Ich will von Blumhardt lernen, dass Jesus Sieger ist, Erwin Rudert

04/25/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Streiflichter aus Blumhardts Leben und Werk in Gemeinschaft mit seiner Frau Doris und derBN5947.jpg?1682400118205 geheilten Gottliebin Dittus 

Überblickt man das ganze Leben von Blumharct, dann heben sich deutlich zwei Perioden voneinander ab: die erste als Zubereitung auf die besondere Lebensaufgabe, die zweite als Erfüllung dieser Lebensaufgabe, in der Mitte (am 26. Juni 1842 - zugleich Lebensmitte) die große und entscheidende Wende. 

Das ganze Leben durchziehen drei Klänge, die in jeder Phase hörbar sind: Lobgesang, Gebet und Bibellesen im Aufblick zu Jesus Christus als seinem Herrn und Heiland. Blumhardt war von Jugend an kein Einzelgänger, scndern ein Mensch, der Gemeinschaft brauchte und Gemeinschaft schenkte. Diese Charaktereigenschaft fand in seiner Frau Doris volle Ergänzung. Frau Doris wurde nicht nur eine vorbildliche Pfarrfrau im üblichen besten Sinne, sie wurde ihm auch hinsichtlich seiner Lebensaufgabe ebenbürtig. Es war beider Lebensaufgabe, sodaß man, wie Zündel in der Biographie mahnt, dies auf keinen Fall übersehen darf. In dieses Doppelgespann wuchs nach ihrer Heilung auch die Gottliebin geistig voll hinein. Blumhardt war sehr musikalisch, was in vielen Liedern und Kompositonen einen reichen Niederschlag gefunden hat, der mit Unrecht fast ganz übersehen wird. Wie die meisten pietistischen Väter ist auch Blumhardt stark auf Luther bezogen.

In diesen kurzen «Streiflichtern« konnte längst nicht alles aus Blumhardts Leben und Werk erwähnt werden und längst nicht alles Erwähnte ausführlich genug behandelt werden. Es mußte eine Auswahl getroffen werden. Wer etwas vermißt oder über Gebrachtes mehr gehört hätte, der wird um eigene Weiterarbeit gebeten. Gerade solche eigene Weiterarbeit möchte diese Schrift bei vielen wecken.

A. Zubereitung auf die besondere Lebensaufgabe 16. Juli 1805 -26. Juni 1842. 1. Elternhaus und Kindheit Johann Christoph Blumhardt ist am 16. Juli 1805 in Stuttgart als 2. Sohn des Johann Christoph Blumhardt und der Johanna Luise, Tochter des Schneidermeisters Deckinger geboren. Die Vorfahren waren Bauern im mittleren Neckarraum, die dem Zug der Zeit in die Hauptstadt folgten. Der Vater war zunächst Bäcker, dann Mehlhändler, schließlich Holzmesser im städtischen Dienst, um Bäckern und anderen das nach Stuttgart angefahrene Langholz zuzumessen. 

Die Eltern Blumhardts gehörten somit zum Kleinbürgertum. Sie waren nicht begütert. »Schmalhans« war oft Gast im Haushalt; die Kinder mußten frühzeitig mithelfen, z. B. Holz herantragen. In der Verwandtschaft bestand die Tendenz zum beruflichen und damit auch wirtschaftlichen Aufstieg - in fürstliche Dienste oder auch als Pfarrer, wie ein Onkel von Johann Christoph, der als Pfarrer in seinem Leben noch eine bedeutende Rolle spielen sollte. Die Eltern waren evangelisch und gehörten zu den damals recht starken pietistischen Kreisen, vornehmlich den Pregizerianern, einer fröhlichen und sangeslustigen Gemeinschaft, weswegen man sie auch Juchhe-Christen nannte. Durch ihren Gründer, Pfarrer Pregizer, waren sie lutherisch geprägt, was auch auf Blumhardt gewirkt hat. Über den Ernst christlicher Erziehung durch Vater und Mutter berichtete der Sohn später: »Dem Vater lag die Erweckung eines christlichen Sinnes seiner Kinder sehr am Herzen. 

Er versammelte uns Geschwister regelmäßig zu Gebet und Bibellesen, ließ uns geistliche Lieder miteinander singen und ermunterte uns auf die verschiedenste Art. Unvergeßlich sind mir die Augenblicke, da er einmal eines Abends von etwaigen Verfolgungen mit uns redete, die in späterer Zeit das Bekenntnis des Namens Jesu zur Folge haben könnte. Alle meine Glieder durchzuckte es, als er uns zuletzt unter lebhaften Bewegungen zurief: 'Kinder, lasset euch lieber den Kopf abschlagen, als daß ihr Jesum verleugnet!'. Solche Erzählungen, durch die gleiche Sorgfalt einer zärtlich liebenden Mutter und eines .teilnehmenden Oheims unterstützt, ließ frühzeitig das Gute in mir erwachen; und ich rechne es mir zu besonderem Glück zu, manche lebhafte Erinnerung aus meiner Kindheit von besonderen Gnadenzügen Gottes an meinem Herzen zu haben.« Zündel berichtet, daß das Leben des Neugeborenen durch in Stuttgart einziehende marodierende französische Soldaten in höchster Gefahr stand. Der Vater suchte Hilfe auf dem Rathaus. Entgegen dieser Version hat Ernst nachgewiesen, daß es sich bei der Zeitangabe von Zündel um einen Irrtum handelt. 

Der Einmarsch der Franzosen in Stuttgart fand erst Ende September - Anfang Oktober statt. In der Nacht vom 30. September auf 1. Oktober wurden in Stuttgart etwa 12 000 französische Soldaten einquartiert. Dabei mag auch die Familie Blumhardt in Bedrängnis oder gar Gefahr gekommen sein. Am 4. Oktober hielt Napoleon selbst seinen großen Einzug in Stuttgart. In den Tagen darauf mußten weitere 40 000 Soldaten einquartiert werden. Überblickt man die Überlieferungen zum Lebensbeginn von Johann Christoph Blumhardt, dann sind von Anfang an drei Klänge deutlich wahrzunehmen: Lobgesang im Namen Jesu Christi, Gebet und Bibellesen. Es sollten die großen Klänge für sein ganzes Leben bleiben, 2. Schulzeit und Landexamen. Zu den beiden Buben gesellten sich im Hause Blumhardt noch weitere 4 Geschwister hinzu. Es wird berichtet, daß Blumhardt auch noch viel Kontakt mit Kindern in der Nachbarschaft und in derVerwandtschaft hatte, natürlich auch in der Schule. Dies war gewiß eine sehr gute Vorschule für seine große Kinderfreundlichkeit zeitlebens. 

Als Frühreifer kam er schon mit vier Jahren zur Schule. Da er sehr klein von Wuchs war (er blieb ein »Kleiner« sein Leben lang), trug ihn der Vater öfter zur Schule und der Lehrer zurück, Was im Elternhaus religiös gelebt und von den Kindern miterlebt wurde, fand zunächst in der Bürgerschule und dann im Gymnasium eine segensreiche Fortsetzung durch Lehrer, die wie die Eltern an Jesus Christus als ihren Herrn glaubten. Die Schulbildung entfernte nicht vom Glauben der Eltern. Dadurch ist Blumhardt vor einem »Bruch« in seinem Glaubensleben bewahrt geblieben, so daß er durch keine »Bekehrung« neu zum Glauben finden mußte. Die Bangigkeit der Eltern vor allzu hohen finanziellen Belastungen im Gymnasium wurde durch Zureden der Lehrer mit dem Hinweis überwunden, daß der Sohn auf Grund seiner guten Begabung gewiß bald eine Freistelle erhalten würde, was auch geschehen ist. Stimmlich und musikalisch war er auch recht gut begabt, das Üben machte ihm Freude. Die Bibel, die er im Elternhaus lieb gewonnen hatte, blieb ihm das liebste Buch. Mit 12 Jahren hatte er sie schon zweimal durchgelesen. Der Dreiklang, der ihn von Geburt eingehüllt hatte: Lobgesang, Gebet und Bibellesen, verließ ihn auch nicht während der Schulzeit, im Gegenteil, die Berichte über diese Zeit erwecken den Eindruck, daß er vertieft worden ist. Hier wuchs kein »essigsaurer Mucker« heran, sondern ein im Herrn Jesus fröhlicher Junge. a. Berufsziel und Landexamen 1820. Als Berufsziel ergab sich für Johann Christoph auf Grund seiner inneren Einstellung und dem Vorbild des Onkels das Amt des Pfarrers. 

Finanzielle Bedenken brauchten die Eltern deswegen nicht zu haben, weil die Württembergische Landeskirche schon damals die Ordnung hafte, geeignete Kandidaten, die durch ein besonderes »Landexamen« ausgesucht wurden, völlig kostenlos auszubilden und zwar zunächst auf dafür bestehende Seminare und anschließend auf der Universität in Tübingen mit Wohnung im »Stift«, einem ehemaligen Kloster.Nach der Konfirmation 1819, die auf Johann Christoph einen tiefen Eindruck gemacht hatte, wurde er zum Landexamen angemeldet. Von etwa 100 Kandidaten wurden 30 ausgesucht. Hier fand also eine Auslese aus allen Schichten statt, alleinige Voraussetzung entsprechende Leistungen im Gymnasium. Nach seinen Leistungen bestand für Johann Christoph eigentlich kein Bedenken am Bestehen des Examens, trotzdem bestand er es nicht. Da die Möglichkeit zur Wiederholung nach einem Jahr war, entschlossen sich die Eltern dazu. Diesmal bestand er die Prüfung und somit konnte er die Lautbahn eines Pfarrers in der Württembergischen Landeskirche ergreifen.

 Das Nichtbestehen des »Landexamens« im ersten Anlauf und das ungewisse Wartenmüssen 1 Jahr lang war - auf Blumhardts ganzes Leben gesehen - eine ausgezeichnete Schule für seine Lebensaufgabe. Er »scheiterte« immer wieder äußerlich, jedes solches »Scheitern« wurde ihm letztlich aber zum großen Gewinn. So auch schon dieses große erste »Scheitern«, wie wir im nächsten Abschnitt sehen werden. 3. Seminar Schöntal 1820- 1824. Blumhardt wurde in das Seminar Schöntal! Jagst eingewiesen. Schon auf der Hinfahrt begann offenkundig zu werden (aus der Rückschau natürlich), weshalb er erst beim zweiten Versuch das Landexamen bestanden hat. Die Kutsche, in der er nach Schöntal gefahren wurde, begegnete unterwegs einer anderen Kutsche, die offensichtlich das gleiche Ziel hatte. Auch in dieser Kutsche saß ein Junge in seinem Alter, nur nicht klein und mit fast schwarzem Haar wie er, sondern groß und mit blondem Haar. Beide sollten vom Eintreffen in Schöntal an eine innige Freundschaft fürs ganze Leben schließen. Darüber hinaus öffnete diese Freundschaft ihm Tor und Herz der Korntaler Brüdergemeinde. Inder anderen Kutsche saß nämlich der Gründer und Leiter eben dieser Brüdergemeinde, Gottlieb Wilhelm Hoffmann mit seinem Sohn Wilhelm. 

Schon bald wurde Blumhardt auch nach Korntal eingeladen, wo er seine eigentliche, vor allem seine geistige Heimat fand, sonderlich nachdem der eigene Vater 1822 starb und Hoffmann auch ihm Vater wurde. Hier in Korntal fand Blumhardt das, was er für seine Lebensaufgabe einmal dringend brauchen wird, ihm das Schöntaler Seminaraber nicht geben konnte: Vertiefung des Glaubens durch Gebet und Bibellesen in einer Gemeinschaft, besonders in lutherischer Prägung. Auch der Lobgesang wird in der Gemeinde in Korntal noch ganz anders geklungen haben als im Buben-Seminar in Schöntal. In Schöntal herrschte strenge Zucht, und es wurde sehr fleißig gearbeitet. 

Sehr gründlich wurden die alten Sprachen (hebräisch, griechisch, lateinisch) gelehrt und gelernt. Zusammen mit Hoffmann übte sich Blum-hardt auch in der französischen und englischen Sprache. Unterstützt durch Korntal verlor Blumhardt im Seminar auch nicht den Glauben an Jesus Christus als seinen Herrn. Zusammen mit Hoffmann konnte das Seminar so abgeschlossen werden, daß es zum Studium der Theologie und zur Aufnahme ins Stift in Tübingen berechtigte. Blumhardt war für die Zeit in Schöntal und für das, was er dort gelernt hatte, seih Leben lang dankbar. Was er Korntal verdankte, hat er in einer Ansprache zu dessen 50jährigem Jubiläum 1869 in großer Dankbarkeit bekannt: »Ich gehöre seit 1820 dem Geiste der Gemeinde Korntal an.  In jenem Jahr kam ich 15 Jahre alt ins Kloster Schöntal....Seitdem war ich auch in allen Ferien, bisweilen 8 Tage lang bei Vater Hoffmann


Inhalt
1. Teil Streiflichter aus Blumhardts Leben und Werk in Gemeinschaft
mit seiner Frau Doris und der geheilten Gottliebin Dittus
A. Zubereitung auf die besondere Lebensaufgabe 16. 7. 1805 - 26. 6. 1842
1. Elternhaus und Kindheit geb. 16. 7. 1805
2. Schulzeit 1805 - 1820, Landexamen 1820
3. Seminar Schöntal 1820 -1824
4. Theologiestudium in Tübingen, Stiftler 1824 - 1829
5. Vikar in Dürrmenz 1829 - 1830 6. Lehrer am Missionshaus in Basel (Verlobung) 1830 - 1837
7. Vikar in Iptingen 1837 - 1838
8. Pfarrer in Möttlingen (Hochzeit) 1. Abschnitt Juli 1838 - 26. 6. 1842
B. Wende - Die Lebensaufgabe 26. 6. 1842
C. Erfüllung der Lebensaufgabe 26. 6. 1842 - 6. 7. 1886
1. In Möttlingen 2. Abschnitt 26. 6. 1842 -1. 7. 1852
1. Kämpfe und Siege 26. 6. 1842 - Ende Dezember 1843
2. Erweckung und ihre Folgen 1. 1. 1844 -1. 7.1852
11. In Bad Boll 1.7.1852-6.7.1886
1. Bis zum Tode von Gottliebin Dittus 26.1.1872
2. Bis zum Tode von Blumhardt 25. 2.1880
3. Bis zum Tode von Doris Blumhardt 6.7.1886
Anhang zum 1. Teil
1. Bad Boll in der Zeit des Sohnes Christoph 6. 7.1886 - 2. 8.1919
2. Bad Boll nach dem Tode von Christoph Blumhardt 1919 bis heute
3. Erweckung durch Blumhardt
a. im Schwarzwald (Johannes Seitz)
b. auf den Fildern bei Stuttgart
4. Möttlingen seit Blumhardts Wegzug
a. Das Dorf
b. Rettungsarche von Friedrich Stanger
c. Pension Kriegbaum
d. Judenchristliche Gemeinde Patmos (Poljak)
e. Blumhardt-Gesellschaft e.V.
5. Psychiatrische Gutachten über den Gottliebin Dittus"„Fall
6. Blumhardt-Forschungsstelle Stuttgart (Dr. Paul Ernst)
2. Teil: Blumhardt-Gemeindesonntag in Möttlingen 20. 7.1980
Festgottesdienst am Vormittag
Grußwort Ortspfarrer Löffler
Predigt Prälat Theo Sorg, Stuttgart
Festversammlung am Nachmittag
Grußwort Dekan Wirth
Grußwort Prälat Askani
Vorträge: Professor Dr. Helmut Lamparter, Tübingen
Landgerichts-Direktor Eberhard Krüger,
Leiter der Rettungsarche
Verleger Friedrich Hänssler, Neuhausen-Stuttgart
3. Teil: Predigt von Dr. Paul Ernst in Möttlingen 11. 8. 1974
Abschiedspredigt von Ortspfarrer Karl Löffler 15. 2. 1981
Pfarrer Richard Haug: J. Chr. Blumhardt und die Reformation

ISBN:9783772202414
Format:15 x 21 cm
Seiten:124
Gewicht:181 g
Verlag:Ernst Franz
Erschienen:1987
Einband:Paperback