r , w e n n si e i h r e e i g e n e n K i n d e r p f l e g t , unter ihnen benommen. Dies ist die Natur der Liebe Christi; sie nährt und pflegt mit den Gefühlen einer zärtlich liebenden Mutter; und diese Gesinnung hatte auch die  Apostel Christi in Thessalonich geleitet. Verlangen und Liebe zu den Thessalonichern waren in ihnen vereinigt, um diesen nicht allein das Evangelium Gottes zu verkündigen, sondern sich ganz und gar für sie hinzugeben. Sie hatten unter vieler Mühe und Beschwerde ihr Leben unter ihnen zugebracht, und hatten Tag und Nacht gearbeitet, um niemanden beschwerlich zu fallen. Eine solche Hingebung und mütterliche Pflege kann nur in einem Herzen offenbart werden, wo die Liebe Christi wirksam ist. 

„Ih r s e i d Z e u g e n u n d Gott , w i e g ö t t l i c h u n d g e r e c h t u n d u n t a d e l i g w i r g e g e n e u c h , d i e G l a u b e n d e n , w a r e n , w i e i h r w i ß t , i n w e l c h e r W e i s e w i r e i n e m j e g l i c h e n u n t e r e u c h , w i e ei n V a t e r s e i n e e i g e n e n K i n d e r , e r m a h n e t u n d g e t r ö s t e t u n d b e z e u g t h a b e n , d a ß i h r w ü r d i g w a n d e l t e t de s G o t t e s , d e r e u c h z u s e i n e m e i g e n e n R e i c h u n d H e r r l i c h k e i t b e - r u f t " V. 10—12). In diesen Versen zeigt sich uns die andere Seite von der Natur der Liebe Gottes in Christo Jesu. Nicht nur waren die Arbeiter unter den Thessalonichern gleich einer nährenden und pflegenden Mutter gewesen, sondern auch gleich einem e r m a h n e n d e n u n d t r ö s t e n d e n V a t e r , und zwar nach dem Maße, als wenn es sich um die eigenen Kinder gehandelt hätte. Sie waren sich so völlig bewußt, diese Gesinnung unter ihnen an den Tag gelegt zu haben, daß sie, sowohl sie selbst als auch den Herrn zum Zeugen darüber anriefen. Auch waren sie mit großem Ernst bemüht gewesen, die Thessalonicher zu einem würdigen Wandel zu ermuntern, und zwar würdig des Gottes, der uns zu Seinem eigenen Reich und Herrlichkeit beruft. Verstehen wir die Gnade und Liebe des berufenden Gottes, wie Er uns hier vorgestellt wird, erkennen wir den hohen Wert Seiner Berufung, z u S e i n e m e i g e n e n R e i c h u n d H e r r l i c h k e i t , so wird uns dies gewiß zu einem Wandel ermuntern, der dieser Berufung würdig ist. „ D e s h a l b d a n k e n w i r a u c h G o t t u n a u f h ö r - l i c h , d a ß , al s i h r v o n u n s d a s W o r t d e r K u n d e G o t t e s e m p f i n g e t , i h r e s n i c h t al s M e n s c h e n - w o r t , s o n d e r n ( w i e e s w a h r h a f t i g i s t ) al s W or t G o t t e s a u f n ä h m e t , w e l c h e s auc h in euc h de n G l a u b e n d e n , w i r k t " (V. 13). Das Wort der Kunde Gottes, d. i. das Wort, welches von Gott selbst kund geworden ist, war von den Thessalonichern als das Wort von Got t aufgenommen, und es bewies in den Glaubenden, in welchen es wirkte, seine lebendige Kraft. 

Die Aufnahme ermunterte die Apostel zu unaufhörlichem Dank gegen Gott, dessen Liebe sich so reichlich unter den Thessalonichern erwiesen hatte. „ D e n n , B r ü d e r , i h r s e i d N a c h a h m e r d e r V e r s a m m l u n g e n G o t t e s g e w o r d e n , w e l c h e i n J u d ä a s i n d , i n C h r i s t o J e s u , w e i l a u c h i h r d a s s e l b e v o n e u r e n e i g e n e n L a n d s l e u t e n er - l i t t e n h a b t , w i e a u c h j e n e v o n de n J u d e n , w e l c h e s o w o h l d e n H e r r n J e s u m , a l s a u c h di e P r o p h e t e n g e t ö t e t , u n d u n s v e r f o l g t h a - b e n , u n d w e l c h e G o t t n i c h t g e f a l l e n , u n d w e l c h e a l l e n M e n s c h e n e n t g e g e n s i n d , u n d u n s w e h r e n , z u d e n N a t i o n e n z u r e d e n , au f d a ß si e e r r e t t e t w e r d e n , d a m i t si e i h r e S ü n - d e n a l l e n t h a l b e n e r f ü l l e n ; — a b e r d e r Z o r n G o t t e s is t v ö l l i g ü b e r si e g e k o m m e n " (V. 14-16). Der Apostel zeigt hier zunächst den Thessalonichern, daß sie, in Betreff ihrer Drangsale, Nachahmer der Versammlung in Judäa waren.

 Dies konnte nur eine Beruhigung für sie sein. Sie erkannten, daß alle, welche das Evangelium im Glauben annahmen, mit demselben, ob in Thessalonich oder Judäa, ob Jude oder Grieche, das blieb sich gleich, Trübsal leiden mußten. Überall brachte das Evangelium dieselbe Wirkung hervor, und dies bezeugte zugleich den Thessalonichern, daß sie kein anderes Evangelium empfangen hatten, als auch Jene in Judäa. Dann beschreibt der Apostel die Gesinnung der Juden, von welchen beinahe überall die Verfolgung zuerst ausging und zeigt uns ihr Ende. 

Sie hatten Jesum und die Propheten getötet; sie besaßen nicht das Wohlgefallen Gottes; sie waren allen Menschen zuwider, und wehrten auch die Predigt des Evangeliums unter den Nationen zu deren Errettung, und, indem sie so überall das Maß ihrer Sünden erfüllten, harrete ihrer der kommende Ausbruch des Zornes Gottes, der in Betreff ihrer schon völlig war. War es nun befremdend, daß auch die Thessalonicher von ihnen auf allerlei Weise versucht und verfolgt wurden? Konnten sie etwas anderes erwarten? Diese Worte waren geeignet, ihre Herzen in ihrer Verfolgung zu beruhigen und zu befestigen. „ W i r a b e r , B r ü d e r , d a w i r e u r e r fü r k u r z e Zeit , d e m A n g e s i c h t e , n i c h t de m H e r z e n n a c h , b e r a u b t sind , h a b e n w i r u m so m e h r F l e i ß an - g e w a n d t , e u e r A n g e s i c h t z u s e h e n , m i t g r o - ß e r B e g i e r d e . D a r u m w o l l t e n w i r z u e u c h k o m m e n ; ( i c h P a u l u s ) e i n - u n d n o c h ei n a n - 195 d e r m a l u n d d e r S a t a n h a t u n s v e r h i n d e r t " (V. 17. 18). 


Der Apostel nennt ihre Trennung von den Thessalonichern eine Beraubung; sie hatten sie der ausgebrochenen Verfolgung wegen bald verlassen müssen. Ihre Herzen aber waren stets unter ihnen geblieben und hatten an allem, was ihnen begegnet war, den innigsten Anteil genommen. Allein es war in ihnen auch ein sehr großes Verlangen, das Angesicht der Thessalonicher zu sehen, und sie hatten deshalb allen Fleiß angewandt, besonders Paulus, um diese Sehnsucht zu stillen. Dies mußte für die Thessalonicher ein Beweis sein, daß sich ihre Gesinnung und ihre Gefühle in nichts gegen sie geändert hatten. 

Weder Mangel an Liebe, noch Gleichgültigkeit, noch Furcht vor den Trübsalen oder sonst etwas, womit sie die List des Feindes hätte versuchen können, hatte sie zurückgehalten, sondern Satan selbst, der stets bemüht ist, jeden Segen zu verhindern und jede Freude der Gläubigen zu zerstören, hatte ihr Kommen verhindert. „ D e n n w e r i s t u n s e r e H o f f n u n g , o d e r F r e u d e , o d e r K r o n e de s R u h m e s ? N i c h t a u c h i h r , v o r u n s e r m H e r r n J e s u C h r i s t o b e i s e i - n e r A n k u n f t ? D e n n i h r s e i d u n s e r e H e r rlichkeit und u n s e r e F r e u d e " (V. 19. 20). Hier stellt uns die Wiederkunft Christi eine andere liebliche Seite dar, welche mit der Freude in den Heiligen und mit der Frucht des Werkes verbunden ist. Wenn der Herr kommt, wird diese Freude völlig sein, und der treue Arbeiter wird in der Herrlichkeit die volle Frucht seines Werkes sehen. Vor dem Herrn bei Seiner Ankunft waren auch die Thessalonicher des Apostels Hoffnung, Freude und Krone des Ruhmes. 

Er verbindet die Frucht seiner Arbeit stets mit der Ankunft Christi, und dies ist es, was sein Herz in Treue bewahrt und mit Hoffnung und Freude erfüllt. Dieselbe Wirkung wird die Wiederkunft Christi auf alle die Arbeiter im Werke des Herrn, wie auch auf alle Seine Heiligen, betrachtet in dem gegenseitigen Dienst der Liebe, haben, wenn die Herzen auf dieselbe gerichtet sind. Sie werden ausharren in ihrem Dienst, erfüllt mit der Freude der Hoffnung auf die Ankunft Christi, wo jeder Dienst nach seinem wahren Wert gewürdigt und belohnt wird. 

Kapitel 3. In den zwei ersten Kapiteln hatte der Apostel namentlich das Ansehen der unter den Thessalonichern wirkenden Arbeiter und die Echtheit des ihnen durch dieselben verkündigten Evangeliums zu befestigen gesucht, in diesem dritten Kapitel führt er fort, sein herzliches Verlangen nach 196 den Thessalonichern, sowie seine innige Teilnahme an ihrem Wohl an den Tag zu legen. „ D e s w e g e n , e s n i c h t l ä n g e r a u s h a l t e n d , g e f i e l es uns , zu A t h e n a l l e i n g e l a s s e n zu w e r - d e n , u n d h a b e n T i m o t h e u s , u n s e r e n B r u d e r , u n d G o t t e s D i e n e r , u n d u n s e r e n M i t a r b e i t e r in d e m E v a n g e l i u m d e s C h r i s t u s , g e s a n d t , u m e u c h i n B e t r e f f e u r e s G l a u b e n s z u b e f e s t i - ge n u n d z u t r ö s t e n , au f d a ß n i e m a n d i n d i e s e n T r ü b s a l e n w a n k e n d w e r d e ; d e n n i h r s e l b s t wißt , d a ß w i r d a z u g e s e t z t sind .

D e n n a l s w i r be i e u c h w a r e n , s a g t e n w i r e s a u c h z u v o r , d a ß w i r T r ü b s a l e h a b e n w ü r d e n , w i e e s a u c h g e s c h e h e n is t u n d i h r w i s s e t . D e s w e g e n auch , d a ic h e s n i c h t m e h r a u s h a l t e n k o n n t e , s a n d t e i c h , u m e u r e n G l a u b e n z u w i s s e n , o b n i c h t e t w a d e r V e r s u c h e r e u c h v e r s u c h t h a b e , u n d u n s e r e M ü h e e r f o l g l o s g e w e s e n s e i " (V. 1—5) . Timotheus, welcher den Paulus und Silas auf dieser Reise begleitete, wird hier vom Apostel als i h r B r u d e r , G o t - t e s D i e n e r und i h r M i t a r b e i t e r in dem Evangelium des Christus bezeichnet. In dieser Anerkennung und Bestätigung des Apostels, lag zugleich eine Anerkennung und Bestätigung der Sendung und des Wirkens des Timotheus unter den Thessalonichern. Wie groß das Verlangen und die herzliche Teilnahme des Apostels und seiner Mitarbeiter war, geht daraus hervor, daß sie sich ihretwegen in einem Zustande befanden, den sie nicht mehr zu ertragen vermochten, besonders der Apostel Paulus, der im 5. Verse wiederholt: d a ic h e s n i c h t m e h r a u s h a l t e n k o n n t e " (V. 1—5). 

Die Sehnsucht ihrer Liebe hatte den höchsten Grad erreicht. Sie ließen es sich deshalb gefallen, eine Zeitlang in Athen, dieser götzendienerischen Stadt, allein gelassen zu werden, und den Timotheus zu ihnen zu senden. Hier offenbart sich wieder der wahre Charakter der Liebe Christi, die nicht das ihre sucht, sondern das, was des anderen ist. Der Zweck der Sendung des Timotheus war, die Thessalonicher in ihren Drangsalen und in ihren vielen Versuchungen zu befestigen und zu trösten, nicht aber um ihre Lage durch irgend ein menschliches Mittel oder menschliche Hilfe zu erleichtern. 

Dies vermag der Herr zwar, wenn es Ihm wohlgefällt, aber der Heilige Geist ist stets bemüht, unsere Herzen in den Drangsalen zu trösten und zu befestigen. Der Apostel erinnert daran, daß wir dazu gesetzt sind, um Trübsale zu erleiden; diese charakterisieren unsere Stel- 197 lung hienieden. Gottes Liebe verherrlicht sich in den Trübsalen an uns, die Bewährung unseres Glaubens in denselben macht unser Ausharren völlig, sie beweisen auch, daß wir für das Reich Gottes würdig erachtet werden und offenbaren unser gemeinschaftliches Teil mit dem Herrn in Seiner Niedrigkeit und mit allen Seinen Heiligen hienieden. „D a a b e r j e t z t T i m o t h e u s v o n e u c h z u u n s g e k o m m e n i s t , u n d u n s d i e g u t e B o t s c h a f t v o n e u r e m G l a u b e n u n d e u r e r L i e b e v e r k ü n - d i g t h a t , u n d d a ß i h r u n s a l l e z e i t i n g u t e m A n d e n k e n h a b t , s e h r v e r l a n g e n d , u n s z u sehen , w i e w i r a u c h e u c h ; d e s w e g e n , B r ü d e r , s i n d w i r ü b e r e u c h i n al l u n s e r e r T r ü b s a l u n d N o t d u r c h e u r e n G l a u b e n g e t r ö s t e t " (V. 5. 7). Sie waren durch die Rückkunft des Timotheus reichlich getröstet worden. Die gute Botschaft von ihrem Glauben und ihrer Liebe, ließ sie alle eigene Trübsal und Not vergessen. 

Sie erfuhren, daß die Versuchung das Herz der Thessalonicher nicht erreicht hatte. In ihnen lebten dieselben Gefühle und dasselbe Verlangen zu dem Apostel und den Übrigen, wie auch in diesen zu ihnen. Es war das sehnliche Verlangen und die wirksame Macht ein und derselben Liebe, der Liebe Christi, welche die Herzen gegenseitig erfüllte und zusammenfaßte. Die Liebe Christi ist das köstlichste Band, welches allein die Herzen der Seinigen wahrhaft verbindet. „ D e n n j e t z t l e b e n w i r , w e n n i h r i m H e r r n f e s t s t e h e t . D e n n w a s fü r D a n k k ö n n e n w i r G o t t fü r e u c h v e r g e l t e n ü b e r a l l d e r F r e u d e , w o m i t w i r u n s e u r e t w e g e n v o r u n s e r e m G o t t f r e u e n " (V. 8. 9). Ihr Herz war voll Lob und Dank gegen den Herrn, der die Thessalonicher inmitten der vielen und großen Trübsale so wacker erhalten hatte, und mit großer Freude freuten sie sich ihretwegen vor ihrem Gott.

 So unerträglich ihr Zustand vorher war, als sie über die Thessalonicher, wonach sie sich mit so heißer Liebe sehnten, und welche sie in so großer Versuchung wußten, keine Nachricht hatten, — es war ein dem Tode ähnlicher Zustand, — so überströmend war auch jetzt die Freude über sie, und der Apostel sagt: „Jetzt leben wir, wenn ihr im Herrn fest stehet." „ N a c h t u n d T a g ü b e r d i e M a ß e n f l e h e n d , e u e r A n g e s i c h t z u s e h e n , u n d , w a s n o c h a n e u r e m G l a u b e n f e h l t , z u v o l l e n d e n . U n s e r 198 G o t t u n d V a t e r s e l b s t a b e r , u n d u n s e r H e r r J e s u s C h r i s t u s b a h n e u n s e r e n W e g z u e u c h ! " (V. 10. 11). Durch die Nachricht über das Verlangen der Thessalonicher zu ihnen, wurde ihr eigenes Verlangen zu jenen nur noch erhöht. N a c h t u n d Ta g ü b e r di e M a ß e n f l e - h e n d , e u e r A n g e s i c h t z u s e h e n . 

Diese Liebe und dies Verlangen konnte nicht stärker ausgedrückt werden. Zugleich sehen wir hier, wie sie so sehr bemüht sind, Alle völlig darzustellen, und jeden Mangel zu ersetzen. Deshalb wurde auch ihr Verlangen zur Bahnung des Weges zu ihnen stets vor Gott dem Vater und ihrem Herrn Jesu kund; denn von dorther hatten sie nur Liebe und Segen und alles Gute zu erwarten. „ E u c h a b e r m a c h e d e r H e r r v ö l l i g u n d ü b e r s t r ö m e n d i n d e r L i e b e z u e i n a n d e r u n d u n d z u a l l e n ( g l e i c h w i e a u c h w i r z u e u c h ) , u m e u r e H e r z e n t a d e l l o s i n H e i l i g k e i t z u b e - f e s t i g e n v o r u n s e r e m G o t t u n d V a t e r , i n d e r A n k u n f t u n s e r e s H e r r n J e s u C h r i s t i m i t a l l e n s e i n e n H e i l i g e n " (V. 12. 13). Hier bringt der Apostel die Ankunft Christi in Beziehung zu unserer Heiligkeit. Er wünscht, daß der Herr die Versammlung der Thessalonicher in der Liebe völlig und überströmend zu allen machen möchte, um ihre Herzen in Heiligkeit tadellos zu festigen vor unserem Gott und Vater in der Ankunft unseres Herrn Jesu Christi mit allen Seinen Heiligen. Wo die Liebe völlig ist, da ist die tadellose Heiligkeit. Gott ist die Liebe und die Heiligkeit, und nur der kann vor Ihm wohlgefällig sein, dessen Wesen Liebe und Heiligkeit ist.

 Dem Sünder fehlt beides; allein durch das Werk Christi sind wir völlig dargestellt; und in Ihm sind wir jetzt schon heilig und untadelig vor Gott. Hier aber redet der Apostel nicht davon, sondern er wünscht, daß die Thessalonicher, welche in Christo schon völlig dargestellt waren, auch im praktischen Wandel so völlig und überströmend in Liebe gegen alle seien, damit sie bei der Ankunft Christi mit Seinen Heiligen, unter welchen dann auch sie waren, untadelig in Heiligkeit befestigt, Gott und dem Vater dargestellt werden möchten.

 Hier ist nicht von dem Augenblick unserer Aufnahme, noch von unserer Offenbarung mit Christo vor der Welt die Rede, sondern von der Darstellung vor unserem Gott und Vater. Wir werden vor Ihm im Glänze Seiner Liebe und Heiligkeit stehen, und Sein eigenes Wesen wird aus der Versammlung der Heiligen zu Ihm zurückstrahlen. 199 Dies ist eine neue liebliche Seite, welche uns die Ankunft Christi so köstlich und lieblich macht, und sind unsere Herzen in wahrer Erkenntnis darauf gerichtet, so werden sie stets in einem Wandel der Liebe und Heiligkeit zunehmen. Kapitel 4. Zuerst ermahnt der Apostel die Thessalonicher zur Heiligkeit, namentlich zur Keuschheit, dann ermuntert er sie, in der Liebe noch immer völliger zu werden, stille zu sein und ihre eigenen Geschäfte zu betreiben, und endlich beruhigt er sie in Betreff der Entschlafenen, offenbart ihnen, daß Gott sie durch Jesum mit ihm bringe und daß sie mit den bei der Ankunft Christi Lebenden zu gleicher Zeit dem Herrn entgegengerückt würden. „ Ü b r i g e n s denn , B r ü d e r , b i t t e n u n d e r m a h - n e n w i r e u c h i m H e r r n J e s u , w i e i h r v o n u n s e m p f a n g e n h a b t , i n w e l c h e r W e i s e i h r w a n - d e l n u n d G o t t g e f a l l e n s o l l t , d a ß i h r d a r i n i m m e r r e i c h l i c h e r z u n e h m e t . D e n n i h r wißt , w e l c h e G e b o t e w i r e u c h d u r c h d e n H e r r n J e - s u m g e g e b e n h a b e n .

 D e n n d i e s is t d e r W i l l e G o t t e s , e u r e H e i l i g k e i t , d a ß i h r e u c h v o n d e r H u r e r e i e n t h a l t e t , d a ß j e g l i c h e r vo n e u c h s e i n e i g n e s G e f ä ß i n H e i l i g k e i t u n d E h r b a r k e i t z u b e s i t z e n w i s s e ; n i c h t i n L e i - d e n s c h a f t d e r Lust , w i e a u c h d i e v o n d e n N a - t i o n e n , d i e G o t t n i c h t k e n n e n ; d a ß e r s e i n e n B r u d e r i n d e r S a c h e n i c h t ü b e r s e h e n o c h h i n t e r g e h e , w e i l d e r H e r r R ä c h e r ü b e r a l l e s i s t , w i e w i r e u c h a u c h z u v o r g e s a g t u n d b e - z e u g t h a b e n . D e n n G o t t h a t u n s n i c h t z u r U n - r e i n i g k e i t , s o n d e r n z u r H e i l i g k e i t b e r u f e n . S o d e n n , w e l c h e r v e r a c h t e t , d e r v e r a c h t e t n i c h t e i n e n M e n s c h e n , s o n d e r n G o t t , d e r a u c h s e i n e n H e i l i g e n G e i s t un s g e g e b e n h a t " (V. 1—8). Es ist nicht genug, die Gebote des Herrn zu kennen, sondern sie zu kennen und darin zu wandeln und in diesem Wandel immer völliger zu werden, das ist wohlgefällig vor Gott. Der Apostel b i t t e t und e r m a h n t dieserhalb die Thessalonicher in dem Herrn Jesu. Besonders geht er hier in seiner Ermahnung auf einen Gegenstand, di e H u r e r e i , näher ein. In 1. Kor. 6, wo der Apostel auch von diesem Gegenstand so ernst redet, sagt er Vers 16 und 17: „Wisset ihr nicht, daß der, welcher der Hure anhanget, ein Leib mit ihr ist. Wer aber dem Herrn anhanget, ist ein Geist mit ihm usw." Gott ist heilig, und Er will auch, wie wir schon am Schluß des vorigen Kapitels gesehen haben, unsere Heiligkeit. 

Die Hurerei aber macht unrein und unheilig. — Zuerst nun warnt hier der Apostel im allgemeinen vor der Hurerei, und dann führt er noch besonders zwei Stücke an, die er den Thessalonichern ans Herz legt. Das eine betrifft ihr Verhalten gegen ihre eigenen Frauen und das andere ihr Betragen gegen die Frauen der Brüder: sie sollen das eigene Gefäß in Heiligkeit und Ehrbarkeit zu besitzen wissen und nicht in Leidenschaft der Lust, wie die, welche Gott nicht kennen, und sollen in dieser Sache auch die Brüder nicht verachten noch überlisten, nämlich dadurch, daß sie deren Frauen zur Sünde zu verleiten suchten. Der Apostel knüpft an diese Ermahnung ein sehr ernstes und beachtenswertes Wort, welches er den Thessalonichern bei seiner Anwesenheit schon so ernstlich gesagt und bezeugt hatte: „ w e i l d e r H e r r R ä c h e r ü b e r d i e s a l l e s ist. " Am Tage des Herrn wird Er an der Welt aller dieser Dinge wegen schreckliche Rache nehmen, und Seine Kinder richtet Er jetzt, wenn sie sich an denselben irgendwie verunreinigen. Deshalb möge es uns stets bewußt bleiben, daß Gott uns zur Heiligkeit berufen und uns auch Seinen Heiligen Geist gegeben hat, und daß der, welcher solche Mahnungen verachtet, nicht den Menschen, sondern Gott Selbst verachtet.

 Dieser Zusatz ist gewiß geeignet, den rechten Ernst in Betreff dieser Dinge, in unseren Seelen zu erwecken. „W a s di e B r u d e r l i e b e b e t r i f f t , h a b t i h r n i c h t nötig , d a ß m a n e u c h s c h r e i b e ; d e n n i h r s e i d s e l b s t v o n G o t t g e l e h r t , e u c h e i n a n d e r z u l i e b e n ; d e n n i h r t u t e s a u c h g e g e n a l l e di e B r ü d e r , w e l c h e i n g a n z M a z e d o n i e n sind . W i r e r m a n n e n e u c h a b e r , B r ü d e r , i m m e r r e i c h l i c h e r z u z u n e h m e n ; u n d d a ß i h r e u c h b e f l e i ß i g t , s t i l l e z u s e i n , u n d e u r e e i g e n e G e s c h ä f t e z u t u n , u n d m i t e u r e n e i g e n e n H ä n d e n z u a r b e i t e n , w i e w i r e u c h b e f o h l e n h a b e n , au f d a ß i h r e h r b a r l i c h g e g e n d i e w a n - d e l t , w e l c h e d r a u ß e n sind , u n d n i c h t s b e - d ü r f e t " (V. 9—12). Die Liebe war in den Herzen der Thessalonicher durch den Heiligen Geist ausgegossen. Gott Selbst hatte sie unterwiesen, sich gegenseitig zu lieben; doch ermahnt sie der Apostel in dieser Liebe untereinander immer noch mehr zuzunehmen, und besonders auch sich zu befleißigen, stille zu sein und ihre eigenen Geschäfte zu betreiben. Es lag nahe, daß die Thessalonicher in dieser Zeit der Aufregung — große Drangsale von außen und große Freude des Heiligen Geistes von innen — von ihrem bürgerlichen Leben etwas abgezogen 201 wurden und sogar ihren äußerlichen Beruf dadurch vernachlässigten. Dies aber war dem Herrn nicht wohlgefällig. 

Er will, daß wir auch in dem bürgerlichen Leben und in dem äußerlichen Beruf ein Zeugnis unseres Glaubens ablegen sollen, indem wir ehrbar wandeln und alle Treue und allen Fleiß beweisen, und damit wir auch an nichts Mangel leiden. Wenn diese Ermahnung auch zu jeder Zeit sehr beachtenswert ist, so ist sie es doch besonders bei jungen Christen in der Zeit ihrer ersten Freude, sowie auch in der Zeit großer Erweckung. Jetzt offenbart der Apostel einen Gegenstand, verbunden mit der Ankunft Christi, der bis dahin den Thessalonichern unbekannt geblieben war, nämlich die Wiederbringung der Entschlafenen mit Christo, und ihre Auferstehung in Verbindung mit der Aufnahme der bei der Ankunft Christi lebenden Heiligen.

Die Thessalonicher warteten mit großer Sehnsucht auf die Ankunft des Herrn; allein ein Gedanke kam ihnen betrübend dazwischen und der Versucher wird nicht unterlassen haben, sie durch denselben zu ängstigen und zu betrüben. Wenn nämlich der Herr kam und sie waren gleich etlichen unter ihnen entschlafen, war dann nicht ihr Warten und die Freude ihrer Hoffnung vergeblich gewesen? Der Apostel nun versichert ihnen, daß sie auch in dieser Beziehung keinen Grund haben, traurig zu sein wie die, welche ohne Hoffnung sind. „ W i r w o l l e n a b e r n i c h t , B r ü d e r , d a ß i h r , w a s d i e E n t s c h l a f e n e n b e t r i f f t , u n w i s s e n d s e i d , au f d a ß i h r e u c h n i c h t b e t r ü b e t , w i e a u c h d i e Ü b r i g e n , w e l c h e k e i n e H o f f n u n g h a b e n . D e n n , w e n n w i r g l a u b e n , d a ß J e s u s g e s t o r b e n u n d a u f e r s t a n d e n i s t , a l s o w i r d a u c h G o t t d i e E n t s c h l a f e n e n d u r c h J e s u m m i t i h m b r i n g e n " (V. 13. 14). So gewiß als Christus gestorben und auferstanden ist, so gewiß wird auch Gott, wenn der Herr in Seiner Herrlichkeit auf diese Erde kommt, die vor Seiner Ankunft Entschlafenen mit Ihm bringen.

 Sie werden bei Seiner Herrlichkeit ebenso wenig fehlen, wie die bei Seiner Ankunft Lebenden. Wie aber die Vereinigung beider mit Ihm stattfindet, sehen wir in den folgenden Versen. „ D e n n d i e s s a g e n w i r e u c h i m W o r t e de s H e r r n , d a ß w i r , di e L e b e n d e n , di e b i s z u r A n - k u n f t d e s H e r r n ü b r i g b l e i b e n , d e n E n t - s c h l a f e n e n n i c h t z u v o r k o m m e n w e r d e n . D e n n d e r H e r r s e l b s t w i r d m i t g e b i e t e n d e m Zuruf , m i t d e r S t i m m e de s E r z e n g e l s u n d m i t 202 d e r P o s a u n e G o t t e s v o m H i m m e l h e r a b s t e i - g e n ; u n d d i e T o t e n i n C h r i s t o w e r d e n z u e r s t a u f e r s t e h e n . D a r n a c h w e r d e n wir , di e ü b r i g g e b l i e b e n e n L e b e n d e n , z u g l e i c h m i t i h n e n i n d e n W o l k e n d e m H e r r n e n t g e g e n g e r ü c k t w e r d e n i n d i e Luft , u n d a l s o a l l e z e i t b e i d e m H e r r n sein. " An die Ankunft Christi knüpft sich für uns jeder Gedanke der Offenbarung und der Erfüllung der Herrlichkeit. Wenn aber unsere Herzen sich mit Seiner Ankunft beschäftigen, so können sie leicht etwas beunruhigt oder verwirrt werden, wenn sie alles, was mit der Ankunft Christi zusammenhängt, in einen Augenblick zusammenfassen wollen. Es wird nicht in d i e s e m o d e r j e n e m A u g e n b l i c k alle Herrlichkeit, womit der Heilige Geist hier unsere Herzen erquickt und erfreut, offenbart und erfüllt werden; aber jede Offenbarung und Erfüllung Seiner Herrlichkeit findet be i d e r A n k u n f t C h r i s t i statt und ist ganz und gar davon abhängig. 

Für die Seinigen, d. i. für Seine Versammlung, geht, wie wir in den letztangeführten Versen gesehen haben, etwas dieser Offenbarung der Herrlichkeit, oder auch der Ankunft Christi mit Seinen Heiligen, voran. Der erste Gedanke bei Seiner Ankunft ist für die Versammlung ihre Aufnahme; denn sie muß aufgenommen sein, ehe sie mit Ihm in Herrlichkeit kommen kann. Der Herr Selbst steigt alsdann vom Himmel hernieder, wie wir Vers 16 sehen; allein Er kommt nicht auf diese Erde. 

Die Versammlung, Seine Braut wird Ihm in den Wolken in die Luft entgegengerückt werden und zwar also, wie wir hier sehen, daß die in Christo Entschlafenen zuerst auferstehen und dann zugleich mit den übriggebliebenen Lebenden in den Wolken mit Ihm vereinigt werden. Dies ist sozusagen die Himmelfahrt der Versammlung oder des Leibes Christi. Der Herr erscheint in Seiner Ankunft in einem doppelten Charakter zuerst für Seine Braut, welche harret und wacht, a l s h e l - le r M o r g e n s t e r n und dann für die Welt, welche sicher schläft, wie wir namentlich im folgenden Kapitel sehen werden, a l s S o n n e d e r G e r e c h t i g k e i t , die plötzlich die Schlafenden aufschreckt. 

Wenn Er in Offenb. 22, 16 Seine geliebte Braut, welche während der ganzen Nacht Seiner Abwesenheit hienieden gewacht und geharret hat, mit den Worten begrüßt: „Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, d e r g l ä n z e n d e M o r g e n s t e r n " ; dann sagen der Geist und die Braut: „Komm!" Doch die in Sicherheit schlaf ende Welt wird von diesem Entgegenrücken der Braut zu Ihm nichts sehen, wenn sie sich auch ein wenig über das plötzliche Verschwinden der Versammlung aus ihrer Mitte wundern wird. — 

Aber welch ein Augenblick für die Versammlung! Welch eine Begrüßung, wenn sie Den sieht, Dem sie alle Freude und Seligkeit verdankt, den sie hier ungesehen liebte und schon lange sehnlichst erwartete! Nie wird eine solche Freude ihr Herz erfüllt, nie ihr Auge so selig zu Ihm hinaufgeschaut und nie eine Melodie so süß und lieblich geklungen haben, als wenn die verklärte und vereinigte Braut, in seligem Anschauen versunken, Ihn anbetend, ihren ersten Lobgesang darbringt. „Dann werdet ihr", sagt Petrus, „mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude frohlokken." Jeder Seufzer wird für immer verstummt und jede Träne versiegt sein. Dies ist die liebliche und herrliche Morgenröte, die dem Tage Seiner vollen Verherrlichung, dem so schrecklichen Tage Seiner Erscheinung für die Welt, vorangeht. Deshalb ist die Aufnahme der Versammlung, wie wir gesehen, deren nächster Gedanke, der mit der Ankunft Christi für sie in Verbindung steht. „So e r muntert nun e i n a n d e r m i t d i e s e n W o r t e n " (V. 18). Diese Ermunterung aber währte nicht lange; die Versammlung hörte bald auf zu warten und verlor sich in die Welt. Was ihr blieb, war die Erwartung auf die Erscheinung des Herrn zum Gericht und zur Verwirklichung des irdischen Segens.

 Der Blick ihrer Hoffnung ruhte nicht auf der himmlischen Herrlichkeit, erwartend die Ankunft Christi zu ihrer Aufnahme, sondern auf dem tausendjährigen Reiche, der irdischen Herrlichkeit, sich beschäftigend mit den Zeichen dieser Zeit; und somit hatte sie eine Hoffnung, wozu das Wort Gottes ihr keinen Grund gab, und deshalb nur ihr Herz irdisch gesinnt und weltlich machte. Man könnte aber fragen: Was hatten denn die ersten Christen in ihrem Warten auf die Ankunft Christi zur Aufnahme der Versammlung voraus? Sind sie nicht ebenfalls getäuscht worden? 

Daß sie über ihrem Warten entschlafen sind, ist kein Beweis ihres Getäuschtseins; denn sie werden, wie wir oben gesehen haben, nicht fehlen, wenn der Herr kommt; Gott wird sie durch Jesum mit Ihm bringen. Aber ihr stetes Warten hienieden hatte den großen Segen für sie, daß sie von der Welt, die unter dem Gericht steht, sich fern hielten, einen geistlichen und himmlischen Sinn bewahrten, in den Trübsalen ausharrten und in einem lautern und heiligen Wandel ihren Lauf vollendeten; gewiß, ein großer Vorteil. — Dank jetzt der Liebe und Treue Gottes, der die Herzen vieler Christen aufs neue auf die Ankunft Christi zur Aufnahme Seiner Versammlung gerichtet hat, der aufs neue 204 das Zeugnis dieser lieblichen Wahrheit kund werden läßt. O, möchten doch jetzt all die Seinigen darauf achten, und auf Christum den hellen und glänzenden Morgenstern von Stunde zu Stunde warten; denn Er ist näher als je. 

Wäre das tausendjährige Reich auf Erden das Ziel unserer Hoffnung, so wäre dies gewiß schon etwas sehr Köstliches, selbst wenn auch ihrer Erfüllung noch schreckliche Gerichte vorangehen müssen; aber es ist betrübend, eine noch viel köstlichere Hoffnung, die Hoffnung der himmlischen Herrlichkeit, wozu wir berufen sind, und stets zu erwarten vollen Grund haben, zu verlassen und eine andere, die Hoffnung der irdischen Herrlichkeit, wozu wir nicht berufen sind, festzuhalten. Verlieren wir auch durch die Erwartung einer falschen Hoffnung die Erlangung der wahren nicht, so verlieren wir doch jetzt die Freude und den auf unseren Wandel so segensreichen Einfluß der Hoffnung der himmlischen Herrlichkeit. 

Deshalb wolle der Heilige Geist alle die Herzen der Glieder des Leibes Christi von der Hoffnung, die einem irdischen Volke, namentlich der Juden, zugehört, abwenden und zu der wahren Hoffnung des himmlischen Volkes, der Ankunft Christi zur Aufnahme der Versammlung und zu deren Einführung in Seine Herrlichkeit hinlenken.

Kapitel 5. Mit dem Ausdruck "So ermuntert euch nun mit diesen Worten" hatte der Apostel also, wie wir gesehen haben, eine Wahrheit, die das eigentümliche und segensreiche Vorrecht der Versammlung und deren erster und nächster Gedanke bei der Ankunft Christi ist, beendigt. In diesem Kapitel fährt er zwar fort, von der Ankunft Christi zu reden, nicht aber als in Beziehung zu der Versammlung oder deren Aufnahme stehend, sondern er redet von dem Tage des Herrn, der in Beziehung zu der Welt steht.

 „ W a s a b e r , B r ü d e r , Z e i t u n d Z e i t e n b e - t r i f f t , so h a b t i h r n i c h t n ö t i g , d a ß m a n e u c h s c h r e i b e . D e n n i h r s e l b s t w i ß t g e n a u , d a ß d e r Ta g de s H e r r n a l s o k o m m t , w i e ei n D i e b i n d e r N a c h t . 

W e n n si e s a g e n w e r d e n : F r i e d e u n d S i c h e r h e i t ! — d a n n k o m m t ei n p l ö t z l i - c h e s V e r d e r b e n a n s i e , w i e di e G e b u r t s w e h e au f di e S c h w a n g e r e , u n d si e w e r d e n n i c h t e n t f l i e h e n " (V. 1—3). Zeit und Zeiten stehen in Beziehung zu dieser Welt. Die Versammlung aber, wie schon in der Einleitung bemerkt ist, ist nicht von der Welt; ihre Berufung ist himmlisch und nicht irdisch. Sie erwartet ihre Aufnahme in die himmlische Herrlichkeit, deren Erfüllung nicht von Zeit und Zeiten der Erde abhängig ist.

 Sie wird jetzt schon nicht mehr, als der 205 Erde und der Welt, sondern den himmlischen Örtern angehörend, betrachtet, und wandelt hienieden nur als Fremdling durch die Wüste. Sobald aber die Rede von Zeit und Zeiten ist, so ist es in Beziehung zu der Welt und dem Tage des Herrn. Schon durch die Mitteilung am Ende des vorigen Kapitels hätte der Apostel die Thessalonieher in Betreff der Zeit und Zeiten und des Tages des Herrn völlig beruhigen können, weil sie vorher dem Herrn entgegen gerückt werden; allein der Apostel offenbart ihnen den Charakter dieses Tages selbst, welcher sie nicht beunruhigen, wohl aber zu einem ernsten Wandel ermuntern soll.

 Zeit und Zeiten in Betreff dieses Tages zu bestimmen, ist nicht möglich, weil er wie ein Dieb in der Nacht kommt, und wer kann genau die Stunde der Nacht angeben, in welcher der Dieb hereinbricht? Er wird die Stunde wählen, wo er die Hausbewohner im festesten Schlaf glaubt; und dies ist auch die Zeit oder das Zeichen, welches der Apostel beim Anbruch des Tages des Herrn angibt: „Wenn sie sagen werden: Friede und Sicherheit, dann kommt ein plötzliches Verderben auf sie .. . " Dieser Tag bricht also über die in Sicherheit schlafende Welt herein, und nicht über die, welche nicht von der Welt sind, wie es der Apostel in den folgenden Versen weiter ausführt: „ I h r a b e r , B r ü d e r , s e i d n i c h t i n F i n s t e r - n i s , d a ß e u c h d e r T a g w i e ei n D i e b e r g r e i f e ; d e n n i h r s e i d a l l e S ö h n e d e s L i c h t s u n d S ö h n e de s T a g e s ; w i r s i n d n i c h t vo n d e r N a c h t n o c h v o n d e r F i n s t e r n i s . S o l a ß t u n s d e n n n i c h t s c h l a f e n , w i e a u c h di e Ü b r i g e n , s o n d e r n w a c h e n u n d n ü c h t e r n sein . D e n n d i e , w e l c h e s c h l a f e n , s c h l a f e n de s N a c h t s , u n d d i e , w e l c h e t r u n k e n s i n d , s i n d de s N a c h t s t r u n k e n " (V. 4—7). Hier gibt es bestimmt ausgeprägte Gegensätze. Auf der einen Seite ist Nacht, Finsternis, Schlaf und Trunkenheit, auf der anderen Tag, Licht, Wachsamkeit und Nüchternheit.

 Der Tag des Herrn kann nur da hinein dringen, wo Nacht und Finsternis ist, und nicht da, wo es Tag und wo Licht ist. Er kann nur Schlafende und Trunkene und nicht Wachende und Nüchterne überfallen. Die Welt befindet sich in der Nacht und in der Finsternis, und deshalb schläft sie und ist trunken; denn diese Dinge gehören der Nacht an, und der Tag des Herrn wird sie überfallen. Die Gläubigen aber sind Söhne des Tages und Söhne des Lichts und deshalb ermahnt er sie zu wachen und nüchtern zu sein, und der Tag des Herrn kann sie nicht ergreifen. So liegt in dem Bewußtsein, daß sie von dem Tage sind, für sie die Gewißheit, daß der 206 Tag sie nicht überfällt, aber auch zugleich die ernste Ermahnung, zu wachen und nüchtern zu sein, und der Apostel benutzt, wie wir hier sehen, bei den Thessalonichern den Charakter und die Umstände dieses Tages, um sie zu ermuntern und zu ermahnen. „W i r a b e r , di e vo n d e m T a g e s i n d , l a ß t u n s n ü c h t e r n s e i n , a n g e t a n m i t d e m B r u s t h a r - n i s c h des G l a u b e n s un d de r L i e b e un d m i t d e m H e l m d e r H o f f n u n g d e r S e l i g k e i t . D e n n G o t t h a t u n s n i c h t z u m Z o r n g e s t e l l t , s o n d e r n z u r E r l a n g u n g d e r S e l i g k e i t , d u r c h u n s e r e n H e r r n J e s u m C h r i s t u m , d e r f ü r u n s g e s t o r - b e n i s t , au f d a ß w i r , se i e s , d a ß w i r w a c h e n o d e r s c h l a f e n , z u s a m m e n m i t i h m l e b e n " (V. 8 — 10). Glaube, Liebe, Hoffnung bilden die Waffenrüstung, die den Nüchternen nach allen Seiten hin deckt. Der Zorn Gottes trifft ihn nicht, denn dazu hat ihn Gott nicht gestellt, sondern durch unseren Herrn Jesum Christum, der für uns gestorben ist, die Seligkeit zu erlangen.

 Er hat in Seinem Tode das Gericht unserer Sünde getragen, und deshalb mögen wir zu den Entschlafenen, wovon im vorigen Kapitel die Rede war, gehören, oder zu den Wachenden, d. i. den bei der Ankunft Christi Lebenden, wir werden zusammen mit Ihm leben. „ D e s h a l b e r m u n t e r t e i n a n d e r u n d e i n j e - d e r e r b a u e d e n a n d e r e n , w i e i h r a u c h t u t " (V. 11). Der Abschnitt dieses Kapitels enthält, wie schon bemerkt, reichen Trost und ernste Ermahnungen und fordert deshalb die Gläubigen auf, sich zu ermuntern und einer den anderen zu erbauen.

 Die Betrachtung am Ende des vorigen Kapitels, betreffend die Aufnahme der Versammlung, enthält nur Trost, deshalb sagt der Apostel am Schluß: „So ermuntert euch nun mit diesen Worten"; weil aber hier mit der Betrachtung des Tages des Herrn eine ernste Ermahnung verbunden ist, so fügt er hinzu: „und erbauet einer den anderen", d. i. der ernste Inhalt dieses Gegenstandes diene dazu, daß einer den anderen erbaue und fördere; und es ist köstlich, daß der Apostel hier hinzufügen konnte: „wie ihr auch tut." Von Vers 12 bis 22 folgen einzelne Ermahnungen. „ W i r b i t t e n e u c h a b e r , B r ü d e r , d a ß i h r di e k e n n e t , d i e s i c h u n t e r e u c h b e m ü h e n u n d e u c h im H e r r n v o r s t e h e n un d e u c h e r m a h n e n ; u n d d a ß i h r si e ü b e r di e M a ß e n i n L i e b e , u m 207 i h r e s W e r k e s w i l l e n a c h t e t , u n d u n t e r e i n - a n d e r i n F r i e d e n s e i d " (V. 12. 13). 

Das Wörtchen „und daß ihr die k e n n e t " will sagen, daß ihr sie als solche ansehet, oder betrachtet oder sie unterscheidet, welche sich unter euch b e m ü h e n , euch v o r - s t e h e n , und euch e r m a h n e n und daß ihr sie über die Maßen in Liebe, u m i h r e s W e r k e s w i l l e n , achtet, und untereinander den Frieden bewahret. „W i r e r m a h n e n e u c h aber , B r ü d e r : W a r n e t d i e U n o r d e n t l i c h e n , t r ö s t e t di e K l e i n m ü t i - gen , n e h m t e u c h d e r S c h w a c h e n an, s e i d l a n g - m ü t i g g e g e n alle . S e h e t zu, d a ß n i e m a n d B ö - se s m i t B ö s e m j e m a n d e n v e r g e l t e , s o n d e r n s t r e b e t a l l e z e i t f ü r e i n a n d e r u n d fü r a l l e d e m G u t e n n a c h . F r e u e t e u c h a l l e z e i t . B e t e t u n a u f h ö r l i c h . I n a l l e m d a n k s a g e t ; d e n n d i e - se s i s t d e r W i l l e G o t t e s i n C h r i s t o J e s u a n euch . De n G e i s t d ä m p f e t n i c h t . W e i s s a g u n g v e r a c h t e t n i c h t . P r ü f e t a b e r a l l e s , da s G u t e h a l t e t f e s t " (V. 14 — 21).

In diesen Versen haben wir zuerst die Ermahnung, gegenseitig in aller Liebe aufeinander Acht zu haben: zu warnen, zu trösten, aufzunehmen, dem Guten nachzustreben (V. 14.15) und sich also gegenseitig zu erbauen; dann die Gesinnung und das Leben vor dem Herrn: sich allezeit zu freuen, unaufhörlich zu beten und in allem zu danken, (V. 16 —18) und endlich das Verhalten gegen die Offenbarung des Geistes: den Geist nicht zu dämpfen, Weissagungen nicht zu verachten; aber alles zu prüfen und das Beste zu behalten (V. 19 — 21). — So einfach alle diese Ermahnungen sind, so inhaltsreich sind sie auch, und so gesegnet ist ihre Beachtung auf unser inneres Leben. „ H a l t e t e u c h f e r n v o n a l l e r A r t de s Bösen . E r s e l b s t a b e r , d e r G o t t de s F r i e d e n s , h e i - l i g e e u c h v o l l k o m m e n , u n d e u e r Geis t u n d S e e l e u n d L e i b w e r d e g a n z u n d g a r u n t a d e - l i g ' b e w a h r t b e i d e r A n k u n f t u n s e r e s H e r r n J e s u C h r i s t i . T r e u is t er , d e r e u c h r u f t , d e r w i r d e s a u c h t u n " (V. 22—24). 

Wenn wir von allem Bösen abgesondert und jedem Guten zugewandt sind, so wohnt der Friede Gottes in unserem Herzen. Deshalb wünscht hier der Apostel auch, daß der Gott des Friedens unsere Herzen vollkommen heilige oder absondere, um an der Innewohnung Seines Friedens teilzuhaben, und damit wir bei der Ankunft Christi in jeder Beziehung untadelig bewahrt dastehen. Zugleich versichert der 208 Apostel, daß der Gott, welcher uns ruft, treu ist, und dies tun wird; wir dürfen Ihm stets in allem vertrauen. „ B r ü d e r , b e t e t fü r uns . G r ü ß e t a l l e d i e B r ü d e r m i t h e i l i g e m Kuß . I c h b e s c h w ö r e e u c h b e i m H e r r n , d a ß d e r B r i e f vo r a l l e n H e i l i g e n g e l e s e n w e r d e . Di e G n a d e u n s e r e s H e r r n J e s u se i m i t e u c h ! " (V. 25—28). In diesem Schluß haben wir noch eine Aufforderung zum Gebet für die Arbeiter, Grüße an alle die Brüder und eine ernste Ermahnung in Betreff der Vorlesung dieses Briefes. Der zweite Brief Sehr wahrscheinlich wurde der zweite Brief bald nach dem ersten geschrieben, als aber schon die Irrlehrer einen größeren Einfluß ausgeübt hatten. Diese suchten durch allerlei List die freudige Erwartung auf die Ankunft des Herrn, welche die Versammlung in jeder Bedrängnis standhaft und getrost erhalten hatte, zu schwächen. 

Sie behaupteten, wie wir im Anfang des zweiten Kapitels sehen, daß der Tag Christi jetzt schon vorhanden sei und benutzten jede List, um dieser Lüge unter den Thessalonichern Eingang zu verschaffen. War ihnen dies gelungen, so war die Hoffnung der Versammlung vernichtet; Paulus ward dann zum Lügner, und hatte sie nur getäuscht, und ihre Kraft und Freude im Ausharren war gebrochen. Deshalb sehen wir diesen Gegenstand in den zwei ersten Kapiteln dieses Briefes von dem Apostel mit so großem Ernst behandelt. Doch ist es leider wahr, daß dieser Ernst in späteren Zeiten wenig von der Versammlung Gottes beachtet worden ist. Kapitel 1. „ P a u l u s u n d S i l v a n u s u n d T i m o - t e u s d e r V e r s a m m l u n g d e r T h e s s a l o n i c h e r i n G o t t , u n s e r m V a t e r , u n d d e m H e r r n J e s u C h r i s t o : G n a d e e u c h u n d F r i e d e vo n G o t t , u n s e r m V a t e r , u n d d e m H e r r n J e s u C h r i s t o " (V. 1. 2). Dieser Gruß ist gleich dem des vorigen Briefes, ausgenommen, daß hier steht „Gott u n s e r m Vater, statt „de m Vater", wodurch unsere innige Beziehung zu Ihm noch bestimmter hervorgehoben wird. „W i r s i n d s c h u l d i g , B r ü d e r , G o t t a l l e z e i t fü r e u c h z u d a n k e n , w i e e s s i c h g e z i e m t ; w e i l 14 209 e u e r G l a u b e s e h r wächst , u n d di e L i e b e e i n e s j e g l i c h e n v o n e u c h a l l e n z u e i n a n d e r ü b e r - s t r ö m e n d i s t , s o d a ß w i r s e l b s t u n s e u r e r r ü h m e n i n d e n V e r s a m m l u n g e n G o t t e s , w e - g e n e u r e s A u s h a r r e n s u n d e u r e s G l a u b e n s i n a l l e n e u r e n V e r f o l g u n g e n u n d T r ü b s a - l e n , w e l c h e i h r e r d u l d e t " (V. 3. 4). Hier sehen wir, daß, wenn auch die Lüge der Irrlehrer nicht völlig unter ihnen geglaubt wurde, diese doch nicht ohne Einfluß geblieben war. Der Apostel erkannte es als eine Schuld, Gott allezeit für sie wegen ihres wachsenden Glaubens und wegen der zunehmenden Liebe aller untereinander zu danken. Das Ausharren ihres Glaubens in allen Drangsalen war so groß, daß der Apostel und seine Mitarbeiter sich ihrer in den Versammlungen Gottes rühmten, weil es eine Frucht ihrer so reichlich von Gott gesegneten Arbeit war. Gewiß war dies ein überaus köstliches Zeugnis für die Versammlung der Thessalonicher; und dennoch fehlte etwas.

 Wir lesen hier nichts von dem Ausharren der Hoffnung unseres Herrn Jesu Christi, wie im Anfang des ersten Briefes. Wäre auch dieses fester und völliger geworden, gewiß würde der Heilige Geist es hier ebenso gut erwähnt haben, als auch ihren wachsenden Glauben und ihre zunehmende Liebe. Doch er sagt nichts davon, und dies läßt uns auf den Einfluß der Irrlehrer in diesem Punkte schließen. — Der Apostel gibt sich nun viele Mühe, die Lüge der Irrlehrer gänzlich wirkungslos zu machen, indem er in diesen beiden Kapiteln zwei wichtige Beweisgründe anführt, daß der Tag Christi noch nicht vorhanden sein könnte. „ E i n B e w e i s de s g e r e c h t e n G e r i c h t s G o t - t e s , d a ß i h r de s R e i c h e s G o t t e s w ü r d i g g e - a c h t e t w e r d e t , f ü r w e l c h e s i h r a u c h l e i d e t ; s i n t e m a l e s b e i G o t t g e r e c h t i s t , D r a n g s a l d e n e n z u v e r g e l t e n , di e e u c h b e d r ä n g e n , u n d e u c h , d i e i h r b e d r ä n g t w e r d e t , — R u h e m i t u n s i n d e r O f f e n b a r u n g de s H e r r n J e s u v o m H i m m e l , m i t d e n E n g e l n s e i n e r M a c h t , i n e i n e r F e u e r f l a m m e , u m d e n e n V e r g e l - t u n g z u g e b e n , d i e G o t t n i c h t k e n n e n , u n d d e n e n , d i e n i c h t d e m E v a n g e l i u m u n s e r e s H e r r n J e s u C h r i s t i g e h o r c h e n ; w e l c h e S t r a f e l e i d e n w e r d e n , e w i g e s V e r d e r b e n v o n d e m A n g e s i c h t d e s H e r r n u n d v o n d e r H e r r l i c h k e i t s e i n e r S t ä r k e ; w e n n e r k o m - m e n w i r d , v e r h e r r l i c h t z u w e r d e n i n s e i n e n H e i l i g e n , u n d b e w u n d e r t i n a l l e n d e n e n , d i e g e g l a u b t h a b e n — ( d e n n u n s e r Z e u g n i s b e i e u c h is t g e g l a u b t w o r d e n ) — a n j e n e m T a g e " (V. 5 —10). Hier haben wir den ersten Beweisgrund. Der Tag des Herrn kommt, wie wir schon im letzten Kapitel des ersten Briefes gesehen haben, wie ein Dieb in der Nacht, über die in der Sicherheit der Sünde schlafenden Welt; aber nicht über die, welche Söhne des Tages und Söhne des Lichtes sind. Der Tag des Herrn ist der Tag der Gerechtigkeit und des Gerichts, der Tag der Rache. 

Es ist ein Beweis, daß Gott an jenem Tage recht richtet wenn Er denen Drangsal vergilt, welche die Seinigen hienieden bedrängt haben; ja die jetzigen Drangsale der Seinigen von Seiten der Welt verherrlichen die Gerechtigkeit Gottes an jenem Tage, wenn Er der Welt Drangsale vergilt. 

Es ist aber auch ein Beweis Seiner Gerechtigkeit, wenn Er an jenem Tage die, welche hier das Reich Gottes geehrt und für dasselbe Drangsale erlitten haben, dieses Reiches würdig erachtet und ihnen in demselben Ruhe bereitet. So ist denn jetzt das Teil der Seinigen, von der Welt D r a n g s a l e z u l e i d e n , während diese in Ruhe und Sicherheit dahingeht; aber am Tage des Herrn, während d i e s e Drangsal leidet, ist das Teil der Seinigen s e l i g e R u h e . Diese Ruhe findet während der Offenbarung des Herrn Jesu zum Gericht statt. So lange also die Seinigen von der Welt Drangsale leiden und diese in Ruhe und Sicherheit ist, kann der Tag des Herrn, welcher der Tag der Rache über sie ist, nicht vorhanden sein. Von Vers 7—9 haben wir die Beschreibung der Ausführung dieses Gerichts. Er wird kommen mit den Engeln Seiner Macht in einer Feuerflamme, um denen Vergeltung zu geben, d i e G o t t n i c h t k e n n e n , und denen, d i e n i c h t d e m E v a n g e l i u m u n s e r e s H e r r n J e s u C h r i s t i g e - h o r c h e n , sowohl den Heiden als den Juden, sowohl den Unwissenden als den Ungehorsamen, — alle werden Strafe leiden, ewiges Verderben von dem Angesicht des Herrn, — welches anzuschauen das ewige und selige Vorrecht der Seinen ist und für sie nur Freude und Wonne enthält, — und von der Herrlichkeit Seiner Stärke, welche die Seinigen erquickt, und ihnen unaussprechliche Segnungen bereitet. Seine Heiligen und Gläubigen befinden sich in einem Zustande, der zur völligen Verherrlichung und Bewunderung des Herrn dient; Er erscheint in ihrer Mitte und wird Seine ganze Herrlichkeit vor der Welt, die Ihn verachtet, offenbaren. Sowohl das Gericht über diese, als auch Seine Erscheinung in der Mitte der Seinigen, wird Ihn als den Herrn 211 der Herrlichkeit vor den Augen aller darstellen; und in Seiner Herrlichkeit sind die Seinigen alsdann verherrlicht, und genießen in Seiner persönlichen Gegenwart eine ewige und selige Ruhe.

 An dieser seligen Ruhe und Verherrlichung hatten dann auch die Thessalonicher an jenem Tage Teil, weil sie das Zeugnis der Apostel geglaubt hatten. „ W e s h a l b w i r a u c h a l l e z e i t fü r e u c h b e - t e n , d a ß u n s e r G o t t e u c h d e r B e r u f u n g w ü r - d i g a c h t e n , u n d a l l e s W o h l g e f a l l e n d e r Gü - t i g k e i t u n d d a s W e r k d e s G l a u b e n s i n M a c h t e r f ü l l e n m ö g e , d a ß d e r N a m e u n s e r s H e r r n J e s u C h r i s t i i n e u c h v e r h e r r l i c h t w e r d e , u n d i h r i n i h m , n a c h d e r G n a d e u n s e r e s G o t - t e s u n d H e r r n J e s u C h r i s t i " (V. 11. 12). Die Herrlichkeit, wozu uns Gott berufen hat, und welche wir an jenem Tage empfangen werden, ist so köstlich, daß der Apostel allezeit für die Thessalonicher bittet, daß der Herr sie doch dieser Berufung würdig achten, und zu dem Zwecke alles in ihnen erfüllen möge, was Seiner Gütigkeit wohlgefällt, und daß er das Werk des Glaubens zur Vollkommenheit bringe, damit der Name unseres Herrn Jesu Christi in ihnen, und sie in Ihm, verherrlicht würde, und zwar nach dem Maße der Gnade unseres Gottes und Herrn Jesu Christi. 

Kapitel 2. Im zweiten Kapitel haben wir den anderen triftigen Beweisgrund, daß der Tag des Herrn noch nicht da sein konnte, weil noch etwas anderes diesem Tage vorangehen mußte, was bis jetzt noch nicht zur Vollendung gekommen war. In den ersten Versen sehen wir namentlich, wie schon bemerkt, mit welchem Ernst er diesen für die Thessalonicher und alle Gläubigen so wichtigen Gegenstand behandelte. „ W i r b i t t e n e u c h a b e r , l i e b e B r ü d e r , u m d e r A n k u n f t u n s e r e s H e r r n J e s u C h r i s t i w i l l e n , u n d u n s e r e r V e r s a m m l u n g z u i h m , d a ß i h r n i c h t s c h n e l l i n e u r e r G e s i n n u n g e r - s c h ü t t e r t , n o c h b e s t ü r z t w e r d e t , w e d e r d u r c h G e i s t , n o c h d u r c h W o r t , n o c h d u r c h B r i e f a l s v o n u n s , a l s o b d e r T a g d e s H e r r n d a s e i " (V. 1. 2). War der Tag des Herrn vorhanden, so war wohl die Ankunft Christi als auch die Aufnahme der Versammlung zu Ihm nichts. Ihre so herrliche und lebendige Hoffnung, welche stets Freude und Trost und Kraft in allen Trübsalen und Verfolgungen darreicht, war dahin, und deshalb bittet er die Thessalonicher, sie möchten sich doch durch diese so köstliche 212 Tatsache, die Ankunft Christi und unsere Versammlung zu Ihm, bewegen lassen, nicht schnell in ihrer Gesinnung erschüttert noch bestürzt zu werden, al s o b d e r Ta g C h r i s t i v o r h a n d e n sei .

 Die Irrlehrer gebrauchten große List, ihre Lüge zu bestigen, indem sie bald durch Geist, bald durch Wort, bald durch Brief, als von den Aposteln geschrieben, dieselbe zu bekräftigen suchten. Der Apostel aber stellt sich diesem Irrtum mit einem neuen Beweisgrund auf das entschiedenste in den Weg. „ L a s s e t e u c h vo n n i e m a n d e m au f i r g e n d e i n e W e i s e v e r f ü h r e n , w e i l e r n i c h t k o m m t , e s se i d e n n , d a ß z u e r s t d e r A b f a l l k o m m e , u n d d e r M e n s c h d e r S ü n d e , d e r S o h n de s Ver - d e r b e n s , o f f e n b a r t s e i , w e l c h e r w i d e r s t e h t , u n d s i c h s e l b s t ü b e r a l l e s , w a s G o t t h e i ß t , o d e r e i n G e g e n s t a n d d e r V e r e h r u n g ist , e r - h ö h t , so d a ß e r s i c h i n d e n T e m p e l G o t t e s s e t z t , u n d s i c h s e l b e r d a r s t e l l t , a l s se i e r G o 11 " (V. 3. 4). Es sind zwei Stücke, die diesem Tage vorangehen müssen: der völlige Abfall und die Offenbarung des Menschen der Sünde, des Sohnes des Verderbens. — Im vierten Vers haben wir die vollkommene Erhebung des Menschen. Er widersteht und erhöht sich in der Person des Antichristen selbst über alles, was nur irgend an Gott erinnert, und setzt sich in den Tempel Gottes*), und stellt sich selbst also dar, als sei er Gott. 

„Erinnert ihr euch nicht, daß ich dies zu *) Diese Erhebung des Menschen der Sünde findet in Jerusalem statt, an welchem Orte nur der Tempel Gottes war, und welcher auch nie an einem anderen Ort sein wird. Wir haben hier weder einen geistlichen Tempel zu verstehen, noch die Gebäude, welche Kirchen genannt werden, wenn man auch diese oft fälschlich als Tempel Gottes bezeichnet. Wir lesen Matth. 24, 15: „Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, wovon durch Daniel, den Propheten, geredet, sehen werdet, stehend an heiligem Orte (wer es liest, der beachte es) . . . " Daß unter dem Namen „heiligen Orte oder Stätte" nicht etwa die Kanzeln oder die sogenannten Altäre, oder die vorhin erwähnten Gebäude, welche Dinge man zwar oft „heilige Stätte" nennen hört, gemeint sind, geht aus den folgenden Worten in Matth. hervor: „daß alsdann die in J u d ä a sind, auf die Gebirge fliehen." 

Diese Worte „die in Judäa sind", zeigen uns, daß wir den Greuel der Verwüstung nicht in den oben genannten Orten, sondern in Judäa und zwar in dem Tempel zu Jerusalem zu suchen hakrn (Vergl. Joh. 5, 43). 213 e u c h s a g t e , al s ic h n o c h b e i e u c h w a r ? Un d n u n , w a s z u r ü c k h ä l t , w i s s e t i h r , d a ß e r zu s e i n e r Z e i t o f f e n b a r t w e r d e " (V. 5. 6). Die Offenbarung des Antichristen hat seine bestimmte Zeit, und bis dahin ist etwas da, was zurückhält. Der Apostel hatte die Thessalonicher schon hiermit bekannt gemacht. D i e s E t w a s ist hier nicht näher bezeichnet; doch wird es so lange, bis die Versammlung von der Erde hinweggenommen ist, die völlige Offenbarung des Antichristen zurückhalten **). „Den n s c h o n is t d a s G e h e i m n i s d e r G e s e t z l o s i g k e i t w i r k s a m ; n u r is t j e t z t der , w e l c h e r z u r ü c k h ä l t , v o r h a n d e n , bi s e r a u s d e m W e g e ist ; u n d d a n n w i r d d e r G e s e t z l o s e o f f e n b a r t w e r d e n , w e l c h e n d e r H e r r J e s u s m i t d e m H a u c h s e i n e s M u n d e s v e r z e h r e n , u n d d u r c h di e E r s c h e i n u n g s e i n e r A n k u n f t v e r n i c h t e n w i r d , ihn , d e s s e n A n k u n f t n a c h d e r W i r k u n g de s S a t a n s i s t , i n a l l e r K r a f t u n d Z e i c h e n u n d W u n d e r n d e r L ü g e u n d i n a l l e m B e t r u g d e r U n g e r e c h t i g k e i t i n d e n e n , d i e v e r l o r e n g e h e n ; w e i l si e di e L i e b e z u r W a h r h e i t n i c h t a n g e n o m m e n h a b e n , d a m i t si e e r r e t t e t w ü r - d e n " (V. 7—10). Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit war schon zur Zeit der Apostel wirksam und hat bis jetzt immer mehr zugenommen, und wird dann zur Vollendung gekommen sein, wenn der aus dem Wege ist, welcher zurückhält. In Vers 7 haben wir die G e s e t z l o s i g k e i t , in Vers 8 den G e - s e t z l o s e n selbst. Zuerst ist es der G e i s t des Antichristen und am Ende der A n t i c h r i s t selbst, welcher offenbar wird. Ist seine Offenbarung zur Vollendung gekommen, hat er die höchste Spitze seiner Selbsterhebung und seines Stolzes erreicht, so ist sein Ende da. Ja, wenn er alle seine Macht entwickelt und den Gipfel seines Hochmuts erklommen hat, so ist er in einem Augenblick doch nichts mehr. Der Herr Jesus kommt, und d e r H a u c h S e i n e s M u n d e s reicht hin, um ihn zu verzehren und ihn d u r c h d i e E r s c h e i n u n g S e i n e r A n k u n f t z u v e r n i c h - ten .

 In der Offenbarung des Antichristen sehen wir die ganze Wirkung Satans, der sich in ihm in aller Kraft und Zeichen und Wundern der Lüge offenbart. Er sucht den  **) Wahrscheinlich ist es der Arm und die Ordnung der Obrigkeit, welche Gott bis zur bestimmten Zeit stark und fest erhalten wird. 

**Antichristen in derselben Weise zu verherrlichen, wie Gott Seinen Christus. Wir lesen in Apg. 2, 22 vom Herrn: „Jesus, der Nazaräer, einen Mann, von Gott an euch erwiesen durch m ä c h t i g e T a t e n u n d W u n d e r u n d Z e i c h e n , welche Gott durch ihn in eurer Mitte tat"; und ebenso sucht hier der Satan seine Lüge auf dieselbe Weise in dem Antichristen zu befestigen, wie Gott die Wahrheit in Christo. Satan ist aber nicht allein wirksam in dem Antichristen, sondern auch in denen, die verloren gehen, indem er sie auf alle Weise durch allerlei Ungerechtigkeiten betrügt, damit sie seiner Lüge in dem Antichristen glauben. Dies aber ist ihm deshalb an ihnen erlaubt, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, damit sie errettet würden. 

„Un d d e s h a l b w i r d i h n e n G o t t di e W i r k u n g de s I r r t u m s s c h i c k e n , d a ß si e d e r L ü g e g l a u - b e n , au f d a ß a l l e , d i e d e r W a h r h e i t n i c h t g e g l a u b t , s o n d e r n W o h l g e f a l l e n a n d e r U n - g e r e c h t i g k e i t g e f u n d e n h a b e n , g e r i c h t e t w e r d e n " (V. 11. 12). 

Welch ein schreckliches Wort! Gott Selbst sendet ihnen die Wirkung des Irrtums, daß sie der Lüge Satans glauben. Sie sind verworfen, weil sie die Liebe zur Wahrheit, zu ihrer Errettung nicht angenommen, sondern Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit gefunden haben. Jetzt werden sie für ihr eigenes Verderben zubereitet, um mit dem Antichristen gerichtet zu werden. So sehen wir, wie groß die Verantwortlichkeit in Betreff der Annahme der Wahrheit ist. „W i r a b e r s i n d s c h u l d i g , G o t t a l l e z e i t fü r euch , v o m H e r r n g e l i e b t e B r ü d e r , z u d a n k e n , w e i l G o t t e u c h vo n A n f a n g z u r S e l i g k e i t e r - w ä h l t h a t , i n H e i l i g k e i t d e s G e i s t e s u n d i m G l a u b e n an die W a h r h e i t , w o z u e r e u c h d u r c h u n s e r E v a n g e l i u m b e r u f e n h a t , z u r E r l a n - g u n g d e r H e r r l i c h k e i t u n s e r e s H e r r n J e s u C h r i s t i " (V. 13. 14). — 

Der Apostel wiederholt hier, daß sie schuldig seien, allezeit für die Thessalonicher, als vom Herrn geliebte Brüder, zu danken, weil Gott sie von Anfang zur Seligkeit erwählet hatte. Sie blieben jetzt von all den schrecklichen Dingen, die er soeben genannt hatte, verschont; — o, eine unaussprechliche Gnade! Der Heilige Geist hatte sie geheiligt oder abgesondert und zum Glauben an die Wahrheit gebracht. Hierzu waren sie durch das Evangelium berufen, und zwar deshalb, um die Herrlichkeit unseres Herrn Jesu Christi zu erlangen. 215 „So s t e h e t d e n n n u n f e s t , B r ü d e r , u n d h a l - t e t di e Ü b e r l i e f e r u n g e n , w o r i n i h r e n t w e d e r d u r c h W o r t o d e r d u r c h B r i e f v o n un s b e l e h r t w o r d e n s e i d " (V. 15). Der Apostel hatte nun die Thessalonicher in diesen zwei Kapiteln, wie wir gesehen, in Betreff des Tages des Herrn zu beruhigen gesucht, und ihnen aufs neue so klar dargestellt, daß dieser Tag nicht über sie, sondern über die Ungläubigen kommen würde, weil sie von Anfang zur Seligkeit erwählt und zur Erlangung der Herrlichkeit berufen seien, und nun ermahnt er sie, f e s t z u s t e h e n und die von ihnen empfangene Überlieferung zu bewahren. „ U n s e r H e r r J e s u s C h r i s t u s s e l b s t a b e r , u n d u n s e r G o t t u n d V a t e r , d e r u n s g e l i e b t , u n d e w i g e n T r o s t u n d g u t e H o f f n u n g d u r c h d i e G n a d e g e g e b e n h a t , t r ö s t e e u r e H e r z e n , u n d b e f e s t i g e e u c h i n a l l e m g u t e n W o r t u n d W e r k " (V. 16. 17).

 In den Namen: „Unser Herr Jesus Christus und unser Gott und Vater", liegt für uns eine Fülle von Gnade und Liebe; jede Segnung strömt für uns aus dieser unversiegbaren Quelle. Wir sind geliebt und ewiger Trost und gute Hoffnung ist durch die Gnade unser Teil geworden. Zu dieser Quelle wendet sich auch jetzt der Apostel, wenn er wünscht, daß die Herzen der Thessalonicher getröstet und in allem guten Wort und Werk befestigt werden möchten. Von dorther durfte er stets für sie alles Gute erwarten. Kapitel 3. In diesem letzten Kapitel folgen verschiedene Ermahnungen, die aber alle auch für uns sehr wichtig und beherzigenswert sind. „ Ü b r i g e n s , B r ü d e r , b e t e t f ü r u n s , au f d a ß d a s W o r t d e s H e r r n l a u f e u n d v e r h e r r l i c h t w e r d e , w i e a u c h be i e u c h ; u n d d a ß w i r vo n d e n u n v e r n ü n f t i g e n u n d b ö s e n L e u t e n er - r e t t e t w e r d e n ; d e n n d e r G l a u b e i s t n i c h t A l l e r S a c h e " (V. 1. 2). 

Das Wort des Herrn stößt überall auf Hindernisse und Schwierigkeiten, auf Verachtung und Schmach; dies ist um so mehr der Fall, je freier es von aller menschlichen Zutat, von jeglicher Satzung, bleibt. Was aber das Evangelium trifft, fällt auf die Bekenner und namentlich auf die Arbeiter desselben. Deshalb haben diese mit demselben Trübsal zu leiden, und jeden Widerstand auszuhalten.

 Dies ist auch die Ursache, weshalb Paulus die Versammlung der Thessalonicher zum Gebet für sie auffordert, damit das Wort laufe und gepriesen würde, wie bei ihnen, und damit sie von den unvernünftigen und bösen Leuten errettet würden, von solchen, deren Sache der Glaube nicht ist, die das Sichtbare und Vergängliche lieben und voll Bosheit und Feindschaft sind. Nur eins steht immer fest und wir können in jeder Lage darauf trauen, das ist die Treue des Herrn; und von diesem Herrn allein erwartet der Apostel auch die Befestigung der Thessalonicher und ihre Bewahrung vor dem Bösen. „Der Herr aber ist treu, welcher euch befestigen und vor dem Bösen bewahren wird. Wir vertrauen euch aber im Herrn, daß ihr, was wir euch befehlen, tut und tun werdet. Der Herr aber richte eure Herzen zu der Liebe Gottes, und zu dem Ausharren des Christus!" (V. 3—5). —

 Der Apostel traut im Herrn dem Gehorsam der Thessalonicher und bittet, daß die Herzen stets auf zwei Stücke gerichtet bleiben möchten: au f d i e L i e b e G o t t e s , die in allem für uns unermüdlich ist, und auf d a s A u s h a r - re n de s C h r i s t u s , welcher in allen Drangsalen und Leiden völlig ausharrte bis ans Ende. Doch wünscht er hier deshalb ihren Blick darauf gerichtet zu sehen, damit in ihnen dieselbe Gesinnung erweckt und verwirklicht würde; denn diese Liebe und dies Ausharren erwecken und befestigen in uns dieselbe Gesinnung, wenn unsere Herzen stets im Glauben darauf gerichtet bleiben. Von Vers 6—15 haben wir eine ernste Ermahnung über das Verhalten gegen solche, die unordentlich wandeln.

 „Wir befehlen euch aber, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesu Christi, daß ihr euch von jedem Bruder entziehet, der unordentlich wandelt, und nicht nach der Überlieferung, die er von uns empfangen hat. Denn ihr selbst wißt, wie man uns nachahmen soll; denn wir haben nicht unordentlich unter euch gewandelt, noch haben wir das Brot von jemandem umsonst gegessen, sondern mit Mühe und Arbeit Nacht und Tag arbeitend, um nicht einem von euch beschwerlich zu fallen. Nicht daß wir dazu kein Recht hätten, sondern auf daß wir uns selbst euch zum Muster gäben, um uns nachzuahmen.

 Denn auch, als wir bei euch waren, befahlen wir euch dieses: daß, wenn jemand nicht arbeiten will, er auch nicht esse. Denn wir hören, daß etliche unter euch unordentlich wandeln, indem sie nicht arbeiten, sondern fremde Dinge treiben. Solchen aber gebieten wir, und ermahnen sie durch unseren Herrn Jesum Christum, daß sie, in der Stille arbeitend, ihr eigenes Brot essen. Ihr aber, Brüder, ermattet nicht im Gutestun. Wenn aber jemand unserem Worte durch den Brief nicht gehorcht, diesen zeichnet an, und habt keinen Umgang mit ihm, auf 217 daß er beschämt werde, und haltet ihn nicht als Feind, sondern ermahnet ihn als Bruder" (V. 6—15). Der Apostel befiehlt hier, sich von jedem Bruder zu entziehen, der unordentlich wandelt. Er und seine Mitarbeiter hatten sich selbst den Thessaloniehern zum Muster gegeben. 

Sie hatten von ihrem Recht als Apostel keinen Gebrauch gemacht, sondern hatten mit Mühe Tag und Nacht gearbeitet, um keinem von ihnen beschwerlich zu fallen, und um sich allen als Muster darzustellen. Jetzt fordern sie die Thessalonicher auf, ihnen nachzuahmen, und etlichen, die unordentlich wandeln, indem sie nicht arbeiten, sondern fremde Dinge treiben, gebieten und ermahnen sie durch unseren Herrn Jesum Christum, daß sie, in der Stille arbeitend, ihr eigenes Brot essen sollten. Dann ermuntert er sie, doch im Gutestun, im Ausharren jedes guten Werkes, nicht matt zu werden, und noch einmal ermahnt er sie, keine Gemeinschaft mit solchen zu haben, die dem Wort im Briefe nicht gehorchten, damit sie beschämt würden.

 Man begegnet aber nicht selten in dieser Beziehung in der Versammlung einer doppelten Schwäche. Zuerst fehlt es an der nötigen Tragsamkeit, Geduld und Liebe gegen die Schwachen, und dann an der nötigen Entschiedenheit und dem Ernst gegen solche, welche unordentlich wandeln. Viele sind zu schwach, um jede Gemeinschaft mit diesen aufzuheben, damit sie beschämt werden. Jedoch das Wort Gottes tadelt die eine und die andere Schwäche und gibt in dieser Beziehung ernste Ermahnungen, die wir wohl zu beachten haben, wenn wir uns selbst nicht des Ungehorsams gegen Gott schuldig machen wollen, und wenn wir die Brüder wirklich lieb haben. 

Der treue Herr gebe aber unseren Herzen die Gnade, Nachahmer der Apostel zu sein, und auf ihre Ermahnungen zu achten! „Er selbst aber, der Herr des Friedens, gebe euch den Frieden immerdar auf allerlei Weise. Der Herr sei mit euch allen!" (V. 16). Der Herr des Friedens wird uns auf alle Weise den Frieden schenken, wenn wir in allen Dingen nach Seinem Wohlgefallen wandeln; nur in der Gemeinschaft mit Ihm kann Sein Friede genossen werden. „Der Gruß mit meiner, des Paulus Hand, welches das Zeichen in jedem Briefe ist; — also schreibe ich. — Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi mit euch Allen! Amen" (V. 17. 18). 

Der Apostel, der aus irgend einem Grunde seine Briefe gewöhnlich nicht selbst schrieb, sondern anderen diktierte, 218 fügte, wie wir auch Röm. 16, 22 sehen, den Gruß mit eigener Hand hinzu. Hier macht er sie auf seine Handschrift aufmerksam, damit sie seine Briefe von denen, der Irrlehrer zu unterscheiden vermochten. Der Apostel schließt hier, wie gewöhnlich in seinen Briefen, mit dem Segenswunsch der Gnade Jesu Christi. Es sei aber auch die Gnade unseres Herrn Jesu Christi mit uns, und Er Selbst richte auch unsere Herzen stets z u d e r L i e b e G o t t e s und zu dem A u s h a r r e n d e s C h r i s t u s . Doch laßt uns noch einmal einen kurzen Blick auf den vornehmsten und köstlichsten Gegenstand dieser beiden Briefe werfen, au f d i e A n k u n f t C h r i s t i .

Wir haben gesehen, daß wir Seine Ankunft nicht nur als einen Augenblick zu betrachten haben, an welchem verschiedene Ereignisse zusammenfallen, sondern als eine Periode, in welcher alle diese Ereignisse, die ganz und gar mit der A n k u n f t C h r i s t i in Verbindung stehen, und davon abhängig sind, stattfinden werden: d i e E r r e t t u n g v o r d e m k o m - m e n d e m Z o r n , d i e F r e u d e u n d d e r R u h m d e r A r b e i t e r , d i e O f f e n b a r u n g d e r H e i l i g e n v o r u n s e r e m G o t t u n d V a t e r , d i e A u f n a h m e d e r Versammlung , d i e V e r n i c h t u n g d e s A n t i c h r i - s t e n un d da s G e r i c h t ü b e r di e W elt, — kurz, jeder Wunsch unserer Herzen, und das Sehnen und Seufzen aller Kreatur wird durch Seine Ankunft erfüllt und gestillt. Kami es nun etwas Köstlicheres und Gesegneteres geben, wonach sich das Auge richtet und das Herz sehnt, als die Ankunft Christi? Unser erster und nächster Gedanke aber ist und bleibt, wie wir gesehen haben, unsere Aufnahme, an welche sich dann jede andere Segnung reiht.— Hienieden ist unser Teil nicht, sondern unser Teil ist mit dem auferstandenen Christus in der himmlischen Herrlichkeit. 

Wir gehen ungekannt und als Fremdlinge durch diese Welt, weil wir ein himmlisches Volk sind, dessen Ruheplatz und Wohnung auf einer vergänglichen Erde nicht sein kann. Hier ist für uns nur eine Wüste voll von Verleugnungen aller Art; wir werden darin geläutert und gereinigt, was unseren Wandel betrifft, damit alles, was nicht dem himmlischen Wesen und der Heiligkeit Gottes gemäß ist, abfalle, und wir bei der Ankunft Christi in jeder Beziehung heilig und tadellos in der Liebe vor unserem Gott und Vater dastehen. Beschäftigen sich unsere Herzen mit den Dingen dieser Welt, die unser Teil nicht sind, so sind wir in Unruhe und bereiten uns viele Sorgen; die Beschäftigung mit den himmlischen Dingen aber macht uns getrost und glücklich, weil diese unser Teil 219 sind. 

Hienieden aber können wir die himmlischen Dinge nur durch den Glauben genießen. Was wir sehen, ist aber nicht Sache des Glaubens; alles Sichtbare gehört der Welt an. Der Satan ist jetzt stets bemüht, uns durch die sichtbaren Dinge zu fesseln, uns damit zu beschäftigen und uns zu täuschen, wodurch dem Glauben Kampf bereitet wird. Der Glaube aber verwirklicht das, was wir hoffen, und überzeugt uns von dem, was wir nicht sehen. Die Gemeinschaft mit Gott, und die Beschäftigung mit dem, was droben ist, gibt uns Mut und Kraft, den Kampf des Glaubens zu kämpfen, das Sichtbare zu verleugnen und alle Versuchungen zu ertragen, und dieser Kampf ist der gute und beste Kampf. 

So lasset uns denn in demselben beharren, ohne zu ermatten. Vor uns liegt eine Freude, wofür Jesus das Kreuz erduldete und der Schande nicht achtete. Er kannte den Wert dieser Freude; deshalb lasset auch uns für sie hienieden alles verleugnen, alles erdulden. Bald endet unser Lauf denn der Herr ist nahe. Lasset uns doch solange alles ausschlagen, bis wir Ihn sehen; dann werden wir auch ernten ohne Aufhören. Wir haben durch die Auferstehung Jesu Christi eine köstliche und lebendige Hoffnung, und Seine Ankunft wird alles erfüllen. 

Deshalb lasset uns auf diesen seligen Augenblick warten, und im Warten beharren. „S o h a b t i h r d e n n G e d u l d , B r ü d e r , b i s z u d e r A n - k u n f t de s H e r r n ! S i e h e , d e r A c k e r s m a n n w a r t e t au f d i e k ö s t l i c h e F r u c h t d e r E r d e , u n d h a t G e d u l d ü b e r d e r s e l b e n , b i s si e d e n F r ü h r e g e n u n d d e n S p ä t r e g e n e m p f a n g e . H a b t a u c h i h r G e d u l d , b e f e s t i g t e u r e H e r - z e n ; d e n n d i e A n k u n f t de s H e r r n is t n a h e g e - k o m m e n " (Jak. 5, 7. 8). Ja, bald werden wir unserem geliebten Herrn entgegengerückt werden. 

Und es stieg die Lerche singend Nie so froh zu Dir empor, Wie die Braut, wenn, aufwärts schwingend, Sie Dich preist im Jubelchor. Und wenn sie hinaufgehoben, Wird Sie immerdar Dich loben, Schauend stets anbeten Dich.

Quelle BdH 1856