Briem Christian

12/22/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Bücher von Christian Briem
Antworten auf Fragen zu biblischen Themen, Christian Briem
Aus der Finsternis zum Licht, Christian Briem
Da bin ich in Ihrer Mitte, Christian Briem
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Die Entrückung der Gläubigen - Gehen Kinder Gottes durch die große Drangsal, Christian Briem
Ein Volk für seinen Namen Apostelgeschichte 1, Christian Briem
Ein Volk für seinen Namen Apostelgeschichte 2, Christian Briem
Ein Volk für seinen Namen Teil 3, Apg. 3-5, C. Briem
Fundamente des christlichen Glaubens, Christian Briem
Glücklich leben als Christ? Christian Briem
Ich sah den Himmel geöffnet, Christian Briem
Mit weitem Herzen auf schmalem Weg, Christian Bríem

Briem Christian, Da bin ich in Ihrer Mitte

10/21/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Die Versammlung des lebendigen Gottes

l. Haushaltungen
In diesem ersten Teil des vorliegenden Buches möchte ich un­ter dem Beistand Gottes versuchen, in möglichst folgerichtiger und umfassender Form Charakter, Ursprung und Bestimmung der wahren Kirche zu beleuchten. Darauf baut dann der zwei­te, mehr auf die Praxis gerichtete Teil auf. Dabei habe ich die Überschrift für den ersten Teil dem ersten Timotheusbrief, Ka­pitel 3, Vers 15, entnommen. An dieser Stelle gibt der Apostel Paulus den Grund an, warum er diesen Brief schrieb:
„... wenn ich aber zögere, auf daß du wissest, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches die Ver­sammlung des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit. "
Das ist in der Tat ein wunderbarer Gedanke: Der lebendige Gott hat auf dieser Erde einen Wohnplatz, ein Haus, in dem Er wohnt! Und dieses Haus, die Versammlung des lebendigen Gottes, ist auch heute noch der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit. Nirgends sonst auf der Erde kann man Wahrheit fin­den als nur hier. Du findest die Wahrheit nicht im Islam, nicht im Buddhismus, du findest sie nur im wahren Christentum. Die wahre Kirche ist nicht die Wahrheit - Christus ist sie, das Wort Gottes ist sie -, aber sie ist die Stütze der Wahrheit, sie hält sie in dieser Welt aufrecht. Gewiß, die Verwirrung über dieses Thema, das uns beschäftigen soll, ist in unseren Tagen groß und das Verständnis darüber, was die Versammlung Gottes ist, gering.
Wir hören heute von vielen Kirchen, Benennungen und Gemeinden. Welche von ihnen ist die richtige? Wir müssen die Antwort nicht bei den Meinungen der Menschen suchen; nur Gottes Wort selbst kann uns die Antwort geben, nur das Wort Gottes ist die Autorität, auf die wir uns stützen dürfen. 

Dabei müssen wir den oft zu hörenden Gedanken einer Fortentwick­lung der Wahrheit über das in der Heiligen Schrift Gesagte hin­aus grundsätzlich als verwerflich ablehnen. Denn solch eine „Fortentwicklung" würde dem Einführen menschlicher Ge­danken, Erfindungen und Einbildungen in die heiligen Dinge Gottes Tür und Tor öffnen. Auch wäre die Wahrheit, wenn sie sich erst noch entwickeln muß, nicht von Anfang an die Wahr­heit gewesen. Dann aber hätten wir nichts Zuverlässiges mehr, auf das wir uns stützen könnten. Nein! Gott hat uns in Seinem Wort Seinen heiligen Willen kundgetan, und unsere Weisheit und Sicherheit liegt darin, daß wir uns Seinem Wort unterwer­fen und in dem bleiben, was wir von Anfang gehört haben (1. Joh 2, 24).
Nun, in diesem Wort finden wir nur eine Versammlung in gesegneter Einheit in allen Ländern. Die Versammlung des lebendigen Gottes ist die einzige Versammlung oder Kirche, die Gott anerkennt und zu der jeder an Christus Gläubige ge­hört.
Was bedeutet „Versammlung"?
Es mag jetzt der eine oder andere meiner Leser fragen, warum ich den Ausdruck „Versammlung" gebrauche, und nicht „Kir­che" oder „Gemeinde". Nun, „Versammlung" scheint mir die beste Übersetzung des griechischen Wortes ekklesia zu sein. Dieses Wort setzt sich zusammen aus der griechischen Präposi­tion ek, die „aus", „heraus" bedeutet, und dem griechischen Verb kaleo, das mit „rufen" übersetzt wird, so daß ekklesia wörtlich „Herausgerufene" bedeutet.
Mit ekklesia bezeichneten die Griechen ursprünglich die Menge der Bürger, die zur Diskussion öffentlicher Angelegen­heiten zusammengerufen und versammelt wurde. Zwei inter­essante Beispiele für diesen Gebrauch finden wir in Apostelgeschichte 19, Vers 39: „Wenn ihr aber wegen anderer Dinge ein Gesuch habt", sagt der Stadtschreiber, „so wird es in der gesetzlichen VERSAMMLUNG erledigt werden." Und in Vers 41: „Und als er dies gesagt hatte, entließ er die VERSAMM­LUNG." In der Septuaginta (der griechischen Übersetzung des Alten Testaments) und zum Beispiel auch in Apostelgeschichte 7, Vers 38, wird mit dem Ausdruck „Versammlung" Israel be­zeichnet: „Dieser (Moses) ist es, der in der VERSAMMLUNG in der Wüste mit dem Engel ... und mit unseren Vätern gewe­sen ist." In den meisten anderen Stellen des Neuen Testaments jedoch bezeichnet „Versammlung" die gläubigen Christen, die aus der Welt „herausgerufen" sind und die nun nach den Ge­danken und dem Willen Gottes um Christus geschart - „ver­sammelt" - sind.
Dieses Versammeltsein um eine gemeinsame Person kommt in den beiden Wörtern „Gemeinde" und „Kirche" nicht zum Ausdruck. Aber gerade auf diese Bedeutung hinzuweisen war offenbar die Absicht des Geistes Gottes, wenn Er das Wort ekklesia verwendet. „Kirche" ist übrigens nur ein Lehnwort, eine Verdeutschung des griechischen Wortes kyriaké, das im frühchristlichen Sprachgebrauch „Herrentag", „Sonntag" be­deutet. Es erscheint somit für die Bezeichnung der Versamm­lung Gottes als ungeeignet.
So finden wir im Neuen Testament einen dreifachen Ge­brauch des Wortes ekklesia; es bezeichnet:
    1) eine allgemeine Versammlung; 
    2)  die Versammlung Israels im Alten Testament; 3) die Versammlung des lebendigen Gottes (z.B. 1. Kor 10, 32). Hierfür wird dieser Ausdruck am häufigsten gebraucht.
Was die Versammlung NICHT ist
Es ist ein häufig anzutreffender, jedoch irriger Gedanke, daß die Versammlung des Neuen Testaments eine Fortsetzung Israels des Alten Testaments sei, gleichsam ein geistliches Israel, und daß das Handeln Gottes im Alten Testament und im Neuen Testament grundsätzlich dasselbe sei. Man meint vielfach, daß das, was wir im Alten Testament bezüglich des Juden­tums finden, nun auch der Maßstab Gottes für das Christentum sei. Für viele ist die Versammlung (Kirche) einfach eine Zusam­menfassung aller Gläubigen aller Zeiten.
Es ist jedoch für das Verständnis unseres Gegenstandes sehr wichtig, die bedeutsamen Unterschiede, ja Gegensätze zwi­schen dem Handeln und den Wegen Gottes im Alten Testa­ment und dem, was Er heute zur Verherrlichung Seines Soh­nes vollführt, voll zu erfassen, zu erfassen auch, daß Israel nicht die Versammlung und die Versammlung nicht Israel ist.
Was auch schon im Alten Testament Wahrheit war
Ehe wir uns diesem Unterschied der Wege Gottes im Alten und im Neuen Testament zuwenden, sei darauf hingewiesen, daß es schon immer Dinge gab, die allgemein wahr und immer gül­tig sind. So war Gott immer und ist immer ein einiger Gott, der einzige, der wahre Gott. Auch gab es schon immer Menschen, die durch Seine Gnade an Ihn glaubten, Seinem Wort vertrau­ten, und die Er liebte. Was Gott auch im Alten Testament schon wirkte, Er bewirkte es durch den Heiligen Geist. Das ist auch heute nicht anders. Und dann noch die sittlichen Grund­sätze der Regierung Gottes, das heißt Seines Handelns mit den Menschenkindern - sie machen einen wichtigen Teil des Alten Testaments aus: Sie waren und sind immer dieselben. Das macht uns zum Beispiel das Leben der Patriarchen und der alttestamentlichen Gläubigen, das sie unter dem Auge Gottes führten, zu einem so wichtigen Gegenstand der Belehrung für unser praktisches Verhalten. Im wohl ältesten Buch der Bibel, dem Buch Hiob, lesen wir den trostreichen, heute noch immer gültigen Ausspruch über das Tun Gottes mit dem Gläubigen:
„Er zieht seine Augen nicht ab von dem Gerechten" (Kapitel 36, 7). Schon im Alten Testament gab Gott kostbare Verhei­ßungen, auf die sich stets der Glaube stützte, und auch das Neue Testament enthält kostbarste Verheißungen, wenn auch deren Charakter ein anderer sein mag.
Die sieben Haushaltungen
In den Wegen Gottes mit den Menschen zu verschiedenen Zei­ten gibt es jedoch, was die heilsgeschichtliche Seite angeht, bemerkenswerte Unterschiede, und wir erkennen in der Heili­gen Schrift im ganzen sieben Haushaltungen oder Epochen. Mit Haushaltungen sind heilsgeschichtliche Perioden im Handeln Gottes mit den Menschen gemeint, die aufeinander­folgen und jeweils einen verschiedenen Charakter tragen, nie aber, sind sie einmal vergangen, wiederkehren.
Die erste Haushaltung ist das Zeitalter der Unschuld, als das erste Menschenpaar sich der Segnungen des irdischen Paradie­ses Gottes, des Gartens Eden, erfreute, ohne ein Bewußtsein von gut und böse zu haben. Wir können wohl annehmen, daß diese Periode nicht lange währte, denn sie fand durch den Ein­tritt der Sünde ein jähes Ende. Und so mußte Gott schon diese erste Epoche mit Gericht abschließen: „Und er trieb den Men­schen aus und ließ lagern gegen Osten vom Garten Eden die Cherubim und die Flamme des kreisenden Schwertes, um den Weg zum Baum des Lebens zu bewahren" (1. Mose 3, 24).
Die zweite Haushaltung ist die des Gewissens; sie reicht von Adam nach seinem Fall in die Sünde bis Noah und umspannt nach biblischer Zeitrechnung eine Zeit von ca. 1656 Jahren. Noch hatte Gott keine Anordnungen für das Zusammenleben der Menschen gegeben, noch ihr Verhältnis zu Ihm selbst nicht geregelt. Aber durch den Sündenfall hatte der Mensch - in der Voraussicht Gottes - das Gewissen bekommen, das Bewußt­sein darüber, was gut und böse ist, und war, wie Gott es aus­drückt, „geworden wie unser einer, zu erkennen Gutes und Böses" (1. Mose 3, 22). Neben den Offenbarungen, die Gott von Sich in der Schöpfung und in Seinem Handeln mit den ersten Menschen gegeben hatte, sollte das Gewissen für eine lange Zeit der besondere Maßstab für das Tun und Lassen der Menschen sein. Auch diese Epoche schloß mit dem Gericht Gottes: Er brachte die Flut über die Welt der Gottlosen (1. Mose 7, 11-23; 2. Pet 2, 5).
Die dritte Haushaltung, das Zeitalter der Regierung, das da­durch gekennzeichnet war, daß Gott dem Menschen - Noah -das Schwert gab, um auf der Erde Sitte und Ordnung aufrecht­zuerhalten (1. Mose 9, 3-7), erstreckt sich von Noah bis Abra­ham über einen Zeitraum von etwa 452 Jahren. Um der Gewalttat des Menschen eine Grenze zu setzen, legte Gott in ge­wissem Sinn die Regierung, die bislang nur Er innegehabt hat­te, in die Hand des Menschen und gebot: „Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden; denn im Bilde Gottes hat er den Menschen gemacht" (1. Mose 9,6). Auch am Ende dieses Zeitalters stand das Gericht Got­tes: Er verwirrte die bis dahin einheitliche Sprache der Men­schen (1. Mose 11, 5-9).
In der vierten Haushaltung, der Zeit von Abraham bis auf Moses, finden wir die Verheißung als herrschenden Grundsatz Gottes. Gott führte Abraham aus Ur in Chaldäa in das Land Kanaan und gab ihm die Verheißung, ihn zu einer großen Na­tion zu machen. „Und ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen; und in dir sollen geseg­net werden alle Geschlechter der Erde" (1. Mose 12, 2-3). Später verhieß Gott dem Abraham einen Sohn, den er als Hun­dertjähriger empfing (Röm 4, 19-21) und der ein herrliches Vorbild auf einen Größeren, auf Christus war. In dem Licht der Verheißungen Gottes gingen 505 Jahre dahin, bis auch hier Gericht eintrat und die Kinder Israel von dem Pharao Ägyptens hart bedrückt wurden (2. Mose 1. 8-16).
Die fünfte Haushaltung ist die des Gesetzes und umfaßt die Zeit von Moses bis auf Christus - eine Zeitspanne von etwa 1420 Jahren. Diese Epoche nimmt den weitesten Raum in den Belehrungen des Alten Testaments ein und ist von außer­ordentlicher Bedeutung. Das Gesetz, dem irdischen Volk Got­tes - Israel - als Satzung auferlegt, verbreitete helles Licht über die Gedanken und das Wesen Gottes und enthält vortreff­liche Vorbilder auf Christus und Sein Werk (denken wir nur an die Bestimmungen über die Opfer und den Bau der Stiftshüt­te). In anderer Hinsicht war es allerdings ein Joch, „das", sagt Petrus, „weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten" (Apg 15, 10); es war ein Zuchtmeister auf Christus hin (Gal 3, 24). ER selbst wurde noch - o welche Gnade! - „unter Ge­setz geboren" (Gal 4, 4). Gegen Ende auch dieser Haushaltung stand, was das Volk Israel als ganzes anging, ernstes Gericht:
Gott führte die zehn Stämme in die assyrische (2. Kön 17, 1-6) und einige Zeit später die zwei Stämme in die baby­lonische Gefangenschaft (2. Kön 25, 1-11) - ein Gericht, das bis heute andauert. Schließlich brachte Gott im Jahre
70 n. Chr. durch die Zerstörung Jerusalems das Gericht über das jüdische System.
Die gegenwärtige Zeit als sechste Haushaltung, in der wir leben dürfen, ist die Haushaltung der Gnade. Sie begann mit dem Tag der Pfingsten (Apg 2) und wird sittlich mit der Ent­rückung der Versammlung ihren Abschluß finden (1. Thes 4, 15-17). Diese Epoche ist in heilsgeschichtlicher Hinsicht die wichtigste und erhabenste in den Wegen Gottes mit den Menschen: Es ist die Zeit der Kirche auf der Erde; es ist die Zeit, wo Gott Sünder aus der Welt beruft, um sie in Sein wun­derbares Licht zu führen. Geschichtlich gesehen wird jedoch auch die Zeit des christlichen Bekenntnisses mit ernstestem Ge­richt enden: Der Herr Jesus wird den Antichristen durch die Erscheinung Seiner Ankunft vernichten, und Gott wird das Ge­richt über die leblosen Namens-Christen ausführen, nachdem Er ihnen zuvor eine wirksame Kraft des Irrwahns gesandt hat­te, „daß sie der Lüge glauben, auf daß alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt haben" (2. Thes 2, 7-12).
Die siebente und letzte Epoche wird das Tausendjährige Reich sein, beginnend mit der Erscheinung des Herrn in Macht und Herrlichkeit (Off 11, 15-18) und endend mit dem großen weißen Thron (Off 20, 10-15), wo alle Toten, die Christus einst nicht im Glauben angenommen hatten, gerichtet werden, um für ewig in den Feuersee geworfen zu werden.
Die Erprobung des Menschen
Sicher ist uns beim Überschauen der sieben Haushaltungen aufgefallen, daß jede von ihnen mit Gericht abschließt. Wie kommt das? Was ist der Grund für solch ein ernstes Handeln Gottes? Hat Er etwa Freude am Gericht? 0 nein, Er ist lang­sam zum Zorn und groß an Güte und Erbarmungen. Die Ant­wort ist vielmehr darin zu suchen: Die Wege Gottes mit den Menschen in den verschiedenen Epochen sind dadurch ge­kennzeichnet, daß Gott den Menschen unter Verantwortung stellte und ihn unter wechselndem Vorzeichen, wenn ich so sagen darf, erprobte. Er suchte, etwas Gutes an dem zu finden, den Er selbst „sehr gut" gemacht hatte (1. Mose 1. 31). Doch wie war das Ergebnis der Erprobung des Menschen?
Der Mensch, der sich der glücklichsten Umstände im Para­dies erfreute und selbst noch im Zustand der Unschuld war, wurde unter die Verantwortung gestellt, nicht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen (1. Mose 2, 16.17). Aber er gehorchte nicht, mißtraute Gott, glaubte der Schlange und fiel in Sünde (1. Mose 3, 6).
In der Zeit, als nur das Gewissen herrschte und der Mensch unter der Verantwortung stand, „wohl zu tun" (l Mose 4, 3.7), geschah der erste Brudermord. Gott mußte sehen, daß des Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Ge­bilde der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag (1. Mose 6, 5).
Als Gott dem Noah im Zeitalter der Regierung durch den Menschen das Schwert anvertraute, versagte dieser: Noah konnte nicht einmal sich selbst regieren (1. Mose 9, 21). In dieser Zeit geschah es, daß die Menschen sich in ihrem Hoch­mut gegen Gott empörten und eine Stadt bauen wollten mit einem Turm, dessen Spitze an den Himmel reichen sollte, um sich selbst einen Namen zu machen (1. Mose 11, 4).
Nachdem Sich Gott in Abraham ein irdisches Volk auser­wählt hatte, gab Er diesem unter Mose das Gesetz mit der Ver­antwortung für das Volk, fleißig auf Seine Stimme zu hören und Seinen Bund zu bewahren (2. Mose 19, 5). Er gab ihm einen Platz besonderer äußerer Vorrechte und sonderte es durch die verschiedenen Institutionen, Riten, Verordnungen und Dienste von den Greueln der übrigen Völker für Sich ab:
Er grenzte durch Sein heiliges Gesetz Sein Volk, das in seiner Mehrheit ebenso schlecht wie die Nationen war, so von den übrigen Völkern der Erde ab, daß es für einen Juden Sünde war, mit einem Heiden Gemeinschaft zu haben. Es sei hier nur daran erinnert, welche Mühe Sich der Herr nehmen mußte und in Gnaden auch nahm, um Petrus bereit zu machen, mit nach Cäsarea zu Kornelius, dem heidnischen Hauptmann, zu gehen (Apg 10).
Doch das Volk Israel brach das Gesetz, nachdem es kaum gegeben war, und verderbte sich gegen Jehova, seinen Gott (2. Kön 17, 7-20). Es wandte sich von Gott zu den Götzen und bewies vor der ganzen Welt, daß - mag eine Nation noch so große Vorrechte genießen und durch noch so große göttli­che Weisheit geleitet werden - das Ergebnis nur wachsende Feindschaft des Menschen gegen Gott selbst ist.
Das krönende Experiment Gottes zur Erprobung des Men­schen war die Sendung Seines geliebten Sohnes in diese Welt der Sünde und des Todes. In Markus 12, 6 lesen wir die er­greifenden Worte: „Da er nun noch einen geliebten Sohn hat­te, sandte er auch ihn, den letzten, zu ihnen." Und der Herr Jesus war hier, auf diesem Schauplatz der Sünde und des To­des, und verkörperte in Vollkommenheit die Güte und Liebe Gottes. Niemand hatte Gott jemals gesehen; Er, der eingebore­ne Sohn, der in des Vaters Schoß ist, Er hat Ihn kundgemacht (Joh 1. 18).
Aber das Kommen Christi brachte eine schreckliche Wahr­heit ans Licht: Der Mensch ist nicht nur verderbt und folgt sei­nem eigenen Willen, sondern er ist der Feind Gottes und haßt die vollkommene Güte Gottes in Ihm - einem Menschen, dem Menschen vom Himmel. Wie bewegend, wie ernst sind die Worte des Herrn: „Wenn ich nicht die Werke unter ihnen getan hätte, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie gesehen und gehaßt sowohl mich als auch meinen Vater" (Joh 15, 24). Durch die Verwerfung Christi kam der totale Ruin des Menschen, unter Verantwor­tung gestellt, völlig ans Licht: Er liebt nicht nur die Sünde, son­dern er haßt die Liebe Gottes\
War nun Gott von der Entwicklung der Dinge überrascht, kam Er gar in Verlegenheit? 0 nein! Weil Er durch das Werk Seines geliebten Sohnes am Kreuz von Golgatha auf voll­kommene Weise auch bezüglich der Sünde verherrlicht wurde, bietet nun Gott dem Menschen Seine unumschränkte Gnade an. Wohl verloren die Juden für die gegenwärtige Zeit ihren bevorrechtigten Platz, weil sie den Christus Gottes, ihren Messias, gekreuzigt haben, und sie wurden aus ihrem Land ver­trieben und unter die Völker der Erde zerstreut. Aber wenn Gott auch Israel beiseite gesetzt hat, so öffnete Er den Weg für die Nationen, damit sie aus der Finsternis in Sein wunderbares Licht kommen könnten. Vor nun fast 2000 Jahren ließ Er die Epoche der Gnade anbrechen. In den Wegen Gottes mit der Erde bilden das Kreuz und die Auferstehung Christi einen ein­schneidenden Wendepunkt. Aufgrund des vollbrachten Sühnungswerkes Christi sucht und fordert Gott nicht länger etwas Gutes von dem Menschen, sondern Er selbst gibt (Joh 3, 16-18; 4, 10).
Seit dem Kreuz erprobt Gott den Menschen nicht mehr.
Denn der Gipfelpunkt der Liebe Gottes war auch der Gipfel­punkt der Bosheit des Menschen. Mehr kann der Mensch nicht zeigen, was er ist, als er es am Kreuz gezeigt hat. Was soll Gott ihn noch weiter erproben? Daß der Mensch auch in der Zeit der Gnade - und in dieser Zeit besonders - für sein Tun ver­antwortlich ist, bedarf keiner Frage. Ebensowenig ist es eine Frage, ob er dieser Verantwortlichkeit nach den Gedanken Gottes entsprechen würde oder nicht: Die Christenheit hat sich ebenso verderbt (1. Tim 4, 1-3) wie das Judentum vorher, und Christus wird dieses leblose System, das sich nach Seinem Namen nennt, ausspeien aus Seinem Munde (Off 3, 16).
Doch damit sind wir, um den verfolgten Gedankengang (die Erprobung des Menschen unter den verschiedenen Epochen) abzuschließen, in der prophetischen Sicht weit vorausgeeilt. Wir wollen jetzt diese Linie der Verantwortlichkeit verlassen und uns wieder dem zuwenden, was Gott in dieser Zeit zur Ehre Seines Sohnes und auf dem Boden des erwiesenen Ruins des Menschen wirkt. Dabei muß ich noch einmal auf die Bedeu­tung des Kreuzes im Hinblick auf die Wege Gottes mit der Erde zu sprechen kommen.
Das Kreuz Christi in zweierlei Bedeutung
„Jetzt aber, in Christo Jesu, seid ihr, die ihr einst fern waret, durch das Blut des Christus nahe geworden. Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines ge­macht und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung, nachdem er in seinem Fleische die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, hin­weggetan hatte, auf daß er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe, und die beiden in einem Leibe mit Gott versöhnte durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feind­schaft getötet hatte" (Eph 2, 13-16).
In diesem Abschnitt wird uns das Kreuz Christi von einem be­sonderen Gesichtswinkel aus vorgestellt. Daß das Kreuz die Grundlage des persönlichen Heils und Friedens der Seele mit Gott ist, wird von allen wahren Christen im allgemeinen mehr oder weniger verstanden und geschätzt, sonst wären sie keine
wahren Christen. Wohl mag das Verständnis hier und da ge­ring und die Wertschätzung des Blutes Christi verschieden sein; aber die grundsätzliche Bedeutung des Werkes Christi für die persönlichen Bedürfnisse des Sünders vor Gott wird von allen Gläubigen anerkannt.
Die Bedeutung des Kreuzes Christi bezüglich der Wege Got­tes jedoch wird im allgemeinen wenig verstanden. Gott hatte Sich bis dahin nur mit Seinem irdischen Volk beschäftigt; alle Segnungen standen mit dem Volk Israel in Verbindung (Röm 9. 4-5). Die Heiden dagegen blieben (korporativ gesehen) außerhalb dessen, was Gott tat. Sie waren unbeachtet, gleich­sam nicht existent vor Gott. So sehr war das der Fall, daß der Herr Jesus zu Seinen Lebzeiten auf der Erde Seinen Jüngern noch gebot, nicht auf einen Weg der Nationen zu gehen (Mt 10. 5). Er selbst war nur zu den verlorenen Schafen des Hau­ses Israel gesandt (Mt 15, 24), und dorthin sandte Er auch sie. Das war nicht etwa ein Mangel an Liebe oder an Wertschät­zung des Glaubens, den Er selbst in einem heidnischen Haupt­mann fand (Mt 8, 10), sondern es bestand eben noch das Ge­setz, das hier die „Zwischenwand der Umzäunung" genannt wird.
Gott wendet Sich in Epheser 2 an Gläubige aus den Heiden. Welch ein Bild von ihnen entwickelt Er in den Versen 12 und 13! Sie waren zu jener Zeit ohne Christus, entfremdet dem Bürgerrecht Israels, Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Ver­heißung, sie hatten keine Hoffnung und waren ohne Gott in der Welt. Es ist nur die Gnade Gottes, daß sie, daß wir, in heils­geschichtlicher Sicht die „Fernen", nun durch das Blut des Chri­stus nahe geworden sind.
Aber nicht nur hat Gott die Fernen nahe gebracht, so daß sie durch den Geist Zugang zu Ihm haben, sondern wir finden auch, daß Christus - auf der Grundlage Seines Kreuzes - et­was ganz Neues schafft (Vers 15): Er bildet jetzt aus Juden und Heiden ein himmlisches Volk, Er schafft aus den einst so ver­feindeten Menschen einen neuen Menschen. Beachten wir jedoch: Die Gläubigen aus den Nationen werden nicht zur Höhe der Vorrechte Israels erhoben, das heißt, sie werden nicht zu Juden gemacht. Oh, das wäre schon sehr viel gewe­sen, hätte Er uns, die wir keine Verheißungen, keine Väter, keine Hoffnungen hatten, zu den Vorrechten des jüdischen Volkes gebracht. Doch Christus schafft etwas weit Erhabeneres: Aus Juden und Heiden macht Er einen neuen Menschen, wo nicht ist Jude noch Grieche (Gal 3, 28), einen neuen Men­schen, der die Darstellung Seiner eigenen Wesenszüge hier auf Erden ist.
Das Gesetz der Gebote in Satzungen ist als Lebensregel hin­weggetan, und Juden und Heiden, die bislang in Feindschaft zueinander standen, sind jetzt in einem Leibe mit Gott ver­söhnt worden durch das Kreuz: Das Kreuz hat sowohl die Feindschaft zwischen den Gläubigen aus den Juden und den Nationen als auch die Feindschaft, die zwischen diesen beiden und Gott bestand, vollkommen beseitigt. So sehr ist durch das Kreuz diese Feindschaft hinweggetan, daß nun die Gläubigen aus Juden und Heiden auch einen Leib, einen lebendigen Or­ganismus bilden. Gepriesen sei der Herr Jesus, gepriesen sei unser Gott und Vater für diese wunderbare Tatsache! Jetzt gibt es nicht mehr Juden und Heiden (sofern es sich um Gläubige der Gnadenzeit handelt), sondern nur noch die Versammlung Gottes (1. Kor 10, 32). Diese Versammlung ist ein himm­lischer Organismus, verbunden mit dem verherrlichten Haupt, Christus, im Himmel. Sie ist Sein Leib (Eph 1. 23). Und dieser Ausdruck „Sein Leib" redet nicht nur von Einheit, sondern von Eins-Sein - von dem Eins-Sein der Glieder untereinander und von dem Eins-Sein von Christus und Seinen Gliedern.
Von dieser herrlichen Wahrheit hören wir jedoch im näch­sten Kapitel noch mehr, so daß ich mich jetzt auf die Bemer­kung beschränken kann, daß Gott uns die Versammlung unter vier Bildern im Neuen Testament vorstellt: außer als Leib Chri­sti wird sie uns als das Haus Gottes, als Leuchter und schließ­lich noch als die Braut Christi gezeigt. Das bildet den Inhalt der nächsten Kapitel.
Ein Geheimnis
Wenn im Neuen Testament von einem „Geheimnis" die Rede ist, dann wird damit nicht etwas angedeutet, was mysteriös oder schwer verständlich ist. Vielmehr meint „Geheimnis" eine Wahrheit, die im Alten Testament nicht offenbart war - eine Wahrheit, die nur durch Offenbarung von seiten Gottes kund­getan werden konnte und die dann, nachdem sie offenbart ist, nur durch den Glauben auf seiten des Menschen erfaßt werden
kann. Den Gläubigen ist das Vorrecht geschenkt worden, die „Geheimnisse" des Neuen Testaments zu kennen und zu ver­stehen. Daher sind sie nicht länger verborgene, sondern offen­barte Geheimnisse. „Euch ist es gegeben", sagt der Herr Jesus Seinen Jüngern in Matthäus 13, „die Geheimnisse des Reiches der Himmel zu wissen, jenen aber (den Ungläubigen) ist es nicht gegeben" (Vers 11). Es gibt in den Weissagungen des Alten Testaments viele sehr kostbare Dinge, aber sie werden nicht Geheimnis genannt. Es ist vielleicht an dieser Stelle ganz hilfreich, die wichtigsten Geheimnisse aufzuführen, die im Neu­en Testament offenbart sind:

1. Das Geheimnis der Gottseligkeit, das ist wahrer Frömmigkeit (1. Tim 3, 16)
2. Das Geheimnis des Glaubens (1. Tim 3, 9)
3. Das Geheimnis des Eins-Seins von Christus und der Versammlung (Eph 5, 32)
4. Das Geheimnis des Christus, des Eins-Seins der Gläubigen aus Juden und Heiden (Eph 3, 4-6)
5. Das Geheimnis der Verwandlung der Gläubigen bei der Ankunft des Herrn (1. Kor 15, 51)
6. Das Geheimnis der Wiederherstellung Israels zum Herrn (Röm 11,25)
7. Das Geheimnis des Evangeliums (Eph 6, 19)
8. Das Geheimnis des Reiches Gottes (Mk 4, 11; Mt 13, 11; Lk 8, 10)
9. Das Geheimnis der sieben Sterne und goldenen Leuchter (Off 1,20)
10. Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit (2. Thes 2, 7)
11. Das Geheimnis Babylons, der Hure (Off 17, 5)
12. Das Geheimnis, alles unter ein Haupt, unter Chri­stus, zusammenzubringen (Eph 1. 9-10)

Nun, die Wahrheit von Christus, und der Versammlung ist ein Geheimnis: Der Vorsatz Gottes in bezug auf Christus und die Versammlung war im Alten Testament nicht offenbart. Gott hatte ihn vor aller Zeit in Seinem Herzen, aber er war dort als ein Geheimnis verborgen (Eph 3, 5.9; Röm 16, 25-26; Kol
l, 26). Dieses „Geheimnis des Christus" war in anderen Ge­schlechtern den Söhnen der Menschen, das heißt den Men­schen früherer Zeiten, nicht kundgetan worden, wie der Apostel Paulus in Epheser 3, Vers 5, sagt, und er fügt hinzu:
„wie es jetzt geoffenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geiste." Die Reihenfolge „Apostel und Pro­pheten" (die Apostel werden vor den Propheten genannt) macht klar, daß es sich nicht um Propheten des Alten Testa­ments, sondern um die Apostel und Propheten des Neuen Testaments handelt, deren Lehre - heute in der Heiligen Schrift niedergelegt - die Grundlage der Versammlung bildet, „indem Jesus Christus selbst Eckstein ist" (Eph 2, 20). Auch ist zu beachten, daß der Apostel im Gegensatz zu dem, was früher kundgetan worden ist, hier von dem spricht, was „jetzt" offen­bart worden ist. Und was die Sache noch deutlicher macht: Die Offenbarung der „Verwaltung des Geheimnisses" war aus­schließlich Paulus anvertraut worden; nur in seinen Briefen fin­den wir die Entfaltung dieser einst im Herzen Gottes verbor­genen Gedanken.
Wir müssen also nicht im Alten Testament die Wahrheit über die Versammlung Gottes suchen. Tun wir es dennoch, so wird uns das zu völlig falschen Rückschlüssen führen, und wir werden nie das wahre Wesen der Versammlung verstehen. Kein Glaubensmann des Alten Testaments - kein Abraham, kein Mose, kein David, kein Jesaja - wußte etwas von der Ver­sammlung des lebendigen Gottes, keiner sprach daher auch je von ihr, auch nicht andeutungsweise. Leider wird das von vie­len, lieben Kindern Gottes nicht verstanden. Sie haben keiner­lei Schwierigkeit, im Alten Testament das zu finden, was sie für die Kirche halten, aber sie irren! Sie vermischen ständig neutestamentliche Wahrheit mit alttestamentlicher Wahrheit, christliche Haushaltung mit jüdischer Haushaltung, und gewin­nen somit nie einen wirklichen Einblick in die Gedanken Got­tes, sondern fallen früher oder später irgendwelchen Irrtümern zum Opfer, wie zum Beispiel dem, daß der Ölbaum in Römer 11 ein Bild der wahren Kirche sei und daß auch Kinder Gottes „ausgeschnitten" und damit verlorengehen können. Deswegen ist das Verstehen der verschiedenen Haushaltungen so emi­nent wichtig. Eine ganz andere Sache ist es natürlich, daß wir heute rückblickend im Alten Testament durch das Licht des Neuen Testaments Vorbilder und Schatten von dieser Wahrheit der Versammlung finden, wenn wir zum Beispiel nur an die Frauen von Joseph und Mose, an die Stiftshütte, an den Überrest unter Esra und Nehemia usw. denken.
Selbst als der Herr Jesus auf der Erde war, existierte die Versammlung Gottes noch nicht, auch baute Er sie damals noch nicht. Die Versammlung wird im Neuen Testament zum ersten Mal in Matthäus 16, Vers 18, erwähnt. Dort wird Sein Bauen dieser Versammlung als zukünftig gezeigt. „Auf diesen Felsen", sagt der Herr Jesus, „will (oder: werde) ich meine Ver­sammlung bauen." Er hatte Simon einen neuen Namen gege­ben - Petros Stein - und hatte angedeutet, daß Er auf die­se Person, von der Petrus gesprochen hatte, auf diesen „Fel­sen" (griech. petra) Seine Versammlung bauen würde. Die zweite und letzte Erwähnung in den Evangelien finden wir in Matthäus 18, Vers 17. Doch auch sie redet offenbar von et­was Zukünftigen; denn noch war der Herr Jesus selbst auf der Erde, so daß Dinge und Probleme zwischen Brüdern vor Ihn gebracht werden konnten.
Ein bedeutsamer Geburtstag
Das zweite Kapitel in der Apostelgeschichte schildert uns einen bedeutsamen „Geburtstag": den der Versammlung Gottes. Wir finden dort eine Schar treuer Gläubiger noch von der Zeit des Herrn her, die Ihm persönlich nachgefolgt waren. Diese wur­den gleichsam der Kern der Versammlung am Tag ihrer Grün­dung. Sie wurden durch das Herabkommen des Heiligen Gei­stes zu einem Leibe getauft (1. Kor 12, 13) und dadurch mit dem verherrlichten Heiland im Himmel aufs innigste ver­bunden. Sie bewegten sich fortan nicht nur als Einzelpersonen, sondern als ein korporativer Organismus, als Leib Christi; ein­zeln aber waren sie Glieder voneinander. Dabei sehen wir eine wunderbare, zuvor nie gekannte Einheit und Einmütigkeit in ihrem praktischen Verhalten an den Tag treten, die durch den innewohnenden Heiligen Geist bewirkt wurden. So lesen wir in Kapitel 2, Verse 42 bis 44:
„Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten. Es kam aber jede Seele Furcht an, und es
geschahen viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle aber, welche glaubten, waren beisam­men und hatten alles gemein."
Und in Kapitel 4, Verse 32 und 33, hören wir die bedeutsa­men Worte:
„Die Menge derer aber, die gläubig geworden, war ein Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, daß etwas von seiner Habe sein eigen wäre, sondern es war ihnen alles gemein. Und mit großer Kraft legten die Apostel das Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus ab; und große Gnade war auf ihnen al­len. "
Das also ist die Versammlung Gottes: eine lebendige Körper­schaft, bestehend aus wahren Gläubigen, getauft zu einem Leibe durch den Heiligen Geist Gottes, verbunden mit dem Herrn als Haupt des Leibes droben und untereinander. Die Kir­che der Heiligen Schrift ist also kein materielles Gebäude; denn Gott wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen ge­macht sind (Apg 17, 24). Sie ist vielmehr ein lebendiger Or­ganismus, eine geistliches Haus, und besteht aus lebendigen Steinen (1. Pet 2, 5). Doch damit werden wir uns noch näher beschäftigen.
Als der Herr Jesus mit dem Heiligen Geist getauft wurde (und beachten wir. daß Er der erste und einzige Mensch war, der den Heiligen Geist empfing, bevor das Werk der Erlösung vollbracht war, weil Er ohne Sünde und der Heilige Gottes war und nicht der Erlösung bedurfte), da kam der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf Ihn (Mt 3, 16). Hier aber, als die Gläu­bigen die Taufe des Heiligen Geistes empfingen, erschien ih­nen der Heilige Geist in der Form zerteilter Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden einzelnen von ihnen. Und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fingen an, in an­deren Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszuspre­chen. Diese geteilten Zungen wie von Feuer reden von dem Wort des Zeugnisses Gottes in Macht. Aber dieses Zeugnis soll­te nicht auf die Juden beschränkt bleiben, sondern auch die Heiden sollten die „großen Taten Gottes" hören (Apg 2, 11). Hier sehen wir, wie durch den Heiligen Geist die sprachlichen Hürden, die Gott seit Babel zur Eindämmung des Hochmuts des Menschen aufgerichtet hatte, für eine Zeit übersprungen wurden als Zeichen davon, daß das Evangelium der Gnade Got­tes nun auch zu den Fernen gelangen sollte.
Das also ist der „Geburtstag" der Versammlung. Seit jenem Tag der Pfingsten ist Gott, der Heilige Geist, als Person auf dieser Erde, und die Apostelgeschichte zeigt Sein Wirken in der Versammlung, um sie zu leiten. Er benutzte eine Vielzahl von Werkzeugen; aber wir werden, wenn wir die einzigartige Geschichte der Versammlung verfolgen, finden, daß, wo im­mer der Heilige Geist wirkte, Er zur Einheit führte und die eine Versammlung Gottes bildete. Kraft wurde sichtbar, und zwar nicht des Menschen, sondern Gottes Kraft. Die Versammlung war der Schauplatz der Entfaltung dieser Kraft. In Apostelge­schichte 4 finden wir gleichsam die erste Gebetsstunde der Ver­sammlung:
„Und nun, Herr, sieh an ihre Drohungen und gib dei­nen Knechten, dein Wort zu reden mit aller Freimü­tigkeit, indem du deine Hand ausstreckst zur Hei­lung, und daß Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus. Und als sie gebetet hatten, bewegte sich die Stätte, wo sie ver­sammelt waren; und sie wurden alle mit Heiligem Gei­ste erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütig­keit" (Verse 29-31).
Was für eine Szene war das! Eine Versammlung, ein Herz, ein Vorsatz: die Verherrlichung Jesu! Der Heilige Geist war gegen­wärtig und ungehindert wirksam. Gewiß, man möchte seufzen, wenn wir den gegenwärtigen Zustand der Christenheit mit je­nen glücklichen Tagen des Anfangs vergleichen!
Die Gegenwart des Heiligen Geistes
So wirklich war die Gegenwart des Heiligen Geistes als Person auf dieser Erde, daß Petrus zu Ananias sagen konnte: „Warum hat Satan dein Herz erfüllt, daß du den Heiligen Geist be­logen hast?" (Apg 5, 3). In Kapitel 10, Vers 19, lesen wir, daß der Geist zu Petrus sprach: „Siehe, drei Männer suchen dich." Und nach der Bekehrung der Heiden und der Ausgießung der Gabe des Heiligen Geistes auch auf sie, sagt Petrus in Kapitel 11, Vers 12: „Der Geist aber hieß mich mit ihnen gehen, ohne irgend zu zweifeln " In Kapitel 13 nimmt der Heilige Geist denselben Platz göttlicher Leitung in der Ver­sammlung zu Antiochien ein. „Während sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werke aus, zu welchem ich sie berufen habe. Da fasteten und beteten sie." Und in Vers 4 lesen wir dann: „Sie nun, ausgesandt von dem Heiligen Gei­ste, gingen hinab." Als eine Frage von großer Bedeutung durch die Versammlung zu Jerusalem entschieden werden mußte, wurde erneut die Gegenwart des Heiligen Geistes deut­lich sichtbar: „Denn es hat dem Heiligen Geiste und uns gut geschienen, keine größere Last auf euch zu legen, als diese notwendigen Stücke ..." (Kapitel 15, 28). Die Apostel wurden in ihrem Dienst durch diese göttliche Person geleitet: „Sie durchzogen aber Phrygien und die galatische Landschaft, nach­dem sie von dem Heiligen Geist verhindert worden waren, das Wort in Asien zu reden ... - Sie versuchten nach Bithynien zu reisen, und der Geist Jesu erlaubte es ihnen nicht" (Kapitel 16, 6-7).
So sehen wir die Versammlung während der ganzen Apo­stelgeschichte unter der souveränen Leitung des Heiligen Gei­stes. Trauriges Versagen auch in diesem Punkt wird uns in Ka­pitel 20, Verse 28-30, vorhergesagt. Ja, selbst der Apostel Paulus hörte einmal nicht auf die Stimme des Geistes (Kapitel 21, 4-5), wenngleich ihn auch überaus edle Beweggründe leite­ten - die Liebe zu seinen Brüdern nach dem Fleische (Röm 9, 1-3). Aber das Versagen des Menschen ändert nicht die Wahrheit Gottes. Christus ist verherrlicht im Himmel; der Heili­ge Geist ist auf die Erde herabgesandt worden, und Er wohnt in der Versammlung. Ach, wie hat die Christenheit vollkommen darin versagt, die göttliche Gegenwart und Leitung des Heili­gen Geistes anzuerkennen und zu verwirklichen!

Mt 3, 2 Das Reich der Himmel, Briem Christian

12/22/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Was bedeutet nun Reich der Himmel, was haben wir dar­unter zu verstehen? Reich der Himmel ist ein Ausdruck, den nur Matthäus verwendet. Matthäus schrieb unter der Inspiration des Heiligen Geistes als Jude an Juden, und jeder im Alten Testament unterwiesene Jude wußte, daß der Prophet Daniel davon gesprochen hatte, daß der Gott des Himmels ein Reich auf der Erde errichten würde, das nie zerstört werden würde ‑ das Reich der Himmel (Dan 2 und 7). Dieses Reich erwarteten die luden, und der Vorläufer des Herrn als Messias, Johannes der Täufer, verkündigte denn auch, daß das Reich der Himmel nahe gekommen sei (Mt 3, 2).

Aber das jüdische Volk zur Zeit des Herrn hatte wenig Kenntnis und wenig Besorgtheit darüber, was für ein innerer Zustand des Herzens für den Eintritt in dieses Reich erforderlich war. Selbst Nikodemus sah in dem Reich nicht viel mehr als eine Art irdisches Paradies, das dem Menschen neu geschenkt würde. Daß jedoch die neue Geburt die wesentliche Qualifikation zum Eintritt in das Reich auch für einen Juden war, hatte nicht nur er völlig aus dem Auge verloren, obwohl der Prophet Hese­kiel davon gesprochen hatte (Kap. 36, 26). Und so mußte ihm der Herr sagen‑ "Du bist der Lehrer Israels und weißt dieses nicht?" (Joh 3, 10). Deswegen war der Auf­ruf Johannes' des Täufers zur Buße so wichtig. Es war eine totale Änderung des Herzens und der Gesinnung notwendig, wenn Menschen in dieses Reich eingehen wollten.

Schon Mose hatte davon geredet, daß, wenn die Kinder Israel dem Gesetz Gottes von Herzen gehorchen würden, ihre Tage "wie die Tage des Himmels über der Erde" sein würden (5. Mose 11, 21). Gott würde "den Samen Davids" einsetzen für immer und seinen Thron machen "wie die Tage der Himmel“ (Ps 89, 29). Daniel, der Pro­phet, hatte noch weiterreichende Mitteilungen über das Reich bekommen, hatte in einer himmlischen Szene gese­hen, wie Einer "wie eines Menschen Sohn" zu dem "Alten an Tagen" gebracht und Ihm das Reich und die Herrschaft gegeben wurde. Es würde ein ewiges Reich sein (vgl. Dan 7). Nun, dieses Reich verkündigte Johan­nes als "nahe gekommen". Der König war da in der Person Christi, aber würde Er von dem jüdischen Volk angenommen werden? Wir wissen, wie es gekommen ist: Der König wurde verworfen.

War damit nun alles verloren, unwiederbringlich ver­loren? Gott sei Lob und Dank! ‑ Nein. Wohl wurde die Errichtung des Reiches in Macht und Herrlichkeit für eine Zeit aufgeschoben (Apg 3, 21), aber inzwischen ging der Herr Jesus in den Himmel und übt nun Seinen Ein­fluß auf die Erde von dort aus ‑ nicht in offenbarer, sondern in verborgener, sittlicher Weise. Das ist das Reich der Himmel, wie es heute besteht. Es ist das Reich der Himmel in einem Geheimnis, im Gegensatz zum Reich in seiner äußeren, sichtbaren Gestalt und Herrlich­keit, wie es einmal kommen wird. So hat das Reich der Himmel zwei Erscheinungsformen: Das Reich der Him­mel in seiner heutigen, geheimnisvollen Gestalt (wie es im Alten Testament nicht offenbart war) und das Reich der Himmel in seiner zukünftigen, machtvollen und sichtbaren Form (dann gleichbedeutend mit dem Tau­sendjährigen Reich).

Wann nahm nun dieses Reich in seiner verborgenen Ge­stalt seinen Anfang? Als Christus als der hier Verworfene in den Himmel ging und dort als der Verherrlichte Sei­nen Platz zur Rechten Gottes einnahm, da begann das Reich der Himmel. Überall dort auf der Erde, wohin sich der Einfluß des im Himmel weilenden Herrn er­streckt, ist das Reich der Himmel. Als das Reich der Himmel seinen Anfang nahm, begann es gut, begann es mit echten Jüngern. Die Gleichnisse in Matthäus 13 bele­gen das ebenso wie die Berichte der Apostelgeschichte. Aber es blieb nicht dabei, der Feind säte Unkraut mitten unter den Weizen. So ist das Reich der Himmel (unter der Zulassung Gottes und was seine äußere Entwicklung anbetrifft) eine gemischte Sache geworden, in der Echte und Unechte, wahre Gläubige und rein äußerliche, leblo­se Bekenner nebeneinander sind, für unser Auge nicht immer zu unterscheiden.

Wenn ich sagte, daß das Reich der Himmel überall dort sei, wohin sich der Einfluß des im Himmel weilenden Herrn erstreckt, dann schließt dieser Bereich eben auch solche Christen ein, die sich nur ihrem äußeren Bekennt­nis nach zu Christus bekennen, aber keine neue Geburt erlebt haben. Daß ein Einfluß stattgefunden hat, kann nicht geleugnet werden, denn sie bekennen sich zum Christentum; aber er ging nicht weit genug, er konnte nicht Herz und Gewissen erreichen. Das ist das Tragi­sche. Solche Menschen wiegen sich in Sicherheit und nennen sich nach dem Namen Christi. Sie sind äußerlich im Reich der Himmel, sind Teil der Christenheit und damit in direkter Reichweite zu all den herrlichen Seg­nungen wahren Christentums ‑ und gehen doch, wenn sie nicht noch umkehren und Buße tun, ewig verloren. Der Herr wolle Sich noch über viele von ihnen erbarmen und sie zur Erkenntnis der Wahrheit führen!

Ich gehe hier nicht weiter auf die Unterschiede zwischen Reich der Himmel und Reich Gottes ein. Zum Teil bedeuten sie dasselbe, aber nur zum Teil. Gewisse Gleichnisse wer­den sowohl auf das Reich der Himmel als auch auf das Reich Gottes bezogen. Im allgemeinen jedoch kann man sagen, daß Reich Gottes der übergeordnete, umfassendere Begriff ist. Er schließt den Gedanken des Reiches der Himmel mit ein, hat aber oft einen sittlichen Inhalt (l. Kor 4, 20; Röm 14, 17). Mit Reich der Himmel dagegen wird zumeist eine Haushaltung, eine bestimmte Epoche in den Wegen Gottes mit der Erde bezeichnet. Diese Epoche wird übrigens auch nach der Entrückung der Versammlung noch weiter bestehen, auch in der Zeit der Drangsale. So wenig ist das Reich der Himmel eben gleich der Versammlung Gottes!

Wir haben uns bisher mit dem Reich der Himmel haupt­sächlich in der Sicht beschäftigt, wie sie sich den Men­schen "von außen" darbietet. Unter diesem Blickwinkel gesehen, ist das Reich der Himmel heute die Christen­heit. Aber nicht in allen Stellen meint Reich der Himmel diesen äußeren Bereich des christlichen Bekenntnisses.

Wenn zum Beispiel der Herr Jesus sagt:

"Wenn ihr nicht umkehret und werdet wie die Kindlein, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen" (Mt 18, 3); oder:

"Lasset die Kindlein und wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen, denn solcher ist das Reich der Himmel" (Mt 19, 14); oder:

"Wahrlich, ich sage euch, unter den von Weibern Gebore­nen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täu­fer; der Kleinste aber im Reiche der Himmel ist größer als er" (Mt 11, 11),

dann meint Er offensichtlich mit Reich der Himmel nicht die äußere Entwicklung, die das Reich nehmen würde, sondern einen inneren, göttlichen Bereich, der an anderer Stelle mit Reich Gottes umschrieben wird. Daß das Reich der Himmel auch diese innere Seite hat, die der Herr nur denen "im Haus", das heißt den Seinen, offenbart, zeigen die beiden Gleichnisse vom Schatz im Acker und von dem Kaufmann, der schöne Perlen sucht (Mt 13, 44-­46). Hier erfahren wir, warum der Herr heute in Seinem äußeren Reich solche "Fehlentwicklungen", solch ein Nebeneinander von Gut und Böse duldet: Sein Herz ist auf die Seinen gerichtet, in ihnen sieht Er Seinen "Schatz", sie bilden zusammen die "eine sehr kostbare Perle", Seine Versammlung. Ihretwegen gab Er alles auf, selbst Sein Leben. Das kann uns nur zur Anbetung füh­ren.

1.Tim 3,15) Das Haus Gottes, Briem Christian

12/22/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Daß Gott bei den Menschen wohnen kann, ist ein kostba­res Ergebnis der durch unseren Herrn vollbrachten Erlö­sung. Während der Zeit des Gesetzes wohnte Gott mehr symbolisch und in einer äußeren Weise unter Seinem irdischen Volk (2. Mose 25, 8), und das auch nur für kurze Zeit. Aber heute ist die Versammlung, die wahre Kirche, in absoluter Weise der Wohnplatz Gottes auf der Erde. Er wohnt in ihr durch die Person des Heiligen Geistes (l. Kor 3, 16). Die Versammlung bildet ein geistli­ches Haus (l. Pet 2, 5), sie ist eine Behausung Gottes im Geiste (Eph 2, 22) und wird auch als heiliger Tempel im Herrn (Eph 2, 21), als Tempel Gottes gesehen (l. Kor 3, 16). Der Bauende ist der Herr Jesus selbst, der gesagt hat: "Auf diesen Felsen will ich meine Versammlung bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen" (Mt 16, 18). Dazu verwendet Er nur lebendige Steine, nur solche Personen, die Leben aus Gott besitzen (l. Pet 2, 5). Sie bilden dieses geistliche Haus. Alles, was der Herr baut, ist vollkommen und ohne Tadel.

Das ist die eine, die göttliche Seite der Versammlung als Haus Gottes. Doch ehe ich auf die zweite, die mensch­liche Seite zu sprechen komme, sei auf einen wichtigen Grundsatz in Verbindung mit dem Haus Gottes hinge­wiesen: Der Hauptgedanke beim Haus Gottes ist Ver­antwortlichkeit. Folgende Schriftstelle macht das ganz klar:

„.. auf daß du wissest, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches die Versammlung des lebendigen Gottes ist" (l. Tim 3, 15).

Wenn Gott irgendwo wohnt, dann müssen die Dinge dort Ihm entsprechen, dann müssen wir uns, wenn auch wir dort sein dürfen, so verhalten, wie es nach Seinen Gedanken ist; denn "deinem Hause geziemt Heiligkeit, Jehova, auf immerdar" (Ps 93, 5). Heiligkeit ist also der vorherrschende Wesenszug des Hauses Gottes. Wird dieser Heiligkeit nicht entsprochen, dann muß und wird Gott Gericht darüber bringen. Davon spricht der Apostel Petrus in Kapitel 4 seines ersten Briefes (Vers 17).

Damit sind wir unversehens zu einer zweiten Betrach­tungsweise des Hauses Gottes gekommen, wie wir sie in der Heiligen Schrift ebenfalls finden: das Haus Gottes als Schauplatz der menschlichen Verantwortlichkeit ‑ ein Schau­platz, den durchaus auch das Gericht Gottes treffen kann. Auf derselben Linie liegt es, wenn der Apostel Paulus in 1. Korinther 3, Verse 9‑13, davon spricht, daß ‑ nicht der Herr Jesus baut, sondern ‑ Menschen an dem Bau Gottes arbeiten und dies unter Umständen mit schlechten Materialien ("Holz, Heu, Stroh") tun. Letzteres ist tatsächlich geschehen. Durch die Einführung falscher Lehren, die dem Urteil und Gericht Gottes nicht stand­halten, sind auch falsche Menschen, die Produkte dieser Lehren, in die Kirche hineingekommen. Wenn auch Si­mon, der Zauberer, in Apostelgeschichte 8 nicht direkt ein Ergebnis falscher "christlicher" Lehre war, so war er doch einer von diesen falschen Menschen; und als er ge­tauft wurde, da wurde ‑ wohl zum ersten Mal in der Ge­schichte der christlichen Kirche ‑ ein lebloser Bekenner getauft und auf diese Weise dem Haus Gottes in seinem äußeren Aspekt hinzugefügt.

Spätestens seit jenem Augenblick ist das äußere Haus Gottes dem Umfang nach größer als der Leib Christi, der keine toten Glieder kennt. Bis dahin waren beide, was die betreffenden Personen angeht, deckungsgleich, wenn sie auch nicht dasselbe bedeuten. Und hier ist auch der Berührungspunkt des Hauses Gottes in seinem äußeren Aspekt mit dem Reich der Himmel, auf das ich in der nächsten Anmerkung zu sprechen kommen möchte. Mit beiden ist der Gedanke der Regierung Gottes und der Verantwortlichkeit des Menschen verbunden, beide las­sen auch den Gedanken zu, daß sich leblose, rein äußer­liche Bekenner darin befinden. Und weil das so ist, sind beide auch dem Gericht Gottes unterworfen. Deswegen sagte ich: "Haus Gottes beziehungsweise Reich der Him­mel."

Die Taufe in Matthäus 28, Briem Christian

12/22/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Wenn wir den Taufauftrag des Herrn an Seine jün­ger am Schluß des Matthäus‑Evangeliums mit dem in Markus 16 vergleichen, fällt uns eine völlig ver­schiedene Reihenfolge und auch ein anderslauten­der Inhalt der einzelnen Stücke auf. Beginnen wir mit Markus 16:

"Gehet hin in die ganze Welt und prediget das Evangelium der ganzen Schöpfung. Wer da glaubt und getauft wird, wird errettet werden."

Das ist zweifellos die christliche Reihenfolge:

predigen ‑ glauben ‑ taufen.

Hier haben wir ohne Frage die christliche Taufe vor uns.

In Matthäus 28 dagegen nennt der Herr Jesus eine andere Ordnung der Dinge:

• "Gehet nun hin und

• machet alle Nationen zu Jüngern, und

• taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und

• lehret sie, alles zu bewahren, was ich euch gebo­ ten habe."

Die Reihenfolge, die wir hier beobachten, ist ein­fach:

Hingehen ‑ jünger machen.

Letzteres wiederum würde, wie wir gesehen haben, durch Taufen und Lehren geschehen. Auch ist die­ser Auftrag ausdrücklich auf alle Nationen be­schränkt, während der Herr in Markus 16 von der ganzen Welt und von der ganzen Schöpfung sprach. Wir hören in Matthäus 28 auch nichts von Buße tun oder glauben oder gar vom Errettet‑Werden. Viel­mehr sagt der Herr nur, sie sollten alle Nationen zu Jüngern machen, indem sie tauften und lehrten.

Wir können aus diesen Merkmalen den Schluß zie­hen, daß sich der Taufauftrag in Matthäus 28 in seiner vollen Bedeutung auf ein Werk bezieht, das nach dem Ende der Gnadenzeit vom jüdischen Überrest den Nationen gegenüber ausgeführt wer­den wird. Es handelt sich offenbar um die messia­nische Taufe vor und während des tausendjährigen Friedensreiches Christi auf der Erde. Sie wird von einer Belehrung begleitet sein, die das zum Inhalt haben wird, was der Herr Seinen Jüngern ‑ vor­nehmlich in der Bergpredigt (Mt 5‑7) ‑ geboten hat­te: "Und lehret sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe" (Mt 28, 20).

Die christliche Taufe heute ist dagegen für Juden und Nationen gleichermaßen. Und durch diese Taufe verlieren beide ihre bisherige religiöse Stel­lung: Sie werden in den Tod Christi und damit in das christliche Bekenntnis gebracht. Der Jude hört auf, ein Jude zu sein; der Mohammedaner hört auf, ein Mohammedaner zu sein.

Die Taufformel

Noch eben ein Hinweis auf die Worte, die bei der Durchführung einer Taufe benutzt werden sollten. In der Apostelgeschichte hören wir wiederholt, daß Menschen auf den Namen oder im Namen des Herrn Jesus Christus getauft worden sind.

Viele haben daraus den Schluß gezogen, daß die Belehrung des Herrn in Matthäus 28, "auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heili­gen Geistes" zu taufen, für uns überholt oder nicht angebracht sei. Andere wieder bringen die Worte in Matthäus 28 ‑ zu Recht, wie wir gesehen haben ‑mit dem jüdischen Auftrag für spätere Tage in Verbindung und halten sie deswegen als Tauffor­mel für die christliche Taufe nicht geeignet.

Dem möchte ich entgegnen: Es ist nicht einzusehen, warum nicht beide Dinge miteinander verbunden werden können. Und das aus zweierlei Gründen.

Erstens geben uns die verschiedenen Wendungen in der Apostelgeschichte keine direkte Taufformel an.

Deswegen rede ich auch nicht gern von einer "Taufformel". Der Heilige Geist zeigt uns vielmehr anhand geschichtlicher Ereignisse, worauf ("auf"), in welcher Kraft ("in") oder auf welcher Grundlage ("auf, aufgrund") die Taufe jeweils geschah. Die letzte Ausdrucksweise liegt übrigens in Apostelgeschichte 2, Vers 38, vor: "Ein jeder von euch werde getauft auf den Namen Jesu Christi" (wörtlich: aufgrund des Namens Jesu Christi).

Die zweite Erwägung ist die: Gott hat Sich im Chri­stentum völlig offenbart, und zwar als Gott, der Vater, Gott, der Sohn, und Gott, der Heilige Geist. Wenn nun sogar im Tausendjährigen Reich entspre­chend dieser vollen Offenbarung auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Gei­stes getauft werden wird, warum soll es dann gera­de im Christentum nicht geschehen? Zudem geben die Worte des Herrn Jesus in Matthäus 28 als ein­zige eine gewisse "Taufformel" an. Warum sollten wir sie nicht benutzen? So glaube ich, daß es ange­messen ist, wenn wir heute beides miteinander verbinden und im Namen des Herrn Jesus auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heili­gen Geistes taufen. Ich persönlich füge noch gern hinzu: "auf den Tod des Herrn Jesus" (vgl. Röm 6, 3‑4).

Die Taufe ‑keine Sache der Versammlung

Darf ich noch einmal aufzeigen, womit die Taufe nichts zu tun hat?

Sie führt nicht zum ewigen Leben, sie ist nicht einmal ein Bild davon.

• Sie gibt keine Vergebung der Sünden, sie ge­ schieht nur im Blick darauf.

• Sie ändert nicht meine Stellung in bezug auf den Himmel und die Ewigkeit, sie tut das nur im Blick auf die Erde und diese Zeit.

Noch ein weiterer wichtiger Punkt kommt hinzu:

Die Taufe ist nicht eine Angelegenheit der Ver­sammlung Gottes, sondern eine persönliche Sache zwischen dem Täufer und dem Täufling.

Anders als bei der Zulassung zum Brotbrechen ist es nicht Aufgabe und Sache der örtlichen Versamm­lung, jemand zu taufen und ihn so in das Reich der Himmel beziehungsweise in das Haus Gottes auf der Erde aufzunehmen. Es ist ein durchaus irriger Gedanke anzunehmen, die Taufe führe in die Ver­sammlung als den Leib Christi. Das wird vielmehr durch die Versiegelung mit dem Heiligen Geist be­wirkt. Paulus war der "Diener der Versammlung" (Kol 1, 24‑25), aber Christus hatte ihn nicht ausge­sandt zu taufen (l. Kor 1, 17). Die Verwechslung und Verquickung von Reich Gottes und Versamm­lung Gottes hat sich überaus unheilvoll ausgewirkt. Sie mochten zu Anfang "deckungsgleich" gewesen sein (es waren dieselben Jünger, die das eine wie die andere bildeten), aber sie bedeuten einfach nicht dasselbe.

Wer diesen Unterschied erfaßt hat, wird leicht ver­stehen, daß die Taufe nicht die Berechtigung zur Teilnahme am Tisch des Herrn gibt, wenn auch kein Ungetaufter daran teilnehmen sollte. Simon, der Zauberer, war getauft worden, aber er hatte kein Anrecht, am Tisch des Herrn teilzunehmen: Er war kein gläubiges Kind Gottes.

Nein, die Versammlung tauft nicht, einzelne Diener des Herrn tun das. Überall in der Apostelgeschichte können wir das sehen. Petrus taufte, Philippus tauf­te, Ananias taufte. Philippus taufte den Kämmerer, der gerade erst an den Herrn Jesus gläubig gewor­den war. Er beriet sich nicht mit jemand darüber, er konnte es gar nicht. Er fragte auch nicht erst die Versammlung oder die Apostel in Jerusalem, ob er das tun dürfe. Es heißt einfach: "Und er taufte ihn" (Apg 8, 38). Ein "einfacher" Jünger, Ananias, taufte den späteren Apostel der Nationen. Und es war erst drei Tage her gewesen, daß dieser zum leben­digen Glauben an den verherrlichten Jesus von Nazareth gekommen war! Aus beiden Begebenhei­ten lernen wir daher auch, daß die Taufe am An­fang des christlichen Weges liegt. Man sollte des­wegen dem, der getauft werden möchte, nicht alle möglichen sittlichen und geistlichen Tugenden abverlangen.

Daß die Taufe, wenn irgend möglich, in Verbindung mit der örtlichen Versammlung geschehen sollte, ist indes eine andere Sache und sicherlich zu bejahen. Wie schön und angemessen, wenn die Geschwister der örtlichen Versammlung als Zeugen zugegen sind! Gerade in unseren Tagen der Schwachheit und der Verwirrung wird sich der Diener des Herrn vor allzu selbstsicheren Alleingängen zu bewahren wissen. Daß übrigens auch die Durchfüh­rung der Taufe in der privaten Sphäre eines Hauses völlig genügt und vor Gott durchaus einen öffentli­chen Charakter trägt, belegen die Beispiele der Pur­purkrämerin und des Kerkermeisters in Philippi (Apg 16, 15.33). Großangelegte Tauffestlichkeiten mit feierlichen Zeremonien und Taufkleidern waren den Christen zur Zeit der Apostel völlig fremd. Wir können in diesem allen nicht einfach genug sein.

Das Taufen für Tote

Ich möchte, um das Thema der Taufe gleichsam abzurunden, noch auf den 29. Vers in 1. Korinther 15 zu sprechen kommen, der von vielen schwer verstanden wird, der aber die einfache Bedeutung der Taufe unterstreicht.

"Was werden sonst die tun, die für die Toten getauft werden, wenn überhaupt Tote nicht auferweckt wer­den? warum werden sie auch für sie getauft?"

Was bedeutet Jür die Toten getauft werden"? Manche Ausleger haben angenommen, daß die Gläubigen in Korinth in den Irrtum verfallen waren zu glauben, daß, wenn einige von ihnen, ohne ge­tauft zu sein, entschlafen waren, andere für sie getauft werden konnten, und daß Paulus dieser Meinung entgegentreten wollte. Doch in den Wor­ten des Apostels liegt keine Verurteilung oder Rich­tigstellung. Wenn wir die Verse 20 bis 28 als eine Einschaltung verstehen, dann wird erkennbar, daß der Apostel an Vers 19 anknüpft, wobei Vers 18 den 29. Vers und Vers 19 die Verse 30‑32 erklärt.

Wir wissen ja, daß einige in Korinth die Auferste­hung leugneten. Und so ist das Argument des Apo­stels‑. Wenn es keine Auferstehung der Toten gäbe, dann "sind auch die, welche in Christo entschlafen sind, verlorengegangen ... Was werden sonst die tun, die für die Toten getauft werden?" Wer wird, fragt er gleichsam, an ihren Platz in der Schlach­treihe treten und jede Stunde in Gefahr sein wie Soldaten im Krieg, wenn überhaupt Tote nicht auferweckt werden? Was für ein Sinn lag für Pau­lus darin, in Ephesus mit "wilden Tieren" gekämpft zu haben, wenn Tote nicht auferweckt werden? Mit den Ausdrücken Jede Stunde in Gefahr sein" und "kämpfen" spielt er auf die Gefahren derer an, die, wie Soldaten im Krieg, ihren Platz in den Schlacht­reihen des Herrn eingenommen haben und den Kampf des Glaubens kämpfen.

Nichts Mystisches liegt in den Worten „für die Toten getauft werden". Sie bedeuten einfach, daß andere an die Stelle derer traten, die inzwischen entschlafen waren. Aber das uns hier besonders Interessierende ist: Wodurch traten sie an die Stelle der Heimgegangenen? Durch die Taufe. Das unter­streicht die Bedeutung der Taufe, wie wir sie vor­her gesehen haben. Dadurch, daß sie sich taufen ließen, traten sie öffentlich in den Bereich des Chri­stentums ein: Sie wurden für die (im Sinne von: anstelle der) Toten getauft.

Damals war das Christentum noch keine Staatsreli­gion, war es noch nicht zu einer leeren Form degra­diert, und es sah sich der finsteren Macht des Hei­dentums gegenübergestellt. Sich taufen zu lassen bedeutete daher in jenen Tagen, den Platz eines Kämpfers für die Wahrheit Gottes einzunehmen und alle damit verbundenen Gefahren auf sich zu nehmen. Das bedeutet es grundsätzlich auch heute noch. Haben wir in bezug auf unsere Taufe auch schon einmal an diese Seite gedacht?

Wassertaufe ist nicht Geistestaufe

Ich habe schon auf einige Punkte hingewiesen, mit denen die Taufe mit Wasser nichts zu tun hat. Ein Punkt jedoch muß am Schluß noch hinzugefügt werden:

Die Wassertaufe darf nicht mit der Taufe mit Heili­gem Geist verwechselt und vermischt werden.

Es kann geschehen, ja, wir müssen sagen: es ge­schieht, daß solche Menschen die Wassertaufe er­halten, die noch keine neue Geburt erlebt haben. Wir haben uns damit beschäftigt. Das Vorrecht jedoch, mit Heiligem Geist getauft zu werden (Apg 2, 4), beziehungsweise das Vorrecht, den Heiligen Geist zu empfangen (Apg 2, 38; Röm 8, 15),* wird nur solchen Menschen zuteil, die bereits durch den Glauben an den Herrn Jesus das ewige Leben besit­zen und sich im Glauben ganz auf Sein Sühnungs­werk stützen (Eph 1, 13).

__________

* Ich mache hier den Unterschied zwischen dem Getauft wer­den mit Heiligem Geist und dem Empfangen des Heiligen Gei­stes. Die Taufe mit Heiligem Geist bezieht sich, streng genom­men, nur auf das, was am Tag der Pfingsten geschah: auf das Herabkommen des Heiligen Geistes auf jene 120 in Jerusalem. Wir empfangen Ihn heute, werden mit Ihm getränkt oder werden mit Ihm versiegelt. Grundsätzlich handelt es sich jedoch um dieselbe Segnung, wie die im Text angegebenen Schriftstellen deutlich zeigen.

Wir sehen das so deutlich am Beispiel des römi­schen Hauptmanns Kornelius in Apostelgeschichte 10. Dieser gottesfürchtige Mann war in seinem Herzen längst auf die gute Botschaft von dem Herrn Jesus vorbereitet, wagte aber nicht, sie auch für sich als jemand, der von den Nationen war, zu beanspruchen. Ohne Frage besaß er bereits gött­liches Leben, ehe er das göttliche Gesicht sah. Be­denken wir nur, was Gott von ihm sagt! Unmög­lich, "allezeit zu Gott zu beten", und nicht göttli­ches Leben zu besitzen! Aber als er dann zusam­men mit den Seinen hören durfte, daß jeder, der an Ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch Seinen Namen, fiel, noch während Petrus diese Worte sprach, der Heilige Geist auf alle, die das Wort hörten (Verse 43‑44). Offenbar war es ein Hören mit Glauben, wie wir es auch an manchen anderen Stellen des Neuen Testaments verstehen müssen (z.B. Joh 5, 25; 10, 27). Und dann wurden sie auf Geheiß des Petrus mit Wasser getauft: "Könnte wohl jemand das Wasser verwehren, daß diese nicht getauft würden, die den Heiligen Geist empfangen haben, gleichwie auch wir?"

Das ist übrigens auch die normale Reihenfolge für uns heute, die wir auch "von den Nationen" sind: Zuerst das Empfangen des Heiligen Geistes und dann die Taufe mit Wasser. Durch die Verkündi­gung des Wortes Gottes in der Kraft des Geistes wird in dem Menschen der Glaube an den Herrn Jesus und Sein Werk hervorgerufen. Hat der Geist das in der Seele erreicht, versiegelt Er den Glauben­den auf den Tag der Erlösung (Eph 1, 13; 4, 30). Und geht es normal zu, wird irgendwann bald danach in dem Gläubigen der Wunsch emporkom­men, nun auch nach außen hin auf die Seite seines Herrn und Heilandes zu treten und mit Ihm den Platz der Verwerfung hier zu teilen. Durch die Taufe mit Wasser gelangt man äußerlich in den Bereich des Christentums, bekennt man sich zu dem gestorbenen Christus. So wichtig das auch ist, es hat nur mit unserer Stellung auf der Erde zu tun.

Doch durch die Taufe mit Heiligem Geist wurde am Pfingsttag vor fast zweitausend Jahren ein himmlischer Organismus geschaffen, die Versamm­lung, der Leib Christi. Und wer heute den Heiligen Geist empfängt, wird als lebendiges Glied mit die­sem Leib verbunden: "Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geiste getränkt wor­den" (l. Kor 12, 13).

Das jedoch ist nicht nur ein äußeres Bekenntnis für die Erde, sondern eine innere Beziehung, die für den Himmel und die ewig ist. Aber was mich dabei so beglückt, ist dies: Ob es sich um das Reich oder den Leib handelt ‑ es ist Christus, und Er allein, der dem einen wie dem anderen Inhalt und Gepräge gibt. Sein Name sei hoch erhoben und gepriesen!